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INSIGHT REPORT Energieeffizienz

Date post: 02-Jul-2015
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ENERGIEEFFIZIENZ UND ENERGIEMANAGEMENT IN INDUSTRIEUNTERNEHMEN
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ENERGIEEFFIZIENZ UND ENERGIEMANAGEMENT IN INDUSTRIEUNTERNEHMEN

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T.A. Cook Consultants Insight Report 02 – 12/2010 | Energieeffizienz und Energiemanagement in Industrieunternehmen

E d i t o r i a l

ENERGIEEFFIZIENZ UND ENERGIEMANAGEMENT IN INDUSTRIEUNTERNEHMEN Das Thema Energieeffizienz rückt im Zuge der Diskussionen um Nachhaltigkeit immer mehr in den Fokus vieler Industriebetriebe. Dieser Insight Report beleuchtet dieses aktuelle Thema und wagt einige Aus-blicke in ein Feld, das für viele Unternehmen noch Neuland ist. Beim Thema Energieeffizienz hängt vieles un-mittelbar damit zusammen, vorhandene Denk-muster aufzubrechen und neue Ansätze aufzu-zeigen. Es ist nicht wirklich schwierig Energie einzusparen, solange noch Mengen an Energie verschwendet werden. Damit erklärt sich auch die Skepsis einiger Experten bezüglich der Nei-

gung von Unternehmen „grüne“ Energie zu beziehen. Die meisten Branchenvertreter halten dies für einen falschen Schritt. Deutlich wichti-ger sei es, die Verschwendung von Energie zu stoppen und damit die eigene Energieeffizienz zu steigern.

Für viele Unternehmen stellt die Steigerung der eigenen Energieeffizienz kein besonderes Hin-dernis dar. Sie beginnt bereits mit der Feststel-lung, dass aus der eigenen Anlage über ein Rohr Energie an die Luft gelangt und somit frei wird. Bisher wurde diesem Thema nur wenig Beachtung geschenkt. Vielerorts wird Energie aktuell noch so behandelt und betrachtet, wie

wir es vor ein paar Jahren noch mit unseren Haus- und Industrieabfällen gemacht haben. In vielen Betrieben ist Energie nichts anderes als ein Abfallprodukt, das entsorgt werden muss. Absehbar ist daher, dass sich einiges ändern wird und auch muss.

Von der Entsorgung zur Verwertung

Ebenso wie die Entsorgungsbranche, werden sich viele Unternehmen im Hinblick auf die Energieeffizienz neu erfinden müssen. Schließ-lich spricht die Entsorgungsbranche mittlerweile auch nicht mehr von „Abfall“. Das Produkt hat sich nicht geändert, jedoch heißt es heute „Se-kundärrohstoff“. Der dramatische Wandel in dieser Branche ist ein gutes Beispiel für die Entwicklung der Ressourcennutzung in Deutsch-land und der EU. Primär geht es dabei darum, eine bestimmte Ressource, sei es nun Sekun-därrohstoff oder Energie, möglichst lange wert-schöpfend zu nutzen. Ebenso wie in der Entsor-gung fragen sich nun viele, wie man die frei werdende Energie doch noch verwenden kann.

Aus dieser Frage ergeben sich viele Ansätze, die sich nicht einmal auf die Anlagen der produzie-renden Unternehmen beziehen müssen. Erste Denkansätze lassen sich auch bei den Energie-versorgern ableiten. Betrachtet man den Kraft-werkspark in Deutschland und in anderen Län-dern, so stellt man fest, dass diese meist über einen Kühlturm oder ein Kühlbecken verfügen. Das, was von den normalen Bürgern als aufstei-gender Qualm wahrgenommen wird, ist nichts anderes als eine riesige Energiewolke, die un-genutzt in der Atmosphäre verpufft. Wer dies verstanden und verinnerlicht hat, könnte auf die Idee kommen, aus dem eigenen Betrieb einen Kühlturm machen zu wollen um über eine Men-ge Energie zu verfügen. Diese Möglichkeit nut-zen z.B. Papierwerke bereits, um ihre energiein-tensiven Prozesse versorgen zu können. Obschon dies eine gute Lösung für die Energie-versorgung darstellt, ist es nur der Beginn eines möglichen Wertschöpfungskreislaufes.

