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Josd~&~k REFORMATA REFORMANDA - mgh-bibliothek.de · CLEMENS von Alcxandricn (i vor 213) stellt dem...

Date post: 04-Oct-2019
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Josd~&~k 8- REFORMATA REFORMANDA matg.br Ni. &ba< jcdin
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J o s d ~ & ~ k 8-

REFORMATA REFORMANDA

matg.br Ni. &ba< jcdin

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Friedrich Stegmiiller

OPORTET HAERESES ESSE I Cor. 11, 19 in der Ausle~unc dcr Refomationszeit

Seine Anordnungen über das Herrenmahl in Korinth leitet Paulus mit dem Tadel ein: Ich höre, daß Zerwürfnisse unter euch bestehen, und zum Teil glaube ich das. Denn es muß auch Spaltungen [unter euch 11 geben, damit 2 die Bewährten offenbar werden [unter euch 31.

hxobo axiopaia hv upiv $risip%~tv, xai pfpos sr nraiE6w. A E ~ yicp xsi aipiosrs &V Spivl ~ivar, Tva2 ol Siixrpot ysvspoi yQvoviar hv bpiv3.

1 ev u~izv] om. D1 (VI), G ( X ) ; 2 ?,C] add: xal B (IV), D' (VI ) ; 2 Iva] N ( IV), A (V), C ( V ) , P ( V I ) ; add: rat B ( IV) , D' (VI ) ; 3 6u i>:r%~] om. C (V).

Die Vulgata übersetzt:

Audio scissuras 1 esse inter uos2, et ex parte credo. N a m oportet et 3 haereses esse, ut et 4 qui prabati sunt, manifesti fiant in iiobis.

1 icünlrai! ichürnota Fuld.; 2 inter so:] om. Fuld.; 3 et] om. Fuld.; 4 er] om. Fuld.

Diese Stelle wirft verschiedene Fragen auf. Zunächst: Was bedeutet hier schismata? Etwa: Divergierende Tendenzen (studia partium), Meinungs- verschiedenheiten (dissensiones), Eifersüchteleien und Rivalitäten (aemula- tiones), Sticheleien (cauillationes), versteckte Feindseligkeiten (simultates), Zwietracht und Uneinigkeit (discordia), Mißhelligkeiten und Entfremdung (alienatio animorum), Zank und Hader (rixae, altercationes), Zwist und Streitereien (lites, contentiones), Zerwürfnisse (discidia), Risse (scissiones), Parteiungen, Fraktionen (factiones, sectae), Absonderungen (separationes, discessus), Spaltungen (secessiones)? Sodann: Was bedeutet hier haereses? Etwa Möglichkeiten zu freier Wahl und Entscheidung? Verschiedene Lehr- meinungen und Schulrichtungen? Heterodoxien und Irrlehren? Meint haereses im Grunde dasselbe wie schismata, nämlich Spaltungen, oder meint es weniger, etwa bloRe Richtungen im Unterschied zu Spaltungen; oder mehr, nämlich offenen Bruch im Unterschied zu latenten Spannungen; oder etwas ganz anderes, nämlich Bruch der Glaubenseinheit im Unter- schied zum Bruch der Liebeseinheit? Ferner: Was bedeutet hier oportet? Einen unabänderlichen göttlichen Ratschluß? Eine heilsame Zulassung Gottes? Eine vom natürlichen Lauf der Dinge nahegelegte Erwartung?

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OPortet haereier eire 331

Weiterhin: Hat das ut finale oder konsekutive Bedeutung? Ist also das Offenbarwerden der Bewährten das Ziel, sei es der haereses selbst oder der Zulassung Gottes, oder ist es nur eine gute Nebenfolge eines an sich unheil- vollen Geschehens? Scbließiich: Welchen Charakter hat dieses Pauluswort als Ganzes? Ist es ein philosophisches hviom von der Bejahung des Pluralis- mus im Interesse der Freiheit oder von der Notwendigkeit der Antithese für den Fortschritt? Oder ist es eine dogmatische Aussage auf Grund einer eigenen Offenbarung oder auf Grund von Weissagungen Christi (Matth. 13,25; 18,7; 24,4. 24)? Ein eschatologisches Drohwort: Je näher die Wiederkunft Christi, desto mehr bedrängt der Satan die Kirche? Oder ist es ein resignierender und ironisierender Erfahrungssatz, das Ergebnis seiner Beobachtungen in anderen Kirchen? Ist es nur für die damalige Situation in Korinth gesprochen, oder gilt es für alle Kirchen und alle Zeiten?

Man könnte nun erwarten, daß die Christen gerade in Zeiten der Spal- tungen und Krisen sich besonders von diesem Pauluswort betroffen fiihltcn und daß daran ihr Selbstverständnis und ihr Zeitveiständnis offenbar würdc. Doch trifft dies nur zum Teil zu. Oft waren die Polemiker so sehr mit dem unmittelbaren Kampf und die Haereseographen so sehr mit der minutiösen Aufzählung der Irrlehren beschäftigt, daß sie sich die Frage nach dem Sinn von Spaltungen und Irrlehren nicht mehr stellten. Doch griff man nach diesem Wort, wenn die Not der Irrlehren beirrend groß wurde; man mußte sich dem Pauluswort auch dann stellen, wenn die Draußenstehenden die Spaltungen als Argument gegen das Christentum verwendeten, oder wenn die fortlaufende Schrifterklarung es nicht gestattete, dieses Wort zu übergehen.

Schon in der alten Kirche ist diese Paulusstelle verschieden ausgelegt worden.

Auf den Einwand des Juden Trypho, es gebe Christen, die sich sogar aus Götzenopferfleisch nichts machten, antwortet IUSTIN ( f 165): Es gebe gnostische Sekten, die sich den Christennamen zulegtcn, aber mit dem Christentum nicht das Geringste zu tun hätten; das könne die echten Christen nicht beirren, sondern nur in ihrem Glauben bestärken, da sie ja sehen und erfahren, da13 das eintritt, was Jesus selbst vorhergesagt hat. In diesem Zusammenhang zitiert Iustin: "Esovia: P~:G~LK% xai %~?~GE:c , als ein Herrenwort. Dann wäre der Sinn des Paul~iswortes: Aus der Weissagung Christi weiß ich gewiß, daß solche Spaltungen kommen werden, denn Christi Weissagungen müssen ja in Erfüllung gehcn. Darum halte ich es fiir möglich, daß diese Versuchung der Endzeit bereits beginnt, untcr euch zu wirken '.

ICSTIXUS. Dia1oeu.c turn Trihhonc Iudaco 35.3 (PG 6.549: ed. E. T. GooDSprED /I9141 , . , , ' . . . S. 130) ; ähnlich Didoscnlin Al>oitoioir:rn ryr. (C. 230); VI' 5, 2 !C<]. F. X. Fixi t I jl90'>1 S. 310); PS. CI.L\IESC' Horn. 11' l i , 4 (PG 2,88; ed. B. REIIM, GCS 42 [I9541 C. 42,8) ;

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CLEMENS von Alcxandricn ( i vor 213) stellt dem Einwand, angesichts der diaphonia der haireseis könne man nicht zu einem klaren Glaubens- entschluß kommen, denn wo jcder anderc Lehrsätze aufstelle, werde auch die Wahrheit zur Qual, als Antwort cntgcgen: Ablchncndc Kritik sei der Schatten allcs IVahreii und Gutcn; so seicn auch die Irrlclircii vom Herrn vorhergesagt (Matth. !3,25) und müßten daher eintreten; sie seien dazu da, daß dic noch nicht Gläubigen ihre Untcrscheidungsgabe und die Gläubigen ihre Festigkeit und Treue bcwähren könnten '.

Für den Platoniker C r ~ s u s (um l i 8 ) waren die Spaltungcn unter den Christen ein Gegenstand seines Spottes: Anfangs, als es nur wenige Christen gab, seien sie noch einig gewesen; als sie aber zahlreicher wurden, hätten sich sofort Gruppen und Parteien gebildet. Jeder habe seinen eigenen Standpunkt, sein cigenes System haben wollcn; jeder habe dem anderen widersprochen, jeder jeden widerlegt; ihr Ehrgefiihl habe gcrade noch aus-reicht, um am gemeinsamen Christcnnamen festzuhalten, doch auch darüber hätten sich manche hinweggesctzt '.

Ihm antwortet ORIGEXES (C. 185-254) : Meinungsvcrschiedcnheiten habe es schon von Anfang an gegeben, schon unter dcn Augen der Apostel, etwa über den Umfang des Kanon, über die Verpflichtung des jüdischen Ge- setzes, über den Tag der Parusie und über die Aufcrstehung. Verschiedene Schulen bilden sich nur bei wichtigen Fragen, wie in der Medizin, weil es da um Gesundheit und Leben gche, in der Philosophie, weil es da um Wahrheit und Lcbcnsfihrung gche, so auch im Christentum, x27cil es dcn Menschcn als etwas Großcs und Herrliches erscheine, und nicht nur die ungebildete Menge, sondern gerade auch die Gebildeten ergriffen habe. Für Origenes sind die haereses also nicht Irrlchren, sondern Meinungsver- schiedenheiten, Schulrichtungen; nicht eine Folge der Vcrnlassung und ein Zeichcn dcr Dckadenz und des Zerfalls, sondern Zeugnis geistigen Lebens und inneren Reichtums. Sie sind kein abschreckendcs Skandalon, sondern ein werbeiidcs Motiv, beweisen sie doch die Gescllschaftsfähigkeit der cliristlichcn Botschaft für die intellektuelle Elite. Paulus wolle die haereses bejahen, denn crst ein genauer Kenner der verschiedenen Richtungen werde zum bcwährtcn, zum gebildeten Christen'.

Horn. XVI,21,4 (PG 2'382; ed. B.Rerixx. GCS 42 [I9531 228,11); Drnrlrcs hi.csis~nisi:s~ ß c Trio. (381-392) 111; 22 (PG 29,920). J. Jrnanrlhs Iiält cs für möp- lich: daß dicscs AgrapL:on cin cclitcs ,Jcsiisivoi-t sci; da dic <!rei t ~ s t c i i Quellen voncin- ander iinabliän~ig scien. J. J E R E ~ ~ I : ~ ~ ; Unhekann'c Jesiis~rortc~ 1963s. 74-75, Vgl. h,f. >lr.isex~z. Scliisrna und Hairesis im X?', Bini.rsc;i~ Z ~ r ~ s c i ; n i e ~ N. F. 1 (1957) ll+-ll8. Ci.ehirss A ~ e x . ~ x ~ x r i i s , Slromnto VII; 15 (PG 9; 523-528).

WCEL~US, Alethes Logoi, 111; 10-12, ed. 0. Gr,öci<sr.n; L i r . ~ z ~ , ~ s z s K i . ~ i x ~ : TEXTE 151 (1924) 15.

' O~icesas, Contin Crlii<m, 111, 10--12 (PG 111 931-935).

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Aber nicht diese kulturfreudige, das Ärgernis zum Argument verkehrende und dcn Sinn dcs Paulus~vortcs nicht treffende Exegcse des Origencs wurdc in der griechischen Kirche vorherrschend, sondern die mehr nüchtern am Text bleibende Interpretation der antiochenischen Schule.

Für CIIRYSCSTOMUS ( 3 5 4 4 0 i ) bedeutet haereses nicht Irrlehren, son- dern Zerwürfnisse, uild meint dasselbe wic schismatas. Das Oportet hat seinen Grund in dcr streitsüchtigen Geistesvcrfassung der Korinther. Das ut ist nicht final, sondcm I<onsel<utiv zu verstehen. Paulus wolle also den Korin- thern sagen: Von curcr Streitsucht ist nichts andcres zu erwarten, als Span- nungen und Spaltungen; doch bei diesem Anlaß werden wenigstens die Srwährtcn unter euch offinbar \\,erden? Ähnlich interpreticren PS. OECU- hfliNIns (saec. VIII-IX)' und T~IE~PHYLAKT ( 1050-1 108)*, aber auch schon SZVERMN von Gabala (gcst. nach 009)'.

Im Abendland faßte auch A ~ r r t n o s r i \ s ~ ~ n die hacrcses nicht als Irrlehren auf, sondern als aus Personenkult erwachsene Zerwürfnisse. Das oportet interpreticrtc Cr: Sciendo nonnullos nzentc corruptos i.ersutia diaboli, dicit: Oportet haereses esse. Non utique uoluit, nec optauit, sed quia scivit futurum, dixit [alias: sed quia sint, futurunz dixitl, sicnt et Dominus (Matth. 1 8 , l ) : Oportet, inquit, oenire scandala, et (Luc. 9 , 2 2 ) : Oportet Filium hominis pati. praescius, quia Indas prodilor erat f u t ~ r u s ' ~ .

IIaeresci hic dicil Pion hnsce, qirne dc doir:otib,ii iunt_ icd hemm .schis,nntt~m. Quod ri etinm dosmatum diccrct, ncquc itn nniani dnret [wür<ir er ucch damit kciner. Anstol3 gchen]. ATnm Christus eil (?ilatl!i. 18, 7 ) : Necessc crt, izt aoiinnt scandala, non nrbitrii libcrtatcm lnhefnctanr, neqiie ,icceiii:afo,~ quondnm et sim i n uitom infetenr, ied, quod cx mala hominiirn meiitc omnino /ntairrm eint, prncdicriir; futurum ncmpe non ob i l i i~ii prncdictionem, red cx nnimo coiiim, ijici inrannbili rnoibo lnhornbant. "Vcqiic oiirn qnia pracdixit, illa factn iunt , red qiiin omnino futnrurn eiot, idco prnedixit . . . S i zcro dogmatum schWmotn csscnt, non ito nin,iiuatc cum illii looitur eise! (c f . Gal. 1 ,8; 3,4; Pliilipp. 3, 2; I Tim. 4, 2 ) . Jo:in.ixirs C:iiavsos~ro\i<:i. In I Cnr. iiom. 27 (PG 61, 223-226; translat. B. DE X o s ~ r , ~ a c o s ) .

V l l z d cnim 'iit' non scmpcr cnuram indicot, icd ctiam racpc roiun c¿ie,itiim . . . A ' E ~ I I C enim idco factoe riint hncrcim, iit q t ~ i :>rohnti csicrit, rnnnifcsti ficrent; scd nd¿ienientibiii liii hnocribni hoc nccidi!. Ioii~~sses <>r:nusos.ro\~cs. In I Coi. hom. 27 (PG 61. 226).

?lair¿ ir i i dicit hoc loco noz car icctas, qunc noiin cirso ( i d im d o p n t n introdi~cnnt, icd circa mcnrni. D i c i t ~ s enim prncfcrcntei dicitei, relinqvchnnt 9auperc.r. Lit qrii probnti sunt. Dictio hinn, id cit: ut , non eit carisnc rcdditkn, red cire:itnr ierum dccla- rnliin. lVam pcr h o ~ , qi:od ait: OPortet ~t inctei esse, lit q t ~ i f,r~bnti ~ z n t , mnnifesti jiant inter gor, hoc significot: Qiioniam aor diuitci dinidimini, cotitamnentes pa~ipcrci, ncridit, tit paripsrcr pc? to!crnntinm inzoiiontur proboti. [PS.] O~cüalcsirs, I n I Coi. (PG 118' 803).

" Oporfet cnim ct hacrescr inter noi aric. h'on dogrnnttim haarcier dich; red schismotu,ir b u i ~ i m o d i , de tncniir icilicct. Qtiid iicro ert: Oportct? Pm: Poiiibilr est, oel: Necciic crt, uor, cum hominci siti.r, Pion omnei rccta i n g ~ c d i . . . 'Ut' Iiic non eil cntrrnlir, icd nd ici cacnrzi,n et exitiim pcrtinet. T i ~ ~ o r i i u ~ n c r u s , In I Cor. (PG 124. 702).

P Alpiie:; i . 6 ~ ~ ~ 05 ib; P., TOT; 6i-iraa.v c r . . ii1.k ii: 6.) iDe5! %hl i6iio:;. ST~YERI:~SC.C D11

G.\nn~n, In I Cor. 11,19; ed. K. S T A : ~ ~ Pau!uskornrnentare der griecliischen Kirclic (1933) 262. 10 PS. .\\raaosii;s, In I Co,. (PI, 17. '235).

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534 Fricdrich Stegmiillcr

Aber im Abendland wurde in den folgenden Jahrhunderten nicht diese Auffassung herrschend, sondern die des hl. Auc~smus. Für Auxustinus waren die haereses formelle Irrlehren; das oportet ein Ratschluß Gottes und eine Prophetie, die in Erfüllung gehen mul3; das ut nicht konsekutiv sondern final zu verstehen. Paulus spreche nicht von zufalli-n guten Nebenfolgen, sondern von den positiven Aufgabcn der Irrlehren in Gottes Heilsplan. So wurde das Pauluswort für Augustinus zu einem Zuversicht spendenden Trostwort in seinem unablässigen und ermüdenden Kampf gcgen die Irrlehren des Manichaeismus, Arianismus, Douatismus und Pelagianismus ".

Zwar hatte die Glossa ordinaria die Deutung des Ambrosiaster und des Augustinus friedlich nebeneinandergestellt. Aber die Glosse des PETRDS LO~IBARDUS schied Ambrosiaster aus und ließ nur noch Augustinus zu Wort kommcn"; ihm io l~ te auch THOMAS VON AQUIN'~.

