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Kafka Input Aerzte2009

Date post: 28-Jun-2015
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Einführung in einige Erzählungen von Franz Kafka.
98
Franz Kafka 3.7.1883-3.6.1924
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Page 1: Kafka Input Aerzte2009

Franz Kafka3.7.1883-3.6.1924

Page 2: Kafka Input Aerzte2009

„Ich bin nicht nur durch meine äußerlichen Verhältnisse, sondern noch viel

mehr durch mein eigentliches Wesen ein verschlossener, schweigsamer

ungeselliger unzufriedener Mensch, ohne dies aber für mich als ein

Unglück bezeichnen zu können, denn es ist nur der Widerschein meines

Zieles. Aus meiner Lebensweise, die ich zuhause führe, lassen sich doch

wenigstens Schlüsse ziehn. Nun ich lebe in meiner Familie, unter den

besten und liebevollsten Menschen, fremder als ein Fremder. Mit meiner

Mutter habe ich in den letzten Jahren durchschnittlich nicht zwanzig Worte

täglich gesprochen, mit meinem Vater kaum jemals mehr als Grußworte

gewechselt. Mit meinen verheirateten Schwestern und den Schwägern,

spreche ich gar nicht, ohne etwa mit ihnen böse zu sein. Der Grund

dessen ist einfach der, dass ich mit ihnen nicht das aller Geringste zu

sprechen habe. Alles was nicht Litteratur ist, langweilt mich und ich hasse

es, denn es stört mich oder hält mich auf, wenn auch nur vermeintlich. Für

Familienleben fehlt mir daher jeder Sinn außer der des Beobachters im

besten Fall. Verwandtengefühl habe ich keines, in Besuchen sehe ich

förmlich gegen mich gerichtete Bosheit.“ (TB, 21.8.1913)

Page 3: Kafka Input Aerzte2009

http://home.arcor.de/eberhard.liss/erfindung+technik/information.htm

Page 4: Kafka Input Aerzte2009

http://www.plani.ch/fddm.php

Page 5: Kafka Input Aerzte2009

Franz Kafka

Der Mann

aus Wörtern,

dessen Haut

aus Text

besteht.„Da ich nichts anderes bin als

Literatur und nichts anderes sein

kann und will....“ (TB 21.8.1913)

Page 6: Kafka Input Aerzte2009

„Heute früh zum erstenmal seit langer Zeit wieder

die Freude an der Vorstellung eines in meinem

Herzen gedrehten Messers.“ (TB, 2.11.1911)

Vom Allerprivatesten...

„Immerfort die Vorstellung eines breiten

Selchermessers das eiligst und mit mechanischer

Regelmäßigkeit von der Seite her in mich

hineinfährt und ganz dünne Querschnitte

losschneidet, die bei der schnellen Arbeit fast

eingerollt davonfliegen. (TB, 4.5.1913)

„Mein Leben ist das Zögern vor der Geburt.“

(TB,

24.1.1922)

Page 7: Kafka Input Aerzte2009

... zur conditio humana„Wir sind, mit dem irdisch befleckten Auge gesehn,

in der Situation von Eisenbahnreisenden, die in

einem langen Tunnel verunglückt sind und zwar an

einer Stelle wo man das Licht des Anfangs nicht

mehr sieht, das Licht des Endes aber nur so

winzig, dass der Blick es immerfort suchen muss

und immerfort verliert wobei Anfang und Ende

nicht einmal sicher sind. Rings um uns aber haben

wir in der Verwirrung der Sinne oder in der

Höchstempfindlichkeit der Sinne lauter Ungeheuer

und ein je nach der Laune und Verwundung des

Einzelnen entzückendes oder ermüdendes

kaleidoskopisches Spiel.

Was soll ich tun? oder Wozu soll ich es tun? sind

keine Fragen dieser Gegenden.“ (Fragment, 20.10.1917)

Page 8: Kafka Input Aerzte2009

Kafkas scheinbare Einfachheit

Die Bäume

Denn wir sind wie

Baumstämme im Schnee.

Scheinbar liegen sie glatt

auf, und mit kleinem

Anstoss sollte man sie

wegschieben können. Nein,

das kann man nicht, denn

sie sind fest mit dem Boden

verbunden. Aber sieh,

sogar das ist nur scheinbar.

