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Inhalt - Stiftung Menschen für Menschen€¦ · Wasser, Landwirtschaft, Gesundheit, Infrastruktur,...

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MENSCHEN FÜR MENSCHEN SCHWEIZ Leistungsbericht 2012 > Seite 16 WO LERNEN SPASS MACHT Demissies neue Schule > Seite 18 NATUR SCHÜTZEN, ENTWICKLUNG SICHERN Ein Interview mit Prof. Dr. Dr. Hans Hurni > Seite 25 ' 12 JAHRESBERICHT
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MENSCHEN FÜR MENSCHEN SCHWEIZLeistungsbericht 2012 > Seite 16

WO LERNEN SPASS MACHTDemissies neue Schule > Seite 18

NATUR SCHÜTZEN, ENTWICKLUNG SICHERNEin Interview mit Prof. Dr. Dr. Hans Hurni > Seite 25

'12JAHRESBERICHT

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Inhalt

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„Es gibt keine erste, zweite oder dritte Welt. Wir alle leben auf ein und demselben Planeten, für den wir gemeinsam die Verantwortung tragen.“

Karlheinz Böhm

Der Gründer von Menschen für Menschen, Karlheinz Böhm, im Gespräch mit einem äthiopischen Bauern in den 90er Jahren.

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„Es geht nicht darum, fertige Entwicklungs- konzepte abzuliefern, sondern darum, gemein-sam mit den Menschen vor Ort herauszufinden, was sie brauchen, damit sie sich aus eigener Kraft weiterentwickeln können.“ Karlheinz Böhm

Unsere Vision Unsere Vision ist eine Welt, in der es die Spaltung in Arm und Reich

nicht mehr gibt. In Äthiopien lebt dann auch die ländliche Bevölkerung

unter menschenwürdigen und förderlichen Bedingungen. Not und Un-

wissenheit gehören der Vergangenheit an. Hilfe von aussen ist nicht

mehr nötig.

Die Menschen können vom Ertrag ihrer Böden und der eigenen

Hände Arbeit leben. Sie haben genug zu essen und sauberes Wasser

zum Trinken. Ihre Kinder gehen zur Schule und erlernen Berufe.

So wächst in den Familien das Wissen über die Zusammenhänge der

Natur und des gesellschaftlichen Lebens. Wer krank ist, erhält medizi-

nische Hilfe, und niemand folgt mehr inhumanen Traditionen. Alle, Kinder, Frauen und Männer, bringen ihre Fähigkeiten ein, um gemeinsam die Lebensbedingungen ihrer Gemeinde, ihrer Region weiter zu verbessern. Selbstbewusst gehen sie neue Wege, um ihre Zukunft zu sichern – und ihr Land, Äthiopien, voranzubringen.

Unsere Mission Menschen für Menschen will dazu beitragen, dass sich die Lebens-

situation der Menschen im ländlichen Äthiopien nachhaltig verbes-

sert. Wir folgen dabei dem Impuls unseres Gründers Karlheinz

Böhm: Mit seinem Engagement in Äthiopien wollte er ein Zeichen

setzen für die Überwindung der Ungerechtigkeit in der Welt.

Die Kluft zwischen Arm und Reich lässt sich nicht durch Almo-

sen beseitigen. Stattdessen brauchen die Menschen unsere Partner-

schaft. Unser Prinzip heisst deshalb: Hilfe zur Selbstentwicklung.

Wir wollen die Bevölkerung im ländlichen Äthiopien befähigen,

ihre Lebenssituation aus eigener Kraft zu verbessern – so weit, dass

sie unsere Unterstützung in absehbarer Zeit nicht mehr braucht.

Die Herausforderungen, die die Menschen in Äthiopien bewältigen

müssen, betreffen alle Lebensbereiche. Und sie sind eng mitein-

ander verzahnt. Deshalb verbinden wir im Rahmen integrierter

ländlicher Projekte Massnahmen in den Bereichen Bildung, Agrar-

ökologie, Wasser, Gesundheit, Frauenförderung, Infrastruktur

und Soziales. Stets sind dabei die Bevölkerung und die zuständigen

lokalen Behörden aktiv beteiligt.

Der Gründer von Menschen für Menschen, Karlheinz Böhm, im Gespräch mit einem äthiopischen Bauern in den 90er Jahren.

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Editorial

Bei meinen Besuchen in den Projektgebieten habe ich immer

wieder gesehen, wie unsere Massnahmen das Leben der Men-

schen verändern: Bauern, die vorher kaum ihre Familie ernäh-

ren konnten, verkaufen Überschüsse auf dem Markt. Verödete

Böden sind wieder fruchtbar. Mädchen gehen zur Schule und

schmieden Berufspläne. Frauen entwickeln Geschäftsideen und

schaffen sich eigene Einkommensquellen. Ich habe unzählige

dieser Geschichten gehört und erlebt, wie die Menschen an

Fähigkeiten und Selbstbewusstsein gewinnen, wenn sie nicht

mehr jeden Tag um das Nötigste zum Überleben kämpfen müs-

sen.

Die fortlaufende Prüfung und Dokumentation von Einsatz

und Ergebnis (Input / Output) ist im Rahmen unserer Projekte

seit jeher Standard. Darüber hinaus haben wir im Jahr 2012

noch einmal externe Berater hinzugezogen und mit zusätz-

lichen Prüfungen beauftragt. Aber der Leitgedanke der Nach-

haltigkeit veranlasste uns im vergangenen Jahr, unser Monito-

ring noch weiter auszubauen und zu systematisieren. Auch die

längerfristigen Fortschritte wollen wir künftig systematisch

dokumentieren.

So können wir unsere Arbeitsweise und die Ergebnisse für

unsere Spender und für die Öffentlichkeit noch nachvollzieh-

barer machen. Vor allem aber werden uns die Daten helfen,

unsere Arbeit für die Menschen in Äthiopien noch effizienter

und wirkungsvoller zu gestalten.

Ihre

Almaz Böhm

Präsidentin des Stiftungsrats Menschen für Menschen

auch im letzten Jahr hat Menschen für Menschen das En-

gagement im Bereich Bildung fortgesetzt. Durch den Bau

neuer Schulen erhielten zehntausende Jungen und Mädchen in

Äthiopien die Möglichkeit, sich Wissen anzueignen und später

vielleicht einen Beruf zu erlernen. Damit haben sie gute Chan-

cen einmal ein weniger entbehrungsreiches und abhängiges

Leben zu führen als ihre Eltern.

Diese Chancen wollen wir nicht nur einer Generation von

Schülern vermitteln, sondern möglichst vielen. Deshalb gelten

für die Bauqualität unserer Schulen seit jeher hohe Anforderun-

gen an die Nachhaltigkeit. Die Gebäude sind solide konstru-

iert und aus haltbaren Materialien errichtet, so dass sie den

teilweise extremen Witterungsbedingungen gut standhalten

und über Jahre genutzt werden können.

Bildung ist ein wichtiger Teil unserer Arbeit und ein zen-

traler Faktor für den wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt

Äthiopiens. Mit unserem bewährten Ansatz der integrierten

ländlichen Entwicklung werden jedoch auch Massnahmen in

verschiedenen weiteren Bereichen getroffen. In den Bereichen

Wasser, Landwirtschaft, Gesundheit, Infrastruktur, Frauen-

projekte und Soziales schaffen wir gemeinsam mit der lokalen

Bevölkerung die Basis für die Entwicklung in eine Zukunft un-

abhängig von fremder Hilfe. Dabei ist die Einbindung der

lokalen Bevölkerung und die Zusammenarbeit mit den lokalen

Behörden eine wichtige Komponente unserer Arbeit.

Das Konzept der integrierten ländlichen Entwicklungspro-

jekte bringt die Notwendigkeit langfristiger praktischer und

finanzieller Planungen mit sich. Für jedes Projekt schliesst

Menschen für Menschen mehrjährige Verträge mit der äthio-

pischen Regierung ab. Deshalb muss auch die finanzielle Basis

unserer Arbeit in Äthiopien dauerhaft gesichert sein. Nur so

sind wir den Menschen dort ein verlässlicher Partner. Aus die-

sem Grund investieren wir nicht alle Gelder unmittelbar in un-

sere Projekte, sondern bilden Rücklagen. Auch hier geht es um

Nachhaltigkeit.

Liebe Freunde,

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Inhalt

EDITORIAL 4

VORWORT DER GESCHÄFTSFÜHRERIN 6

LEISTUNGSBILANZ INTERNATIONAL 7

ÜBER MENSCHEN FÜR MENSCHEN INTERNATIONAL

WER WIR SIND UND WAS WIR TUN 8 WIE WIR ENTWICKLUNGSPROJEKTE UMSETZEN 10

PROJEKTAUSGABEN IN ÄTHIOPIEN 14

MENSCHEN FÜR MENSCHEN SCHWEIZ

LEISTUNGSBERICHT 2012 15

Überblick 15Bildung 18Landwirtschaft und Agroökologie 19Wasserversorgung 20Gesundheit 21 Frauenförderung 22Infrastruktur 23Soziales 24

INTERVIEW MIT PROF. DR. DR. HURNI Natur schützen, Entwicklung sichern 25

STRUKTUREN, KONTROLLE, KOOPERATIONEN 26

FINANZBERICHT

JAHRESABSCHLUSS 2012MENSCHEN FÜR MENSCHEN SCHWEIZ

BILANZ 28JAHRESRECHNUNG 30

FINANZPLANUNG 2012 36

AUSBLICK 37

„MENSCHEN HELFEN ZU KÖNNEN, BEDEUTET GLÜCK!“ 38

WAS SIE TUN KÖNNEN 39FOTOS TITEL UND RÜCKSEITE:

Rupert Weber, Menschen für Menschen

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Vorwort der Geschäftsführerin

Das Ziel unserer Arbeit in Äthiopien war es immer, gemeinsam

mit der lokalen Bevölkerung langfristige Lösungen zu entwi-

ckeln, die für die kommenden Generationen Wirkung zeigen.

Das erkannte vor über 30 Jahren unser Stiftungsgründer Karl-

heinz Böhm. Diesem Grundsatz sind wir treu geblieben. Damit

die erreichten Fortschritte nachhaltig wirken können, ist der

enge Kontakt zur Bevölkerung zentral. Denn nur, wenn die Men-

schen von Anfang an aktiv an der Entwicklung und Umsetzung

der Massnahmen beteiligt sind, werden sie ihre Lebensumstän-

de auch langfristig aus eigener Kraft weiter verbessern können.

Unsere Arbeitsweise nach dem Prinzip der integrierten

ländlichen Entwicklungsarbeit hat sich als erfolgreicher Ansatz

erwiesen. Regelmässige Besichtigungen unserer Projektmass-

nahmen in Äthiopien beweisen es. Laufend entstehen neue

Schulbauten, Brunnen und Gesundheitszentren. Das Leben der

Menschen in unseren Projektgebieten hat sich entscheidend

verbessert. So sichert die Arbeit nach diesem Prinzip nicht nur

das tägliche Überleben der Bauern, sondern eröffnet ihnen und

ihren Familien auch eine hoffnungsvolle Zukunft in ihrer Hei-

mat. Vernetzte Massnamen in den Bereichen Wasser, Bildung,

Landwirtschaft, Infrastruktur, Soziales und Gesundheit ermög-

lichen dies. Und der Erfolg zeigt, dass wir auf dem richtigen

Weg sind. Dank Ihrer Hilfe können wir zielgerichtete und lang-

fristige Veränderungen herbeiführen.

So haben wir auch im Berichtsjahr wieder unzähligen äthio-

pischen Kindern, Frauen und Männern die Chance gege-

ben, ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Ein Beispiel:

1'374 Bauern haben in den Schweizer Projektgebieten Hagere

Mariam und Asagirt Schulungen im Bereich Landwirtschaft

besucht. Die Bauern lernen, wie sie mit angepassten Anbaume-

thoden, besserem Saatgut und neuen Obst- und Gemüsesorten

sowie durch Massnahmen zum Erosionsschutz und zur Wie-

deraufforstung die vorhandenen Ressourcen besser nutzen

und mehr ernten können. So können sie ihre Familien ausrei-

chend ernähren und darüber hinaus auch Reserven für den

Notfall anlegen. Auf diese Weise sorgt die Stiftung Menschen

für Menschen dafür, dass die Kraft, die die Bevölkerung auf-

bringt, nicht nur das tägliche Überleben sichert, sondern dau-

erhaft Verbesserungen bringt. Das ist nachhaltige Entwick-

lungsarbeit.

Das Fundament für diese Erfolge bildet letztlich jedoch ihr

Vertrauen in unsere Arbeit. Mein Dank gilt allen Partnern,

Freunden, Gönnerinnen und Gönnern für die Treue und Verbun-

denheit, mit der Sie unsere Arbeit in Äthiopien auch im Jahr

2012 auf so grossartige Weise unterstützt haben.

Ihre

Josefine Kamm

Geschäftsführerin

Stiftung Menschen für Menschen Schweiz

Liebe Leserin, lieber Leser,

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Kennzahlen

Leistungsbilanz International Während seiner über dreissigjährigen Tätigkeit in Äthiopien hat Menschen für Menschen die Arbeit in den Projektgebieten kontinuierlich erwei- tert und immer mehr Menschen ein besseres Leben ermöglicht. Die Entwicklung einiger zentraler Leistungskennzahlen der Integrierten ländlichen Entwicklungsprojekte veranschaulicht diesen Fortschritt.

BAUMSETZLINGE Setzlinge für Wiederaufforstung sowie Obstanbau

WASSERSTELLENBrunnen und Quell-fassungen, ausgebaut mit Viehtränke, Waschplatz sowie teil-weise Nachtspeicher-becken und Duschen

AUGEN- OPERATIONEN Vor allem Trachom- und Kataraktbehand-lung zur Erhaltung des Augenlichts

KLEINKREDITE An Frauen vergebene Einzelkredite

SCHULEN* Grund-, Haupt- und weiterführende Schulen

2008 +6'985'000 +93 +1'938 +2'710 +29

2009 +8'136'000 +110 +1'958 +2'640 +22

85'825'000 1'240 11'056 37'833 191bis2007

2010 +9'457'000 +77 +2'001 +1'075 +33

2011 +6'088'000 +105 +667 +2'347 +22

2012 + 10'755'300 +108 +700 +2'704 +29

127'246'300 1'733 18'320 49'309 326gesamt

* Für die Fortschritte im Bildungsbereich steht ebenso die stetig steigende Teilnehmerzahl der Alphabetisierungsprogramme.

Mit 17'306 Teilnehmern im Berichtsjahr summierte sie sich auf insgesamt 248'102.

