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Karl Heinz Kuznik und Winfried Downar Bochum ... · WMSpielorte im Ruhrgebiet befanden. Wertrahmen...

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18 Thematik Bericht Nr. 83 / Dezember 2016 Karl Heinz Kuznik und Winfried Downar Bochum Gelsenkirchener Straßenbahnen AG (BoGeStra oder BOGESTRA) Ebenso wie bei der Post fand auch im Bereich des öffentlichen Personennah verkehrs nach der Reichseinigung von 1871 eine rasante Entwicklung statt. Das Kaiserreich entwickelte sich zwischen 1871 und 1914 von einem stark agrarisch geprägten zu einen modernen Industriestaat. Insbesondere auch im Ruhrgebiet wuchsen die Städte. Im Ruhrgebiet waren es insbesondere der Kohlenbergbau und die Eisen und Stahlindustrie, die die Städtische Entwick lung maßgeblich prägten. Die rasante wirtschaftliche Entwicklung machte die Anwerbung neuer Arbeitskräfte erforderlich. Besonders die Landbevölkerung zog es in die industriellen Ballungsräume, wo man sich gegenüber dem eher bescheidenen Leben auf dem Lande eine bessere Lebensqualität versprach. Die Zahl der Beschäftigten stieg von 1870 bis 1900 von etwas mehr als 50.000 auf über 400.000 an und gleichzeitig wuchs die durchschnittliche Belegschafts stärke je Zeche von etwa 400 auf über 2500 Bergleute an. Damit verbunden stieg auch die Einwohnerzahl Bochums von 2200 Einwohnern im Jahr 1800 auf knapp 65.000 im Jahr 1900. Die Infrastruktur der Region musste entsprechend an diese Situation ange passt werden. Ein Hauptargument bei der Anwerbung von Arbeitskräften – ne ben den besseren Verdienstmöglichkeiten war die Bereitstellung von günstigem Wohnraum. Zu Beginn der Industrialisierung war es üblich in der Nähe des Arbeitsplatzes zu wohnen, denn das einzige Fortbewegungsmittel waren die eigenen Füße. Dies wurde allerdings durch die rasch wachsende Bevölkerung zunehmend schwieriger, sodass immer mehr Menschen täglich weite Wege zurücklegen mussten. Für längere Strecken stand zwar die Eisenbahn zur Verfügung, allerdings fehl te es an Verkehrsmitteln innerhalb der Städte bzw. zwischen benachbarten Gemeinden. Der Vorläufer der Straßenbahn, die Pferdebahn, wurde erstmals 1832 in New York eingesetzt. Die erste elektrische Straßenbahn wurde am 16. Mai 1881 in Berlin in Betrieb genommen. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts waren es schon rund hundert. In dieser Zeit entstand auch die BOGESTRA. Am 13. Januar 1896 wurde die BOGESTRA von den Städten Bochum und Gelsenkirchen sowie der Siemens & Halske AG gegründet. Grundlegend hierfür war darüber hinaus auch das
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Thematik

Bericht Nr. 83 / Dezember 2016

Karl Heinz Kuznik und Winfried Downar

Bochum Gelsenkirchener Straßenbahnen AG(BoGeStra oder BOGESTRA)

Ebenso wie bei der Post fand auch im Bereich des öffentlichen Personennah­verkehrs nach der Reichseinigung von 1871 eine rasante Entwicklung statt. Das Kaiserreich entwickelte sich zwischen 1871 und 1914 von einem stark agrarisch geprägten zu einen modernen Industriestaat. Insbesondere auch im Ruhrgebiet wuchsen die Städte. Im Ruhrgebiet waren es insbesondere der Kohlenbergbau und die Eisen­ und Stahlindustrie, die die Städtische Entwick­lung maßgeblich prägten. Die rasante wirtschaftliche Entwicklung machte die Anwerbung neuer Arbeitskräfte erforderlich. Besonders die Landbevölkerung zog es in die industriellen Ballungsräume, wo man sich gegenüber dem eher bescheidenen Leben auf dem Lande eine bessere Lebensqualität versprach. Die Zahl der Beschäftigten stieg von 1870 bis 1900 von etwas mehr als 50.000 auf über 400.000 an und gleichzeitig wuchs die durchschnittliche Belegschafts­stärke je Zeche von etwa 400 auf über 2500 Bergleute an. Damit verbunden stieg auch die Einwohnerzahl Bochums von 2200 Einwohnern im Jahr 1800 auf knapp 65.000 im Jahr 1900.

