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Jahresbericht 2008

Date post: 17-Mar-2016
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Medair Jahresbericht 2008
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Eintreten für die Bedürftigsten der Welt Medair-Jahresbericht 2008
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Page 1: Jahresbericht 2008

Eintreten für die Bedürftigsten der Welt

Medair-Jahresbericht 2008

Page 2: Jahresbericht 2008

„Schon seit Kriegsende hören wir im Radio, dass sich die ganze Welt um die Probleme in Afghanistan kümmert. Die Regierung erhält Hilfe und die Menschen auch. Aber uns hat bisher noch niemand geholfen!

Doch jetzt ist Medair hier – die erste NGO, die kommt und unseren Gemeinden hilft. Wir sind sehr froh und danken Ihnen, dass Sie gekommen sind.“Hagi Hussein Dad, Dorfältester in Boz Morda in der Provinz Wardak, Afghanistan

MEDAIR Jahresbericht 20082 Medair liefert Nahrungsmittel und medizinische Güter nach Afghanistan.

Page 3: Jahresbericht 2008

Inhaltsverzeichnis

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Medair-Übersicht 2008

Brief des Geschäftsführers

Wer sind die bedürftigsten Menschen der Welt?

Kernkompetenz Nothilfe

Kernkompetenz Wiederaufbau

Fachbereich Medizinische Versorgung

Fachbereich Wasser und sanitäre Einrichtungen

Fachbereich Unterkunft und Infrastruktur

Landesprogramme

2008 auf einen Blick

Landesprogramme

Die Gesichter hinter dem Engagement

Mit den Worten unserer Partner

Unsere Partner 2008

Zertifizierungen und Mitgliedschaften

Impressum

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Page 4: Jahresbericht 2008

• 2 794 250 Hilfeempfänger• 8 Landesprogramme• 7 Einsatzländer• 1 internationaler Hauptsitz in der Schweiz, 66 Stellen• 5 Länderbüros in Frankreich, Deutschland, den Niederlanden, dem Vereinigten Königreich und den USA• 118 internationale Mitarbeiter in den Einsatzländern• 1 093 nationale Mitarbeiter

Länder Krisen HerausforderungenSüdsudan Konflikt • Vereinzelt auftretende

Auseinandersetzungen• Wiederaufbau nach Beendigung

des Konflikts• Hohe Flüchtlings-

und HeimkehrerrateNaturkatastrophen • Überschwemmungen

• DürreAndere Krisen • Hohe allgemeine Verwundbarkeit

der Bevölkerung• Seuchen• Nahrungsmittelkrisen

Sudan Nordstaaten

Konflikt • Andauernder Konflikt• Wiederaufbau nach Beendigung

des Konflikts• Zahlreiche Binnenvertriebene

Naturkatastrophen • Überschwemmungen• Dürre

Andere Krisen • Hohe allgemeine Verwundbarkeit der Bevölkerung

• Seuchen• Nahrungsmittelkrisen

Uganda Konflikt • Vereinzelt auftretende Auseinandersetzungen

• Wiederaufbau nach Beendigung des Konflikts

• Zahlreiche BinnenvertriebeneNaturkatastrophen • DürreAndere Krisen • Hohe allgemeine Verwundbarkeit

der Bevölkerung• Seuchen• Nahrungsmittelkrisen

Länder Krisen HerausforderungenAfghanistan Konflikt • Wiederaufbau nach Beendigung

des Konflikts (in Gebieten, in denen Medair aktiv ist)

Naturkatastrophen • Erdbeben• Dürre

Andere Krisen • Hohe allgemeine Verwundbarkeit der Bevölkerung

• Seuchen• Nahrungsmittelkrisen

D.R. Kongo Konflikt • Vereinzelt auftretende Auseinandersetzungen

• Wiederaufbau nach Beendigung des Konflikts

• Zahlreiche BinnenvertriebeneAndere Krisen • Hohe allgemeine Verwundbarkeit

der Bevölkerung• Seuchen

Indonesien Naturkatastrophen • Tsunami• Erdbeben• Vulkanausbruch

Madagaskar Naturkatastrophen • Wirbelstürme• Überschwemmungen

Andere Krisen • Hohe allgemeine Verwundbarkeit der Bevölkerung

• NahrungsmittelkrisenSomalia Konflikt • Unsicherheit

• BevölkerungsvertreibungenNaturkatastrophen • DürreAndere Krisen • Hohe allgemeine Verwundbarkeit

der Bevölkerung• Nahrungsmittelkrisen• Seuchen

INDoNESIEN • DEMoKrATIScHE rEpUBLIK KoNGo

SÜDSUDAN •

• UGANDA

• SoMALIA

• MADAGASKAr

• SUDAN (Nordstaaten)

AFGHANISTAN •

Medair-Übersicht 2008

MEDAIR Jahresbericht 20084

Page 5: Jahresbericht 2008

In jedem Land, ob im Norden oder im Süden, können lebensverändernde Krisen ohne Vorwarnung eintreten. Arbeitsplätze und Existenzgrundlagen können verloren gehen, Beziehungen können kriseln, Krankheiten können von einem Tag auf den anderen zuschlagen. Wir alle sind anfällig für solche Krisen und brauchen dann Unterstützung.

Wir von Medair treten für die bedürftigsten Menschen der Welt ein. Wir helfen Menschen, deren Leben durch Konflikte, Naturkatastrophen und andere Krisen komplett aus den Fugen geraten ist; Menschen an entlegenen, schwer zugänglichen Orten, an denen es so grundlegende Dinge wie medizinische Versorgung und sauberes Trinkwasser einfach nicht gibt, Menschen, die aus vielen Gründen wie alle anderen auf der Welt, wenn nicht gar mehr noch, einfühlsame Unterstützung benötigen.

Wenn wir uns für Menschen in einer solchen Krise einsetzen, wird uns unsere eigene Verwundbarkeit und unsere eigene Hilfsbedürftigkeit in einer – wenn auch vergleichsweise banalen – Krise wieder bewusst. Wie Jesus in der Bergpredigt lehrte, bemühen wir uns darum, die Menschen so zu behandeln, wie wir von ihnen behandelt werden wollen. Wir reisen also nicht in ferne Länder, um der Not leidenden Bevölkerung die Art von Hilfe aufzuzwingen, die wir für die beste halten, sondern stehen den bedürftigen Menschen als Partner zur Seite, indem wir ihre Bedürfnisse berücksichtigen und ihnen die Unterstützung und Fachkompetenz liefern, mit der es ihnen möglich ist, die Krise mit Würde zu überstehen.

2008 konnten wir mehr Menschen mit Nothilfe- und Wiederaufbaumassnahmen erreichen als in jedem anderen Jahr seit der Gründung von Medair. Dies zeugt vom Engagement unserer Mitarbeiter, von denen einige 2008, das als das gefährlichste je verzeichnete Jahr für Hilfsorganisationen gilt, mit extrem schwierigen Arbeitsbedingungen konfrontiert waren. Es ist auch ein Beweis für das ungebrochene Engagement unserer Spenderinnen und Spender in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten.

Was genau bedeutet es, für die bedürftigsten Menschen der Welt einzutreten?Mit unserem Jahresbericht 2008 möchten wir die Gelegenheit ergreifen, dieser Frage mit Fotos, Statistiken und Erfolgsgeschichten aus unseren Einsatzländern nachzugehen.

Sie werden von unserer Entschlossenheit lesen, die schwächsten Menschen der Welt auch dann zu erreichen, wenn uns fast unüberwindliche Hindernisse den Zugang erschweren. So mussten sich 2008 beispielsweise unsere Hilfsteams im Südsudan und in Madagaskar durch grosse Überschwemmungsgebiete kämpfen, um Nothilfe leisten

zu können. In der Demokratischen Republik Kongo fuhren unsere Mitarbeiter auf den wenigen Strassen des riesigen Landes so oft hin und her, um die Kliniken in den abgelegensten Dörfern zu erreichen, dass sie letzten Endes eine grössere Strecke zurücklegten als die Entfernung zwischen Erde und Mond.

Auf diesen Seiten können Sie nachlesen, wie wir uns ständig darum bemühen, in Kooperation mit unseren Begünstigten spürbare und praktische Erfolge zu erzielen. Ein Beispiel dafür ist West-Darfur, wo wir 20 Kliniken zur medizinischen Grundversorgung und mehr als 300 000 ambulante Patienten betreuten. Unsere Verpflichtung zu gelebter Integrität bedeutet nichts anderes, als dass wir uns gegenüber den Menschen, denen wir helfen, verantwortlich fühlen und alle Probleme rasch aus der Welt geschafft haben.

In einer Krise benötigen oftmals Kinder und Schwangere am dringendsten Hilfe. Medair unterstützt daher aktiv Kinder, die von Konflikten betroffen sind, und bemüht sich darum, die Sterblichkeitsrate bei jungen Müttern zu senken. Weiter hinten in unserem Jahresbericht werden Sie Gul Bibi kennenlernen. Sie ist eine der ersten Patientinnen in unserer neuen Geburtshilfeeinrichtung in einer entlegenen Gegend in Afghanistan, bei der ein Kaiserschnitt vorgenommen wurde. Ausserdem werden Sie etwas über den kleinen Alex aus Uganda erfahren, einen ehemaligen Kindersoldaten der Lord’s Resistance Army (LRA), der sich jetzt ein Leben voller neuer Hoffnung für die Zukunft aufbaut.

2009 feiern wir das 20-jährige Bestehen von Medair. Dies nehmen wir zum Anlass, uns über die lebensrettende Hilfe zu freuen, die wir für Dutzende Millionen Menschen geleistet haben, und über die wertvollen Erfahrungen nachzudenken, die wir dabei sammeln konnten. Wir haben zum Beispiel gelernt, dass der Einsatz für die Schwächsten der Welt keine leichte Aufgabe ist. Echtes Engagement erfordert sehr viel Zeit, Energie und oftmals auch Geld. Dazu müssen hohe Qualitätsstandards vermittelt, eingehalten und von den Bedürftigsten umgesetzt werden. Doch damit nicht genug: Echtes Engagement erfordert den Willen jedes Einzelnen – ganz gleich ob Mitarbeiter, Spender oder Hilfeempfänger –, der sich zur Kooperation mit uns entschliesst und an seiner Unterstützung der bedürftigsten Menschen der Welt entschlossen festhält.

Randall Zindler, Geschäftsführer

Brief von Randall Zindler

Randall und unser nationaler Mitarbeiter Tsotso in Madagaskar

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Page 6: Jahresbericht 2008

Wer sind die bedürftigsten Menschen der Welt? Jahr für Jahr leistet Medair Nothilfe und Unterstützung beim Wiederaufbau für die bedürftigsten Menschen dieser Welt. Wie jedoch wurden diese Menschen derart hilfsbedürftig?

Kriege, Erdbeben, Hungersnöte, instabile Sicherheitslage, Zerstörung des eigenen Zuhauses: Die Liste der Katastrophen könnte beliebig verlängert werden. In vielen Ländern ist die ursprüngliche Krise nur der Anfang einer Reihe lebensbedrohender Probleme, die sich summieren und dadurch verheerende Auswirkungen

haben und die Menschen derart aus der Bahn werfen, dass sie dringend Hilfe benötigen.

Medair hilft Menschen, die durch Konflikte, Naturkatastrophen oder andere Krisen in Not geraten sind.

Foto: Flüchtlingsfamilie in der von Konflikten gebeutelten D.R. Kongo, wo seit 1998 über 5,4 Millionen Menschen, hauptsächlich durch kriegsbedingte Unterernährung und Krankheiten, ums Leben gekommen sind

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Page 7: Jahresbericht 2008

Nach dem Ausbruch einer grossen Krise treten rasch lebensbedrohende Gesundheitsrisiken auf.

Menschen, deren Häuser beschädigt oder zerstört wurden, benötigen eine geeignete Unterkunft, da andernfalls die Witterungsverhältnisse eine tödliche Gefahr bergen können. In vielen Krisenfällen verlieren die Menschen ihr Zuhause und müssen zu ihrer eigenen Sicherheit in überfüllten Camps leben, wobei sie oft nur das mitnehmen können, was sie zu tragen vermögen.

Binnenvertriebene müssen manchmal jahrelang in derselben provisorischen Unterkunft leben. Unter solchen Umständen fällt es ihnen schwer, ihre Würde zu wahren. Sie haben keine Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, und besitzen nur sehr wenige Rechte, was sie von der Hilfe anderer abhängig macht und wiederum zu grösserer Not in den umliegenden Gemeinden führt. In einem überfüllten Binnenvertriebenen-Camp ist der Ausbruch von Infektionskrankheiten lediglich eine Frage der Zeit.

Die Bedürftigsten dieser Welt haben in vielen Fällen keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser, Latrinen oder hygienischen Lebensbedingungen. Die tödliche Folge sind Durchfallerkrankungen. Fast zwei Millionen Menschen sterben jedes Jahr daran, und bei Kindern unter fünf Jahren sind sie die zweithäufigste Todesursache.

Fotos, von oben nach unten: Die Dürre in Somalia erschwert die Suche nach brauchbarem WasserEine Frau in Madagaskar vor ihrer von Wirbelsturm Ivan zerstörten HütteEine Frau in einem Binnenvertriebenenlager im Südsudan

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Page 8: Jahresbericht 2008

Die schwächsten Menschen dieser Welt haben mit einer Vielzahl an Problemen zu kämpfen, die sich durch Konflikte, Naturkatastrophen und andere Krisen noch weiter verschlimmern.

Eine halbe Milliarde Menschen leidet jedes Jahr an Malaria, eine Million stirbt an der Krankheit. Alle 30 Sekunden stirbt ein Kind an Malaria. Wer nicht stirbt, bekommt mehrmals im Jahr Malariafieberschübe und muss in dieser Zeit den Schulbesuch oder die Erwerbstätigkeit unterbrechen.

Für Schwangere besteht in den benachteiligten Ländern ein erschreckend hohes Gesundheitsrisiko: Die Wahrscheinlichkeit, während der Schwangerschaft oder der Geburt zu sterben, ist etwa 100 mal höher als in Europa. Kliniken gibt es nur wenige und selten in der Nähe, das medizinische Personal ist nicht immer gut ausgebildet, die Schwangerenfürsorge ist unzureichend und eine Versorgung im geburtshilflichen Notfall oftmals nicht gegeben.

Unterernährung ist weltweit für mehr als ein Drittel aller Todesfälle bei Kindern verantwortlich. Unterernährte Kinder sind oft in ihrer körperlichen und geistigen Entwicklung gehemmt und haben Lernschwierigkeiten.

Die bedürftigsten Menschen der Welt haben zudem schlichtweg keine Möglichkeit, ihre Lebenssituation zu verbessern. Im Krisenfall können viele Menschen nicht mehr für ihren Lebensunterhalt sorgen. Die Chance auf Bildung ist aufgrund schlechter schulischer Bedingungen und fehlenden Geldes für Schulgebühren und Schulmaterial extrem gering – vor allem für Mädchen.Fotos, von oben nach unten: Eine indonesische Familie kommt zur Ausgabe von Moskitonetzen durch Medair, um sich vor der Malaria zu schützenEin unterernährtes sudanesisches Kind am Anfang seiner Behandlung im Rahmen des von Medair durchgeführten Ernährungsprogramms und seine GrossmutterSomalische Mädchen holen Wasser für ihre Familie. Diese schwere Arbeit kann mehrere Stunden am Tag dauern – ein weiterer Grund, warum viele Kinder kaum zur Schule gehen

MEDAIR Jahresbericht 20088

Page 9: Jahresbericht 2008

Die bedürftigsten Menschen der Welt sind oft am schwersten zu erreichen.

Die anhaltenden Konflikte führen zu massiven Sicherheitsrisiken, die uns daran hindern, die Menschen zu erreichen, die unsere Hilfe am dringendsten benötigen. Extreme Witterungsbedingungen wie Schneefälle im Winter oder Überschwemmungen in der Regenzeit können ebenfalls zu grossen Hindernissen werden. Auch die geografischen Bedingungen eines Landes stellen oftmals eine enorme Herausforderung dar. Bergiges Gelände macht den Zugang sehr schwierig, aber manchmal ist auch einfach die Grösse eines Landes für seine Unzugänglichkeit verantwortlich.

Die schlechte Strasseninfrastruktur verschlimmert diese Probleme immens und macht eine Reihe kreativer Transportlösungen erforderlich, z.B. mit Flugzeugen, Booten, Allradfahrzeugen, Pferden, Fussmärschen, Motorrädern, Fahrrädern und Eselskarren.

Fotos, oben: Der Weg in die abgeschiedenen Projektgebiete von Medair in Afghanistan ist weit und beschwerlich

unten von links nach rechts: Mitarbeiter von Medair überqueren eine Brücke, die den einzigen Zugang zu einem Dorf in Madagaskar darstellt Das weitläufige Gebiet der D.R. Kongo mit seinen wenigen Strassen stellt die Mitarbeiter von Medair oft vor logistische Schwierigkeiten

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Page 10: Jahresbericht 2008

Nothilfe In einem Notfall reagiert Medair schnell, um das Leben und die Gesundheit von Menschen zu schützen, die sich in einer verzweifelten Lage befinden, z.B. aufgrund von Naturkatastrophen oder Bürgerkriegsgewalt.

Im September begann die Lord’s Resistance Army (LRA) mit grausamen Übergriffen auf unschuldige Einwohner des Gebiets Dungu in der D.R. Kongo. Zehntausende Menschen, von denen viele dringend medizinisch versorgt werden mussten, wurden aus ihren Häusern vertrieben.

Unsere Teams begannen sofort mit der kostenlosen Ausgabe von Medikamenten und der medizinischen Versorgung der Bedürftigsten. Dabei wurden sie von unserem Stützpunkt in Isiro aus per Allradfahrzeug mit Medikamenten beliefert.

Dank der mehr als zehnjährigen Erfahrung in der Region kennen sich die Verantwortlichen von Medair im Konfliktgebiet gut aus. Wir unterstützen knapp 500 Krankenstationen und sammeln monatlich Daten über Bevölkerungszahlen und Krankheiten. Das hat uns geholfen, zielsicher zu handeln und die richtigen Krankenstationen mit ausreichend Medikamenten zu versorgen, um die in Flüchtlingsgebieten häufig vorkommende Seuchenausbrüche zu verhindern.

Über einen Monat lang war Medair die einzige internationale NGO, die in der Stadt Dungu humanitäre Hilfe leistete, während die LRA mit ihren Angriffen auf Unschuldige weiter Angst und Schrecken in der Region verbreitete.

