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jetzt Leben&Job

Date post: 09-Mar-2016
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Da kommt noch was! Ein Heft über das, was wird, wenn man etwas geworden ist.
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Da kommt noch was! EIN HEFT ÜBER DAS, WAS WIRD, WENN MAN ETWAS GEWORDEN IST. N o 03/12 // jetzt.de L E B E N & J O B
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Da kommt noch was!EIN HEFT ÜBER DAS, WAS WIRD, WENN MAN ETWAS GEWORDEN IST.

No 03/12 // jetzt.de

LEBEN & JOB

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Grow Further.

NUTZEN SIE IHR POTENZIAL. ALS BACHELOR BEI BCG.Raus aus dem Hörsaal, rein ins echte Leben! Bereits mit dem Bachelor- Abschluss erwarten Sie als Junior Associate bei BCG herausfordernde Projekte für inter-nationale Top-Unternehmen. Vom ersten Tag an werden Sie indivi duell gefördert und übernehmen Verantwortung für eigene Aufgabenbereiche. Nachdem Sie sich in 12 Monaten entscheidend weiterentwickelt haben, steigen Sie zum Associate auf. Vertiefen Sie anschließend Ihre theo retischen Kenntnisse mit einem Master: gefördert durch die weltweit füh rende Strategieberatung. Wir suchen Bachelors aller Fachrichtungen mit heraus ragendem Universitäts-abschluss. Senden Sie Ihre Bewerbung an Karoline Schmid-Pfähler, E-Mail: [email protected]. Mehr Informationen unter bachelor.bcg.de

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INHALT

Liebe Leserin, lieber Leser,

aller guten Dinge sind drei. Dies ist zum Beispiel die dritte Ausgabe dieses Magazins (nach Schule&Job und Uni&Job). Es wird aller Voraussicht nach mehrheitlich gelesen von Menschen im dritten Jahrzehnt ihres Lebens und außerdem … Spätestens jetzt sind wir hoffentlich an dem Punkt, an dem wir uns fragen: Hat dieser Text einen Sinn? Dies ist ein Heft über all das, was passiert, wenn man einen Job gelernt hat und eines Tages feststellt, dass das zwar eine tolle Sache ist – aber in Wahrheit nicht die Antwort auf irgendeine der Fragen, die im Leben wirklich wichtig sind. Ein Heft über den erwachsenen Teil des Le-bens eben. Wenn man wegen des Berufs die Stadt wechseln muss zum Beispiel (Seite 28) oder sich unbeliebt machen (Seite 34), wenn man nach Jahren der Sehnsucht danach, sich mit seinem Beruf zu identifizieren, aufpassen muss, dass die Arbeit nicht plötzlich alles ist. Wenn man auf Partys vielleicht sogar vermeidet, über den Job zu reden (Seite 16). Wenn man sich fragt: Ist es das alles wert? Natürlich reden wir ausführlich darüber, dass von nun an alle erwarten, wir wollten Chef werden (Seiten 18 / 19). Und, PS: Die riesige Drei auf dieser Seite im dritten Heft des Jahres sah einfach nur geil aus.

Deine jetzt-Redaktion wünscht dir viel Spaß beim Lesen!

4 Kommt da noch was? Es geht doch nicht einfach alles so weiter.

12 Ich & er Die Ballade vom ehemaligen Zimmernachbarn.

14 Amateur Warum man sein Hobby nicht zum Beruf machen sollte.

16 Freizeit Wollen Ärzte auf Partys überhaupt medizinischen Rat geben?

18 Chef-Spiel Würfeln bis ins Eckbüro. Mit Sekretärin! Und Chauffeur!

20 Gold Die Zeichen dafür, wer es in der Firma geschafft hat.

26 Ü30 Alles, wofür man jetzt dann doch zu alt ist.

28 Außer Haus Für einen guten Job zieht man um. Aber schön ist das nicht.

32 Einkaufswagen Ganz klassisch: Haben wollen!

33 Rätsel Wer hat sich wann plötzlich reich gefühlt?

34 Kolumne Jeder will geliebt werden. Aber Respekt ist doch wichtiger.

S&F

Grow Further.

NUTZEN SIE IHR POTENZIAL. ALS BACHELOR BEI BCG.Raus aus dem Hörsaal, rein ins echte Leben! Bereits mit dem Bachelor- Abschluss erwarten Sie als Junior Associate bei BCG herausfordernde Projekte für inter-nationale Top-Unternehmen. Vom ersten Tag an werden Sie indivi duell gefördert und übernehmen Verantwortung für eigene Aufgabenbereiche. Nachdem Sie sich in 12 Monaten entscheidend weiterentwickelt haben, steigen Sie zum Associate auf. Vertiefen Sie anschließend Ihre theo retischen Kenntnisse mit einem Master: gefördert durch die weltweit füh rende Strategieberatung. Wir suchen Bachelors aller Fachrichtungen mit heraus ragendem Universitäts-abschluss. Senden Sie Ihre Bewerbung an Karoline Schmid-Pfähler, E-Mail: [email protected]. Mehr Informationen unter bachelor.bcg.de

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Kommt da noch was?

Man hört doch nicht auf, etwas zu werden, nur weil man etwas geworden ist – oder geht das jetzt einfach für immer so weiter?

VON MICHALIS PANTELOURIS / TEXT & JOANNA SWISTOWSKI / ILLU

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Christian Wulff will man natürlich auch nicht sein. Schon mal sowieso nicht, weil man ja weiß, wie das geendet hat. Unschön. Aber selbst wenn es besser gelaufen wäre: Jetzt steht er da, ist selbst für einen Frührentner noch sehr jung, und es gibt nichts, was er noch werden kann. Zumindest dann nicht, wenn man „werden“ so versteht wie in der Frage: Was willst du mal werden, Christian, wenn du älter bist? Er ist längst über den Berg. Von jetzt an geht es nur noch bergab. Von außen betrachtet. Es sollte ja anders sein. Es sollte so sein, dass man im ersten Drittel seines Le-bens etwas wird, dann im zweiten Drittel da-rin sehr, sehr, sehr gut wird und im letzten dann seine Ruhe hat. Oder so ähnlich. So war es doch immer. Christian Wulff bricht ja mit-ten im zweiten Drittel ab und war, von außen betrachtet, dann auch nicht so gut – wenn man alles einrechnet –, und jetzt hat er Ruhe, weil er nicht mehr werden kann. Alles irgend-wie falsch.

Das ist anders, wenn man jung ist. Wenn man erst anfängt zu arbeiten. Dann liegt noch alles vor einem. Da kommt noch so viel! Schließlich steigt man auf, wenn man gut ist. Man steigt sogar auf, wenn man nicht beson-ders gut ist, aber schon lange dabei. Oder, mal ehrlich, wie sind diese ganzen Typen sonst an ihre Topjobs gekommen? Es kommt immer wieder Neues. Also nicht ganz Neues, aber so viel Neues, dass es spannend bleibt. Oder? Es kommt doch … da muss doch … ich meine, wenn man seinen ersten echten Job angenommen hat, dann ist das ja nur der erste von ganz vielen. Ein Start. Da muss ja noch was kommen. Das kann es ja noch nicht ge-wesen sein.

Der Schritt ist größer, als er zunächst wirkt. Weil die Schritte danach kleiner werden. Bis hierhin war jede Veränderung quasi binär: Schule – keine Schule mehr. Kein Führer-schein – Führerschein. In der Ausbildung – ausgebildet. Kein eigenes Geld – eigenes Geld. Eigene Wohnung. Eigenes Auto. Eige-nes alles. Der komplette Aggregatzustand des Lebens hat sich jedes Mal verändert, von einem in den nächsten. Es war nicht alles an-ders, aber was anders war, war entscheidend anders. Vom ersten Job an ist das anders: Von nun an verändert sich das Leben in diesem einen, wichtigen Feld nur noch graduell. Da kommt noch was, aber manchmal kommt es, ohne dass man wirklich eine Veränderung bemerkt. Und was viel wichtiger ist: Bisher war fast jede Veränderung eine, die man sich gewünscht hat. Man hat darauf hingearbeitet – auf den Schulabschluss, auf den Uni-Ab-

schluss, auf den Job. Der Grund, Dinge zu tun, war, irgendwann etwas anderes tun zu können. Und nun ist man da. Man macht es jetzt. Aber wie immer, wenn man irgendwo angekommen ist, will man irgendwann wei-ter. Und muss auch weiter. Bis jetzt.

