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K ran k du rch H an dystrahlu n g? - wdr.de · W as ist Elektr osmog? E le k tro sm o g ist e in e...

Date post: 06-Aug-2019
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Westdeutscher Rundfunk Köln Appellhofplatz 1 50667 Köln Tel.: 0221 220-3682 Fax: 0221 220-8676 E-Mail: [email protected] www.quarks.de Script zur wdr-Sendereihe Quarks & Co Krank durch Handystrahlung?
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Westdeutscher Rundfunk KölnAppellhofplatz 150667 Köln

Tel.: 0221 220-3682Fax: 0221 220-8676

E-Mail: [email protected]

www.quarks.de Script zur wdr-Sendereihe Quarks&Co

Krank durch Handystrahlung?

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Herausgeber: Westdeutscher Rundfunk Köln; verantwortlich: Öffentlichkeitsarbeit;Text: Srdjan Govedarica, Heinz Greuling, Wobbeke Klare, Wolfgang Rathgeber,Vladimir Rydl, Mike Schaefer, Markus Schall, Silvio Wenzel; Redaktion: LorenzBeckhardt, Thomas Kamp; Copyright: wdr, September 2007; Gestaltung: Design-bureau Kremer & Mahler, Köln

Bildnachweis: alle Bilder Freeze wdr 2007 außer Titel – kleine Bilder 4. v. r. : vario-press, 2. v. r. : Mauritius, r.: ddp; Innenteil – S. 8.: Collage - Ausgangsmaterial:Mauritius

Das Thema Elektrosmog hat für mich eine interessante Tradition: Schon im Jahr 1987 habenwir uns damit auseinander gesetzt. Zu dieser Zeit war Elektrosmog noch gar nicht imBewusstsein der Öffentlichkeit.

Einige Jahre später haben wir – für eine Wissenschaftsredaktion einzigartig – mit eigenenMessungen die Feldstärken vieler Hausgeräte überprüft und zu einem sehr frühen Zeitpunktauf die verschiedenen Quellen elektromagnetischer Strahlung hinwiesen. Damals erschiendas QuarksScript zum ersten Mal, und es wurde in mehrtausendfacher Auflage von vieleninteressierten Zuschauern und Bürgerinitiativen genutzt.

In unseren Sendungen ging es immer wieder darum, mögliche Risiken aufzuzeigen, diesejedoch auf der Basis anerkannter wissenschaftlicher Studien zu quantifizieren. Wir wolltennicht Öl in das Feuer von Panikmachern gießen. Gerade bei diesem Thema ist es unsere jour-nalistische Pflicht, die Spreu vom Weizen zu trennen und unseren Zuschauern fundierte undgesicherte Erkenntnisse zu vermitteln. Im Gegensatz zu den epidemiologischen Erkennt-nissen Ende der 80er Jahre, hat sich die Forschungslandschaft heute substantiell ver-bessert. Das Risiko Elektrosmog ist deutlich eingrenzbar. Die wichtigsten Fakten undArgumente dazu finden Sie in Form eines Frage-Antwort-Katalogs in diesem Script.

Laut einer Umfrage ist mehr als die Hälfte der Bevölkerung überzeugt, dass Mobilfunkgesundheitsschädlich ist. Der Strahlung von Handys und Sendemasten werden die unter-schiedlichsten Wirkungen auf die Gesundheit nachgesagt – von Kopfschmerzen undHerzrasen über Tinnitus bis hin zu Schlafstörungen. Aber macht Mobilfunk wirklich krank?

4 Elektrosmog: die Grundlagen

9 Wie Mobilfunk funktioniert

15 Grenzwerte für die Strahlung der Sendemasten

18 Handys und die Frage nach der Gesundheit

22 Elektrosensibel – gibt es das?

24 Der SAR-Wert

26 Heiße Ohren beim Telefonieren

Weitere Informationen, Lesetipps und interessante Links finden Sie auf unseren Internetseiten. Klicken Sie uns an: www.quarks.de

InhaltInhalt

HandystrahlungKrank durch

Handystrahlung?

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Was ist Elektrosmog?

Elektrosmog ist ein englisch-amerikanischesKunstwort, das sich aus den beiden Begriffenelektrisch und smog zusammensetzt. Es bedeu-tet also soviel wie elektromagnetischer Wellen-Nebel.

Beim gefürchteten Stadtsmog sammeln sich Auto-abgase, Schornsteinrauch und andere Schadstoffein einer Nebelwolke. Ganz ähnlich hüllen unsHochspannungsleitungen, Richt- und Rundfunk-sender, Mobil und Funktelefone, ja selbst Haus-haltsgeräte und Computer in einen unsichtbarenNebel elektromagnetischer Strahlung ein.

Wir Menschen können diesen Elektrosmog wederriechen, schmecken, sehen, hören noch tasten.Möglicherweise schädigt er aber den Körper. Somehren und verdichten sich seit einigen Jahrendie Hinweise, elektromagnetische Wellen könn-ten beim Menschen unter anderem Krebs verur-sachen.

Elektrosmog ist der Preis der Elektrifizierung.Man könnte zwar (im Prinzip) selber entscheiden,Handys, Computer und weitere Elektrosmog pro-duzierenden Geräte zu nutzen oder nicht. Doch

trotz Verzicht wären Sie immer noch elektro-magnetischen Feldern ausgesetzt: sie umgebenuns wie die Luft zum Atmen.

Was sind elektromagnetische Felder

Gleiche Ladungen stoßen sich ab, ungleiche ziehensich an – so kennt man das vielleicht noch aus demPhysikunterricht. Ladungen üben Kräfte aufeinan-der aus. Das Kraftfeld, mit dem sich ein geladenerKörper umgibt, nennt man elektrisches Feld. DieStärke dieses elektrischen Feldes, die elektrischeFeldstärke, geben Physiker in Volt pro Meter (V/m)an. Beispiel Erde: zwischen Erdoberfläche und denstark aufgeladenen Luftschichten darüber (Iono-sphäre) bildet sich ein elektrisches Feld aus: je nachWetterlage und Reinheit der Luft zwischen 100 und500 V/m. In einem Gewitterzentrum liegen die Feld-stärken bei 3.000 bis 20.000 V/m und damit dreißig-bis vierzigmal höher als bei anderen Wetterlagen.

Was sind magnetische Felder?

Magnete erzeugen Magnetfelder: wenn sich eineKompassnadel nach Norden ausrichtet oder Sieeinen Notizzettel mit einem kleinen Magneten an

die Tür Ihres Kühlschranks heften, haben Sie esimmer mit Magnetfeldern zu tun. Die Stärke desMagnetfelds, genauer gesagt die magnetischeFlussdichte oder Induktion, wird in Tesla angege-ben, abgekürzt T. Nikola Tesla (1856–1943) warein amerikanischer Physiker und Mitarbeiter vonEdison. Beispiel Erde: Das natürliche magneti-sche Feld der Erde hat in unseren Breiten eineStärke von etwa 40 bis 50 Mikrotesla, im künst-lichen Magnetfeld des Kernspintomografenetwa 1 bis 4 Tesla, also über 20.000 mal stärker.

Warum spricht man von elektromagne-tischen Wellen und Strahlen?

Zwischen allen elektrischen und magnetischenErscheinungen besteht ein enger Zusammen-hang:

• elektrische Ströme, also bewegte elektrische Ladungen, rufen magnetische Wirkungen hervor;

und umgekehrt:

• magnetische Felder rufen elektrische Wirkungen hervor.

Beide Phänomene bedingen sich gegenseitig undsind zwei Seiten einer Medaille. Physiker benen-nen daher beide Wirkungen zusammen in einemWort: Elektromagnetismus. Wenn elektrischerStrom durch einen Draht fließt – etwa von einerBatterie zu einer kleinen Lampe – wird elektrischeLadung bewegt und erzeugt ein Magnetfeld zylin-derförmig um den Leiterdraht herum. Die Nadeleines Kompasses richtet sich danach aus. Stromerzeugt also ein Magnetfeld – je mehr Schleifenim Draht, und je mehr Strom durch den Leiterfließt, um so stärker ist das Magnetfeld. Jederstromdurchflossene Leiter – sei es eine Hochspan-nungsleitung, das Telefonkabel oder die Stromzu-führung zu einem elektrischen Gerät im Haushalt– sie alle sind von Magnetfeldern umgeben.