Page 9: Kafka Input Aerzte2009

Das verstörend Einfache

Kleine Fabel (Spätjahr 1920)

»Ach«, sagte die Maus, »die Welt wird

enger mit jedem Tag. Zuerst war sie so

breit, dass ich Angst hatte, ich lief

weiter und war glücklich, dass ich

endlich rechts und links in der Ferne

Mauern sah, aber diese langen Mauern

eilen so schnell aufeinander zu, dass

ich schon im letzten Zimmer bin, und

dort im Winkel steht die Falle, in die ich

laufe.« - »Du musst nur die

Laufrichtung ändern«, sagte die Katze

und frass sie.

Page 10: Kafka Input Aerzte2009

Das unlösbar EinfacheGibs auf! (Spätjahr 1922)

Es war sehr früh am Morgen, die Strassen

rein und leer, ich ging zum Bahnhof. Als ich

eine Turmuhr mit meiner Uhr verglich, sah

ich, dass es schon viel später war, als ich

geglaubt hatte, ich musste mich sehr beeilen,

der Schrecken über diese Entdeckung liess

mich im Weg unsicher werden, ich kannte

mich in dieser Stadt noch nicht sehr gut aus,

glücklicherweise war ein Schutzmann in der

Nähe, ich lief zu ihm und fragte ihn atemlos

nach dem Weg. Er lächelte und sagte: "Von

mir willst du den Weg erfahren?" "Ja", sagte

ich, "da ich ihn selbst nicht finden kann."

"Gibs auf, gibs auf", sagte er und wandte sich

mit einem grossen Schwunge ab, so wie

Leute, die mit ihrem Lachen allein sein

wollen.

Page 11: Kafka Input Aerzte2009

Was fasziniert uns an Kafka?

Page 12: Kafka Input Aerzte2009

Seine (Manuskript)handschrift?

Page 13: Kafka Input Aerzte2009

Sein Horoskop?

http://www.astroschmid.ch/Horoskope/Krebs/kafka.htm

* 3.7.1883

Page 14: Kafka Input Aerzte2009

Sein Verhältnis zu Frauen?

„Ich kann offenbar nur das lieben, was ich so hoch über

mich stellen kann, dass es mir unerreichbar wird.“

Page 15: Kafka Input Aerzte2009

Seine Verlorenheit?

„Heute nachmittag kam

der Schmerz über meine

Verlassenheit so

durchdringend und straff

in mich, dass ich

merkte, auf diese Weise

verbrauche sich die

Kraft, die ich durch

dieses Schreiben

gewinne...“

(TB, 1.11.1911)

Page 16: Kafka Input Aerzte2009

Sein Verhältnis zum Vater?

*1852

Page 17: Kafka Input Aerzte2009

Seine Art zu zeichnen?

1905

Page 18: Kafka Input Aerzte2009

Sein Verhältnis zur Mutter?

*1856

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Seine Unbedingtheit, (Berufs)Leben

und Schreiben versöhnen zu wollen?

TB S. 33

Page 20: Kafka Input Aerzte2009

Sein Blick?

Page 21: Kafka Input Aerzte2009

Was fasziniert uns an Kafkas

Texten?

Page 22: Kafka Input Aerzte2009

Die Personen und Geschichten?

Page 23: Kafka Input Aerzte2009

Die Sprache?

„Jemand musste Josef K. verleumdet haben,

denn ohne dass er etwas Böses getan hätte,

wurde er eines Morgens verhaftet.“

• Eines Morgens wurde Josef K. verhaftet.

• Jemand hatte Josef K. verleumdet, denn er wurde eines Morgens

verhaftet.

• Jemand hatte Josef K. verleumdet, denn ohne dass er etwas Böses

getan hatte, wurde er eines Morgens verhaftet.

• Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas

Böses getan hatte, wurde er eines Morgens verhaftet.

Page 24: Kafka Input Aerzte2009

Die Sprache?

„Beim Einschlafen ein vertikal gehender Schmerz

im Kopf über der Nasenwurzel, wie von einer zu

scharf gepreßten Stirnfalte.“ (TB, 3.10.1911)

„Kunstloser Übergang von der gespannten Haut

der Glatze meines Chefs zu den zarten Falten

seiner Stirn. Eine offenbare, sehr leicht

nachzuahmende Schwäche der Natur, Banknoten

dürften nicht so gemacht sein.“ (TB, 13.10.1911)

Page 25: Kafka Input Aerzte2009

Die Themen?