„Wir sind sehr dankbar für die medizinischen Betreuer von Medair, die bereit sind, ihr Leben zu riskieren, um in die derzeit äusserst unsicheren Gesundheitszonen Doruma, Dungu und Niangara zu gelangen“, schrieben die leitenden Krankenschwestern der drei Gesundheitszonen in einer gemeinsamen Erklärung auf dem Höhepunkt der Krise. „Ohne diese Hilfe könnte die Bevölkerung in dieser schwierigen Zeit nicht medizinisch versorgt werden. Sie ist ein Ausdruck eurer grossen Nächstenliebe!“

Fotos, oben: Eine Familie sucht nach ihrer Flucht vor den Angriffen der LRA in Dungu vorübergehend Zuflucht unten: Ein Mann wird in der Klinik in Dungu behandelt

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Page 11: Jahresbericht 2008

Wiederaufbau Sobald die kritische Phase einer Notsituation überwunden ist, müssen die Menschen auf eine andere Art von Medair unterstützt werden: Es gilt nicht mehr den dringendsten Versorgungsbedarf zu decken, sondern die Bevölkerung durch den Aufbau der Infrastruktur sowie von Versorgungssystemen und -einrichtungen für die Bewältigung künftiger Krisen zu wappnen.

Verbesserung der Nahrungsmittelsituation

Im Dürreland Afghanistan rief Medair im Jahr 2008 ein Essen-für-Arbeit-Projekt ins Leben, um den akuten Nahrungsmittelmangel der einheimischen Bevölkerung zu lindern. Fast 5000 Menschen setzten Bewässerungskanäle instand und bauten Strassen und Brücken. Als Gegenleistung erhielten sie Geld und Lebensmittel für ihre hungrigen Familien.

Zur langfristigen Deckung des Nahrungsmittelbedarfs verteilte Medair qualitativ hochwertiges Getreide- und Gemüsesaatgut sowie Obstbäume und zeigte auch, wie man den Anbau erfolgreich bewerkstelligt, da diese Art der Landwirtschaft hier kaum bekannt ist.

Ein wesentlicher Bestandteil des Projekts war die Schulung: Die Familien wurden über Nahrungsmittel und die Wichtigkeit einer ausgewogenen Ernährung informiert. „Nach einem halben Jahr konnten wir wirklich ermutigende Verhaltensänderungen feststellen“, sagt Dr. Habib, Projektleiter bei Medair. „Die Menschen wissen jetzt besser darüber Bescheid, wie gut Obst und Gemüse für die Ernährung sind und wie sie helfen, Krankheiten vorzubeugen.“

Das Essen-für-Arbeit-Projekt hatte neben der Verbesserung der Ernährungssituation viele weitere Vorteile für die Region. Die dabei entstandenen neuen Strassen, Brücken und Bewässerungskanäle werden den Menschen lange von Nutzen sein. „Ich bin Medair sehr dankbar“, sagt Nawroz Ali. „Um unsere Tiere aufs Feld zu treiben, brauchten wir bisher zwei Stunden. Dank der neuen Strasse benötigen wir jetzt nur noch 30 Minuten!“

Fotos, von oben nach unten:Neuer Bewässerungskanal im afghanischen Marak, der von den Teilnehmern des Essen-für-Arbeit-Projekts gebaut wurdeDie Arbeiter erhalten Lebensmittel und Geld als wohlverdienten Lohn für ihre Arbeit beim Strassen- und KanalbauEin afghanischer Mann auf der neuen Strasse in Marak, die im Rahmen des Essen-für-Arbeit-Projekts von Medair gebaut wurde

Kernkompetenzen

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Page 12: Jahresbericht 2008

Unsere Gesundheitsteams ermöglichen eine qualitativ hochwertige und nachhaltige medizinische Versorgung der bedürftigsten Menschen in Afrika, im Nahen Osten und in Asien.

Jedes Jahr werden unschuldige, schwache Menschen durch Krisen wie gewaltsame Konflikte oder Naturkatastrophen getötet oder verletzt. Medair leistet in einigen der gefährlichsten und abgeschiedensten Regionen der Welt medizinische Nothilfe in Krisensituationen.

Nur wenigen Menschen ist bewusst, dass ein Grossteil des Leids während Konflikten und Katastrophen durch Krankheits- und Seuchenausbrüche im Nachgang zur Hauptkrise verursacht wird. Zudem potenzieren sich die Gesundheitsrisiken noch, wenn diese Krankheiten in Gebieten mit mangelhaftem Zugang zu medizinischer Grundversorgung auftreten.

Medair liegt sehr viel daran, eine gute medizinische Grundversorgung der Bevölkerung mit besonderem Schwerpunkt auf der Prävention und Behandlung von Infektionskrankheiten sicherzustellen. Dabei sind wir uns bewusst, dass die langfristige Tragfähigkeit unserer Bemühungen davon abhängt, ob wir das Können und

die Kompetenz der einheimischen medizinischen Kräfte verbessern und Gesundheitseinrichtungen aufbauen, instand setzen und ausstatten. Darüber hinaus sind wir flexibel genug, um eine medizinische Spezialversorgung je nach Bedarf zu leisten.

Medizinische Versorgung

Fachbereich Medizinische Versorgung (Beispiele)

• Kliniken zur medizinischen Grundversorgung• Soforthilfeeinsätze bei Seuchenausbrüchen • Impfkampagnen• Aufklärung zu Gesundheitsfragen und Hygiene• Aktivitäten in den Bereichen Reproduktionsgesundheit und

Mutterschaft; Kliniken für die prä- und postnatale Betreuung• psychosoziale Betreuung der von Konflikten betroffenen Menschen• Hilfe für Opfer sexueller Gewalt• Verteilung von Moskitonetzen (Malariavorbeugung)• Versorgung mit Nahrungsmitteln und Nahrungsmittelsoforthilfe• Ernährungssicherung einschliesslich Verteilung von Saatgut und

agrartechnischer Beratung und Schulung• Kapazitätsaufbau und Unterstützung des medizinischen

Grundversorgungssystems• Schulung, Kontrolle und Überwachung von Kliniken und Mitarbeitern• Umfragen, Bewertungen, Feldstudien und operative Forschung

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Page 13: Jahresbericht 2008

„Bitte, bitte kommen Sie und untersuchen Sie meinen Sohn“, fleht der Mann und ringt dabei nach Luft, als er auf die medizinischen Mitarbeiter von Medair zustürmt.Das Gesundheitsteam ist gerade dabei, nach einem langen, heissen Tag in Paloich das Auto zu packen. Schnell bitten sie den Mann, seinen Sohn zu ihnen zu bringen. Der Mann macht kehrt, rennt davon und kommt kurz darauf mit seinem zweijährigen Sohn Ahmed zurück. Der Junge hat einen geschwollenen Bauch, hohes Fieber und atmet schnell. „Jedes fünfte Kind im Südsudan stirbt vor dem fünften Lebensjahr“, sagt Rhonda Eikelboom, Medizinische Koordinatorin bei Medair, „und ich hoffte inständig, dass Ahmed nicht auch dazu gehören würde. Aber da stand ich nun unter ein paar Bäumen und hatte für eine Diagnose nichts weiter als ein Stethoskop!“

Unschätzbarer Wert mobiler GesundheitsklinikenIm Bezirk Melut fahren die Medair-Gesundheitsteams von Dorf zu Dorf, um den Unterernährungsgrad bei Kindern zu ermitteln. An diesem Tag ist das Medair-Team auf der holprigen, staubigen Strasse von Melut nach Paloich unterwegs.

Kaum ist das Team angekommen, tauchen Mütter und ihre Kinder zu Fuss aus allen Winkeln des Dorfes auf. Da es im Ort keine Gesundheitseinrichtung gibt, errichtet Medair eine provisorische Klinik im Schatten eines Baumes. Ernährungsexpertin Alice Wyatt wiegt die Kinder mit einer Waage, die an einem stabilen Ast des Baumes aufgehängt wurde.

„Wie essen Ihre Kinder?“, fragt Alice jede Mutter. „Gibt es irgendwelche Probleme?“

Alice hört aufmerksam zu und gibt den Müttern praktische Ratschläge zum Thema Stillen und Zufütterungsmöglichkeiten. Sie beantwortet aber auch Fragen rund um die Ernährung.

Parallel dazu untersucht Rhonda die Kinder auf Durchfall, Fieber und andere Gesundheitsprobleme. Bei Kindern mit Fieber wird ein Tröpfchen Blut aus der Fingerspitze abgenommen und auf Malaria untersucht. Wer zum ersten Mal Patient in der „Klinik unterm Baum“ ist, erhält Entwurmungstabletten und Vitamin-A-Tropfen.

Notwendigkeit fester KlinikenAls sich der Tag in Paloich dem Ende zu neigt, taucht der besorgte Vater des kranken Ahmed bei den Medair-Mitarbeitern auf. Rhonda untersucht Ahmed auf

einschlägige klinische Symptome und kann ihn trotz der wenigen Ausrüstung und der knappen Zeit erstversorgen. „Ich habe die Mutter des Jungen eindringlich gebeten, in die Klinik im Nachbardorf zu kommen, falls es Ahmed nicht bald besser geht“, berichtet Rhonda.

Die mobile Klinik von Medair leistet gute Dienste, wenn es darum geht, den Ernährungszustand zu beurteilen oder weitverbreitete Beschwerden zu behandeln, doch in Fällen wie dem von Ahmed zeigt sich, dass mehr feste Gesundheitseinrichtungen in den Dörfern im Südsudan benötigt werden.

Daher schloss Medair die nur gelegentlich geöffnete „Klinik unterm Baum“ und eröffnete im Mai 2008 eine Klinik für medizinische Grundversorgung in Paloich. Sie ist an fünf Tagen in der Woche geöffnet und behandelt täglich 40 bis 50 Patienten.

„Als ich bei Medair anfing, war die Arbeit manchmal eine ziemliche Herausforderung, vor allem in der Klinik in Paloich, in der es immer viel zu tun gab“, sagt die Klinikverantwortliche Liselotte Eberhard. „Aber jede einzelne Minute meiner Arbeit hat sich gelohnt, besonders wenn ich sehe, wie die Menschen nach der Behandlung nach Hause gehen.“

Fotos, links: Eine Krankenschwester von Medair behandelt eine Frau im Gesundheitszentrum von Melut im Südsudan rechts: Mitarbeiter von Medair messen die Muskelmasse sudanesischer Kinder, um ihren Ernährungszustand zu bestimmen

Klinik unterm BaumDie Medair-Gesundheitsteams ermitteln den Ernährungsbedarf unterernährter Kinder im Südsudan und führen entsprechende Behandlungen durch.

Fachbereiche

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Page 14: Jahresbericht 2008

Der Aufgabenbereich „Wasser und sanitäre Einrichtungen (WatSan)“ stellt einen wesentlichen Bestandteil der Bemühungen von Medair dar, das Leben und die Gesundheit von Menschen in verzweifelter Lage zu retten und zu verbessern. Diese Menschen haben beispielsweise keinen Zugang zu sauberem Wasser oder Sanitäranlagen.

Obwohl die Welt seit Jahren auf dieses Problem aufmerksam gemacht wird, haben noch immer mehr als eine Milliarde Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, und mehr als zwei Milliarden Menschen fehlt es an angemessenen sanitären Einrichtungen. Dabei wird sich laut Klimaforschern diese Problematik mit der zunehmenden Klimaerwärmung noch verschlimmern.

Ohne sauberes Trinkwasser und angemessene Sanitäreinrichtungen steigt das Risiko der Übertragung tödlicher Krankheiten dramatisch. Jedes Jahr sterben knapp zwei Millionen Menschen an Durchfallerkrankungen wie Cholera. Mehr als 5000 Kinder unter fünf Jahren sterben jeden Tag infolge mangelnder Sanitäranlagen und Hygiene; Durchfall ist weltweit die zweithäufigste Ursache für Kindersterblichkeit.(1)

Medair steht den am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen zur Seite und hilft, durch einen verbesserten Zugang zu sauberem Wasser und angemessenen sanitären Anlagen das Risiko der Ansteckung mit einer tödlichen Krankheit zu reduzieren. Ausserdem bildet die Hygieneaufklärung einen wichtigen Schwerpunkt: Wir informieren die Menschen über die Risiken mangelnder Hygiene und halten sie an, ihre gesundheitsgefährdenden Verhaltensweisen in ein sicheres Hygieneverhalten zu ändern.Sichere und saubere Wasserquellen in der Nähe der Häuser

und Dörfer schützen durch die Verhinderung von über das Wasser übertragbaren Krankheiten die Gesundheit der Bewohner und tragen wesentlich zum Schutz von Frauen und Kindern vor Gewaltverbrechen bei. Frauen und Kinder, die oft stundenlang zum Wasserholen durch unsicheres Gelände laufen müssen, sind besonders durch Angriffe von Plünderern und umherziehenden Banditen gefährdet. So leisten die WatSan-Massnahmen von Medair also in vielerlei Hinsicht einen wichtigen Beitrag zur Wahrung und Wiederherstellung der Gesundheit und Würde unserer Hilfeempfänger.

(1) UNICEF: Internationales Jahr der sanitären Grundversorgung, 2008.

Wasser und sanitäre Einrichtungen

Fachbereich WatSan (Beispiele)

• Hygieneförderung mit Schwerpunkt auf sauberem Trinkwasser, Händewaschen und sicherer Fäkalienentsorgung• Neue Wasserentnahmestellen: Bohren von Wasserlöchern, Graben von

Brunnen und Schützen von Quellen• Wiederaufbau und Instandhaltung von bestehenden

Wasserentnahmestellen• Einrichtung von Regenwasserauffanganlagen und nach dem

Gravitationsprinzip arbeitenden Wasserversorgungssystemen• Errichtung und Betrieb ortsfester und mobiler Systeme zur

Aufbereitung von Wasser in Notfallsituationen• Bereitstellung von Keramikfiltern für Haushalte• Bau von Latrinen• Bau von Einrichtungen zum Händewaschen und Baden• Müllsammelstellen in Binnenvertriebenen-Camps• Schulung von Wasserversorgungsausschüssen in den Dörfern

und von Pumpenmechanikern

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Page 15: Jahresbericht 2008

Madagaskar wird regelmässig von Wirbelstürmen heimgesucht und kann so den Teufelskreis der Armut nicht durchbrechen. Eines der Hauptziele von Medair nach einem Wirbelsturm ist die Versorgung mit sauberem Wasser, die Desinfektion und Verbesserung vorhandener Wasserentnahmestellen und die Minderung der Hilfsbedürftigkeit bei künftigen Stürmen. Ausserdem bemühen wir uns um Rechenschaftspflicht gegenüber den Hilfeempfängern.

Unser wichtigstes Wasser-Projekt heisst Rano Tsara (gutes Wasser). Dabei haben wir von Beginn an einen stark beratenden und partizipatorischen Ansatz verfolgt, da wir die Begünstigten in jeder Hinsicht, vor allem in die Entscheidungen, einbeziehen wollten.

Es wurden Workshops für die Gemeindevertreter und Arbeitsgruppen veranstaltet und traditionelle Gemeindeversammlungen durchgeführt, wo alle Beteiligten die anstehenden Entscheidungen mittrugen.

Die Standorte der Wasserentnahmestellen werden von den Dorfbewohnern ausgewählt, und sobald der Bau der Pumpen beginnt, werden wir von ihnen direkt mit Arbeitsleistung, Materialien und Geld unterstützt. Die Bohrteams sind einheimische, von Medair geschulte Unternehmen.

Verantwortliches Handeln in der Praxis

„Wir besuchen die Baustellen regelmässig, um einen reibungslosen Ablauf sicherzustellen und die einheimischen Arbeiter zu motivieren“, sagt der WatSan-Verantwortliche Matthias Lampert. „Wir tun nicht so, als könnten nur wir gute Entscheidungen treffen. Sie erwarten zwar nicht, dass wir für jedes ihrer Probleme eine Lösung haben, aber dass wir ihnen zuhören und ihre Probleme ernst nehmen, sie verstehen und bei ihrer täglichen Arbeit motivieren.“

„Verantwortliches Handeln bedeutet nicht urteilen und werten“, meint Matthias, „sondern kann einfach eine unterstützende Haltung sein, um die Qualität der Hilfe zu verbessern.“

Die meisten Madagassen haben noch immer keinen Zugang zu sauberem Wasser und angemessenen Sanitäranlagen. Wir arbeiten zwar daran, wissen aber auch, dass die Hilfeempfänger am Aufbau beteiligt werden müssen. Wir stehen ihnen zur Seite, bitten sie um ihre konstruktiven und kritischen Anregungen und zeigen ihnen so unser Verantwortungsbewusstsein.

Fotos, links: Neues, öffentliches Handwaschbecken in einem Dorf in Madagaskar rechts: Muskeleinsatz für eine neue, saubere Wasserquelle in Madagaskar

Rechenschaftspflicht gegenüber HilfeempfängernWir helfen den Bewohnern Madagaskars beim Zugang zu sicherem Trinkwasser und angemessenen Sanitäreinrichtungen.

Fachbereiche

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Page 16: Jahresbericht 2008

Im Bereich Unterkunft und Infrastruktur leistet Medair Hilfe durch die Bereitstellung lebensrettender Unterkünfte in Notsituationen, aber auch durch den Aufbau lebenswichtiger Infrastruktureinrichtungen in der Wiederaufbauphase – Dinge, die für Menschen, die auf eine bessere Zukunft für ihre Kinder hoffen, von entscheidender Bedeutung sind.

Bei Naturkatastrophen oder in Konfliktsituationen werden Menschen oft gewaltsam der Sicherheit und Geborgenheit ihres Zuhauses beraubt. Die sofortige Versorgung mit Notunterkünften und Hausrat (Decken, Kleidung, Kochgeschirr etc.) trägt massgeblich zum Überleben in der ersten Zeit bei.

Sobald sich die Lage stabilisiert, verlagern wir unseren Schwerpunkt auf den Wiederaufbau, wobei wir Zerstörtes instand setzen und hoffentlich die grundlegende Infrastruktur, die vor der Krise vorhanden war, verbessern.

Dabei ist es nie so, dass wir die ganze Arbeit für die Hilfeempfänger machen. Wir bringen lediglich das Material und fachliche Ratschläge und stehen mit Schulungsmassnahmen zur Seite, sodass die Hilfeempfänger selbst wertvolle Erfahrungen und Erkenntnisse sammeln können, die ihnen auch Jahre später noch, wenn Medair längst nicht mehr vor Ort ist, von Nutzen sein werden.

Darüber hinaus unterstützt Medair viele Hilfeempfänger auch bei der Schaffung neuer praktischer Lebensgrundlagen, mit denen sie den Lebensunterhalt für ihre Familie verdienen können. Wir unterstützen auch Kinder, damit sie eine Ausbildung erhalten und so bessere Voraussetzungen für eine glücklichere Zukunft haben.

