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In diesem Buch sind Bibliotheksmotive auf Briefmarken aus ... · den – hatte Nicolae Ceausescu...

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Qatar Riu-Kiu-Inseln Rumänien Rußland/Sowjetunion Samoa San Marino Saudi-Arabien Schweden Schweiz Senegal Serbien Seychellen In diesem Buch sind Bibliotheksmotive auf Briefmarken aus den nachstehenden Ländern aufgeführt: Simbabwe Singapur Slowakei Slowenien Spanien Sri Lanka St. Helena St. Lucia St. Pierre et Miquelon St. Vincent-Grenadinen Sudan Südafrika Surinam Syrien B34, 4.2017
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Page 1: In diesem Buch sind Bibliotheksmotive auf Briefmarken aus ... · den – hatte Nicolae Ceausescu ein ganzes Altstadtviertel abreißen lassen. Nach Kontroversen über die Nutzung wurden

Qatar

Riu-Kiu-InselnRumänienRußland/Sowjetunion

SamoaSan MarinoSaudi-ArabienSchwedenSchweizSenegalSerbienSeychellen

In diesem Buch sind Bibliotheksmotive auf Briefmarken

aus den nachstehenden Ländern aufgeführt:

SimbabweSingapurSlowakeiSlowenienSpanienSri LankaSt. HelenaSt. LuciaSt. Pierre et MiquelonSt. Vincent-GrenadinenSudanSüdafrikaSurinamSyrien

B34, 4.2017

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Stadtbibliothek DohaIm Jahr 1966 gab es nur zwei öffentliche Bibliotheken in Qatar. DieStadtbibliothek in Doha wurde 1956 gegründet. Sie ist eine Zweigstelleder 1962 gegründeten Nationalbibliothek, die aus dem Zusammen-schluß der Stadtbibliothek und der zwei Jahre älteren gegründetenEducation Library ist. Inzwischen ist in Doha eine Education City miteiner umfangreichen Bibliothek (Education City Central Library) ent-standen. Finanziert wird dieses Projekt, an der seit 1998 sechs US-amerikanische Universitäten beteiligt sind, von der Qatar Foundationmit Geldern aus der Öl- und Gasförderung.

Qatar 1.10.1966Scheich Ahmad bin Ali bin Abdullah bin Jassim bin Muhammed AlThani (1917–1977) war der Emir des Staates Qatar. 1960 übernahmer als zweiter Sohn seines Vaters den Thron; er wurde 1972 vonseinem Vetter Scheich Khalifa bin Hamad Al Thani gestürzt. Er gingins Exil nach London. Die Familie Al Thani war ursprünglich einnomadisierender Beduinenstamm, die das Dorf Al-Bid, das heutigeDoha, gründete. Nach jahrzehntelangen kriegerischen Auseinander-setzungen mit der Familie Al Chalifa obsiegten mit britischer Hilfe dieAl Thanis. 1878 wurde ein Schutzvertrag abgeschlossen, der denbritischen Einfluß bis 1971 (und für die Folgezeit) sicherte. Mit selbemAusgabetag wurde eine bildgleiche Marke mit Überdruck neueWährung ausgegeben.

Qatar 1.10.1966

Qatar

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BibliothekswesenDie erste Internationale Buchwoche auf den Riu-Kiu-Inseln wurde 1959durchgeführt. Veranstalter waren Bibliothekare, Lehrer, Buchhändlerund amerikanische Bibliothekare der US-Armee auf Okinawa. Die Be-deutung von Bibliotheken auf den Riu-Kiu-Inseln sei daran zu erkennen,daß sogar in kleinen Orten Bibliotheksräume geschaffen wurden.

Riu-Kiu-Inseln

Riu-Kiu-Inseln 13.5.1968Ein junger Mann eilt hinter einem fliegendem Buch her, im Hinter-grund Landkarte der Inselgruppe und ein nichtidentifizierbaresBibliotheksgebäude, auf dessen Dach in englischer Sprache»LIBRARY« zu lesen sind.

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Um 1180 wird in dem von den Zisterziensern gegründeten Kloster vonIgris (Kreis Temesch) die erste Bibliothek auf rumänischem Boden ein-gerichtet. Unter den Philosophie- und Theologie-Büchern befandensich u.a. Werke der römischen Klassiker. 1544 wurde in Kronstadt durchden Reformator Johannes Honterus ein Gymnasium mit einer Biblio-thek gegründet. 1577 erhielt Sibiu eine erste Bibliothek. Prinz ConstantinCantuzino (1655–1716) gründete in Ploiesti im Süden Rumäniens eineBibliothek, die quantitativ und qualitativ mit vielen westeuropäischenvergleichbar war. Es handelte sich vor allem um religiöse Literatur,aber auch um griechische Klassiker. Später wurde die Bibliothek umzahlreiche historiographischen Werken, Kalender, Almanache undBücher über die rumänischen Soldaten, die bei der Belagerung vonWien im Jahr 1683 beteiligt waren, sich bereichert. Die Bibliothek wurdenach dem Tod Cantuzinos aufgelöst und ging teilweise in den Besitzseines politischen und militärischen Gegners, des Dragomans undPrinzen von Moldawien sowie Prinz der Walachei Nicolae Mavrocordat(1670–1730) über, dessen Bibliothek ebenfalls sehr umfangreich war.Zu den ersten Bibliotheken Rumäniens gehörte die von Prinz ConstantinBrancoveanu im Jahr 1679 in Bukarest gegründete Einrichtung; derPrinz ließ nach der Errichtung der ersten Bukarester Officin rumäni-sche, griechische, slawische, arabische, türkische und georgische Textedrucken. 1679 entstand auch die erste Hochschule Rumäniens. DieNachfolger des Prinzen vermehrten den anfänglichen Bücherbestand;1838 entstand hieraus die Nationalbibliothek der Walachei. In Blaj(Blasendorf) in Siebenbürgen wurde 1787 eine Bibliothek der UniiertenKirche am Sitz des Erzbischofs Inochentie Micu Klein eingerichtet, die

Zur Geschichte der ersten Bibliotheken

Rumänien

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bis zu 30.000 Bände verwahrte. 1798 erweiterte der römisch-katholi-sche Bischof Ignác Batthyány in Alba Iulia eine kleine vorhandene Biblio-thek, die mit ihren 18.000 Büchern 1962 zur Zweigstelle der rumäni-schen Nationalbibliothek wurde. Hier wird »Das Lorscher Evangeliar«verwahrt. In der Bibliothek Battyhaneum befindet sich die Migazzi-Sammlung (Fondul Migazzi), die 1795 mit rund 8.000 Bänden in denBibliotheksbestand aufgenommen wurde. Die Bibliotheca Telekiana(Biblioteca Teleki-Bolyai din Târgu Mures) von Graf Samueli Teleki deSzék (1739–1822) in Saroraberk (Ungarn) wurde 1802 gegründet undbestand vorwiegend aus den Klassikern und Handschriften zur unga-rischen und Siebenbürger Geschichte sowie ungarischer Literatur; derGraf erwarb auch zahlreiche Inkunabeln. Sie war mit ihrem Leseraumfür die Öffentlichkeit eine der ersten Einrichtungen dieser Art in Ungarn;1951 wurde die Bibliothek verstaatlicht. Samuel Freiherr von Bruken-thal (1721–1803) begann 1751 in Wien Bücher (und Münzen sowieKupferstiche) zu sammeln, die er als Gouverneur von Siebenbürgen(ab 1777) mit nach Hermannstadt (Sibiu) nahm. 1817 wurde seinePrivatbibliothek mit 120.000 Büchern entsprechend seinem Testamentauch öffentlich zugänglich. 1815 gründet Iosif Klapka in Temeschburgdie erste Leihbibliothek Rumäniens, Ungarns und Österreich. In derzweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstehen in allen größeren Ortenöffentliche Bibliotheken.

Zur Geschichte der ersten Bibliotheken

Rumänien

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NationalbibliothekDie Ursprünge der Biblioteca Nationala a României gehen auf das 1694gegründete Kollegium Sfântu Sava zurück, das eine der bedeutendstenBibliotheken des Landes führte. Sie wurde 1838 zur öffentlichen Biblio-thek und verwahrte etwa 1.000 Bücher. Aus dem Kollegium entwickeltesich die Bukarester Universität. Nach der Vereinigung der Fürstentümerzu einem einheitlichen Staat Rumänien wurde 1859 die Bezeichnungder Bibliothek in Nationalbibliothek geändert. Mit der Gründung derUniversität im Jahr 1864 wurde die Nationalbibliothek zur Universitäts-bibliothek und 1867 auf die universitären Bedürfnisse zugeschnitten.1901 wurde die zentrale Staatsbibliothek aufgelöst; die Archivalien wur-den in die Bibliothek der rumänischen Akademie übergeführt, und diesewurde zur Nationalbibliothek erklärt. 1955 wurde der Buchbestand wie-der einer eigenständigen Zentralen Staatsbibliothek zurückgegeben.Eine neue Nationalbibliothek in Bukarest wurde im Dezember 2011eröffnet und im April 2012 vom rumänisch-orthodoxen Patriarchengeweiht. Ihr heutiger Bestand beträgt rund 13 Millionen Medien, vondenen nur etwa ein Drittel überhaupt erfaßt ist. Erste Maßnahmen füreinen gigantischen Neubau wurden bereits 1986 vorgenommen, dochnach dem Ende der Diktatur 1989 wurden die Bauarbeiten eingestellt.Für den Neubau – es sollte die größte Nationalbibliothek Europas wer-den – hatte Nicolae Ceausescu ein ganzes Altstadtviertel abreißenlassen. Nach Kontroversen über die Nutzung wurden die Bauarbeiten2009 fortgesetzt. Das Projekt ist mit 120 Millionen Euro die größte ru-mänische Investition im Kulturbereich seit der Beendigung der kom-munistischen Diktatur. Die Bücherbestände der Nationalbibliothek, dieihren Sitz in einem dafür wenig geeigneten Palast in Bukarest hatte,

Rumänien

San Marino 15.6.1977

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Nationalbibliothek

waren dort nur teilweise untergebracht, weitere Teile waren über meh-rere Bibliotheken im Land verteilt. Das wertvollste Werk der National-bibliothek ist der »Codex Aureus«, der erste Teil des »Lorscher Evan-geliars« aus dem Hofskriptorium Karls des Großen, welches um dasJahr 810 datiert wird (der zweite Teil befindet sich in der BibliotecaApostolica Vaticana).

Rumänien

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NationalarchivDas Arhivele Nationale ale Românie trug bis 1996 die BezeichnungArhivele Statului und befindet sich in Bukarest. Es untersteht heutedem Ministerium für Inneres. Neben dem zentralen Archiv gibt es inden 42 Provinzen und in Bukarest jeweils ein weiteres Archiv, die eigeneBibliotheken unterhalten; die regionalen Einrichtungen unterstehen denBezirksräten, wobei das Zentralarchiv die Richtlinien vorgibt. Seit etwadem Anfang des frühen 18. Jahrhunderts wurden in den Archiven derDonaufürstentümer die Dokumente kirchlicher Behörden und Amts-träger sowie Adliger zusammengetragen und aufbewahrt. Die ältestenArchive befanden sich in Klöstern, in denen auch weltliche Dokumen-te verwahrt wurden. In Bukarest bestand beim Metropoliten seit 1775ein allgemeines Archiv, in dem auch private Unterlagen (z.B. wegenLandverkäufen) gesichert wurden. In der Walachei wurde 1831 eineigenes Archiv und in Moldawien ein Jahr später ein weiteres Archivgegründet, nachdem die ersten Verwaltungsgesetze (RegulamentulOrganic) verabschiedet worden waren. Anfänglich wurden in diesenArchiven nur Unterlagen über Verwaltungseinnahmen und -ausgabenund statistische Daten über Bewohner gesammelt. 1840 wurde einerstes Gesetz über Aufbewahrung und Auswertung von Archivalien er-lassen, doch erst 1862 mit der Vereinigung der einzelnen Fürstentümerzu einem Staat wurde ein zentrales Archiv (in Bukarest) eingerichtet.Mit der Säkularisierung der Klöster in Rumänien 1864 wurden die dortgesammelten Unterlagen auf den Staat übertragen. Ein erstes bedeut-sames Dokument für das rumänische Bibliothekswesen war die »Vor-schrift für Öffentliche Bibliotheken«, die im selben Jahr erlassen wurde.Zwischen 1869 und 1872 wurden weitere Gesetze zum Archivwesenverabschiedet. In Siebenbürgen behielten die ungarischen Behörden

Rumänien

Rumänien 25.2.1976

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ihre eigenen Archive, die jedoch unter der Verwaltung der HabsburgerMonarchie nach deren Richtlinien organisiert werden mußten. Nachder Gründung des ungarischen Staatsarchivs im Jahre 1875 wurdendie meisten der alten siebenbürgischen Archive nach Budapest ver-legt. So wurden am Ende des 19. Jahrhunderts diese Unterlagen so-wie jene aus dem Banat und der Bukowina in den Staatsarchiven inBudapest (Országos Lévéltár) bzw. im Haus-, Hof- und Staatsarchiv inWien zusammengeführt. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wur-den im Jahr 1920 die Archivalien aus Cluj in Siebenbürgen, ausCzernowitz in der Bukowina (1924) und Chisinau in Bessarabien (1925)im zentralen Archiv in Bukarest zusammengefaßt. 1925 wurde ein neuesGesetz über das Staatsarchiv Rumäniens verabschiedet. Das Archivwurde dem Ministerium für Volksbildung zugeordnet. 1951 wurde dasArchiv, nunmehr unter kommunistischer Herrschaft, nach sowjetischemVorbild der Aufsicht des Ministeriums für Innere Angelegenheiten zu-gewiesen; die Organisation erfolgte nach sowjetrussischem Vorbild.1996 wurde ein neues Archivgesetz beschlossen. Gesammelt werdenim Archiv u.a alle offiziellen (staatlichen) Dokumente einschließlich derkonsularischen oder diplomatischen Vertretungen, Memoiren, Manu-skripte, Proklamationen sowie Foto-, Video-, Audio- und Computer-dateien von historischem Wert. Das Archiv gibt die vierteljährlich er-scheinende Revista Archivelor heraus. Es hat außerdem für die Aus-bildung qualifizierter Archivare zu sorgen und betreibt eine eigene dies-bezügliche Berufsschule. Es gehört seit 1954 dem International Councilof Archives an. Im zentralen Archiv in Bukarest bestehen zwei Lese-säle. Aufbewahrt werden neben den Dokumenten auch 70.000 Bücherund etwa 50.000 Periodika.

Nationalarchiv

Rumänien

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Bibliothek der Universität BukarestDie Biblioteca Centrala Universitara ist die Universitätsbibliothek inBukarest. Die Universität wurde 1864 gegründet, besaß aber bis 1895keine eigene Bibliothek, sondern nutzte die Nationalbibliothek. Diesewar in einem Universitätsgebäude untergebracht. 1867 wurde sie aufdie Bedürfnisse der Professoren und der Studenten reorganisiert. DieVerantwortung für die Bibliothek oblag dem Rektor und einem Komiteeder Universität. Es stellte sich jedoch bald heraus, daß für die Univer-sität eine eigenständige Bibliothek erforderlich sei. Sie wurde auf einemGrundstück erbaut, das von König Carol I. zugunsten der »FundatiaUniversitara Carol I« erworben worden war. 1893 wurde der Bau voll-endet und zwei Jahre später am 14. März 1895 öffentlich eingeweiht.Ein Erweiterungsbau wurde am 9. Mai 1914 eröffnet. Die Universitäts-bibliothek besaß anfänglich einen Bestand von etwa 3.400 Büchernund Zeitungsbänden. 1899 betrug der Bestand 7.264 und zu Beginndes Ersten Weltkriegs 31.080 Bände. 1944 umfaßte der Bestand über91.000 Bände. Am 12. Juli 1948 wurde die vormalige Bibliothek derUniversitätsstiftung zur Zentralen Universitätsbibliothek von Bukarest.Nach einer Umorganisation im Jahr 1949 und der Zentralisierung alleruniversitären Bücher zählte die Sammlung 516.916 Bände. Darunterbefanden sich auch Bestände der 1873–1876 gegründeten JuristischenFakultät, der 1884 errichteten Bibliothek der Fakultät für Archäologieund der 1892 gesondert gesammelten Bücher des Seminars für Sla-wische Sprachen. Auch weitere Fakultäten besaßen eigene Bibliotheken.1960 waren in der Bibliothek über 1 Million Bücher zusammengetragen,zehn Jahre später waren es sogar 2 Millionen. Während der Revolutionim Jahr 1989 wurde die Bibliothek angezündet – 500.000 Bücher und3.700 Handschriften verbrannten. Im April 1990 begann der Wieder-aufbau – im November 2001 wurde sie wieder geöffnet.

Rumänien

Rumänien 9.5.1941Rumänien 8.1941Überdruck: Cernauti 16 Iulie 1941

Rumänien 8.1941Überdruck: Cernauti 5 Iulie 1941

Rumänien 9.5.1941

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Rumänien 8.1941Überdruck: Cernauti 5 Iulie 1941

Rumänien 10.2.1945Karl Eitel Friedrich Zephyrinus Ludwig von Hohenzollern-Sigmaringen(1839–1914) wurde als Carol I. 1881 König von Rumänien; verheiratet warer mit Prinzessin Elisabeth Pauline Ottilie Luise zu Wied, die sich alsSchriftstellerin Carmen Silva (Lied des Waldes) nannte. 1878 hatteRumänien die Unabhängigkeit (vom Osmanischen Reich) erhalten. Die vonihm vorangetriebenen Reformen umfaßten die Staatsfinanzen, eine ampreußischen Vorbild orientierte Armee, einen Ausbau des Schulsystemsund das Anlegen von Eisenbahnlinien. Die ungerechte Landverteilung undundemokratische Herrschaft des Adels blieb unter ihm erhalten.