Man hört dauernd, dass es Menschen heute sowieso schon schwieriger haben, sich für ei-nen Beruf zu entscheiden, weil sie fast alles werden könnten. Die große Auswahl macht es komplizierter. Wer nur zwischen zwei Möglichkeiten wählen muss, der entscheidet sich für das eine und gegen das andere. Wer unendliche Freiheit hat, der entscheidet sich für den einen Schritt und gegen Tausende an-dere. Der berühmte amerikanische Psycholo-ge Barry Schwartz nennt es the paradox of

choice, das Paradox der Wahl, dass Auswahl das Leben so viel anstrengender macht. Wir alle könnten in fast allen Ländern der Welt leben und unzählige Berufe ausüben. Aber dann kommt man irgendwann an und macht genau diese eine Sache an genau diesem ei-nen Ort. Man ist jetzt, was man ist. Elektro-ingenieur oder Grafiker oder Lehrer oder Social-Media-Referent, egal. In Unterhaching oder in Essen oder in Buxtehude. Und bis zur Rente sind es jetzt noch 37 Jahre oder so.

In den meisten Fällen hilft es auch über-haupt nicht, sich die eigenen Eltern anzuse-hen oder sonst jemanden in einem Alter, in dem man wissen müsste, wie es geht. Im Ge-genteil, es ist alarmierend: Wann haben sich denn Eltern zum letzten Mal wirklich geän-

MILENA PANTELOURIS IST BUCHHÄNDLERIN IN BERLIN.

„Was ich ganz komisch finde, ist, dass man nach einiger Zeit das Gefühl hat, man kennt jetzt alle Kunden, die reinkommen. Da kommen manchmal ganz neue, aber ganz oft kann man die in einer Sekunde richtig einschätzen. So als gäbe es nur ein paar Sorten Kunden. Manchmal wird man dabei aber auch echt überrascht. Manchmal sogar positiv. Wahrscheinlich muss man inzwischen froh sein über jeden, der seine Bücher nicht alle im Internet kauft. Oder überhaupt Bücher kauft, denn Buchhändler verkaufen ja inzwischen alles Mögliche. Wir be-antworten nicht mehr Fragen zum Inhalt von Büchern, sondern zur Funktion von E-Readern. Trotzdem mag ich meinen Job natürlich. Ich wünschte mir, dass da noch etwas kommt. Denn es kann ja auch sein, dass es ihn bald einfach nicht mehr gibt.“

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MIRKO HEYNE, UHRMACHER, ENTWICKELT UHRWERKE FÜR NOMOS GLASHÜTTE.

„Eigentlich wollte ich Cellist werden. Ich habe in meiner Jugend sehr viel gespielt, das ist aus meiner Familie heraus gewachsen. Aber Uhren haben mich schon in der Werkstatt meines Großvaters faszi-niert – und letztlich habe ich mich für sie entschieden und bin Uhrmacher geworden. Heute entwickle ich Uhrwerke. Das ist ein technischer Beruf, meistens konstruiere ich am Computer, fertige die Proto-typen mancher Teile aber noch ganz handwerklich selbst, weil das schneller geht. Wenn man dann ein Uhrwerk zusammensetzt und es zum ersten Mal tickt, ist das ein großartiger Moment. Das ist etwas Besonderes. Aber ich mag eigentlich die meisten Momente in meinem Beruf.“

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„Klar kommt da noch was. Da kommt noch ganz viel. Da bin ich selbstbe-wusst. Aber solange es läuft, ist es für mich gar nicht so wichtig, drüber nachzudenken, was die Zukunft im Detail bringt. Die Anfangszeit in der Agentur war schon ne toughe Um-stellung: Kreativität wurde auf ein-mal zur messbaren Größe, die dem Kunden abgerechnet wird. Wenn man sich an den Schreibtisch setzt und die Uhr tickt, dann muss auch ein Ergebnis rauskommen, das nicht nur einen selbst, sondern auch den Kunden zufriedenstellt – dafür wird man bezahlt. Dabei lernt man schnell, alle anderen Gedanken auszublenden. Ich setze mich mit meinen Kopfhörern an den Rechner und bin raus. Dann bin ich in meiner eigenen Welt und denke nur noch an die Aufgabe. Anders könnte ich das gar nicht. Ich schätze, so werde ich das weiterhin machen. Ich versu-che, mich auf das zu konzentrieren, was gerade ansteht. Und was dann kommt, kommt.“

dert? Wann haben sie denn mal einen Schritt gemacht, von dem man sagen würde: Den würde ich auch gern machen? Eltern verän-dern sich nur insofern, als dass sie merkwür-dig werden. Und, ja, wo wir bei Christian Wulff waren: Sein Nachfolger ist mit 72 Jah-ren noch mal zum Bundespräsidenten aufge-stiegen, was sicher ein großer Schritt ist. Aber irgendwie macht Joachim Gauck ja jetzt auch nur das, was er vorher sowieso gemacht hat – über Freiheit reden –, nur jetzt unter einer anderen Dachmarke. Entwicklung wird lang-samer. Babys sind jede Woche neue Men-schen, Jugendliche wenigstens noch jedes Jahr, junge Erwachsene dann nur noch alle paar Jahre, und Helmut Schmidt ist seit ge-fühlt etwa 50 Jahren einfach nur noch Hel-mut Schmidt. Aber das kann keine Antwort auf gar nichts sein: langsamer werden. Da muss noch etwas kommen. Es geht nicht ein-fach alles immer nur noch so weiter, weil man einen Job hat. Man muss es hinkriegen, dass man gleichzeitig schon etwas ist und trotzdem noch etwas werden kann. Das ist eine Frage des Glücklichwerdens.

Die Sache ist die: Da kommt nichts. Das sieht man: an den Rolling Stones. An Michael Schumacher. Man sieht es an den Sprechern der Tagesschau: Es geht so weiter. Was auch immer noch kommen soll, es kommt nicht von allein. Man müsste es schon selbst ma-chen. Vielleicht ist das der große Unterschied: Die Entwicklung vorher, wenn man ganz jung ist, während man lernt und wächst und sich dauernd alles ändert, die macht man zwar auch selbst, aber auf Bahnen, die es schon gibt, weil es die Ziele schon gibt. Das klingt jetzt kompliziert, heißt aber nur: Es ist klar, dass man irgendeinen Beruf ausüben muss, also muss man einen lernen. Man muss in die Schule. Und so weiter. Aber dann, wenn man etwas „geworden“ ist, dann gibt es keine Zie-le mehr außer „Chef werden“ oder so etwas, aber das ist ja oft nur eine Variation von dem, was man macht. Wie bei Joachim Gauck. Man müsste sich selbst ein Ziel setzen wie „Ich möchte ein Mensch werden, der ein gu-ter Chef wäre“ – und dann hoffen, dass es auch derjenige merkt, der die Chefs einstellt. Das ist eben das Ding: Joachim Gauck muss-te ein Mensch werden, der ein guter Bundes-präsident sein könnte, obwohl er nicht wissen konnte, dass er Bundespräsident wird. Eine sinnvolle Karriereplanung ist das nicht. Jetzt kommt ein komplizierter Gedanke: Es heißt genau genommen, man muss an seiner Ent-wicklung arbeiten und dann mit seiner Ent-

CARL BRANDT IST WERBETEXTER BEI DER AGENTUR PHILIPP UND KEUNTJE.

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SVENJA STOFFERS ARBEITET ALS KOSTÜMBILDNERIN – UND ALS MUTTER EINER WUNDERBAREN TOCHTER.

„Ich hätte wahrscheinlich vorher einiges anders machen müssen. Ich habe Friseurin gelernt, meinen Meister gemacht und bei einer internationalen Kette gearbeitet. Ich hatte mir vorgestellt, innerhalb der Firma herumzureisen, andere Städte und Länder kennenzulernen. Aber dann wurde ich schwanger und bekam meine Tochter. Das war eine Wende – aber das wurde mir eigentlich erst bewusst, als ich wieder anfing zu arbeiten. Als Alleinerziehende mit dem Gehalt eines Friseurs – das hört dann auf, Spaß zu machen. Man arbeitet sich ab wie verrückt und knapst trotzdem immer. Zum Glück hatte ich in meiner Elternzeit ein Praktikum bei einer Kostümbildnerin gemacht. Dadurch habe ich eine Halb-tagsstelle in der Kostümabteilung einer Kreuzfahrtgesellschaft gefunden – und verdiene da heute fast das, was ich als Friseurin für 40 Stunden bekommen habe.“

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„Alles ist anstrengender, als man es sich vorstellt. Ich glaube an Ideen und bin begeistert, aber bis eine Idee richtig umgesetzt wird, braucht es im-mer viel mehr Arbeit, als man vorher gedacht hat. Mein neuestes Projekt ist eine App, bei der Menschen sich Produkte ganz umkompliziert ausleihen können und somit Geld und Ressour-cen sparen. Das Projekt heißt whyown.it – es ist ein Versuch, neues, grüneres Wirtschaften nach vorne zu bringen. Das ist mein Thema. Ich habe Wirtschaft studiert und nach dem Studium ge-dacht: Jetzt gebe ich mir die Zeit und versuche erst einmal, einen Unterschied zu machen und dabei Spaß zu haben. Ich habe die amerikani-sche Nachhaltigkeitsbewegung Carrotmob nach Deutschland gebracht, ein Eco-Fashion-Label gegründet, einen Online-Store und jetzt die App. Ich weiß, das sieht so aus, als bräuchte ich stän-dig Veränderung. Aber in Wahrheit ist es jedes Mal einfach wahnsinnig viel Arbeit. Man denkt im-mer, da kommt jetzt der große Erfolg, aber so ist es ja nicht. Es geht Schritt für Schritt. Und dann kommt was Neues.“

wicklung glücklich und zufrieden sein – unabhängig davon, ob sie einen beruflich weiterbringt oder nicht. Kurz: In dem Moment, in dem man endlich etwas geworden ist, muss man aufhören, sich auf den Job zu konzent-rieren und sich um sich selber kümmern. Kann das sein? Das klingt absolut widersinnig.