" Scd quoniarn ucrk ime dictum cst ( I Gor. 11,19): Oportct multni hacrercr c«c, iit probnti manifeiti finnt inter zor, utnrnvr elinm üto dioinna pioüidcntiac bencficio. Ex hii ciiim hominibnr kneretici fiunt, qni cliam si csscnt in ecclssin, niiiilominus arrarcnt. Cirm autcm forii s m t , plurimum poirunt, non aciiim doceado, qirod newiunt: scd ad acrzzm qnnoendum carnales et ad oerum apcrietzdum spiriti~nler cntiiolicos ercitando. Sunt enim innumerabilci in ~ ~ c l e i i n roncta Deo pioboti u i ~ i ; red mnnijerti non fiiint intcr noi, quamdiu impoitine nortroc toiebrb dclectati dorrnil-c ,,~nlumu.r, quam lircem aeritntis intrieri. Qrraproptcr m u l t i ~t diem Dci uideant et gnitdcant ( loh . 8,5G), pe7 hoeieticor do iomno cxcitnntur. Utamiir ergo etium kneictick, non ut eorum approbcmui errorci: sed nt cntholicnm diicipli,iam aduersiii eorum invidim niiercnter uigilanfiorer ct cnzlioics simrir, etiam ri BOI ad snlutem rcuocarc Pion po$sumirr. Aucus~rxus, DE U . C ~ religiotie, C. 8 n. 14 (PL 34, 129). - Multa qn~ippc ad fidam catholicam pcrtincntia, dum haercticoinm calida inquietndine exagitantnr, iit oduersus eos defcndi Qossint, et conrideiantur diligentiur, ct intcllipuntar clnriur, et instontiar praedicantur; ct ab aharsnriii mota qiiaaitio duccndi exiitit occario. A u c u s ~ i s v s . Dc cinitate Dei XVI, 2, 1 (PL 41,477). - Sic cnim oportct hacresei ciic, ut probati, inquit Apostolni, manifeiti finnt in cobir. Sic nain iroe 1oci.r congruü ct temporibur ordinantur, u t ctiam de iprir notnr fnciat Dcur disitinr gloriaa sune in unio müericordioe, quoe de moiro eiurdcm domnationü fiunt i n iionorim, gratia illiris, non meritu suk (Rom. 9,22-23). Illc quippe donat prodcsic nobii non rolum quod docct ucritas, vuerxm ctiam qirod obztrcpit uonitas, u t cum rc.?pondetur inquietiiiimnc ¿ia>ii:ati, auscultstu~ sincerisiimne zcritati. A n c u c ~ i ~ z s , Contra ad3e;inriüm lcgü et prophctarurn I , 24,50 ( P L 42, 635). - Ex iiaercticü airerta cst Cafholica, ct ex hü, qui male scntiun;, probati iunt qui bcne rcntiunt. Multn cnim latcbnnt in Scriptiiric, dt cum prncciri esient hocrstici, qiinc.stionibr~i agitniiarunt ccclciiam Dei: Apeita i i ~ n t , qizae latcbont, ct intellccta est voluntni Dei . . . Nz~mqiiid m i m pcifcrte di. trinitotc trncta;ii,n ~ s t , nztc- qvnm oblatrnbnnt Ariani? Numqriid pcrjectc dc poenitcntia trnctntum eit, anicqoarn obiistcrent A70riatiani? Sic non pcrfcctc de baptiirnatc tracictiim crt, ontequcrn coatrn- diccrent fork bositi rcbabtizatorcs. A~~GEST~SUS. l t i PS. 54. ns. 21 (PL 36.643). , , P e ~ x n s ¿o>sn;notis, I n i Cor. (PL 191,1637-1638).

'

l 3 Tr io~ .<c DE A ~ t i r s o , I n Epp. Pouli, Taurini 192gi, 334. Vgl. B o x ~ v ~ s ~ u n a , I n Luc. 17. 1 (Obb. cd. Ouaracchi. VII. 1893. S. 426. - H. GntixDhi.~sv. Oliortct et haercses , . .. .- , . . . erre. Das Problem der Kctzerei im Spiegcl der mittelalterliclicn Bibclere~cse: Ancriiv ~ ü n K ~ ~ ~ u x c ~ s c r i r c z i ~ ~ 45 (1963) 129-164.

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In der Refomationszeit gewann nun das Pauluswort eine neue Aktuali- tät sowohl durch das philologische Bemühen um den Urtext und durch die verschiedenen Versuche der Neuübersetzung ins Lateinische wie in die Landessprachen, als auch durch das Bekanntwerden des ganz anders ge- richteten Stroms der griechischen Exegese. Vor allem aber wurde es durch die neuen Erfahrungen der nicht mehr zu bewältigenden Spaltungen und Irrlehren zu einem Brennspiegel des Selbstverständnisses und Fremdver- ständnisses.

In dieser Konstellation war das Pauluswort sowohl für die Katholiken wie für die Protestanten eine große Verlegenheit. Wenn man es augustinisch verstand, rechtfertigte es dann nicht für den Katholiken die Notwendigkeit der Protestanten und bezeuge es nicht das Versagen der eigenen Kirche? Und mußten nicht umgekehrt die Protestanten im Lichte dieses Wortes die Notwendigkeit des Irrwep der alten Kirche zugeben, den sie ihr so sehr zum Vorwurf machten, und sich selbst als Spalter und Irrlehrer bekennen? Und zeugen nicht ihre eigenen Spaltungen und Sekten für das Versagen ihrer eigenen Kirche?

Aber Augustinus war nun nicht mehr allein Herr über das Verständnis dieses Pauluswortes. Neben ihn trat mit gleicher Autorität Johannes Chrysostomus. Die Chrysostomusexegese dieser Stelle wurde von Gentianus HERVETUS (1499-1583), Simon GRYNAEWS (1493-1541) und Iohaunes OECOLAMPADNS (1482-1531) ins Lateinische übersetzt. Den PS. Oecume- nius übersetzte 1545 Iohannes HENTENIE~ (1499-1566), und Philippus MONTANUS den Theophylakt (1554). Damit war eine für das Abendland neue legitime Deutungsmöglichkeit wiederentdeckt, und sowohl Prote- stanten wie Katholiken sahen sich vor einer neuen exegetischen Situation. Chrysostomus schien textnah und psychologisch plausibel; vor allem aber schien er vor den Hintergründen und Abgründen der augustinischen Per- spektiven zu schützen. Aber kam bei Chrysostomus wirklich das ganze Ge- wicht des paulinischen Oportet zur Geltung, und bezahlte man nicht einen kleinen Gewinn an Psychologie mit einem großen Verlust an Theologie?

Doch die nächste Aufgabe war die Bemühung um den Text. Den griechischen Text dieser Stelle legte ERASMUS 1516 im gleichen

Wortlaut vor, der auch heute in unseren kritischen Ausgaben steht ". Von diesem Text gab er eine neue lateinische Übersetzung:

Audio dissidia in vobis esse et aliqua ex Parte Credo. Oportet enim et sectas in vobir esse, quo qui probati sunt, marzifesti fiant inter vos".

E n n s ~ n s , Arovum Testamentum (Basel 15161); Basel 151g2 f . 170-171. Vg l . E . NESTLE, Novrirn Teitnmcntvm g~aece ct latine, Stuttgart 1928O, 445; A. MERK, A'ounm Terta- mentrrm pracce ct latine, Rornae 193a3, 574-5175,

' 5 ERASMUC, N O U U ~ Tertamentum (Basel 1516'); Basel 1519% 1170-1171.

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336 Friedrich Stegmüllei

Die Vulgata diskreditierte er durch eine scharfe und detaillierte Kritik lG. Salmeron nannte ihn darob mundi censor und Martin Luther schätzte weder seine Cbersctzung noch seine Kommentare und sah darin eine Ge- fahr für das reine Evangelium ''. Der latcinische Text des Erasmus wurde von Bullingcr (1534) und Vermigli (1551 ) übernommen, ebenso auch von der offiziellen Züricher Bibel (1343), aber hier nicht ohnc ein ausdrück- liches Bekenntnis zur V ~ l g a t a ' ~ .

Die vor 1369 in Böhmen entstandene deutsche Gbersctzung der Paulus- briefe gab scissurae mit inisschelunge ( G ) oder missehclle (S) wieder; Schisma mit misschel ( G ) oder missclung (S), haereses abcr mit irtnm ( G und S)". Ähnlich der Codex Teplensis (scissurae: mishellung; oportet: ez gezimt; haereses: irtum) und der Codex Fribergensis.

Martin Luther übersetzte 3522 schirmata mit Spaltung und haereses

S~üs t i~<i i . S~ i~ i xma ta . Qtmd nlibi iclinqucre iolet. IIic mngii quadrabnt scctioncs, sioc dissidin. [Cctcrum: inter voi non nddil t~r in scturtir codicibrii lotinii, cum rit apird Ginccor: e,i hymin. Ed. 1522; om. ed . I516 et 15191. M h o s ti. Id cst: Ex paitc oliqiio, iiae partcrn nliqiinm. Et hair6scir rcliqiiit, cum scctnr comn~odc fmtiicrit dicere. En.isxtis, Adnotatioaci in .MT, (%sei 1516'). Barcl 1519% 342; Basel 15221 390.

'' Es ist mitt des Emsmi trnnrlntion und tliiin nichts. Es ist im kein ernst; cst ambigirur ct cnuillntor. I n i i ro noco tarinmerito nddiicit omnei patrcr: Sic rentit Ambioriur! Sic lcgit Augiirtinnr! C~LT? U t lectorem pciturbct, u t copitnt hanc doctrinam proritii c.sri. ince~tom. Also sclrilt er aucli uiis ciiiirtinnos an a1Ic uiitersclicid, nimbt wider Pauliim noch keincn fromen m s . Dominus Philippei d i x i cd me E r n i m z ~ n ~ oliqtiando dixirrc icccllc jtindn,ncn!n iii~iiii noitioe doctvinnc inbzfnctnre; et hoc egrcgi~ic conoti~r praartoic in om?zibus itiir iciiptii. h 4 ~ n ~ i - i I,L;TIII:R, T i s c h i e d ~ n 1542, WATR Bd. 5 (1919) S. 183' nr. 5487. - Eraimi nn>io!ationcr in n0i2im t~.r!omeiili<~n. Icll wolt Sem, das sie itntcrnumcn ( = vcrhin<!cri. iinieidrückt) w~irdcii !]rojter Epiciireümiim et quia multa ;Jenenn inrcrfa i i~ i i t . T.r hat viel nmh Icib und lcben lind die scel braclit. Er ist ein uisach der sacramcntircr. Quon:xm protnoirit jpn>nmaticnm, tanturn nociiit coan- ~ c l i o . Er ist cin schentliclicr rnensch gc~wi-rst. 7,wingli:is ist durcli in rorlarr; Egranum ( i 1535) hat cr aucli bekcii, dcr alaubct ebenso vil als cr. Er starh acch dahin rinc rrtix rt rinc iux. Wenn ich jung wem; so woit ich Grnecam lingunm pcrfcctc studirii. so das ichs ki~ridte~ iiiid walte andcre nnnorntioncs drcin maclien. 5 4 . 6 a ~ r ~ Lu~iien, Tirclxeden 1314, W.ATR 5 (1 919) S. 310, nr. 5670.

~ ~ ~ e i ; n , > i c i i t a n z ,zorium doctirsirne et fideliriirne zertit beotiirimnc rnemoiioc mapnus ille Emsrniir Rofeiodnmiir; qui ne nrnqiiom coiriimpi eorret crncndntn eias lectio, i l l u r tm~ i t ipsam onini pictnte et cn~di t ionc rc/~rii i i imis r!cc umquom intis lniidotir nnnotntionibiii. Biblin rncroianctn l'citn,ncnti uetcrii ct noai, Tigiiri 1543, T'orrcdc. - Mnncre riidelicc! riatcram uulgatamqae editioncm iiiii odmirntoribus fici nos omnino intcprom atrjue in!oc!nni. qaippe rjtinnz noi iiac noitrn ncque mutnmur n c q w damnnrnar. La~a t i i r illn in thro1o:orrrm scholii, cnnatur publicc in tcm?!is, citctor rola in concio,iibur racrir, nnllui obitnt. Noi nortrn probnnda tntiturn at inünndi srudio itiidioiir socrartrm !i!icrnrri:n pro/>o,iimur, qrmr non infratos nobis forc spcmmai. Biblin iocrosancta Tertnn,enti vcreiir et noci, Tiguri 1543, Vorrcde.

!*G = Go~i in : H ~ ~ z o c ~ r c i i c B i ~ ~ i o r i i c n , Chur:. A 21f., 1'4-196: Epp. Pauli; S = Sulzbuis, Konnhcrs, 23 R 19 ( i o i p t . 1376): Epp. Par~li. Val. Wnr.ren ZAI, Zur dcut- rclirn t'be?-sctziing der Pauiushrirlc des SIV. Jahrhunderts. Diss. pliil. Fribourg 1912.

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ebenfal!~ mit Spaltung; aber von 1527 an übersetzte er haereses mit Rotten 'O.

Die deutsche Züricher Bibel (1527-1529) von LEO JUDAE (1482-1542) übersetzte schismata mit zwytraecht und haereses mit zcrlrcnnungen2'.

Wahrend Erasmus, Luther und die Zwinglianer das Pauluswort von der Notwendigkeit der Häresicn dadurch entschärften, daß sie das anstößige Wort „Irrlehre" oder ,,Ketzereic' vermieden, gaben die katholischen Bibcl- Übersetzer dieser Zeit zwar schismata, wie Luther, mit „Spaltung" wieder, aber haereses übersetzten sie uugcscheut mit „Ketzerei"; so 1524 Hierony- mus EMSEK (1478-15271, 1534 Johannes DIETENBERGER O P (C. 1475- 1537), 1537 Johannes ECK (1486-1543)".

Aber die ci-ntliche Problematik des Pauluswortcs hing weniger an der ii'bersetzung von haereses, als an dcr Interpretation des oportet., das überall und gleichbleibend mit „missen" übersetzt wurde. Gründet diese Notwendiokeit im direkten und absoluten Willen Gottes, so zerstört sie Gottes ~Ziligkeit ebenso wie menschliche Freiheit und Verantwortun-; kommt sie aus Gottes unfehlbarem Vorauswissen, so Iaßt sie zwar die menschliche Freiheit unangetastet, macht aber Gott vom menschlichen Verhalten abhängig; meint sie aber nur eine auf innerweltlicher Erfahrung bemhende Wahrscheinlichkeit, so ist die eigentliche theologische Perspek- tive des Pauluswortes preisgegeben.

'* Wenn jl rurammen kompt in d e ~ Gemeine, hocre ich, es rein Spaltung unter cuch, irnd zum teil glcube ichr. Denn es muenen ipnltung (1522-15271; rotten: 1527"1516) unter euch rein, auf/ d a s die so l>emcrd (1522-15272; 1530%-1546: rechtschaffen) sind, offenbar unter euch weiden. M ~ n ~ r w Lu~iren: Werke. Die Deutsche Bibel 7 (Weimar 1931) 117. Wenn jr resommen 1;ommrnd in dci gcmcind, hocr ich, es sygind iurytiarcht under cuch, und rum teil glaub ichr. Dmin c i mrrcssozd icrtrcn>iioigcn under eiicii seyn jmarg: hlt. 188; I ,roh. 2 C)' nzff dar: die so beroocrt sind, offenbar undcr errch weidind. Leo Ino,\e etc., Die gontie Bibel ocrte~iticIiet (Zürich 3527-1529). Zürich 1551 f. 271r.

" ß o Lut l~er tcutrchct: Ich hoer es seycn rpaltung linder ezch, tetitichct er recht, dann rrnier tcxt rciisurar, und Eraimui diiiidia gefetzt hat. Do aber hernacli aolgct: Oportet m i m hereser inter aoi erie, und Luther uridciurnb aardolmctchet: dann 8s mnerrcn ipnltung undcr cuch sein, hath e i diize urort nit rcciit gctcutichet, doiin e i rwcycrley ist: rchiima und hcresir, dar ist rpaltiing und kctreicy. E I r ~ n o r u ~ u s EMSER, Annotationes über Luthers 3 e w Testament, gchessert und emendirt. Dresden 1524. - Dann erstlich .so jr inn die kirchen ruramrncn kommet, höre ich ci ieycn spoltung undcr euch, und zf'm teil glaub i c h . Denn es miissen oirch kctze~cyann rein, nriff des die, so bemcit scind, offenbar undcr euch mcrdan. Joii:~xsrc Die~esnencsn, Bihlia dcutscli, hfainz 1534, f. 530r. - Dann critlich, so ihr in die Kirchcn iliinmcn kombt, hoer ich er srycn Spoltu,tg under auch, tind Zirm Tiieil glarrb ichs. Dann cr mucrien oucii Krtra~ey scyn. ouif dorr die, so bcwert reynd, offenboi undcr cicch werden. JOIIASYES ECK, Bibel hoch- deutscli verdolmctsclit, Ingolstadt 1537. In dcr Vorredc sagt cr: Im X'r halte cr sicli an Emscr. „Ailcirr rt:o cr Woerter gebrauch, uns Hochtctitichen nit gemein, oder iim

er ein Lucmpli nuri E~nrmi Translation hin :U tan, domor nnrer hcylig chriitlicii Kivch nichts mciir, der hab ich gcendert, licraiirgstochcn und radiert".

2? Rcfomata Rcfoiinrnda I

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338 Fricdrich Stcgmüller

Hier suchte nun die katholische Theologie den Zusammenhang mit dem Willen Gottes durch den Begriff der göttlichen Zulassung (permissio) festzuhalten, den die Reformatoren nicht mehr verwendeten.

Iacobus FABER STAPULENSIS (1450-1534) übersetzte 1512: Audio inter vos schismata esse, et partim credo. N a m ogortet et haereses in vobis esse, ut probi manifesti sint i n vobis, und interpretierte: Zuweilen lasse Gott Schismen und Irrlehren zu, um den Glanz der echten Christen offenzu- legen, die sich von den Wirren nicht umwerfen lassen, sondern unbeirrt in den Traditionen der Kirche feststehen2'.

