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VORLESUNGSVERZEICHNIS
für das Studienprogramm EUROCULTURE
WS 2001/2002
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Wichtige Information: Bitte lesen!!!!!!
Liebe Studierende des Studienprogramms EUROCULTURE! In diesem Vorlesungsverzeichnis sind die Veranstaltungen der beteiligten Disziplinen Geschichte,
Politikwissenschaft, Rechtswissenschaft, Theologie und der Philologien aufgeführt, die im Rahmen des ersten
Abschlußsemesters (das heißt im WS 2000/2001) des Studienprogramms EUROCULTURE angeboten werden.
Dabei sind hier z.T. nur die Kurzinformationen angegeben, deren Richtigkeit nicht garantiert werden kann.
Genauere Informationen sollten bitte aus den jeweiligen Vorlesungskommentaren entnommen werden. Diese
Kommentare sind entweder in den jeweiligen Seminarbibliotheken, im Buchhandel oder im Internet unter den
angegebenen Adressen erhältlich. Bitte kümmert Euch selbständig um die Seminare, die Ihr besuchen wollt und
tut dies so bald wie möglich, da teilweise Vorbesprechungen stattfinden! (v.a. in den Jura-Seminaren und im
Hauptseminar Geschichte über die Ottonen.)
Ausschließlich für EUROCULTURE-Studierende sind nur zwei Veranstaltungen, die daher obligatorisch zu
besuchen sind: das interdisziplinäre Kolloquium und das Tutorium. Alle anderen hier aufgeführten
Veranstaltungen werden auch von anderen Studierenden besucht. Ein weiteres Seminar (von Brandt) aus dem
Politikbereich behandelt ausdrücklich das Thema des Intensivkurses. Teilnahme erwünscht!
Wie der Studienordnung für das erste Abschlußsemester des Studienprogramms EUROCULTURE zu
entnehmen ist, müssen EUROCULTURE-Studierenden in diesem Semester - neben dem interdisziplinären
Kolloquium und dem Tutorium - an Veranstaltungen in mindestens drei verschiedenen Disziplinen
teilnehmen. Es wird aber im Sinne der Interdisziplinarität empfohlen, in allen fünf Disziplinen Veranstaltungen
zu belegen.
Es werden insgesamt drei Leistungsnachweise aus drei Fächern verlangt, wobei einer durch eine etwa
zwanzigseitige Hausarbeit (Hauptseminarschein) erlangt werden muß. Mindestens ein weiterer
Leistungsnachweis muß durch eine schriftliche Leistung (Referat / Hausarbeit) erbracht werden. Der dritte
Leitungsnachweis kann eine mündliche Prüfung im Rahmen einer Vorlesung oder eines Seminars sein. Im
Kolloquium wird ein 12-15seitiges Paper verlangt, das dann in den Intensivkurs eingebracht wird.
Viel Vergnügen im EUROCULTURE-Semester!
Undine Ruge (EUROCULTURE-Koordinatorin)
und Michael Koß (EUROCULTURE-Tutor)
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INTERDISZIPLINÄRES KOLLOQUIUM für EUROCULTURE-
Studierende (Deutsche Philologie, Geschichte, Politikwissenschaft, Rechtswissenschaft, Theologie)
Regionalism and Nationalism in an Integrating Europe Dozenten: Prof. Dr. Ernst Kuper, Habbo Knoch, M.A., Prof. Dr. theol. Martin Tamcke, Dr. Dr. Michael Silagi, Prof. Dr. Dieter Cherubim, Undine Ruge, M.A. Zeit und Ort: Di 16:15 - 17:45 (14tägl.), Raum ZENS-SR Erster Termin: 16.10.2001, 16:15 - 17:45 Uhr, Raum ZENS-SR Inhalt Das interdisziplinäre Kolloquium im Rahmen des EUROCULTURE-Studiengangs soll dazu dienen, Einsichten in interdisziplinäre Fragestellungen und Arbeitsweisen zu vermitteln und so den interdisziplinären Aspekt des Programms zu vertiefen. Studierende der fünf im Studiengang vertretenen Fächer werden sich dabei unter Anleitung der beteiligten Lehrenden gemeinsam das Thema "Regionalism and Nationalism in an Integrating Europe" erarbeiten und sich dabei auf das Intensivprogramm, das im Februar 2002 zum gleichen Thema in Bilbao (Spanien) stattfinden wird, vorbereiten. Eine Blockveranstaltung zu Beginn des Semesters am 19.10.2001 bietet Gelegenheit zur organisatorischen und interdisziplinären thematischen Einführung, und eine weitere in der Mitte des Semesters (am 7.12.2001) dient zur Betreuung bzw. Besprechung der Hausarbeiten. Empfohlene Literatur Wird zu Beginn des Semesters bekanntgegeben.
TUTORIUM für EUROCULTURE-Studierende Michael Koß
Studienbegleitendes Tutorium für EUROCULTURE-Studierende
Do 18-20 Seminarraum ZENS Beginn: 18.10.01
Ziele/Inhalte: Das Tutorium soll einerseits das Kolloquium begleiten und andererseits dazu dienen,
Schwierigkeiten, die unweigerlich bei der wissenschaftlichen Beschäftigung mit einer fachfremden Disziplin
auftreten, zu überwinden. Dazu gehört auch die (gegenseitige) Einführung in die Techniken des
wissenschaftlichen Arbeitens. Zusätzlich soll auch ein gewisses Grundwissen über die Europäische Union
vermittelt werden. Weitere Inhalte können von den Teilnehmern/Teilnehmerinnen bestimmt werden.
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Interdisziplinär (In diesem Seminar kann kein Hauptseminarschein gemacht werden!) Die Stadt und ihre Entwicklung im 19. und 20. Jahrhundert. Metropole und Provinz, Zentrum und
Peripherie am Beispiel von Paris-Besancon und Berlin-Göttingen (interdisziplinäres Erasmus-Seminar)
Dozent/innen: Dr. Büttner/Dr. Göbel/Dr. Grenzmann/Dr. Klingebiel/N.N.
Mi, 16-18 Uhr VG 211
Beginn: 17.10.
Dieses Seminar wird für ERASMUS-Stipendiaten aus Besancon und Göttingen sowie alle am Thema
Interessierten abgehalten. Von Projektgruppen (Zusammensetzung: binational (multinational) ; interdisziplinär;
Studierende/Dozenten) werden festzulegende Themenkomplexe bearbeitet; von diesen Gruppen werden dem
Plenum ausgewählte Materialien und erschließende Fragestellungen zur Diskussion vorgelegt; sofern
erforderlich werden auch Hintergrund und Zusammenhänge klärende Kurzbeiträge vorgetragen. -
Voraussichtlich werden folgende thematische Schwerpunkte gewählt: Die ideale Stadt am Beispiel der <Saline
Royale> von Ledoux (in der Nähe von Besancon); Die Haussmannisierung von Paris (19. Jh.)/ Die 'Metropole'
in der Literatur; Berlin in den 20er und 90er Jahren des 20. Jh.s; Göttingen nach 1945. - Zur Vorbereitung
erwünscht ist die Lektüre (bzw. Einblicknahme) in folgende Publikationen:
Literatur: Karlheinz Stierle, Der Mathos von Paris. München (dtv) 1998 (leider vergriffen); Alfred Döblin: berlin
Alexanderplatz (1929); Christopher Isherwood: Leb wohl, Berlin (1935); Paris - Berlin. Rapports et contrastes
France Allemande 1900-1933 (Gallimard) 1992; geeignet sind generell Veröffentlichungen, die in irgendeiner
Akzentuierung diese ausgewählten Städte in der jeweils vorgesehenen Zeit behandeln oder in denen prinzipielle
Fragen zur Stadtentwicklung abgehandelt werden.