Auch das statische Magnetfeld der Erde oder dasdes Magnetclips am Kühlschrank kann man sichentstanden denken aus bewegter elektrischerLadung: bei der Erde fließen gigantische elektri-sche Ströme im tiefen und flüssigen Eisenkern,beim Magnetclip bewegen sich winzige Ele-mentarladungen in den Atomen selbst.

Umgekehrt: Bewegt man eine Leiterschleife ineinem Magnetfeld (zum Beispiel das der Erde), sofließt ein elektrischer Strom, auch dann, wenn

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Elektrosmog: die GrundlagenElektrosmog: die Grundlagen

Elektrosmog in der Wartehalle eines Flughafens – ob Telefonieren per Handy oder Kommunikation mitWalkie-Talkie: die Liste der Quellen ist lang

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Oberflächenströme. Im Allgemeinen spüren Sie esnicht, denn die Spannungsunterschiede gleichensich über die Luft oder andere Leiter aus: entwederlangsam, und dann nicht spürbar, oder aber kurz-zeitig, und dann sehr spürbar, etwa wenn Sie einestatisch aufgeladene Türklinke berühren. Zeitlichveränderliche Magnetfelder dagegen induzierenim Körper elektrische Wirbelfelder und -ströme.Damit können sich Nervenenden fehlentladen undetwa den Herzrhythmus verändern: Herzkam-merflimmern ist die Folge. Einzelne Gewebeteilekönnten gereizt werden, sich übermäßig erhitzenoder gar Eiweiß im Blut oder Auge zum Gerinnenbringen.

Was sind elektromagnetische Wellen?

Elektromagnetische Wellen kann man sich alselektrische und magnetische Felder vorstellen,die den Raum (und vor allem den luftleerenRaum, das Vakuum) durchqueren wie Wasser-wellen die Oberfläche eines Sees – allerdings mitLichtgeschwindigkeit. Sie entstehen, wenn manelektrische Ladungen beschleunigt:

• Elektronen, die durch den Draht einer Antenne geleitet hin- und herschwingen – sie erzeugen Funk- und Mikrowellen;

• Infrarot, sichtbares Licht und ultraviolettes Licht entstehen, wenn Elektronen in Atomen (zwischen Anregungsniveaus) springen und

• Röntgenstrahlen, wenn sehr schnelle Elektronen etwa in einem Metallblock heftig abgebremst werden.

Elektromagnetische Wellen unterscheiden sichsehr von anderen Wellen, wie Schall- oderWasserwellen – denn die haben materielle Trä-ger: hier Luft oder Wasser. ElektromagnetischeWellen dagegen brauchen keinen Träger – siepflanzen sich im luftleeren Raum fort, dasVakuum selbst ist quasi der Träger.

1864 sagte James Clark Maxwell (1831–1879) alsErster diese Wellen voraus. 1888 gelang es dem31-jährigen Heinrich Rudolf Hertz, diese Wellennachzuweisen. Und 1895 schließlich gelang esGugliemo Marconi, mit diesen Wellen zuerst dieStrecke von 2.400 Metern und dann den Atlantikzu überbrücken – sehr zum Staunen der Physi-ker. Und heute werden genau diese Wellenbenutzt, um Fernsehen zu übertragen, Satellitenanzuzapfen und mobil zu telefonieren.

Was heißt elektromagnetisches Spektrum?

Man bezeichnet die Gesamtheit aller elektromag-netischen Wellen als elektromagnetisches Spek-trum. Es reicht von

• niederfrequenter Strahlung (10.000 Schwin-gungen in einer Sekunde, also bis 10 kHz) zunächst zu

• hochfrequenter Strahlung (bis 100 Milliarden Schwingungen in einer Sekunden, also bis 100 GHz). Sie fängt an mit Langwelle und geht über Mittel-, Kurz- und Ultrakurzwelle (UKW) des Radios (88 bis 105 MHz) bis hin zuFernsehen, Mobil-, Richtfunk und Radar.

• Es schließt sich an das Infrarote, das ist die Wärmestrahlung, gefolgt vom sichtbaren Bereich, für den wir das Sinnesorgan Auge haben. Bis hier hin nennt man die Strahlung nichtionisierend.

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keine Spannungsquelle (etwa eine Batterie)anliegt. Diese elektromagnetische Induktion ent-deckte 1831 Michael Faraday.

Kann ich elektromagnetische Felder spüren?

Direkt: nein, indirekt: unter Umständen ja.

Der Mensch hat im Gegensatz zu bestimmten Tierenwie kleinsten Organismen und Vögeln kein direktesSinnesorgan für elektrische und magnetische Fel-der. Das natürliche Magnetfeld der Erde, das künst-liche Feld starker Magnete oder elektrische Feldervon Haushaltsgeräten, die Felder von Antennen oderMobilfunkgeräten – all das ist so schwach, dass einMensch sie nicht direkt wahrnehmen kann. Ausnah-me: die Felder sind derart stark, dass Ihnen sprich-wörtlich die Haare zu Berge stehen, sich vielleichtsogar Funken bilden und die Felder entladen.

Was passiert, wenn ich mich in elektro-magnetischen Feldern aufhalte?

Treten Sie in ein elektrisches Feld, dann verteilensich auf Ihrer Haut – der leitfähigen Körperober-fläche – Ladungen um: es fließen sogenannte

Das elektromagnetische Spektrum

Elektrosmog: die Grundlagen

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Wie Mobilfunk ...Elektrosmog ...• Was folgt, ist ionisierende Strahlung. Sie ist

energiereich genug und hart genug, aus Atomen einzelne Elektronen herauszuschla-gen – zu ionisieren. Sie umfasst Röntgen undGammastrahlen (der radioaktiven Atomkernezum Beispiel).

Was versteht man unter elektromagne-tischer Verträglichkeit (EMV)?

Jeder kennt die seltsamen Störgeräusche, dieHandys verursachen, wenn sie in der Nähe vonStereoanlagen oder Autoradios betrieben wer-den. Dabei wirken die Kabel und Verdrahtungeninnerhalb der Geräte wie Antennen, die einenTeil der vom Handy ausgehenden elektromagne-tischen Strahlung empfangen. Die leistungsfähi-ge Elektronik verstärkt diese Störsignale undmacht sie hörbar. In diesem Fall ist die Wirkungmeist nur akustisch störend, durch elektroma-gnetische Wellen könnten Geräte aber auchbeschädigt werden. Um dies zu vermeiden, wirdjedes Elektrogerät für die Zulassung EMV-Tests

Warum können Millionen Nutzer auf nur wenigen Funkfrequenzen telefonieren?

Die eigentliche Leistung der Mobilfunkbetreiberbesteht darin, mit einer begrenzten Anzahl vonFrequenzen auszukommen, die eigentlich geradefür wenige hundert gleichzeitige Funkgesprächereichen würden. Denn das Frequenzband, das inDeutschland zum Beispiel für die beiden D-Netzereserviert ist – rund 25 MHz für jede Richtung – istaufgeteilt in lediglich 124 nutzbare Kanäle.

Die Verfahren, mit denen man ein Zusammenbre-chen des Netzes verhindert, verringern gleichzei-tig die Belastung durch Elektrosmog. Besondersdie tausende, voneinander unabhängige Funkzel-len bestimmen diesen Effekt. Im Englischen nenntman Handys darum auch cellular phones.

Wie ist der Weg eines Handygespräches?

Handys treten niemals direkt miteinander inVerbindung. Auch dann nicht, wenn sie sich unmit-telbar nebeneinander befinden. Vielmehr kommu-nizieren sie ständig mit einer übergeordnetenFunkstation, der sogenannten Basisstation.

Von dort aus wird das Gespräch zu einer überge-ordneten Vermittlungsstelle per Festnetzleitungoder Richtfunkstrecke und von dort aus zu demHauptverbindungscomputer des Netzbetreibersweitergeleitet. Dieser Computer ist über denStandort aller Handys informiert und kann dasGespräch zu der Basisstation des Empfängersdurchstellen. Dort werden auch die Gebührenberechnet. Damit der Hauptvermittlungsrechnerimmer weiß, wo sich alle Handys befinden, sendensie in regelmäßigen Abständen ein Ortungssignal.

Sendet mein Handy auch, wenn ich nicht telefoniere?

