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Jahresbericht 2017 - Brot für alle · shop in Sierra Leone speziell für Frauen. Viele...

Date post: 04-Nov-2020
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Jahresbericht 2017
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Page 1: Jahresbericht 2017 - Brot für alle · shop in Sierra Leone speziell für Frauen. Viele Teilnehmerinnen aus Kamerun, Li-beria, Gabun, Guinea-Conakry und Sier-ra Leone berichteten

Jahresbericht

2017

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Editorial

Sehr geehrte Damen und Herren

Wer in Schweizer Läden einkauft, kann es kaum vermeiden. Es ist im Pizzateig und im Müesli, im Shampoo und in Ker-zen und trübt gar den Genuss leckerer Biokekse. Die Rede ist von Palmöl, das in tropischen Ländern in riesigen Monokul-turen aus der Frucht der Ölpalme gewon-nen wird. Das Öl ist billig und leicht zu verarbeiten und deshalb das weltweit meistkonsumierte Pflanzenöl. Allein in den letzten 15 Jahren hat sich sein Ver-brauch verdoppelt.

Die Folgen dieses Booms sind katastro-phal für Mensch und Umwelt. Das haben Recherchen und Kampagnen von Brot für alle 2017 eindrücklich gezeigt. In In-donesien und Malaysia, in Lateinameri-ka und Afrika fallen immer mehr tropi-sche Wälder den Ölpalmplantagen zum Opfer. Die Menschen werden von ihrem Land vertrieben und verlieren ihre Le-bensgrundlage.

Um diese Entwicklung zu stoppen, braucht es einen grundlegenden Wandel im globalen Ernährungssystem. Denn Palmöl umfasst auch andere negative Trends in der Nahrungsmittelprodukti-on: Industrialisierung, Einsatz von Pesti-

ziden sowie den Konsum hochverarbeite-ter Lebensmittel. Die Gewinner sind ein paar Grosskonzerne, die Verlierer Klein-bauernfamilien rund um die Welt – und letztlich wir alle.

Wollen wir ein gerechtes und nachhalti-ges Ernährungssystem aufbauen, braucht es im Sinne des biblischen Jubeljahrs einen Neubeginn für den Menschen und die Erde. Es braucht Menschen, die sich dem schonenden Anbau gesunder Le-bensmittel für regionale Märkte widmen. Und Konsumenten, die dies honorieren: indem sie bewusster essen, faire Preise bezahlen, Lebensmittel wieder selber verarbeiten. So kann uns dieser Wandel «vorwärts zu den Wurzeln» führen: nä-her zur Erde und solidarisch mit den Menschen, die sie bebauen – und gleich-zeitig einen Schritt voran in eine bessere Zukunft.

Bernard DuPasquierGeschäftsleiter

Jeanne Pestalozzi-RacineStiftungsratspräsidentin

Vorwärts zu den Wurzeln

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Finanzen

Betriebsertrag 2017 2016Spenden und Legate 12 030 737 10 759 217 davon Legate 1 476 505 411 603 DEZA-Programmbeitrag 6 291 000 6 625 680 Erlöse aus Lieferungen und Leistungen 681 547 373 137

Betriebsertrag 19 003 284 17 758 034

Betriebsaufwand

Programm- und Projektbeiträge – 8 744 752 – 9 884 177 Projektsekretariat und Qualitätsmanagement – 218 804 – 253 385 Information und Sensibilisierung – 1 876 613 – 1 809 863 Entwicklungspolitik – 2 745 231 – 2 665 084 Fundraising und Administration – 2 824 704 – 2 837 523

Betriebsaufwand – 16 410 104 – 17 450 031

Fonds- und ausserordentliches Ergebnis – 1 176 391 205 053

Jahresergebnis* 1 416 789 513 056

Betriebsrechnung

Die revidierte Jahresrechnung kann unter www.brotfueralle.ch/jahresbericht heruntergeladen werden.