Ist es aber nicht. Es stimmt genau so. Das ist tatsächlich die Lösung. Denn die geht so: Je höher jemand in einem Unternehmen oder sonst einer Organisation aufsteigt, umso we-niger wichtig ist die fachliche Qualifikation. Der Chef von Apple muss kein iPhone zu-sammenbauen, und der Verteidigungsminis-ter muss nicht gut schießen oder Panzer fah-ren können. Er muss eigentlich nicht einmal besonders viel wissen. Er muss aber Kompe-tenzen haben: komplexe Probleme erfassen können und isolieren können, wo welche Ent-scheidung nötig ist. Diese Entscheidung dann auch treffen können. Begeistern können. Die richtigen Fragen stellen. Solche Dinge. Alles Fähigkeiten, die vor allem in der Persönlich-keit begründet sind, nicht im Fachlichen. Es ist so … einfach?

Christian Wulff müsste man sein. Der ist den ganzen Ärger los, der Ruf ist ohnehin rui-niert, und jetzt kann er sich einmal in Ruhe angucken, was er eigentlich will. Wer er ei-gentlich sein will. Was er noch lernen möchte. Oder muss. Sicher ist es unangenehm, so dar-auf gestoßen zu werden, aber man könnte auch sagen: Besser so als gar nicht. Besser, darauf gestoßen zu werden, dass alle Ent-wicklung aus einem selbst kommt, als den Rest seines Lebens das Gefühl zu haben, dass man schon irgendwie recht hat („Es läuft ja alles“) und trotzdem etwas fehlt. Aus einem selbst, für einen selbst. Vielleicht sagt man es so am besten: Da kommt nichts mehr. Da wartet nichts mehr, dass man bei ihm an-kommt. Aber da ist noch was. Man muss es jagen. Man muss es bauen. Man muss es selbst erschaffen. Aber es ist die ganze Zeit da, egal ob man Bundespräsident ist, Frührentner in Großburgwedel, Bürokaufmann oder Prakti-kant in einer Drei-Mann-Werbeagentur mit nur einem einzigen Kunden. Man selbst müsste man sein. PHILIPP GLOECKLER IST GRÜNDER

UND GESCHÄFTSFÜHRER VON AVOCADOSTORE.DE UND WHYOWN.IT

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Der wichtigste Rohstoff für den Energiemix der Zukunft sind frische Ideen.Tragen Sie Ihre dazu bei.

Nur mit Energie lässt sich Zukunft sichern.Die Welt steht vor ihrer wahrscheinlich größten Herausforde-rung: Bis zur Mitte des Jahrhunderts wird sich der Energie-bedarf der Menschen verdoppeln. Gleichzeitig gilt es jedoch, die CO2-Emissionen zu halbieren. AREVA stellt sich dieser Aufgabe und bietet wegweisende Konzepte für die Energie-versorgung. Als Wegbereiter für Technologien zur CO2-freien Stromerzeugung führen wir aber nicht nur die Kernenergie in eine sichere Zukunft. Unsere Kompetenz in den Bereichen Wind, Biomasse, Photovoltaik und Wasserstoff erweitert den Zugang zu sauberen, sicheren und wirtschaftlichen Energie-trägern. Bewerben Sie sich online unter: www.areva-career.com.

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Er gehört zu mir!Zwei Menschen, die nichts gemeinsam haben als ein Büro, teilen irgendwann alles. Loblied auf einen Ex(-Zimmernachbarn).

VON DIRK VON GEHLEN / TEXT

Am Abend vor dem ersten Schultag lief ein Tatort im Fernsehen. Es war der erste Schultag allein, und der Tatort kam aus München. Die beiden Kommissare fuhren in kollegialer Eintracht durch die Stadt, als meine Freundin sagte: „Eigentlich wart ihr auch so was wie der Leitmayr und der Batic.“

Das waren wir, und morgen musste ich allein in die Arbeit. Ohne den Kollegen, mit dem ich fünf Jahre lang in der Art das Zimmer ge-teilt hatte, wie man früher mit einem guten Banknachbarn den Tisch in der Schule teilte, mit dem ich zusammengearbeitet hatte, wie auch Leitmayr und Batic arbeiten: so, dass nicht mehr klar ist, wo der Spaß endet und wo der Dienst anfängt.

Und jetzt: allein!Unternehmen geben viel Geld dafür aus, ihren Angestellten reprä-

sentative Einzelbüros anzubieten. Der Raum soll Größe und Souve-ränität ausstrahlen. Er soll sagen: Seht her, ich habe es geschafft, ich habe ein großes Bild an der Wand oder einen riesigen Tisch. Und ich habe eine Tür, die ich jederzeit schließen kann, um all das ganz allein zu genießen. In Wahrheit ist dieser einsame Genuss aber wertlos im Vergleich zu dem, was ein Unternehmen seinen Mitarbeitern bieten kann, wenn diese ihr Büro mit einem echten Kollegen teilen können. Mit jemandem, der zuhört, wenn ein Meeting schlecht gelaufen ist, wenn ein Vorgesetzter ungerecht war oder wenn man Lob bekommt für eine gute Idee. Mit jemandem also, der einen abschreiben lässt, wenn es blöd läuft.

Ich hatte so einen Kollegen. Fünf Jahre lang saßen wir in einem Büro. So wie die Münchner Tatort-Kommissare in ihrem Büro sitzen. Mit kaum erschütterbarer Sympathie füreinander, mit vergleichbarer Humorfrequenz und sehr unterschiedlichen Kompetenzen und Vor-lieben. So wie Drehbuchschreiber den Ermittlern Differenzen in ih-rem Blick auf die Welt erfinden, so schauten auch wir aus unterschied-

licher Perspektive auf all das, was uns täglich mal mehr und mal weniger packte. So konnte jeder dem anderen ein beruhigender Filter sein, wenn die Anstrengungen des Alltags bei den repräsentativen Einzelbüro-Sitzern zu situativen Wutanfällen oder langfristigen Ma-gengeschwüren führten. Eine vorher besprochene Schimpftirade ist nicht nur für den Beschimpften angenehmer als ein ungefilterter Aus-bruch – auch das Unternehmen profitiert von derartigen indirekten Mediatoren.

Dabei liegt die wahre Leistung eines kompatiblen Sitznachbarn gar nicht so sehr in der Besänftigung und im konfliktdämpfenden Zuhö-ren (das schreibe ich nicht nur, weil ich davon ausgehen muss, dass Arbeitgeber und Zimmernachbar mitlesen könnten). Produktiv wird das Zusammensitzen wie in der Schule, wenn sich Kompetenzen er-gänzen und man Schwächen ausgleichen kann. Wenn man also das lebt, was komplizierte Menschen „interdisziplinär“ nennen. Denn schulisches Lernen und berufliches Arbeiten werden dann einfacher, wenn man mit Freude an den Ort geht, der für Dienst steht, für Müs-sen, für Verpflichtung.

Ich bin bisher nicht in den Genuss eines Büros mit großem Tisch und Gemälde gekommen, in dem ich allein tun kann, was ich will. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass es ersetzen kann, was ein guter Banknachbar für den Schulbesuch bedeutet. Man darf so was nicht zu laut sagen. Erstens weil sonst stets behauptet wird, ich sei mit einer fensterlosen Kammer zufrieden, wenn man mir nur noch jemanden dazusetzt. Und zweitens, weil das Lob auf den Banknachbarn recht ungewöhnlich ist. Auch wenn das Fernsehen es uns aus dramaturgi-schen Gründen vorspielt: So selbstverständlich ist es nicht, dass Kol-legen gemeinsam an der Currywurstbude stehen, Bier trinken und über das Leben philosophieren. Das heißt aber nicht, dass man nicht versuchen sollte, diese Bude zu erreichen.

