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Jirdicr STADT ZÜRICH Samstag/Sonntag, November...nicht Bach, sondern Bruch (Konzert in g-Moll Opus...

Date post: 29-Jan-2021
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Situe Jirdicr 3ciliiiii( STADT ZÜRICH Samstag/Sonntag, 677. November 1982 Nr. 259 51 Politik für das Quartier Eine Veranstaltung des Quartiervereins Unterstrass shn. Der Quartierverein Unterstrass hat im Rahmen seiner Mitgliederversammlung Vertre- tern des Kreises 6 im Zürcher Gemeinderat Ge- legenheit gegeben, in einer Diskussion am run- den Tisch unter dem Thema «Politik für das Quartier» ihre parlamentarische Arbeit vorzu- stellen. Die im «Krone»-Saal anwesenden Mit- glieder machten regen Gebrauch von der Mög- lichkeit einer Aussprache mit den Gemeinderä- tinnen Nelly Hohl (ldu.) und Monika Mahrer (sp.), den Gemeinderäten Felix Brupbacher (fdp.), Jakob Fischer (cvp.) und Frank Hugen- tobler (evp.) sowie SVP-Kreisvertreter Rene Frank. Nach den am meisten zur Sprache ge- kommenen Themen zu schliessen, stellen Ver- kehrs- und Jugendprobleme die vordringlich- sten Anliegen der Untersträssler dar. In den Einführungsvoten der von Konrad Toenz geleiteten Diskussion legten die Politiker die Sonnen- und Schattenseiten des Quartiers dar. Auf der Plusseite wurden allgemein die zentrumsnahe Lage, die guten Tramverbindun- gen, die noch erhaltenen Grünflächen, die Quartierläden und das aktive Vereinsleben ge- nannt. Zu den von den Behördevertretern ge- äusserten Sorgen gehören das hohe Verkehrsvo- lumen und die damit zusammenhängenden Im- missionen sowie die Ueberalterung des Quar- tiers, dessen Bevölkerung zwischen 1950 und 1980 um einen Drittel abnahm. Rund 25 Pro- zent der derzeit 20 000 Einwohner von Unter- strass sind über 60 Jahre alt; die Kapazität des einzigen Altersheim des Kreises 6 scheint des- halb ungenügend. Dass durch Wohnbauförde- rung eine ausgeglichenere Bevölkerungsstruktur anzustreben ist, blieb unbestritten. Die Vor- schläge zur Lösung des allseits anerkannten Verkehrsproblems gingen indes weit auseinan- der. Während Jakob Fischer und Monika Mahrer gegen die Erstellung von neuen Parkhäusern plädierten, weil durch die Bereitstellung von Parkplätzen die Benützung des Autos attrakti- ver werde und so dem Verkehrsfluss nie Einhalt geboten werden könne, setzten sich Felix Brup- bacher und Rene Frank aus unterschiedlichen Gründen dafür ein. Der SVP- Vertreter sieht die Möglichkeit, durch Parkhäuser mehr Raum auf der Strasse zu schaffen, die wieder vermehr t für den Veloverkehr ausgestaltet werden sollte. Nach Ansicht des FDP-Gemeinderates würde, die Errichtung von Parkhäusern das Verkehrs- aufkommen vermindern, weil der Park-Such- verkehr ausgeschaltet würde. Für eine Verkehrs- beruhigung durch Kanalisierung auf Achsen ausserhalb des Quartiers sowie für attraktivere Formen des öffentlichen Verkehrs sprach sich Nelly Hohl aus. Nach Franz Hugentobler, der seinen Vorschlag als Vision bezeichnete, müsste die Stadt umfahren und der Privatverkehr im Zentrum ganz aufgehoben werden. Die in der anschliessenden Diskussion zum Ausdruck ge- kommenen Befürchtungen der Quartierbewoh- ner betrafen vor allem die Verkehrsbelastung sowie den Jugendtreffpunkt an der Röslistrasse. Heftig und oft wurde der Milchbucktunnel im allgemeinen und das darüber geplante Parkhaus im speziellen kritisiert. Konkrete Antworten auf Fragen über geplante flankierende Massnah- men zur Nordumfahrung sowie über Anschluss- bauwerke beim Milchbucktunnel konnten nicht erteilt werden. Ueber den Jugendtreffxm ehema- ligen Armenhaus gingen die Meinungen der Quartierbewohner auseinander. Während sich einige wegen untragbare Lärmimmissionen für eine Schliessung einsetzten, sollte dem Betrieb nach Ansicht anderer Veranstaltungsteilnehmer mehr Geld zur Verfügung gestellt werden, um die Räumlichkeiten gemütlicher zu gestalten. Schliesslich