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Institut für Völkerkunde, Universität zu Köln Einführungsseminar WS 2004/05 Lioba Lenhart...

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Institut für Völkerkunde, Universität zu Köln Einführungsseminar WS 2004/05 Lioba Lenhart 18.10.2004 2. Sitzung: Unterteilung des Fachs und grundlegende Perspektiven
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Institut für Völkerkunde, Universität zu Köln

Einführungsseminar WS 2004/05Lioba Lenhart

18.10.2004

2. Sitzung: Unterteilung des Fachs und grundlegende Perspektiven

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Einführungsseminar WS 2004/05 (L. Lenhart): Unterteilung des Fachs und grundlegende Perspektiven

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Profil der Teilnehmer/innen: Ergebnisse der Befragung vom 13.10.2004

Von den 114 Anwesenden haben 106 die Fragen zu Person, Studien-fächern, ev. vorheriger Ausbildung, Gründe für die Wahl des Faches Völkerkunde und Kenntnissen in Bezug auf bekannte Ethnolog/innenund ethnologische Büchern beantwortet:

72 Frauen und 34 Männer,davon 14 Hauptfachstudentinnen und 58 Nebenfachstudentinnen 5 Hauptfachstudenten und 29 Nebenfachstudenten

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Nebenfachstudent/innen

Von den insgesamt 87 Nebenfachstudent/innen studieren 23 Personen Geographie (15 Frauen und 8 Männer).

Fach StudierendeGeographie 23Afrikanistik 7Regionalwissenschaften 7Politikwissenschaft 6Germanistik 6Kunstgeschichte 5Philosophie 4Soziologie 4Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften 3Sinologie 3Geschichte 34 sonstige Fächer (2 Studierende pro Fach) 8

8 sonstige Fächer (1 Studierende/r pro Fach) 8Gesamt: 87

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Berufsausbildung

20 der 106 Befragten haben bereits eine abgeschlossene Berufsausbildung, darunter 6 Hauptfachstudent/innen (4 Frauen und 2 Männer) und 14 Nebenfachstudent/innen (12 Frauen und 2 Männer)

Die erlernten Berufe sind höchst unterschiedlich:

Hotelfachfrau, Werbekauffrau, Groß- und Außenhandelskauffrau, Europabetriebswirt (HF), Radioredakteurin, Gestaltungstechnische Assistentin für Grafik, Grafik- und Design-Assistentin, Heilerziehungspflegerin (HF), Tontechniker (HF), Bauzeichnerin (HF), Erzieherin, Krankenschwester, Fremdsprachensekretärin, zwei Köche und eine Köchin sowie vier nicht weiter spezifizierte Berufe (2xHF).

HF - Hauptfach

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Alter

Alter Völkerkunde HF Völkerkunde NF

Frauen Männer Frauen Männer

19 3 3

20 3 5 6

21 1 10 3

22 2 1 12 4

23 2 2 9 5

24 1 1 5 3

25 2 1 5 1

26 1 3 1

27 4 1

28 2 2

29

30 1

31 1

14 5 58 29

Gesamt: 106 Studierende

• HF – Hauptfach: 19 Personen• NF – Nebenfach: 87 Personen

Durchschnittsalter

Hauptfächler/innen: 23,63 Jahre

Nebenfächler/innen: 22,69 Jahre

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Motive für Völkerkunde-Studium

Motive HF-Studen- NF-Studen- t/innen t/innen

Interesse an fremden Ländern, Kulturen, Denkweisen sowie an 12 38 Beziehungen zwischen und anVergleich von Kulturen u.ä.