Rumänien 10.2.1945Die Marken mit der Abbildung von Michael I. wurden zugunsten der»Stiftung Carol I« ausgegeben. Michael I. von Rumänien (geb. 1921)war erstmals 1927–1930 sowie 1940–1947 König von Rumänien. SeinVater Karl, der ursprünglich auf den Thron verzichtet hatte, kehrtejedoch 1930 aus dem Pariser Exil zurück und regierte 1930–1940 alsKarl II. Erst Verbündeter Deutschlands, erklärte Michail I. 1944 demDeutschen Reich den Krieg; 1947 wurde er von der KommunistischenPartei zur Abdankung und zum Verlassen des Landes gezwungen.

Bibliothek der Universität Bukarest

Rumänien

Rumänien 2014

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Rumänien 10.11.2005

Rumänien 10.11.2005

Rumänien

Rumänien 23.12.1991Sowjetunion 26.7.1952

Rumänien 27.3.2003

Bibliothek der Universität Bukarest

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Wirtschaftsakademie BukarestDie Academia de Studii Economice din Bucuresti (ASE) ist die ältesteUniversität für Wirtschaftswissenschaften in Bukarest. Sie ist eine staat-liche Universität mit fast 50.000 Studenten und rund 2.000 wissen-schaftlichen Angestellten, die 1913 von König Carol I. unter dem Na-men »Institutie de invantamant superior cu profil economic dinRomânia« gegründet worden war. Seit 1967 trägt sie als eine der größ-ten Hochschulen Südeuropas die Bezeichnung »Universitati decercetare avansata si educatie«. Die Akademie hat sich als Forschungs-einrichtung positioniert. Die ersten Bücher wurden von Professorengestiftet. In der Anordnung König Carols I. war festgelegt, daß die Aka-demie Labors, Werkstätten und eine Bibliothek zu unterhalten habe.1927 begann die Bibliothek eine wissenschaftliche Fachbibliothek aus-zubauen. Nach 1935 wurde die Bibliothek auch für die Leser geöffnet,die nicht der Akademie angehörten. Nach 1945 werden die Akademieund damit die Bibliothek unter kommunistische Aufsicht gestellt. In denspäten 1960er und in den 70er Jahren durften in der Bibliothek auchWerke und Publikationen nichtkommunistischer Autoren zusammen-getragen werden. Im Februar 2002 schafft die Bibliothek eine virtuelleBücherei an.

Rumänien

Rumänien 25.9.1967

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Stadtbibliothek SibiuDie »Asociatia Transilvana pentru Literatura Româna si CulturaPoporului Roman« (ASTRA) wurde 1861 in Sibiu von dem rumänisch-orthodoxen Metropoliten Andrei Saguna gegründet. Die Vereinigungspielte eine bedeutende Rolle für das nationale Bewußtsein der Ru-mänen in Transsylvanien. Schon kurz nach der Gründung wurden eineSchule, ein Museum und eine Bibliothek eingerichtet. Von dieser Bi-bliothek aus entstand ein Netzwerk weiterer Bibliotheken in Transsyl-vanien. Zwischen 1898 und 1904 gab ASTRA eine dreibändige Rumä-nische Enzyklopädie heraus. 1905 wurde der Palast der ASTRA er-öffnet, in dem sich die Bibliothek, ein Theatersaal und das Museum fürrumänische Volkskunde befinden. Die Bibliothek der ASTRA weist heuteeinen Bestand von mehr als 500.000 Büchern auf, die meisten sinddurch Spenden in die Bibliothek gekommen. Der Theatersaal wird heuteals Leseraum genutzt.

Rumänien

Rumänien 15.7.2011Andrei Saguna (1809–1873) stammt aus Ungarn und wurde nach demTheologiestudium 1833 Mönch und 1848 Bischof und aromunischerMetropolit der Rumänisch-Orthodoxen Kirche von Siebenbürgen. Erkämpfte für die Rechte der orthodoxen Kirche und der Rumänen inSiebenbürgen. 1851 gründete er das rumänische Gymnasium vonKronstadt. Saguna war Mitglied der Rumänischen Akademie.

Rumänien 15.7.2011

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NationalmuseumDas Muzeul National al Hartilor si Cartilor Vechi (Nationalmuseum fürKarten und alte Bücher) befindet sich in Bukarest zeigt Exponate (ge-rahmte alte Karten, Stiche, Lithographien) in einer historisch-chrono-logischer Reihenfolge. Im Museum befinden sich außerdem Holzmöbelund ein riesiger Globus. An den Decken befinden sich Gemälde mitastrologischen Motiven und Verweisen auf die Geschichte Rumäniens.

Rumänien

Rumänien 4.4.2003

Rumänien 4.4.2003

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Die ersten Bibliotheken entstanden in Rußland mit und nach der Chri-stianisierung im 10. Jahrhundert. Als erste Bibliothek auf russischenBoden gilt die der Sophien-Kirche in Kiew, die 1037 gegründet wurde.Das Kloster von Solovetsk (gegründet 1436) besaß eine große Samm-lung von Manuskripten und gedruckten Büchern. Das wohl reichsteund zu Zeiten Iwans IV. mächtigste Kloster in Belozersk (1397 gegrün-det) besaß ebenfalls eine riesige Bibliothek, deren Bestände 1924 nachSt. Petersburg bzw. Moskau gebracht wurden. Das Kloster der Dreifal-tigkeit und des Heiligen Sergius nördlich von Moskau (1340 gegrün-det) konnte sich auch mit der Unterstützung des Zaren Iwan IV. undanderer Pilger eine Bibliothek anlegen, die oberhalb des Refektoriumseingerichtet war und die zu den größten Rußlands gehörte. WeitereBibliotheken befanden sich im Solotcha-Kloster in Ryazan, in Klösternvon Suzdal, Rostow, Murom und Smolensk. Auch in kleineren Klösternentstanden Skriptorien. Während sich in Westeuropa nach der Jahr-tausendwende unter den Gelehrten und gebildetem Adel bzw. Bürger-tum mit Latein eine einheitliche franca lingua ausbildete, blieb Ruß-land insbesondere durch die kyrillische Schrift isoliert. Die erste Druk-kerei Rußland kam in der Mitte des 16. Jahrhunderts nach Moskau,blieb aber mit seiner Produktion weit hinter westeuropäischen Län-dern zurück und wurde schon nach kurzer Zeit wieder aufgegeben.Das Beharrungsvermögen der orthodoxen Kirche verbunden mit denpolitischen und gesellschaftlichen Strukturen behinderte die Entwick-lung einer Buchkultur und eines Bibliothekswesens. Anhand vorhan-dener Bücher in heutigen Bibliotheken ist eine wenn auch geringeBuchproduktion erfolgt. Gerühmt wurde die Bibliothek der Sophien-

Zur Geschichte der ersten Bibliotheken

Rußland/Sowjetunion

Rußland 1994Nationalbibliothek in St. Petersburg(Ausschnitt aus einer Postkarte)

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Kathedrale in Nowgorod, in dem Dokumente des 12. und 13. Jahrhun-derts aufbewahrt wurden. Mit Zar Peter I. dem Großen begann eine anwesteuropäischen Maßstäben ausgerichtete Bildung. Unter diesem Kai-ser, der bekanntlich eine Zeit in Westeuropa gelebt hatte, entstandendie ersten Bildungseinrichtungen wie das Seefahrtmuseum beim Admi-ralitätskollegium, dem auf Wunsch des Zaren eine Bibliothek ange-gliedert wurde, die sich im Gebäude der Hauptadmiralität befand. 1756wurde auf Initiative der Zarin Elisabeth Petrovna (reg. 1741–1762) dieTheaterbibliothek beim Russischen Staatstheater in Petersburg gegrün-det; ein erster schriftlichen Beleg über die Existenz dieser Bibliothekstammt jedoch erst aus dem Jahr 1784. Eine Lehrbibliothek für dasursprünglich der Universität zugeordnete Moskauer Theater (ab 1780als Petrovskij-Theater und ab 1824 als Kleines Theater) wurde 1809gegründet; aus dieser Lehrbibliothek entwickelte sich eine Spezial-bibliothek für Theaterwissenschaften und später die Russische Staats-bibliothek für Kunst. 1757 entstand die Akademie der Künste; der Auf-bau ihrer Bibliothek begann während der Regierungszeit der Zarin Elisa-beth Petrovna und kam in der Aufklärungsepoche während der Regie-rungszeit der Zarin Katharina II. (1762–1796) zum Abschluß. Bis Mittedes 19. Jahrhunderts diente die Bibliothek auch als Kunstkammer. UnterKatharina II. die Große entstand 1773 eine Bergbaufachschule mit einerBibliothek, die sich auf ein von Peter I. eingerichtetes Bergkollegiumstützte. Die dort zusammengetragenen Bücher gingen auf die Haupt-bibliothek des Bergbauinstituts über. Die Staatliche Öffentliche Histori-sche Bibliothek Rußlands in Moskau wurde auf Initiative des Archäolo-gen und Historikers Aleksandr D. Certkov am Anfang des 19. Jahrhun-

Zur Geschichte der ersten Bibliotheken

Rußland/Sowjetunion

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Zur Geschichte der ersten Bibliotheken

derts gegründet. Die Bestände der Bibliothek wurden von Schriftstellernwie Puschkin und Gogol genutzt. 1863 wird sie die erste öffentlicheBibliothek Moskaus. Die St. Petersburger Universität und ihre Biblio-thek gehen auf eine Hauptvolksschule mit einem Lehrerseminar zu-rück, die 1783 eröffnet wurde. 1837 wurde die Öffentliche Bibliothekder Gouvernementshauptstadt Vjatka eröffnet; ihre Entstehung ist aufden Schriftsteller und Publizisten Alexander Herzen zurückzuführen,der seit 1835 hier im Exil lebte. Bei der Eröffnung besaß die Bibliothek645 Titel, die zumeist gespendet worden waren. 1861 wurde die Öf-fentliche Stadtbibliothek in Niznij Novgorod eröffnet; sie konnte ihreUrsprünge auf bereits 1831 geschenkte Bücher zurückführen, die inverschiedenen Gebäuden der Stadt aufbewahrt wurden. Zu dieser Zeitexistierten in Niznij Novwgorod bereits einige kleinere öffentlichePrivatbibliotheken und Lesesäle, von denen die größte die öffentlichePrivatbibliothek von Stepan P. Meledin (1786–1865) mit etwa 8.000Bänden war. Meledin hatte jedoch 1861 keine Mittel mehr, diese Biblio-thek weiter zu unterhalten, und verkaufte seinen Bücherbestand derStadt. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden in weite-ren Städten öffentliche Bibliotheken.

Rußland/Sowjetunion

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Nationalbibliothek in MoskauDie Rossijskaja gosudarstvennaja biblioteka in Moskau ist neben derNationalbibliothek in Sankt Petersburg die zweite Nationalbibliothekder russischen Föderation. 1918 wurde eine Abteilung eingerichtet, inder ältere, seltene und wegen ihres Wertes nicht ausleihbare Bücherverwahrt werden; 1925 wurde der Bestandskern dieser Abteilung ge-bildet, der in- und ausländische Alte Drucke sowie seltene Ausgabenund wertvolle Drucke neuerer Zeit umfaßt. Die Grundlage der auslän-dischen Bestände bildeten mehr als 50 Büchersammlungen, die in er-ster Linie den Privatsammlungen von Nikolaj P. Rumjancev und AvraamS. Norov entnommen wurden, die auch den Grundstein der Inkunabel-und Frühdrucksammlungen und der Sammlungen fremdsprachiger undim Ausland erschienener Bücher gelegt haben. Die Inkunabelsammlungder Russischen Staatsbibliothek ist die zweitgrößte in Rußland (nachder Russischen Nationalbibliothek St. Petersburg). Sie umfaßt 5.370Exemplare, davon 2.923 aus dem deutschsprachigen Raum (54 Pro-zent). Sie ist die größte Bibliothek Europas, und neben der Library ofCongress (USA) die größte der Welt. 2011 verfügte die Bibliothek übermehr als 41 Millionen Medien, davon 12,7 Millionen fremdsprachige.Sie besitzt unter anderem 17,6 Millionen Monografien, 13 MillionenPeriodika, 565.700 Archivalien und handschriftliche Dokumente,350.000 Musiknoten und Tondateien sowie 151.300 Karten. Die Biblio-thek wurde am 1. Juli 1862 im Paschkow-Haus eröffnet; sie war dieerste öffentliche und kostenlos zu benutzende Bibliothek in Rußlandunter dem Namen Bibliothek des Öffentlichen Museums Moskaus unddes Rumjanzew-Museums. Nach 1992 erhielt die Bibliothek Pflicht-exemplare der in der Sowjetunion hergestellten Drucksachen. Von 1945

Rußland/Sowjetunion

Sowjetunion 3.1939

Sowjetunion 25.2. 1935Metrostation Lenin-Bibliothek

Sowjetunion 1.12.1968

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bis 1992 trug sie den Namen Staatliche Leninbibliothek. 1992 erhieltsie ihren heutigen Namen. Weitere Objekte beherbergt die RussischeStaatsbibliothek in 247 Sprachen, welche 29 Prozent ihrer Sammlungausmachen. Die Bibliothek bewahrt Dokumente des Kulturgutes Ruß-lands, die in der UNESCO-Liste des Weltdokumentenerbes »Memoryof the World« aufgeführt sind, auf. Die Staatsbibliothek ist eine Prä-senzbibliothek mit insgesamt 38 Lesesälen; Bücher können also nichtausgeliehen werden. In den 1930er Jahren begann ein Neubau aufeinem Nachbargrundstück, der um 1960 abgeschlossen wurde. Mit200.000 Nutzern pro Jahr ist sie die am häufigsten besuchte Biblio-thek weltweit. 2010 zählte die Bibliothek 1,1 Million Besucher und 9,3Millionen Ausleihen in den Lesesaal. Staatspräsident Putin kündigte2007 einen Neubau in unmittelbarer Nähe des Roten Platzes für dieNationalbibliothek an.

Nationalbibliothek in Moskau

Rußland/Sowjetunion

Sowjetunion 27.6.1957

Sowjetunion 30.6.1962Altes und neues Gebäude der Bibliothek

Sowjetunion 27.6.1957

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Paschkow-Hausist ein klassizistisches Bauwerk in Moskau. Es befindet sich im histori-schen Stadtkern gleich gegenüber dem Borowizki-Tor des Kremls. DasHaus wurde in den Jahren 1784 bis 1786 als Wohnhaus durch denArchitekten Wassili Baschenow im Auftrag des Offiziers a.D. PjotrPlaschkow erbaut. 1812 wurde es beim Stadtbrand während des Kriegsgegen Napoleon schwer beschädigt. Daraufhin erfolgte zunächst eineunvollständige Renovierung durch die damaligen Eigentümer, bevor1839 der Staat das Haus kaufte. Dieser schuf daraus nach aufwendi-ger Restaurierungsarbeit und Umbauten ein Haus für allgemeineZwecke. Zuerst diente es als Adelsinstitut und später als Gymnasium.Dann wurde es das erste öffentliche Museum Moskaus. Ab 1925 be-herbergte das Gebäude Teile der Lenin-Bibliothek. Bis heute gehörtes zum Komplex der Staatsbibliothek.

Rußland 21.2.1995

Sowjetunion 6.1949Abgebildet ist der Architekt des Paschkow-Hauses WassiliBaschenow (1737/38–1799). Er war Mitglied der RussischenAkademie der Wissenschaften. Ein Entwurf für denGroßen Kremlpalast in Moskau wurde nicht verwirklicht.

Rußland/Sowjetunion

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Akademie der WissenschaftenDie Rossijskaja Akademija Nauk (RAN) wurde 1724 in Sankt Peters-burg gegründet und 1934 nach Moskau verlegt. Die Gründung der Aka-demie war ein wesentlicher Bestandteil der Reformen, die von Zar Pe-ter I. dem Großen eingeleitet wurden und die das Ziel hatten, Rußlandzu modernisieren und auf einen mit westeuropäischen Ländern ver-gleichbaren Stand zu bringen. Als Gründungsdatum der Akademie giltder 8. Februar 1724, als der Erlaß über die Einrichtung der Akademievom Kaiserlich-russischen Senat verabschiedet wurde. In den Anfangs-zeiten war die Akademie nach ihren Haupttätigkeitsfeldern in drei Fach-abteilungen unterteilt: die mathematische, die naturwissenschaftlicheund die geisteswissenschaftliche. Zur Stärkung ihres Ansehens wurdeeine Reihe von ausländischen Gelehrten nach Petersburg eingeladenund zu Mitgliedern der Akademie ernannt. Zudem erhielt die Akademiemehrere wichtige wissenschaftliche Einrichtungen des Landes unterihre Verwaltung, darunter die Petersburger Kunstkammer, ein astrono-misches Observatorium, einen botanischen Garten, ein anatomischesTheater und eine Druckerei. Zu den wichtigsten Errungenschaften derAkademie in den ersten Jahren ihres Bestehens zählen unter anderemdie vielen Entdeckungen des Universalgelehrten Michail Lomonossowim natur- und geowissenschaftlichen Bereich, die mathematischen For-schungsarbeiten Eulers sowie mehrere Forschungsexpeditionen in vor-mals unerschlossene Gebiete des Russischen Reichs. Ab 1728 ver-legte die Akademie ihre eigene Forschungszeitschrift auf Latein. Nachder Oktoberrevolution 1917 ging der Forschungsbetrieb der ehemali-gen Kaiserlich-Russische Akademie der Wissenschaften fast unverän-dert weiter. Zu den wichtigsten Aktivitäten der 1920er Jahre gehörten

Rußland/Sowjetunion

Sowjetunion 19.11.1961

Sowjetunion 30.1.1964

Sowjetunion 17.4.1957Leonhard Euler (1707–1783) war einer der bedeutendsten Mathemati-ker. Ab 1720 studierte er an der Universität Basel und schloß seinStudium 1723 als Magister ab. 1727 wurde er von Daniel Bernouille andie Universität in St. Petersburg berufen und wurde Professor fürMathematik. 1741 wird er von Friedrich II. von Preußen an dieKöniglich-Preußische Akademie der Wissenschaften berufen. 1766kehrt er nach St. Petersburg zurück und arbeitete an der dortigenKunstkammer.