wurden die Behördenvertreter auf- gefordert zu verhindern, dass das als Proviso- rium deklarierte Mietverhältnis mit dem Roten Kreuz im Schindlergut zum Dauerzustand wird; sondern die Liegenschaft solle nach Ablauf des fünfjährigen Vertrages dem Quartier als Begeg- nungsstätte zur Verfügung gestellt werden. «Weltrekordspiele» in Wiedikon Kontemplativer Auftakt su. Mit einem Blitzstart haben die «1. inter- nationalen Weltrekordspiele Zürich» nicht be- gonnen. Ganz im Gegenteil: Wer am Freitag nachmittag in der Sportanlage Sihlhölzli am Auftakt zu den vorwiegend sportlichen Spiele- reien dabei war, hat von 1.6 bis 18 Uhr nicht eben viel für sein Geld (Eintrittsgebühr von 3 Fr. 30) präsentiert bekommen. Da gab es zwar den 2 Meter und 38 Zentimeter grossen «Herrn Weller aus Deutschland» zu bestaunen, der Zür- Wie man sich biegt, so liegt man bei der Halim- Yoga-Stellung «Nidra Sutra» kann auf das Kopfkissen verzichtet werden. eher Peter Ebner zeigte Hatha-Yoga, wobei er sich unter anderem gewissermassen selbst den Kopf verdrehte, und Weltrekordmann Christian Patzig aus Hamburg drehte, rückwärts auf dem Velo sitzend, seine Runden, wobei er für einmal nicht Bach, sondern Bruch (Konzert in g-Moll Opus 26 für Violine und Orchester) fiedelte. Sonst aber tat sich kaum etwas. Die Organisatoren und zugewandte Orte be- gaben sich begeistert und hastig von einem Ort zum andern, und die Pokale für die vielen Preis- gewinner in den verschiedensten Disziplinen Sackhüpfen 400 m, Lauf auf einem Bein 400 m, Handstandlauf 50 m usw. standen in Reih und Glied auf einem Tisch bereit. Vermutlich will eben auch das Organisieren von Weltre- kordspielen gelernt sein, und da muss man eben zuerst einmal Erfahrungen sammeln. Da die meisten Anwesenden Trainer oder T-Shirts mit der Aufschrift «Impossibility Challenger» trugen und somit offenbar nur sehr wenige externe Zu- schauer der «Plauschw-für-jedermann-Eröff- nung beiwohnten, war alles wohl nur halb so schlimm. Die eigentlichen Wettspiele sollten ja erst ab 17 Uhr 30 beginnen. Das weitere Pro- gramm wird am Samstag von 12 bis 15 Uhr in der Halle Sihlhölzli und am Abend um 20 Uhr 15 mit einer «grossen Weltrekord-Show» im Volkshaus abgewickelt; Guinness-Buch- Weltre- kordinhaber und solche, die es werden möch- ten, geben sich ein Stelldichein. Für die Organisation der Veranstaltung zeichnet das Zürcher «Sri Chinmoy Marathon Team» verantwortlich, eine Bewegung vorwie- gend junger Leute, die Marathonläufe organi- sieren und, unter anderem, meditieren. Bei den Jugendlichen handelt es sich um Schüler und Anhänger des indischen Lehrers, Schriftstellers, Komponisten, Malers und Philosophen Sri Chinmoy, des, wie man im Programmheft liest, «produktivsten Dichters unserer Zeit», der in den letzten 15 Jahren über 500 bis zu 1000 Seiten starke Bücher geschrieben hat. Zentrales Thema seiner Schriften: Der Mensch kann und soll über sich selbst hinauswachsen, und selbst Un- mögliches wird möglich. Und so wird nun eben in Zürich während zweier Tage das Unmögliche herausgefordert. Der Meister selbst verfolgte am Freitag abend die Spiele im Sihlhölzli schweigend und aus einiger Distanz. Wie er uns in einem kurzen Gespräch erklärte, leitet er an der Uno in New York zweimal wöchentlich die Meditationen für Delegierte und Angestellte. In seinem Werk gehe es ihm unter anderem darum, das Innere mit dem Aeusseren im Leben zu verbinden und die Welt zu verbessern. Um 17 Uhr 50 versuchte ein junger Mann, den Fussballjongleurweltrekord über 400 m auf dem Sprinteroval zu verbessern. Etwa 20 Be- wunderer folgten ihm, 20 bis 30 andere Sri Chinmoy, der das Rennen ohne Velo, Geige oder Fussball machte. Betriebsversammlung der Color Metal Gewerkschaften wollen mit Hctrichsleilung verhandeln (sda) Bei der Color Metal AG in Zürich, wel- che letzte Woche allen ihren rund 250 Arbeit- nehmern gekündigt hat (vgl. NZZ Nr. 