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Um diesen Ansatz etwas besser zu verstehen, soll wiederum ein Beispiel aus der Entsor-gungswirtschaft dienen. Genau genommen wagen wir einen Blick auf die Papierindustrie. Diese ist heutzutage nicht mehr von der Entsor-gungsbranche zu trennen. Seit der Einführung des Recyclingpapiers nimmt die Entwicklung des Wertschöpfungskreislaufes dieser Ressource einen rasanten Lauf. Wo früher zwischen Papier und Recyclingpapier unterschieden wurde, fin-den wir heute ca. 15 Recyclingpa-piersorten, die von den Entsor-gungsunternehmen unter-schieden werden. Jede dieser Sorten stellt eine bestimmte Qualität des Rohstoffes dar. Somit lässt sich die ur-sprüngliche Ressource – die Holzfaser – in einem spiralförmigen Kreislauf dar-stellen. In diesem Kreislauf dreht sich diese Spirale ca. 15-mal, bevor der Rohstoff nicht mehr genutzt werden kann. Am Ende dieser Spirale steht die thermische Ver-wertung, die aus der restlichen Faser Energie erzeugt. Im Vergleich hierzu kommt das vorhe-rige Beispiel der Papierwerke, die Restenergien nutzen, auf zwei Kreisläufe in der Wertschöp-fungsspirale. Denkbar sind jedoch deutlich mehr.

Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit

Einige Unternehmen erkennen nicht nur die Wirtschaftlichkeit von Energieeffizienz, sondern auch deren Nachhaltigkeit. Dabei spielen auch die Themen „unternehmerische Verantwortung“ und „Imagepflege“ eine wichtige Rolle. Aus die-sem Grund werden zum Teil Projekte mit einem „Return of Investment“ von fünf Jahren und mehr in den Unternehmen geprüft. Dennoch bleibt der treibende Faktor die Entwicklung der

Energiepreise. So konnte man in den vergange-nen Jahren einen starken Zusammenhang mit der Weltwirtschaftskrise feststellen. Der Verfall der Energiepreise hatte auch gleichzeitig deutli-che Auswirkungen auf die Bestrebungen der Unternehmen, effizienter zu werden. Mittlerwei-le ziehen die Preise für Energie wieder an, wo-mit das Thema Energieeffizienz wieder mehr in den Vordergrund der unternehmerischen Be-

trachtung rückt.

Generell können diverse Stell-schrauben in Unternehmen

identifiziert werden, mit denen sich die Energieeffizienz erhö-hen lässt. Darunter fallen all-tägliche Dinge wie beispiels-weise die Beleuchtung oder Beheizung der Geschäftsräume. Ebenso gehören in diesen Bereich sowohl der Prozess der Produktion, als auch die In-

standhaltung und Nutzung von abfallenden Restenergien (Energierückgewin-nung). Diese Faktoren sind bei den aktiven Unternehmen bereits stark verinnerlicht worden. Interessant wird es für die Unternehmen nun auch, das Engineering der eigenen Anlagen, die Optimierung des Produktionsablaufes oder so-gar das Engineering der eigenen Produkte vor dem Hintergrund der Energieeffizienz zu be-trachten.

Viele Energieeffizienzmaßnahmen können sogar ohne Budget umgesetzt werden und rentieren sich vom ersten Tag an. Somit bleiben lediglich die Fragen im Raum stehen: „Wie weit sind die Unternehmen bereit das Thema Energieeffizienz in den Vordergrund zu stellen?“ und „welche der Stellschrauben werden sie nutzen?“

INHALTSVERZEICHNIS Energieeffizienz und Energiemanagement in Industrieunternehmen ............................................. 2

Sieben Stellschrauben für die Entwicklung des Energiemanagements in Unternehmen .................. 4

Regulierung der Energieeffizienz verschärft sich ......................................................................... 5

16001 – Und was kommt dann? ............................................................................................... 6

Endogene und exogene Einflüsse in den kommenden Jahren - agieren vs. reagieren .................... 7

Energieeffizienzanalyse in der Praxis ......................................................................................... 9

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S t e l l s c h r a u b e n E n e r g i e e f f i z i e n z