Sowjetunion 12.8.1981

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unter anderem die Erforschung der Bodenschätze der Kola-Halbinselsowie die Erarbeitung des staatlichen Plans Goelro zur flächen-deckenden Elektrifizierung des Landes. Innerhalb der Akademie ent-standen die ersten Forschungsinstitute, bis 1925 wuchs die Zahl derwissenschaftlichen Angestellten der Akademie um das Vierfache imVergleich zu 1917. Bereits 1918 entstanden auch in den Teilrepublikender Sowjetunion eigene Akademien der Wissenschaften. 1925 wurdesie offiziell in Sowjetische Akademie der Wissenschaften umbenannt.1934 wurde ihr Hauptsitz in die neue Hauptstadt Moskau verlegt, woer sich bis heute befindet. 1991 wurde die Akademie in Russische Aka-demie der Wissenschaften (RAN) umbenannt. Die Biblioteka RossijskojAkademii Nauk (BAN) der Akademie der Wissenschaften war die er-ste staatliche Bibliothek Rußlands. Sie wurde 1714 gegründet, alsonoch vor der Gründung der Akademie. Sie bestand zunächst aus denBüchersammlungen der Moskauer Medizinalkanzlei, der GottorffschenBibliothek und der Bibliothek des Kurländischen Herzogtums. Bereitsin den ersten Jahrzehnten ihres Bestehens wurde sie durch privateSammlungen erweitert, unter denen vor allem die Bibliothek von Peterdem Großen und seinen Verwandten aus dem Sommerpalais zu nen-nen ist. Sie kam in den Jahren 1725–1728 in die Bibliothek. 1725 wur-de die Bibliothek der Akademie zugeordnet; sie erhielt zusammen mitder Kunstkammer ein neu errichtetes Gebäude an der Newa. Der ersteBibliothekar war seit 1714 der aus Deutschland stammende JohannDaniel Schumacher. Ab 1746 erhielt die Bibliothek jeweils sechs Ex-emplare aller Veröffentlichungen der Akademie. 1783 erhielt sie denAnspruch auf Pflichtexemplare aller in Rußland herauskommenden

Akademie der Wissenschaften

Rußland/Sowjetunion

Sowjetunion 6.1945Rechts oben: Lomonossow

Sowjetunion 22.5.1969

Sowjetunion 8.9.1925Michail Wassilewitsch Lomonossow (1711–1765)

Sowjetunion 15.4.1970Die Akademie der Wissenschaftenist rechts oben abgebildet.

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Publikationen. Da die deutsche Sprache neben dem Lateinischen diewichtigste Wissenschaftssprache in Rußland war, erwarb die Biblio-thek bedeutende Bestände an deutschsprachiger Literatur. 1813 wur-den die Bestände der Bibliothek auf zwei Abteilungen mit jeweils eige-ner Direktion verteilt: die Erste, russische (zu der seit 1883 auch derslawische Bestand gehörte) und die Zweite, ausländische. Den älte-ren Teil der ausländischen Abteilung bildet noch heute der sogenannteBaer-Bestand mit rund 200.000 Büchern, benannt nach dem Akademie-mitglied Karl Ernst Baer. Dieser war u.a. Anthropologe und von 1835bis 1862 Bibliothekar der ausländischen Abteilung und Direktor derBibliothek. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden verschiede-ne Institutionen der Akademie (Museen, Observatorien, Institute), dieeigene Bibliotheken aufbauten. 1925 siedelte die Bibliothek in ein neuesGebäude an der Birzevaja linija über, wo sie sich bis heute befindet.Während des Zweiten Weltkriegs und der Leningrader Blockade durchdie Deutsche Wehrmacht blieb die Bibliothek für ihre Leser wie auchandere wissenschaftliche Einrichtungen der Stadt geöffnet. Ein Groß-feuer im Februar 1988 hat den Beständen der Bibliothek große Verlustezugefügt. Heute umfaßt die Bibliothek der Akademie neben der Zentral-bibliothek 40 Abteilungen und Zweigbibliotheken bei den wissenschaft-lichen Institutionen des St. Petersburger Zentrums der Akademie derWissenschaften Rußlands. Die Bestände dieses Bibliothekssystemsumfassen fast 20 Millionen Druckschriften und mehr als 17.000 Hand-schriften. Im Januar 1992 wurde eine Abteilung für Handschriften, Raraund Kartographie eingerichtet, die sich aus der früheren Handschrif-tenabteilung, den besonders wertvollen Teilen des Reserve- und

Akademie der Wissenschaften

Rußland/Sowjetunion

Rußland 25.5.1994

Sowjetunion 10.1.1949

Sowjetunion 25.12.1964

Sowjetunion 15.4.1970Oberhalb der Briefmarke mit WladimirIljitsch Lenin (1870–1924) ist eineAbbildung der Bibliothek der Akademieder Wissenschaften in St. Petersburg.

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Tauschbestandes sowie der früheren Abteilung für Spezialbeständezusammensetzt. Diese war 1930 aus dem Inkunabel-Kabinett hervor-gegangen, das sich in der Zweiten (ausländischen) Abteilung befand.Der größte Teil der Bestände dieser Abteilung geht auf private Samm-lungen und Bibliotheken von Institutionen des 18. und 19. Jahrhun-derts zurück. Neben den bereits aufgeführten Bibliotheken sind dieSammlungen des Leibarztes Peters des Großen, Robert KarlovicAreskin, des Präsidenten des sibirischen Kollegiums, Andrej Andree-vic Vinius sowie des General-Feldzeugmeisters Jakov Vilimovic Brjuszu nennen. 55 Bücher aus der privaten Sammlung Michail Lomo-nossovs wurden der Bibliothek 1977 von der Universität Helsinki ge-schenkt, die sie ihrerseits 1832 von Pavel Konstantinovic Aleksandrovgeschenkt bekam. 1930 wurde beschlossen, von allen Veröffentlichun-gen der Akademie je ein Exemplar der Akademie und dem Archiv zurVerfügung zu stellen. Schon seit der Gründung der Druckerei der Aka-demie waren alle Publikationen der Akademie separat gesammelt wor-den. Die Bibliothek besitzt heute insgesamt mehr als 20 MillionenBände.

Akademie der Wissenschaften

Rußland/Sowjetunion

Sowjetunion 6.1945Bibliothek der Akademie der Wissenschaften im Neskutschny-Park inMoskau. Dieser Park befindet sich im »Gorki-Park für Kultur undErholung« im Zentrum der Stadt am Ufer der Moskwa; den älteren Teildes Parks bildet der Lustgarten (Neskutschny sad) mit malerischenHügeln, Hainen und kleinen Brücken. Hier befanden sich im18. Jahrhundert die Gutsgärten des Moskauer Adels. Die 1989errichtete Zentrale der Akademie der Wissenschaften in Moskau wirdals »Goldenes Hirn« bezeichnet.

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Bibliothek in KrasnoyarskIm Jahr 1897 wurde Wladimir Iljitsch Lenin für drei Jahre nach Sibirienverbannt, südlich von Krasnoyarsk nach Schuschenskoje. Krasnoyarskist eine Stadt am Jenissei; sie ist mit 947.801 Einwohnern die dritt-größte Stadt Sibiriens. Lenin nutzte hier die private Bibliothek des sehrwohlhabenden Kaufmanns und Weinhändlers Gennadij WassiljewitschYudin (1840–1912). Diese Bibliothek in der Stadtvilla des Kaufmannswar mit 80.000 Bänden noch am Anfang des 20. Jahrhunderts die größteBüchersammlung Sibiriens; Yudin hatte seit seinem 14. Lebensjahrnach dem Gewinn einer größeren Summe in einer Lotterie vorwiegendBücher zur Geschichte Sibiriens und Russisch-Amerika sowie Zeit-schriften aus dem 18. und 19. Jahrhundert zusammengetragen; hinzukamen Handschriften aus dem 13. bis 19. Jahrhundert. Um einen Brandder Bibliothek zu verhindern, verbot Yudin jegliche Gasbeleuchtung imHaus; Nutzer der Bibliothek konnten also nur bei Tageslicht lesen. DreiKatzen verhinderten die Ausbreitung von bücherfressenden Mäusen.Im Frühjahr 1897 arbeitete Lenin zwei Monate in der Bibliothek Yudinsan dem Buch »Die Entwicklung des Kapitalismus in Rußland«. Yudinwollte aus finanziellen Gründen seine Bücher an die Kaiserliche Öf-fentliche Bibliothek in Sankt Petersburg verkaufen. Da der Zar 1907den Ankauf verweigerte, wurde die Sammlung nach Amerika verkauft;sie liegt heute in der Library of Congress. Yudin begann danach wei-terhin Bücher zu sammeln, die nach der Oktoberrevolution 1917 ver-staatlicht wurden und in das Staatsarchiv von Krasnoyarsk verbrachtwurde. Am 12. Februar 1889 wurde in Krasnoyarsk eine städtischeöffentliche Bibliothek eröffnet. Am 20. Januar 1935 wurde hier diewissenschaftliche Lenin-Bibliothek mit einem Regionalen wissenschaft-lichen und methodischen Zentrum für kulturelle und Aufklärungsarbeiteröffnet.

Sowjetunion 15.4.1970Unterhalb der Abbildung von Lenin ist das Haus abgebildet, in derYudin seine Bibliothek aufbewahrte.

Rußland/Sowjetunion

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Lenins Bibliothek im KremlAm 12. März 1918 zog Wladimir Iljitsch Uljanow (1870–1924) vonPetrograd nach Moskau, da er hier einen größeren Schutz vor mögli-chen Aufständen, Konterrevolutionären und ausländischen Interven-tionen erhielt. Damit wurde Moskau nach zwei Jahrhundert wiederHauptstadt Rußlands. Mehrere Gebäude hinter der Roten Mauer derin den Jahren 1485 bis 1499 ausgebauten Burg (Moskovskij Kreml)wurden zu Wohnhäusern der neuen Machthaber und ihrer Angestell-ten umgebaut. Lenin selbst ließ sich im Senatspalast des Kremls Ar-beitsräume und eine kleine Wohnung einrichten, in der auch seineFrau Nadeshda Krupskaja lebte. Nach ihrem Tod (1939) wurde dieseWohnung einschließlich der Originalausstattung bis in die 1990er Jahreals Museum ausgestaltet. Lenins Nachfolger Stalin bezog ebenfalls imSenatspalast eine Wohnung, in der er bis zu seinem Tod wohnte. FürBesucher, soweit sie nicht geladen waren, war der Kreml gesperrt. Ab1955 durfte er wieder von der Öffentlichkeit kostenlos betreten wer-den; die verbliebenen Dienstwohnungen wurden aufgelöst.

Sowjetunion 10.1.1949

Sowjetunion 13.11.1950

Sowjetunion 18.4.1969

Rußland/Sowjetunion

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Kinder in der Globus-BuchhandlungDas Handelshaus »Biblio-Globus« wurde 1957 in Moskau gegründet.Es befindet sich in zentraler Lage Moskaus. Die Buchhandlung gilt alsNachfahrin der besten Bildungstraditionen im Buchhandel des 19. und20. Jahrhunderts.

Rußland 24.8.2007

Rußland/Sowjetunion

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Am 24. September 1844 wurde von George Turner und Charles Hardievon der London Missionary Society in der Nähe der samoanischenHauptstadt Apia das Malua Theological College, eine Missionsschulezur Ausbildung weiterer Missionare, eingerichtet und begann mit 25Studenten schon einen Tag später mit dem Unterricht. Im Jahr 1859wurde in Satupa’itea auf der samoanischen Insel Savai’i eine Missions-station der Methodist Church gegründet; 1868 folgte ein Kolleg derMethodisten in Lufilufi im Norden der Insel Opulu, in der Theologenausgebildet wurden. In dieser Schule mit dem Namen Piula TheologicalCollege wurde auch eine erste Bibliothek auf Samoa eingerichtet, dienoch heute besteht. Neben der Nelson Memorial Public Library undihrer Zweigstelle besteht auch eine kleinere Bibliothek (NationalUniversity of Samoa Library, NUSL) der 1989 gegründeten Universi-tät, die 1997 eigene Bibliotheksgebäude erhielten; hier werden vor-wiegend Lehrbücher, aber auch sämtliche Ausgaben der SamoanTimes, aufbewahrt. Die 1977 gegründete University of the South Pacific,gestützt von zwölf pazifischen Staaten, besitzt ebenfalls eine eigeneBibliothek mit etwa 17.000 Büchern und einer Sammlung von Zeitungen(vorwiegend landwirtschaftliche Themen). In den 1980er Jahren wurdevon pazifischen Staaten eine regionale Organisation gegründet; unterder Leitung des »Secretariats of the Pacific Regional Environment« inApia wurde eine Spezialbibliothek mit dem Schwerpunkt auf Umwelt-themen eingerichtet.

Zur Geschichte der ersten Bibliotheken

Samoa

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Öffentliche Bibliothek in ApiaDie Apia Library wurde 1956 gegründet und vier Jahre später offizielleröffnet. Seit 1962 ist sie in einem für diesen Zweck errichteten Ge-bäude untergebracht. Die Bibliothek befindet sich in Apia, der Haupt-stadt Samoas, auf der Insel Upolu. Die Nelson Memorial Public Libraryübt auch die Funktion einer Nationalbibliothek aus; benannt ist sie nachdem schwedischstämmigen Taisi Olaf Frederick Nelson (1883–1944)einem samoanischen Geschäftsmann, Zeitungsverleger (Samoa Guar-dian, 1927) und Gründer der gewaltlosen Mau-Bewegung (»Samoaden Samoanern«) gegen die neuseeländische Besetzung der Inseln.Die Bibliothek wurde finanziert durch Spenden der Familie Nelson, sieuntersteht dem Ministerium für Erziehung, Sport und Kultur. Sie besitztals besondere Sammlung einen großen Fundus deutscher Zeitungenund Dokumente aus der deutschen Kolonialzeit, die jedoch nicht freizugänglich sind; die Samoa-Inseln, heute West-Samoa, waren von1899 bis 1914 deutsche Kolonie. Insgesamt weist die Bibliothek mitihrer Zweigstelle Savai’i Public Library in Salelologa auf Savai einenBestand von etwa 100.000 Medieneinheiten auf. Im sog. »PolynesianRoom« sind historische Dokumente und vor allem Zeitungsbeständeder deutschsprachigen Samoanischen Zeitung aus den Jahren 1904/1905 ausgestellt.

Samoa

Samoa 2.7.1962

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Seit 1826 war von der Regierung San Marinos (Reggenza dellaRepubblica) geplant, eine öffentliche Bibliothek einzurichten. Die er-ste Bücherei in San Marino wurde jedoch erst 1839 mit dem Ankaufder privaten Sammlung von insgesamt 900 Büchern der Erben derFamilie Onofri eingerichtet; diese erste Bibliothek wurde 1846 im un-benutzten Palazzo Valloni in der Altstadt der Republik untergebracht.Durch Ankäufe von Sammlungen aus dem Besitz der Familie Broccoliin Neapel und der Nardi in Bologna sowie die naturwissenschaftlichenBestände des Achille Tellini wurde die Büchersammlung erheblich aus-gebaut. Aus dieser Bibliothek entwickelte sich die Nationalbibliothek(Biblioteca di Stato e Beni Librari), deren formale Gründung auf dasJahr 1839 datiert wird. 1944 wurde der Palazzo Valloni und damit dieBibliothek durch Bombardierungen schwer beschädigt. 1963 und aber-mals 1983 wurde das Gebäude renoviert. 1993 wurde in der Biblio-thek eine eigene Restaurierungswerkstatt (Laboratorio di Restauro)eingerichtet. In der Bibliothek werden u.a. Dokumente zur GeschichteSan Marinos und viele Inkunabeln aufbewahrt; das wertvollste Buchstammt aus dem 16. Jahrhundert. Auch eine Sammlung von Geset-zestexten und eine Zeitungsbibliothek befinden sich im Palazzo. DieStaatsbibliothek ist Mitglied des italienischen Nationalbibliotheks-system.

Bibliothek der PhilatelistenEs handelt sich wohl nicht um eine konkrete Bibliothek, die ihrenSitz in San Marino hat.

Zur Geschichte der ersten Bibliotheken

San Marino

San Marino 12.2.1991Zeitschriften und Bücher über/zu philatelistische/n Themen und»Briefmarkensammlerverein«

San Marino 27.4.2000Kirche San Giacomo Maggiore, Arengo-Turm,Kirche San Francesco und ein Antiquariat.