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siemens.com/careers

Kristy Myersʼ Arbeitsplatz ist der Cyberspace. Sie und ihr Team entwickeln Software für die virtuelle Simulation von Produk-tionsabläufen. Dadurch können Unternehmen Prozesse effizienter gestalten und sicherere Arbeitsumgebungen schaffen. Ein anspruchsvoller Job, der viel Engagement und Einsatz fordert. Doch Kristy schafft es, Familie und Beruf in Einklang zu bringen. Nicht zuletzt, weil sie in einem flexiblen Arbeitszeitmodell arbeitet.

Unser Unternehmen ist immer auf der Suche nach Menschen, die gedanklich neue Wege gehen. Denn vor großen Antworten stehen stets große Fragen. Wie auch Sie Ihre Neugier zum Beruf machen können? Finden Sie’s heraus.

Nur wer Fragen stellt, fi ndet Antworten. So wie Kristy Myers.

Kann man in der virtuellen Welt arbeiten und in der echten für die Familie da sein?

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IN SEINER FREIZEIT STUDIERTE DER SKATER MEDIZIN.

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Das Hobby stirbt zuletzt.Ein Traum: bezahlt werden für das, was man sowieso zu tun liebt. Oder wird dadurch plötzlich alles, was man gern tut, auf einmal zu echter Arbeit?

VON CHRISTINA WAECHTER / TEXT, MICHALIS PANTELOURIS / TEXT & LUKAS GANSTERER / FOTOS

Ich habe etwas sehr Altmodisches in Zeiten wie diesen: ein Hobby. Und dieses Hobby habe ich nur für mich selbst, weil ich es so gern mag. Ich stricke – fast jeden Abend nach der Arbeit, wenn ich im Auto auf dem Bei-fahrersitz fahre, wenn ich auf dem Sofa sitze und Musik höre oder wenn der Fernseher läuft. Neben dem Sofa befindet sich ein Korb mit ungefähr zwei Dutzend Knäueln Wolle und – je nach meiner mentalen Verfassung – zwei bis zwölf angefangenen Strickarbeiten. Weil der Korb nur ein begrenztes Fassungs-vermögen hat, mäandert die Wolle aus dem Korb wie sehr träges Magma aus einem Vulkan und erobert langsam, aber sicher einen Teil des Wohnzimmers. Manchmal schimpft dann mein Freund ein bisschen, und dann räume ich die Wolle ein bisschen auf. In meinem eigenen Zimmer gibt es außerdem noch eine Kommode mit meinem „echten“ Wollvorrat. Wenn man die Sache ganz realis-tisch betrachten würde, könnte man behaup-ten, ich hätte genug Wolle für den Rest meines langen Lebens. Aber realistische Menschen haben die Sache mit dem Hobby noch nie kapiert.

Stricken kann ich schon, seit ich als kleines Kind von der Zugehfrau meiner Großtante die Grundbegriffe gelernt habe. Aber abge-sehen von Socken für besonders verdiente Freunde habe ich in der Zeit zwischen Puber-tät und dem Ende meines Studiums keine Stricknadel angefasst. Ich hatte schließlich einen Ruf zu verlieren und außerdem wirk-lich genug mit mir selbst, der Liebe und dem Coolsein zu tun.

Doch irgendwann hatte ich auch diese drei epischen Themen durchdekliniert, kannte mich gut genug, hatte sogar in Ansätzen das mit der Liebe kapiert und vor allem verstan-den, dass Coolness von fast allen Menschen und vor allem mir selbst bei Weitem über-schätzt wird.

Und so kam es, dass ich nach der Lektüre einer britischen Zeitung, in der die dumme Formulierung „Stricken ist das neue Yoga“

zu lesen war, meine alten Stricknadeln wieder herausholte und es noch einmal versuchte. So richtig los ging es mit dem Stricken und mir aber erst, als ich entdeckte, welch großartige Symbiose Handarbeiten mit dem Internet eingegangen waren. Schon seit Jahren sorgten sogenannte Handarbeitsblogs bei den cool-nerdigen Netzaktivisten für Hohn und Spott wegen der harmlosen Inhalte und der freund-lichen Frauen, die sie betrieben. Aber für alle am Thema interessierten Menschen waren und sind sie ein Quell reinster Freude. Für stri-ckende und häkelnde Menschen gibt es außer-dem auch eine einzigartige Social Community, die Facebook alt aussehen lässt, angesichts der unzähligen nützlichen Features und der sympathischen Atmosphäre. Ravelry.com heißt die Website, auf der sich fast alle Menschen tummeln, die gern stricken oder häkeln. Dort können sie sich nicht nur mit Gleichgesinnten austauschen und sich gegenseitig unterstüt-zen – sie können auch Strickmuster kaufen oder sie kostenlos herunterladen, sich über verschiedene neue Angebote informieren und sich von den Werken anderer User inspi-rieren lassen.

Kurz: Das Internet ist für handarbeitende Menschen ein Paradies. Eigentlich. Denn wie in jedem Paradies gibt es natürlich auch hier ein paar Dinge, die richtig nerven.

Und das liegt in diesem Fall vor allem an den Zwängen des Mediums Internet. Nicht dass wir uns da falsch verstehen – ich liebe das Internet! Ohne das Internet wäre mein Leben nur halb so lustig, und ich würde ver-mutlich ein Drittel mehr zustande kriegen. Es gibt nur eine Sache, die wirklich wahnsinnig nervt, und das ist der unbändige Selbstver-marktungszwang, der die Menschen im Netz befällt, sobald sie der Meinung sind, sie könn-ten eine Sache gut genug, um sie fast fehler-frei zu Ende zu bringen. Klar, diese Sorte Menschen gab es auch früher schon. Schon vor dem Internet haben Teenager nach nur einer Stunde im Schultheater beschlossen, am nächsten Tag nach Hollywood zu ziehen, weil

sie nur dort ihre wahre Bestimmung leben könnten. Und auch früher haben Kunstleis-tungskurs-Schüler auf ihren Spaziergängen bedeutungsschwangere Schwarz-Weiß-Fotos von Pfützen gemacht und davon geträumt, eines Tages die Welt mit ihren Kunstwerken aufzurütteln. Aber diese Fantasien haben sie mit ihren allerbesten Freunden geteilt und vielleicht noch ihren Eltern große Sorgen da-mit bereitet. Die Welt dagegen erfuhr für ge-wöhnlich erst dann von diesen Ambitionen, wenn sie Realität geworden waren.

Das ist heute anders. Wir wissen schon von den künstlerischen Ambitionen unserer ent-fernten Bekannten, wenn sie noch nicht ein-mal den Stift in die Hand genommen haben. Und weil das Publikum wirklich nur einen Mausklick entfernt ist, wird auf selbiges auch alles losgelassen.

Dank unserer 24-Stunden-Anbindung an die Welt existiert die altmodische Trennung zwischen Arbeit und Freizeit nicht mehr, und das Private ist nicht mehr privat oder gar po-litisch, sondern sollte möglichst der Selbst-vermarktung dienen. Die Möglichkeiten der Professionalisierung durch das Internet füh-ren dazu, dass inzwischen geradezu der Zwang zur Professionalisierung herrscht:

Du kannst nähen? Dann eröffne mit zwei Mausklicks einen Webshop, und verkaufe deine Näharbeiten. Du schreibst? Dann star-te ein Blog und verlinke wie ein Bekloppter auf sämtlichen Social-Media-Kanälen so lan-ge, bis ein Verlag kommt, der dich unter Ver-trag nimmt. Du machst Fotos? Dann stelle sie auf einer von Dutzenden halbprofessionellen Datenbanken zur Verfügung, und wer weiß – vielleicht wird es bald auf dem Titelblatt einer großen Zeitung abgedruckt. Und wer diese ganzen Möglichkeiten nicht nutzt, der ist ent-weder sehr alt oder sehr doof.

Ich weiß nicht, wie oft ich dieses moderne Tellerwäscher-Märchen schon live miterlebt habe bei den Hunderten Blogs, denen ich folge. Für gewöhnlich funktioniert der Dreischritt dieser Hobby-Selbstverwirklicher folgender-

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maßen: Erst ist da das Hobby, das sie für sich entdeckt haben, dann das Internet, das als Quelle für selbiges entdeckt wird, und das ei-gene Blog, das sofort eingerichtet wird, auf dem die Vernetzung professionalisiert wird. Und dann kommt eine ganze Weile lang Schweigen, unterbrochen nur von ominösen Ankündigungen, bis dann nach ein paar Monaten die begeisterte Ankündigung folgt: „Leute, haltet euch fest, ich schreibe ein Buch, bin jetzt fest bei XYZ angestellt, schrei-be weiter mein Blog, nur von jetzt an für Geld und gegen die Nennung der fabelhaften Pro-dukte meiner großzügigen Sponsoren.“

Mich machen diese Ankündigungen im-mer ein bisschen traurig, weil sie fast immer eine große Änderung einläuten. Entweder hören meine Lieblingsblogger ganz auf zu bloggen, weil sie keine Zeit mehr dafür ha-ben, oder ihre Blogeinträge verkommen zur bloßen Rahmenhandlung von Product Place-ment. Oder sie setzen sich so unter Druck, ständig Inhalte zu produzieren, dass man ih-nen bald anmerkt, dass ihr Blog ihnen Arbeit und keinen Spaß mehr macht.