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Über Menschen für Menschen International

DER GRÜNDERMenschen für Menschen wurde von Karlheinz

Böhm ins Leben gerufen. Der Schauspieler, der in

den fünfziger Jahren durch seine Rolle als Kaiser

Franz Joseph in der Filmtrilogie „Sissi“ berühmt

geworden war, brillierte später in Filmen nam-

hafter Regisseure wie Rainer Werner Fassbinder

sowie als Darsteller an grossen deutschspra-

chigen Bühnen. Erschüttert von Berichten über

die Hungerkatastrophe in der Sahel-Zone, nutzte

Karlheinz Böhm 1981 seine Bekanntheit, um zu

helfen: Seine legendäre Wette in der ZDF-Sen-

dung „Wetten, dass...?“ brachte 1,2 Millionen

Franken für die Menschen in Afrika ein. Im Okto-

ber 1981 flog Böhm erstmals nach Äthiopien. Am

13. November 1981 gründete er die Stiftung Men-

schen für Menschen, die er bis 2011 leitete. Heu-

te ist er Ehrenpräsident der Stiftung. Seine Frau

Almaz Böhm wurde im Herbst 2011 zur Präsiden-

tin des Stiftungsrates berufen.

Wer wir sind und was wir tunDIE ZIELE Ziel der Stiftung Menschen für Menschen ist es,

die Menschen, die sie unterstützt, in einem über-

schaubaren Zeitrahmen zu befähigen, ihre

Lebensumstände aus eigener Kraft weiter zu ver-

bessern – bis eines Tages, so die Vision, Äthio-

pien keine Hilfe von aussen mehr benötigt. Zu

diesem Zweck fördern wir – wie in der Satzung

festgelegt – die Entwicklungshilfe und die Völker-

verständigung.

Um dies der Satzung gemäss zu verwirk-

lichen, führt Menschen für Menschen Sofort-

hilfemassnahmen durch und stellt Mittel für die

Verbesserung der Wasser- und Nahrungsmittel-

versorgung, des vorschulischen und schulischen

Bildungswesens, der allgemeinen und beruflichen

Weiterbildung, der medizinischen Versorgung,

der Infrastruktur sowie der Land- und Viehwirt-

schaft bereit. Durch vielfältige Massnahmen un-

terstützen wir zudem den Schutz der natürlichen

Ressourcen. Ausserdem klären wir über die ge-

sundheitlichen Folgen von schädlichen Tradi-

tionen auf, und die Bekämpfung von Seuchen und

HIV / AIDS.

Darüber hinaus betreibt Menschen für Men-

schen gezielt Bewusstseinsbildung, um der Be-

völkerung der Industrieländer die Notsituation

der Menschen in armen Ländern nahezubringen

und sie über die Arbeit der Stiftung in Äthiopien

zu informieren. Medienarbeit, Veranstaltungen

und öffentlichkeitswirksame Kampagnen sind da-

bei unsere Instrumente.

DIE STRATEGIEMenschen für Menschen will dauerhafte und trag-

fähige Veränderungen anstossen. Hierzu setzen

wir auf das Prinzip der Integrierten ländlichen

Entwicklungsprojekte. Gemeinsam mit der Bevöl-

kerung, die einen hohen Anteil an Engagement

und Arbeitseinsatz einbringt, werden verschie-

dene, für eine nachhaltige Entwicklung nötige

Massnahmen angegangen und miteinander ver-

zahnt: Strassen- und Brückenbau zur Anbindung

entlegener Gegenden; Sicherung der Nahrungs-

versorgung durch verbesserte Anbau- und Vieh-

zuchtmethoden; Terrassierung und Aufforstung

gegen die Bodenerosion; Bau von Brunnen, Quell-

fassungen und Wasserreservoiren zur Versor-

gung mit sauberem Trinkwasser; Schulen, Ausbil-

dungszentren und Schülerwohnheime gegen den

Bildungsnotstand; Spitäler und Gesundheitssta-

tionen gegen die medizinische Unterversorgung;

Weiterbildungsprogramme und Aufklärung für

die Besserstellung der Frauen.

Daneben leisten wir auch kurzfristige Not-

hilfe, etwa bei Hungersnöten. Um sicherzustellen,

dass die Hilfe ankommt, führen wir Nothilfemass-

nahmen grundsätzlich nur mit eigenen Mitarbei-

tern durch. Zudem muss gewährleistet sein, dass

wir unsere eigene Logistik und Infrastruktur zur

Verteilung der Hilfsgüter nutzen können. Auch

den Einkauf von Hilfsgütern übernehmen wir

stets selbst.

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Über Menschen für Menschen International

NACHHALTIGKEIT ALS LEITPRINZIPAlle Massnahmen von Menschen für Menschen

orientieren sich an der Massgabe, Hilfe zur

Selbstentwicklung zu leisten und so zur nachhal-

tigen Entwicklung der jeweiligen Region beizutra-

gen. Das heisst: Alle Projekte und erzielten Fort-

schritte müssen fundiert und auf Dauer angelegt

sein. So wird sichergestellt, dass sie auch nach

unserem Rückzug aus dem betreffenden Gebiet

fortbestehen beziehungsweise von der Bevölke-

rung und den Behörden weitergeführt werden

können.

Um diese Massgabe zu verwirklichen, haben

wir in 2012 unsere Grundsätze und die Voraus-

setzungen für Nachhaltigkeit in einem Leitfaden

zusammengefasst. Die „General Guiding Prin-

ciples for Sustainability“ enthalten Richtlinien zu

13 Handlungsfeldern. Sie stehen in Einklang mit

den drei zentralen Grundsätzen, die seit jeher für

die Arbeit von Menschen für Menschen gelten:

• PARTIZIPATION:

DIE BEVÖLKERUNG BETEILIGEN, DAS

VERANTWORTUNGSGEFÜHL STÄRKEN

Für alle unsere Massnahmen gilt: Sie müs-

sen sowohl dem Einzelnen als auch der be-

treffenden Gemeinde einen klaren und ge-

wünschten Nutzen bringen. Nur dann wer-

den die Menschen ein Gefühl der Verantwor-

tung für das gemeinsame Projekt entwi-

ckeln. Um dies zu fördern, beziehen wir stets

alle Interessengruppen (Stakeholder) mit

ein. Dazu gehören neben den Mitgliedern

der Gemeinde etwa auch lokale und regio-

nale Behörden, Religionsführer oder der

Ältestenrat. Sie alle wirken an der Planung

und Umsetzung unserer Massnahmen mit.

Das kann auf unterschiedliche Weise ge-

schehen – von der Abstimmung bei einem

Gemeindetreffen über den praktischen Ar-

beitseinsatz bis hin zur finanziellen Beteili-

gung an einem Projekt.

• UNABHÄNGIGKEIT:

INFRASTRUKTUR IN LOKALE VERANT-

WORTUNG ÜBERGEBEN

Einrichtungen wie Schulen, Gesundheitssta-

tionen oder Wasserstellen sind zentral für

die Entwicklung im ländlichen Äthiopien. Sie

gehören deshalb in den Besitz der Gemein-

den, die sie nutzen, und sollten von diesen

betrieben werden. Andernfalls gerieten die

Menschen in eine dauerhafte Abhängig-

keit von externen Eignern und Betreibern

dieser Infrastruktureinrichtungen. Fertigge-

stellte Brunnen, Schulen oder Gesundheits-

stationen übergeben wir deshalb seit jeher

an die lokalen Behörden. Diese haben die

Verantwortung, sie zu erhalten und weiter-

zubetreiben.

• DIALOG AUF AUGENHÖHE:

OFFEN INFORMIEREN, DEN MENSCHEN

ZUHÖREN, IM AUSTAUSCH BLEIBEN

Nachhaltige Veränderungen brauchen Zeit

und das Engagement aller Beteiligten. Men-

schen für Menschen begleitet die Bevölke-

rung und die lokalen Verantwortlichen daher

stets über einen Zeitraum von mehreren

Jahren. Von Anfang an informieren wir die

Menschen darüber, dass es nach dieser Zeit

in ihrer Verantwortung liegen wird, das Er-

reichte fortzuführen. Während der Projektar-

beit tauschen wir uns kontinuierlich mit den

Menschen aus und gehen auf ihre Anfragen

und Bedürfnisse ein.

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Über Menschen für Menschen International

HERANGEHENSWEISEUm mit begrenzten Mitteln möglichst viel zu er-

reichen, plant Menschen für Menschen jedes

Projekt sehr sorgfältig. Ausgangspunkt sind stets

die konkreten lokalen Bedürfnisse, die im Aus-

tausch mit der Bevölkerung ermittelt werden. Da

die verschiedenen vorgefundenen Probleme in

der Regel miteinander verwoben sind, ist es sel-

ten sinnvoll, einzelne Missstände isoliert zu be-

kämpfen. Wir verfolgen deshalb einen ganzheit-

lichen Ansatz und planen unsere Projekte auf

lange Sicht.

In allen Projektregionen beteiligen wir die

Bevölkerung aktiv an der Projektarbeit. Einzelpro-

jekte wie der Bau einer Gesundheitsstation, das

Anlegen von Erdterrassen oder die Vergabe von

Kleinkrediten sind in der Regel Teil eines langfris-

tig ausgerichteten Integrierten Entwicklungspro-

jekts. So festigt sich über die Jahre eine partner-

schaftliche Zusammenarbeit. Auf dieser Basis

kann das wichtigste Projektziel erreicht werden:

Die Bevölkerung und die lokalen Behörden neh-

men die Entwicklung ihrer Region Schritt für

Schritt selbst in die Hand – so lange, bis wir uns

zurückziehen und das Projekt in die Selbststän-

digkeit entlassen können.

Auch nach der Übergabe eines Projekts

an die Bevölkerung und die lokalen Behörden

bleiben wir für die Menschen ansprechbar. Regel-

mässig besuchen Mitarbeiter von Menschen

für Menschen das ehemalige Projektgebiet und

bieten Beratung an. In Ausnahmefällen sind auch

technische Investitionen möglich. Auf diese

Weise sichern wir den dauerhaften Erfolg unserer

Projekte.

Wie wir Entwicklungsprojekte umsetzen PROJEKTABLAUFJedes unserer Integrierten Entwicklungsprojekte

verläuft in sechs Etappen, die sich insgesamt

über etwa 15 Jahre erstrecken:

1. WAHL DES PROJEKTGEBIETS: Die Initiative

für ein neues Projekt geht stets von der lokalen

Bevölkerung aus. Vertreter bedürftiger Regionen

vermitteln Anfragen an Menschen für Menschen.

Daraufhin verschaffen sich unsere Mitarbeiter im

Rahmen einer Überblicksstudie (Preliminary Stu-

dy) einen ersten Eindruck von der Situation vor

Ort. Auf Basis der Studie entscheiden sie, wo der

Bedarf am grössten ist und die Probleme am

drängendsten sind.

2. PLANUNG: Ist die Entscheidung für ein Ent-

wicklungsprojekt gefallen, erarbeiten unsere Ex-

perten gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung

eine genaue Bedarfsanalyse und auf dieser Basis

einen Projektplan. Beides, Analyse und Plan, wer-

den in unserer Zentrale in Addis Abeba geprüft

und genehmigt. Daraufhin beschliessen der Vor-

stand und der Stiftungsrat die Finanzierung des

Projekts. Schliesslich wird ein Rahmenvertrag

mit äthiopischen Regierungsstellen unterzeich-

net.

3. IMPLEMENTIERUNG: Die Umsetzung des Pro-

jektplans erfolgt in drei Projektphasen, für die

jeweils ein Drei- oder Fünfjahresvertrag mit den

äthiopischen Behörden abgeschlossen wird. Je-

der dieser Verträge legt Ziele, Massnahmen und

Zuständigkeiten fest.

4. ZWISCHEN-EVALUIERUNG: Neben dem lau-

fenden Monitoring durch unsere Mitarbeiter füh-

ren die äthiopischen Behörden und in jüngeren

Projektregionen auch wir selbst eine Zwischen-

Evaluierung durch. Die Ergebnisse des Monito-

rings und der Zwischen-Evaluierung sind Grund-

lage für die Festlegungen in den Projektverträgen.

5. PHASE-OUt: Ist ein Integriertes Entwicklungs-

projekt so weit fortgeschritten, dass die gesteck-

ten Ziele erreicht und die Menschen in der Lage

PROJEKTMANAGEMENT UND QUALITÄTSSICHERUNGBei der Projektarbeit legt Menschen für Men-

schen grössten Wert auf Transparenz und Effizi-

enz. Für jede der drei Implementierungsphasen

legen wir Projektumfang, Ziele, Massnahmen und

Zuständigkeiten genau fest. Auch stellen wir si-

cher, dass jeder einzelne Schritt nachvollziehbar

ist. Damit die eingesetzten Spendengelder den

grösstmöglichen Nutzen für die Bevölkerung ei-

ner Projektregion bringen, wird der Projektverlauf

systematisch dokumentiert und kontrolliert, der

Einsatz von Personal und Projektmitteln laufend

überprüft. Zuständig hierfür ist zum einen das

Projektmanagement in den Regionen, das alle

Massnahmen detailliert plant und sie durch Fach-

kräfte begleiten und kontrollieren lässt. Zum an-

deren liegt die Verantwortung bei Fachleuten

unseres Koordinierungsbüros in Addis Abeba.

Dieses legt dem Stiftungsrat der Stiftung turnus-

mässig einen Jahresbericht vor, in dem für jedes

Projekt detailliert Bilanz gezogen wird.

Um zu gewährleisten, dass in allen Projekt-

gebieten die Techniken und Vorgehensweisen

eingesetzt werden, die sich nach aktueller Kennt-

nis am besten bewährt haben, tauschen sich die

Verantwortlichen der verschiedenen Regionen

regelmässig untereinander aus. Das geschieht

zum Beispiel anlässlich des zweimal im Jahr

stattfindenden Reviews, zu dem sich alle Projekt-

manager in der Zentrale von Menschen für Men-

schen in Addis Abeba treffen. Hier sprechen sie

sind, den begonnenen Weg eigenständig fortzu-

setzen, ziehen wir uns Schritt für Schritt aus der

Region zurück.

6. POST-PHASE-OUT-EVALUIERUNG: Nach voll-

ständigem Abschluss des Projekts ermitteln wir

im Rahmen einer umfassenden empirischen Stu-

die, wie wirkungsvoll unsere Arbeit war und in-

wieweit ihre Ergebnisse nachhaltig sind. Die Un-

tersuchung wird von unabhängigen Fachleuten

durchgeführt und nach einigen Jahren wieder-

holt.

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Über Menschen für Menschen International

Wirkungsebene Massnahmen angewandt für

OutputMONITORING• Wöchentliche bzw. 14-tägige Meetings der Projektbüros vor

Ort: Prüfung und Anpassung der Arbeitspläne, oft unter Ein- beziehung aktueller Hinweise der Begünstigten.

• Vierteljährlicher Review der Projektmitarbeiter und Leiter; Bericht geht an die Zentrale in Addis Abeba (PCO) sowie an äthiopische Behörden/gelegentlich Kontrollbesuche von Behördenvertretern (Zonal Offices).