Unterkunft und Infrastruktur

Fachbereich Unterkunft und Infrastruktur (Beispiele)

• Verteilung von Not- und Behelfsunterkünften• Verteilung von lebenswichtigen Gütern ohne Nahrungsmittel• Bau oder Wiederaufbau dauerhafter Unterkünfte• Bau oder Wiederaufbau von Schulen, Gesundheitseinrichtungen,

Strassen und Brücken• Umsetzung von Schadensminderungsstrategien• Ausbildung im Bau erdbebensicherer Gebäude• Unterstützung von Existenzgrundlagen• Unterstützung im Bildungsbereich

Foto: Zwei unverzichtbare Bestandteile für die Umsetzung der Projekte „Wiederaufbau von Kliniken in der D.R. Kongo“: Ziegel und menschliche Hände, die diese Ziegel verarbeiten

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Page 17: Jahresbericht 2008

Schon seit vielen Jahren ist das Leben im abgelegenen Dorf Natorokokito in Karamoja extrem hart. Es gab mehrere Dürreperioden, die zu grossen Ernteausfällen und dramatischer Lebensmittelknappheit führten. Doch da keine Strasse zum Dorf führte, erhielten die bedürftigen Einwohner auch keine Nahrungsmittelhilfe, die normalerweise entscheidend für das Überleben in Zeiten der Dürre ist. Stattdessen leben die Menschen von dem, was der Busch hergibt, und müssen mit einer Mahlzeit am Tag auskommen.

„Unsere Dorfältesten erklärten uns, dass es für den Lkw mit den Nahrungsmitteln keine Zufahrtsstrasse zu unserem Dorf gibt, weshalb uns schon seit sechs Jahren keine Hilfslieferungen erreichen“, sagt Dedeng Locham, eine 42-jährige Mutter von acht Kindern in Natorokokito.

Ohne Strasse konnten auch keine Krankenwagen das Dorf erreichen. So waren Fahrräder und Esel die einzige Möglichkeit, Patienten ins Krankenhaus zu bringen.

Strasse in eine bessere Zukunft2008 startete Medair – eine der wenigen internationalen NGOs, die im entlegenen und unsicheren Bezirk Kaabong in Karamoja im Einsatz sind – ein Geld-für-Arbeit-Infrastrukturprojekt zum Bau einer Verbindungsstrasse zwischen den Dörfern, mit dem gleichzeitig die bedürftigsten Menschen dringend benötigte Arbeit erhielten.„Dadurch, dass die Menschen Geld für ihre Arbeit bekommen, wird ihre Würde gewahrt. Ausserdem können sie so selbst bestimmen, was sie mit dem Geld machen möchten“, sagt die stellvertretende Landesverantwortliche Michelle Wilson. „Und es wird ein wertvolles Gut – eine Strasse – geschaffen.“

„Ich habe zwei Wochen gearbeitet und dafür 30 000 Shilling bekommen“, sagt Dedeng, einer der Teilnehmer am Geld-für-Arbeit-Projekt. „Einen Teil des Geldes habe ich für die Behandlung ausgegeben, als ich krank war, und einen Teil, um Essen für meine Familie zu kaufen. Ausserdem habe ich am Markttag ein Huhn gekauft, das mittlerweile schon Eier legt.“

Es wurden neun Kilometer Dorfstrasse gebaut, wobei die Arbeit grösstenteils von Begünstigten aus den umliegenden Gemeinden geleistet wurde; Medair übernahm die Aufsicht und lieferte den Konstruktionsentwurf sowie das Material. Die neue Strasse kommt unmittelbar mehr als 4000 Menschen in der Region zugute, die jetzt Dörfer, Märkte und Gesundheitseinrichtungen leichter erreichen können.

Nun müssen die Kranken nicht mehr mit Eseln transportiert werden, da einmal in der Woche ein Krankenwagen das Gesundheitszentrum in Natorokokito anfährt. Auch die Sicherheitslage hat sich gebessert, seit die Strasse von immer mehr Menschen genutzt wird. Mittlerweile kommen auch weitere NGOs in diese unterentwickelte und vormals vergessene Region, um Hilfe zu leisten. „Dank der Strasse haben auch wir gestern Lebensmittel bekommen, die von World Vision verteilt wurden“, sagt Dedeng. „Ich danke euch für eure Hilfe! Möge es Medair noch lange geben!“

Foto: Hilfeempfänger beim Bau einer Strasse im Bezirk Kaabong im Rahmen eines von Medair durchgeführten Geld-für-Arbeit-Projekts

Ein Weg in die WeltIn Karamoja, der gefährdetsten und unsichersten Region Ugandas, betreibt Medair ein Infrastrukturprojekt, von dem die Bewohner gleich mehrfach profitieren.

Fachbereiche

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Page 18: Jahresbericht 2008

2008 besuchten Mitarbeiter von Medair das kleine Dorf Gombe, wo sie ein altes, kaputtes Gesundheitszentrum vorfanden. „Wer krank ist, muss erst den Fluss überqueren und dann mehr als zehn Kilometer zu Fuss gehen, bis er das nächste Gesundheitszentrum erreicht“, sagte Basanopee-Bakjabe, einer der Dorfältesten.Die Medair-Mitarbeiter stellten fest, dass sich das alte Gebäude wieder instand setzen liesse, doch die Dorfbewohner zeigten sich wenig begeistert. „Das alte Gesundheitszentrum ruft bei uns Erinnerungen an sehr schwierige Jahre wach“, so die Erklärung des Dorfältesten. „Mit einem neuen Gebäude könnten wir ein neues Kapitel in unserer Geschichte aufschlagen.“ Medair sah sich gezwungen, eine schwierige Entscheidung zu treffen: Sollte ein Gebäude instand gesetzt werden, das an eine emotional traumatische Vergangenheit erinnert, oder sollte mehr Geld für den Bau eines neuen Gesundheitszentrums ausgegeben werden?

Weiter als zum Mond2008 konzentrierte sich Medair in erster Linie auf den Wiederaufbau von Gesundheitseinrichtungen. So begannen wir beispielsweise mit der Errichtung von 29 Gebäuden und stellten 20 fertig, die jeweils über Latrinen und ein Regenwassersammelsystem verfügen. Darüber hinaus unterstützten wir auch das Gesundheitswesen in knapp 500 Gesundheitsstrukturen, die sich über ein riesiges Gebiet im Nordosten der D.R. Kongo erstrecken. Damit ermöglichten wir drei Millionen Menschen den Zugang zu guter medizinischer Versorgung; über 1,2 Millionen von ihnen haben diese bereits in Anspruch genommen.Im April leistete Medair Soforthilfe bei einer lebensbedrohenden Meningitis-Epidemie in Goria, wo das einzige Gesundheitszentrum aus einer Lehmhütte bestand und über keine lebenswichtigen Medikamente verfügte. „Ich danke Gott dafür, dass er uns Medair geschickt hat“, sagt Biyoni, eine Einwohnerin Gorias, und drückt ihren

Sohn an sich. „Keine andere NGO kam in unsere abgelegene Region. Ohne Medair wäre mein Kind bereits tot.“Die Bedürftigen in den vielen entlegenen Dörfern zu erreichen, die über ein so gewaltiges Gebiet verstreut liegen, stellte eine enorme Herausforderung dar. Im Jahr 2008 legten unsere Mitarbeiter 449 110 Kilometer auf dem Landweg zurück – eine Strecke, die grösser ist als bis zum Mond!„Wir haben es der Gnade Gottes zu verdanken, dass Medair in unser abgelegenes Dorf gekommen ist, um eine neue Entbindungsstation für unser Gesundheitszentrum zu bauen“, sagt Masumauko Goba aus Likopi. „Wegen der schlechten

Strassen war unser Dorf fast von der Aussenwelt abgeschnitten, und es war schon lange keine Hilfsorganisation mehr hier.“

Bauen für eine glücklichere ZukunftIn Gombe hörte sich das Medair-Team die Bedenken der Dorfbewohner an und kam zum Schluss, dass die Wünsche der Gemeinde wichtiger seien als wirtschaftliche Überlegungen. Der Bau eines neuen Gesundheitszentrums würde ein Stück dazu beitragen, den Menschen, die schon mehr als

genug gelitten haben, ihre Würde zurückzugeben. „Wir freuen uns sehr, dass wir zusammen mit Medair ein neues Gebäude errichten können“, sagt uns der Dorfälteste. „Dieses Gesundheitszentrum wird ein Zentrum der Hoffnung für die gesamte Region sein.“

Dem. Rep.Kongo

SUDANZENTRALAFRIKANISCHE REBPUBLIK

KAMER.

REP. KONGO

GABUN

ANGOLA

SAMBIA

TANS.

BURU.

RUA

UG.

K o n g o

Äqua to r

Lu a l a b aKinshasa

KisanganiBunia

0

0 200 400 mi

200 400 km

Isiro

Medair, die NGO, die am längsten in der Region Hilfe leistet, unterstützte im Jahr 2008 mehr als eine Million Menschen nach Beendigung des Konflikts durch Wiederaufbaumassnahmen und führte ausserdem Einsätze in plötzlich aufgetretenen Notsituationen durch.

D.R. Kongo• Erholung nach jahrlangen Konflikten, in denen über 5,4 Millionen Menschen vor allem durch

kriegsbedingte Unterernährung und Krankheiten ihr Leben liessen• fast 1,4 Millionen Binnenvertriebene• Ausbruch neuer todbringender Konflikte 2008• Riesiges Gebiet, in dem Dörfer durch mangelnde Strasseninfrastruktur abgeschnitten sind

Ein Zentrum der Hoffnung

„Durch das Medair-Projekt wurden nicht nur unsere Kenntnisse über das Gesundheitswesen gefestigt, sondern auch die Fähigkeiten unserer medizinischen Mitarbeiter verbessert.“Dr. Didace Tolima, Amtsarzt für die Gesundheitszone Bili

MEDAIR Jahresbericht 200818

Page 19: Jahresbericht 2008

Krise in Dungu!

Im September gab es im Gebiet Dungu Angriffe der LRA. Tausende flohen, viele davon nach Dungu, und strapazierten sofort die ohnehin unzureichenden Ressourcen der Aufnahmegemeinden. Die Angriffe waren traumatisch für die Menschen, die sich gerade langsam von zehn Jahren Bürgerkrieg erholten.

Medair musste rasch von Wiederaufbauhilfe auf Soforthilfe umschalten. Dank unserer Erfahrung konnten wir schnell reagieren und die Bedürftigsten medizinisch betreuen.

„Medair war die erste NGO, die auf unseren Hilfsappell reagierte“, sagt Bezirkshauptmann Kyoni Ngoie. „Die Organisation leistete wichtige humanitäre Hilfe, indem sie die medizinische Versorgung unserer geschundenen Bevölkerung übernahm.“

Einen Monat lang war Medair die einzige internationale NGO vor Ort, während die LRA weiterhin die Region terrorisierte. Im November zwang ein Angriff die Medair-Mitarbeiter, Dungu für eine knappe Woche zu verlassen.

„Wir sind sehr froh, dass Medair so schnell zurückgekehrt ist“, sagt Felicien Balani von der Zivilgesellschaft in Dungu. „Viele Krankenschwestern mussten ebenfalls fliehen. Die Organisation hat einmal mehr bewiesen, dass sie selbst in schwierigen Situationen bei uns bleibt.“

Für weitere Informationen über den D.R. Kongo, siehe www.medair.org/programm-kongo

Fotos, links: Medair-Mitarbeiter bringen in der LRA-Krise lebenswichtige Medikamente nach Dungu rechts: Bedürftige und Mitarbeiter von Medair arbeiten gemeinsam am Bau einer neuen Klinik

ProgrammhöhepunkteGesamtzahl der Hilfeempfänger 2008 1 238 243

Medair-Mitarbeiter 10 internationale Mitarbeiter 104 nationale Mitarbeiter

GesundheitsdiensteSoforthilfe• 31 Gesundheitsstrukturen zur Behandlung von Binnenvertriebenen

betreut • 13 Einsätze wegen Krankheitsausbrüchen (Cholera, Dysenterie,

Meningitis)

Wiederaufbau• 497 Gesundheitsstrukturen betreut• 890 822 neue Patienten behandelt, davon 114 023 stationär• 244 008 Schwangerschaftsberatungen, 63 998 Geburten• 373 721 Impfungen• 112 Ausbilder für Hebammen und Krankenschwestern geschult• 1 690 Opfer sexueller Gewalt behandelt

Wasser und sanitäre AnlagenWiederaufbau• 15 Doppellatrinen für Gesundheitszentren in Ituri• 13 Vierfachlatrinen für Gesundheitszentren in Ituri und Haut Uélé • 28 Gesundheitszentren mit Regenwassersammelsystemen,

Abfallgruben, Plazentagruben und 56 Handwasch-Sets ausgestattet

Unterkunft und Infrastruktur Wiederaufbau• Beginn des Baus bzw. der Instandsetzung von 29 Gesundheitszentren

und Krankenhausstationen sowie 2 Verwaltungsgebäuden (20 in Ituri, 11 in Haut Uélé), 20 Projekte fertiggestellt• 31 Werkzeugkisten für die Einbeziehung der Bevölkerung verteilt• 31 Gesundheitszentren mit Mobiliar ausgestattet

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Page 20: Jahresbericht 2008

Im Oktober setzten bei Gul Bibi, die mit ihrem sechsten Kind schwanger war, die Wehen ein, doch das Baby war in einer für die Geburt ungünstigen Lage. Ohne Eingriff würde das Kind sterben und Gul Bibi wahrscheinlich verbluten. Ihre einzige Überlebenschance wäre ein Kaiserschnitt, ein Eingriff, der so gut wie nirgends in der entlegenen Provinz Badakhshan durchgeführt werden konnte, von ihrem kleinen Heimatdorf Ghojan ganz zu schweigen.Seit Jahren arbeitet Medair an der Verbesserung der medizinischen Versorgung von Müttern in Badakhshan, der Region mit der höchsten jemals verzeichneten Müttersterblichkeitsrate der Welt. 2008 waren wir in vier der am schwersten zugänglichen Bezirke der Provinz im Einsatz, wo wir die medizinische Grundversorgung der bedürftigsten Menschen übernahmen. Wir leisteten Soforthilfe bei Epidemien und schulten über 200 medizinische Kräfte. Vier neue bzw. verbesserte Kliniken wurden eröffnet, darunter eine auf Reproduktionsgesundheit spezialisierte Einrichtung in Yawan, für die wir eine dringend benötigte Geburtshelferin einstellten. Diese neue Einrichtung hat Gul Bibi wahrscheinlich das Leben gerettet.Als Gul Bibi bereits den zweiten Tag in den Wehen lag, wurde klar, dass sie in das eine Stunde Fussmarsch

entfernte Gesundheitszentrum von Zeriaki musste. In Zeriaki konnte die Hebamme das Problem zwar diagnostizieren, aber keinen Kaiserschnitt durchführen. Gul Bibi musste dringend weiterverlegt werden, diesmal in die neue Einrichtung in Yawan. Medair hatte beim Überweisungssystem zwischen den entlegenen Ortschaften im Laufe des Jahres enorme Verbesserungen erzielt, sodass Überweisungen wie diese jetzt möglich waren.Nach einer langen, nervenaufreibenden Fahrt im Krankenwagen erreichte Gul Bibi die Notfallklinik, wo Dr. Gulsara sofort einen Kaiserschnitt durchführte und einen gesunden Jungen entband. Die Angehörigen und alle Mitarbeiter der Klinik freuten sich riesig. „Ich weiss, dass ihr mein Leben und das meines kleinen Sohnes gerettet habt“, sagt eine dankbare Gul Bibi. „Mir geht es sehr gut, und ich bin überglücklich. Vielen Dank!“

Hilfe bei DürreDürre und hohe Lebensmittelpreise sorgten 2008 für eine dramatische Nahrungsmittelkrise. Medair bemühte sich durch die Verteilung von qualitativ hochwertigem Saatgut und mit Informationen zum Thema Landbau und Ernährung um die langfristige Verbesserung der Nahrungsmittelsituation. Ausserdem beschäftigten wir in einem Essen-für-Arbeit-Projekt jeweils für eine kurze Zeit 4913 Arbeiter für den Bau von Strassen und Bewässerungskanälen, wofür sie als Lohn Bargeld und 189 Tonnen Lebensmittel für ihre Familien erhielten. Eine dieser neuen Strassen ermöglicht jetzt fast

10 000 Menschen den Zugang zu einer Gesundheitseinrichtung. „Das ist wirklich gut“, sagt Dr. Habib, Projektleiter bei Medair. „Die Menschen helfen mit, die Situation in Zukunft zu verbessern, und bekommen dafür Lebensmittel, die sie jetzt für ihre Familie benötigen.“

USBEKISTAN

TADSCHIKISTAN

TURKMENISTAN

IRAN

PAKISTAN

INDIEN

CHINA

I nd u

sKandahâr

GhazniAfghanistan

Jalâlâbâd

Yawan

Kabul

0

0 100 200 mi

100 200 km

Faizabad

Bamian

Behsud

Im Jahr 2008 musste Medair grosse Hindernisse beim Zugang zu einigen der abgelegensten Orte der Welt überwinden, um dort die medizinische Versorgung zu verbessern, Hilfe in Dürrezeiten zu leisten und die Versorgung mit Wasser und Sanitäranlagen voranzutreiben.

Afghanistan• Seit fast 30 Jahren ununterbrochen Konfliktgebiet• Viele Gemeinden durch schlechte Witterungsbedingungen, eine desolate Sicherheitslage,

unzureichende Strasseninfrastruktur und gefährliche Geländeverhältnisse von der Aussenwelt abgeschnitten

• Vernachlässigung und Unterentwicklung im ganzen Land - Stark eingeschränkter Zugang zu medizinischer Grundversorgung - Eine der höchsten Müttersterblichkeitsraten der Welt• Jahrelange verheerende Dürre

Unmögliches wird möglich

„Medair ist die einzige Organisation, die wirklich den abgelegenen und weit von den Gesundheitseinrichtungen entfernten Gemeinden hilft. Die Medair-Leute arbeiten wirklich schwer, um der bedürftigen Bevölkerung zu helfen.“Erklärung der Gemeindeverantwortlichen von Houz-e-Shah im Bezirk Khwahan

MEDAIR Jahresbericht 200820

Page 21: Jahresbericht 2008

Erfolg unter beschwerlichen Bedingungen

Das Arbeitsumfeld in Afghanistan ist manchmal sehr anspruchsvoll – so auch 2008. Die prekäre Sicherheitslage führte zu erhöhter Instabilität in den wegen des Geländes und des langen Winters ohnehin schwer zugänglichen Projektgebieten. Unsere Mitarbeiter waren unzählige Tage zu Fuss oder zu Pferd unterwegs, um in die abgeschiedensten Dörfer zu gelangen.

Schwierig gestaltete sich auch die Suche nach qualifizierten Mitarbeitern für eine so beschwerliche Arbeit. Die Medair-Mitarbeiter setzten sich aber mit so viel Entschlossenheit und Teamgeist ein, dass es sogar anderen auffiel.