Die Abgründigkeit des Alltäglichen

Väter und Söhne

Wo ist Wahrheit?

Worin besteht meine Schuld?

Die Unmöglichkeit der Liebe

Wie weit ist es bis zu dir?

Das Gesetz

Page 26: Kafka Input Aerzte2009

???

Page 27: Kafka Input Aerzte2009

Überlagerung von Leben und Literatur

Literar. Texte

BriefeTagebuch

Page 28: Kafka Input Aerzte2009

Struktur

• ApéroWas fasziniert uns an Kafka?

• VorspeiseWie und wann lebt und schreibt Kafka?

• Hauptspeise„Was will uns der Dichter sagen?“

• NachspeiseKafka und die Krankheit(en)

Page 29: Kafka Input Aerzte2009

VorspeiseWie und wann lebt und schreibt Kafka?

http://www.kafka.org/picture/roland/1.jpg

Page 30: Kafka Input Aerzte2009
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Prag 1900

Page 32: Kafka Input Aerzte2009

Prag 1900

Page 33: Kafka Input Aerzte2009

Prag 1900

Wenzelsplatz

Karlsbrücke

Ca. 400‘000 Einwohner

Davon ~ 30‘000 Deutsche,

wovon viele Juden

Page 34: Kafka Input Aerzte2009

Eckpunkte zur Zeit (1912-1924)

Der Blaue Reiter

Dada

1. Weltkrieg

Zwölftonmusik

Relativitätstheorien

Atommodelle

Kubismus

Erste Rundfunksendung

Bauhaus

Leica

Titanic 14.4.1912

Bewegliche Prothesen (Sauerbruch, 1916)

Spanische Grippe

Page 35: Kafka Input Aerzte2009

Eckpunkte zur Zeit (1912-1924)

George

Proust

Trakl

Schnitzler

Rilke

Hofmannsthal

Kubismus

Klee

Chaplin

Thomas Mann

Klee

Freud

Picasso

Modigliani

C.G. Jung

Joyce

Page 36: Kafka Input Aerzte2009

„Meine eigentlichen Blutsverwandten“

Grillparzer

FlaubertKleist

Dostojewski

Page 37: Kafka Input Aerzte2009

Leben und Werk: Leben

• Leben: 40 Jahre und 11 Monate; Jude; Pensionierung mit 39; † Kehlkopftuberkulose

• 45 Tage im Ausland. Zeuge eines Weltkriegs

• Unverheiratet. Drei Verlobungen; Liebesbeziehungen zu weiteren 4 Frauen; 6 Monate in gemeinsamer Wohnung mit einer Frau; offiziell keine Nachkommen (evtl. ein Sohn (1914-1921); „entbehrt jeder Grundlage.“ Stach)

Page 38: Kafka Input Aerzte2009

Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt

Page 39: Kafka Input Aerzte2009

Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt

Page 40: Kafka Input Aerzte2009

Leben und Werk: Leben

Hermann & Julie Kafka

Page 41: Kafka Input Aerzte2009

Leben und Werk: Leben

Elli Valli Ottla

Page 42: Kafka Input Aerzte2009

Leben und Werk: Leben

Felice Bauer

Dora Diamant

Julie Wohryzek

Milena Jesenská

„Ich kann offenbar nur das lieben, was ich so hoch über

mich stellen kann, dass es mir unerreichbar wird.“

Page 43: Kafka Input Aerzte2009

Leben und Werk: Werk

• 40 vollendete Prosatexte.

• Kritische Ausgabe: 350 Druckseiten an von

Kafka als abgeschlossen betrachteten

Texten; 3400 Druckseiten TB und Fragmente

(darunter drei Romane)

• 1500 erhalten gebliebene Briefe

• Aufwand : Ertrag = bizarr (~ 10:1)

Page 44: Kafka Input Aerzte2009

Leben und Werk

Karge Lebensbilanz kulturelle Aura

„Das einzige, was ich habe, sind irgendwelche

Kräfte, die sich in einer im normalen Zustand gar

nicht erkennbaren Tiefe zur Literatur koncentrieren.“

Wie kommt so etwas zustande?