Sieben Stellschrauben für die Entwicklung von Energiemanagement in Unternehmen Die Diskussion um die optimale Nutzung von Energie und die bisher umgesetz-ten Projekte, führen durch ihre Vielschichtigkeit unmittelbar zu der Erkenntnis, dass sich die Effizienzsteigerung durch ein Energiemanagement anhand diver-ser Stellschrauben steuern lässt. Die folgende Betrachtung soll einen ersten Überblick über die einzelnen Effizienzhebel bieten, die auch als Phasenmodell für Energieeffizienz in Unternehmen betrachtet werden können. Energieeffizienz startet häufig im Management eines Unternehmens. Die Arbeit daran beginnt jedoch auf der mittleren Führungsebene. In der Regel wird in einem Unternehmen ein Verant-wortlicher für das Thema Energieeffizienz fest-gelegt. Meist verfügt der Verantwortliche nicht über ausreichende Kenntnisse in diesem

Bereich. Hier empfiehlt sich zunächst eine einfa-che Betrachtungsweise der Möglichkeiten, die sich einem Unternehmen durch Energieeffi-zienzmaßnahmen bieten. Auf Grundlage der

bislang durchgeführten Maßnahmen der aktiven Unternehmen lassen sich sieben Stellschrauben identifizieren, anhand derer diverse Maßnahmen ergriffen werden können. Die Hebel für Energie-effizienz stellen sich wie folgt dar:

I. Identifikation von Verschwendung: Wo wird Leistung eingefordert, die nicht notwendig ist?

II. Vermeidung von Wegwerfmenta-lität: Wie können Restenergien noch

sinnvoll genutzt werden?

III. Lastmanagement: Wie kann die Produktion oder der Betrieb sinn-voll organisiert werden, damit die

Lastspitzen gesenkt werden?

IV. Produktionseffizienz: Wie kön-nen die Anlagen am effizientesten gefahren werden?

V. Anlageneffizienz: Welche Anlagen sind die effizientesten am Markt?

VI. Methodeneffizienz: Mit welcher Produktionsmethode

benötigt das Produkt am wenigs-ten Energie?

VII. Produkteffizienz: Wie kann ich mein Produkt energieeffizient gestalten?

Die Stellschrauben lassen sich jeweils einzeln betrachten und einsetzen. Die Praxis zeigt den-noch häufig, dass der überwiegende Teil der Unternehmen zunächst die Energierückgewin-nung und die Abschaltung von nicht benötigten Leistungen betrachtet, bevor weitere Ebenen hinzugezogen werden.

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R e c h t l i c h e R a h m e n b e d i n g u n g e n

Regulierung der Energieeffizienz verschärft sich Neben steigenden Energiepreisen, bestehen für einige Unternehmen noch wei-tere treibende Faktoren. Im Wesentlichen sind dies gesetzliche Vorgaben und Regulierungsmechanismen. So bestehen verschiedene Bestrebungen auf Bun-des- und auf EU-Ebene, den Umgang mit Energie zu regulieren. „Durch politische, gesellschaftliche und Umwelt-einflüsse wird man gezwungen sich mit dem Thema Energiemanagement zu beschäftigen.“ Dr. Jörg Meyer (Leiter des Schwerpunktes Ener-gie & Klimaschutz, Siemens AG)

Diese Aussage betrachtend, kann man feststel-len, dass sich neben gesellschaftlichen Einflüssen und Umweltaspekten auch die politischen Rahmenbedingungen zunehmend verschärfen. Neben den Normen DIN EN 16001 und ISO 50001, denen in diesem Insight Report ein eigener Artikel gewidmet ist, bestehen auch erste tiefe Eingriffe in eines der Hoheitsgebiete

der Unternehmen: das Produktdesign. Ein weit bekanntes Beispiel hierfür ist das stufenweise vorangebrachte Glühbirnenverbot. Mit diesem regulatorischen Eingriff wird das Thema Pro-dukteffizienz, welches von vielen Unternehmen lange nicht ernst genommen wurde, Realität.