Ja, aber nur selten! Damit ein Gespräch zustandekommen kann, muss der Hauptverbindungs-rechner des Netzbetreibers ständig darüber infor-miert sein, in welcher Funkzelle sich das Handygerade befindet. Dazu meldet es sich zunächstbeim Einschalten an und meldet sich anschließendin regelmäßigen Abständen beim Betreiber zu-rück. Erfolgen keine nennenswerten Ortsverände-rungen, so werden lediglich in größeren Zeitab-ständen (etwa jede halbe Stunde) kurze Impulsevon weniger als einer Sekunde ausgesendet.

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(elektromagnetische Verträglichkeit) unterzo-gen. Meist liegt die Feldstärke, die Geräte ohneStörung überstehen müssen, bei 3 V/m. VieleHersteller schirmen ihre Geräte von sich ausgegen viel höhere Belastungen ab.

Wer kann mir helfen, wenn Funkwellen meine Geräte stören?

Die Bundesnetzagentur unterhält einen Mess-dienst, um Störungen durch Funksender nachzu-gehen. Dieser Dienst ist kostenlos.

Telefon: 0180-3 23 23 23

Wie Mobilfunk funktioniert

Lästig: Handygeräusche in der Stereoanlage

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Links:Werden viele Sendemasten eingesetzt, kann dieSendeleistung des einzelnen geringer sein

Mitte:Die Antennen eines Sendemastes strahlen fast ausschließlich in horizontaler Richtung

Rechts:Merkmal für D- und E-Netze: BenachbarteFunkzellen abenötigen unterschiedlicheSendefrequenzen

Die Abstände werden kürzer, wenn man sich übergrößere Entfernungen bewegt und dabei Funkzel-len wechselt.

Legen Sie ein eingeschaltetes Handy auf ein Radio-gerät, dann können Sie diese Signale über einenlängeren Zeitraum verfolgen.

Entsteht durch viele Sendemasten eine besonders hohe Belastung?

Im Gegenteil! Würden die Handys nur von einemzentralen oder von wenigen Sendemasten aus ver-sorgt, hätte dies große Nachteile. Die Signalemüssten dann extrem stark sein, damit auch dasentfernteste Handy sie gerade noch empfangenkönnte. Dies würde aber eine sehr hohe Belastungdurch Elektrosmog in der unmittelbaren Nähe derMasten bedeuten. Werden dagegen sehr vieleSendemasten eingesetzt, dann kann die Sende-leitung des einzelnen geringer sein, da die Handysja nicht so weit entfernt sind. Die durchschnittlicheBelastung sinkt.

schiedlichen Frequenzen möglich, beliebig vieleFunkzellen so einzurichten, dass niemals zweiFunkzellen aneinander stoßen, die dieselbe Fre-quenz benutzen. Auf diese Weise lässt sich die Ka-pazität des Funknetzes beliebig steigern, obwohlnur relativ wenige Funkfrequenzen zur Verfügungstehen.

Genau genommen arbeitet eine Basisstation im D-Netz gleichzeitig auf bis zu zwölf Frequenzen. Daaber die Betreiber jeweils über beinahe 90 Einzel-frequenzen verfügen, ist das Prinzip dennoch dasgleiche.

Bei den D-Netzen können rund 50 Personen gleich-zeitig in einer Funkzelle telefonieren. Je mehrpotentielle Teilnehmer sich in einem Bereich befin-den, desto kleiner muss diese Funkzelle werden.Am Meer kann eine Zelle im Durchmesser bis zu 30- 70 Kilometer groß sein, auf dem Land noch 10 - 15und in der dichtbesiedelten Stadt ist sie höchstensnoch 2 Kilometer groß. Auf manchen Messen sindspezielle Netze installiert mit Funkzellen, die inHallen noch nicht einmal 50 m Durchmesserhaben. Auch in einzelnen Wagen der ICE Züge sindsolche Minisender eingerichtet, um den Empfangzu verbessern. Kein Wunder, dass in Deutschlandrund 50.000 Basisstationen nötig sind, um diebestehenden Mobilfunknetze zu betreiben.

Was versteht man unter einem gepulsten Signal?

Um die Kapazität des Funknetzes zu erhöhen, wirdjede Frequenz der D- und E-Netze von bis zu achtTeilnehmern gleichzeitig genutzt.

Dies ist möglich, weil sich die Daten der Gesprächefür den Transport in digitale Pakete packen lassen.Da die Abstände zwischen den Paketen immergleich sind, braucht das Handy oder die Basis-station immer nur jedes achte Paket zu entschlüs-seln und zu einem Gespräch zusammenzusetzen.Wenn das Handy an die Basisstation sendet, nutztes nur einen der acht Zeitabschnitte. Dadurchergibt sich ein pulsierendes Sendesignal, bei demein Sendesignal alle 4,615 ms ausgesandt wird.Das entspricht rund 217 Pulsen pro Sekunde.Diese Frequenz von 217 Hz entspricht dem Ton,den Sie durch die Lautsprecher von Radio undFernseher hören, wenn Sie ein Handy davor hal-ten.

Wie hoch ist die Sendeleistung eines Handys?

Die Leistung, mit der D-Netz-Handys maximal sen-den dürfen, beträgt 2 Watt. Man könnte nun argu-mentieren, dass ein Handy nur 1/8 der Zeit tat-

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Wie stark ist die Strahlung durch einen Sendemast?

Bei einem normalen Standort für D- oder E-Netzewerden die derzeit gültigen Grenzwerte bereits ineiner Entfernung von rund 3 - 4 Metern unter-schritten. Die Antennen strahlen dabei fast aus-schließlich in horizontaler Richtung. Nach untenhin beträgt der einzuhaltende Sicherheitsabstand,außerhalb dessen der Grenzwert nicht mehrerreicht wird, meist nur rund 50 cm. Sogar beistark genutzten Standorten auf großen Masten istder Sicherheitsabstand selten größer als 10 - 12 min horizontaler Richtung.

Was ist eine Funkzelle?

Viele kleine Sender verringern nicht nur dieBelastung durch Elektrosmog. Sie erhöhen auchdie Kapazität des Funknetzes, denn sie ermögli-chen es den Betreibern, ein und dieselbe Frequenzmehrfach zu nutzen.

Bei einem Mobilfunknetz sind sogenannte Funk-zellen wie die Waben eines Bienenstocks angeord-net, eine Zelle ist immer von höchstens sechs wei-teren Zellen umringt. Wenn nun ein Funknetzgeschickt geplant wird, ist es mit nur sieben unter-

Wie Mobilfunk funktioniert

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Bei UMTS-Antennen wird im Regelfall von einerSendeleistung von ca. 10 Watt ausgegangen

Variable Sendeleistung von Handys

fänger, der diesen Code kennt, kann das Signalaus dem Durcheinander herausfiltern und ent-schlüsseln.

Trotzdem ist auch bei UMTS die Übertragungska-pazität pro Funkzelle begrenzt. Um die Multi-mediaanwendungen auch einer großen Nutzer-zahl verfügbar zu machen, sind noch wesentlichmehr Sendestationen notwendig als bei den bis-herigen Funknetzen. Das engere Netz an Sende-masten hat aber auch den Vorteil, dass dieBelastung je Sendemast weiter zurückgeht.

Was ist gefährlicher – Sendemasten oder Handy?

Ältere D-Netz-Antennen haben eine Sende-leistung von maximal 50 Watt. Ein typischerStandort mit drei Antennen bringt es also aufrund 150 Watt. Bei UMTS-Antennen wird imRegelfall von einer Sendeleistung von ca. 10 Wattausgegangen. Somit hätte ein Sendemast mitdrei UMTS-Antennen, die in unterschiedlicheRichtungen strahlen, eine Sendeleistung von 30Watt. Im Normalbetrieb senden all diese Anten-nen jedoch nur mit einem Teil der maximal mög-lichen Leistung.

Am ehesten lassen sich Sendeantennen über dievon der Bundesnetzagentur festgelegten Sicher-heitsabstände vergleichen, die jenen Bereich fest-legen, der nicht dauerhaft von Personen betretenwerden darf. In diesem Abstand tritt unter ungüns-tigsten Annahmen gerade noch der erlaubteGrenzwert auf, 0,08 W/kg bei einer Ganzkörper-exposition.