Ökumenische Kampagne

Privatspenden und Legate

Institutionen, Behörden, Mitgliedkirchen

Programmbeitrag DEZA Erlöse aus Lieferungen und Leistungen

Programm- und Projektbeiträge

Projektsekretariat und Qualitätsmanagement

Information und Sensibilisierung

Entwicklungspolitik Fundraising und Administration

Herkunft der Mittel Verwendung der Mittel 4 %

1 %12 %

17 %

53 %

33 %

27 %3 %

33 %17 %

* Das Jahresergebnis ist vor allem dank höheren Zuwendungen aus Legaten und einer MwSt-Rückerstattung erzielt worden.

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Mitte Dezember schlug sich die Rechtskommission des Nationalrats auf die Seite des Bundesrats und lehnte den Gegenvorschlag ab. Die Chancen für die Initiative stehen aber gut, denn erste Umfragen zeigen, dass die Vorlage in der Bevölkerung grosse Sympathien ge-niesst. Rückenwind kommt auch aus dem Ausland: Frankreich führte im Feb-ruar 2017 eine ähnliche Sorgfaltsprü-fungspflicht für Unternehmen ein, wie sie auch die Konzernverantwortungsini-tiative fordert.

Kinderarbeit in der Lieferkette von LafargeHolcimWie nötig die Initiative ist, zeigt eine Stu-die zu den Geschäften von LafargeHol-cim, die Brot für alle und Fastenopfer im Mai 2017 publizierten: Mehr als zehn Jah-re lang hat eine Tochterfirma des Zement-konzerns in Uganda von der Arbeit von Kindern und Jugendlichen profitiert. Sie arbeiteten im Abbau von Pozzolan, einem Zusatzstoff für Zement. Erst als der Skan-dal publik wurde, reagierte Lafarge- Holcim. Seit Januar 2017 kauft der Kon-zern den Rohstoff nur noch aus Steinbrü-chen, die ausschliesslich Erwachsene beschäftigen. Viele Kinder und Jugendli-che sind nun arbeits- und perspektivenlos und leiden wegen der Arbeit in den Stein-

Ethisch Wirtschaften

Verbindliche Regeln für Schweizer Kon-zerne zum Schutz von Mensch und Um-welt – auch bei Auslandtätigkeiten. So lautet das Kernanliegen der von Brot für alle und über 80 weiteren Organisationen lancierten Konzernverantwortungsinitia-tive. Im Januar 2017 empfahl der Bundes-rat die Initiative ohne Gegenvorschlag zur Ablehnung. Die Rechtskommission des Ständerats sprach sich dagegen klar für einen indirekten Gegenvorschlag aus, der auch vom Westschweizer Wirt-schaftsdachverband GEM und namhaf-ten Unternehmen wie Migros und Ikea unterstützt wurde.

Kinderarbeit bei einem Zulieferer von LafargeHolcim in Uganda.

Forderung nach mehr Verantwortung der Wirtschaft gewinnt Sympathien

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brüchen auch unter gesundheitlichen Problemen. Brot für alle und Fastenopfer forderten deshalb von LafargeHolcim und den Lieferanten vor Ort, die volle Ver-antwortung zu übernehmen und Pro-gramme für die früheren Kinderarbeiter auf die Beine zu stellen.

IT-Rating deckt Missstände aufAuch bei der Produktion elektronischer Geräte wie Smartphones und Laptops liegt immer noch vieles im Argen. Unter dem Motto «iSlave at ten» organisierte Sacom, die chinesische Partnerorganisa-tion von Brot für alle, Anfang November 2017 eine globale Aktion am Tag der Lan-cierung des iPhone X. Sie machte damit auf die nach wie vor sklavenähnlichen Arbeitsbedingungen in chinesischen Zu-lieferbetrieben von Apple aufmerksam.

Mit dem Rating von IT-Markenfirmen doppelten Brot für alle und Fastenopfer Ende November 2017 nach. Die grössten Probleme sind tatsächlich bei den Ar-beitsbedingungen festzustellen, wo so-gar die beiden Vorreiter Apple und HP im Vergleich zum letzten Rating 2014 zurückfielen. Auch im Umweltbereich bleibt einiges zu tun: In den Geräten selbst werden zwar weniger toxische Stoffe verbaut, doch Putz- und Lösungs-mittel vergiften weiterhin Menschen an den Fliessbändern. Verbesserungen gab es bei der Beschaffung von Konfliktroh-stoffen wie Zinn oder Kobalt. Dies ist pri-mär auf Gesetze in den USA und in der EU zurückzuführen – ein weiterer Beleg für die Tatsache, dass Konzerne bei der Unternehmensverantwortung nur dann vorwärts machen, wenn sie durch Vor-schriften dazu angehalten werden.