An anderer Stelle wächst zugleich der Druck auf weitere Branchen. Die Automobilindustrie verpflichtete sich bereits zu mehr Transparenz in Bezug auf den Energieverbrauch. Hier steigt auch der Druck von Seite der Verbraucher innerhalb der letzten Jahre deutlich. Vor dem Hintergrund, dass ein Energieverbrauchssiegel in der Elektronikindustrie bereits seit Jahren eingesetzt wird, erscheint dieser Schritt längst

überfällig. Vorreiter in der Regulation des Automobilsektors waren ausgerechnet die USA, wo sich das Äquivalent zur deutschen Abwrackprämie als bahnbrechendes Modell erwiesen hat. Anders als in Deutschland war in den USA eine der Voraussetzungen für den Erhalt der Prämie der Erwerb eines Fahrzeuges mit geringem Verbrauch. Dies bedeutet gleichzeitig einen enormen Wettbewerbsvorteil für Unternehmen, die frühzeitig auf effiziente Modelle gesetzt haben. Weiterhin bedeutet es, dass auch ein Energiemanagement als Wettbewerbsvorteil betrachtet werden kann.

„Durch Energiemanagement gewinnt man Zeit und kann somit als Unternehmen agieren, statt nur reagieren zu können.“ So Dr. Jörg Meyer.

Es ist selten sinnvoll den Regularien hinterher zu laufen. Die aktuell eher schleppend umge-setzten Energieziele der EU lassen erahnen, dass sich die Regularien weiter verschärfen werden. Eine aktive Energiestrategie kann somit nur von Vorteil sein.

Dr. Jörg Meyer, Leiter des Schwerpunktes Energie & Klimaschutz der Siemens AG

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R e c h t l i c h e R a h m e n b e d i n g u n g e n

16001 – Und was kommt dann? Nein − dies ist kein Ausblick in das Jahr 16001. Gemeint ist die Umsetzung der DIN EN 16001 in energieintensiven Unternehmen. Ganz so lange sollte es auch nicht dauern, bis diese Norm in den Unternehmen umgesetzt wird, denn selbi-ge wirft aktuell viele Fragen für Unternehmen auf. Insbesondere die Frage nach der Beschaffenheit eines nach DIN EN 16001 zertifizierten Energiemana-gementsystems steht im Raum.

"16001 gibt nur die Grund-parameter vor. Wie die Unternehmen diese umset-zen, bleibt ihnen selber überlassen. Ein Automobil-hersteller wird dieses The-ma anders umsetzen als beispielsweise ein Lüftungs-hersteller." Sylvia Wahren (Fraunhofer Institut für Produktionstechnik und Automatisie-rungstechnik, TEEM)

Mit dieser Aussage findet sich der Grundgedanke dieser Norm direkt wieder-gegeben. Anfang 2009 fiel für energieintensive Unter-nehmen der Startschuss. Seit diesem Zeitpunkt kön-nen sie von einer Aus-gleichsregelung über das EEG (Erneuerbare Energie Gesetz) profitieren. Als Voraussetzung für diese Vergünstigung gibt der Gesetzgeber die Einführung eines EnMS (Energiemana-gementsystems) vor. In diesem Punkt sehen die Unternehmen aktuell die größten Schwierigkei-ten, denn ein solches System muss zertifiziert sein. Wer diesbezüglich weiterführende Infor-mationen sucht, ist gut beraten, einen ersten Blick in den Leitfaden für Unternehmen und Organisationen des Umwelt-bundesamtes (DIN EN 16001: Energiemanage-mentsysteme in der Praxis; Quelle: www.umweltbundesamt.de) zu werfen. Viele Fragen können bereits hier geklärt werden.

Insgesamt bietet das EEG drei verschiedene Möglichkeiten der Zertifizierung eines EnMS. Diese kann entweder über ein funktionierendes und nach ISO 14001 zertifiziertes UMS (Um-weltmanagementsystem) oder selbiges zertifiziert nach EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) erreicht werden. Die dritte Möglichkeit ist die Er-bringung eines anderen Nach-weises. Voraussetzung hierfür ist eine sachgemäße Erhebung von Daten sowie Bewertung der Einsparpotenziale nach ökologischen und wirtschaftli-chen Kriterien. Die Möglichkeit ein eigenes EnMS zertifizieren zu lassen, bietet sich seit 01. Juli 2009 mit der Norm DIN EN 16001. Diese legt den Grund-rahmen für ein solches System fest. DIN EN 16001 bietet zudem eine gute Grundlage um den eigenen Betrieb zu-künftig nach internationalen Anforderungen der ISO 50001 zertifizieren zu lassen.