Typische Abstände für D-Netz-Antennen sind ca.3 - 4 Meter, für UMTS und E-Netz-Antennen liegendiese bei ca. 2,4 - 2,5 Meter. Je mehr Antennen sichan einem Standort befinden, desto größer wirdder einzuhaltende Sicherheitsabstand. Auch fürHandys gibt es Grenzwerte. Da jedoch das Handyviel näher am Körper strahlt, sind diese nicht ein-fach mit denen der Sendemasten zu vergleichen.D-Netz-Handys haben eine maximale Sendeleis-tung von 2 Watt.

Ist wenigstens eine grobe Abschätzung möglich?

Alleine wegen der Entfernung ist das Strahlenbadvom Sendemast vernachlässigbar im Vergleich zudem eines Handys. Denn die Belastung durchelektromagnetische Strahlung nimmt mit demQuadrat der Entfernung ab.

sächlich sendet, also nur mit durchschnittlich 0,25Watt. Diese Betrachtung ist allerdings sehrumstritten. Die maximale Sendeleistung vonHandys für das E-Netz beträgt dagegen nur 1 Watt,die schnurlosen DECT-Festnetztelefone sendenmit 0,01 – 0,25 Watt. Viel eher von Bedeutung istdagegen die automatische Regelung der Sende-leistung der Handys. Wenn die Verbindung zurBasisstation sehr gut ist, dann regelt das Handyseine Sendeleistung herunter. So können aus den2 Watt im Betrieb durchaus 0,05 Watt werden,solange die Verbindung gut ist. Je näher also dernächste Sendemast steht, desto geringer dieHandystrahlung am Kopf. Auch in Innenräumenund im Auto sendet das Handy meist mit maxima-ler Energie. Als groben Anhaltspunkt über die zuerwartende Belastung können Sie die Empfangs-anzeige ihres Handys verwenden. Zeigt diese nurdürftigen Empfang an, ist mit hoher Sendeleistungzu rechnen. Das Handy muss hoch regeln, um dieBasisstation zu erreichen.

Worin unterscheidet sich das UMTS- von den GSM-Funknetzen?

Beim UMTS-Netz (Universal Mobiles Telecommu-nications System) werden die Daten völlig andersübermittelt als bei den bisherigen Funknetzen

nach GSM-Standard (Global System for MobileTelecommunication). UMTS soll ja nicht nur fürTelefonate, sondern auch für Bildtelefonate undMultimediaanwendungen geeignet sein. Diesevielfältigen Möglichkeiten machen es notwendig,dass der Nutzer nicht immer nur auf einen Teil derÜbertragungskapazität wie bei den GSM-Kanälenfestgelegt ist. Eine flexible Aufteilung ist da erheb-lich sinnvoller. Dies wird dadurch gewährleistet,dass alle Basisstationen auf derselben Frequenzsenden. Es handelt sich um ein sehr breitbandigesSignal, das in jeder Richtung die gesamten 5 MHzeines UMTS-Netzbetreibers umfasst. Alle Ge-spräche und Informationen sind in dieses Signaleingebettet. Das Telefongespräch ist jetzt nichtmehr wie bei GSM einem schmalen Frequenzbandzugeordnet, es versteckt sich vielmehr in einemDurcheinander von Signalen, das an ein völligchaotisches Rauschen erinnert. Wenn das Netz nurwenige Teilnehmer nutzen, sind bei UMTS theore-tisch bis zu 2 MBit pro Sekunde möglich, immerhingut dreißigfache ISDN-Geschwindigkeit.

Dass die Basisstation oder das Handy aus diesemDurcheinander an Informationen überhaupt dieje-nige herausfinden kann, die für sie zutreffen, liegtan einer ausgefeilten Verschlüsselungstechnik.Jede Verbindung enthält einen Markierungscode,der sie eindeutig identifiziert. Und nur der Emp-

Wie Mobilfunk funktioniert

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100Zeitachse (s)

Linearer Massstab

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Für Deutschland typisch: gleich mehrereMobilfunkantennen auf einem Dach

Nicht einheitlich: Mobilfunk-Grenzwerte inDeutschland, Italien und Schweiz. Grün einge-zeichnet, die tatsächlich gemessenen Werte

Nehmen wir einmal stark vereinfacht an, dass diekörperliche Belastung im festgelegten Sicherheits-abstand von 3 Metern zu einer Sendeantennegenauso groß ist wie die eines Handys, das eben-falls mit maximal erlaubter Leistung sendet, alsogenau mit dem festgelegten Grenzwert.

In rund fünfzig Metern Entfernung zur Antenne –das entspricht ungefähr dem 16fachen des Sicher-heitsabstandes – beträgt die Strahlung nur etwaden zweihundertfünfzigsten Teil der Sendeleis-tung (genau 3 x 16 = 48 m und 16 x 16 = 256 m).

Um eine vergleichbare Belastung durch dieSendeantenne zu erhalten wie durch ein Handy,müsste man sich der Strahlung des Sendemastesetwa 250 mal länger aussetzen. Oder anders aus-gedrückt: Die gesamte Belastung durch dieSendeantenne pro Tag in 50 m Entfernung ent-spricht ungefähr einem Handygespräch von knapp10 Minuten Dauer [(24 x 60 min)/250 = 5,76 min].

Wie werden neue Sendemasten genehmigt?

Das übliche Verfahren zur Errichtung einer Basis-station geht über eine Vielzahl von Stationen.Zunächst bestimmt die Netzplanungsabteilungdes Mobilfunkbetreibers eine optimale Position

für einen Sendemast. Ein Mitarbeiter der Akquisi-tionsabteilung erhält eine Karte mit der Positiondes Standortes und versucht, in dem vom Planervorgegebenen Suchradius ein optimales, hohesGebäude oder Grundstück für einen Sendemast zufinden. Bei Standorten, die bis Ende 2001 erschlos-sen wurden, konnte der Akquisiteur sofort mit denEigentümern des Gebäudes in Verbindung tretenund ggf. einen Pachtvertrag für die Errichtung einesSendemastes abschließen. Aufgrund der zuneh-menden Bürgerproteste suchen die Mobilfunkbe-treiber aber inzwischen den Dialog mit den Kom-munen. Die Errichtung der meist nur wenige Meterhohen Sendemasten auf Hausdächern unterliegtnicht dem Baurecht. Allerdings muss jede Sendean-lage über 10 Watt Leistung von der Bundesnetz-agentur genehmigt werden. Diese Behörde soll dar-auf achten, dass alle gültigen Grenzwerte eingehal-ten werden.

Für die Festlegung der Grenzwerte ist hingegen dieDeutsche Strahlenschutzkommission zuständig. Inder sogenannten Standortbescheinigung legt dieBundesnetzagentur die für den jeweiligen Stand-ort errechneten Sicherheitsabstände fest. In dieseBerechnung gehen die Emissionen aller bekanntenSendeanlagen der Umgebung ein. Erst nach Erhaltder Standortbescheinigung kann die Anlage mon-tiert und in Betrieb genommen werden.

Wer legt die gültigen Grenzwerte für Mobilfunkstrahlung fest?

Grenzwerte sollen helfen, die Bevölkerung vorschädlicher Strahlenbelastung zu schützen. Grund-lage für die meisten Grenzwerte, die in der Euro-päischen Union gelten, sind die Empfehlungen derICNIRP (International Commission of Non-IonizingRadiation Protection). Diese unabhängige Organi-sation, die von der WeltgesundheitsorganisationWHO und der Europäischen Union offiziell aner-kannt ist, hat Empfehlungen für die maximale Be-lastung der Bevölkerung durch Mobilfunkstrahlungveröffentlicht. Diese sind allgemein akzeptiert –doch jeder Staat kann entscheiden, ob er dieseWerte auch wirklich übernimmt.

Welche Grenzwerte für Mobilfunkstrahlung gelten in Deutschland und Europa?

1999 veröffentlichte die Europäische Kommissioneine Empfehlung, die sich an den von der ICNIRPempfohlenen Werten orientierte. Daraufhin schrie-ben nahezu alle EU-Staaten die ICNIRP-Werte inihrer Gesetzgebung fest. Sie gelten auch inDeutschland. Diese Grenzwerte beziehen sich aufdie maximale Belastung durch die Sendeantennender Basisstationen – nicht auf die Handys selbst.