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Politikwissenschaft
Vorlesungen
1.) Die Außen- und Europapolitik Deutschlands
Dozent: Prof. Dr. Ernst Kuper
Zeit und Ort: Do 11:15 - 12:45, Raum T02
Erster Termin: 18.10.2001
Sprechstunde: Mi 11.00 - 12.00
Inhalt: Die Vorlesung behandelt die außenpolitischen Konzeptionen der deutschen Bundesregierungen und deren
Versuche, diese in bestimmten internationalen Konstellationen zu realisieren, wobei Außenpolitik hier in einem
grundlegenden Teil immer Europapolitik ist. Die Außenpolitik der DDR wird als Außenpolitik des Akteurs DDR
oder des deutschlandpolitischen Kontrahenten der Bundesregierung einbezogen.
Empfohlene Literatur: Wird in der Vorlesung kommentiert angegeben.
2.) Die Europäische Union: Verfassung und politische Praxis
Dozent: Klaus Wettig
Zeit und Ort: Mo 11:15 - 12:45, Raum OEC2
Erster Termin: 15.10.2001
Inhalt: Institutionen und Geschichte der Europäischen Gemeinschaften/Union von den Anfängen bis heute.
Darstellung aktueller Probleme am Beispiel ausgewählter Politikbereiche.
Empfohlene Literatur: Gängige Textausgabe "Europarecht, Recht der Europäischen Union",
Beutler/Bieber/Piepkorn/Streil, Die Europäische Union, Baden-Baden 1994.
Hauptseminare 1.) Nationalism and Regionalism: Contradiction for an integrating Europe?
Dozent: Patrick von Brandt
Zeit und Ort: Mo 16:15 - 17:45, Raum VG416
Erster Termin: 15.10.2001
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Voraussetzungen / Organisatorisches: Lernorganisation: Lektüre, Thesenpapiere, mündliche Referate,
Hausarbeit, Gruppen- und Plenumdiskussionen Leistungsnachweise für zwei schriftliche Leistungen.
Sprechstunde: Di 11.00 - 13.00
Inhalt: Course Description Based on the premise that the ideology and practice of nationalism and regionalism
continue to be socially reproduced in contemporary Europe, this seminar will examine how politics based upon
these ideologies relate to processes of European integration. Hence we will analyse concepts and practices of
nationalism and regionalism, their commonalities and differences, and examine to what extent politics based
upon these ideologies might oppose contemporary European integration processes rather than form a basis for
their articulation. We will address such question as: What are the similarities and differences between
regionalism and nationalism? How significant is the revival of nationalism - regionalism in Europe today? How
do these ideologies and practices relate to the process of European integration? Do they oppose European
integration processes or provide a basis for their articulation? Course Requirements The seminar work will
involve group work, class discussions and oral presentations. Hence, the most important requirement is active,
informed participation in discussion. This depends on preparation, both by doing the readings and by thinking
about how they relate to the broader themes of the course and to your own analytical perspective. To receive
credit for this course (Teilnahmeschein or Leistungsschein) an oral presentation needs to be prepared based on a
an essay of approx. 4000-5000 words (i.e. approx. 10 pages) as well as several short commentaries à 400-500
words (i.e. 1-1 ½ pages) on literature read during the course. While the commentaries can have an informal
character as they are mainly intended as preparation for class discussions and can be a critical analysis of a point
raised in the reading, a comparison of a new analytical perspective with one previously discussed, a summary of
the main arguments, or anything else you find useful; the presentation in contrast should be less of a summary of
the reading as a critical engagement with the theme! To receive a 'Leistungsschein' this presentation is essential.
The presentation should bring up questions raised in the texts, introduce the theme and initiate discussion.
Clearly formulated points of discussion and questions for the class are expected! The length should not exceed
10 - 15 minutes. Because this essay/presentation takes the place of term paper, the approximate length is 4000-
5000 words (approx. 10 pages).
Empfohlene Literatur: MacDonald, S. (ed.) 1993. Inside European Identities. Oxford: Berg Anderson, B. 1983
(1991). Imagined Communities. London: Verso Hobsbawm, E. 1990. Nations and Nationalism since 1788.
Cambridge: CUP
2.) Föderalismus in Deutschland
Dozent: Dr. Klaus Stolz
Zeit und Ort: Do 11:15 - 12:45, Raum VG202
Erster Termin: 18.10.2001
Leistungsnachweise: Referat bzw. Hausarbeit und Kommentar
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Lernorganisation: Referate, Thesenpapiere, Kommentare, Hausarbeiten, Textlektüre und Diskussion.
Sprechstunde: Di 14:00-15:00
Inhalt: Galt der Föderalismus der Bundesrepublik Deutschland lange Zeit als erfolgreiches Modell territorialer
Ordnung, so erscheint er mittlerweile nicht wenigen Beobachtern als ineffizient oder gar als obsolet. In diesem
Seminar soll der Föderalismus in Deutschland aus der Perspektive der vergleichenden Föderalismusforschung
betrachtet werden. D.h. historische Entwicklung und institutionelle Struktur werden zunächst daraufhin
untersucht, welche Spezifika sie im internationalen Vergleich aufweisen. Auf dieser Grundlage können dann
zentrale Funktionsprobleme und aktuelle Reformperspektiven diskutiert werden.
Empfohlene Literatur: Roland Sturm: Föderalismus in der Bundesrepublik Deutschland, Opladen 2001. Heinz
Laufer/Ursula Münch: Das föderative System der Bundesrepublik Deutschland, Opladen 1998. Uwe Jun/Klaus
Stolz: § 6 Bundesstaatliche Ordnung, in: Raban Graf von Westphalen (Hrsg.): Deutsches Regierungssystem,
München 2001, S. 141-164.
3.) Föderalismus in Deutschland, Österreich und der Schweiz
Dozent: Prof. Dr. Manfred Friedrich, (emeritiert)
Zeit und Ort: Fr 16:15 - 18:45, Raum VG316
Erster Termin: 19.10.2001
Lernorganisation: Einzelreferat und Diskussion
Leistungsnachweise: Referat/schriftliche Hausarbeit und Protokoll
Weitere Hinweise: Sprechstunde im Anschluss an das Seminar
Inhalt: Vergleichende Untersuchung der drei mitteleuropäischen Föderativsysteme nach Schwerpunkten
Empfohlene Literatur: Wird in der ersten Seminarsitzung bekanntgegeben.
4.) Der EURO - Mittel zur Einigung der Europäischen Union oder Ursache vertiefter Fragmentierung
Dozent: Prof. Dr. Ernst Kuper
Zeit und Ort: Di 11:15 - 12:45, Raum VG416
Erster Termin: 16.10.2001
Lernorganisation: Lektüre, Thesenpapiere, mündliche und schriftliche Referate, Hausarbeiten, Gruppen- und
Plenumsdiskussionen Leistungsnachweise für zwei schriftliche Leistungen
Sprechstunde: Mi 11.00 - 12.00
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Inhalt: Die Einführung der gemeinsamen Währung EURO für die Staaten der Europäischen Union sollte nicht
nur den Handel im gemeinsamen Wirtschaftsraum erleichtern, sondern auch die Grundlage für eine weitere
politische Annäherung der Mitgliedstaaten bilden. Jedoch haben nicht alle Mitglieder durch Einführung des
EURO die dritte Stufe der Währungs- und Wirtschaftsunion verwirklicht. Sie nehmen damit auch nicht an der
politischen kooperativen Steuerung von Euroland teil. Auch die Erweiterung der EU um neue Mitglieder, die
Transformationsländer aus Mittel- und Osteuropa, dürfte mittelfristig eine Aufhebung der Spaltung der
Unionsstaaten verhindern. Das Seminar behandelt die währungspolitischen Probleme der EWG, das Europäische
Währungssystem, den Vertrag von Maastricht, die politische Konstellation bei Einführung des EURO, die
Versuche zur Überwindung der monetären Fragmentierung in der EU.