Natürlich kann ich nachvollziehen, warum uns das Netz dazu verführt, sämtliche Aspek-te unseres Lebens auf ihre Vermarktbarkeit hin abzuklopfen. Einfach weil es geht und weil die Vorstellung so verführerisch ist, mit etwas Geld zu verdienen, das man so gern macht, dass man bisher kein Geld dafür ver-langt hat.

Dabei vergessen diese Menschen allerdings, dass es schon einen Grund gibt, warum eine Unterscheidung zwischen Arbeit und Freizeit existiert. Und warum es sehr schön sein kann, Dinge nur um ihrer selbst willen zu tun. Denn wer sein Hobby professionalisiert, der setzt sich auch in diesem Bereich unter Druck. Wer nicht mehr nur für sich an einer Sache vor sich hin werkelt, sondern auf einmal einen Auftraggeber und eine Deadline hat, der hat auch schnell Stress und, ja, Arbeit. Und muss sich womöglich irgendwann ein neues Hobby suchen, eines, das er nur für sich hat, diesmal. Versprochen!

Ich mache mir manchmal Sorgen um mich. Gesundheitliche zum Beispiel. Ich habe sen-sible Mandeln. Und ich habe Angst, in einem Flugzeug eine Thrombose zu bekommen, weil ich nämlich in alle einschlägigen Risikogrup-pen passe. Als eine Art dicker Pete Doherty. Ohne Gitarre, dafür mit Angina.

Statistisch gesehen liegt die Wahrschein-lichkeit bei 1 zu 3, dass auf die Durchsage „Ist zufällig ein Arzt an Bord?“ im Flugzeug tat-sächlich ein Mediziner aufspringt und zu

Hilfe eilt. Also, nein, korrekterweise muss man wohl sagen: ein Mediziner aufspringen müsste. Ob er es tatsächlich macht, bleibt ihm ja immer noch überlassen. Praktisch. Theore-tisch muss er natürlich, sowohl juristisch als auch nach seinem hippokratischen Eid – und überhaupt damit er kein Arschloch ist. Wer will nicht gern helfen?

Es ist so: Menschen mit Spezialwissen tra-gen eine besondere Verantwortung. Das ist ein sinnvoller Grundsatz, der im Zweifel auch vor Gericht gilt. Wer besonders ausgebildet ist zu helfen, der muss auch helfen – genau wie ein Autofahrer besonders vorsichtig sein muss, wenn er an einer Ecke vorbeifährt, von der er weiß, dass dort gern mal Ortsfremde falsch fahren oder was auch immer. Spezial-wissen verpflichtet. Und das ist gut für uns alle. Zum Beispiel für mich. Ich habe ziem-lich oft entzündete Mandeln, zumindest oft genug, dass jeder HNO-Arzt, wenn ich mal wieder da bin, um mir Antibiotika verschrei-ben zu lassen, sagt: „Na, die sehen aber auch nicht mehr jungfräulich aus.“ Und: „Überle-gen Sie sich, ob Sie sich die nicht rausnehmen lassen wollen!“ Was eine ziem liche Entschei-dung ist, denn danach ist man potenziell drei Wochen lang nicht einsatz fähig. Also über-lege ich es mir – indem ich jeden Arzt, den ich auf einer Party treffe, nach seiner Meinung frage. Was viele Ärzte ziemlich nervt.

Sie haben es auch schwer: Sie sind im Grau-bereich der professionellen Nachbarschafts-hilfe. Ein Fotograf kann (und wird!) sagen: „Tut mir leid, aber ich kann nicht einfach Be-werbungsfotos für dich machen. Das ist auf-wendig und teuer.“ Und ein Polizist hat keine Wahl: Der muss per se helfen, wenn er etwas sieht, und kostenlose Hilfe will sowieso nie-mand von ihm. Aber alles dazwischen, also zum Beispiel Ärzte, Anwälte, Golfprofis, Steuerberater, Pornodarsteller, Kinderpsy-chologen und Komiker haben eigentlich nur frei, wenn niemand weiß, was sie beruflich machen. Ansonsten müssen sie zumindest Tipps geben. Oder lustig sein.

Aber da zeigt sich eine eindeutige Schwä-che meiner Art der privaten Krankenversor-gung: Wer schon mal einen Komiker privat erlebt hat, weiß: Wer ein lustiges Bühnenpro-gramm gut aufführen kann, ist nicht unbe-dingt ein überragend lustiger Partygast. Und die Diagnosen, die Ärzte in ihrer Freizeit aufgrund genuschelter Aussagen eines ange-trunkenen Typen erstellen, der denkt, er sei eine Art dicker Pete Doherty, sind überra-gend ungenau. Sie widersprechen sich alle. Also lasst mich durch, ich glaub, ich muss doch zum Arzt.

DER LIEBE „HAIR‟-GESANGSVEREIN.

Lassen Sie mich in Ruhe, ich bin Arzt!Wie ist es eigentlich, einen Beruf zu haben, bei dem man niemals Feierabend hat?

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Page 17: jetzt Leben&Job

Wie möchten Sie in Zukunft arbeiten?

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Sie haben die Pflicht zu schreien!Das Du-bist-jetzt-Chef-Würfelspiel für Aufsteiger und andere Arbeitnehmer. Ziel des Spiels: Erreiche als Erster das höchste Level an Chefness, indem du mit deiner Figur die verschiedenen Stufen durchläufst, die ein Mensch auf dem Weg zum Halbgott meistern muss. Erste Lektion: Chefsein ist Haltung. Von jetzt an heißen alle anderen: Untergebene!

VON MICHALIS PANTELOURIS / TEXT & JOANNA SWISTOWSKI / ILLU

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ERSTES LEVEL CHEFNESS Der erste Schritt in Richtung Chef-position ist der schwerste.Deshalb muss man sich erst einmal mit einer Sechs ins Spiel würfeln.

EREIGNISFELD „MANAGEMENT BY TERROR“ Hin und wieder muss man einfach Dinge ändern, damit sich niemand zu sicher fühlt.Tausche die Positionen zweier Unterge-bener.

EREIGNISFELD „SPLEEN“ Chefs brauchen menschliche Eigenheiten. Du isst von nun an alle Süßigkeiten, die Untergebene auf ihrem Schreibtisch liegen haben.Eine Runde lang wird von jedem Wurf, den ein Un-tergebener macht, ein Schritt abgezogen. Den gehst du vorwärts.

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EREIGNISFELD „SONNENBRÄUNE“ Chefs brauchen selbst nicht so viel zu arbeiten – und schon gar nicht anwesend zu sein.Eine Runde lang gehst du jede von einem Untergebenen gewürfelte Punktzahl eben-falls vorwärts.

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GLÜCKWUNSCH! DU BIST JETZT CHEFDein Leben ändert sich: Ab jetzt geht es nicht nur um dein Fortkommen, sondern auch darum, Untergebene bei ihrer Arbeit zu behindern.Von nun an kannst du bei jedem Zug über-legen, ob du deinen Stein um die gewür-felte Zahl vorwärtssetzt oder ob der Stein eines Mitspielers (von nun an: Untergebe-ner) um so viele Schritte zurückgeht.

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6EREIGNISFELD „MEINE FRAU FINDET …“(Ehe-)Partner von Chefs sind wichtige Waffen der Willkürherr-schaft. Lass Untergebene Extra-runden drehen, weil deine Frau/dein Mann irgendetwas findet.Suche einen Mitspieler aus, dessen nächste gewürfelte Zahl halbiert wird (Kommastellen natür-lich abrunden!).

ZWEITES LEVEL CHEFNESS Herzlichen Glückwunsch! Du hast das nächste Level erreicht. Von nun an tust du vor allem Dinge, die du tust, um Dinge zu tun (Manage-ment durch willkürliche Veränderungen).Bei jedem deiner Würfe darfst du von nun an nicht nur deine Zahl vorwärtsgehen, sondern einen oder mehrere Untergebene um die – zu-sammengezählt – gleiche Zahl zurücksetzen.(Du würfelst etwa eine Drei, gehst drei Felder vor und setzt zwei Untergebene zusammen drei Schritte zurück (1 x 1 und 1 x 2 Schritte).

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DRITTES LEVEL CHEFNESS –DU BIST ANGEKOMMEN! Du hast das Spiel gewonnen und machst in Zukunft nur noch mit, um andere zu stören!Die Untergebenen würfeln zwar weiter, aber du ent-scheidest jeweils, welcher Stein die Schritte gehen darf.

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EREIGNISFELD „ATTITÜDE“Zeige, dass du Chef bist, indem du eine Personalentscheidung triffst.Schmeiß einen Untergebenen raus. Er muss zurück auf Start.