„Medair hat engagierte Mitarbeiter, die einander sehr respektieren und gut zusammenarbeiten“, sagt Sarah Adams vom Mennonitischen Zentralkomitee. „Tagsüber arbeiten sie hart, abends pflegen sie das Leben in der Gemeinschaft, und sie dienen den Gemeinden mit Respekt und Würde.“

Auch das WatSan-Team konnte vor allem im zentralen Hochland grosse Fortschritte erzielen: Bau von über 50 Brunnen und Hunderten neuer Latrinen sowie Information der Bewohner zum Thema Hygiene.

In Badakhshan konnte das unterentwickelte Bergdorf Zulazma mit Wasser versorgt werden. Die Bewohner waren überzeugt, dass man in dieser trockenen Region unmöglich Brunnen graben könne, doch die Medair-Ingenieure stiessen in fünf Meter Tiefe auf Wasser. In kürzester Zeit grub das Team zur Überraschung der Bewohner vier Brunnen. „Möge es Medair noch lange geben!“, rief Ali Ahmad. „Medair ist die NGO, die Unmögliches möglich macht.“

Für weitere Informationen über den Afghanistan, siehe www.medair.org/programm-afghanistan

Fotos, links: Gul Bibi mit ihrer Schwiegermutter und ihrem neugeborenen Sohn rechts: Strassenbau im Rahmen von Essen-für-Arbeit-Massnahmen

ProgrammhöhepunkteGesamtzahl der Hilfeempfänger 2008 140 289

Medair-Mitarbeiter 10 internationale Mitarbeiter 145 nationale Mitarbeiter

GesundheitsdiensteSoforthilfe• 8 Einsätze wegen Krankheitsausbrüchen (Milzbrand, Keuchhusten,

akute Atemwegsinfektionen), dabei 1555 Patienten behandelt• 189 Tonnen Lebensmittel an 4913 Haushalte (34 391 Menschen) im

Rahmen von Essen-für-Arbeit-Massnahmen verteilt

Wiederaufbau• 7 Gesundheitseinrichtungen und 55 Krankenstationen unterstützt, die

von 79 531 Menschen genutzt wurden• 295 Geburten, 63 Patientinnen mit ernsteren gynäk./geburtshilfl.

Komplikationen erfolgreich in der Klinik von Yawan behandelt• 50 mal mehr Überweisungen als 2007• 4 neue bzw. verbesserte Gesundheitseinrichtungen in Sheldan,

Shingan, Patir und Yawan eröffnet • 80 medizinische Mitarbeiter geschult, 178 Community Health Workers

(CHWs) ausgebildet• 2 349 Patienten im Ernährungsergänzungsprogramm• 27 802 Teilnehmer an Gesundheits-/Ernährungs-/Hygieneschulungen

Wasser und sanitäre AnlagenWiederaufbau• 57 Brunnen gegraben, 2 mit Schwerkraft betriebene

Wasserversorgungssysteme errichtet und 87 Quellen geschützt• 389 öffentliche Latrinen und 161 Badezimmer in Privathaushalten

gebaut

Unterkunft und InfrastrukturWiederaufbau• 49 km Strasse und 30 km Bewässerungskanäle wiederaufgebaut • 4 913 Arbeiter für den Strassen- und Kanalbau verpflichtet• 964 Haushalte (6748 Menschen) mit Gemüse- und/oder

Getreidesaatgut, Ochsen oder Obstbäumen beliefert

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Page 22: Jahresbericht 2008

Im Dorf Hiliotula konnte die fast 60-jährige Witwe Norima Bu’uolo bis zu diesem Jahr die Wasserquellen in der unmittelbaren Nähe ihres Hauses nicht nutzen, weil das Wasser nicht trinkbar war. „Es gab zwar schon vor langer Zeit Pläne, die Quellen instand zu setzen, doch das Dorf war dazu nicht in der Lage“, sagt Norima.

Der Südteil der Insel Nias hat in den vergangenen Jahren trotz wiederholter Naturkatastrophen nur wenig Hilfe aus dem Ausland und vom Staat erhalten, was vielleicht an der extrem peripheren Lage der Dörfer liegt. 2008 schloss Medair in mehreren Dörfern der Insel die Verbesserung des Zugangs zu Wasser und Sanitäreinrichtungen (WatSan) ab. Auch in Hiliotula setzten wir Quellen instand, aus denen sich Norima und die anderen Bewohner mit sauberem Wasser versorgen können. „Unser Dorf brauchte dieses Projekt, weil Wasser einfach die Quelle des Lebens ist“, sagt Hilfeempfängerin Fatima Ndruru. „Die Medair-Mitarbeiter sind sehr nett und freundlich. Sie verstehen offensichtlich unsere Bedürfnisse. Wir können nur für euch beten. Gott segne euch und herzlichen Dank, dass ihr uns und unserem Dorf geholfen habt.“

Medair baute auch Latrinen und Handwaschmöglichkeiten auf der Insel und bemühte sich verstärkt darum, den Menschen zu vermitteln, wie wichtig gute Hygiene ist.

„Von Gott geschickt“

2008 arbeitete Medair auch an der Verbesserung der medizinischen Versorgung auf der Insel Nias. Insgesamt haben wir 13 neue traditionelle Geburtshelfer für ihre Arbeit in entlegenen Gebieten ausgebildet. Mehrere Kliniken in abgeschiedenen Gebieten wurden mit medizinischen Geräten und Gütern versorgt, wobei in zwei Fällen Flüsse durchquert werden mussten und in zwei weiteren Fällen das Team und die Dorfbewohner die Ausrüstung sechs Stunden zu Fuss schleppen mussten, weil es keine Strasse gab. Zusätzlich wurden über 9000 Moskitonetze zum Schutz vor Malaria verteilt.

„Seit ich unter dem Moskitonetz schlafe, fühle ich mich viel jünger“, so Norima. „Ohne die lästigen Moskitostiche kann ich sehr gut schlafen, und ausserdem bin ich beruhigt, weil ich weiss, dass mich das Netz vor Malaria schützt.“

Medair baute fünf neue Kliniken als Ersatz für die beim Erdbeben beschädigten Einrichtungen. Diese Bauprojekte stellten eine besondere Herausforderung dar, da es zu Streitigkeiten mit einigen skrupellosen Bauunternehmern kam. Doch Medair bemühte sich auch unter diesen widrigen Umständen beharrlich weiter und stellte alle geplanten Bauprojekte fertig. Zudem konzipierte und errichtete das Team zwei Verbrennungsöfen für medizinische Abfälle, mit denen ganz entscheidend zur öffentlichen Gesundheit beigetragen wird.

„Ich glaube, Medair wurde von Gott geschickt“, sagt Norima zum Schluss. „In meiner Familie und im ganzen Dorf hat sich das Hygieneverhalten bereits gebessert. Alle nutzen die Kliniken, die Latrinen und das saubere Wasser – alles Dinge, die wir Medair zu verdanken haben.“

Indonesien

0 500 1000 km620 mi310

Jakarta

MALAYSIA

Banda Aceh

Gunung Sitoli

Teluk DalamNIAS ISLAND

Im Jahr 2008 stand Medair den Schwächsten in Indonesien zur Seite: Im vernachlässigten Süden der Insel Nias leisteten wir Hilfe in mehreren unserer Fachbereiche, und an der Westküste der Provinz Aceh führten wir Reparaturen und Verbesserungen an Sanitäranlagen durch.

Indonesien• Von häufigen Naturkatastrophen betroffen• Noch vom Tsunami in Asien angeschlagen• Wiederaufbau auf der Insel Nias nach dem Erdbeben von 2005, einem der stärksten

der Geschichte• Eingeschränkter Zugang zu medizinischer Versorgung oder sauberem Trinkwasser in

abgelegenen Gebieten

Beharrlichkeit trotz widriger Umstände

MEDAIR Jahresbericht 200822

Page 23: Jahresbericht 2008

Zu Integrität verpflichtet

2008 gab Medair eine externe Evaluierung der Sanitäreinrichtungen für Privathaushalte in Auftrag, die wir in elf Dörfern in Aceh Jaya installiert hatten. Im Rahmen der Evaluierung wurde einerseits festgestellt, dass Medair die Versorgung mit sauberem Wasser verbessern konnte, andererseits traten auch Qualitätsprobleme zutage, denn 583 Sanitäreinrichtungen waren reparatur- bzw. änderungsbedürftig. Medair verpflichtete sich, die Probleme sofort zu beheben.

Wir beschäftigten uns nicht nur mit den Reparaturen, sondern auch mit konzeptuellen Problemen aufgrund des Standorts der Sanitäreinrichtungen auf sumpfigem Untergrund. Als Verbesserungsmassnahme installierte Medair neue Klärgruben und einen für das Erdbebengebiet geeigneteren Ersatztank aus Beton. Ausserdem kam an jedem Standort noch ein Kompostbehälter hinzu.

Die genannten Änderungen wurden von angesehenen Bauunternehmern unter der sorgfältigen Aufsicht von Medair durchgeführt. Ausserdem zeigte unser Team den Hausbesitzern, wie sie ihre Sanitäranlagen richtig instand halten und warten. Bis Ende 2008 waren die Reparaturen in 210 Haushalten abgeschlossen, die übrigen sollten Anfang 2009 folgen.

„Ich bin sehr dankbar, dass Medair noch einmal den weiten Weg nach Aceh Jaya auf sich genommen hat, um die Mängel zu beheben“, sagt H.T. Imran, Unterbezirksleiter in Aceh Jaya. „Das ist sehr gut für unsere Bevölkerung, denn Sanitäranlagen sind etwas Neues für sie, und da ist es gut, wenn sie einwandfrei funktionieren.“

Für weitere Informationen über den Indonesien, siehe www.medair.org/programm-indonesien

Fotos, links: Eine der fünf neuen, von Medair gebauten Kliniken, die 2008 ihre Pforten öffneten rechts: Die Kinder des Dorfes umringen eine Frau, die die neue saubere Wasserquelle nutzt

ProgrammhöhepunkteGesamtzahl der Hilfeempfänger 2008 36 022

Medair-Mitarbeiter 10 internationale Mitarbeiter 72 nationale Mitarbeiter

GesundheitsdiensteWiederaufbau• 1 500 Hygienepakete verteilt • 13 traditionelle Geburtshelfer ausgebildet• 9 144 Moskitonetze verteilt• 11 Notfälle abgewickelt • 122 Hilfsgüter an Kliniken verteilt• 18 „Posyandus“ – dörfliche Strukturen der primären

Gesundheitsversorgung – durch Schulung und Anleitung wieder aktiviert

Wasser und sanitäre AnlagenWiederaufbau• 4 Projekte zum Schutz dörflicher Quellen abgeschlossen • 5 mit Schwerkraft betriebene Wasserversorgungssysteme für Dörfer

errichtet oder repariert• 210 Verbesserungen an den Sanitäranlagen in 210 Haushalten

vorgenommen• 15 Latrinen und 5 Klärgruben gebaut• 144 Hilfeempfänger in allgemeiner Hygiene und in der Wartung ihrer

Sanitäranlagen geschult • 7 Regenwassergewinnungssysteme fertiggestellt• 4 Bauaufseher, 1 Ingenieur und Bauarbeiter vor Beginn der

Ausbesserungsarbeiten in WatSan-Angelegenheiten geschult

Unterkunft und InfrastrukturWiederaufbau• 1 Puskesmas (grosse Klinik), 4 Pustus (kleine Kliniken) und

1 Personalhaus gebaut

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Page 24: Jahresbericht 2008

Zu Integrität verpflichtet

2008 gab Medair eine externe Evaluierung der Sanitäreinrichtungen für Privathaushalte in Auftrag, die wir in elf Dörfern in Aceh Jaya installiert hatten. Im Rahmen der Evaluierung wurde einerseits festgestellt, dass Medair die Versorgung mit sauberem Wasser verbessern konnte, andererseits traten auch Qualitätsprobleme zutage, denn 583 Sanitäreinrichtungen waren reparatur- bzw. änderungsbedürftig. Medair verpflichtete sich, die Probleme sofort zu beheben.

Wir beschäftigten uns nicht nur mit den Reparaturen, sondern auch mit konzeptuellen Problemen aufgrund des Standorts der Sanitäreinrichtungen auf sumpfigem Untergrund. Als Verbesserungsmassnahme installierte Medair neue Klärgruben und einen für das Erdbebengebiet geeigneteren Ersatztank aus Beton. Ausserdem kam an jedem Standort noch ein Kompostbehälter hinzu.

Die genannten Änderungen wurden von angesehenen Bauunternehmern unter der sorgfältigen Aufsicht von Medair durchgeführt. Ausserdem zeigte unser Team den Hausbesitzern, wie sie ihre Sanitäranlagen richtig instand halten und warten. Bis Ende 2008 waren die Reparaturen in 210 Haushalten abgeschlossen, die übrigen sollten Anfang 2009 folgen.

„Ich bin sehr dankbar, dass Medair noch einmal den weiten Weg nach Aceh Jaya auf sich genommen hat, um die Mängel zu beheben“, sagt H.T. Imran, Unterbezirksleiter in Aceh Jaya. „Das ist sehr gut für unsere Bevölkerung, denn Sanitäranlagen sind etwas Neues für sie, und da ist es gut, wenn sie einwandfrei funktionieren.“

Für weitere Informationen über den Indonesien, siehe www.medair.org/programm-indonesien

Fotos, links: Eine der fünf neuen, von Medair gebauten Kliniken, die 2008 ihre Pforten öffneten rechts: Die Kinder des Dorfes umringen eine Frau, die die neue saubere Wasserquelle nutzt

ProgrammhöhepunkteGesamtzahl der Hilfeempfänger 2008 36 022

Medair-Mitarbeiter 10 internationale Mitarbeiter 72 nationale Mitarbeiter

GesundheitsdiensteWiederaufbau• 1 500 Hygienepakete verteilt • 13 traditionelle Geburtshelfer ausgebildet• 9 144 Moskitonetze verteilt• 11 Notfälle abgewickelt • 122 Hilfsgüter an Kliniken verteilt• 18 „Posyandus“ – dörfliche Strukturen der primären

Gesundheitsversorgung – durch Schulung und Anleitung wieder aktiviert

Wasser und sanitäre AnlagenWiederaufbau• 4 Projekte zum Schutz dörflicher Quellen abgeschlossen • 5 mit Schwerkraft betriebene Wasserversorgungssysteme für Dörfer

errichtet oder repariert• 210 Verbesserungen an den Sanitäranlagen in 210 Haushalten

vorgenommen• 15 Latrinen und 5 Klärgruben gebaut• 144 Hilfeempfänger in allgemeiner Hygiene und in der Wartung ihrer

Sanitäranlagen geschult • 7 Regenwassergewinnungssysteme fertiggestellt• 4 Bauaufseher, 1 Ingenieur und Bauarbeiter vor Beginn der

Ausbesserungsarbeiten in WatSan-Angelegenheiten geschult

Unterkunft und InfrastrukturWiederaufbau• 1 Puskesmas (grosse Klinik), 4 Pustus (kleine Kliniken) und

1 Personalhaus gebaut

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Page 25: Jahresbericht 2008

Am 17. Februar fegte der Wirbelsturm Ivan mit einer Windgeschwindigkeit von 230 km/h und sintflutartigen, fünf Tage anhaltenden Regenfällen über Madagaskar. Mehr als 80 Menschen verloren ihr Leben und 147 000 ihr Zuhause.

Nach sechs Jahren auf der Insel war Medair auf einen solchen Wirbelsturm gut vorbereitet, und ein Team machte sich sofort auf den Weg in das Katastrophengebiet in Fénérive-Est. „Unser erster Eindruck, als wir ankamen, war totale Verwüstung“, sagt Catherine Shimmin, Leiterin des Ressorts Hygieneförderung. „Wir sahen Häuser, die dem Erdboden gleich gemacht waren, Felder, auf denen der Schlamm stand, umgeknickte Bäume und überall Müll.“

Medair und eine einheimische Partner-NGO organisierten einen raschen Notfalleinsatz, bei dem sauberes Wasser und Hygienepakete an 20 000 Haushalte verteilt, über 1500 Brunnen desinfiziert und Tausende Menschen zum Thema Hygiene aufgeklärt wurden.

„Der Erfolg unserer Arbeit in Sachen Durchfallerkrankungen, vor allem bei Kindern, war toll“, sagt Catherine. „Nach dem Wirbelsturm nahm die Zahl der Durchfallerkrankungen zu. Doch nach nur zwei Wochen, in denen wir sauberes Wasser und Hygienepakete verteilten, Brunnen desinfizierten und Hygieneförderung betrieben, ging die Zahl wieder auf

Normalniveau zurück.“

In weniger als einem Monat war die Notfallphase für Medair so gut wie beendet, während einige andere Hilfsorganisationen noch immer damit beschäftigt waren, sich einzurichten. „Medair hat einen klaren Vorteil dadurch, dass die Organisation das ganze Jahr über hier ist“, meint WatSan-Manager Andrew Shimmin. „Wir kennen uns in der Gegend gut aus und wissen Dinge, die nur Einheimische wissen, sodass wir schnell reagieren können.“

Auch 2008 war Medair im WatSan-Bereich wieder führend: Wir erhielten hohe Auszeichnungen für unsere Arbeit, und der Landesverantwortliche Christophe Roduit wurde sogar zum Ritter geschlagen.

„In der madagassischen Sprache bedeutet das Wort Tetezana ‘Brücke’, lässt aber gleichermassen an ‘Übergang’ denken, den Wechsel von einem Zustand zu einem anderen“, sagte EU-Botschafter Jean-Claude Boidin. „Wir wissen die Anwesenheit von Medair hier sehr zu schätzen, weil die Organisation eine ‘Brücke’ zwischen der Soforthilfe unmittelbar nach einem Wirbelsturm und der anschliessend notwendigen Wiederaufbauhilfe geschlagen hat. Beide Dinge müssen unbedingt miteinander verknüpft werden.“

STRASSEVON MOSAMBIK

INDISCHEROZEAN

Antananarivo

Toamasina

0

0 100 200 mi

100 200 km

Madagaskar

Maroantsetra

Fénérive-Est

In einem Land, das regelmässig von Wirbelstürmen heimgesucht wird, ist Medair das ganze Jahr über im Einsatz, um schnell auf Notfallsituationen zu reagieren, eine dauerhafte Wasser- und Sanitärinfrastruktur (WatSan) einzurichten und die Handlungskompetenz der Bevölkerung zu stärken.