Gute Fächerkombination, 1 24gute inhaltliche Ergänzung

Infolge von Reisen/Auslandsaufent-halten Interesse an Völkerkunde 3 9entwickelt

Infolge von Gesprächen mitFreunden oder anderen Personen 2 4Interesse an Völkerkunde entwickelt

Interesse (nicht weiter spezifiziert) 1 9

Keine Angaben 0 3

Gesamt: 19 87

Hauptmotive sind: Interesse an

fremden Ländern und Kulturen(HF- und NF-Student/innen)

Interessantes Nebenfach (NF-Student/innen)

HF – HauptfachNF - Nebenfach

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Berufswunsch

Es gab viele Mehrfachnennungen!Spitzenreiter sind Journalismus/ Medienarbeit und Entwicklungs-zusammenarbeit. Mehr als ein Viertel der Studierenden hat noch keineVorstellung vom späteren Beruf.Beruf HF-Student/innen NF-

Student/innen

Journalismus / Medien 6 27

Entwicklungszusammenarbeit 7 18

Forschung 1 15

Internationale Organisationen,Auswärtiges Amt 5 7

Tourismus 2 5

Museum 1 5

Stadt-/Raumplanung 0 3

Interkulturelle Pädagogik, Migrationsarbeit 1 2

Sonstiges 1 10

Noch keine Idee 5 29

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Kenntnisse über Ethnolog/innen und ethnologische BücherBekannte Ethnolog/innen• 74 der 106 Befragten kennen (noch!) keine Namen bekannter Ethnolog/innen.• Am häufigsten genannt wurden B. Malinowski (8x) und M. Mead (5x);• sowie F. Boas, C. Lévi-Strauss, H.-P. Dürr, C. Castaneda, I.M. Greverus, C. Geertz,

V. Turner, L. Frobenius, E.B.Tylor und andere (3-1x), die Autoren unseres Lehrbuchs (3x) und Christoph Brumann (1x).

• Zudem wurden „Vorfahren“ der Ethnologie - frühe Reisende und andere Vorläufer (Marco Polo, Ibn Khaldoun, A.v. Humboldt, H. Barth u.a.) sowie Vertreter anderer Disziplinen (z.B. Ethologie: I. Eibl-Eibelsfeld; Philosophie: P. Sloterdijk) und definitive Nicht-Ethnologen wie Jules Verne und Erich von Däniken genannt.

Ethnologische Bücher• In Bezug auf ethnologische Bücher ist das Wissen noch gering.• 82 Befragte kennen(noch!) kein ethnologisches Buch.• Ansonsten wurden nur wenige „richtige“ ethnologischen Büchern (darunter 7x das

Lehrbuch) genannt sowie nicht-ethnologische Literatur.

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Peoples & Bailey, Kapitel 1:„The Study of Humanity“

Themen:

(1) Unterteilung des Fachs

(2) Ethnologie heute

(3) Grundlegende Perspektiven der Ethnologie

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Fachbezeichnung und Unterteilung des Fachs

Fokus: USA und Deutschland

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Fachbezeichnung

Im deutschsprachigen Raum:

Völkerkunde = Ethnologie[ethnos (griech.), ‚Volk‘, logos (griech.), ‚Lehre‘, ‚Kunde‘],

gelegenlich auch: Kulturanthropologie

Englisch- und Französisch-sprachige Länder:

– cultural anthropology (USA)– social anthropology (Großbritannien)– anthropologie/ethnologie (Frankreich)

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USA: Anthropology

In den USA wird die Ethnologie (oder: Cultural Anthropology) der Anthropology subsumiert.

Diese umfasst fünf Subdisziplinen:

(1)Physical/Biological Anthropology Physische Anthropologie

(2)Archaeology Archäologie

(3)Cultural Anthropology, Ethnology Ethnologie, Völkerkunde

(4)Anthropological Linguistics Ethnolinguistik

(5)Applied Anthropology Angewandte Ethnologie

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Einführungsseminar WS 2004/05 (L. Lenhart): Unterteilung des Fachs und grundlegende Perspektiven

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(1) Physical/Biological Anthropology - physische/ Anthropologie

(in Deutschland meist Teil der Biologie oder Medizin)

beschäftigt sich mit dem Menschen als biologischem Wesen, vergleicht homo sapiens und nicht-menschliche Primaten, betrachtet die menschliche Evolution und die physischen Variationen gegenwärtiger Völker