Page 45: Kafka Input Aerzte2009

Kafkas Tageslauf„Von 8 bis 2 oder 2 1/3 Bureau, bis 3 oder ½4 Mittagessen, von da ab

Schlafen im Bett (...) bis ½8, dann 10 Minuten Turnen, nackt bei offenem

Fenster, dann eine Stunde Spazierengehn allein oder mit Max oder mit noch

einem andern Freund, dann Nachtmahl innerhalb der Familie (ich habe 3

Schwestern, eine verheiratet, eine verlobt, die ledige ist mir, unbeschadet der

Liebe zu den andern, die bei weitem liebste) dann um ½11 (oft wird aber auch

sogar ½12) Niedersetzen zum Schreiben und dabeibleiben je nacht Kraft,

Lust und Glück bis 1, 2, 3 Uhr, einmal auch schon bis 6 Uhr früh. Dann wieder

Turnen, wie oben, nur natürlich mit Vermeidung jeder Anstrengung,

abwaschen und meist mit leichten Herzschmerzen und zuckender

Bauchmuskulatur ins Bett. Dann alle möglichen Versuche einzuschlafen, d.h.

Unmögliches zu erreichen, denn man kann nicht schlafen .... So besteht die

Nacht aus zwei Teilen, aus einem wachen und einem schlaflosen .... Natürlich

ist es dann kein besonderes Wunder, wenn ich im Bureau am Morgen gerade

knapp noch mit dem Ende meiner Kräfte zu arbeiten anfange.“

(Brief an Felice, 1.11.1912)

Page 46: Kafka Input Aerzte2009

Kafkas Schreibtisch

„Jetzt habe ich meinen

Schreibtisch genauer

angeschaut und eingesehn,

dass auf ihm nichts Gutes

gemacht werden kann. Es

liegt hier so vieles herum und

bildet eine Unordnung ohne

Gleichmässigkeit und ohne

jede Verträglichkeit der

ungeordneten Dinge, die

sonst jede Unordnung

erträglich macht.“(TB, 24./25.12.1910)

Page 47: Kafka Input Aerzte2009

Bedeutung des Schreibens

„Mein Glück, meine Fähigkeiten und jede

Möglichkeit, irgendwie zu nützen, liegen

seit jeher im Literarischen.“

(TB, 28.3.1911)

Page 48: Kafka Input Aerzte2009

Wichtigkeit des Schreibens

„Ich habe inzwischen, nachdem ich durch Wahnsinnszeiten gepeitscht worden bin, zu schreiben angefangen und dieses Schreiben ist mir in einer für jeden Menschen um mich grausamsten (unerhört grausamen, davon rede ich gar nicht) Weise das Wichtigste auf Erden, wie etwa einem Irrsinnigen sein Wahn (wenn er Ihn verlieren würde, würde er "irrsinnig" werden) oder wie einer Frau ihre Schwangerschaft. Das hat mit dem Wert des Schreibens, wie ich auch hier wiederhole, gar nichts zu tun, den Wert erkenne ich ja übergenau, aber ebenso auch den Wert, den es für mich hat... Und darum halte ich das Schreiben in zitternder Angst vor jeder Störung umfangen und nicht nur das Schreiben, sondern auch das dazu gehörige Alleinsein.“

(An Klopstock, Ende März 1923)

Page 49: Kafka Input Aerzte2009

Was heisst Schreiben?

Einer der ersten

TB-Einträge; 1910

Page 50: Kafka Input Aerzte2009

TB S. 11

Schreiben: ein akrobatischer Akt

Page 51: Kafka Input Aerzte2009

Was heisst Schreiben?

Einer der ersten

TB-Einträge; 1910

Page 52: Kafka Input Aerzte2009

TB S. 11

Schreiben: ein akrobatischer Akt

Page 53: Kafka Input Aerzte2009

Warum die Erzählungen?