• Halbjährlicher Review der Projektleiter mit detailliertem Bericht, der vom PCO geprüft und mit den Projektleitern besprochen wird; daraufhin ggf. Empfehlungen für Änderungen am Jahresplan.

• Mehrmals jährlich Besuche der Projektkoordinatoren des PCO in den Projektgebieten zur Leistungsüberprüfung.

• Dokumentation individueller Erfahrungsberichte Begünstigter, um Veränderungen der Lebensbedingungen zu belegen.

• Regelmässiges Finanz-Controlling; Besuche der Buchprüfer des PCO vor Ort.

alle laufenden Projekte

Mehrzahl der lau-fenden Projekte

alle laufenden Projekte

alle laufenden Projektealle Projekte

alle laufenden Projekte

Outcome • Monitoring generell im Aufbau.

• Kriterien zur Wirkungsmessung definiert; teilweise bereits Haushaltsbefragungen durchgeführt.

alle laufenden Projekteeinzelne jüngere Projekte

Impact • Livelihood Asset Status Tracking (LAST); basiert auf regelmäs-sigen Haushaltsbefragungen.

• Geplant: Jährliches Participatory Impact Assessment: wieder-kehrende Befragung Begünstigter; Jahr für Jahr werden Antworten zu denselben Fragen verglichen.

EVALUIERUNG• Zwischen- und Schlussevaluierung durch äthiopische

Regierungsbehörden; Ergebnisse sind Voraussetzung und Grundlage für die Verlängerung der Projektverträge.

• Evaluierung durch von Menschen für Menschen beauftragte unabhängige Experten (jeweils ein internationaler und ein lokaler äthiopischer Fachmann) fand bisher nach Projekt-abschluss (Post-Phase-out Evaluation) statt. In Zukunft regel-mäßig am Ende einer Projektphase bzw. nach der Hälfte der Vertragslaufzeit.

einzelne Projekte

alle Projekte

alle laufenden Projekte

alle Projekte

LEISTUNGS- UND WIRKUNGSMESSUNGüber praktische Herausforderungen, lösen Pro-

bleme und diskutieren Verbesserungen. Auf diese

Weise hat sich zum Beispiel der im Projektgebiet

Midda erprobte „Village Approach“ in vielen Pro-

jektgebieten durchgesetzt: Alle geplanten Aktivi-

täten werden jeweils für eine Siedlungseinheit

(Village) gleichzeitig im Paket durchgeführt. So

arbeitet man sich in den ausgedehnten Streusied-

lungen von Dorf zu Dorf voran. Auf diese Weise

lassen sich Kapazitäten besser organisieren und

effizienter nutzen. Ausserdem erlebt die Bevölke-

rung so von Anfang an, wie unterschiedliche

Massnahmen zusammenwirken und sich dadurch

schon in recht kurzer Zeit ihre Lebensumstände

verbessern.

MONITORING UND EVALUIERUNGDie laufende Beobachtung und Erfassung von

Entwicklungen während des Projektablaufs (Mo-

nitoring) liefert die Grundlage für die Analyse und

Bewertung (Evaluierung) der erzielten Wirkungen.

Beides ist unerlässlich für die Steuerung unserer

Projekte.

Den Einsatz der verfügbaren Mittel genau zu

überwachen und auf Effizienz und Effektivität hin

zu prüfen, ist für Menschen für Menschen seit

jeher selbstverständlich. Auf allen Ebenen un-

serer Organisation sind entsprechende Systeme

installiert. Zudem unterziehen wir unsere Arbeit

immer wieder internen und externen Audits.

In Äthiopien haben wir ein Monitoringsy-

stem installiert, mit dem wir die Leistungen (Out-

put) unserer Projektarbeit detailliert erfassen. Wir

sind dabei, dieses System weiter zu verfeinern,

um genauer messen zu können, welche Wirkung

unsere Arbeit sowohl unmittelbar (Outcome) als

auch auf weitere Sicht (Impact) entfaltet. Gegen-

wärtig arbeiten dazu lokale Projektleiter und äthi-

opische Experten Indikatoren zur Wirkungserfas-

sung aus. Ziel ist es, bis 2015 in allen Projektge-

bieten ein System zum Wirkungsmonitoring

umzusetzen.

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Über Menschen für Menschen International

PROJEKTGEBIETE PROJEKTBEGINN UNTERSTÜTZTE BEVÖLKERUNG BESCHÄFTIGTE MITARBEITER

Integrierte ländliche Entwicklungsprojekte (laufend)

Illubabor 1985 1'363'000 8

Midda 2000 101'000 79

Babile 2002 108'000 41

Asagirt 1 2007 54'000 65

Borecha 2007 85'000 68

Nono Selle 2007 26'000 11

Hagere Mariam 1 2008 60'000 59

Borena 2011 180'000 51

Ginde Beret 2011 131'000 53

Abune Ginde Beret 2012 126'000 17

Integrierte ländliche Entwicklungsprojekte (abgeschlossen)

Merhabete 1 1992 137'000 -

Derra 3 1997 209'000 -

Infrastrukturprojekte (laufend)

Legehida 2011 76'000 -

Jamma 2005 139'000 -

Wore Ilu 2011 109'000 -

Einzelprojekte

Abdii Borii Children's Home 1 1989 157 Kinder 40Agro Technical and Technology College (ATTC) 1992 2'491 115Südwestäthiopisches Krankenhausprojekt 2003 Einzugsgebiet 10 Millionen Menschen -

Bau von Bildungseinrichtungen ausserhalb der Projektgebiete 2 2007 67'000 Schüler 3Sonstige Projekte -

Projektplanung / Steuerung, Überwachung, Einkauf 47

Gesamt 761

Die Projektkosten wurden 1) vollständig, 2) teilweise 3) zu einem Anteil von 0,05 Prozent von Menschen für Menschen Schweiz finanziert.

Erläuterungen zur Tabelle

Infrastrukturprojekte• In den hier genannten Regionen führt Menschen für Menschen jeweils einzelne oder mehrere Infrastrukturmassnahmen durch. Dazu zählt zum Beispiel der Bau von Strassen, Gesundheitsstationen und Schulen. Die Massnahmen werden von den angrenzenden Projektgebieten aus organisiert.

Einzelprojekte • Sonstige: Hierzu zählen Einzelprojekte, für die im Berichtsjahr jeweils Beträge von unter 60'000 Franken zur Verfügung gestellt wurden.

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Über Menschen für Menschen International

Harar

Addis Abeba

Meitschau

Tigray

AmharaAfar

Dire Dawa

Harari

OromiaGambella

BenishangulGumuz

Southern Nations

Süd-Sudan

Babile inkl. Erer-Tal

Midda

ATTC

AbuneGinde Beret

Ginde Beret

BorechaDano

IllubaborNonoSelle

Dale Wabera

Wogdi

Borena

Derra

AsagirtMerhabete

Hagere MariamMettu

ABCH

AB C

Infrastrukturprojekte

Gebiete, in denen derzeit einzelne oder mehrere Infra-strukturprojekte durch führt: A LegehidaB JammaC Wore Ilu

Einzelprojekte

Orte, an denen Menschen für Menschen längerfristige Einzelprojekte durchführt: Abdii Borii Children’s Home (Mettu), Agro Technical and Technology College (Harar)

Integrierte ländliche Entwicklungsprojekte

Illubabor 35'000 km2

Midda 900 km2

Babile 3'500 km2

Asagirt 437 km2

Borecha 960 km2

Hagere Mariam 752 km2

Borena 980 km2

Ginde Beret 1'200 km2

Abune Ginde Beret 1'360 km²

Ab 2013 geplante Ent-wicklungsprojekteDale Wabera 1'131 km²Dano 659 km²Wogdi 1'122 km²

An die Bevölkerung übergebene Entwick-lungsprojekte

Merhabete 1'210 km2

Derra 1'500 km2

Nono Selle 2'000 km2

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Über Menschen für Menschen International

Projektausgaben in Äthiopien Im Jahr 2012 hat Menschen für Menschen die Arbeit in zehn Integrierten ländlichen Entwicklungsprojekten und zwei Infrastruktur- gebieten fortgesetzt. Nach wie vor unterhalten wir zudem ein College für handwerkliche und technische Berufe (ATTC) sowie ein Kinderheim. Ein wichtiger Schwerpunkt der Projektarbeit lag erneut auf der Bildungsinitiative ABC – 2015 und dem Bau von Schulen innerhalb wie ausserhalb unserer Projektgebiete.

Wie geplant wird Menschen für Menschen bis Ende 2013 drei Projektregionen in die Eigen-ständigkeit entlassen: Illubabor, Babile und Mi-da. Im Berichtsjahr begannen wir daher bereits mit vorbereitenden Arbeiten in neuen Gebieten, denen die damit frei werdenden Kapazitäten zu-gute kommen sollen. In Wogdi, Dano und Dale Wabera, drei entlegenen Regionen, in denen die Menschen in bitterster Armut leben, bauen wir Integrierte ländliche Entwicklungsprojekte auf. Die ersten Vorbereitungsarbeiten für das von der Schweiz finanzierte Projektgebiet Dale Wa-bera wurden im Januar 2013 aufgenommen.

Insgesamt wandte Menschen für Men-schen 2012 rund 27.7 Millionen Franken (Vor-jahr: 23.6 Millionen Franken) für die Projektar-beit in Äthiopien auf. Die Schweizer Stiftung trug dazu 2.73 Millionen Franken (Vorjahr: 2.48 Millionen Franken) bei. Gegenüber 2011 stiegen die aus der Schweiz finanzierten Projektausga-ben damit um 250'000 Franken (10%). Der An-stieg geht vor allem darauf zurück, dass die Schweizer Stiftung die Unterstützung für das Bildungsprogramm ABC – 2015 intensiviert hat.

Die unter „Bildung“ zusammengefassten Aufwendungen kommen teilweise auch anderen Auf- gabengebieten zugute. Denn die Bildungsaktivitäten beschränken sich nicht auf den Bau und die Ausstattung von Schulen und Berufsbildungszentren. Wenn Menschen für Menschen etwa Bauern in neuen Anbau- und Tierhaltungsmethoden schult, Dorfbewohner nach dem Bau eines Brunnens über dessen Wartung und den hygienischen Umgang mit Wasser informiert, Frauen Kenntnisse in der Verwendung von Kleinkrediten vermittelt oder die Bevölkerung über HIV / AIDS aufklärt, unterstützen diese Bildungsmassnahmen die Aktivitäten in den Bereichen Agroökologie, Infrastruktur, Frauenförderung und Gesundheitsvorsorge.

SCHWEIZER PROJEKTAUSGABEN IN ÄTHIOPIEN NACH AUFGABENBEREICHEN

Wasser 3 %

Soziales 9 %

Frauenförderung 14 % Agroökologie 10 %

Gesundheit 10 %

Infrastruktur 2 %

Bildung 52 %

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Menschen für Menschen SchweizLeistungsbericht 2012

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Das wichtigste Ziel der Stiftung Menschen für Menschen ist es, die Menschen in den ländlichen Regionen Äthiopiens so weit zu unterstützen, dass sie ihre Lebensumstände aus eigener Kraft weiter verbessern können. Solche Veränderungen brauchen Zeit, und sie lassen sich nur unter tatkräftiger Mitwirkung der Bevölkerung herbeiführen: Die äthiopischen Männer und Frauen müssen ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen. Dank der Unterstützung der Schweizer Spenderinnen und Spender konnte Menschen für Men-schen Schweiz im Jahr 2012 die Integrierten ländlichen Entwicklungsprojekte Hagere Mariam und Asagirt weiter aufbauen und mehrere Einzelprojekte wirksam unterstützen.

Menschen für Menschen SchweizLeistungsbericht 2012

Äthiopien ist ein Agrarland. Über 80 Prozent der

Bevölkerung lebt als Kleinbauern oder Nomaden.

Fast überall herrschen Viehzucht- und Anbaume-

thoden vor, die sich seit Jahrhunderten kaum

verändert haben. Sie erbringen nur schmale Er-

träge und gefährden oft zugleich Naturressour-

cen, die für die Menschen lebenswichtig sind. Um

die Lebensbedingungen der äthiopischen Land-

bevölkerung zu verbessern, setzt Menschen für

Menschen jedoch nicht nur direkt an der Land-

wirtschaft an. Auch Massnahmen zu den Schwer-

punkten Wasser, Bildung, Gesundheit, Frauenpro-

gramme, Infrastruktur und Soziales sind uner-

lässlich. Denn die Herausforderungen, mit denen

die Menschen zu kämpfen haben, sind eng mitei-

nander vernetzt.

LANDWIRTSCHAFTDas grösste Problem in den Projektgebieten Ha-

gere Mariam und Asagirt ist die Bodenerosion:

Wie überall in Äthiopien herrschen auch in diesen

Regionen tradierte Viehzucht und Anbaume-

thoden vor, die weder ausreichende Ernten brin-

gen noch die Lebensgrundlagen der Menschen

schonen. So fällen die Bauern die Bäume, um

Ackerflächen, aber auch Bau- und Brennholz zu

gewinnen. Die Folge: Die Böden veröden, die

nutzbare Fläche nimmt ab, die Erosion greift wei-

ter um sich.

Um dem entgegenzuwirken, fördert die Stiftung

Menschen für Menschen eine nachhaltige Land-

wirtschaft und unterstützt die Bauern dabei, ihr

Land wieder fruchtbarer zu machen: Im Jahr

2012 lernten 1'374 Bauern in landwirtschaft-

lichen Trainings, wie sie mit neuen Anbautech-

niken und verbessertem Saatgut höhere Erträge

erzielen können. Daneben betreibt die Stiftung

Baumschulen, um das Land wieder aufzuforsten

und Flächen für den Ackerbau zurückzugewinnen.

Im Berichtsjahr verteilte Menschen für Menschen

Schweiz 2.86 Millionen Baumsetzlinge zur Ero-

sionseindämmung.

WASSERVERSORGUNGDie Massnahmen gegen die Bodenerosion helfen

auch, die Wasserversorgung zu sichern: Erholen

sich die Böden, können sie das Regenwasser wie-

der besser speichern, der Grundwasserspiegel

steigt. Es fehlt jedoch allenthalben an Brunnen

und Quellen. Die Frauen und Mädchen, deren Auf-

gabe das Wasserholen ist, müssen bis zur näch-

sten Wasserstelle oft viele Stunden gehen. Häufig

schöpfen sie das Wasser aus schmutzigen Rinn-

salen. Vor allem die Kinder ziehen sich dadurch

gefährliche Durchfallerkrankungen zu. Menschen

für Menschen baut Brunnen und Quellfassungen

und sichert den Menschen so den Zugang zu sau-

berem Trinkwasser. Allein im Berichtsjahr hat die

Stiftung 12 Brunnen und 19 Quellfassungen in

der Nähe der Dörfer gebaut.

