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Jungjournalistentag 2016 · 2016. 7. 18. · (September 2016) müssen bis spätestens 1. September...

Date post: 02-Oct-2020
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Neugier auf den Beruf, Fragen auf den Punkt, fundierte Antworten, Nutzer: zufrieden. Jungjournalistentag 2016 Gelungene Integration: Echo Medien in der Verlagsgruppe Rhein-Main Verbandstag 2016: Wohin führt der „kränkelnde Journalismus“? Avenarius‘ Sportissimo: Auseinandersetzung mit den Begleiterscheinungen Mein besonderes Bild: Mit der Kuh auf du und du, Jens Brehl folgt dem Weg Deutscher Journalisten-Verband Landesverband Hessen e. V. Gewerkschaft der Journalisten ISSN 1861-9517 Heft 2 · 27. Jahrgang Juni/Juli 2016
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Neugier auf den Beruf,Fragen auf den Punkt,fundierte Antworten,Nutzer: zufrieden.

Jungjournalistentag 2016

Gelungene Integration:Echo Medien in der Verlagsgruppe Rhein-Main

Verbandstag 2016:Wohin führt der „kränkelnde Journalismus“?

Avenarius‘ Sportissimo:Auseinandersetzung mitden Begleiterscheinungen

Mein besonderes Bild:Mit der Kuh auf du und du,Jens Brehl folgt dem Weg

Deutscher Journalisten-VerbandLandesverband Hessen e. V.Gewerkschaft der Journalisten

ISSN 1861-9517Heft 2 · 27. Jahrgang

Juni/Juli 2016

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Inhalt Nachrichten Medien Internes Personalien

Hans Ulrich Heuser Kommentar: Mehr Mut zur Veränderung ............................................ 3

Wolfgang Marr Jungjournalistentag: Eröffnung durch Knud Zilian ................................ 4

Wolfgang Marr Jungjournalistentag: Impuls von Dozent Leif Kramp ......................... 5

Wolfgang Marr Jungjournalistentag: Podiumsdiskussion mit sechs Experten ......... 7

Dr. Christine Dressler Echo Medien in der Verlagsgruppe Rhein-Main: Gute Integration ... 10

Andreas Lang Jubiläum: Goldene Zeile wurde zum 50. Mal verliehen .................... 13

Martin Anglstein Verbandstag des DJV Hessen 2016 .................................................... 14

Wolfgang Marr Der Presserat sieht zuerst den Schutz der Persönlichkeit .............. 18

Jens Brehl Mein besonderes Bild: Mit der Kuh auf du und du .......................... 19

Wolfgang Hörnlein Schülerinteressen: Wildwestmethoden beim Kultusministerium ....... 20

Wolfgang Hörnlein Unerlaubte Nutzung von Pressefotos und die Posse der Justiz ..... 24

Michael Fuhr Zuwachs an Vielfalt: Neues Hörfunkformat startet in Hessen ............ 26

Jens Brehl Verlaufsbeschreibung: Vom Interview zum Sachbuch ..................... 28

Werner Rabe Verwerfliches Motordoping – Radbetrügern auf der Spur ............... 29

Michael Anger Tausender zum Leben: Die meisten Freien wollen frei bleiben ....... 30

Wolfgang Avenarius Kommentar: Sportissimo und die Begleiterscheinungen ............... 32

Organ des Landesverbandes Hessen (Rheinbahnstraße 3, 65185 Wiesbaden) und des Deutschen Journalisten-Verbandes e. V., Gewerkschaft der Journalisten.

27. Jahrgang, Juni/Juli 2016

Herausgeber: Deutscher Journalisten-Verband Landesverband Hessen e. V.

V. i. S. d. P.: Hans Ulrich Heuser

Redaktion: Martin Angelstein (ma), Dr. Christine Dressler (dre), Hans Ulrich Heuser (uh), Wolfgang Kiesel (wk), Andreas Lang (al), Wolfgang Marr (wm), Michaela Schmehl (ms)

Koordination: Andreas Lang

Schlussredaktion: Andreas Lang, Maik Schulz

Titelbild: Wolfgang Marr

Anzeigen: Axel Häsler

Anschrift der Redaktion: Rheinbahnstraße 3 65185 Wiesbaden Telefon: 06 11-3 4 1 9 1 24 Telefax: 06 11-3 4 1 9 1 30

E-Mail: [email protected]: www.djvhessen.de

Erscheinungsweise: viermal jährlich

Für Mitglieder im DJV Hessen ist der Heftpreis im Mitgliedsbeitrag enthalten.

ISSN 1861-9517

Gestaltung und Herstellung: MSB VVW GmbH & Co. KG, Gotha

Druck: Druckerei Zeidler, Mainz-Kastel

Veröffentlichungen, die nicht ausdrücklich als Stellungnahme des DJV-Vorstandes gekennzeichnet sind, stellen die persönliche Meinung des Verfassers dar. Für unverlangt eingesandte Manuskripte kann keine Haftung übernommen werden. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers.

Achtung: Texte für den nächsten Blickpunkt (September 2016) müssen bis spätestens 1. September 2016 an [email protected] eingereicht werden.

Ja, so kann es gehen. Nein, so darf es eigentlich nicht passieren. Was da in der vorherigen Ausgabe vom Blick-punkt (1/2016) auf Seite 30 zu lesen ist, ist in der Hektik der Endfertigung beim Kopieren komplett danebengegangen. Und bedarf daher eines Kniefalles. Und der Erinnerung an Konfuzius, wer einen Fehler gemacht hat und ihn nicht korrigiert, begeht einen zweiten. Ergo: Richtig muss die Bildunterschrift nämlich wiedergeben, dass Armin Clauss Urgestein der Sozialdemo-kraten ist. Er gehörte von 1970 bis 2003 dem Hessischen Landtag an. Er war 1973/74 stellvertretender Vorsitzender und von 1974 bis 1976 Vorsitzender der SPD-Fraktion. Von 1987 bis 1989 erneut stell-vertretender Vorsitzender und von 1994 bis 2001 Vorsitzender der sozialdemokratischen Landtagsfraktion. Von 1988 bis 1991 Vizeprä-sident des Landtags. Zudem seit Oktober 1976 bis 1987 hessischer Sozialminister. Goethes Farbenlehre ist allseits bekannt. Warum war Rot nicht auf dem Schirm? Wir hoffen also auf Verständnis bei Armin Clauss. Entschuldigung. Wolfgang Marr

Fauxpas – denn im Grunde war Rot gemeint

Aus dem Inhalt

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Wenn es möglich ist, wie in Bayern, einen Ver-band von München aus über hunderte von

Kilometern ordentlich zu führen, muss dies auch auf Distanzen von 100 Kilometern und weniger über Ortsverbände oder einer wöchentlichen/14- tätigen Sprechstunde problemlos möglich sein.

Es gibt ja auch noch, wie schon er-wähnt, das gute alte Telefon und die Netzwerkmöglichkeiten per Handy und Computer.

Der DJV will ein moderner Verband sein. Dann muss er sich auch

modernen Strukturen endlich öffnen. Weniger Geschäftsstellen können auch ein Mehr bedeuten: Ein Mehr an Wirtschaftlichkeit und mehr Effizienz!

Und wenn wir schon beim Sparen sind: Werfen wir einfach mal ei-

nen Blick über den Zaun! Der DGB oder ver.di machen es uns längst

schon vor. Die Zusammenarbeit (Fusionen über Ländergrenzen hinweg) ist hier längst vollzogen (DGB und Beamtenbund Hessen-Thüringen). Ge-werkschaftstage finden teils auf Bundesebene nur noch alle drei/vier Jahre und dann drei- oder viertä-gig statt. Auch das spart Zeit und viel Geld und ent-lastet die Geschäftsstellen bei Bund und Ländern!

Ja, es ist Zeit, endlich umzudenken und alte Zöpfe abzuschneiden und damit die Probleme an den

Wurzeln zu bekämpfen.

Ich fürchte nur: dazu fehlt vielen der Mut!

Die Finanznot im DJV Bundesverband ist groß und sie wird, so prognostiziert man, noch größer

werden. Skeptiker sprechen bereits von einem „Sa-nierungsfall DJV“. Gelöst werden soll das Problem, zumindest teilweise, mit einer Erhöhung des aus den Landesverbänden abzuführenden Mitgliedsbeitrags.

Fragt sich nur, wie dies in Landes-verbänden wie Sachsen-Anhalt,

Schleswig-Holstein, Thüringen oder Mecklenburg-Vorpommern gelingen kann? DJV-Verbände, deren Kassen eh schon leer oder klamm sind oder die am „Existenzminimum“ krebsen!

Die bisherigen Vorschläge der Strukturreformkomission kratzen

mehr oder weniger nur an der Ober-fläche, lösen aber das Grundproblem nicht: die Finanznot, verursacht durch sinkende Mitgliederzahlen und wenig Mut zu dringend notwendigen, mög-licherweise auch schmerzlichen Veränderungen.

Wer im digitalen Zeitalter argumentiert, dass Geschäftsstellen vor der „Haustür“ das einzig

wahre Mittel sind, Mitglieder zu betreuen, der hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Und: Er verschließt sich notwendigen Reformen. Die Zahl jener, die in der Geschäftsstelle noch persönlich vorsprechen und Rat suchen, hält sich doch in arg bescheidenen Grenzen. Das haben jedenfalls in Hessen entspre-chende Nachfragen ergeben. Vieles wird telefonisch, per E-Mail oder auch noch schriftlich erledigt. Und ich denke, anderswo ist dies, ohne sich in die Tasche zu lügen, nicht viel anders?

Kommentar Nachrichten Medien Internes Personalien

Mehr Mut zur Veränderung!

Mit einem Abschluss für die rund 13.000 Redakteurinnen und Redakteure von Tageszeitungen endeten am letzten Junimittwoch die Tarifverhandlungen in Berlin. Die Tarifpartner Deutscher Journalisten-Verband, dju in ver.di und Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger einigten sich in der fünften Verhandlungsrunde auf einen neuen Tarif-vertrag mit einer Laufzeit von 24 Monaten bis Ende Dezember 2017. Die Erhöhung beträgt rückwirkend zum 1. Juni 2016 1,5 Prozent. Eine weitere Gehaltssteigerung in Höhe von 1,6 Prozent wird im August 2017 fällig. „Ein in unseren Augen gerade noch akzeptables Angebot der Verleger empfiehlt die Mehrheit der Verhandlungskommission anzu-nehmen. Mit diesem Ergebnis liegen wir auf Höhe des Abschlusses, der in der Druckindustrie vereinbart wurde“, erläutert Verhandlungsführer Kajo Döhring. „Die kürzere Laufzeit von 24 Monaten bringt uns fünf Monate eher an die nächste Gehaltsanhebung“. „Für uns war wichtig, dass die arbeitnehmerähnlichen Freien und insbesondere die Pauschalisten ohne Abstriche im gleichen Umfange profitieren wie die Redakteure. Wir konnten zudem verhindern, dass der Norden schlechter gestellt wird – der Verband der Zeitungsverleger Norddeutschland trägt diesen Ab-schluss mit und damit hat der Flächentarif wieder mehr Gewicht“, so Döhring. Das Tarifergebnis steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Gremien von DJV, ver.di und BDZV. Erklärungsfrist: 29. Juli 2016. Hessens Landesvorsitzender Uli Heuser appellierte an die hessischen Verleger, insbesondere an die derzeit ohne Tarifbindung, alle Komponenten dieser Vereinbarung mit zu tragen. Alle Redakteure in Hessen haben Anspruch auf faire Entlohnung, so Heuser. Wolfgang Marr

Gerade noch akzeptabler Tarif-Abschluss

Hans Ulrich Heuser, Landesvorsitzender DJV Hessen

Foto: Wolfgang Marr

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Aktuell Nachrichten Medien Internes Personalien

Jungjournalistentag 2016. Die EinleitungVize-Vorsitzender, Knud Zilian, über die Zukunft von Journalismus

Die Eröffnung ist natürlich Chefsache, diesmal durch Knud Zilian, weil Uli Heuser, der Vorsitzende, zum 70-jäh-rigen Jubiläum der Bayern, des BJV, in Regensburg weilt und wie es sich für einen Diplomaten geziemt, steht am Anfang der klugen Sätze des zwei-ten Vorsitzenden natürlich eine Auf-zählung, mittendrin all die Verbände und Vereine sowie Unternehmen, die diesem zweiten Jungjournalistentag materiell oder ideell ihre Unterstüt-zung zugesagt hatten. Im letzten Jahr hat der Gastgeber, gemeint ist die IHK, ein offenes Wlan spendiert, diesmal leider nicht und trotzdem sollte keiner darauf verzichten, online zu sein.Zilians Worte sind auch ohne Eulen längst angekommen, denn wo man auch hinschaut, das Netz offeriert im Foyer wie im Saal seine Dienste direkt und indirekt, wenngleich so manche Meinungsäußerung dort erst mit Zeitverzug auftaucht, was zudem auch seine guten Seiten hat.

Warum wohl? Wer hat schon so viele Hirnströme, dass er die im besten Sinne des Wortes überkommende Informationsflut für sich zu zähmen weiß. Wenn das auch geflissentlich überspielt wird, recht hat Zilian, da-ran kommt wohl keiner vorbei, per-sönliche Erkenntnisse des Jungjour-nalistentages zu facebooken oder zu twittern.Wir sind noch immer beim Zilian-Vortrag, der sich nun dem Titel der Einladung widmet. Journalismus, was geht, das ist eigentlich eine gute Frage, so sein Resümee. Vor allem in Zeiten, wo sich die Medienlandschaft wieder mal völlig verändert hat. Der Journalismus ist überprüfbar gewor-den, was so genau das nun auch nicht stimmt, durch die sogenannten mo-dernen Medien, weil vieles, was man lesen, sehen, hören kann, so sozial nun auch nicht sei, meint er. Ziemlich das allermeiste Geäußerte ist nicht überprüfbar. Aber viele von denen, die meinen, jetzt was raushauen zu müs-sen, sagen zugleich, damit wäre jetzt der Journalismus überprüfbar. Des Redners Wertung: Das ist mit Sicher-heit nicht der Fall, aber Fakt sei, der Journalismus ist einem gigantischen Wandel unterlegen.Jetzt kommt der Mensch Zilian mit seiner eigenen Vita zu Wort. Ich selber bin ja nun auch nicht mehr der Jungjournalist, sondern eher der Olli. Als er, der Knud, am Anfang des Berufslebens stand, bei der Offen-bach Post in Dreieich, da hat man noch auf der Schreibmaschine sei-ne Texte getippt, ist in die Redaktion gefahren, der Redakteur hat drüber geguckt, redigiert, mit Linealen gear-beitet und irgendwann wurden dann auch Seitenumbrüche gemacht, also erschien eine Zeitung. Und man war ganz stolz, wenn dann der erste Ar-tikel fertig und gedruckt war. So ar-beitet natürlich heute keine Zeitung mehr, es geschieht alles mit dem PC, es geht alles mit der Technik besser und schneller. Inhaltlich nicht immer und, kleiner Seitenhieb, nicht bei je-der Zeitung. Er habe dann zum HR gefunden, beim Hörfunk gearbeitet, braune

Bänder schätzen gelernt, und damals sei, nicht wörtlich, bei Androhung der Höchststrafe verboten gewesen, als Journalist selbst an die Bänder mit den O-Tönen Hand anzulegen. Schneiden, um Gottes Willen, das durften nur Tontechniker und für die Bänder gab es spezielle Kartons, Schatzkästleins, die wurden mit Kle-beband versehen, und mit der Auf-schrift, technisch sendefertig. Zilian will den Jungen sagen, ja, damals wa-ren Journalisten allein für die Inhalte verantwortlich, den Rest haben stets die Techniker gemacht. Heute funkti-oniert das nicht nur beim Hessischen Rundfunk, sondern auch bei jedem anderen elektronischen Medium, to-tal anders. Es ist egal, ob Hörfunk oder Fernse-hen, heute schneidet der Redakteur seine eigenen O-Töne, macht den Bei-trag selbst komplett sendefertig. Den technische Wandel muss man mitma-chen, sonst bleibt man auf der Stre-cke. Journalisten erleben ja sowieso jeden Tag was Neues, andere Aufträ-ge, andere Themen und ebenso wie es einen Wandel im journalistischen Inhalt gibt, hat sich auch das Umfeld kolossal verändert. Heute ist der PC dein Freund und Helfer, die App dein Werkzeug. Töne, Bilder, Videos, man kann alles sofort raushauen, ob es aber immer einer Prüfung standhält, setzt voraus, dass Journalisten ihren Beruf ernst nehmen. Zilians Auffor-derung an die Einsteiger: „überprüfen Sie selber.“Wir haben mal gelernt, mindestens zwei Quellen müssen eine Nachricht bestätigen. Das sei doch was anderes gegenüber nicht ganz so professi-onellen Quellen wie Facebook oder Twitter, wenn dort was rausgehauen wird. Da kommt leise der Vorwurf, die hauen was raus, was gar nicht überprüfbar ist und deshalb macht man uns Journalisten mittlerweile ein bisschen das Leben schwer. Wir Jour-nalisten, die wir das ernst nehmen, müssen uns spätestens dann mit dem Unwort des Jahres 2014 – Lü-genpresse – auseinandersetzen. Ein Komplex, der nicht einfach gesehen werden kann, vor allem, wenn wir

Kurze Anreise vom Wohnort: Der Frankfurter Knud

Zilian eröffnet den Jungjournalistentag.

(Foto: Axel Häsler)

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Aktuell Nachrichten Medien Internes Personalien

sofort sagen, wir waren doch, wir sind doch glaubwürdig. Das reicht doch halt denen nicht, die anders denken. Wichtig ist heute im Journalismus, dass man den Beruf ernst nimmt, ihn verantwortungsvoll ausführt, denn nicht umsonst sagt man, weiß man, die Presse ist die vierte Gewalt im Staat. Zilian betont, wir sind die, die auch den großen Politikern auf die Finger hauen, wenn die etwas tun, was sie besser nicht tun sollten. Wir sind also ein Garant sozusagen auch für die Politik. Wenn wir aber diese Funktion haben, dann müssen wir sie auch sorgfältig ausführen.Es wird sich auf Dauer nur Quali-tätsjournalismus in allen Medien durchsetzen, auch wenn zurzeit im Zeitungsbereich sehr viele Schwierig-

keiten zu beobachten sind. Schwierig-keiten, die Zeitung dorthin zu bringen, wo sie sein sollte – nahe beim, direkt zum Leser. Bei all diesen Schwie-rigkeiten ist diese Anleitung kein Ausweg, stehe morgens auf, koche Kaffee, gucke eben online Bild und Spiegel online. Nein, zum Nulltarif ist nirgendwo Qualitätsjournalismus zu haben. So wie keine andere Ware, wel-che auch immer, die Qualität preist, zum Nulltarif zu haben ist.Das Geld, wie wahr, es regiert die Welt, macht natürlich auch den Jour-nalisten, die Qualitätsjournalismus betreiben (wollen), das Leben schwer, denn an vielen Ecken und Enden wird gespart. Erkenntnis: Die Zei-tungslandschaft hat sich schon sehr verändert, aber es gibt sie noch, die

Zeitung(en). Und es wird sie auch wei-ter geben, wenn sie das machen, was sie müssen. Man hat die Hinwendung förmlich erwartet, eben Qualitätsjour-nalismus betreiben, Artikel, Reporta-gen von allererster Güte abliefern. Kurz gesagt, Lesenswertes von der ersten bis zur letzten Seite. Zilian for-muliert hier seinen Abgangswunsch. Er sei gespannt, wie die Diskussionen verlaufen werden, inwieweit bei dem einen oder anderen, die erwartungs-voll gekommen sind, der primäre Gedanke gespeichert und umgesetzt wird, dass nur Qualitätsjournalis-mus die Zukunft sein wird, die das Standbein sichert, insofern wünscht sich der zweite Vorsitzende gute Ge-spräche und Hintergrundvermittlung. Wolfgang Marr

Jungjournalistentag 2016. Der ImpulsLeif Kramp, Dozent aus Bremen, widmet sich dem Anforderungsprofil Der erste Gedanke am Mikro führt geradewegs in die Wissenschafts-struktur, der der Mittvierziger als Uni-Dozent einen Großteil seiner Arbeit widmet. Wie unsere Daten, die wir im Internet hinterlassen, auch genutzt werden können, da-mit beschäftigen wir uns, rühren die Werbetrommel des Nachwuch-sprogramms des Vereins für Me-dien und Journalismus. Nüchterne Ansage aus Bremen. Nüchterne Feststellung des vielfachen Buch-autors. Kritik klingt trocken, recht-lich kompliziert.Kramp sehe sich in erster Linie als Mediennutzer, der selbst inte-ressiert ist, wie andere, Bekannte, Freunde, Nachbarn jene Medien mit journalistischem Hintergrund nutzen. Mitwirkende eines mit Bei-fall bedachten Wunschkonzerts, das spiegele nur eine Seite, die an-dere sei die Frustration aus der täg-lichen Arbeit, Missmut hilft nicht, eher schon Auseinandersetzung mit den Umständen. Nachwuchs-journalisten besäßen sehr viel Elan, schöpfen aus dem eigenen Mediennutzen.Aus eigener Erfahrung, wisse er, dass Kompetenzen, die man sich aneigne, durchaus ihr Gutes ha-ben, dass man dann im Alltag sehr

umworben wird. Die Fortsetzung vom Mutmacherkapitel liest sich so: Wer auf offene Ohren stößt und im nächsten Schritt sein eigenes Projekt umsetzt, wer sich selber profiliert im Netz, mit ganz unter-schiedlichen Dingen, der klettert auf der Karriereleiter. Natürlich, das weiß auch Kramp, geht das in Richtung einer eierlegenden Woll-milchsau und somit in Richtung eines Bedrohungsszenarios, was auf den Journalisten durchaus la-stet, denn was wird nicht alles von uns erwartet?Kramp bricht eine Lanze für den Notizblock, der immer noch sinn-voll ist und reichlich Anwendung findet. Sofortiger Übergang zum Handy, das längst als Allroundmit-tel gilt und dank dessen Möglich-keiten man auch schneiden, po-sten, interagieren kann. Das muss erst mal nichts Schlechtes sein.Eher rhetorisch die Frage, Jour-nalist, was ist das überhaupt? Als Ausgangspunkt nehmen wir mal die Frage, wie verändert sich for-mal das Berufsfeld? Zugang zum Journalismus ist da ein Gedanke. Was wird mit dem Journalismus? Wenn man Zertifizierung generell einführt, auch bei Studiengängen, nicht jeder oder jede wäre dann

automatisch Journalist, das ist über die Jahre nicht konkreter geworden und wir können gleich davon aus-gehen, so Kramp, dass auch >>>

Weiteste Anreise zum Tagungsort: Leif Kramp aus Bremen liefert mithilfe seines Laptops den Impuls. (Foto: Axel Häsler)

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>>> Quereinsteiger sehr schnell, sehr effektiv sein können, wie durch die Forschung belegt wor-den ist. Über Regelstrukturen werde ange-deutet, wie man Prinzipien folgt. Wichtig sei der Hinweis, dass Re-daktionsstrukturen, historisch ge-wachsen, sehr hierarchisch sind. In der Tendenz steigend seien flache Hierarchien, wo jeder mehr oder weniger machen kann, was er will. Nächste Feststellung: Wir haben zum Glück immer noch eine starke Volontärsausbildung zusätzlich zum Studium. In Ver-handlungen mit Personalchefs ein-fach mal die Tarife beiseite werfen, fordern, dass der Gegenüber mehr bezahlt als allgemeingültige Sätze, der Redner weiß es wohl, es sind immer noch die Einzelfälle.Gleichwohl gäbe es aber auch die Erkenntnis, die Nachrichtenorgani-sationen merken es zuerst, dass ihnen der kompetente, frische Nachwuchs ausgeht. Insofern brauchen wir im Journalismus den digital erfahrenen, experimentier-freudigen Profi. Angesichts der Be-harrungskräfte in den Redaktionen wendet sich Kramp unisono an den Nachwuchs, durchhalten und nicht aufgeben. Und den Frust, der in der Überschrift mit einem Fra-gezeichen versehen wurde, nicht empfinden. Wichtig ist, dass der Einzelne die Gestaltungsfreiräume auch erkennen muss. Großraum-büros, genutzt von Journalisten, die im Team arbeiten, sind nach wie vor beherrschend, auch, weil man trimediales Agieren dort so schön praktizieren kann. Aber, der Trend ist ein anderer, arbeiten dort, wo es gerade möglich ist, nur nicht in der Redaktion, viel eher schon im Café oder gar zu Hau-se. Neues Stichwort: Schreibwerk- zeug Netbook. Zugänglich. Nah-bar. Nächste Stichwort: Leserver-haltensforschung. Liebe Redak-teure, egal woher ihr kommt, das meint wohl die Ausbildung, Haupt-sache ihr bringt uns Themen aus eurer Nähe, höre er, Kramp, mehr-heitlich. Experimente haben dann Erfolg, wenn man auf das Publi-kum schaut. Es verbirgt sich dahin-ter der Gedanke, wie Journalismus schlussendlich ankommt, welchen

Nutzwert er liefert. Kramp lenkt den Blick auf demografische As-pekte. Es läuft was schief, wenn Journalisten gewisse Zielgruppen nicht mehr erreichen. Für nähere Ausführungen dazu fehlt die Zeit. Grundsätzliche Veränderungen in unserer Gesellschaft greifen in ih-ren Auswirkungen stärker, Begriffe kommen abstrakt daher, was ver-ändert aber sich wirklich, die Funk-tionen verändern und vermehren sich, erst recht die, die den Alltag ausmachen. Journalismus hat we-niger Zeit. Die neuen Herausfor-derungen: Es sind viel mehr Ak-teure damit beschäftigt, uns mit journalistischen Informationen zu versorgen. Youtube und noch ein paar Begriffe mehr. Eine neue Kluft entsteht, der Redner verweist auf parajournalistische Portale, die Traffic erzeugen wollen. Es geht um Gerüchte, Zeit und Energie, die journalistischen Inhalten nicht zu-gutekommt.