Brot für alle und Fastenopfer forderten die Schweizer Universitäten auf, nur ver-antwortungsvoll produzierte IT-Geräte zu kaufen und dazu der Organisation Electronics Watch beizutreten. Das öf-fentliche Einkaufskonsortium PAIR in der Westschweiz orientierte sich bei sei-ner aktuellen Ausschreibung im IT-Be-reich bereits an den Rating-Kriterien der beiden Organisationen.

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Die Ergebnisse des IT-Ratings

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Recht auf Nahrung

Das eigene Land so nutzen, wie wir wol-len: Das ist für uns selbstverständlich. Aber nicht für Millionen von Menschen in den Ländern des globalen Südens. Dort reissen ausländische Investoren und Konzerne immer mehr Land an sich und vertreiben Bauernfamilien und indigene Gemeinschaften. In Indonesien werden auf solchen Flächen nach der Rodung des Regenwaldes meist Ölpalmen in riesigen Monokulturen angebaut, um den wach-senden Bedarf der Lebensmittelindustrie nach billigem Palmöl zu befriedigen.

Unter dem Slogan «Geld gewonnen, Land zerronnen» stellten Brot für alle und Fastenopfer diese soziale und ökologi-sche Tragödie ins Zentrum der Ökume-nischen Kampagne 2017. Denn die Schweiz und hiesige Firmen sind im Palmölgeschäft wichtige Drehscheiben.

So erbrachte etwa die Credit Suisse laut der von beiden Organisationen im März 2017 publizierten Studie zwischen 2009 und 2016 Dienstleistungen für Palmölfir-men – etwa die Platzierung von Aktien oder Obligationen – in der Höhe von 901 Millionen US-Dollar. Brot für alle und Fastenopfer forderten deshalb Schwei-zer Finanzdienstleister auf, bei allen Geschäften und von allen Kunden die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards zu verlangen.

Erfolgreiche Petition an GrossverteilerEin positives Zeichen setzten Brot für alle und Fastenopfer mit der Aktion «Neu-land». Um den Landraub im Süden sicht-bar zu machen, wurde während der Fas-tenzeit auf über 100 Europaletten jeweils ein Quadratmeter neues Nutzland be-pflanzt. Auch die entwicklungspoliti-sche Kampagne im Herbst setzte in der Schweiz an: Brot für alle und Fastenopfer forderten mit einer Petition die Grossver-teiler auf, in ihren Produkten weniger Palmöl zu verwenden. Gleichzeitig zeigte die Kampagne auf, dass der «Nachhaltig-keits»-Standard RSPO (Roundtable on Sustainable Palm Oil) bloss ein Feigen-blatt ist. Die Petition wurde innert zehn Tagen von über 10 000 Menschen unter-zeichnet – und ihre Botschaft scheint

Das Plakat der Ökumenischen Kampagne fokussierte auf die Verwicklung von Schweizer Banken im Palmölgeschäft.

Palmöl bedeutet Landraub – doch der Widerstand wächst

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anzukommen: Coop, Migros, Aldi und Denner sind bereit, mit Brot für alle und Fastenopfer über die Reduktion von Palmöl zu sprechen.

Von Südostasien greift der Landraub für Ölpalmplantagen auch auf Westafrika über, wo die Ölpalme heimisch ist. Dar-unter leiden vor allem Frauen, die Palmöl traditionellerweise verarbeiten, denn sie werden von der Palmölindustrie an den Rand gedrängt. Brot für alle und ihre Partnerorganisationen organisierten des-halb im August 2017 einen Palmöl-Work-shop in Sierra Leone speziell für Frauen. Viele Teilnehmerinnen aus Kamerun, Li-beria, Gabun, Guinea-Conakry und Sier-ra Leone berichteten auch von Gewalt gegen Frauen im Umfeld der Plantagen. Die kamerunische Partnerorganisation RADD forderte mit einer Petition von den Regierungen westafrikanischer Länder, dass Frauen besser geschützt und ihre Rechte respektiert werden.