„Von allem, was ich geschrieben habe,

gelten nur die Bücher: Urteil, Heizer,

Verwandlung, Strafkolonie, Landarzt

und die Erzählung: Hungerkünstler.“(Brief an Brod, 29.11.1922 – „Letzter Wille“)

Page 54: Kafka Input Aerzte2009

Hauptspeise„Was will uns der Dichter sagen?“

http://www.math-inf.uni-greifswald.de/mathematik+kunst/pic/computer/anatomie-800.jpg

Page 55: Kafka Input Aerzte2009

„Eine gute Lektüre ist ein Dank an den Text.“

(George Steiner)

Page 56: Kafka Input Aerzte2009

Das Urteil

Page 57: Kafka Input Aerzte2009

(Abwesen-

der Freund)

Vater

(Frieda

Brandenfeld)

Sonntag-

vormittag

Frühling Georg

Bendemann

(Mutter)

„... Das besondere Korrespondenzverhältnis“

zum Freund in Petersburg

Der Brief mit der Verlobungsanzeige

Zimmer des Sohnes 1/3

Information des Vaters über den Brief

Schlechtes Gewissen des Sohnes

„Zudecken“ – Nein!

Outing des Vaters als Komödiant, der „die

Braut wegfegen wird“ und den Sohn zum

Tod durch Ertrinken verurteilt

Zimmer des Vaters 2/3

Lauf zur Brücke – der Fall

Page 58: Kafka Input Aerzte2009

Oedipus-Komplex

Page 59: Kafka Input Aerzte2009

Oedipus-Komplex

Page 60: Kafka Input Aerzte2009

Überlagerung von Leben und Literatur

Page 61: Kafka Input Aerzte2009

Leben und Werk

1883 192419141912 1915

Das Urteil

Die Verwandlung

Der Process

Felice BauerAugust 1912 – Dezember 1917

1917

Ein Landarzt

In der Strafkolonie

Page 62: Kafka Input Aerzte2009

Die

Verwandlung

Page 63: Kafka Input Aerzte2009

Schwester:

Grete (17)

Vater

Dienstmädchen

März

Winter

(ca. Nov.)Gregor Samsa

Mutter

Verwandlung I ca. 1h

Das Erwachen / Die Erkenntnis / Die

Reaktionen 15 Seiten

Verwandlung II ca. 1 Monat

Eingewöhnung / Tierwerdung / Gregors

Zimmer Familienmitglieder beginnen zu

arbeiten

„Schwere Verwundung“ Gregors 16 Seiten

Verwandlung III ca. 2-3 Monate

Gregors Zustand / Gregors Zimmer / Violinspiel /

Todesurteil durch Grete / „Gregor“ „er“ „es“

„das Zeug von nebenan“ / Die Familie

16 Seiten

Page 64: Kafka Input Aerzte2009

Familie

Gregor

Autonomie

Zeit

Page 65: Kafka Input Aerzte2009

Wohnung der Samsas Die Verwandlung

Page 66: Kafka Input Aerzte2009

Leben und Werk

1883 192419191912 1915

Das Urteil

Die Verwandlung

Der Process

Der Vater

1917

Brief an den Vater

Page 67: Kafka Input Aerzte2009

Der Brief an den Vater

Im Manuskript >100 Seiten

Schelesen

- Selbstanalyse

- Selbstanklage

- Paraphrase des URTEILS

- Selbstbiographie

Ein unterstrichenes Wort:

Schuld .

Page 68: Kafka Input Aerzte2009

Brief an den Vater: Situation

• 1917: Blutsturz – 2. Entlobung

• 1918: Kafka hält sich vom Schreiben fern

• März 1919: Heirat von Felice B.

• Sommer 1919: Verlobung Ottlas

• Sommer 1919: 3. Verlobung (mit Julie Wohryzek): Die für die erste November-woche geplante Heirat scheitert am Widerstand des Vaters

• 10. November 1919: Beginn des „Briefs“

Kafka verliert

Vertraute

Page 69: Kafka Input Aerzte2009

Brief an den Vater: Empfindung

„Dadurch wurde die Welt für mich in drei Teile geteilt, in einen, wo ich, der Sklave lebte, unter Gesetzen, die nur für mich erfunden waren und denen ich überdies, ich wußte nicht warum, niemals völlig entsprechen konnte, dann in eine zweite Welt, die unendlich von meiner entfernt war, in der Dulebtest, beschäftigt mit der Regierung, mit dem Ausgeben der Befehle und mit dem Ärger wegen deren Nichtbefolgung, und schließlich in eine dritte Welt, wo die übrigen Leute glücklichund frei von Befehlen und Gehorchen lebten. Ich war immerfort in Schande, entweder befolgte ich Deine Befehle, das war Schande, denn sie galten ja nur für mich; oder ich war trotzig, das war auch Schande, denn wie durfte ich Dir gegenüber trotzig sein, oder ich konnte nicht folgen, weil ich z. B. nicht Deine Kraft, nicht Deinen Appetit, nicht Deine Geschicklichkeit hatte, ...; das war allerdings die größte Schande.“