Neue Kommunikationsfor-men sind ein Muss

Nutzerverhalten: Eine Studentin hat ihm offenbart, nur ein winziger Teil entfällt auf journalistische Inhalte und dann ist es die Lokalzeitung, mit der sie lebt. Alles andere kriegt sie über Google. Übergang zum Net-Check, dass wir als Journalisten da-rüber nachdenken, neue Kommuni-kationsformen schnell anzupacken, sie zu gestalten, für uns nutzbar zu machen. Kramp macht auf Irrwege aufmerksam, Viele Medien würden sich nur anpassen. Sie müssen aber gestalten, die Anwendung neuer Kommunikationsformen ist ein Muss. Messengerdienste. Es geht nun um kommunikative Orientie-rung. Der Elfenbeinturm ist eine alte Leier, natürlich darf der Journa-list dort nicht sitzen. Sehr aus sich rausgehen, ist heute angesagt, zu-mindest aber dialogbereit sein, was nichts anderes heißt, als offen. Da fällt der Begriff vom Ombudsmann. Es folgt der Übergang zu goldenen Regeln, dass man als Journalist kenntlich wird, logisch, dass man stärker in den Dialog tritt, auf Feed-back eingeht. Die Erwartungshal-tung des social web erfüllt. Befra-gungen in Redaktionen zeigen die-

ses Resultat, weit mehr als fünfzig Prozent der Mitarbeiter sehen sich innovativ, sind an Weiterbildung interessiert. Aufnahmefähigkeit er-achten die Jungen als extrem wich-tig. Ein Drittel der Befragten, die waren meist mittleren Alters, die äußerten sich eher skeptisch. Die alten Muster? Die Forschung sei an-gewiesen auf Input zum Aufzeigen neuer Wege. Crowdsourcing fällt als Begriff. Kramp schlussfolgert: Das Dilemma sind die Beharrungskräf-te. Die Älteren, nicht alle, sie haben sich eingerichtet in ihrem Leben. Er gibt zu, dies sei überzeichnet. Die Herausforderung für die Redak-teure sei aber, wie man das Gan-ze strukturell abbildet. Haben sie Zeit dafür, was zu entwickeln. Feh-lendes Mentoring. Auslagerung als letztes Mittel, dem Kostendruck zu widerstehen, Bündelung von Auf-gabenbereichen in Entwicklungs-redaktionen. Seine Neigungen für redaktionelle Neugründungen un-terlegt der Bremer Dozent mit dem Begriffsdoppel, flache Hierarchien, junges Personal. Personalchefs ver-sprechen sich schlussendlich, dass diese Generation bereits reichliche Kompetenzen mitbringt. Spiegel- oder Zerrbild der Realität, wird hier von einem Zuhörer eingeworfen.Mediensozialisation findet auch ab-seits des Journalismus statt, weil es nach Kramp sehr viele Alternativen gibt. Und da folgt der Übergang zu der Frage, was gibt es für neue Be-rufsbilder. Sorgfältig arbeiten in der Informationsaufbereitung, ist sein nächstes Stichwort, zum Glück, sagt Kramp, wird da der Journalist gebraucht. Verschiedene Ausspiel-kanäle. Natürlich kann nicht jeder Spieleprogrammierer werden. Wie kann ich Information mithilfe eines Spieles vermitteln? Der Experte sieht darin großes Potenzial, um Nutzer zu erreichen. Streamen. Wir sind bei der ganzen Bandbrei-te gelandet. Was wird erwartet von Nachwuchsjournalisten? Antwort: Sie bringen schon große Erfah-rungen mit. Sie sind Vorreiter, sie beherrschen frühzeitig moderne Gestaltungselemente, sie haben langen Atem. Gute, frische Ideen fördere man gern. Siehe Bremen. Ende der Aufzählung. Wolfgang Marr

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alle drei Jahre, wird nur genommen, wenn er mehrmals überzeugt hat beim Bewerbungsverfahren. Gregor Mayer, der erfahrene Mann vom Fernsehkanal Phoenix, hält nicht hinterm Berg, präferiert die crossme-diale Veranlagung, setzt auf die Men-schen, die sich schnell hineindenken können, weiß aber auch um die, die da Schwierigkeiten haben. Stückweit eine Typenfrage. Was ihm auffällt ist, junge Leute, die bei Rundfunkan-stalten anfangen, in der Regel schon als Volontäre ein gewisse Marke mit-bringen, die sich selber schon gestal-tet haben, die brennen, wie er formu-liert, sind im Vorteil. Er war jüngst zu-gegen, als es beim SWR-Volontariat hieß, in längstens einer Stunde eine digitale Reportage machen. Für die Teilnehmer kein Problem, was seine These stützt.Der Rhein-Main-Verlagsgruppenchef und hessische Verleger-Verbandsvor-sitzende, Hans-Georg Schnücker, sieht Berufsnachwuchs vor sich, der mehrere Journalistenpreise abge-räumt hat, den würde er sofort neh-men, den bekommt er aber nicht. Bei der Einstellung müsse man erst die Grundüberzeugung ausloten, was wollt ihr hier, habt ihr wirklich Lust auf den Beruf? Viele der großen Journa-listen hätten alle bei Lokalzeitungen angefangen. Technologische Verbrei-tung gehe einher mit kommunika-tiven Fähigkeiten. Früher hätten sie in den Redaktionen überhaupt nicht miteinander geredet, man muss den Satz so stehen lassen, auch wenn es anders war oder sein sollte. Schnücker hat sein Lieblingsthema gefunden, er spricht von Lebensre-alitäten. Schildert seine Vision vom Traumberuf des Lokalchefs, der Zugang zu allen Personen seines Nahbereiches hat, was in der Fest-stellung mündet, dass er vor Ort die ganze Bandbreite gesellschaftlicher Kommunikation spiegelt. Nicht aus-gesprochen, etwa ein kleiner König? Aber wir sind ja unter Erwachsenen. Wer Menschen in Organisationen reinholt, so Schnücker, darf sie nicht sich selbst überlassen. Quasi ist dies das Hohelied auf Mentoren. Wer den

Am Anfang gibt es Bruch. Glasbruch. Moderatorin Julia Theres Held vom ZDF wird unüberhörbar zu höherer Lautstärke am Mikro aufgefordert. Es geht in den folgenden zwei Stunden bei einem Drittel überzogener Sende-zeit um die Zukunft des Journalismus und des journalistischen Berufes. Sechs Experten aus unterschied-lichen Blickwinkeln sind eingeladen, da ist Zuhören unter den achtzig Anwesenden geradezu Pflicht. Julia Held, sie ist Redakteurin, Reporterin und Moderatorin beim Zweiten Deut-schen Fernsehen, legt los. Sie beginnt die Diskussionsrunde mit einer per-sönlichen Erklärung, die man erst mal verarbeiten muss, sie nutzt die sozia-len Medien so gut wie gar nicht. Dann widmet sie sich mit der Ein-stiegsfrage direkt dem Berufsbild. Hände hoch im Saal, wer hat ange-fangen mit einem Volontariat. Weni-ge, Studium, wenige, also noch in der Schule. Die richtige Zielgruppe. Held reflektiert in zwei Sätzen eigenes Tun. Zehn Jahre keinen Tag bereut. Wirklicher Traumberuf. Ute Wellstein, Ausbildungsverantwortliche vom Hessischen Rundfunk, sieht die Aus-wahl der Volontäre in ihrem Haus als Prozess. 36 junge Leute, Bewerber, nimmt sie gerade unter die Lupe. Vo-raussetzung: multimedial interessiert. Nicht für Fernsehen oder Radio allein, wir erwarten Bereitschaft für alle drei Medien, social mediaaffin der Ein-stieg, was nicht heißt, später immer alles wahrzunehmen. Aber eben In-teresse für die anderen Ausspielwege. Spezialisten haben keine Chancen. Andreas Fauth, Chef der Frankfurter Hörfunkschule, will das von der Kol-legin skizzierte Credo eins zu eins un-terschreiben. Multimedial, das ist Vo-raussetzung, so sein Ausruf. Aber wo ist der oder die, die jeden Kanal kennt, jeden Weg versteht. Wer brennt, sollte auch beim HR als Spezi eine Chance bekommen. Erst mal Volontariat, ich mag keine Moderatoren, die keine journalistische Ausbildung haben, ou-tet sich Fauth. Wellstein ergänzt ihre Sicht, wer Volontär beim HR werden will, und das sind letztlich nach dem „Aussieben“ acht bis zehn, und das

Journalistenberuf heute ergreift, sollte wissen, wir werden viel, viel mehr Teams haben, wir müssen die krea-tiven Freiräume ausfüllen, aber auch wissen, dass wir mehr Spezialisten generieren, sagt der Manager und schwenkt hin zum Thema Leiden-schaft, entscheiden Sie sich heute für einen Beruf, in dem Sie sagen können, da habe ich richtig Lust. Schnücker ist in seinem Element – als Lehrmeister. Murmeln im Auditorium, wer weiß das schon zu Beginn der Laufbahn? Das Schrubben von Stunden werde nicht mehr funktionieren, schockt Schnücker seine Gegenüber. Ob-wohl er über Zukunft spricht, redet er doch eigentlich über die Gegenwart. Die Arbeitsbelastung in Redaktionen steigt unaufhörlich. Das ist die reine Wahrheit. Schnücker ist ein Skeptiker in Hinsicht auf die Zukunft bestimm-ter Branchen, aber nicht der journa-listischen. Er wirbt für den Weg, sein Ansatz, kümmern Sie sich >>>

Jungjournalistentag 2016. Die DiskussionVon den Chancen und Risiken der Volontärsausbildung

Die Bloggerin Andrea Lindner berichtete aus ihrem Alltag. Einst war sie Chefredakteurin einer Schülerzeitung, es folgte ein Praktikum beim Bayrischen Rundfunk. Heute, so sagt sie in Frankfurt, fühle sie sich als freie Journalistin.(Foto: Wolfgang Marr)

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>>> um Praktika, ruft er den Zuhö-rern entgegen. Er sagt nicht, dass dem Grunde nach doch zu wenige geboten werden. Was später auch in der Fragestunde von den Jungen als empfindlicher Mangel gesehen wird.Journalismus, solchen, der Orientie-rung hat, unabhängig von den Ver-breitungswegen, den setzt Schnücker dann gleich mit Zeitungen. Einen Atemzug später muss Ulrike Kaiser Farbe bekennen, obwohl die Rem-scheiderin beileibe nicht dafür ver-

antwortlich ist, dass die praktische Journalistenausbildung nach den Erkenntnissen der von ihr geleiteten, bundesweiten Initiative Qualität teil-weise noch wie vor vierzig Jahren ab-solviert wird. Die Erkenntnis spricht Bände, die Zuhörer haben zum Glück alle keine Schnappatmung, vertrau-en weiter auf die Kraft der Sprache oben auf dem Podium. Kaiser rela-tiviert, ein bisschen verändert, mehr crossmediales Herangehen sei in der Ausbildung dazugekommen. Die Arbeit in einer Onlineredaktion sei nicht automatischer Bestandteil der

Volontärsausbildung. Ungesagt bleibt in der Runde, warum, wo doch jeder die Affinität der Jungen zum Neuen eigentlich gutheißt.Julia Held, die Moderatorin, rückt den Fakt in den Fokus, dass doch heute je-der Reporter draußen nicht nur seine Reportage übermittle, sondern auch noch für die Twitter-Nachricht und den Facebook-Eintrag sorgen müsse. Ulrike Kaiser bringt es auf den Punkt, konfrontiert ungeschminkt mit der schmerzhaften Wahrheit des journa-listischen Alltags. Wir haben heute eine sehr starke Verdichtung von Ar-beit in den Redaktionen, ausgehend von weniger Personal, weil Kostensen-kung das Handeln diktiert, werden gleichzeitig zunehmend mehr Aufga-ben erledigt. Das ist dann deutlicher als bei Julia Held im Satz zuvor. Kaiser wirbt fortan nochmals für crossmedi-ales Arbeiten, man könne viel mehr in die Tiefe gehen, man müsse aber als Journalist von seinem Chef auch die Zeit dafür eingeräumt bekommen, was jedoch selten der Fall sei.Dann kommt ein Hammer: Wenn man sich die Volontariatsausbildung bei privaten Rundfunkveranstaltern anschaut, so fehlt es oft an Qualität, bemängelt der Mann von der Hör-funkschule. Und er nennt eine scho-ckierende Zahl, es geht nicht, wenn man in diesen Häusern zu oft sagt, ihr kriegt als Volontäre 500 Euro Ho-norar, den Rest könnt ihr mit Hartz IV aufstocken. Er habe momentan den Eindruck, dass unter diesen, unaus-gesprochen prekären Bedingungen überhaupt keine Qualitätsausbildung mehr stattfinde, was er, Fauth, sehr bedaure. Er formuliert es so, man ar-beite schon beim Eintritt in das Rund-funkstudio mit Alleskönnern, die aber dann nicht mehr an die Hand genom-men werden. Gregor Mayers Beschreibung erin-nert an die Schocksätze auf Zigarren-packungen; nur das Schreiben allein reicht heute nicht mehr, es braucht unbedingt eine crossmediale Ausbil-dung. Es sei Aufgabe von Fachverbän-den, logisch, er nennt explizit den DJV als Berufsverband, das zu definieren und die Umsetzung dann auch strin-gent zu begleiten. Er, Mayer, warnt, allein auf die Produktion von Inhalten zu setzen. Hier geht es im Grunde um die immer wieder zitierten anderen Ausspielwege. ARD und ZDF hätten

deswegen ihre Ausbildungsregeln an-gepasst. Dort gelte, wie kann ich die Wirklichkeit nutzen, die mir das Netz bietet. Mayer, der auch an der Uni Bonn lehrt, bleibt Visionär, er glaubt, es geht, dass ein Volontär eine Zeitungsausbildung genauso absolviert, wie eine bei Hör-funk oder Fernsehen, wobei er hier an den Videoreporter denkt, der den Gol-denen Schnitt beherrscht, der nicht mehr wegzudenken sei in unserer heutigen Kommunikationslandschaft.Welche Einrichtungen aus Sicht von Ulrike Kaiser kreativ ausbilden, das blenden wir wegen eventuellen Wer-beeffekts aus. Was aber unbedingt notiert werden muss, nach Kaiser, eine Ausbildung reicht nicht. Hinten in der dritten Zuhörerreihe murmelt ein Gast, sagt es doch, lebenslanges Lernen ist längst Pflicht. Vorn fällt der Lehrsatz: Praktische Ausbildung allein bringt es nicht, wir brauchen das the-oretische Fundament, wir brauchen Kompentenzvermittlung, das sagt die frühere langjährige Chefredakteurin Kaiser.Andreas Fauth gibt nun den Analy-tiker, er habe den Eindruck, dass es heute schon schwierig sei, bedingt durch das aktuelle Bildungssystem, geeignete Bewerber für eben dieses von allen Seiten beleuchtete und be-schriebene Volontariat zu finden.Es kommt darauf an, was ihr macht, woran ihr feilt, und findet es getrost gut, dass ihr euren Weg geht, euch entwickelt, niemand wird euch eine Zeitvorgabe geben, egal ob ihr drei oder vier Jahre studiert, Auslandsauf-enthalte anschließt, ehe ihr im Beruf nicht nur ein Standbein findet, das ist das Best off an Ratschlägen von Gregor Mayer und Leif Kramp unisono in Richtung des Nachwuchses, wobei nur jene Schicht angesprochen wird, die sich das finanziell auch leisten kann. Es soll ja auch Berufseinsteiger geben, deren Haushaltskasse nur we-nige Euro aufweist, weil vom Eltern-haus keine größeren Unterstützungen geleistet werden können. Und jeder preist halt in den fol-genden Minuten seine Initiativen, seine Stärken, so der Verlagsmana-ger Schnücker die seines Hauses mit SWF und ZDF, kurz die Main-zer Medieninitiative. Prompt ist von exzellenten Studiengängen die Rede. Doch wer weiß das schon vorher,

Mimik kann zusammen

mit anderen Verhaltensweisen und Handlungen,

wie der Gestik, wichtiger

Bestandteil der nonverbalen

Kommunikation sein, lautet ein Lehrsatz. Hier

der Praxisbeweis, geliefert durchs

Publikum beim Jungjournalistentag.

(Fotos: Wolfgang Marr)

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Julia Theres Held, studierte Germanistik, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft und Öffentliches Recht. Seit 2007 arbeitet sie als Redakteurin und Reporterin beim ZDF im Bereich Politik/Zeitgeschehen. (Foto: Wolfgang Marr)

Ulrike Kaiser studierte Pädagogik, Soziologie und Psychologie, dann Referentin am Haus Busch. 1985 bis 2007 Chefredakteurin der Zeitschrift „journalist“. Seither arbeitet sie als freie Journalistin. (Foto: Wolfgang Marr)

Ute Wellstein, ist Redakteurin der hessenschau und moderiert im HR-Fernsehen. Sie hat ihre Karriere als Journalistin klassisch bei Lokalzeitung und Radio begonnen, seit 2001 beim Hessischen Rundfunk. (Foto: Wolfgang Marr)

wenn sie oder er sich um einen Studi-enplatz bewirbt? Wen wundert es, der Bremer Dozent Kramp möchte wohl am liebsten, dass alle Hessen auf den Plätzen nun sofort in die Hansestadt starten, weil es zwar einen überschau-baren Medienmarkt einerseits, aber viele Medieninitiativen andererseits gibt. Gut zugehört, in Bremen gibt’s für den studentischen Nachwuchs bei Mitarbeit außerhalb der Vorlesungen zwar ein Honorar, aber keines, das so hoch ist wie das der Volontäre. Also ward es nix mit goldenen Schätzen an der Weser. Nun noch eine Krampsche Handlungsanleitung, ihm habe man damals gesagt, er solle nicht Journa-lismus studieren. Es kommt noch di-cker, man solle in Redaktionen, welche meint er konkret, die durchaus noch vorhandene Euphorie einebnen. Verst-ehe sie, wer will, diese Vollbremsung. Nein, nicht noch Gregor Mayer und seine guten Erfahrungen als Dozent mit dem Nachwuchs an der Uni Bonn. Verlassen wir diese Ebene.