BILDUNGIn den ländlichen Gebieten Äthiopiens herrscht

nach wie vor ein Bildungsnotstand. Landesweit

hat die Regierung die Bildungssituation in den

letzten Jahren deutlich verbessert. Trotzdem ge-

hen noch immer 40 Prozent der Kinder nicht zur

Schule. Gerade auf dem Land fehlt es an Schulen,

Berufsbildungsstätten und Weiterbildungsmög-

lichkeiten. Doch nur Bildung eröffnet den Men-

schen Wege aus Unwissenheit und Abhängigkeit.

Auch 2012 lag deshalb der Schwerpunkt der Ak-

tivitäten im Bildungsbereich. Im Berichtsjahr be-

fanden sich sieben Schulen im Bau. Sie werden in

Zukunft tausenden Kindern den Weg zur Bildung

eröffnen. Darüber hinaus nahmen 3'815 Per-

sonen an Alphabetisierungskampagnen teil.

GESUNDHEITIn den letzten Jahren hat sich die Gesundheitsver-

sorgung in Äthiopien weiter verbessert. Dennoch

teilen sich nach Statistiken des äthiopischen Ge-

sundheitsministeriums noch immer rund 50'000

Menschen einen Arzt. Vor allem für die Landbe-

völkerung ist die Situation dramatisch. Die Men-

schen müssen oft mehrere Tagesmärsche zurück-

legen, um zum nächsten Arzt oder Spital zu ge-

langen. Für viele ist medizinische Hilfe gar nicht

erreichbar. Die schlechte medizinische Versor-

gung hat zur Folge, dass selbst harmlose Krank-

heiten häufig tödlich enden.

Diesem Missstand begegnet die Stiftung

Menschen für Menschen mit vielfältigen Mass-

nahmen. Im Jahr 2012 lag zum Beispiel ein

Schwerpunkt auf Impfungen und der Bekämp-

fung von HIV/AIDS. So wurden 8'870 Kinder

gegen Diphterie, Keuchhusten und/oder Tetanus

geimpft, 15'848 Menschen liessen sich auf

16

Menschen für Menschen Schweiz

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HIV/AIDS testen. Darüber hinaus wies die Stif-

tung die Menschen durch Theateraufführungen,

Plakate und Kurse im Rahmen von Aufklärungs-

initiativen auf die Gefahren ansteckender Krank-

heiten hin und zeigte ihnen, wie sie sich davor

schützen können.

FRAUENPROGRAMMEFrauen sind in Äthiopien auf vielfältige Weise be-

nachteiligt. So werden in einigen Regionen Mäd-

chen schon im Alter zwischen neun und zwölf

Jahren verheiratet. Zudem ist noch immer die

Mehrheit der Frauen und Mädchen – laut UNICEF

fast 74 Prozent – von Genitalverstümmelungen

betroffen. Die überkommenen Strukturen und

Gebräuche blockieren Entwicklungschancen und

zementieren die Armut.

Eines der zentralen Anliegen von Menschen

für Menschen ist es, die soziale Stellung der

Frauen zu stärken und ihre Lebensbedingungen

zu verbessern. Massnahmen wie der Bau von

Brunnen, der Einsatz Brennholz sparender Öfen

sowie Fortbildungskurse zur Haushaltsführung

helfen, Frauen bei ihrer täglichen Arbeit zu entla-

HAGERE MARIAM

Projektbeginn: 2008

Lage: 1'500 bis 3'260 M.ü.M.

132 Kilometer östlich von Addis Abeba

Grösse: 752 km2

Unterstützte Bevölkerung: 55'000 Menschen

ASAGIRT

Projektbeginn: 2006

Lage: Das Projektgebiet Asagirt grenzt un-

mittelbar an Hagere Mariam

Grösse: 437 km2

Unterstützte Bevölkerung: 49'000 Menschen

Die Schweizer Projektgebiete

Asagirt

Hagere Mariam Kesem

Aufgrund der hohen Lage (bis zu 3'600 M. .ü. M.) haben die Menschen im Projektgebiet Asagirt mit verschiedensten klimatischen Umständen zu kämpfen.

sten. So hat die Stiftung in Hagere Mariam und

Asagirt seit 2008 über 161'203 Brennholz spa-

rende Öfen verteilt und mehr als 53'061 Frauen in

Kursen zur Haushaltsführung geschult.

SOZIALESEine staatliche Unterstützung für bedürftige Men-

schen gibt es in Äthiopien nicht. Wer in Not ist,

wird meist von Verwandten aufgenommen. Nicht

immer ist dies jedoch möglich. Das gilt zum Bei-

spiel für die Kinder, die im Abdii Borii Kinder- und

Jugendheim untergekommen sind: Dank der

Spenden aus der Schweiz geniessen dort fast

200 Mädchen und Buben eine liebevolle Betreu-

ung und Förderung.

Daneben kamen die Schweizer Spenden

auch den Kindern im Abebech Gobena-Waisen-

haus in Addis Abeba zugute, die mit Nahrung und

Kleidung versorgt wurden.

Addis Abeba

17

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Fast vier Stunden ist Demissie Teklu jeden Tag

unterwegs. Ob die Sonne brennt und der Staub

der unbefestigten Strasse unter seinen Füssen

aufstiebt, oder ihm ein kalter Wind den Regen ins

Gesicht peitscht: Nichts kann Demissie von die-

sem Weg abhalten – wie auch zwanzig weitere

Kinder aus der Nachbarschaft nicht: Es ist ihr

Weg zur Schule, zum Lernen.

Demissies Eltern sind Bauern. Wie alle Kin-

der auf dem Land hilft er auf dem Hof mit. Schon

morgens bevor er sich auf den Schulweg macht,

kümmert er sich um die Tiere, und auch abends

wieder, wenn er zurück kommt. Während Demis-

sie die Tiere hütet, ist seine Schwester unterwegs,

um Wasser für die Familie zu holen. Ihre Hausauf-

gaben machen die Kinder neben all der Arbeit

auch noch. Für die meisten Kinder in Äthiopien

sieht so ein ganz normaler Tagesablauf aus.

Demissie erledigt alle diese Aufgaben ohne

zu murren. Er weiss, wie wichtig es ist, die Schu-

le zu besuchen. „Ich will etwas erreichen in

meinem Leben“, sagt der 7. Klässler. „Ich will

mehr wissen und mehr verstehen. Dann habe ich

eine bessere Zukunft und kann auch etwas tun für

mein Land.“ Demissie möchte später einmal stu-

dieren, um Naturwissenschaftler oder Ingenieur

zu werden. Doch so sehr ihn dieses Ziel anspornt,

in der Schule fällt ihm das Lernen oft schwer.

Denn seine Schule in Soten im Distrikt Asagirt ist

in einem desolaten Zustand. Die Kinder sitzen

dicht gedrängt auf dem Lehmboden. Fenster gibt

es nicht. Das spärliche Sonnenlicht, das durch die

Löcher in den Wänden dringt, erhellt den Raum

kaum.

Umso mehr freut sich Demissie, dass Men-

schen für Menschen die Schule in Soten jetzt von

Grund auf neu baut. Stabil werden die neuen Un-

terrichtsgebäude sein, mit einem soliden Funda-

ment aus Beton, Stahl und Steinen. Weil sie etwas

erhöht angelegt werden, wird auch bei starkem

Regen kein Wasser in die Räume eindringen kön-

nen. Das Dach aus Stahlblech wird selbst heftigen

Stürmen trotzen. Und die Fenster mit Lamellen-

Glasscheiben werden viel Licht ins Innere lassen.

In einem benachbarten Bezirk hat Demissie

bereits eine solche von Menschen für Menschen

gebaute Schule angeschaut und war begeistert:

„Meine jetzige Schule ist dreckig und kaputt. Die

neue Schule wird ganz bestimmt allen gefallen,

und dann werden wir auch wieder Spass am Ler-

nen haben.“

Eine Schule, in der Lernen Spass machtZwei Stunden laufen Demissie und die anderen Kinder aus seinem Dorf jeden Morgen zur Schule. So wichtig ist es ihnen zu lernen. Doch die Schule ähnelt einer baufälligen Hütte – keine guten Bedingungen, um sich Lesen, Schreiben und Rechnen anzueignen. Jetzt fiebern die Kinder der Eröffnung einer neuen Schule von Menschen für Menschen entgegen.

Schon bald können sich Demissie und seine Freunde auf eine neue Schule von Menschen für Menschen freuen.

WAS MENSCHEN FÜR MENSCHEN TUT. Seit 1981 unterstützt Menschen für Menschen den Ausbau des Bil- dungswesens. Mit der 2008 gegrün- deten Initiative ABC – 2015 hat die Stiftung dieses Engagement intensi-viert und die Stärkung des Bildungs-bereichs zu einer Schlüsselaufgabe gemacht. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Bau von Schulen. Ziel ist es, Hunderttausenden Kindern eine Schulbildung zu ermöglichen. Ausser-dem sollen die Alphabetisierungsrate erhöht und mehr Aus- und Weiter- bildungsmöglichkeiten – auch für Erwachsene – geschaffen werden. Daneben stattet Menschen für Men-schen Bibliotheken mit Büchern aus und unterstützt Alphabetisierungs- kampagnen.

FÜR BILDUNG EINGESETZTE MITTEL der Schweizer Stiftung im Jahr 2012:

1'510'302 CHF DIE WICHTIGSTEN ERFOLGE

im Jahr 2012: • 7 Schulen befinden sich im Bau. • 3'815 Erwachsene nahmen an

Alphabetisierungsprogrammen teil.

AKTIVITÄTEN UND ERGEBNISSE 2012MENSCHEN FÜR MENSCHEN SCHWEIZ

BILDUNG

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WAS MENSCHEN FÜR MENSCHEN TUT. Um die Erosion zu bekämpfen, hilft Menschen für Menschen den Bau-ern, Terrassen und Gräben anzulegen. Ausserdem verteilt die Äthiopienhilfe Setzlinge für die Aufforstung und den Obstanbau und gibt verbessertes Saat-gut und Nutztiere aus. Schulungen ver-mitteln den Bauern neue Techniken, um ihre Ernteerträge zu steigern und die Produktivität ihres Viehbestands zu verbessern.

FÜR AGRARÖKOLOGIE EINGESETZTE MITTEL der Schweizer Stiftung im Jahr 2012:

270'057 CHFDIE WICHTIGSTEN ERFOLGE

im Jahr 2012:• 393.74 km Feldterrassen wurden

zur Erosionseindämmung und Wasserkonservierung angelegt.

• 2.86 Mio. Baumsetzlinge zur Erosionseindämmung und für den Anbau wurden verteilt.

• 1'374 Bauern nahmen an Trainings zu verbesserten Methoden teil.

LANDWIRT- SCHAFT UND AGROÖKOLOGIE

Bauer Mulatu Mengesha, 50, hat wieder Hoff-

nung. In den letzten Jahren musste er erleben,

wie seine Ernte immer spärlicher ausfiel. So sehr

er sich auch anstrengte, oft konnte er seine Fami-

lie kaum mehr ausreichend ernähren. Aber dann

hörte er von den Verbesserungen, die andere

Bauern nach einem Landwirtschaftstraining von

Menschen für Menschen erreichten.

Jetzt sitzt Mulatu Mengesha zusammen

mit einem Dutzend weiterer Bauern in einem

Schulungsraum der Stiftung in Shola Gebea,

der Hauptstadt des Bezirks Hagere Mariam. Der

Raum ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Viele

hier haben stundenlange Fussmärsche hinter

sich. Alle hat dieselbe Not hierher gebracht. Und

alle hoffen, in dem fünftägigen Landwirtschafts-

kurs zu erfahren, wie sie ihr Los wenden können.

Noch vor wenigen Jahrzehnten gab es in der

Region Asagirt im äthiopischen Hochland viele

Wälder. Die Böden waren fruchtbar und die Bevöl-

kerung hatte genug zu essen. Mittlerweile hat sich

das Bild dramatisch verändert. Die Wälder sind

abgeholzt, weil die Bauern immer mehr Ackerland

brauchten, um ihre wachsenden Familien zu er-

nähren. Auch für den Hausbau und für Feuerholz

mussten Bäume fallen. Doch mit den Bäumen

verschwanden die Wurzeln, die das Erdreich auf

den steilen Hängen festgehalten hatten. Der Re-

gen spülte den Mutterboden weg und ein Teufels-

kreis begann: Die verbliebenen Böden laugten aus

und gaben kaum noch etwas her, neue Ackerflä-

che wurde gebraucht – und so viel weiter Baum

für Baum.

Mulatu Mengesha hört gebannt zu, als der

Entwicklungsberater von Menschen für Men-

schen die Zusammenhänge erklärt. Der Fach-

mann weiss, wie er die Bauern ansprechen muss.

Er kennt ihre Sorgen, denn er lebt mit ihnen in

ihrer Gegend. Das tun alle landwirtschaftlichen

Entwicklungsberater der Stiftung. So können sie

die Bauern auch unterstützen, wenn es daran

geht, das im theoretischen Teil eines Kurses Er-

lernte auf den Feldern umzusetzen. Aber so weit

ist es für Mulatu Mengesha noch nicht. Für ihn

steht zunächst die Theorie auf dem Lehrplan. Er

erfährt viel über verbesserte Anbaumethoden und

neue Getreide- und Obstssorten wie Äpfel und

Papaya. Vieles davon hat er noch nie zuvor ge-

hört. Es braucht Mut, sich auf solche Experimente

einzulassen.

Am Ende haben alle eine Menge gelernt in

diesem Kurs, und sie kehren mit neuer Zuversicht

zurück auf ihre Höfe. Auch Mulatu Mengesha:

„Ich weiss jetzt, wie ich meine Felder bestellen

muss, damit ich mehr ernten kann“, sagt der

Bauer. In Zukunft wolle er sich stärker auf den

Mit Mut und Know-how die Felder neu bestellen Verbesserte Anbaumethoden und neue Getreidesorten steigern die Erträge und sichern den Bauern ihre Ernten. In den Landwirtschaftskursen von Menschen für Menschen eignen sie sich das dafür nötige Wissen an. So fördert die Stiftung eine nachhaltige Landwirtschaft in Äthiopien.

In Landwirtschaftstrainings lernen die Bauern von Entwicklungsberatern der Stiftung wie das Feld am Hang terras-siert werden muss.

AKTIVITÄTEN UND ERGEBNISSE 2012MENSCHEN FÜR MENSCHEN SCHWEIZ

Anbau von Früchten konzentrieren. Diese seien

nicht nur eine vitaminreichere Nahrungsquelle für

seine Familie, er könne sie auch gut auf dem

Markt verkaufen.