Obwohl der Spielraum von den Regulatoren recht groß gestaltet wurde, über-wiegt aktuell noch die Unsicherheit bei den Unternehmen. Diese sind sich noch nicht klar, welche Eigen-schaften solch ein System mit sich bringen muss, um auch als EnMS nach DIN EN 16001 zertifiziert zu werden. Aktuell besteht zudem kaum ein Angebot an Systemen die „out of the box“ implementiert werden können und die Zertifizierung bereits mitbringen.

Sylvia Wahren vom Fraunhofer Institut für Produktionstechnik und Automatisierungstech-

nik(TEEM)

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E i n f l u s s f a k t o r e n

Endogene und exogene Einflüsse in den kommenden Jahren - agieren vs. reagieren Die Themen Energieeffizienz und Energiemanagement in Unternehmen unter-liegen einer Fülle an Einflüssen. Neben dem wichtigsten Einfluss, den Energie-kosten, bestehen weitere exo- und endogene Faktoren, die eine Weiterent-wicklung dieses Themas in Unternehmen beeinflussen.

In einem Punkt sind sich Experten einig: In den kommenden Jahren wird es einen hohen Bedarf an Energieeffizienzmaßnahmen geben.

Viele der Unternehmen sehen bereits heute das Energiemanagement als einen Wettbewerbsvor-teil. Dies betrifft nicht nur den Wettbewerb unter den einzelnen Marktakteuren. Das Thema

Energieeffi- zienz spielt auch eine Rolle, wenn es um den Standortwett-bewerb geht. Es bietet sich auch an, um die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Standorten in Niedriglohnländern nicht zu verlieren. Der Fak-tor Wettbewerb beeinflusst das Energiema-nagement eines Unternehmens somit nicht nur durch interne unternehmerische Belange, son-dern auch durch externe Einflüsse.

Selbstverständlich stellen auch die bereits er-wähnten gesetzlichen Rahmenbedingungen einen wichtigen exogenen Faktor dar. Ebenso

wie die Energiepreise und der Wettbewerb, beeinflussen auch diese die Entwicklung der Energieeffizienz von Unternehmen positiv. Hinzu kommen die Rohstoffverknappung, neue Pro-duktionsverfahren, effizientere Prozesse im Un-ternehmen sowie anfallende Ersatzinvestitionen.

Diesen Einflüssen sind alle Unternehmen gleich-ermaßen aussetzt. Dabei spielt es keine

Rolle, ob ein Unternehmen ein Energiemanagement hat

oder nicht. Also stellt sich weniger die Frage, ob sich ein Unternehmen mit dem Thema Energie auseinander setzt, son-dern eher, wann dies passiert.

Hierbei gilt es eine aktive Strate-gie gegenüber einer passiven,

reaktiven Strategie abzuwägen. Beide Strategien können richtig oder falsch sein. Pau-

schalisierend wäre bei-spielsweise eine aktive Strategie besonders für

energieintensive Unter-nehmen von Vorteil, an-

ders als für Unter-nehmen, bei de-nen das Thema

Energie ein verhält-nismäßig geringer Posten in der Kos-tenrechnung ist. Letztere können es sich erlauben, auf

regulatorische Eingrif-fe zu reagieren und so-

mit nur das Nötigste in dieser Hinsicht zu reali-sieren.

Der vorherrschende Effizienzdruck ist hiernach für die Kleinverbraucher eine Zusatzbelastung, während dieser für die energieintensiven Unter-nehmen eine neue Möglichkeit darstellt, aktiv am Markt teilzunehmen. Die Vorreiter werden dabei unweigerlich das Feld nach sich ziehen.

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Fachvorträge „On-Demand“ verfügbar Weiterführende Fachvorträge zum Thema Energieeffizienz und Energiemanagement in Industrieunternehmen sind ab sofort „On-Demand“ verfügbar.