Verlage suchen Junge

Endlich die erste zugelassene Frage aus dem Auditorium. Nach dem Stu-dium keine Chance, reinzukommen in den Beruf, so die Schilderung. Die neuen Zahlen sagen laut Ulrike Kaiser, dass viele Volontäre direkt vom Studi-um kommen. Etwa 30 Prozent. Weil viele Verlage neuerdings diese Jugend suchen, sie aber nicht kriegen. Stich-wort demoskopische Entwicklung, wobei die Rundfunkanstalten, die öf-fentlich-rechtlichen, schon immer eine Sonderrolle innehaben, weil sie seit Jahrzehnten kontinuierlich ihr Konzept fahren. Wer heute was will, wird eine gute Zukunft haben, wirbt Schnücker, der Verleger, aus dessen Haus von 1.500 Mitarbeitern im Jahr 2017 fast hundert altersbedingt ausscheiden. Ei-nen Freibrief für Einstellungen hat aber auch er nicht in der Tasche. Der Experte von der Hörfunkschule, er sucht immer und er findet doch nicht immer die qualifizierten Vo-lontäre, er ist so frei und gibt nach einer Schilderung zu, dass bei dem bewusst nicht namentlich genannten Privatsender doch vieles schieflaufe, wenn nach zwei Jahren Ausbildung al-lein der Fokus auf die Gewinnung bil-liger Arbeitskräfte gerichtet ist. Beim HR sind die Chancen formal besser

geworden, weil einst 500 Bewerber sich meldeten, nun seien es nur noch dreihundert, so dessen Ausbildungs-expertin Wellstein. Eine Wortmeldung des Bildungsexperten Wolfgang Kiesel findet ungeteilte Aufmerksamkeit, ihn ärgert, dass den meisten Stipendi-aten nach Abschluss ihres Studiums noch zugemutet wird, ein Volontariat aufzunehmen, warum? Sie sind doch fertig, so seine Wertung, ergänzt um die Aussage, sie wären bereit, sofort in die Redaktionen zu gehen, ihr Wissen dort explizit ohne Absolvierung wei-terer Lernprogramme einzubringen. Auch Kiesel kommt nicht ohne Eigen-werbung aus, sein Primärprodukt: die Henry-Nannen-Schule.Muss man sich wirklich selbst sowohl um das Marketing wie um den Con-tent kümmern, fragt eine junge Dame. Eine, ein paar Berufsjahre ältere Dame mit ein wenig mehr Lebenserfahrung, charmant, von einer großen hes-sischen Regionalzeitung, bringt ihre Sorgen mit zwei Gedanken auf den Punkt. Kennen Jugendliche eigentlich überhaupt noch eine Tageszeitung und wenn ja, wissen sie überhaupt, was es mit einem Abo so auf sich hat? Lachen. Dann die Ergänzung, natür-lich müssen wir multimedial arbeiten, so die gestandene Redakteurin, aber es muss doch auch noch Leute ge-ben, die eine Zeitung lesen und sie vor allem mögen. Hoffentlich steckt kein verzweifelter Hilferuf dahinter, der im Nirwana landet. Jedenfalls kann mit Fug und Recht vom Reporter festge-stellt werden, dass alle Fragen des (möglichen) Berufsnachwuchses von den Experten hinreichend beantwor-tet wurden, was allerdings einschließt, dass mitunter auch ein Kontra zu vor-getragenen Auffassungen aus dem Auditorium, so sie denn subtil ausfie-len, unvermeidbar gewesen ist. Aber genau das war ja gemäß Konzept der Veranstalter auch gewollt. Fazit: Ein Tag, an dem jeder Student, Schüler oder bereits freier Nachwuchs-journalist, mindestens ein Dutzend, aber wohl weit mehr Anregungen mit nach Hause zu transportieren wusste. Es war mithin ein guter, kein verlorener Tag. Der Vorstand des DJV Hessen hat Mut gezeigt, nicht nur Kosten gezahlt. Dem Jungjournalistentag Nummer drei, also der Auflage 2017, diesem sollte nichts im Wege stehen. Wolfgang Marr

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Durch die „Echo“-Integrati-on gehört die VRM jetzt zu den größten Verlagsgruppen Deutschlands. Allein mit ihren 29 Tageszeitungen in Rhein-, Mittel- und Südhessen erreicht sie neben 1,5 Unique Usern und mehr als 200.000 Social Media Followern knapp eine Million Leser. Der Abo-Anteil beträgt rund 91 Prozent an der verkauf-ten Auf lage von nun 295.806 Exemplaren.Den Kauf löste die allgemei-ne Branchenentwicklung

aus. Das erklärte Hans Georg Schnücker, Sprecher der VRM-Geschäftsführung, im Juni 2015: Um die publizistische Vielfalt in Südhessen und das „Echo“ zu erhalten, hatten beide Ver-lage Kooperationsgespräche geführt. Denn das „Echo“, das seit 2010 mit der VRM das Druckzentrum Rhein-Main in Rüsselsheim betreibt, steckte in wirtschaftlichen Schwierig-keiten. Diese löste auch der im September 2014 gestartete Sa-nierungsprozess nicht. Als die VRM das „Echo“ im August 2015 übernahm, hatten es bereits 130 der rund 350 Mitarbeiter verlas-sen. Zudem stand fest, dass 20 weitere Verträge zum Jahresen-de auslaufen.

Eine gute Perspektive

Froh „über die Zustimmung des Kartellamts“ hieß Schnücker öffentlich „Echo Medien und seine Mitarbeiter“ im VRM-Kon-zern „herzlich willkommen“. Zu-gleich Vorsitzender im Verband der hessischen Zeitungsverleger garantierte er der Region „auch in Zukunft eine starke, unab-hängige publizistische Stimme“ und den noch rund 200 „Be-schäftigten eine gute Perspek-tive“. Schnücker hielt Wort: Ein Großteil der Mitarbeiter arbei-tet weiterhin für die VRM. Da „wichtige wirtschaftliche Wei-chenstellungen erfolgt“ seien, hoffte Schnücker, dass „Inno-vations- und Wettbewerbsfähig-keit sowie Qualitätsjournalis-mus“ in Zukunft „noch besser und nachhaltiger gelingen“.Dafür strukturierte die VRM gleich im August 2015 die Füh-rung um. Sie stellte Dr. Hans-Peter Bach von der Echo-Verle-ger-Familie ihren Bereichsleiter Projekte-Organisation-Prozesse, Kurt Pfeiffer, der das Gesamt-projekt für die VRM leitete und auf diese Weise ausreichend

Gelegenheit hatte, das Echo kennenzulernen, als weiteren Geschäftsführer zur Seite. Um-gekehrt wechselte Carl Englisch, 46, von der Echo-Geschäftsfüh-rung in die der VRM-Tochter MRM. Den „Echo“-Chefredak-teur Dr. Michael Horn löste wie-derum Lars Oliver Hennemann, 48, ab, der bisher Stellvertreter von Stefan Schröder beim „Wies-badener Kurier“ und Friedrich Roeingh bei der „Allgemeinen Zeitung“ war. Wie Dr. Horn ver-ließ die „Echo“-Verlagsleiterin Frédérique Seminara das Haus.

Wirtschaftliche Stabilisierung

„Das ambitionierte Projekt wur-de durch den engagierten Ein-satz aller Beteiligten ein voller Erfolg“, sind sich Pfeiffer und Hennemann, die nun beide Häuser kennen, mit der VRM-Leitung einig. „Dabei fand die VRM eine äußerst herausfor-dernde Ausgangssituation vor“, erklärt Pfeiffer, dass Echo-Me-dien trotz fast 50 Prozent Per-sonalabbau per Outsourcing-Konzept, Neun-Millionen-Euro-Sozialplan und Transfergesell-schaft nur durch die Übernahme „wirtschaftlich zu stabilisieren“ war. Bereits im Januar erhielt die VRM den Zuschlag für die aus-geschriebenen Dienstleitungen und startete das Migrationspro-jekt „Echo Medien“. Daran be-teiligte sie neben rund 150 Mit-arbeitern beider Häuser externe Spezialisten, um vor allem IT-Systeme und Echo-Prozesse in die VRM-Abläufe zu integrieren.Seit August 2015 kümmere sich die VRM komplett um „Finanz- und Rechnungswesen, Perso-nalabrechnung, Controlling, An-zeigeninnendienst, Leser-Ser-vice und Verlagsproduktion“, sagt Pfeiffer und Hennemann ergänzt: „Die Mantelseiten für überregionale Politik und Wirt-schaft werden am zentralen

Echo Medien in der Verlagsgruppe Rhein-Main

Gelungene Integration – gemeinsam stark für die ZukunftDie Übernahme jährt sich – Zeit für eine Bilanz. Am 16. Juni 2015 meldete die Verlagsgruppe Rhein-Main den Kauf der Echo Medien GmbH beim Bundeskar-tellamt in Bonn an. Im August 2015 war es so weit: Nach dem „Gießener Anzeiger“ mit allen Kopfblättern übernahm die VRM das „Darmstädter Echo“ samt „Groß-Gerauer Echo“, „Odenwälder Echo“ „Ried Echo“ und „Starkenburger Echo“, Südhessischer Logistik-Service GmbH & Co. KG und dem Anzei-genblatt „Südhessen Woche“. Nur zu einer Lokalausgabe bei der geplanten Unternehmen-stransaktion sagte das Kartell-amt nein: Das „Rüsselsheimer Echo“ musste die VRM an die „Frankfurter Neue Presse“ ab-geben.

Das Alleehaus bei Tageslicht.

(Foto: Christine Dressler)

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nahme“, betonen Echo-Medien- und VRM-Leitungen einig. „Im Gegenteil“ sehen sie „schon heute die Erwartungen“ aus der Übernahme „erfüllt“ – sowohl „wirtschaftlich“ als auch „im Hinblick auf zukunftssichere Arbeitsplätze mit positiver Per-spektive“. Dazu lobt die VRM „die motivierten Mitarbeiter der Echo-Medien, die die Region, die Kunden und das Tagesge-schäft kennen“.

Statements der Mitarbeiter

Umgekehrt sehen die Mitarbei-ter heute die Übernahme positiv. „Mit der Integration des ‚Echo‘ in die VRM habe ich in erster Linie die Hoffnung verbunden, dass die Zeit der Entlassungen, Umstrukturierungen und Unge-wissheiten ein Ende hat“, sagt Annette Wannemacher-Saal, die 1987 vor fast 30 Jahren als Volontärin beim „Echo“ anfing. Seit 1989 arbeitet sie als Re-dakteurin in der Darmstädter Stadtredaktion. „Erfüllt“ sieht sie ihre Hoffnungen bis hin zu den neuen Räumlichkeiten. „Die Büros im neuen Gebäude liegen nur wenige Meter vom ehema-ligen Echo-Firmensitz entfernt; sie wurden auf die Bedürfnisse der Kollegen maßgeschneidert und sind modern ausgestattet.“ Auch das beweise, „dass die VRM an das ‚Echo‘ glaubt“, sagt

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Newsdesk der VRM in Mainz nach Vorgaben der Darmstäd-ter Chefredaktion gefertigt und regionalisiert.“ Da auf ihnen die lokalen und regionalen Ele-mente „für den Charakter und die Blattkonzepte des Echo prä-gend sind“, planen und recher-chieren sie Vor-Ort-Teams in Darmstadt und Südhessen nach Absprache der Chefredaktionen beider Häuser.Crossmedial produziert werden am neuen Newsdesk in Darm-stadt auch alle lokalen und regi-onalen Inhalte. „Die Seitenum-fänge sind nirgendwo reduziert worden“, betont Hennemann. „Im Gegenteil“ rückte die VRM mit der Übernahme „die loka-le Kompetenz wieder stärker ins Blickfeld“ und machte Sa-nierungsziele wie die Zentrali-sierungen der lokalen Redakti-onssekretariate und regionalen Sportredakteure rückgängig.

Neue Räume

Dazu loben die Mitarbeiter das neue „lichtdurchf lutete, team-bildende und kommunikations-fördernde“ Redaktionsgebäude „Alleehaus“ in Darmstadt, das

Tageszeitungs- und Gratisme-dien-Redaktionen, die zum 1. Januar einheitlich konzipierte Werbevermarktung, Lesermarkt und Management Mitte März 2016 bezogen. Es biete „beste Arbeitsbedingungen“. Ende 2015 verkaufte die VRM das alte, überdimensionierte Verlagsge-lände an der Holzhofallee und verwandelte die 2.200-Quadrat-meter-Etage in der benachbar-ten Berliner Allee zur „Open Space“-Bürolandschaft mit Zu-gang zum Hochschul-Campus und Nachbarunternehmen.Mit dem Umzug führte die „Echo“-Redaktion auch das Editoren-Reporter-Prinzip an den neuen Newsdesks ein, mit dem die VRM an ihren anderen Standorten seit zehn Jahren arbeitet – „sehr erfolgreich“, sagt Hennemann. Dabei helfen den Editoren, die sich bereits beim intensiven Vorab-Training kennenlernten, „moderne Ar-beitsmittel wie das Planungs-werkzeug DeskNet und das Milenium-Redak tionssystem von Protec. Dazu profitiert das „Echo“ von der Erfahrung der VRM-Werbevermarktung und ihrer Mediaberater ebenso wie von Innovationen wie der Ein-führung der preisgekrönten Kinderzeitung „Kruschel“, die mittlerweile auch in Darmstadt erscheint.„Keine Seite bereut die Über-

Echo Medien in der Verlagsgruppe Rhein-Main

Gelungene Integration – gemeinsam stark für die Zukunft

Die VRM produziert 29 Tageszeitungen für bis zu 930.000 Leser in Hessen und Rheinland-Pfalz: die „Allgemeine Zeitung“ in Mainz, Alzey, Ingelheim, Bingen und Bad Kreuznach, „Landskrone“ und „Rhein-Main-Anzeiger“ , „Darmstädter Echo“ mit „Groß-Gerauer Echo“, „Odenwälder Echo“ „Ried Echo“ und „Starkenburger Echo“, „Main-Spitze“, „Wormser Zeitung“, „Wiesbadener Tagblatt“ mit „Rheingauer Bürgerfreund“, „Aar-Bote“ und „Idsteiner Zeitung“, „Wiesbadener Kurier“ mit „Untertaunus“-, „Rheingau“- und „Main-Taunus-Kurier“, die „Lampertheimer Zeitung“ und „Bür-städter Zeitung“ neben dem „Gießener Anzeiger“ mit „Gelnhäuser Tageblatt“, „Kreis-Anzeiger“, „Lauterbacher Anzeiger“, „Usinger Anzeiger“ und „Oberhessischer Zeitung“.

Außerdem entstehen wöchentlich die „Hochhei-mer Zeitung“ und zweimal pro Woche die „Hof-heimer Zeitung“ als Heimatzeitungen, die Wo-chen- oder Monatsmagazine „pepper“, „sensor“, „Unser Rheinhessen“, „Unser Genuss“, „Unsere Geschichte“ und „CampusLeben“, die Kinderzei-tung „Kruschel“ und Dutzende Anzeigenblätter.Dazu hält die VRM Beteiligungen von Druck und Hörfunk über das Digitalgeschäft bis hin zur Lo-gistik an rund 20 Häusern wie Radio RPR, Hit Ra-dio FFH oder den Kirchenzeitungen „Glaube und Leben“, „Der Sonntag“ und „Bonifatiusbote“ der Bistümer Mainz, Limburg und Fulda. Außerdem beteiligt sie sich an Startups, vor allem aus dem Digitalbereich, um neue Erlösmodelle zu identifi-zieren und das Kerngeschäft zu sichern. (dre)

Die VRM-Produktion

Kann sich auf den Journalismus konzentrieren: Petra Kolb.

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Wannemacher-Saal. Das stimme sie „zuversichtlich“, dass sich jetzt alle nach der Umstrukturie-rungsphase „wieder auf unsere Kernaufgabe, den Journalismus, konzentrieren können und da-mit unseren Beitrag dazu leisten, dass unsere Zeitung eine Zukunft hat.“Das bestätigt Christina Kolb von der Lokalredaktion Darmstadt-Dieburg. Seit 20 Jahren ist sie Angestellte der Echo Medien und war bereits neben dem Studium für den Verlag als Freie Mitarbei-terin tätig. Nach ihrem Volontari-

Im Juni 2016 ist die VRM 166 Jahre alt. Denn sie wurzelt im „Straßen-Anzeiger“, den Josef Gotts-leben in einer Mainzer Realschule produziert und der erstmals am 29. Juni 1850 erscheint. 1899 bezieht der mittlerweile umbenannte „Mainzer Anzeiger“ das Domizil in der Großen Bleiche und heißt ab 1947 „Allgemeine Zeitung“ mit zwei Regi-onalausgaben. 1949 kommen vier weitere Bezirks-ausgaben dazu, geht aus der AZ die im Lauf der 50er Jahre abgegebene „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ hervor und schließen sich das „Darm-städter“ und das „Wiesbadener Tagblatt“ der AZ an. Das Verbreitungsgebiet reicht von der Saar bis zu Taunus, Hunsrück und Odenwald. 1952 über-nimmt die AZ den „Aar-Boten“ in Bad Schwal-bach“, die „Idsteiner Zeitung“ und den „Rhein-gauer Bürgerfreund“. 1963 kauft die AZ den 1945 gegründeten „Wiesbadener Kurier“ auf, 1970 die „Rheinhessische Landeszeitung“ in Oppenheim und nach der Gründung der „Pfungstädter Zei-tung“ 1971 die „Main-Spitze“ in Rüsselsheim 1972. Die 80er prägen Druckereigründung und Beteili-

gungen am Privatrundfunk. Ab 1992 firmiert die AZ als „Verlagsgruppe Rhein-Main“. 1994 über-nimmt sie die „Lampertheimer Zeitung“ und er-richtet das neue Verlagsgebäude in Marienborn, bevor der „Kurier“ 1999 nach 56 Jahren in die Wies-badener Langgasse 56 zurück- und das „Tagblatt“ dort mit einzieht. Parallel zum E-Paper-Start 2003 beteiligt sich die VRM unter anderem am 1750 als dritte Zeitung Deutschlands gegründeten „Gieße-ner Anzeiger“ und übernimmt ihn 2014 komplett. Den 2009 neu konzipierten Onlinediensten für alle Zeitungsmarken und dem Start der Maga-zine mit „Sensor“ 2010 folgen 2011 die Einwei-hungen des Mainzer Stadtredaktionshauses und des Druckzentrums Rhein-Main in Rüsselsheim, in dem auch das „Darmstädter Echo“ entsteht. 2012 gibt die VRM als erste Zeitungsgruppe in Deutschland mit „Kruschel“ eine kostenpflichtige Wochenzeitung für Kinder heraus. Seit 2014 er-scheinen Magazine als Zeitschriften im Handel. Mit dem „Echo“-Kauf 2015 ist das Druckzentrum Allein-Tochter der VRM. (dre)

Die VRM-Geschichte

at arbeitete sie in der Wirtschafts-redaktion, bei Echo Online und in der Kinder-Echo-Redaktion, bevor sie in die Landkreisredakti-on wechselte. „Für mich persön-lich, das heißt bezüglich meiner Beschäftigungssituation, hat sich seit der Übernahme durch die VRM nicht viel verändert“, erklärt Kolb. „Ich arbeite – wie auch in den vergangenen sechs Jahren – in der Lokalredaktion Darmstadt-Dieburg.“ Zudem liefere sie den Kollegen aus Mainz wöchent-lich die Veranstaltungstipps aus Darmstadt und der Region für die Kinderzeitung „Kruschel“. Erst recht seit dem Umzug im März „ist die Stimmung, die zuvor von zahlreichen Unsicherheiten be-stimmt war, insgesamt endlich wieder positiv“. Kolb geht davon aus, dass dank der Übernahme „unsere Arbeitsplätze mittelfri-stig gesichert(er) sind“ und be-tont: „Die VRM ist ein großer, etablierter Verlag, der vielen Re-gional- und Lokalzeitungen eine Heimat bietet.“„Mein Eindruck ist insgesamt positiv“, sagt Ressortleiter Jo-hannes Breckner von der „Echo“-Kulturredaktion, die 2010 den

Darmstädter Journalistenpreis gewann. Er betont, dass der Um-bau erst jetzt komplett vollzogen ist, er also noch kein definitives Fazit ziehen kann. „Aber mit der Umstrukturierung habe ich die Hoffnung, dass das „Darmstäd-ter Echo“ wieder eine Zukunft hat und wirtschaftlich stabil arbei-ten kann. Denn das war ja seit Jahren nicht mehr der Fall, und jetzt steht ein starker Verlag mit großer Erfahrung hinter uns. Wir haben zwar jetzt erheblich we-niger Personal – statt fünf sind wir heute drei Redakteure –, aber durch die Trennung in Editoren und Reporter hat sich auch die Arbeitsweise radikal geändert.“ Sorge macht Breckner, wie weit Bewährtes erhalten werden kann: „Wir hatten im ‚Darmstädter Echo‘ immer eine große Kultur der Mitsprache; die kam in den letzten Monaten zu kurz, auch durch das ambitionierte Tempo der Umstrukturierung. Letztlich glaube ich, dass der Erfolg bei den Lesern davon abhängt, wie stark wir unser redaktionelles und regionales Profil bewahren können.“ Dr. Christine Dressler

Johannes Breckner. (Foto: Guido Schiek)

Die offene Bürolandschaft

soll gute Arbeitsatmosphäre

unterstützen.(Foto: Christine Dressler)

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und die Inaktivität im Rest der Welt. Seinen Humor hat er glücklicherweise dennoch nicht verloren. „Geduld und Humor“, so seine Erfahrung, „sind zwei Kamele, mit denen du jede Wü-ste durchqueren kannst“. Und was ist sein Rat gegen den Krieg in Syrien? Da zitiert der weise Mann aus Damaskus den von ihm geschätzten Oscar Wilde mit einer Aufgabe fürs Leben: „Verzei-he deinen Feinden, denn nichts auf der Welt ärgert sie mehr.“

Für die Goldene Zeile und die herz-liche Laudatio bedankte sich Rafik Schami mit einer herzlichen Umar-mung bei Ilja Tüchter, dem Pfälzer DJV-Bezirksvorsitzenden. Dieser hat-te den Preisträger zuvor mit einem Murmelspieler verglichen, der sich bei aller kindlicher und selbstvergessener Freiheit im Spiel den allgemeingül-tigen Spielregeln unterordnet in der Erwartung, dass sich die Mitspieler ebenfalls ans Fairplay halten. „Rafik Schami hat sich dieses Gefühl für das Richtige und Gerechte sein ganzes Le-ben lang bewahrt.“ Der konsequente Lohn für diese grunddemokratische Einstellung wäre, dass er nach über 45 Jahren im Exil noch einmal wird Murmeln spielen können in den Gas-sen von Damaskus und dass er wird

Eine Institution feiert Jubiläum: Zum 50. Mal ist Mitte Juni im südpfälzi-schen Edenkoben die Goldene Zeile des DJV-Bezirksverbands Pfalz ver-liehen worden. Mit dem Medienpreis werden Ansprechpartner geehrt, die stets ein offenes Ohr für Journali-stinnen und Journalisten haben und es diesen in unkomplizierter Kooperation erleichtern, ihrem Bildungs- und Infor-mationsauftrag gerecht zu werden.