Mulatu hat aber nicht nur den eigenen Vor-

teil im Sinn. Er sieht sich auch als Botschafter,

will sein neues Wissen teilen: „Ich bin nicht nur

für mich hierhergekommen, sondern für mein

ganzes Dorf. Was ich mir hier angeeignet habe,

werde ich an meine Freunde und Nachbarn wei-

tergeben – damit es in Zukunft allen besser geht:

meiner Familie, meinem Dorf und unserer ganzen

Region.“

19

Menschen für Menschen Schweiz

Page 20: Inhalt - Stiftung Menschen für Menschen€¦ · Wasser, Landwirtschaft, Gesundheit, Infrastruktur, Frauen- ... ist der enge Kontakt zur Bevölkerung zentral. Denn nur, wenn die Men

Die Eukalyptusstangen, die den Brunnen vor wil-

den Tieren schützen, sind noch ganz hell: Erst vor

zwei Wochen wurde der Handpumpbrunnen fer-

tig, doch seitdem hat er das Leben der Bewohner

von Genu bereits von Grund auf verändert. Auch

das von Abebech Desta, die schon frühmorgens

in der Schlange steht, um ihr Trinkwasser für den

Tag zu holen: „Früher war der Weg zur Wasser-

stelle viel weiter. Am Schluss führte sie nur noch

wenig Wasser, und die Tiere tranken direkt da-

raus.“ Heute spart Abebech beim Wasserholen

viel Zeit und ist glücklich, dass das Wasser so

sauber und gesund ist.

Für diesen Fortschritt haben die Bewohner

von Genu viel getan. Nachdem Menschen für

Menschen zunächst mit dem Bulldozer eine Zu-

fahrtsstrasse freigemacht hatte, übernahmen sie

es, diese soweit auszubauen, dass sie auch für

andere Fahrzeuge befahrbar wurde. Alle arbei-

teten mit und schufen so die Voraussetzungen für

den Brunnenbau. Im nächsten Schritt bestimmten

die Dorfbewohner die Verantwortlichen des Was-

serkomitees, das den Bau des Brunnens organi-

sieren sollte.

Unter Anleitung eines Experten von Men-

schen für Menschen wurde daraufhin ein geeig-

neter Ort für den Brunnen gesucht. Dabei galt: Der

Brunnen sollte so nah wie möglich beim Dorf lie-

gen und die Wassermenge so gross sein, dass die

Quelle auch in den nächsten Jahrzehnten nicht

versiegen würde. Sobald eine passende Stelle ge-

funden war, begannen die Dorfbewohner ein Loch

auszuheben und Steine und Holz zur Befestigung

zu sammeln. Das Herzstück des Brunnens instal-

lierten dann Fachleute der Stiftung: eine robuste,

leicht zu handhabende Pumpe, die ohne grössere

Reparaturen über Jahrzehnte ihren Dienst tun

kann.

Heute sorgen die Mitglieder des Wasserko-

mitees für die Wartung und den Betrieb des Brun-

nens. Sie legen auch die Zeiten fest, in denen die

Bewohner Wasser holen können, und kontrollie-

ren deren Einhaltung. Doch letztlich fühlt sich je-

der einzelne Bewohner von Genu für den Brunnen

verantwortlich. Schliesslich haben sie alle tatkräf-

tig mitgeholfen, ihn zu bauen. Und keiner möchte

mehr auf ihn verzichten, auch Abebech Desta

nicht: „Vorher wusste ich gar nicht, wie sauberes

Wasser schmeckt. Und jetzt kommt es aus un-

serem eigenen Dorfbrunnen, an dem wir jeden

Tag Wasser holen. Der Brunnen ist so wichtig für

uns! Ich hoffe, auch unsere Urenkel werden ihn

noch benutzen können.“

Ein Brunnen für GenuDie Bewohner von Genu in Asagirt haben sich mit Unterstützung von Menschen für Menschen einen Brunnen gebaut. Er liefert sauberes, gesundes Trinkwasser für alle.

Dank des neuen Brunnens haben die Bewohner von Genu endlich sauberes Trinkwasser in Dorfnähe.

WAS MENSCHEN FÜR MENSCHEN TUT. Gemeinsam mit der Bevölkerung baut Menschen für Menschen Brun-nen, Quellfassungen und Auffangbe-cken für Regenwasser. Dabei wird je-der Tropfen genutzt, damit alle Bedürf-nisse befriedigt werden: Trinkwasser für die Menschen, Wasser für das Vieh, zum Waschen und für die Be-wässerung der Felder. Wenn es genug Wasser gibt, baut Menschen für Men-schen auch Duschen und Nacht-speicherbecken. Ist eine neue Wasser-stelle fertig, lernen die Bauern in Schulungen, wie sie das Wasser sau-ber halten, die Anlage pflegen und be-wachen können. Ausserdem erfahren sie, wie sich mit speziellen Bewässe-rungstechniken Wasser sparen lässt.

FÜR WASSERVERSORGUNG EIN- GESETZTE MITTEL der Schweizer Stiftung im Jahr 2012:

100'979 CHFDIE WICHTIGSTEN ERFOLGE

im Jahr 2012: • 31 Quellfassungen und Brunnen

für 4'334 Menschen wurden fertig-gestellt.

• 139 Bauern wurden zu Trinkwasser-fragen sowie zu Wartung und Be-trieb von Wasserstellen geschult.

WASSER- VERSORGUNG

AKTIVITÄTEN UND ERGEBNISSE 2012MENSCHEN FÜR MENSCHEN SCHWEIZ

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Die Schüler in Tammo im Bezirk Asagirt wissen

schon, was sie erwartet, als Gashaw Berhanu das

Klassenzimmer betritt. Zwei Mal im Jahr kommt

der Gesundheitsberater von Menschen für Men-

schen zu ihnen in die Schule, um sie über

Wurmerkrankungen zu informieren und Tabletten

zu verteilen. In den wasserarmen Gebieten im

äthiopischen Hochland sind Magen-Darm-Erkran-

kungen weit verbreitet. Durch verunreinigtes

Wasser und mangelnde Hygiene können sich in

der Darmflora Würmer ansiedeln und vermehren.

Gerade für Kinder bedeutet dies ein hohes Ge-

sundheitsrisiko.

Auch dieses Mal erklärt Gashaw den Buben

und Mädchen zunächst, wie die Würmer entste-

hen und was sie im Körper anstellen. Obwohl die

Kinder die Zusammenhänge bereits kennen, hö-

ren sie aufmerksam zu. Der Mann im weissen

Kittel weiss ihr Interesse zu fesseln. Bevor er nun

näher darauf eingeht, wie die Kinder sich vor einer

Wurmerkrankung schützen können, will Gashaw

hören, was den Schülern von der letzten Informa-

tionsveranstaltung in Erinnerung geblieben ist.

Hygiene und Wissen schützen vor DarmerkrankungenIm Bezirk Asagirt leiden viele Menschen unter Magen-Darm-Beschwerden. Die Ursache sind oft Wurmerkrankungen. Mit Aufklärungsaktionen an Schulen dämmt Menschen für Menschen deren Verbreitung ein.

Zwei Mal im Jahr erhalten die Kinder in Tammo ein Entwurmungsmittel und werden unterrichtet, wie sie sich vor Ansteckung schützen können.

Der 10-jährige Abera meldet sich: „Ich muss sau-

ber sein. Jedes Mal, wenn ich auf der Toilette war

und vor dem Essen muss ich mir die Hände wa-

schen.“ Gashaw ist zufrieden: Nach einem halben

Jahr weiss Abera die wichtigsten Punkte noch.

Der Gesundheitsberater ergänzt, dass grundsätz-

lich das tägliche Waschen mit sauberem Wasser

und ein sauberes Zuhause wichtig sind.

Diese Informationen sind nicht nur für die

Kinder gedacht, sie sollen auch ihre Eltern, Nach-

barn und Freunde erreichen. „Die Leute hier wis-

sen oft nicht viel über Gesundheit. Für uns ist es

einfacher eine ganze Schulklasse zu informieren,

als jede Familie einzeln zu besuchen. Die Kinder

geben das Erlernte aus der Schule an ihre Eltern

weiter“, erklärt Gashaw. Zum Schluss erhält jedes

Kind zwei Tabletten eines Entwurmungsmittels.

Diese präventive Massnahme hat sich als sehr

wirkungsvoll erwiesen. Die Zahl der Erkran-

kungen ging dadurch bereits deutlich zurück.

Gashaw ist sicher, dass Aktionen wie die

heutige in der Schule von Sichat der richtige Weg

sind, um die Gesundheitssituation in Äthiopien zu

verbessern: „Viele Krankheiten in den ländlichen

Gebieten hängen mit der grossen Armut zusam-

men. Schon mit einfachen Massnahmen können

wir Aufklärung betreiben und in der Bevölkerung

ein Bewusstsein für Gesundheit schaffen. Allein

dadurch kann die Ausbreitung schwerer Krank-

heiten bereits wirkungsvoll begrenzt werden.“

WAS MENSCHEN FÜR MENSCHEN TUT. Menschen für Menschen unter-stützt den Ausbau der medizinischen Grundversorgung auf vielerlei Weise. So baut die Organisation Polikli-niken, ermöglicht Operationen und unterstützt Impfprogramme. Ausser-dem führt sie Aufklärungsprogramme über HIV / AIDS durch und berät die Menschen in Fragen der Gesund-heitsvorsorge und Familienplanung.

FÜR GESUNDHEIT EINGESETZTE MITTEL der Schweizer Stiftung im Jahr 2012:

287'515 CHFDIE WICHTIGSTEN ERFOLGE

im Jahr 2012: • 329 Augenoperationen wurden

durchgeführt. • 84'654 Personen erhielten

Medikamente, um einer Trachom-Erkrankung vorzubeugen.

• 15'848 Menschen wurden zu HIV/AIDS beraten und liessen sich testen.

GESUNDHEIT

AKTIVITÄTEN UND ERGEBNISSE 2012MENSCHEN FÜR MENSCHEN SCHWEIZ

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Menschen für Menschen Schweiz

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Yeshumenesh Seifu (2.v.r.) und ihre Freundinnen freuen sich, ihre Familienplanung dank dem Hormonpräparat Implanon selber in die Hand nehmen zu können.

Die 30-jährige Yeshumenesh Seifu und ihr Mann

haben bereits vier Kinder. Doch nun ist die junge

Familie an ihren Grenzen angekommen: Ein wei-

teres Kind könnten sie nicht ernähren. Im Jahr

2012 nahmen die beiden daher an einer Informa-

tionsveranstaltung über Familienplanung teil, die

Menschen für Menschen in ihrer Gegend anbot.

Dort lernten sie verschiedene Verhütungsmetho-

den kennen. Yeshumenesh brauchte eine Weile,

um sich zu entscheiden. Sie wählte das Hormon-

implantat Implanon, das drei Jahre lang vor einer

Schwangerschaft schützt. „Ich bin froh, dass ich

mir nun keine Gedanken mehr machen muss, ob

ich schwanger werden könnte. Für mich und mei-

nen Mann wäre es sehr schwierig, noch ein Kind

gross zu ziehen,“ erklärt sie. Ihr Mann hat sie bei

der Entscheidung für das Implantat unterstützt.

Yeshumenesh Seifu weiss, dass Familienplanung

für sehr viele Frauen in ihrem Dorf wichtig ist:

„Ich habe viel mit meinen Freundinnen und Nach-

barinnen darüber diskutiert. Nun planen alle Müt-

ter, die ich kenne, ihre Familie ganz bewusst. Die

Weniger Kinder, mehr SelbstbestimmungYeshumenesh Seifu und ihr Mann hatten ein Problem: Noch mehr Kinder würden sie nicht ernähren können. Bei einer Aufklärungsveranstaltung von Menschen für Men-schen fanden sie die Lösung: Ein Implantat schützt Yeshumenesh nun davor, erneut schwanger zu werden.

Frauen sind glücklich, selbst darüber entscheiden

zu können, wie viele Kinder sie haben.“

In Äthiopien hat eine Familie heute durch-

schnittlich sechs Kinder, in ländlichen Regionen

häufig sogar mehr. In vielen Gegenden sind mo-

derne Verhütungsverfahren noch immer unbe-

kannt. So wächst die Bevölkerung des Landes

weiter, jedes Jahr um knapp drei Prozent.

Für Menschen für Menschen ist die Famili-

enplanung ein wichtiger Ansatzpunkt, um die

soziale Stellung der Frauen zu stärken und ihnen

den Alltag zu erleichtern. Im Jahr 2012 widmete

die Stiftung der Aufklärung über Verhütungsme-

thoden besondere Aufmerksamkeit. So haben

Tausende von Frauen im Rahmen von Aufklä-

rungsveranstaltungen Zugang zu Verhütungsmit-

teln erhalten.

WAS MENSCHEN FÜR MENSCHEN TUT. Mit umfangreichen Aufklärungs-kampagnen geht Menschen für Men-schen gegen schädliche Traditionen wie die Beschneidung vor. Die Organi-sation bringt die Tabuthemen ins Ge-spräch und zeigt, dass Rituale wie die Beschneidung durch keine Religion und keine Tradition begründbar sind. Weil die Menschen der Arbeit der Stiftung vertrauen, gelingt es, sie zu überzeugen. Darüber hinaus unterstützt Menschen für Menschen Frauen mit Ausbildungskursen und Kleinkrediten. Seit 1997 haben über 18'320 Frauen diese als Sprungbrett in eine eigen-ständige Existenz genutzt.

FÜR FRAUENFÖRDERUNG EINGE-SETZTE MITTEL der Schweizer Stif-tung im Jahr 2012:

412'355 CHFDIE WICHTIGSTEN ERFOLGE

im Jahr 2012: • 893 Frauen erlernten in Schulungen

hauswirtschaftliche oder handwerk-liche Techniken.

• 6'006 Frauen erhielten Verhütungs- mittel.

FRAUEN- FÖRDERUNG

AKTIVITÄTEN UND ERGEBNISSE 2012MENSCHEN FÜR MENSCHEN SCHWEIZ

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Durch den Ausbau der Infrastruktur gibt Menschen für Menschen einem ganzen Tal Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Viele Jahre kannten es die Bewohner von Zala

Zambaba nicht anders: Wenn die Regenzeit kam,

verwandelte sich das nahe Flüsschen immer wie-

der in einen reissenden Strom. Dann schnitt ihnen

das tobende Wasser den Weg nach Shola Gebea

ab, zum einzigen Markt der Gegend. Sie riskierten

ihr Leben, um schwer bepackt und geschwächt

von stundenlangen Märschen die Fluten zu durch-

queren. Immer wieder stürzten Tiere und auch

Menschen ab und wurden Opfer des Flusses.

Doch diese Zeiten sind vorbei. Seit Men-

schen für Menschen die Abo Tsebel-Brücke er-

richtet und eine Zufahrtsstrasse gebaut hat, kön-

nen die Leute von Zala Zambaba den Markt zu

jeder Zeit gefahrlos erreichen. Das gibt ihnen

nicht nur Planungssicherheit; der sichere Weg

Zugang zu einer neuen WeltIn Zala Zambaba hat eine Brücke und eine Zufahrtsstrasse einen Entwicklungsschub in Gang gesetzt.

nach Shola Gebea ermöglicht ihnen auch häu-

figere Marktbesuche und damit mehr Gewinn.

