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JUGENDROTKREUZ für die Sekundarstufe 2007 AKTUELLE UNTERRICHTSMATERIALIEN Mit zwei farbigen OH-Folien Zukunfts- und Versagensängste von Kindern und Jugendlichen Analysen – Folgen – Perspektiven
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JUGENDROTKREUZf ü r d i e S e ku n d a r s t u fe2 0 0 7

A K T U E L L E U N T E R R I C H T S M A T E R I A L I E N

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Zukunfts- und Versagensängstevon Kindern und JugendlichenAnalysen – Folgen – Perspektiven

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Die Innen-seiten (inkl.

der Folien) sind perforiert und lassen sich bei Bedarf bequem heraustrennen.

Innenseiten

perforiert!

Zukunfts- und Versagensängstevon Kindern und JugendlichenAnalysen – Folgen – Perspektiven

Z U M I N H A L T 3

M A T E R I A L I E N 5

1. Teil: Einstieg: Worunter leiden Kinder und Jugendliche heute,

wovor haben sie Angst?

M 1.1 Abschiedsbrief des Amokläufers Sebastian B. 5M 1.2 Kreative Zugänge (I): Was setzt uns unter Druck, 6

was macht uns Angst?M 1.3 Kreative Zugänge (II): Mit den Augen von Jugendlichen Folie 1

2. Teil: Erarbeitung I: Analyse der Bedingungen

M 2.1 Leistungsanforderungen 7M 2.2 Schule als Stressfaktor 8M 2.3 Der Druck der Marken 9M 2.4 Bin ich schön (genug)? 10M 2.5 Mobbing 11M 2.6 Jugendarbeitslosigkeit 12M 2.7 Karikaturen: Folgen des Leistungsdrucks 13M 2.8 Umwelt: Wir haben alles im Griff … 14

3. Teil: Erarbeitung II: Was sind die Folgen?

M 3.1 Psychische Folgen von Mobbing 15M 3.2 Flucht in die Sucht 18M 3.3 Körperliche Folgen: z.B. Magersucht 19M 3.4 Soziale Folgen: z.B. Rechtsextremismus 20M 3.5 Perspektiven?! 21

4. Teil: Ausblick: Welche Perspektiven sind möglich?

M 4.1 Durch Wissen zur anderen Einstellung (I): Woher kommt der 22Schönheitsterror?

M 4.2 Durch Wissen zur anderen Einstellung (II): Die Zeitbedingtheit von Schönheitsidealen 23

M 4.3 Die Zeitbedingtheit von Schönheitsidealen: Kunstwerke mit Venusdarstellungen Folie 2

M 4.4 Stressbekämpfung und Ich-Stärkung 24M 4.5 Umgang mit Gewalt 25M 4.6 Handlungsalternativen 26

U N T E R R I C H T S V E R L A U F 27

A N G E B O T E D E S Ö J R K 3. Umschlagseite

KontaktÖsterreichisches JugendrotkreuzGeneralsekretariatWiedner Hauptstraße 32, 1041 Wien

Tel.: 01/58 900-173Fax: 01/58 900-179E-Mail: [email protected]

EditorialDie Unterrichtsmaterialien für die Se-kundarstufe, die Sie in Händen halten,sind ein Baustein der neuen Jugendrot-kreuz-Kampagne „Deine Stärken. Dei-ne Zukunft. Ohne Druck!“. Jugendlichewerden stark gefordert: in der Schule,zu Hause, im Freundeskreis, als immerbegehrtere Zielgruppe der Wirtschaft,als zukünftige Wähler … Wir sehen,dass der Druck auf die jungen Men-schen von allen Seiten zunimmt. Dasführt vermehrt zu ernsthafter Über-For-derung, die gesundheitliche Beein-trächtigungen auslösen kann. So weitwollen wir es nicht kommen lassen.Ich freue mich, dass das Jugendrot-kreuz im deutschsprachigen Raum – inDeutschland, Schweiz, Luxemburg undÖsterreich – es geschafft hat, dieseKampagne auf die Beine zu stellen, umgemeinsam die Stimme für die Ju-gendlichen zu erheben und junge Men-schen stark zu machen. Ich lade Sieein: Machen Sie mit! Eine Möglichkeitist die Nutzung dieser Unterrichtsmate-rialien, weitere Angebote finden Sieauf http://www.deine-staerken.org/

Karl J. ZarhuberGeneralsekretär des ÖJRK

Impressum

Herausgeber

Deutsches Rotes Kreuz Generalsekretariat– Jugendrotkreuz –Carstennstraße 581220 Berlin

Verantwortlich: Matthias BetzRedaktion: Michaela Roeder

Autorinnen der Einheit:

Mirjam ZimmermannChristiane Neumann-Tacke

Verlag

Bergmoser + Höller Verlag AGLektorat: Sonja HeinrichKarl-Friedrich-Straße 7652072 AachenDeutschland

Mediengestaltung

graphodata AG, Aachen

Druck

Köllen Druck + Verlag GmbH, Bonn/Berlin

Erscheinungsjahr: 2007

Titelbild: C. Schlemmer, Hohen Neuendorf

Nicht bei allen Texten ist es dem Verlag gelungen,den Urheber zu ermitteln. Nicht gemeldete Beiträ-ge werden nach Geltendmachung entsprechenderAnsprüche durch den Verlag in üblicher Weise ho-noriert.

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* für die Sek. I geeignet

Die Kontaktadressen aller ÖJRK-Landesleitungen finden Sie unter:http://www.jugendrotkreuz.at/

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Bestellung weiterer Kampagnenmaterialien

Bitte senden Sie mir:

❑ Poster „Superstar“ (Format A2)

❑ Poster „Problemfigur“(Format A2)

❑ Poster „Schaff ich das?“ (Format A2)

❑ Poster „Hab ich was zu sagen?“ (Format A2)

❑ Exemplare Kampagnen-Folder

❑ Arbeitsmaterialien für Jugendgruppen

Österreichisches

Jugendrotkreuz

Generalsekretariat Wiedner Hauptstraße 32

1041 Wien

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› Bitte an der gestrichelten Linie falten und in einen Fensterbriefumschlag stecken.Oder per Fax an 0011//8855 990000--117799 (E-Mail: [email protected],Webadresse: hhttttpp::////wwwwww..jjuuggeennddrroottkkrreeuuzz..aatt//, Telefon: 0011//5588 990000--117733).

Sagen Sie uns Ihre MeinungDamit wir noch besser auf Ihre Bedürfnisse eingehen

können, nehmen Sie sich bitte ein paar Minuten Zeit und

beantworten Sie uns folgende Fragen. Danke für Ihre

Mühe!

Ich finde diese Materialien im Unterricht

❑ gut einsetzbar

❑ weniger gut einsetzbar, weil

❑ Ich habe diese Materialien bereits in folgenden Schul-stufen eingesetzt:

O 5 O 6 O 7 O 8

O 9 O 10 O

... das haben wir gelernt:

Anregungen für die Gestaltung ähnlicher Unterrichts-materialien:

Bestellbedingungen: Die Materialien werden gegen einen Versandkosten-Beitrag zugeschickt. Werbe-mittel zur Kampagne können Sie über die Webseitehhttttpp::////wwwwww..ddeeiinnee--ssttaaeerrkkeenn..oorrgg// bestellen

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JUGENDROTKREUZ 2 0 0 7 Zukunfts- u. Versagensängste

Mirjam Zimmermann/Christiane Neumann-Tacke

Zukunfts- und Versagensängste von Kindern und JugendlichenAnalysen – Folgen – Perspektiven

Wer bin ich? Sie sagen mir oft,ich erscheine in der Schulegelassen und gut gelaunt und sicherwie einer, der keinerlei Angst vor derZukunft hat.

Wer bin ich? Sie sagen mir oft, ich spräche mit meinen Lehrernselbstbewusst und freundlich undklar, als hätte ich zu gebieten undnicht Befehle zu befolgen und michvon Klassenarbeiten und Hausaufga-ben zwischen Erfolg und Misserfolgbestimmen zu lassen.

Wer bin ich?Sie sagen mir auch,man merke mir die Schwierigkeitennicht an, Kind meiner Zeit zu sein, ichtrüge die Niederlagengleichmütig, lächelnd und auf bessereZeiten hoffend. Stress mache mirwohl nichts aus.

Bin ich das wirklich, was andere vonmir sagen?

Oder bin ich nur das, was ich selbstvon mir weiß?

Unruhig, ängstlich, sehnsüchtig,krank, wie ein Vogel im Käfig, getrie-ben von Marken, Schönheitsidealen,Geld und dem Versuch, den Schein zuwahren, ringend nach Anerkennung,hungernd nach Farben, nach Blumen,nach Vogelstimmen,dürstend nach guten Worten, nachmenschlicher Nähe, nach wahrerFreundschaft,innerlich zitternd vor Zorn über Will-kür, kleinste Kränkung und alltägli-ches Mobbing.

Umgetrieben von der Angst, dass ich

für meine Zukunft nicht selbst sorgenkann, weil ich keine Arbeit finde, oderdie falsche oder eine, die mein Lebennicht ausfüllt, sondern mich zu einemRädchen in einer Maschine macht.Zugeschnürt von der Sorge, dass dieWelt den Menschen nicht stand hält,dass die Natur sich wehrt, die Energie-reserven für meine Kinder nicht mehrreichen, ohnmächtig bangend, zu fei-ge und nicht in der Lage hier prophe-tisch nein zu rufen, zu müde und leerzum Beten, zum Denken, zum Schaf-fen, manchmal matt und bereit, aufzu-geben und von allem Abschied zu neh-men.

Wer bin ich? Der oder jener?Bin ich denn heute dieser und morgenein andrer? Bin ich beides zugleich?Vor Menschen ein Heuchler und vormir selbst ein verachtenswerterSchwächling?Oder gleicht, was in mir noch ist, demgeschlagenen Heer, das in Unordnungweicht vor schon gewonnenem Sieg?Wer bin ich? Einsames Fragen treibtmit mir Spott. Wer ich auch bin, ich wollte, wenigs-tens einer würde mich kennen undverstehen, o Gott.

Dieses Gedicht, das in Abwandlungdes Gedichts von Dietrich Bonhoeffer„Wer bin ich?“ von 15- und 16-jähri-gen Schülerinnen und Schülern verfasstwurde, zeigt die Situation vieler jun-ger Menschen. Jugendliche sind ver-schiedenen gesellschaftlichen Anfor-derungen unterworfen, sie müssencool sein, gute Leistungen in derSchule erbringen, sie müssen gut aus-sehen, die richtige (Marken-)Kleidungtragen, sie brauchen Abgrenzung undgleichzeitig Anerkennung und sind inall ihren Ängsten und Sorgen auf derSuche nach sich selbst und ihrer Rol-

le, die sie in dieser Gesellschaft über-nehmen wollen und übernehmenmüssen.Ähnliche Ergebnisse zeigt auch einenähere Betrachtung der Shell Jugend-studie 2006.Darin wird deutlich, dass bei den Ju-gendlichen die Sorge, keinen geeig-neten Arbeitsplatz zu finden bzw. ei-nen möglichen Arbeitsplatz zu verlie-ren, im Vordergrund steht. Waren es2002 noch 55% der Jugendlichen,die sich um ihren Arbeitsplatz sorg-ten, so sind es 2006 bereits 69%. Da-mit einher geht auch eine deutlicheAngst vor einer schlechteren wirt-schaftlichen Lage und die damit ver-bundene Angst vor Armut. Auch die Zahl derjenigen Jugend-lichen, die ihre eigene Zukunft eherzuversichtlich sehen, ist zurückgegan-gen. Waren dies 2002 noch 56%, sosind es heute 50%, die sich in Bezugauf ihre persönliche Zukunft, aberauch in Hinsicht auf die gesellschaftli-che Zukunft optimistisch äußern. 8%der Jugendlichen beurteilen ihre Zu-kunftsaussichten heute düster, dassind 2% mehr als 2002. Deutlich ne-gativer noch beurteilen die Jugend-lichen die zukünftige gesellschaftli-che Entwicklung. 53% der Jugend-lichen im Vergleich zu 45% im Jahre2002 sehen die gesellschaftliche Zu-kunft pessimistisch, nur noch 44% imVergleich zu vormals 48% sehen diegesellschaftliche Entwicklung zuver-sichtlich.Diese Zahlen zeigen, dass sich die Ju-gendlichen heute durchaus bewusstdarüber sind, dass sie in unserer Ge-sellschaft nicht nur Chancen haben,sondern auch mit erheblichen Risikenkonfrontiert sind, eventuell zu schei-tern. Jugendliche, die ohne einen qua-lifizierten Abschluss die Schule verlas-sen oder nur schlechte Zeugnisse vor-

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weisen können, haben auf dem Aus-bildungsmarkt zurzeit kaum eineChance. Viel weniger noch können siesich dann einen Ausbildungsplatzaussuchen und damit ihre Zukunftmitgestalten. So hängt eine eigeneselbstbestimmte Lebensgestaltungnoch mehr als früher von den er-brachten Leistungen ab und das er-zeugt einen zum Teil unerträglichenDruck.Leistungs- und Komplexitätsfähigkeitsind Schlüsselqualifikationen, um ineiner solchen Gesellschaft zu beste-hen. Neben Fach- und Methodenkom-petenz werden von den Jugendlichenkognitive Fähigkeiten, Sozial- und Per-sönlichkeitskompetenz, kommunikati-ve Fähigkeiten, Flexibilität, Mobilität,Zielstrebigkeit, Kreativität und Kultur-kompetenz verlangt. Die in der 15.Shell-Studie als „selbstbewusste Ma-cher/-innen“ oder als „robuste Materi-alisten“ charakterisierten Jugend-lichen können vielleicht mit dieser(Über-)forderung umgehen, die „prag-matischen Idealisten“ und die Gruppeder „zögerlichen, skeptischen, resig-nativen“ Jugendlichen aber drohen zuscheitern.In dieser Situation ist es wichtig, Ju-gendliche nach Möglichkeit zu stärkenund ihnen Alternativen aufzuzeigen,mit diesen Anforderungen realistischund selbstbewusst umzugehen. Dafürscheint es zum einen sinnvoll zu sein,

sich auf vorhandene Ressourcenaußerhalb des öffentlichen Lebens zubesinnen. So scheinen viele Jugendli-che wieder den Rückhalt im privat-fa-miliären Bereich ihrer Herkunftsfami-lie zu suchen. 73% der Jugendlichenim Alter von 18 bis 21 Jahren lebennoch bei ihren Eltern, bei den 22–25Jährigen sind es immerhin noch34%. Sicherheit, sozialen Rückhalt,emotionale Unterstützung, all daskann die Familie in positiver Hinsichtan Stärkung ermöglichen, und solässt sich entgegen der These von derAuflösung von Ehe und Familie ausder 15. Shell-Studie bei den heutigenJugendlichen eine starke Familien-orientierung feststellen. 72% vertre-ten auch direkt die Meinung, dassman eine Familie brauche, um wirk-lich glücklich sein zu können. Aber auch in der Schule, dem Be-reich, von dem häufig der Leistungs-druck ausgeht, gibt es Ansätze dafür,Kinder und Jugendliche so zu stärken,dass sie mit den großen Anforderun-gen der Zukunft gelassener undselbstbewusster umgehen lernen undin der Lage sind, Eigenschaften zuentwickeln, die nötig sind, um in derGesellschaft heute zurechtzukommen.Eine solche Ich-Stärkung kann undsollte Bestandteil aller Unterrichtsfä-cher sein. Dabei gilt es zunächst, vor-handene Ängste zu thematisierenund Angst machende Faktoren zu be-

JUGENDROTKREUZ 2 0 0 7 Zukunfts- u. Versagensängste

nennen. Folglich setzt dieses Unter-richtmodell im ersten Teil bei der Ana-lyse und Beschreibung möglicherÄngste von Kindern und Jugend-lichen an.Hier werden neben Leistungsanforde-rungen in Schule und AusbildungThemen wie Mobbing, der Druckdurch gängige Schönheitsideale undMarken und der Bereich Umweltzer-störung angesprochen. Die von Schü-lerinnen und Schülern gemachtenBilder/Collagen (Folie) sollen ermög-lichen, das Tableau je nach Klasse in-dividuell zu eröffnen.Im zweiten Teil werden mögliche psy-chische, körperliche und soziale Fol-gen benannt, zu denen es als Reak-tion auf die beschriebenen angstaus-lösenden Problembereiche kommenkann.Mögliche Perspektiven eines kon-struktiven Umgehens mit den eige-nen Ängsten werden dann im drittenund letzten Teil benannt, sei es, in-dem durch Wissen eine veränderteEinstellung zu erlangen versucht wird(Schönheitsideal), sei es, indem indi-viduelle Handlungsmöglichkeiten er-arbeitet werden: Umgang mit Mob-bing, Übungen zur Entspannung oderzur Stärkung des Selbstbewusst-seins, Sinnfindung durch soziales En-gagement.

Plaßmann/ CCC, www.c5.net

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„Wenn man weiss, dass man in seinem Leben nicht mehrglücklich werden kann, und sich von Tag zu Tag die Grün-de dafür häufen, dann bleibt einem nichts anderes übrigals aus diesem Leben zu verschwinden. Und dafür habeich mich entschieden. Es gibt vielleicht Leute die hättenweiter gemacht, hätten sich gedacht „das wird schon“,aber das wird es nicht.

Man hat mir gesagt ich muss zur Schule gehen, um fürmein leben zu lernen, um später ein schönes Leben führenzu können. Aber was bringt einem das dickste Auto, dasgrösste Haus, die schönste Frau, wenn es letztendlich sowieso für’n Arsch ist. Wenn deine Frau beginnt dich zuhassen, wenn dein Auto Benzin verbraucht das du nichtzahlen kannst, und wenn du niemanden hast der dich indeinem scheiss Haus besuchen kommt!

Das einzigste was ich intensiv in der Schule beigebrachtbekommen habe war, das ich ein Verlierer bin. Für die ers-ten Jahre an der GSS stimmt das sogar, ich war der Kon-sumgeilheit verfallen, habe danach gestrebt Freunde zubekommen, Menschen die dich nicht als Person, sondernals Statussymbol sehen. Aber dann bin ich aufgewacht!Ich erkannte das die Welt wie sie mir erschien nicht exis-tiert, dass sie eine Illusion war. Ich merkte mehr und mehrin was für einer Welt ich mich befand. Eine Welt in der Geldalles regiert, selbst in der Schule ging es nur darum. Manmusste das neuste Handy haben, die neusten Klamotten,und die richtigen „Freunde“. hat man eines davon nicht istman es nicht wert beachtet zu werden. Ich verabscheuediese Menschen, nein, ich verabscheue Menschen.