Im Jubiläumsjahr ging die vergoldete Auszeichnung, die die Anfänge der Zeitungsproduktion symbolisiert, an Rafik Schami. Der deutsch-syrische Autor ist nicht nur ein begnadeter Er-zähler, sondern einer der prominen-testen Fürsprecher seiner leidenden Landsleute. Der gerade 70 Jahre alt gewordene Preisträger zauberte mit seinem ru-hig fließenden Stil im Handumdrehen einen Hauch von orientalischem Flair in die ehrwürdige Villa Ludwigshöhe. Wären die Ereignisse in seiner Heimat nicht so tragisch, man hätte Schamis Lektion in Sachen Menschlichkeit und Demokratie als Märchenstunde einstufen können. Er fabulierte über die schmerzhafte Einsamkeit in der Ferne, von den Sachzwängen in der Kindheit in Syrien, vom Ringen um eine neue Identität in Deutschland. Die Literatursprache Deutsch hat er sich beigebracht, indem er die „Bud-denbrooks“ Satz für Satz abschrieb. Als er mit dieser Mammutaufgabe fertig war, fühlte er sich qualifiziert, in dieser Sprache zu publizieren. Nicht nur das: „In dem Moment, in dem ich auf Deutsch erzählte, war ich be-freit und musste keine Angst mehr haben.“ Mit dieser Unerschrocken-heit erhebt Rafik Schami nun seine Stimme gegen das Sterben in Syrien

Rosen legen können auf das Grab der Eltern, zu deren Beerdigung das Assad-Regime ihn nicht ins Land hat einreisen lassen. Das wünschte ihm Tüchter jedenfalls.Eingangs hatte Katja Hein, Spreche-rin der Kommission, die den Preis-träger alljährlich auswählt, auf ein halbes Jahrhundert Goldene Zeile zurückgeblickt. „Solide Fakten und gute Informationen sind die Basis für unser Handwerk“, definierte sie die Bringschuld der Gesprächspartner. Schnell, ausführlich und anschaulich soll es sein, kennt sie die Bedürfnisse der Journalisten aus eigener Erfah-rung als Pressesprecherin. Zu den bekannteren Gesichtern, die diesen Ansprüchen gerecht und dafür ge-ehrt wurden, gehörten in den vergan-genen fünf Jahrzehnten etwa Mario Adorf, Hannelore Kohl, Bernhard Vo-gel, Schiedsrichter Markus Merk oder Radprofi Udo Bölts. Ein schillernder Name allein reicht aber nicht für die-se Trophäe. „Freunde der pfälzischen Presse“ sollen die Preisträger in erster Linie sein. So hatte es der Begründer des Medienpreises, der Südpfälzer Verleger Dieter Hörner, seinerzeit de-finiert. Nun gehört auch Rafik Schami in diesen illustren Kreis. Er ist eine echte Bereicherung. Andreas Lang

Eine Institution feiert JubiläumZum 50. Mal wurde Mitte Juni in Edenkoben die Goldene Zeile verliehen

Der Preisträger Rafik Schami

Foto: Andreas Danner/

DJV Pfalz

Foto „Goldene Zeile“: Norbert Lenz/DJV Pfalz

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FRANKFURT/MAIN. Ist es eine Krise oder doch ein längst über-fälliger Neubeginn, der den Jour-nalismus aktuell erwartet? Es gab viele Themen, Streitpunkte und Diskussionen auf dem Ver-bandstag des Deutschen Journa-listen-Verbandes Hessen in Frank-furt am Main Mitte Juni. „Nun, schwermütig sind wir noch nicht, aber der Journalismus kränkelt. Deshalb müssen wir uns heu-te einmal über unsere eigenene Branche unterhalten, in der ja tatsächlich nicht alles in Butter ist“, sagte der Vorsitzende des DJV Landesverbandes Hessen, Hans Ulrich Heuser. 42 der 55 Delegierten waren in das Maritim Hotel der Mainmetropole gekom-men – nicht nur ein Zeichen dafür, dass die ganze Branche schwie-rige Zeiten durchlebt, auch der Journalistenverband hat dieser Tage zu kämpfen.

Verbandstag 2016:

Wohin führt der „kränkelnde Jour-nalismus“ in den nächsten Jahren? Weniger Mitglieder, Medienvielfalt und Geld – Herausforderungen der Zukunft

„Wir müssen für die Daseinsbe-rechtigung unseres eigenen Ver-bandes eintreten“, sagte Katrin Kroemer, Schatzmeisterin im Bun-desvorstand, als sie den Finanz-bericht der hessischen Schatzmei-sterin, Dr. Gabriela Blumschein, vortrug. Wie in vielen Branchen sei sparen die einzige sinnvolle Maßnahme, erklärte Blumen-schein: „Da gehören wir in Hessen dazu, aber auch der Bundesver-band. Es gibt mit Berlin und Bonn zwei Bundesgeschäftsstellen – das sind doppelte Kosten. Ver-schiedene Großveranstaltungen, personelle Konstellationen auf der Bundesebene und die internatio-nale Zusammenarbeit mit Kolle-gen – alles Bereiche, die überdacht werden müssen, um die dringend nötigen Sparmaßnahmen mög-lich machen zu können.“ Katrin Kroemer stimmte ihrer Kollegin zu: „All die aufgezählten Dinge

müssen geprüft werden, aber wir müssen dennoch attraktiv für un-sere Mitglieder bleiben.“

Gut für die Bilanz: Erbschaft von 50.000 Euro

Mit einem Einnahmeüberschuss von knapp 23.000 Euro wurde das Jahr 2015 beendet – 875.000 Euro auf der Einnahmenseite stehen knapp 853.000 Euro auf der Ausgabenseite gegenüber. „Dass wir das letzte Jahr mit einem positiven Ergebnis ab-geschlossen haben, haben wir letztlich einem Trauerfall zuzu-schreiben“, ist Gabriela Blum-schein ehrlich. Das langjährige Mitglied Christa von Helmolt vermachte dem DJV Landesver-bands Hessen eine Erbschaft von 50.000 Euro. „Schon etwas maka-ber, dass der Tod eines Mitglieds

Nur 42 von 55 Delegierten als Vertreter der knapp 2.500 hauptberuflichen Journalisten in Hessen auf dem 69. Verbandstag in Frankfurt/M. Fotos (6): medienkontor fulda/Julius Böhm

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Gutes für unsere Bilanz bringt“, fährt sie fort, „aber darauf dürfen wir uns freilich nicht verlassen. Es gilt, Sparmaßnahmen einzulei-ten.“

„Sparen ist aber nur die eine Seite der Medaille“, stieg Hans Ulrich Heuser in die Diskussi-on ein, „wenn wir für Mitglieder attraktiv sind, bleiben sie uns treu und wir bekommen neue Mitglieder, die Beiträge zahlen. Unsere gewerkschaftliche Aufga-be wird immer wichtiger. Auch dort müssen wir ansetzen.“ So seien Verleger und Intendanten besonders kreativ, wenn es da-rum ginge, den eigenen Mitarbei-tern in den Zeitungshäusern und Rundfunkanstalten das Wasser abzugraben – stetig mit dem Hin-weis des Kostendrucks. „Weniger Personal und Geld und gleichzei-tig mehr Qualität? Das traurige Kapitel ‚Frankfurter Rundschau‘ war vor einigen Jahren der Anfang und setzte sich über das ‚Darm-städter Echo‘ und inzwischen über die nordhessische Zeitungs-landschaft fort“, mahnte Heuser, „lügt sich die Medienbranche da nicht in die eigene Tasche?“

„Journalisten ticken anders“ – „Sie sind Indianer“

Eine Studie der technischen Universität in Berlin besagt: Journalistinnen und Journalisten ticken anders, als „normale“ Menschen. Sie fühlen sich zwar chronisch überlastet, sind mit ihrem Berufsleben aber dennoch überwiegend zufrieden. „Wow!“, rief Heuser, „mit Journalisten über Stress zu reden, bringt überhaupt nichts – sie sind wie Indianer. Sie kennen keinen Schmerz. Dennoch müssen wir unsere Mottos ‚Unsere Arbeit ist mehr wert‘ und ‚Journalis-mus ist mehr wert‘ vorantreiben. Etliche Kolleginnen und Kolle-gen sind in diesem Jahr auf die Straße gegangen und haben für faire Tarifverträge gekämpft. Es gibt nur diese eine Antwort gegen den Widerstand der Ver-lags-, Konzern- und Rundfunk-

häuser: kämpfen, kämpfen und noch einmal kämpfen!“

Es geht um den kompletten Ar-beitsalltag, die Abende und Näch-te, um allgegenwärtigen Stress, ständigen Zeitdruck, chronische Unterbesetzung in den meisten Redaktionen und nicht zuletzt um ein unregelmäßiges Arbeits-leben, bei dem das Private auf der Strecke bleibt. „Neben total unterbezahlten Pauscha-listen werden immer mehr so-genannte ‚freie Redakteure‘ an-geworben. Sie arbeiten für eine mickrige Entlohnung außerhalb jeglicher sozialer Absicherung“, sagt Hans Ulrich Heuser, „genau da muss unser Verband anpacken, kämpfen und unsere Mitglieder unterstützen. Dann haben wir auch keine Probleme, Mitglieder zu finden“, ist sich Heuser sicher.

49 Mitglieder weniger

Die Statistik über die Mitglieder-entwicklung von 2015 zu 2016 (im-mer per 31.05.) macht trotz aller Anstrengungen den ständigen Mitgliederrückgang deutlich. Den immerhin 95 Neuaufnahmen ste-hen 144 Austritte und Verstorbene gegenüber – macht netto ein Mi-nus von 49 Mitgliedern auf jetzt nur noch 2.484 Mitte 2016. Verteilt auf die Orts- und Bezirksverbände gibt es die wenigsten Miglieder in Lahn-Dill (62), Osthessen (68), Marburg (73) und Hanau/Main-Kinzig (92). Die weiteren Zahlen: Gießen (134), Kassel (192), Darm-stadt (244). Wiesbaden (367) und Frankfurt/M. (1.253). Rechnet man einmal die 150 Pesnsionäre ab, so arbeitet inzwischen in Hessen mehr als die Hälfte aller Mitglie-der als Freie Journalisten in Wort, Bild und Online.

Die deutliche Beitragserhöhung auf dem Verbandstag in Fulda hat inzwischen mehrere Jahre lang für eine Stabilisierung der Verbandsfinanzen gesorgt. Doch die nachlassende Mitgliederzahl und Fortsetzung bisheriger Auf-gaben führen die Kassenstände bis ins Minus. Mögliche Beitrags-erhöhungen in der Zukunft wollte

Leiteten professionell den vierstündigen Verbandstag: das Tagungs-präsidium mit Andreas Lang (li/Darmstadt) und Ralf Skrypzak (Melsungen).

Der stellvertretende Landesvorsitzende Knud Zilian berichtete über gute Wahlerfolge für den DJV bei den Personalratswahlen im Hessischen Rundfunk.

Als Vertreter des befreundeten DJV Thüringen war Rainer Aschenbrenner nach Frankfurt gekommen.

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die Schatzmeisterin auf dem Ver-bandstag nicht ausschließen.

Diskussion rund um Eilanträge

Von den 55 ordentlichen Delegier-ten der Orts- und Bezirksverbän-de waren nur 42 zum Verbandstag gekommen. Vielleicht auch ein Grund, dass am Ende des Ver-bandstages alle Delegierten ein-stimmig für einen Dringlichkeits-

antrag votierten. Der Landesvor-stand soll bis zum Verbandstag 2017 in Kassel prüfen, ob die Zeit- und Wahlperioden für Verbands-tage und den Landesvorstand ver-längert werden können. Danach werden künftig die Verbandstage nicht mehr alljährlich, sondern nur noch jedes zweite Jahr durch-

geführt. Gleichzeitig wird die Dau-er der Amtszeiten für Vorstands-wahlen von derzeit zwei auf vier Jahre verlängert. An Verbandsta-gen ohne Wahlen wird es einen oder mehrere journalistische oder medienpolitische Themen-schwerpunkte geben.

Zur Begründung hieß es, dass ein alljährlicher Verbandstag nicht mehr notwendig sei, denn die heutigen Mittel der Kommunika-tion seien ausreichend, um die Mitglieder zu informieren. Hinzu komme, dass es immer schwie-riger werde, Delegierte für den Verbandstag zu finden bzw. dass diese auch bereit sind, diesen Ter-min wahrzunehmen. Die Verlän-gerung der Zeitperioden würde nicht nur zu einer spürbaren Entla-stung der Geschäftsstelle führen, sondern auch in jedem zweiten Jahr den hessischen DJV-Etat um mindestens 7.000 Euro entlasten. Geld, das besser in Mitgliederbe-treuung und Seminararbeit inve-stiert werden könne.

Neue Kommission zur „Medienzukunft“

Für mächtig Diskussion sorgte der Eilantrag der Fachgruppe Foto, der Vorstand möge sich mit dem Landesvorstand des DJV Thü-ringen dafür einsetzen, dass bei Foto-Wettbewerb „Presse-Foto Hessen Thüringen“ nur noch hes-sische und thüringische Motive zugelassen werden. „Und was ist mit hessisch/thüringischen Fo-tografen, die woanders ein Foto machen? Und was ist mit externen Fotografen, die ein schönes Foto aus den Regionen einsenden?“, wurden Fragen in den Raum ge-worfen. „Mann kann das nicht so einfach in Schubladen stecken“, sagte Hans Ulrich Heuser. Des-halb hatte die Antragskommis-sion auch die Dringlichkeit des Antrages abgelehnt. Als „kleins-ten gemeinsamen Nenner“ wur-den vom Vorstand die Katego-rien „Hessen“ und „Thüringen“ vorgeschlagen – ebenso wie eine Kategorie „Agenturfoto“, weil Fotografen einer Agentur mehr

Möglichkeiten hätten, besondere Aufnahmen zu machen.

Wie wird der Journalismus der kommenden Jahre aussehen, wel-che „Werkzeuge“ im Print und/oder Online-Bereich sind notwen-dig oder müssen neu entwickelt werden? Eine Frage, die den hes-sischen DJV-Vorsitzenden Hans Ulrich Heuser beschäftigt. Der Verbandstag folgte einstimmig seinem Dringlichkeitsantrag, wo-nach der DJV Hessen eine Kom-mission unter dem Namen „Medi-enzukunft“ einrichtet. Ihre Aufga-be wird es sein, die Ausgangslage zu analysieren und Konzepte zu erarbeiten, wie auch in der Zu-kunft der Wert des Journalismus und gerechte Einkommenschan-cen gewahrt werden können. „Wir alle tragen Verantwortung, den Journalismus, unseren Journalis-mus, in seiner Qualität zu erhal-ten. Wir wissen, warum wir die Pressefreiheit als Basis unserer Freiheit schätzen. Und wir wissen auch sehr genau, dass einmal Er-reichtes auch wieder verloren ge-hen kann“, sagte Heuser.

Geht es mit dem Qualitätsjour-nalismus den Bach hinunuter?

„Nein“, sagt Wolfgang Kiesel, freier Journalist und Steuerfach-mann, „die Qualität hat sich nur verlagert. In vielen Redaktionen, die Inhalte für die Industrie schaf-fen, wird hervorragend recher-chiert, ein hervorragender Jou-nalismus betrieben. Die Branche komplett zu verteufeln, wird dem nicht gerecht.“ Dr. Ina Knobloch, Filmproduzentin und freie Autorin in Frankfurt am Main, pflichtete ihm bei: „Das Problem ist nicht, dass es keine fähigen Leute mehr gibt. Das Problem sind der hohe Kostendruck und die miesen Be-dingungen in den Zeitungsredak-tionen – so werden die fähigen und gut ausgebildeten Jungjour-nalisten mit guten Gehältern in die Industrie gelockt und produ-zieren Inhalte für Magazine und Paid-Content.“ (Julius Böhm/Martin Angelstein)

Hessens DJV-Vorsitzender Hans Ulrich Heuser hat die Gründung einer Kommission „Medienzukunft“ vorgeschlagen.

Der Geschäftsführende Landesvorstand soll einem Prüfantrag zufolge künftig vier Jahre im Amt sein.

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Presse-Perspektive

4,3 % in 2016

Beratung: 0711 2056 [email protected]

Mehr Rente für die Medienbranche

Was braucht man für einen guten Wahlkampf? Ein motiviertes Team und gute Ideen für Aktionen. Nina Steinert, Reporterin für die Hessenschau und Defacto, organisierte zum Beispiel eine Info-veranstaltung für freie Kolleginnen und Kollegen, die mehr über ihre Rechte im hr wissen wollten.

Die Veranstaltung war so erfolgreich, dass noch zwei weitere Veranstaltungen folgten, unter ande-rem auch in Kassel. Sylvia Kuck, CvD bei hr-iNFO, setzte ihre gute Verbindung zu einem Betreiber eines Cafe-Mobils ein. Unter dem Motto „Journa-listen, immer hellwach – Kaffee zum Mitnehmen“ stärkte schon frühmorgens ein kostenloser Kaffee in Kaffeebechern des DJV und sorgte für einen munteren Start in den Tag.

Beim Kaffeetrinken kam man schnell ins Gespräch und konnte über das Programm des DJV im hr informieren. Ein großer Renner waren orange-farbene Fahrradsattelschoner mit DJV-Aufdruck, die die gesamte Fahrradflotte der hr-Mitarbeite-rinnen und -mitarbeiter verschönerten.

Evelyne Jenkin entwarf auffällige Plakate und Fly-er, die überall auf die bevorstehenden Wahlen aufmerksam machten.

Das alles hat sich gelohnt. Statt drei Sitzen im örtlichen Personalrat in Frankfurt, verfügt der DJV nun über sechs Sitze. Zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen der VRFF kam so eine Mehrheit zustande, wodurch eine Stellvertre-terposition in diesem Gremium von Sylvia Kuck wahrgenommen werden kann.

Im Gesamtpersonalrat konnten sogar sieben Sitze errungen werden. Gemeinsam mit der VRFF verfügt auch dort der DJV über die Mehrheit. Als Vorsitzender des Gremiums wurde Knud Zi-lian gewählt. Zum ersten Mal in der Geschichte des hr ist der Vorsitz des Gesamtpersonalrats in Händen eines freien Mitarbeiters. Und um das Ganze noch zu krönen: In der Personenwahl um die Sitze im Verwaltungsrat des hr hat Zilian die meisten Stimmen erhalten.

Dem Team und der Zusammenarbeit ist dieser Erfolg zu verdanken, denn jeder hat mitgeholfen und immer waren Kolleginnen und Kollegen zur Stelle, wenn es darum ging, Aktionen zu planen und durchzuführen. Vielen Dank an die engagier-ten Mitstreiterinnen und Mitstreiter des DJV im hr. Jetzt heißt es: Ärmel hochkrempeln und arbei-ten – viele Aufgaben stehen bevor. Knud Zilian

Personalratswahlen beim Hessischen Rundfunk

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Der Deutsche Presserat hat auf seinen Beschwerdeausschuss-Sitzungen am 7. und 8. Juni 2016 wegen schwerer Verstöße gegen den Pressekodex insgesamt vier öffentliche Rügen ausgesprochen. Prominentes Thema in der Sitzung war die Berichterstattung über die Terroranschläge in Brüssel. Dem Beschwerdeausschuss lagen ins-gesamt sechs Beschwerden über die Berichterstattungen zu den Terroranschlägen im März dieses Jahres vor. Diese richteten sich ge-gen verschiedene Tageszeitungen und deren Online-Ausgaben. In al-len Fällen kritisierte der Ausschuss Verstöße gegen den Schutz der Persönlichkeit nach Ziffer 8 des Pressekodex und sprach Miss-billigungen aus. Unbenommen liegt ein öffentliches Interesse an der Berichterstattung über das schreckliche Ereignis vor, stellte der Ausschuss fest. Alle Medien hat-ten jedoch eine oder mehrere Auf-nahmen gezeigt, auf denen schwer verletzte Menschen identifizierbar zu sehen waren. Einige von ihnen sogar in Nahaufnahme. Diese Fo-tos verstoßen gegen den Schutz der Persönlichkeit. Presseethisch zulässig waren Fotos, die die dra-matische Gesamtszenerie am Flug-hafen und an der Metro zeigten. Diese Bilder dokumentieren die schreckliche Realität dessen, was sich ereignet hat, überschreiten je-doch keine ethische Grenze.

Redaktion leitet E-Mail an Dritte weiter

Gegen die Geislinger Zeitung sprach der Beschwerdeausschuss für den Redaktionsdatenschutz eine Rüge aus. Ein Mitglied des Gemeinderates hatte sich mit einem Leserbrief an die Redak-tion gewandt. Diese hatte, statt das Schreiben zu veröffentlichen, daraus ausführlich in einem Artikel zitiert. Darin sah der Aus-schuss einen Verstoß gegen Richt-linie 2.6 des Pressekodex, wonach solche Einsendungen lediglich als

Leserbriefe veröffentlicht werden können. Besonders kritisiert wurde der Umstand, dass die Redaktion eine E-Mail des Ratsherrn, mit der dieser sich über die Veröffentli-chung beschwert hatte, vollstän-dig an Dritte weitergeleitet hatte. Dies widerspricht dem in Ziffer 8 des Pressekodex niedergelegten Grundsatz, dass die Presse die in-formationelle Selbstbestimmung achtet und Mitteilungen von Infor-manten vertraulich behandelt.

Durch zahlreiche Details iden-tifizierbar

Die B.Z. berichtet im frühen Ermitt-lungsstadium über die Tötung eines Neugeborenen durch die 18-jährige Mutter. Der Artikel enthält zahl-reiche Details über die junge Frau, durch die sie für einen erweiterten Personenkreis identifizierbar wird. Der Beschwerdeausschuss Redak-tionsdatenschutz sah das Recht auf informationelle Selbstbestimmung verletzt und sprach eine Rüge aus.

Schleichwerbung für Kosmetik & Elektronikmarkt

Die Zeitschrift COUCH wurde ge-rügt wegen eines redaktionellen Artikels über eine Pflegeserie eines einzelnen Kosmetikherstellers so-wie einen PR-Beitrag, der nicht als Werbung gekennzeichnet war. In dem Artikel wurden sieben verschie-dene „Kultprodukte“ eines Unter-nehmens in Wort und Bild beschrie-ben. Es wurden Preise genannt und auf die Website des Herstellers ver-wiesen. Der Beschwerdeausschuss sah hier kein Alleinstellungsmerk-mal, das eine redaktionelle Bericht-erstattung gerechtfertigt hätte. Die Grenze zur Schleichwerbung nach Ziffer 7 in Verbindung mit Richtli-nie 7.2 Pressekodex wurde deutlich überschritten. In dem PR-Beitrag wurden diverse Ferienwohnungen eines Anbieters in europäischen Hauptstädten vorgestellt. Der Ver-öffentlichung lag eine „Kooperati-on“ der Zeitschrift mit diesem An-

bieter zugrunde. Daher wäre nach Richtlinie 7.1 eine Kennzeichnung als Werbung notwendig gewesen.Ebenfalls wegen Schleichwerbung gerügt wurde CHIP Online. In einem Artikel und einem Video hat-te die Redaktion 20 Produkte aus dem aktuellen Flyer eines Elektro-nikmarktes vorgestellt und empfoh-len. Die dabei verwendete Sprache war eindeutig werblicher Natur. Zudem wurden die Preise der Pro-dukte nicht in Relation zu denen anderer Anbieter gesetzt und es wurden keine Kriterien genannt, die der Bewertung der Redaktion zu-grunde lagen.

Germanwings: Name des Psychiaters genannt und aus Gutachten zitiert

Missbilligungen sprach der Be-schwerdeausschuss wegen Bericht-erstattungen über die Hintergründe des Germanwings-Absturzes aus. Die Online-Ausgabe einer Zeitung hatte den Ausriss einer E-Mail von Andreas Lubitz an seinen Psychia-ter veröffentlicht, aus der sich der Nachname des Therapeuten erg-ab. Die Online-Ausgabe einer Zeit-schrift hatte aus einem Gutachten des Psychiaters Passagen zitiert, in dem das Verhältnis des Piloten zu seinen Eltern problematisiert wird. Beide Veröffentlichungen sah der Ausschuss als Verletzung des in Ziffer 8 des Pressekodex geschütz-ten Privatlebens und der informati-onellen Selbstbestimmung an. Bei den Passagen aus dem Gutachten ist der Verstoß von besonderem Ge-wicht, weil eine Mitschuld der Eltern bzw. des Psychiaters an der Tat des Piloten in den Raum gestellt wird.