253), fand eine vom Christlichen Metallarbeiter- Ver- band der Schweiz (CMV) einberufene und von der Mehrheit der betroffenen Arbeitnehmer be- suchte Betriebsversammlung statt. Laut einem Communique des CMV erteilten die anwesen- den Arbeitnehmer den Gewerkschaften CMV und SMUV, den Angestelltenverbänden SKV und SVTB sowie der Betriebskommission und der Angestelltenvertretung den Auftag, mit der Firmenleitung über die drohende Betriebs- schliessung zu verhandeln. Sie übergaben den Arbeitnehmerve'rbänden auch ausdrücklich das Mandat, ihre Interessen in den kommenden Rechtsverfahren wahrzunehmen. Die Gewerkschaften und Angestelltenver- bände werden sofort entsprechende Verhand- Blick auf den Markt Rüben, Lauch und andere Novemberspezialitäten mit. Dank dem schönen Herbstwetter findet man auf dem Markt nicht nur kübelweise Herbstastern, sondern auch zahlreiche verschie- dene Früchte und Gemüse. Aus dem reichhalti- gen Angebot stechen zurzeit Unmengen ver- schiedener Rüben sowie verhältnismässig preis- günstiger Gemüse- und Suppenlauch hervor. Seit wann bei uns Rüben gegessen und gestochen werden, ist schwer zu sagen, doch wimmelt es im Volksmund von Sprichwörtern, die behaup- ten, es sei leichter, einen falschen Eid zu schwö- ren, als Rüben zu graben. Obwohl Rüben sei- nerzeit die alltägliche Kost der armen Bauern waren sie sind auch heute noch äusserst preiswert , liess sich, wie die Legende zu be- richten weiss, auch der König von Frankreich einst bei einem Bauern einen Napf voll weisser Rüben schmecken, und mit Schillers «Räu- bern» sind die Rüben gar in die klassische Lite- ratur eingegangen, drohte doch deren Anführer: «Wer nur eine Rübe vom Acker stiehlt, dass ich's erfahre, lässt seinen Kopf hier, so wahr ich Moor heisse.» Zu den Rüben zählen auch die Räben, die bei uns Städtern in erster Linie im Zusammen- hang mit Räbenliechtli bekannt sind, in ländli- Rüben sind zurzeit preiswert und sie sind gesund. chen Gegenden aber immer noch auf dem herbstlichen Speisezettel stehen; so beispiels- weise als Räben mit Speck oder als «Räben- niues» oder «Rüebcbappe», ein mit Muskat- nuss, Pfeffer, Salz und Kümmel gewürztes Kar- toffel-Rüben-Gemisch, welches zusammen mit gerösteten Zwiebelringen, Speck und Aepfel- stückli serviert wird. Als Spezialität gelten die Herbstastern, letzte Boten eines sonnigen Herbstes. goldgelben Pfälzerüben (das Kilo zu Fr. 1.50). Ein Stück Geräuchtes wie Speck, Wurst oder Zunge gehört auch zu den blassgelben Boden- kohlraben, die sich besonders zur Bereicherung eines Eintopfes eignen, wie eine Marktfrau ver- sicherte. Dasselbe gilt auch für den bleichen Suppen- lauch (das Kilo kostet zwischen Fr. 4.50 und Fr. 5. Dieser aber gehört, wie sein Name sagt, auch in eine währschafte Kartoffel. Für Kuchen und leichte Gratins hingegen eignet sich der zarte, grüne Gemüselauch, wovon das Kilo Fr. 5. kostet. Wenn von Räben und Räbenliechtli die Rede ist, ist auch der Martinstag, der 11. No- vember, nicht mehr fern. Die auf den Martins- tag anberaumte Rechnungsabnahme pflegte man jeweilen mit einem üppigen Mahl zu fei- ern. Dabei durften auch die saftige, knusprig gebratene Martinigans, die glasierten Kastanien und das feine Rotkraut mit den Früchtegarnitu- ren nicht fehlen. Wer allerdings am Freitag auf dem Bürkliplatz eine Gans erstehen wollte, wurde enttäuscht. Gänse, auch zu Martini, sind wegen der geringen Nachfrage nur auf Bestel- lung erhältlich. Dafür ist die Schonzeit für Rö- teli vorbei, und auch frische Felchen werden wie- der angeboten. Obwohl die Auswahl an frischen Blumen mehrheitlich auf Herbstastern beschränkt bleibt, gleicht der Markt einem einzigen Farbenmeer. Bunte Laubblätter mischen sich mit den ge- dämpften Farben der Astern. Verschämt recken daneben kleine «Pensees» oder «Dänkeli», die jetzt gepflanzt werden sollten, ihre frühlingshaft bunten Köpfchen aus grünem, saftigem Blatt- werk. lungen