Empfohlene Literatur: Literaturverzeichnis in der ersten Veranstaltung.
5.) Parteien und Parteiensystem in der V. Republik Frankreichs Dozentin: Dr. Ina Stephan Zeit und Ort: Di 14:15 - 15:45, Raum OEC1 Erster Termin: 16.10.2001 2002 ist das "Superwahljahr" in Frankreich - Präsident und Parlament werden im Frühjahr gewählt, doch angesichts der seit 1997 währenden 3. Kohabitation sowie den alle Parteien betreffenden Affärensumpf stellt sich nicht nur Frankreichs wahlberechtigter Bevölkerung die vermeintlich berechtigte Frage nach dem kleineren Übel..... In diesem Hauptseminar gilt aber nicht den Personen und ihren jeweiligen Verwicklungen das Hauptaugenmerk, sondern den Parteien und dem Parteiensystem sowohl in historischen Entwicklung als auch im aktuellen Zustand. Sind die französischen Parteien noch immer die schwachen Gebilde, das Parteiensystem instabil? Oder ist Frankreich nicht längst schon ein Parteienstaat à l'allemande? Neben einem Überblick über die politischen Wurzeln der Parteien stehen vor allem die bedeutendsten Einzelparteien (FN, RPR, UDF, PS, PCF, Verts) sowie die Entwicklungen des Parteiensystems seit Beginn der V. Republik (1958) im Fokus. Literaturhinwiese: Cole, Alistair (Hrsg.): French Political Parties in Transition, Aldershot: Dartmouth 1990. Ruß, Sabine u.a. (Hrsg.): Parteien in Frankreich. Kontinuität und Wandel in der V. Republik, Opladen: Leske + Budrich 2000. Ysmal, Colette: Les partis poltiques sous la Ve République, Paris: Montchrestien 1989.
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Geschichte
Vorlesungen 1.) Europäische Gesellschaften im hohen Mittelalter. Politische Geschichte und soziale Ordnungen 1000-
1250
Dozent: PD Dr. Bernhard Jussen
Zeit und Ort: Do 11:00 - 13:00, Raum ZHG101
Inhalt: (keine Angaben)
2.) Die Hanse
Dozent: Prof. Dr. Ernst Schubert
Fr, 11-13 Uhr ZHG 105
Beginn: 19.10.
Der Bund der Hanse, der Städte von ganz verschiedener Rechtsstellung und unterschiedlichen sozialen Typs
vereint, bildet nicht nur einen bedeutsamen Teil der Wirtschaftsgeschichte des europäischen Mittelalters,
sondern stellt auch einen Machtfaktor dar, der in der Geschichte des norddeutschen und des skandinavischen
Raumes tiefe Spuren hinterließ. Damit ist das Programm der Vorlesung angedeutet: Über die Geschichte der
Hanse hinaus ist das Wechselspiel von wirtschaftlichen, verfassungsrechtlichen und politischen Gegebenheiten
zu untersuchen.
Literatur: Philippe Dollinger, Die Hanse. 3. Aufl. 1981; Die Hanse. Lebenswirklichkeit und Mythos, 2 Bde., hg.
von Jörg Bracker. 1989; Heinz Stoob, Die Hanse. 1995.
3.) Migrationen im frühneuzeitlichen Europa
Dozent: PD Dr. Thomas Klingebiel
Di, 11-13 Uhr ZHG 004
Beginn: 16.10.
Das Bild der frühen Neuzeit in der Historiographie hat sich in den letzten Jahrzehnten in mancher Hinsicht stark
verändert. Gewandelt hat sich vor allem die Beurteilung der (vertikalen und horizontalen) gesellschaftlichen
Mobilität: Wurde die überwiegend agrarisch geprägte frühmoderne Ständegesellschaft zunächst geradezu als
immobil betrachtet, so haben zahlreiche jüngere Studien den gegenteiligen Eindruck vermittelt. Inzwischen gilt
die frühe Neuzeit als Epoche ausgeprägter, ja systembedingter und –erhaltender Mobilität, die in der Regel mit
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dauerhaften Ortswechseln, saisonalen oder permanenten Wanderungen verbunden war. Die Vorlesung ist
systematisch angelegt: Sie bietet neben einer Einführung in die Forschungsliteratur eine Erörterung und
Fortbildung der typologischen und methodischen Ansätze, vor allem aber eine in vergleichender Absicht
erfolgende Darstellung der frühmodernen Migrationsformen.
Literatur: Hermann Wellenreuther, Recent Research on Migration . In: Hartmut Lehmann/Hermann
Wellenreuther/Renate Wilson (Eds.), In Search of Peace and Prosperity. New German Settlements in Eighteenth-
Century Europe and America [The Pennsylvania State Univ. Press], University Park/Penn., 2000, S.265-306. -
Thomas Klingebiel, Migrationen im frühneuzeitlichen Europa: Anmerkungen und Überlegungen zur
Typologiediskussion. In: COMPARATIV. Leipziger Beiträge zur Universalgeschichte und vergleichenden
Gesellschaftsforschung, 7. Jg. (1997), Heft 5/6, S.23-38.
4.) Die Französische Revolution
Dozentin: Prof. Dr. Rebekka Habermas
Mo, 12-14 Uhr ZHG 105
Beginn: 15.10.
Im Mittelpunkt der Vorlesung stehen die Ereignisse in Frankreich - und zwar nicht nur in Paris, sondern auch
auf dem platten Land und in den Provinzstädten - zwischen 1789 und 1799. Neben der Rekapitulation der
komplexen Ereigniszusammenhänge der Französischen Revolution, sollen auch die Hintergründe und Folgen
dargelegt werden. Ausgehend von der langen und für die Historiographiegeschichte des 19. wie 20.
Jahrhunderts sehr aufschlußreichen Geschichte der nicht selten widersprüchlichen Interpretation der
Französischen Revolution soll unter anderem gefragt werden, wie die Französische Revolution im Ausland, etwa
in den deutschen Grenzregionen, aufgenommen wurde. Analysiert werden soll überdies die sich im Laufe der
Jahre 1789 bis 1794 entwickelnde „gänzlich neue politische Kultur“ (Lynn Hunt), etwa die Revolutionsfeste, die
eine ganz eigene Revolutionssymbolik entwickeln . Ebenso wird das komplexe Spiel zwischen Revolution und
Gegenrevolution, die Rolle die hier u.a. die Religion aber auch kulturelle Differenzen spielten, analysiert
werden. Schließlich wird es um die Frage gehen, welche verfassungs- und rechtsgeschichtlichen Neuerungen in
der Französischen Revolution Gestalt annahmen genauso wie die Frage behandelt werden wird, welche
kulturellen ( etwa die von Rolf Reichardt betonte Kommunikationsrevolution) Folgen die Revolution zeitigte
beziehungsweise, ob manche Veränderungen der französischen Gesellschaft nicht auch unabhängig von der
Revolution zu erklären sind.
Literatur: Rolf Reichardt, Das Blut der Freiheit. Französische Revolution und demokratische Kultur, Frankfurt
1998.
Lynn Hunt, Symbole der Macht. Macht der Symbole. Die Französische Revolution und der Entwurf einer
politischen Kultur, Frankfurt 1989.
Ernst Schulin, Die Französische Revolution, München 1990.
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Michel Vovelle, Die Französische Revolution. Soziale Bewegung und Umbruch der Mentalitäten, Frankfurt
1985.
5.) Wirtschafts- und Sozialgeschichte vom Zeitalter des Merkantilismus bis in die frühindustrielle Ära
Dozent: apl. Prof. Dr. Markus A. Denzel
Mo, 10-12 Uhr MZG 1141
Beginn: 15.10.