Teilgebiete: primatology (Primatologie) untersucht Anatomie, Verhalten, Adaption von Primatenpaleoanthropology (Paläoanthropologie)

beschäftigt sich mit der biologischen Evolution des Menschen

Human variation (physische Anthropologie im engeren Sinne) untersucht und vergleicht Physis und

geneti- sche Ausstattung der menschlichen Spezies weltweitforensic anthropology (forensische Anthropologie) analysiert und identifiziert Überreste menschlicher Skelette

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(2) Archaeology - Archäologie

(in Deutschland: Ur- und Frühgeschichte/Prähistorie und Klassische Archäologie)

untersucht die menschliche Vergangenheit anhand von materiellen Überresten früherer Kulturen (Ausgrabungen), fokussiert technologischen und sozialen Wandel in Langzeitperspektive

Teilgebiete: prehistoric archaeology (Pähistorische Archäologie, Ur- und Frühgeschichte) untersucht Kulturen, von denen keinerlei schriftliche Zeugnisse vorliegen

historic archaeology (Historische Archäologie) hier zusätzlich Einbezug vorhandener schriftlicher Quellen

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(3) Cultural Anthropology, Ethnology - Ethnologie

(in Deutschland: Völkerkunde, Ethnologie, auch Kulturanthropologie)

untersucht Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Kultur und Lebensweise menschlicher Gesellschaften der Gegenwart und jüngeren Vergangenheit – in Bezug auf vielfältige Bereiche (Wirtschaft, Politik, Religion usw.) – also Forschungsgegenstände, die sie mit anderen Disziplinen gemeinsam hat

charakteristisch für die Ethnologie ist das Vorgehen: Feldforschung – längerer Aufenthalt in untersuchter

Gemeinschaft, Leben und Forschen in engem Kontakt mit ihren Mitgliedern

Kulturvergleich hierzu mehr im November 2004 Thema: Ethnologische Methoden

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Cultural Anthropology / Ethnologie:Wesentliche Zielsetzungen:

Untersuchung und Beschreibung von Einzelkulturen Vergleich verschiedener Kulturen mit dem Ziel,

allgemeine Gesetzmäßigkeiten zu finden Klärung der Beziehungen zwischen unterschiedlichen

Lebensbereichen (Wirtschaftsweisen, Religion, Soziales usw.) - sowohl in einzelnen Kulturen als auch im allgemeinen

Klärung von Ursachen und Folgen des kulturellen Wandels

Beitrag zu Völkerverständigung und Toleranz gegenüber Menschen mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund durch Verbreitung ethnologischer Erkenntnisse in der Öffentlichkeit

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(4) Anthropological Linguistics - Ethnolinguistik

(in Deutschland: kein selbständiges Fach, sondern Teil der Linguistik)

untersucht die Beziehung zwischen Sprache und anderen Elementen von Kultur, die Rolle von Sprache/Sprechweisen in unterschiedlichen Kulturen und die Art und Weise, in der Sprache das Denken prägt

dazu mehr am 25.10.2004 Thema: Kultur und Sprache

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(5) Applied Anthropology - Angewandte Ethnologie

(in Deutschland: kein selbständiges Fach, sondern Teil der Ethnologie; auch in USA oft Teil der Cultural Anthropology)

wendet ethnologische Konzepte, Fähigkeiten, Kenntnisse und Methoden an mit dem Ziel, konkrete Probleme der Praxis zu lösen

Teilgebiete: medical anthropology (Ethnomedizin) Problemlösungen im Bereich des Gesundheitswesens development anthropology (Entwicklungsethnologie) Problemlösungen im Kontext von Entwicklungs-zusammenarbeit educational anthropology (Ethnopädagogik) Pro- blemlösungen im Bereich der interkulturellen

Pädagogik hierzu mehr im Januar 2005

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Zur Fachunterteilung in USA und Deutschland