Statistik

Die Ergebnisse: 4 öffentliche Rü-gen, 18 Missbilligungen und 22 Hinweise. 10 Beschwerden wurden als begründet bewertet, auf eine Maßnahme wurde jedoch verzich-tet, 25 Beschwerden wurden als un-begründet erachtet. WM

Presserat kritisiert in seiner Juni-Sitzung Fotos von Terroropfern

Voran der Schutz der Persönlichkeit

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Im Sommer 2015 besuche ich den Selgenhof in Ulrichstein (Vogels-berg), ein Milchviehbetrieb, der nach Bioland-Richtlinien wirtschaf-tet. Während mich die Kühe interes-siert mustern, wird mir angesichts der gewaltigen Hörner langsam ein wenig mulmig. Noch trennen uns Gitterstangen, doch gleich werde ich mit der Herde auf die nahe gelegene Weide ziehen – und zwar ich mitten-drin. Dann hat Landwirt Thilo Junge auch noch eine Überraschung parat und lässt mich dabei alleine. „Folgen Sie einfach den Kühen, die kennen den Weg“, ruft er mir locker zu.

Respektvollen Abstand wahrend habe ich die Kühe und besonders deren Hörner beim Umzug auf die Weide stets im Auge. Die Tiere sind

friedfertig und strahlen dennoch eine enorme Kraft aus. Zudem ach-ten sie auf ihre Intimsphäre. Komme ich ihnen zu nahe, weichen sie mir aus. Es ist wie bei uns: Rückt uns jemand – gar ein Fremder – „auf die Pelle“, empfinden wir das als unan-genehm.

In einigen Betrieben sind Kühe enthornt oder die Landwirte setzen bei der Zucht auf so genannte „horn-lose Vererber.“ Deren Nachkommen haben nur noch Stummel. Während einerseits die Verletzungsgefahr für Mensch und Tier sinkt, liegt der Grund hierfür oft auf wirtschaft-licher Seite: Es können mehr Kühe auf der gleichen Fläche gehalten werden. Wir passen Tiere unserer Wirtschaftsweise an und nicht um-

Mein besonderes Bild – Mit der Kuh auf du und du

gekehrt. Junge hält nichts von der Praxis, die Hörner gehören für ihn zur Kuh, denn sie sind wichtige Sin-nesorgane. Niemand hätte mir bei der Geburt die Ohren abgeschnit-ten, obwohl sie nur abstehen und im Winter kalt werden, ist eines seiner liebsten Argumente. Das alles erklärt er mir bei unserem anschließenden Interview.

Auf der Weide angekommen ist auch Junge bald wieder da und ich atme ein wenig auf. Ich lasse meinen Blick über die Postkartenidylle schweifen und genieße angesichts des oft hek-tischen Arbeitsalltags die ruhigen Momente, während die Kühe ge-nüsslich weiden. Was für Junge täg-liche Routine ist, war für mich ein kleines Abenteuer. Jens Brehl

Jens Brehl.

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20 2/2016

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Wildwestmethoden im hessischen KultusministeriumDie Regionalpresse schwankt zwischen korrekter Berichterstattung und der Wahrnehmung berechtigter Schülerinteressen

Nicht ohne einen Anflug feinster Iro-nie hat am 28. November 2012 die 1. Kammer des Zweiten Senats des Bundesverfassungsgerichts in Karls-ruhe einstimmig ein Urteil gespro-chen und darin süffisant und akri-bisch-genüsslich eine Reihe Fehler des Hessischen Kultusministeriums bei der Besetzung einer Schulleiter-stelle aufgelistet. Der Präsident des Bundesverfassungsgerichts höchst-selbst, Prof. Dr. Andreas Voßkuhle, und die Richterkollegen Dr. Michael Gerhard und Herbert Landau, schrei-ben dem Kultusministerium unter dem Aktenzeichen -2 BvR 1181/11- ins Stammbuch, dass entscheidende Unterlagen von der Behörde entwe-der nicht erstellt wurden oder nicht auffindbar waren. Angefertigte Noti-zen seien in den Akten nicht (mehr) enthalten, ein wichtiges Protokoll nicht auffindbar gewesen. Man habe eben (absichtlich?) geschludert. Es geht um die Besetzung der Schullei-terstelle einer großen Gesamtschu-le im Odenwälder Städtchen Fürth. Mit Wildwest-Methoden haben das Kultusministerium und das regionale Staatliche Schulamt das Recht des Stärkeren durchzusetzen versucht und einen missliebigen Bewerber von der Stelle ferngehalten. Nicht nur Ministerpräsident Volker Bouffier und der frühere Innenmini-ster Boris Rhein (beide CDU) hatten also ihre Probleme mit fehlerhaften Stellenbesetzungen in ihrem Ver-antwortungsbereich. Auch inzwi-schen drei hessische Kultusminister sehen sich mit einem mittlerweile sechs Jahre währenden Rechtsstreit konfrontiert. Und wie im Fall der Be-setzung des Postens des Leiters der Hessischen Bereitschaftspolizei, der Querelen um die LKA-Präsidentin und des Landespolizeipräsidenten sind auch hier die Fronten verhärtet und Gerichte befasst. Erschwerend kommt für den derzei-tigen Kultusminister Prof. Dr. Ralph Alexander Lorz (CDU) hinzu, dass die in der Kultusbehörde getroffenen

Entscheidungen stets durch den je-weiligen Staatssekretär erfolgt sind. Mittlerweile ist kaum noch nachzu-vollziehen, welcher das gerade war, denn seit Beginn der Affäre beklei-deten fünf Staatssekretäre nachei-nander diesen Posten, unter anderen auch Lorz.

Seit 2009 kein Schulleiter für die über 1.000 Schüler

Der Reihe nach: Am 25. März 2009 wurde vom Kultusministerium die vakante Schulleiterstelle ausge-schrieben. Zunächst hatten sich fünf Bewerber beim Ministerium ge-meldet. Am Ende standen nur noch zwei Kandidaten zur Auswahl, von denen einer den Posten bekam. Als Unregelmäßigkeiten im Ausschrei-bungsverfahren und bei der Stellen-besetzung ruchbar geworden waren, bestand der unterlegene Bewerber auf Aufklärung und es stellte sich he-raus, dass fast alle Unterlagen sowie Protokolle des Auswahlverfahrens nicht mehr vorhanden oder vernich-tet worden waren. Im Rückblick darf aufgrund der nun folgenden seltsamen Aktivitäten der Behörde als sicher angenommen werden, dass die Kultusbürokratie ei-nen der Bewerber verhindern und in Verfolgung dieser Strategie mehrfach geltendes Recht beugen wollte. Man hatte sich klammheimlich längst auf den anderen Interessenten geeinigt. Und wie im Falle des Leiters der Hes-sischen Bereitschaftspolizei gab es nach Behördenangaben plötzlich ein zweites, diskretes Ausschreibungs-verfahren, um den aufmerksamen, aber wohl unliebsamen zweiten Be-werber durch Formalitäten auszu-schließen, indem man ihn noch nicht einmal über das zweite Verfahren un-terrichtete. Wir berichteten in drei Regionalzei-tungen und verschiedenen online-Medien über den Fall. Und darüber, dass Schüler- und Elternschaft, auch durch ihre Vertretungen, zunächst

recht einheitlich hinter dem verhin-derten Kandidaten standen.

Kultusministerium hofft auf Stimmungsumschwung

Die Stimmung sollte sich jedoch wenden, spätestens als nach sechs Jahren immer noch kein Schulleiter einen geordneten Regelbetrieb an der Gesamtschule für über 1.000 Schüler garantieren konnte. Und da-mit hatten das Staatliche Schulamt in Heppenheim/Bergstraße, das eine unrühmliche Rolle in der Affä-re spielt, und das Kultusministerium gerechnet. Mehrmals hatten sie in den Jahren ohne rechtliche Grundla-ge andere Schulleiter als Zwischen-lösungen avisiert und Hoffnungen geweckt, mussten ihre voreiligen Zusagen dann wieder kassieren, weil sie bindende Urteile ignorierten und sich nicht an gerichtliche Vorgaben hielten. Die Zeit, so meinte man in den Behörden, würde für sie und gegen den unrechtmäßig in seiner Bewerbung behinderten Kandidaten sprechen, sicher würde auch die in-zwischen erboste Schulgemeinde ein schnelles Ende der Affäre dem rechtlich korrekten Ablauf vorziehen.

Presse im Dilemma

Die Presse befand sich in einem Di-lemma, das die Regionalzeitungen nach einigen Jahren auf ihre Weise lö-sten: Sie übernahmen ungeprüft die Haltung und fragwürdigen Informa-tionen der Behörden, transportierten den verständlichen Eltern- und Schü-lerwillen, nährten verschiedentlich deren Hoffnungen auf ein baldiges Ende der Schulleiter-Vakanz, und mussten sich ständig korrigieren, weil sie falsche Interpretationen ver-schiedener Gerichtsurteile gebracht hatten. Zugegeben, es ist nicht einfach, sich durch die zahlreichen umfang-reichen Urteile und Beschlüsse zu arbeiten. Zumal es gerade bei den hessischen Gerichten zunächst

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Demonstration der Schüler im Juli 2015(Foto: Wolfgang Hörnlein)

Urteile zugunsten der Kultusbüro-kratie gab, die das Bundesverfas-sungsgericht dann umgehend kas-siert und zu erneuter, korrekter Beur-teilung aufgefordert hat. Am Ende stand eine Komplizierung und Befassung von insgesamt vier Gerichten. Allen Verfahren ist ge-meinsam, dass das Kultusministe-rium sich nicht um die Beschluss-fassungen gekümmert hat und stets nur ein Ziel verfolgte, den Kandi-daten Siegfried S. als möglichen designierten Schulleiter weiterhin zu verhindern. An seinen dienstlichen Beurteilungen, das stand von Be-ginn an fest, konnte es nicht liegen, eher an seinem SPD-Parteibuch. Am ehesten aber daran, dass er als Quereinsteiger in den Schuldienst das beamteneigene Duckmäuser-tum nicht verinnerlicht hatte und unbequem war. Und so wurde jeder nur denkbare Trick angewandt, um das Verfahren in die Länge zu zie-hen, wie auch die Berücksichtigung der unleugbaren Tatsache, dass alle Protogonisten inzwischen um sechs Jahre gealtert sind. Unterdessen sind neben dem Bun-desverfassungsgericht das Verwal-tungsgericht in Darmstadt mit dem Fall befasst, der Hessische Verwal-tungsgerichtshof in Kassel, das Bun-desverwaltungsgericht in Leipzig und in absehbarer Zukunft erneut abschließend das Bundesverfas-sungsgericht in Karlsruhe. Der stellvertretende Pressesprecher des Kultusministeriums, Philipp Bender, ließ in diesen Tagen auf Nachfrage wissen, es sei grundsätz-lich immer Ziel seines Ministeriums, eine solche Stelle so schnell wie möglich wieder zu besetzen. Man sei sich in jedem Fall der besonde-ren Stellung einer Schulleiterin bzw. eines Schulleiters bewusst. Sollte es aber zu Verzögerungen im Ver-fahren kommen, so hätten diese in der Regel unterschiedliche Gründe. Beispielhaft ließen sich da juristische

Verfahren bzw. Klagen von anderen Bewerbern anführen, die nicht für die Besetzung einer Stelle berücksichtigt würden. Ob ein solches Verfahren schlussendlich angestrengt werde, liege nicht in der Verantwortung des Hessischen Kultusministeriums.

Das Kultusministerium muss Fehler zugeben

Es sei auch nicht zutreffend, dass im bzw. durch das Hessische Kultus-ministerium Akten verschwunden seien. Richtig sei lediglich, dass es

beim ersten Verfahrensabbruch ver-säumt worden sei, den an sich gege-benen und rechtlich völlig einwand-freien Grund für den Verfahrensab-bruch schriftlich zu dokumentieren. Es habe zu keiner Zeit einen desig-nierten Schulleiter S. gegeben. Die Stellenbesetzung an der Heinrich-Böll-Schule in Fürth hätte sich zudem wie jede andere Stellenbesetzung im öffentlichen Dienst allein an dem Grundsatz der Bestenauslese zu ori-entieren. Dieser Grundsatz sei bei der Bewerberauswahl beachtet worden. Deswegen könne keine Rede davon sein, dass es darum gegangen sei,

Wildwestmethoden im hessischen KultusministeriumDie Regionalpresse schwankt zwischen korrekter Berichterstattung und der Wahrnehmung berechtigter Schülerinteressen

den designierten Schulleiter S. um jeden Preis zu verhindern. Die rund 6-jährige Dauer des Stellenbeset-zungsverfahrens sei eine absolute Ausnahme. Zu weiteren Fragen wolle man sich nicht äußern. Im Februar 2016 wollte man wieder einmal vollendete Tatsachen schaffen und setzte vom Staatlichen Schulamt aus einen Schulleiter ein. Fröhliche Stimmung in Fürth im Odenwald und entsprechende Pressemeldungen. Was nicht berichtet wurde ist, dass das allererste Bewerbungsverfahren

wegen der Unsumme an Fehlern des Ministeriums noch immer läuft, mittlerweile vor dem Bundesverwal-tungsgericht in Leipzig. Im Spätsom-mer, so erklärt aktuell der dortige Be-richterstatter Dr. Markus Kenntner, möchte man das Verfahren abschlie-ßen. Und solange diese niederen Gerichte sich noch mit dem in die Jahre kommenden Fall beschäftigen, spricht Karlsruhe laut aktueller Aussa-ge der Bundesverfassungsrichter kein Machtwort in Richtung Wiesbaden. Also gilt für den frisch eingesetzten Schulleiter: am besten noch nicht alle Kartons auspacken. Wolfgang Hörnlein

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22 2/2016

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Mikro an der Elisabeth-Selbert-Schule: Wanfried hat jetzt ein eigenes Radiostudio

mit Sendetechnik und journalisti-schen Grundfertigkeiten fällt. „Je-des Jahr hatten wir über 20 Schü-ler, die am Nachmittag freiwillig in der Schule blieben, um Radio zu machen.

„Das ist ein Wort“, sagt Lehrerin Stefanie Hohmann-Pelka, die das Projekt seitens der Schule mit viel Leidenschaft und Engagement unterstützt, stolz. Selbst vor Li-ve-Sendungen, die von Wanfried aus möglich sind, schreckten die Radio-Kids Wanfried nicht mehr zurück. Das Studio befindet sich im freistehenden ehemaligen Mu-sikpavillon oberhalb des Verwal-tungstraktes der Schule. Es bietet vier Sprecherplätze, eine von den Schülern komplett selbst bedien-bare Sendetechnik und lässt sich bei Bedarf auch schnell mal um- oder ausbauen. Ebenfalls in den Pavillon eingezogen ist Torsten Horn von der Musikschule Werra-Meißner mit seiner Steel-Drum-AG, die für den musikalischen Rahmen der Einweihungsfeier sorgte.

Mit finanzieller Unterstützung der Maria-Katzer-Stiftung Wan-fried, der Landesmedienanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien Hessen sowie Zuschüs-sen des Fördervereins der Schule und des Werra-Meißner-Kreises konnte der große L-förmige Raum in ein Studio und einen durch eine neu eingezogene Wand ge-trennten Redaktionsraum umge-wandelt und in Zusammenarbeit mit RFM die nötige Technik und Schalldämmung beschafft wer-den.

Hinzu kämen die vielen ehren-amtlichen Stunden des Hausmei-sters der Schule, Achim Eichholz, der Sekretärin Andrea Petri und der Mitarbeiter von Rundfunk Meißner, resümiert Schulleiter Eberhard Hohlbein, dem die Ent-wicklung der Medienkompetenz bei seinen Schülern besonders

Im Studio interviewen Lena, Lilli und Kimberley Wanfrieds Bürger-meister Wilhelm Gebhardt zur Situation der Flüchtlinge in der Stadt der Brombeermänner.

In der Redaktion nebenan recher-chieren die beiden Nicos über die Musikschule Werra-Meißner und die Bedeutung, die Musik im Alltag der Menschen einnimmt. Geplant ist auch ein Interview mit Musikschulleiter Ulrich Bern-hardt. Tabea schreibt die Modera-tionstexte für ihre Sendung über die Vor- und Nachteile der vege-tarischen Ernährungsweise. Ein ganz normaler Mittwochnachmit-tag im ehemaligen Musikpavillon der Elisabeth-Selbert-Schule in Wanfried. Seit zwei Jahren exi-stiert an der Gesamtschule in Ko-operation mit Rundfunk Meißner eine Radio-AG ab der fünften Klas-se, und seit einem halben Jahr ein Sendestudio, das die Radio-Kids Wanfried am Dienstagvormittag, Mitte Juni, mit einer Feierstunde eingeweiht haben.

Eindrucksvoll zeigten die Schü-ler ihren Gästen, wie leicht ihnen mittlerweile schon der Umgang

am Herzen liegt: „Die neuen Me-dien bringen viele Vorteile und neue Möglichkeiten mit sich, bergen aber auch Gefahren, über die wir unsere Schüler aufklären wollen.“ Und dies funktioniere nachweis-lich am besten über die Praxis. Ein Aspekt, den auch Landrat Stefan Reuß in seiner Rede herausstrei-cht. Beim Organisieren der Bei-träge und Sendungen entwickeln die Schüler ihm zufolge auch wichtige soziale Kompetenzen. „Es ist nicht so einfach, fremde Menschen um ein Interview zu bitten. Bei uns machen das jetzt schon die Fünftklässler“, ergänzt Schulleiter Hohlbein stolz.

Im kommenden Schuljahr will er das Radioangebot an seiner Schule weiter ausbauen. Zu-sätzlich zur Radio-AG wird ein WPU-Kurs angeboten. Außerdem sollen kleinere Radioprojekte in allen Klassenstufen und Fächern ihren Platz finden. „Das Studio steht aber auch allen Wanfriedern offen, die eine eigene Radiosen-dung gestalten möchten“, betont Stefanie Müller, Geschäftsführe-rin von Rundfunk Meißner. Sie betreut das Studio an der Schule technisch und inhaltlich. Für die Sommerferien sind bereits Feri-enspiele geplant.

Die Grundschule sei genauso an-gesprochen wie die Wanfrieder Vereine oder auch Jugendgrup-pen. „Wir sind ein freies Radio, bei uns kann jeder Radio ma-chen, ob mit einer eigenen re-gelmäßigen Sendung oder im Rahmen eines abgeschlossenen Radioprojektes“, so Stefanie Müller. Und natürlich freuen sich die Radio-Kids Wanfried immer über neue Themen und Inter-viewgäste.

Mehr über das Schulradio an der Elisabeth-Selbert-Schule erfah-ren Sie bei Rundfunk Meißner über Telefon 05651/95900.

Werra-Idyll in einer der nördlichsten

Städte von Hessen. Ein Schiff des

Mühlhäuser Hafens in Wanfried wird auf

das Trockendock gehievt. Meldungen wie sie, sie stammt

von 2011, werden die Schüler-

Radioreporter aus Wanfried nun noch

schneller ihren Nutzern anbieten

können.(Foto: Reiner Schmalz)l

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Die Ausschreibung 2016:

Integration von Flüchtlingen in Hessen.Bereits zum 11. Mal wird in diesem Jahr der Hessische Journalistenpreis ausge-lobt. 2006 nahm die Sparda-Bank Hessen den 60. Geburtstag Hessens zum Anlass, den Preis in Kooperation mit dem DJV Hessen ins Leben zu rufen. Seit-dem wurden zahlreiche Größen des Journalismus für ihr Lebenswerk geehrt und publizistische Leistungen der unterschiedlichen Ressorts ausgezeichnet. Auch 2016 ist der Hessische Journalistenpreis mit insgesamt 10.000 Euro dotiert und wird bundesweit ausgeschrieben.

DAS ZIEL Der Preis würdigt journa listische Beiträge, die zur Stärkung der unverwechselbaren Identität Hessens beitragen. Das Thema 2016: Integration von Flüchtlingen in Hessen. Menschen werden vertrieben, flüchten vor Krieg, Gewalt, Verfolgung, Hunger. Sie sind auf der Suche nach Sicherheit und Geborgenheit, nach einem Leben in Würde. Eine der großen Heraus-forderungen unserer Zeit ist die Aufnahme und wertschätzende Behandlung von Menschen, die oft mit traumatischen Erfahrungen aus fremden Ländern nach Hessen kommen. Land, Kreise, Kommunen erfüllen ihre Aufgaben aufseiten der Verwaltung. Zahlreiche Menschen engagieren sich in Arbeits kreisen, häufig ehrenamtlich, um zu helfen. Die Medien wiederum haben die Aufgabe, die Ent-wick lungen und Gegebenheiten vor Ort zu beschreiben und zu analysieren. Sie weisen auf Ver bes serungsbedarf hin – stellen aber auch das vielfältige Engage-ment der Hessen in den Mittel punkt ihrer Berichterstattung. Diesen Qualitätsjournalismus zu fördern, ist das Ziel des Hessischen Journalisten preises.