Nach Desiderius ERASMUS (1469-1536) w-ill Paulus sagen: Beim gei- stigen Zustand der Korinther sei Zwietracht unvermeidlich; doch lasse diesc immerhin die echten Christen deutlicher kenntlich werden, die das Herrenmahl nach dem Gebot der Apostel und nach dem alten Brauch der Kirche feiern2". Einem an Augustinus und Thomas geschulten Theologen mochte freilich diese Paulusexegese des Erasmus, in der aus Irrlehre bloße Zwietracht, aus den geheimen göttlichen ZuIassungswillen bloße psycho- logische Wahrscheinlichkeit, aus dem machtvollen und weisen Walten der Vorsehung eine innerweltliche Abfolge geworden war, als psychoIogistische Entdogmatisierung vorkommen.

Franciscus T I T E L M ~ U S OM ( 1502-1537) Iäßt Paulus sagen: Irrlehren und Spaltungen wird es notwendig immer in der Kirche geben; durch Gottes Fügung ist das heilsam, damit durch Selbstentlarvung der Schein- christen die echten Christen offenbar werdens5. Den Begriff der göttlichen Zulassuns (permissio) verwendet Titelmann hier nicht; seine Formulierung

P3 Permittit Deur intcrdi~m rchirmota et hacresci. id eit diirüioner et rcctas firri, nd piobationcm bonorum. U t cn in~ acmm, cui ignir niiiil adimit, red qimd veddit illuitrius, probum eric cognoicitur et minime adulterinum, ric qui inter rclzismata et liasreses non concntituv, rcd firmur in eccleiiac trnditionibus persc¿icrot, illc probatus cst fidelk. Et quia intcr Corinthioi nonnulli talcs erant, quor ncque schümnta neqiia harreser tan- gc~en t , idco dixerat Apostolur: pnrtim cicdo. Nam non omncs schkmatici erant out hacictici, scd id in pmte eis nccidcrat rntionc divcrsorum praedagogorilm perperam aor institzie,itium. Incontis P A ~ E R STIPGLEZSIS: In Epp. Pouli, Paris 1512, P. 123, D. 78.

" Audio intcr uoi erie diiiidia, quod foedizi cit p~ofccto, quom ut crcdcre libcot. Et tamen oliqua ex paite crcdo. U t vestra Tunt ingenia, uitari non poternt, quin orirentur intcr aos eiurmodi disridin. Atque ex ~c mnln illi~d boni capiti~r.. quod liinc magü illuccscit, qni ucre pmbi sint, dtim hi ceterii indecorc tiimiiltrißntibur et ingurgitantiliui rcse, modeste iobrieqne ivxta proeceptnrn apoitoloium ac acterem ccclciine morcm ogitant sacra conoiuia. En.%sxus, Pnraphrarer in Epp. Pouli, Basel 1521, in I Cor. 11, 19.

piimiim quidem fnmn ,ianantc nudiui, cnm in 2Ltium conacnirii E X m o w in ccclesia,scknror ct diiiirionci esse in uobü, ct adducoi rat&, u f crcdnm rcm ita sc hobeir. Narn ncccsinrio icmeer futurnc sunt hnereici ntquc schiimato, et Llco dirponentc car crsc cst utile, ut mmiiferti finiit, qui sinccri runt inter lideles. F~eqnenter oiim, qui nnte latelinnt sccundtim sl>cciem chiiitinnitoiis. ezorlis rciiii,natibur atqtic liacrcsibur, qualci ante fusrint, declarant. Fnnxc~scus ' l ' r~ r .~ .~r .~s rns OM, In omncs Epp. apo~tolicai (1528$), Paris 1543, f. 71r.

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Oportst hoeiescs erre 339

scheint aber nahezulegen, daß sich nach ihm Gottes Fügung (dispositio) nicht erst auf dcn i\iutzcn der Irrlehren, sondern bereits aui iliic Esistcnz erstreckt.

Ulrich ZWLUGLI (1484-1531) schließt sich in der Auslegung dieser Paulusstelle ganz an Erasmus an: Da die Korinther sich nun einmal so gerne in kleinen Sondergruppcn um kleine oder größere Führer scharen, müsse es ja zu Spaltungcn kommen; doch Paulus tröste sich mit voraus- sehbaren guten Folgen ". Für Zwingli handelt es sich also um einen singu- Iären Fall, nicht um ein allgemeines Gesetz; nicht um Irrlehren, sondern um Spaltungen, im Schlechten wie im Guten um voraussehbare Entwick- lungen; das Walten der Vorsehung tritt hier nicht in sein Blickfeld.

Von Erasmus stark beeinflußt ist auch Kardinal CAIETAN (1469-1534). Haereses meine nicht Inlehren, sondern Richtungen und Parteiungen; deren Notwendigkeit ergebe sich aus der Gcistesverfassung der Korinther; Paulus spreche also von einem singulären Fall. Soweit folgt der Theologe dem Philologen, der Thomaskoinmentator dem Humanisten. Im Hader der Parteien werden die Rechtschaffenen und Gediegenen offenkundig, nicht dadurch, daß sie selbst Partei werden, die anderen abstoßen und sich selbst isolieren, sondern dadurch, daß sie die verschiedenen Richtungen vcr- söhnen. Hier zeigt sich Caietan als Ireniker. Das ganze Geschehen sei abrr nicht nur ein innerweltlicher Vorgang, sondern erhalte seinen Sinn aus dem Walten der Vorsehung Gottes. Hier erhebt sich Caietan über eine nur vordergründige Betrachtung und spricht als Theologe ".

Heinrich BULLB-GER (1504-1575, seit 1531 Zwinglis Nachlolger ii; Zürich), versteht haereses als Parteihader bis zur Spaltung, und empfindet

'' [Opoitet haereics ewe]. Qirmi dicat: Quandoquidem iic estir animoti, u t liic Pauli, alilrr acio Apollo rc ciic dicant, ncceiie cit, u t scctac sint inter 00s. At in hiscc i~acreribtir probantiir, gni ucrc ct rccto cordc Deo adiioereant. U~nrcvs ZWIXGLICS, Adnototionci i n I Cor. Opera VI, 2 (1833) 168.

" Lcgendum est: Nom oportet ct iiacreier in uobü esse. Dictioncm graccam intcrpres ~eliquit , cum potuiisct latinc diccre: Oportet rcctai in iiobii esse. Non enim r u m i t ~ r hic hnereiü, u t rzmitirr a thcologü pro erTore pertitinci in fidc, icd groeco usli hacreicr appcllantu~ rectos. Appellant cnim hoercsim Plntonicam, Peripatcticam, Stoicam etc., qua$ noi dicimni ractam Pmi:>otcticam, scctnm Platonicam etc. Et qnod hic rit litcrnlis scnrris, monrtrat hoc, quod dicitnr: in uobis. Non enim in cii oportcbat c«c hacrcses thcologicar, red rcctar. Cognoicebat enim Pni~lvs eos pronos ad scctai, u t gcrta eoinm tertantu~: Ego i u m Paali, cgo Apollo, cgo Ccpiine ( I Cor. 1, 12). Et cx iiccersitntc p~onitntir eorum dicit, q m d oportet i n eii ciie scctar, ct proptcrea non esse mirum, si dum coni:cnii~nt, <lirr¿dent; diuerritni cnim icctorum mntar cit diico;diae. U t ct qiii probati innt ctc. f iamuir diriidin et rcclnc in gencre iBit nznlorum: Dcui tomcz ii<ier maln ordinot izoc bo,inm, nl üiri probi manifcitoitnr in cobis co,nj>aintio,ic mnlorum. Probi cnim uiri non declinant nd rec:ni' immo conciliaiit, si poisrint, enr; cl sic rc!ntio?ic ad alios mnnifcitanttir. Tiroaf:\s or. Vio C i e ~ n s i : s ~ E!),!). I'nuli (Vencti is 15311), Paris 1332 f. 51". - C:\IET:%SS Erasmismiis tadc!: Szlrner6n: Mriltn libcriiii scviptii irth ndiunxit; unum tmitrzm Ernrinrim in lcctioitc gracca Noai teitomcnti reqiiilu- a qrio non tnntum cntiioiici, i c d c:iom ilnercrici, u t Rc-o et Cnr:eliio., icccsicrunt.

2?*

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340 Friedrich Stegmiiller

das Pauluswort von der Notwendigkeit solcher S p a l t u n ~ n als unbequem und ungerv6hnlich. Die Deutung des Erasmus und Zi\-inglis, Spaltungen seien die notwendige Folge der Geistesverfassung der Korinther, scheint ihn nicht ganz zu befriedigen. Darum fügt er eine zweite Deutung an: Gott wolle die Bösen bestrafen und die Guten offenbar machen, dies könne aber nur durch ihre Scheidung und Spaltung geschehen. Dieser Deutung, die er am breitesten ausfuhrt, scheint Bullinger am meistcn zuzuneigen. Doch stellt er auch noch eine dritte Deutunc zur Erwägung: Spaltungen seien notwendig, weil Gott sie unfehlbar vorauswisse ".

Demgegenüber gibt sich Conradus PELLICANUS (1478-1536; seit 1525 Zwinclis Rfitarbciter in Zürich), mit dcr Auslegung des Zwingli und des Erasmus, die er wörtlich übernimmt, völlig zufrieden: Haereses sind Spal- tungen, ihre Notwendigkeit ist eine psychologische, ihr Nutzen ist nicht beabsichtigt, sondern Zufall".

Johannes Cnr.vm (1509-1564) steht, wie nicht anders zu erwarten, zur erasmischen Züricher Theologie in direktem Gegensatz. Die bisher übliche Unterscheidung von Schisma und Haeresie bestehe an sich durchaus zu Rechtzo; auch für Paulus bedeute hier Anereses mehr als schismnta3': aus

" Oportet cnim et sectnr in nobii e s e . Quod loczitionis genrii cx prneiupposito extcriurque ascito intelligcndum est, u t iit scnsur: Non in aonnm credo, qniod mihi qoidam retrrlere de vcstro disridio. Nam om>iino non dirridere et in factioncr scindi non porrunt, qui sic agunt, u t vor ngiti.7. V81 cx conreqticnti, u t rit ieniui: Verum erre credidi, qnod uehcntentcr intcr uoi disriderctii. Scio m i m , quod Domi,iiir non modo impior protrahit et confundit, sed rt pior mn~iifertnt; quod gtiidem fieri non potesr, nisi in diucirrrm rcindomi>ii. Nequc cnim in u m corporc slrbsistrrnt acritni et mendocium. Inde porro non iequitiir, quod s f i~d ium portium botifim iit. Quori ucro icaiidalrim piopterea molum non sit, quod Dominur dixit (Matth. 18: 7 ) : Vae mrirido a rcondalis! Oportet enim uenirc icnndaln. Subiringitur cnim: Vciumtamcn uae homini, per qiieni o!fcndicnlum vcnit. Et Geitnnni pnri schcmate dicimur: Der muo« ii~(incli und arm iyn. red intelli- gimui: qunndoqnidem pcrpotnr ct maximo corporis dirpendio opcr iunr concoqiiit. I f ic ueio addit nliqi~is: Sed sic opoitet troctari halltcones, id est: Hoc in malo boni eil, quod et molrrm pnnitur, et 6oni alieno molo a malo abstrahuntur. Ita hoc loco adiecit Parilui: Quo qrii probnri runt, manifeiti jiant inter uor, id ert: Ex E*# mola id boni copiti<r, qiiod hinc magis clucc.~cit' qui ccrc pii rint. immo quid rit iebui divinir nbzti nd luxiim. D. A ~ n n o s i ~ c [Ambrosiastcr, PL 17,2553 incommoditntem et iniolcntiom ii:<iur ointio,rii hoc commcnto inrcirc complnnnicqire üoliii!: N o n vtiqiie vokiit, nrr ol~tnuit; .red qiiio sint, f t i furt~m disit [nl: qaia icii;it !,rtzinim, dixit], rioit ct Dominiir (Matth. 18, 7 ) : Oportet, i,iqiiit, ucnirc scnndnla, et (Liic. 9, 2 2 ) : Oportct Filium liomi,iii pßti; f,lncicin.r; quin Iudor proditoi Hat futi'rus. H~xnicos i3nr.1.1xcii.n~ I n I-II Cor., T i ~ i r i 1534', f. 133r. Hon arrtcm bic loqiritiir de disiidio doc:~inarti,n, sed quae admitlaboti t~i~ in cocnn domiiiirn. .\'er {>roPtcrca fnctnc iunt hncres<,s, iit probati rnnnifcitnrantur, scd cum hi~irirmodi lznrrrscs ficrcnt, confi,nit ilior rinriifeitnri, qucniadmod:im rtibarnatorcm tctnpi,s!as oilcndit. Corn:mi; PT~I.I.ICXI;S. I n er$. apm:olim„ Tiguri 1539, p. 242.

" "itrrr. quo sensa vcteres utrttmqrre irtorirm no,iiinir,n [Haeicsie und Schisma] tiiii~pnrint, ct qafiliter distiti.~e:in: hncrcticoi n ich;imntici.r. Ilnciesim ponebnnt in diiinniione dortiinnc, rchirmn !>otis.r in olicnntionc onimoiiim, crrm icilicet qiiispiam inoidin, ziel

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verdeckten Spannun~en werde offener Kampf ". Diese Radikalisierung sei weder ein singulärer Fall noch ein vordergrüncliger Zufall, sondern not- wendige Wirkung übcrweltlichcr Mächte. Stets sei Satans Macht am Werk, die Einheit der Kirche zu zerstören, stets finde er in den Reprobierten willige M'erkzeuge; doch stets lenke Gottes souveräner Heilswille das ganze Geschehen zum von ihm intendierten guten Die heilsamen Folgcn verdanke man nicht den Spaltungen, die weil schlecht, nur Schlechtes hcr- vorbringen könnten, sondern dem Wirken Gottes, der satanisclies Unheil zum Heile für dic Erwählten wandle 3'. In dieser Perspektive erhalte auch des Chrysostomus konsekutive Deutung einen annehmbaren Sinn3'. Dic aus Satans Macht entspringende, aber von Gottes geheimem Ratschlufi gelenkte Notwendigkeit der Spaltungen sei aber keineswegs ein dcn aufhebendes und so die Spalter schuldfrei machendes Schicksal3'. Calvins Tat ist es, dcn ticfen Sinn des lieilsinächtigrn Oporlet wicder eriai3 zu

odio pastorrrm, scl morositnte dirceiiioncm jociebnt ob cccleiia. Quamquom autc::i iiaererir rciaiimatii indix ert et initiiim. onamounm ctiam inuidin ucl sn6crbia omnium . . . ferc kaercscon ext m o t c , prodart t a x e n knec dno sic diiccrnere. Joiihzses CALYIXUS, Epp. Par~li (1546'), C R 57 (1892) 480. Oportct cnim hnc~cies qiioyuc. Ante posi'crot schirmnto, nunc iincreier, qrio magii nmplificct. Quod etiam E X pnrlicxln 'qi~oquc' colligifiir; est snim prdi aiixeiin additn. Jo!i,\sses CALVLXCS; !"C. cii. ,180

S'Sed nunc sidendunz, quid Poulo sirnificcnt [scl~isinatu und haereses]. Ia,n eoi imjrobnai, qui iiacrciini cxpo,zi<nl scj>ar<ilioiir,n nie;ii<ic, qiiia dhitos coenam mo,n iio;i commi~ni- carent turn priiipciihiii. Nani aiiqiiid inagir odioiitrn ooli~it dcsignn~r. Veruni rclictii nlioruni opinionibus ichiinin et haercrini kic copio tamyuam minus E! maiui. Schiimain igitui runt ncl obicnrnc iimallntcs, nbi non conspicitirr en conocnsio, qunc ilitci pior crse debct, ucl st i~din iiitcr i c pug,inntia grossantur,, ubi iuunz ciriqiic placet et omnia alioium qzirquc rcipriil. E l n e r n ~ r iunl., diim co zisque mnliim prorumjil, i ~ t appcreat ninnifcilum bellum, at ex profciio diuidnnt ie honiincr in co?itinrias icctni. Joii.~sxes Ch~vrst is; loc. cit. 400.

13 niota autcm, quod dicit Pniilzs: oportcrc. Sigiiificnt cnim iioc vcrbo id non forfeito, red ccrta ßci prouidcntio cscnira, qiiia riclit rxplornre ruos, peiindc oc nrrram in fowace. Quod i i ß c o placct, ergo cxpcdit. Ncqztc tonlea idco ingradicndewz cst in spinosni d k - pntationei~ zei potiiis i z loby~intkoi , dc fntali ncccssitntc. Scimur nirmqunm foic lcmpi:s, qiio non mzilri si?!t rcfjrobi; rcinius cos gvbernori rpiritu Satonne ct cfficaciter rapi o<l mnlum; icimiir hritir nssiduc lapidem mozeri o Satana, n t abrztnpnt ecclcsioc unilaton. IIinc il!o ncccsiitns, ctiirir ,nc:niriit Pn~zlni, non cx fato. Scimur etiam Dominirm miinbili stin inpicirtia in fidclium snlutem coiiricrtrre pcrtifcrni Sntanoc mackinationcs. I-linr illc finii, ut clitccnnt mclitii probi. Jorrhss~s CAX.VIZCS, 106. cit. NE(IILC ~ n i m ( I C C ~ ~ ~ I L I ~ tnlc bo ,~um iclerri <lebe: iincrcsibtri, quoe ut m a l m sunt, ita non posiunt niri mnlrrm ciciicrc, icd Deo, qui ;erum nntr'rar infinite siin bonitatc tra,isformoi: nt ialntoria rint dcctii: qune in coriim cxitium cxcogito~c;nt Satan. Jo~i.~ssi:s C:\~vrius. ioc. cit. 482.

35 Qzod nutcm Cl i~y~oi t tomt t~ p a ~ l i ~ t ~ l o » n hina non cauinm icd cuenttrm indicare contoidit, non cit tnnti mon:enti. Cnuin m i m cit (ircnniim Dei consilium, qno ric nttcmpe?antur rnnla, u t in bon i~m finem cedaat. Jai%,ssr.s C,\I.YIZL.S, 106. ~ i t . 482.