Ich habe in den 18 Jahren meines Lebens erfahren müs-sen, dass man nur glücklich werden kann, wenn man sichder Masse fügt. Aber das konnte und wollte ich nicht. Ichbin frei! Niemand darf in mein Leben eingreifen, und tut eres doch hat er die Konsequenzen zu tragen! Kein Politikerhat das Recht Gesetze zu erlassen, die mir Dinge verbieten,Kein Bulle hat das Recht mir meine Waffe wegzunehmen,schon gar nicht während er seine am Gürtel trägt.

Wozu das alles? Wozu soll ich arbeiten? Damit ich mich ka-puttmaloche um mit 65 in den Ruhestand zugehen und 5Jahre später abzukratzen?Nein, es gibt für mich jetzt noch eine Möglichkeit meinemLeben einen Sinn zu geben, und die werde ich nicht wie al-le anderen zuvor verschwenden! Vielleicht hätte mein Le-ben komplett anders verlaufen können. Aber die Gesell-schaft hat nunmal keinen Platz für Individualisten.Ihr habt diese Schlacht begonnen, nicht ich. Meine Hand-lungen sind ein Resultat eurer Welt, eine Welt die mich

nicht sein lassen will wie ich bin. Ihr habt euch über michlustig gemacht, dasselbe habe ich nun mit euch getan, ichhatte nur einen ganz anderen Humor!

… Mir wurde bewusst, dass ich mein Leben lang der Dum-me für andere war, und man sich über mich lustig machte.Und ich habe mir Rache geschworen! Diese Rache wird sobrutal und rücksichtslos ausgeführt werden, dass euch dasBlut in den Adern gefriert. Bevor ich gehe, werde ich eucheinen Denkzettel verpassen, damit mich nie wieder einMensch vergisst!

Ich will, dass sich mein Gesicht in eure Köpfe einbrennt!… Ich ging nicht nur in eine Klasse, nein, ich ging auf dieganze Schule. Die Menschen die sich auf der Schule befin-den, sind in keinem Falle unschuldig! Niemand ist das!Ein Grossteil meiner Rache wird sich auf das Lehrpersonalrichten, denn das sind Menschen die gegen meinen Willenin mein Leben eingegriffen haben, und geholfen habenmich dahin zu stellen, wo ich jetzt stehe; Auf dem Schlacht-feld!

Gebt jedem eine Waffe und die Probleme unter den Men-schen lösen sich ohne jedliche Einmischung Dritter. Wennjemand stirbt, dann ist er halt tot. Und? Der Tod gehört zumLeben!

Ich hasse euch und eure Art! Ihr müsst alle sterben!Seit meinem 6. Lebensjahr wurde ich von euch allen ver-arscht! Nun müsst ihr dafür bezahlen!Weil ich weiss, dass die Fascholizei meine Videos, Schul-hefte, Tagebücher, einfach alles, nicht veröffentlichen will,habe ich das selbst in die Hand genommen.Als letztes möchte ich den Menschen, die mir etwas be-deuten, oder die jemals gut zu mir waren, danken, undmich für all dies entschuldigen!Ich bin weg …Auf Wiedersehen, Menschheit …“

11) Der Text wurde nicht verändert, d.h. Rechtschreibung und Grammatikfehlerwurden nicht korrigiert, um den Originalcharakter des Briefes zu erhalten.

Arbeitsaufträge

A Welche Gründe für seine Tat nennt Sebastian in seinem Abschiedsbrief?

B Warum hat er diesen Brief wohl geschrieben?C Wie hätte man ihm vielleicht helfen können?

M 1.1 Abschiedsbrief des Amokläufers Sebastian B.

Am 16.11.2006 stürmte der 18-jährige Sebastian B. in einem schwarzen Mantel und mit einer Gasmaske auf dem Kopf seinealte Schule, die Geschwister-Scholl-Schule in Emsdetten (Deutschland). Bevor er sich selbst tötete, verletzte er 37 Personen,eine davon starb.Er hatte den Amoklauf lange geplant und Bekannten gegenüber angekündigt.Hier sind Auszüge aus seinem Abschiedsbrief:1)

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DruckbarometerLegt eine lange Schnur durch das Klassenzimmer und positioniert Zettel mit den genannten und vielleicht nochweiteren Gefühlen zum Thema Angst darauf oder markierteine Angstskala mit den Stärken 1–10. Sprecht über eure „Stand-Punkte“ bei folgenden Situationen (weitere er-gänzen): 1. In einem halben Jahr machst du deinen Schulabschluss

und weißt noch nicht, was du danach machen wirst.2. Dein Vater macht eine gefährliche Klettertour in den Al-

pen, ein Unwetter zieht auf.3. Deine Eltern streiten gerade heftig, deine Mutter sagt:

„Ich ziehe aus!“4. Deine Bewerbungen um einen Ausbildungsplatz waren

bisher alle erfolglos.5. Deine Heimatstadt wird 2100 wegen des steigenden

Meeresspiegels überflutet sein.6. In zwei Minuten geht die Mathearbeit los.7. Du hast heute zum ersten Mal die neuen Turnschuhe

aus dem Supermarkt an. Deine alten Schuhe waren zuklein, für Markenschuhe hat dein Geld diesen Monatallerdings nicht gereicht.

8. Zwei von drei Bäumen sind krank.9. Seit der letzten Ferienwoche hast du starke Pickel be-

kommen, morgen geht nach den Ferien die Schule wie-der los.

10.Schon in den letzten Tagen haben dich deine Freundeimmer wieder aufgezogen und ausgelacht, daher wür-dest du am liebsten heute nicht in die Schule. Gleichmusst du aus dem Haus, um den Bus nicht zu verpassen.

11.

12.

Eine AngstschachtelBesorge dir einen Schuhkarton und gestalte darin wie aufeiner Bühne eine Szene, die dir Angst macht. Du kannst mitallen Materialien arbeiten, die dir einfallen, mit Draht, mitFimo, mit Pappmaschee, mit Naturmaterialien, die du drau-ßen findest. Stellt anschließend eure Kästen aus undsprecht über das Dargestellte. Gäbe es Möglichkeiten, indie Gestaltung verändernd einzugreifen und damit den da-hinter stehenden Ängsten zu begegnen?

Ein VersagensgespenstMale auf einem großen Blatt dein Versagensgespenst. Wiegeht es dir, wenn du unter Druck stehst und Versagens-ängste hast? Welche Themen sollen vorkommen, wie kanndein ganz persönliches Gefühl zum Ausdruck kommen, alsGespenst, als Strudel, als Gewitter …? Was hatte die Schülerin, die dieses Bild gemalt hat, für Vor-stellungen?

Angst ist wie …Ergänzt zu den folgenden Aussprüchen eigene!1. Angst ist wie ein Monster, das in uns nistet. Manchmal

schwillt es an, wird dick und dicker und verdrängt un-seren Mut. Es hindert uns, das zu tun, was wir für rich-tig halten und tun wollen. (Martin Luther King)

2. Angst ist ein ganz wichtiges und nützliches Gefühl.Wer es nicht kennt, lebt gefährlich.

3. Angst wirkt auf unseren ganzen Organismus. Sie zeigtsich an körperlichen Reaktionen, an Gedanken und anunserem Verhalten.

4. Angst wird dann weniger, wenn ich ihr ins Gesicht se-he. Dafür muss ich wissen, wovor ich mich fürchte.

5. Meine Angst ist wie

Fotorallye Du könntest vielleicht zusammen mit einem oder zwei Mit-schülerinnen und Mitschülern das, wovor ihr Angst habt,auf Fotos darstellen. Das können ganz konkrete Dinge sein,Situationen oder auch Symbole, wie z.B. ein Baumstammmit einem Pflaster als Zeichen dafür, dass der Baum unddie Natur krank sind. Überlegt euch zuerst, was ihr für Situationen fotografieren möchtet, dann, was oder wen ihrdazu braucht. Anschließend macht ihr das oder die Fotos.Präsentiert sie euch gegenseitig.

M 1.2 Kreative Zugänge (I): Was setzt uns unter Druck, was macht uns Angst?

JUGENDROTKREUZ 2 0 0 7 Zukunfts- u. Versagensängste

Info-Box: AngstMan kann beim Gefühl Angst zwischen verschiedenenAspekten unterscheiden: Aufregung, Furcht (konzen-triert auf einen Gegenstand, von dem Gefahr auszuge-hen scheint), Angst und Panik, als Gefühl, das unsüberwältigt und bei dem wir nicht mehr überlegt han-deln können. Auch das Gefühl Sorge gehört dazu.Für alle diese Gefühle ist unser Nervensystem verant-wortlich, das in bestimmten Situationen Adrenalin aus-schüttet, was zu verstärktem Herzschlag, beschleunig-ter Atmung und Durchblutung, zu kalten Händen undAngstschweiß führt.

Rahel Zimmermann, Bielefeld

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Anforderungsprofile bei Bewerbungen

M A T E R I A L I E N 7

Notendefinition: die mündliche Note

M 2.1 Leistungsanforderungen

JUGENDROTKREUZ 2 0 0 7 Zukunfts- u. Versagensängste

■ Konstante aktive Mitarbeit■ Reflektierte Beiträge (Denken in Zusammenhängen)■ Umfangreiches Fachwissen■ Fundierte Urteilskompetenz■ Sicherheit im Ausdruck

■ Konstante, aktive Mitarbeit■ Besonders reflektierte Beiträge

(mehrperspektivisches, vernetztes unkon-ventionelles Denken)

■ Umfassendes Fachwissen (v.a. Präsenz zurückliegenden Lehrstoffs)

■ Hohe Urteilskompetenz, differenziertes Ausdrucksvermögen

■ Desinteresse■ Prinzipielles Überfordertsein■ Verweigerungshaltung

■ Sporadische, selektive Mitarbeit■ Hinreichend begründete Beiträge, Fachwissen mit

Lücken■ Eingeschränkte Urteilskompetenz,

begrenztes Ausdrucksvermögen

■ Keine aktive Mitarbeit■ Hinreichend begründete Beiträge, nur

Lösungsansätze■ Fachwissen mit deutlichen Lücken■ Eingeschränkte Urteilskompetenz■ Begrenztes Ausdrucksvermögen

Wir suchen team- und erfolgsorientierte Mitarbeiter,max. 30 Jahre alt, hervorragende Examina, mehrjähri-ge Berufserfahrung, Führungsqualität, Kenntnisse inWort und Schrift von mindestens drei Fremdsprachen,Chinesisch erwünscht, EDV-Kenntnisse. Wir erwartenüberdurchschnittliches Engagement, Bereitschaft zumWohnortwechsel.

Wir suchen einen Auszubildenden, der in den Hauptfä-chern sehr gute Leistungen vorzuweisen hat. Er sollteinteressiert, offen und teamfähig sein und Bereitschaftzeigen, sich über das übliche Maß hinaus in der Firmazu engagieren.

Versagensängste„Ich habe Angst in der Schule zu versagen, dabei bin ich ei-gentlich gar nicht so schlecht. Diese Angst wird immer grö-ßer, sie fällt über mich wie eine Wolke und ich bekommemanchmal fast keine Luft mehr.Dadurch, dass man nachts nicht schläft, lässt die Konzen-tration nach und das kann über 3–4 Wochen gehen, bis da-hin, dass ich Selbstmordgedanken bekomme, weil mir dasLeben keinen Spaß mehr macht. Wenn ich diese Probleme in der Gesellschaft anspreche,heißt es gleich, man tickt nicht richtig, jeder habe schließ-lich Angst, aber werde damit locker fertig, „stell dich nichtso an!“ Wenn jemand sich aber ein Bein bricht, ist er offen-sichtlich krank, doch diese Krankheit vergeht, Angstzu-stände bleiben. Wenn man „angst-krank“ ist, ist man für alle „gestört“. Dasmacht einen so fertig, und es geht einem immer schlechter,bis die Lebensfreude ganz dahin ist, und man aufgrund sei-ner Probleme nichts Spaßiges mehr findet. Wenn ich man-che Stellenanzeigen lese, denke ich, dass ich das sowiesonicht schaffe. Ich frage mich, ob es da überhaupt Schülergibt, die das alles können.“ (Jugendlicher, 15 Jahre)

Arbeitsaufträge

A Welche Bereiche werden bei den Notendefinitionen unterschieden? Setzt die Noten, für die die Definitionen stehen,in die kleinen Kästen. Wie müsste ein guter Schüler/eine gute Schülerin im Unterricht arbeiten? Wo würdest dudeine Leistung in deinem besten Hauptfach einschätzen?

B Ein Lehrer hat am Anfang des Abschluss-Schuljahres deinem Freund diese Notenübersicht gegeben. Außerdemhat dein Freund auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz Stellenanzeigen gelesen (siehe Text rechts oben) undist jetzt völlig frustriert. Schreibe ihm einen Trostbrief!

C Schreibe deine Schulängste auf, vergleiche sie mit dem Statement des Textes „Versagensängste“. Wo findest dudich wieder, wo sind Unterschiede?

D Schreibt in einer Kleingruppe z.B. auf große rot-weiße Rettungsringe aus Pappe, die ihr danach im Klassenzimmeraufhängen könnt:- verständliche Tipps für die Vorbereitung auf eine Klassenarbeit,- Tipps für gute (mündliche) Noten,- Tipps zum Verhalten bei Angstzuständen in Klassenarbeiten.

E Formuliere in deinem Heft eine Stellenanzeige für Lehrer/-innen, die ähnlich unmögliche Eigenschaften vereint, wiedie Stellenanzeigen oben.

■ Überwiegend konstante, aktive Mitarbeit■ Insgesamt begründete Beiträge■ Fachwissen zum aktuellen Thema präsent■ Urteilskompetenz und sprachliches

Ausdrucksvermögen zufriedenstellend

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Im Alltagsleben von deutschen Ju-gendlichen ist die Schule der größteStressfaktor. In einem Länderver-gleich berichteten die befragten Deut-schen im Alter von 12 bis 20 Jahrendagegen über vergleichsweise gerin-gen Stress mit ihren Eltern. „Die deut-schen Schüler zeigen zwar im Ver-gleich zu Finnland wesentlich höhereWerte beim Schulstress, in der Bewäl-tigung von Alltagsproblemen sind sieaber genauso gut wie die finnischenJugendlichen“, teilte Univ.-Prof. Dr. In-ge Seiffge-Krenke vom Psychologi-schen Institut der Johannes Guten-berg-Universität Mainz mit. „Dasheißt, die Strategien der deutschenJugendlichen zum Lösen von Proble-men sind gar nicht so schlecht. Sieweisen insgesamt im internationalenVergleich eine sehr kompetente Her-angehensweise auf.“

Prof. Seiffge-Krenke, Leiterin der Ab-teilung Entwicklungs- und Pädagogi-sche Psychologie, wertet Daten von9778 Jugendlichen aus bislang 18Ländern aus; darunter auch Finnlandund Hongkong, die bei der Pisa-Studiesehr gut abgeschnitten hatten. ImZentrum der Erhebungen stand dieFrage nach Alltagsbelastungen durchSchule, Eltern, Gleichaltrige, Zukunft,Freizeit oder das andere Geschlechtund die Strategien zur Bewältigungsolcher Belastungen. „Ich hatte er-wartet, dass Jugendliche in Deutsch-land hohen Schul- und Elternstresshaben, aber das ist nicht der Fall,“ er-läutert Prof. Seiffge-Krenke die Ergeb-nisse. Zwar weist Deutschland beimSchulstress Spitzenwerte auf; es liegtan zweiter Stelle hinter Griechenlandund damit weit über den Werten, dieandere europäische Länder wie dieSchweiz, die Niederlande, Portugalund Italien verzeichnen.

Besonders beklagt werden Leistungs-druck in der Schule, Rivalität undmangelnde Kooperation unter Schü-lern sowie Verständnislosigkeit derLehrer. Aber deutsche Jugendlichehaben auffallend wenig Stress mit ih-ren Eltern, verglichen mit Jugend-lichen aus Südeuropa, Süd-Afrika undAsien. Jugendliche aus Ländern, diebei Pisa gut abgeschnitten haben, wie

etwa Hongkong, berichten über unge-wöhnlich hohe Werte im Elternstress.

Hervorzuheben ist jedoch, dass zu-kunftsbezogene Probleme in fast allenLändern hohen Stress verursachen.Zukunftsbezogene Sorgen und Pro-bleme – eine Mischung aus Un-sicherheit über die eigene beruflicheZukunft und allgemeingesellschaft-lichen Sorgen wie etwa Sorgenwegen der fortschreitenden Umwelt-zerstörung – sind für alle Jugendlichenaus den 18 Ländern der wichtigsteStressor überhaupt. Unabhängig vomHerkunftsland oder der Region wirddie Zukunft als das belastendste Pro-blem empfunden.

Positiv ist allerdings, dass die Jugend-lichen in den verschiedenen Länderntrotz der Zukunftsängste in ihrerStressbewältigung sehr aktiv bleiben.Unterschieden wird hier nach aktiverBewältigung in Form von Diskussio-nen und der Suche nach Rat und Hilfesowie nach Strategien zur Lösung vonProblemen, indem darüber nachge-dacht und verschiedene Möglichkei-ten gedanklich durchgespielt werden.Diese beiden Vorgehensweisen gel-ten als funktional, d.h., sie dienen da-zu, das Problem im Moment zu lösen.Rückzugsstrategien werden als pro-blematisch betrachtet, weil sie dasProblem im Moment nicht lösen. „Siekönnen aber trotzdem manchmal hilf-reich sein“, so Prof. Seiffge-Krenke mitdem Hinweis darauf, dass es auch kul-turelle Muster gibt, wie die Problemebewältigt werden. So zeigen Jugend-liche aus Hongkong im Länderver-gleich sehr hohe Werte bei der „Be-wältigung“ von Problemen durchRückzug. Die Deutschen sind hier aktiver, spre-chen die Schwierigkeiten eher an,sind diskussionsfreudiger und suchennach einer Klärung im Gespräch.Knapp 80 Prozent der Bewältigungs-strategien deutscher Jugendlichergelten als funktional, Werte, die fastgleichauf mit dem Spitzenreiter Finn-land liegen. „Besonders in der Refle-xion über mögliche Problemlösungensind die Finnen stark“, sagte Prof.Seiffge-Krenke, die ihre ErgebnisseAnfang Februar auch an verschiede-

nen finnischen Universitäten vorge-stellt hat.

Nach der Auswertung der Daten aus18 Ländern1), sollen nun noch Daten-erhebungen in weiteren Ländern fol-gen, darunter auch die USA, Großbri-tannien und Frankreich. Damit wirdsich die Studie auf eine Stichprobevon etwa 20.000 Jugendlichen im Al-ter von 12 bis 20 Jahren stützen.Künftige Auswertungen sollen außer-dem die einzelnen Stressoren im je-dem Land genauer unter die Lupenehmen, d.h. die jeweiligen Problememit Schule oder Eltern noch stärkerkonkretisieren.