Europäische Kulturhauptstadt

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Die ersten Bibliotheken in Saudi-Arabien entwickelten sich in den bei-den Städten Medina und Mekka. Insbesondere in Mekka entstand inunmittelbarer Umgebung der Großen Moschee eine Bibliothek, in derdie heiligen Schriften des Islams aufbewahrt wurden und werden. Son-stige öffentliche Bibliotheken wurden erst nach dem Zweiten Weltkriegeingerichtet. 1968 wurde das Dar al-Kutub al Watani’yah (NationalesBuchhaus) gegründet, das einer Bibliothek gleichkommt.

Zur Geschichte der ersten Bibliotheken

Saudi-Arabien

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NationalbibliothekDie King Fahd National Library (KFNL) in Riad wurde 1989 eröffnet.Sie besaß eine Fläche von etwa 38.000 m2 und mehr als 250.000Medien. Im Jahr 2008 wurde ein Neubau auf der Grundlage von Pläneneines deutschen Architekturbüros begonnen. Die Bibliothek gibt einhalbjährlich erscheinendes Journal of King Fahd National Library her-aus. Die neue Bibliothek formt einen kubischen Ring um die nach Denk-malschutzkriterien erhaltene Bibliothek aus den 1970er Jahren, dieeine architektonische Einheit mit ihr bildet. Die Fassade der neue Biblio-thek besteht aus Vakuum-Isolierglas, das erst seit 2008 auf dem Marktverfügbar ist. Die Fenster sollen die Bücherbestände des geplantenEnergieturms weitgehend von der äußeren Hitze abschirmen.

Saudi-Arabien

Saudi-Arabien 8.7.1997

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King Abdulaziz Public Libraryin Mekka wurde 1999 als Teil des King Abdulaziz Historical Centereröffnet. Die Bibliothek besteht aus drei getrennten Abteilungen: einefür Männer, eine für Frauen und eine dritte für Kinder. Ziel der Biblio-thek ist es, Wissen und Kultur unter Berücksichtigung der arabischenund islamischen Entwicklung und der Geschichte des saudi-arabischenKönigreichs für die saudische Gesellschaft zur Verfügung zu stellen.In der Bibliothek werden mehr als 560.000 Bücher, Zeitungen, Karten,Fotografien und Kinderbücher aufbewahrt; darunter befinden sich mehrals 5.500 einmalige und auch seltene Fotografien. In der Kinderab-teilung ist auch ein Spielplatz und Computer für die interaktive Benut-zung eingerichtet; die Medien sind sowohl in Arabisch wie auch in Eng-lisch. In den beiden anderen Abteilungen wird eine große Anzahl aus-leihbarer Bücher angeboten.

Saudi-Arabien

Saudi-Arabien 28.7.1997

King Abdulaziz Center

for World Cultureist eine Einrichtung im Saudi Aramco Cultural Park und dokumentiertdie Geschichte seit den ersten Ölfunden in Saudi-Arabien. Es ist zu-gleich eine der führenden Weiterbildungsanstalten des Landes, esenthält ein Museum, eine öffentliche Bibliothek, ein historisches Ar-chiv, Einrichtungen für die Erziehung bzw. Bildung von Kindern, Kon-ferenzräume und Säle für verschiedene Arten von Veranstaltungen. Saudi-Arabien 24.6.2001

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Al-Haram-BibliothekIn einem gemeinsamen Gebäude befinden sich die Leitung der heili-gen Stätten (Al-Haram-Moschee), die Al-Haram-Bibliothek und die städ-tische Bibliothek (Makkah Municipality Library). Die Al-Haram-Biblio-thek ist spezialisiert auf Literatur zum Islam, zu den heiligen Stätten inMekka und zur Stadt Mekka. Die Bestände befinden sich auf rund38.000 m2 Fläche, verteilt über zehn Stockwerke. Die Moschee beher-bergt in ihrem Inneren das Zentralheiligtum des Islam, die Kaaba. Einerster Bau erfolgte unter Kalif Abdul Malik bin Marwan im 7. Jahrhun-dert. Das aktuelle Bauwerk stammt im Ursprung aus dem 16. Jahrhun-dert, hat neun Minarette und erstreckt sich über eine Fläche von 356.800m2 und kann bis zu 820.000 Gläubige während des Haji aufnehmen.Das ist eine der größten jährlichen Zusammenkünfte von Menschen inder Welt. Seit einigen Jahren wird die Moschee erweitert. Nach derFertigstellung soll sie 456.000 m2 groß sein und Platz für 1.200.000Gläubige bieten. Die Zahl der Minarette soll sich auf 11 erhöhen.

Saudi-Arabien

Saudi-Arabien 30.12.1989

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Nach der Übernahme des Christentums um 1100 durch die schwedi-sche Bevölkerung beginnt der Bau von Klöstern und Stiften. Mit die-sen wiederum beginnt die Bibliotheksgeschichte Schwedens. Für dieAusbildung des Priesternachwuchses und des Adels wurden Dom-schulen gegründet, zu denen Bibliotheken gehörten. In den siebzigerJahren des 15. Jahrhunderts kamen deutsche Buchführer, die mit denersten gedruckten Büchern handelten. Die bedeutendsten Bibliothe-ken besaßen die Klöster (neben Vadstena auch die Klöster der Fran-ziskaner in Stockholm und der Dominikaner in Sigtuna) und Stifte (Dom-und Schulbibliotheken, private bischöfliche und priesterliche Samm-lungen). Bei einem überwiegenden Anteil liturgischer, theologischer,religiöser und kirchenrechtlicher Literatur enthielten die meisten Samm-lungen auch einen kleinen profanen Buchbestand an historischen undjuristischen Arbeiten, Werken antiker Autoren und italienischer Huma-nisten. Am vielseitigsten und umfangreichsten waren die Bibliothekender Franziskaner und Dominikaner. Auch einige private Büchersamm-lungen entstanden. Die politischen und religiösen Umwälzungen nachdem Regierungsantritt des ersten Wasa-Königs Gustav hatten einenModernisierungsschub für Staat und Gesellschaft, Kirche und Kultur,Handel und Verwaltung zur Folge. Sie legten den Grund für die militä-rische Expansion und kulturelle Entwicklung Schwedens im 17. Jahr-hundert. Der erste Wasa-König Gustav betrieb aus machtpolitischenund finanziellen Gründen im Zusammenhang mit der 1527 eingeleite-ten Reformation die Zerschlagung der weltlichen Macht der katholi-schen Kirche und konfiszierte den Besitz von Kirchen und Klöstern. ImZuge der Reformation wurden die mittelalterlichen Bibliotheksbestände

Zur Geschichte der ersten Bibliotheken

Schweden

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zerstört. Die einzigen nennenswerten Bibliotheken dieser Zeit wurdenvon den Königen und Mitgliedern des Hochadels aufgebaut. SchwedensKriegszüge im 17. Jahrhundert erbrachten im Baltikum, gegen Ruß-land und Polen auch umfangreiche Beute in Form von Kirchenschätzen,Archiven und Bibliotheken (aus Riga, Preußen und dem Ermland). Zurliterarischen Kriegsbeute gehörten neben zahlreichen Archiven einigeder bedeutendsten kirchlichen und privaten Bibliotheken in Deutsch-land, Böhmen, Mähren und Österreich. Auch auf den Feldzügen ge-gen Dänemark zwischen 1643 und 1658 wurden umfangreiche Buch-bestände erbeutet. In der zweiten Hälfte des 17. und am Anfang des18. Jahrhunderts kamen aus Polen Bücher hinzu. Im 17. Jahrhundertwurden importierte Bücher ebenso wie die einheimische Buchproduk-tion seit 1686 von einem staatlichen Beamten, dem Censor librorum,zensiert. Im 17. Jahrhundert bildeten die in Mittel- und Osteuropa er-beuteten Bücher den Hauptanteil der in Schweden vorhandenen Lite-ratur. Einen großen Teil der Bücher behielt die Krone für sich selbstoder gab sie an die Universitäten und Gymnasien weiter. 1691 wurdedie Königliche Bibliothek mit ihren immer noch umfangreichen Rest-beständen zur Nationalbibliothek erklärt. Die Bibliothek der UniversitätUppsala entstand in dieser Zeit, wuchs dann aber durch zahlreicheSchenkungen schnell an. Die Bestände der Universitäts- und Gymna-sialbibliotheken waren nicht allgemein zugänglich. Im 17. Jahrhundertentstanden erstmals in größerem Umfang private Büchersammlungen.In diesem und im 18. Jahrhundert prägten die privaten Sammlungendas Bild der schwedischen Bibliothekslandschaft. Die vielen adeligenund bürgerlichen Sammlungen enthielten aufgrund von Schenkungen

Zur Geschichte der ersten Bibliotheken

Schweden

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aus der Königlichen Bibliothek inzwischen den größeren Teil der litera-rischen Kriegsbeute des 17. Jahrhunderts. Wohlstand ermöglichte eshohen Adeligen, wie etwa Magnus Gabriel De la Gardie (1622–1686)und Carl Gustaf Wrangel (1613–1676), auf ihren Schlössern bedeu-tende Bibliotheken zu errichten. Die meisten Privatbibliotheken wur-den schon zu Lebzeiten ihrer Begründer oder nach deren Tod auf-gelöst. Unter Karl XI. (reg. 1660–1697) wurden um 1680 neben Lände-reien und anderen Besitztümern auch viele Bibliotheken adeligerSammler von der Krone eingezogen und der Königlichen Bibliothekoder der Universitätsbibliothek Uppsala übergeben. 1739 wurde inStockholm die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaftenerrichtet. In der neuen und gebildeten Mittelschicht (niederer Adel, Prie-ster, Akademiker, Bürger) wuchs das Leseinteresse; sie gründeten ei-gene Bibliotheken; im 18. Jahrhundert entstand als ein neuerBibliothekstyp die Gutsbibliothek. Nach 1750 entstanden zudem kom-merzielle Leihbibliotheken sowie wenig später private Zeitschriften-Lesegesellschaften. Auf Anregung einzelner Akademiker oder Universi-tätskanzler übernahmen Universitätskonsistorien und -bibliotheken zuBeginn des 19. Jahrhunderts die Trägerschaft der Akademischen Lese-gesellschaften. Leihbibliotheken fungierten in dieser Zeit, ähnlich wieeinige Privat-, Akademie- und Vereinsbibliotheken, auch als öffentlicheBibliotheken. Die Universitäts- und Gymnasialbibliotheken wuchsennach 1750 um große Mengen älterer und neuerer Bücher. Bereits 1808war in Stockholm die Schwedische Ärztegesellschaft gegründet wor-den. Im Jahr 1810 schlossen sich das Collegium medicum und dieSocietas chirurgica zum Karolinischen Institut zusammen. Diese Ein-

Zur Geschichte der ersten Bibliotheken

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Zur Geschichte der ersten Bibliotheken

richtungen schufen sich eigene Bibliotheken. In Stockholm entstandeine große Zahl von Spezialbibliotheken, darunter die Bibliotheken desschwedischen Reichstags (1847/48), des Statistischen Zentralbüros(1858) und die Pädagogische Bibliothek (1885). Eine der umfangreich-sten Bibliotheken war das 1805 eingerichtete militärische Kriegsarchiv.In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts legten in einigen Städ-ten private Schenkungen den Grundstein für Schulbibliotheken. DieArbeiterbewegung in der zweiten Jahrhunderthälfte mit ihrem Anspruchauf Bildung führte ebenfalls zur Gründung neuer Büchereien. In der-selben Zeit wurden die ersten kommunalen öffentlichen Bibliothekengegründet, viele davon als private Stiftungen oder auf der Grundlageälterer Privatbibliotheken.

Schweden

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Königliche BibliothekDie Kungliga Biblioteket wurde 1568 gegründet. Die ersten Katalogeoder Verzeichnisse der Büchersammlungen schwedischer Könige fin-den sich bei den Söhnen Gustavs I. Wasa. Der Katalog Eriks XIV. (reg.1560–1568) aus dem Jahre 1568 verzeichnet 216 Bücher, die aberwie die in der Liste Johanns III. (reg. 1569–1592) aus dem Jahre 1571verzeichneten 72 Bücher wahrscheinlich in privatem Besitz waren. DieReste beider Sammlungen werden heute in der Uppsala Universitets-biblioteket aufbewahrt. 1611 wird der erste königliche Bibliothekar(Regiae Majestatis bibliothecae Custos) für die Bibliotheca regis ein-gestellt, die private Bibliothek des Königs. Nach 1621 beginnen dieKriege und die Raubzüge der Schweden, vor allem in Deutschland derDreißigjährige Krieg und Kriege in Polen und Dänemark in der zweitenHälfte des 17. Jahrhunderts. Die Eroberung Rigas im Jahre 1621 undder Raub der Jesuitenbibliotheken in Riga, Frauenburg und Brauns-berg nach Schweden waren der Auftakt zu einer Reihe von Bestands-vermehrungen durch Kriegsbeute. 1634 begann die Ausstattung derKöniglichen Bibliothek mit erbeuteter Literatur. Unter der HerrschaftKönigin Kristinas (reg. 1644–1654) entwickelte sich die Sammlung zueiner der großen europäischen Bibliotheken. Dazu trugen die im Kriegerbeuteten Bestände ebenso bei wie die in Kristinas Auftrag durch-geführten Käufe von Büchersammlungen in ganz Europa. Die König-liche Bibliothek wurde in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts nochwie eine private Bibliothek geführt. Die in den letzten Jahren des Drei-ßigjährigen Kriegs erbeuteten Bücherschätze kamen vor allem dieserBibliothek zugute. 1654 wurde ein großer Teil des Buchbestands vonKönigin Kristina mit nach Rom genommen, wo sie diese wertvolleDrucke und Handschriften zur Finanzierung ihres Unterhalts nach und

Schweden

Thailand 5.10.2002

Schweden 26.11.1931 und 1939Das Königliche Schloß in Stockholm

Schweden 22.1.1971 und 12.1976

Schweden 14.7.1941, 1.7.1953 und 17.9.1958

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nach verkaufte. Die Königliche Bibliothek hatte einen Umfang und ei-nen Wert erreicht, der weit über den einer privaten Bibliothek hinaus-ging. Die mittlerweile sehr wertvollen Sammlungen wurden von ge-lehrten Bibliothekaren betreut. 1642 wurden die Bibliotheken desJesuitenkollegiums, aber auch die dortigen Kapuzinerklöster sowie1645 und 1648 im mährischen Nikolsburg (hier allein etwa 10.000 ge-druckte Bände und 200 Handschriften) und in Prag geplündert. 1651wird ein Katalog angefertigt, dessen erster Teil zur Theologie 5.276Bücher verzeichnet. Sehr wertvoll waren die erbeuteten Sammlungender Kunst- und Wunderkammer des deutschen Kaisers Rudolf II. (reg.1576–1612) und die mit dieser zusammen nach Schweden über-geführte Rosenbergsche Schloßbibliothek aus dem böhmischen CeskýKrumlov. Der Hauptteil der dortigen etwa 11.000 Bände befindet sichheute in der Königlichen Bibliothek in Stockholm. Zur Kriegsbeute ge-hört auch die Bibliothek des Jacob Conrad Praetorius von Perlenbergaaus Brünn. Königin Kristinas Käufe umfaßten zwar vor allem Hand-schriften, aber auch die 1648 erworbene Bibliothek von Hugo Grotius(1583–1645) mit Handschriften und Drucken. Beim Verlassen 1654Schwedens nimmt sie etwa 3.700 Drucke mit – die wertvollsten Stückeder Königlichen Bibliothek. 1661 erhält die Bibliothek durch ein Gesetzdas erste Pflichtexemplarrecht in Schweden zugebilligt, womit der Auf-stieg zur Nationalbibliothek seinen Anfang nahm. Zu einem Bestands-charakteristikum bildete sich die Sammlung der schwedischen Druckeaber erst allmählich aus, da die Pflichtexemplare zu Anfang nicht regel-mäßig abgeliefert wurden und das entsprechende Gesetz schon 1692und 1698 erneuert werden mußte. Die umfangreichen schwedischenBestände kamen vor allem später durch Übernahme von Privatbüche-reien in die Bibliothek. Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts erweiterten

Königliche Bibliothek

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Schweden 19.3.1998

Schweden 22.9.1961300. Jahrestag des Gesetzes über die Abgabevon Pflichtexemplaren an die schwedische Nationalbibliothek(in Uppsala).