3' Scimus poitremo inlpios ric i,npelli n Satunn, irt voluntaiio motu agontur i imul et agonr. Qiinrc siiblata il!ir cit cxcuiniio. Joii~szes C:\LVINUS, loc. cit. 482. Cf. not. 12.

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haben, das ihn wie Paulus im großen Ärgernis der Radikaiisicrung dcr Spannungen zu cinhcitbrechenden Spaltungen eine Selbstoffenbarung Gottes und damit cine pulcherrima consolatio finden ließ 3i.

Doch der tiefere theologische Sinn des Oportet war nicht nur der Züriclier Theologie, sondern auch Katholiken wie CIaude Guilliaud und Jcan de Gaigny verloren gcgangen. Daran war niclit nur Erasmus schuld, sondcrn auch Chrysostomus, der von Johannes Oecolampadius (1522) und von Simon Grynaeus (1530) erneut übersetzt worden war, und nicht zuletzt auch das Bestreben, jeden Anschein einer Beeinträchtigun~ der Willensfreiheit fernzuhalten.

Nach dem Sorbonnisten Claudius GUILLIAUDUS (1561 ) habe Paulus von Sondermahlen gchört, bei denen die Armen uneingeladen blieben; daraus habe er auf Spannungen geschlossen, aber zugleich auch angenommen, daß manche Reiche die gemeinsamen Mahle fortsetzten und manche Arme das Nichteingeladenwerden zu verschrncrzen wußten 38.

Guilliaud stimmt hier ganz mit Iohannes GAGNAEUS überein, dessen Dürftigkeit zwar Salmeron zu der Warnung veranlafite: Nemo Lumen ex tam paucis locis perfectam sibi Pauli intelligentiam fiolliceatur, der aber dennoch - oder deshalb - viele Auflagen fand 3s.

" ~Tigo nc fidelcs, pproptereo quod dirridiü cerncbnnt loborarc Corinthior, animis deficircnt, retorrjnct A,hoitolui hoc icnndalti>n i n contrarinm paitem: quod Dominus potius tnlibui experimentis probet ruorum conitontiatn. Ptlclirn conrolatio: Adco, inquit, t u rba~ i nos out labcsccre non conuorit, d u m non uidenius plenam unitatcm in ecclcsia, sed potius qt'aednm s i p a diiripntionis ex onimk non bene conrenticntibr~r, u t ctiam si palain cmcrgnnt scctae, rtare nos oporteat firmos et connanter; ita cnim detcgunrui h>,f>l'oc~i- toc. I ta ex aduerso probatur fideiinm sinccritn.f. Nam iicuti hnc occmionc se prodit eorum lcaitas, qui radiccs non cgcrunt i n iieibo Domini, et eorxm irnprobitas, qiri rimulondo spcciem bonorr~m virorum praebirerant, ita illustriur rpecims,~ edvrrt boni suoe conitnntiac et sinceritatir. Joiin.v~ss CALVINGS, 106. cit.

as Nam oportet et hncicsei esse, u t ct qui probati siint, manifesti fiant in uobii. Hocrcrer hic dicit non opiniorir~m ct dogrnntam, scd nnimorirm dirsidia: C u m iam particularia conviuia ricglcctir paxpcribur cclcbiari uidearn, ct alios his, alior ucro illk adiungi, oportet diiridia e.sse, at qui probi suri:, mnnifestcntur. P~obor et piobatoi dicit, qui concoenandi seruarent conrzietirdincm, nrit pnupcrcs, qui acqlio animo tolcrarent re a diuitihi~r ct contcmptor ct n coaaiiiiii expiilsos, cum prius non cssc: eorum cognita toiern7itin. Pnrticiiln 'rrt' non cotirczm, red rci csentum dicit. Similc cit, quod d i ~ i t Chrirtur (Mrittii. 18, 7 ) : Scceiic cit, trt rienimit icandalo. Sed non arbitrii libertatem, ait Chrymitomur in hunc loccm (PG 61, 2?6) his ocrbii tollit, ncqnc neqiic neccsiitotem nliqnarn ct iiioleniin>n aitac iviponit, scd guod ob prauam horiziiiam mcntcm futnrum eiat, pr<icdi.rit, ob eornni, qi<i ciircii non potciont, aolii,itntcm. Non enim qiiod liaec praedixoit, idcirco hacc focta n ~ n t , icd cum procul dnbio fiiiurc ei'icnt, idco procdixit. Iiaec illc. C ~ a t i ~ i u s GC;LLIAGDGS, Collatio in Epp. Pnirli (i54?L), Lyon 1544, p. 155-156.

Sn Oportet hae~cscs. Gracce Iioc loco non falrni opiaiozrum iectns, scd rchiiinotn diricn- iiovium interprctantiir, quia inm non communitcr post ael antc cocnam dominicom uerccrentur, red nc~lcc t i i paupcribus diuisim pci secins. Oportct e r p , inquit, haercics, id eit di.rrcnrioner, Este, ut qui probati tunt , id cst uiri probi, trianiferti fiont, ubi t h iit

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Oportct hosreiei eise 343

Martin LV~HER (1483-1546) hört aus dcm Pauiuswort vor allem dcn Trost, daß Gegnerschaft, auch der Irrlehrer, zu großem Autzen ausschlage: Ohne Kerinthos kein Johannes, ohne Arius kein Augustinus, ohne Briccius kein hl. Martinus, und ohne Eck, ohne Grickel und Jeckel (Johann Agri- cola und Jakob Schenck) kein Martin Luther4'. Doch will Gott nicht die Sünde; aber er Iäßt sie zu". Warum er sie aber zulaßt und nicht verhindert, ist das für uns undurchdringliche Geheimnis seines Willens Luthers Ver- ständnis dieser Stelle ist also grundsätzlich katholisch geprägt.

Der Lutheraner Erasmus SARCERIUS (1501-1559) verstclit haereses als Zwietracht und Uneinigkeit in Eezug auf das Abendmahl. Ihre Notwendig- keit sei keine absolute, sondern eine doppelt bedingte und gründe in der allgemeinen Streitsucht der Korinther, aber mehr noch im Willen Gottes, der diese Spaltungen um der durch sie veranlaßten guten Folgen willen zulasse4g. Was für Korinth gelte, gelte für alle Kirchen und für immer,

eventum rci dicit, non couinm. JOI~AXXES GAGSAEUS, Scholin in Epp. Paiili (153g1), Paris 1550. Haerctici rant utiler. Wir wixscn nicht, wie gut es uni ist, advcrsarior habcn. Hett Chcrinthus gathon (= wäre Cherintlius nicht gewesen) Iohonncs hoec numquam scriprirset. Cherinthus oppugnat pe~ionom Christi; da murt Iohanncs schreiben und sagen: In piincipio crot Verbum, a,id macht in die distinction tritim pcrsonaram so klar, dar er nicht klercr sein kunde. H L (Sic?) Eccius m s qiroque excitnait; der hat mich munter gemacht. Ich woltc wiinrchen im aon hertren, ut redeat in üiam, rrnd dn~i imb wolt ich die faust geben, das cr rich bckcret. Aber wenn er jhc rollt also bleiben, t u m optarem illi papatum Dcan cr hctte er jlie wo1 uordicnct! Quia illc solus iusti,iuit omnei Labores. ivln~rix Lurriex, Tischreden 1542-1543: WATR Bd. 5 (1919): S. 215; 216. - Augustinus ist der bcste, et ipie rolus rciiexit, quod habcmur; abr wenn A ~ r i u i hctt gctlian ( = nicht gewcsen wäre), so wer c r ein dirmmer und mager Doctor gaiocren. MARTIN Lo~i iax , Loc. cit. S. 153-154. - Oportet esse hocrcses in ecclcsia, et hoc offen- dit Donotiitoi, pui volucru>it cccleiiam omnino mvndnm esse, i n qua niilli lapsur debeant erie. Ciiriitur ipie inter 12 <ij>oitolor habiiit unum hocrcticvm Iudam. Est optimum aiennientnm, quod co>üolatirr nor in hnc molitin hominum. Cogimar eor pati intcr nos ziuerc, rierrari i n nostra ccclcsin. Et Augiiitinur maximc re consolatur hoc aigumento contra Donotistas et amat valde hoc argiimcntum. MARTIX LGTXER, Loc. cit. S. 331.

d' Dominui iuirit, ut Semei melcdiccret mc (I1 Res. 16, 10). Sententia est: Deus non iubct rnolum; non eiiim cst outor pcccoti, ut Occnm disputouit et nor monochi iicrc asreruimui. Scd Derir uidct malom uolirntatcm, proercripiit tcrminum: Wie weit, wie fern. Quare tota iiir iiic riia cst in 'me'. Nani Dcur iiidct Semei esse malnm; id possct impcdirc, sed cur id non jacint, pertinct ad occnltam aolt~ntatcm . . . Et loci dc superbin Danidir ( I Paralip. 22, 1 ) : Satanar impulit Dauid, et olio loco (I1 Res. 24, I ) : Dominus impzlit Dauid. Intclligendrrs cit liic portrcrnui pcrmi~.riae, non effcctioe. MARTZS LOTIIER, Tisci>redcn Sept. 1340, WATR Bd. 5 (Wcirnar 1919), S. 16; vgl. S. 57.

praedertiizatione n w rich in keine di.spirtatio gcgcbcn, iondcrn angefangen an Ihesu Christo! Da findt man und hortt man den Vater. Denn alle, die oben angefnnecn habcn, die haben den hals gssturtit. MARTZN LUTIIEX; IOC. cii. 49; >-SI. S. 221, 331, 389.

' V t ex parte credo. Quia olioqui inter 1.02 suizt rixae. contcntionei et dissidia; quare non ert mirum, et si circa cocnam quoque ritii dircordci. Scd rcquitnr cariso proprin: Nam oportct haereier ErSe inter vor, ut 9 t ~ i proboti runt, monijeiti fiant inter DOS. Aetiologia

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auch für die Gegenwart. Alle Gefahren der Kirche in Karinth, vor allem die Gefahr der falschen Sicherheit, habe cr in der Gegenwart wieder- gefunden ".

Für A b i ~ ~ o s r u s CATHARINUS OP (1484-1553) kommt die Notwendig- keit der Häresien aus dem göttlichen Zulassungswillen; dieser setzt aber

a necrrrario, cur cicdat Aportolni ex parte inter Corinthior erre icirrurnr. Enthymcmn: Haevescs exre o p ~ l t e t . I g i t w S C ~ S ~ > < I C esSe inter GOI ex Parte credo. X~ccssi:ntcm hic intelligit non abiolutam, red conihquentiae, quac crt ex ccrtir corriii procccdcntibui et conieqaentibur. Vidc Locoi noitroi communci, tomo primo, dc contingcntin, in poric metiiodi de pnrtibrrr contingcntiac. Oportct. Proptcr prnecedcntar ct sequcntcs cnusas, non ncccrritate absoluta. Haererci. Scirrurai, disridia. Inter 30s. Et ric in omni cccieiiß. U t qui probati iunt. Causa hacc eil, p~optcr qriam oporicat essc hacicses eL disscnsioacr in Corinthiorum ecclcsia, et ric in nliir omnibui. Probaior uocat ueror ac bonor chri- rtianos, qui iimplici zcrbo contenti iunt , sirnplici uerbo acquicrcii,it; non seqnuntur piiuatai opiniones ctLm intcrifn pack ccclciinc; qui piacponunt concordiom ecclerinc omnibris suir senteiitiis ct opinionibur; qni omnin ex fide ct cnritnte modeiantur ad utilitatem cccleiiac etc. Manifesti finnt inter 00s. Cognosca~itui. Cernir ex hoc ioco: in cccleria rcmper eire duo hominum gcncia: ucrc crcdcnter. et hypociitni. H i proptsi ruam hypocriiim non innoterccrcnt, nisi subindc sc niinc iioc, nunc olio obnru proderen:. Quod cum faciunt hypociitac, si>niil ct acic pii cognoicirnttir, dnm nbiiribus repugnant. ncc iecipirrnt illor. A'ota hacrercr, abusvs et sciisziiar in ecclciia tomcn nd aliquid iitiici essc. Et quad~a t huc dictirm illtid ~.i~lgare: EX male occosione inepc nliqnid boni oritlii. B e r i ~ m hoc bo>ium ncmincrn impeiicre nd hncrcici. scissiiro~ et nhiir i~r in ecclciia dabel, qwia Deus non in~punitor permittit hneleic.r, rcliiitnaticos ct nbute,itci rcbiir rcctis ctr. Mattli. 10 (i): Oportct, rit uoiinnt offcndicaln; i:nc nutcm hornini; pcr qzcm. Enns>rus Snnc~nrzs, I n d. Pnnli ad Cor. eruditoe oc pinc meditntioncs, Argentorati 1540. I n 1 Co,. 11.

" Extreme iam totta,ido siiiit: ne rccuritotir ~ i l i o pcrot~rii itcriim n pur" caangeiii intel- lectu racidamus. Xic nnmqiic, ri op i~d saeci~lnni pr iu , Lum esrciit rinteceriorcs nortri secori, intcicidcrc potuciit, qriid nobis futuium esse iptrcmiii? - Et rcuern moiimc nvnc icfcrt non crrc rccurtim, qrin,tdoquidem noabiimn temporn prae foribtii iam sunt, cx una parte f d i~ i s i imn . ex nltcie iimul ct pciiculoi~simn; piactcraa quia nd paiirnl cvangelii i,itci!cctum da inorr solcat primr~m ariza~ncntiiir ntqiie fortii~r debncchari Satan. - Ego quo prncdiclai cpütoins huic noitro inectilo comnioidatar rcdderom, il1n.r iiiccinctir rcltoliis cxplicnai, ubiqite qnoii per r.ccommodationir modrim hnbcnr rt temponim et mort'm nost7oriim ratio,iem, qiii ndeo a Corinthiorum moribtrs non dis- ccdunt, inter cxpiicondi~m uiiai iinz mihi in ipin Coiintho acrsari, ct corom c:'tionam i f z t ~ ~ e r i secti~itntevz, dum tamcn in mcdiis Gmmnniac gnrtibur agclcm. Sic namqne crebro conflictnndrrm mihi fuit excmplo Parili ciim piosopolepiins zitio, cx qiio tnnto rtrrdio quidnm hodie in perronis hacicnt, qriod et doctririom et rniniitctir~m et dona ibio ecclciiae ex illis nestimoit: vuidnm cx pcisonir snlute>n animnrxm suaium pcndcr~ itatuant; qziidnm proptcr alioriini dona iriflati ministiom minirtio cum esitiali quodani cotitcmpti< proe/ernnt. Iiinc ob altern pnrtc ad fnrtidium et moicstinrn nrquc agandurn mihi fuit cum nemulntionc, contoi2ionc ct fnctionibui, cum publicl;. crirninibur omncm rnodiim exccde,itibus, ciin chrirtiannc libertntis fnlso intrllcctn. Hir nddc crrorcr circa alendor miniitror eccleiinc; circa piiblicnm iio,iertatem in ecclcsia, circn coennm Domini; circa dona et minirtcrin ecclerinc, circn mortuoiiim reriirrcctioncm seit i>nmo~:ali:atcm nnimariim. Quac dicte ci iimiiin aitin nov siint itoc neno in noitrii ecc1eiii.r pauciorn, quam olim in Corinthiorum congrlgotionc fiicrünt. E~h531tis SARCI:KIUS. I n I C o i . Argentorati 1544, praefntio.

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Oportet haereser esse 345

die Willensverfassung und freie Willensentscheidung des Menschen vor- aus". Die guten Nebenfolgen, um derentwillen Gott die Häresien zuläßt, schildert Ambrosius Catharinus eindringlich im Geiste und mit den Worten Augustins. Die Auffassung sciucs Ordensgcnossen Caietan, an dessen Theologie er auch sonst manches auszusetzen wußte4" Paulus meine hier nicht eigentliche Häresien, lehnt er als unpaulinische Einzelgängerei mit einer Schärfe ab, die vermuten laßt, daß er Chrysostomu~ nicht zur Kennt- nis genommen hat ".

Während Martin Luther die Korintherbriefe nicht kommentiert hat, hielt Pliilipp MELANCHTHON (1497-1560) in M'ittcnbcrg 1521 Vorlesungen über den ersten Korir.tlierbrief. Die Nachschriften ließ Luthcr drucken (Nimberg 1522'; Basel 1523; Straßburg 1523, 1524); aber 1532 sagte Melanchthon darüber: Plane non a,onosco; überdies enthalten sie keine Äußerung über I Cor. 11,19 ".

Erst 1551 verfaßte Melanchtbon einen Kommentar zu I Cor., der dann erst 1561, nach seinem Tod, gedruckt wurde. Was ihn hier bewegt, sind zwei katholische Sorgen: Spaltungen und Irrlehren sind von Gott weder

' W e m oportct hncrcrcs eise. G~accc dicittrr: in oobii. Irta autrm neceisitos non cst sim3iicitcr et niidc intclligcndn, $C<.' rupponenda cit cr diuinn pcrmissionc. Posita enim aonim inclinotionc ct deliberata iiolri,itate Dcique obiiiteic nolcntii pcrmisiio,!c iani huiui ~ ~ ~ C C ~ I L I nbioliita necciiitas conscqzittir. Neque proptcren qtii inique agrint, qtiiqua tranqiiillum ecclcrine i ta tum inbefactorc non mcti<rLat; cxcuiantrir, quin ct spontc lacinnt, ct a,:tcn in COTU»I e r ~ t pote~tate po.<itttm: ni. farcicnt. Xcc est inciirnlidiir Deus‘ qui pcrmittit; ciLm illiui non rit rcium ordincm ct nntrirns üiolare. Et qnodcumquc ipsc malum eocnira iinit, ob aliqriod bonirni pcimitiit qnom snpiciitir.ri>nc et clcmeatisiimc. .A.\lnnosrus C:LTII.&RIXGS; in EPp. i'nliii (Rornac 1546'), Paris 1566. p. 182.

d % A ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ CATII:\RISUS: DC e ~ i o ~ i b u s onnotntis in Cnictoni commenta~iir , et ribi irfcriintur et rcfclliintirr. Paris 1559.