11)) Diese sind in dem Buch [Seiffge-Krenke, I.,(2006): Nach PISA: Bewältigungskompetenz deut-scher Jugendlicher im internationalen Vergleich. Göt-tingen: Vandenhoeck & Ruprecht] zusammengestellt.© Prof. Dr. Inge Seiffge-Krenke

Arbeitsaufträge

A Finde jeweils Überschriften fürdie einzelnen Absätze und fürden ganzen Text.

B Was sind schulstressauslösen-de Faktoren?

C Welche Formen der Stressbe-wältigung werden aufgeführt?Versuche diese durch Beispie-le zu erklären.

M 2.2 Schule als Stressfaktor

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M 2.3 Der Druck der Marken

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Wohl aber die Eltern. „In unserer Gesellschaft wird dieSchere zwischen Arm und Reich stetig größer und damitauch das Bedürfnis, sich und sein Kind von der Masse ab-zuheben. Und sei es auch nur mit dem richtigen Polo-shirt.“3)

Auch, sich mit den entsprechenden Luxusartikeln einmalwie ein Star zu fühlen, spielt für manche Eltern eine Rolle.Wie in der Fernsehserie „Sex and the City“ einen Bugaboo-Kinderwagen zu haben, wie Topmodell Heidi Klum oder Os-kar-Gewinnerin Gwyneth Paltrow Windeln und Breigläs-chen in einer „Luxe Bag“ für 525 Euro zu transportieren,wertet auch jeden Durchschnittsbürger zu Höherem auf.Schon gibt es spezielle Hochglanzmagazine und Wellness-angebote für die verwöhnten Kleinen und auch Geburts-tagspartys im Friseurladen sind beliebt, bei dem sich Freun-dinnen zum gemeinsamen Styling treffen – nichts ist denEltern in dieser Hinsicht zu teuer.Die Kinder wüchsen in einer absolut unrealistischen Mar-kenwelt heran und seien darüber hinaus völlig überfordert,so Jugendforscherin Karin Fries.4)

Dass durch den neuen Luxus auch das soziale Klima in denKlassen so mancher Schulen erheblich leiden kann, kommtnoch hinzu. Das sei aber wohl, so Karin Fries, in einer Welt,in der sich selbst Hundeparfum verkaufe, wohl zu simpelgedacht.5)

1)–5) zitiert aus: Simone Kaiser, „Schräg und teuer“, Der Spiegel, 42/2006, S.64–65.

Einheitliche SchulkleidungEine einheitliche Schulkleidung kann zu einem besserenSchulklima beitragen. Sie kann helfen, das Ausgrenzen vonSchülerinnen und Schülern zu vermeiden und stärkt dieIdentifikation mit der Schule. Zwar kann das Tragen ein-heitlicher Schulkleidung nicht gegen den Willen der Be-troffenen verordnet werden. Das Schulgesetz sieht aberausdrücklich vor, dass die jeweilige Schulkonferenz die Ein-führung vor Ort empfehlen kann. Den Schülervertretern inder Schulkonferenz wird wegen der besonderen Betroffen-heit ein Vetorecht eingeräumt.Aus: „Jedes Kind mitnehmen! Das neue Schulgesetz in Nordrhein- Westfalen“, Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein Westfalen, Seite 9, Düsseldorf 2006

Arbeitsaufträge

A Welche Gründe für ein zunehmendes Markenbe-wusstsein werden in dem Artikel benannt? WelcheGefahren sehen Experten in diesem neuen Trend?

B Schreibe den Artikel mit Beispielen für dein Alterum.

C Könnten Schuluniformen, wie sie z.B. in Großbritan-nien Pflicht sind, hier weiterhelfen? Diskutiert!

D Lies das Märchen „Des Kaisers neue Kleider“, for-muliere die „Lehre“ daraus und schreibe eine modernisierte Fassung.

Markenbewusstsein?!Dienstagmorgen in einer Edelboutique in Berlin. Langesucht Sarah nach einem passenden Kleid für den Geburts-tagsnachmittag. Das richtige Outfit will schließlich sorgfäl-tig ausgewählt sein. Das rosafarbene Kleid mit den Rü-schen von Dior oder lieber das mintfarbene mit dem Satin-band von Louis Vuitton? Weil Sarah die Entscheidung soschwerfällt, entscheidet die Mama, die selbst gern Mar-kenkleider trägt, und nimmt beide. „Für meine Tochtermöchte ich schon etwas Besonderes kaufen, Geld spieltdabei keine Rolle. Kinder sollte man schon früh an ein Mar-kenbewusstsein heranführen, und wir haben ja schließlichauch unseren Spaß an schönen Kleidern.“ Schon heute istShopping das liebste Hobby der 9-Jährigen, die noch eineJeans der Marke „Seven“ auf den Verkaufstisch legt, dieKinderversion für 150 Euro. „Die sitzt so cool auf den Hüf-ten und meine Freundin hat auch schon eine“, meint Sarahzu der Hose, die auch bei Erwachsenen wegen ihres sexySchnitts beliebt ist. „Wer bei uns in der Klasse keine Sevenhat, ist mega-out“, erklärt Sarah, „ der muss auch damitrechnen, dass die anderen ihn deswegen auslachen.“So wie bei Frau Belentin wird auch bei anderen gut verdie-nenden Eltern, das oft einzige Kind mehr und mehr zumStatussymbol. Da Frauen immer später Mütter werden undimmer weniger Kinder bekommen, konzentriert sich dieAufmerksamkeit ganzer Familien oft nur noch auf ein einzi-ges Kind, das dann entsprechend ausstaffiert werdenmuss. Dann gibt es schon zur Geburt Fellschühchen derMarke Dior, zur Taufe die Rassel aus Sterling-Silber für 225Euro oder das Schaukelpferd von Hermès, je ausgeflippterund kostspieliger das Produkt, umso größer scheint sein Erfolg.„Kinder werden immer kostbarer und kostspieliger – dennsie fungieren heute als Symbolträger für den Wohlstandder Eltern. Ein herausgeputzter Sprössling steht für den eigenen Lifestyle“, erklärt Hans-Georg Häusel.1) Der Psycho-loge und Konsumforscher berät Firmen bei der Marken-positionierung. Gerade in Hartz-IV Zeiten sei dieser „De-monstrationskonsum“ so beliebt, da Menschen das Bestre-ben hätten, sich von anderen abzusetzen, und durch waslässt sich das leichter erreichen als durch Kleidung, dieüber den Markennamen quasi das Preisschild außen dranhängen hat? Menschen wollen sich abgrenzen. „Statuswird schon bei Affen auf die Nachkommen vererbt – das isttief in unsere Verhaltensbiologie eingraviert“, so Häusel.2)

Dass immer mehr Markenhersteller mit Kindern Geld zuverdienen hoffen, liegt auch an Müttern wie Julia Belentin.Regelmäßig schlendert sie über Hamburgs luxuriöse Ein-kaufsstraßen, um dort nach einer geeigneten Garderobefür ihre Tochter zu suchen. Brauchen Eltern im Monat für ihre Kinder durchschnittlich 549 Euro für alle Ausgaben, sorechnet Julia Belentin mit etwa 300 Euro allein für die Wintergarderobe ihrer Tochter und damit ist sie nicht etwaein Einzelfall. Die großen Designer-Labels wie Louis Vuit-ton, Dior und Gucci bringen Wickeldecken, Logo-Trageta-schen oder eigene Kinderkollektionen auf den Markt, stetsnach dem Motto: „Für Luxus ist kein Kunde zu klein. Dabeiverstehen Dreijährige natürlich gar nicht, was Luxus ist.“

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?Spielen mit Barbie-Puppen

Möglicherweise kann das Spielen mit Barbie-Puppen schon sehr früh zuEss-Störungen führen, denn diesuperschlanken Spielzeug-Blondinenverbreiten ein Schönheitsideal, demschon fünfjährige Mädchen nachei-fern. Das zeigte eine Untersuchungder Universität Sussex: Die Forscherlegten zwei Gruppen von 200 Mäd-chen zwischen fünf und acht JahrenAbbildungen von Barbie beziehungs-weise einer neuen amerikanischenPuppe mit realistischeren Proportio-nen vor. Anschließend sollten die klei-nen Probandinnen aus einer Reihevon Figuren diejenige auswählen, dieihrem eigenen Körperbau am ehestenentsprach. Dann fragten die Forscherdie Kinder, welche Figur sie gernejetzt und später als erwachsene Frau-en hätten.Tatsächlich zeigten die Ergebnisse,dass schon Fünfjährige sich häufigereine extrem schlanke Figur wünsch-ten, nachdem sie die Barbiepuppe be-trachtet hatten. Mädchen, die die rea-listischere „Emme“-Puppe angeschauthatten, waren hingegen insgesamt zu-friedener mit ihrem Körper. Unter denälteren Kindern trat der negative Effektsogar noch stärker zutage.Solche ultra-dünnen Figuren scheinendas Selbstwertgefühl der Mädchen zuschwächen und bewirken, dass sie mitihrem eigenen Körper weniger zufrie-den sind und dünner werden wollen.Vgl. auch dgk, Jg. 47, 6-2006 bzw. das Fachmagazin „development psychology“

Schönheitsoperationen Interview mit Prof. Dr. W. Mang (Schönheitschirurg)In dem Buch Schönheitsoperationenvon B. Büchner (2003) heißt es, dassjede 4. Schönheits-OP in Deutschlandan Jugendlichen durchgeführt wird.Mit welchen Wünschen kommen die Jugendlichen zu Ihnen?Zu mir kommen Jugendliche, die wie

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Britney Spears oder Pamela Andersonaussehen wollen. Als Pionier auf demGebiet der Schönheitschirurgie beob-achte ich in den letzten zehn Jahreneinen Wandel die Altersgrenzen be-treffend. Während früher Schönheits-operationen bei Patienten zwischendem zwanzigsten und sechzigsten Le-bensjahr gewünscht wurden, ist esheute durchaus üblich, dass Vierzehn-jährige bis Achtzehnjährige in meineSprechstunde kommen. Heute wün-schen sich Jugendliche Schönheits-operationen, früher hat man sich ei-nen Brockhaus gewünscht.

■ Was sind Ihrer Meinung nach berechtigte Anfragen?

Es gibt viele junge Leute, die unter ei-ner riesigen Höckerlangnase mit flie-hendem Kinn leiden. Da kommt es oftzu Partnerschaftsproblemen. In sol-chen Fällen muss behutsam eine Ope-ration in Form einer Nasen- und Kinn-korrektur durchgeführt werden.

■ Wie gehen Sie mit Ihrer Meinung nach unberechtigten Anfragen um?

Ich beziehe bei Personen unter 18Jahren immer die Eltern in das Ge-spräch mit ein. Außerdem versucheich darauf hinzuweisen, dass es wich-tigere Dinge im Leben gibt als dieSchönheit, nämlich Gesundheit unddamit verbunden gesunde Ernährung,Sport treiben, Kontakt zu Freundenund Zufriedenheit. Ich versuche dannauch, die Operationen über das 18.Lebensjahr hinaus zu verschieben.Wenn die Wünsche zu ausgefallensind, muss ein Psychologe hinzugezo-gen werden. Das ist bei uns bei ca. 10Prozent der Patienten der Fall. Oft ste-hen bei dem Wunsch nach einerSchönheitsoperation psychologischeGründe im Vordergrund, die dann ent-sprechend therapiert werden müssen.M. Zimmermann, Bielefeld

M 2.4 Bin ich schön (genug)?

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Wie zufrieden bist du mit deinem Körper?

� sehr zufrieden � zufrieden� teils teils � unzufrieden

Würdest du eine Schönheits-operation machen lassen?

� ja � nein

Was würdest du korri-gieren lassen?

� Nase � Lippen� Haare � Augen/� Brust Wimpern�Fett absaugen

Würdest du dafür dein Sparbuch opfern?

� ja � nein

Würdest du dafür einenKredit aufnehmen?

� ja � nein

Was würden deine Eltern davon halten, fänden sie

das gut?

� ja � nein

M. Zimmermann, Bielefeld

Arbeitsaufträge

A Führt die Umfrage in euerer Klasse durch und macht eine Auswertung an der Tafel. Formuliert die Ergebnisse infünf Sätzen für die Schülerzeitung, findet eine passende Schlagzeile.

B Woher könnte eure Einschätzung kommen?C Bearbeite die Texte. Welche Gründe werden hier für die Durchführung von Schönheitsoperationen angegeben?D Informiere dich über mögliche negative Folgen.

Umfrage für die Klasse Führt anonym folgende Umfrage in eurer Klasse durch:

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11 Angriffe auf deine Freundschaften.

22 Verhalten, das dein Ansehen in der Gruppe verringernsoll.

33 Angriffe auf die Möglichkeit, (offen) zu reden.

44 Verhalten, das dir Angst machen soll.

55 Angriffe auf deine Gesundheit.

M 2.5 Mobbing

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Das Mobbing ABC

Arbeitsaufträge

A Schreibt als Gruppe zu jedem Buchstaben des ABC einen Begriff, der Mobbinghandlungen beschreibt.B Mache ein Akrostichon zu deinem Namen (Anfangsbuchstaben von Vor- und Nachnamen untereinander) und trage

hierzu die Handlungen, die du schon einmal erlebt hast, ein.C Hängt eure Bilder im Klassenzimmer auf.D Ordne nun die Mobbinghandlungen in die folgenden fünf Bereiche ein, in die Mobbinghandlungen von Mobbing-

Forschern unterteilt werden. Beachte: Erst indem mehrere dieser Handlungen aus verschiedenen Bereichen übereinen längeren Zeitraum hin auftreten, kann man von wirklichem Mobbing reden.

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Statistik I: Höhe der Arbeitslosigkeit

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Jugendarbeitslosigkeit unddie Folgen

Einer neuen Studie der InternationalLabour Organization (ILO) zufolge ha-ben sich die Erwerbschancen jungerMenschen im Alter zwischen 15 und25 trotz des überdurchschnittlichstarken Wachstums der Weltwirt-schaft in den letzten zehn Jahren ehernoch verschlechtert. Während dieZahl der jungen Menschen zwischen1995 und 2005 um 13 Prozent auf1,1 Milliarden gestiegen ist (89 Pro-zent von ihnen leben in Entwicklungs-ländern), nahm die Beschäftigung indieser Altersgruppe lediglich um vierProzent zu. Von den 1,1 Milliarden, unter ihnen auch Schüler und Studen-ten, würde jeder dritte, so die Schät-zung der ILO, entweder erfolglos einen Job suchen, hätte die Suche bereits aufgegeben oder würde mitseiner Beschäftigung weniger als 2Dollar am Tag verdienen. Somit fehl-ten mindestens 400 Millionen neueund besser bezahlte Stellen. Die Zahlder Arbeitslosen ist um knapp 15 Prozent auf 85 Millionen gestiegenund liegt damit bei 13,5 Prozent. Jugendliche Arbeitslose stellen damit44 Prozent aller Arbeitslosen, obgleichihr Anteil an der gesamten erwerbsfä-higen Bevölkerung nur bei 25 Prozentliegt.Vor allem im arabischen Raum ist dieArbeitslosenquote ausgesprochen hoch,wenn auch leicht rückläufig. Den größ-ten Anstieg verzeichnete die RegionSüdostasien und Pazifik. Dadurch, dassdie Arbeitslosigkeit junger Menschenim bevölkerungsreichen Ostasien auf-grund des Wirtschaftsbooms in Chinavergleichsweise gering ist, erscheint

M 2.6 Jugendarbeitslosigkeit

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auch die Gesamtzahl von 13,5 Pro-zent nicht so hoch, wie ein ersterBlick auf die einzelnen Regionen zu-nächst vermuten ließe. In den Indus-trieländern ist die Arbeitslosenquotejunger Leute um gut zwei Prozent-punkte gefallen. Sie ist damit 2,3-malso hoch wie die Quote der Erwachse-nen – ein Wert, der sich gegenüber1995 nicht verändert hat.Die Studie verweist darauf, dass jungeMitarbeiter in Krisen zuerst entlassenwerden, da sie als letzte eingestelltwurden und auch weniger Berufser-fahrung haben als Ältere. Darüber hin-aus tragen Unerfahrenheit bei derJobsuche und allgemeine Qualifizie-rungsdefizite zu der hohen Arbeitslo-sigkeit unter jungen Leuten bei. © Schul/Bank – Informationsdienst für Schule undLehrer 11/2006, Bundesverband deutscher Banken(Hrsg.), 2006, S. 1, http://www.schulbank.de/

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Luxemburg 3,0% 6,5% 1,6% 3,6% 2,9% 7,2% 2,1% 5,7% 4,5% 13,7%

Österreich % % % % 4,3% 5,9% 3,2% 4,4% 5,2% 10,3%

Deutschland 6,9% 9,8% 4,9% 4,6% 8,2% 8,5% 8,2% 9,0% 9,5% 14,8%

Schweiz % % 0,5% 0,4% 4,2% 3,4% 1,8% 1,7% 3,8% 4,8%

Arbeitsaufträge

A Versuche, den Text grafischdarzustellen.

B Lies die Statistik zur Höhe derArbeitslosigkeit in den darge-stellten Ländern.

C Inwiefern hat die deutscheStatistik II zur Dauer der Ar-beitslosigkeit, die beispielhaftfür alle Länder steht, einen be-ruhigenden Effekt?

D Was sind mögliche Tipps, umnach der Schule eine Lehrstel-le zu bekommen bzw. nicht ar-beitslos zu werden? Was sagtdie Karikatur dazu?

© Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, © Zahlen für 2005 (Luxemburg,Österreich, Deutschland) epp.eurostat.ec.europa.eu

Statistik II: Dauer der Arbeitslosigkeit

Statistik der Bundesagentur für Arbeit-DZAM-Januar 2007

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Zu 11)) Kaczmarek/ CCC, www.c5.netZu 22)) Mesters/ CCC, www.c5.netZu 33)) Plaßmann/ CCC, www.c5.netZu 44)) Liebermann/ CCC, www.c5.netZu 55)) Plaßmann/ CCC, www.c5.net

Arbeitsaufträge

A Welche Folgen des Leistungsdrucks für Kinder undJugendliche werden in den Karikaturen zum Thema„Bildung“ angesprochen?

B Finde jeweils eine passende Überschrift!