O n D e m a n d

Auf unserer diesjährigen Fachtagung "Energieeffizienz und Energiemanagement in In-dustrieunternehmen" vom 27. - 28.10.2010 in Wiesbaden wurden ausgewählte Vorträge von renommierten Unternehmen live aufgezeichnet. Waren Sie zeitlich eingebunden und konnten unsere Fachtagung nicht besuchen, oder waren Sie sogar vor Ort und möchten die Gelegenheit nutzen, ausgewählte Vorträge erneut anzuse-hen? Diese Möglichkeit möchten wir Ihnen mit dem „On-Demand-Special“ anbieten. Nutzen Sie diese Chance und erhalten Sie neben Ihren persönlichen Zugangsdaten zu den auf-gezeichneten Vorträgen ebenfalls das digitale Konferenzmaterial (als CD). Unter folgendem Link www.UnityLivestream.com/TACookDemo können Sie sich bereits jetzt ein Bild von der Qualität der Aufzeichnung machen und kleine Ausschnitte aus einigen Vorträgen ansehen. Jeder Besteller erhält zusätzlich die CD-Rom mit den PDFs aller Vorträge.

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E f f i z i e n z a n a l y s e

Energieeffizienzanalyse in der Praxis Bevor Unternehmen ein Energiemanagementsystem implementieren, sollte zu-nächst einmal eine Effizienzanalyse stattfinden. Gute Beispiele für eine erfolg-reiche Umsetzung bieten die Unternehmen WKW Automotive und Amcor Fle-xibles Singen.

Die Unternehmen WKW Automotive (Aluminiumverarbeitung) und Amcor Flexibles Singen (Hersteller von Primärverpackungen) machen vor, wie eine Effizienzanalyse erfolgreich durchgeführt werden kann. Eine erfolgreiche Umsetzung ermöglicht im Falle von WKW einen „Return of Investment“ von acht Monaten auf das Gesamtprojekt. Der erste Grundstein für einen schnellen Kapitalrückfluss kann mit einer sauber durchgeführten Analyse gelegt werden.

Die Herangehensweisen bei einer Analyse können unterschiedlich sein. So setzen viele Unterneh-men auf eine eigene unternehmensspezifische Lösung. Andere Unter-nehmen wie beispiels-weise Amcor Flexibles Singen setzen wiederum auf Standardmethoden wie „Six Sigma“, um das Thema Energiebedarf zu analysieren. In jedem Fall ist eine gute Datenbasis unerlässlich. Für Industriebetriebe ist es ratsam, zunächst die wesentlichen Verbraucher zu identifizieren, um diese anschließend in ein Energiedaten-management einzubinden. Jeder wichtige Verbraucher sollte hierfür mit einer eigenen Zählereinheit ausgestattet werden. Als Messintervall für die Darstellung von Lastkurven hat es sich als sinnvoll erwiesen, die Auslesung viertelstündlich vorzunehmen. In vielen Unternehmen besteht die nötige Infrastruktur hierfür noch nicht, was Investitionen nach sich zieht. Schließlich wird eine neue IT-Infrastruktur aus Zählern und Datensammelpunkten erforderlich. Der Aufwand hierfür liegt schnell im fünfstelligen Bereich. Dennoch ist eine solche Investition selbst dann lohnenswert, wenn überhaupt keine Energie eingespart wird. Im Falle der WKW konnte beispielsweise durch eine Analyse die Lastkurve des Unternehmens verteilt und somit die bereitgestellte Spitzenlast gesenkt werden. Schafft ein Unternehmen durch Lastverteilung eine Absenkung der Spitzenlast

um ein MW, so bringt dies eine Ersparnis von ca. 7.000 Euro/Monat, ohne dass der Energieverbrauch gesenkt wird. Solch ein Verhalten bei Industrieunternehmen mit hohen Spitzenlasten bringt auch eine gewisse Nachhaltigkeit mit sich. So könnte Energie in

Deutschland deutlich günstiger werden, wenn die Unternehmen Ihre Spitzenlasten im Griff hätten, da die von den Energieversorgern bereit gehaltene Ausgleichsleistung besonders stark zu Buche schlägt. Andererseits können durch eine Effizienzanalyse zugleich auch falsche Energieabrechnungen identifiziert werden. Der Verbraucher emanzipiert sich sozusagen vom Versorger.