DIE TEILNAHME Alle Journalis tinnen und Jour na lis ten aus dem Bereich Wortjournalismus – Print, Online und Multimedia – können sich bis zum 31. Juli 2016 um den Hessischen Journalistenpreis bewerben. Die Beiträge sollten in den Jahren 2015 oder 2016 veröffentlicht worden sein. Weitere Infor mationen zur Teilnahme und Bewerbungs unter lagen erhalten Sie auf:

www.hessischer-journalistenpreis.de

Jährliche Preisverleihung Dotierung: insg. 10.000 Euro Kategorie: Wortjournalismus (Print/Online/Multimedia)

Ehrenpreis für das bisherige Lebenswerk

Thema 2016: Integration von Flüchtlingen in Hessen

Unabhängige Jury: Vertreter der Wissenschaft und Medienpraxis

Teilnahmeberechtigt: Journalis ten (bundesweit) mit deutschsprachigen Beiträgen

Veröffentlichung: in den Jahren 2015 und 2016

Einsendeschluss: 31. Juli 2016

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail [email protected],auf unserer Website oder unter: 0 69 / 75 37 - 0

DIE FAKTEN

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24 2/2016

Aktuell Nachrichten Medien Internes Personalien

Am 28. April 2016 haben eine große Anzahl Journalisten auf An-regung des DJV eine Eingabe an ihre zuständigen Bundestagsab-geordneten verfasst und diese darin aufgefordert, Einfluss auf das weitere Gesetzgebungsverfah-ren beim Urheberrechtsgesetz zu nehmen. Sich dafür einzusetzen, dass nicht der Weg des beschlos-senen Regierungsentwurfs weiter verfolgt wird, sondern solche Re-gelungen zur Verbesserung der Position der Urheber geschaffen werden, die diese Bezeichnung auch verdienen. Der nachfolgende Bericht zeigt, dass selbst deut-sche Gerichte, die sich bei Urhe-berrechtsfragen für zuständig hal-ten, vom Geist und Sinn des Ur-heberrechts keine Ahnung haben. Die Burleske begann am 23. De-zember 2014 mit einem Schreiben des Amtsgerichts Frankfurt am Main. Unter dem Aktenzeichen 29 C 3685/14 (81) erklärt sich das Gericht für örtlich zuständig für ein Verfahren um Urheberrechts-

Pressefotos: Unerlaubte Nutzung Justizposse in Hessen um Urheberrecht

verletzung. Es führt aus, dass zu Urheberrechtsstreitsachen nach § 105 UrhG nicht nur urheberrecht-liche Unterlassungsansprüche, sondern auch Schadenersatzan-sprüche nach § 97 Abs. 2 UrhG gehörten. Und für diese Fragen sei man prädestiniert. Das Gericht erklärte sich also selbst für fachkundig in Fragen des Urheberrechts, damit für Publika-tions-, Medien- und Pressefragen. Und bewies in den folgenden 16 Monaten, dass es vielleicht von vielen Sachfragen eine Ahnung hat, vom Geist und Sinn des Urhe-berrechts allerdings rein gar nichts versteht. Erschwerend kommt hinzu, dass ausgerechnet das Oberlandes-gericht Frankfurt am Main unter dem Aktenzeichen 11U 49/96 (I/1) ein Präzedenzurteil gefällt hatte, das genau den Tatvorgang zum Gegenstand hatte, der der vorlie-genden Klage einer Bildagentur zugrunde lag.

Der Fall: Nach Beendigung der Zu-sammenarbeit hat eine Bildagen-tur einer Gemeinde die zukünftige Nutzung ihres Bildmaterials in den Veröffentlichungen der Gemeinde untersagt und die zur Verfügung gestellten Dateien auf den Daten-trägern zurückverlangt. Bis heute wurde das Material nicht vollstän-dig zurückgegeben, aber fleißig weiter genutzt. Natürlich ohne Quellenangaben oder Nutzungs-honorare. Das Urheberrecht wurde vollständig ignoriert. Das muntere Treiben wurde der Bildagentur dann doch zu bunt und sie berechnete die Nutzungen und wies darauf hin, dass bei wei-teren Rechtsverstößen nicht nur die Nutzung berechnet, sondern auch die inzwischen schriftlich verbotene weitere Verwendung des Bildmaterial mit einer Ver-tragsstrafe in fünffacher Höhe des Nutzungshonorars verbunden werde. Exakt diesen Präzedenz-fall hatte das Oberlandesgericht Frankfurt am Main mit dem o. g.

Streitbefangenes Werbefoto für die Kinderbelustigung der zu bewerbenden Kulturveranstaltung. (Foto: Wolfgang Hörnlein)

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    2/2016 25

Kommentar Nachrichten Medien Internes Personalien

Urteil geschaffen. Die stets unter-lassene Autorenangabe würde mit weiteren 100 Prozent Aufschlag geahndet. Eine übliche Vorge-hensweise in solchen Fällen. Wir ahnen es bereits, im Jahr da-rauf erschien eine weitere Publika-tion der Gemeinde, zwei Archivfo-tos der Bildagentur waren erneut dabei. Wieder fehlte die Erlaubnis zum Abdruck, im Gegenteil, es bestand ein von der Gemeinde mittlerweile schriftlich bestätigtes Veröffentlichungsverbot, und eine Autorenangabe war auch nicht vor-handen. Erschwerend kommt hin-zu, dass bei dieser Sonderpublikati-on auch das Impressum vergessen wurde, die Gemeinde jedoch leicht als Herausgeber zu identifizieren war, weil eines ihrer jährlichen Kul-turfeste mit dem 12-Seitigen Son-derdruck beworben wurde. Die Bildagentur machte jetzt ernst. Weil die Gemeinde eine Zahlung der entsprechenden Rechnung verweigerte, verklag-te die Agentur die Kommune auf Zahlung und geriet an das ‚Fach-gericht‘ in Frankfurt.

Ahnungslos? Die vorsitzende Richterin nun of-fenbarte, dass sie vom hessischen Pressegesetz, dem Urheberrecht und Schadenersatzansprüchen, die sogar im wenige Schritte entfernten Oberlandesgericht behandelt wur-den, nun gar nichts verstand. Sie wusste noch nicht einmal, was unter dem Begriff ‚Layout‘ zu verstehen ist und was Herausgeber vom rei-nen Drucker unterscheidet. Die für Medienfragen zuständige Kammer hat demnach keine Ahnung von Alltagsfragen der Printmedien. Das vergessene Impressum wurde vom Rechtsbeistand der Gemeinde sogar dazu instrumentalisiert, die Verant-wortung für die eigene Publikation zu bestreiten. Um die Sache auf die Spitze zu treiben, wurde auch noch bestritten, dass die Bildagentur Ur-heberin der Fotos gewesen sei. Es wurde ein Fotograf des druckenden Verlagshauses als Urheber benannt, ein an Frechheit nicht mehr zu über-bietender Vorgang.

Nun wissen Fotografen und Journa-listen, wie leicht es ist, in digitalen Zeiten die Urheberschaft einer Fotografie zu beweisen, vor allem dann, wenn es sich um Bilder aus Fotoserien handelt. Man muss vom Gericht nur die Gelegenheit dazu bekommen. An dieser Aufklärung lag der Richte-rin augenscheinlich nichts. Sie ließ weder den genannten angeblichen Fotografen als Zeugen befragen, noch bot sie der klagenden Agen-tur die Gelegenheit, mittels Vorla-ge der digitalen Dateien die Urhe-berschaft der streitbefangenen Bil-der zu beweisen. Sie schloss sich am Ende nach 16-monatiger Ver-handlung der abstrusen Meinung des Beklagtenvertreters an, dass der Drucker und nicht der Haus-geber in Verantwortung für seine Publikationen steht. Und dies, ob-wohl sogar der Verantwortliche der Gemeinde für Printerzeugnisse im Kulturbereich zwischenzeitlich als Zeuge wörtlich ausgesagt hatte, er nehme die Printvorlagen stets vor der Drucklegung für seinen Arbeit-geber ab und sei für den Inhalt ver-antwortlich. Diese Aussage scheint vom Gericht überhört worden zu sein. Die Klage der Bildagentur wurde als unbegründet abgewiesen. Das Recht der Bildagentur an ihrem geistigen Eigentum interessierte die junge, augenscheinlich über-forderte, Richterin nicht. Es fehle ja in diesem einen Produkt das Impressum, meint das Gericht in seinem Urteil. Was einen herben Verstoß gegen das hessische Pres-segesetz darstellt, dient plötzlich mit richterlicher Unterstützung der illegalen Flucht aus der Ver-antwortung. Nun wird die nächste Instanz, das Landgericht Frank-furt am Main, Ordnung in diese Justizposse bringen müssen, denn selbstverständlich geht die Klä-gerin in Berufung. Die Lehre aus diesem eklatanten Fall um Urhe-berrechtsfragen: Bei dieser Frage-stellung sollten Autoren zukünftig einen großen Bogen um das Amts-gericht Frankfurt schlagen.

Wolfgang Hörnlein

Endlich. Wir sind Weltmeister. 2003 und 2007. Deutschlands Fußball-Frauen damit die Nummer 1. Wie haben wir sie bewundert, erinnern sie sich noch an Mia Künzers Golden Goal. Danach eitel Sonnen-schein. Allein, großflächige Wirkung ist ausgeblieben. Den Fußball-Frauen in Sportredaktionen hat noch so profundes Wissen auch fortan wenig geholfen. Weil kein Chef über seinen Schatten springen wollte in dieser Männerweltdomäne. Einer hat es aber doch getan. Nicht Mut, sondern Fachwissen als Gradmes-ser angesetzt und Claudia Neumann nach Bordeaux und Toulouse geschickt. Die Journalistin war die erste Frau, die am 11. Juni im deutschen Fernsehen mit Wales gegen Slowakei ein Spiel einer Männer-EM kommentiert hat. Die Partie Italien gegen Schweden, ihr zweiter Einsatz. Eher unbewusst ist sie, die als Kind den Bolzplatz sich zu eigen gemacht hat, schon im Vorfeld im Scheinwerferlicht gelandet. Obwohl es ein ganz gewöhnlicher Satz gewesen ist, den sie aus Überzeugung geschmettert hat: „Wenn jemand per se die Frauenstimme bei Fußball-Kommentaren ab-lehnt, ist eine neutrale Beurteilung kaum möglich.“ Hier könnte jeder Schiedsrichter abpfeifen, allein die Sache erfordert eine Nachspielzeit. Einerseits den Un-wissenden zur näheren Erklärung, andererseits den Schreihälsen zur notwendigen Entgegnung.

Verärgert hat das ZDF auf den teils sexistischen Shit-storm gegen Claudia Neumann reagiert. „Asoziale Kritik in den sozialen Netzwerken ist für uns kein Maßstab für eine objektive Bewertung“, sagte ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz und lobte seine Kolle-gin: „Diese Frau steht ihren Mann.“ Die Pöbeleien im Netz waren teilweise ungewohnt unflätig. Und was macht die coole Claudia in dieser Situation, sie kontert die Beschimpfungen gelassen. „Sonst kriegen meine männlichen Kollegen das alles ab“, sagt sie und fügt augenzwinkernd hinzu: „Ich habe sie dieses Mal ein bisschen entlastet.“ Und fährt im Interview fort: „Mich hat das nicht überrascht, ich hatte das ja er-wartet“, und während sie das sagte, machte sie einen entspannten Eindruck. Inhaltlich auseinandersetzen müsse sie sich mit dem Shitstorm nicht: „Ich sehe das nicht als Kritik, ich sehe ich das nur als Beschimp-fungen.“ Sie hat nicht ihren Arzt gefragt, sie ist und bleibt selbstbewusst. „Ich lese das selber nicht und kriege es daher nicht direkt, sondern nur indirekt mit“, berichtet sie.

Ich bin mir übrigens mit ihrem Chef einig, obwohl ich als kritischer Fußball-Konsument bekannt bin, „Clau-dia Neumann hat das Spiel kompetent kommentiert“. Überlassen wir Dieter Gruschwitz die Abmoderation: „Wir waren sehr zufrieden.“ Wolfgang Marr

Ihr nächster Einsatz bitte, Claudia Neumann vom ZDF

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26 2/2016

Aktuell Nachrichten Medien Internes Personalien

Neues Hörfunkformat „interview RADIO“ startet aus Rheinhessen

die im Privatfunk übliche zeitliche Beschränkung auf 1:30 Minuten. Volker Pietzsch: „Wenn ein Inter-view neun Minuten dauert, wird es komplett gesendet.“ Zu Wort kommen in erster Linie Persön-lichkeiten aus dem Rhein-Main-Gebiet, denen der Programman-bieter ein Sprachrohr bieten will. Pietzsch betont, dass es keine PR-Beiträge geben soll, das Programm soll sich vorrangig durch Sponso-ring und Werbung im „informie-renden Bereich“ finanzieren. Die Produktion erfolge dezentral ohne festes Studio. Als Fernziel strebt interview RADIO den Aufbau ei-ner Audio-Mediathek an, mit der Nutzer on demand Interviews und Wortbeiträge nachhören können.

Insgesamt soll es einen „Fifty-Fifty-Mix“ aus Musik und Wort geben. Auch bei der Musik will der neue Veranstalter neue Wege gehen, das Format soll sich wohl-klingend von Mainstream-Pro-grammen wie HitRadio FFH oder hr3 absetzen – mit vielen „Musik-perlen“, die man lange nicht im Radio gehört hat.

Voraussichtlich nach der Som-merpause soll interview RADIO auf Sendung gehen. Zu hören gibt es den neuen Sender im neuen terrestrischen Digitalradio DAB+.

Interviews mit einer Länge über 1:30 Minuten sind seit der Einfüh-rung des Formatradios aus den Mainstream-Radioprogrammen weitgehend komplett verschwun-den. Lediglich bei öffentlich-rechtlichen Nachrichtenwellen wie hr-info hört man noch längere Gespräche, die über die magische Länge hinausgehen.

Die beiden Radioprofis Michael Hassinger und Volker Pietzsch aus dem rheinhessischen Gau-Bischofsheim wollen nun damit Schluss machen. Von der Lan-desanstalt für privaten Rundfunk (LPR Hessen) haben die beiden im Frühling eine Lizenz für ein ganz neues Hörfunkformat er-halten. Das geplante 24-stün-dige Programm von „interview RADIO“ soll in erster Linie The-mensendungen bieten, die in In-terviewform aufbereitet sind. Die Themenschwerpunkte sollen die Bereiche Politik, Wirtschaft, Kul-tur, Literatur, Medien, Theater, Internet, Umwelt, Forschung, Me-dizin, Bildung, Service und Sport abdecken, und die Berichterstat-tung soll eine lokal-regionale Prä-gung haben.

Als erster Sender in Deutschland habe interview RADIO neben ei-ner Musik- auch eine Wort-Rota-tion. Es gebe sowohl aktuelle als auch zeitlose Interviews, ohne

Wer sich nicht für 20 Euro und mehr ein neues Radio anschaf-fen will, der kann das neue For-mat auch weltweit im Internet und über mobile Radio-Apps am Smartphone hören.

Hassinger und Pietzsch sind Pri-vatradio-Pioniere. In Mainz waren sie schon am Ende der 1980er Jahre für den Lokalradiosender Rosa Welle (abgeleitet vom Anzei-genblatt Blitz Tipp, der auf rosa Papier gedruckt wurde und als „Rosa Blättche“ bekannt war) ver-antwortlich, später führte ihr Weg unter anderem zum badischen Re-gionalsender Radio Regenbogen. Heute betreiben sie mit „All-Au-dio“ ein Unternehmen für Audio-Produktionen aus den Bereichen Werbung, Telefonansagen, E-Lear-ning, Radiowerbung, Synchron-sprecher oder Industriefilm. Fer-ner sind sie Gesellschafter beim Privatsender Antenne Mainz.

Interview RADIO wird nach dem Privatsender Antenne Frankfurt und den nichtkommerziellen Lokalradios Rheinwelle Wiesba-den, Radio Rüsselsheim, Radio X (Frankfurt) und Radio Darmstadt der fünfte hessische Radiosender mit vorwiegend lokaler und regi-onaler Prägung im Rhein-Main-Gebiet. Michael Fuhr

Ausspielkanal gestern, heute,

morgen. Mitunter nutzen Hörer

auch alte Radios ob ihres guten Klangs. Dieses

Museumsstück hat seinen Platz im internationalen

Jazzarchiv in der Alten Mälzerei in

Eisenach gefunden. (Foto: Alexander

Volkmann)

ARD und ZDF müssen sich im Vorfeld der Olympischen Som-merspiele nun doch nicht um alternatives Equipment für die Berichterstattung aus Rio de Janeiro bemühen. Die abhanden gekommenen Container mit der technischen Ausrüstung der bei-den Sender seien am ersten Julifreitag im Laufe des Tages wieder aufgetaucht, bestätigte der ARD-Korrespondent Michael Stocks der Nachrichtenagentur AFP. Ein Polizeihubschrauber habe die beiden Container am Freitagnachmittag entdeckt, erklärten ARD und ZDF dazu am Samstag. Die Fracht sei vollständig, es sei nur geringer Schaden entstanden. Die Olympischen Sommerspiele 2016 werden übrigens am 5. August in Rio feierlich eröffnet.

Rettung in Rio aus der Luft

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Kommentar Nachrichten Medien Internes Personalien

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Karl Kraus hätte zu kommentierenAnmerkungen zu Stil, Geld und Zeit als Superkategorien

Meine Verehrung gilt unein-geschränkt Karl Kraus. Sie wissen schon, dem Nobel-

preisträger für Literatur. Nicht, weil wir uns gerade seines 80. Todestages erinnern. Sondern aufgrund der wunderbaren Zitate, die er uns über-lieferte, und zudem, weil er, was bei Journalisten heutzutage in Teilen ver-gessenes Handwerkszeug darstellt, genau zuhören, richtig notieren, der anderen Weisheiten transparent und sich so zum Verfechter alles Glaub-würdigen machen konnte. Apropos glaubwürdig.

Für Manfred Dix, jüngst mit 67 ver-storben, galt diese Metapher, genau-so wie die des Deftigen und Derben, mit der der österreichische Karikatu-rist stets in Verbindung gebracht wur-de. Mindestens zwei Aspekte über-dauern ihn, er schaffte es mit seinem Zeichenstil sogar in den Duden, den

Olymp der Sprache. Und er strapa-zierte die Nerven von Herausgebern und Redakteuren bis aufs Äußerste, man kann es sich denken, wegen der späten Abgabe seiner göttlichen Karikaturen. Einer Stilart, der eigent-lich eine viel größere Beachtung zu wünschen wäre. Wie hat Karl Kraus formuliert: Wirkung der Kunst ist ein Ding, das ohne Anfang ist und dafür ohne Ende.

Herr Kraus, stimmt Ihr Satz, „Mit Leu-ten, die das Wort effektiv gebrauchen, verkehre ich in der Tat nicht“? Dann habe ich jetzt ein Problem. Gerade wollte ich RBB-Intendantin Patricia Schlesinger anrufen, die der taz in den Block diktiert hat, dass Mehreinnah-men aus dem Rundfunkbeitrag aus Berlin und Brandenburg im Sendege-biet bleiben und nicht an alle ARD-Anstalten verteilt werden. Ja, wenn es ums Geld geht, hört mitunter irgend-

wann die beste Freundschaft auf zu existieren. Da muss ich dem Inten-danten des Hessischen Rundfunks, Manfred Krupp, doch mal die Frage stellen, wie er Schlesingers kecken Satz „Die großen Sender kommen jetzt von ihrem hohen finanziellen Olymp herabgestiegen, wir gucken gerade einmal knapp über die Was-seroberfläche“ interpretiert.

Es gibt Dinge, die sind so falsch, dass noch nicht einmal das absolute Ge-genteil richtig ist. Eine These von Karl Kraus besteht mal gerade wieder den Praxistest. Zeit Online revidiert einen Artikel über Briten, die angeblich erst nach der Brexit-Entscheidung deren Folgen gegoogelt haben. Die Redakti-on habe auf Basis der Daten von Goo-gle Trends berichtet und dabei einen falschen Eindruck erweckt. Für heute genug der Eindrücke. Wolfgang Marr

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28 2/2016

Aktuell Nachrichten Medien Internes Personalien

Vom Interview zum SachbuchAuf der Suche nach neuen Themenfeldern „unbeackertes“ Revier gefundenVieles im Leben fängt harmlos an. Im Frühjahr 2014 interviewte ich Schauspieler Andreas Hoppe über regionale Bio-Lebensmittel für das Magazin Schrot & Korn auf dem Ful-daer antonius Hof. Davon angespornt wollte ich meine Region und deren Bio-Betriebe unter die Lupe nehmen, wobei ich als Region einen Umkreis von 100 Kilometer um meine Heimat-stadt Fulda definierte. Ziel war eine Artikelserie für meinen Blog „Brehl backt!“ (www.brehl-backt.de), bei dem sich alles um ökologische Land-wirtschaft, Bio-Lebensmittel, nach-haltige Lebensweisen, leckere Backre-zepte und auch Bio-Nachrichten aus der Region dreht.Bald schon fand ich nicht nur eine Fülle von Köstlichkeiten, sondern traf etliche Pioniere der ökologischen Landwirtschaft. Viele gehen unge-wöhnliche Wege: So kommt ein Bio-Honig schon einmal vom Hoteldach, ein Landwirt emanzipiert sich mit der eigenen Molkerei von Konzernen, ein Bierrebell sorgt mit seiner Brau-kunst für Aufsehen und ein Landwirt möchte auf dem Hof die Traktoren ab-schaffen und arbeitet dafür wieder mit Pferden. Allein die Fülle an Material ließ die Idee von der Artikelserie plat-zen, bei der ich aus meiner Sicht nicht genug in die Tiefe hätte gehen kön-nen. So landete das Vorhaben in der berühmten Schublade. Als ich jedoch die Schreibarbeiten an meinem Buch „Herzensfolger – Sich treu bleiben im Beruf: Zwischen ökonomischem Zwang und dem Traum vom Gemein-wohl“ weitgehend abgeschlossen hat-te, verfügte mein Autorenhirn wieder über Raum für neue Projekte. An einer roten Fußgängerampel ereilte mich der Geistesblitz: Ein Buch über regi-onale Biolebensmittel in Form von le-bendigen Portraits der Erzeuger und deren Betriebe zu schreiben.So nahm ich im Spätsommer und Herbst 2014 meine bereits geknüpf-ten Kontakte zu Erzeugern wieder auf, stellte die Buchidee vor, führte erste Interviews, schrieb das Vorwort und ein Probekapitel. Bevor ich in die heiße Recherche- und Schreibphase ging, benötigte ich noch einen Ver-

lagsvertrag. Als Selfpublisher wollte ich das Buchprojekt nicht umsetzen, da ich Leistungen wie Lektorat, Lay-out und den Druck nicht finanzieren konnte.

Auf PartnersucheMeine Buchidee stellte ich allerdings erst im nächsten Frühjahr vor, denn meine Besuche bei den Betrieben und die komplette Schreibarbeit wollte ich in der Saison 2015 angehen. Bei Land-wirten & Co gibt es in der dunklen und kalten Jahreszeit wenig zu sehen.Einen geeigneten Verlag hatte ich schnell ausfindig gemacht, was kein Kunststück war. Schließlich kam für das Thema nur ein Verlag aus mei-ner Heimat infrage – der Parzellers Buchverlag. Ich hatte also nur einen Versuch, mein Projekt zu platzieren.Entsprechend aufgeregt rief ich beim Verleger an und erzählte ohne Um-schweife lang und breit von meinem Vorhaben – ach was, ich quasselte

Rainer Klitsch an die Wand. Ich fürch-tete, er würde ablehnen und sofort auflegen, wenn ich aufhöre zu reden. Als ich ihn dennoch zu Wort kom-men ließ, war er von der Idee angetan. Zudem konnte ich die Zielgruppen (Genießer, Öko-Begeisterte, junge Familien etc.) aufzählen, die Vorzü-ge meines Buchs erläutern (kein trockenes Sachbuch, sondern unter-haltsam und informativ zugleich), die ersten ausgewählten Protagonisten nennen und Ideen für das Vermarkten präsentieren. Allerdings hatte Klitsch eine Bedingung: Das Buch muss einen Rezeptteil enthalten. Wenn ich dies gelöst hätte, solle ich mich wieder melden. Als durchschnittlich begabter Hobby-Bäcker traute ich mir natürlich nicht zu, einen ganzen Rezeptteil zu kreieren. Daher musste ich einen weiteren Partner an Bord holen. Kurz darauf saß ich zwei netten Damen aus der Marketing-Abteilung der W-E-G Stiftung gegenüber, zu der auch der Bio-Caterer bankett sinn-reich gehört. Wie gehabt, erzählte ich überschwänglich von meinem Vorha-ben, zu dem ich allenfalls eine lose Zettelsammlung in Form von Vorwort und einem Probekapitel präsentieren konnte. Dennoch überzeugte auch hier meine Leidenschaft und Küchen-chef Alexander Sauer war mit dem Rezeptteil für das kulinarische i-Tüp-felchen verantwortlich.Kurz darauf erhielt ich meinen Auto-renvertrag und konnte ab Sommer 2015 richtig durchstarten. Redaktio-nell ließ mir der Verlag freie Hand. Ich besuchte Landwirte, Gärtner, Imker, Bäcker, Winzer, Brauer und mehr, wo-bei meine Besuche immer mehrere Stunden dauerten. Zudem ließ ich mir jeden Winkel zeigen, stellte auch kritische Fragen und führte ausführ-liche Interviews. Jens Brehl

Im Mai 2016 ist mein Buch „Regio-nale Biolebensmittel – Gesundes und Köstliches aus Fulda, Rhön, Vo-gelsberg und Nordhessen“ inklusive Grußwort des Ideengebers Andreas Hoppe erschienen. Seit unserem Tref-fen frage ich mich stets, wohin mich mein nächstes Interview führen wird.