M 2.7 Karikaturen: Folgen des Leistungsdrucks

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Guten Abend meine sehr verehrten Damenund Herren!Die in der letzten Zeit durch die Pres-se gegangenen Meldungen bezüglicheiner Verschlechterung der Umweltsi-tuation in ganz Europa in nahezu allenBereichen, sind von den Verantwort-lichen als viel zu allgemein und maßlosübertrieben zurückgewiesen worden.Eine differenzierte Betrachtungsweiseist dringend angebracht. Die ange-sprochenen Themen müssen für diejeweiligen Länder schließlich einzelnuntersucht und ein Zusammenhangzwischen beobachteten Phänomenenund möglichen Ursachen erst herge-stellt werden. Der von einigen Journa-listen erweckte Eindruck, dass der Re-gierung die Lage entgleite, muss alsunverantwortliche Panikmache deut-lich zurückgewiesen werden. Davon,dass die Regierenden den wachsen-den Problemen tatenlos gegenüberste-hen, kann somit natürlich nicht die Re-de sein. So kann beispielsweise eineVeränderung des Klimas nicht unbe-dingt auf die zunehmende Verschmut-zung der Atmosphäre durch die vonden einheimischen Fabriken und demörtlichen Autoverkehr ausgestoßenenCO2-Gase zurückgeführt werden, zu-mal das Ministerium längst umfangrei-che Gespräche mit den zuständigenGremien führt, um diese drastischdemnächst irgendwann zu senken.Dass man in nächster Zeit auch beikurzen Bahnfahrten im Innland mit hef-tigen Stürmen und damit auch erheb-lichen Behinderungen durch umge-stürzte Bäume rechnen müsse, istzwar richtig, liegt aber vermutlich garnicht an der Klimaerwärmung, son-dern daran, dass die meisten Bäume inden Wäldern sowieso durch den sau-ren Regen und die zunehmenden In-sektenplagen seit Jahren krank sind.Im Übrigen ist bisher überhaupt nochnicht berücksichtigt worden, welcheVorteile eine Klimaerwärmung mit sichbringt. Man denke nur an die Erspar-nisse für die einheimische Bevölke-rung, da durch die milden Winter die

Heizkosten drastisch sinken. Auchlange Urlaubsfahrten ans Mittelmeersind nicht mehr nötig, weil es nunauch bei uns bald zu großer Hitzekommen wird. Das trifft sich auch insofern gut, da das Auswärtige Amtdieses Jahr doch davor warnen muss,in die Mittelmeerländer zu fahren, daes beim Baden im Mittelmeer zu ver-einzelten schweren Verätzungenkommen kann. Aber machen Sie sichkeine Sorgen, das wird alles weiteruntersucht. Auch wenn Sie zuneh-mend kahle Bäume sehen – dies ist al-les im Bereich des Normalen. DenWald sollten Sie jedoch insgesamt lie-ber meiden, da in diesem durch her-unterfallende Äste zunehmend Verlet-zungsgefahr besteht. Auch, dassWaldanwohner öfters über einen un-angenehmen scharfen Geruch berich-ten, braucht Sie, meine lieben Zu-schauerinnen und Zuschauer, nichtweiter zu beunruhigen. Wenn es wie-der zu einem Unfall in einer nahe ge-legenen Chemiefabrik kommen sollte,werden Sie über weitere Verseuchun-gen der öffentlichen Grünanlagenund Wälder wie immer rechzeitig in-formiert. Die verantwortlichen Behör-den werden Sie dann durch die Aus-rufung des Ausnahmezustands vormöglichen Gefährdungen schützen.Im Übrigen können Sie sich als Opfereiner Katastrophe jederzeit der Sym-pathie und Hilfe der gesamten Bevöl-kerung sicher sein.Auch die Berichte, dass die Mehrzahlder Äcker in weiten Teilen desBundeslandes durch Schwermetalleverseucht seien, können so nicht oh-ne Kommentar stehen gelassen wer-den. Dass Nahrungsmittel vereinzelteinmal zu hohe Mengen an Giftstof-fen enthalten könnten, ist schondurch die jahrelange Überdüngungder Äcker durch die Landwirtschaftnicht unwahrscheinlich. Insgesamtaber könnten die belasteten einheimi-schen Produkte leicht durch eine Aus-weitung des Imports unbelasteterNahrungsmittel aus anderen europäi-

schen Regionen kompensiert werden.Die Mitteilung, dass einige Bürgerin-nen und Bürger nach dem Verzehrvon Kartoffeln und Gemüse schwererkrankt seien, muss leider bestätigtwerden. Die zuständigen Gremien bedauern dies zutiefst, es handeltsich dabei jedoch ausschließlich umKinder und alte Menschen, die in Fol-ge ihrer schwachen Konstitution dieseProdukte gar nicht hätten zu sich nehmen dürfen. Ob darüber hinaustatsächlich ein Zusammenhang zwi-schen der Verseuchung des Grund-wassers und den Erkrankungen in weiten Teilen des Landes hergestelltwerden kann, lassen die politisch Verantwortlichen längst durch eineSonderkommission eingehend prüfen.Für diese Untersuchungen wurden,ebenso wie für weitere Messungender Feinstaubmengen in Großstädten,eine stattliche Menge Fördergelderzur Verfügung gestellt, da der Regie-rung an einer schnellen Aufklärungder jüngsten Berichte über Ersti-ckungsvorfälle bei Studentinnen undStudenten liegt, die zu nah an ver-kehrsreichen Straßen in den großenStädten wohnen. Die Regierung weistan dieser Stelle auch darauf hin, dassdie Anschaffung von Atemmaskenweiterhin auch für die Bewohnerin-nen und Bewohner von Städten sub-ventioniert werde, die nicht direkt anHauptstraßen wohnen. Dass im Übri-gen nicht nur ganze Wälder zuneh-mend absterben, sondern auch Men-schen durch große Niederschlags-mengen gefährdet seien, sehen dieExperten als eher unwahrscheinlichan. Es empfiehlt sich aber sicherheits-halber, bei Regen geschlossene Räu-me aufzusuchen.Im Übrigen sei an dieser Stelle davorgewarnt, das Land zu verlassen, dadie Sicherheit der Bürgerinnen undBürger nur im eigenen Land entspre-chend garantiert werden kann.Ich wünsche Ihnen einen angenehmenAbend und eine geruhsame Nacht!Christiane Neumann-Tacke

M 2.8 Umwelt: Wir haben alles im Griff …

JUGENDROTKREUZ 2 0 0 7 Zukunfts- u. Versagensängste

Christiane Neumann-Tacke

Arbeitsaufträge

A Was kritisiert die Verfasserin? Nenne die unterschiedlichen Themen, die in diesem satirischen Text angesprochenwerden. Welche der aufgeführten Probleme beunruhigen dich am meisten?

B Woran merkt man, dass es sich bei diesem Text um eine Satire handelt?

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30.000 Euro Entschädigungfür Mobbingopfer

Erstmals bekommt eine heute 23-jäh-rige ehemalige britische Schülerinaus Wales eine hohe Summe als Ent-schädigung zugesprochen, weil siejahrelang von Mitschülern gemobbtworden war. Die Mutter beschreibt ih-re Tochter Sophie als schüchternesMädchen. Im Alter von vier Jahrenhätten schon die Kinder in der Grund-schule angefangen, sie wegen ihresGewichtes zu hänseln, zu verspottenund teilweise sogar anzuspucken.„Ich konnte den Schulflur nicht ent-langlaufen, ohne dass jemand abfälli-ge Bemerkungen gemacht hätte, oh-ne dass mich jemand geschubst hätteoder von mir forderte, aus dem Wegzu gehen“, sagte Sophie dem Nach-richtensender BBC.Fast jedes Kind ist während seinesSchullebens einmal Situationen aus-gesetzt, aus denen sich heraus eineMobbing-Beziehung entwickeln könn-te. Glücklicherweise entwickeln sichmeist von selbst Lösungsansätze, dieeine solche Dynamik verhindern.Wenn ein Kind gut in die Klasse inte-griert ist und auch in seiner Freizeitvielfältige soziale Beziehungen pflegt,besteht keine Gefahr. Liegt allerdingsdie Vermutung nahe, dass das Kindlängerfristig in die Opferrolle geratenkönnte, dann ist es wichtig, das Ge-spräch zu suchen und sorgfältig zuüberlegen, was getan werden kann,um dem Kind aus dieser Rolle soschnell wie möglich herauszuhelfen.Bedrohlich ist die sich stets steigern-de Dynamik, sodass das Leiden dervon langfristigen Attacken massiv be-troffenen Kinder oftmals kaum mehrzu überbieten ist. Den Kindern wer-den mit zunehmender Eskalation derVorgänge alle schützenden Möglich-keiten innerhalb der Schule entzogen.So gibt es für sie fast kaum noch ei-nen Tag, an dem sie nicht unter Schi-

kanen zu leiden haben und sie findeninnerhalb der Schule und auch im un-mittelbaren Umfeld keinen sicherenOrt mehr, an dem sie vor Attackenund Angriffen geschützt sind. Die viel-leicht anfänglich noch vorhandeneUnterstützung durch Mitschülerinnenund Mitschüler sowie Lehrkräfteschwindet meist auch relativ schnell,bis die Betroffenen am Ende schließ-lich völlig alleine stehen und denschulischen Alltag mehr oder wenigergut „irgendwie“ überstehen. In denschlimmsten Fällen treten massiveDepressionen auf, Einschlaf- und Ess-Störungen und letztendlich in Einzel-fällen auch Selbstmordgedanken oderein wirklicher Suizid.Offensichtlich geraten gerade solchepassiven Kinder wie das eingangs er-wähnte Mädchen leichter in die Rolledes „Opfers“, denn solche Kinder sindoftmals nicht fähig, die Attacken aktivzu ignorieren, ungute Situationen zumeiden, sich zu wehren oder sichUnterstützung zu holen. Aus dieserHaltung heraus schätzen sie ihre Lagemeistens sehr hoffnungslos ein undneigen in vielen Fällen auch dazu, sichselbst die Schuld an den Hänseleienund Quälereien zuzuschreiben. Vieleder betroffenen Kinder und Jugend-lichen suchen die Ursache ihres Un-glücks dann schließlich in ihrer eige-nen Person. Sie sind davon überzeugt,zu hässlich oder zu schön, zu klugoder zu dumm, zu empfindlich oderzu forsch zu sein. Deshalb versuchensie sich so zu verändern, dass diesevermeintlichen Ursachen der Ableh-nung verschwinden, um endlich aner-kannt und in Ruhe gelassen zu wer-den. Da die Ursachen einer solchenBeziehungsdynamik aber zumeist aufeiner völlig anderen Ebene angesie-delt sind, funktioniert dies natürlichnicht. Das Selbstwertgefühl der Kin-der erleidet unter dieser Situation na-türlich auf Dauer einen so großen

Schaden, dass die Spätfolgen oftmalsauch im Erwachsenenalter noch fest-stellbar sind.Im Alter von neun Jahren soll Sophieversucht haben, sich mit einer Über-dosis Medikamente das Leben zunehmen. Bis heute leide sie an De-pressionen. Auch nach Gesprächen mit Lehrerin-nen und Lehrern sowie dem Schuldi-rektor habe sich an der Situationnichts geändert. Sie habe sich aberdamals aus Angst nicht an die Schul-behörde gewendet, sagte die Mutter:„Sophie war ein lebenslustiges Mäd-chen, aber statt gute Leistungen zubringen, hat sie sich gar nicht in dieNähe der Schule getraut.“Die von den Amors verklagte Schul-behörde zahlt nun zwar, weist aberSchuld von sich, obwohl in Großbri-tannien der sogenannte „ChildrenAct“, der 2004 zuletzt neu überarbei-tet wurde, die Rechte von Kindernund Jugendlichen regelt. Darin istfestgehalten, dass es die Pflicht derSchulbehörde ist, den Schutz der Kin-der zu gewährleisten und die Erzie-hung der Eltern durch Ansprechpart-nerinnen und Ansprechpartner posi-tiv zu unterstützen. Um die Kosten zu minimieren undmöglichst keine Präzedenzfälle zuschaffen, hat der Stadtrat einer außer-gerichtlichen Einigung zugestimmt:20.000 Pfund werden von seiner Ver-sicherungsgesellschaft übernommen.Sophie Amors Anwälte meinen, dasssie hiermit einen Präzedenzfall zumSchulmobbing ausgefochten haben.Der könnte nun entsprechende Fol-gen haben.Ausführlicher zum Fall Sophie vgl. Schulspiegel23.2.2006 Art. Von Thyra Andresenhttp://www.spiegel.de/schulspiegel/0,1518,402328,00.html

M 3.1 Psychische Folgen von Mobbing

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Arbeitsaufträge

A Was sind die üblichen Folgen von Mobbing in der Schule aufseiten des betroffenen Opfers? B Was sind sogenannte „Opfertypen“, warum wehren sie sich nicht oder suchen sich Hilfe?C Was hältst du von der Klage des Mobbingopfers? Spielt eine mögliche Gerichtsverhandlung nach.

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a) Ich esse alles noch am gleichen Tag auf.

b) Ich teile mir die Gummibärchen ein, je nachdem, wie viel Lust ich darauf habe.

a) Ich kaufe so viel, wie mein Taschen-geld erlaubt. Damit spare ich doch Geld.

b) Ich kaufe nur so viel, wie ich in einer Woche essen möchte.

b) Nein. a) Ja.

a) Ja. b) Nein.

b Ich verabrede mich mit meiner Freundin/meinem Freund und rede mir alles von der Seele.

a) Ich kaufe mir meine Lieblingspizza und noch eine große Portion Eis. Danach geht es mir besser.

a) Ja, so geht es mir häufiger. b) Nein, nur selten.

a) Ich finde, es ist interessant und dasAufsehen, das darum gemacht wird, ist völlig überzogen.

b) Halte ich für riskant und völlig überflüssig.

b) Nein, damit habe ich kein Problem. a) Ja, ein schlechtes Gewissen bei solchen Dingen kenne ich.

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M 3.2 Flucht in die Sucht

Trend zur Selbstzerstörung durch Alkohol

Jugendliche trinken sich ins Koma

Trinken bis der Arzt kommt: Immer mehr Jugendliche lan-den wegen Alkoholvergiftungen im Krankenhaus […]Die Entwicklung ist alarmierend: Nach Angaben der Tech-niker Krankenkasse ist die Zahl der stationären Behandlun-gen junger Menschen im Alter von 16–20 Jahren zwischen2000 und 2004 um 41% gestiegen, in Niedersachsen sogar um 63%. […]Sorgen bereitet auch das weiter sinkende Einstiegsalterder jugendlichen Trinker. Der Trend zur Selbstzerstörung,der sich in den Zahlen zeigt, ist bezeichnend für eine Leis-tungsgesellschaft, in der Schwache aussortiert und ausge-grenzt werden. Weil in unserer […] Gesellschaft Versageneinzig und allein auf die Person zurückgeführt wird, denkenviele Jugendliche, dass sie selbst das Problem sind, das siebekämpfen müssen. Ihre Waffe ist der Alkohol: Wer nichtsmehr spüren will, betäubt sich.Nicole Hille-Priebe, Neue Westfälische, 29.12.2006, S. 1 und 2

Arbeitsaufträge

A Das ist der Anfang eines Berichts über das ProblemAlkohol bei Jugendlichen. Die Zeitung möchte eineReportage aus der Sicht eines Jugendlichen abdru-cken, der beschreibt, wie es zu diesem Alkoholkon-sum kommt, warum er (immer wieder) mitmachtund wie eine solche Party abläuft. Schreibe einesolche Reportage.

B Informiere dich im Internet über die Folgen von Al-koholkonsum auf den Organismus von Kindern undJugendlichen. Benenne in der Skizze des BierglasesFolgen von Alkoholkonsum sowie Begründungenhierfür. Entwirf ein warnendes Plakat, das diese Fol-gen deutlich benennt.

C Lies den Test und entscheide dich für oder .Schreibe die Eigenschaften einer Person auf, dienach diesem Test suchtgefährdet ist.

Test: Bist du suchtgefährdet?

a) Ich nehme eine Kopfschmerzta-blette. Aspirin ist ja nicht schädlich.

b) Ich laufe eine Runde im Wald oder versuche es mit einer kalten Dusche.

a) Jeder Hobbysportler sollte nach einem exakten Plan trainieren, um seine Leistung immer weiter zu steigern.

b) Sport sollte hauptsächlich Spaßmachen und die Kondition trainieren.

a) Ja, schon mehrfach. b) Nein, noch nie/einmal, aber das passiert mir nie wieder.

a) Ja. b) Nein.

55.. Manchmal super gut drauf, im nächsten Moment völlig mies gelaunt oder traurig. Geht es dir oft so?

44.. Was hältst du von Drogen wie Haschisch oder auch von Marihuana?

33.. Hast du manchmal ein schlechtes Gewissen, wenn du zu viel Süßes gegessen hast oder zu viel Alkohol getrunken hast?

66.. Heute war ein Tag, an dem nichts geklappt hat. Was tust du?

77.. Im Kaufhaus gibt es deine Lieblingsschokolade im Sonderangebot. Was machst du?

88.. Schaltest du immer gleich nach dem Aufstehen den Computer an?

99.. Rauchst du oder hast du schon mehrfach eine Zigarette probiert?

22.. Du bekommt eine große Tüte deiner Lieblingsgummibärchen zum Geburtstag. Wie gehst du damit um?

1100.. Welche Aussage zum Sport trifft deiner Meinung nach zu?

1111.. Hast du schon einmal die Kontrolle über dein Trinkverhalten (Alkohol) verloren?

1122.. Hat dich schon einmal jemand aus deinem Freundeskreis auf deinen Alkoholkonsum, dein stundenlanges Computerspielen oder deinen übermäßigen Verzehr von Süßigkeiten angesprochen?

11.. Du wachst morgens auf und hast leichte Kopfschmerzen. Was tust du?