Madagaskar• Häufige Wirbelstürme verursachen grosse Schäden und Überschwemmungen• Über 85% der Bevölkerung sind verarmt und leben von weniger als USD 2 pro Tag• Stark eingeschränkter Zugang zu sauberem Wasser und Latrinen

Tetezana – eine Brücke für die Schwächsten

„Erst an den von den Medair-Teams angeregten Versammlungen erkannten wir den Ernst der Lage. Diese Versammlungen öffneten uns die Augen, was Hygiene und Gesundheit anbelangt.“Frau Justine, Vorsitzende des Frauenverbandes Antakotako

MEDAIR Jahresbericht 200824

Page 26: Jahresbericht 2008

Gutes Wasser, Guter SchutzIm Oktober rief Medair das Projekt Fiaro Tsara (Guter Schutz) ins Leben, mit dem durch die intensive Stärkung der Handlungskompetenz potenzielle Schäden durch künftige Wirbelstürme verringert werden sollen. Auch mit unserem Projekt Rano Tsara (Gutes Wasser) erzielten wir bedeutende Fortschritte: So wurden über 100 neue, überschwemmungssichere Brunnen gebohrt und knapp 200 neue Latrinen errichtet. Über das Thema Hygiene wurden 100 000 Menschen mithilfe von Radiosendungen, Filmen und Präsenzkursen informiert. Im August veranstaltete Medair Hygienefreizeiten für Kinder, auf denen mit Spielen, Puppentheatern und Wettbewerben das Wissen rund um die Hygiene einprägsamer vermittelt wurde.

„Unsere Massnahmen bringen den Begünstigten viele positive Veränderungen, weil unsere Zielgruppen, z.B. Frauen in Frauenverbänden und Schulkinder, jetzt sehr gut informiert sind“, sagt Patricia Razafindrafara, die stellvertretende Leiterin des Ressorts Hygieneförderung. „Für die Frauen ist das Wasserholen dank der Pumpen leichter geworden, und es gibt jetzt Trinkwasser in den Dörfern. Die Statistiken belegen einen Rückgang der Durchfallerkrankungen.“

Darüber hinaus richtete Medair ein Netzwerk von Partnerschaften und Diskussionsforen ein, um die Beteiligung aller Akteure sicherzustellen. In Antakotako reagierten die Teilnehmer an den Diskussionsforen begeistert, da sie bis dahin noch nie direkt gefragt worden waren.

Viele Versammlungsteilnehmer wurden aktiv und setzten sich für die Verbesserung der Hygiene in ihren Dörfern ein. „Die Dorfbewohner waren wirklich motiviert, als sie erkannten, dass sich diese Veränderungen direkt auf ihre Gesundheit auswirkten“, sagte Bürgermeister Jocelin. „Normalerweise ist der März, dem Wirbelstürme und Überschwemmungen vorausgehen, der Monat der Krankheiten. Dieses Jahr hatten wir zwar Hochwasser, aber keine Epidemien!“

Für weitere Informationen über den Madagaskar, siehe www.medair.org/programm-madagaskar

Fotos, links: Hilfeempfänger erhalten WASH-Sets nach dem Wirbelsturm Ivan rechts: Massnahmen zur Hygieneförderung in einem Dorf

ProgrammhöhepunkteGesamtzahl der Hilfeempfänger 2008 245 410

Medair-Mitarbeiter 9 internationale Mitarbeiter 78 nationale Mitarbeiter

Wasser und sanitäre Anlagen – Soforthilfe• 1 540 offene Brunnen desinfiziert • 23 796 Familien (95 000 Menschen) mit WASH-Sets ausgestattet • 47 500 Menschen in 3 Gemeinden mit Notfallhygieneaufklärung versorgt

Wiederaufbau• 118 neue, überschwemmungssichere Brunnen gebohrt und mit

Handpumpen und Ablauf ausgestattet (14 160 Hilfeempfänger)• 1 mit Schwerkraft betriebenes Wasserversorgungssystem für ein

Dorf gebaut (1000 Hilfeempfänger); 1 mit Schwerkraft betriebenes Wasserversorgungssystem noch im Bau• 197 Latrinen für Familien errichtet (2410 Hilfeempfänger)• 53 Frauenvereine und weitere 170 Freiwillige zum Thema

Hygiene geschult • 15 000 Erwachsene an 219 Veranstaltungen zum Thema

Hygiene informiert • 25 000 Kinder an 118 Schulveranstaltungen zum Thema Hygiene

informiert; 270 Lehrer geschult• 66 000 Menschen mithilfe von 172 Puppentheater- und

Kinovorstellungen über das Thema Hygiene informiert• 41 Workshops zu WatSan-Themen und technischen Fragen• 7 Gemeinden und 51 Gemeindewasserausschüsse geschult • 480 Haushalte zu Fragen der Katastrophenvorsorge befragt• 7 Schulungsworkshops für Katastrophen- und Risikomanagement-

Ausschüsse

Unterkunft und InfrastrukturSoforthilfe• 19 km Abflusskanäle instand gesetzt• 323 Plastikplanen für bedürftige Familien verteilt

Wiederaufbau • 3 Brücken für den Zugang zu 9 Dörfern und 20 000 Dorfbewohnern

wiederaufgebaut

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Page 27: Jahresbericht 2008

2008 auf einen Blick

Januar Februar März April Mai Juni

Der Januar war der erste Arbeitsmonat für die erste Frau, die Medair als Gynäkologin und Geburtshelferin für die Yawan Community Health Clinic gewinnen konnte. Ihre Anwesenheit macht einen grossen Unterschied für die Schwangeren in Afghanistan, wo Frauen sich eher von einer Ärztin als einem Arzt untersuchen lassen.

Bei fröhlichen Feiern im März übergab Medair offiziell die Verantwortung für die medizinische Versorgung in den Dörfern Abu Safifa, Lagori und Tesi in Süd-Kordofan, Sudan (Nordstaaten). Insgesamt neun voll funktionsfähige, von Medair unterstützte Gesundheitseinrichtungen wurden im Laufe des Jahres 2008 in Süd-Kordofan übergeben.

Im Februar fegte Wirbelsturm Ivan erbarmungslos über Madagaskar hinweg. Medair wurde sofort mit einem raschen Notfalleinsatz aktiv, bei dem sauberes Wasser und Hygienepakete an 20 000 Haushalte verteilt und Brunnen desinfiziert wurden sowie Hygieneaufklärung stattfand.

Nach einem Hepatitis-E-Ausbruch im Bezirk Pader (Uganda) ergriffen die Gesundheits- und WatSan-Teams Sofortmassnahmen gegen die tödliche Krankheit: Trinkwasserversorgung, Latrinen und Hygieneaufklärung für über 20 000 Haushalte.

Im April reisten die Emergency Response Teams (ERTs) von Medair nach Maban im Südsudan, wo Heimkehrer in einem unorganisierten Auffanglager ohne Latrinen und Handwaschmöglichkeiten lebten. Wir halfen den Begünstigten beim Ausheben von Latrinen und schulten Hygieneförderer, die den Menschen zeigen sollten, wie sie sich vor Krankheiten schützen können. Unsere ERTs waren 2008 bei sieben Epidemien im Einsatz, wo sie die Notfall-Wasserversorgung übernahmen, Latrinen bereitstellten und über 125 000 Menschen lebenswichtige Gesundheitserziehung zuteil werden liessen.

Im Mai wurden der neue Operationssaal und das neue Gebäude der Klinik im afghanischen Yawan in Betrieb genommen. Es blieb nicht die einzige Klinik, die Medair 2008 eröffnete.

MEDAIR Jahresbericht 200826

Page 28: Jahresbericht 2008

Im August bauten in Afghanistan über 800 Menschen Strassen, Bewässerungskanäle und Brücken im Rahmen von Geld-für-Arbeit und Essen-für-Arbeit-Projekts.

Im September begann die Lord’s Resistance Army (LRA) in der D.R. Kongo mit Übergriffen auf die Einwohner des Gebietes Dungu. Zehntausende Menschen flohen in die kaum sichereren umliegenden Dörfer und Dschungelgebiete. Unsere Teams leisteten sofort Hilfe, indem sie Medikamente bereitsstellten und die Schwächsten der Schwachen medizinisch versorgten.

Juli August September Oktober November Dezember

In Uganda werden Tausende Waisen missbraucht und vernachlässigt, da es seit Beendigung des Konflikts an sozialen Strukturen fehlt, die diese äusserst anfälligen Kinder unterstützen könnten. Im Dezember führte Medair in fünf Unterbezirken 181 öffentliche Informationsveranstaltungen zum Thema Rechte und Schutz von Kindern durch, mit denen die Grundlage für die Unterstützung dieser Kinder seitens der Gemeinden geschaffen werden sollte.

Im Oktober rief Medair in Madagaskar das Projekt Fiaro Tsara (Guter Schutz) ins Leben, mit dem den gefährdetsten Gemeinden geholfen werden soll, das Risiko von Schäden durch künftige Wirbelstürme zu minimieren.

Im November initiierte das Medair-Team ein Programm in Burao in Somaliland, wo die humanitäre Situation aufgrund der Dürre und des Konflikts im Süden verheerend ist. Das Programm beinhaltet Ernährungshilfe für unterernährte Kinder sowie Soforthilfe bei Seuchenausbrüchen (z.B. Masern und Cholera) unter den Flüchtlingen.

In Indonesien brachte Medair medizinische Geräte und Güter in mehrere abgelegene Kliniken. Dabei mussten in zwei Fällen Flüsse durchquert werden, und in zwei weiteren Fällen mussten das Team und die Dorfbewohner die Ausrüstung sechs Stunden zu Fuss schleppen, weil es keine Strasse gab. Zusätzlich wurden über 9000 Moskitonetze zum Schutz vor Malaria verteilt.

27

Page 29: Jahresbericht 2008

In den Nordstaaten des Sudan hat sich Medair zum Ziel gesetzt, das Gesundheitswesen in die Hand der Einheimischen zu übergeben, und in dieser Hinsicht war 2008 ein bemerkenswertes Jahr. Wir führten das ganze Jahr über Schulungskurse für die einheimischen Mitarbeiter durch und investierten Zeit in unsere Kontakte zum Gesundheitsministerium und zum Staatssekretariat für Gesundheit, um sicherzustellen, dass sie sich die ihnen übergebenen Gesundheitseinrichtungen auch wirklich zu eigen machen. Neun von 20 voll funktionsfähigen Gesundheitseinrichtungen in Süd-Kordofan wurden im Laufe des Jahres übergeben, und die Übergabe der verbliebenen elf Einrichtungen ist für Anfang 2009 geplant.

Im Bundesstaat Khartoum unterstützten wir die Gemeinde Navasha, indem wir eine permanente Klinik aufbauten, deren Personal vom Gesundheitsministerium dieses Bundesstaates gestellt wird. Darüber hinaus

übergaben wir Ende 2008 unser Primary Health Care Centre im Bundesstaat Khartoum an eine einheimische NGO. Die gemeinsame Planung der Übergabe wurde vom Gesundheitsministerium gelobt: „Medair ist die erste NGO, die sich nach unseren Plänen erkundigt und uns über ihre eigenen informiert“, sagt Dr. Abdel Hafeez Osman aus dem Gesundheitsgebiet Umbaddah.

Auch die WatSan-Situation wurde 2008 verbessert: Es wurden 13 neue Brunnen gebohrt, Pumpenmechaniker ausgebildet, Handpumpen instand gesetzt und Regenwassersammelsysteme installiert.

Ein schwieriges JahrTrotz dieser Erfolge war 2008 ein schwieriges Jahr in den sudanesischen Nordstaaten, insbesondere in West-Darfur. Die Arbeit von Medair wurde durch die prekäre Sicherheitslage und andere Herausforderungen ständig behindert. Es kam zu Unruhen entlang der Grenze zum Tschad, Angriffen auf die Bevölkerung und einer Zunahme der Zwischenfälle, die Einrichtungen von NGOs zum Ziel hatten.

Medair setzte in den unsicheren Orten in West-Darfur weiterhin auf Stippvisiten per Hubschrauber, doch oftmals standen dabei nur wenige Stunden für Leitungsaufgaben in der Klinik und die Wartung von Wasserentnahmestellen zur Verfügung. Selbst die Fertigstellung kleiner Projekte dauerte viele Wochen. Dennoch haben wir in diesem unruhigen Klima Hervorragendes geleistet und zwar nicht nur, weil wir unsere humanitären Ziele erreicht haben, sondern auch weil wir in der Hauptstadt Khartum eine Führungsrolle übernommen haben und die humanitären Organisationen insgesamt auf höchster Staatsebene vertreten konnten.

ÄTHIOPIEN

ERITREA

KENIAUGANDA

Z.A.R

DEM. REP. KONGO

TSCHAD

LIBYENÄGYPTEN

SAU.AR.

GeneinaWest-Darfur

KhartoumOmdurman

Kadugli

Nordstaaten

Südsudan

0

0 300 mi

300 km

Sudan

2008 leistete Medair mit guter medizinischer Versorgung und durch die Verbesserung des Zugangs zu Wasser und Sanitäreinrichtungen (WatSan) humanitäre Hilfe für 420 000 Menschen in den sudanesischen Nordstaaten.

Sudan (Nordstaaten)• Rückkehr zur Normalität nach dem langjährigen, 2005 beendeten Bürgerkrieg• Anhaltender Konflikt und instabile Sicherheitslage in DarfurWest-Darfur• Unruhen bedrohen die Bevölkerung und schränken die Möglichkeiten der

humanitären Hilfe ein• 2,7 Millionen Binnenvertriebene Süd-Kordofan• Vernachlässigung und Unterentwicklung als Folge des Krieges mit stark eingeschränktem Zugang zu

medizinischer Versorgung, Wasser und sanitären AnlagenBundesstaat Khartoum• 1,2 Millionen Binnenvertriebene

Übergabe nachhaltiger Programme

MEDAIR Jahresbericht 200828

Page 30: Jahresbericht 2008

„Die Nuba-Berge lagen lange Zeit im Dunkel. Medair brachte uns Licht. Dank Medair haben wir jetzt eine gute medizinische Versorgung.“ Bashir Mahdy, Ortsvorsteher in Al Kook

Übergabefeierlichkeiten in Süd-Kordofan

Vor fünf Jahren gab es in den Dörfern Abu Safifa, Lagori und Tesi so gut wie keine medizinische Versorgung; bis 2008 wurde dann aber eine qualitativ hochwertige und nachhaltige medizinische Versorgung aufgebaut. Im März gab Medair mit fröhlichen Feiern die Verantwortung für das Gesundheitswesen in den Dörfern ab. In Reden, Theateraufführungen und Tänzen wurden diese bemerkenswerten Leistungen gewürdigt.

„Die Übergabe der Einrichtungen stimmt mich sehr optimistisch“, sagt Janneke Blok, Medair-Gesundheitskoordinatorin in Kadugli. „Die Dankbarkeit gegenüber Medair und die Begeisterung, mit der die Gemeinden sich um ihre Gesundheitseinrichtungen kümmern, haben mich davon überzeugt, dass wir mit unserer Arbeit hier wirklich etwas bewegen können – besonders, wenn die Gemeinden selbst so sehr dahinterstehen.“

Auf der Übergabefeier in Abu Safifa sagte der Umda (Dorfvorsteher): „Der Weggang von Medair aus Abu Safifa hinterlässt bei uns das Gefühl, als wäre ein Verwandter gestorben.“ In Lagori hegten die Menschen genauso starke Gefühle: „Das nächste Baby, das in Lagori geboren wird, sollte ‘Medair’ genannt werden,“ sagte dort der Umda, „als Ausdruck unserer Dankbarkeit für die Arbeit, die Medair für die Menschen in Lagori geleistet hat.“

Für weitere Informationen über den Sudan, siehe www.medair.org/programm-sudan-nordstaaten

Fotos, links: Mitarbeiter von Medair mit Helfern bei der Installation einer elektrischen Tauchpumpe rechts: Frauen des Dorfes tanzen anlässlich der Übergabe ihrer neuen Gesundheitsklinik im Hintergrund

ProgrammhöhepunkteGesamtzahl der Hilfeempfänger 2008 420 000

Medair-Mitarbeiter 26 internationale Mitarbeiter 225 nationale Mitarbeiter

Gesundheitsdienste – SoforthilfeBundesstaat Khartoum• 2 531 Patienten durchschnittlich pro Monat im Zentrum für primäre

Gesundheitsversorgung behandelt• 1 417 Haushalte durchschnittlich pro Monat zur Hygieneförderung

besucht• 450 Schwangere und Stillende jeden Monat für 12-wöchige

Gesundheitserziehungsprogramme angemeldet

West-Darfur• 321 872 Sprechstunden für ambulante Patienten in 20 Zentren für

primäre Gesundheitsversorgung• 10 Assistenzärzte, 35 Community Health Workers, 56 Hebammen und

86 Arzthelfer an jährlicher Auffrischungsschulung teilgenommen

Süd-Kordofan• 9 von 20 von Medair unterstützte Kliniken an Gesundheitsministerium

und Staatssekretariat für Gesundheit übergeben• 49 Unterrichtsveranstaltungen für die Gemeinden durchgeführt

Wasser und sanitäre Anlagen – SoforthilfeSüd-Kordofan• 209 Latrinen an 5 Orten• 10 neue Brunnen gebohrt

West-Darfur• 108 000 Menschen mit ausreichend Wasser versorgt• 9 000 Menschen über ein Notfall-Wasserversorgungssystem mit

Wasser versorgt• 1 135 private Latrinen • 3 neue Brunnen gebohrt, um einen Wasserturm wieder nutzen

zu können

WiederaufbauSüd-Kordofan• 4 Regenwassergewinnungssysteme errichtet

Bundesstaat Khartoum• 19 öffentliche Latrineneinrichtungen an die Gemeinden übergeben

Unterkunft und Infrastruktur – Soforthilfe Bundesstaat Khartoum• 710 Plastikplanen an 355 Haushalte ausgegeben, deren Unterkünfte

durch starke Regenfälle zerstört worden waren

29

Page 31: Jahresbericht 2008

Im April reisten die Emergency Response Teams (ERTs) für eine Bestandesaufnahme in ein Auffanglager im überbevölkerten Bezirk Maban. Dort gab es nicht eine einzige Latrine und keine Handwaschmöglichkeiten. Ausserdem begünstigte die umliegende Tiefebene Überschwemmungen und somit Cholera-Epidemien.Die Teams schulten Bewohner im Bau von Latrinen und der Hygieneförderung. Die Latrinen brachten zwar sofort eine Verbesserung, doch die Menschen mussten auch in allgemeinen Hygienedingen aufgeklärt werden, um die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern. „Wir haben zwar einiges unterwegs aufgeschnappt“, sagt der Hilfeempfänger John Moses, „aber wir wussten bei Weitem nicht alles. Wir werden unser neues Wissen gleich anwenden.“Medair-Mitarbeiterin Wendy van Amerongen war

überrascht von der Wirkung der Massnahmen in nur zwei Tagen: Es gab nirgendwo mehr Müll, da die Bewohner alles Herumliegende aufsammelten. Sogar Wendys Taschen hängten sie in einen Baum. Ausserdem wuschen sie nun vor dem Essen ihre Hände mit Seife. „Ich habe den Ort ins Herz geschlossen“, sagt Wendy. „Ich sehe Menschen, die nach Jahren des Krieges mit ganzer Kraft ihr Leben wieder aufbauen wollen.“

Die ERTs reagierten auf mehrere Notsituationen im Südsudan: Wasserversorgung bei sieben Epidemien, Bereitstellung von Latrinen und Hygieneförderung für über 125 000 Menschen. Letztere stellte einen besonderen Schwerpunkt dar. „Während der Cholera-Epidemie war die hygienische Situation desaströs“, sagt eine der drei zu Hygieneförderinnen ausgebildeten Frauen. „Medair brachte sauberes Wasser und bildete 15 Personen für die weitere Wissensvermittlung aus.“

SektorübergreifendeMedair übernahm eine Führungsrolle und arbeitete eng

mit der UNO bei der Koordination des Gesundheitswesens und mit dem Gesundheitsministerium beim Kapazitätsaufbau zusammen: Ausgabe von Nichtlebensmitteln in der oberen Nilregion, u.a. Decken und Moskitonetze für über 25 000 Bedürftige.