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In den allermeisten Jobs geht es nicht direkt darum, die Welt zu retten. Oder sie wenigstens ein bisschen besser zu machen. Wofür kämpfen wir also? Wenn man es von außen betrachtet, dann vor allem um die kleinen, feinen Symbole, die anzeigen, wie ungeheuer wichtig man für das Unternehmen ist …

VON JÜRGEN STEIN & ROGER SIMON / CGI

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Wie bei jeder Immobilie kommt es beim Parkplatz nur auf drei Kriterien an: die Lage, die Lage und die Lage. Wer in einer großen Firma mehr als zehn Meter vom Eingang oder gar unter freiem

Himmel parken muss, gilt als ersetzbar.

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Wenn Hollywood-Polizisten suspendiert werden, geben sie Colt und Dienstmarke ab. Bei deutschen Arbeitnehmern ist es der Hausausweis. Und der Dongle für die Alarmanlage.

Er steht für Vertrauen. Und Nachtarbeit.

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Der Chefsessel ist eine Sitzmöbel gewordene Metapher. Ein Symbol der Macht, des Daran-Sägens, des Daran-Klebens. Dennoch gibt es einige ganz hübsche Exemplare. Aber die Regel sind sie nicht.

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Es geht in Wellen: In grauer Vorzeit hatte ein Handy, wer ungeheuer wichtig war. Genau die Wichtigen hatten kein Handy mehr, als alle eins hatten. Heute hat jeder zwei Handys. Richtig wichtig

ist, wem die Firma beide bezahlt.

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Firmen finden es selbstverständlich, dass Angestellte zum Beispiel auf Reisen Unsummen an Geld „auslegen“. Nur: Die Mitarbeiter, die ohnehin schon am meisten verdienen, kriegen für

Auslagen Firmenkreditkarten.

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Damit ist es vorbei.Spätestens mit 30 muss mit ein paar Dingen wirklich Schluss sein. Zum Beispiel darf man diese über 30 Dinge auf keinen Fall mehr tun.

VON MICHALIS PANTELOURIS / TEXT Mit Trinkgeld geizen.1

CurryKing, Dosenravioli, Aufback-Hamburger.Aufnäher auf Kleidungsstücke nähen. Höchstens die Schwimm -

abzeichen von Kindern auf Badeanzüge und -hosen.Freizeichen-Musik auf dem Handy haben.

Davon träumen, einen Porsche zu kaufen.Illegal Musik

downloaden. Künstler müssen leben.

Die Eltern um zwei- oder dreistellige Beträge an-pumpen. Ein-, vier- oder fünfstellige Beträge kön-nen hingegen notwendig sein. Sechsstellige sind exzessiv.

Freunde fragen, ob sie einem beim Umzug helfen.

Fragen: „Sieht mein Hintern dick darin aus?“

Nummer 12 gilt noch mal doppelt für Männer.

Sich piercen lassen.Jedes Mal, wenn man in der Stadt ist, Freunde fragen, ob man bei ihnen übernachten darf. Es gibt Hotels. Allerdings gilt eine Übergangspha-se: Mit Ü40 gibt es dann bitte nur noch Hotels.Eine Flugrolle.

Etwas toll finden, weil es alle doof finden.Jedes Mal absagen, wenn die Freunde überzeugend darum bitten, dass man bei ihnen übernachtet, weil sich die Kinder so freuen würden.

Irgendjemandem von seinen guten Vorsätzen fürs neue Jahr erzählen. Mit dem Rauchen anfangen.

SONDERFALL: Bei der Recherche für diese Liste kam ein Vorschlag auf, der ungeheuer überzeugend klingt, von uns aber nicht endgültig getestet und überprüft werden konnte. Er gilt also eingeschränkt. Hier ist er: „Wenn man über 30 ist, sollte man auf keinen Fall mehr in einem schweren Brokatkleid mit weißer Operettenperücke und einem schwarzen Mops auf einem samtgepolsterten Wägelchen zum Hinterherziehen die Autobahn überqueren.“ Danke, Ully B.!

Für Regel 22 gilt Regel 13 analog.

Sneaker ernst nehmen.

Krawatten ironisch tragen.

Den Eindruck erwecken wol-len, man würde neue Jugend-bewegungen verstehen.

Mit Alkohol nicht umgehen können. Sprich: kotzen. Oder mit dem Konsum angeben.

Mit Konsum angeben.

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Zu Geburtstagen selbst gebrannte CDs verschenken. Selbst gebrannter Schnaps ist okay.

Sich an Listen in Zeitschriften orientieren.

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Seine Kin-der nach aktuell er-folgreichen Sängern, Schauspie-lern oder Fußballern benennen.

Mit dem Skateboard zur Arbeit fahren (Ausnahme: Daniel Josefsohn).

Baggy Pants.

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SWandert mein Blick durch das Bürofenster ins Freie, liegt mir die Stadt zu Füßen. Da vorne die Landungsbrücken, dahinter rote Kirchtürme, gelbe Baukräne, ein glitzerndes Stück Elbe, am Horizont die Kuppel der Sternwarte. Ich habe Glück. Ich gehöre nicht zu den Menschen, die sich Tag für Tag durch staubtrockene Bürojobs quälen müssen. Mein Blick durchs Bürofenster ist kein Fluchtver­such. Im Gegenteil: Ich versuche anzukom­men.

Seit einem Jahr wünsche ich mir, dass sich das Hamburg unter meinen Füßen in Heimat verwandelt. Seit einem Jahr ist der einzige Ort, an dem ich ankomme: mein Büro. Jeden Morgen, kurz vor halb acht.

Kein Aufbruch ohne Heimweh. Das war mir klar, als ich vor einem Jahr unter großem Geheule und lautem Gejammer München verließ. Kein Weiterkommen ohne Neuan­fänge. Das war die Überzeugung, mit der ich das Jobangebot aus Hamburg nach langem Zögern dennoch annahm.

Nur einmal im Leben bekommst du diese Chance, dachte ich. Nimm sie an, sonst trau­erst du ihr ein Leben lang nach. Ich wollte mutig sein und war doch schwach. Im richtigen Moment verzichten zu können ist eine Kunst, die der Starke besser beherrscht als der Ehr­geizige. Als Hauptdarstellerin in einem Fa­mi lienfilm aus Hollywood hätte ich München niemals Lebewohl sagen dürfen. Oder ich wäre nach einem schlimmen Absturz auf der Hamburger Karriereleiter umgehend ins war­me Nest an der Isar zurückgekehrt. Home is where your heart is, hätten sie im Abspann gesungen.

Es gab prima Argumente, die gegen einen Umzug nach Hamburg gesprochen hätten. Die Sonnenstrahlen auf der Waldtapete in meiner Münchner Wohnung zum Beispiel. Oder die knallorangen Fliesen in der U­Bahn­Station am Marienplatz, die ich auf meinem Weg zur Münchner Arbeit so lieb gewonnen hatte. Am Ende strahlte die Aussicht auf beruflichen Erfolg nicht nur heller als grüne Wände und orangene Fliesen. Sie brachte mich sogar dazu, das Gegrummel auf Bauchhöhe zu überhören.

Mir und meinem Bauch ging es gut in Mün­chen. In der letzten Woche vor dem Umzug rannte ich mit der Kamera durch die Stadt, fo­tografierte die Freundinnen vorm „Bratwurst­herzl“, das Bierglas im „Stadtcafé“, das Scho­koladeneis vor dem Museum Brandhorst, die Schwester vor den Erdbeeren am Obststand in der Kaufingerstraße. Ein Schildchen steckte in der Erdbeerschale: „Ja, wir sind süß!“

Ich habe die Bilder entwickeln lassen und mit nach Hamburg genommen. Ein Jahr später sind die Wände meiner Hamburger Wohnung immer noch weiß. Die Bilder machen mich traurig. Ich will sie nicht sehen.

Man könnte jetzt leicht auf die Idee kom­men, ich hätte den Job in Hamburg nur ange­nommen, um ordentlich Geld zu scheffeln. Oder um die Eltern zu beruhigen, die eine Zeitlang befürchten mussten, ihre Tochter würde als brotlose Künstlerin verelenden. So einfach ist es aber nicht. Ich kann in Ham­burg einem Beruf nachgehen, der eigentlich ein Hobby ist. Das ist ein unwahrscheinlich großes Glück. Es steckt ein Teil von mir sel­ber in meiner Arbeit. Ich dachte, ich könnte glücklich werden, wenn ich an einem Ort lebe, der mir perfekte Arbeitsbedingungen bietet.

Jetzt habe ich den perfekten Arbeitsplatz. Ich habe sogar ein Bürofenster, das eigentlich gar kein Bürofenster ist, sondern eine Wand aus Glas. Aber alles, was ich dadurch sehe, ist eine Stadt, die mir keine Heimat gibt.