Und so ist das ganze Tal um Zala Zambaba aufge-

blüht. Die verbesserte Infrastruktur ermöglicht

den Transport von Material. So können Schulen

gebaut und das Wassersystem verbessert wer-

den.

Das Beispiel zeigt, wie im Rahmen eines in-

tegrierten ländlichen Entwicklungsprojekts eine

einzelne Massnahme Verbesserungen auf vielen

weiteren Gebieten ermöglicht und voranbringt.

So kann der Bau einer Brücke vielfältige Entwick-

lungen in Gang setzen, die letztlich Tausenden

von Menschen eine nachhaltige Verbesserung der

Lebenssituation ermöglichen.

WAS MENSCHEN FÜR MENSCHEN TUT. In Hagere Mariam und Asagirt sind viele entlegene Ortschaften nur über Schotterpisten oder Pfade er-reichbar. In der Regenzeit werden die unbefestigten Wege oft unpassierbar. Um den Bewohnern entlegener Gebiete einen Zugang zu Entwicklungsmög-lichkeiten zu eröffnen, baut Menschen für Menschen Strassen, Wege und Brücken.

FÜR INFRASTRUKTUR EINGESETZTE MITTEL der Schweizer Stiftung im Jahr 2012:

65'681 CHFDIE WICHTIGSTEN ERFOLGE

im Jahr 2012: • 39.4 Kilometer Strasse wurden ge-

baut.

INFRASTRUKTUR

AKTIVITÄTEN UND ERGEBNISSE 2012MENSCHEN FÜR MENSCHEN SCHWEIZ

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Menschen für Menschen Schweiz

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Hoffnung auf eine bessere Zukunft: Das Abdii Borii Kinderheim bietet knapp 200 Kindern und Jugendlichen ein liebevolles Zuhause.

Ausgelassen toben Dutzende von Knaben und

Mädchen auf dem weitläufigen Gelände des Abdii

Borii-Kinder- und Jugendheims. Fast 200 Kinder

und Jugendliche haben hier ein liebevolles Zuhau-

se gefunden. Viele von ihnen haben Schlimmes

erlebt bevor sie hierher kamen: täglichen Hunger,

durch Armut zerrüttete Familien, Krankheit und

Tod der Eltern. In Abdii Borii engagieren sich über

40 Mitarbeitende für das körperliche und see-

lische Wohl der Kinder.

Das Heim will den Kindern eine echte Zu-

kunftsperspektive geben – und damit der Bedeu-

tung seines Namens werden, denn „Abdii Borii“

bedeutet „Hoffnung auf Morgen“. Für die Älteren

steht deshalb neben Lesen, Schreiben und Rech-

Waisen und hilfsbedürftige Kinder sind in Äthiopien auf die Unterstützung von Verwandten angewiesen. Die aber haben selbst oft kaum genug zum Leben. Kinder in Not finden deshalb Aufnahme in zwei Heimen von Menschen für Menschen.

nen auch eine landwirtschaftliche Ausbildung auf

dem Stundenplan. Die erworbenen theoretischen

Kenntnisse erproben die Jugendlichen unmittel-

bar auf den heimeigenen Feldern. Mit Erträgen

von jährlich bis zu 600 Kilogramm Obst und Ge-

müse decken diese den Eigenbedarf des Heims.

Was übrig bleibt, wird auf dem Markt verkauft. So

können Ausgaben finanziert werden, die den Kin-

dern zugute kommen.

Neben dem Abdii Borii- Kinder- und Jugend-

heim unterstützte Menschen für Menschen

Schweiz auch im Jahr 2012 das Abebech Gobena

Waisenhaus in Addis Abeba. Wie in den vergan-

genen Jahren stellte die Stiftung ein Budget für

Nahrung und Kleidung für 42 Kinder zur Verfü-

gung.

WAS MENSCHEN FÜR MENSCHEN TUT. In sozialen Notfällen unterstützt Men-schen für Menschen bedürftige Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus einem Sozialfonds. Vor allem Schüler, Studenten und Waisenkinder erhalten Zuwendungen. Daneben werden auch Behinderte und alte Menschen ohne Angehörige be-dacht. In der Regel gewährt Menschen für Menschen finanzielle Unterstüt-zung für den Kauf von Sachmitteln wie Getreide, Kleidung, Seife, Decken, Stifte und Schulhefte. In einigen Fällen übernimmt die Äthiopienhilfe auch die Kosten für Medikamente und medizi-nische Behandlungen.

FÜR SOZIALES EINGESETZTE MITTEL der Schweizer Stiftung im Jahr 2012:

277'294 CHFDIE WICHTIGSTEN ERFOLGE

im Jahr 2012: • Die Kinderheime Abebech Gobena

und Abdii Borii wurden weiter un-terstützt.

• Zahlreiche Männer, Frauen und Kinder erhielten Hilfen (z.B. Beihil-fe zum Lebensunterhalt; Geld für Schulmaterial; Finanzierung von Operationen) aus dem Sozialfonds.

SOZIALES

AKTIVITÄTEN UND ERGEBNISSE 2012MENSCHEN FÜR MENSCHEN SCHWEIZ

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Hoffnung auf ein besseres Morgen

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Anhaltendes Bevölkerungswachstum, Abholzung der Wälder, Überweidung, Erosion und Verödung der Ackerböden – überall in Äthiopien sind Landschaft und Natur bedroht, mit oft drastischen Folgen für die Menschen. Wie hat sich die Situation in den letzten Jahren verändert? Ein Gespräch mit Prof. Dr. Dr. Hurni, Stiftungsrats- delegierter von Menschen für Menschen Schweiz, über Herausforderungen und Erfolge der Stiftung bei ihrem Engagement für eine nachhaltige Landwirtschaft.

Professor Hurni, Sie waren viele Jahre in Äthio-

pien tätig, unter anderem als Initiator und Leiter

eines landesweiten Forschungsnetzwerks zur Be-

kämpfung der Bodenerosion. Bis heute sind Sie

regelmässig zu Forschungszwecken in dem Land

unterwegs. Welche Entwicklungen beobachten

Sie?

Jedes Mal wenn ich nach Addis Abeba komme,

erkenne ich die Stadt kaum wieder. Seit rund 20

Jahren verändert sich das Stadtbild ständig. Die

Stadt explodiert förmlich. Ihre Grösse hat sich

vervielfacht. Alte Stadtteile werden abgebrochen

und immer mehr Strassen und Gebäude werden

gebaut. Die Bevölkerung ist in die Bautätigkeit

eingebunden. Es gibt viele Möglichkeiten zu arbei-

ten und die Stimmung ist generell gut. Anderer-

seits sehe ich, wie sich die Schere zwischen Arm

und Reich weiter öffnet. Immer mehr Menschen

wandern in die Stadt ein und suchen dort Arbeit,

während reiche Äthiopier in luxuriösen Hummer-

SUV hinter getönten Fensterscheiben herumfah-

ren und sich abschotten.

Als ich 1974 zum ersten Mal nach Äthiopien

kam, um dort an einer Diplomarbeit über Boden-

erosion zu arbeiten, war gerade eine Hungers-

not zu Ende. Kaiser Haile Selassie wurde abge-

setzt. Die Bevölkerung zählte rund 30 Millionen

Menschen. Heute, knapp 40 Jahre später, sind

es 90 Millionen. Das ist eine Wachstumsrate von

rund 2.8 Prozent pro Jahr, oder eine Verdoppe-

lung nach 25 Jahren. Dieses gewaltige Wachstum

bedeutet eine riesige Belastung für den Staat und

die Familien: Die Hälfte der Bevölkerung sind

heute Kinder. Das ist mit ein Grund, warum Men-

schen für Menschen so viele Schulen baut. Es

geht darum, über 50 Millionen Menschen eine

Ausbildung zu ermöglichen.

Was sind die grössten landwirtschaftlichen He-

rausforderungen für die Landbevölkerung Äthio-

piens? Und welche Rolle spielt der integrierte

Ansatz der Stiftung Menschen für Menschen bei

ihrer Lösung?

Immer noch leben rund 85 Prozent der äthio-

pischen Bevölkerung auf dem Land. Zwar hat sich

auch dort einiges geändert, nicht nur in den Städ-

ten. Es gibt bereits Schulen, Wasserstellen, Kli-

niken, Strassen. Aber es steht zu wenig Land zur

Verfügung. Es gibt weder genug gutes Kulturland

für den Ackerbau, noch ausreichend Wald für die

Versorgung mit Bau- und Brennholz. Auch fehlt

es an Weideland für die Zugtiere, die im Pflugbau

Äthiopiens dringend gebraucht werden. Insofern

liegt meines Erachtens die größte Herausfor-

derung für die ländliche Entwicklung darin, der

Landverknappung entgegenzuwirken, die mit der

hohen Bevölkerungszahl und der Bodenzerstö-

rung durch die Erosion auf den steilen Hängen

verbunden ist. Zusätzlich muss ein Teil der Bevöl-

kerung die Möglichkeit erhalten, von der Land-

wirtschaft in handwerkliche und kaufmännische

Berufe zu wechseln. Dies alles ist Teil des integ-

rierten Ansatzes, den Menschen für Menschen –

wie auch die meisten anderen Hilfswerke in Äthi-

opien – seit Jahren erfolgreich anwendet.

In den Industrieländern wird viel über die Nutzung

erneuerbarer Energien diskutiert. Wie können

Entwicklungsländer wie Äthiopien natürliche Res-

sourcen nutzen, um Energie zu gewinnen?

Die Äthiopier leben fast ausschliesslich von natür-

lichen Ressourcen und der Verbrauch fossiler

Brennstoffe ist äusserst niedrig. Kaum 0.2 Ton-

nen Kohlenstoff werden in diesem Land pro Kopf

und Jahr ausgestossen; das ist rund 30 Mal we-

niger als ein durchschnittlicher Schweizer und

rund 100 Mal weniger als ein Nordamerikaner

verbraucht. Allerdings nutzt man diese erneuer-

baren Ressourcen in Äthiopien leider genauso

wenig effizient, wie wir hier bei uns die nicht er-

neuerbaren Rohstoffe und Energien.

Wie geht die Stiftung Menschen für Menschen

vor, um Naturressourcen verantwortungsvoll und

nachhaltig zu nutzen?

Menschen für Menschen versucht im Rahmen der

integrierten ländlichen Entwicklungsprojekte, die

Böden mit Terrassen und Baumpflanzungen zu

stabilisieren und durch bessere Sorten und Dün-

ger produktiver zu machen. Für die junge Bevöl-

kerung werden Schulen gebaut, Kampagnen ge-

gen HIV/AIDS durchgeführt und die wichtigsten

Krankheiten bekämpft. Dies alles wird mit der

Bevölkerung und den Behörden zusammen ge-

plant und durchgeführt, denn nur so ist eine nach-

haltige Entwicklung möglich, die auch nach der

Unterstützung anhalten soll.

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ZUR PERSON

Hans Hurni, Professor für Geographie und

Nachhaltige Entwicklung, präsidiert den

Ausschuss des Zentrums für Entwicklung

und Umwelt (CDE) der Universität Bern.

Von 2001– 2013 war er Direktor des Natio-

nalen Forschungsschwerpunktes NFS Nord-

Süd. Er ist Experte für nachhaltige Entwick-

lung in Drittweltländern, mit Spezialgebiet

Äthiopien. Seit 1996 ist er Stiftungsrats-

Delegierter der Stiftung Menschen für Men-

schen Schweiz.

Von 1974 an lebte Hans Hurni mit seiner

Familie über zehn Jahre in Äthiopien,

wo er zunächst als Direktor des Semien-

Nationalparks und dann als Initiator und

Leiter eines landesweiten Forschungs-

netzwerks zur Bekämpfung der Boden-

erosion tätig war. Auch nach seiner Rück-

kehr nach Bern im Jahr 1987 betrieb er

neben seiner Lehrtätigkeit vor allem

Forschung in Entwicklungsländern.

Menschen für Menschen Schweiz

Natur schützen, Entwicklung sichern

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Menschen für MenschenStrukturen, Kontrolle, Kooperationen

Verein Menschen für MenschenÖsterreichSitz: Wien

VerwaltungsratPräsidentin: Bernadette Hüwels

Stiftung Menschen für MenschenDeutschland

Sitz: München

StiftungsratVorsitzender: Dr. Reinhard Hinne

StiftungsvorstandVorsitzende: Almaz Böhm

Geschäftsführung Axel Haasis*

PROJEKTGEBIETE5 laufende, 1 abgeschlossenes

Generalversammlung

VereinsvorstandVorsitzende: Almaz Böhm

Geschäftsführung Rupert Weber

Landesrepräsentant: Berhanu Negussie

Stiftung Menschen für Menschen – Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe

Menschen für Menschen V.o.G.Belgien

Sitz: Eupen

Stiftung Menschen für MenschenSchweiz und Liechtenstein

Sitz: Zürich

StiftungsratPräsidentin: Almaz BöhmVizepräsident: Rolf KnieStiftungsratsdelegierter: Prof. Dr. Dr. Hans Hurni

Geschäftsführung Josefine Kamm

PROJEKTGEBIETE

Hagere Mariam

Integrated RuralDevelopment Project

Project Manager:Demere Anno

Asagirt

Integrated RuralDevelopment Project

Project Manager: Demere Anno

Abdii BoriiKinderheim

Merhabete

(abgeschlossen)1992-2010

PCO – Project Coordination Office ÄthiopienSitz: Addis Abeba

PROJEKTGEBIETE2 laufende, 1 abgeschlossenes

EINZELPROJEKTE

STIFTUNG MENSCHEN FÜR MENSCHEN – KARLHEINZ BÖHMS ÄTHIOPIENHILFE

*Ab 02.04.2013 Geschäftsführung Ralph Koch

ORGANISATIONSSTRUKTUREN SCHWEIZDie zentralen Organe der Stiftung Menschen für Menschen Schweiz sind der Stiftungsrat und die Geschäftsleitung. Die Stiftungsräte sind ehrenamtlich tätig.

EHRENPRÄSIDENTDr. Dr. h.c. Karlheinz Böhm

STIFTUNGSRATAlmaz Böhm Präsidentin

Rolf Knie Vizepräsident Stiftungsrat

Prof. Dr. Dr. Hans Hurni Stiftungsrats-Delegierter

Dr. Reinhard Hinne Stiftungsrat

Carl Meyer Stiftungsrat

GESCHÄFTSFÜHRUNGJosefine Kamm

REVISIONSGESELLSCHAFT PricewaterhouseCoopers AG, St. Gallen

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Menschen für Menschen Schweiz

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IN ÄTHIOPIEN Menschen für Menschen führt alle Projekte mit

eigenen Mitarbeitern durch. Dies ermöglicht de-

taillierte und wirkungsvolle Kontrollmechanis-

men. Alle Ausgaben werden durch mehrere In-

stanzen geprüft und genehmigt, bevor sie umge-

setzt werden. Neben den Projektleitern sind der

Projektkoordinator, der Landesrepräsentant so-

wie Almaz Böhm regelmässig in den äthiopischen

Projektgebieten unterwegs, um die Verwendung

der Mittel zu überprüfen. Ausserdem besuchen

die Controlling-Mitarbeiter regelmässig die Pro-

jektgebiete. Sie prüfen vor allem die Kassen, die

Lagerbestände und den Treibstoffverbrauch. Zu-

dem begutachten sie die Fortschritte auf den Bau-

stellen. Die Abteilungsleiter in den Projektgebie-

ten berichten den Projektleitern. Die Projektleiter

berichten in Quartalsberichten dem Landesreprä-

sentanten sowie den äthiopischen Behörden.