Die Vorlesung gibt vorrangig aus der mitteleuropäischen Perspektive einen Überblick über die Wirtschafts- und
Sozialgeschichte vom Zeitalter des Merkantilismus seit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges bis in die
frühindustrielle Ära im beginnenden 19. Jahrhundert
hinein. Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen dabei insbesondere wirtschafts- und handelspolitische
Entwicklungen, aber auch der Zustand des Gewerbes und die überregionale Verflechtung von
Wirtschaftsregionen. Darüber hinaus wird auf Entwicklungen der Bevölkerungsgeschichte, der Agrarwirtschaft
und der Ernährung eingegangen. Ziel der Veranstaltung ist es, die Voraussetzungen herauszuarbeiten, die der
mitteleuropäische Raum für die im späten 18. Jahrhundert in ihren ersten Ansätzen einsetzende frühindustrielle
Entwicklung mitbrachte. Dabei werden auch die Unterschiede, die hierbei im Vergleich zu England als dem
Mutterland der Industrialisierung auftreten, deutlich herausgestellt.
Literatur: Wird in der Lehrveranstaltung bekannt gegeben
6.) Tschechisch/böhmische Kulturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts im europäischen
Zusammenhang
Dozent: Prof. Dr. Jirí Pešek
Mo, 11-12 Uhr ZHG 004
Mi, 11-12 Uhr ZHG 105
Beginn: 15.10.
Die Veranstaltung soll die Geschichte der tschechischen Kultur von der Epoche der napoleonischen Kriege über
die Zeit der Herausbildung der modernen politischen Nationen im 19. Jahrhundert, ihre Rolle bei der
Formulierung der neuen nationalen Staatlichkeit nach 1918 bis zu ihrer Instrumentalisierung im Kampf für und
gegen die Demokratie in den 30er und 40er sowie erneut in den 50er und 70-80er Jahren des 20. Jahrhunderts
verfolgen. Kultur wird dabei primär sektoral als Kommunikation und Vermittlung (Universitäten, Schulen,
Medien, Literatur und bildende Künste) einschließlich der leitenden Werte und Normen im Mischgebiet
zwischen der deutschen und westslavischen Welt betrachtet.
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Literatur: Jan Kren, Konfliktgemeinschaft. Tschechen und Deutsche 1780-1918, München 1996; Václav
Ledvinka - Jirí Pešek, Prag, Praha 2001; Josef Petrán (Hg.), History of Charles University, Prague 2001; Maria
Bogucka, Dzieje kultury polskiej do 1918 roku , Wroclaw - Warszawa usw. 1987; Wolfgang J. Mommsen,
Bürgerliche Kultur und künstlerische Avantgarde 1870-1918. Kultur und Politik im deutschen Kaiserreich,
Frankfurt a.M. - Berlin 1994; Ernst Hanisch, Der lange Schatten des Staates. Österreichische
Gesellschaftsgeschichte im 20. Jahrhundert, Wien 1994.
7.) Erster Weltkrieg und Zwischenkriegszeit (1914-39)
Dozent: Prof. Dr. Michael Behnen
Mi, 16-18 Uhr ZHG 007
Beginn: 17.10.
Am Anfang steht die Darstellung des politischen und gesellschaftlichen Verlaufs und der Hauptprobleme des
Ersten Weltkriegs. Im Anschluß an die Darstellung der Pariser Friedensordnung von 1919/20 und ihrer
Anwendung werden vor allem folgende Themenkomplexe behandelt: Die USA und die europäischen Staaten bis
zum New Deal. Aufstieg und Herrschaft des italienischen Faschismus. Die Weltwirtschaftskrise und ihre
Auswirkungen. Die Außenpolitik des nationalsozialistischen Deutschlands und die europäischen Staaten bis zum
August 1939. Die Vorlesung trägt Überblickscharakter, geht aber auch auf aktuelle Forschungskontroversen ein.
Es werden kommentierte Literaturlisten ausgegeben. Eine Colloquiumsstunde wird eingelegt.
Literatur: Handbuch der europäischen Geschichte, hrsg. von Theodor Schieder, Bd.7, 2 Halbbände, 1979.
Seminare für fortgeschrittene Anfänger/innen*
* hier können Referate gehalten bzw. mündliche Prüfungen absolviert werden
1.) Nationen und Nationalismus
Dozentin: Dr. Maria Rhode
Do, 11-13 Uhr MZG 1213
Beginn: 18.10.
Vor dem Hintergrund des politischen Wandels der letzten Jahre ist in der historischen Forschung ein wachsendes
Interesse an Fragen des Nationalismus und der Bildung von Nationalstaaten zu beobachten. Auf die Frage "Was
ist eine Nation?" gibt es eine Fülle politologisch, kultur- und politikgeschichtlich, soziologisch und
sozialpsychologisch geprägter Antworten. In dem Seminar wird es darum gehen, die Genese der
Nationalismusdiskussion anhand ausgewählter älterer und neuerer Texte nachzuzeichnen und zugleich einen
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Blick auf die Entwicklung des Nationalismus seit dem Ausgang des 18. Jahrhunderts zu werfen. Verschiedene
europäische Modelle werden dabei betrachtet. Kurzreferate und Präsentationen gliedern die Seminardiskussion.
Literatur: Anderson, Benedict: Die Erfindung der Nation. Zur Karriere eines folgenreichen Konzepts. Berlin
1998; Hobsbawm, Eric: Nationen und Nationalismus. Mythos und Realität seit 1789. Frankfurt 1991;
Langewiesche, Dieter: Nationalismus und Nationalstaat in Deutschland und Europa. München 2000; Michael
Jeismann und Henning Ritter (Hrsg.): Grenzfälle. Über neuen und alten Nationalismus. Leipzig 1993; Schulze,
Hagen: Staat und Nation in der europäischen Geschichte.
2.) Deutsch-tschechische Beziehungen in drei Epochen: Österreich/Deutschland (19.-20 Jh.)
Dozent: Prof. Dr. Jirí Pešek
Mo, 14-16 Uhr MZG 1140
Beginn: 15.10.
Das Seminar soll anhand der Publikationen der Deutsch-tschechischen Historikerkommission die politischen,
wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Beziehungen der deutsch- und der tschechischsprechenden Bevölkerung
in den böhmischen Ländern 1) in der Epoche der politisch nationalen „Wiedergeburt“ und der Bildung der
modernen tschechischen und deutschen Nation, 2) in der Ära der Nationalstaaten während und zwischen den
Weltkriegen und 3) nach dem Zweiten Weltkrieg (von der Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowkei
bis zur Erklärung 1997) untersuchen und die Spezifika der tschechischen Beziehung zu den drei Kategorien der
Deutschen („unsere Deutschen“, Reichsdeutsche, Österreicher) diskutieren.
Literatur: Jan Kren, Konfliktgemeinschaft. Tschechen und Deutsche 1780-1918, München 1996; Jörg K.
Hoensch - Hans Lemberg (Hgg.), Begegnung und Konflikt. Schlaglichter auf das Verhältnis von Tschechen,
Slowaken und Deutschen 1815-1989, Essen 2001.