mit der Geschäftsleitung der Color Me- tal AG sowie mit den Banken und den zuständi- gen Amtsstellen aufnehmen. Sie wollen dabei auch die Chancen für eine Uebernahme des Un- ternehmens durch neue Kapitalgeber abklären. Sie sind überzeugt, dass der Verlust von 250 Arbeitsplätzen schwerwiegende Beschäftigungs- probleme hervorrufen würde und daher wenn immer möglich zu verhindern ist. Einer der erfolgreichsten Photographen Blumenfeld in der Galerie zur Stockeregg pz. Von Erwin Blumenfeld, geboren 1897 in Berlin, gestorben 1969 in Rom, sind Collagen (aus der Dadaistenzeit) und Photographien in der Galerie zur Stockeregg (Stockerstrasse 33) ausgestellt. Blumenfeld, der erst Photograph ge- worden ist, nachdem er als Inhaber eines Leder- warengeschäfts in Amsterdam finanziell ge- scheitert war, wurde in den vierziger Jahren und nach dem Krieg zum bestbezahlten «free-lan- ce»-Photographen. Sein grosses Thema war «Die Frau»; von ihm stammen berühmt gewor- dene Akte, Porträts und Modeaufnahmen. Er war vornehmlich ein Atelierphotograph, einer, der arrangiert und Regie geführt hat, kein Re- porter, der photographische Dokumentationen von Zuständen und Ereignissen anstrebt, son- dern ein mit ästhetischem Auge Begabter, der seine Motive «ins rechte Licht» gerückt hat. Er experimentierte im Labor, hatte Spass an Sola- risationen das Negativ wird während des Entwicklungsvorganges dem Licht ausgesetzt , er montierte Bilder übereinander oder legte das noch nasse Negativ in den Kühlschrank, um Vereisungseffekte und Craqueluren zu be- kommen. Seine Photographien sind vielfach in den grossen Zeitschriften von Paris und New York, «Verve», «Harper's Bazaar», «Look», «Vogue» und anderen, publiziert worden. Seine Photomontage aus dem Jahre 1933 mit Hitlers Porträt als Totenschädel ist 1942 millionenfach als amerikanisches Flugblatt über Deutschland abgeworfen worden. Die in der Galerie zur Stockeregg zum Ver- kauf ausgestellten Photographien von Erwin Blumenfeld die Preise bewegen sich pro Bild zwischen 4000 und 16000 Franken! - belegen nur einen kleinen Teil des Gesamtwerkes. Das Können dieses erfolgreichen Photographen ist umfassend in dem beim Benteli-Verlag (Bern) erschienenen Buch «Blumenfeld: Meine 100 be- sten Fotos» zu ersehen. Blumenfeld hat die Aus- wahl der Bilder in einem viele Jahre dauernden Prozess selber getroffen; die Kollektion ist gleichzeitig subjektiv und repräsentativ. Schweizer Jugend-Sinfonie-Orchester wir. Bei seinem jüngsten Zürcher Konzert, das im Rahmen der «Feierabendkonzerte» der Schweizerischen Bankgesellschaft in der Predi- gerkirche durchgeführt wurde, brachte das Schweizer Jugend-Sinfonie-Orchester unter der Leitung von Klaus Cornell ein rein slawisches Programm zum Vortrag. Das Ensemble, in wel- chem rund hundert Musikstudenten und be- gabte Amateure im Alter zwischen 16 und 26 Jahren mitwirken, eröffnete den Abend mit den «Acht russischen Volksweisen» op. 58 von Ana- toli Ljadow. Diese hübschen, poesievollen Or- chester-Miniaturen wurden durchwegs präzis und mit beachtlich feiner, klanglicher Differen- zierung dargeboten. Zu kaum minder überzeu- gender Wirkung gelangte die anschliessend ge- spielte Violinromanze in f-Moll, op. 11, von Dvorak. Den Solopart interpretierte mit schö- nem, gepflegtem Ton und sicherer Musikalität die junge Geigerin Claudia Dora. Erfreuliche Leistungen bot das Orchester in allen Klang- gruppen auch in der Sinfonie Nr. 2 («Antar», op. 9) von Rimsky-Korssakow. Anzeige rex250883E Einzigartig« Senioren-Residenz für gehobene Ansprüche Park- Residenz am Rhein beim Kurszentrum Daueraufenthalt Auskunft und Unterlagen Park-Hotel am Rhein Direktion W. Schlütermann 4310 Rheinfelden Telefon (061 ) 87 33 31 Neue Zürcher Zeitung vom 06.11.1982
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  • Situe Jirdicr 3ciliiiii( STADT ZÜRICH Samstag/Sonntag, 677. November 1982 Nr. 259 51