Page 70: Kafka Input Aerzte2009

Brief an den Vater: Empfindung

„Manchmal stelle ich mir die Erdkarte

ausgespannt und Dich quer über sie hin

ausgestreckt vor. Und es ist mir dann, als kämen

für mein Leben nur die Gegenden in Betracht,

die Du entweder nicht bedeckst oder die nicht in

Deiner Reichweite liegen. Und das sind

entsprechend der Vorstellung, die ich von

Deiner Größe habe, nicht viele und nicht sehr

trostreiche Gegenden und besonders die Ehe ist

nicht darunter.“

Page 71: Kafka Input Aerzte2009

Brief an den Vater: Empfindung

„Mein Schreiben handelte von Dir, ich

klagte dort ja nur, was ich an Deiner Brust

nicht klagen konnte. Es war ein absichtlich

in die Länge gezogener Abschied von Dir,

nur daß er zwar von Dir erzwungen war,

aber in der von mir bestimmten Richtung

verlief.“

Page 72: Kafka Input Aerzte2009

Brief an den Vater: Themen

• Ursituation Vater – Sohn

• Macht und Ohnmacht

• Das 4. Gebot

• Misstrauen des Vaters Sohn: „Ich war

immerfort in Schuld.“

• Das Scheitern der Flucht vor dem Vater: Mutter /

Schreiben („Legs auf den Nachttisch!“) / Heiraten

• Selbstanklage

• Verlangen, eine Selbstbiographie zu schreiben

Page 73: Kafka Input Aerzte2009

Kafka-Denkmal Prag

Page 74: Kafka Input Aerzte2009

Brief an den Vater: Odyssee

FranzNovember 1919

Milena

Mutter

Vater

Die Illustration einer

„Kaiserlichen Botschaft“....

Page 75: Kafka Input Aerzte2009

Eine kaiserliche

Botschaft

Page 76: Kafka Input Aerzte2009

Vor dem

Gesetz

Page 77: Kafka Input Aerzte2009

Struktur: Botschaft / Gesetz

Kaiserliche

Botschaft

Vor dem

Gesetz

Bote

VerBote

„Es genügt, dass die Pfeile genau in die Wunden

passen, die sie geschlagen haben.“ (TB, 20.1.1922)

Page 78: Kafka Input Aerzte2009

NachspeiseKafka und die Krankheit(en)

http://purplefilm.wordpress.com/2007/04/

Page 79: Kafka Input Aerzte2009

Ein

Landarzt

Page 80: Kafka Input Aerzte2009

Ein Landarzt

Aus einem Interview 2008• Zeitung: Wenn Sie heute jemandem, der interessiert, aber sich,

sagen wir ruhig mal, an den Kafka noch nicht so richtig herantraut, irgendeinen Zugang empfehlen sollten, was würden Sie nennen, die Einstiegsdroge?

• Wagenbach: Sie treffen ins Herz. Natürlich den "Landarzt". "Der Landarzt", ich meine jetzt den Band "Landarzt", ein wunderbares Buch. Aber da sieht man, was mich natürlich auch berührt als Verleger, man sieht das Schicksal von Büchern. "Der Landarzt", meiner Meinung sein schönstes Buch zu Lebzeiten. Da sind alle diese vor dem Gesetz und Richter der Akademie und der Landarzt und die kaiserliche Bourgeoise, die sind da alle drin. Dieses Buch hat nicht eine einzige Rezension bekommen, das muss man sich mal vorstellen, 1920, nicht eine. Es wurden, weiß ich, 300 Exemplare verkauft. Das Buch war lieferbar bis in die Nazizeit, dann wurde es eingestampft.