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Ich weiß nicht genau, wieso ich vor 6 Jahren angefangenhabe magersüchtig zu werden. Doch es war viel Durchein-ander in meiner Familie und auch sonst so viel: Zahnspan-ge, Heuschnupfen, Aufstieg ins Gymnasium. Und dass mei-ne Cousine gemeint hatte, ich wäre zu dick. Damals war ich1,45 m groß und wog 35 kg. Dann fing ich an mich dau-ernd zu wiegen. […] Da ich weder zu- noch abnehmen woll-te, war ich so darauf aus, nicht zuzunehmen und nahm ab.Irgendwie dachte ich dann, wenn du abnimmst, dannkannst du umso mehr essen, um zuzunehmen. Als ich dannauf 30 kg bei 1,47 cm war, meinten meine Eltern, sie müss-ten mich jetzt in die Kinderklinik geben. Wir wussten abernicht, ob es etwas Organisches war, oder Magersucht ist. So ging ich dann mit 28 kg in die Klinik. Dort stellten siefest, dass ich Magersucht habe. Anfangs wollte ich nurweg aus der Klinik. Doch mein Essen wurde immer weni-ger. Ich musste nun unter Aufsicht hochkalorische Flüssig-nahrung trinken, 3-mal täglich 300 ml Bioni1). […] Als ichdas erste Mal eine Magensonde gelegt bekam, tat es an-fangs ganz schön weh. Sie schoben mir die Sonde durchdie Nase bis in den Magen. Zum Schluss, als ich sie schonmindestens 10-mal hatte, merkte ich nicht mehr so viel.Nach fünf Monaten wurde ich mit 35,3 kg entlassen. MeinZielgewicht lag damals bei 39 kg. Die 35,3 kg waren aberviel angetrunkenes Wasser. Die Ärzte waren nicht zufrie-den. Doch meine Familie und ich waren überzeugt, dassich es schaffen würde. Einen Monat ging alles gut, dann wurde ich wieder mit 28kg in die Kinderklinik eingeliefert. Ich aß zu der Zeit nurabends etwas Grießbrei mit Wasser-Milch und trank nur einGlas Wasser. Die Ärzte in der Kinder-Klinik hatten mirgleich eine Infusion gelegt. Ich kämpfte dagegen an, jedehalbe Stunde ging ich aufs Klo, um 100 Kniebeugen zu ma-chen und zu pinkeln, denn das Wasser der Infusion mussteraus aus mir und die kcal vom Fresubin2) auch. Nachts gingich jede Stunde aufs Klo. Die Folge: ich musste immermehr Fresubin trinken. Die Schwestern wurden immerstrenger. Als ich dann vier Flaschen Fresubin bekam(2600–2800 kcal), hielt ich es nicht mehr aus. Und so flohich dann in die Kinder- und Jugend-Psychiatrie. Dort ginges mit den Kniebeugen noch krasser weiter, ich ging allefünf Minuten und nachts alle zwei Stunden aufs Klo, pin-kelte und machte 200 Kniebeugen. Nun kam ich in denSondenbereich. Nach drei Monaten flog ich raus. MeineTherapeutin zu Hause machte mit mir einen Vertrag: wennich unter 30 kg rutschen würde, muss ich in die Klinik.Nach einer Woche war es schon wieder so weit: die Ärztinließ mich einweisen, und ich war wieder in der Klinik. Dortwar alles viel strenger als vorher. Man lag den ganzen Tagmit Sonde im Bett und durfte nur dreimal pro Tag aufste-hen und eine Viertelstunde laufen oder sich eine Viertel-stunde mit irgendwas beschäftigen. Erst wenn man 1 kgzugenommen hatte, durfte man die nächste Stufe im Planmachen. Es kamen Therapien + Essen + Handsondierungmit Ruhezeit dazu. Handsondierung ist, wenn einem diePflegerin das Fresubin per Sonde direkt in den Magenspritzt. Mein Ausgangsgewicht war 30 kg bei 1,51 cm undmein Entlassungsgewicht war 39 kg. In der Klinik gaben

sie mir auch viele Medikamente, Psychopharmaka. Bei mirprobierten sie ziemlich viel aus. Wegen meinem Bewe-gungsdrang. Doch nichts nützte. Nach sieben Monaten wurde ich in ein Beratungs- und Be-handlungs-Zentrum entlassen. Mit der Begründung derÄrzte, dass es daheim nicht funktioniert. […] Wenn ich amTagesurlaub heim durfte, aß ich nichts, weil ich mich vonmeinem Bewegungsdrang erholen wollte und dem Druckmit dem Essen. Das musst du tun! Das musst du essen!Sonst bleibst du sitzen! Dies darfst du nicht! Das machtemir voll Druck. Dauernd diese dummen Vorschriften. Ichwollte selbst entscheiden! […] Aber im Beratungs- und Be-handlungs-Zentrum wollte ich nicht bleiben, so ging ichwieder in die Klinik und dachte mir im Hinterkopf, wenn duin die Klinik gehst, dann darfst du vielleicht heim. […] Soging ich von November 2001 bis Februar 2002 in die Kli-nik. Sie gaben mir dort von November bis Januar ein völligblödes Medikament, das gegen den Bewegungsdrang hel-fen sollte. Doch dieses Medikament war für mich der Hor-ror. Ich schlief in der Schule ein, ich konnte nicht mehr den-ken, schrieb nur noch Sechser und fiel schon um 20.00Uhr todmüde ins Bett. Gesprächsstoff fiel mir auch nichtmehr ein. Ich lief auf der Stelle, um dagegen anzukämpfen.Und der Bewegungsdrang wurde nur noch schlimmer.Mein Vater und ich setzten uns dafür ein, dass das Medika-ment abgesetzt wird, doch dann, als ich das dritte Mal inder Klinik war, wurde alles noch strenger. Ich durfte nichtsmehr tun, mich nicht mehr bewegen. Natürlich legten siemir auch eine Sonde. Und die ganze Zeit saß ein Zivi anmeinem Bett und bewachte mich. Von Februar bis August2002 war ich wieder im Beratungs- und Behandlungs- Zen-trum. Hier wurde das Alltagsleben geübt. Ich ging dort indie Heim-Schule, dann sagte mir die Lehrerin eines Tages,nun bist du auf der Hauptschule. Das war auch ein Grund,wieso ich im Dezember 2002 noch mal in die Klinik bin. Eswar so niederschmetternd, ich war vorher auf dem Gymna-sium. Jedenfalls war ich dort bis August 2002. Im Augustging ich heim, obwohl die Ärzte meinten, dass ich es ehnicht packen würde, aber meine Familie und ich waren da-von überzeugt, es zu schaffen. Nach Monaten bekam ichdann Bulimie. Bulimie ist eine Ess-Brech-Sucht. Man stopftUnmengen Essen in sich hinein und kotzt dann alles wiederraus, um nicht zuzunehmen. Ich nahm von 40 kg auf 32 kgab bei einer Größe von 1,54. Eigentlich dachte ich immer,wenn ich auf mein Niedrigstgewicht komme, esse ich wie-der, ohne zu kotzen. Doch das ging nicht. Ich wurde mitstarkem Kaliummangel in eine Kinderklinik eingeliefert.Hier ist es ganz anders als in den anderen Kliniken, mankann selbst entscheiden, wie viel man isst und an was manarbeiten will. Man übernimmt selber wieder seine Verant-wortung übers Essen. Es fällt mir zwar schwer, weil ich dieletzten Jahre die Verantwortung abgenommen gekriegt ha-be. Aber es geht besser, als wenn man gezwungen wird,denn so ist es kein Gegeneinander. Nur selbst kann ichmich ändern, kein anderer kann mich verändern. Ich werdealles versuchen, um es zu schaffen.© Klinik für Kranke, München

M 3.3 Körperliche Folgen: z.B. Magersucht

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11)) BBiioonnii – hochkalorische Trinknahrung mit Ballaststoffen22)) FFrreessuubbiinn – Trinknahrung zur ballaststoffreichen Ernährung

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11 Rechtsextremismus gilt oftmals als Kompensations-handlung für eigene Zukunftsängste. Rechtsextreme

Organisationen bieten einfache Parolen und klar verständ-liche Lösungen für viele Probleme, wie z.B. Gewalt, Arbeitslosigkeit, Verschuldung des Staates etc. an. Häufigwerden Ausländerinnen und Ausländer sowie sozialeRandgruppen für diese Probleme verantwortlich gemachtund es wird vermittelt, dass es weniger Probleme gäbe,wenn diese Gruppen dezimiert oder beseitigt würden. Sol-che Organisationen bieten Raum, soziale Gemeinschaftund Zusammenhalt, um Jugendliche an sie zu binden. Das„Aussteigen“ ist oft schwierig.

22 Zu den grundlegenden Elementen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung (FdGO) zählen:

■ Achtung der Menschenrechte ■ Gesetzmäßigkeit

■ Volkssouveränität ■ Unabhängigkeit der Gerichte

■ Gewaltenteilung ■ Verantwortlichkeit der Regierung

■ Chancengleichheit für Parteien ■ Recht auf Opposition

■ Mehrparteiensystem

Bei zielgerichteten Aktivitäten gegen den Kernbestand un-serer Verfassung spricht man von Extremismus. Währendradikale Bestrebungen die obersten Wertprinzipien derVerfassung (FdGO) und die durch sie definierten Grenzen(jedenfalls noch) anerkennen, sind extremistische, also ver-fassungsfeindliche Bestrebungen ausdrücklich gegen dieFdGO gerichtet. Parteien oder Organisationen, die durch ihre Ziele oderdurch das Verhalten ihrer Anhänger die FdGO beeinträchti-gen, beseitigen oder den Bestand der BundesrepublikDeutschland gefährden wollen, werden als verfassungs-widrig bezeichnet. Sie können verboten werden.

33 Als „politisch motiviertes Delikt-Rechts“ wird eine Tatdann bezeichnet, wenn die Umstände der Tat oder die

Einstellung des Täters darauf schließen lassen, dass siesich gegen eine Person aufgrund ihrer Nationalität, Volks-zugehörigkeit, Rasse, Hautfarbe, Religion, Herkunft, ihresäußeren Erscheinungsbildes, ihrer Behinderung, der se-xuellen Orientierung, ihrer Weltanschauung oder ihres ge-sellschaftlichen Status richtet, oder einen Bezug zum Na-tionalsozialismus aufweist.

44 Auch wenn die Versuchung naheliegt: Von der Klei-dung auf die Geisteshaltung zu schließen, kann ein

Trugschluss sein. Gerade bei jungen Menschen ändernsich Bedeutungen und Moden schnell. Was heute noch alseindeutiges Zeichen steht, kann morgen seine Bedeutung

verloren haben. Das bekannteste Beispiel hierfür: dieSchnürsenkel an Springerstiefeln. Für die einen stehen wei-ße Schürsenkel für „White Power“, die „Überlegenheit derweißen Rasse“, für die anderen gelten sie als Hinweis auf„Black and White united“ („Schwarz und Weiß vereint“).Viele Kleidungsgegenstände, denen ein Zusammenhangmit der rechtsextremistischen Szene nachgesagt wird, ent-stammen der Skinhead-Jugendkultur. Diese ist ihrer Ent-stehung nach multikulturell und entstammt dem Arbeiter-milieu. Manche Marken haben einen deutlichen Bezug zurrechtsextremistischen Szene. Als Beispiel bietet sich derSchriftzug „Consdaple“ an (es handelt sich um einenSchriftzug, der vorgibt, eine Marke zu sein). Wird beispiels-weise ein T-Shirt mit diesem Namenszug-Aufnäher untereiner Jacke getragen, bleiben nur die Buchstaben (CO)NSDAP (LE) sichtbar. Ähnlich eindeutig dürfte es zu bewer-ten sein, wenn sich jemand mit der Aufschrift „Masterrace“(„Herrenrasse“) zeigt. Kleidung sollte aber generell nichtAnlass zu Überinterpretationen sein. Allenfalls kann sie aufextremistische Einstellungen hinweisen. Erst mehrere Hin-weise verdichten sich zur Gewissheit.

55 Manche Zeichen dagegen sind untrennbar mit dem„Dritten Reich“, der NSDAP (Nationalsozialistische

Deutsche Arbeiterpartei) und deren Gliederungen – unddamit mit Massenmord verbunden. Daher ist alleine schondas Zeigen in der Öffentlichkeit verboten. Dies gilt insbe-sondere für das Hakenkreuz als Symbol des Naziregimes,auch Gliederungen der NSDAP sind von diesem Verbot be-troffen. Wesentliche Quelle von Zeichen, die durch Rechtsextremeumgedeutet werden, sind germanische Runen und Symbo-le. Viele dieser Zeichen spielten schon im Dritten Reich ei-ne Rolle oder wurden anschließend als Symbole rechtsex-tremer Parteien und Organisationen verboten. Einige sinddagegen nur in bestimmten Zusammenhängen verboten.Manche Zeichen sind oftmals genau so uneindeutig wiedie Skinhead-Kultur selbst. Zum Beispiel wird der Lorbeer-kranz von allen Teilen der Skinhead-Kultur als Zeichen an-gesehen; in Kombination mit der Zahl „88“ handelt es sich,wie auch die „White-Power Faust“, um ein deutlich rechts-extremistisches Zeichen. Die Zahl „88“ ist einer der be-kanntesten Codes, die sich auf die Folge der Buchstabenim Alphabet bezieht. Sie steht damit für die Buchstaben-kombination „HH“, was wiederum „Heil Hitler“ bedeuten soll.Zu 11:: M. Zimmermann, BielefeldZu 22:: Programm polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes

http://www.polizei-beratung.de/aktionen/rechtsextremismus/theorie/

Arbeitsaufträge

A Lies den Text aufmerksam und trage möglicheZwischenüberschriften in die Kästen ein.

B Formuliere zehn Fragen zu wichtigen Aspekten desTextes, die deine Nachbarin/dein Nachbar beant-wortet. Tauscht in der Klasse die Antworten ausund korrigiert.

M 3.4 Soziale Folgen: z.B. Rechtsextremismus

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Perspektiven: nach mir die Sintflut

Der lange Weg der kleinen Schritte

Die Angst vor Streit und Hass und KriegLässt viele oft nicht ruhn.Doch wenn man Frieden haben will,muss man ihn selber tun.

Der Frieden wächst wie Rosen blühn,so bunt, so schön und still.Er fängt bei uns zu Hause an,bei jedem, der ihn will.

Von Frieden reden hilft nicht viel,auch nicht, dass man marschiert.Er kommt wie Lachen, Dank und Traum,schon, wenn man ihn probiert.

Man braucht zum Frieden Liebe,natürlich auch Verstand,und wo es was zu heilen gibt:jede Hand.Eva Rechlin

M 3.5 Perspektiven?!

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Arbeitsaufträge

A Was könnten die beiden alten Menschen in der Grafik sagen? Schreibe in die Säcke, welche Probleme noch ge-meint sein könnten. Benutze auch grafische Elemente, wie z.B. der Totenkopf in der Grafik. Überlege dir verschie-dene Möglichkeiten, wie das Kind handeln könnte.

B Was bedeutet das afrikanische Sprichwort?C Skizziere eine Mindmap, in die du bisher im Unterricht angesprochene Themen zur Zukunftsangst aufführst und

Möglichkeiten benennst, damit umzugehen. Was könnten solche „kleine Schritte“ sein?D Entwirf eine Postkarte, auf der du das afrikanische Sprichwort künstlerisch umsetzt.E Finde eine Überschrift zu dem Gedicht von Eva Rechlin, die du in den grauen Kasten einträgst. Male das Gedicht

mit Farben und Bildern schriftgestalterisch an. Wie interpretiert das Gedicht die Aussage des Sprichworts?

Viele kleine Leute an vielenkleinen Orten, die viele kleine

Dinge tun, werden das Gesicht derWelt verändern.

Afrikanisches Sprichwort

Christiane Neumann-Tacke

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Zwar war das Aussehen immer schon wichtig, und Schön-heitsideale hat es zu allen Zeiten gegeben. Doch die heuti-ge Situation nimmt Ausmaße an, die aus sozialer, morali-scher und medizinischer Sicht bedenklich sind. Einen großen Einfluss haben dabei die Medien. Besonders die zunehmende Verbreitung der Massenmedien, wie z.B. dassich ständig ausweitende Angebot an Publikumszeitschrif-ten und Fernsehkanälen, dürfte dazu beigetragen haben,das Schlankheitsideal im Sinne einer gesellschaftlichenNormvorgabe fest in unseren Köpfen zu verankern. EinBlick in diverse Zeitschriften zeigt dies deutlich: Die Modewird präsentiert von superschlanken Models, für jeden Typwerden Diätkuren und Tipps für gezieltes Körpertrainingangepriesen sowie Versprechungen gemacht, wie dasWunschgewicht schnell und dauerhaft zu erzielen ist. Auchdie Werbung bietet alle möglichen Mittel für das Erreichender Idealfigur an. Alles zielt darauf ab, den Leser/-innenund Zuschauer/-innen permanent vor Augen zu führen,dass schön, schlank, durchtrainiert und gepflegt zu sein, er-strebenswerte Ideale sind.Diese durch Medien gesetzten Maßstäbe werden von vie-len Firmen und Institutionen unterstützt: KaloriendefinierteDrinks und Menüs sowie Appetitzügler oder Abführmittelsind im Handel in einem breiten Angebot erhältlich, zahl-reiche Kliniken bieten das Fettabsaugen oder das Modellie-ren der Figur an, aber auch die Krankenkassen fördern diesen Trend, indem sie ihre Versicherten über Kurse oderMitgliedszeitschriften zu einer „guten Figur“ und „Schlank-sein“ motivieren. Diese breite Front, die das ThemaSchlankheit darbietet, übt einen großen Druck auf dieSelbstwahrnehmung eines jeden Einzelnen in unserer Ge-sellschaft aus. Frauen, Männer sowie Kinder und Jugendli-che werden mit den überall präsenten Bildern attraktiverPersonen konfrontiert. Oft macht ein Vergleich mit der ei-genen Figur unzufrieden, was dazu führt, dass die Selbst-einschätzung und das Selbstwertgefühl deutlich geringerwerden. Insbesondere für Frauen scheint das Selbstwert-gefühl überwiegend durch die Bewertung ihres Körpers be-stimmt zu sein. Jedoch ist gerade die Wertschätzung undAkzeptanz des eigenen Körpers wichtig für ein positivesSelbstbild. Dagegen wird die Selbsteinschätzung von Män-nern eher von der Beurteilung ihres Charakters und ihrer In-telligenz bestimmt. Aber auch bei ihnen wächst der gesell-schaftliche Druck, seit die Werbung den männlichen Körperentdeckt hat.Mehr Erfolg mit schlankem Körper? Schlankheit wird asso-ziiert mit Glück, Erfolg, Liebe und Gesundheit. Das vom äs-thetischen Ideal der Gesellschaft abweichende Aussehenwird kritisiert, häufig sogar verachtet. ÜbergewichtigeMenschen leben z.B. mit dem Risiko, ihren Job eher zu ver-lieren, haben geringere Chancen bei Bewerbungen, sindals Freund oder Freundin unbeliebter und müssen sich mitvielen an sich menschenunwürdigen Vorurteilen ausein-andersetzen. Jedoch lässt zumindest eine repräsentativeUntersuchung, die die Imageveränderung von Dicken undDünnen erfragte, einen Hoffnungsschimmer erkennen. ImLaufe der 70er Jahre wurde das Dünnsein immer positiverangesehen, während sich das Image der Übergewichtigen

derartig ver-schlechterte, dasses fast einer sozia-len Diskriminierungglich. 60 Prozentder Befragten be-vorzugten die sehrschlanke Figur. EineWiederholung derImage-Untersu -chung in den fol-genden Jahrzehn-ten zeigte dagegen,dass inzwischenweder sehr dünnnoch sehr dick, son-dern ein normalesKörpergewicht in der Bevölkerung bevorzugt wurde. Den sehrschlanken Typ präferierten nur noch 31 Prozent. Dennoch be-steht nach wie vor bei vielen fast eine Besessenheit, um je-den Preis schlank zu sein. Die äußere Erscheinung, das gu-te Aussehen und Fitness sind heutzutage das Maß für deneigenen sozialen Wert geworden. Der Körper wird letztlichzum wesentlichen Kern der eigenen Identität erhoben. Das Inter-esse an dem wirklichen Ich verliert immer mehr an Bedeutung.Dieser Schlankheitsdruck führt zu einem Essverhalten, dasaufgrund der hohen Anzahl an Betroffenen mitterweile als„kollektives Diätverhalten“ bezeichnet wird. Der Wunsch,das eigene Gewicht zu reduzieren, bewirkt, dass ständig Di-ät gehalten wird, bzw. ein schlechtes Gewissen besteht, so-bald nicht nach Diätplan gegessen wird. Werden jahrelangimmer wieder Abnehmkuren durchgeführt, kommt es zu ei-nem gestörten Sättigungsgefühl, zu Befindlichkeitsstörun-gen, reduziertem Grundumsatz, stagnierenden Gewichts-abnahmen und einer überproportionalen Zunahme desFettgewebes, wenn das Startgewicht – wie sehr häufig derFall – wieder erlangt wird. Das gezügelte Essen wird auchfür die Entstehung von verschiedenen Essproblemen ver-antwortlich gemacht, wie z.B. Anorexia nervosa (Mager-sucht) und Bulimia nervosa (Ess-Brechsucht). Neben denStörungen im Essverhalten ergeben sich auch Veränderun-gen im kognitiven, emotionalen und sozialen Bereich: Konzentrationsstörungen, verminderte Wahrnehmungsfä-higkeit, sozialer Rückzug, Verlust sexuellen Interesses, Stim-mungsschwankungen und Depressionen sind Folgen, diebei essgestörten Menschen auftreten können. Vor diesemHintergrund stellt das soziokulturell vorgegebene Schönheits-ideal einen bedeutenden Risikofaktor für die Gesundheit dar.© Reichelt, S.: UGB-Forum 1/95, S. 10–13, Verband für Unabhängige Gesund-heitsberatung e. V. (UGB), http://www.ugb.de/

Arbeitsaufträge

A Woher kommt der Schönheitsterror? Liste die Gründe mit Zeilenangabe auf!