    Politik für das QuartierEine Veranstaltung des Quartiervereins Unterstrass

    shn. Der Quartierverein Unterstrass hat imRahmen seiner Mitgliederversammlung Vertre-tern des Kreises 6 im Zürcher Gemeinderat Ge-legenheit gegeben, in einer Diskussion am run-den Tisch unter dem Thema «Politik für dasQuartier» ihre parlamentarische Arbeit vorzu-stellen. Die im «Krone»-Saal anwesenden Mit-glieder machten regen Gebrauch von der Mög-lichkeit einer Aussprache mit den Gemeinderä-tinnen Nelly Hohl (ldu.) und Monika Mahrer(sp.), den Gemeinderäten Felix Brupbacher(fdp.), Jakob Fischer (cvp.) und Frank Hugen-tobler (evp.) sowie SVP-Kreisvertreter ReneFrank. Nach den am meisten zur Sprache ge-kommenen Themen zu schliessen, stellen Ver-kehrs- und Jugendprobleme die vordringlich-sten Anliegen der Untersträssler dar.

    In den Einführungsvoten der von KonradToenz geleiteten Diskussion legten die Politikerdie Sonnen- und Schattenseiten des Quartiersdar. Auf der Plusseite wurden allgemein diezentrumsnahe Lage, die guten Tramverbindun-gen, die noch erhaltenen Grünflächen, dieQuartierläden und das aktive Vereinsleben ge-nannt. Zu den von den Behördevertretern ge-äusserten Sorgen gehören das hohe Verkehrsvo-lumen und die damit zusammenhängenden Im-missionen sowie die Ueberalterung des Quar-tiers, dessen Bevölkerung zwischen 1950 und1980 um einen Drittel abnahm. Rund 25 Pro-zent der derzeit 20 000 Einwohner von Unter-strass sind über 60 Jahre alt; die Kapazität deseinzigen Altersheim des Kreises 6 scheint des-halb ungenügend. Dass durch Wohnbauförde-rung eine ausgeglichenere Bevölkerungsstrukturanzustreben ist, blieb unbestritten. Die Vor-schläge zur Lösung des allseits anerkanntenVerkehrsproblems gingen indes weit auseinan-der.

    Während Jakob Fischer und Monika Mahrergegen die Erstellung von neuen Parkhäusernplädierten, weil durch die Bereitstellung vonParkplätzen die Benützung des Autos attrakti-

    ver werde und so dem Verkehrsfluss nie Einhaltgeboten werden könne, setzten sich Felix Brup-bacher und Rene Frank aus unterschiedlichenGründen dafür ein. Der SVP-Vertreter sieht dieMöglichkeit, durch Parkhäuser mehr Raum aufder Strasse zu schaffen, die wieder vermehrt fürden Veloverkehr ausgestaltet werden sollte.Nach Ansicht des FDP-Gemeinderates würde,die Errichtung von Parkhäusern das Verkehrs-aufkommen vermindern, weil der Park-Such-verkehr ausgeschaltet würde. Für eine Verkehrs-beruhigung durch Kanalisierung auf Achsenausserhalb des Quartiers sowie für attraktivereFormen des öffentlichen Verkehrs sprach sichNelly Hohl aus. Nach Franz Hugentobler, derseinen Vorschlag als Vision bezeichnete, müsstedie Stadt umfahren und der Privatverkehr imZentrum ganz aufgehoben werden. Die in deranschliessenden Diskussion zum Ausdruck ge-kommenen Befürchtungen der Quartierbewoh-ner betrafen vor allem die Verkehrsbelastungsowie den Jugendtreffpunkt an der Röslistrasse.Heftig und oft wurde der Milchbucktunnel imallgemeinen und das darüber geplante Parkhausim speziellen kritisiert. Konkrete Antworten aufFragen über geplante flankierende Massnah-men zur Nordumfahrung sowie über Anschluss-bauwerke beim Milchbucktunnel konnten nichterteilt werden. Ueber den Jugendtreffxm ehema-ligen Armenhaus gingen die Meinungen derQuartierbewohner auseinander. Während sicheinige wegen untragbare Lärmimmissionen füreine Schliessung einsetzten, sollte dem Betriebnach Ansicht anderer Veranstaltungsteilnehmermehr Geld zur Verfügung gestellt werden, umdie Räumlichkeiten gemütlicher zu gestalten.Schliesslich wurden die Behördenvertreter auf-gefordert zu verhindern, dass das als Proviso-rium deklarierte Mietverhältnis mit dem RotenKreuz im Schindlergut zum Dauerzustand wird;sondern die Liegenschaft solle nach Ablauf desfünfjährigen Vertrages dem Quartier als Begeg-nungsstätte zur Verfügung gestellt werden.