" Coietant's non intclligit hunc locitrn de I L R C ~ B S ~ ~ ~ L S : 1t1 sumitt~r a tlieologis~ quoniatn non oportcbat opitd cos (inqiiit) ciic tnlcs hnereici. At iioc mt contrn commitncm alioiirnt exporitio>icm et ienintn; i,nnio contra iprum Apoitolam mnnifcrtc, ut apparebit infc- rias ( I Cor. 151, u m usertt inter cor, qui et ~ e ~ u r ~ e c t i o n ~ m nzo~titorum 11C9<1TP7Lti Et ridiculum eit, quod moscatzr cx zerbo gineco, ciim itacreiü rignilicet propiic scctam; qliasi ucro hnereticorum non iint sectnc, et hncretici non sint, u t ita dicam, secta~ii. Qiiem ipitur ~igniiicnilit, qtinndo dixit (Tit. 3, 10): Haerc t i~um iiomincm post primon~ ei rccnndarn coricctione>n dcoita? Certe cx vocW proprictatc Iiacrcrk rignificnt clec- tiorzcm, qfia quir alicni opinioni haeret. Quae aox frcquortcr ct usitato apud catiiolicor Ioqzendi more fcrma srmper in mnlam partem si;mitnr. Et hoc irr loco ita sumi debet, c z m addat: U t qiii probnti siint, mnniferti fiant, contro ipioi rcilicct hacreticos inrtir- gcndo. Et Iroc eit mag,iii,ii bonn,n, quod procidcntin Dei nobW ab hnercsibi~s procurnt. Supporitn cnim hacreticorum ,nnlig>iitnte, pcr quor sua aenena propinat Satan et suam instriiit ccicm, Der~r ax opfiosito ziios ecclminrticoi ct catliolicos piacparnt, qui eos piodant ct oitenrcnt c! ipiorrim pcrnicioiam doctrinam gloriosc prodi~cnnt ct ostentr'i fionnnt. Mcliur cst enim mnnifci tn~i iincrctiios, qi~nnt latcre, qrioniam magii, dnm latent, officiunt. Scd hncc omnin in iiac nostia acfote miiificc licet ognorcerc. h~zenosrcs Cn~ii.mixi-s; Epp. Pauli (Rornac 15G1), Paris 3566: p. 183.

4% PETEX F. Bnn~os. hfclanclitlions Werke in Ausii.ahlj IV (Güteisloli 1963) S. 59.

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346 Friedrich Stagmüllcr

gewirkt, noch gefördert, noch gewollt, noch gebilligt, und der freie Wille wird von ihnen nicht notwendig und unausweichlich überwältigt. Von diesen Leitideen bestimmt, findet er für die Kotwendigkeit der Häresien nur folgende Erklärung: Unablässig wühlt Satan in brennendem Christus- haß gegen die Einheit der Kirche, und stets findet er willige Opfer und Helfer. Haereses sind fiur Melanchthon nicht nur Spannungen und Spal- tungen, sondern Irrlehren; ihre Ursache ist nicht nur menschliche Streit- sucht, sondern satanische Macht; sie sind nicht nur ein Einzelfall, sondern begleiten stets den Weg der Kirche durch die Geschichte: das unterscheidet Melanchthon von Zwingli. Aber sowenig wie Zwingli wird er dem ganzen tiefen Sinn des oportct gerecht. Auf seine katholischen Sorgen findet er keine katholische Antwort, weil er nicht zum Begriff der göttlichen Zu- lassung vorstößt, der ihm ermöglicht hatte, die Souveränität des göttlichen Waltens auch angesichts der Sunde und der menschlichen Freiheit festzu- halten. Den Begriff der Zulassung aber hat Mclanchthon nicht erwogen, weil ihm damit die reine Aktivität des göttlichen Wollens durch abwartende Passivität gelähmt oder durch inneren dialektischen Gegensatz gesprengt schien. Daß er hier an seiner theologischen Grenze stand, gestand er selbst: Contenti simus! ''

Petrus Martyr VERMIGLI (1500-1562; seit 1536 in Zürich) weiß, daß Chrysostomus die hacreses als Spannungen zwischen Gruppen, Augustinus aber als Irrlehren versteht. Bei Paulus sei hier der Unterschied fließend; primär meine er wohl Spannungen, die sich aher auch dann auswirkten, wenn es in den Versammlungen um die Beurteilung der Geistesgaben ging. Hochmut und Ehrgeiz verderben wie damals die korinthischen, so jetzt die katholischen Abendmahlsfeiernso. Die Notwendigkeit dieser Unordnnngen

4* Priur ndmoncndtts ert lcctor de hoc dicto: Oportct hae~eres esse. A70ta sit doctiina c i

aliü manifartirsima tertimoniir, Deum non esre caiiiam pnccnti, nec uelle, ncc adprobare, nec cfficeis, ncc adilruare pcccato, iuxta illild (PS. 5,5): Daur non aolcns iniquitatem tu es. Nec in Deo snnt cont~odictorine uoluntatei, qiiin aarnx ert. Et Zoh. 8 (44) dicitur: C u m mendaciurn loqiritar, ex propriir loquitar. Ex hii fiindnmcntii, quae runt vcrirrimo et firmirsima, iumatur intcrpretatio dicti: Oportet hnercsei esse. Neqnaqiram enim intelligcnda est neceriitar nliter, niri de neceisitote consequoitios, scilicct quia diabolus, ardcnr odio Filii Dei, non dcsinat turbore acclssias, ct lezin ingeriia fncilc impcllot: non ccrinnt caiirae horribilivm dirsidiorum. Ita reqiiitur, u t multoe oriontur hacrcses, etinmii Dcur ZCIC kii fu~oribui i ~ a ~ c i t z r , C I ncqunquom necersc est uoluntatcs hurnanoi cir implicari. Scd pii, inuocnntcs Dcum et ueritatem quoeicntes, pormnt cas aitaie; sicat hic qrroque significat Paulur diicrimina ¿iolirntatum eise. Tolibur signis, inquit, discernuntur rinccri o fircatis. Siriccri nmnnt ccritatem et conitanter cam retinent. Alii lcuei out ambitiori aut avari facile imbcllrintur. ut noca doemata amiilcctantt~r. I lac nera adrnonitionc dc dicto Parili iioc loco contcnti simi~s. PIIILIPFGS MEL,~\~CIITIION_ I Cor. (Wittenherg 1561i), CR 15 (1848) p. 1121f.

ja Fastur ct on~bitio Iiaec mala induxit. Hodie ouoouc mnltirm corruStionii in coennm . . dominicam indc iwecii im est. A'am ministri niminrn elnti, u t uiderentzr praestare cetciii, gcminßm ipcciem sibi iprii damtnxnt rctiiineriint; lingiin volueruiit agere' qunrn

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Oportet haereres esse 347

komme aus dem Treiben Satans und aus der Anfälligkeit schwacher Chri- sten; doch führe Paulus nicht dies als il~rcn Grund an, sondrrn allein dcn Willen Gottes, der die Bewährten offenbar machen wolle. Diese Notwendig- keit lasse die menschliche Freiheit unangetastet, und entschuldige dahcr weder die damaligen noch die heutigen Unordnungen5'. Wenn Vermigli das oportet vom Willen Gottes herleitet, geht er über Zwingli hinaus; da er aber diesen Willcn nicht als finalen Zulassuugswillcn, sondern mit Chrysostomus nur als Folgewillen interpretiert, vermag er das oportet nicht in seiner theologischen Ticfe zu erfassen 52.

Wach Tllcodor GEZA (1519-1605; 1564 Calvins Nach:c!ger in Genf) meint Paulus mit haereses nicht nur rivalisicrcnde Gruppen, sondern wirk- liche Irrlehren. Chrysostomus habe hier nicht Recht und es bestehe auch kein Grund, hier die Vulgata zu ändern. Aber die konsekutive Deutung

uix ipri inlelligtrcnt; nediim nlii noiient; panem moiorem ceteiii aiuipaiunt, ct holo- iericar al otircni ucitci oiiiim:,rcrtiiit, ct aiin id gcniis mt~l to . - Soioit etiom diccre commiincnz acfionem e«e miisnm, licct priüntirn ab uno fint, quia pro mriltir agitur et nominc totiits ecclcsine . . . Quod ocio rnissn >risata dicntzir ab eis commiinis actio, ficmenti;m cit . ?icc ex sncrii littrris o i te~id i hotcrit. Pr.~xns >i.iaar?-a VsniricLI. I n . .. I Cor., l'iguri 1561, i. 290,:-291u.

j' Oportet izacrcrci eise. Nccciiitns hnec non est: ut dicri,it, obiolritn ue! i:;eiz~c:nbiiii, red tonti'm cx nntecedenti et co,isequo!li. Vidct Pnului Sotanarn omnin nooclitcm, iit rcclasia tiirbctzir, et miiltoi intcliiiit infirmor nb ao rednci et cirm ilio fncere. Idco iudicnt Iioc eucnti<ium, nt Iiaererei contingnnt. Mediciii deprciienrn intempcrnntia cibi ct potns in oliqtio ct hirmorzim rartnm qaondnm corri~ptionem, prncdicit febrcm acceiini io mccers,iiiim. A~rico:o ef >rnii!n. ciim aidrnt cocltzrn ccrto modo contrnctum; crrioer i m b ~ c s ncceisoiio diciin: cffr~nder~dor. Et i.ir ciuilii, quando sidct intcstini brlii rcniinn, cn dioinn: iieccrinrio dotiira mncna nzoio, quod in Cicerone dcprclicndas non ijijrcqncntci. T'cnirn iitos ontcccdcntes cauror modo Paului non iccensct, red tnntiim conimemornt fincm, et inqwit: Cum Deus uelit fi~obatttm ~ U C ~ I ~ ~ L C i l lur t~em .. . : Z C ~ , obortet ~ O C V C I C S CIIC. Non qriod iiatreribai istayn commoditatem dcbcamur, qua6 ho>iitntii Dai fnnt:immodo eit, quia tempci:ni ttirbirlenta non iiliirtrnt pioboi viior, nisi quntoziis dicittir trtnj>cs!nr mnrü declaroie iiiitritcrn nnucieii, et difiicilia tcmporn et scditionii probnm magiitrnttint illristrnre. Ideo minime debet quisquam hoc proetcxtri srmct ifirrini ad maln inci:nrc, ut lae!ni cxitur conreqrinliir, icd eiur rncminüie oportet, qirod Christus dicebat (.Mattli. 18, 7 ) : ,Vccci.rc eil, z,t ico,idala ue,iiant, uac autcm homini iiii, pei quem uoieiint. Intcl l i~omiii itaquc cx Air, qiiidquid turbac mit odüerii riobir con!i,eerit. non forc nbrqite frirctti. Et propter iiuiusmodi ncceiiitntsm libertns arbitrii noiiii minime oiolntar, y ~ o n i a m od istn fiagitin nemo cogitrri. Qiiiique uolcni ct ipontc illa perpctiat. PETRVS MARTYR VT.II\~IGLI; I n I Cm., Tig~iri 1561, f. 291~-29?r.

'2 Sed u t qtii probnti runt i n uobii, mn,iifaiti finnt. H i m n t constantci rt firmi, qui in te,ilatio>iibur permanent. Iliom parliculam 'at' oiteadit Ch~yrortomiir (PG 61,226) non eise accipicndam pro ~ c r a caton, scd potiur ut dicat rci coniccutionnm. Quemadmodzm cum Dominui diait (Ioh. 9,391 in iudici2ini se ocniire in mrrndnm, u t non uidcntcr aideant, ct ut zidorter caeci fiant. Itam nd Romnnor sciiptum crt (Rom. 5 ,20) le tem rubintraiic, ur abiindarct dclictnm. Quae intcllignntnr potitir consecuta: quam ut ob iliü caiirir cffecta. Sic i n p~acrentia non iiaeresibus out co,itentionibui, red bonifnti Dei quidqriid utilitatis indc collipitiri, impntondum mt. FETRUC KRTYX VERMIGLI' 106. cit. f . 292r.

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des oportet durch Chrysostomus hält Beza, seinem Meister Calvin folgend, für annehmbar, sofern man diesen Folgcwillen Gottes nur als Phase im finalen Gesamtwillen Gottes auffasses3. Freilich dürfte Chryiostoinus dics kaum so gemeint haben.

Sehr eindringlich und eigenständig bemüht sich Wolfgang Muscu~us (1497-1563; Straßburg, Zürich und Bern) um das Verständnis dieser aelle. Im Text folgt er weder Erasmus noch der Vulgata, sondern liest: Audio schismata inter uos esse, et aliqua ex parte credo. Oportet enim et haereses inter uos esse, quo qui probati sunt, manijesti jiant inter uos. Be- wußt läßt er die griechischen Lehnworte schismata und haerescs stehen und verwendet weder das scirsuras dcr Vulgata, noch das dissidia und sectas des Erasmussi. Wer freilich hierin angedeutet fände, daß für Musculus lzaereses etwas anderes meine, als sch7srnata, würde sich arg täuschen: Naerescs bedeutet hier für i\.lusculus genau dasselbe wie schismata ", näm-

""Etiam hacrarei; Kai hairdrcir [ndd: siuc iectnr C]. Facilr credo, inqi~it Apostoliis, qirnndam intcr uor eise nnimortim diricnsioncm, cion aor scinm, fit ct fidales omner, mnioiibur ctinm ninlii erie obnoxior, id eit hncresibiii [odd: et iectis C], ; ~ b i [in quibas C ] lion dc ordine [ndd: quopiam extritiieco C] out [cdd: dc C] uolz~ntatihsr ied dc doctriria ipia excitantiir iactiotres, idqiie [ndd: quod nd Denm attiactj n07i ut pcrdnmini, icd i ~ t aerc ;,ii ab hypo6ritis iiac probntionc diitiiiniiantnr. Sic iaitur ostcndit Apoifoizis se non tcmerc hiiic fnmne crcdidis.sc' et i n to im tnmcn bonos roniolatiir, et injilmos eri.qit: ncque tnrncn iic loqrlcns Cori,ithio.< a:,quit, qirnri hocrcres inm turn npud illoi ESScnt ~.>ilso reccptnc' t i i ernnt schismnra. Co,iridtint i ~ i t r ~ r Ch7y.roi:omi rnfiones. q i~ ib i~s adductni eit, s t cxistima~ct hnciescs ct scliismnta hor loco pro eodcm occipi. >ieq!ie qunerendum pi~to noaam nliqontn horutn in!ci:>rciorionem, ciLm poiiiis simplici et Propria iignificntionc acci;>iantur [arid: ut giilchre explicnt etinm Tcrfrillianur in libio De procscriptionibui (PL 2, 16-17) C]. Probnfi [Probi Cl. Dokimoi. Id crt, quer esse [ndd: ipcctnndoc Cj Piefatii et jidei sinccrnc ipin expcricntio docuciit [add: qiiiims opponuntur adokimoi, I1 Cor. 13, 5 C]. E.?: eoim nonzcn' non pnrlicipit~m, c;rm clioquin explorentur ctiam lzypocritnc, qui tnnioi probati diri non pornint. Qiiod antcrn annotnt Chr>~soslomas, hinn non ~ ;~n i j i cnrc cnusom, icd cscntrr,n,. eafoius ndmitto, i ~ t

sciamur lioc Propria non mnnarc ab iroeresi, rrd knta rymbcbciids, et tnmcn Dei consilium nr scofirtni k u ~ i c cric [ndd: Tertu!linni<s niiquotics huno loctim ciinns i n libro De pracrcriptionibns (PL 2, 16-17) 'probnbilcs' inteipictoiiir. E: libro Dc arzirna cap. 3 (PL 2;651) iihi etinpn $hn,ieroi zdtzontni ~ c i i i t : emicoit C] . Ti ieo~oxuc B~z.4; Adnototionci mniores in N T , Gcnmoc 1556'; f. 2 1 4 ~ ; Gcnrvae 156j2; Arnsterdam 1633 [= C]: "31. BEZA. DC IZIICTCI~CL n mogiitrnti~ punicndir, in: B e z ~ , Troctationcs theologicae~ Gcnrvac 15823, 1; 90.

"' Nam primiim quidcm, dnm conucnitir in cccleiia, a i~dio ichismetn inter 20s erie.

Vulgata ueriio hnhet: Aiidio sclrsrirai eise inter uos. Ernimr~s: Andio diiiidia in vohii esse Graecizr hnbct: scliismntn. Qunm cocam rctini~i, tamqimm iiritatnm in e<clciin, qttemadmodum et cnm, quac rcqi~i fu i : Oportct cnim ct haereicr inter 110s esie, ubi Ernimus acrtit: sectai. Woi.i:c~\-c,o-s Mi:sci-~r;s; in I-Il Cor.. Busiicae 15591, CO!. 002.

" Von e;t ncccisa, ntt hic aociilnm hncrerci olio sennt nccipinmui, qiinpn qrio nccipi>niri ichiimota. Signijicnt Iincrcris sectanz,, ct in Scripturii tiibiiitur Phnriincii, Nniaraeir, Saddr~caeii et Christinnii qnoqnc, iiouti in Act. 24 (5) viderc licct. Qunic pciiiidr est' RC si diceret: Oportet criim et schisrnnta inter ooi crsc. W o ~ ~ c ~ s c c s M v s c c ~ u s , ioc. cit. CO/ . 400.