3.) Nationale Bewegung und Nationalismus in Südosteuropa 1800-2000 im historischen Längsschnitt
Dozent: Dr. H.-Michael Miedlig
Mi, 11-13 Uhr MZG 1141
Beginn: 17.10
Die Prozesse des Zerfalls der multinationalen Staaten im Osten Europas seit 1989/90 hat in der Forschung eine
Flut neuer Publikationen ausgelöst. Die Ereignisse von epochaler Bedeutung regten zu einer grundlegenden
theoretischen Neubewertung und zu einem Überdenken alter Forschungsansätze in der Analyse der Phänomene
des Nationalismus bzw. der nationalen Bewegungen in Gegenwart und Vergangenheit an. Im Seminar soll
versucht werden, anhand der verfügbaren Quellen und der einschlägigen Literatur der Entstehung und den
Gründen für den Erfolg des "Konzepts Nation" seit der französischen Revolution auf den Grund zu gehen. Was
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waren die Entstehungsbedingungen und Gemeinsamkeiten des im Vergleich zum Westen verspäteten nationalen
Aufbruchs der südosteuropäischen Länder im 19. Jahrhundert? Wo lagen die Unterschiede, gerade auch im
Vergleich zur Entwicklung in West/Mitteleuropa? Was heißt eigentlich "Nationalismus" in historischer -
interregional-europäischer - Perspektive, und wie brauchbar sind die Begriffe "neuer" (für die Jahre nach 1989)
und "alter Nationalismus"? Gibt es strukturelle Gemeinsamkeiten zwischen den Mobilisierungsstrategien der
Träger des nationalen Gedankens und dessen Verbreitungsmöglichkeiten und Wirkungsweisen zwischen 1800
und 1914 bzw. 1945 einerseits, und in den Jahren 1990ff. bis heute andererseits? Ohne die Klärung dieser
grundlegenden Probleme der gesellschaftlichen Existenz jedes Menschen, Probleme, die auch die europäische
Einigung von heute immer noch wesentlich erschweren, ist auch die Bestimmung des heutigen jeweiligen
individuellen wie auch kollektiven national- bzw. regionalkulturellen Standorts und der damit verbundenen
historisch gewachsenen "Identität" undenkbar. Das Seminar richtet sich deshalb keineswegs nur an Studierende
der osteuropäischen, sondern gerade auch der allgemeinen Geschichte. Anfängerstudenten sind dabei genauso
willkommen wie Interessierte höherer Semester. Die freie, offene Diskussion zentraler Fragen steht - wie immer
– im Mittelpunkt des Ablaufs der Sitzungen.
Erwartet werden regelmäßige Teilnahme und ein mündliches Kurzreferat (20 Min.), das jeweils die
Diskussionsgrundlage bilden soll.
Literatur: Nationalismus. Dokumente zur Geschichte und Gegenwart eines Phänomens. Hrsg. von Peter Alter.
München 1994; Nationalismus - Nationalitäten - Supranationalität. Hrsg. von Hans-Heinrich Winkler u.a.
Stuttgart 1993; Grenzfälle. Über neuen und alten Nationalismus. Hrsg. von Michael Jeismann. Leipzig 1993;
Nationalismus und Nationalbewegung in Europa 1914-1945. Hrsg.: Heiner Timmermann. Berlin 1999;
Brennpunkt Osteuropa. Minderheiten im Kreuzfeuer des Nationalismus. Hrsg. von Valeria Heuberger u.a. Wien
1996; Holm Sundhaussen: Nationsbildung und Nationalismus im Donau-Balkan-Raum, in: Forschungen zur
osteuropäischen Geschichte 48 (1993), S. 233-258.
Hauptseminare 1.) Die Ottonen und Europa
Dozentin: Prof. Dr. Hedwig Röckelein
Di, 16-18 Uhr TO 6
Beginn: 16.10.
In diesem Jahr wird die europäische Dimension ottonischer Politik in Deutschland in zwei großen Ausstellung
vermittelt, in der Landesausstellung Sachsen-Anhalt in Magdeburg und in der 27. Ausstellung des Europarats in
Berlin und Mannheim. Diese Präsentationen und die gegenwärtige Instrumentalisierung mittelalterlicher Europa-
Politik für die geplante "Osterweiterung" der Europäischen Union geben Anlaß, über die Dimensionen und
Funktionen der Europa-Politik hochmittelalterlicher Herrscher zu diskutieren. In einem zweiten Schritt soll das
Europa-Verständnis der Ottonen mit dem der Karolinger verglichen werden.
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Mit dem Besuch des Seminars ist die Teilnahme der Magdeburger Ausstellung verbunden. Sofern es die
Seminarteilnehmer wünschen, kann darüber hinaus die Europaratsausstellung besucht werden. Wegen der
Beantragung der Exkursionsmittel ist eine Anmeldung zum Seminar bis zum 30. August unabdingbar
(telefonisch oder per E-Mail im Sekretariat).
Literatur: Ottonische Neuanfänge. Symposion zur Europarats- und Landesausstellung "Otto der Große,
Magdeburg und Europa". 2 Bde. Mainz 2001; Europas Mitte um 1000. Beiträge zur Geschichte, Kunst und
Archäologie, hg. v. Alfred Wieczorek u. Hans-Martin Hinz. 3 Bde.
Stuttgart 2001
2.) "Border Societies" im Krieg: Nordengland und die Schotten im späten Mittelalter
Dozent: Prof. Dr. Frank Rexroth
Do, 14-17 Uhr VG 414
Beginn: 18.10.
Mit dem Anspruch des englischen Königs Edward I. auf die schottische Krone begann Ende des 13. Jahrhunderts
ein Konflikt, der England und Schottland für Jahrhunderte prägen sollte. Wird es für die gemeinsame Arbeit im
Seminar auch unverzichtbar sein, das englisch-schottische Verhältnis unter politikgeschichtlichen Vorzeichen zu
betrachten, so soll das vorrangige Interesse doch ein sozialgeschichtliches sein: Welches waren die
Auswirkungen der englisch-schottischen Kriege (und der "kleineren" Grenzkonflikte) auf die Gesellschaft in den
Städten und Dörfern Nordenglands und Südostschottlands? Wie beeinflußten die "raids" die wirtschaftliche
Entwicklung? Wie wurde das Bedrohtsein mental bewältigt, welche Feindstereotypen entstanden?
Literatur: Norman McCord/Richard Thompson: The Northern Counties from AD 1000 (A Regional History of
England), London/New York 1998.
3.) Kult und Geographie
Dozent: PD Dr. Helmut Flachenecker
Mi, 16-18 Uhr MZG 1141
Beginn: 23.10.
Das Hauptseminar beschäftigt sich mit der Frage der regionalen Verteilung von Heiligenkulten. In allen
Regionen Europas finden sich Heiligenpatrozinien, die in unterschiedlicher Dichte und Intensität im
Gesamtraum verbreitet sind und die einen nicht unerheblichen Beitrag zur europäischen Identität leisteten.
Daneben besitzt jede Diözese ihre lokalen Heiligen, die identitätststiftend für größere und kleinere
Gemeinschaften wirkten.
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In Göttingen wird 2002 das Jubiläum des Hauptaltars der Jacobikirche gefeiert. Dazu wird es u.a. einen
Ausstellung im Stadtmuseum geben, die in einem besonderen Teil den Jakobuspatrozinien im
südniedersächsisch-nordhessisch-nordthüringischen Raum nachgehen wird. Die Teilnehmerinnen und
Teilnehmer werden diesen Ausstellungsteil mit konzepieren und ausarbeiten. Damit werden auch Fragen der
Museumsdidaktik behandelt.
Literatur: Klaus Herbers/Dieter R. Bauer (Hg.), Der Jakobuskult in Süddeutschland, Tübingen 1995. Helmut
Flachenecker, Patrozinienforschung in Deutschland, in: Concilium medii aevi 2 (1999), S. 145-163. Graham
Jones, Patrozinien in Deutschland: Towards a pilot project, in: Concilium medii aevi 3 (2000), S. 215-221.
4.) Von der Policey zur Polizei. Zur Entstehung des modernen Staates und seines Gewaltmonopols (18.-19.
Jhdt.)