Letztere prüfen die Berichtsangaben regelmässig

in den Projektgebieten auf Übereinstimmung mit

der umgesetzten Arbeit. Überdies kontrollieren

externe Wirtschaftsprüfer die Ausgaben in Äthio-

pien sowie die dazugehörigen Belege und verglei-

chen sie stichprobenweise mit der umgesetzten

Arbeit. Über die Befunde berichten sie direkt an

den Stiftungsrat von Menschen für Menschen

Schweiz.

IN DER SCHWEIZREVISIONSGESELLSCHAFT PRICEWATERHOUSECOOPERS AG, ST. GALLEN Die Stiftung Menschen für Menschen Schweiz

lässt ihre Rechnungslegung alljährlich von der

unabhängigen Revisionsgesellschaft Pricewater-

houseCoopers AG in St. Gallen kontrollieren.

EIDGENÖSSISCHE STIFTUNGSAUFSICHT, BERN Die Eidgenössische Stiftungsaufsicht, die durch

das Generalsekretariat des Eidgenössischen

Departments des Innern ausgeübt wird, kontrol-

liert alljährlich, dass das Stiftungsvermögen sei-

nen Zwecken gemäss verwendet wird.

ZUSAMMENARBEIT MIT ANDEREN ORGANISATIONENUm effizient und wirkungsvoll arbeiten zu kön-

nen, bewahrt sich Menschen für Menschen seit

der Gründung ein hohes Mass an Eigenständig-

keit. Die Stiftung kooperiert nur dort mit anderen

Organisationen, wo sich aus der Zusammenarbeit

ein klarer Mehrnutzen für die Bevölkerung der

Projektregionen ergibt. Die Kooperationen bezie-

hen sich hauptsächlich auf den Austausch von

Know-how sowie die finanzielle Förderung. Ein

wichtiger Partner ist zum Beispiel das Carter Cen-

ter. Mit der vom ehemaligen US-Präsidenten Jim-

my Carter gegründeten Stiftung arbeitet Men-

schen für Menschen bei der Bekämpfung des

Trachoms zusammen. Das Carter Center führt seit

sechs Jahren in Äthiopien erfolgreich Kampagnen

gegen die Augenentzündung sowie gegen Malaria

durch.

STEUERBEFREIUNG Die Stiftung Menschen für Menschen ist als ge-

meinnützige Organisation von sämtlichen Steu-

ern befreit. Zuwendungen kommen vollumfäng-

lich den Not leidenden Menschen in Äthiopien

zugute.

ZEWO, ZÜRICHDie Stiftung Menschen für Menschen Schweiz

wird regelmässig von der unabhängigen

Fachstelle für gemeinnützige Spenden sam-

melnde Organisationen ZEWO kontrolliert und

besitzt seit 1999 das ZEWO-Gütesiegel.

Dieses steht für

• den zweckgemässen, wirtschaftlichen und

wirksamen Einsatz der Spendengelder

• eine transparente Information und aussage-

kräftige Rechnungslegung

• unabhängige und zweckdienliche Kontroll-

strukturen

• eine offene Kommunikation und faire

Mittelbeschaffung.

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Menschen für Menschen Schweiz

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Finanzbericht

BUCHFÜHRUNGSGRUNDSÄTZE

RECHNUNGSLEGUNGSGRUNDSÄTZE

Die Rechnungslegung erfolgt nach Massgabe der Fachempfeh-

lungen zur Rechnungslegung (Swiss GAAP FER) und ent-

spricht dem schweizerischen Obligationenrecht, den Vorschrif-

ten der ZEWO sowie den Bestimmungen der Statuten. Die

Jahresrechnung vermittelt ein den tatsächlichen Verhältnissen

entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage

der Stiftung Menschen für Menschen.

BILANZIERUNGS- UND BEWERTUNGSGRUNDSÄTZE

Sofern bei den nachfolgend beschriebenen einzelnen Bilanzpo-

sitionen nichts anderes aufgeführt wird, erfolgt die Bewertung

der Bilanzpositionen zu Marktwerten am Bilanzstichtag. Die

Buchhaltung wird in Schweizer Franken geführt. Aktiv- und

Passiv-Bestände in fremder Währung werden zum Jahresdevi-

senkurs der ESTV am Bilanzstichtag umgerechnet.

Die Sachanlagen werden degressiv mit 40% vom Buchwert

abgeschrieben. Es werden nur Anschaffungen mit einem Ein-

zelstückpreis über CHF 1'000 aktiviert.

GRUNDSÄTZE ZUR GELDFLUSSRECHNUNG

Die Geldflussrechnung stellt die Veränderung der flüssigen

Mittel der Organisation infolge Ein- und Auszahlungen aus Be-

triebstätigkeit, Investitionstätigkeit und Finanzierungstätigkeit

während der Berichtsperiode dar.

Jahresabschluss 2012Stiftung Menschen für Menschen Schweiz

BILANZ

AKTIVEN

UMLAUFVERMÖGEN Kasse 1) 5'622.75 4'496.69 Postcheck 1) 3'994'081.64 4'596'252.20 Bankguthaben 1) 7'121'968.80 3'377'141.81 Wertschriften und Festgelder 2) 6'331'595.50 7'689'392.11 Andere kurzfristige Forderungen 25'692.40 7'291.31 Warenbestand 1.00 1.00 Aktive Rechnungsabgrenzung 71'041.64 21'178.15 ANLAGEVERMÖGEN Kautionen 30'773.75 31'529.48 Mobilien 1.00 1.00 EDV Hardware & Software 19'300.00 22'200.00

TOTAL AKTIVEN 17'600'078.48 15'749'483.75

Vorjahr CHF2012 CHF

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Finanzbericht

ERLÄUTERUNGEN ZUR BETRIEBSRECHNUNG 2012

1) KASSE-/POSTSCHECK- /BANKGUTHABEN

Diese Positionen umfassen die für die Liquiditätssicherung

benötigten Mittel bei Finanzinstituten. Die Bewertung erfolgt

zum Nominalwert.

2) WERTSCHRIFTEN UND FESTGELDER

Das Wertschriftenvermögen beinhaltet alle Wertschriften

(Aktien, Obligationen, Fondsanteile in entsprechenden Titel-

kategorien) sowie Geldmarkt- und Festgeldanlagen, welche von

den operativen liquiden Mitteln gesondert verwaltet werden.

Die Bewertung der Wertschriften erfolgt zum Marktwert.

3) ZUFÜHRUNG ORGANISATIONSKAPITAL

Zusammen mit dem Betriebs- & Finanzergebnis resultierte ein

Einnahmenüberschuss von CHF 1'974 667.29. Dieser wird voll-

umfänglich zur Absicherung der langfristig angelegten Projekte

dem Organisationskapital zugeführt.

PASSIVEN

FREMDKAPITAL

Verbindlichkeiten aus Lieferung und Leistung 59'504.54 119'328.60 Passive Rechnungsabgrenzungen 168'854.29 233'102.79

ORGANISATIONSKAPITAL Widmungskapital 1'000.00 1'000.00 Vortrag Organisationskapital 15'396'052.36 13'404'182.83 Zuführung Organisationskapital 3) 1'974'667.29 1'991'869.53

TOTAL PASSIVEN 17'600'078.48 15'749'483.75

Vorjahr CHF2012 CHF

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Finanzbericht

ERTRAG

SPENDENEINNAHMEN 4) Spenden 3'718'581.59 5'208'687.51 Legate 2'421'131.02 653'701.74 Stiftungen 331'200.00 465'138.50 Warenverkauf 1'286.10 4'122.50 Kantone, Gemeinden 4'400.00 20'000.00

TOTAL SPENDENEINNAHMEN 6'476'598.71 6'351'650.25 ÄTHIOPIEN Projektgebiete 5) -2'726'339.50 -2'479'184.42 Projektbezogene Aufwendungen 6) -271'544.74 -288'829.37 Personalaufwand 6) -250'271.02 -270'303.38

TOTAL PROJEKTAUFWAND -3'248'155.26 -3'038'317.17 ÖFFENTLICHKEITSARBEIT 7) Spendeninformation -458'102.76 -418'723.05 Akquisition Neuspenden -98'421.10 -149'632.56 Personalaufwand -338'164.75 -308'437.94

TOTAL ÖFFENTLICHKEITSARBEIT -894'688.61 -876'793.55 KOORDINATION/ADMINISTRATION SCHWEIZ 8) Personalaufwand -247'936.83 -241'425.28 Betriebs-, Büro- und Verwaltungsaufwand -170'238.32 -162'062.50 Abschreibungen -12'927.80 -14'873.25

TOTAL KOORDINATION/ADMINISTRATION SCHWEIZ - 431'102.95 -418'361.03 BETRIEBSERGEBNIS 1'902'651.89 2'018'178.50 Finanzertrag 98'700.83 44'619.00 Finanzaufwand -26'685.43 -70'927.97

FINANZERTRAG (+) / FINANZVERLUST (-) 72'015.40 -26'308.97 ERGEBNIS VOR FONDSVERÄNDERUNGEN 1'974'667.29 1'991'869.53 Nicht zweckgebundene Fonds - -

FONDSENTNAHMEN - - ERGEBNIS NACH FONDSVERÄNDERUNGEN 1'974'667.29 1'991'869.53 (-) Zuweisungen (+) Entnahmen -1'974'667.29 -1'991'869.53 ERGEBNIS NACH ZUWEISUNGEN/ENTNAHMEN - -

Vorjahr CHF2012 CHFBETRIEBSRECHNUNG PER 31.12.2012

Jahresabschluss 2012Stiftung Menschen für Menschen Schweiz

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Finanzbericht

4) SPENDEN

Die Spendeneinnahmen 2012 konnten im Vergleich zum Vor-

jahr insgesamt um 1.96 Prozent gesteigert werden.

5) PROJEKTGEBIETE ASAGIRT, HAGERE MARIAM

UND DIVERSE PROJEKTE

Die direkten Leistungen an das Projektgebiet Asagirt & Hagere

Mariam sowie andere Projekte setzen sich wie folgt zusammen

(siehe Tabelle rechts):

An Menschen für Menschen Deutschland wurden total EUR

416'680 für benötigtes Material in dem für Menschen für Men-

schen Schweiz finanzierten Projektgebieten überwiesen. Die

Materialien gehen direkt von Deutschland in die entspre-

chenden Projektgebiete in Äthiopien.

Menschen für Menschen Schweiz überwies für die geplanten

Projekte CHF 2'200'000.00 direkt an Menschen für Menschen

Äthiopien (Birr 42'286'449.-).

Dies ergibt insgesamt einen direkt bezogenen Aufwand an die

Projektgebiete von CHF 2'726'340.-.

6) EINSÄTZE PROJEKTBEZOGEN / PERSONALAUFWAND

Bei diesen Aufwendungen handelt es sich hauptsächlich um

Aufwendungen der Projektbegleitung und Betreuung.

7) ÖFFENTLICHKEITSARBEIT

Die Ausgaben für die Öffentlichkeitsarbeit beziehen sich auf die

Massnahmen entsprechend der Vorgaben der Statuten der Stif-

tung in Bezug auf Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung

der Schweizer Bevölkerung für die Notleidenden in Äthiopien.

Unter dieser Position werden unter anderem die Kosten für

Spendenmailings, Nagaya Magazin und weiteren Spendenakti-

onen erfasst.

8) KOORDINATION / ADMINISTRATION SCHWEIZ

Bei diesen Kosten handelt es sich um die reinen für den Betrieb

notwendigen Aufwendungen der Stiftung in der Schweiz. Der

Personalaufwand stieg aufgrund der Neubesetzung einer seit

längerem vakanten Stelle.

2012 2012 2012 CHF EUR Birr

Administration 70'247 3'190 1'272'767

Wasser- und Baudepartement 77'839 8'620 1'286'858

Landwirtschaftsdepartement 235'675 10'309 4'279'633

Workshop 20'641 - 396'748

Bildung 369'420 46'326 5'975'884

Frauen-Entwicklung 120'099 180 2'304'075

Gesundheitsdepartement 37'215 - 715'320

HIV / AIDS Prävention und Hilfe 22'980 - 441'701

Familienplanung 50'281 29'085 260'281

Total Asagirt 1'004'397 97'710 16'933'267

Administration 39'749 1'507 727'428

Wasser- und Baudepartement 125'310 20'267 1'916'516

Gesundheitsdepartement 205'623 31'630 3'184'330

Landwirtschaftsdepartement 34'382 1'384 627'255

Workshop 3'601 - 69'224

Bildung 489'265 91'779 7'175'850

Frauen-Entwicklung 178'836 250 3'431'348

HIV / AIDS Prävention und Hilfe 21'697 - 417'050

Familienplanung 63'139 29'085 507'436

Total Hagere Mariam 1'161'601 175'902 18'056'437

Addis Abeba Büro /Administration 4'199 - 80'712

Abebech Gobena Orphanage 23'412 - 450'000

Abdii Borii Kinderheim 253'882 3'210 4'801'966

Adikelete HPS Schule 15'175 - 291'690

Moretina Jiru 315 - 6'064

Dale Wabera IRDP 56'487 13'392 760'584

North Shoa & South Wollo Schulen 280'486 - 5'391'252

Amhara Schule 228'108 91'875 2'153'794

Oromia Schule 127'533 34'421 1'615'595

Total Diverse Projekte 989'598 142'898 15'551'657

Zwischentotal Projektgebiete 3'155'596 416'510 50'541'361

In Transit (Waren MfM Deutschland) 215 170 -

Abnahme flüssige Mittel in Äthiopien -429'471 - -8'254'912

Total Asagirt, Hagere Mariam 2'726'340 416'680 42'286'449

und Diverse Projekte

5)

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Finanzbericht

Vorjahr CHF2012 CHF

ANHANG ZUR JAHRESRECHNUNG PER 31.12.2012

Brandversicherungswerte der Sachanlagen Übrige Sachanlagen (NW) 200'000.00 200'000.00

Verbindlichkeiten ggb. Vorsorgeeinrichtungen Swiss Life, Pensionskasse 942.55 -

Risikomanagement und Beurteilung Mittels eines aktiven Risikomanagementprozesses stellt die Stiftung Menschen für Menschen die Grundlagen für eine stabile, langfristige Entwicklung sicher. Der Stiftungsrat beurteilt die Risiken und legt zusammen mit der Geschäftsstelle die notwendigen Massnahmen fest.