    «Weltrekordspiele» in WiedikonKontemplativer Auftakt

    su. Mit einem Blitzstart haben die «1. inter-nationalen Weltrekordspiele Zürich» nicht be-gonnen. Ganz im Gegenteil: Wer am Freitagnachmittag in der Sportanlage Sihlhölzli amAuftakt zu den vorwiegend sportlichen Spiele-reien dabei war, hat von 1.6 bis 18 Uhr nichteben viel für sein Geld (Eintrittsgebühr von 3Fr. 30) präsentiert bekommen. Da gab es zwarden 2 Meter und 38 Zentimeter grossen «HerrnWeller aus Deutschland» zu bestaunen, der Zür-

    Wie man sich biegt, so liegt man bei der Halim-Yoga-Stellung «Nidra Sutra» kann auf das Kopfkissen

    verzichtet werden.

    eher Peter Ebner zeigte Hatha-Yoga, wobei ersich unter anderem gewissermassen selbst denKopf verdrehte, und Weltrekordmann ChristianPatzig aus Hamburg drehte, rückwärts auf demVelo sitzend, seine Runden, wobei er für einmalnicht Bach, sondern Bruch (Konzert in g-MollOpus 26 für Violine und Orchester) fiedelte.Sonst aber tat sich kaum etwas.

    Die Organisatoren und zugewandte Orte be-gaben sich begeistert und hastig von einem Ortzum andern, und die Pokale für die vielen Preis-gewinner in den verschiedensten DisziplinenSackhüpfen 400 m, Lauf auf einem Bein 400 m,Handstandlauf 50 m usw. standen in Reihund Glied auf einem Tisch bereit. Vermutlichwill eben auch das Organisieren von Weltre-kordspielen gelernt sein, und da muss man ebenzuerst einmal Erfahrungen sammeln. Da diemeisten Anwesenden Trainer oder T-Shirts mitder Aufschrift «Impossibility Challenger» trugenund somit offenbar nur sehr wenige externe Zu-schauer der «Plauschw-für-jedermann-Eröff-nung beiwohnten, war alles wohl nur halb soschlimm. Die eigentlichen Wettspiele sollten ja

    erst ab 17 Uhr 30 beginnen. Das weitere Pro-gramm wird am Samstag von 12 bis 15 Uhr inder Halle Sihlhölzli und am Abend um 20 Uhr15 mit einer «grossen Weltrekord-Show» imVolkshaus abgewickelt; Guinness-Buch- Weltre-kordinhaber und solche, die es werden möch-ten, geben sich ein Stelldichein.

    Für die Organisation der Veranstaltungzeichnet das Zürcher «Sri Chinmoy MarathonTeam» verantwortlich, eine Bewegung vorwie-gend junger Leute, die Marathonläufe organi-sieren und, unter anderem, meditieren. Bei denJugendlichen handelt es sich um Schüler undAnhänger des indischen Lehrers, Schriftstellers,Komponisten, Malers und Philosophen SriChinmoy, des, wie man im Programmheft liest,«produktivsten Dichters unserer Zeit», der in denletzten 15 Jahren über 500 bis zu 1000 Seitenstarke Bücher geschrieben hat. Zentrales Themaseiner Schriften: Der Mensch kann und sollüber sich selbst hinauswachsen, und selbst Un-mögliches wird möglich. Und so wird nun ebenin Zürich während zweier Tage das Unmöglicheherausgefordert.

    Der Meister selbst verfolgte am Freitagabend die Spiele im Sihlhölzli schweigend undaus einiger Distanz. Wie er uns in einem kurzenGespräch erklärte, leitet er an der Uno in NewYork zweimal wöchentlich die Meditationen fürDelegierte und Angestellte. In seinem Werkgehe es ihm unter anderem darum, das Inneremit dem Aeusseren im Leben zu verbinden unddie Welt zu verbessern.

    Um 17 Uhr 50 versuchte ein junger Mann,den Fussballjongleurweltrekord über 400 m aufdem Sprinteroval zu verbessern. Etwa 20 Be-wunderer folgten ihm, 20 bis 30 andere SriChinmoy, der das Rennen ohne Velo, Geigeoder Fussball machte.