Dozentin: Prof. Dr. Rebekka Habermas
Di, 9-11 Uhr MZG 1213
Beginn: 16.10.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts entstanden bekanntlich neue Vorstellungen über die Aufgaben und auch
Grenzen des Staates. Statt des Ständestaates, der in zahlreiche Lebensbereiche der Untertanen - legitimiert durch
die Sorge um die Wohlfahrt und durch das Bemühen zur "Glückseligkeit " der Untertanen beizutragen - eingriff,
forderte man nun, daß ein Staat, der sich auf die "Sicherheitsgewähr" beschränken solle. Kurzum, es ging um die
Forderung nach einem modernen Rechts- und Verwaltungsstaat. Um einen solchen modernen Rechts- und
Verwaltungsstaat vor Ort durchzusetzen, bedurfte es freilich grundlegender Reformen der Exekutivkräfte, diese
mußten auf die neuen Staatsvorstellungen verpflichtet werden, und ihre Ausbildung den neuen Ansprüchen
gemäß umstrukturiert werden.
Im Seminar soll der Frage nachgegangen werden, wie diese Reformen theoretisch begründet wurden, ob und mit
welchen Mitteln sie politisch von welchen Kräften forciert wurden und wie ihre Praxis aussah: Auf welche
Hindernisse traf man, welche Eigendynamiken entwickelten sich? Wie sah der Alltag der Gendarmerie, der
Wildschützer, der Polizisten, der neu entstehenden Kriminalpolizei und auch Soldaten aus, die für die neuen und
alten Sicherheitsaufgaben eingesezt wurden. Konnten sie diesen Aufgaben gerecht werden und auf welche
Kooperation mit der Bevölkerung waren sie angewiesen. Wie veränderte sich die Vorstellung vom staatlichen
Gewaltmonopol durch die Interaktion mit der Bevölkerung wie aufgrund der sich rapide verändernden
gesellschaftlichen Rahmenbedingen des 19. Jahrhunderts. Kurzum: Es geht auch um die Frage - die in neueren
verwaltungswissenschaftlichen, rechtsgeschichtlichen und verfassungsgeschichtlichen Arbeiten, wie in jenen
Mikrostudien, die sich mit der Praxis des Staates vor Ort beschäftigen, sehr kontrovers beantwortet wird - wie
die Praxis des Staates im 19. Jahrhundert aussah.
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Literatur: Albrecht Funk, Polizei und Rechtsstaat. Die Entwicklung des staatlichen Gewaltmonopols in Preußen
1848-1914, Frankfurt 1993. Alf Lüdtke (Hg.), „Sicherheit“ und "Wohlfahrt“. Polizei , Gesellschaft und
Herrschaft im 19. und 20. Jahrhundert, Frankfurt 1992
Michaela Hohkamp, Herrschaft in der Herrschaft. Die vorderösterreichische Obervogtei von 1737 bis 1780,
Göttingen 1998. Joachim Eibach, Der Staat vor Ort. Amtmänner und Bürger im 19. Jahrhundert am Beispiel
Badens, Frankfurt 1994. Nobert Schindler, Wilderer im Zeitalter der Französischen Revolution. Ein Kapitel
alpiner Sozialgeschichte, München 2001.
6.) Die Zeit der Metropolenbildung: Die mittel- und osteuropäischen Großstädte 1848-1918 im Vergleich
Dozent: Prof. Dr. Jirí Pešek
Mi, 18-20 Uhr MZG 1141
Beginn: 17.10.
Das Seminar soll mit Hilfe der umfangreichen verfügbaren Literatur den Wandel großstädischer
Agglomerationen um traditionelleLandes- und Reichsmetropolen in moderne, überwiegend multinationale
Großstädte (Wien, Prag, Budapest, Krakau, Warschau, Berlin, München, bzw. auch Moskau und Petersburg)
vergleichend und in der Vielfalt seiner Aspekte untersuchen. Die Metropolen waren vor allem Zentren der
Modernisierung, der Kommunikation, der sozialen Erfahrung und der Wertbildung für ganze Regionen, die sich
unter ihrem Einfluß befanden. Auch die Metropolenforschung muß sich daher primär mit den qualitativen und
erst sekundär mit den quantitativen Merkmalen und geschichtlichen Daten beschäftigen.
Literatur:
Jirí Pešek, Od aglomerace k velkomestu. Praha a stredoevropské metropole 1850-1920, Praha 1999 (hier eine
umfangreiche Bibliographie zum Thema); Gerhard Melinz, Susan Zimmermann (Hgg.), Wien - Prag. Budapest.
Blütezeit der Habsburgermetropolen
1867-1918, Wien 1996; Wilhelm Rausch (Hg.), Die Städte Mitteleuropas im 19. Jahrhundert, Linz 1983;
Wilhelm Rausch (Hg.), Die Städte Mitteleuropas im 20. Jahrhundert, Linz 1984; Jürgen Reulecke, Geschichte
der Urbanisierung in Deutschland, Frankfurt a.M.1985; Wolfgang R. Krabbe, Die deutsche Stadt im 19. und 20.
Jahrhundert, Göttingen 1989; Monika Glettler, Heiko Haumann, Gottfried Schramm (Hgg.), Zentrale Städte und
ihr Umland. Wechselwirkungen während der Industrialisierungsperiode im Mitteleuropa, St. Katherinnen 1985;
Clemens Zimmermann, Die Zeit der Metropolen. Urbanisierung und Großstadtentwicklung, Frankfurt a.M.
1996.
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Jura
Vorlesungen 1.) Staatsrecht I
Dozent: Prof. Dr. Harald Bogs
Zeit und Ort: Di 10:00 - 12:00, Raum ZHG010; Do 12:00 - 13:00, Raum ZHG010
Inhalt: Staatsstrukturprinzipien Staatsorgane und -funktionen Deutsches Rechts- und Gerichtswesen, BVerfG
Europa
Empfohlene Literatur: K. Hesse, Grundzüge des Verfassungsrechts der BRD [20], 1999 J. Ipsen,
Staatsorganisationsrecht [12], 2000 Degenhart, Staatsrecht I [16], 2000 Schwabe, Grundkurs Staatsrecht [5],
1995
2.) Staatsrecht II
Dozent: Prof. Dr. Christine Langenfeld
Zeit und Ort: Di 11:00 - 13:00, Raum ZHG003
Inhalt: Vorlesung Pflichtfach Staatsrecht (§ 16 Nr. 3a NJAVO) mit Arbeitsgemeinschaften (s.u.). Die Vorlesung
schließt an die Vorlesung Staatsrecht I an. In der Vorlesung werden die einzelnen Grundrechte dargestellt sowie
allgemeine Fragen der Geltung und Bindungswirkung der Grundrechte behandelt.
Empfohlene Literatur: Literatur B. Pieroth/B. Schlink, Staatsrecht II[16] 2000; J. Ipsen, Staatsrecht II[3] 2000;
G. Manssen, Grundrechte, 2000; M. Sachs, Grundrechte, 2000.
3.) Europarecht
Dozent: Prof. Dr. Volkmar Götz
Zeit und Ort: Mo 9:00 - 11:00, Raum ZHG003; Mi 9:00 - 10:00, Raum ZHG003
Inhalt: Pflichtfach Grundzüge des Europarechts (§ 16 Nr. 3d, aa NJAVO). Wahlfach Europarecht (§ 17 Abs. 1
Nr. 20 NJAVO). Die Vorlesung behandelt die Entwicklung des europäischen Einigungswerkes sowie näher den
Europarat, die Europäische Union und insbesondere die Europäischen Gemeinschaften. Schwerpunkte aus dem
europäischen Gemeinschaftsrecht sind: Institutionen der EG, Quellen des Gemeinschaftsrechts, Verhältnis des
Gemeinschaftsrechts zum Recht und zur Gerichtsbarkeit der Mitgliedstaaten, Grundfreiheiten und gemeinsame
Politiken.
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Empfohlene Literatur: Hummer/Simma/Vedder/Emmert, Europarecht in Fällen[3], 1999; Oppermann,
Europarecht [2], 1999; Streinz, Europarecht [4], 1999.