Die Arbeit musste wegen der zunehmend prekären Sicherheitslage, diverser Unruhen in Abyei und Angriffen der LRA unterbrochen werden. Die Überschwemmungen in der Regenzeit führten zu Cholera-

Epidemien. Unsere Mitarbeiter trotzten Hitze, Stürmen, Schlammmassen, Schlangen und Skorpionen und wateten stundenlang durchs Wasser.

ÄTHIOPIEN

KENIAUGANDA

Z.A.R

DEM. REP.KONGO

TSCHAD

LIBYENÄGYPTEN

SAU.AR.

Khartoum

Sudan

NordstaatenERITREA

Renk

Akobo

Aweil

0

0 300 mi

300 km

MelutMalakal

Südsudan

Yei Juba

Da der Strom der Heimkehrer auch 2008 nicht abriss, setzte sich Medair für die Verbesserung der medizinischen Versorgung und der WatSan-Situation ein und führte Nothilfeeinsätze durch.

Südsudan• Rückkehr zur Normalität nach langjährigem Bürgerkrieg• Zerbrechlicher Frieden bei zunehmender Unsicherheit• Zahlen für Ernährung, Bildung, Zugang zu Wasser, Mutter-Kind-Gesundheit und Epidemien unter

den schlechtesten weltweit• Weltweit niedrigste Durchimpfungs- und Schwangerenfürsorge-Rate• Ressourcen durch die Rückkehr von Binnenvertriebenen strapaziert

Die Hoffnung kehrt zurück

„Wir danken den Medair-Mitarbeitern, dass sie uns gezeigt haben, wie wir gesund bleiben und dieses Wissen an unsere Kinder weitergeben können, damit sie gesund und kräftig werden.“ David Deng, Polizeidirektor, Pariak

MEDAIR Jahresbericht 200830

Page 32: Jahresbericht 2008

Unsere WatSan-Teams bohrten Brunnen, bauten Brunneneinfassungen und schulten Wasserausschüsse. Im Bezirk Melut unterstützten wir ausserdem sieben Einrichtungen der primären Gesundheitsversorgung.

Im Juli eröffneten wir eine Tuberkuloseklinik in Melut. „Ich danke Medair für die kostenlose Behandlung“, sagt der ehemalige Patient Jalhak Chol Deng. „Ich hätte mich sonst nicht behandeln lassen können und werde gleich allen mit Tuberkulosesymptomen sagen, sie sollen zu Medair gehen!“

Ferner eröffnete Medair ein therapeutisches Ernährungszentrum in Melut sowie vier Ernährungsergänzungszentren in der Region. Der kleine John glich bei seiner Einlieferung einem Skelett. Nach langem Überlebenskampf, bei dem die Ernährungsexpertin Alice Wyatt mehrmals glaubte, er sei zu krank, um je wieder auf die Beine zu kommen, besserte sich sein Zustand schliesslich. „Was für eine Freude, ihn so gesund zu sehen“, sagt Alice. „John konnte entlassen werden, da er sein Zielgewicht mehr als erreicht hatte und pummelig und glücklich aussah. Wir freuen uns, wenn Familien wieder Hoffnung schöpfen, die glaubten, ihr Kind werde nie wieder gesund.“

Für weitere Informationen über den Südsudan, siehe www.medair.org/programm-suedsudan

Fotos, links: Hygieneunterricht durch Medair-Mitarbeiter im Auffanglager Maban rechts: Warten bis zur Sprechstunde in der Medair-Klinik Melut

ProgrammhöhepunkteGesamtzahl der Hilfeempfänger 2008 280 000

Medair-Mitarbeiter 32 internationale Mitarbeiter 239 nationale Mitarbeiter

Gesundheitsdienste – Soforthilfe• 7 Einsätze wegen Krankheitsausbrüchen (Meningitis, Cholera

und Masern) • 125 746 Menschen erhielten Gesundheits- und Hygieneerziehung• 305 Gemeindemitglieder in Massnahmen wie Impfungen,

Gesundheitsförderung etc. geschult

Wiederaufbau• 1 PHCC und 6 PHCUs im Bezirk Melut zur Verbesserung der

Gesundheitsversorgung von 100 000 Menschen• 1 817 Hausbesuche bei Schwangeren; 1 726 Geburten mit

Unterstützung durch Geburtshelfer • 648 Frauen mit TT2 geimpft; 545 Kinder mit DPT3 geimpft• 124 schwer unterernährte Klinikpatienten, 45 als geheilt entlassen• 353 Kinder und Frauen mit leichter Unterernährung in Nicht-Klinik-

Programm; 62 als geheilt entlassen

Wasser und sanitäre Anlagen – Soforthilfe• 8 Wasseraufbereitungssysteme errichtet, 2 weitere

wieder eingerichtet• 98 Notfall-Latrinen gebaut • 50 Hygieneförderer geschult, die 6067 Menschen über Gesundheit/

Hygiene informierten

Wasser und sanitäre Anlagen – Wiederaufbau• 6 Brunnen gebohrt und befestigt zur Gewinnung von sicherem Trinkwasser• 8 Wasserausschüsse geschult; 15 Ausschüsse an

Auffrischungsschulungen teilgenommen• 30 Gesundheits-/Hygieneförderer geschult; 38 frischten

ihr Wissen auf • 5 Flachbrunnen gebaut und zur Nutzung durch die Gemeinden vorbereitet

Unterkunft und Infrastruktur – Soforthilfe• 25 475 Menschen profitierten von der Verteilung von

Nichtnahrungsmitteln.

31

Page 33: Jahresbericht 2008

Im Alter von 10 Jahren wurde Alex von der LRA gekidnappt. Er musste zwei Jahre lang im Busch leben, bevor er entkommen konnte. Wieder zuhause erfuhr Alex, dass sein Vater von den Rebellen ermordet worden und niemand wusste, wo seine Mutter war.

Alex fand seine Mutter zwar bald wieder, doch sie hatte einen neuen Mann geheiratet, der Alkoholiker war, und sie wollte nun nichts mehr von ihrem Sohn wissen. Der traumatisierte Alex verliess seine Mutter und wurde ein so genanntes „wandering child“, das sich von Lager zu Lager treiben lässt.

Medair sorgte dafür, dass Alex mit anderen Rückkehrern in Kontakt kam, mit denen er sich rasch anfreundete. Sie spielten zusammen Fussball und tauschten sich aus. Im Laufe des Jahres wurde Alex wegen seiner posttraumatischen Belastung regelmässig seelsorgerisch von Medair betreut und zeigte eine deutliche Besserung.

2008 hatte der Schutz der vom Konflikt betroffenen Kinder in Uganda Priorität für Medair. Wir betreuten Tausende Kinder psychologisch, versorgten sie mit Schulmaterial und unterstützten von Kindern geführte Haushalte bei der Wiederherstellung ihrer Lebensgrundlage mit Ziegen. Ausserdem bildeten wir 150 ehrenamtliche Seelsorger aus und sprachen uns mit anderen Akteuren ab, um den Schutz von Kindern in der Region zu fördern.

„Die Energie des [Kinder-]Schutzteams von Medair in Verbindung mit dem Fachwissen und den eigenen praktischen Erfahrungen war für die Arbeit von grossem Nutzen“, meint Stephanie Schwarz vom Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen.

HeimkehrDie erfreulichste Entwicklung 2008 war die massenhafte Heimkehr von Vertriebenen in ihre Heimatdörfer, auch wenn viele dieser Dörfer nicht einmal über die einfachste Infrastruktur verfügten. Um Abhilfe zu schaffen, schulte und unterstützte Medair über 700 Mitarbeiter in Village-Health-Teams, die an zahlreichen entlegenen Orten eine einfache

medizinische Grundversorgung sicherstellen sollen.

Im Bezirk Pader unterhielt Medair Wasserversorgungsanlagen für 60 000 Bewohner der Binnenvertriebenenlager und initiierte darüber hinaus WatSan-Projekte zur Sicherstellung der Versorgung der Heimkehrer mit unbedenklichem Trinkwasser. Dadurch hat sich die sanitäre Situation entschieden verbessert. „Ich kann gar nicht oft genug sagen, wie beeindruckt ich bei meinem Besuch vom Medair-Team war“, betont Ian Moise, WatSan-Technik-Experte bei USAID. „Am besten gefiel mir, dass die Medair-Mitarbeiter

Kampala

Uganda

DEM. REP. KONGO

SUDAN

KENIA

TANSANIARUANDA

0

0 50 100 mi

50 100 km

Kaabong

AbimPatongo

In einem Jahr der grossen Veränderungen in Uganda, in dem 50% der Binnenflüchtlinge heimkehrten, konzentrierte sich Medair weiterhin konsequent auf die Bedürftigsten unter ihnen.

Uganda• Übergangsphase nach 20 Jahren Bürgerkrieg• Rückkehr Hunderttausender Binnenvertriebener in ihre verwüsteten Dörfer• 56% der Bevölkerung unter 18 Jahre alt • Unzureichende lokale Kapazitäten, um grundlegende Versorgungsleistungen zu erbringen• Lord’s Resistance Army (LRA) unterzeichnet 2008 Friedensvertrag nicht• Ständige Unruhen und Dürre in der Region Karamoja

Endlich angekommen

„Das Vermächtnis von Medair ist eine verbesserte Wasserversorgung und der Bau von Latrinen; es gibt Wasserausschüsse, die ihre Wasserquellen bewirtschaften. Insgesamt kann gesagt werden, dass die ehemaligen Binnenvertriebenen in ihre Heimatdörfer mit dem Wissen um die Vorteile einer verbesserten Wasserversorgung und Hygienesituation zurückkehren.“Richard Carter, externer Gutachter, Professor für internationale Wasserentwicklung, Universität Cranfield, Grossbritannien

MEDAIR Jahresbericht 200832

Page 34: Jahresbericht 2008

davon überzeugt sind, dass die Bevölkerung – sowohl finanziell als auch hinsichtlich Arbeit und Unterhalt – Verantwortung übernehmen kann. ... So wie die Mitarbeiter über dieses Thema redeten, zeigten sie, dass sie die Hilfeempfänger wirklich respektieren und als gleichberechtigte Partner ansehen.“

Ein wichtiger BeitragEin Hepatitis-E-Ausbruch 2008 veranlasste die Gesundheits- und WatSan-Teams von Medair zu raschem Handeln. Dabei stellte Medair die zuverlässige Versorgung mit Trinkwasser, den Zugang zu Latrinen und verbesserte Hygienekenntnisse für über 20 000 Haushalte sicher.

Medair blieb auch weiterhin eine der wenigen internationalen NGOs, die im unsicheren Bezirk Kaabong in Karamoja Hilfe leisteten. 2008 verbesserten wir durch die Erschliessung und Instandhaltung von Wasserquellen die Fähigkeit der Region, Dürren zu überstehen. Ausserdem führten wir ein erfolgreiches Geld-für-Arbeit-Projekt zur Unterstützung der einheimischen Familien durch. Unser Strassenbauprojekt kam unmittelbar mehr als 4000 Menschen zugute und trug zur Entwicklung der Region bei, da abgelegene Dörfer, Märkte und Gesundheitszentren nun besser miteinander verbunden waren. Die Sicherheitslage verbesserte sich, und es kamen mehr NGOs nach Karamoja, um Hilfe zu leisten.

Im Bezirk Pader halfen die Sozialarbeiter von Medair dem kleinen Alex und seiner Mutter, sich im Laufe des Jahres auszusöhnen. Alex‘ Mutter verliess ihren alkoholkranken Ehemann, und Alex lebt jetzt bei ihr und besucht regelmässig die Schule. Trotz seiner traumatischen Vergangenheit wird Alex nun nicht mehr von Albträumen geplagt – etwas, worum wir für alle Kinder in Uganda beten.

Für weitere Informationen über den Uganda, siehe www.medair.org/programm-uganda

Fotos, links: Ugandische Kinder erhalten Hilfe bei der Wiederherstellung ihrer Lebensgrundlage und psychosoziale Unterstützung von Medair rechts: Die neue saubere Wasserentnahmestelle in Nyakwae ist ein beliebter Treffpunkt

ProgrammhöhepunkteGesamtzahl der Hilfeempfänger 2008 366 286

Medair-Mitarbeiter 17 internationale Mitarbeiter171 nationale Mitarbeiter

GesundheitsdiensteWiederaufbau• 1 399 Schwangerenfürsorgeberatungen • 590 Kinder von Sozialarbeitern betreut• 150 ehrenamtliche Seelsorger und 13 Community Health Workers

ausgebildet• 2 500 psychosoziale Beratungssitzungen für Kinder durch qualifizierte

ehrenamtliche Seelsorger durchgeführt• 952 Patienten für lebensrettende Behandlungsmassnahmen verlegt • 700 Personen in der Einrichtung von dörflichen Gesundheitsteams

unterwiesen

Wasser und sanitäre AnlagenSoforthilfe • 20 000 Haushalte erhielten Seife, Chlortabletten und

Hygieneerziehung während der Hepatitis-E-Seuche

Wiederaufbau • 8 neue Brunnengrabungen und 3 handgegrabene Brunnen für die

Wasserversorgung von 10 000 Menschen • 5 Wasserverteilungssysteme zur Versorgung von 60 000 Menschen

gewartet • 85 Brunnen wieder aufgebaut • 1 000 Latrinen errichtet, 85 Behelfsbäder wieder aufgebaut

Unterkunft und InfrastrukturWiederaufbau• 4 Gemeindestrassen fertiggestellt• 4 158 Personen profitierten von den Geld-für-Arbeit-Massnahmen • 225 von Kindern geführte Haushalte erhielten Ziegen als

Einnahmequelle• 18 741 Kinder in 56 Schulen erhielten Unterrichtsmaterialien

33

Page 35: Jahresbericht 2008

Iftan bettelt in den Strassen von Burao um Geld oder Essen. Meistens bekommt sie gerade so viel zusammen, dass es für die Miete und Ernährung ihrer zwei kleinen Jungen ausreicht. „Das ist mein einziges Einkommen“, erklärt sie. „Manchmal gelingt es mir, 15 000 Schilling [etwa USD 2] einzunehmen. Dann habe ich einfach Glück gehabt.“Die rasant eskalierende Krise hat Somalia und Somaliland fest im Griff und bedroht das Leben von Millionen Menschen. Seit Jahren herrschen in der Region Instabilität und Dürre, doch 2008 verschlimmerte sich die Situation noch. Die Zahl der Menschen, die in Somalia, Puntland und Somaliland dringend Soforthilfe benötigen, stieg von 1,83 auf 3,25 Millionen – das sind mehr als 40% der gesamten Bevölkerung.

Ein neues ProgrammSomalia ist auch im günstigsten Fall ein schwieriges Einsatzland, und das erste Jahr war voller Herausforderungen für Medair. Wir fingen im Bezirk Cadale in der Region Middle-Shabelle an, die wegen der Dürre, explodierender Lebensmittelpreise und der wachsenden Instabilität zu

den bedürftigsten Regionen Somalias zählt. Die prekäre Sicherheitslage zwang die internationalen Medair-Mitarbeiter jedoch, das Gebiet zu verlassen und neue Wege –

hauptsächlich über einen einheimischen Partner – zu finden, um in Cadale helfen zu können.Im November richtete das Medair-Team ein zweites Programm in Burao in Somaliland ein, wo die Sicherheitslage zwar besser, die humanitäre Situation aber weiterhin desaströs war. Tausende Menschen, die unter der Dürre und den Konflikten litten, flohen nach Burao, wo sie die Ressourcen der dort ansässigen Bevölkerung zusätzlich belasteten.

Im Stich gelassene Mütter und Kinder Iftan kam auf der Flucht vor den Konflikten aus Mogadischu nach Burao in Somaliland, wo sie feststellen musste, dass auch hier das Leben ein permanenter Überlebenskampf ist. Mittlerweile zahlt sie Miete in Höhe von monatlich ca. USD 25 für ein kleines Stück Land mit einer Hütte aus Zweigen und Lumpen. Nach der Geburt ihres zweiten Kindes verliess Iftans Ehemann sie. „Jetzt bin ich mit den zwei Kindern allein“, sagt sie. „Es ist sehr schwer, eine Familie mit so wenig Geld zu versorgen. Ich frage mich, ob ich mit meinen Kindern überleben werde. „Tausende Menschen in dieser Region sind in einer so verzweifelten Lage wie Iftan. „Diese Geschichte höre ich immer wieder“, sagt Henrieke Hommes, Leiterin der Gesundheitsprogramme. „Mütter mit sechs oder sieben Kindern, deren Ehemann sich auf und davon macht und seine Familie ihrem Schicksal überlässt... Es besteht überhaupt kein Zweifel, dass Frauen und Kinder die schwächste Bevölkerungsgruppe in Somalia bilden.“

Medair-Hilfe zeigt sofort WirkungObwohl während des Jahres viel Zeit für die Einrichtung der zwei Programme benötigt wurde, konnten wir dennoch

0

0 100 400 mi

100 200 km

ÄTHIOPIEN

INDISCHER OZEAN

GOLF VON ADEN

KENIA

DSCHIBUTI

Somalia

Mogadischu

Hargeisa

2008 richtete Medair ein neues Programm in Somalia und Somaliland ein, mit dem vor allem für Mütter und Kinder, die in der lebensbedrohenden Krisensituation allein dastehen, lebensrettende Soforthilfe geleistet wird.