Regionale Biolebensmittel – Gesundes und Köstliches aus Fulda, Rhön, Vogelsberg und Nordhessen von Jens Brehl

Parzellers BuchverlagISBN 978-3-7900-0504-219,90 Euro – überall im Buch-handel erhältlich

Kontakt für Nachfragen:Jens BrehlPetersgasse 936037 Fulda

0661 380 29 [email protected]

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Aktuell Nachrichten Medien Internes Personalien

Die Sportwelt – und nicht nur die – diskutiert vor Rio Doping in Russland, in der Leichtathletik und wahrscheinlich auch im Fußball. Spritzen, Wunderpillen, Bluttrans-fusionen oder Hormontherapien ist man auf der Spur. Jetzt macht auch „Motordoping“ im Radsport die Runde, treten an die Stelle um-strittener Mediziner und Trainer gewiefte Ingenieure. Der längst lebenslang gesperrte Doping-Arzt Michaele Ferrari aus Italien, einer der Drahtzieher während der Arm-strong-Ära, will in Sachen Radsport schon seit 2005 davon gewusst ha-ben. Als bislang Erste und Einzige ist heuer die erst 19-Jährige Belgierin Femke van den Driesch bei den Rad-cross-Weltmeisterschaften in Zolder überführt, für sechs Jahre durch den Weltverband UCI gesperrt und ihr Rad nach dem U23-Rennen wegen eines verbotenen Hilfsmotors be-schlagnahmt worden.

Elektrodoping statt Epo: Im Jahr 2010 sendete das italienische Fern-sehen eine Reportage über die überlegenen Siege des Schweizer Topfahrers Fabian Cancellaro bei der Flandern-Rundfahrt und Pa-ris-Roubaix, die dem staunenden Zuschauer – inzwischen fast fünf Millionen Mal bei Youtube geklickt – zeigt, wie der Profi aus einer ra-santen Gruppe heraus mit einer ge-radezu absurden Geschwindigkeit beschleunigt und von dannen zieht. Der Schweizer dementiert bis heu-te, Funktionäre sprachen lange von einer Verschwörungstheorie.

Inzwischen steht fest: Der Profi-Radsport sieht sich in seinen Be-mühungen um mehr Glaubwürdig-keit einer neuen Debatte ausgesetzt und muss um seinen gerade erst et-was aufpolierten Ruf bangen. „Das Thema Motordoping ist nach der Ära menschlichen Dopings wirklich die Großbaustelle im Radsport. Wir müssen massiv dagegen vorge-hen“, wird beispielsweise der deut-sche Zeitfahrspezialist Tony Martin zitiert. Er gehört wie Marcel Kittel,

Verwerfliches Motordoping Radbetrügern mit Wärmebildern und Ultraschall auf der Spur

Andre Greipel oder John Degenkolb zur „neuen deutschen Welle“, die die Doping-Ära Ullrich und Zabel vergessen machen wollen.Ihrer Ansicht nach sind es einzel-ne schwarze Schafe, die Mehrheit der Fahrer versuche, Rennen mit fairen Mitteln zu gewinnen. Für den Weltverband UCI ist der Fall der jungen Belgierin ein Prestigeerfolg im Kampf gegen den modernen Schwindel. Die eigenen Kontroll-mechanismen greifen, heißt es, die UCI setzt bei der Aufklärung auf Magnetresonanz-Untersuchungen per Tablet und verzichtet auf Wär-mebildkameras. „Motoren, Batte-rien oder andere elektrische Appa-raturen – es wird alles aufgespürt, was nicht dort sein sollte“, sagte UCI-Präsident Brian Cookson und erklärte die Maßnahmen als eine „Botschaft an Betrüger“.

Italienische und französische Me-dien hatten beim Eintagesrennen Strade Bianche sowie beim Etap-penrennen Coppi e Bartali immer-hin mithilfe von Wärmebildkameras auffällige Temperaturwerte an sie-ben Rädern festgestellt. Jean-Pierre Verdy, bis 2015 Direktor des Kon-trollbereichs der französischen Anti-Doping-Agentur AFLD, glaubt, dass auch bei der Tour de France 2015 manipuliert worden ist, von „einer Minderheit, aber es waren wohl mehr als ein Dutzend Fahrer. Viel mehr als noch 2014 und die Jahre zuvor“, verriet Verdy dem Magazin Tour.

Die moderne Technik im Fahrrad-rahmen, die dies alles möglich macht, könnte dann zu allem Über-fluss auch noch Made in Germa-ny sein und war vom Bundesfor-schungsministerium mit fast zwei Millionen Euro gefördert worden. 2014 ist ein elektromagnetisches Felgenantriebskonzept vorgestellt worden, bei dem Magnet und Spule des Motors in Felge und Schutz-blech integriert sind, Batteria und Elektronik am Rahmen. Nach Aus-kunft des Unternehmens Carbo-

Fibre-Tec sei es möglich, den Rotor auch unsichtbar in die Felge zu in-tegrieren, der Stator aber, der un-bewegliche Teil des Antriebs, könne nicht gänzlich versteckt werden. Doch Tüftler gibt es inzwischen ge-nug, auch in Ungarn werden Spe-zialmotoren sicherlich nicht nur an Hobbyfahrer verkauft, die, die mit einem Druck auf einen versteckten Knopf am Lenker einen 110-Watt zu-sätzlich auf die Tretkurbel bringen, wenn der Motor brummt.

Eigenartige Videos und Indizien sprechen für sich: Laufräder am lie-genden Rad drehen sich nach einem Sturz verdächtig lange, hektische Radwechsel ohne ersichtlichen Grund vor der Zieleinfahrt, ja, einige der Räder sollen sogar unterwegs von den Begleitfahrzeugen an Rad-sportfans an der Strecke zur eiligen Entsorgung übergeben worden sein. Die Kontrollen werden ausgedehnt, nach der Mittelmehrrundfahrt auch bei dem Giro und sicherlich auch bei der Tour de France? Alles im Griff, UCI? Ob es was nützt? Man mag in Erinnerung an das systematische medizinische Doping im Radsport kaum mehr daran glauben.

Werner Rabe

Jüngst beendetes Radsportereignis – die deutsche Meisterschaft im Einzelzeitfahren am letzten Juni-Wochenende in Erfurt. Dort wachten strenge Kontrolleure, sie stellten kein Motordoping fest. (Foto: Sascha Fromm)

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Reicht ein Tausender zum Leben?Trotz hohen Aufwands für wenig Honorar wollen die meisten Freien frei bleiben

sind inzwischen aber 54 Prozent der Freien Frauen. Der DJV-Studie zu-folge verdienen sie etwa ein Viertel weniger als ihre männlichen Kolle-gen. Bei der aktuellen BJV-Umfrage sind nur neun der „Best-Verdiener“ Frauen, aber 21 Männer.Knapp 80 Prozent der Teilnehmer sind „echte“ Freie, 15 Prozent feste Freie, fünf Prozent Pauschalisten. 122 sind zwischen 40 und 59 Jahre alt.

27.000 Euro im Jahre

Da die Arbeitsbedingungen der Frei-en im Mittelpunkt standen, war die naheliegendste Frage: Wie viel ver-dient ein freier Journalist und kann er davon leben? Die Teilnehmer der Umfrage hatten im Durchschnitt ein zu versteuerndes Jahreseinkommen von 27.300 Euro. Das liegt über den 26.0000 der DJV-Studie. Rechnet man mit einem Steuersatz von rund einem Drittel, so gehen 9.000 Euro weg. Für die Posten Altersvorsorge, Bürokosten, Fotoausrüstung und Computer werden im Schnitt 7.000 Euro per anno ausgegeben. Bleibt pro Monat etwa ein Tausender zum Leben, also für private Miete, Le-bensmittel, Kleidung, vielleicht auch mal Urlaub.Wer meint, dass diese Aussichten abschrecken, ist auf dem Holzweg. 73 Prozent wollen nicht in eine Fest-anstellung wechseln, auch wenn sie könnten. Immerhin beträgt das Ta-rifgehalt eines Tageszeitungsredak-teurs im zehnten Berufsjahr über 4.200 Euro. Auch erstaunlich: Fast zwei Drittel der Freien gaben an, von diesem Einkommen ihren Lebensun-terhalt bestreiten zu können. Das ist natürlich eine Frage der Lebensum-stände. 17 Prozent kreuzten an, 100 Prozent des Haushaltseinkommens zu bestreiten. Das sind wohl nicht die wenigen Einkommensausreißer nach oben – Spitzenreiterin eine Kollegin aus dem Bezirk München-Oberbayern mit 200.000 Euro Jah-resgewinn vor Steuern –, sondern Singles. Ein Viertel der Kolleginnen und Kollegen trägt aber weniger als

Die Lage der freien Journalisten ist ernst, aber nicht hoffnungs-

los und der Beruf viel zu schön, um sich von niedrigen Honoraren abschrecken zu lassen. Dies ist eine Erkenntnis, die man aus der Online-Umfrage des Bayerischen Journalisten-Verbandes über die Ar-beitsbedingungen freier Kolleginnen und Kollegen schließen kann. Eine erste Auswertung zeigt, dass die Einnahmen gleichbleibend niedrig sind, wenn auch mehr als in „Rest-deutschland“, die Auftragslage sich nicht bessert, obwohl die Redak-tionen ausgedünnt werden, aber dennoch nur wenige Freie von einer Festanstellung träumen.Eines sei gleich eingangs einge-räumt: Die Datenzahl ist gering, und daher die Aussagekraft einge-schränkt. Etwa die Hälfte unserer rund 7.700 Mitglieder sind Freiberuf-ler. 147 Mitglieder haben teilgenom-men, das sind knapp zwei Prozent der Betroffenen. Da sich auch einige Externe beteiligt haben, kamen ins-gesamt 163 Antworten. Die Initiative zur Umfrage kam von der Fachgrup-pe Freie, die Fachgruppe Bildjour-nalisten hat sich auch beteiligt, ihre speziellen Ergebnisse beleuchtet FG-Vorsitzender Thomas Geiger.Noch ein bisschen zur Statistik: 101 der Teilnehmer gaben an, dem Be-zirk Oberbayern-München anzuge-hören. Das bedeutet, dass die Be-teiligung aus den anderen vier Bezir-ken zu gering war, um Rückschlüsse auf die Situation dort zu ziehen. Es lässt sich also schwer belegen, dass in München deutlich mehr verdient wird als woanders im Freistaat. Das kann man allenfalls etwa aus der Tat-sache schließen, dass von den Kolle-gen, die mit 50.000 Euro und mehr über ein angemessenes Jahresein-kommen verfügen, 22 in München und Umgebung wohnen, nur acht im restlichen Freistaat.

Über 50 Prozent Frauen

93 Männer haben an der BJV-Aktion teilgenommen und 70 Frauen. Laut Umfrage auf Bundesebene von 2014

die Hälfte zum Haushaltsetat bei, das heißt, sie sind auf einen Partner oder elterliche Unterstützung ange-wiesen. Und wenn man dann be-denkt, dass ständig gemahnt wird: Schafft euch Kinder an, um das Ren-tensystem zu sichern …

43-Stunden-Woche

Aus den Angaben der Freien ergibt sich eine durchschnittliche wöchent-liche Arbeitszeit von 43 Stunden. Das sind sechs Stunden mehr als ein Fester, sofern dieser noch nach Manteltarif arbeitet. Außerdem er-halten die Freien weder Urlaubsgeld noch Jahresleistung.Für wen arbeiten die Freien? Wie in jedem Unternehmen muss sich auch dieses Ein-Mann-Unternehmen, das ist zumindest die Regel, um Termin-planung, Buchführung, Archiv küm-mern. Das nimmt immerhin knapp 23 Prozent der Arbeitszeit in Anspruch. Nur drei Viertel können sie auf das „richtige“ Geldverdienen verwenden. 18 Prozent davon wiederum widmen sie Kunden im Bereich Online-Por-tale. Nur knapp dahinter liegen die Tageszeitungen. Ausgerechnet für diese Medien, die nach allen Erkennt-nissen die miserabelsten Honorare zahlen, verbrauchen sie 17 Prozent ih-rer Arbeitszeit. Berufsanfängern wird oft geraten, sich fachlich Nischen zu suchen und für entsprechende Ma-gazine zu arbeiten. Außerdem sind hier die Honorare meist einigerma-ßen angemessen. Zwölf Prozent der Arbeitszeit wird für solche Auftrag-geber verwendet. Beim Netzwerken kann man den Eindruck gewinnen, dass inzwischen fast jeder Freie ver-sucht, sein Wissen an Akademien, Hochschulen oder andernorts in Seminaren für einen guten Tagessatz weiterzugeben. Der BJV-Umfrage zufolge werden dafür aber gerade mal vier Prozent der Zeit verwendet. Keine Rolle spielen der eigene Blog und Buchveröffentlichungen (je 2,01 Prozent).Steigt die Bedeutung von Online auch stetig, so sind doch die Teil-nehmer noch zu 37 Prozent mit

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klassischem Textjournalismus be-schäftigt. Online-Arbeit liegt bei 15 Prozent, PR, Funk/Fernsehen und Fotografieren nehmen etwa je zwölf Prozent der Arbeitszeit ein.

Es wird nicht besser

Dramatische Einbrüche haben die meisten Freien offenbar nicht zu be-fürchten. Das heißt aber auch, dass sich die Situation nicht grundlegend zum Besseren ändert. Bei der Um-frage gaben 45 Prozent an, mit der Zahl der Aufträge zufrieden zu sein, ebenso viele meinten, die Lage sei im Vergleich zum letzten Jahr etwa gleichgeblieben. Bei 21 Prozent geht die Tendenz nach oben, bei 33 Pro-zent aber nach unten. Hierzu passt auch, dass bei den meisten Kollegen die Einnahmen im Vergleich zu den Vorjahren in etwa gleich geblieben sind. Das bedeutet aber auch, stei-gende Kosten können nicht aufge-fangen werden.Gefragt wurde auch nach den wich-tigsten Ausgaben wie Geld für Al-tersvorsorge, Bürokosten, Fotoaus-rüstung und Computer. Sie betragen im Schnitt 7.000 Euro per anno. Da-von stecken die Kolleginnen und Kol-legen allein 43 Prozent in die Alters-vorsorge. Alarmierend: 20 Prozent gaben zur Altersvorsorge gar nichts an, die anderen im Schnitt 4.500 Euro per anno. Experten empfeh-len pro Monat 500 Euro, also 6000 im Jahr, zusätzlich zur gesetzlichen Rentenversicherung, zurückzulegen. Laut DJV-Umfrage sind 30 Prozent der Freien nicht in der Künstlerso-zialkasse und nur die Hälfte beim Presseversorgungswerk oder einer anderen Kapital-Lebensversiche-rung. Der Anteil der Bürokosten be-trägt 23 Prozent, Computer 19, Foto-ausrüstung zehn Prozent.

Kampf für Vergütungsregeln

Viele der Umfrage-Teilnehmer ha-ben ihre Meinung kundgetan, oft recht ausführlich. In erster Linie geht es um gerechte Bezahlung und bessere Vernetzung. „Auf Akzeptanz der Honorarbestim-mungen weiterhin drängen“, for-dert ein Kollege, der damit wohl die Gemeinsamen Vergütungsregeln für Tageszeitungen meint. Nur 40

Prozent der Kollegen gaben bei der Umfrage an, dass diese immer oder meistens gezahlt würden. Auch an die Vergütungsregeln für Zeitschrif-ten wird erinnert. Darüber verhan-delt der DJV schon zehn Jahre, ohne dass das Angebot der Verle-ger die Hälfte des vom Verband als unbedingt notwendig Erachteten überstiegen hätte.Konkret werden zum Beispiel Leit-linien und Honorarempfehlungen für Referenten gewünscht. Auch noch mehr Netzwerktreffen sollten möglich sein. Einem Adressenaus-tausch und einer Mailingliste als Service des Verbandes steht wohl der Datenschutz entgegen. Als private Eigeninitiative ist aber fast alles erlaubt. Wenig Chancen hat auch der Wunsch, die BJV-Fach-gruppen mögen direkt mit Chefre-dakteuren und Verlegern reden, um die Bedeutung des Journalistenbe-rufs klar zu machen. Bisher wurden solche Gespräche von diesen ab-gelehnt. Zumindest aus Sicht der Festen bedenklich ist wohl auch der Wunsch, aus Redaktionsbesuchen der Fachgruppen oder Bezirke rei-ne Akquisehilfen zu machen. Dazu passt die Bemerkung eines ande-ren Mitglieds, das zur Frage, was der Verband tun könne, lapidar feststellt: Nichts, denn er kann kei-ne Aufträge beschaffen.Weitere Wünsche: Treffen für Jour-nalisten mit speziellen Interes-sensgebieten, Infos über „neueste Tricks“ von Verlagen, Prüfung eines Mindeststundenlohns, Wiederein-

führung des „amtlichen“ Presseaus-weises, öffentliche Imagearbeit für unseren Beruf. Besonders sympa-thisch dürfte den BJV-Juristen der Traum eines Kollegen sein, dass alle Mitglieder verpflichtet sein sollten, auf Anfrage alle Vertragsunterlagen eines Jahres dem Verband zur Verfü-gung zu stellen. Da kämen bestimmt viel mehr Lumpereien wie Buy-Out-Verträge ans Tageslicht, wogegen der Verband dann rechtlich vorge-hen könnte.Recht konkret die Anregungen der Bildjournalisten: Eindämmung der Zulassung von Amateurfotografen; Verstärkung der Zusammenarbeit mit Hochschulen, um das The-ma Bildrechte bereits in der Foto-grafenausbildung hervorzuheben. „Alles sinnlos“ schreibt hingegen ein Fotokollege mit Blick auf die Willkür der Verlage und begrün-det, nicht ganz unberechtigt: „Es hat sich gezeigt, dass es unmöglich ist, alle Fotografen zu organisieren, denn es würden nur Streiks und Demos helfen.“

Danksagung

Erfreulich, dass die Kollegen trotz mancher Sorgen die Arbeit von BJV-Geschäftsstelle und Funktionären zu schätzen wissen. Stellvertretend für alle ein Zitat: „Vielen Dank üb-rigens an euch ehrenamtliche Fa-ckelträger im BJV/DJV! Ohne euch ginge es nicht.“Das ist wohl in Hessen nicht an-ders. Oder? Michael Anger

Das Überlebensmotto für freie Journalisten: Zur richtigen Zeit am richtigen Ort und mit der richtigen Inspiration für Supertexte sowie mit den richtigen Hilfsmitteln für den (beinahe) perfekten Schnappschuss, den der Auftraggeber auch ohne Rückfrage akzeptiert. Das Motiv ist dann auch mal die punktgenaue Hubschrauberlandung bei einem Volksfest. Doch welches Salär dafür steht dem meist hohen Aufwand gegenüber?(Foto: Barbara Hemme)

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Das Jahr 2016 – mit zwei sportlichen Großereig-nissen und jeweils ganz besonderen „Begleiter-

scheinungen“!

So haben die IS-Terroristen bereits alles erreicht, bevor die Fußball Europameisterschaft in Frank-

reich überhaupt begonnen hat. Es wurde mehr über sie als über den Fußball gesprochen und diskutiert! Öffentlichkeit ist übrigens auch die Hauptmotivation der Hooligans, für die Fußball oft nur der Aufhänger für Randale ist, wie unter anderem Rock ’n’ Roll und Halbstarke in früheren Zeiten.

Aber auch der Fußball selbst hat sei-ne Probleme – und was für welche!

So steht der neue FIFA-Präsident, kaum gewählt, auch schon wieder im proble-matischen Blickpunkt und die „aufge-stockte“, aufgeblähte, dadurch unüber-sichtliche – allerdings auch mit spekta-kulären Überraschungen (Island)!! – EM dokumentiert drastisch die total kom-merzialisierte Entwicklung des „Volks-sports“, mit leider wohl absehbaren Kon-sequenzen! Die Milliardensummen für Übertragungsrechte werden sich nicht amortisieren, denn bei der Zuschauer-überforderung stundenlanger Übertra-gungen und keiner aktuellen nationalen Identifikation wird das Interesse naturgemäß zurück-gehen mit entsprechend sinkenden Einschaltquoten! Da hatten zum Beispiel „Der Fluch des Falken“ bzw. „Die gefährlichsten Schulwege“ bereits höhere Quo-ten!!

Da lässt die damals folgenschwere „Kirch-Krise“, allerdings dann extrem potenziert, grüßen. Aber

auch der „moderne“, technisch allerdings perfekte Tiki-Taka Sicherheitsfußball mit dem Torwart als 11. Feldspieler wird zum Langweiler und verliert an At-traktivität! Typen und Überraschungsmomente sind weitgehend Fehlanzeige! Ein Ärgernis ist zweifellos auch die oft schon unverschämte, auch total unsport-liche Schauspielerei „verletzter“ Spieler! „Ein farb-loses Spektakel“ kritisierte neulich, wohl nicht ganz unberechtigt, ein dem Fußball jahrzehntelang ver-bundener Kollege.

Mitfavorit Deutschland hat mit bewiesenem Stei-gerungspotenzial zweifellos wieder Titelchan-

cen und braucht, wie bei der erfolgreichen WM, am Ende, wie eigentlich immer im Fußball, auch ein wenig Glück! So zumindest die Gedanken vor dem Halbfinale gegen die Gastgeber. Wobei Kritik zwar angebracht und auch notwendig ist, aber konstruk-tiv sein muss, um das notwendige Selbstvertrauen, sowie eine moderne „Verwissenschaftlichung“ spon-

tane und oft entscheidende Kreativität nicht beein-flussen bzw. gefährden dürfen. Und natürlich liegt der Verdacht nahe, dass im Fußball generell auch gedopt wird! Natürlich nicht im Kreativitäts-, aber im Kondi-tions- und Reha-Bereich!