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sich die Sammlungen in größerem Umfang durch die in den Nordi-schen Kriegen erbeuteten Bibliotheken. In Polen wurden von Karl X.Gustav (reg. 1654–1660) die in Warschau und Ujazd aufgestellten Biblio-theken der polnischen Könige Sigismund II. und Sigismund III. erbeutetund der Königlichen Bibliothek übergeben. Wie schon vorher in Preu-ßen und im Baltikum, so wurden auch in Posen in den 1650er Jahrendie Jesuitenbibliotheken konfisziert. Auch aus Dänemark kamen privateBüchersammlungen in die Bibliothek. Unter Karl XI. wurden große Teiledes Adels enteignet; ihre Bibliotheken trugen in erheblichem Maße zurErweiterung der königlichen Sammlungen bei. Einige hundert Bücheraus der Bibliothek des Magnus Gabriel De la Gardie kamen so in dieKönigliche Bibliothek. Ein weiterer Teil seiner Bibliothek gelangte indie Bibliothek von Oxenstierna auf Tidö und mit dieser später in dieKönigliche Bibliothek. Schon 1663/64 bezog die Bibliothek neue Räumeim nordöstlichen Teil des Schlosses: Um 1695 wurde ein Katalog er-stellt, der 24.558 Bücher verzeichnet, davon 23.172 Drucke und 1.386Handschriften. Einen großen Einschnitt in der Geschichte der Biblio-thek stellt der Brand des königlichen Schlosses im Jahre 1697 dar, beidem sie schwer beschädigt wurde. Von fast 30.000 Büchern konntennur 6.826 Drucke und 283 Handschriften gerettet werden. Von 1697bis 1768 waren die Bücher in ungeeigneten Räumlichkeiten in dreiangemieteten Palästen und Häusern untergebracht. 1768 erfolgte derUmzug ins neue Schloß; der eigentliche Bibliothekssaal wurde erst1796 fertiggestellt. Durch eine Kanzleiordnung von 1713 wurde dieKönigliche Bibliothek zu einer öffentlichen Bibliothek erklärt, deren Be-nutzbarkeit jedoch durch Raumnot und Büchermangel stark einge-schränkt war. In die Königliche Bibliothek gelangten mit dem Ende derschwedischen Herrschaft über Estland auch die Bücher der 1710 auf-

Königliche Bibliothek

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Schweden 18.3.1994Der »Rosenroman« (Le Roman de la Rose), ein allegorischer Versroman,begonnen zwischen 1225 und 1230 von Guillaume de Lorris, fortgeführt um1270 von Jehan de Meung, erstmals 1480 gedruckt. Der Rosenromanbesteht aus 22.068 paarweise reimenden achtsilbigen Versen und erzählteinen langen Traum. Es wird die Liebe eines Dichters zu einem jungenMädchen geschildert, der träumend in einen hinter hohen Mauern verborge-nen Rosengarten gelangt, in dem Amor waltet, umgeben von Freude, Ju-gend und Großmut. Eine anmutig zarte Liebesgeschichte, die heutzutagedeftiger ausfallen würde. Ein Exemplar des »Roman de la Rose« befindetsich in der Königlichen Bibliothek. 1588 veröffentlichte der italienischerIngenieur Agostino Ramell, der im Dienst des französischen Königshofesstand, ein Buch voller nützlicher Erfindungen: »Le diverse et artificiosemachine.« Darinnen war auch ein »drehbares Lesepult« abgebildet, dasRamelli als »ansehnliche und sinnreiche Maschine« beschrieb, die »sehrnützlich und bequem für jeden ist, der gern studiert, besonders aber fürjene, die unter Gicht und körperlichen Gebrechen leiden, denn mit dieserMaschine kann man eine große Zahl von Büchern lesen, ohne sich von derStelle zu bewegen. Daneben hat sie den erquicklichen Vorzug, wenig Platzeinzunehmen, was anhand der Zeichnung jeder Verständige nachvollziehenkann.« In dem Film »Die drei Musketiere« von Richard Lester ist einoriginalgetreuer Nachbau dieses Lesepults zu sehen.

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gelösten Universität in Tartu. Die Bibliothek war trotz dieser ungünsti-gen Umstände im 18. Jahrhundert zu einer festen Institution in derschwedischen Gesellschaft geworden. 1877 erhält die Bibliothek eineigenes Bibliotheksgebäude und wird Nationalbibliothek. Ab dem 19.Jahrhundert wurde die schwedische Buchproduktion vollständig ge-sammelt, die alten Sammlungen ausländischer Literatur und die Sue-cana vervollständigt. Darüber hinaus gelangten weitere wertvolle Einzel-sammlungen in die Bibliothek, darunter 1801 die Bibliothek König KarlsXIII. und 1812 die Sammlung Peter Sohms aus dem Musaeumtypographicum als erste der Bibliothek geschenkte Spezialsammlung.Ein Katalog aus dem Jahre 1801 verzeichnet 2.961 Nummern, davonetwa 2.000 Bände schwedische Literatur und Suecana. Käuflich er-worben wurden 1857 Reste der schon 1732 zum großen Teil aufgelö-sten Oxenstiernaschen Bibliothek auf Tidö, begründet in der erstenHälfte des 17. Jahrhunderts durch Axel und Erik Oxenstierna. In denfolgenden Jahren wurden weitere wertvolle Sammlungen angekauft.Im Jahre 1886 übernahm die Königliche Bibliothek im Tausch gegenDubletten vom Reichsarchiv einen wertvollen Bestand historischer Zei-tungen, der die schon um 1877 wegen ihres Bestandes alter deut-scher Zeitungen wertvolle Periodikasammlung um einige hundert euro-päische Titel bereicherte. Die Königliche Bibliothek besitzt heute einenGesamtbestand von fast 4 Millionen Bänden. Von den insgesamt 1.481Inkunabeln wurden 60 in deutscher Sprache in Deutschland gedruckt.Von den 1.307 lateinischen Inkunabeln stammen 610 aus Deutsch-land. 114 Inkunabeln liegen in anderen Sprachen vor. Die Bibliothekuntersteht dem Ministerium für Bildung und Wissenschaft.

Königliche Bibliothek

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Königliche Musikalische AkademieDie Kungliga musikaliska akademien wurde 1771 ins Leben gerufen.Sie war eine von mehreren durch König Gustav III. (1771–1792) amEnde des 18. Jahrhunderts gegründeten schwedischen Akademien.Ihr wurde ein Musikkonservatorium angeschlossen. Die Gründungs-satzung der Akademie sah eine Bibliothek vor, welche die für Unter-richt und Aufführungen notwendige Literatur bereitstellen sollte. DieseBibliothek Statens musiksamlingar und Statens musikbiblioteket wur-de satzungsgemäß gegründet. Nach dem auch innerhalb der Akade-mie der Wissenschaften bewährten Muster fungierte am Anfang derAkademiesekretär gleichzeitig als Bibliothekar. 1795 wurde die Bücher-sammlung den Mitgliedern der Akademie, 1850 der Öffentlichkeit all-gemein zugänglich gemacht. Zehn Jahre später wurde der erste Biblio-thekar angestellt. Zu erwähnen ist auch die musikalische Leihbiblio-thek Georg Johan Abraham Berwalds (1758–1829), die unter demSchutz der Akademie zwischen 1788 und 1790 bestand. Erste Stiftun-gen erfolgten bereits in der Mitte des Jahres 1772. Der AlphabetischeKatalog von 1806 verzeichnet 9.745 Titel. Bedingt durch das Fehleneigener Bibliotheksräume in der Akademie stagnierte in den Jahrzehn-ten zwischen 1810 und 1840 der Zuwachs der Bibliothek durch Ankäu-fe, die aufgrund des geringen Etats ohnehin nie besonders umfang-reich waren. Im Jahre 1847 wurde die Akademiebibliothek für das Pu-blikum allgemein geöffnet werden. Mit dem Amtsantritt Erik Drakes(1788–1870) als Akademiesekretär erlebte die Entwicklung der Biblio-thek 1839 einen neuen Aufschwung. Durch mehrere umfangreicheSchenkungen des 19. Jahrhunderts wurde die Bibliothek um einenreichen Bestand an Musikalien des 18. Jahrhunderts und auch um

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Schweden 10.11.1962Gustav VI. Adolf (1882–1973) war 1950–1973 König von Schweden.Er befolgte strikt die Regeln, die für die konstitutionelle Monarchieherangereift waren. Durch seine persönlichen Eigenschaftenvervollständigte er deren Entwicklung; er trug vermutlich mehr alsirgendein anderer der heutigen Monarchen dazu bei, einen neuen Typeines Königreichs zu begründen. Während seiner Regierungszeitwurde an einem neuen Grundgesetz gearbeitet, das 1975 dieVerfassung von 1809 ersetzte. Gustaf VI. Adolfs große Bedeutung inder Geschichte Schwedens bestand darin, daß es ihm gelang, dasKönigtum im Takt und im Stil der schwedischen Gesellschaft vonheute umzugestalten und dadurch die Voraussetzungen dafür zuschaffen, daß Schweden eine Monarchie blieb, mit dem HauseBernadotte auf dem Thron.

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einige mehr oder weniger geschlossene Sammlungen erweitert. DieBibliothek hat einen Bestand von etwa 300.000 bibliographischen Ein-heiten an Manuskripten, Notendrucken und einschlägiger musikalischerLiteratur. Ausgezählt an den Katalogen und hochgerechnet wurdenknapp 278.000 Titel (Notendrucke und Musikliteratur, davon gut 253.000Drucke und mehr als 24.000 Manuskripte).

Königliche Musikalische Akademie

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Die Kungliga Vetenskapsakademien wurde 1739 nach dem Vorbild derLondoner Royal Society und der französischen Académie des sciencesin Stockholm gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten Carlvon Linné, Jonas Alströmer und Sten Carl Bielke. Sie ist die höchstewissenschaftliche Einrichtung in Schweden. Sie hat sich die Aufgabegestellt, Wissenschaften, vor allem Naturwissenschaften und Mathe-matik, zu fördern. Die Königlich-Schwedische Akademie der Wissen-schaften verantwortet die Ernennung der Nobelpreisträger in Physik,Chemie sowie des Preises für Wirtschaftswissenschaften (gestiftet vonder Schwedischen Reichsbank). Gemeinsam mit dem Institute ofPhysics gibt die Akademie der Wissenschaften im Auftrag derWissenschaftsakademien und Physik-Gesellschaften der skandinavi-schen Länder die Zeitschrift Physica Scripta heraus. Ihre heutige Struk-tur und Aufgabe erhielt die Akademie um 1820 von dem MedizinerJöns Jacob Berzelius. Der Akademie gehören etwa 400 gewählteschwedische sowie bis zu 175 ausländische Mitglieder an. Die Akade-mie gibt mehrere Zeitungen und Zeitschriften heraus und organisiertVorlesungen.

Bibliothek der Akademie der Wissenschaften

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Schweden 2.6.1939Carl von Linné (1707–1778) war ein schwedischer Naturforscher, dermit seiner binären Nomenklatur die Grundlagen der modernenbotanischen und zoologischen Taxonomie schuf. Seit 1741 war erProfessor an der Universität Uppsala. Seine beiden Werke SpeciesPlantarum (1753) und Systema Naturae (1758) begründeten die bisheute verwendete historische wissenschaftliche Nomenklatur in derBotanik und der Zoologie.Jöns Jakob Berzelius (1779–1848) war schwedischer Mediziner undChemiker und gilt als Vater der modernen Chemie. Berzelius führtedie chemische Zeichensprache mit den Buchstaben für diechemischen Elemente ein und hat erstmals eine Vielzahl der Atom-massen von Elementen genau bestimmt. Berzelius entwickelte einerstes Modell zum Verständnis der Elektrolyse und zu Stoffumset-zungen durch die Annahme einer positiven und einer negativenLadung in jedem Teilchen (dualistische Theorie).

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Stadtbibliothek StockholmStockholms stadsbibliotek ist das 1928 eingeweihte Hauptgebäude deröffentlichen Stadtbibliothek; es war die erste Bibliothek mit Freihand-aufstellung Schwedens. 1932 wird der bis dahin fehlende Westflügelvollendet. 1931 wurde der an die Bibliothek anschließende Park fertig-gestellt. Im erweiterten Sinne wird der Name auch auf das gesamtestädtische Bibliothekssystems Stockholms angewendet. Aufbewahrtwerden mehr als 700.000 Bücher sowie rund 180 aktuelle Tageszei-tungen sowie 1.200 Zeitschriften. Aufgrund des Platzmangels sind diePeriodika und die Sammlung fremdsprachiger Bücher (200.000 Ex-emplare) in verschiedenen Gebäuden in der Nachbarschaft (»Annex«)untergebracht. Die Bibliothek ist von dem schwedischen ArchitektenAsplund entworfen worden. Asplund konzipierte einen zentralen Haupt-raum mit frei zugänglichen Buchregalen, umgeben von Lesesälen undLichthöfen. Kennzeichen des Baus ist die Rotunde (nach der BarrièreSaint-Martin, Rotonde de la Villette, von Claude Nicolas Ledoux), diedie vier Flügelbauten überragt. Aufgrund von Raumnot wird 2006 eininternationaler Architekturwettbewerb ausgeschrieben für einen Erwei-terungsbau, aus denen die deutsche Architektin Heike Hanada am 17.November 2007 als Siegerin hervorgeht. Ihr Projekt Delphinium siehteinen neunstöckigen Glasbau vor, den sie von Asplunds Hauptgebäudedistanziert. Sämtliche Pläne für einen Erweiterungsbau der Bibliothekwurden am 12. Oktober 2009 von der Stockholmer Stadtregierung ge-stoppt, nachdem internationale Proteste den Vorschlag kritisierten. DerStadtbibliothek sind weitere 40 Stadtteilbibliotheken zugeordnet. Sieist zugleich zentrale Anlaufstelle für alle Fernleihanfragen aus denÖffentlichen Bibliotheken des Landes. Es sind etwa 750.000 Nutzer

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Schweden 14.5.1987

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registriert. Die Stadtbibliothek unterhält eine große Abteilung »Spre-chender Bücher«, die nur an Berechtigte (Blinde und Sehbehinderte)mit besonders langen Leihfristen ausgeliehen werden. Die erste Kinder-bücherei Schwedens (gegründet 1911) zog 1928 mit in die Stadtbiblio-thek und wurde Modell für alle folgenden Kinder- und JugendbüchereienSchwedens. In Zusammenarbeit mit der Kinderfürsorge bekommt je-des Kind in Stockholm zur Geburt »Barnens första bok« von der Stadt-bibliothek geschenkt.

Stadtbibliothek Stockholm

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Die Bibliothekgeschichte der Schweiz beginnt wie in fast allen euro-päischen Ländern mit der Christianisierung. Während des Mittelalterswaren es vor allem Klöster und andere kirchliche Einrichtungen, dieals Träger der Bildung auch das Bibliothekwesen entwickelten. Beson-ders verdient gemacht hat sich hierbei der Benediktinerorden. Diebenediktinische Stiftsbibliothek St. Gallen besaß im Jahr 830 etwa 450Bände. Bedeutend waren und sind auch die Bibliotheken der Klösterin Einsiedeln und Engelberg, die noch ihrem ursprünglichen Zweckedienen. Mit den Benediktinern wetteiferten die Zisterzienser in Wettin-gen, die Kartäuser in Basel und Thorberg. Noch heute besteht die Biblio-thek der Franziskanerkonventualen in Freiburg aus dem 13. Jahrhun-dert; aus den Statuten des Zürcher Domkapitels des 14. Jahrhundertist ersichtlich, daß jeweils ein »librarius« vereidigt wurde. Die Frauen-klöster besaßen ebenfalls wertvolle Büchersammlungen. Neben denKlöstern und Chorherrenstiften besaßen auch viele Gelehrte Bücher-sammlungen. Im 13. Jahrhundert muß es in Zürich eine adlige Biblio-thek gegeben haben. Im Lausanner Staatsarchiv liegt der Katalog einerSammlung eines unbekannten Domherrn aus dem 13. Jahrhundert;aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts ist eine 250 Bände umfas-sende Bibliothek des Chorherrn Felix Hemmerli in Zürich nachgewie-sen. Auch einige Adlige besaßen Büchersammlungen. Bekannt ist dasBruchstück eines Bibliothekinventars aus dem Schloß Neuenburg vomEnde des 15. Jahrhunderts. Eine einzige weltliche Bibliothek entstandschon im 15. Jahrhundert, die von bleibendem Wert sein sollte. Es wardies die unter dem Einfluß des Humanismus 1460 gegründete Biblio-thek der Universität Basel, die erste wissenschaftliche Bibliothek in

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der Schweiz. In den ersten Jahren der Reformation im 16. Jahrhundertsind nicht nur in Kirchen und Klöster zahlreiche theologische und an-dere gelehrte Büchersammlungen aus geistlichem Besitz zerstört wor-den. Ein Teil der Bestände ging in öffentlichen Besitz über. Diese sä-kularisierten Büchereien bildeten die Grundlage der ersten städtischenund bürgerlichen Bibliotheken. 1528 entstand die Stadtbibliothek inBern. Die Stadtbibliothek von St. Gallen war ein Vermächtnis des Bür-germeisters und Reformators von St. Gallen, Joachim von Watt, 1561folgte die Gründung der Stadtbibliothek in Genf; schon 1538 hatte dieAkademie in Lausanne eine Bibliothek erhalten. Auch geistlicheBibliotheken entstanden neu, so in protestantischen Kantonen die re-formierte Kirchenbibliothek in Basel und 1538 die Bibliothek derNeuenburger Geistlichen; in Schaffhausen ging die Bibliothek des Klo-sters Allerheiligen an die reformierte Geistlichkeit über und bekam denNamen Ministerialbibliothek. Im Zuge der Gegenreformation sind auchin den katholischen Orten neue Bibliotheken gegründet worden. Esentstanden Bibliotheken in den Jesuitenkollegien in Luzern 1577 undFreiburg 1580/81 und an andern Orten. Die Entwicklung reicht bis weitins 17. Jahrhundert hinein. Der Kapuzinerorden gründete im 16./17.Jahrhundert mindestens 25 Bibliotheken. Die bedeutendsten wurde1565 in Lugano gegründet; beispielsweise wurden in Luzern, Solo-thurn und Appenzell 1588, in Freiburg 1609, in Sitten 1632 und inSchwyz 1687 neue Bibliotheken eingerichtet. Im 17. Jahrhundert grün-deten einige Städte Stadtbibliotheken: in Zürich 1629, Schaffhausen1636, Winterthur 1660, in Zofingen 1693. Wie in Deutschland bestan-den in diesen Städten zuvor aber schon Archive, in der die Rats-