4.) Geschichte der Rechts- und Staatsphilosophie
Dozent: PD Dr. Karl-Eberhard Hain
Zeit und Ort: Di 14:00 - 16:00, Raum VG109
Inhalt: Die Veranstaltung soll einen Überblick über die wesentlichen Entwicklungslinien rechts- und
staatsphilosophischen Denkens von der Antike bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts vermitteln.
Empfohlene Literatur: Röd, Der Weg der Philosophie, Bd. 1, 1994, Bd. 2 1996; Störig, Kleine Weltgeschichte
der Philosophie (17. Auflage), 1999; Hofmann, Einführung in die Rechts- und Staatsphilosophie, 2000;
Kaufmann/Hassemer; Einführung in die Rechtsphilosophie und Rechtstheorie der Gegenwart (6. Auflage, 1994
– darin insbes. Abschnitt "Problemgeschichte der Rechtsphilosophie"); Strömholm, Kurze Geschichte der
abendländischen Rechtsphilosophie, 1991, Welzel, Naturrecht und materiale Gerechtigkeit (4. Auflage), 1990;
Hoerster, Klassische Texte der Staatsphilosophie (9. Auflage) 1997; ders., Recht und Moral,
Texte zur Rechtsphilosophie, 1990.
Seminare 1.) Europarechtliches Seminar
Dozent: Prof. Dr. Volkmar Götz
Zeit und Ort: Di 18:00 - 20:00, Raum MZG2310
Voraussetzungen / Organisatorisches: Die Teilnahme ist bei Bereitschaft zur Übernahme eines Referates
möglich. Sie setzt voraus, dass Europarecht bereits gehört wurde. Anmeldungen bei mir oder Herrn Dr. Martínez
(beide Blauer Turm, Erdgeschoss, Raum 0405 bzw. 0409).
Inhalt: S. Referate-Liste am Schwarzen Brett und im Internet
2.) Europarechtliches Seminar
Dozent: PD Dr. Thomas Schmitz
Zeit und Ort: Mo 18:00 - 20:00, Raum J108;
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Anmeldung und detaillierte Informationen: http://www.jura.uni-goettingen.de/schmitz/
3.) Öffentlich-rechtliches Seminar
Dozent: Prof. Dr. Harald Bogs
Zeit und Ort: Mo 16:00 - 18:00, Raum n.V.; wird durch Aushang bekanntgegeben, wahrscheinlich
Blockveranstaltung
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Philologien (Bitte die näheren Informationen wie Literaturangaben, Teilnahmevoraussetzungen und Sprechstundenzeiten aus den Vorlesungskommentaren entnehmen! Erhältlich im Buchhandel oder in der Seminarbibliothek oder im Internet) Interdisziplinäre Ringvorlesung: Orte der Literatur Do 18.15 – 19.45 Bibliothek der Paulinerkirche Vom Wintersemester 2001/2002 an kann man in Göttingen das Fach "Komparatistik (Allgemeine und Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft)" studieren, und zum selben Zeitpunkt nimmt das neue ‘Zentrum für komparatistische Studien’ seine Arbeit auf. Die Ringvorlesung "Orte der Literatur" im charismatischen ‘Bibliotheksdom’ der Paulinerkirche (Papendiek 14) will diese neue, interdisziplinäre Komponente unseres Studienangebots attraktiv und vielstimmig zur Geltung bringen. An dem Vorlesungszyklus wirken Vertreter aus vielen Disziplinen mit, die den komparatistischen Lehrverbund gemeinsam tragen, und die Vorträge wenden sich ausdrücklich an Hörerinnen und Hörer aller Fächer und Fakultäten. Eine Broschüre zur Ringvorlesung mit ‘Abstracts’ aller Vorträge und Empfehlungen zur begleitenden Lektüre ist ab Mitte Oktober im Sekretariat von Prof. Frick (Zi. 225, Frau Urland, vormittags 8.30-12.30 Uhr) zum Selbstkostenpreis erhältlich. 18.10.2001: Wilfried Barner: Das Athen des Aristophanes 25.10.2001: Siegmar Döpp: Das Rom der Dichter: "Vergil, Horaz, Ovid" 01.11.2001: Peter Bachmann: Kairo und Damaskus in Tausendundeiner Nacht 08.11.2001: Klaus Grubmüller: Boccaccios Florenz 15.11.2001: Fidel Rädle: Das Nürnberg der Humanisten 22.11.2001: Reinhard Lauer: Puschkins Petersburg 29.11.2001: Joachim Ringleben: Goethes Rom 06.12.2001: Michael Scheffel: Balzacs Paris 13.12.2001: Irmela von der Lühe: Fontanes Berlin 20.12.2001: Bernd Weisbrod: Dickens’ London 10.01.2002: Konrad Cramer: Dostojewskis Petersburg 17.01.2002: Ulrich Mölk: Prousts Venedig 24.01.2002: Werner Frick: Kafkas New York 31.01.2002: Horst Turk: Musils Wien 07.02.2002: Manfred Engelbert: Cortázars Buenos Aires 14.02.2002: Thomas Kullmann: Rushdies Bombay
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Germanistik
Vorlesungen 1.) Aufklärung und Humanität. Grundpositionen, Leitbegriffe, Werkbeispiele Dozent: PD Dr. Jürgen Schramke Zeit und Ort: Fr 11:15 - 12:45, Raum ZHG007 2.) Lessing und seine Zeit Dozent: Prof. Dr. Dr. h.c. Wilfried Barner Zeit und Ort: Mi 16:15 - 17:45, Raum ZHG101
Hauptseminare 1.) Das "Deutsche Wörterbuch" von Jacob und Wilhelm Grimm Dozent: Prof. Dr. Michael Schlaefer Zeit und Ort: Mi 14:15 - 15:45, Raum VG109 Skandinavistik Hier ist leider nicht s im Angebot
Romanistik
Vorlesungen 1.) La nouvelle société française. Quarante ans de mutation Dozent : Bremer Mi 14.15 – 15.45 VG 419 Diese zunächst als "Übung" angekündigte Lehrveranstaltung wird in Form einer "Vorlesung mit Texten" auf französisch durchgeführt. Scheine wird es nicht geben. In unglaublich kurzer Zeit hat sich die französische Gesellschaft dermaßen stark verändert, daß eine Autor (Henri Mendras) den Begriff einer Seconde Révolution Française verwendet hat. Diese "revolutionär" anmutenden Transformationen haben aus einem ländlich-idyllischen Frankreich als stereotypem Ausgangsbild Ende der 50er / Anfang der 60er Jahre eine moderne Gesellschaft entstehen lassen, in der die Diskussionen über die Chancen und Gefahren einer Globalisierung oder über die Herausbildung einer société à deux vitesses ganz neue, bislang unbekannte Akzente setzen. Waren die Ereignisse des Mai 68 in diesem Zusammenhang der Moment, in dem sich die französische Gesellschaft bewußt wurde über die auf sie hereinbrechenden Veränderungen ihrer Normen und Werte? Haben sie als Beschleunigungsfaktor in diesem Prozeß gedient? Der Wandel der französischen Gesellschaft soll in einzelnen stundenmäßig gegliederten Kapiteln konkret dargestellt werden. Die in den landeswissenschaftlichen Proseminaren zur französischen Gesellschaft erarbeiteten Inhalte können als Grundlage dienen, die es zu
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vertiefen und kritisch zu hinterfragen gilt.