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Oportet hae~eier esse 349

lich divergierende und sich opponierende Richtungen, also weder Irrlehren, noch offene Spaltungen gegenüber verdeckten Spannungen (gegen Bullin- ger)". Auf sich befehdende Richtungen treffe zu, daß sie das Klima zller Versammlungen, auch von Konzilien, in steigendem Maße verschlechtern und sie um ihre Frucht bringen5'. Sollte haereses anderes oder mehr be- deuten als schismata, so wäre es um die Schlüssigkeit der paulinischen Logik seschehen5'. Das Verhängnis der schirmata statuiere Paulus nicht als all- gemeines Gesetz, sondern konstatiere es als konkreten göttlichen Ratschluß in diesem besonderen Fall (für Zwingli, gegen Calvin), der freilich überall

' G Quoniam non iimpliciter dicit: Oportet hnereser erze, red: Oportet ct haereiei erre, exiitimont nonnulli per id signijicari et nliud ct amplius quiddom esse hocresim, quam ichirma, qi~ori f ~ e r intcniionem dient: Oportet enim inter uoi errc non modo scliirmata, red ctiam hae~erer. Illi schisma nccipiunt pro diiridio animorrim ct obscrrro ndhuc rimnltatc, hneierim iicro pro monifcrto disccssu ab ecclcsia. Vertim cnm bonn illorum pocc, non ert neccsss, ut rxponamur nd hunc modiim: Oportet esse intcr uos non rolum rchirmatn, ied ct hncreies, citm posrit iic cxponi: Audio inter uos eire ichirmoto, et ex pnrte credo. Oportct cnim eire intcr uos ctinm schirmota, quandoquidem rilnt inter uor reprobi et contentioii. Pc~inde oc ri de domo, i n Jua mulicr cst moroin et rixoia, dicor: Audio esse in illa qxotidinno iuq io , et cx parte credo. Opoitct enim erre i,z illa et rixai et iurgia, quandoquidem mulier in illo est tom morose et rixoso. W o ~ r c n s o u s Muscu~.us, loc. cit. col. 406407. Qna Sero dc cairsa neqrieant in mcliiir, ied magk in dcteiirir conucnire, qiti o re inuicem factionibur runt diiegti, jacile cogitaii poteit. Primum enim studia fnctionum in ipros conventur sacror inferrinfi~i. A'on conucnitz~l- codem, red diucrro itudio, er i vam quiqtre iectom pnlarn firojitc~ituv. Deinde anirni mogir nc maxi5 a re invicem abnlienantui. Tertio iprnc fnctioncr eublica profeiiionr corroboinnti~~. Qrinrto omnei conciliondi intionci dii/iciliorci rcddiintur. Quinto ob eiiiimodi conuentibur, ubi non corporis Christi ocdificatio, icd iectartim nmplificotio qunciitur, opcratio diuinae gratiae excluditur. Xon er1 cnim Dcur confi<sio>iir ac diiieniionir, red pacir et tinitatii ( I Cor. 11,33). Qtinre miriim non ert; qnod eit, qrtod in tolibur co,iiientibiri malum non ciiroiur, ied iiihinde pcilis ac pciiir radditiir. Ciiiur rei in rynodii epiicoporum euiden- tiirima hobcmui cxpcrimcntn; de qiiibtii vidc hTnrianrenum in epiitola ad Procopium (PG 37,225), ubi probtarcn nd concilirnn epiicoportim pioficiici rccusaiiit, quod nvllo rimquarn concilio mnlri corrigi, sad nta,ois corioboinri aidirret, idquc gropter epircoporum dissidin et contcntioner. Wo~rc .+scns Muscr-rus, loc. cit. col. 403. I n piacsenti poiitn ert box: hoi7eiir] ob Apostolo pro sccta et schirmntc. Alias iliformn e ~ e t ipriur natiolo,nia, pcr qtiom intionem rcddeie uoluit, q u i c crcdat ex partc, esre inter Corinthios schirmnta. Etenim non mox schisma cit, ubi eit hncresii, rensu thcolo- gorum. Poteit namqzte e s ? , izt sine schiitnnfc rint in unn ccclesia mnltas hacreicr, hoc rrt ringulnrci opinioncs, <ic rtt~iiis ut schisma fiat, quamuii nulla sint in doctrina ac fide dissidia . . . Qiinrc niii haererir hic nccipioiur Pro schismatc, non modo infirma art aetiolopin hoec Aportoli; scd nec illud stabit quod sabicii: Q t ~ o q t ~ i pmbi ~ f ' n t . mnnifcsti fiant . . . Si dicar hodic: Audio m d t a tsziie intcr DOS coniugum diriortio, ct cr parrc cvcdo. Oportct coim ct odulteria crre inter noi, quo probi m n t coniugcs, manifciti fiont. non srabit hncc rario. Neqiie enim mox rant diliortia, abicumque sunf adiiltc~io: quod nimis cir mnnifcstum. Deinde nrque n ~ o x mon;fhsti fiunt probi conirrger, iibi siint ndultcrio, icd diiizilsionc or divortiis exorit i~i irtn mani.feitntio. WoLro.%xcus hIcscui.r:s, I n I-II Cor., Basileae 155S1, rol. 104405.

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330 Fricdrich S i p m i i l l o

dort zu erwarten stehe, wo korinthische Zustände herrschen ". Mit Oportct meine Paulus nicht nur Möglichkeit oder Wahrscheinlichkeit, sondern Not- wendigkeit ". Diese beruhe auf dem unwandelbaren Ratschluß Gottes und auf der Instabilität einer so heterogenen GcmeindeG1. Der göttliche Rat- schluß bezwecke aber nicht die Existenz der Schlechten zur Bewährung der Guten, sondern die Trennung der Schlechten von den Guten ". So um- geht Musculus scharfsinnig und genau am Text bleibend die Fra- nach der Vereinbarkeit des unfehlbaren göttlichen Ratschlusses mit dcr mcnsch- lichen Freiheit. Da aber Gottes Entscliluß zur Trennung der beiden Grup- pen die Existenz der Gruppen bereits voraussetzt, ist hier Raum für die Wahrung der Freiheit.

Daß es Scheinchristen (reprobi) in der Kirche gibt, ist das Satans, der Unkraut auf den Weizen sät. Daß diese sich von der Kirche trennen und so die wahren Christen sichtbar weiden lasscn, ist Ratscliluß Gottes. Daß Paulus den echten Christen nicht befahl, sich von den falschen zii trennen, noch sie auszustoßen, kommt daher, daß dazu keine Gewissens- pflicht vorlag6'. Was in Korinth geschah, war göttlicher Ratschlui3; wo

59 Loqtritur enim dc ccclcria Corintiiiorirm spccioliter, non in goicrc de omnibus. In tnlibiii, qualii crnt illn, ncccisc eit, u t orinntr~r schiimota. Si~:ir nirtem tolcs admodzm meltac, prncicitim qiine liominibr~r iuxta iaactlum doctü, rnpientibus et opulentii abundant. Ti'oi.rc:\\-cas M ~ s c ~ ~ i i s , loc. cit. col. 40 i .

Go Longe graaiorem oc magir urgentem rntioncm adducit Aportolus, quere ex parte crcdat crie uerum, quod in e~clesia Coi in th io~um ~ ~ l i i i m a t n ciic andiebot. Ea ert non p~obabilitatis, sed neccssitatir . . . Quod cnim crsc oportat, non modo facilc, scd ct neccsrc ert nt jint. Wo~i.o:~zcos Mo-scr~cc; ioc. ci;. col. 4 0 5 4 0 6 .

6 'Sed nacitur hic qunertio, quae fuerit illa ,~cccrritns, proptnr qncm schi~tnatn ct scctoi intcr Corinthior esse oporti~crit. Bpciiircr: Geniiaa crnt eiui rci neccssitns. Uno, E X

iudicio Dei prorsiir imrnr~rnbili. Altern, ex qnalitnte coriim, q i ~ i in illarn ccclerinm conueniebant. Iudicii~m Dei ccclciiam sunm dirponcntir crat, ut JILO tcmporc qui in illa erant piobi, sepaintiont. reproborum mnnifextarentur. Sic erat diuiiiitur conititutam, idcoqnc, z t oliqvando ficrct, neccssariiim. Dcinde qanlitnr eororn, qui i n en eront eccleria coniuncti, sic crat compaiatn, rit in r~nirntc diz con~ütere non poiscnt. Erant enim coniuncti rcprobi cum probir, intcr ie longe diuersiiiimi. Conii~nctio acro diiri- milium ac diueisoriim srabiiii esse non potcst. . . . Hac duoe nccessitater sic rant compnratac, o t non ii t nccersc, dum unnm itntuimui; z t ~ l t c i o m reiciamni. Poiiiint enim nmbae in hnc cnusa concnircic. ~ ~ O L F G A Z G U S ~ ~ ~ ~ : s c I : I ~ I : s ; loc. ~ i t . col. 406.

" Sic puto nihil hic loci cisc diipz~tationibrrr dc nece.~sitnta fnti; ncrjur quorrendiim, quomodo mnlo tribuatur necessitas. Non enim loquitur Apoitoiitr dc ncccisitare malorurn: red potiui dc nccefrarin icpnrationa mnloiirni ct bononirn, qnne ii; pei schismotn. Non dicit: Oportct enim reprobor esse, iicl: OQortat cnim hncrcticor csic, scd: Oportet m i m hnercscr, id cit rcctns ct schiimnrn, B « C Alin qiinestio cd, quarc iInt rcprobi iii ccclcria, et alia, qiiarc i int in ccclcsin rciiismnta. Wor.ion\-ovs M~~SCULDS; loc. cit. CO(.

406. 63 Nulli ndhuc crant in cccleria Coiinthiorurn fnlii culius, proprci quor pcr conscicnticm

discedcndum csict probir n rcpiobis. iicquc opns crnt cxcliisionc illoiiim, rum ijxi scsc iiltro rcparorcnt. Ubi schirmn:n firiizt. ibi lociitn R O R hnbcr exco,!imiinicutio. WOLF- C&XGL;S MCSC<~I.C:S. l o ~ . c f t . CO!. 109.

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Gott selbst schon richtet, fallt dieses Handeln Gottes nicht unter das Gebot des Herrn an seine Jüngcr, beides, Unkraut und Weizen, bis zum Tag der Ernte wachsen zu lassen (Matth. 13,20)".

Gottes Ratschluß will wirklich die Trennung der Bewährten und Un- bewährten in Korinth; durch den Weggang der Unbewährten sollen dic Bewährten, von jenen befreit, zu reiner Darstellung kommen. Paulus wollc nicht nur eine Folge aussagen, sondern Inhalt und Ziel des göttlichen Rat- schlusses, der den Ereipissen die hohe, im göttlichen Walten begründete Notwendigkeit verleiht. Dies habe Chrysostomus ins Nur-konsekutive um- sedeutet und damit die Paulinische Aussage verkürzt G5.

Heute sei jedoch die Lage anders, als damals in Korinth. Damals seien die Unbewährten weggangen, heute trennen sich die Bewährten. Der gött- liche Ratschluß vollziehe sich heute in umgekehrter Richtung und wirke im Gewissen derer, die sich trennen. Der Weggang der Protestanten sei also kein Argument gegen sie 6" sowenig wie die Schismcnfreiheit der Katholiken ein Argument für die Wahrheit ihrer Kirche, denn auch eine falsche Reli- gion könne eine monolithische Einheit vortäuschen ".

Aupstinuus MARLORATUS ( 1506-1562), Eezas Freund und Mitarbeiter, fügte in seiner oft aufgelegten Bibliotheca Expositonum Stellen aus prote-

" Ad locnm Matth. 13 ( 3 0 ) : Sinitc utraquc crciccre ad dism mciiis, rerpondeo, nihil ibi praew~ibi consilio Dei, quo ille mo tempore probos monifeitare constituit. WOLF- o m c u s M u s c n ~ u s , loc. cit. col.409.

CS Scio Cliryrortomum particnlam hanc acciperc non pro causo schirmatum, red pro eoentii. Verum ir rcnrus non intirfacit praecedenti necciiitati, quam poiuit Aportolnr, diceni: Oportet enim et hacrcres esie inte, uor. Non enim uoli~it simplicitcr dicere, qtrid ex rch5matc requatur et cvcniat in ccclcsia, sed nd qucm fincm opoitcat errs in tnli ecclesia hacrcier ct schirmota. Ideo cnusam hanc finalem cxprcssuius dicit: U t qiii piobi sunt, manifeiti fiant inter uoi. Wo~ro, tscus M u s c u ~ u s , loc. cit. col. 407. Obiciunt hic nobii oduersarii: Eccc, inquiurit, iom appnret, qui ~ i n t pwbi et q i ~ i icprobi, qui paleac et qiri f~umcntztm, qui ouer ct qui iioedi, qtii aigcntum et qiri scoria. Dirccsio ~icstra ct scliirmn, qiiod excitnstir, mayiifertat nos esse probox, qiii mancnius in ecclcsia. Concedimus arpilmentum, ri ipii in uern ivnt ccclcsin c e ~ i oc pmbi Chrirtiani. Sed hic rrt quacrtio, num sint in ueia cccleiia, ueri ac p~obi , et non mngW in falia, non probi, sed preudochristinni. Alias dirceriur ex falia ccclcsio et o fnliir Chriitionir non eos, a qnibur diiccditirr, rcd eoi potini probatos reddit, qrii ii~rrr~ Spiritlis sa,icti E

medio Babylonir excunt, et communicalioncm reproboinm, eidololatrnrum, mpcrrtitio- sorum, simoniacorum, rcortntonim, ndultciorum ac mn,iui ranpiiine plcnai habentium fagiunt. WOLPG:\SGUC MOSCCLGS, loc. cit. ~01.408.

67 Hinc tamcn ncmo colligat: E ~ g o iibi ntilla rnnt schiimntn, ibi non in detcrius, red in melini conuenitur. Potcst cnim fieii, ut in folin religione, eidololat~io ct odnlterinis crrltibns rit epircoporum ct poptili concordia, ingicdiantrirqi<o coctam sncrum ana,iirnci ct concoidcr, ubi tnmen dici non potert, qirod non in dcterius,, red in mclius qui einrmodi mn t , conricniant. Sic conueniunt e; Trirci et rcliqni infidcli , inter quoi nzlla iunt rchirmntn. Et si demur Pa#iilir, quod nlicni iint o schiimatibur oc diiiidiir, qvod tnmcri iieie illii d a ~ i non potcit, alicni tamcn non m n t ipsorum conacntus a falii do,n>natibui ct cirltib~s, ab impuia commiinione et o rimonin, omnin~m tiirpiriima. Woi.;c,nicos Mnscnrrrs. loc. cit. col. 403.

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stantischen Kommentaren zu einer Katenc zusammen. Bei I Cor. l l , l 9 dominiert Calvin; neben ihm werden nur noch Bnllinger und Sarcerius herangezogen ".

Nach Matthias FLACIUS ILLYRICUS (1320-1575) will Paulus sagen, Gott lasse zu, daß Satan Sckten und Irrlehren in der Kirche anfache, wodurch die Erwählten erprobt, der Eifcr vieler gcweckt, die Gedanken vieler offcn- bar würden, viele ihre Schwäche erkennen und schließlich Gott, der das Treiben Satans wunderbar zu seiner Ehre lenke, verherrlicht werde. Irr- lehren und Ärgernisse seicn notwendig, nicht weil Gott sie direkt wolle, sondern weil Satan so mächtig und die menschliche Natur so unfähig sei. Flacius fuhrt zwar den Begriff der Zulassung Gottes ein, aber die Not- wendigkeit der Irrlehren leitet er nicht daraus ab. Die guten Wirkungen der Häresien seien nicht auf diese, sondern auf Gott zurückzufuhren. In der Erprobung des Glaubens sehe Tertullian einen gottgesetzten Zweck der Irrlehren, Chrysostomus und Theophylakt aber nur eine Folge. Es scheint, dai3 Flacius mehr dieser Deutung zuneigt. Gottes Heiligkeit verbietet, ihn irgendwie mit Sünde in Zusammenhang zu bringen; die reine Aktualität Gottes hindert Flacius, den Begriff der Zulassung wirklich durchzudenken". Der Vorwurf der Irrlehre und Spaltung treffe nicht die Protestanten, son- dern die Katholiken ".

AUGECTIN~~S M:~RLORATES; N O U ~ tc~tnment i catholica expoiitio ecclcsiaitica, cx probatii theologir, quor Dominur ccclcriac rirac diucrsir in lock dedit, exccrpto er dilizenter concinnata, siiie Bibliotheca expositionrim Noüi tertnmenti (Genevae 15611), Genevac 15855, 11, p. 132. Vgl. zu Calvin: not. 31,32,33,36; 37; zu Rullinger: not. 28; zu Sarcerius: not. 43. Oportet enim etinm hncrrier in unbis crrc, qrio p i probati runt, mariiferti firmt inter rios. - Exponit, qziomodo zum dnmno conacniant, qr~in ibi olnnt ct nugeant izar sectnr niit fnctionei. Veikimile enim crt, nlibi Pnt~linor, alibi Pctrinos, olibi Apolliniitar frntrer cocnaise' i d q w non iine miituii iniiiriir nc inrgiir nut inltem rcommatibur et uallicationi- bui. - Adfeit intio>iem, CXT id credet, interposita illiistri .scnto,tin, quod Dear pcrmittat ctinm iectni nut hnercier in ~ L R eccleiia a Satnnn excitnii' qiio piobentur elecri, excitctor miiltorum wbis, mulloriim occirltae cogitationcr irzeloif i ir , miilti iiiom imhecillitotern c.cno.fcnnt; ct dcniq~ie DEIIS per tn len~ Satatinr rribrntionim. ipro illnrn mirabiliter od iitnm qloriom dirisoite, glorificctn~. Ycccrsitns outcm ueniendi hnercses F I rcandaln (Mot th . 18. 7) eil nccriiitoi conscqscntine, iiti socnnt, qiria Sntnnnc potentia ac malitin P! haec corr:ipiiiiinin nrboi liumnni gcnerii non flotert niii fn l t i friiclr~i profcire. F i n i ~ porro hncrcsiuni non ast prosrii~s confirmntio ac confciiio i inccro~um, scd tantiim nccidcntnriiis. S ic i~ t ipitui igni.~ metollo axcoqiiit ac P>ui,ficnt, sic etinm tantotio pin cordo, Domino cn corrobornnte nr icpenfe, or;zninqtic iir nd boniim dir i~ente , dc cuiris monu ncmo en ropere p o t i t . Vide Mntth. 18,7. Tcittrllinniir itiqtiit: Ad hoc iincrescs sunt, t ~ t fides hnbendo te,itafio,icm, hnbarct ctinrn probntioncm. Annotnt hic Chryso- itomus ct Throphylnctur pniticulorn hina, i i t . non icmper iignificarc cnusam finalem, red inepc tnntrim cxitrim. profitcrcn nrcid:int haeresm, iit aliqui probcntur, sed tnman Iioc inde icqui?ur. ?~I.ATTZ~IAS FI.ACII:C ILLSRICUS, Glosse cornpendin~ia iti N T (Basilcae 15701), Frankiiiit 1659', p. i9+.