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dokumente aufbewahrt worden waren. Öffentliche Büchereien entstan-den vorwiegend in protestantischen Gebieten, weniger in den katho-lisch gebliebenen Kantonen; in den letzteren blieb das Bibliotheks-wesen weitgehend eine Angelegenheit der Klöster und Klosterschulen.Auch private Sammler haben sich in diesen Jahrhunderten hervorge-tan. Genannt sei hier die Amerbachsche Sammlung, die in die Univer-sitätsbibliothek Basel Eingang gefunden hat, oder auch die durch Ja-kob Graviseth der Berner Stadtbibliothek vermachte Sammlung desfranzösischen Historikers und Philologen Jacques Bongars, die neben500 Handschriften noch 3.000 wertvolle Drucke umfaßte. In den Jah-ren 1545–1555 gab der Zürcher Naturforscher Conrad Gessner dieerste bedeutende wissenschaftliche Bibliographie, seine »Bibliothecauniversalis« heraus. Unter dem Einfluß der Aufklärung Entstanden nunin der ganzen Schweiz neue öffentliche Bibliotheken; zudem schufenwissenschaftliche Gesellschaften eigene Büchersammlungen. Als neu-er Bibliothekstyp entstand die Volksbibliothek, die sowohl der Bildungwie der Unterhaltung dienen sollte. Sieben öffentliche Bibliotheken wur-den zwischen 1729 und 1788 in verschiedenen Orten gegründet. Nebenweiteren theologischen Bibliotheken entstanden wissenschaftlicheFachbibliotheken für die verschiedensten Spezialgebiete wie die Biblio-thek der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich 1746, der Ökonomi-schen Gesellschaft in Bern 1760, der Botanischen Anstalt in Basel 1777oder der Medizinisch-chirurgischen Gesellschaft in Zürich 1780. AuchLesegesellschaften bildeten sich: in Bern das Lesekabinett desBuchhandlers Emanuel Haller, dessen Verzeichnis 1777 mindestens5.800 französischen Titeln umfaßte; auch in Basel 1787, in Wadenswil

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1789, in Richterswil 1793, in Altstatten 1796 und in Schaffhausen 1796gründeten sich Lesegesellschaften. 1701 wurde in Preverenges imWaadtland die erste schweizerische Volksbibliothek eingerichtet. 1792wurde in Weinfelden eine Jugend- und Volksbibliothek gegründet. Im18. Jahrhundert werden von den Bibliotheken die ersten Kataloge ge-druckt. Das 19. Jahrhundert brachte einen Aufschwung des Bibliothek-swesens in der ganzen Schweiz. Eine Reihe von öffentlichen Biblio-theken, deren wertvollste Bestande in vielen Fällen aus säkularisier-ten Klosterbibliotheken stammten, wurde in vielen Kantonen und ein-zelnen Städten gegründet. 1849 entstand die Eidgenössische Zentral-bibliothek in Bern, die Bibliothek der Eidgenössischen TechnischenHochschule in Zürich folgte 1855, die Eidgenössische Militärbibliothek1864 in Bern und schließlich 1895 die Schweizerische Landesbibliothekin Bern, womit die schon zur Zeit der Helvetik geplante Nationalbiblio-thek verwirklicht wurde. Hinzu kamen die Bibliotheken der neugegrün-deten Universitäten und Gewerbeschulen, der Museen sowie der Ver-waltungen. Auch Vereine wie z.B. der Stenographenverein oder derAlpenklub legten sich Sammlungen zu. Volks- und Bildungsbibliothekenblieben im wesentlichen Anliegen privater Vereine oder kirchlicher In-stitutionen. Viele heute noch bestehende Volksbibliotheken gehen aufdas 19. Jahrhundert zurück (z.B. Pestalozzigesellschaft in Zürich 1897und die Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigenin Basel 1807).

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Zentralbibliothek ZürichDie Zentralbibliothek Zürich wurde 1914 gegründet und ist eine öffent-liche wissenschaftliche Bibliothek für die Stadt, den Kanton und derUniversität. Ihre Vorgänger waren die Stiftsbibliothek und die Stadtbi-bliothek. Sie sorgt für die möglichst vollständige Dokumentation undArchivierung publizierter und unpublizierter Zürcher Informationsträger(Turicensia); sie sammelt alle Veröffentlichungen, die im Kanton Züricherschienen sind oder von Zürcher Bürger verfaßt wurden oder Zürichund seine Bewohner zum Thema haben. Die Anfänge der ZürcherBibliotheksgeschichte – und damit auch die der Zentralbibliothek– reichen mit der erstmals im Jahr 1259 durch Statuten belegten Bi-bliothek des Zürcher Chorherrenstifts St. Felix und Regula bis in dasfrühe Mittelalter zurück. Durch den religiös bedingten Büchersturm am14. September 1525 verlor die Bibliothek den größten Teil ihres Be-standes und verfügte nur noch über 470 Bücher. Ab 1532 setzte sichder Elsässer Humanist Konrad Pellikan (1478–1556) für die Stifts-bibliothek ein und baute sie mit den in Zürich und Umgebung vorhan-denen Büchern aus Kirchenbesitz und der vom Stift für 200 Pfund an-gekauften Privatbibliothek Huldrych Zwinglis (1484–1531) konsequentauf. 1551 verwahrt die Bibliothek wieder etwa 1.100 Titel. Der Biblio-theksbestand wuchs durch Ankäufe und Schenkungen in den näch-sten drei Jahrhunderten deutlich an. 1831 wurde das Chorherrenstiftaufgelöst; die rund 3.500 Bände mit 14.000 Titeln umfassende Biblio-thek bildete den Grundstock der 1835 neu gegründeten Kantons-bibliothek. Hinzu kamen etwa 340 Bände der 1833 errichteten Univer-sität und der Gymnasiumsbibliothek (gegründet 1827) mit etwa 1.700Büchern mit vorwiegend theologischen und philosophischen Texten.

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Schweiz 17.2.1983

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1863 übernahm die Kantonsbibliothek auch die sehr umfangreicheBibliothek des 778 gegründeten Benediktinerklosters Rheinau mit12.000 Bänden. Die Bibliothek befand sich anfänglich im ehemaligenAugustinerkloster, wurde 1855 im alten Münzgebäude und ab 1873 imPredigerchor untergebracht. Um die Streitigkeiten über das Zutrittsrechtin die Stadtbibliothek zwischen Universität und Stadtbibliothek zu be-enden, wurde die Bibliothek der Cantonal-Lehranstalten gegründet.Die andere Gründungsbibliothek der Züricher Zentralbibliothek war dieStadtbibliothek. Am 6. Februar 1629 beschlossen vier junge ZürcherKaufleute die Gründung einer Stadtbibliotheksgesellschaft, die sich zumZiel setzte, eine allgemein zugängliche, wissenschaftliche Bibliothekfür die Stadt Zürich einzurichten. Mit Beginn des Jahres 1634 wurdeschließlich die zunächst noch in Privaträumen untergebrachteBibliotheca nova Tigurinorum publico-privata in der ehemaligenWasserkirche eröffnet. Die Bestände der Bibliothek wuchsen nicht zu-letzt aufgrund der regen Spendentätigkeit der Zürcher Bürger raschan. Innerhalb nur weniger Jahre entwickelte sich diese Bibliothek mitihren Büchern und Münzen, ihrer Kunst- und Naturaliensammlung zumSchatzhaus und Gelehrtentempel Zürichs. Von Beginn an beanspruchtedie Stadtbibliothek für sich die Rolle einer universellen, alle Wissens-gebiete umfassenden Sammlung. Doch seit der Gründung der Natur-forschenden Gesellschaft durch den Chorherren Johannes Gessner(1746), der Medizinisch-chirurgischen Bibliotheksgesellschaft durch denChorherren Johannes Heinrich Rahn (1780), der Juristischen Biblio-theksgesellschaft (1823) und der Antiquarischen Gesellschaft (1832),letztlich aber mit der Gründung der Kantonsbibliothek verlegte sie ihren

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Anschaffungsschwerpunkt nach und nach auf die Geisteswissenschaf-ten und Turicensia. Als erste schweizerische Bibliothek gab die Stadt-bibliothek 1744 einen gedruckten Katalog ihrer Bestände heraus. 1901wurde erstmals ein Alphabetischer Zentralkatalog ausgegeben, der dieBestände sämtlicher Bibliotheken der Stadt Zürich verzeichnete. ImJahr 1914 sprachen sich die Stimmberechtigten von Stadt und KantonZürich mit deutlicher Mehrheit für den Zusammenschluß von Stadt-und Kantonsbibliothek aus. Mit Hilfe privater Mittel wurde 1917 dieZentralbibliothek als öffentliche Stiftung – mit Stadt und Kanton zu glei-chen Teilen als Trägern eröffnet. 1994 wurde sie aus Platzgründen ineinen Erweiterungsbau verlegt. Im 1995 umgebauten Altbau befindensich seither die Spezialsammlungen mit Ausnahme der Musikabteilung,die im Predigerchor untergebracht ist. Der Bestand der Zentralbibliothekumfaßt 5,8 Millionen Drucksachen.

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Bibliothek der Universität LausanneDie Kantons- und Universitätsbibliothek Lausanne (KUB) ist eine öf-fentliche Einrichtung, die ihre Büchersammlungen auf vier Orte verteilthat. Neben der Universität besteht noch die Bibliothek von Dorigny,die Rechts- und Wirtschaftsbibliothek und eine Bibliothek in Riponne;ein vierter Sitz, die Bibliothek von Cèdres, wurde 2011 geschlossen.Die KUB ist dem Kulturdepartement des Kantons unterstellt und dientgleichzeitig der universitären Gemeinschaft und der breiten Waadt-länder Öffentlichkeit. Sie sammelt die gesamte den Kanton Waadtbetreffende Dokumentation. Im Jahr 1537 wurde von Berner Bürgereine Akademie in Lausanne aufgebaut. Gleichzeitig wurde die Biblio-thek gegründet, die zunächst nur für die Benutzung durch die Professo-ren bestimmt war. Erst 1750 erhielten Studenten das Recht, die Bücherder Bibliothek während zwei Stunden pro Woche einzusehen. 1806wurde die Akademiebibliothek zur Kantonsbibliothek, 1898 zur Kan-tons- und Universitätsbibliothek. Ein der Öffentlichkeit zugänglicherLesesaal wurde 1825 eröffnet. Der Palais de Rumine, in dem die Kan-tons- und Universitätsbibliothek untergebracht war, wurde 1906 einge-weiht. 1938 erhielt die Bibliothek das Pflichtexemplarrecht für im Kan-ton Waadt hergestellte Drucksachen. 1977–1982 wurden die universi-tären Sammlungen nach Dorigny überführt. 1982 wurde die Pfarrbiblio-thek (heute die Bibliothek von Cèdres) der KUB unterstellt. 1985 be-teiligte sich die KUB an der Bildung des Westschweizer Bibliotheks-verbunds RERO (Réseau romand des bibliothèques), bei dem sichalle beteiligten Bibliotheken einen Gesamtkatalog teilen. Als erste Biblio-thek im französischen Sprachraum schloß die KUB 2007 mit Googleeinen Partnerschaftsvertrag im Rahmen des Projekts »Google Buch-suche« ab. Insgesamt werden in der Bibliothek heute rund 2 MillionenDokumente aufbewahrt.

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Türkei 19481923 wurde in Lausanne ein Vertrag geschlossen, der nach dem Siegder Türkei im Türkisch-Griechischen Krieg (1922) die Vertreibung vonBewohnern muslimischen Glaubens aus Griechenland bzw. Bewoh-ner griechisch-orthodoxen Glaubens aus Kleinasien – aus ihrenbisherigen Wohngebieten – nachträglich legalisierte.

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Stadtarchiv LuzernDer 35 Meter hohe achteckige Wasserturm in der Mitte der Kapellbrückeist Teil der historischen Stadtbefestigung von Luzern. Seine Bauzeitläßt sich nicht mit Sicherheit bestimmen. 1367 wird er zum ersten Malerwähnt. Der heute noch bestehende Dachstuhl läßt sich ins Jahr 1339datieren. Im untersten Geschoß des Turms befand sich ein Verlies;seine Mauern sind drei Meter dick. Vermutlich wurde es bis 1759 alsGefängnis sowie als Verhör- und Folterkammer genutzt und danachaufgegeben. Im ersten Obergeschoß befindet sich die sogenannteSchatzkammer. Von 1759 bis 1798 wurde hier der Staatsschatz auf-bewahrt, von 1798 bis 1803 diente der Raum wieder als Gefängnisund ab 1804 zur Aufbewahrung der Wertschriften der Einwohner-gemeinde. Das zweite Obergeschoß war bis 1759 Aufbewahrungsortdes Luzerner Staatsschatzes und des Staatsarchivs. 1758–1802 wares wieder als Gefängnis genutzt. Er beherbergte von 1804 bis 1919wieder das städtische Archiv. Seit 1939 wird der Turm an den LuzernerArtillerieverein vermietet. Das Staatsarchiv in seiner heutigen Gestaltist das Resultat einer jahrhundertelangen Entwicklung. In ihm fließenmehrere Archivtraditionen und Archivbestände zu einem Ganzen zu-sammen. Das Luzerner Archiv ist so alt wie der Staat Luzern, und inseinen Beständen spiegeln sich die Geschicke dieses Staates vonseinen ersten Anfängen und Vorformen bis zur Gegenwart. Die älte-sten Urkunden stammen aus dem 12. Jahrhundert. Es sind nicht alleDokumente zusammengeführt worden, denn einzelne Einrichtungenmit großer Selbständigkeit wie die Spitäler führten lange eigene Archi-ve, ebenso einzelne Behörden und Gerichte. Das Luzerner Archiv warstets Teil der städtischen und staatlichen Kanzlei. 1759 setzte der Rat

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Schweiz 10.5.1960

Schweiz 8.3.1978

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erstmals einen eigenen Archivar mit der Bezeichnung Registrator ein,dem die Betreuung und Erschließung des Archivs anvertraut war. DasArchiv wechselte im Laufe der Jahrhunderte mehrmals seinen Stand-ort. Das älteste bekannte Gebäude, das die Archivalien barg, war derim 14. Jahrhundert gebaute, feuersichere Wasserturm. In diesem wa-ren bis ins 20. Jahrhundert hinein Teile des Archivs untergebracht. ImLaufe der Jahrhunderte gelangten weitere Archive, Teile von Archivenund Archivfragmente fremder, nichtstaatlicher Herkunft in die Beständedes Staatsarchivs. Der wohl älteste Zuwachs dürfte das Vorder-österreichische Hausarchiv der Habsburger im Stein zu Baden im Aar-gau gewesen sein, das 1415 in den Wasserturm in Luzern verbrachtwurde. Im 18. und 19. Jahrhundert erhielt das städtische Archiv dieArchivalien der aufgehobenen Klöster.

Stadtarchiv Luzern

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Stift St. GallenDer Stift Sankt Gallus und Otmar besitzt mit seiner Bibliothek die ältesteBibliothek in der Schweiz; sie ist eine der größten Klosterbibliothekender Welt und besitzt 2.100 Handschriften, 1.650 Inkunabeln und Früh-drucke sowie etwa 160.000 weitere Bücher. Die Bibliothek gehört zumehemaligen Benediktinerstift St. Gallen, das aus der Eremitenzelle desirischen Mönchs St. Gallus um 612 im Hochteil der Steinach entstand.719 übernahm der Alemanne Otmar von St. Gallen die Leitung derGemeinschaft und baute sie zu einer benediktinischen Reichsabtei aus,die ihre erste wirtschaftliche, religiöse und geistige Blüte im 9. Jahr-hundert erlebte. Die für den Gebrauch im Gottesdienst und in der Schulebenötigten Handschriften stellten die Mönche in ihrem eigenen Skripto-rium her, das seit der Mitte des 8. Jahrhunderts nachweisbar ist.. Derälteste zwischen 850 und 880 entstandene Katalog der Hauptbiblio-thek führt insgesamt 426 Titel auf. Dazu kamen noch eine Schul- undeine Kirchenbibliothek sowie private Büchersammlungen. Durch denEinfall der Ungarn im Jahr 926 ging nur ein Teil der Handschriften ver-loren, da diese auf Anraten der im Kloster lebenden EinsiedlerinWiborada vorher auf die Insel Reichenau verbracht worden waren. Auchbeim Brand 937 wurden Handschriften vernichtet. Während der Refor-mationswirren um 1529 wurden nur geringe Teile des Bibliotheks-bestands zerstört. Verluste erlitt die Bibliothek im Toggenburgerkrieg1712, als die siegreichen Zürcher und Berner Truppen das Kloster be-setzten und zahlreiche Handschriften und Drucke raubten. Erst 2006konnte der Streit über diesen Raub beigelegt werden. 1805 wurde dieFürstabtei St. Gallen aufgelöst. Die Stiftsbibliothek sowie das Stifts-archiv blieben an ihren angestammten Orten erhalten. Die Bücher der

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Schweiz 6.3.2003

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Stift St. Gallen

Bibliothek ging vollständig in den Besitz des Katholischen Konfessions-teils des Kantons St. Gallen über. Rund 400 Handschriften von etwa2.100 stammen aus der Zeit vor dem Jahr 1000. Darunter befindetsich unter anderem das älteste deutsche Buch, der sogenannte»Abrogans«. Bekannt ist die Bibliothek außerdem für ihre Sammlungfrühmittelalterlicher irischer Handschriften. Aufbewahrt wird auch dersog. Karolingische Klosterplan, der älteste erhaltenen Bauplan Euro-pas, aus dem Jahr 819. Der Büchersaal der Stiftsbibliothek, kunstvollgeschmückt und in seinen Maßen ausgewogen, wird als der schönstenichtkirchliche Barockraum der Schweiz bezeichnet. Der Saal wurde1758–1767 unter den Äbten Cölestin II. Gugger von Staudach undBeda Angehrn erbaut. Heute dient die Stiftsbibliothek St. Gallen alsMuseum mit wechselnden Ausstellungen, in denen sie Stücke ihrerManuskript- und Inkunabelbestände zeigt, und sie ist weiterhin Leih-bibliothek, die allen Interessierten zur Benutzung frei steht. Sie besitztheute rund 170.000 Bücher, 2.000 Handschriftencodices und 1.700Inkunabeln und andere Medien, die teilweise im Lesesaal genutzt wer-den können. 1983 wurde die Bibliothek zusammen mit dem StiftsbezirkSt.Gallen als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt.