CHF

Vortrag Organisationskapital (inkl. Widmungskapital) 15'397'052.36

Zuführung Organisationskapital 2012 1'974'667.29 Vortrag Organisationskapital auf neue Rechnung 17'371'719.65

ENTWICKLUNG DES ORGANISATIONSKAPITALS

Jahresabschluss 2012Stiftung Menschen für Menschen Schweiz

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Finanzbericht

Jahreserfolg vor Zuführung Organisationskapital 1'974'667 1'991'870 Abschreibungen auf Sachanlagen 12'928 14'873Veränderung andere kurzfristige Forderungen -18'401 31'749 Veränderung Wertschriften 1'358'552 -3'255'752 Veränderung aktive Rechnungsabgrenzungen -49'863 -3'073 Veränderung kfr. Verbindlichkeiten und passive Rechnungsabgrenzungen -124'073 101'492 Mittelfluss aus Betriebstätigkeit 3'153'810 -1'118'840 Investitionen Sachanlagen -10'028 -33'073 Mittelfluss aus Investitionstätigkeit -10'028 -33'073 Mittelfluss aus Finanzierungstätigkeit 0 0 Zu-/Abnahme der liquiden Mittel 3'143'782 -1'151'913 Liquide Mittel zu Beginn des Jahres 7'977'891 9'129'804 Liquide Mittel am Ende des Jahres 11'121'673 7'977'891

Vorjahr CHF2012 CHF

GELDFLUSSRECHNUNG

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Finanzbericht

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Finanzbericht

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Dank der treuen Unterstützung der Schweizer Spenderinnen und Spender verfügt Menschen für Menschen Schweiz eine gute finanzi-elle Basis, um die Integrierten ländlichen Entwicklungsprojekte Hagere Mariam, Asagirt und Dale Wabera weiter auszubauen und das Bildungsprogramm ABC – 2015 wie geplant fortzusetzen.

36

Finanzbericht

Im Jahr 2013 wird Menschen für Menschen

Schweiz die Arbeit in den Integrierten ländlichen

Entwicklungsprojekten mit unvermindertem Elan

fortsetzen – sie ist und bleibt das Fundament un-

serer Aktivitäten in Äthiopien. Mit Dale Wabera

(siehe S. 37), Hagere Mariam und Asagirt, finan-

ziert Menschen für Menschen Schweiz neu drei

Projektgebiete selbstständig. Daneben werden

wir auch das Kinderheim Abdi Bori weiter betreu-

en und Bildungsprogramm ABC – 2015 vorantrei-

ben, um bis zum Jahr 2015 Hunderttausenden

Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen und die

Alphabetisierungsrate zu erhöhen.

Bis zum Jahr 2017 benötigt die Stiftung Men-

schen für Menschen Schweiz für die Finanzierung

der geplanten Projekte 32.2 Millionen Franken.

Damit auch eine langfristige Projektfinanzierung

gewährleistet ist, bedarf es einer konstanten Pro-

jektrücklage von mindestens drei Jahreseinnah-

men. Schon seit der Gründung der Organisation

beginnt Menschen für Menschen neue Projekte

erst dann, wenn deren Finanzierung gewährleistet

ist. Auf diese Weise werden finanzielle Engpässe

in der Umsetzungsphase vermieden. Diese effizi-

ente Vorgehensweise hat sich bewährt und wird

auch künftig weitergeführt.

Das grösste Problem in den Schweizer Projektgebieten Hagere Mariam und Asagirt ist die Bodenerosion. Die Stiftung fördert die nachhaltige Landwirtschaft.

Finanzplanung 2013 und AusblickStiftung Menschen für Menschen Schweiz

INTEGRIERTE LÄNDLICHE ENTWICKLUNGSPROJEKTEHagere Mariam 6.1Asagirt 5.3Dale Wabera 10.7

EINZELPROJEKTEAbdi Borii Kinderheim 1.7Ababech Gobena Waisenhaus 0.13Schulbauten ausserhalb unserer Projektgebiete 8.3

Finanzbedarf 32.2

Finanzbedarf für Schweizer Projekte 2013-2017

Mio. CHF

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Ausblick

Neue Herausforderungen: Das Projektgebiet Dale Wabera

600 Kilometer westlich von Addis Abeba befindet

sich eines der drei neuen Projektgebiete der Äthi-

opienhilfe: Dale Wabera. Dieses Projektgebiet

liegt 1'200 bis 1'800 Meter über dem Meeres-

spiegel und erstreckt sich über 1'132 km².

Wie in den meisten ländlichen Gebieten Äthiopi-

ens fehlt es den 122'000 Menschen, die in Dale

Wabera leben, an lebenswichtigen Ressourcen.

Bodenerosion, Schädlinge und veraltete Anbau-

methoden erschweren den Ackerbau. Die Men-

schen haben kaum Zugang zu sauberem Trink-

wasser; sie beziehen ihr Wasser hauptsächlich

aus Flüssen. Krankheiten sind die Folge. Malaria,

Darmerkrankungen und Typhus sind weit verbrei-

tet. Viele der existierenden Gesundheitsstationen

sind schlecht ausgerüstet und können zahlreiche

Patienten gar nicht oder nur schlecht behandeln.

43 der 51 Schulen in Dale Wabera befinden sich

in desolatem Zustand. Die Schüler finden dort

keine menschenwürdige und förderliche Lernat-

mosphäre.

Die Aufbauarbeit der Stiftung nach dem be-

währten Konzept der „Integrierten ländlichen

Entwicklung“ beginnt im Jahr 2013. Die Men-

schen in Dale Wabera sind bereit, gemeinsam

mit den Entwicklungsexperten der Stiftung anzu-

packen, um ihre Lebensumstände nachhaltig zu

verbessern.

Projektbeginn: 2013

Lage: 1'200 bis 1'800 M.ü.M.

600 Kilometer westlich von Addis Abeba

Grösse: 1'132 km2

Unterstützte Bevölkerung: 122'000 Menschen

Wirkungsbericht Dale Wabera

Dale Wabera

Addis Abeba

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„Menschen helfen zu können, bedeutet Glück!“Als Karlheinz Böhm 1989 die Stiftung Menschen für Menschen Schweiz gründete, konn-te er auf die Unterstützung seines langjährigen engen Freundes Rolf Knie zählen. Das erste Büro der Schweizer Stiftung wurde im Privathaus des bekannten Künstlers und er-folgreichen Zirkusunternehmers eingerichtet. Auch heute ist Rolf Knie als Vizepräsident nach wie vor eng mit Menschen für Menschen verbunden. Mit Aktionen und öffentlichen Auftritten im Namen der Stiftung setzt er sich unermüdlich für die Menschen in Äthio-pien ein. Seine Motivation für dieses grosse Engagement beschreibt er so:

„Wenn man sieht, in welchen krassen Gegensät-

zen wir leben, dann packt einen einfach die inne-

re Wut. Bei uns wird Nahrungsüberfluss subven-

tioniert, während pro Tag in den Entwicklungslän-

dern immer noch 24‘000 Menschen an Hunger

sterben. Dabei ist der Hungertod der einzige Tod,

den wir sicher verhindern können. Und ich kann

etwas gegen das Elend tun, alle können etwas tun

im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Die Menschen in

Äthiopien sind bereits über kleine Verbesse-

rungen ihrer schwierigen Lage überglücklich. Es

motiviert mich immer wieder unglaublich, wenn

ich ihre Bescheidenheit und zugleich ihre über-

bordende Lebensfreude erlebe. Deshalb ist es

eine Ehre für mich, das grossartige Werk meines

lieben Freundes Karlheinz Böhm gemeinsam mit

seiner Frau Almaz weiter zu führen.“

einem speziellen, persönlichen Einsatz. Die Be-

nefizveranstaltung war nicht nur ein grosser

Spendenerfolg, sondern auch ein unvergess-

licher Abend für alle Besucher.

CORNÈRCARD KREDITKARTE: In Zusammenar-

beit mit Cornèrcard hat Rolf Knie im Jahr 2010

sechs einzigartige Kreditkarten lanciert. Seit die-

sem Jahr gibt es drei Karten mit neuen Sujets.

Jede ist weit mehr als ein Zahlungsmittel: Sie ist

ein Kunstwerk im Kleinformat – mit faszinie-

renden Motiven aus der Tier- und Zirkuswelt, die

der passionierte Künstler in seinem unverkenn-

baren Stil kreiert hat. Zudem zahlt sich die Rolf

Knie-Karte für viele

Menschen in Äthio-

pien aus. Denn von

jedem Einkauf, der

mit dieser Karte

getätigt wird, leitet

Cornèrcard 0,2%

ohne Mehrkosten

direkt als Spende

an die Bildungs-

initiative ABC – 2015 von Menschen für

Menschen weiter.

ROLF KNIE KALENDER: Dank dem Rolf Knie-

Kalender kann sich jedermann ein Stück Zirkus-

welt nach Hause holen und sich von den ein-

drücklichen Zirkus- und Tiersujets des be-

rühmten Schweizer Künstlers verzaubern lassen.

Von jedem verkauften Kalender fliessen CHF 5.00

der Äthiopienhilfe zu.

Rolf Knie’s Engagement für die Stiftung Menschen für Menschen Schweiz

SALTO NATALE BENEFIZVERANSTALTUNG: Die

Benefizveranstaltung von Salto Natale gehört seit

vielen Jahren zum festen Programm von Men-

schen für Menschen. Im Jahr 2012 unterstützte

der Circus der etwas anderen Art zum zehnten

Mal die Menschen in Äthiopien. Die Zirkus-Profis

brachten das Publikum mit ihrer Jubiläumsshow

„Sternenfänger“ zum Träumen, Lachen und Stau-

nen. Alle Artisten und das ganze Salto Natale-

Team verzichteten an diesem Abend auf ihre

Gage. Der gesamte Erlös ging an die Stiftung

Menschen für Menschen. Prominente Schweizer

Persönlichkeiten unterstützten

das Salto Natale-Team mit

Menschen in Äthio

pien aus. Denn von

jedem Einkauf, der

mit dieser Karte

getätigt wird, leitet

Cornèrcard 0,2%

ohne Mehrkosten

direkt als Spende

an die Bildungs-

initiative ABC 2015 von

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Äthiopien braucht weiter Ihre Hilfe

SPENDEN: Auf das Postkonto 90-700 000-4 oder

online unter www.menschenfuermenschen.ch

Spenden.

FIRMENKOOPERATIONEN: Immer mehr Firmen

verstehen heute gesellschaftliche Mitverantwor-

tung als Teil ihrer Unternehmensphilosophie und

kommunizieren dies nach innen und aussen. In

lebendigen Referaten bringen wir Ihren Mitarbei-

tenden unsere fundierte, auf nachhaltige Entwick-

lung ausgerichtete Arbeit in Äthiopien nahe und

motivieren sie so, selbst initiativ zu werden. Mit-

arbeiteraktionen, die auf dieser Basis entstehen,

helfen nicht nur den Menschen in Äthiopien, son-

dern fördern auch die Unternehmenskultur: Das

Bewusstsein, gemeinsam etwas verändern und

verbessern zu können, stärkt den Teamgeist. Ger-

ne erläutern wir Ihnen näher, wie Sie mit einer

Unternehmenskooperation und mit Mitarbeiterak-

tionen im Rahmen Ihres gesellschaftlichen En-

gagements unsere Projekte unterstützen können.

Rufen Sie uns an: +41 (0) 43 499 10 60

SPENDENAKTIONEN: Ob Geburtstag, Jubiläum

oder Sommerfest – jeder Anlass zum Feiern kann

ein Anlass zum Helfen sein. Das Geld für den

Blumenstrauss oder die Pralinen, die wir nicht

Die Hilfe zur Selbstentwicklung, die Menschen für Menschen leistet, hat für über 4.9 Millionen Menschen bereits vieles zum Besseren verändert. Doch bis sich das ganze Land aus eigener Kraft entwickeln kann, ist es noch ein langer Weg. Deshalb braucht Äthiopien Ihre Hilfe. Unterstützen Sie Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe durch:

zum Leben brauchen, kann in Äthiopien Leben

retten. Viele Menschen bitten bei solchen Ge-

legenheiten deshalb um Spenden anstelle von

Geschenken. Mehr Informationen über mögliche

Wege einer Spendenaktion finden Sie unter www.

menschenfuermenschen.ch Aktiv werden.

SCHULAKTIONEN: Jungen Menschen ein Be-

wusstsein für soziale Verantwortung zu vermit-

teln, ist seit jeher ein wichtiges Ziel von Menschen

für Menschen. Deshalb organisiert die Stiftung

Referate in Schulen mit dem Ziel, Schülerinnen

und Schüler für Themen der Entwicklungshilfe zu

sensibilisieren und sie über unsere Arbeit in

Äthiopien zu informieren. Wir unterstützen Sie

gerne dabei, mit Ihrer Schule eine Spenden-

aktion zu organisieren oder ein Referat zum

Thema Entwicklungshilfe am Beispiel unserer

Arbeit zu erarbeiten. Rufen Sie uns einfach an:

+41 (0) 43 499 10 60

SOCIAL MEDIA: Werden Sie ein Freund von

„Menschen für Menschen Schweiz“ auf

www.facebook.com. Auf unserem Profil infor-

mieren wir Sie laufend über unsere Projekte in

Äthiopien und die Aktivitäten in der Schweiz.

HERZLICHEN DANK FÜR IHRE HILFE

Menschen für Menschen Schweiz dankt allen Freunden, Partnern, Gönnerinnen und Gönnern für die Treue und Verbundenheit, mit der Sie unsere Arbeit in Äthiopien auch im Jahr 2012 unterstützt haben. Ein herzliches Dankeschön auch an alle, die uns ihre Dienstleistung und Arbeitskraft unentgeltlich zur Verfügung gestellt haben. Diese Hilfe ermöglicht, dass der Grossteil aller Spenden unseren Projekten in Äthiopien zugute kommt.

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IMPRESSUM Herausgeber: Stiftung Menschen für Menschen Schweiz, Stockerstrasse 10, CH-8002 Zürich Verantwortlich: Josefine Kamm

Projektleitung: Kelsang Kone, Andrea Brun Kontakt: Telefon: +41 (0)43 499 10 60, Telefax: +41 (0)43 499 10 61

E-Mail: [email protected] Homepage: www.menschenfuermenschen.ch Konzept: Mona Dirnfellner Kommunikation + Bera-

tung Text: Andrea Brun, Mona Dirnfellner, Bernd Hauser, Michael Kesselring Gestaltung: Ute Vogt, Gestaltung und Art Direction Fotos: Rainer Kwiotek, André Springer, Stiftung Menschen für Menschen, Peter Mosimann, Ronnie Zimmermann

'12JAHRESBERICHT

Spenden: Postkonto 90-700 000-4

Mit freundlicher Unterstützung von


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