' W b i u i i m non ert uiin ccrtnque doctrinn, disii$ntrir po~>iilur in mille crroneos opinionei, rirnt oi:er dirprr<;iiitar. Sir lrpilar Pioii. 79 <10): Ubi :zon sit i:iiio, diiiipatt<r f i ~ p ~ l ~ ~ i .

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Oportet haeicsei eiic 553

Benedictus ARETIUS ( C . 1522-1574), Xachfolger des Wolfgang Musculus als Profcssar in Bern, hält an den1 Gilterschied von Spaltungen und Irr- lehren fest ". Die Korinther werden bei ihren Versammlungen nicht besser, sondern schlechter'". Paulus hat davon gehört und hält es für walirscheiil- lich, weil er weiß, daß dies das allgemeine Los der Kirche ist, die als Werk Gottes am sündigen und sünclebereiten Menschen gläubig und irrend zu- gleich, einig und gespalten zugleich ist i3. Noch leichter fallt es Paulus, an das wirkliche Vorhandensein der korinthischen Unordnungen zu glau- ben, wenn er bedenkt, daß Gottes Vorsehung auch solche von Satan an.- zetteite Wirrcn zum Guten der Kirche lenken kann ". Hier kommt Aretius

Socpe hoc inolum in prophe!ir dcploratui, quod over Domini iint diiiipatne per oynncr mo,iies .soc iialler. Quod ,iitiiirum pnlpnbilc est in papotvr, ubi millc sunt mediatorci, rnillc opiliilntoicj oc . S C T ~ < ~ ~ O T C S , C : niilie uinc inliitis; ubi siml~l illa q i ~ o q i ~ e hna1esi.7 rcgnat, qtinc cit fonr omnium errorum oc diiiipntionum: Qnidqiiid t u bona intcntio,ie facis, hoc Dco plncct, cultrtjqtic >ncri:orini et iuitificans er:. Irta izitur iegc ciiiuis dniui licintia cornmircetidi noiioi cultiir. M n ~ ~ i i r ~ s FL.\CIL;S II.I,VR;CUS~ I,oc. cit. P. 44, in Alatth. 9, 36. Schismata dirimchan: concordiom c: jincir itudiiim. Hacreiii mitcin contia puritntcm {idci {aciebn:. L)c q t ~ o nidc Locoi nostroi. .Von tnmcn perpetuum crt hoc diicrimen. Qitomodo igitnr eiant i?i!er cor ~ c h i . ~ , ~ a t n Prinium quod s<:c:ns ex docloiuvi not,iiiiibus instituercnt ct olcrent: Ego rum Pnuli, ceo Ccphoc, mprn 1 (12). Dcindc quod libentcr litipoicnt, iupio G ( G ) . Tertio quod ambitiori s i c n t in illii coctibus ct icsc mvtuo non ezpcclarcnr, icd di:iorci stini cpulos piaaoccirparcnt, non liabitn fiauperim iationc ( I Cor. 11? 21); rjuac omnia concordiam et dilactionem matuam laedebant. In fidei outcnz puritntcm pcccahant, quod convcnircnt etiam, qui rwgaient morts<oluni rcsuv- rcctio>icm ( I Cor. 15, 12) , E: simiiia portottn impzna alcbant, qunc ad hncrerim spcc:nbnn:. REXEDIC~CS IIRETIOS' Commcntaiii i n omnes E$$. Pnuli (1573'), Morciis 1583?, p. 226.

" Quomodo noa in meliici corivcniebnr::? Primton qiiia tnlci di~iicrdunb, quolos ncmsscrnnt: disco~der, liligiosi, .siipci!,i, inflnti, malis opi,aionibzi imbiiti; immo sobrii acccdunt: cbrii dirccdunt. - I n melitis co,iocniiint: P ~ i m u m qui ie ipsos emcndo>it. Dcinde qrii prozimitm acdificnlit reo exetnplo. Tcrbdo qui opera C: i e iuiian: et alemorynis. Quod nobis hodie facile applicori potcrt. Br.se~ic~as ARETIGS; LOC. cit. P. 226.

'= Partcm, inquit, credo. Hoc cit: Xei mihi x l d c piobabilii ert. Hoc molliter inquit Apostolus. Nam ceito hoc iciebot, u t ver esset extra dubitationem. Deindr offcrt pro- babilir~tir conicct>rias. Prior cit o communi iortc ccclcsine Chiis:i. Opovtet, inqiiit, hae;eier eiic n-ird uoi. Quod in ccnere ficri oportct, id probabilitc, cieditur in partibus singiilii. Scd qi~omodo oportet hucrescs eirc? Non simpliciter et abioliitc, scd qtria morci iiominum tnles sunt. (5i~ntenei eaim ccclcria Christi regitur Spiritu sancto ct x c c m mi pnitorü ondi:, eatcnui ,:on dnt locum .~cc:ii et hneicsibus. Sed quatenus codenz ccclsiia co>zrtat cx bonii ct mnlii, qui ltiimanittis rniilin patiitntiii et admittunt vocim scductorir, cntcnus ci,cnit, 16: hnereiei lociim hnbcont, et id itn ceito, qunm ccrtum es: nor homines iempar mcncrc in itac militante ccc!esin. Hoc modo dixit Cliri- stur (31urth. 18, 7 ) : Opoitct icn,idnla i;oiira, scd *.nc homini, per qiicni ricnin?~:. Probnbile ergo cit apud Coiinthioi icctns habcic locum. Bose~rc~cs i\~silcs, Loc. ci f . p. 226.

'* Deindc alia crt melioi- coniertriw: C fine, iit probati jiant conspioii. Erioicr pcndcbnnt non a Deo, scd ozitorc Sntnno. IIomo m i m malui iizonic icniinot dnin~icnte potrc- famiiios (Mot th . 13,251. Scd hic finii n Deo o ~ i t i t ~ , qui molo sectninm ztitilr ad

2' Rcrorniai i I<"'<irii>a;i<i.i I

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An dcr Krisc in Iccrinth erlebt Gualtherus die Krise seiner eigenen Kirche; dcr Trost Pauli wird zu seinem cigencn Trost. Die Position Calvins treibt ihn über Erasmus und Zwingli hinaus. Wenn aber Calvin in Gottes Ratsclilui3 die vorwiegende Ursache der Irrlehren sah, so hat cr damit nach Gualtherus das Pauluswort um scin Gravitationsfeld gcbraclit. In Opposition zu Calvin bleibt Gualtherus wie Zwingli den irdischen Reali- täten zuuewandt. entdeckt abcr an ihrem Horizont dcn katholischen Be-

0

griff der göttlichen Zulassuiig. Zetrus STEV~~RTIUS ( i549-1624; 1584-161 8 Proiessor der Exegese in

Ingolstadt) hält cs untcr Berufung auf Cgprian, Augustinus, aber auch aul Gyrillüs illrxai.drini?s iür ~vabrrcliciniichcr~ da8 P ~ u h i s hicr von Irr- lchrcn spreche, nicht nur von Zwietracht. Der Grund ihrer Notwcndigkeit liege darin, dal3 Gott sie zulasse, indem cr menschlichen Hochmut nicht zurückhalte, sondcrn sich selbst überlasse, wcil er auch das Böse zu größerem Heilc zu wenden wisse. Aus diesem Glaubcns~vissen aewinnt ? Stevartius eine übcrlegcne Zuversicht, die sophistischcr Stützen nicht be- darf ".

Nicolaus SELNCCXZR (Selneccerus; 1530-1592) fol$ wörtlich seinein verehrtcn Lehrer und engem Freunde Philipp Mclanchthon. Unter haereses verstehe Paulus wirklich Irrlehren; ihre Eotwendigkeit komme vom pausen- losen Wirkcn Satans und von der Bereitschaft des Menschen, sich von ihm veriuhren zu lassen. Weil diese Ursaclicn bleiben, werde die Kirche auch immer unter Irrlehren in ihrer Mitte zu leidcn Iiabcn müssen. Doch weit mehr als Mclanchthon zcigt Selnccker sich bestürzt über die machtvolle Zunahme von Irrichrcn in der evangelischen Cliristenhcit. Zwar sprächen diese eher für, als gegen die Richtigkeit des Wegcs der evangelischen Kir- chen"; aber die wachsende Unsicherheit betreffs des Abendmahls sci doch

h ~ n m Dco prnr;nm et si<pcrbnm iiominii ioitintntcm ct od malum p~ocliliitatcm non rcfrcizantc, scd ca nd bonoriim cxcrcitivm maioremquc ~ l o r i a m utentc nccriie est, ut hacmses enarca,itirr, giiin utilc ct expcdicni ert illas diainitvs pcrmitti proptcr bona, qune ex illis, sicut ex rcteris innlir prozcniunt. Sic alibi (Mattl~. 18, 7 ) dictum ert: Neceise cst u t vcniarrt scandala. Qucmodmod~zm :yrnnnorum ciu<lc!itatem ad rnartyium utilitotem p ~ o itio incffabili sapioitia adhibcbat Dcur et ad cccleiias p~opogationcm, diiiim2r!nt idem sncpe hncrciei' qui mn!e bonorr~m piomoaendoru,n couia nouit uti. Ynm cx iznti.c.ti fidci ncuiirir ct ~c!igio maxDna sumit inciemoitn, sicut f>iaeicntiiim tcoipomnz uiur ct cxpcrie,itia i<im dudun, docuit, qiicndo iiacrcrco,~ ~atundendo pcrtinaciam cnm doc:ri,zoc, discijlinac nc airtutum siipcllectilem importntnm uidcmuy. a t eruditiora rnccrlln iioc lioitro B ~ X cotholica v idc~i t religio. PETRVS STEYARTIUS, In I Co,. (Inxolstadt 1596')' 1i:golrtadt 1590, p. 298-299.

80 Sint niitsni wrba Pnzili: Ogortct izncreiei esse inter i:os, :loi>ii q i i q u c loco coniolntio?rG nd¿icrsui scnadnli;n, qziod Pontificii ct nlii zobi.~ obiciii,it de iine~csihir. qzir:o in nortiar ecclerini irrepsentnt. Do!o:dzim q2iid?,n cst lot i.we hnr;ri::s et tnntnm c«c nzn!itinm hominzim Satmioe opernni iiio>n iocni:titin?; scd :firnen i zdc co:ir!at dinboiiim proplcrco fuicre ct iectoi irtns excitaic, qiiin sidct I?ciini intci 7:oi c s . ~ et nor kebcrc zcram mnn:~c!ii doc:?iiic;n; aliopui tot Iioeriici izon c:<ri:nre:, qiio>!adnzoda,n d. Lutherus

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Oportet hneicici esse 359

ein großes Ärgernis8" Der Kalvinismus, der Gott zum Urheber der Sünde niachc, sci cine gcradezu tcufiiscl~e Irrlehre "; daß er mitansehen n~ußtc, wie leichtfertig in Sachsen viele um äußerer Vorteile wilien von Luthertum zum I<alvinismus übergingen, bcdrückte ihn tief ". Er sieht eine düstere Zukunft heraufziehen. Schon seien Bestrebungen im G a n s , Christentum und Islam zu verschmelzen". Bald werde man Taufe, Abendmahl, Auf- erstehung und alle Glaubensartikel zu bloßen Fabeln erklären und so den Glauben jeden Inhalts entleeren. Man müsse noch von Glück sagen, wenn man noch an einem nackten Glaubcnsakt als solchem festhalte. Da brauche man sich nicht zu wundern, wenn manche die Irrwege des Zwinglianismus und des Kalvinismus als dem Luthertum gleichwertige Ilcilswege ansehen; habe doch Zwingii die heidnische Gläubigkeit des Numa für ebenso lieils- kräftig gehalten, wie den Offcnbarungsglauben DavidsSd. Auf eine Be-

dixit sc plurer qiLnm tiiginta haercticos hoc uno dicto proitrnuisie: i-lic est Filius mcur dilcctui, in qua acquieico; hunc ai~ditc (Matth. l i , 5). Dcmus ergo opemm, ilt aerbo Christi conrtantcr i>initomur ct h o ~ modo scctni repri,namiii. XICOLLGS S e ~ z ~ c c ~ n n s , In epp. Paiili, Lipsiae 1.59Y, p. 669. Pinr illc rector rcholoe Misnenrir, Georgius Fahricius (1516-1571) ad d. Hieronymum IVellerum (1499-1572) dc hypocritir iitii noitra octate nt in his icgionibus posiim vivcntibus scripsit: Vidcr, inquit, quala iacculum' qiinlcr hornincs. Sumprerrrnt oliqui corprrr ct ianguinon Christi iuprn trigiiitn nniior, et iom diipiiznnt, qiiid srimpierint. Ssi.\-~ccc~as: Loc. cit. p. 669.

" Deus igit t~r ,ion cst nuctor sectariirn, hneiciiiim ct rcandnlorum, ncc uult, ncc npprobat, ncc cfficit, nec adiumt fieccnta, nt scriptum est (Ps . 5,5): :Von Deus volcni iniqnitatem tu es. Odirti omnei, qni opcrnntur iniqiii:<iion; psrder, qrti loqziuntur mendacium. A'ec iunt in Deo fingcndac contradictol-ioc aolrintnter, quin vcrax cit. Et l o h . 8 (44) rcriptum cst: Ciim diabohii me>idncit~m loqiiitiir, ex piopriii loquitui. Qiinj~rof>tcr taetrn et horrcnda vox cit Calaini, Deum imi~iorum scelera cfficaciier opc i e~ i , et diabolum innndnto Dei mcirdaccrn csie. Dinbolica hacc cox est ct xcheiinac icnibirr dignn. S~;.secca~tis, Loc. cit. p. 669.

" Pii airtcm i>ruocaiitci Dciipn et ueritotem ijidnerenter d e h n t [Xlelanchti~on sag:e: poirunt] hacreier uitarc et conitnnteT uciitntcrn rctinerc, irt dircernontai a fucatir, lcuibur, nmbitiorir, naaiis ct i>iconitonfibui, qrii focile imficllu,rtz~7, ct xoaa dogmatn et proctextur, soccor et paliin omplzctnnti~r, modo iiiam retifieont initcntr/tionem, u t omnibur temporibnr ficii uidcniui. Sei.seccenr:s~ Loc. cit. p . 669.

*3 Et metncndum crt, ne cx Cliriitinna fide et TUTC~CU rcligione nnnm mnsinrn conficera rionniilli rint conoturi, pincicrtim can2 i>iitiiim iam fncttim sit, rt qi~orundam pncto ct consilie cnm Tlrrcir ogitata illitd mnnifcitc indicent. S~~seccs~os. Loc. cit. pn,o 669. Ac cieiccrc iiidemus Epicuiismum adco, ut non dnbiam sit, bicoi empocctos quordom cxorit~lioi eire, qiri totum miniitcrium, baptiimum, coenam, ucibam et omnei articulor fidei, ~eiurrectioncm corporiim et vitarn octernnm firo mcra fabula sint habituri; aiit, ri optimi uiri fueiint, Tinumqiienique iua fide ialanndum eire dictwi rint, sic:it Cinglius Daaidon et Nirnznm in nctcrnn inlirtis po«eiiionc conirincit, ct quidoni hodie non ucrcniur, Lutherum, Cinglium, Calvimm et iinzilci -0romui riissinrilei in doctrina ct in uitac nctcr,ioe ncriiiiiitiona conhinere. Hncc hoircnda coccitßi et ~ e ~ t ~ r i t o i ctf, et culpa ct poenn mrindi immrindi. Srco:..+r:s Szi.xrccr.xcs. i n C##. Pn~il i , I.ipsiuc I595', p. 669.

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kehrung solcher Kcizcr zu hoffen, sci qnz aussichtsloss5. Wcnn doch nur die Papstkirchc sich cin wenig reformieren wollte, dann würde er gern wieder katholisch ~verdcn; das habe schon Luther selbst gesagt; und dann könnte man auch mit den Irrlehren fertig werden. Doch auch diese Hoff- nung auf eine innerkirchliche Reform sei eine IllusionB! So müsse man ohnc Hoffnung, ohne Rat und ohne Trost dcr unheimlichen Schrumpfung des wahren Christentums zusehen"; der immer kleiner werdenden Schar der Getreuen bleibe nur das Flehen um die baldige rettende und richtende \l'iedcrkunft Christi Os.

Wenn für Paulus der durch Gottes Ratschluß mit den haereses ver- knüpfte Segen größer ist, als das Unheil, das sie anrichten, wird Selnccker, kaum irgendwelchen Segen der Irrlehren erblickend, von ihrer Last er- drückt. Das kam aber nicht nur von seinen Erfahrungen mit den Wirren seiner Zcit, sondern vor allem vom unzureichenden Ansatz seiner melanch- thonianischen Theologie, die mit ihrer verkürzten Abwehr des Kalvinismus ihm den Weg zum Begriffe der göttlichen Zulassuilg vcrspcnie, ihm dahcr ein letztes Verständnis des oportet nicht zu geben vermochte und ihn so ohnc den einzig möglichen Trost, den des göttlichen Ratschlusses, in aus- wegloser Verwirrung zurückließ.