Page 81: Kafka Input Aerzte2009

Junger

Kranker

Rosa

(Magd)

Dorfbevölkerung

samt Schulchor

Ewiger

Winter?

Winter

Landarzt

Pferdeknecht

Der Ruf der Nachtglocke

„Man weiss nicht, was für Dinge man im

eigenen Haus vorrätig hat...“

Reise-Wunder: 10 Meilen im Flug

Der Krankenbesuch

Der gesunde Kranke /der Gesunde wider

Willen – die rosa Wunde

Aufgabe des Arztes / Heilmethodik

Rückreise: Niemals komme ich so nach Hause

„Nackt, dem Froste dieses unglückseligsten

Zeitalters ausgesetzt, mit irdischem Wagen,

unirdischen Pferden, treibe ich mich alter

Mann umher.“

Page 82: Kafka Input Aerzte2009

TB, 9. Oktober 1911

„Sollte ich das 40te Lebensjahr erreichen, so werde ich wahrscheinlich ein altes Mädchen mit vorstehenden, etwas von der Oberlippe entblößten Oberzähnen heiraten. (...) Vierzig Jahre alt werde ich aber kaum werden, dagegen spricht z. B. die Spannung, die sich mir über die linke Schädelhälfte öfters legt, die sich wie ein innerer Aussatz anfühlt und die auf mich, wenn ich von den Unannehmlichkeiten absehe und nur betrachten will, den gleichen Eindruck macht wie der Anblick der Schädelquerschnitte in den Schullehrbüchern oder wie eine fast schmerzlose Sektion bei lebendem Leibe, wo das Messer ein wenig kühlend, vorsichtig, oft stehenbleibend und zurückkehrend, manchmal ruhig liegend blätterdünne Hüllen ganz nahe an arbeitenden Gehirnpartien noch weiter teilt.“

Page 83: Kafka Input Aerzte2009

Kafkas Gebresten

• „neurovegetative Instabilität und

Überempfindlichkeit“:

– Gastrische Beschwerden

– Herzstörungen

– Chronische Schlaflosigkeit

– Quälende Kopfschmerzen

• Vasomotorische Störungen (Hautjucken, ...)

• Einsamkeit, Ängste, Depressionen,

Minderwertigkeitsgefühle, Erschöpfung

Page 84: Kafka Input Aerzte2009

Die Tuberkulose

„Jedenfalls verhalte ich mich heute zu der Tuberkulose, wie

ein Kind zu den Rockfalten der Mutter, an die es sich hält.

Kommt die Krankheit von der Mutter, stimmt es noch

besser und die Mutter hätte mir in ihrer unendlichen

Sorgfalt, weit unter ihrem Verständnis der Sache, auch

noch diesen Dienst getan. Immerfort suche ich eine

Erklärung der Krankheit, denn selbst erjagt habe ich sie

doch nicht. Manchmal scheint es mir, Gehirn und Lunge

hätten sich ohne mein Wissen verständigt. "So geht es

nicht weiter" hat das Gehirn gesagt und nach 5 Jahren hat

sich die Lunge bereit erklärt, zu helfen.“

(an Brod, 13.9.1917)

Page 85: Kafka Input Aerzte2009

Die Tuberkulose

„Es ist eben medizinisch, im Spaß und im Ernst, ein

aussichtsloser Fall. Willst Du eine Laiendiagnose? Die

körperliche Krankheit ist hier nur ein Aus-den-Ufern-Treten

der geistigen Krankheit; will man sie nun wieder in die Ufer

zurückdrängen, wehrt sich natürlich der Kopf, er hat ja

eben in seiner Not die Lungenkrankheit ausgeworfen und

nun will man sie ihm wieder aufdrängen, und zwar gerade

in einem Augenblick, wo er die größte Lust hat, noch

andere Krankheiten auszuwerfen. Und beim Kopf anfangen

und ihn heilen, dazu gehörte die Körperkraft eines

Möbelpackers, die ich mir eben aus dem obigen Grunde

niemals werde verschaffen können.“ (an Baum, Juni 1918)

Page 86: Kafka Input Aerzte2009

Die Tuberkulose

„Ich bin geistig krank, die Lungenkrankheit ist nur ein Aus-

den-Ufern-treten der geistigen Krankheit. Ich bin so krank

seit den ersten vier, fünf Jahren meiner ersten zwei

Verlobungen.“ (an Milena, 1920)