    Betriebsversammlungder Color MetalGewerkschaften wollen

    mit Hctrichsleilung verhandeln(sda) Bei der Color Metal AG in Zürich, wel-

    che letzte Woche allen ihren rund 250 Arbeit-nehmern gekündigt hat (vgl. NZZ Nr. 253),fand eine vom Christlichen Metallarbeiter- Ver-band der Schweiz (CMV) einberufene und vonder Mehrheit der betroffenen Arbeitnehmer be-suchte Betriebsversammlung statt. Laut einemCommunique des CMV erteilten die anwesen-den Arbeitnehmer den Gewerkschaften CMVund SMUV, den Angestelltenverbänden SKVund SVTB sowie der Betriebskommission undder Angestelltenvertretung den Auftag, mit derFirmenleitung über die drohende Betriebs-schliessung zu verhandeln. Sie übergaben denArbeitnehmerve'rbänden auch ausdrücklich dasMandat, ihre Interessen in den kommendenRechtsverfahren wahrzunehmen.

    Die Gewerkschaften und Angestelltenver-bände werden sofort entsprechende Verhand-

    Blick auf den Markt

    Rüben, Lauch und andere Novemberspezialitätenmit. Dank dem schönen Herbstwetter findet

    man auf dem Markt nicht nur kübelweiseHerbstastern, sondern auch zahlreiche verschie-dene Früchte und Gemüse. Aus dem reichhalti-gen Angebot stechen zurzeit Unmengen ver-schiedener Rüben sowie verhältnismässig preis-günstiger Gemüse- und Suppenlauch hervor. Seitwann bei uns Rüben gegessen und gestochenwerden, ist schwer zu sagen, doch wimmelt esim Volksmund von Sprichwörtern, die behaup-ten, es sei leichter, einen falschen Eid zu schwö-ren, als Rüben zu graben. Obwohl Rüben sei-nerzeit die alltägliche Kost der armen Bauernwaren sie sind auch heute noch äusserstpreiswert

    , liess sich, wie die Legende zu be-richten weiss, auch der König von Frankreicheinst bei einem Bauern einen Napf voll weisserRüben schmecken, und mit Schillers «Räu-bern» sind die Rüben gar in die klassische Lite-ratur eingegangen, drohte doch deren Anführer:«Wer nur eine Rübe vom Acker stiehlt, dassich's erfahre, lässt seinen Kopf hier, so wahr ichMoor heisse.»

    Zu den Rüben zählen auch die Räben, diebei uns Städtern in erster Linie im Zusammen-hang mit Räbenliechtli bekannt sind, in ländli-

    Rüben sind zurzeit preiswert und sie sind gesund.

    chen Gegenden aber immer noch auf demherbstlichen Speisezettel stehen; so beispiels-weise als Räben mit Speck oder als «Räben-niues» oder «Rüebcbappe», ein mit Muskat-nuss, Pfeffer, Salz und Kümmel gewürztes Kar-toffel-Rüben-Gemisch, welches zusammen mit

    gerösteten Zwiebelringen, Speck und Aepfel-stückli serviert wird. Als Spezialität gelten die

    Herbstastern, letzte Boten eines sonnigen Herbstes.

    goldgelbenPfälzerüben (das Kilo zu Fr. 1.50).

    Ein Stück Geräuchtes wie Speck, Wurst oderZunge gehört auch zu den blassgelben Boden-kohlraben, die sich besonders zur Bereicherungeines Eintopfes eignen, wie eine Marktfrau ver-sicherte.

    Dasselbe gilt auch für den bleichen Suppen-lauch (das Kilo kostet zwischen Fr. 4.50 und Fr.5. Dieser aber gehört, wie sein Name sagt,auch in eine währschafte Kartoffel. FürKuchen und leichte Gratins hingegen eignetsich der zarte, grüne Gemüselauch, wovon dasKilo Fr. 5. kostet.

    Wenn von Räben und Räbenliechtli dieRede ist, ist auch der Martinstag, der 11. No-vember, nicht mehr fern. Die auf den Martins-tag anberaumte Rechnungsabnahme pflegteman jeweilen mit einem üppigen Mahl zu fei-ern. Dabei durften auch die saftige, knuspriggebratene Martinigans, die glasierten Kastanienund das feine Rotkraut mit den Früchtegarnitu-ren nicht fehlen. Wer allerdings am Freitag aufdem Bürkliplatz eine Gans erstehen wollte,wurde enttäuscht. Gänse, auch zu Martini, sindwegen der geringen Nachfrage nur auf Bestel-lung erhältlich. Dafür ist die Schonzeit für Rö-teli vorbei, und auch frische Felchen werden wie-der angeboten.