Wobei wir beim Grundübel und Problem des Sports schlechthin und damit beim zweiten

diesjährigen Großereignis, den Olympischen Spie-len in Brasilien, sind. Neben u. a. verschmutzten Gewässern, dem Zika-Virus und hoher Kriminalität

überschattet die Dopingproblematik das Topereignis des Weltsports! Da hat man jetzt mit den Russen ein „Bauer-nopfer“ gefunden, ohne natürlich deren Praktiken zu entschuldigen, aber von der eigentlichen Problematik abzulenken. Bereits vor über 20 Jahren hat sich der Autor im Vorwort zu einem viel beachte-ten Sachbuch „9,79 natürlich möglich?!“ von dem Sportmediziner Dr. Kurt-Reiner Geiß in Zusammenarbeit mit dem Er-nährungswissenschaftler Prof. Michael Hamm und Dr. Ingo Jester sehr intensiv mit diesem Thema beschäftigt.

Hier ein verkürzter Auszug:Leistung beruht in allen Bereichen aus dem Ausloten der Möglichkeiten: besser zu

sein als der Gegner, eine vorgegebene Marke, das Ergeb-nis von gestern oder die eigene Barriere durchbrechen.Sind persönliche Grenzen erreicht, hat man schon im-mer nach anderen Möglichkeiten gesucht, die natür-lichen Vorgaben zu überbieten. Zwei Komponenten spielen in diesem Zusammenhang eine entscheidende, sich ergänzende und beeinflussende Rolle: die Entwick-lung in den sportspezifischen Accessoires sowie die gesellschaftspolitische Bedeutung – meist ursächlich und kongruent für materiellen Anreiz, wobei die totale Umgestaltung und Neuorientierung der elektronischen Medienlandschaft zusätzlich einen besonderen Aspekt darstellt.

Die letzten 40 Jahre sind von vier Entwicklungen ge-prägt:

1. Zunächst das naheliegendste Ziel, äußere Bedin-gungen zu ändern und zu verbessern: Aus der guten al-ten Aschenbahn wurde die Tartanbahn. Kunstrasen er-setzte die in jeder Beziehung gesundheitsgefährdenden und unangenehmen Hartplätze. Trainings- und Funk-tionshallen für gezielte Winterarbeit wurden entwickelt und realisiert, Schaumstoffe (Stabhochsprung/Turnen) genutzt, Trainingsprogramme revolutioniert (Intervall/Circuit), immer wieder angepasst und verbessert. Flexi-ble Trainingseinheiten (bis zu 20 wöchentlich) ersetzen mittlerweile monotone Trainingsstunden.

Sportissimo

(Foto: Wolfgang Marr)

Wolfgang Avenarius, Fernsehjournalist, Moderator, Kommentator, Filmemacher (mehrere Film- und Fernsehpreise), HR-ARD / Sportchef RTL-FAZ

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2. Dann der fließende Übergang zu Verbesserungen im näheren Umfeld des Athleten: die Kleidung wurde luf-tig, atmungsaktiv, temperaturreguliert, windschlüpfrig und anschmiegsam wie eine zweite Haut.3. Ein weiterer leistungssteigernder Faktor sind die gra-vierenden Verbesserungen an den Geräten: Tennis- und Tischtennisschläger, Boote, Schlitten, Bobs, Ski, Renn-räder, Schlittschuhe.4. Alles wird immer perfekter: Speziell komponierte und zusammengestellte Musikarrangements im Tur-nen, Eiskunstlauf und Tanzsport. Neue Techniken in der Leichtathletik: Speerwurf, Kugelstoß, Stabhochsprung, Hammerwurf, Hochsprung; oder im Wintersport: Ski-springen, Skilanglauf, spielen eine entscheidende Rolle.

Die Beispiele entbehren der Vollständigkeit und könnten beliebig erweitert werden. Selbstverständlich gibt es in allen Bereichen auch Flops (zum Beispiel die Bürsten-schuhe, die Drehtechnik beim Kugelstoßen und der Kunstrasen im Anfangsstadium). Ein besonderes Kapi-tel ist die Entwicklung des gesamten Frauensports vom Mauerblümchen zur voll emanzipierten und integrierten Hochleistungssportlerin. Die Accessoires scheinen zurzeit ausgeschöpft. Das Um-feld des Athleten wird sich nur noch geringfügig verbes-sern. Die Entwicklung soll (muss?) aber weitergehen. Frei nach dem olympischen Motto: citius, altius, fortius.

Der Athlet, ja der Sport schlechthin hat sich aber in gefährliche Abhängigkeiten begeben (Medien, Spon-soren). Gerade das nichtsportliche Umfeld erwartet Steigerungen selbst da, wo sie kaum noch möglich sind. Was bleibt? Nur der Athlet selbst!

Doping ist seit Jahren das Negativ-Zauberwort der Branche. Vor allem Athleten und Insider fordern – na-türlich hinter vorgehaltener Hand, aber durchaus nach-vollziehbar – die Freigabe des Dopings! Ihre Argumente sind mangelnde Kontrollmöglichkeiten aller Spitzenath-leten und deshalb mangelnde Chancengleichheit. Eine paradoxe Situation!Dagegen steht die überwiegende öffentliche Meinung und die Gefahr des Missbrauchs (unkontrolliert/Jugend-probleme) sowie die Grenzproblematik (z. B. Genma-

nipulation als drohende Zukunftsvision). Tatsache ist: Die jeweiligen Kontroll- und Aufklärungspraktiken hin-ken aktuellen Anwendungsmöglichkeiten permanent hinterher. Ein fast hoffnungsloser Zustand – vom Sport allein nicht in den Griff zu bekommen.

Nicht viel, eigentlich gar nichts, hat sich positiv ver-ändert! Wie auch der Buchautor Dr. Geiß feststellen muss: Doping (wie vor 20 Jahren beschrieben) bezieht sich leider heutzutage nicht mehr allein auf den Spitzen- beziehungsweise Leistungssport, sondern hat längst den Breitensport und tragischer Weise auch Jugend-sportbereich erreicht. Eine Freigabe – sprich Legali-sierung – des Dopings auch unter ärztlicher Kontrolle ist aus ethischen und medizinischen Aspekten nicht realisierbar. Somit bleibt als einziger Ausweg: strengere Kontrollen in kurzfristigen Abständen und zwar aller an Großereignissen beteiligter Athleten, sowie eine konse-quente Sanktion im Sinne einer lebenslangen Sperre zur Abschreckung. Übrig bleibt hierbei dann der Brei-ten- und Jugendsportbereich, bei dem die Notwendig-keit der Aufklärung (über die gesundheitlichen Risiken) erkannt und deutlich intensiviert werden muß.

Und natürlich würde man sehr wahrscheinlich nach einer generellen Freigabe folgerichtig wie-

der nach neuen, dann naturgemäß wohl noch ge-fährlicheren, Alternativen suchen!

Die bitterste Bilanz und Zukunftsvision doku-mentiert die entlarvende Feststellung eines

höchsten Sportfunktionärs auf die Frage nach einer notwendigen, konstruktiven Zusammenarbeit mit der Pharmaindustrie: Das kannst Du vergessen, das ist ein Milliardengeschäft!“

Quod erat demonstrandum.

Wolfgang Avenarius Spielt selbst seit über 60 Jahren (u. a. Eintracht Frank-furt Amateure) immer noch aktiv Fußball und be-gleitet seit über 40 Jahren als Fernsehjournalist und Moderator die nationale und internationale Szene.

Sky hat angekündigt, in München-Unterföhring ein neues Sportsendezentrum entstehen zu las-sen. Die Baumaßnahmen haben begonnen, so-dass der Probebetrieb bereits im Juni 2017 star-ten kann. Für Juli kommenden Jahres sind dann bereits die ersten Produktionen geplant. In „The Cube“, wie das Projekt heißt, sollen in einem

ersten Schritt zwei Studios mit einer Größe von 250 und 600 Quadratmetern sowie eine neue Fläche von 250 Quadratmetern für die Bundes-liga-Konferenz entstehen. Sky wird für das neue Sendezentrum mit einer Gesamtfläche von 1.700 Quadratmetern eine Summe im zweistelligen Millionenbereich investieren.

Sendezentrum: Sky investiert in München-Unterföhring

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Lichtenberg, und der hat bekanntermaßen vor reichlichen 200 Jahren gelebt, muss mal wieder für Geistvolles herhalten. Genau, um den Kopf geht es. Lichtenberg hatte dereinst fabuliert, man muss etwas Neues machen, um etwas Neues zu sehen. Nun sind derlei Gedanken Museologen in den Sinn gekommen. Experten, von gleich um die Ecke. Wir befinden uns ja in Hessen. In Main-hattan. Das Senkenberg, eine Institution und zugleich ein aner-kannter Ort des Forschens und Präsentierens. Es sorgt für dieses Spektakel. Mit einem begehbaren Modell des Gehirns will das Senckenberg-Naturmuseum demnächst, Zeitpunkt offen, zuvor-derst Besucher beeindrucken und zugleich seine Haushaltskasse aufbessern. Ganz demokratisch ließ man im Frühjahr abstimmen, wessen Gehirn dafür ausgewählt werden sollte.Das Ergebnis war mathematisch betrachtet eineindeutig: Nicht für das Physik-Genie Albert Einstein, oder die Gorilla-Forscherin Jane Goodall, entschied sich die überwiegende Mehrheit der 2.300 Teilnehmer, sondern für das Gehirn des, und nun kommt es beinhart, Fußballidols Karl-Heinz „Charly“ Körbel. Ja, man fragt sich schon, kannten die, und kreuzten die keinen anderen an, etwa den ‚Loddar‘ Matthäus oder Franz, den Kaiser oder gar Jogi Löw mit seiner Denkerstirn, mit ihren vielen Windungen, wo

Tausende Taktikvarianten ge-speichert sind. Bitte schön, da wären auch noch Ibrahimovic, Messi oder Ronaldo oder viel-leicht sogar Pele im Angebot. Wer sagt denn, wir seien nicht kosmopolitisch aufgestellt, ha-ben wir doch jeden Tag Bör-se und Zentralbank im Blick. Doch egal, die Münze ist gefal-len. Sie, oder auch nicht Sie, haben gewählt. Das Hirn der 61-jäh-rigen Eintracht-Frankfurt-Legende wird nun gescannt und ein 3D-Modell erstellt, teilte das Museum mit. Körbel ist mit 602 Partien der am häufigsten eingesetzte Spieler der Bundesliga-Geschichte. Vorurteile gegen Fußballer hegt das Museum nicht. Fußball ver-lange dem Gehirn nach aktuellem Forschungsstand mehr ab als Schach, schwarz auf weiß haben wir es nun vom Museumschef. Danke, und auch danke an Pfundskerl Karl-Heinz Körbel für sein anthroposophisches Modellsitzen. Millionen dürften damit nicht zu verdienen sein. Somit ist die Sorge um Nachahmer in Madrid oder Manchester wohl eher gering. Wolfgang Marr

Betrachtung in der Rubrik: Als hätten wir es gewusstDenkste: Fußball fordert Gehirn mehr als Schach

Charly Körbel (Foto: Frank Rumpenhorst)

Der Neue: Thomas Fuhrmann (links), der Ruheständler 2017: Dieter Gruschwitz. (Fotos: ZDF)

Fuhrmann von Berlin nach MainzDas ZDF ist auf der Suche nach einem Nachfolger für den 62-jäh-rigen Dieter Gruschwitz als Sportchef des Mainzer Senders fündig geworden. Zum 1. Februar übernimmt Thomas Fuhrmann den Po-sten. Fuhrmann wird zum 1. Februar neuer Leiter der Hauptredak-tion Sport im ZDF. Einen entsprechenden Vorschlag von Intendant Thomas Bellut segnete der Verwaltungsrat des ZDF nun ab. Er tritt damit die Nachfolge von Dieter Gruschwitz an, der seit 2005 an der Spitze des ZDF-Sports steht.Fuhrmann ist Westfale. Er wurde am 5. Februar 1966 geboren in Bielefeld geboren. Von 1986 bis 1991 absolvierte er ein Studium der Diplom-Journalistik in München, war DAAD-Stipendiat für einen einjährigen USA-Aufenthalt und Absolvent der 25. Lehrredaktion der Deutschen Journalistenschule in München. 1991 bis 1992 arbeitete er als Nachrichtenredakteur bei „Tele 5“, 1993 bis 1994 Bonner Kor-respondent für „n-tv“ 1995 bis 1998 Reporter beim ZDF-Magazin

„Frontal“ 1998 bis 1999 stellvertretender Redaktionsleiter und Mo-derator von „Kennzeichen D“, 1999 bis 2000 war er Korrespon-dent im Hauptstadtstudio Berlin 2001 bis 2005 Chef vom Dienst der ZDF-Redaktion „Frontal 21“, 2005 bis 2010 Leiter der Sendung „Aktuelles Sportstudio“ und stellvertretender Hauptredaktionsleiter Sport, seit Dezember 2010 ist Fuhrmann Leiter des ZDF-Morgen-magazins in Berlin.

Hört, hört, das neue, auf die junge Generation ausgerich-tete Onlineangebot von ARD und ZDF soll nun endlich am 1. Oktober 2016 starten. Diesen Termin nannte die ARD-Vorsitzende Prof. Karola Wille auf der Pressekonfe-renz nach der jüngsten Intendantentagung in Bonn. Einen Namen gab sie noch nicht bekannt.Florian Hager (Foto), verantwortlich für das neue Pro-dukt, beim Südwestfunk angesiedelt und in seiner Vita mit einigen Jahren Berufserfahrung beim deutsch-fran-zösischen Gemeinschaftssender Arte, sagte in einem kurzen Statement, die Inhalte teilten sich in drei Bereiche

Knapp drei Monate vor Start: Jugendsender ohne NamenARD-Vorsitzende Wille und Programmchef Hager zu Einzelheiten

auf: Information, Orientierung und Unterhaltung – Über-schneidungen seien möglich. Zum Start seien insgesamt 30 Formate geplant, die auch auf Drittplattformen wie Youtube oder Snapchat genutzt werden könnten. Das „Junge Angebot“ soll auf einer Internet-Plattform basie-ren, crossmedial sein und Fernseh- und Radiobeiträge mit Inhalten auf Online-Foren verknüpfen. Zielgruppe sind die 14- bis 29-Jährigen. Als Gesamtbudget sind rund 45 Millionen Euro vorgesehen. Damit hat Hager knapp 4 Mil-lionen pro Monat zur Verfügung. Im Gegenzug sollen die Digitalkanäle EinsPlus und ZDFkultur eingestellt werden.

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PresseFoto Hessen-Thüringen 201610. Foto-Wettbewerb für Journalistinnen und Journalisten

August 2016

01.08. Helge Konrad Braun (75) OV Wiesbaden02.08. Simmy Schnabel (77) OV Frankfurt02.08. Linda White (70) OV Frankfurt03.08. Hans-Joachim Ludwig (77) OV Frankfurt05.08. Rainer Hartmann (80) OV Frankfurt05.08. Annedore Smith (65) OV Frankfurt06.08. Wolfgang Brausse (88) OV Frankfurt06.08. Wilhelm Klein (75) OV Frankfurt08.08. Bernhard Siegmund (80) OV Darmstadt08.08. Wolfgang von Fumetti (76) OV Frankfurt08.08. Hans-Joachim Weikert (70) OV Kassel10.08. Knut Kuckel (65) BV Lahn-Dill11.08. Peter Knorr (77) OV Frankfurt13.08. Walter Schütz (90) OV Kassel17.08. Stefan Berkenbusch (65) OV Wiesbaden19.08. Dr. Helmut F. Reissner (82) OV Frankfurt19.08. Peter Schwarz (65) BV Osthessen20.08. Richard Schmidt (77) OV Wiesbaden23.08. Waltraud Krase (77) OV Frankfurt

24.08. Selina Riefenstahl (77) OV Wiesbaden25.08. Siegfried Wisotzky (70) OV Frankfurt27.08. Emil Pathe (77) OV Frankfurt28.08. Günther Helding (76) OV Frankfurt29.08. Manfred Horz (86) OV Wiesbaden

September 2016

09.09. Dieter Th. Hesse (81) OV Gießen12.09. Sylvia Schlüter (83) OV Frankfurt12.09. Gisela Peters (65) OV Frankfurt16.09. Claus Seibel (80) OV Wiesbaden16.09. Karl-Heinz Brunk (75) OV Gießen17.09. Horst Fiedler (65) OV Frankfurt20.09. Werner Senzel (80) OV Kassel20.09. Manfred Greil (76) OV Frankfurt22.09. Gernot Schobert (65) OV Gießen24.09. Claus Völker (65) OV Darmstadt27.09. Stefan Petrescu (82) OV Frankfurt

Wir gratulieren!

Ausschreibung und Teilnahmebedingungen

1. Teilnahmeberechtigt sind hauptberufl iche Journa - lis tinnen und Journalisten aus Hessen und Thüringen. Die Mitgliedschaft im DJV ist keine Voraus setzung für die Teilnahme.

2. Die eingesandten Motive müssen das aktuelle Geschehen in den vergangenen 12 Monaten vor dem Einsendeschluss des Wettbewerbs widerspiegeln. Jeder Teilnehmer kann maximal 10 Einzelarbeiten und eine Fotoserie, die aus max. 5 Bildern bestehen darf, einreichen und sich für die jeweils ausgeschriebenen Kategorien bewerben. Die eingesandten Fotos müssen den anerkannten journalistischen Standards ent - sprechen und für die Veröffentlichung in journalistischen Medien geeignet sein.

3. Die Bilder im RGB-Farbraum können unter www.pressefotohessenthueringen.de oder www.pressefoto-hessen-thueringen.de hochgeladen werden. Die Aufl ösung der Bild- dateien sollte nach Möglichkeit bei einem Format von 40 x 50 Zentimeter 300 dpi betragen. Das entspricht 4724 x 5906 Pixel. Die Poster für die Ausstellung werden vom DJV ausgedruckt. Er kann zur optisch ansprechenden Gestaltung das Bildformat ändern/skalieren.

4. Im Upload-Formular sind folgende Angaben zu vermerken: Name des Urhebers, vollständige Adresse, Telefonnummer, E-Mail-Adresse, Kategorie, Titel des Fotos, Aufnahmedatum und Motivbeschreibung. Einreichungen, die nicht den Vorgaben entsprechen, können nicht berücksich- tigt werden. Fotomontagen sind grundsätzlich ausgeschlossen. Den Bewerbungsunterlagen ist eine kurze Darstellung des berufl ichen Werde- gangs beizufügen.

5. Der Teilnehmer versichert, dass er alleiniger Inhaber der Urheberrechte ist, die eingereich - ten Arbeiten von Rechten Dritter frei sind und bei der Darstellung von Personen keine Persönlichkeitsrechte verletzt sind. Der Einsender ist einverstanden, dass die Fotos honorarfrei

• in einer Wanderausstellung zum Wettbewerb gezeigt und für PR-Maßnahmen im Zusammenhang mit der Ausstellung verwendet werden können,

• im Ausstellungskatalog und in einem Jahreskalender veröffentlicht werden können,

• in der medienübergreifenden Berichterstattung über den Wettbewerb (inkl. Veröffentlichung auf den Internetseiten und den Auftritten der Landesverbände in den sozialen Netzwerken) veröffentlicht werden.

6. Die Fotos werden bei Veröffentlichungen mit dem Urhebervermerk versehen. Die Veranstalter sichern zu, über den beschriebenen Rahmen hinaus die Fotos nicht weiter zu verwenden.

7. Die Teilnahme ist kostenlos.

8. Die Frist zur Einreichung endet am 28. Septem ber 2016.

9. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Einsender erklären sich durch die Teilnahme mit den Wett - bewerbsbedingungen einverstanden.

Die Preisverleihung fi ndet am 28. November 2016 im Hessischen Landtag in Wiesbaden statt.

Teilnehmer fi nden unter

www.pressefotohessenthueringen.de

oder

www.pressefoto-hessen-thueringen.de

die Teilnahmebedingungen sowie das Formular, um ihre Bilder zum Wettbewerb einzureichen.

DJV Landesverband Hessen Rheinbahnstr. 3, 65185 Wiesbaden Tel. 0611-34 19 124 E-Mail: [email protected]

DJV-Landesverband Thüringen Anger 44, 99084 Erfurt Tel. 0361-56 60 529 E-Mail: [email protected]

Wir danken für die Unterstützung:

Press

eFoto Hessen-Th üringen 2016

der DJV–Landesverbände Hessen und Thüringen

10. Foto-WettbewerbDer Wettbewerb soll die Arbeit fotografie-render, hauptberuflicher Journalistinnen und Journalisten der Öffentlichkeit nahe bringen und das aktuelle Geschehen do-kumentieren.Der Wettbewerb steht unter der Schirm-herrschaft des Präsidenten des Thüringer Landtags, Christian Carius, und des Prä-sidenten des Hessischen Landtages, Nor-bert Kartmann.

Die Preisverleihung findet am am 28. November 2016 im

Hessischen Landtag in Wiesbaden statt.

Ausgewählte Bilder des Wettbewerbs wer-den in einer Wanderausstellung gezeigt.

Dazu wird ein Katalog erscheinen.

Das Foto des Jahres 2016 (dotiert mit 2.000 Euro) wird unter allen Einsendungen ausgewählt.

Folgende Kategorien werden ausgeschrieben:• Sonderthema: Meine Fotos des Jahrzehnts

(dotiert mit 1.000 Euro)• Beste Serie (dotiert mit 1.000 Euro)• Menschen & Momente (dotiert mit 500 Euro)• Kultur & Gesellschaft (Kamera)• Sport & Freizeit (dotiert mit 500 Euro)• Umwelt & Natur (dotiert mit 500 Euro)• Technik & Verkehr (dotiert mit 500 Euro)

Teilnehmer finden unter: www.pressefotohessenthueringen.de oder www.pressefoto-hessen-thueringen.de die Teilnahmebedingungen sowie das Formu-lar, um ihre Bilder zum Wettbewerb einzu-reichen.DJV Landesverband HessenRheinbahnstr. 3, 65185 WiesbadenTel. 0611-34 19 124E-Mail: [email protected]

DJV-Landesverband ThüringenAnger 44, 99084 ErfurtTel. 0361-56 60 529E-Mail: [email protected]

ALLES GUTE ZUM GEBURTSTAG

Page 36: Jungjournalistentag 2016 · 2016. 7. 18. · (September 2016) müssen bis spätestens 1. September 2016 an kontakt@msb-komm.de eingereicht werden. Ja, so kann es gehen. Nein, so darf

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