Für diese gilt ein anderer Grenzwert, der so ge-nannte SAR-Wert (Spezifische Absorptionsrate).D-Netze: 4,5 W/m2

E-Netze: 9 W/m2

UMTS: 10 W/m2

Die Einheit W/m2 ist die Leistungsdichte. Sie be-schreibt die Energie, die auf eine bestimmte Flächeeinwirkt. Die Bundesnetzagentur veröffentlicht ihreMessergebnisse und die Angaben zu den von ihrgenehmigten Sendeanlagen im Internet. Schautman sich diese Daten an, zeigt sich, dass die Grenz-werte in nahezu allen Fällen weit unterschrittenwerden: sie liegen hundert- bis mehrere tausend-fach unter dem offiziell Erlaubten.

Gibt es niedrigere Grenzwerte in der Schweiz?

Die Schweiz führte für die meisten Teile des Lan-des ebenfalls die europäischen Werte ein. Aller-dings legte man so genannte Orte mit empfind-licher Nutzung fest. Dazu gehören alle Bereiche,an denen sich regelmäßig Personen für längereZeit aufhalten, also auch Wohnungen. Für diesegelten strengere Grenzwerte.D-Netze: 0,042 W/m2

E-Netze: 0,096 W/m2

UMTS: 0,096 W/m2

Grenzwerte für die ...Grenzwerte für die Strahlung der SendemastenWie Mobilfunk funktioniert

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Gilt auch für die Schweiz: überall soll Mobilfunkfunktionieren

Seltener Gast: das mobile Messsystem der Bundes-netzagentur auf dem Dach der BAKOM in Biel, Schweiz

Grenzwerte für die Strahlung der SendemastenEine weitere Besonderheit ergibt sich durch diedirekte Demokratie in der Schweiz: keine Behördelegt alleine fest, wo Handyantennen stehen dür-fen. Immer sind auch die Bürger gefragt. Und diekönnen darauf bestehen, dass in ihren Wohnräu-men Messungen durchgeführt werden.

Sind Schweizer Bürger weniger strahlenbelastet?

Niedrigere Grenzwerte, weniger Strahlung? Dashört sich einfach und einleuchtend an. In derSchweiz sind die Grenzwerte teilweise hundertmalniedriger als in Deutschland. Doch ist deswegenauch die Strahlenbelastung hundertmal niedriger?Nein. Nach Aussagen von Experten des SchweizerBAKOM (Bundesamt für Kommunikation), einerFachbehörde für Kommunikationstechnik, ist dasStrahlungsniveau in der Schweiz mit dem inDeutschland vergleichbar. Dies zeigt, dass eineSenkung der Deutschen Grenzwerte auf SchweizerNiveau, wie von vielen Mobilfunkgegnern gefor-dert, die tatsächliche Belastung in Deutschlandkaum verringern würde.

Nur an sehr wenigen Standorten werden selbst inDeutschland die Schweizer Grenzwerte erreicht

oder gar überschritten. Diese Bereiche finden sichvor allem auf Balkonen oder Dachterrassen, die imdirekten Strahlungsbereich einer nahen Sendean-tenne liegen. Trotzdem werden in Deutschland insolchen Lagen auf jeden Fall die deutschen Grenz-werte eingehalten.

Kann man Deutsche und Schweizer Messwerte vergleichen?

Die Bundesnetzagentur hat 2007 anlässlich derQuarks-Sendung für einige Wochen ein transpor-tables Messgerät an die BAKOM ausgeliehen. Esmisst in der Schweiz die Belastung an unter-schiedlichen Messpunkten nach den in Deutsch-land vorgeschriebenen Messmethoden. Üblicher-weise sind die Messmethoden der einzelnenStaaten stark an die jeweilige Gesetzes- undGenehmigungssituation angepasst, lassen daherkaum einen direkten Vergleich zu. Mit demQuarks-Experiment bietet sich jedoch erstmalsgenau diese Möglichkeit: Messwerte aus einemLand mit hundertfach niedrigerem Grenzwert mitdenen aus Deutschland direkt zu vergleichen, fürjeden im Internet einsehbar. Die Angaben sind imJuni 2007 auf der Seite der Bundesnetzagenturonline gestellt worden.

Wer kontrolliert, ob Grenzwerte auch wirklich eingehalten werden?

Unabhängig von dem Standortgenehmigungsver-fahren ist die Bundesnetzagentur auch dafür zu-ständig, dass bundesweit alle Grenzwerte einge-halten werden. Hierzu werden regelmäßig Mess-kampagnen durchgeführt, in denen das gesamteelektromagnetische Spektrum überprüft wird.Für die Messungen werden Standorte ausge-sucht, die als besonders belastet gelten oderüber die Umweltämter der Kommunen von be-sorgten Bürgern vorgeschlagen wurden. DieErgebnisse dieser Messungen sind übrigens imInternet abrufbar: auf der Homepage der Bundes-netzagentur (www.bundesnetzagentur.de) unterdem Stichwort EMVU.

Auf dem Dach genau gegenüber (bzw. über mir) steht eine Sendeantenne. Bin ich ge-fährdet?

Nach Ansicht der deutschen Strahlenschutzkom-mission ist diese Frage eindeutig mit nein zubeantworten. Sofern die von dieser Kommissionfestgelegten Werte ausreichend sind, ist auchwirklich nicht mit Problemen zu rechnen. Über diefür jede neue Sendeanlage erforderliche Standort-

genehmigung der Bundesnetzagentur ist gewähr-leistet, dass sich garantiert niemand im Bereich zuhoher Strahlungswerte aufhalten kann. Bei derGenehmigung werden überdies die technischmaximal möglichen Sendeleistungen zugrundege-legt. Die realen Belastungen sind erheblich gerin-ger.

Selbst wenn die Grenzwerte verschärft würden,wäre vermutlich kaum jemand betroffen. Wie dieMessungen der Bundesnetzagentur an besondersbelasteten Punkten gezeigt haben, werden dieGrenzwerte nie auch nur annähernd erreicht.

Wo erhalte ich Informationen über Sendemasten?

Die Bundesnetzagentur veröffentlicht im Internetdetaillierte Messreihen und Angaben zu denMobilfunkmasten.

www.bundesnetzagentur.deDas Bundesamt für Strahlenschutz: www.bfs.deDie Strahlenschutzkommission: ww.ssk.deDie Forschungsgemeinschaft Funk e.V.

www.fgf.de

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Können Funktelefone meine Gesundheit gefährden?

Ja, aber nicht unbedingt durch Elektrosmog.Mehrere Studien haben nämlich gezeigt, dass dieGefahr von Verkehrsunfällen durch das Telefonie-ren am Steuer steigt, und dieses Risiko und seineHöhe sollte man nicht unterschätzen. In Deutsch-land ist das normale Telefonieren mit einem Handyim Auto deshalb seit dem 1. Februar 2001 verbo-ten. Das Telefonieren mit einer Freisprechanlageist weiterhin erlaubt, aber Tests der Stiftung Wa-rentest haben gezeigt, dass auch dann ein erhöh-tes Unfallrisiko bleibt. Das Verbot rührt also zu-nächst nicht von einer möglichen Gefahr durchElektrosmog her. Über eine mögliche Beeinträch-tigung der Gesundheit durch das elektromagneti-sche Feld selbst weiß man immer noch sehr wenig.

Wirkt sich die Finanzierung einer Studie auf das Ergebnis aus?

Allein innerhalb der EU sind es schon etwa 125 Mil-lionen Euro: riesige Summen wurden für Studienausgegeben, die die gesundheitlichen Auswirkun-gen von hochfrequenten elektromagnetischenFeldern klären sollten. Gegenstand waren ver-schiedene Folgen für die Gesundheit, darunter

Schlaf- oder Konzentrationsstörungen – und natür-lich die Frage nach dem Krebs. Dazu gibt es etwasiebzig Studien an Menschen und Tieren. Außer-dem wurde vielfach an Zellen untersucht, ob Mobil-funkstrahlung einen Einfluss auf die Entstehungvon Erbgutveränderungen hat oder ob sie denStoffwechsel der Zellen verändert. Der größteGeldgeber für Gesundheitsstudien ist ein Mobil-funkunternehmen, Motorola, dicht gefolgt von derEU. Weil die Mobilfunkunternehmen viele Studienfinanzieren, haben Schweizerische Wissenschaft-ler untersucht, in welchem Zusammenhang Geld-geber und Studienergebnis stehen. Und tatsäch-lich finden sich in den von der Industrie finanzier-ten Gesundheitsstudien seltener Hinweise auf Be-einträchtigungen als bei den öffentlich finanzier-ten Untersuchungen. Aber die qualitativ bestenStudien waren trotzdem nicht etwa die rein öffent-lich finanzierten, sondern die mit gemeinsamerBeteiligung von Industrie und öffentlicher Hand.