Die Infrastruktur der Region musste entsprechend an diese Situation ange­passt werden. Ein Hauptargument bei der Anwerbung von Arbeitskräften – ne­ben den besseren Verdienstmöglichkeiten – war die Bereitstellung von günstigem Wohnraum. Zu Beginn der Industrialisierung war es üblich in der Nähe des Arbeitsplatzes zu wohnen, denn das einzige Fortbewegungsmittel waren die eigenen Füße. Dies wurde allerdings durch die rasch wachsende Bevölkerung zunehmend schwieriger, sodass immer mehr Menschen täglich weite Wege zurücklegen mussten.

Für längere Strecken stand zwar die Eisenbahn zur Verfügung, allerdings fehl­te es an Verkehrsmitteln innerhalb der Städte bzw. zwischen benachbarten Gemeinden. Der Vorläufer der Straßenbahn, die Pferdebahn, wurde erstmals 1832 in New York eingesetzt. Die erste elektrische Straßenbahn wurde am 16. Mai 1881 in Berlin in Betrieb genommen. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts waren es schon rund hundert.

In dieser Zeit entstand auch die BOGESTRA. Am 13. Januar 1896 wurde die BOGESTRA von den Städten Bochum und Gelsenkirchen sowie der Siemens & Halske AG gegründet. Grundlegend hierfür war darüber hinaus auch das

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Gesetz betreffend das Pfandrecht an Privateisenbahnen welches im selben Jahr erlassen wurde und sich erstmalig mit dem Thema Straßenbahnen be­fasste. Zum Zeitpunkt der Gründung umfasste das Streckennetz eine Ge­samtlänge von knapp 15 Kilometer, verteilt auf drei Strecken. Entsprechend der Zielsetzung einer Verkürzung der Wege zur Arbeitsstätte verlief die erste Linie von Gelsenkirchen zur Zeche Holland in Wattenscheid (heute Bochum).

Ab 1926 wurden neben Straßenbahnen auch erstmals Omnibuslinien zur Ver­bindung der Städte und Gemeinden eingesetzt. Inzwischen gehören die Busse zu den Leistungsträgern im Personennahverkehr der BOGESTRA. Von insge­samt 75 Strecken (Stand 2013) werden 66 mit Bussen und lediglich 9 von Straßenbahnen befahren. Entsprechend dem strukturellen Wandel der BOGE­STRA befasste sich die BOGESTRA als eines der ersten Unternehmen im Personennahverkehr im Ruhrgebiet mit alternativen Antriebstechniken, insb. dem Einsatz von Hybridtechnik. Bereits 2008 wurde bei der BOGESTRA der erste Hybridbus in Nordrhein­Westfalen getestet. Seit 2011 umfasst der Fuhr­park bereits knapp 20 Hybridfahrzeuge, die inzwischen fast 700.000 Kilometer zurückgelegt und über eine Millionen Fahrgäste befördert haben.

Ihre Nähe zur Eisenbahn hat die BOGESTRA in ihrer über hundertjährigen Ge­schichte nie verleugnet. Auch in der Darstellung der Freistempel wird dies deutlich. Die Reichsbahn hatte ein Flügelrad als Ihr Symbol, auf welches die BOGESTRA in ihren ersten Freistempeln Bezug nahm. Auch das Logo der Freistempel der BOGESTRA ab 1975 zeigte ein stilisiertes Flügelrad, obwohl mit den Bussen ein gleichwertiges Verkehrsmittel für den öffentlichen Perso­nennahverkehr zur Verfügung stand.

Wertrahmen Rechteck; Francotyp C.

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Thematik

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Heute gehört die BOGESTRA mit 26 weiteren kommunalen und sechs Eisen­bahnverkehrsgesellschaften zum Verkehrsverbund Rhein Ruhr, der seinen Kunden ein abgestimmtes Bus­ und Bahnangebot für die Region Ruhrgebiet zur Verfügung stellen.

Wertrahmen Reichsadler, Frakturschrift; Francotyp C.

Wertrahmen Deutsche Bundespost; Francotyp C / dreistellige PLZ.

Wertrahmen Deutsche Bundespost; Francotyp C / PLGZ 21b.

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Parallel zu diesen Veränderungen hat die BOGESTRA wieder für ihre eigentli­che Aufgabe, die Durchführung des Personennahverkehrs mit Bussen und Bahnen, geworben.

Wertrahmen Deutsche Bundespost; Pitney Bowes / vierstellige PLZ.

Wertrahmen Deutsche Bundespost; Pitney Bowes / fünfstellige PLZ.