Wie führt eine Analyse zu Lastverschiebungen?

Die Durchführung einer Effizienzanalyse führte bei WKW Automotive zu der Erkenntnis, dass der Energieverbrauch einer Anlage nicht nur vom Verbraucher (Anlage) abhängt, sondern auch von dem Produkt, welches gerade produziert wird. Die WKW Automotive gibt hierfür zwei Fallbeispiele:

Ulrich Leutgeb, WKW Automotive

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Warmaushärteöfen

„Bestimmte Produkte brauchen im Ofen mehr Energie als andere. Sobald man dies erkennt, kann man die Produktion der energieintensiven Produkte in die Nachtschicht legen, wenn Energie zum einen günstig und die Lastkurve niedrig ist. Wichtig ist hierbei jedoch der Faktor Mensch. Es bringt natürlich alles nichts, wenn alle Öfen gleichzeitig in die Aufheizphase gehen. Die müssen natürlich versetzt starten.“ Ulrich Leutgeb (WKW Automotive)

Strangpressen

„Bestimmte Legierungen benötigen bei der Presse mehr Kraft. Diese wurden bislang häufig tagsüber produziert. Dieser Verbrauch wäre ohne ein EMS nicht sichtbar gewesen.“ Ulrich Leutgeb (WKW Automotive)

Diese beiden Beispiele machen deutlich, wie weit eine Effizienzanalyse in die betriebliche Struktur eingreifen kann und welche Möglichkeiten sich dadurch den Unternehmen bieten. WKW Automotive konnte durch eine solche Analyse die eigene Produktion optimieren ohne das Produkt oder die Lieferzeiten zu verändern. Bei Amcor Flexibles Singen wurde mittels einer Analyse die gesamte Beleuchtungsanlage des Werkes neu gestaltet und optimiert.

Nutzen im Überblick

Neben den bereits erwähnten Nutzen einer Analyse, ergibt sich auch noch Folgendes:

Die Einführung des EMS führt zu einem deutlich reduzierten Lastverlauf. Die Lastspitze kann um über 10% gesenkt werden.

Durch die beschriebenen Maßnahmen kann der Preis für die KWh deutlich gesenkt werden.

Das gewonnene Wissen kann auch bei der Anschaffung neuer Anlagenteile und Maschinen eingesetzt werden.

Insgesamt kann der Energieverbrauch in einigen Bereichen nachweisbar und transparent gesenkt werden.

Ratschläge von Experten

Praktiker geben diverse Tipps und Ratschläge für die Umsetzung einer Analyse in Unternehmen.

Einige davon sind:

„Man braucht mehrere Leute die auch dahinter stehen und das ganze pushen!“ Ulrich Leutgeb (WKW Automotive)

„Es bringt nichts, der Produktion Vorgaben zu machen. Das Controlling ist hierbei nur dafür da, um Transparenz zu schaffen und diese zu kommunizieren. Die Produktion

muss selber entscheiden, was sinnvoll ist und was nicht. Schließlich steht die Belieferung der Kunden im Vordergrund. Man muss die Produktion auch nicht zwingend in die Pflicht nehmen. Sobald der Verbrauch transparent ist, kommen die auf ihre eigenen Ideen und Einsparpotenziale.“ Ulrich Leutgeb (WKW Automotive)

„Man braucht nicht immer direkte KPI´s für Six Sigma sondern kann auch etwas ungenauere KPI´s nehmen, sofern das Potenzial hoch genug ist, da man dadurch viel erreicht.“ Peter Ritter (Amcor Flexibles Singen)

„Quick Wins können auch ohne Six Sigma generieret werden.“ Peter Ritter (Amcor Flexibles Singen)

Weitere Praxisbeispiele lassen sich in der Xing-Diskussionsgruppe „Effizientes Energiemanage-ment in Unternehmen und Verwaltung“ nach-lesen.