Page 87: Kafka Input Aerzte2009

Die Tuberkulose

„Es ist auch glaubwürdig, daß die Tuberkulose

eingeschränkt wird, jede Krankheit wird schließlich

eingeschränkt. Es ist damit so wie mit den Kriegen, jeder

wird beendet und keiner hört auf. Die Tuberkulose hat ihren

Sitz ebensowenig in der Lunge, wie z. B. der Weltkrieg

seine Ursache im Ultimatum. Es gibt nur eine Krankheit,

nicht mehr, und diese eine Krankheit wird von der Medizin

blindlings gejagt wie ein Tier durch endlose Wälder.“

(an Brod, April 1921)

Page 88: Kafka Input Aerzte2009

Die Tuberkulose

„Sie fragen nach meiner Krankheit, so schlimm ist sie nicht,

wie sie vor der geschlossenen Tür des Krankenzimmers

aussieht, aber ein wenig brüchig ist das Gebäude, doch ist

es jetzt schon besser und war noch vor 2 Monaten sogar

recht gut. Es ist eben eine etwas verwirrte Kriegslage. Die

Krankheit selbst, als Kampftruppe angesehn, ist das

gehorsamste Geschöpf der Welt, ihre Augen sind nur auf

das Hauptquartier gerichtet, und was man dort befiehlt, das

tut sie, doch ist man oben oft unsicher in den Entschlüssen

und auch sonst gibt es Missverständnisse. Die Teilung

zwischen Hauptquartier und Truppe sollte aufhören.“

(an Minze Eisner, Herbst 1922)

Page 89: Kafka Input Aerzte2009

Fazit

Die Krankheiten ermöglichen Kafka offensichtlich,

nicht gesund sein zu müssen.

Gesund sein hiesse: Heiraten, eine Familie

gründen, als Angestellter ordentlich arbeiten, also

ein kleinbürgerliches Dasein fristen.

Krank sein ermöglicht ihm zu schreiben, auch

wenn das Resultat eine körperliche Katastrophe

sein wird (wie im HUNGERKÜNSTLER) die

perfekte Kunst mündet in die Selbstauflösung.

Page 90: Kafka Input Aerzte2009

Das letzte Bild: Oktober 1923

http://www.uni-saarland.de/verwalt/presse/campus/2005/1/26-kafka.html

Page 91: Kafka Input Aerzte2009

Kafkas letzter Wille (29.11.1922)

Für diesen Fall also mein letzter Wille hinsichtlich alles von mir

Geschriebenen:

Von allem was ich geschrieben habe gelten nur die Bücher: Urteil,

Heizer, Verwandlung, Strafkolonie, Landarzt und die Erzählung:

Hungerkünstler. ...

Dagegen ist alles, was sonst an Geschriebenem von mir vorliegt

(in Zeitschriften Gedrucktes, im Manuskript oder in

Briefen) ausnahmslos soweit es erreichbar oder durch Bitten von

den Adressaten zu erhalten ist - alles dieses ist ausnahmslos am

liebsten ungelesen (doch wehre ich Dir nicht hineinzuschauen,

am liebsten wäre es mir allerdings wenn Du es nicht tust,

jedenfalls aber darf niemand anderer hineinschauen) - alles

dieses ist ausnahmslos zu verbrennen und dies möglichst bald

zu tun bitte ich Dich Franz

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Und wieder: Im Schnee...

http://www.volny.cz/koubap/Sterbliche

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Dienstag, Beginn des

Monats Siwan 5684. Der

obengenannte, prachtvolle,

unvermählte Mann, unser

Lehrer und Meister

Anschel, seligen

Angedenkens, ist der Sohn

des hochverehrten

R. Henoch Kafka, sein

Licht möge leuchten. Der

Name seiner Mutter ist

Jettl. Seine Seele möge

eingebunden sein im Bund

des ewigen Lebens.

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Quintessenz

Man kommt kaum je zum Ziel, hat

aber ein grossartiges

Leseabenteuer hinter sich.

Einen Buchstaben nur ändern, und

schon wird LESEN zu LEBEN.

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Woher kommen Kafkas

Texte?


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