Hochfrequente elektromagnetische Felder

Hochfrequente elektromagnetische Felder wechseln ihre Richtung

100.000 oder bis zu 300 Milliarden mal pro Sekunde. Man sagt: Sie

schwingen mit einer Frequenz von 100 Kilohertz bis 300 Gigahertz. Je

höher die Frequenz ist, desto kürzer ist die elektromagnetische Welle.

Hochfrequente elektromagnetische Strahlung geht nicht nur von

Mobiltelefonen und -Basisstationen aus, sondern auch von

Rundfunksendern, von schnurlosen Telefonen, von kabellosen

Internetverbindungen (W-LAN), von der Küchen-Mikrowelle und von

Radargeräten. Elektromagnetische Felder mit einer Frequenz von weni-

ger als 100 Kilohertz gelten als niederfrequent. Sie entstehen durch

Stromleitungen und elektrische Geräte. Auch Haushaltsgeräte (vom

batteriebetriebenen Wecker bis zur Waschmaschine) erzeugen ein nie-

derfrequentes elektromagnetisches Feld. Hier beträgt die Frequenz

meistens 50 Hertz.

Gibt es neben Handymasten mehr Krebskranke?

Rund 60.000 Mobilfunkmasten gibt es in Deutsch-land. Manche stehen sehr nah an Wohnhäusern,zum Teil sogar auf den Dächern. Die Strahlenbe-lastung in der Umgebung eines solchen Sende-masts ist zwar erheblich schwächer als die Strah-lung, die ein Handy beim Telefonieren aussendet –aber dafür dauert sie 24 Stunden pro Tag. Im baye-rischen Ort Naila haben Hausärzte tatsächlich eineerhöhte Krebsrate in der Nähe eines Mobilfunk-masts festgestellt. Daraufhin untersuchte daszuständige Krebsregister 48 weitere Gemeinden –und fand keinen Zusammenhang mit dem Abstandzum Mobilfunkmast. Also Aussage gegen Aus-sage? Aus wissenschaftlicher Sicht sind beideStudien nur eingeschränkt verwertbar – denn beikeiner der beiden weiß man, was für eine Strahlen-

dosis die Menschen tatsächlich bekommen haben:Mobilfunkwellen werden von Häusern und ande-ren Gegenständen stark gedämmt oder reflektiert.Im gleichen Abstand zur Antenne kann sich dieStärke der elektromagnetischen Felder um denFaktor 10.000 unterscheiden.

Wie stellt man fest wie hoch jemand belastet ist?

Mobilfunkmasten sind nur eine von vielen mögli-chen Quellen hochfrequenter elektromagnetischerStrahlung – angefangen bei der Mikrowelle in derKüche bis hin zum Rundfunksendeturm. Daher sindviele Wissenschaftler mittlerweile der Meinung,dass man für eine aussagekräftige Studie dieStrahlendosis ermitteln müsste, der ein Mensch inseinem Alltag tatsächlich ausgesetzt ist. Dafür gibtes bereits kleine Messgeräte, die sich Testper-sonen um den Oberarm schnallen können. Sie lie-fern allerdings keine Informationen darüber, wieviel Strahlung die Person in ihrem früheren Lebenabbekommen hat, und das spielt gerade bei derEntstehung von Krebs und langfristigen Schädeneine Rolle. Das Verfahren ist dazu sehr aufwändig.Deshalb gibt es heute noch kein anerkanntesRezept für die Durchführung einer Studie zumKrebsrisiko durch Sendemasten.

1918

Erbgutschäden an Zellen durch Handystrahlen?Forscher suchen weltweit nach Hinweisen

Mäuse in einem Versuch mit elektromagnetischerStrahlung. Es zeigt sich kein Unterschied zwischenbestrahlten und unbestrahlten Tieren

Handys und die Frage nach der GesundheitHandys und die Frage nach der Gesundheit

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Freie Radikale

Freie Radikale entstehen im ganz normalen Stoffwechsel gesunder

Zellen – und doch können sie der Zelle gefährlich werden: Freie

Radikale sind Bruchstücke von Molekülen mit einem ungepaarten

Elektron. Dadurch sind sie äußerst reaktionsfreudig und können

Elektronen aus anderen Molekülen herausreißen, die dann ihrerseits

mit einem ungepaarten Elektron zurückbleiben und zum freien Radikal

werden. An der DNA können freie Radikale auf diese Weise Schäden

verursachen. Allerdings hat der Körper eine Reihe von Schutzmaß-

nahmen, mit denen er sich gegen freie Radikale zur Wehr setzt.

Fresszellen des Immunsystems nutzen die freien Radikalen sogar, um

damit Bakterien abzutöten.

Machen Handys Hirntumore?

Die Strahlenbelastung durch das Handy ist beimTelefonieren um ein Vielfaches höher als die Feld-stärke, die von einem Mobilfunkmast ausgeht.Besonders betroffen ist davon das Gehirn. Umherauszufinden, ob Handys Hirntumore verursa-chen können, haben Wissenschaftler Hirntumor-patienten zu ihren Telefoniergewohnheiten be-fragt. Dann haben sie die Ergebnisse mit gesundenVergleichspersonen verglichen. Für die heutigendigitalen Handys zeigte sich in den meisten

Erhebungen kein Unterschied. Nur eine schwedi-sche Forschergruppe meldet deutlich erhöhteRisiken, doch deren Arbeiten werden unter Kolle-gen kritisch betrachtet. Das Problem aller dieserStudien ist, dass es nur wenige Menschen gibt, dieüber viele Jahre mit dem Handy telefoniert haben.Diese Langzeitnutzer haben wiederum vor allemanaloge Handys verwendet – die digitalen Modellesind später auf den Markt gekommen, in Deutsch-land erst 1992. Für die alten, analogen Geräte gabes in einer weiteren Arbeit schwache Hinweise aufein erhöhtes Risiko für einen gutartigen Tumor desHörnervs bei Langzeitnutzern, eine andere For-schergruppe fand Hinweise auf vermehrte bösarti-ge Tumoren. Beide Studien beziehen sich aller-dings auf weniger als 15 Hirntumorpatienten.

Seit 2001 werden analoge Mobiltelefone inDeutschland nicht mehr verwendet, und eineÜbertragbarkeit auf moderne Handys ist fraglich.Wenn in vielen Jahren Daten für die im Jahr 2007aktuelle Technik vorliegen, ist vielleicht auch dieselängst wieder überholt. Zur Zeit plant die WHOeine internationale Studie, in der 250.000 Men-schen über viele Jahre begleitet und zu ihren Tele-foniergewohnheiten befragt werden sollen – viel-leicht weiß man danach mehr.

Gibt es in Tierversuchen Hinweise auf Krebs?

Im Labor haben es die Wissenschaftler dagegenviel leichter: sie können genau festlegen, wie starkdas elektromagnetische Feld sein soll. Der austra-lische Biologe Michael Repacholi hat in einemberühmten Experiment Mäuse mit Handy-Wellenbestrahlt, jeden Tag zweimal dreißig Minuten lang.Die Tiere hatten eine genetische Veranlagung fürLymphdrüsenkrebs. Tatsächlich entwickelten sieunter Bestrahlung häufiger Lymphdrüsenkrebs alsdie unbestrahlte Kontrollgruppe. Aber ein Befundgilt in der Wissenschaft erst dann als Beweis,wenn andere Studien zu einem gleichen Ergebniskommen – und das hat bisher noch niemandgeschafft. Mehrere andere Forscher führtenStudien mit Tieren durch, bei denen sie ähnlicheVersuchsaufbauten benutzten, teilweise mit ande-ren Frequenzen. Doch sie konnten keinenZusammenhang zwischen elektromagnetischemFeld und Krebshäufigkeit feststellen.

Daher stehen Repacholis Ergebnisse bisher alleinund sind nicht gesichert. Bei allen Tierexpe-rimenten gilt allerdings die Einschränkung, dasssie sich nur eingeschränkt auf den Menschenübertragen lassen.

Kann Mobilfunk das Erbgut schädigen?