!! merke:

in Deutschland sind Ethnologie und die anderen genannten Teilgebiete von anthropology nicht - wie in den USA - gemeinsam in einem Fach organisiert;und auch in den USA und anderen Ländern ist das nicht überall der Fall

andere Nebenfächer (wie etwa Soziologie oder Volkskunde) stehen der Ethnologie mindestens ebenso nah wie z. B. die physische Anthropologie oder die Ethnolinguistik

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Ethnologie heute

Bis 1970er Jahre: Untersuchungen in zahlenmäßig kleinen, nicht-westlichen, nicht industrialisierten Gemeinschaften

Heute: Untersuchungen in allen Gesellschaften, auch in industrialisierten, inklusive der Gesellschaften, aus denen Ethnolog/innen stammen („Ethnologie zu Hause“);

meist Gegenwartsbezug (aber Ethnohistorie als Spezialisierung und Einbeziehung der historischen Perspektive für Vergleiche)

Infolge dieser Entwicklung sind Grenzen zu Nachbardisziplinen nicht mehr scharf. Der ethnologische Blickwinkel ist aber sehr viel breiter undkomparativer als der anderer Fächer.

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Grundlegende Perspektiven der Ethnologie

(1) Holismus (holism)

(2) vergleichende Perspektive/Komparativismus (comparativism)

(3) Kulturrelativismus (cultural relativism)

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(1) Holismus

„Look for connections and interrelations between things, and try to understand parts in the context of the whole“ (Peoples & Bailey 2003, 10)

Kultur ist ein System. Einzelne kulturelle Phänomene sindeingebettet in dieses systemische Ganze. Jedes Teil/jederEinzelbereich ist durch andere Bereiche beeinflusst.

Ethnolog/innen müssen die Verbindungen und Zusammenhänge zwischen den verschiedenen kulturellen Bereichen berücksichtigen.

Aber: Holismus heißt nicht, dass die Teile/Einzelbereiche in einem harmonischen, spannungs- und widerspruchsfreien Zusammenhang stehen müssen.Holismus heißt auch nicht, dass ein kulturelles System nach außen hin klar abgegrenzt ist – kulturelle Systeme sind nie nach außen hin abgeschlossen!

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(2) Vergleichende Perspektive / Komparativismus „Generalizations about humans are likely to be mistaken unless they

take the full range of cultural diversity into account “ (Peoples &Bailey 2003, 10)

Die vergleichende Perspektive ist unerlässlich, wenn allgemeine Aussagen über den Menschen und Kultur getroffen werden sollen.Ethnolog/innen sollen, wenn sie allgemeine Aussagen über den

Menschen treffen, Vergleiche anstellen, die möglichst viele Kulturen einbeziehen.

Aber Vorsicht: Fehlschlüsse sind möglich!

hierzu mehr im Nov. 2004, Thema: Ethnologische Methoden

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(3) Kulturrelativismus

„In studying another culture, do not evaluate the behavior of itsmembers by the standards and values of your own culture “ (Peoples & Bailey 2003, 10)

Keine Kultur ist einer anderen überlegen, keine Kultur istbesser oder schlechter als eine andere. Ethnolog/innen sollen die von ihnen untersuchten

Gesellschaften nicht aus Sicht und Maßstab der eigenen Kultur (Ethnozentrismus), sondern wertneutral beschreiben – einschließlich der Phänomene, die nach Maßstab der eigenen Kultur moralisch fragwürdig sind.

Aber: ist das möglich?Und im Extrem: Dilemma zwischen Kulturrelativismus/Wertneu-tralität und Ethik (Bsp. Genitalbeschneidung von Frauen)

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Diskussion

Genitalbeschneidung von Frauen

Nochmaliges Lesen der Textpassage zu Kulturrelativismus alsmethodologisches und moralisches Prinzip und Problematisierungdessen am Beispiel der Genitalbeschneidung (Lehrbuch, Seiten10-12)– 5 Minuten

Diskussion mit Komiliton/innen und Formulierung einer kurzenStellungnahme – 5 Minuten

Gemeinsame Diskussion im Plenum

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Zur nächsten Stunde Kapitel 2 des Lehr-

buchs (Seiten 19-40) lesen !

„Culture“


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