Sunbird Energy will Maniok verbrennen Nicht Palmöl, sondern Zuckerrohr baute der Schweizer Konzern Addax in Sierra Leone an und verarbeitete es zu Agro-treibstoff. Die Landkonzession wurde

Ende 2016 an die britisch-chinesische Firma Sunbird Energy verkauft. Diese kündigte 2017 an, sie wolle auch das lokale Elefantengras und das Grund-nahrungsmittel Maniok in Treibstoff verwandeln sowie Produktionsverträge mit einzelnen Bauern einführen – mit problematischen Konsequenzen für die Bevölkerung. Brot für alle und ihre Part-nerorganisation Silnorf unterstützen die Bauerngemeinschaften weiterhin im Kampf um ihre Rechte. Besonderes Au-genmerk gilt nun der Neuverhandlung der Landkonzession mit Sunbird.

Ein Bankett gegen die Verschwendung In Sierra Leone werden Nahrungsmittel für die Treibstoffproduktion missbraucht, in der Schweiz landet ein Drittel aller Lebensmittel im Abfall. Gegen diese Ver-schwendung setzten sich Brot für alle und viele andere Organisationen Ende Sep-tember 2017 am Berner Foodsave-Bankett ein. 800 Kilo Lebensmittel, die sonst nicht mehr verwendet worden wären, wurden in der Küche des Hotels Schweizerhof von Spitzenköchen in 1500 leckere Menüs verwandelt und an einer langen Speiseta-fel vor der Heiliggeistkirche serviert.

Ölpalmplantagen drängen in Indonesien den Regenwald immer weiter zurück.

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Transition imErnährungssystem

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«Du bist, was du isst»

Der bekannte Ausspruch ist heute treffender denn je. Denn was wir essen, hat nicht nur Auswirkungen auf uns selbst, sondern auf die ganze Welt und deren Zukunft. Der Grund ist einfach: Das globale Ernährungssystem bewirkt oft Hunger und Ungerechtigkeit und ist die wich-tigste Ursache des Klimawandels.

Deshalb müssen wir die Art und Weise verändern, wie wir Nahrungsmittel produzieren und konsumieren. Ohne mutige politische Weichenstellungen ist dies nicht möglich. Aber auch nicht ohne den Wandel in Kopf, Herz und Hand von uns allen. Denn wie wir mit Boden, Saatgut oder Nahrungsmitteln umgehen, bestimmt das Gesicht der Welt von morgen.

Ob Fairer Handel oder saisonaler Konsum, ob im Kampf gegen Landraub und Verschwendung, ob als Bäuerin oder als Konsument: Es gibt zahllose Möglichkeiten, sich für ein Ernährungssystem einzusetzen, das die Grenzen des Planeten respektiert – hier bei uns wie in den Ländern des globalen Südens. Die folgenden Porträts sind Beleg dafür.

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Maria Magdalena Alvarado ist Bäuerin und lebt in der Nähe der Kleinstadt Rabinal im Zentrum Guatemalas. Sie ist verantwortlich für die Saatgut-bank der Vereinigung «Qachuu Aloom» («Mutter Erde» in der Sprache der Maya), die einheimisches Saatgut bewahrt und weiterentwickelt. Qachuu Aloom gehört zum Netzwerk von Redsag, einer Partnerorganisation von Brot für alle, die sich gegen die Privatisierung des Saatguts in der Hand grosser Agrarkonzerne wehrt.

«Unsere Grossmütter und Grossväter haben uns das Saat- gut hinterlassen, damit wir die Traditionen des Maya- Volkes bewahren können. Es ist gesundes Saatgut, ohne Schadstoffe, in dem die Energie zum Leben steckt. Ich kämpfe für den Erhalt dieses Saatguts, damit meine Familie und künftige Generationen weiterhin in Harmonie mit der Mutter Erde leben können.»

