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Ist es nicht erspriesslicher statt spezieller Literaturgeschichte im 3. und 4. Jahre unserer...

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Ist es nicht erspriesslicher statt spezieller Literaturgeschichte im 3. und 4. Jahre unserer Hochschulen die dadruch gewonnene Zeit auf Vertiefung der Klassiker zu verwenden? Source: Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly, Vol. 4, No. 7 (Jun., 1903), pp. 211- 212 Published by: University of Wisconsin Press Stable URL: http://www.jstor.org/stable/30170798 . Accessed: 14/05/2014 16:34 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly. http://www.jstor.org This content downloaded from 194.29.185.106 on Wed, 14 May 2014 16:34:51 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions
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Ist es nicht erspriesslicher statt spezieller Literaturgeschichte im 3. und 4. Jahre unsererHochschulen die dadruch gewonnene Zeit auf Vertiefung der Klassiker zu verwenden?Source: Pädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly, Vol. 4, No. 7 (Jun., 1903), pp. 211-212Published by: University of Wisconsin PressStable URL: http://www.jstor.org/stable/30170798 .

Accessed: 14/05/2014 16:34

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at .http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp

.JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range ofcontent in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new formsof scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected].

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University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access toPädagogische Monatshefte / Pedagogical Monthly.

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Fiir die Schulpraxis.

Ist es nicht erspriesslicher stalt spezieller Lieraturgeschichle im 3. und 4. Jahre unserer Hochschulen die dadzurch gewonnene Zeit auf Veriefung

der Kilassiker zu verwenden?

Wenn es der Zweck dieses Unterrichtszweiges ist, den Schiiler mit dem Ent- wickelungsgange der geistigen Bildung des deutschen Volkes, wie sich diese aus den

poetischen Werken desselben erkennen litsst, im allgemeinen vertraut zu machen, so sind von der Literaturgeschichte wohl die folgenden Hauptaufgaben zu erfiillen:

1) Die wichtigen Einzelwerke d~r Dichtkunst nach Entstehung und Wir- kung, nach Inhalt und Form zu kennzeichnen;

2) Den Zusammenhang, in dem diese Einzelerscheinungen des Geisteslebens zu einander stehen, nachzuweisen;

3) Die iusseren Lebensumstiinde der Schriftsteller, insofern sie fiir ihre Werke von Bedeutung sind, darzulegen.

An welchen Schulen ist nun dieser Unterrichtszweig am Platze und von dem davon erwarteten Nutzen begleitet? - natiirlich auch nur dann, wenn derselbe nicht zu wissenschaftlich und ausfiihrlich betrieben wird. - Wohl nur in den oberen Klas- sen deutscher haherer Lehranstalten, wie Gymnasien, Realgymnasien und Realschu- len, wo die Schiller einmal sprachlich reif genug dazu, und dann durch ausgiebige Lekttire, Auswendiglernen u. s. w. hinliinglich mit den wichtigeren Erzeugnissen der deutschen Literatur bekannt sind, und in ihrer Eigenschaft als Deutsche ein natio- nales Interesse daran haben. Treffen nun bei den Schillern unserer Hochschulen die

obigen Voraussetzungen zu? - Deren Muttersprache ist mit wenigen Ausnahmen ja doch nicht die deutsche; deshalb kann bei ihnen naturgemiss kein allzu grosses Interesse fir tiefer gehende Kenntnisse der deutschen Literatur erwartet werden. Und mit der sprachlichen Vorbereitung und Reife unserer Schiler ist es im Laufe der Jahre aus verschiedenen Grinden eben auch nicht besser geworden. So bereitet der Text der Leitfitden, die wir beim Unterricht der Literaturgeschichte gebrauchen, den Schiilern oft genug gewaltige Schwierigkeiten; und hat man sich dann endlich

zur Sache durchgearbeitet, dann ist die Lust und das Interesse des Schiilers hijufig ganz bedenklich gesunken, so dass der Lehrer am liebsten in leicht fasslicher Form vortragen michte, um so dem Schiller die Haupthindernisse aus dem Wege zu riu- men und ihm die Lust nicht ganz zu benehmen. Doch das geht ja nicht an. Nur passives Anh6ren von Seiten der Schiler, fast ohne jeglichen Anspruch an deren Selbstiindigkeit? -