B Warum stellt das Schönheitsideal einen Risiko-faktor für die Gesundheit dar?

C Was könnte getan werden, um dem „kollektiven Di-ätverhalten“ entgegenzuwirken?

M 4.1 Durch Wissen zur anderen Einstellung (I): Woher kommt der Schönheitsterror?

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Mesters/CCC, www.c5.net

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M 4.2 Durch Wissen zur anderen Einstellung (II): Die Zeitbedingtheit von Schönheitsidealen

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Die Venus von Willendorf kann mit ihren korpulenten For-

men als „Traumfrau“ in der ge-wertet werden: runder Bauch, dicke Beine, große, hän-gende Brüste und ein üppiger Po. Dickleibigkeit galt25.000 Jahre vor Christi Geburt als „Schönheitsideal“,weil die Fettreserven zeigten, dass die Frauen für die Auf-zucht der nächsten Generation gerüstet waren. Obwohldieses Argument im Laufe der Jahrhunderte an Gewichtverlor, blieben die üppigen Frauen in Mode.

Kennt Ihr die Darstellungen nackter Männer und Frauen, wie

z.B. aus der ? Damals galt als schön,wenn „Körper und Geist harmonisch“ waren. Das Ziel hieß inder Theorie „ausgewogene Proportionen“, doch das Ergebniswirkt aus heutiger Sicht eher korpulent und stämmig.

In den ersten Jahrhunderten nach Christi wird der weibli-che Körper dann gar nicht nackt dargestellt, da dessenWirkung auf Männer als Teufelswerk galt. Erst am Endedes Mittelalters ist die Frau wieder unverhüllt in Kunstwer-

ken zu betrachten. In der be-vorzugte man auch üppige Körper, was als sinnlich-verlo-ckend galt. Auffällig ist aber, dass das damalige Schönheits-ideal dünne Arme und Beine und kleine knospenhafte Brüste eines Teenagers hatte. Bemerkenswert ist auch derrunde Bauch, der dagegen fast schwanger aussieht.

Im 16. Jahrhundert unterschied sich das Ideal je nach-dem, ob die Menschen nackt oder angezogen waren: Inder Aktdarstellung quellen die Formen fast über, obwohl

die Brüste klein bleiben. Der zeigte Frauen im Urzustand eher üppig. Wenn sie dage-gen in Kleidung steckten, war die Wespentaille in Mode,die durch Korsette, feste Schnürungen um die Taille,künstlich erzeugt wurde. Hier wurde durch entsprechen-de Kleidung das Ideal der „schmalen Taille“ verstärkt,während der schöne nackte Mensch ruhig fülligere For-men haben durfte.

Erst im ändert sich das Schönheitsideal grundlegend. Schon in den 20er-Jahrenkam die erste Schlankheitswelle auf. Um eine schmaleTaille zu formen, musste nun am Körper selbst abge-speckt werden. Zu Anfang waren zwar noch üppige De-kolletés gefragt, doch auch hier ging das Ideal eher zukleineren Oberweiten, bei aber noch weiblichen Hüften.

Während des Ersten Weltkriegs hatten es die Frauen ge-zwungenermaßen zu einer neuen Selbstständigkeit ge-bracht, weil sie das Leben ohne ihre Männer meisternmussten. Diese Unabhängigkeit wollten sie nicht mehraufgeben. Als äußeres Zeichen des gestiegenen Selbst-bewusstseins und der sich anbahnenden Gleichberechti-gung schnitten sie sich die Haare ab und strebten einesehr schlanke, fast männliche Figur an.

Im Zweiten Weltkrieg wurde dann aber besonders dieRolle der Frau als Mutter hervorgehoben, es wurde Müt-terlichkeit propagiert und damit durften die Frauen wie-der rundlicher werden. In den Entbehrungen der Nach-kriegszeit galten die gut genährten Damen als schön,denn diese waren bei der schlechten Ernährung eher dieAusnahmen: Die Fülle war ein Zeichen für Reichtum.

Die 60er-Jahre waren mit Liz Taylor oder Marilyn Monroe zu-nächst das Zeitalter der Frauen mit den langen Beinen, schma-ler Taille und großem Busen. Dieses Ideal wurde vom „ModelTwiggy“ abgelöst, dem Modell einer knabenhaften, fast ma-gersüchtig anmutenden Frau. Dieses Ideal passte in die Zeitder gesellschaftlichen Umwälzung und des Feminismus: Weib-liche, mütterliche Formen waren in der Studentenbewegungund der Zeit der Kinderlosigkeit nicht up to date.

Ab den sollte Frau zwar nach wie vor eine schmale Taille und Hüfte besitzen, doch dieOberweite durfte wieder größer sein. Ein Startschussnicht nur für Diäten, Aerobic und Fitness, sondern auchfür die plastische Schönheitschirurgie.

Epochen/Zeitangaben:

Barock, 20. Jahrhundert, 80er-Jahre, Altsteinzeit, griechische Klassik, Zweiter Weltkrieg, Renaissance

Arbeitsaufträge

A Ordne die Epochen den Inhalten zu und fülle so die Lücken aus. B Welche „Schönheitsköniginnen“ der Folie 2 gehören zu welchen Zeiten? Finde noch weitere Bilder unter

http://www.google.de/, die du auf einem DIN-A3-Blatt den ausgeschnittenen Textpassagen zuordnest.C Wonach richtet sich das jeweilige Schönheitsideal?D Wie könnte sich das Schönheitsideal weiterentwickeln? Wie sieht eine Schönheitskönigin/ein Schönheitskönig 2030 aus?

M. Zimmermann, Bielefeld

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Morgentliche Fantasiereise mit Entspannungsmusik

Du liegst im Bett, da ist es warm und gemütlich,die Decke hast du dir bis zum Kinn gezogen, du bist ganzruhig, hast deine Augen geschlossen und liegst still da. Esist noch ganz früh am Morgen und du bist noch müde.Es wird Zeit aufzustehen, und du wirst langsam wach … Du beginnst dich zu recken und zu strecken.Du hörst die Vögel draußen singen und die Sonne scheintdir ins Gesicht.Du beginnst dich zu recken und zu strecken. Ganz langsamwirst du munterer.Du spürst deinen Körper, deine Beine, deine Arme, deineMuskeln, deinen Kopf. Du spürst deinen ganzen Körperund gähnst nach Herzenslust.Du streckst dich und dehnst deinen ganzen Körper.Du spürst dabei die Spannung und die Entspannung.Du öffnest deine Augen, siehst dich um und stehst lang-sam auf. Erst setzt du dich auf, dann stellst du dich auf dieFüße. Lass deine schweren Arme fallen und schüttle denganzen Körper.Zieh beim Einatmen die Schulter hoch und lasse sie beimAusatmen fallen.Schüttle den ganzen Körper, schüttle alles Müde ab.Jetzt bist du wach, es ist dein Tag, der da vor dir liegt.

Tigeratmung

Du hebst die Arme und atmest gleichzeitig mit einemZischlaut ein, du atmest mit gekrallten Fingern dreimal aufkrrr … aus, nach dem 4. Einatmen beendest du auf uhh …die Ausatmung.

Rakete

Du beginnst leise in der Hocke, steigerst dich, wirst lautermit immer schnelleren Bewegungen bis die Rakete explo-diert (Sprung!).

Klangschale

Höre dem Gong einer Klangschale so lange nach, bis nie-mand aus deiner Lerngruppe mehr etwas hört.

Ausatmen

Atme, bis keine Luft mehr kommt, auf ffff aus. Atme dannso tief ein, wie du kannst. Wiederhole dies mehrfach.

Pizzamassage

Deine Partnerin oder dein Partner steht vor dir. Du streichstzart über ihren/seinen Rücken (mehlen), dann knetest duden Schulterbereich (Teig kneten), rollst mit kräftigemHandflächendruck den Teig aus, bestreichst sie/ihn mitKetchup, verteilst mit 2 Fingern die Champignons, mit denHandflächen die Salami und zum Schluss streust du denKäse mit deinen Fingerspitzen über den Rücken. Nun legtihr euere Rücken gegeneinander und spürt die Backwärme(andere Bilder: „Schrank aufmöblieren“, „Duschen“).

Progressive Muskelentspannung

Spanne nacheinander folgende Muskelpartien an und ent-spanne diese wieder:

rechte Hand – rechter Unterarm – rechter Oberarm – linke Hand– linker Unterarm – linker Oberarm – Stirn – Augenpartie – Nase –Mundpartie/Unterkiefer – Nacken –- Schultern – Rücken – Bauch– rechter Fuß – rechter Unterschenkel – rechter Oberschenkel –linker Fuß – linker Unterschenkel – linker Oberschenkel.

Du solltest beim Anspannen 5 bis 7 Sekunden nicht über-schreiten, um ein Verkrampfen der Muskulatur zu vermei-den. Die Entspannung sollte in Schritten erfolgen. Du soll-test dir nach dem Lockern der Muskelgruppe 20–30 Se-kunden, mindestens jedoch 10 Sekunden, Zeit nehmen,um die Entspannung wirken zu lassen. Wichtig ist, dass duimmer genau auf die Empfindungen achtet, die mit An- undEntspannung verbunden sind. Durch das bewusste An-spannen und Loslassen ganz bestimmter Muskelgruppenwird bei dir ein besseres Körperbewusstsein entwickelt, dadu nach der Anspannung die muskuläre Entspannung bes-ser fühlen kannst. Außerdem werden bei dir durch die An-spannung die Muskeln besser durchblutet, was zu einemwohligen Wärmeempfinden führt.

Ich-Stärkung

Male ein großes Smiley auf ein Din-A4-Blatt und klebe es ei-nem Mitschüler, einer Mitschülerin mit Klebestreifen auf denRücken. Nun soll jeder auf jeden einzelnen Zettel aller Mit-schülerinnen und Mitschüler mindestens eine positive Eigen-schaft schreiben, z.B. ist immer so großzügig, hat tolle Haare,trägt geschmackvolle Klamotten, hat immer ein gutes Wort fürmich übrig, hilft mir immer, wenn ich sie/ihn um Hilfe bitte, etc.Nach ca. 20 Minuten (Musik = Umhergehen, Musikstop = Auf-schreiben) darf jede Schülerin/jeder Schüler den Zettel ab-nehmen und lesen. Alle Beteiligten müssen allerdings gut auf-passen, dass nur positive Dinge aufgeschrieben werden.

Mein Koffer:

Du malst auf ein Blatt Papier einen Koffer undschreibst auf das Kofferschild deinen Namen. Danngibst du den Koffer einer Mitschülerin oder ei-nem Mitschüler. Du hast nun die Aufgabe, in denKoffer etwas zu schreiben, was du dem Kofferin-haber wünschst bzw. mit auf den Weg gibst.

Das Kümmerling-Spiel

Alle Gruppenmitglieder notieren ihren Namen auf einemBlatt Papier. Die Blätter werden gemischt und du ziehst,wie jedes Gruppenmitglied, ein Blatt mit Namen – wenn esdein Name ist, ziehst du noch einmal. Deine Aufgabe ist es,dass du dich für den Verlauf der vereinbarten Zeit um dieGezogene/den Gezogenen kümmerst. Das heißt, du sollstbesonders mitfühlend, verantwortungs- oder liebevoll mitder oder dem Ahnungslosen umgehen. Es soll nicht aufge-setzt wirken, damit nicht direkt klar ist, wer wessen Küm-merling ist. Du darfst durchaus falsche Fährten legen: diesist sogar beabsichtigt, damit auch andere in den Genussder liebevollen Fürsorge kommen. Die Auflösung erfolgtnach einer zuvor angegeben Zeit. Dadurch, dass falscheFährten gelegt werden, ändert sich nicht selten das Klimauntereinander positiv.

M 4.4 Stressbekämpfung und Ich-Stärkung

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Streitschlichter – ist das eine Lösung?

Ein typischer Fall:

Michaela aus der 8. Klasse will gerade ihre Getränkefla-sche aus dem Automaten nehmen, als Jonas aus der 8d siewegstößt und mit der Flasche das Weite sucht. Am Tag vor-her hatte sie ihm „Doofmann“ und „Sitzenbleiber“ nachge-rufen. Eine Lehrerin verdonnert Silvio dazu, Andrea eineneue Flasche zu kaufen. Am nächsten Tag stellt Silvio An-drea ein Bein. Eine Kettenreaktion beginnt. Wie kann manhier helfen, vermitteln, vielleicht Streit schlichten?

Streit schlichten will gelernt sein. Am Anfang steht dasTraining: Sicheres Auftreten, Gerechtigkeitssinn, Erkennenvon Stimmungen, Eingehen auf die Gefühle der Streithäh-ne, Gesprächsführung. Streitschlichterinnen und Streit-schlichter wollen Vertrauen erwerben und versprechen, ver-schwiegen zu sein. Und so gehen sie im Allgemeinen vor:

Ein Streit hat zwei Mitschüler in Rage gebracht. DerStreitschlichter oder die Streitschlichterin nimmt sich Zeitfür den Konflikt und verständigt sich mit den Rivalen darauf, dass sie dem jeweils anderen zuhören, ohne ihn zuunterbrechen oder zu beschimpfen.

Die Kontrahenten setzen sich zusammen und legen ihrePosition dar. Dabei fliegen oft die Fetzen. Der Vermittleroder die Vermittlerin sorgt dafür, dass die Streithähne ihreunterschiedlichen Auffassungen und Wahrnehmungenklar und deutlich formulieren und sich dabei an die Ge-sprächsregeln halten. Sie sollen sich gegenseitig verste-hen, ein Stück „in den Schuhen des anderen laufen“. Esgeht nicht um Schuldzuweisungen, sondern um die Frage,warum es so gekommen ist, warum man so reagiert hat.Jeder muss dabei in sich selbst hineinhorchen.Gemeinsam werden Lösungsmöglichkeiten gesucht. Esgeht um zwei Hauptfragen: „Was bin ich bereit zu tun?“ und„Was erwarte ich vom anderen?“ Es darf keine Gewinnerund Verlierer geben. Beide müssen mit den Lösungen le-ben können.Die Kontrahenten finden einen Weg, das zu erreichen, wassie von Anfang an wollten. Die Vereinbarung wird schrift-lich festgehalten und unterschrieben. Das erhöht die Ver-pflichtung. Mit der Vereinbarung verbinden sich Wieder-gutmachung, Versöhnung und künftiges Verhalten.M. Zimmermann, Bielefeld

M 4.5 Umgang mit Gewalt

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Schreibe dir alles auf, was im Zusammenhang mitMobbing passiert: Wer, welcher Vorfall, wann, welche Zeugen. Nur so kannst du später beweisen,dass es wirklich Mobbing ist.

Versuche herauszufinden, warum der bzw. die Mobbingtäter dich mobben.

Suche dir Vertrauenspersonen in deinem Umfeld.Vorsicht: Gerade solche Personen werden immerwieder von den Tätern „abgezogen“.

Mobbing verursacht Stress, Niedergeschlagenheit,Demotivation, Gedächtnisstörungen, Konzentrations-schwierigkeiten, Krankheitssymptome wie Durchfall,Erbrechen, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Herzklopfen,Atemnot, Kopfweh, Schlafprobleme usw. Versuchedie Spannungen durch Sport oder andere Möglich-keiten, wie Entspannungsübungen, Dinge, die dir Spaßmachen, abzubauen.

Kein Alkohol und keine Drogen können die Probleme lösen, sie verschlimmern sie noch!

Hol dir Hilfe bei deinen Eltern, beim Klassenlehrer,bei einer Lehrerin oder einem Lehrer deines Vertrauens oder bei Beratungsstellen z.B. der AWO.

Benutze deinen Humor, wenn es auch schwer ist! Esist schwierig, einen Jugendlichen zu mobben, dersich weigert, das Mobbing ernst zu nehmen.

Nutze das Angebot der kostenlosen und anonymen Beratung unter der Telefonnummer 0800/7776665 (Mo–Fr 13–16 Uhr).

Tipps für Handlungsmöglichkeiten bei Mobbing

Versuche, den typischen Mobbingsituationen auszu-weichen. Mach deutlich, dass du das Verhalten derMobber nicht magst und dir Hilfe holen wirst. Stelle diePerson, die dich belästigt, zur Rede bzw. fordere sieschriftlich auf, dies zu unterlassen.

Arbeitsaufträge

A Sortiert die Tipps nach der Wichtigkeit. Ergänzt weitere.B Fasst in Schlagworten den Ablauf einer Streitschlichtung zusammen.C Überlegt euch einen Sachverhalt, der im letzten Schuljahr in eurer Klasse ein Problem war. Verteilt die Rollen und

spielt eine Streitschlichtung.D Wenn es an eurer Schule Streitschlichter/-innen gibt, ladet sie zur Vorstellung in eure Klasse ein. Wenn nicht, könn-

tet ihr anregen, dass ein solches Programm in euerer Schule gestartet wird. Wie sollte man hier vorgehen?