Somalia• Eine der schlimmsten humanitären Krisen der Welt• 3,2 Millionen Menschen (42% der Bevölkerung), davon über eine Million Flüchtlinge,

benötigen Soforthilfe• Lebensbedrohende Ernährungskrise durch verheerende Dürre und hohe Lebensmittelpreise• Anhaltender Konflikt und sich verschlimmernde Sicherheitslage einschliesslich Angriffen

auf Hilfsorganisationen• Sehr beschränkter Zugang zu medizinischer Versorgung, sauberem Wasser

und Sanitäranlagen• Eines der Länder mit der weltweit höchsten Müttersterblichkeitsrate

Am Abgrund

„Das Ernährungsprogramm von Medair in Burao ist eines der Kompetenzzentren in Somalia.“Mathieu Joyeux, Ernährungsberaterin, UNICEF Somalia

MEDAIR Jahresbericht 200834

Page 36: Jahresbericht 2008

erhebliche Erfolge erzielen. Wir begannen mit der Instandsetzung von Krankenstationen und der Schulung von medizinischem Personal. Wir leisteten Hilfe bei einer Masern-Epidemie in Burao, wobei wir knapp 4000 Menschen impften. Unser WatSan-Team half ausserdem bei mehreren Cholera-Epidemien mit dem Chloren von Brunnen und Hygieneaufklärung.

Wasser ist in dieser Wüstenregion ein knappes Gut, und die Menschen nehmen es nur ungern zum Waschen, wenn sie es doch zum Trinken brauchen. Daher setzte Medair einerseits Brunnen instand, um die verfügbare Wassermenge zu vergrössern, und informierte andererseits die Bevölkerung über die Bedeutung guter Hygiene für die Verhinderung von Krankheiten.

Unser grösster Erfolg im Jahr 2008 war die Einrichtung der Ernährungsprogramme in Cadale und Burao, mit denen der schweren Ernährungskrise entgegengewirkt wird. In Burao nahmen wir im ersten Monat über 1000 unterernährte Kinder in unser Ernährungsergänzungs- und Impfprogramm auf.

„Wir freuen uns, dass das Gewicht der betreuten Kinder sehr schnell zunimmt“, sagt Henrieke. Das Programm ist eine Erleichterung für Mütter wie Iftan, deren Not nach wie vor gross ist.

Zwar konnten 2008 Mütter und Kinder in Not bereits durch Soforthilfe unterstützt werden, doch es ist noch viel zu tun. „Unser Somalia/Somaliland-Programm steckt noch in den Kinderschuhen“, sagt Henrieke, „doch wir hoffen, dass wir eine gute Grundlage geschaffen haben, auf der wir unsere lebensrettende Arbeit fortsetzen und auf neue Gebiete mit dringendem Versorgungsbedarf ausweiten können.“

Für weitere Informationen über den Somalia, siehe www.medair.org/programm-somalia

Fotos, links: Iftan mit Amir, dem jüngeren ihrer beiden Söhne rechts: Behandlung eines unterernährten Kindes im Ernährungsprogramm in Burao

ProgrammhöhepunkteGesamtzahl der Hilfeempfänger 2008 68 000

Medair-Mitarbeiter 4 internationale Mitarbeiter 59 nationale Mitarbeiter

Gesundheitsdienste – Soforthilfe• 1 Soforthilfeeinsatz bei Masern-Epidemie in Burao, dabei 3910

Personen geimpft• 2 laufende Ernährungsprogramme (insgesamt 11 Standorte und

1 Stabilisierungszentrum)• 1 045 Kinder in Ernährungsprogramme aufgenommen• 16 Ernährungsspezialisten, 2 Mobilisierungsspezialisten und

24 ehrenamtliche Ernährungshelfer geschult • 1 188 Mütter erhielten Unterricht zum Thema Ernährung, um die

Gesundheit ihrer Kinder zu fördern

Gesundheitsdienste – Wiederaufbau• 5 medizinische Mitarbeiter geschult

Wasser und sanitäre Anlagen – Soforthilfe• 1 Cholera-Epidemie in Jowhar, wo 6 Brunnen desinfiziert und in

9 Dörfern 2300 Haushalte in punkto Hygiene aufgeklärt wurden• 1 Epidemie mit akutem wässrigem Durchfall in Cadale, wo 2 Brunnen

schockgechlort und 22 Haushalte in punkto Hygiene aufgeklärt wurden

Wasser und sanitäre Anlagen – Wiederaufbau• 2 Flachbrunnen in der Stadt Cadale instand gesetzt und mit

Handpumpen versehen• 4 WatSan-Mitarbeiter ausgebildet• 1 375 Menschen im Rahmen von Hygiene-Kampagnen informiert

Unterkunft und Infrastruktur – Wiederaufbau• 1 Krankenstation in Cadale instand gesetzt• Instandsetzung von 3 Gesundheitseinrichtungen begonnen

35

Page 37: Jahresbericht 2008

Vor Medair arbeitete Claire als diplomierte Sozialarbeiterin bei einer Wohltätigkeitsorganisation in Grossbritannien und in der Sozialberatung der Royal British Navy, wo sie Hinterbliebene und traumatisierte Soldaten betreute: „Dank meiner Ausbildung und Erfahrung in der Sozialarbeit kann ich die Liebe für bedürftige Kinder und Erwachsene auf eine Art zum Ausdruck bringen, die sie weiterbringt und ihnen Hoffnung in ihrer Verzweiflung gibt.“

Claire leitet derzeit unser psychosoziales Programm in Patongo und stützt sich auf ihre bisherige Erfahrung, um auf die emotionalen Bedürfnisse einer zutiefst traumatisierten Bevölkerung einzugehen: „Ich leite ein Team aus sechs Sozialarbeitern. Gemeinsam wollen wir Waisen, elternlosen Familien, ehemals entführten und anderen Kindern helfen, die unter jahrelangem Missbrauch und Vernachlässigung leiden.“

Claire misst den Erfolg an der Aufrichtigkeit und Tiefe der aufgebauten Beziehungen: „Medair hat nicht nur eine echte und vertrauensvolle Beziehung zur Bevölkerung und den Beamten aufgebaut, sondern auch zu absolut hilfebedürftigen Kindern, die keine Hoffnung mehr hatten. Den Menschen beizustehen, ihre Sorgen zu hören und ihnen eine Stimme zu verleihen, damit sie Kraft für die Zukunft schöpfen, ist die erfüllendste Arbeit.“

Die Arbeit in Uganda hat Claire beruflich und privat beeinflusst: „Das Leben mit nur wenigen materiellen Besitztümern hat mir geholfen, es nüchtern zu betrachten. Das durch die psychosoziale Arbeit

2008 waren über 1200 Mitarbeiter aus 23 Ländern für Medair tätig. Nachfolgend werden acht von ihnen mit ihrem aussergewöhnlichen Werdegang vorgestellt.

Reza hatte ein Taxiunternehmen im Iran, als ein gewaltiges Erdbeben 2004 die Stadt Bam erschütterte. Damals wurde er engagiert, um Medair-Mitarbeiter ins Erdbebengebiet zu fahren: „Nachdem ich eine Woche für Medair in Bam gearbeitet hatte, fragten sie mich, ob ich in Vollzeit als Fahrer arbeiten möchte.“

Bald erkannte Medair Rezas logistisches Talent. Nach ein paar Monaten wurde er mit der Qualitätssicherung beim Wohnungsbauprojekt betraut und später auch als Dolmetscher und Verbindungsperson zu den Behörden eingesetzt. Rezas Eifer und seine Fähigkeit, sich diesen Herausforderungen zu stellen, trugen ihm den Respekt der Medair-Mitarbeiter sowie der Bauarbeiter und Behörden ein.

2008 bot Medair Reza die Möglichkeit, als „internationaler Mitarbeiter“ am Indonesien-Programm mitzuwirken: „Der Schritt vom nationalen Mitarbeiter im eigenen Land zu einem internationalen Mitarbeiter in Asien war eine neue Erfahrung für mich. Ich musste lernen, Mitarbeiter und Unternehmen zu leiten, wofür ich eine Weile brauchte. Ich muss noch immer viel lernen, aber ich schätze die Herausforderung.“

Reza widmet sich dem Indonesien-Programm mit demselben Engagement und mit derselben Professionalität wie in Bam. Trotz der vielen Aufgaben hat er manchmal Zeit, um Tischtennis zu spielen, zu schwimmen oder den lokalen Mitarbeitern bei der Suche nach Flusskrebsen zu helfen.

Reza ist zum ersten Mal im Ausland. Obwohl er seine Familie sehr vermisst, schätzt er vieles an seiner Arbeit: „Das Einsatzgebiet ist so grün. Den Ozean und die Strände hätte ich nie gesehen, wenn ich im Iran geblieben wäre.“

Reza ist froh, seine Management- und Führungskompetenzen vertiefen zu können: „Die Arbeit

hat mich selbstbewusst gemacht. Ich habe gelernt und bin dadurch zu einem besseren Menschen geworden. In beruflicher Hinsicht traue ich mir jetzt zu, überall zu arbeiten.“

Die Gesichter hinter dem Engagement

Claire HutchinsonVerantwortliche für psychosoziale ProgrammeUganda

Reza TabasiBaukoordinator

Indonesien

MEDAIR Jahresbericht 200836

Page 38: Jahresbericht 2008

Hinter den Kulissen

in Notsituationen erworbene Wissen hat mich für immer geprägt.

„Am meisten mag ich an meiner Arbeit, dass ich mit Menschen zusammenleben und -arbeiten kann, die mir zeigen, was wahre Belastbarkeit ist, und dass ich sehe, wie Gott im Leben Einzelner wirkt. Es gibt mir viel Hoffnung, dass Gott selbst an Orten ist, die von der Welt ganz vergessen sind.“

Die Amerikanerin Jeri arbeitete fast 20 Jahre in der Privatwirtschaft in den USA und Grossbritannien, zuletzt als IT-Leiterin. Sie wollte sich jedoch beruflich auf die Nothilfe verlagern und entschied sich wegen der gemeinsamen Werte für Medair.

Jeri arbeitet im Büro in Juba und Nairobi, wo sie die anspruchsvollen Massnahmen zur Unterstützung der Teams im Südsudan leitet: „Das Tolle an meiner Arbeit ist, dass sie jeden Tag anders aussieht.“

Obwohl der humanitäre Bereich neu für sie ist, war Jery dank ihrer Erfahrungen aus der Wirtschaft und ihrer Führungsqualifikationen gut vorbereitet: „Die meisten meiner Führungskompetenzen konnte ich direkt übernehmen. Ich musste also an sich keine neuen Qualifikationen erwerben – ausser wie man ein Funkgerät benutzt!“

Jeris grösste Sorge war, wie sie sich in das Team einfügen und schnell von Nutzen sein könne. Zu ihrer Freude konnte sie sich gleich prima integrieren: „Die anderen sind so hilfsbereit, dass ich mich sofort als Teil des Teams gefühlt habe. Das Leben im Team fasziniert mich – vor allem, wenn acht Frauen in einem Haus mit nur einem Bad leben und jede an die Reihe kommt, bevor alle um 7:30 Uhr zur Arbeit gehen!“

Am meisten ist Jeri vom Engagement ihrer Kollegen beeindruckt: „Manchmal müssen unsere Teams schwierige Orte erreichen und kämpfen sich auch dann weiter, wenn die Logistik nicht funktioniert.“

Jeri hat einige einschneidende persönliche Veränderungen erlebt: „Sie stärken meinen Glauben jeden Tag. Die Arbeit

Jeri WestadLeiterin

ProgrammunterstützungSüdsudan

hat mich darüber nachdenken lassen, welche persönlichen Bedürfnisse mir wichtig sind. Sie hat mich auf das Leid der Menschen aufmerksam gemacht, das sich gewaltig von den bruchstückhaften Medienberichten unterscheidet.“

Zukünftigen Mitarbeitern rät Jeri: „Seht jede neue Erfahrung als Segen. Sucht jeden Tag etwas, worüber ihr euch freuen oder lachen könnt, und helft euren Kollegen, dass auch ihnen dies gelingt.“

„Als Landesverantwortlicher sind keine zwei Tage gleich“, sagt Jamie. „In einem Augenblick bespricht man mit dem Vertreter eines ausländischen Geldgebers eine mögliche Spende, im nächsten überprüft man die Vorschriften für die Mitarbeiter, und dann reagiert man auf die geänderte Sicherheitslage an einem Projektort. Ständig muss man mit widersprüchlichen Anforderungen jonglieren und von einer Aufgabe zur nächsten wechseln.“

Jamies vorherige Tätigkeit in der Wirtschaft in Grossbritannien bildete eine solide Basis: „Zwar musste ich mich eingewöhnen und vieles lernen, aber mein Wissen im Projektmanagement diente mir als Grundlage.“

Als Student absolvierte Jamie ein Praktikum in Washington D.C. beim Leiter des Asienprogramms von Human Rights Watch: „Ich kam direkt mit der amerikanischen Politik in Kontakt, und obwohl ich es damals noch nicht erkannte, begann die Berufung zur Arbeit für die Entrechteten, Vertriebenen und Benachteiligten in mir zu keimen.“

In einer Kirche in London lernte Jamie Leute kennen, die für Medair gearbeitet hatten und nach ihrer Rückkehr begeistert von ihren Erlebnissen sprachen: „Mir wurde klar, dass ich an Medair dranbleiben und mein bequemes Leben in London aufgeben musste. Medair war der perfekte Einstieg.“

Das Leben in Kabul ist oft alles andere als bequem. Aus Sicherheitsgründen verbrachte Jamie einen grossen Teil seiner Zeit mit dem Team, und es gab kaum Möglichkeiten, sich ausserhalb des Medair-Stützpunkts zu entspannen. Die prekäre Sicherheitslage beeinträchtigt auch die Arbeit: „Der Aufwand und die

Jamie EyreLandesverantwortlicherAfghanistan

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Vorbereitungsarbeiten, um sicher zu den Projektorten zu gelangen, sind enorm.“ Die Nachteile werden aber durch die Früchte der Arbeit mehr als wettgemacht: „Es kostet viel Mühe, die Bevölkerung zu überzeugen und ihr Vertrauen zu gewinnen. Wenn dies aber gelingt, dann lohnt sich die Arbeit wirklich. Partnerschaftlich mit den Hilfeempfängern zusammenzuarbeiten und zu sehen, wie die Bevölkerung aktiv wird, um dringende Bedürfnisse abzudecken, ist eine beeindruckende Sache.“

Dennoch sieht sie das Positive: „Wer würde nicht ein Haus in der Stadt gegen ein Zelt unter einem klaren Sternenhimmel tauschen?“

Erfolgreiche Einsätze sind für Jitske der wahre Lohn. An Orten ohne medizinische Versorgung haben sie und ihre Teams unterernährte Kinder versorgt und schwerkranke Menschen behandelt.

Sie findet ihre Arbeit mit den Kindern in den Ernährungszentren besonders befriedigend. Einige werden schwer unterernährt von ihrer Mutter in die Klinik getragen, und bei ihrer Entlassung „hüpfen sie mit ein paar Extrakilos und einem breiten Lächeln zum Tor hinaus. Es ist sehr befriedigend, wenn man zwar erschöpft ins Bett fällt, aber weiss, dass man viel bewirkt hat.“

Es bedarf einer ganz besonderen Persönlichkeit, um die Härten der Arbeit bei Medair begeistert anzunehmen. Der erste Einsatz von Jitske Brouwer 2000 in Kenia entsprach überhaupt nicht den Erwartungen der Niederländerin: „Ich hatte vorher in Nairobi gearbeitet und war ein wenig in Kenia herumgereist, hatte aber keine Ahnung, dass ich umgeben von Kamelen in der Wüste stationiert sein würde!“

In den nächsten Jahren arbeitete Jitske als Ernährungsexpertin in zahlreichen Medair-Projekten. Daneben machte sie ihren Abschluss als Krankenschwester. Dank ihrer jahrelangen Erfahrung in verschiedenen Landesprogrammen ist sie heute eine unserer wertvollsten Mitarbeiterinnen. Jitske lebt in Nairobi, wo sie Teilzeit für Medair arbeitet, was ihr genügend Zeit für ihre zwei kleinen Kinder lässt.

„Es ist erstaunlich, wie viel sich seit meinem ersten Einsatz verändert hat“, sagt Jitske. „2000 kommunizierten wir per Funkgerät, und nur in sehr dringenden Fällen schickten wir E-Mails oder riefen über das sehr teure Satellitentelefon an. Alles andere wurde auf eine Diskette gespeichert und einmal im Monat nach Nairobi geflogen. Heute haben wir Mobiltelefone und E-Mail, was das Leben enorm erleichtert!“

Jitske hat im Rahmen ihrer Tätigkeit schon einiges auf sich genommen: „Wohnen im Zelt, Freiluftduschen, Schlangen und Skorpione, jeden Tag Essen aus der Dose und Schüsse betrunkener Soldaten ausserhalb des Medair-Geländes.“

Jitske BrouwerGesundheits- und

ErnährungsberaterinSomalia

Hermann Chelo NgadjoleStützpunktleiterIsiro - Demokratische Republik Kongo

Chelo erinnert sich gerne daran, wie er Stützpunktleiter wurde: „Das war wunderbar, weil ich als erster Kongolese so einen Posten bekam, seit Medair in unserem Land tätig ist.“

Chelo, der verheiratet ist und fünf Kinder hat, trägt eine grosse Verantwortung. Der 37-Jährige arbeitet seit 1999 bei Medair; seine jetzige Stelle hat er seiner natürlichen Führungskompetenz und seinem Talent für die interkulturelle Zusammenarbeit zu verdanken. Vor allem aber wird er wegen seines Fleisses und seiner Integrität geachtet. Seine Loyalität gegenüber Medair war so stark, dass sie zu Spannungen zwischen ihm und den bewaffneten Stammesgruppen in Bunia führte. Zu seiner Sicherheit musste er mit seiner Familie von Bunia nach Isiro umziehen, wo er nun seit 2005 arbeitet.