Eine andere Frage ist die, ob iiberhaupt der Unterricht in spezieller Literatur-

geschichte dem vorbereitenden und elementaren Karakter unserer Hochschulen so ganz entspricht, oder ob derselbe nicht richtiger der Universitit oder den Lehrer- seminarien zu iberlassen ist. Die Hochschule soll doch wohl nur den Zweck haben, den Schiiler in die deutsche Literatur auf dem Wege der Lekttire einzuftihren. Und dabei ist es ja nur auf eine Kenntnis der Hauptmeisterwerke, nicht auf Vollst~in-

digkeit abgesehen. Das eingehende, vertiefende Studium von solchen ausgezeichne- ten Dichtungen wird nicht nur die sprachliche Entwickelung des Schilers, sondern auch die jtsthetische und sittliche Bildung desselben fardern, also von wirklich bil- dendem Einflusse sein. Unter Vertiefung ist, abgesehen von Wort- und Sinnver- stiindnis, doch wohl an richtiges Auffassen der Anlage, der Karaktere und des Grund-

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gedankens zu denken. Dadurch erkennt und empfindet der Schiller das Sch~ine in Inhalt und Form der Dichtungen und bildet sein isthetisches Gefithl, er wird durch das Ideale in der Idee und in den Karakteren der Dichtungen seinen Willen Iiutern und seinen eigenen Karakter stairken.

Vielleicht liesse es sich bei unsern Schiilern ganz gut so machen, dass wir ihnen im dritten Jahre in grossen Zilgen den Gang der deutschen Literatur, den Karakter der wichtigsten Perioden andeuten und die hervorragendsten Vertreter nebst ihren Haupterzeugnissen anfiihrten, ihnlich wie wir ihnen in der sog. Tell-Klasse eine kurze tbersicht liber das Wesen und die versehiedenen Gattungen der Poesie nach Inhalt und Form geben. -

Ich schliesse meine kurzen Ausfihrungen mit Lessings Ausspruch: Wer wird nicht einen Klopstock loben? Doch wird ihn jeder lesen? - Nein. Wir wollen weniger erhoben Und fleissiger gelesen sein.

(Carl Engelmann, West Division High School, Milwaukee, Wis.)

Die htchste Aufgabe eines deutschen Lehrers ia der amerikanischen Schule.-

Ich erachte es als die hichste Aufgabe eines deutschen Lehrers in der amerikani- schen Schule, die Hochachtung vor dem deutschen Wort und die Liebe zum deut- schen Unterricht in den Herzen der Schiiler immer neu zu schiiren und zu festi- gen; denn nur im Lichte dieser Hochachtung und Liebe wird das Kind die Ge-

neigtheit zum oftmaligen Verwerten der deutschen Sprache bekunden und die Klinge finden, mittels der es in seinem splitern Leben, in unseren Reihen stehend, den

deutschen Unterricht, wenn ntitig, verteidigen helfen soll. Ja, wie die Klarheit des Geistes und der aus innerer Zufriedenheit emporsteigende Frohsinn die zwei besten Saiulen sind, auf die sich das Lebensglfick eines Menschen stiitzt. so sind die Hochachtung vor dem deutschen Wort und die Liebe zu demselben die zwei ein- zigen Grundpfeiler, die der Bereitwilligkeit zur Verteidigung des deutschen Unter- richts und zur Verwendung deutscher Worte in geselligem und geschiiftlichem Ver- kehr als Stiitze dienen kiinnen. Wie steht es nun in dieser Hinsicht mit unseren jetzigen und friiheren Schillern? Ehren sie die deutsche Sprache? Ehren sie un- sern Unterricht? Ehren sie uns selbst? Ist es der Fall, dann brauchen wir uns in der Tat bezilglich des Fortbestands unseres deutschen Departements vorliufig keiner Sorgen hinzugeben und diirfen uns gratulieren zu einem solchen Erfolg. Ist es aber nicht der Fall: betrat die tiberwiegende Mehrzahl nur mit Widerwillen un- ser Schulzimmer und blickt sie mit beleidigender Geringschtitzung oder gar mit Verachtung auf unser Wirken, dann allerdings haben wir wohlbegriindete Ursache, die Miglichkeit ins Auge zu fassen, dass iber kurz oder lang der Baum des deut- schen Unterrichts, umtobt vom Sturm des Nativismus, sein Haupt neigen und so- dann sterbend seinen Gegnern vor die Fisse fallen wird.

Der Prozentsatz der eingewanderten hiesigen Deutschen verringert sich eben von Jahr zu Jahr. Je weiter deshalb die Zeit vorwirts schreitet, in desto hiherem Masse sind wir, wenn der deutsche Unterricht nicht mit der Zeit in sich selbst zer- fallen soll, der Untersttitzung der Hiergeborenen bedirftig. - Die Mittel, die uns zum Ziehle ftihren, sind folgende: ein interessanter, schner Unterricht, ein mit Festigkeit und Entschiedenheit gepaartes giitiges Walten, sowie gelegentliche Be- tonung des hohen Werts der Kenntnis der deutschen Sprache. Nur sollte man bei Anwendung des letztgenannten Mittels mit Vorsicht zu Werke gehen; keine Be- hauptungen aufstellen, die das Kind entweder sofort oder in spliterer Zeit, als

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