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Kampagne gegen Rechts

11 In der Disco spricht dich ein netter Junge, Florian, an.Du tanzt mit ihm. Neben euch tanzt ein farbiger Junge,

den du aus deiner Schule kennst, Er heißt Athanasios. Er lä-chelt dich an. Da sagt Florian: „Wenn der schwarze Affewas von dir will, kriegt er eins auf die Fresse!“

22 Dein Vater sitzt abends vor dem Fernseher, es kommteine Meldung zur Arbeitslosigkeit in Deutschland. Er

kommentiert „Die ganzen Ausländer nehmen uns die Ar-beit weg, da müsste man mal richtig aufräumen. Außer-dem kommen die hierher, verkaufen Koks und werden ge-walttätig. Wir Deutschen rackern uns ab und die beziehenSozialhilfe und dealen. Deutschland muss wieder sauberwerden!“

33 Im Jugendtreff siehst du wie ein Typ, der Gruppen-abende in der rechten Szene organisiert, sich mit zwei

Kumpels hinter Abdul herschleicht, der Richtung Toiletteim Keller verschwunden ist. Vorher haben die zwei nochdeutliche Zeichen zu dreien ihrer Kumpels gemacht, dielautstark eine Diskussion mit den anwesenden Sozialarbei-tern beginnen und die Aufmerksamkeit der ganzen Anwe-senden auf sich ziehen.

44 Dein Freund schenkt dir eine Kette mit einem Kelten-kreuz. Er möchte gerne, dass du deine Haare jetzt offen

trägst. Außerdem gefallen ihm lange Röcke besonders gut.Dann lädt er dich zu einem Kameradschaftsabend ein. Dortsollt ihr Kuchen backen und richtige völkische Musik hören,englische Musik sei unvölkisch, sagt er.

55 Du sitzt im Bus und siehst wie ein äußerlich als Neona-zi aufgemachter Jugendlicher einen dunkelhäutigen

Mann auffordert, seinen Platz für ihn freizumachen, ob-wohl es genügend freie Plätze im Bus gibt. Der Mann be-schwert sich beim Busfahrer. Dieser sagt, er solle sich haltwoanders hinsetzen. Einige Minuten später zückt der Neo-nazi ein Messer und will den Mann nötigen, auszusteigen.Er drückt auf den Halteknopf und zeigt dem Mann, dass erzusticht, wenn der etwas sagt.

Soziales Engagement bringt/macht Sinn!

M 4.6 Handlungsalternativen

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Info-Box: Internetadressen von Organisationen■ für Deutschland: http://www.was-geht-ab.com/■ für die Schweiz: http://www.redcross.ch/youth/

oder http://www.sajv.ch/■ für Österreich: http://www.jugendinfo.at/

oder http://www.freiwilligenweb.at/

■ für Luxemburg http://www.croix-rouge.lu/oder http://www.lgs.lu/

Seit meinem Sozialpraktikum im Altenheim weiß ich,wie viel ich den alten Menschen geben kann. Ich glaube,so hat sich noch nie jemand gefreut, wenn ich morgenszur Tür reingekommen bin. Deshalb schaue ich auchheute noch, fast ein Jahr später, beinahe jede Woche aufder Station vorbei. Stefanie, 16 Jahre

Mein kleiner Bruder hat mich eigentlich immer nur ge-nervt, aber bei meinem Praktikum im Kindergarten istmir klar geworden, wie gut ich mit kleinen Kindern um-gehen kann, wenn ich mich anstrenge. Die waren rich-tig glücklich, wenn ich mit ihnen während meines Prak-tikums gespielt habe, manchmal glaube ich, vor allemweil ich ein Junge bin – Jungen spielen einfach andersals alle die Erzieherinnen dort. Jetzt weiß ich, dass ichnach der Schule unbedingt etwas mit Kindern machenmöchte. Peter, 14 Jahre

Manchmal hab ich schon gedacht, ich kann gar nichts:schlechte Noten in der Schule, sogar ’ne Drei in Sport,Geld muss ich auch immer gleich ausgeben, die Besäuf-nisse bei den Festen. Was ist das für ein Leben? Seit ichbei der freiwilligen Feuerwehr dabei bin und beim letz-ten Hochwasser fast 24 Stunden im Einsatz war, weißich, dass das was bringt – da hat sich mein Leben ge-lohnt. Die Leute waren so dankbar, dass wir ihnen gehol-fen haben. Später will ich bei der Feuerwehr beruflicheinsteigen. Mario, 18 Jahre

Arbeitsaufträge

A „Kampagne gegen Rechts“: Überlege dir zu den obi-gen Beispielen, was du tun würdest.

B Wo erkennst du rechtsradikale Verhaltensweisen?Vgl. mit M 3.4.

C Was wäre eine mutige, was eine vorsichtige oderfeige Reaktion? Was wäre ein Mittelweg? Schreibedie Reaktionsmöglichkeiten auf. Diskutiert, ob Mutin jeder Situation angebracht ist.

D „Soziales Engagement bringt/macht Sinn!“: Kannstdu ein eigenes Beispiel aufschreiben, wo bei dir so-ziales Engagement, das Sicheinsetzen für einen an-deren, Sinn gebracht hat?Schreibt in der Gruppe 10 Gründe auf, warum essinnvoll ist sich zu engagieren. Dreht einen Werbe-spott dazu.

E Informiere dich im Internet (s. links) über Organisa-tionen, in denen du dich engagieren kannst. Schrei-be mindestens zwei auf und begründe deine Ent-scheidung, warum dich diese besonders interessie-ren. Wie könntest du hier mitarbeiten?

F Recherchiere im Internet, ob es einen Ortsverein an dei-nem Wohnort gibt und wo und wann dieser sich trifft.

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1. Teil Einstieg: Worunter leiden Kinder und Jugendliche heute, wovor haben sie Angst?

Intentionen für Teil 1 und 2:Die Schülerinnen und Schüler sollen■ aus Äußerungen von Kindern und Jugendlichen (aus dem Abschiedsbrief, aus

Bildern) Sachverhalte herauslesen, unter denen Kinder und Jugendliche heute leiden,■ Mobbing, Druck durch das gängige Schönheitsideal, Jugendarbeitslosigkeit und

fortschreitende Umweltzerstörung als Belastungen im Leben von jungen Menschen reflektieren und darin ihre eigenen Ängste und Sorgen wiederfinden und artikulieren.

M 1.1 Abschiedsbrief des Amokläufers Sebastian B.

Zum Einstieg in die Einheit ist es möglich, die Schüler/-innen selbst auf Fototour zum Thema „Zukunfts-angst“ gehen zu lassen und die Bilder über Beamer zu zeigen und kommentieren zu lassen. Eine alterna-tive Möglichkeit hierzu ist, die beiliegende Folie zu verwenden. Abgebildet sind Fotos, Bilder und Collagenaus einer 8. Klasse. Im Abschiedsbrief von Sebastian werden folgende Problembereiche aufgezeigt:■ Sinnlosigkeit: „alles für den Arsch ist“ (Z. 11 f.), keine Perspektive■ zwischenmenschliche Probleme: „deine Frau beginnt dich zu hassen“ (Z. 12 f.), soziale Einsamkeit „keiner dich besucht“ (Z. 14 f.), Lehrer haben ihn kaputt gemacht, sind schuld daran, dass er jetzt so handelt■ fühlt sich als Verlierer: „das einzigste, was ich …“ (Z. 16 f.)■ Konsumorientierung: „Menschen sehen dich nicht als Person sondern als Statussymbol“ (Z. 20 f.)■ Geld regiert die Welt: „du musst alles haben: Handy, neueste Klamotten, etc.“ (Z. 25 ff.)■ Glück gibt es nur, wenn man sich der Masse fügt: Gesellschaft hat keinen Platz für Individualisten:„man nur glücklich werden kann, wenn man sich der Masse fügt“ (Z. 31 f.)■ fühlt sich gedemütigt: „habt euch über mich lustig gemacht“ (Z. 48 f.), „habt mich verarscht“ (Z. 72 f.)■ will „unsterblich“, etwas Besonderes werden: „damit mich nie wieder jemand vergisst“ (Z. 56 f.)Es werden unterschiedliche Gründe genannt, Computerspiele zu verbieten: Hemmschwelle sinkt (Argu-ment dagegen: Aggressionen werden schon im Spiel abgebaut), Trennung zwischen virtueller und realerRealität nicht mehr möglich, Aktion im Spiel bewirkt stärkere Prägung als passive Partizipation im Film(Argument dagegen: TV-Erfahrungen mit Gewalt sind realitätsnäher). In höheren Klassen könnte ein Be-zug zu den Experimenten von Bandura (vgl. http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/LERNEN/Modelller-nen.shtml – hier auch Bilder und weiterführende Literatur) hergestellt werden.

M 1.2 Kreative Zugänge (I): Was setzt uns unter Druck, was macht uns Angst?

Hier werden verschiedene kreativ-künstlerische Möglichkeiten angeboten, um sich mit der Gruppe demThema „Angst“ zu nähern.

2. Teil Erarbeitung I: Analyse der Bedingungen

M 2.1 Leistungsanforderungen

Aus den Materialien zur Leistungsanforderung wird die Differenz zwischen idealem Anspruch und der Un-möglichkeit einer solchen Umsetzung deutlich. Jeweils muss das entsprechende Notensystem auf dieVorgaben übertragen werden, bei 5-stufigen Noten wie z.B. in Österreich werden die letzten zwei zu-sammengenommen. In M 2.2 wird die Belastung durch Schule noch einmal deutlich, eine Differenzierungnach Ländern wird aufgezeigt, es werden aber auch schon Kompensationsmöglichkeiten genannt, diesich je nach Kulturkreis unterscheiden (z.B. hohe Selbstmordrate unter Schüler/-innen in Japan).

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M 2.3 Der Druck der Marken

Zu A: In den Klassenzimmern spiegelt sich im Outfit oft der gesellschaftliche Konflikt zwischen denneuen Armen und den neuen Reichen wider. Durch den Artikel können diese Zusammenhänge deutlichgemacht und damit thematisiert werden. Zu C: Zunächst könnte man der Meinung sein, dass mit der Einführung von Schuluniformen alleSchwierigkeiten gelöst seien. Kritiker aber wenden ein, dass so alle Individualität verloren gehe, die Mög-lichkeit, sich auch über Kleidung selbst auszudrücken. So spielen sich die Überlegungen zur Einführungeiner Schuluniform im Wesentlichen zwischen zwei Polen ab: Individualität, über Kleidung auffallen wol-len, sich individuell aber auch politisch äußern wollen (z.B. das Kopftuch), auch die Kleidung als Status-symbol gehört hierher, und auf der anderen Seite die Uniformierung, das „möglichst nicht auffallen wol-len“, die Einordnung in eine Gemeinschaft, die schon an der Kleidung ersichtlich wird, die Demonstrationder Gleichheit ( z.B. beim Militär, in totalitären Staaten, Berufsuniformen, Sträflinge, beim Mannschafts-sport u.a.).

M 2.4 Bin ich schön (genug)?

Hier geht es um ein Hinterfragen der eigenen Erwartungen an das Aussehen (Umfrage), in dem der ge-sellschaftliche Druck, der hinter den gängigen Schönheitsidealen steht (schon Spielzeug/Barbiepuppenprägen; Schönheit als Selektionsvorteil), aufgezeigt wird. Zu A: In der Umfrage wird wahrscheinlich die Bagatellisierung deutlich werden, mit der Jugendlichean Operationen(!) zur Korrektur eines ästhetischen Problems herangehen. Zu C: Gründe dafür (aussehen wollen wie das Ideal, Erfolg, Bewunderung) werden in allen Texten ge-nannt und können zusammengetragen werden. Zu D: Negative Folgen von Schönheitsoperationen könnten als Hausaufgabe im Internet recherchiertwerden und auf Plakaten der Werbung für Operationen gegenübergestellt werden.

M 2.5 Mobbing

Durch die Erstellung einer Mobbing-Liste wird deutlich, dass jede Form von Gewalt im Umfeld von Mob-bing zu finden ist, durch die persönlichen Akrostichons (oder das Anfärben der persönlichen Mobbinger-lebnisse auf der Liste), wie viel die Schüler/-innen davon schon erlebt haben. Eine Systematisierung führtzur inhaltlichen Vertiefung. Denkbar ist auch, in Gruppen Situationen nachspielen zu lassen. (Vorsicht,starke Schüler/-innen auswählen!)

M 2.6 Jugendarbeitslosigkeit

Erstaunlich ist, dass auf der ganzen Welt Arbeitslosigkeit vor allem eine Gefahr für Jugendliche ist. Sie be-kommen schlechter einen Job, werden schlechter bezahlt und schneller wieder entlassen. Die Statistiken erlauben einen genaueren Blick im Bezug auf die Länder Luxemburg, Österreich, Deutsch-land, Schweiz. Zu B: Statistik I, Höhe der Arbeitslosigkeit:Die Betrachtung des Umfangs der Arbeitslosigkeit junger Menschen bedarf der Berücksichtigung zweierRisikoschwellen, die den sukzessiven Übergang in das Erwerbsleben kennzeichnen. Die erste Schwellebesteht im Übergang von der schulischen Ausbildung zur Berufsausbildung bzw. in ein Arbeitsverhältnis.Die zweite Schwelle ist der Übergang in ein Arbeitsverhältnis nach Beendigung der Berufs- oder Hoch-schulausbildung. Wie die Grafik zeigt, hat für jüngere Menschen das Risiko, arbeitslos zu werden, wiederdeutlich zugenommen. Hintergrund sind Entwicklungen, die beide Schwellen betreffen: Durch die ab-nehmende Ausbildungsbereitschaft vieler Betriebe bestand eine Unterversorgung an Ausbildungsplätzen(erste Schwelle). Weiterhin führten die Probleme am Arbeitsmarkt auch zu einer geringeren Nachfragenach ausgebildeten Arbeitskräften, sodass für viele Jüngere ein direkter Übergang von Berufs- und Hoch-schulausbildung in das Berufsleben nicht möglich war (zweite Schwelle).

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Zu C: Für die Gruppe der jüngeren Arbeitslosen gilt aber entlastend (und hier ist die deutsche Statistikbeispielhaft für Europa), dass diese im Schnitt einer wesentlich höheren Dynamik unterliegt als andere Al-tersgruppen (vgl. Statistik II, Dauer der Arbeitslosigkeit). Das heißt, dass junge Arbeitslose oftmals bereitsnach wenigen Monaten wieder eine Beschäftigungs- oder Ausbildungsmöglichkeit finden.Dennoch darf nicht übersehen werden, dass manchen Jugendlichen der Einstieg ins Beschäftigungssys-tem nur in prekärer Form – über Aushilfsjobs, befristete Tätigkeiten – oder nach mehreren Umwegen –über Bildungs- und Beschäftigungsmaßnahmen – zum Teil im Wechsel mit zwischenzeitlich erneuter Ar-beitslosigkeit gelingt. Reaktionen auf dieses Phänomen werden in den Karikaturen M 2.7 dargestellt: von-seiten der Familie (übertriebene Frühförderung, ...), vom Einzelnen (kein intrinsisches Interesse des Indivi-duums, destruktives Verhalten, Manipulation durch Medikamente, ...).

M 2.8 Umwel: Wir haben alles im Griff ...

Zu A: Das Thema Bedrohung der Umwelt beschäftigt uns alle wieder besonders intensiv. Gerade in derletzten Zeit scheint uns die Bedrohung weltweit durch die Klimaerwärmung immer näher zu rücken unddirekt spürbar zu werden. Die Ängste vor Umweltzerstörung gehören zu den tief greifendsten, funda-mentalsten Ängsten, weil sie sich auf unsere Lebensgrundlagen beziehen. Weil dieses Thema so viele As-pekte enthält, die deutlich machen, dass es viele Bereiche gibt, in denen sich eine Bedrohung der Le-bensgrundlagen zeigt (z.B. Treibhauseffekt, Bedrohung durch radioaktive Abfälle oder Atomreaktoren, Be-drohung der Antarktis durch eine Ölpest, Waldsterben, Schwermetalle in den Gewässern, Vergiftung derNahrung, Verseuchung der Meere und Strände …), und dieses Thema – nicht zuletzt durch die Presse –emotional oft stark besetzt ist, scheint es sinnvoll, sich diesem Thema über die Satire zu nähern. Dieses li-terarische Ausdrucksmittel ist für Schüler/-innen zumeist sehr attraktiv, weil es ermöglicht, die eigenenÄngste versteckt hinter sprachlichen Aggressionen zu äußern. Die Form kann so auch eine entlastendeFunktion haben. Sie hat darüber hinaus zugleich einen stark appellativen Charakter.Zu B: Auch die Mittel der Satire (Übertreibung, Euphemismen, Ironie, Verzerrung etc.) sollten an dieserStelle noch einmal aufgeführt werden. Die hier vorgestellte Satire kann dann als Beispiel für eigene Sati-ren dienen. Möglich wäre es auch, nur den Anfang der Satire vorzugeben und die Schüler/-innen diese imentsprechenden Stil weiterschreiben zu lassen. Auch zu diesem Problembereich sollten im Anschluss Handlungsmöglichkeiten im Kleinen deutlich wer-den: Energie sparen, z.B. Fahrrad fahren, Umweltpapier verwenden, biologische Produkte verwenden, diedie Natur weniger belasten etc. (vgl. Anregungen im Literatur-Verzeichnis). Diese Tipps könnten im Klas-senzimmer ausgehängt oder von den Schüler/-innen als Experten an andere Klassen weitergegeben wer-den. Vgl. auch http://www.energiesparen-macht-schule.de/

3. Teil Erarbeitung II: Was sind die Folgen?

Intentionen:Die Schülerinnen und Schüler sollen■ gesellschaftliche Erwartungen kritisch hinterfragen, indem sie die individuellen

psychischen, körperlichen und sozialen Folgen der im 1. und 2. Teil aufgezeigten Probleme kennenlernen.

M 3.1 Psychische Folgen von Mobbing

Im Text werden die Folgen von Mobbing deutlich. Eine mögliche nachgespielte Gerichtsverhandlung be-nennt die Vergehen (vgl. Systematik unter M 2.5), sucht aber in Form einer Verteidigung der Angeklagtenauch Handlungsmöglichkeiten, die das Opfer gehabt hätte. Die Unmöglichkeit einer Feststellung des(Haupt-)schuldigen sollte deutlich werden, ebenso die Folgen, die ein solches Urteil haben könnte.