Es ist komisch. Als Studentin in diesem kleinen niederbayerischen Städtchen hatte ich damals ein Poster an der Wand meines WG­Zimmers hängen. Es war weiß, darauf stand in kleiner grauer Schrift: „Wenn etwas weg ist, ist es nicht mehr da.“ Der Satz machte mir Mut. Weil er für mich bedeutete: Umzüge schaffen Platz für Neues. Wer nach vorne schaut, kommt weiter, vielleicht sogar nach oben. Bis an die Spitze eines Büroturms im Herzen von Hamburg.

Heimweh verstand ich damals als Heraus­forderung, als Hürde, die es zu überwinden galt. Ich nahm die Hürde beim Abschied aus meiner schwäbischen Heimatstadt, beim Ab­schied aus meiner niederbayerischen Uni­heimat, beim Abschied aus meiner Berliner Wahlheimat. Aber nicht beim Abschied aus München. Man kann jetzt sagen, das liegt an München. Man könnte auch sagen, es liegt am Alter. Je älter man wird, desto schwerer funktionieren Neuanfänge. Ich glaube trotz­dem: Es liegt am neuen Job. An meiner Ar­beit, die mich so sehr beansprucht und aus­füllt, dass mein Leben seltsam leer wirkt.

Zur Feier des Feierabends habe ich neulich das Taxi zur Eisdiele genommen. Die hatte dann leider schon zu. Das Problem ist: Ich habe keine Ahnung, wo es eine zweite gute Eisdiele in Hamburg geben könnte; und wo man mitten in der Nacht gute Pommes ge­brutzelt bekommt, weiß ich auch nicht. Ich habe keine Ahnung, wo ich Blumenzwiebeln

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für den Balkon herkriege und meinem Freund eine gute Flasche Schnaps besorgen könnte. Und vor allem weiß ich immer noch nicht, an welchem Ende des Bahnsteigs ich in die U-Bahn steigen muss, damit sie mich am ge-wünschten Ausgang der Zielhaltestelle an die Oberfläche spült.

Schon klar, Heimat braucht Zeit. Als der Herbst in Hamburg begann, der Regen Ein-zug in die Stadt hielt und meine Laune mit ihm im Gully verschwand, sagten die Ham-burger: Warte ab, Weihnachten in Hamburg wird dir gefallen; Weihnachten in Hamburg ist so schön wie in keiner anderen Stadt in Deutschland; überall Lichterketten, an jeder Ecke Weihnachtsmärkte, sagten sie. Als die Weihnachtsmärkte dann leuchteten, rieb ich mir die Augen. Zelte aus weißer Plastikplane, Glühwein aus Milchglashumpen. Und Fisch-brötchen. Keine vertrauten Holzhäuschen, keine Tannenzweige. Warte ab, sagten die Hamburger, der Frühling wird dir gefallen, geh in den Stadtpark. Ich sah den Stadtpark und ging schnell wieder. Der Hamburger Stadtpark kann nur Leuten gefallen, die den Englischen Garten nicht kennen.

Dabei will ich überhaupt nicht schlecht über Hamburg reden. Der Start in meiner neuen Stadt war am Anfang so spannend wie

Abenteuer urlaub. Ich habe Zimtbrot und Franzbrötchen entdeckt und mich in einen hübsch verwinkelten Tapetenladen verlaufen. Ich bin mit dem Bus unendlich lange zu die-sem Ausflugslokal an der Elbe gefahren, wo ein alter Kapitän per Lautsprecher die ein-fahrenden Schiffe begrüßt. Eine Woche spä-ter habe ich der Queen Mary 2 applaudiert und aufgeregt hinterhergewinkt.

So richtig glücklich in einer neuen Stadt wird man aber wohl erst, wenn sich Wieder-holungen einschleichen. Wiederholungen, aus denen Rituale werden. Rituale, aus denen Lieblingskneipen mit Lieblingsfreunden an den Tischen werden. Davon bin ich auch nach einem Jahr weit entfernt.

Ich führe ein Leben in Ketten: Cinemaxx, Rossmann, Karstadt, Crobag, Kauf dich glücklich. Ich bewege mich in meiner Freizeit an Orten, die in jeder Großstadt gleich sind. Den Gutschein für das kleine Arthaus-Kino am anderen Ende der Stadt habe ich noch nicht eingelöst. Zu weit weg, zu wenig Zeit für spontane Entdeckungstouren. Die Wochen-enden verbringe ich viel zu oft mit dem Befül-len der Waschmaschine statt mit Ausflügen ans Meer. Ich war noch nicht einmal in der Sternwarte am Horizont. Zu weit weg, zu we-nig Zeit für spontane Entdeckungstouren.

Es ist leicht zu sagen: Die Arbeit frisst mein Leben auf. Es ist vielleicht nämlich eine Aus-rede, um nicht sagen zu müssen: Es fällt mir schwer, neue Freundschaften zu schließen. Sie ergeben sich in einer Kantine nicht mehr so einfach wie damals auf dem Pausenhof, in der Mensa oder auf der WG-Party.

Dabei gab es Arbeitskollegen, die mir Gut-scheine für gemeinsame Alsterbootfahrten am Wochenende geschenkt haben. Es gab alte Schulfreundinnen und alte Unikollegin-nen, die sich gemeldet haben, als sie hörten, dass ich neu in Hamburg bin. Ich habe komi-scherweise noch keinen dieser Gutscheine eingelöst. Ich konnte für die Einweihungs-party der neuen Wohnung irgendwie keinen Termin finden. Ich habe während der Treffen mit den Freundinnen eine Checkliste in mei-nem Kopf abgehakt: gemeinsamer Humor, gemeinsame Lieblingsband, gemeinsame Lieblingsfranzbrötchensorte. Eher Fehlan-zeige. Wie mit der Liebe scheint es auch mit Freundschaften zu sein: Man findet sie nur dann, wenn man nicht danach sucht.

Ausgerechnet in der Stadt mit dem größten Hafen Deutschlands fehlt mir Anbindung. Ich rufe niemanden spontan an, um mich für den Abend zu verabreden. Ich arbeite an den meisten Tagen, bis es dunkel wird, und gehe anschließend noch ins Fitnessstudio im Kel-ler meines gläsernen Büroturms. Dort renne ich dann so lange auf dem Laufband, bis ich keine Luft mehr bekomme. Natürlich weiß ich, dass das auch keine Methode ist, um in der Stadt unter meinen Füßen endlich anzu-kommen.

Ich habe immer gedacht: Du bist, was du machst. Jetzt, wo ich den Beruf zu meinem Lebensinhalt erklärt habe, fällt mir auf: Ich werde, was ich niemals sein wollte. Eine Kar-rierefrau.

Unnötig zu erwähnen, dass andere Frauen in meinem Alter schon längst Kinder haben. Manchmal frage ich mich, ob ich mich auf dem Weg nach oben irgendwie verlaufen habe. Ob ich verlernt habe, Wichtiges von Wesentlichem zu unterscheiden. Ich vermisse meine Schwester und die Erdbeeren in der Kaufingerstraße. Ich vermisse das Bier im „Stadtcafé“, die orangefarbenen Fliesen am Marienplatz.

Die Hamburger sagen, ich soll warten, bis der Sommer kommt. Der Sommer in Ham-burg sei so schön wie in keiner anderen Stadt in Deutschland. Also schaue ich durch meine gläserne Bürowand ins Freie und denke: schöne Aussicht.

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Wovon Sie früher auch träumten: Jetzt ist die Zeit, es wahr zu machen.Rohde & Schwarz ist einer der wichtigsten technologischen Schrittmacher. Im Digital-Fernsehen. Im Mobilfunk. Auch in der Funktechnik sind wir feder- führend. Damit wir das auch bleiben, suchen wir engagierte Mitarbeiter (m/w)wie Sie. Wir bieten Ihnen alles, was Sie brauchen, um Ihr Optimum zu erreichen: Flache Hierarchien, harmonische Teams und viel Freiraum. Denn nur so können überragende Ideen entstehen, wie die, die uns bereits in vielen Geschäftsgebieten unter die weltweite Top 3 gebracht haben. Interessiert?