Schäden am Erbgut einer Zelle können ein ersterSchritt bei der Entstehung eines Tumors sein.Doch im Gegensatz zu radioaktiver Strahlungreicht die Energie der elektromagnetischenStrahlung von Handys und Sendemasten nichtaus, um die Erbsubstanz direkt zu beschädigen.

Es gibt aber auch indirekte Schädigungen, zumBeispiel durch freie Radikale. Ob hier die Mobil-funkstrahlung eine Rolle spielt, wurde in Dut-zenden von Laborexperimenten untersucht – lei-der mit ziemlich uneinheitlichen Ergebnissen:manchmal fand sich eine Veränderung, häufigaber auch nicht. Die Studien sind kaum vergleich-bar, weil die Wissenschaftler sie meistens mit ganzunterschiedlichen Versuchsbedingungen durchge-führt haben. Wichtig dabei ist, dass ein Erbgut-schaden in einer Zelle noch längst nicht unbedingtzu Krebs führen muss – was solche im Laborver-such festgestellten Veränderungen letztendlich fürdie Gesundheit bedeuten würden, weiß niemand.

Eine Wissenschaftlerin befragt eine gesundePerson aus der Vergleichsgruppe zu ihrenTelefoniergewohnheiten

Handys und die Frage nach der Gesundheit

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Links:Weder der Eingangstest mit Symbolen noch andere Tests zuverschiedenen Wahrnehmungsleistungen zeigten Unterschiedezwischen Elektrosensiblen und Nicht-Elektrosensiblen

Mitte:Der international standardisierte Fragebogen zu Angst undAlltagsbefinden umfasst 40 Fragen

Rechts:Der Faraday-Raum ist komplett abgeschirmt, so dass keine störenden Strahlen eindringen können

Elektrosensibel ...Elektrosensibel – gibt es das?

Elektrosensibilität – wie viele sind betroffen?

Es gibt Menschen, die davon überzeugt sind, dasssie durch elektromagnetische Strahlen krank wer-den. Die Betroffenen haben sehr unterschiedlicheBeschwerden: von Migräne über Müdigkeit, Schwin-del, Übelkeit bis hin zu Herzrhythmusstörungen.Fachleute sprechen von einer Elektro-Hypersensi-tivität (EHS) – oder kurz von Elektrosensibilität.Sehr umstritten ist, wie viele Menschen überhauptelektrosensibel sind. Geht die Weltgesundheits-organisation (WHO) von einigen Individuen pro Mil-lion Einwohner aus, sind Schätzungen einigerSelbsthilfegruppen weitaus höher. Eine Studie desBundesamtes für Strahlenschutz (BfS) aus demJahre 2001 beschreibt zum Beispiel, dass sich fastsechs Prozent der befragten Bundesbürger durchdie elektromagnetischen Strahlen des Mobilfunksin ihrer Gesundheit beeinträchtigt fühlen.

Wie sieht ein typischer Test mit Elektrosensiblen aus?

Die Arbeitsgruppe Elektrische Felder der Bundes-anstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin inBerlin beschäftigt sich mit dem Problem. Schon seitMitte der 1990er Jahre erforscht das Team, wieelektromagnetische Strahlung auf Menschen wirkt.Die Psychologin Gerlinde Kaul wollte zusammen

mit ihren Kollegen in einem Experiment prüfen, obelektromagnetische Felder von Menschen wahrge-nommen werden können. 24 freiwillige Probanden,die sich selbst als elektrosensibel einstuften, nah-men am Versuch teil. Außerdem gab es eine Kon-trollgruppe aus Nicht-Elektrosensiblen. Zum zen-tralen Experiment wurden die Versuchteilnehmer ineinen Faraday-Raum geführt – ein mit Metall-platten und Hochfrequenzabsorbern abgeschirm-ter Versuchsraum. Um die Strahlung eines Mobil-telefons nachzubilden, erzeugte ein Signalgene-rator das elektromagnetische Feld. Ein Leistungs-verstärker sorgte für die richtige Intensität.

Dann begann der Test – in Zehn-Minuten-Interval-len aktivierten die Forscher das elektromagneti-sche Feld oder schalteten es ab, und zwar vonaußerhalb des Raumes aus. Die Teilnehmer konn-ten nicht sehen, wann der Versuchsleiter denSchalter drückte; sie wussten also nicht, wann esStrahlung im Raum gab und wann nicht. Am Endeeines jeden Zehn-Minuten-Abschnitts wurden dieProbanden gefragt, ob sie etwas wahrgenommenhatten oder nicht. Der Versuch dauerte genau eineStunde. Hatten die Elektrosensiblen eine bessereTrefferquote erzielt als die Nicht-Elektrosensiblen?Die Antwort war eindeutig – nein! Beide Gruppen,Elektrosensible und Nicht-Elektrosensible konntendas Feld nicht wahrnehmen. Ihre Trefferquote laglediglich im Zufallsbereich.

Können Experimente das Problem Elektro-sensibilität endgültig klären?

Zusammenhänge zwischen der Handystrahlungund der Elektrosensibilität konnten die Forscherzwar nicht finden. Doch unabhängig davon, wie dieExperimente ausgegangen sind: die Beschwerdenund Ängste der Menschen bleiben. Sie sind nichtwegzudiskutieren, sagen auch Gerlinde Kaul undihre Kollegen. Die mannigfaltigen Symptome vonElektrosensiblen müssen – da sind sich alleFachleute einig – weiterhin individuell beurteilt undbehandelt werden. Selbsthilfegruppen und Handy-Gegner behaupten ohnehin, dass die bisherigenMessmethoden die Reaktion von Körpern aufElektrosmog nicht erfassen können.

Beim Umgang mit solchen Risiken und Symptomenempfehlen wir deshalb: Wenn die Ursache einerKrankheit unklar ist und man sich über einen mög-lichen Effekt des Mobilfunks sorgt, kann man zureigenen Beruhigung besonders darauf achten,seine Belastung beim Telefonieren zu reduzieren(siehe Schutztipps). Einer Basisstation kann mannatürlich weniger gut ausweichen, aber die Sorge,dass hiervon Schaden ausgeht, halten die meistenExperten für unbegründet (siehe Frage zu Basissta-tionen).

Fünf QUARKS-Tipps zum richtigen Handygebrauch

1. Das Handy sollte, wann immer möglich, ausgeschaltet sein;

dann gibt es gar kein Feld.

2. Ist das Handy eingeschaltet, sollte es möglichst nicht direkt am

Körper aufbewahrt werden, damit man sich nicht den elektro-

magnetischen Wellen aussetzt.

3. Lässt sich die Aufbewahrung eines eingeschalteten Handys am

Körper nicht vermeiden, dann sollte man das Telefon so aufbe-

wahren, dass der Kontakt zur nächsten Basisstation möglichst

leicht hergestellt werden kann und das Handy die Leistung nicht

unnötig heraufregeln muss. Also lieber in der Außentasche des

Mantels als in der Innentasche des Jacketts.

4. Auch während des Telefonierens gilt: je besser der Kontakt,

desto geringer die Belastung. Wer innerhalb geschlossener

Räume telefoniert oder das Handy beim Telefonieren mit der

eigenen Hand oder Schulter zu stark abdeckt, riskiert eine

schlechte Verbindung, und das Handy regelt zum Ausgleich die

Leistung herauf. Deshalb ist es besser, draußen zu telefonieren

und das Handy nicht unnötig abzudecken.

5. Bei allen Telefonaten, insbesondere aber bei schlechtem Emp-

fang, gilt: je kürzer und seltener die Telefonate sind, desto

geringer die Belastung.

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Ich möchte mir ein risikoarmes Funktelefon kaufen. Wie wähle ich aus?

Eine Patentregel gibt es nicht. Die Energie, die derKörper vom Mobiltelefon aufnimmt, wird als spezi-fische Absorptionsrate (der SAR-Wert) gemessen.Als Faustregel gilt: je niedriger der SAR-Wert, destobelastungsärmer das Funktelefon.

Informationen zur SAR einzelner Telefone gibt esim Internet unter: www.handywerte.de

Was bedeutet der SAR-Wert und wie wird er gemessen?

Im Mobilfunk genutzt wird nur ein Teil des breitenSpektrums an elektromagnetischen Wellen:

• Im digitalen D-Netz sind es Frequenzen von 890 bis 960 Megahertz (das sind 890 bis 960 Millionen Schwingungen pro Sekunde) oder

• im digitalen E-Netz von 1760 bis 1865 Megahertz.