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Kloster EinsiedelnDas Kloster Einsiedeln ist eine Benediktinerabtei im Kanton Schwyz.Gegründet wurde sie im Jahr 1130; das Benediktinerinnenkloster Fahrbei Zürich gehört zur Abtei Einsiedeln. Sie bilden zusammen das welt-weit einzige noch erhalten gebliebene Doppelkloster im Benediktiner-orden. Ihren Ursprung hat die Abtei in der Eremitenklause des Bene-diktiners Meinrad, der von der Insel Reichenau nach Einsiedeln zog.Ihm folgten andere Einsiedler. 934 wurden die Einsiedler durch Eber-hard, einen Priester aus Straßburg, zu einem Benediktinerkloster zu-sammengefaßt. Die Gründung des Stifts wurde 947 durch Kaiser OttoI. bestätigt und ging mit einer üblichen Schenkung von Land einher.Zur Schenkung des Kaisers gehörte auch die Insel Ufnau. Das StiftEinsiedeln erhielt außerdem die freie Abtwahl und Immunität. Nachdem ersten Klosterbrand von 1029 wurde von 1031 bis 1039 einedreischiffige Basilika mit einer Krypta errichtet, welche die Grundformfür den späteren Barockbau vorgab. Die Grundsteinlegung für denNeubau fand am 10. Mai 1031 statt. Eine zweite Basilika (Unteres Mün-ster) wurde 1230 über dem ummauerten Hof errichtet. Kaiser HeinrichII. schenkte 1018 dem Kloster ein Gebiet von 229 km2 zur Nutzung.Die Aufsicht, auch die Vertretung des Klosters in Rechtsfragen, über-nahm jeweils ein Schirmherr. Seit 1114 sind Grenzstreitigkeiten mitden Schwyzern bekannt, die an Hofgerichten in der Regel zugunstendes Klosters entschieden wurden. 1308, nach dem Tod des HabsburgerKönigs Albrecht I., nahmen die Streitigkeiten wieder deutlich zu. 1314wurde das Kloster im sog. Marchenstreit von Schwyzer Bauern erobertund geplündert. Das Kloster verlor als Folge der Auseinandersetzun-gen damals einen beträchtlichen Teil seines Landbesitzes. Die Stifts-

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Schweiz 10.5.1960

Vatikan 28.2.1961

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bibliothek des Klosters ist reich an alten Büchern: Sie umfaßt etwa230.000 gedruckte Bücher, 1.230 Handschriften und 1.040 BändeInkunabeln und Frühdrucke. Jährlich kommen 500 bis 800 Bücher dazu.Gegründet wurde die Bibliothek im Jahr 934. Das Kloster betrieb Endedes 10. Jahrhunderts eine eigene Schreibschule; heute sind noch 64Handschriften aus dieser Zeit erhalten. Eine eigene Druckerei erhieltdas Kloster 1664, in der bis 1798 über 1.000 Titel hergestellt wurden.Die Bestände der Bibliothek wurden lange in den Kellern des Klostersaufbewahrt und überstanden so die zahlreichen Brände des Klostersunbeschadet. Erst 1602 wurde durch Abt Augustin I. Hofmann eineigener Bibliotheksbau errichtet. Der Große Barocksaal, in dem dieBibliothek untergebracht ist, entstand zwischen 1738 und 1740.

Kloster Einsiedeln

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Kloster EngelbergDas Kloster Engelberg ist ein 1120 gegründetes Benediktinerkloster,das sein Entstehen einer Schenkung des Konrad von Sellenbüren ver-dankt. Das mittelalterliche Kloster wurde mehrfach von Bränden zer-stört. Neben dem Männerkonvent entstand ein Frauenkonvent. Die ge-schichtlichen Quellen können jedoch nicht wiedergeben, ob die bei-den Gemeinschaften gemeinsam oder nacheinander gegründet wor-den sind. Das sogenannte Doppelkloster existierte bis ins Jahr 1615.Am 18. Februar 1615 wurde der Frauenkonvent nach Sarnen umge-siedelt. Schon in alten Zeiten gehörte zum Kloster eine Schreibschule.1798, jkurz vor dem Einmarsch französischer Truppen, verzichtete dasKloster auf seine althergebrachten Herrschaftsrechte. Seit 1851 be-steht eine zum Kloster gehörende Schule, welche seit 2009 erstmalsvon einem weltlichen Rektor geführt wird. Ein besonderer Förderer derKlosterbibliothek war Abt Bertold (von Engelberg); er vermehrte dieKlosterbibliothek und förderte die geistige und künstlerische Blüte. DieStiftsbibliothek bewahrt und pflegt die Bücherbestände des KlostersEngelberg seit ihrer Gründung im 12. Jahrhundert. Heute besteht einewesentliche Aufgabe der Stiftsbibliothek im Konservieren und Erschlie-ßen der historischen Bestände. Aber auch die Bestandserweiterunggehört zu den Aufgaben der Bibliothek. Der Gesamtbestand der Stifts-bibliothek setzt sich zusammen aus Handschriften (1.000, davon 300mittelalterliche), Inkunabeln (300), historischen Büchern des 16.–19.Jahrhunderts (35.000), Zeitschriften (350) und Büchern seit dem 20.Jahrhundert (80.000). Die Stiftsbibliothek Engelberg ist eine Privatbiblio-thek des Klosters Engelberg. Öffentliche Bücherausleihe ist nicht mög-lich. Für Forschungsarbeiten ist die Bibliothek zugänglich. In der von

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Schweiz 18.9.1967

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Kloster Engelberg

der Stiftsbibliothek getrennt liegende Musikbibliothek werden die Mu-sikalien des Klosters Engelberg gesammelt und aufbewahrt. Beson-ders reichhaltig sind die Bestände für die Zeit nach dem Klosterbrandvon 1729. Die ältesten vorhandenen Werke von Konventualen sinddie Kompositionen der Patres Benedikt Deuring (1690–1768) und Wolf-gang Iten (1712–1769). Danach reichen die hauseigenen Kompositio-nen bis in die heutige Zeit.

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Bibliothek der UN in GenfDie United Nations Office at Geneva (UNOG) Library ist die europäi-sche Bibliothek der UNO (United Nations European Library) in Genf.Sie verwahrt eine einmalige Sammlung an Dokumenten und Publika-tionen des Völkerbundes, einschließlich einiger seltener Papiere ausder Zeit vor Gründung des Völkerbundes. Ein Katalog (UNBISnet) führtdie Dokumente und Publikationen der Vereinten Nationen auf – so-wohl von der Dag Hammarsköld Library in New York wie auch von derBibliothek der Vereinten Nationen in Genf. UNBISnet erlaubt den Zu-gang zu Volltexten in den 6 offiziellen Sprachen der Vereinten Natio-nen (Arabisch, Chinesisch, Englisch, Französisch, Russisch und Spa-nisch). Die Resolutionen der Generalversammlung, des Wirtschafts-und Sozialrats und des Sicherheitsrats können im Volltext bereits ab1946 geöffnet werden. Die Bibliothek der Vereinten Nationen in Genfermöglicht die Online-Recherche für den Zeitraum von 1919 bis heute.Die Bibliothek befindet sich im früheren Völkerbundpalast. Der Palaisdes Nations wurde zwischen 1929 und 1936 im Genfer Ariana-Parkerrichtet; von 1933 bis 1946 befand sich hier der Hauptsitz des Völker-bundes. Das Palais des Nations wurde nach der Gründung der Ver-einten Nationen 1946 als Nachfolgeinstitution des Völkerbundes vonder UN ebenfalls weitergenutzt. Seit 1966 ist das Palais des Nationsder europäische Hauptsitz der Vereinten Nationen und weltweit derzweitwichtigste Sitz der UN nach dem Hauptquartier in New York. DieBibliothek wurde 1919 eingerichtet und 1946 mit der Gründung derUnited Nations auf diese übertragen. Ihre Aufgabe ist es, die Biblio-thek der UN in New York wie auch die Arbeit der UNO in Genf zu unter-stützen. John D. Rockefeller Jr. spendete 1927 einen größeren Betrag»to serve as a centre of international research and an instrument ofinternational understanding«.

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Schweiz 2.5.1938

United Nations Genf 5.1.1972

United Nations Genf 26.6.1995

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Lesegesellschaft in ZürichIm Jahr 1834 wurde am Limmatquai in Zürich die Museumsgesellschaftgegründet. Ein Jahr später wird ihre Bücherei eröffnet. Es war eineprivate Lesegesellschaft, die zum Zwecke der Bildung und ErbauungBücher und Zeitschriften bereitstellte. Jährlich werden etwa 1.000 Bändeund Hörbücher angeschafft; hier können sie (an)gelesen und für dieAusleihe reserviert werden. Anschaffungswünsche der Mitglieder wer-den berücksichtigt. Anders als die meisten Bibliotheken mit ähnlichemSammelprofil hat die Museumsgesellschaft ihre alten Bücher nicht aus-geschieden und wird sie auch weiterhin aufbewahren und zur Lektürebereit halten. Dadurch verfügt die Gesellschaft über wertvolle histori-sche Bestände, die anderswo schwer oder gar nicht zu finden sind.Sie ist damit zu einer Fachbibliothek für Belletristik und allgemeineSachliteratur geworden, die zu Entdeckungen einlädt und auch vonForschern aus der ganzen Schweiz und aus dem Ausland gerne be-nutzt wird. Die Räumlichkeiten, in der u.a. Lenin und James Joycelasen und studierten, stehen heute unter Denkmalschutz und werdenheute noch genutzt. Die Museumsgesellschaft ist ein eingetragenerVerein. Er wird in der Hauptsache getragen von den Mitgliederbeiträ-gen und den Mieteinnahmen. Die Benutzung von Lesesaal und Biblio-thek ist den Mitgliedern vorbehalten. 1999 entstand hier das »ZürcherLiteraturhaus«, dessen Trägerverein die Museumsgesellschaft ist.

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Sowjetunion 22.4.1991Lenin bei der Arbeit an seinem Werk »Materialismus undEmpirokritizismus« in der Bibliothek der Lesegesellschaft (Gemäldevon P. P. Beloussow)

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Fonoteca Nazionale LuganoDie Schweizer Nationalphonothek in Lugano wurde am 18. Mai 1987als privatrechtliche Stiftung gegründet. Sie wurde mit einem Kapitalvon 5.000 Franken ausgestattet. Zum ersten Präsidenten des Stiftungs-rats wurde Giancarlo Viscardi, Mitglied der Stadtregierung von Lugano,gewählt. Sie ist das Tonarchiv der Schweiz. Sie erfüllt sie – in engerZusammenarbeit mit der Schweizerischen Nationalbibliothek in Bern– einen Teil der im Gesetz über die Nationalbibliothek festgehaltenenAufgaben. Die Nationalphonothek sammelt und dokumentiert Tonträger,deren Inhalte einen Bezug zur Geschichte und Kultur der Schweizhaben und zwar sowohl musikalische wie gesprochene Dokumente.Die ersten Überlegungen, eine solche Einrichtung zu schaffen, stam-men aus dem Jahr 1976, als Hans-Rudolf Dürrenmatt und Robert WylerMitglieder der Phonothekenkommission der Vereinigung Schweizeri-scher Bibliothekare waren.

Schweiz

Schweiz 25.8.1989

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Bibliothek für BlindeDie Schweizerische Bibliothek für Blinde und Sehbehinderte (SBS) istdie einzige Institution im deutschsprachigen Raum, die auf Bibliotheks-und auf Produktionsseite die gesamte Palette der Blindenmedien pflegt.Die SBS wurde 1904 von Dr. h.c. Theodor Staub (1864–1960) in Zü-rich gegründet, damals noch unter dem Namen SchweizerischeBlindenleihbibliothek. 1975 schlossen sich diese mit der damaligenSchweizer Blindenhörbücherei zusammen. Die neue Institution erhieltden Namen Schweizerische Bibliothek für Blinde und SehbehinderteSBS. In den vergangenen Jahren wurden unter anderen die Groß-druckbibliothek der Pro Senectute und die Blindenleihbibliothek amGoetheanum in Dornach in die SBS übergeführt. Seit Januar 2003 hatdie SBS ihren Sitz in einer für ihre Zwecke umgebauten und einer Total-sanierung unterzogenen Fabrik in Zürich-Wiedikon. Hier sind 80 fest-angestellte Mitarbeiter und nochmals rund 60 freischaffende Sprechertätig. Den 6.207 blinden und sehbehinderten Nutzern steht ein Be-stand von rund 28.000 Titeln zur Verfügung, der das Angebot öffentli-cher Bibliotheken und Buchhandlungen widerspiegelt. Das Spektrumreicht vom Kochbuch über das populäre oder anspruchsvolle Sach-buch, von Eckpfeilern der Weltliteratur über Unterhaltendes bis hin zuals schwierig geltender Lyrik alle Sparten vergangener und zeitgenös-sischer Literaturproduktion. Mit einer einmaligen Einschreibegebührvon 50 Franken (33 Euro) können die blinden und sehbehindertenNutzer das gesamte Angebot der Bibliothek kostenlos nutzen. Für In-stitutionen wie Spitäler oder Alters- und Pflegeheime beträgt dieNutzungsgebühr 250 Franken (165 Euro) pro Jahr. Im Unterschied zuBibliotheken für Sehende wird der Ausleihverkehr der SBS fast aus-

Schweiz

Schweiz 9.9.2003

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schließlich auf dem Postweg abgewickelt. Aufgrund einer internatio-nalen Vereinbarung mit dem Weltpostverein können die sogenanntenBlindensendungen der Blindenbüchereien weltweit kostenlos befördertwerden. Im Jahre 2004 wurden von der SBS 106.542 Titel ausgelie-hen. Um in der Auswahl der Bücher und Texte ein eigenständiges Pro-gramm verfolgen zu können, unterhält die SBS einen Medienverlagmit eigenen Hörbuch-Studios und einer großen Brailleschrift- respektiveGroßdruck-Druckerei. Der Bereich Blindenschrift stellt Bücher, Texte,Zeitschriften und Musikalien in Blindenschrift her. Im Großdruckverlagentstehen im Kopierverfahren Vergrößerungen. Im Jahre 2004 wur-den 137.793 Originalseiten Literatur in Blindenschrift oder Großdruckübertragen. Einen großen Teil ihrer Kapazitäten setzt die SBS für dieHerstellung von Lehrmitteln, Studien- und Fachliteratur ein. Die Auf-traggeber sind Schüler, Studierende und im Berufsalltag stehendeblinde oder sehbehinderte Menschen. Die Kosten übernimmt in derRegel die Invalidenversicherung, die Erstausbildungen behinderterMenschen gemäß ihrem Grundprinzip »Eingliederung vor Rente« finan-ziert. Die Schweizerische Invalidenversicherung finanziert jährlich rund40 Prozent der Betriebskosten. Zur Finanzierung des jährlichen Ge-samtaufwandes von rund 10 Millionen Franken ist die SBS deshalbauf Spenden, Buch-Patenschaften, Legate und Beiträge von gemein-nützigen Stiftungen angewiesen.

Bibliothek für Blinde

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Schweizer UrheberrechtDas erste schweizerische Urheberrechts-Gesetz stammte von 1883.Zuvor hatten sich verschiedene Kantone gegen eine Regulierung desgeistigen Eigentums gewehrt, da der Verkauf von unlizenzierten Wer-ken ein einträgliches Geschäft war. Ein zweites Gesetz zum Urheber-recht wurde am 7. Dezember 1922 verabschiedet; die Schutzfrist be-trug 30 Jahre nach dem Tod des Urhebers. Am 25. September 1940wurde ein Bundesgesetz betreffend die Verwertung von Urheberrechtenbeschlossen. 1955 wurde die Schutzfrist auf 50 Jahre erhöht. 1992trat ein neues Urheberrechtsgesetz in Kraft. Es gilt in einer Anglei-chung an das Urheberrecht der Europäischen Union nunmehr eineSchutzfrist von 70 Jahren. Die jeweiligen Verlängerungen der Schutz-fristen galten und gelten nur für neue schützenswerte Produktionen.

Schweiz

Schweiz 9.9.1986

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Wie in den meisten anderen Ländern Afrikas wurde Geschichte zu-meist in mündlicher Form weitergegeben. Die ersten Bibliothekenaußerhalb christlicher Missionen entstanden erst unter französischerKolonialverwaltung. 1904 entstanden zwei Bibliotheken für Lehrer inder Hauptstadt Dakar bzw. Saint-Louis. Eine erste städtische Biblio-thek wurde 1915 in Louga gegründet.