Hauptseminare 1.) Sprachpolitik und Nationalbewußtsein in der Romania Dozent/in: Holtus Mi 11.15 – 12.45 VG 113 In dieser Lehrveranstaltung kann ein sprachwissenschaftlicher Hauptseminarschein für eine der Einzelphilologien (Französisch, Spanisch, Italienisch, Portugiesisch oder Rumänisch) oder ein Leistungsnachweis gemäß § 33 PVO-Lehr I erworben werden. Im Mittelpunkt des Seminars stehen die Beziehungen zwischen externer Sprachgeschichte, Sprachpolitik und Sprachlenkung in den romanischen Ländern. Gleichzeitig soll versucht werden, allgemeine Kriterien für die Beschreibung und Analyse sprachreglementierender und –normierender Faktoren herauszuarbeiten. Leistungsnachweis für einen benoteten Schein: schriftliche Hausarbeit, regelmäßige mündliche Beteiligung. Von allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern wird erwartet, daß sie ein mündliches Referat anzufertigen bereit sind. Eine Woche vor Behandlung des Themas im Seminar ist eine ausführliche, gegliederte Textbeilage (z.B. mit Zitaten, Tabellen, Beispielen, Texten, Literaturangaben) zur Vervielfältigung anzufertigen. Einführende Literatur: Artikel zur Externen Sprachgeschichte, Sprachnormierung, Sprachgesetzgebung, Sprachpolitik, Sprachbewertung in den Bänden des LRL (1988-2001). Themenvorschläge: 1. Zur Geschichte der Sprachreglementierung in der Romania 2. Objekte sprachpolitischer Eingriffe 3. Die organisierte Sprachlenkung 4. Sprachpolitik in den Medien 5. Der normative Diskurs 6. Juristische Formen der Sprachregelung 7. Staatsgrenzen und Sprachgrenzen 8. Sprache und Migration 9. Sprachliche Minderheiten 10. Sprache und Diktatur 11. Sprachpolitik in internationalen Organisationen 12. Francophonie, Hispanidad, Italianità, Lusitanidade Anmeldung und Vergabe von Themen für Hausarbeiten und Referate in der Vorbesprechung (Mittwoch, 11.7.2001, 13. s.t. Uhr, Rumänischraum in der Bibliothek des Seminars für Romanische Philologie), in den Sprechstunden sowie in der ersten Sitzung zu Semesterbeginn. 2.) Les partis politiques en France Dozent: Bremer Di 14.15 – 15.45 VG 419 Die beiden wichtigsten Wahlen im System der V. Republik, die des Président de la République und die zur Assemblée Nationale, finden im Frühjahr des kommenden Jahres statt. Erste Anzeichen für die beginnenden Wahlkämpfe gibt es bereits jetzt. Grund und Material genug, um uns parallel zu der aktuellen politischen Szenerie in Frankreich vertiefend mit den französischen Parteien zu beschäftigen. Und für Spannung scheint auch gesorgt zu sein: bleiben die alten Mehrheiten und Personen? Wird es eine neue Cohabitation geben? Werden die politischen Auseinandersetzungen in unserem Nachbarland weiterhin vom traditionellen Rechts-Links Gegensatz bestimmt werden?
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Hinter der Fassade von Stabilität, Kontinuität und systemimmanentem Machtwechsel vollzieht sich in Frankreich ein tiefgreifender Wandel des Parteiensystems, bei dem die traditionellen Gruppen Gefahr laufen, ihr Vertretungsmonopol zu verlieren. Der Wandel zeigt sich einerseits in der Zunahme der Wahlenthaltungen und des Protestvolumens, andererseits im – zeitweiligen (?) – Aufstieg neuer politischer Kräfte (Front National und Les Verts, in jüngster Zeit auch der sog. Linksextremisten) und im Akzeptanzverlust der traditionellen Parteien (PC). Parteiendiversifikation und Stimmendispersion sowie eine allgemeine Abwertung des politischen Systems sind die Folge, wobei ein grundlegender Umbruch der politischen Verhältnisse dahingehend, daß die etablierten, regierungsfähigen Parteien ihr Macht- und Vertretungsmonopol verlieren könnten, z.Z. noch durch institutionelle und wahlrechtliche Faktoren vermieden werden kann. So wird es neben einer diachronen und synchronen Analyse einzelner französischer Parteien auch um einige Rahmenbedingungen für politisches Handeln gehen (Institutionen der V. Republik, Wahlsysteme, Parteienfinanzierung, …).
Theologie
Hauptseminare 1.) Zum Verhältnis von Nation und Europa, orthodoxe Perspektiven Dozent: Prof. Dr. theol. Martin Tamcke Zeit und Ort: Do 16:00 - 18:00, Raum T04 Erster Termin: 25.10.2001 Dieses im Rahmen des interdisziplinären Studienganges Euroculture angebotene Seminar ist für Theologiestudierende aller Fachrichtungen offen. Gegenstand des Seminar wird besonders das Verhältnis der russischen Orthodoxie zu Europa sein. Neben antithetischen Richtungen wie den sogenannten „Slawophilen“ und ihren starken Ressentiments gegen westeuropäische Einflüsse, werden synthetische Ansätze – etwa der von Solowjew – zu berücksichtigen sein und die religionsphilosophische „russische Idee“ (auch bei Dostojewskij). Die Stellung Rußlands zwischen Asien und Europa schlug sich besonders in den Anschauungen der sogenannten „Eurasier“ nieder. Das Seminar stellt sich anhand der historischen und religionsphilosophischen Debatten und Beispiele einer die heutige Ökumene zentral herausfordernden Fragestellung: welche Möglichkeiten zur offenen Partizipation an der westlichen Entwicklung besitzt die russische Orthodoxie oder welche besonderen Anfragen ergeben sich aus ihrem Selbstverständnis für die Kirchen Westeuropas? Einen qualifizierten kirchengeschichtlichen Hauptseminarschein gibt es bei Anfertigung einer schriftlichen Hausarbeit. Zulassungsvoraussetzung ist ein kirchengeschichtlicher Proseminarschein (für die Theologen, für Euroculture gelten die dortigen Bestimmungen). Empfohlene Literatur Wiatscheslaw Iwanow, Die russische Idee, Tübingen 1930; Nikolaj Berdjaev, Die russische Idee, St. Augustin 1983; Wladimir Solowjew, Die russische Idee, in : Wladimir Solowjew, Deutsche Gesamtausgabe Band III, München 1954, S. 27-91; Fedor Stepun, Der Bolschewismus und die christliche Existenz, 2. Auflage München 1959; Hildegard Schaeder, Moskau, das dritte Rom, 2. Aufl. Darmstadt 1957 (weitere Auflagen). 2.) Die Wahrnehmung des Islam im frühneuzeitlichen Protestantismus Dozent: Prof. Dr. theol. Thomas Kaufmann Zeit und Ort: Di 18:00 - 20:00, Raum T05 Vorbesprechung: 16.10.2001 Inhalt Die Wahrnehmung des Islam im frühneuzeitlichen Protestantismus bewegt sich zwischen den Extremen eines Lobpreises der sittlichen Standards der muslimischen Gesetzesreligion, der historisch-philologischen Erforschung ihrer Quellen und der in immer neuen Schüben aktualisierten Warnung vor dem orientalischen
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Antichristen und seiner apokalyptischen Vernichtung Europas. Ausgehend von repräsentativen Text- und Bildbeispielen aus dem 16. Jahrhundert soll die Bandbreite der Deutungen erarbeitet und ein Typenmodell der Deutungsmuster erstellt werden. Ein besonderes Anliegen besteht darin, die theologisch-argumentative und die religionspolitische Bedeutung der Türkenthematik bzw. der Auseinandersetzung mit dem Islam für die protestantischen Konfessionsgesellschaften der frühen Neuzeit zu bestimmen. Empfohlene Literatur Johannes Ehmann (Hg.), Recoldus de Montecrucis: Confutatio Alcorani (1300). – Martin Luther: Verlegung des Alcoran (1542). Kommentierte lateinisch-deutsche Textausgabe, Würzburg 1999; Hartmut Bobzien, Der Koran im Zeitalter der Reformation, Beirut – Stuttgart 1995; Winfried Schulze, Reich und Türkengefahr im späten 16. Jahrhundert, München 1978.