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«Ob aus dem eigenen Garten, vom Bioladen aus der Nachbarschaft oder fair gehandelt aus dem globalen Süden: Wie wir uns ernähren, kann zum Wandel beitragen, den die Welt so dringend braucht. Ich will wissen, was in meinem Essen steckt. Und am liebsten ‹lerne ich meinen Salat selber kennen›, bevor er auf dem Teller landet.»

Stephan Tschirren ist Historiker und Religionswissen-schaftler und seit 2015 bei Brot für alle für Bildung und Katechese zuständig. Er engagiert sich für die Transition des Ernährungssystems im Rahmen von Projekten wie etwa dem Foodsave-Bankett in Bern, an dem sich Brot für alle 2017 erstmals beteiligt hat. Mit seiner Familie lebt er vor den Toren Berns auf einem kleinen Biohof mit Ziegen, Bienen und grossem Selbstversorgergarten.

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«Ich fühle und engagiere mich als Dienender. Ich habe bekommen, also gebe ich. Für mich ist das eine völlig logische Folge, denn Glaube ohne Taten – das genügt mir nicht. Ich kann kein erfülltes Leben führen, ohne aktiv zu werden und mich einzusetzen. Erst mein Engagement lässt mich das Leben in seiner ganzen Fülle und Schönheit erfahren.»

Albin Masson ist Mitglied der Kirchgemeinde «Les Avançons» in Bex und leitet den Dienst für Strassen und Grünflächen der Waadtländer Gemeinde Veytaux (VD). In der Aktion «Neuland» bepflanzte er im Rahmen der Ökumenischen Kampagne 2017 ein neues Stück Land – als Protest gegen den Landraub im Weltsüden. Auch sein Beruf bringt ihn immer wieder in Kontakt mit der Erde. Dies erklärt sein Interesse an der Agrarökologie und den Anliegen von Brot für alle, für die er sich seit Jahren engagiert.

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Marie Crescence Ngobo ist Ökonomin und Expertin für lokale Entwicklung. Seit 2009 ist sie Koordinatorin von RADD, einer Partnerorganisation von Brot für alle in Kamerun. RADD unterstützt Frauen im Kampf um ihre Rechte und für mehr Ernährungssouveränität. Ein Schwerpunkt liegt im Einsatz gegen die Expansion von Ölpalmplantagen und die zunehmende Gewalt gegen Frauen in deren Umfeld.

«Industrielle Monokulturen breiten sich immer mehr aus und zerstören Land und Leben vieler Frauen und ihrer Familien. Dagegen wehre ich mich, denn Frauen sollen auf ihrem Land gesunde Nahrungsmittel anbauen und ernten können. Mein Traum ist es, lokale Märkte aufzubauen, die Produzentinnen und Konsumentinnen gleichermassen ein würdiges Leben ermöglichen.»

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Brot für alle – Wir bewegen Menschen

Brot für alle ist die Entwicklungsorganisation der Evan-gelischen Kirchen der Schweiz. Wir engagieren uns im Norden wie im Süden für einen Wandel hin zu neuen Modellen der Nahrungsmittelproduktion und der Wirt-schaft. Diese setzen auf Kooperation zwischen den Menschen und fördern den Respekt gegenüber den natür-lichen Ressourcen. Mit Sensibilisierungsarbeit und hoffnungsvollen Alternativen motivieren wir Menschen dazu, selber Teil des nötigen Wandels zu werden.

Brot für alleBürenstrasse 12Postfach 32703001 Bern+41 31 380 65 65www.brotfueralle.chSpendenkonto 40-984-9

Stiftungsrat: Jeanne Pestalozzi-Racine (Stiftungsratspräsidentin), Nicole Bardet, Dr. Elisabeth Bürgi Bonanomi, Dr. Angelika Hilbeck, Maja Ingold, Pierre Jacot, Daniel Reuter, Dr. Florian Wettstein

Geschäftsleitung: Bernard DuPasquier (Geschäftsleiter), Miges Baumann, Elke Fassbender, Regula Reidhaar, Christoph Ochsenbein

ImpressumTexte und Redaktion: Lorenz KummerKonzept: Crafft Kommunikation Layout und Illustrationen: Karin HutterBilder: Martin Good/Shutterstock.com (Titelseite)/zvgDruck: Cavelti


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