Das war nicht das einzige Mal, dass Chelo grossen Mut bewies. Einmal beschloss er nach intensivem Gebet, an einem Einsatz mit Übernachtung in einem Dorf teilzunehmen, das mit seinem Stamm verfeindet war. „Obwohl er Drohungen gegenüber seinem Stamm hörte“, berichtet Chelos Kollegin Marian Wetshay-van der Snoek, „arbeitete er einfach weiter. Bis zum Abflug am nächsten Tag stellte er sich jedoch nur mit seinem Vornamen vor, damit niemand seine Stammeszugehörigkeit herausfinden konnte. Viel geschlafen hat er in dieser Nacht nicht.“

MEDAIR Jahresbericht 200838

Page 40: Jahresbericht 2008

Hinter den Kulissen

Der Sudanese und gläubige Moslem Dr. Yahia begann 2002 bei Medair, der damals einzigen ausländischen NGO in West-Darfur. Als 2003 die Darfur-Krise ausbrach, waren auch bei vielen anderen NGOs Ärzte gefragt. Mit seiner Erfahrung hätte Dr. Yahia eine besser bezahlte Stelle finden können. „Er hätte sein Gehalt mindestens verdoppeln können, entschied sich aber zu bleiben“, sagt seine Kollegin Fabienne Laurenzio. „Er hatte sogar ein Angebot aus Saudi-Arabien. Er hielt den Vertrag in den Händen – und zerriss ihn plötzlich.“

Unsere Mitarbeiter waren erstaunt, dass er auf die Chance verzichtete, viel mehr Geld zu verdienen, und seine Familie war verärgert. Auf die Frage, warum er bei Medair bleibe, sagte Dr. Yahia: „Das Arbeitsklima ist sehr gut, wie in einer Familie. Das habe ich so woanders noch nicht erlebt.“

„Dr. Yahia liebt Volk und Land auf eine in unserer Kultur nicht nachvollziehbare Weise“, erklärt Fabienne. „Er ist damit verwachsen, nicht nur ein Individuum unter anderen Individuen. So begegnet er allen Menschen, nicht nur den Hilfeempfängern. Mit grosser Leidenschaft behandelt er Kranke, doch mit noch grösserer Leidenschaft bildet er medizinische Mitarbeiter aus, damit sie gute Arbeit leisten können.“

Als grössten Erfolg betrachtet Dr. Yahia, dass er den medizinischen Mitarbeitern einen lebensrettenden, ganzheitlichen Ansatz in der Kinderheilkunde vermitteln kann. Seine Pflichten nehmen ihn zwar sehr in Anspruch, doch er hat einen unstillbaren Wissensdurst. Vor Kurzem konnte Medair ihm einen dreimonatigen Abendkurs zum Thema HIV/AIDS bezahlen, und momentan unterstützt die

Organisation sein berufsbegleitendes Master-Studium in Öffentlichem Gesundheitswesen und Tropenmedizin. „Ich weiss, dass ich ihn jederzeit um Rat fragen kann, wenn hier jemand krank ist und ich nicht weiterweiss“, sagt Fabienne. „Das ist enorm viel wert.“

Christophe RoduitLandesverantwortlicherMadagaskar

Im August 2008 ehrte Madagaskar Christophe Roduit, indem dieser zum Ritter des madagassischen Verdienstordens geschlagen wurde. „Es gab eine Feier im Gästehaus von Medair mit Staatsvertretern, Ehrengarde, Armeefanfaren und Reden“, berichtet Christophe. „Es war eine grosse Ehre, dass die Arbeit von Medair anerkannt und uns für unsere Leistung offiziell gedankt wurde.“

Christophe und sein Team mussten viele Schwierigkeiten überwinden: „Ich habe viel gelernt und hatte viel mehr Verantwortung als in Europa: In Krisen muss man Entscheidungen treffen. Man darf nicht in Panik geraten, muss aber die Verantwortung für Fehler übernehmen.“

Bei seiner Arbeit ist Christophe die Würde der Hilfeempfänger besonders wichtig: „Wir sehen sie nicht als die armen Opfer, denen wir zeigen, wie sie aus ihrer misslichen Lage herauskommen, sondern versuchen zu verstehen, wer sie sind und was sie wissen, um zusammen an der Verbesserung ihrer Zukunft zu arbeiten.“

Seit Christophe für Medair arbeitet, sind ihm Krisen nicht fremd: „In der D.R. Kongo herrschte Krieg, in Madagaskar erlebte ich einen Wirbelsturm – zwei Ereignisse, denen man hilflos ausgeliefert ist. Bei einem Wirbelsturm sieht man, wie das Wasser ansteigt und Dachziegel davonfliegen. Man erkennt, dass das eigene kleine Leben von Gott abhängig ist. Solche Ereignisse gemeinsam mit der Bevölkerung durchzustehen ist eine doppelte Motivation.“

Dr. Yahia Khames Ahmed Stellvertretender

medizinischer KoordinatorSudan (Nordstaaten)

Noch etwas macht Chelo besonders: die Art, wie er auf die Hilfebedürftigen zugeht. Er sieht sie unabhängig von ihrer Stammeszugehörigkeit als Menschen in Not. „Ich helfe, das Leid der Kriegsopfer zu lindern oder zu beseitigen“, sagt er, „weil mir die Beweggründe hinter der Arbeitsweise von Medair gefallen. Ich habe Medair in meinem Herzen und werde die Organisation nie vergessen. Selbst wenn ich einmal zu anderen NGOs wechsle, um Erfahrungen zu sammeln, möchte ich zurückkommen und der Bevölkerung mithilfe von Medair dienen. Medair betrachte ich als meine Heimat.“

39

Page 41: Jahresbericht 2008

Mit den Worten unserer Partner

Dominique Demaurex ist CEO des Schweizer Unternehmens Aligro, verheiratet und Vater von fünf Jungen. 1989 war er in Uganda für Medair im Einsatz, wo er mithalf, Hilfsgüter in Binnenvertriebenen-Camps zu verteilen, und noch einmal 1991/1992 im Irak, wo er Menschen, die schwer vom Golfkrieg getroffen wurden, lebensrettende Soforthilfe leistete. Später war Dominique viele Jahre Vorsitzender der Medair Association. In den vergangenen 20 Jahren hat Dominique zu einer verbesserten Professionalität und Servicequalität von Medair beigetragen, während Aligro unsere Programme finanziell grosszügig unterstützte.

Was war Ihre persönliche Motivation, für Medair zu arbeiten? Ich wollte an gefährlichen Orten Leben retten und Leid lindern.

Was haben Sie aus Ihrer Mitarbeit bei Medair gelernt? Ich habe mitgeholfen, ein Qualitätsmanagementsystem bei Medair einzuführen, und konnte dabei von einigen guten Ideen profitieren, die ich später im

Qualitätssicherungssystem von Aligro umgesetzt habe. Ich war auch an der Endauswahl des Medair-CEO beteiligt und kann nur bestätigen, dass sie sehr professionell vonstatten ging. Der CEO-Wechsel war eine ziemliche Herausforderung, aber auch eine wertvolle Erfahrung.

Warum unterstützt Aligro die Arbeit von Medair mit so grossem Engagement, und was hat Aligro davon? Medair ist eine NGO, die wirklich gute Arbeit leistet, deren auf privatem Engagement basierende Unterstützung jedoch nicht ausreicht. Wir unterstützen Medair, indem wir Finanzierungslücken schliessen. Davon hat Aligro konkret nichts – ausser der Freude am Geben.

Haben Sie konkrete Hoffnungen für die Zukunft und die Arbeit von Medair? Ich hoffe, Medair wird eines Tages, wenn das grausame Leiden auf diesem Planeten ein Ende gefunden hat, die Arbeit einstellen können. Bis dahin hoffe ich, wird Medair eine dynamische und effiziente NGO bleiben.

Dominique Demaurex

„Wir konnten beobachten, dass Sie Ihre Arbeit kompetent, dynamisch und begeistert erledigen, was zu einer erheblichen Verbesserung der Lebensqualität der Bevölkerung beiträgt. Ich bin überzeugt, dass die vorbildliche Integration ihrer ausländischen Mitarbeiter in die einheimische Gesellschaft wesentlich für Ihren Erfolg verantwortlich ist, und ich kann Sie nur ermutigen, so weiter zu machen.“Jean-Claude Boidin, Botschafter und Delegationsleiter der Europäischen Union, Madagaskar

„Ich war sehr beeindruckt vom Medair-Team in Uganda: Die Mitarbeiter sind überzeugt, dass die Bevölkerung finanziell sowie hinsichtlich Arbeit und Unterhalt Verantwortung übernehmen kann. Wie die Mitarbeiter über dieses Thema redeten, zeigte mir, dass sie die Hilfeempfänger respektieren und als gleichberechtigte Partner ansehen. Sie sind voller Energie und Optimismus. Ich würde die Organisation bestimmt im Rahmen eines Teams unterstützen.“Ian Moise, Experte für WatSan-Technik, USAID Washington

40 MEDAIR Jahresbericht 2008

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Partner der Vereinten Nationen• Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen • Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF)• Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen • Amt für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten

der Vereinten Nationen Regierungspartner• Niederländisches Aussenministerium (BUZA)• Französisches Aussenministerium (DGCID)• Abteilung für humanitäre Hilfe der Europäischen Kommission• EuropeAid (EU)• Ministerium für internationale Entwicklung des

Vereinigten Königreichs • Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit • Entwicklungshilfeorganisation der Vereinigten Staaten

(USAID) • Bureau Central de Coordination (Weltbank, Kongo)• Schwedische Agentur für internationale

Entwicklungszusammenarbeit (SIDA) • Ministerium für internationale Entwicklung des

Vereinigten Königreichs (DFID über Arcadis)

Institutionelle Partner• CORDAID Niederlande (katholische Organisation für

Nothilfe und Entwicklungszusammenarbeit)• Glückskette (Schweiz)• Globale Allianz für Impfstoffe und Immunisierung

(Schweiz)• Mennonitisches Zentralkomitee (USA, Kanada) • Demaurex & Cie SA - Marchés ALIGRO (Schweiz)• Diakonia Leiden (Niederlande)• Stiftung Pierre Demaurex (Schweiz)• Tearfund New Zealand• Tearfund United Kingdom• CARE International (USA)• Management Sciences for Health (USA)• EO-Metterdaad (Niederlande)

Wir danken auch all unseren privaten Spendern. Wir möchten uns bei allen für ihre grosszügige Unterstützung bedanken, ohne die wir unseren Auftrag nicht erfüllen könnten.

Fotos, rechts: Medair-Mitarbeiter treffen Dorfvorsteher in Somaliland ganz links: WatSan-Arbeiten in Uganda links: Medair-Mitarbeiter mit Kindern in Madagaskar

Unsere Partner 2008

„Es ist für Medair relativ einfach, die Ergebnisse der Hilfsleistungen, wie Impfungen und Wasserversorgung, zu messen. Doch Medair erfasst auch die Ergebnisse der Arbeit im Bereich der Verhaltensänderung... Die Organisation ist sehr gut darin, die Rückmeldungen der Hilfeempfänger nachzuverfolgen und die Ergebnisse den übrigen humanitären Einrichtungen mitzuteilen.“ Nigel Harris, ehemaliger Chief Executive der New Philanthropy Capital, Grossbritannien, und Mitglied des Kuratoriums von Medair UK

Spenden von über USD 20 000 nach Spendenumfang geordnet

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Page 43: Jahresbericht 2008

Zertifizierungen und Mitgliedschaften

Solidarité Urgence Développement

ISO 9001:2000 – weltweitMedair ist weltweit nach ISO 9001:2000 zertifiziert, was bescheinigt, dass Hilfsgüter und Hilfeleistungen auf die Bedürfnisse der Notleidenden ausgerichtet wirksam eingesetzt werden.

ZEWO SchweizDas nur für staatlich geprüfte Schweizer Organisationen zugängliche Zertifikat bescheinigt die gezielte und wirksame Nutzung privater Spenden sowie die Integrität der Publikationen von Medair und insbesondere der Spendenaufrufe. ZEWO-Standards zeugen von bester Buchführung und betrieblicher Transparenz, was durch laufende unabhängige Überwachung bestätigt wird.

RfB NiederlandeDas RfB-Zertifikat gibt den Spendern eine hohe Sicherheit, dass die eingegangenen Gelder für den beabsichtigten Zweck verwendet werden.

Auszeichnungen

Intelligent Giving, Grossbritannien2008 wurde Medair UK von dieser unabhängigen Organisation, die den Spendern durch die Bewertung der Transparenz und Qualität der Berichte von Hilfsorganisationen hilft, bessere Spendenentscheidungen zu treffen, zur Nummer 1 von 195 britischen Organisationen dieser Art gewählt.

Mitgliedschaften

ASAH, Frankreich ASAH ist ein Zusammenschluss glaubensbasierter Organisationen, die sich für internationale Solidarität engagieren und um humanitäre Hilfe, internationale Zusammenarbeit und Entwicklung, fairen Handel und gesellschaftliche Wiedereingliederung kümmern.

CONCORDDurch die Mitgliedschaft bei EU-CORD ist Medair auch Mitglied von CONCORD, der European Confederation for Relief and Development.

Coordination SUD, FrankreichMedair Frankreich ist Mitglied dieser Koordinationsstelle französischer NGOs, die ihre Werte gegenüber privaten und öffentlichen Institutionen in Frankreich und im Ausland weitervermitteln will.

EU-CORDMedair ist Mitglied dieses 1998 gegründeten Netzwerks von Organisationen für Nothilfe und Entwicklung der EU, um den Armen wirksamer zu helfen und die Lebensbedingungen der benachteiligten Menschen zu verbessern.

HAP-IMedair ist Mitglied von HAP International, die die höchsten Prinzipien der Rechenschaftspflicht beachten und fördern will. Dies erfolgt durch Selbstregulierung seitens der Mitglieder hinsichtlich der Beachtung der Rechte und Würde der Empfänger.

ImpACT Coalition, GrossbritannienMedair UK ist Mitglied der ImpACT Coalition, die für ein besseres Verständnis der Funktionsweise von Wohltätigkeitsorganisationen und ihrem gesellschaftlichen Nutzen wirbt.

People in AidMedair ist Unterzeichner des „Code of Good Practice in the Management and Support of Aid Personnel“ von People in Aid. Dieser Kodex zeigt die steigende Fokussierung auf Themen wie Gesundheit und Sicherheit, Verschiedenartigkeit und Gleichstellung und ist für Organisationen des Entwicklungs- oder Advocacy-Bereichs sowie der Nothilfe wichtig.

The Fundraising Standards Board, GrossbritannienDas FRSB ist die Selbstregulierungsorganisation für Spendengelder in Grossbritannien. Die Mitglieder arbeiten bei ihren Geldbeschaffungsmassnahmen nach höchstem Standard guter Praxis.

VOICEMedair ist Mitglied dieses europaweiten Netzwerks von NGOs, die in der humanitären Hilfe tätig sind: Notfallhilfe, Wiederaufbau, Katastrophenvorbereitung und Konfliktprävention.

European Interagency Security Forum (EISF) Das EISF bietet Anlaufstellen im Bereich Sicherheit für internationale europäische Organisationen und befasst sich mit den Sicherheitsaspekten humanitärer Hilfseinsätze. Medair ist im Lenkungsausschuss vertreten.

Prinzipien

SphereSphere wurde 1997 von einer Gruppe humanitärer NGOs und der Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung gegründet. Das Projekt veröffentlichte ein Handbuch für Zusammenarbeit und Engagement für Qualität und Rechenschaftspflicht.

Internationales Komitee vom Roten KreuzMedair ist Unterzeichner des „Verhaltenskodex für die internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung sowie Nichtregierungsorganisationen in der Katastrophenhilfe“.

MEDAIR Jahresbericht 200842

Page 44: Jahresbericht 2008

Chefredakteur: Randall ZindlerLeitende Redakteure: Lynn Denton, Mark WallaceTexter: Mark WallaceInhaltsberater: Mark ScreetonBildredakteurin: Lynn DentonMitwirkende: Medair-Mitarbeiter auf der ganzen WeltDeutsche übersetzungsbüro: KERN AG, DeutschlandGrafikdesign: Brain4You, BelgienDruck: Brain4YouDeutsche Korrekturleser: Markus MettlerFotoauswahl: Die Fotos wurden von Medair-Mitarbeitern gemacht mit Ausnahme von:Seiten 7, 12, und 26 SDS April-Foto und Seiten 30-31, © Medair/Odile Meylan;Seite 27 SOM November-Foto und Titelfoto © Medair/Jan-Joseph Stok.Wo als erforderlich erachtet, wurden Namen von Personen und Orten in den Artikeln geändert, um die Identität von Hilfeempfängern und Mitarbeitern zu schützen. Die internationalen Mitarbeiter werden nach der Anzahl Stellen gezählt. Nationales Personal wird nach der Anzahl der Personen 2008 angegeben.

© Medair 2009

Die hierin enthaltenen Informationen dürfen nur mit der vorherigen schriftlichen Genehmigung von Medair vervielfältigt werden. Medair verlangt eine Kopie der fraglichen Veröffentlichung. Eine elektronische Version des Jahresberichts 2008 von Medair (auf Englisch, Französisch oder Deutsch erhältlich) kann unter www.medair.org heruntergeladen werden.

Haftungsausschluss: Die Angaben in diesem Bericht in Form von Karten bedeuten nicht, dass Medair hierzu irgendeine Meinung zum rechtlichen Status eines Landes oder Territoriums, seiner Behörden oder Grenzen äussert.

Detaillierte aktuelle Informationen zu den Medair-Programmen sind unter www.medair.org verfügbar. Der konsolidierte Jahresabschluss 2008 ist ab Oktober 2009 ebenfalls unter www.medair.org verfügbar. Darüber hinaus können Informationen auch auf schriftliche Anfrage beim internationalen Hauptsitz angefordert werden. Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte mithilfe der Kontaktinformationen auf der Rückseite dieses Berichts an Medair, oder besuchen Sie unseren Internetauftritt unter www.medair.org.

Medair-Mitarbeiter mit Dorfbewohnern in der D.R. Kongo

Von Medair neu errichteter Brunnen mit Handpumpe in Khushkab, Afghanistan 43

Page 45: Jahresbericht 2008

www.medair.org

Fotos, Titelseite: Ernährungsverantwortliche von Medair in Burao, Somaliland, beim Füttern eines Kindes Rückseite: Kinder in der D.R. Kongo scharen sich neugierig um einen Medair-Landcruiser auf einem Klinikbaugelände

Medair InternationalChemin du Croset 9CH-1024 EcublensSchweizTel. +41 (0)21 694 35 [email protected]

Medair Frankreich5 avenue Abel26120 ChabeuilFrankreichTel. +33 (0)4 75 59 88 [email protected]

Medair DeutschlandKöhlerstr. 382110 GermeringDeutschlandTel. +49 (0)89 82 00 09 [email protected]

Medair NiederlandeAmsterdamseweg 163812 RS AmersfoortNiederlandeTel. +31 (0)87 874 11 [email protected]

Medair SchweizChemin du Croset 9CH-1024 EcublensSchweizTel. +41 (0)21 695 35 [email protected]

Medair U.K.Unit 3, Taylors Yard67 Alderbrook RoadLondon, SW12 8AD, U.K.Tel: +44 (0) 20 8772 [email protected]

Medair USAPO Box 4476Wheaton, IL 60189USA [email protected]

Als Wohltätigkeitsverein in England & Wales unter der Nummer 1056731 registriert.Das Unternehmen ist in England & Wales unter der Nummer 3213889 gemeldet.

Medair steht den Menschen zur Seite, die in Krisen-, Kriegs- oder Katastrophengebieten am dringendsten Hilfe benötigen, und unterstützt sie durch lebensrettende Soforthilfe- und Wiederaufbaumassnahmen.

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