• Schnurlose Telefone (analog, digital) liegen bei864 bis 868 Megahertz Sendefrequenz.

Bei diesen Sendeleistungen handelt es sich umsogenannte nichtionisierende Strahlung. Zusam-men mit vielen internationalen, europäischen und

nationalen Kommissionen entwickelten FachleuteEmpfehlungen und Grenzwerte. Die Weltgesund-heitsorganisation WHO und ihre Umweltorganisa-tion UNEP haben gemeinsam die aktuellen wissen-schaftlichen Ergebnisse in den Enviromental HealthCriteria (so zum Beispiel im EHC Doc. 137) zusam-mengefasst. Darauf aufbauend hat die Internatio-nale Strahlenschutzkommission ICNIRP (Internatio-nal Commission on Non-Ionizing Radiation Protec-tion) Grenzwerte entwickelt, die auch in der dieBundesregierung beratenden Strahlenschutzkom-mission SSK umgesetzt sind.

Viel weiß man noch nicht über den Wirkmechanis-mus oder gar die Schädlichkeit von hochfrequentenelektromagnetischen Feldern in lebenden Organis-men. Um aber einen objektivierbaren Vergleich an-stellen zu können, betrachten Physiker und Inge-nieure das, worauf es biologisch eigentlich an-kommt: die Energierate (in Watt) nämlich, die Kör-pergewebe (pro Masse in kg) durch elektromagneti-sche Strahlung aufnimmt (absorbiert). So entstehtdie spezifische Absorptionsrate (SAR), der SAR-Wert, angegeben in Watt pro Kilogramm.

Die absorbierte Energie kann das betreffende Kör-pergewebe erwärmen – wie in der Mikrowelle, wo jadiese Erwärmung sogar dringend erwünscht ist.Sollte sich aber das Körpergewebe um gerade malein Grad zusätzlich erwärmen, dann wäre – so die

Festlegung des Grenzwertes – die absorbierte Dosisals kritisch anzusehen. Auf dieser Vorstellung beru-hen die sogenannten Basisgrenzwerte für dieAllgemeinbevölkerung im Hochfrequenzbereichdes elektromagnetischen Spektrums: der SAR-Wert von 0,08 Watt pro kg – als gemittelterGrenzwert über den ganzen Körper und der Teil-körpergrenzwert von 2 Watt pro kg – als Grenzwertgemittelt über 10 g Körpergewebe. In einem stan-dardisierten Prüfverfahren werden in PrüflaborsSAR-Werte für Handys im Gebrauch ermittelt.Dabei ersetzt man den menschlichen Kopf durcheine mit einer Zucker-Wasserlösung gefüllteSchale, die elektrisch die gleichen Eigenschaftenwie das Gehirn und das menschliche Gewebehaben soll. Ein Messroboter tastet das gesamteKopfinnere ab, ermittelt die jeweiligen Feld-stärken und vor allem die absorbierte Energie-rate. Gemittelt über einen genau definiertenBereich ergibt sich dann der SAR-Wert desHandytyps.

Was sollte ich beim Telefonieren im Auto beachten?

Mit einer im Auto eingebauten Außenantenneund Freisprechanlage werden die elektromagne-tischen Wellen aus dem Auto heraus und vomKörper ferngehalten. Wer ohne diese Hilfsmittel

normal mit dem Handy im Auto telefoniert, etwaauf dem Parkplatz, riskiert erhöhte Belastung:im Auto regelt das Handy meistens hoch, und dieWellen werden sogar von den Autowänden aufden Körper reflektiert. Deshalb empfiehlt essich, Handytelefonate im Auto zu vermeiden,wenn man keine Freisprechanlage und Außen-antenne hat.

Kann ich mein Kind ein Handy benutzen lassen?

Ja, aber so wenig wie möglich. Es gibt berechtig-te Gründe, das Risiko bei Kindern als höher ein-zuschätzen. Denn erstens haben sie eine beson-ders lange Nutzungsdauer von vielen Jahrzehn-ten vor sich, zweitens nehmen sie wegen ihrerkleineren Größe womöglich mehr Energie auf alsErwachsene, und drittens ist das sich noch ent-wickelnde Nervensystem bei Kindern unterUmständen besonders empfindlich. Deshalb giltbei Kindern zusätzlich zu den Tipps zur richtigenHandhabung ganz besonders: je weniger undkürzer telefoniert wird, desto besser. Kinderganz von Mobiltelefonen fernzuhalten, empfeh-len wir allerdings nicht: denn Handys könnenandere Lebensrisiken mindern, zum Beispielwenn das Kind in Notfallsituation die Eltern anru-fen kann.

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Besonders empfindlich: Der Kopf, auch wenn der SAR-Grenzwert vor Wärmeschäden schützt

Tipps für HandynutzerDer SAR-Wert

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Heiße Ohren beim TelefonierenDer Quarks & Co Test: warum erwärmt sich das Ohr bei langen Telefonaten?

Trotz des SAR-Grenzwertes berichten Menschennach einem langen Gespräch mit dem Handy oft,dass sie am Ohr oder an der Wange eine Erwär-mung spüren. Viele Studien haben schon gezeigt,dass das eigentlich nicht an der Strahlung selbstliegen kann – die ist dank Grenzwert wirklich zuschwach. Quarks & Co hat diesen Effekt in einemTest gemeinsam mit Experten untersucht: was istdie Ursache dafür, dass Menschen nach einem lan-gen Handytelefonat eine oft unangenehmeWärmeempfindung haben?

Erster Durchgang: Test mit ausgeschaltetem Handy

Zuerst haben wir getestet, ob die Erwärmung ganzeinfach dadurch entsteht, dass das Handy Ohr undWange isoliert, etwa wie Ohrenschützer im Winter.Im klimatisierten Labor hielt die Testperson für 20Minuten ein ausgeschaltetes Handy ans Ohr, daszu Beginn exakt auf Raumtemperatur temperiertwar. Mit der Wärmebildkamera konnten wir diegenauen Temperaturen auf der Haut messen. Das

Ergebnis war eindeutig: Bei der Auswertung zeigtesich, dass sich das Ohr um weniger als ein Graderwärmte. Unsere Probandin spürte davon nichts.

Test mit voller Leistung

Im zweiten Durchgang wurde ein weit entfernterSendemast simuliert. Dadurch sendete das Handyim Versuch mit voller Leistung. Ein normalesGespräch ließ sich im hermetisch abgeschirmtenLabor natürlich nicht führen.

Der Akku macht den Unterschied

Die Messung nach dem Versuch belegte das sub-jektive Gefühl unserer Freiwilligen: die Wangehatte sich um zwei Grad, das Ohr sogar fast umdrei Grad erwärmt. Die Ursache hierfür ist derAkku. Dieser erwärmt sich, wenn er Leistung abge-ben muss. In unserem Fall heizte er das Handy umneun Grad auf und erreichte damit ziemlich genaudie Temperatur der Haut. Da der Kopf eine der ambesten durchbluteten Regionen des Körpers ist,strahlt dieser auch sehr viel Wärme ab. Beim aus-geschalteten Handy wurde diese Wärme vom rela-

tiv kühlen Handy abgeführt, das sich seinerseitsetwas erwärmte. Je nach Material ist dieser Effektunterschiedlich. Leitet das Handy die Wärme gutab, bleibt die Haut kühler, wie in unseremExperiment geschehen. Isoliert das Handy dage-gen wie ein Ohrschützer, steigt die Hauttem-peratur schnell an. Stärker isolierend wirkt dasHandy, wenn es sich durch den warmen Akku aufHauttemperatur aufheizt. Dann fehlt die Wärme-differenz, die Körperwärme staut sich. Und dasfühlen und messen wir als Wärme.

Links:Mit einer Wärmebildkamera konnte die Erwärmung desOhres direkt gemessen werden

Mitte:Erster Durchgang: Test mit ausgeschaltetem Handy. Linksvor dem Versuch, rechts hinterher: die Bilder (a+b) sindkaum zu unterscheiden, die Erwärmung sieht man kaum

Rechts:Deutlich tiefrot: Der aufgeheizte Akku. Er erwärmt dasganze Handy

Oben:Der Handyakku erwärmt sich deutlich: Grün ist im Wärmebildwärmer als Blau

a) b)

Heiße Ohren beim Telefonieren


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