Wertrahmen Deutsche Bundespost mit Kennung;Pitney Bowes / fünfstellige PLZ; Abstand zwischen Ortsstempel und Wertrahmen auf Klebestreifen geringer.

Wertrahmen Deutsche Bundespost mit Kennung;Pitney Bowes / fünfstellige PLZ; Abstand zwischen Ortsstempel und Wertrahmen größer (s. Abb. davor).

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Thematik

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Die Kundenorientierung ging in den Folgejahren soweit, dass man den Kunden Weihnachts­ und Neujahrswünsche mit dem Freistempel übermittelte.

Wertrahmen Deutsche Post AG; Stielow Portoprinter / fünfstellige PLZ.

Wertrahmen Deutsche Post EURO CENT; Stielow Portoprinter / fünfstellige PLZ.

Wertrahmen Deutsche Post EURO CENT; Stielow Portoprinter / fünfstellige PLZ.

Wertrahmen Deutsche Post EURO CENT; Frama MailMax / fünfstellige PLZ.

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Im alltäglichen Postbetrieb wird seit Ende der 90er Jahre das noch heute gülti­ge BOGESTRA­Logo verwendet.

Wertrahmen Deutsche Post EURO CENT; Stielow Portoprinter / fünfstellige PLZ.

Wertrahmen Deutsche Post EURO CENT; Frama MailMax / fünfstellige PLZ.

Wertrahmen Deutsche Post EURO CENT; Frama MailMax / fünfstellige PLZ.

Wertrahmen Deutsche Post FRANKIT©; Pitney Bowes Connect+­

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Auch für die Fußballweltmeisterschaft hat man geworben. Zudem stellte die Erreichbarkeit der Spielorte eine besondere Herausforderung für den öffentli­chen Personennahverkehr dar, da sich mit Dortmund und Gelsenkirchen zwei WM­Spielorte im Ruhrgebiet befanden.

Wertrahmen Deutsche Post EURO CENT; Frama MailMax / fünfstellige PLZ.

Bereits ab 1983 warb die BOGESTRA auf ihren Freistempeln, mit einer Abbil­dung von Bus und Straßenbahn, für ihre Betriebskrankenkasse.

Wertrahmen Deutsche Bundespost; Francotyp­Postalia Curier/PS 4 / vierstellige PLZ.

Diese Form der Werbung für die Betriebskrankenkasse dominierte in den Fol­gejahren die Freistempel der BOGESTRA.

Wertrahmen Deutsche Bundespost mit Kennung; Francotyp­Postalia MS 5 WK/WK 4 / fette vierstellige PLZ, BOCHUM klein und eng.

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Wertrahmen Deutsche Bundespost mit Kennung; Francotyp­Postalia MS 5 WK/WK 4 / vierstellige PLZ. BOCHUM weit.

Wertrahmen Deutsche Bundespost mit Kennung; Francotyp­Postalia MS 5 WK/WK 4 / fünfstellige PLZ.

Wertrahmen Deutsche Post AG mit Kennung; Francotyp­Postalia MS 5 WK/WK 4 / fünfstellige PLZ.

Im Jahr 1996 ging die BKK BOGESTRA, welche bis dahin ein Teil der BOGE­STRA war, in der BKK Futur auf. Die BKK Futur ist ein Zusammenschluss zahlreicher Krankenkassen im Ruhrgebiet. Dieses Ereignis fand ebenfalls Be­rücksichtigung bei der Gestaltung eines Freistempels der BOGESTRA. Bis einschließlich 1999 enthielt der Freistempel der BKK BOGESTRA, als Teil der BKK Futur noch einen entsprechenden Verweis auf die BOGESTRA. Dieser Zusatz entfiel nach 1999.

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Bericht Nr. 83 / Dezember 2016

Wertrahmen Deutsche Post AG mit Kennung;Francotyp­Postalia MS 5 WK/WK 4 / fünfstellige PLZ.

Wertrahmen Deutsche Post EURO CENT; Hasler Mailmaster / fünfstellige PLZ; Konsolidierer WPS.

Zum Abschluss sei noch erwähnt, dass die Bogestra nicht nur Postkunde war, sondern seid ihren Anfangszeiten bis in die 60iger Jahre Dienstleister für die Post war und Post befördert hat.

Wer sich weitergehend mit dem Thema BOGESTRA befassen möchte, dem sei die Festschrift „Verbindung, Bogestra 1896 – 1996“ empfohlen. Allgemein Informationen finden sich zudem auf den Internetseiten der BOGESTRA und in den gängigen online Archiven.

Entgeltbezahlt­Vermerk "DIALOGPOST".


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