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M 3.2 Flucht in die Sucht

Zu B: Begründungen sind: die Welt vergessen (Betäubung), mithalten wollen (Gruppenzwang) etc. Fol-gen von extensivem Alkoholkonsum: Knochenwachstum und Pubertät können sich verzögern, Schädi-gung von Leber und anderen Organen, Aggressionshemmung wird herabgesetzt, das jugendliche Gehirnist, was Suchtpotenzial angeht, lernfähiger, d.h., eine Abhängigkeit mit ihren Folgen kann früher undschneller entstehen, Folgen im Rausch: Unfälle etc. Zu C: Die Umfrage klärt eine mögliche eigene Gefährdung, implizite Kriterien sind: keine verbalen Lö-sungsstrategien bei Problemen, sondern Kompensationshandlungen, Maßhalten schwierig, labile Per-sönlichkeit, übertriebener Anspruch an sich selbst, fehlende Zufriedenheit.

M 3.3 Körperliche Folgen: z.B. Magersucht

Im abgedruckten Betroffenenbericht wird der Ablauf einer Magersucht und die Klinikkarriere fast „ideal-typisch“ beschrieben und kann z.B. in einer Spirale als Tafelbild aufgemalt werden: Kritik von außen am eigenen Körper, Abnehmversuche entgleiten, falsche Einschätzung des eigenen Körpers, Zwangsbe-handlung mit Gegenreaktion usw. Ein Bezug zum Bild der Folie (Mädchen im Spiegel) kann hergestelltwerden. Die im Text (s. insbesondere Z. 49–55) erwähnte Methode (Grazer Modell) verfährt nach einemsehr rigiden Konzept, da bei einem sehr geringen Gewicht des Patienten zunächst keine Aufnahmefähig-keit für eine mögliche Psychotherapie vorhanden ist und sich zudem sogar die Gehirnsubstanz vermin-dert. Andere Krankenhäuser verfolgen andere, freiere Konzepte, wie es am Ende des Textes anklingt. Ein mögliches Konzept ist das der Soziotherapie, bei der das reale soziale Umfeld der Patienten mit einbezo-gen werden soll.

M 3.4 Soziale Folgen: z.B. Rechtsextremismus

Zu A: Die einzufügenden Zwischenüberschriften sichern den Inhalt und strukturieren den Text. Denkbar sind: Was ist Rechtsextremismus? Wann ist eine Straftat rechtsextremistisch motiviert? Wie er-kenne ich einen Rechtsextremen? Zeichen/Motive, die im Rechtsextremismus Verwendung finden. An-gesprochen werden muss, dass Rechtsextremismus oft als Kompensation eigener Ängste und Sorgendient – das wird auch in M 4.6 aufgegriffen.

M 3.5 Perspektiven?!

Zu A: Die „Problemsäcke“ zu füllen, dürfte kein Problem sein. In der Sprechblase der „Alten“ steht imOriginal „Na, wir haben die Probleme nicht mehr, wir erleben die Folgen nicht!“ Denkbar ist aber auch „Wirgeben ihm wirklich alles, was wir haben!“ oder „So gut wie die Erbengeneration hätten wir es auch habenwollen!“ In die Denkblase könnte gezeichnet werden: Strick nehmen (Resignation), Aktionismus zeigen(Aktion), selbst das Leben noch genießen (Hedonismus). Die hedonistische Grundhaltung, die bei vielenJugendlichen anzutreffen ist, kann also auch als Folge von Zukunftsangst verbunden mit dem Gefühl derMachtlosigkeit gedeutet werden. Das muss in einem ersten Schritt aufgegriffen werden, bevor Möglich-keiten des aktiven Handelns im dritten Teil zumindest vorgestellt werden.Zu B–E: Ein einzelner Mensch kann die Welt nicht verändern, aber kleine Aspekte dazu beitragen. Diese Thesesoll künstlerisch durch das Entwerfen einer Postkarte (anderen diese positive Botschaft mitteilen) vertieft werden.

4. Teil Ausblick: Welche Perspektiven sind möglich?

Intentionen:Die Schülerinnen und Schüler sollen■ darin unterstützt werden, ihre individuellen Möglichkeiten und Ressourcen zu erken-

nen, um ihre Lebenssituation aktiv mitgestalten zu können■ ihr Selbstvertrauen soll gestärkt werden, damit sie ihre Kräfte für sich und andere

positiv einsetzen können

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M 4.1 Durch Wissen zur anderen Einstellung (I): Woher kommt der Schönheitsterror ?

M 4.2 Durch Wissen zur anderen Einstellung (II): Die Zeitbedingtheit von Schönheitsidealen

Durch beide Materialien soll die Zeit- und Kulturbedingtheit von gesellschaftlichen Erwartungen am Bei-spiel des gängigen Schönheitsideals deutlich werden. Dieses Sachwissen kann helfen, die Relativität vonWerten zu begreifen. So ist eine persönliche Abgrenzung einfacher. Zu M 4.1, A: bietet folgende Gründe:1. Verbreitung des Schönheitsideals durch Massenmedien, sodass die Selbstwahrnehmung gestört wird(Z. 4–45)2. Superschlanke Models bestimmen die Medien (Z. 11 f.)3. Verstärkung durch Firmen: Appetitzügler, Diätprodukte werben für Schlankheit = Erfolg (Z. 21–29)4. Krankenkassen fördern den Trend (Z. 26 f.)5. Frauen werden noch mehr als Männer über das Aussehen beurteilt (Erfolg durch Schlankheit) (Z. 37–45)6. Fitness, Aussehen definiert den sozialen Wert von Menschen (Z. 79–81)7. Gesundheitliche Gefahren (Z. 95–98) 8. Kein Bezug mehr zum eigenen Sättigungsgefühl (Z. 89–91)Zu M 4.2, B: Die Bilder (Folie 2) können auch anhand der Jahreszahlen problemlos den Epochen zu-geordnet werden. Die jeweilige Venus zeigt das gängige weibliche Schönheitsideal im Bild.

M 4.4 Stressbekämpfung und Ich-Stärkung

Hier werden erprobte Methoden genannt, die es erlauben, Stressbekämpfung und soziale Annäherung imKlassenzimmer anzuleiten. Da es in unserer Gesellschaft und als Spiegel in unseren Schulen unüblich ist,sich positive Dinge zu sagen, kann die Ich-Stärkung in Form eines Super-Smileys ein Aha-Erlebnis werden.Denn kaum eine Erfahrung ist so bereichernd und fördert das Selbstbewusstsein so sehr, wie die, diebeinhaltet, dass man positive Rückmeldungen auf persönliche Eigenschaften bekommt. Das soll hier ein-geübt werden.

M 4.5 Umgang mit Gewalt

Zu A: Die Tipps gegen Mobbing könnten in einem Brief an ein Mobbingopfer von den Schüler/-innenwiederholt und angewendet werden. Zu B: Der Ablauf einer Streitschlichtung findet als Rollenspiel statt: Schlichtung einleiten, Sachverhaltklären, Lösungsmöglichkeiten suchen, Verständigung finden, Vereinbarungen treffen und schriftlich fest-halten. Vgl. auch http://www.djrk.de/streitschlichtung.html

M 4.6 Handlungsalternativen

Zu A: In den Fallbeispielen sind Situationen zusammengetragen, in denen Schüler/-innen Kontakt mitder rechten Szene haben könnten. Das gefragte Reaktionsspektrum soll nicht versuchen, die einzige rich-tige Reaktion zu finden. Je nach Person können unterschiedliche Reaktionen richtig sein. Deutlich werdenmuss, dass Wegschauen inakzeptabel ist, wenn andere Menschen in Gefahr sind.Zu D–F: Ziel dieses abschließenden Bausteins ist es, zu erarbeiten, dass soziales Engagement MenschenSinn gibt. Wichtig ist dabei herauszufinden, in welche Richtung das je eigene Interesse der Schüler/-in-nen geht. Als Lehrer/-in könnte man sogar den Besuch einer der Organisationen als Hausaufgabe ver-pflichtend vorgeben oder aber jugendliche Vertreter/-innen in den Unterricht einladen. Wer andere be-schenkt, wird selbst beschenkt. Dies ist eine Erfahrung, die eigentlich alle Jugendlichen in Form von So-zialpraktika (Compassionprojekte) einmal machen sollten.

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LITERATUR UNDLINKS

Allgemein zur Einführung:■ Bergmann, Wolfgang: Das Dra-ma des modernen Kindes. Hyperakti-vität, Magersucht, Selbstverletzung.Weinheim 2006.■ Vogt, Felicitas: Kinder neu sehenlernen. Neue Haltung zu Sucht undGewalt. Freiburg 2006.■ 15. Shell-Studie unter:http://www.shell.de oderDeutsche Shell (Hg.): Jugend 2006, Hamburg 2006.

Mobbing:■ http://www.antimobbing.de/■ http://www.mobbing.seiten-stark.de/■ http://www.kidsmobbing.de/page/index.html■ Mobbing-Telefon zur telefoni-schen Beratung von Kindern undEltern bei Mobbing in der Schule0800 7776665■ http://mobbing-net.de/Mobbing-Netzwerk

Magersucht:■ Ettrich, Christine; Pfeiffer,

Ulrike: Anorexie und Bulimie.Zwischen Todes-Sehnsucht undLebens-Hunger. München 2001■ Feher, Christiane: Dann binich eben weg. Geschichte einerMagersucht. München 2005 (Ju-gendbuch zum Thema).■ Wardetzki, Bärbel: Iß dochendlich normal! Hilfen für Ange-hörige von eßgestörten Mäd-chen und Frauen. Freiburg 2002.■ Telefonische Beratung derBZgA zu den unterschiedlichenFormen von Ess-Störungen.Tel: 0221 892031; Mo–Do: 10.00 Uhr – 22.00 Uhr;Fr–So: 10:00 – 18.00 Uhr (nor-maler Telefontarif)■ Kontaktadressen unter:http://www.dick-und-duenn-ber-lin.de/sonstiges/adressen.htm

Umweltzerstörung:■ Einfach das Klima verändern.50 Ideen mit großer Wirkung zurEindämmung der Erderwärmungund des Treibhauseffektes.Frankfurt 2007.■ Goedhart, Jakob A.: Über-Le-ben. Dortmund 2006.

■ Schlumberger, Andreas: 50einfache Dinge, die Sie tun kön-nen, um die Welt zu retten. Undwie Sie dabei Geld sparen kön-nen. München 2006.

Rechtsextremismus/Gewalt:■ Dreyer, Manfred: „Bleib’ COOLohne Gewalt – Wege zur Konflikt-lösung“, UE des Deutschen Ju-gendrotkreuzes, Aachen 2002.■ Dreyer, Manfred: Wege ausder Gewalt – Schule packt’s an,UE des deutschen Jugendrot-kreuzes, Aachen 2001.■ http://www.idaev.de/■ http://www.djrk.de/bleib-coolohnegew.html

Aktiv gegen Rechtsextremis-

mus und Rassismus – Initiativen

und Aktionen■ http://www.amadeu-antonio-stiftung.de/■ http://www.buendnis-toleranz.de/■ http://www.gesichtzeigen.de/■ http://www.bpb-aktiv.de/

Stressbekämpfung:■ Petermann, Ulrike: Die Kapi-tän-Nemo-Geschichten. Geschich-ten gegen Angst und Stress. Frei-burg 7. Aufl. 2001.■ Solms, Andrea: Konzentra-tion trainieren. Gedächtnis schu-len und Stress abbauen. Mün-chen 2004.■ Innecken, Barbara: Kinesio-logie-Kinder finden ihr Gleichge-wicht. Wissenswertes, Spiele,Lieder und Geschichten. Mün-chen 2005.■ Portmann, Rosemarie: Die50 besten Entspannungspiele.München 2005.

Selbstwertstärkung: ■ http://www.give.or.at/■ http://www.kontaktco.at/

Streitschlichtung:■ M. Dreyer: Bleib’ COOL ohneGewalt – Wege zur Konfliktlö-sung. DJRK-Heft Aachen 2002.Gegen Unkostenbeitrag bei Ko-löchter & Partner, Grünstraße125, 58239 Schwerte■ Jugendrotkreuz: Angry youngman – Konfliktlösungs- und

Streitschlichtungsprogramm fürSchulen, Nottuln 2000.■ Jugendrotkreuz: Still angry –Arbeitshilfe zu Streitschlichtungs-Programm für Schulen, Nottuln2003.■ Streitschlichterprogramm

des DJRK:

http://www.djrk.de/streitschlich-tung.html#965

Soziales Lernen:Kuld, Lothar; Gönnheimer, Ste-

fan (Hg.): Compassion. SozialesLernen an Schulen. Ein Praxis-buch für die Sekundarstufe 1 und2. Donauwörth 2004.

Soziales Engagement:Homepage, auf der sich verschie-dene helfende Jugendverbändepräsentieren: http://www.was-geht-ab.com/

FILME FÜR DEN UNTERRICHT

Umweltzerstörung:■ Der große Knall

Video, 4 Min.

Trickfilm zum Thema Müll. Italien1990.■ Der Mann, der Bäume pflanzte

Video, 28 Min.

Nach der Erzählung von JeanGiono. Bäumepflanzen als Zu-kunftshoffnung. Frederic Back,Kanada 1987.

Gewalt/Rechtsextremismus:■ Filme von und mit Jugend-

lichen zu Gewalt, Sucht etc. bei

http://www.medienprojekt-wup-pertal.de/■ Kurzfilm Respekt

Video, 13 Min.

Ein Film, in dem unterschiedlicheFormen von Gewalt dargestelltwerden. Im Mittelpunkt stehenzwei rivalisierende Cliquen einerSchule.Jugendrotkreuz, Berlin 2001, ab 12.Bestellbar unter: http://www.djrk.de/videores-pekt.html

Apropos: Körperkult:Dokumentarfilm zu Fitnessstu-dios. Deutschland 1998, 6 Min.

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Gesundheit macht SchuleDas ÖJRK setzt auf Prävention und ganzheitliche Gesund-heitsförderung, die physische, psychische und soziale Ge-sundheit nicht trennt. Servicestellen für Gesundheitsbildunginformieren und unterstützen Lehrer/-innen und Multiplika-tor/-innen bei der Umsetzung schulischer oder außerschuli-scher Projekte zur Förderung der Gesundheit Jugendlicher.Im Rahmen der Peer Group Education vermitteln ausge-bildete Jugendliche Gleichaltrigen Informationen und Know-how zu Gesundheitsthemen.

GIVE – Servicestelle für GesundheitsbildungAls österreichweit arbeiten-de Informations- und Doku-mentationsdrehscheibebietet GIVE, die Servicestel-le für Gesundheitsbildung,Mitarbeiter/-innen aller schuli-schen und außerschulischenBildungs- und Gesundheits-einrichtungen Auskünfte über„modellhafte“ Projekte, ak-tuelle Initiativen und Aktivitäten zur Gesundheitsförderungan Schulen sowie Zusammenstellungen und Übersichtenvon Materialien und Medien zu Gesundheitsthemen. GIVEvermittelt auch an Organisationen und Expert/-innen weiter,die Unterstützung anbieten. GIVE ist eine Initiative vonBMUKK, BMGFJ und ÖJRK. Infoseiten und Fact Sheets zu ge-sundheitsrelevanten Themen sind als kostenlose Downloadsauf der Website verfügbar: http://www.give.or.at/

kontakt+co SuchtpräventionDie Fachstelle für Suchtprävention des JRK Tirol bietet Infor-mation, Schulungen, Materialien und Projektberatung zurSuchtvorbeugung in Tirol an. Zielgruppe sind primär Multi-plikator/-innen und Schlüsselpersonen wie z.B. Lehrer/-in-nen, Jugendleiter/-innen oder Personalverantwortliche, denn:Sucht beginnt im Alltag – Suchtvorbeugung auch. Materia-lien zum unentgeltlichen Download:http://www.kontaktco.at/

Peergroup-EducationIn der Steiermark und Oberös-terreich bildet das ÖJRK in Zusammenarbeit mit Expert/-innen für Suizidvorbeugung,Aids-Aufklärung und MediationJugendliche zu „Peers“ aus, dieGleichaltrige beraten und überspezialisierte Hilfseinrichtungeninformieren.Bei der Jugendhotline „time4-friends“ haben ausgebildete Ju-gendliche jeden Abend von18–22 Uhr unter der Telefonnummer 0800/664530 ein offenes Ohr für die Alltagssorgen Gleichaltriger.http://www.jugendrotkreuz.at/time4friends/

Integration und Therapie Kinder und JugendlicherTherapie soll auchSpaß machen. DasÖJRK veranstaltet inden Sommerferien re-gelmäßig Erholungs-und Therapieferien fürbenachteiligte Kinderund Jugendliche. Da-zu zählen rheuma-kranke, körper- undmehrfach behinderte sowie körperlich oder sozial benachtei-ligte Kinder und Jugendliche. Das ÖJRK arbeitet hier nach ei-nem europaweit einzigartigen Konzept eines „Kuraufenthal-tes für Kinder”, das Therapie und Sport, Spiel und Spaß opti-mal miteinander verbindet. Bei Integrationsurlauben, an de-nen körper- und mehrfach behinderte genauso wie nicht be-hinderte Jugendliche teilnehmen, steht das Kennenlernender gegenseitigen besonderen Bedürfnisse im Vordergrund.http://www.jugendrotkreuz.at/sommercamps/

VölkerverständigungDas ÖJRK veranstaltetjedes Jahr ein Freund-schaftscamp mit ju-gendlichen Teilnehmernaus vielen verschiede-nen Nationen und ent-sendet auch Jugendli-che zu solchen Veran-staltungen ausländi-scher JRK-Organisatio-nen. Ziel ist die Völkerverständigung durch Kennenlernenvon Jugendlichen anderer Hautfarben, Religionen, Sprachenund Kulturen.

Programmschwerpunkte:■ Katastrophenhilfe und Entwicklungszusammenarbeit■ Integration und Therapie Kinder und Jugendlicher■ Gesundheit und Umwelt■ Friedens- und Konfliktkultur■ Vermittlung der Grundsätze des Roten Kreuzes■ Aus- und Fortbildung für Hilfe und Sicherheit■ Lese- und Medienkultur

Österreichisches JugendrotkreuzDas Österreichische Jugendrotkreuz (ÖJRK) ist Teil des Ös-terreichischen Roten Kreuzes. Auf Basis der Grundsätzedes Roten Kreuzes steht das ÖJRK für Lernen und Handelnim Dienste von Humanität, Solidarität, Toleranz und Frie-densliebe. Das ÖJRK verfolgt das Ziel, junge Menschen sofrüh wie möglich zu humanitärer Gesinnung, zu mit-menschlichem Verhalten sowie gesunder Lebensweisehinzuführen. Im Krisenfall leistet das ÖJRK im In- und Aus-land vor allem für Kinder und Jugendliche Hilfe.

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http://www.deine-staerken.org/

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