Peter Ritter, Amcor Flexibles Singen

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Aktuelle Multi-Client-Studien rund um Asset Performance Management

Marktstudie: Technische Dienstleistungen für Turnarounds in Petrochemischen Anlagen D-A-CH (555 Seiten; Preis: 3900€)

RFID BEST PRACTICE | Einsatz von RFID in der Instandhaltung (198 Seiten; 900€)

Offshore Wind Farm Operations & Maintenance (2900€)

Technical services for Turnarounds in petrochemical plants Western Europe (5900€)

BEST PRACTICE | Scheduling of Turnarounds

Marktliberalisierung Strom und Gas -Konsequenzen für Technische Services (73 Seiten; 900€)

Zukunft der Instandhaltung in der Utility-Industrie (46 Seiten; kostenlos)

Exklusive Erhebungen als Grundlage für Ihre Entscheidungen

Kunden mit individuellen und wettbewerbsbezogenen Fragestellungen bietet T.A. Cook Research & Studies die Möglichkeit, diese über eine Auftragsstudie (Single-Client-Studie) zu beantworten. Durch Auftragsstudien eröffnen wir Ihnen die Möglichkeit, Inhalte und Umfang einer Studie zielgerichtet auf ihre unternehmensspezifischen Be-dürfnisse zuzuschneiden. Unser Team unterbreitet Ihnen auf Basis eines abgestimmten Scopes gerne unverbind-lich ein Projektangebot.

T.A. Cook Research & Studies Neben dem neuen Insight Report bietet das Research & Studies Team noch weitere Leis-tungen rund um das Thema Informationen.

T.A. Cook Research & Studies

Leipziger Platz 2 | 10117 Berlin | Telefon (030) 88 43 07-0 | Telefax (030)88 43 07-30 Mateus Siwek | Mail: [email protected] Der Bereich Research & Studies beschäftigt sich mit detaillierten Markt- und Unternehmensanalysen im Umfeld von Asset Performance Management. Der Fokus des Teams liegt in der systematischen Aufberei-tung und Beantwortung aktueller Marktanforderungen sowie zu erwartender Entwicklungen und deren Konsequenzen für die Marktteilnehmer. Neben den jeweiligen Themenstudien erarbeiten wir Trendbe-richte und pflegen spezifische Knowledge-Datenbanken, welche im Rahmen individueller Auftragsstudien genutzt werden können.

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Insight Report ist ein Service von T.A. Cook Research & Studies Wenn Sie Fragen oder Anregungen zu diesem oder zukünftigen Insight Reports haben, freuen wir uns auf ihren Anruf oder ihre Mail: T.A. Cook Consultants | Leipziger Platz 2 | 10117 Berlin | Fon (030) 88 43 07-0 | Mail: [email protected] T.A. Cook ist eine auf Asset Performance Management spezialisierte Managementberatung mit Büros in Berlin, Birmingham, Houston, London, Raleigh und Rio de Janeiro. Kernkompetenz des Beratungsunternehmens ist die nachhaltige Implementierung von Asset, Service und Operations Excellence. Als Change-Management-Spezialist setzt das Beratungshaus messbare Produktivitäts- und Wertstei-gerung um. T.A. Cook bietet hierzu umfangreiche Dienstleistungen an, die alle Managementprozesse – von der Strategie über die Führung bis zur Organisation – nachhaltig auf Effektivität und Effizienz ausrichten. Die T.A. Cook Academy ist darüber hinaus führender Tagungsveranstalter für internationale Konferenzen und Seminare zum Asset Performance Management. Dazu zählen jährliche Summits wie die MainDays sowie Events zu Shutdown & Turnaround oder Capex Management. Kunden von T.A. Cook sind anlagenintensive Unternehmen der Prozess- und Utility-Industrie sowie deren Infrastruktur-Dienstleister. Hierzu zählen Unternehmen der Branchen Erdöl, Chemie, Kunststoff, Pharma, Bergbau, Nahrungs- und Genussmittelindustrie sowie Gas-, Wasser- und Stromversorger. Weitere Infor-mationen finden Sie unter www.tacook.com

Mateus Siwek ist als Projektleiter Studien bei T.A. Cook & Partner Consultants GmbH für die Erstel-lung von Marktstudien und -analysen im Bereich Asset Performance Management verantwortlich. Zuvor war er bei einem Marktforschungsunter-nehmen im Bereich Utility tätig und wirkte an der Erarbeitung unterschiedlicher Studien mit.

Autor: Mateus Siwek

Kontakt E-Mail: [email protected] Tel.: +49 (0)30 88 43 07-0


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