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Page 32: jetzt Leben&Job

VON MAX SCHARNIGG / TEXT

Die würdigste Kaffeequelle ist der Moka Express von Bialetti. Benutzt von Generationen von Italienern, Studenten und all jenen, die keine Lust auf komplizierte Maschinen haben. Nur echt mit dicker, dunkler Patina vom Gasherd. Allerdings wird die ewige Kanne seit einigen Jahren nicht mehr in Italien produziert, sondern in Rumänien. Preis für die Drei-Tässchen-Größe: 20 Euro. Bleiben wir in der Küche. Der Sparschäler Rex wurde 1947 in Davos erfunden. Ein perfektes Gerät: Schält alles, wiegt nichts, braucht kein Plastik, keine Verpackung, kostet drei Euro und hält ewig – sofern man ihn nicht doch bald mal mit den Kartoffelschalen wegkippt. Suhrkamp, Reclam ... es gibt etliche ikonische Buchcover-Designs. Die alten Penguin Books transportieren aber besonders elegant den Zauber eines guten Ro-mans. Am besten leicht angetrunken auf dem weitläufigen Campus einer heruntergekommenen britischen Elite-Uni aus der gewachsten Jackentasche ziehen! Kommen wir zu historisch bedeutsamen Stoffschuhen: Keds ha-ben dabei gegenüber Chucks den Vorteil, dass sie zwar ähnlich legendär sind, hierzulande aber noch nicht jeder zwischen zehn und 50 Jahren sie schon mal getragen hat. Was viele nicht wussten: Auch auf einem Festival kann man Stil beweisen. Aber nicht mit den überteuerten Hunter-Gummi-

EINKAUFSWAGEN

Wenn etwas zum Klassiker wird, dann bedeutet das erstens, dass das Ding schon immer da war, und zweitens, dass man es nicht doof finden darf. Sehr oft

ist auch einfach irgendwas von Le Corbusier damit gemeint. In unsere Liste der Klassiker kommen diesmal aber lauter Gegenstände, die diesen Titel zwar

verdienen, aber trotzdem erschwinglich sind. Nimm das, Corbusier!

stiefeln, sondern mit der schlichten K-Way-Jacke inklusive dem legend-ären Wimmerl als Packtasche. Sie ist wasser- und schlammdicht, schön knapp geschnitten und kostet um die 40 Euro – passt. Damit war Mama schon 1983 auf Lanzarote! Der Lada Niva wird seit fast vierzig Jahren in der gleichen Form gebaut. Die Technik hat sich seitdem auch nicht allzu sehr verändert (und wenn, verschlechtert). Auf jeden Fall ist er das schönste und robusteste Auto, das man unter 10 000 Euro kriegen kann. Allerdings auch das schmutzigste. Klar, selbst gemachte Zitronenlimonade wäre noch idyllischer, aber wir sind ja hier nicht im Manufactum-Workshop. Mehr Sex-Appeal haben die kleinen Sanbittèr-Fläschchen, in denen etwas schwappt, das immer perfekt nach frühem Nachmittag im Zitronenhain mit Blick auf die Adria schmeckt. Hat eigentlich jeder rumliegen: die Stableuchte in ihrer originalen Form mit Metallkörper und Schiebeschalter. Wer die nicht mehr findet und trotzdem eine Nachtwanderung plant – das kleine Taschenlam-penwerk Artas in Arnstadt stellt die Dinger immer noch her, kosten keine fünf Euro. Nicht zu vergessen: Händchen halten ist der Klassiker für Verliebte. Sollte man ruhig mal wieder tun und sich dran erinnern, wie irre das beim ersten Mal war. Und schön wild schlenkern!

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Und plötzlich verdient man Geld: Wer von diesen fünf hat in welchem Moment das Gefühl gehabt: „Ich bin reich“?

Der Mensch, der diesen Satz hier schreibt – DAS BIN JA ICH! –, hat sich übrigens zum ersten Mal reich gefühlt, als er Pizza nicht mehr nach dem Preis des Belags bestellt hat. Rätsel (und Lösung) findest du online unter jetzt.de/reich.

RÄTSEL

VON TIM BRÜNING / FOTOS

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eher der ankommen, der aus einer inneren Überzeugung entscheidet, als der, der sich anbiedert. Das Wort dafür ist: Haltung.

Ich bin Journalist. Das sollte kein Beruf für Harmonie-süchtige sein. Als Journalist müsste man besonders skep-tisch sein, wenn man bei den Leuten, über die man schreibt, beliebt ist. Ganz sicher darf es nicht das Ziel der Arbeit sein. Aber dasselbe gilt auch beim Publikum, für das man schreibt: Wer schreibt, was alle lesen wollen, schreibt womöglich nicht das, was alle lesen sollten.

Jeder muss einen eigenen inneren Kompass finden, der ihm zeigt, was richtig und was falsch ist, was gut ist und was nicht. Der zu erwartende Beifall sollte dabei nicht die entscheidende Rolle spielen. Das ist leicht gesagt, aber so einfach ist es natürlich nicht. Wir alle sind soziale Wesen. Wir suchen und genießen die Bestätigung. Wir wollen ge-liebt werden – und sei es nur dafür, dass es uns scheinbar egal ist, ob wir geliebt werden wollen.

Am Ende hilft womöglich nur eine Handvoll guter Freunde und Kollegen, auf deren Urteil wir vertrauen – nicht zuletzt, weil wir wissen, dass es ehrlich ist. Auch Freundschaften können schließlich nicht darauf aufbau-en, dass man sich gegenseitig beliebt machen will.

Und vielleicht hilft es auch zu erleben, dass es nicht so schlimm ist, es sich – scheinbar – mit allen zu verscherzen. Das macht zwar zum Beispiel den Besuch von Veranstal-tungen etwas unentspannt, auf denen ich die Leute tref-fen könnte, bei denen ich mich sehr entschieden nicht beliebt gemacht habe. Aber das ist ein kleiner Preis dafür, dass man womöglich bei derselben Gelegenheit entdeckt, von Leuten geschätzt zu werden, die Haltung zu schätzen wissen.

„Musste das sein?“, fragte mich meine Mutter damals, nach meiner Abiturrede, und natürlich ist das die Ant-wort: Das musste sein.

Es hätte eigentlich gar keine Abrechnung werden sollen. Ich hatte mir wirklich vorgenommen, zum Abschied vom Gymnasium etwas halbwegs Versöhnliches zu sagen; et-was, das die Feier, bei der wir unsere Abiturzeugnisse er-hielten, nicht unnötig ungemütlich machen würde.

Es ging nicht. Ich saß an meinem Schreibtisch und kam nicht voran. Es ging erst, als ich – einen Tag vor dem Ter-min – beschloss, das aufzuschreiben, was ich wirklich sa-gen wollte. Meinen ganzen Zorn über diese Schule, ihren verquasten Katholizismus und Konservativismus, ihre Überheblichkeit, ihren Umgang mit Außenseitern und Kritikern packte ich in diese Rede. Nur ein rätselhaftes Heine-Zitat am Anfang deutete an, dass nicht alles schlecht gewesen war.

Ein Teil der Lehrerschaft und eine Reihe von Eltern verließen während meines Vortrags aus Protest die Aula. Der Schulleiter sagte aus Protest die Teilnahme am feier-lichen Abi-Ball am nächsten Tag ab, weil ich, wie er ver-lesen ließ, die Lehrer „desavouiert“ hätte.

Ich habe mich mit meiner Rede nicht beliebt gemacht, auch bei vielen meiner Mitschüler nicht.

Ich würde gern sagen, dass die Leute, die mich damals nicht mochten, dafür etwas anderes empfanden, was viel wichtiger ist: Respekt. Oder wenn sie es damals nicht empfanden, dann wenigstens im Nachhinein.

Das klingt gut, aber ich weiß nicht, ob es stimmt. Noch weniger weiß ich, ob man darauf spekulieren kann. Ich weiß nur, dass ich im Nachhinein ungemein stolz bin auf die Rede, die ich da gehalten habe. Es geht also, etwas pathetisch formuliert, zuallererst um den Respekt vor mir selbst.

Es ist ja auch nicht so, dass man einfach beschließen könnte, beliebt sein zu wollen. Das gelingt nicht einmal zuverlässig in den Berufen, in denen Erfolg tatsächlich zu wesentlichen Teilen mit Popularität zusammenhängt, wie Popstar oder Politiker. Beliebt sein zu wollen ist keine Ei-genschaft, die Menschen beliebt macht. Auf Dauer wird

IMPRESSUM jetzt LEBEN&JOB Eine Verlagsbeilage der Süddeutschen Zeitung im Juni 2012 Verlag Süddeutsche Zeitung GmbH, Hultschiner Straße 8, 81677 München, Tel. 0 89 / 21 83 - 0 Chefredakteur Kurt Kister Verantwortlich im Sinne des Presserechts Dirk von Gehlen Redaktion Michalis Pantelouris Art Director Joanna Swistowski Schlussredaktion Isolde Durchholz Anzeigen (verantwortlich) Jürgen Maukner Kontakt Tel. 0 89 / 21 83 - 82 73, [email protected] Anzeigenpreise unter http://mediadaten.sueddeutsche.de/sonderthemen/jetzt_schulejob_unijob

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Stefan Niggemeier, 42, ist wohl Deutschlands einflussreichster Medienjournalist, weil er sogar über Hefte, in denen er selbst schreibt, immer ehrlich seine Meinung sagt (sei nett zu uns!).

Das muss jetzt sein.VON STEFAN NIGGEMEIER / TEXT & FELIX KRÜGER / FOTO

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