Zwar drangen nicht alle katholischen Kommentatoren dieser Stelle zuni Begriff der göttlichen Zulassung vor. Emmanuel SA SJ (1535-1598) be- gnügt sich damit, die haereses als sectas errantium zu charakterisieren, aber über das oportet verliert er kein Wort ". Doch diejenigen Kommentatoren, die sich um den Sinn des oportet mühen, verstehen es als Notwendi~keit auf Grund der göttlichen Zulassung.

"j .\~i~lln est ipcr dc hncicticis coizoe~toidir, qui in ecclcsin chiiiti morbidum prouumguc quid rapiiint, ac corrccti, moriifi, r o p t i , tit smiiim rcctuinque inpinnt; non obtcmperani, sed co>:ts>nacitci seiifnti resistunf at i i ~ o :>csfifctn et rnortifcra dogmata cmcndare nolunt, sed defensorc pcriiiti~nt, ut hodia Caluinioni tcclinir ct ~ io lent in utrrntur, et moniti conuictiquc pciicocrant i n liorrendir opinionibi~r, et ut Lutherus dc Cinglio rcribit, uole,itcr in peccotis ct blnsphcmii~ i i i i i moriiinitir. S e ~ r r c c ~ n o s ; Loc.cit. p. 670.

QG Si Papatui tolleiet ninttifcstos obniui c t cnelcrtii docfiinae corruptclar et idolntricor cultui, ct non ui agcrat, rcd aridirct pie et rcctc moncnter, tunc rurrrii. inquit Luthems, zeliem Paf,ir:n ficri' et posier hnereiitim ct r cc tnnm modui esrc. Sed quin .spei haec innnii eil, frziifra de icclnrrim jitrc rolliciii rnmtir, piaciertim in tnnta confrtrioae, patula,itin ct impictntc Iiominum. Sri.s~cceiicc, Loc. cit. p. 669. Filius Dci rciiict snoi t:tr/itrcs ct ccclcsinm dorncsticnm. Re.: m i m hiic radit secundum pioplictinm if>.cizs Cltriiti (Luc. 18, U): Filiur Dei oenicnr plitninc inncnict fidcm in terra? Domeitica igitur ecclciin tmidcm erit omnium optima, qualii juit in prima nducntu Filii Dei in carnem. S a i . ~ i : c c ~ i ~ ~ s , Loc . cit. 6i0.

ls U t nirtcm glorioio tiio od~cntr i , o Doniinc Ieizi, fincm jaciar tarbnrum, haeresium et iectarum, ct rcprimnr cono:ur Sotannc ct coofundoi impios, qui tc ncc normt , nec in¿iocaiit, ac 6 b e i o ~ *OS ez ~7grJit l~l0 UCTC acrumnoso; et nd tc recipinr, iuppliciter tc 8t ordentcr ornmz.7. Nicor..\us S ~ ~ x ~ c c e n t i s , In cpp. Pauli, Lipsiae 1595?, p. 669.

" E M M ~ X C E L SA, Noto t io~ ie~ in totmn Scvipturnm rncram, Antwerpiae 159D1, p. 413.

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Nach Thomas STAPLETON (1530-1598; 1571-1590 Professor in Douai, 1590-1598 in Löwcn) ist jede Irrlehrc etwas durch und durcll Negatives und Zerstörerisches '". Aber Gottcs Weisheit und Machi vcrmijge CS, posi- tive Wirkungen damit zu verknüpfen, und sie daruni zuzulasseil und in seinen Heilsplan einzubezichcn '".

Alfonsus SAL:,~ER~X SJ (1515-1586) folg fast wörilicii dein Ainbrosius Catharinus und übernimmt sowohl dessen Zulassungslehre wie dessen Polemik gegen Caictan I''.

C O ~ E L I U S A LAPIDE SJ (1567-1637) umschreibt hnercses als Spaltungen in Glauben und Lcbcn; doch als Anlässe der Spaltungen ncnnt er nur Dinge der äußeren I)i~zipIin'~! Sowolil dic Notwcndigl<eit wie auch die Ileilsamkei; dieser Spaltungen komme aus der Zulassung Gottcs'".

Auch heutc findet diesrs I'auluswort noch keiiic cinhelligc Auslegung. Xach August BISPIKC (181 1-1884) bedeutet hacieses hier Sekten, Kctze- reien. „Immer und überall dient das Böse in der Hand der Vorsehung dem Guten. Spaltungen und Ketzcreicn, an sich große Übel, sind die Ableiter böser Säfte, die im Körper der Kirchc sich gesammelt; es sind die partiellen Gerichte, welche Gott über seine Kirche ergehen Iäßt, in welchcn die Bc- W-ährtcn zu Tage treten" 'Os.

Rudoli CORNELY SJ (1830-1908) kommt in seincin auch heutc nocli lesenswerten Kommentar zu I Cor. auf Grund sorgfältiger Untersuchung des Sprachgehrauchs im AT (LXX) und N T zu den1 Schluß, daß haereses

' * O Tota cnim haeieticorum doctrino, qiiiititoqirontn est, ncgatim eit, nblatiun cii, deitrrii- tiua cit. Affirmotiüa, poritiua, oedificatiua nulle er:. Tiiox,\s ST~PI.ETOS. Piomptunriu,n catholicilm (Aniwerpiae 15911), An1we.-piae 15923, p. 215. Vgl. ROBLKTCC B E L I ~ R M I - xuc, Confroi;sriiac V , lib. 3 (Dc loicis) C. 22 (Inzolstadt 15885 C O / . 691).

'"'Docet Aportolur hir uerbii l inwn finern et cnuinni grorrnntiirm hncreiizim quoad Dci pcrmirrioncm. Deus m i m , q i ~ i iuac sapioitiae ,nclius co~ioenire iudicnuit E X mnliz bo>in facere, qunm nulln malo ficrmiitcl-c, ut rcribit Auguititirir in Enchiridio C. 2 i ( P I . 40; 243), irt cctera maln in mundo E X aliir cauiii, ita hncrercs hnc utin ex caiira cxcitori, atigeri et inznleiccrc iinit, u t qui acri el firrni cntiiolici rint, E X ~ O C tentationc ct pcitiirbationc non quidcm Dco red ipii ccclssine ct hominihiis ndcoqii<- iihi ipsir mn~ i f e r t i finnt. T i ~ o ~ : \ s STAFI.ETOS> Antidota n,+o.ctolicn i n Aco., Rom., I-II Co,. (Antwerpiuc 15S5'), Paris 16203, I11 p. 846.

'0? .4~~:ossns S ~ r i ~ r . n o s ; I n cpp. Pauii, Opcin tom. 11 (Matriti 16001), Coloniae 1604?; p. 148-IN.

I o 3 HOCT~SCS. HOC est rchismntn ct rcctoc, :um in fidc' tunt in nioribiii: qrialei crnnt hir ap id Corintiiioi i>t cocna cuchariiiicn,, nivnirurn dc loco reciimhcndi, dc tempore cocnnc inchoandoc, de cibir r l poiibiii, dc sociis et con3ii:ir; ncm in cocnn Dominicn et agopa Corinthii diditci crcludehant pnupcrei 6: seorsi~n illmn pcrnccbnnt. Conzel.~us .%

IAPIDT; I n Epp. Pauli (A!it<ucrpiae 16141), Aiitwerpiac 1692; p. 286. ' @ q N a m oportst kacrescs eiic. Spcctatn nimirum iirimnna inconstnritiß, supcrbia, noaitßte

et pronilate, qzalis eiat Corinthiorum, i ~ t dicercnt ( I Cor. 1, 12): Ego srrm Pauli, ego Apollo, Deo pcrmittentc ad irrorrrm probntionam, ncccisc cst ct oportcl r e p i haerricr. Zta Caietanur, Ambroiirrs, Chiyroitomur. Coasrr ,~ns .% L.%~ire, loc. cit. p. 286.

'O'A. BICPING: Erklärung dcs crsten Bricfes an die Korinther. Münster 18833; S. 204.

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562 Friedrich S tegmül le~

hier nicht dasselbe meine, wie schismata, sondern ein anderes und zwar größeres Ubel. Schismata bedeute hier vorübergehende Meinungsver- schiedenheiten, hae~eses aber völlige und dauernde Trennung ob prinzi- pieller Differenzen. Paulus wolle nicht sagen: Ich glaube, daß Spaltungen unter euch sind, weil, neben anderen Ubeln, auch solchc Spaltungen unter euch ausbrechen müssen; sondern Paulus meine: Wenn sogar haereses in der Kirche sein müssen, so ist es nicht zu verwundern, wenn ich glaube, daß Spaltungen unter euch entstanden sind. Nur diese Deutung werde dem Wechsel der Termini bei Paulus und der nicht nur I<opulativen son- dcrn steigernden Bedeutung des kai gerecht. Die Lateiner hätten also diese Paulusstelle auch philologisch besser verstanden, als die Griechen. Die Not- wendigkeit der Haresicn, nahegelegt durch den Zustand der menschlichen Natur, komme letztlich aus der Zulassung Gottes. Gott lasse Irrlehren nur zu, wenn sie auch dem Wohle der Gläubigen dienten'".

Nach Josef SICI<ENRZRGER (1872-1945) bedeutet haereses dasselbe wie schismata, nämlich Parteiungen, Spaltungen. Paulus weiß, daß Gottes Vorsehung derartige Scheidungen der Geister zulaßt, um die Guten zu prüfen. Sie „müssen" kommen, wie nach der Lehre Jesu die Ärgernisse (Matth. 18,7)'".

E. B. ALLO (1873-1945 j hält es für möglich, daß haereses hier Irrlehre bl-deutet; der arrogante Wissensstolz der korinthischen Intellektuellen, von dem cap. 15 berichte, lege dies nahe; doch will Allo das an dieser Stelle lieber in der Schwebe lassen. Doch bedeute haereses hier mehr als schismata. Paulus wolle den Korinthern sagen: Gott kann sogar zulassen, daß aus euern Spannungen sich offen feindselige Spaltungen entwickeln, damit man sieht, wo die wahre Elite ist. In seinen Worten liege also eine starke Dr~hung"~. Nach 0. Kvss bedeuten die haereses dasselbe wie die schismata, näm!ich Spaltungen. Paulus wolle sagen: >,Auch diese Spaltungen haben ja einen tiefen Sinn und eine göttliche Notwendigkeit; sie geben allen Gläubigen Gelegenheit, sich zu bewähren, und dazu allein werden sie zu- gclassrn"'oe. Auch für C. SPICQ bedeutcn hacreses und schismnta dasselbe, nämlich divisions, scissions, sigarations, groupes skpar4.7, Sondermahle; aber auf dem oporiet liegt für Spicq Bein besonderes theologisches Gewicht;

1U5nCquc tnmcn, lich: ex n lda iromin;un nntiLra qunsi i,ra rj,ontc ~ x ~ l ; n , i l e r , haereics ~ S S C

per~nz'ttcret Dcrir, nisi bono fidcliarn inscruiie,!t (cf. Thonznm); qucm vcro in iir pe7- mittcndii Dcur fincm hnbrnt, indicnt Apoitoliii, addoir: Ut ct qiii probati snnt; rnnnijerti jiant in iiohii; id cit t ~ t oi Eo*:;to:, s i i zc~ ie et inteeii Chiirtii~ni, cognorcantirr, cnm seroe ,fidci inhnernntcs non propriac siroe rniionii fallacin plncita, sed ecclcrine doctiinom h7occco!noac ieoirmitz<i. RXDOI.P~ICS CORZEIS S i . Prior ebiitola a d Corin- . . thioi; Paris lR1lO'l P. 331; Paris 1909?.

'Oi J. STCKBSBCXGFR, Die Briefe des hl. Pau!us an die Korintlier, Bonn 193Z0, S. 52-53. '6s E. B. ALLO OP, Saint Pucl. Prerniirc enitre auu Corintlilcns. Paris 1934. D. lil-172. . . '0' 0. Kuss. Die Brich an die Römer, Korintlier und Galater, Resensbiisg 1940,

S. 265-166.

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Oportct iiaererci esse 363

Paulus sage nur: so etwas müsse es sogar geben, damit diejenigen, die diese Prüfung bestehen, 1;enntlich würden'".

H. LIETZMANN übersetzt schisnzata mit: Parteiungen, und haereses mit: Spaltungen; Spaltungen seien die schlimmeren Ergebnisse der Parteiungen. Das Paulusv-ort: Denn CS muß ja wohl auch Spaltungen unter euch geben, damit die Tüchtigen unter euch offenbar werden, sei entweder resianiert

? oder ironiscli gemeint"'. Ähnlich sagt J. MOFFATT: ,There is a stern n g h in his reflection". ,,So reflect, with a touch of irony, that SUGIL misbehaviour ir ineüitablc, human nature bcing what it is, or that there ir a providence over these dirtressing phemonena of Church-life, is not to condone thern" "'. Schon Arias Montanus hatte in dem Pauluswort eine gewisse Ironie ge- - funden. 3. D. '~'ENDLAXD übcrsetzt sowohl schismata wie haereses mit Spal-

tungen, und denkt dabei an den 1,10 mißbilligten Prrsoncnkult oder an die 11,21 getadelten Sondermahle. Er interpretiert zunächst vorder- gründig: Dcnn es muß ja wohl Spaltungen unter euch geben; immerhin haben diese Spaltungen wenigstens das Gute, da8 dabei die Bewährten hervortreten. Abcr dann fugt er bei: „Eine notwendige Scheidung voll- zieht sich hier (,es muß' = nach göttlichem Willen): ,Das Auftreten von Spaltungen dient der klaren Scheidung beim Gericht (vgl. 3,13)' (Küm- nlel)""5, was an die partikulären Gerichte Gottes bei Bisping erinnert.

Ganz andcrs F. W. GROSIIEIDE: Paulus lehne zwar die schismata ab, aber bejahe die haereses. Schismata bedeute Spaltungen (divisions), haereses aber bedeute Richtungen, Ströinungcn (factions, clzoice, selectioiz, dirtinc- tion), sportlichen und faircn Wettkampf der Meinungen zur Ermittlung dcr Tüchtigsten. Paulus statuiere hier eine moralische Pflicht der Kirche, iiir das Vorhandensein solchrr hacreses zu sorgen"". Ahnlich denkt auch

' Io C. S P ~ C Q OP, Epitres aus Corii~zliiens, Paris 1947; p. 249. "'H. L!srzbrirx, .An die horiiithcr 1-11, Tübingen 19313, S. 56. "?,T. M o r r n ~ ~ ; Tlie f i rs t cpistie oi Paul to the Corinrhiana, London 1938, S . 159-160. "'H. D. W e x ~ m x i > ~ Dic Briefe an die iiorintlicr (1932'); Göttingcn 1954;, S. 84. " ' 1 hcar that diaüionr exüt amonp you; and I parfiy belieue it. For there murt bc also

factions among you, thnt thcy timt are app~oved may be manifest among you. - hfurt irnplier n mornl obligntion. 1Viiat Pnul ioritcs hcre ir a dvty of the ciinrch. Theie must i>e fnctiorrr. bst thcji do not cxiit: thcre nre diuüions, but thcy s:ionld non cxirt. Factionr doci not refei to different gioupi ar in Acts 5, 17 cfc. T h e mcaning of thc ward is clioice, rclaction, diitinction. Pnul ü oppoiad to diuirions os rvcll ns to unifornlity. Therc mvit be action in thc ~ h u r c h , sxpre«inp itrclf in dircusiionr biit not in scparafion. Dircurrions will not brcah u p tke ckzrcir's unily, tkeir conreqacncc iuill be giiitc diffcvcnt !rum tliat, namely thnf thcy timt nic npproned, f i ~ e bclicucri wlio hnoc proucd to bc rcliab!~, moy bc inadc monijcit (cf. Deut. 13,3j. d good diicuirion will rhow whicit Chrirtiani arc thc bert fot~ndad in tizeii jaith, but ir docs not crcate dioiiiorii. Th i i is thc ienso* ;ohy Paiil inscrts vs. 19. I t is to i~rcucnt thc Coiinthinnr from inping: thcre mrist bc !actioni. Indecd, jactioni mirit be, but not thoic which end in riir:kioni. F. TV. GROS- KXIDE, Commenfory on thc fiist cpirtle to thc Corinihiarii, .h:i Arbcr 1953'; 19603, 9.266.

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\V. BARCLAY'". Beidc kehren, Ircilich ohnc cs zu wisscn, wieder zur Ans- Icgung des Origcncs zurück; alles, was dazxv-ischcn liegt, wäre ein Mißver- ständnis, und nur durch Mißvcrständnis wäre das Paulus~vort zur schwereii Last Tür Jahrliunderte geworden.

Das richtige \Vrständnis des Pauluswortcs erschließt sich erst auf dern Hintergrund des göttlichen Zulassuugswillens. Die katholische Exegese hat dies im großen und ganzen fcstgehaltcn, freilich ohne stets die ganze Trag- weite zu sehen. In der i\uslegung der ReIormatoren ging aber dieser Segiff verloren, weil man meinte, von cincr global diskreditierten Scholastik nichts mehr lernen zu können, und weil mit dcr n~enschlichen Freiheit auch die göttliche Zulassung wegfiel. Freilich verstrickte man sich dann in das un- lösbare Dilemma: Entweder will Gott direkt die Irrlehren, oder sie sind notwendige Folgen der dem Satan ausgciiefertcn mcnschlichcn Unfreiheit, die Gott erst nachtrzglich zum Guten wendet. Scidcs verlelilt aber den Gcsamtsinn des Pauluswortcs. Erst die um 1520 geborene Generation war unbefangen genug, den Begriff dcr göttlichen Zulassung wieder zu ent- decken, und konntc dann auch die Deutung des Chrysostomus als einen Teilaspekt in den größeren Zusarnrnenliang integrieren. Freilich enthält der Begriff der göttlichen Zulassung weitere ncuc Probleme, die dann auf katholischer Seite im großen Gnadenstreit zur Diskussion kamen.

' $ 5 W. R:mci.n>.; T h c lclfci? 10 t i : c Coiintiiinns, EdinlxirgLi 1954.'; 1959+, p. 112

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