    Obwohl die Auswahl an frischen Blumenmehrheitlich auf Herbstastern beschränkt bleibt,gleicht der Markt einem einzigen Farbenmeer.Bunte Laubblätter mischen sich mit den ge-dämpften Farben der Astern. Verschämt reckendaneben kleine «Pensees» oder «Dänkeli», diejetzt gepflanzt werden sollten, ihre frühlingshaftbunten Köpfchen aus grünem, saftigem Blatt-werk.

    lungen mit der Geschäftsleitung der Color Me-tal AG sowie mit den Banken und den zuständi-gen Amtsstellen aufnehmen. Sie wollen dabeiauch die Chancen für eine Uebernahme des Un-ternehmens durch neue Kapitalgeber abklären.Sie sind überzeugt, dass der Verlust von 250Arbeitsplätzen schwerwiegende Beschäftigungs-probleme hervorrufen würde und daher wennimmer möglich zu verhindern ist.

    Einer dererfolgreichsten Photographen

    Blumenfeld in der Galerie zur Stockeregg

    pz. Von Erwin Blumenfeld, geboren 1897 inBerlin, gestorben 1969 in Rom, sind Collagen(aus der Dadaistenzeit) und Photographien inder Galerie zur Stockeregg (Stockerstrasse 33)ausgestellt. Blumenfeld, der erst Photograph ge-worden ist, nachdem er als Inhaber eines Leder-warengeschäfts in Amsterdam finanziell ge-scheitert war, wurde in den vierziger Jahren undnach dem Krieg zum bestbezahlten «free-lan-ce»-Photographen. Sein grosses Thema war«Die Frau»; von ihm stammen berühmt gewor-dene Akte, Porträts und Modeaufnahmen. Erwar vornehmlich ein Atelierphotograph, einer,der arrangiert und Regie geführt hat, kein Re-porter, der photographische Dokumentationenvon Zuständen und Ereignissen anstrebt, son-dern ein mit ästhetischem Auge Begabter, derseine Motive «ins rechte Licht» gerückt hat. Erexperimentierte im Labor, hatte Spass an Sola-risationen das Negativ wird während desEntwicklungsvorganges dem Licht ausgesetzt

    , er montierte Bilder übereinander oder legtedas noch nasse Negativ in den Kühlschrank,um Vereisungseffekte und Craqueluren zu be-kommen. Seine Photographien sind vielfach inden grossen Zeitschriften von Paris und NewYork, «Verve», «Harper's Bazaar», «Look»,«Vogue» und anderen, publiziert worden. SeinePhotomontage aus dem Jahre 1933 mit HitlersPorträt als Totenschädel ist 1942 millionenfachals amerikanisches Flugblatt über Deutschlandabgeworfen worden.

    Die in der Galerie zur Stockeregg zum Ver-kauf ausgestellten Photographien von Erwin

    Blumenfeld die Preise bewegen sich pro Bildzwischen 4000 und 16000 Franken! - belegennur einen kleinen Teil des Gesamtwerkes. DasKönnen dieses erfolgreichen Photographen istumfassend in dem beim Benteli-Verlag (Bern)erschienenen Buch «Blumenfeld: Meine 100 be-sten Fotos» zu ersehen. Blumenfeld hat die Aus-wahl der Bilder in einem viele Jahre dauerndenProzess selber getroffen; die Kollektion istgleichzeitig subjektiv und repräsentativ.

    SchweizerJugend-Sinfonie-Orchester

    wir. Bei seinem jüngsten Zürcher Konzert,das im Rahmen der «Feierabendkonzerte» derSchweizerischen Bankgesellschaft in der Predi-gerkirche durchgeführt wurde, brachte dasSchweizer Jugend-Sinfonie-Orchester unter derLeitung von Klaus Cornell ein rein slawischesProgramm zum Vortrag. Das Ensemble, in wel-chem rund hundert Musikstudenten und be-gabte Amateure im Alter zwischen 16 und 26Jahren mitwirken, eröffnete den Abend mit den«Acht russischen Volksweisen» op. 58 von Ana-toli Ljadow. Diese hübschen, poesievollen Or-chester-Miniaturen wurden durchwegs präzisund mit beachtlich feiner, klanglicher Differen-zierung dargeboten. Zu kaum minder überzeu-gender Wirkung gelangte die anschliessend ge-spielte Violinromanze in f-Moll, op. 11, vonDvorak. Den Solopart interpretierte mit schö-nem, gepflegtem Ton und sicherer Musikalitätdie junge Geigerin Claudia Dora. ErfreulicheLeistungen bot das Orchester in allen Klang-gruppen auch in der Sinfonie Nr. 2 («Antar»,op. 9) von Rimsky-Korssakow.

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    Neue Zürcher Zeitung vom 06.11.1982


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