Zur Geschichte der ersten Bibliotheken

Senegal

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NationalbibliothekDas Archives nationales du Sénégal wurde 1913 in Dakar gegründet;1962 wurde aus dieser Bibliothek unter dem Namen Bibliothèque na-tionale du Sénégal die Nationalbibliothek. Das Nationalarchiv ist einesder bedeutendsten Einrichtungen dieser Art in Westafrika. Es besitztumfangreiche Sammlungen aus der Kolonialzeit (1816 bis 1958), vonder Verwaltung des Afrique Occidentale Française (1895–1959) undaus den Jahren nach der Unabhängigkeit von Frankreich (ab 1958).Die Nationalbibliothek besteht aus drei Zweigen: aus der Bibliothekdes Institut Fondamental d’Afrique Noire, die 1938 gegründet wurde,zum zweiten aus der Bibliothek der französischen Verwaltung für West-afrika und drittens aus dem Centre de Recherche et de Documen-tation de Sénegal. Die Bibliothek des Institut Fondamental d’AfriqueNoire enthält auch Dokumente der französischen KolonialregierungWestafrikas. 1946 erhielt sie die sog. Copyright-Privilegien. DasNationalarchiv veröffentlicht seit 1962 Informationen über Neuerschei-nungen (Bibliographie du Sénegal). Das Centre de Recherche et deDocumentation de Sénegal wurde 1944 gegründet und sitzt in Saint-Louis.

Senegal

Senegal 23.10.1989

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Bibliothek Stiftung SenghorDie Fondation Léopold Sédar Senghor des ehemaligen PräsidentenSenegals Léopold Sédar Sen-ghor wurde noch zu seinen Lebzeitenim Oktober 1974 eröffnet. Ihre Aufgabe war es, Kunst, Literatur, Kulturund Wissenschaft zu fördern sowie dem Dialog der Völker für Friedenund Forschung zu dienen. Der anfängliche Schwerpunkt der Stiftungs-arbeit lag auf dem Gebiet der Literatur, denn Senghor war einer derbedeutendsten Vertreter der sog. Négritude. Er war der erste Afrika-ner, der diese definierte als ein Konzept für die Darstellung der Schwar-zen in der Entwicklungsgeschichte der Menschheit. Die Stiftung sollteaußerdem die Zusammenarbeit von Afrikanern und Arabern fördern.Eine besondere Bedeutung der Entwicklungsgeschichte lag für Sen-ghor in der Mathematik, die er als Grundlage des Humanismus ansah.Die Stiftung wird geleitet von einem Vorstand, der von den Mitgliederngewählt wird, und dem Verwaltungsrat. Bis zu seinem Tod war Senghorder Vorsitzende, der auch den Direktor ernannte und die Politik derStiftung bestimmte. Die Stiftung sollte neben der Ausrichtung von Ver-anstaltungen Weiterbildungsaktivitäten durchführen und zusätzlich Sti-pendien für Forschungsarbeiten gewähren. Finanziert wurde die Stif-tung von Kapitaleinkünften, die vom Stifter zur Verfügung gestellt wur-den, und durch Spenden. Die Stiftung publizierte auch eine vierteljähr-lich herauskommende Zeitschrift (Ethiopiques) mit einer Auflage von1.500 Exemplaren. Seitens der Stiftung werden auch die Revue séné-galaise de philosophie und die Etudes germanoafricaines bezuschußt,deren Auflagen zwischen 2.000 und 5.000 Exemplaren betragen. Fürdie Bibliothek wurde ein Betrag von 1,5 Millionen Francs (CFA) zurVerfügung gestellt. Aufbewahrt werden hier in einem Raum des

Senegal

Senegal 9.10.1976

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Stiftungsgebäudes etwa 1.500 Bücher und ein Dutzend Zeitschriften.Die Bibliothek wurde nach dem Tod Senghors aus Geldmangel undwegen der fehlenden lokalen Unterstützung nicht mehr wesentlich er-weitert. Beschäftigt wird ein Bibliothekar, der an der Universität vonDakar ein entsprechendes Studium absolviert hat. In der Bibliothekbefand sich eine größere Sammlung zu Mathematikthemen. Inzwischenist die Stiftung aus finanziellen Gründen aufgelöst worden und mußtedas Gebäude wegen Mietrückstände verlassen.

Bibliothek Stiftung Senghor

Senegal

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NationalbibliothekDie Nationalbibliothek Serbiens in Belgrad wurde am 28. Februar 1832auf Veranlassung des Fürsten Milos I. Obrenovic gegründet. Sie be-fand sich in den Räumlichkeiten der Buchhandlung Gligorija Vozarevic,in der sich Gelehrte aus Serbien und Österreich regelmäßig trafen undwo die Idee einer Nationalbibliothek entstand. Die ersten Bücher wur-den von dieser Buchhandlung gespendet. Schon ein Jahr später wur-de die Bibliothek in das Gebäude der staatlichen Druckerei (KnjažeskeTypografie) auf der gegenüberliegenden Straßenseite verlegt. Zugleichwurde vom Fürsten festgelegt, daß von jedem Druckwerk ein Pflicht-exemplar an die Nationalbibliothek abzuliefern sei. Hinzu kamen pri-vate Bücherspenden. Bis 1853 war die Arbeit der Bibliothek geprägtdurch Auseinandersetzungen über die Unterkunft und die Arbeit derausschließlich ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter. Zwischendurch wurdedie Nationalbibliothek nach Kragujevac ausgelagert, aber schon kurzeZeit später wieder nach Belgrad verbracht. 1842 wurde die Bibliothekin das heutige Gebäude für angewandte Kunst verlegt, dann in eineKaserne und schließlich nach Sarajevo, wo die Bibliothek eigene Räum-lichkeiten erhält und ein hauptamtlicher Bibliothekar (Milan Spasic) ein-gestellt wird. 1845 wird ein erster Katalog mit 2.283 Titeln durch diesenBibliothekar herausgegeben. 1853 wird die Bibliothek verselbständigtund erhält Benutzerregeln. 1856 wird Dura Danicic zum Leiter der Bi-bliothek berufen, die in seiner Amtszeit den offiziellen Namen Natio-nalbibliothek erhält; er erstellt die erste Nationalbibliographie. 1863 be-ginnt der Bibliotheksleiter Janko Safarik mit dem gezielten Ankauf al-ter Handschriften und alter serbischer Drucke. Ihm gelingt es auch,1863 neue Räumlichkeiten im Kapitän-Misa-Gebäude zu beschaffen.

Serbien

Jugoslawien 25.11.1972

Serbien 2012

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1870 wird erneut festgelegt, daß die Bibliothek jeweils drei Pflichtex-emplare von allen Drucken erhält. Die Nationalbibliothek wird unterihrem Leiter Novakovic 1870 dem Ministerium für Bildung und kirch-liche Angelegenheiten als selbständige Institution zugeordnet. 1881werden Nationalbibliothek und Museum, die bis dahin als gemeinsa-me Einrichtung geführt werden, getrennt. 1886 wird die serbische Kö-nigliche Akademie der Wissenschaften gegründet, die die Aufsicht überdie Nationalbibliothek (bis 1944) erhält. 1901 wird ein Gesetz verab-schiedet, daß die Aufgaben der Nationalbibliothek klar definiert: För-derung der Volksbildung und der Wissenschaften sowie Schaffung ei-ner serbischen Bibliographie. Im Ersten Weltkrieg werden das Biblio-theksgebäude und die Buchbestände stark beschädigt. Um weitereSchäden zu vermeiden, werden Inventar und Bücher an verschiedeneStellen innerhalb Belgrads verlegt. Die wertvollsten Teile der Bücher-sammlungen (Handschriften, alte gedruckte Bücher, Zeitungen und Zeit-schriften) wurden nach Nis und Kosovska Mitrovica evakuiert, wo siein die Hände bulgarischer Soldaten fielen und nach Sofia verbrachtwurden. Ein Großteil kann später nach Belgrad zurückgeholt werden.1920 bekommt die Nationalbibliothek erstmals ein eigenes Gebäude,das 1925 für das allgemeine Publikum geöffnet wurde. 1919 wird einneues Gesetz über die Ablieferung von Pflichtexemplaren verabschie-det. Ab 1928 veröffentlicht die Nationalbibliothek eine aktualisierte ju-goslawische Nationalbibliographie. Ab 1933 erfolgt die Herausgabevon Jahrbüchern. Ab 1940 gibt die Nationalbibliothek eine Zeitschriftheraus, die jedoch nach zehn Ausgaben wieder eingestellt wird. 1941wird das Gebäude durch Brandbomben vollständig zerstört. Es gehen

Zur Geschichte der ersten Bibliotheken

Serbien

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Zur Geschichte der ersten Bibliotheken

die allgemeine Sammlung der etwa 500.000 Bücher, die Handschrif-ten-Sammlung, die kartographischen Sammlungen, 4.000 Zeitungs-ausgaben und eine Sammlung türkischer Dokumente über Serbiensowie sämtliche Inkunabeln und alle Inventarlisten verloren. Nach derZerstörung beginnt der Wiederaufbau der Nationalbibliothek; die we-nigen nicht vernichteten Bücher werden erst in das Gebäude der Staats-druckerei verbracht, dann in eine ehemalige Obst- und Gemüsehalle.Nur 5.000 Bücher sind 1944 noch vorhanden. Im April 1946 wird dieBibliothek im ehemaligen Hotelgebäude »Serbische Krone« unterge-bracht. Die vorher selbständige Palatin-Bibliothek mit über 20.000Bänden wird in die neue Nationalbibliothek integriert. Hinzu kommenmehrere Nachlässe. Im April 1947 wird die Bibliothek wieder eröffnet.Ihr wird im selben Jahr die Entwicklung des gesamten Bibliothekswe-sens in Serbien übertragen. 1956 wurde ein neues Gesetz über dieOrganisation und Verwaltung der Nationalbibliothek verabschiedet.Bereits 1954 war entschieden worden, daß die Bibliothek ein neuesGebäude erhalten solle, doch erst 1965 wird der Grundstein gesetzt.1972 ist das neue Gebäude fertiggestellt. Der Eröffnungstag, 6. April,wird später zum Tag der Bibliotheken gewidmet. Ab 2000 erfolgt dieEinführung moderner Informationstechnologien. 2012 erhält die Natio-nalbibliothek abermals ein neues Gebäude.

Serbien

siehe auch Jugoslawien und die anderen Länder des ehemaligen Jugoslawiens

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NationalbibliothekDie Nationalbibliothek Serbiens in Belgrad wurde am 28. Februar 1832auf Veranlassung des Fürsten Milos Obrenovic gegründet. Diese Bi-bliothek befand sich in den Räumlichkeiten der Buchhandlung GligorijaVozarevic, in der sich Gelehrte aus Serbien und Österreich regelmäßigtrafen und wo die Idee einer Nationalbibliothek entstand. Die erstenBücher wurden von dieser Buchhandlung gespendet. Schon ein Jahrspäter wurde die Bibliothek in das Gebäude der staatlichen Druckerei(Knjažeske Typografie) auf der gegenüberliegenden Straßenseite ver-legt. Zugleich wurde vom Fürsten festgelegt, daß von jedem Druck-werk ein Pflichtexemplar an die Nationalbibliothek abzuliefern sei. Hinzukamen private Bücherspenden. Bis 1853 war die Arbeit der Bibliothekgeprägt durch Auseinandersetzungen über die Unterkunft und die Ar-beit der ausschließlich ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter. Zwischendurchwurde die Nationalbibliothek nach Kragujevac ausgelagert, aber schonkurze Zeit später wieder nach Belgrad verbracht. 1842 wurde die Biblio-thek in das heutige Gebäude für angewandte Kunst verlegt, dann ineine Kaserne und schließlich nach Sarajevo, wo die Bibliothek eigeneRäumlichkeiten erhält und ein hauptamtlicher Bibliothekar (MilanSpasic) eingestellt wird. 1845 wird ein erster Katalog mit 2.283 Titelndurch diesen Bibliothekar herausgegeben. 1853 wird die Bibliothekverselbständigt und erhält Benutzerregeln. 1856 wird Dura Danicic zumLeiter der Bibliothek berufen, die in seiner Amtszeit den offiziellen Na-men Nationalbibliothek erhält; er erstellt die erste Nationalbibliographie.1901 wird ein Gesetz verabschiedet, daß die Aufgaben der National-bibliothek klar definiert: Förderung der Volksbildung und der Wissen-schaften sowie Schaffung einer serbischen Bibliographie. Im Ersten

Jugoslawien 25.11.1972

Serbien 2012

Serbien 2014

Serbien

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Weltkrieg werden das Bibliotheksgebäude und die Buchbestände starkbeschädigt. Um weitere Schäden zu vermeiden, werden Inventar undBücher an verschiedene Stellen innerhalb Belgrads verlegt. Die wert-vollsten Teile der Büchersammlungen (Handschriften, alte gedruckteBücher, Zeitungen und Zeitschriften) wurden nach Nis und KosovskaMitrovica evakuiert, wo sie in die Hände bulgarischer Soldaten fielenund nach Sofia verbracht wurden. Ein Großteil kann später nach Bel-grad zurückgeholt werden. 1920 bekommt die Nationalbibliothek erst-mals ein eigenes Gebäude, das 1925 für das allgemeine Publikumgeöffnet wurde. 1919 wird ein neues Gesetz über die Ablieferung vonPflichtexemplaren verabschiedet. Ab 1928 veröffentlicht die National-bibliothek eine aktualisierte jugoslawische Nationalbibliographie. Ab1933 erfolgt die Herausgabe von Jahrbüchern. Nach der Zerstörungim Zweiten Weltkrieg beginnt der Wiederaufbau der Nationalbibliothek;die wenigen nicht vernichteten Bücher werden erst in das Gebäudeder Staatsdruckerei verbracht, dann in eine ehemalige Obst- undGemüsehalle. Nur 5.000 Bücher sind 1944 noch vorhanden. Im April1946 wird die Bibliothek im ehemaligen Hotelgebäude »Serbische Kro-ne« untergebracht. Die vorher selbständige Palatin-Bibliothek mit über20.000 Bänden wird in die neue Nationalbibliothek integriert. Hinzukommen mehrere Nachlässe. Im April 1947 wird die Bibliothek wiederfür das Publikum eröffnet. Der Nationalbibliothek wird im selben Jahrdie Entwicklung des gesamten Bibliothekswesens in Serbien über-tragen. 1956 wird ein neues Gesetz über die Organisation und Verwal-tung der Nationalbibliothek verabschiedet. Bereits 1954 war entschie-den worden, daß die Bibliothek ein neues Gebäude erhalten solle, doch

Serbien

Nationalbibliothek

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erst 1965 wird der Grundstein gesetzt. 1972 ist das neue Gebäudefertiggestellt; der Eröffnungstag, 6. April, wird später zum Tag der Biblio-theken gewidmet. Ab 2000 erfolgt die Einführung moderner Informa-tionstechnologien. 2012 erhält die Nationalbibliothek abermals einneues Gebäude.

Serbien

Nationalbibliothek

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Bibliothek Universität BelgradDie Bibliothek der Universität Belgrad wurde 1921 gegründet und istdie zentrale Bibliothek der Universität Belgrad, dient aber auch als zen-trale Bibliothek für alle anderen serbischen Hochschulbibliotheken. Sieist nach Svetozar Markovic benannt, einem politischen Aktivisten im19. Jahrhundert. Die Bibliothek ist die Nachfolgeeinrichtung der 1844eröffneten Belgrader Hochschulbibliothek. Es ist die zweitgrößte Biblio-thek in Belgrad nach der Nationalbibliothek Serbiens und wurde mitMitteln der »Carnegie Foundation« errichtet; nur zwei weitere Biblio-theken auf dem europäischen Kontinent sind ebenfalls mit Unterstüt-zung dieser Stiftung errichtet worden: Reims in Frankreich und Leuvenin Belgien. In der Bibliothek werden rund 1,5 Millionen Bücher auf-bewahrt. Im derzeitigen Gebäude ist sie seit 1926 untergebracht.

Jugoslawien 27.12.1980

Jugoslawien 12.3.2005

Serbien

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Die Serbische Akademie der Wissenschaften und Künste (Srpskaakademija nauka i umetnosti) wurde 1886 von König Milan I. Obrenovicals Königlich serbische Akademie (Srpska kraljevska akademija) ge-gründet; Milan I. wählte auch die Gründungsmitglieder aus. Diesekonnten dann die weiteren Mitglieder wählen. Die ersten 16 Mitgliederder vier Abteilungen der Akademie wurden vom König am 5. April 1887ernannt. Der Vorläufer der Akademie war die 1842 gegründete Gesell-schaft der serbischen Gelehrsamkeit (Drustvo srpske slovesnosti),welche 1864 in die Serbische Gelehrtengesellschaft (Srpsko ucenodruštvo) aufgegangen war. 1886 wurde diese Gesellschaft aufgelöst.Aufgrund von Protesten wurde die Srpsko uceno društvo 1887 wieder-eröffnet. Nach einem Ministerialdekret wurde diese dann 1892 in dieKönigliche Akademie eingegliedert. 1947 wurde sie in Serbische Aka-demie für Wissenschaften (Srpska akademija nauka) umbenannt. Seit1960 trägt sie ihre heutige Bezeichnung.

Bibliothek der Akademie der Wissenschaften

Serbien

Jugoslawien 21.1.2000

Jugoslawien 1.11.1986

Serbien 30.3.2012

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Matica srpska(Serbische Stammutter) wurde 1826 nach dem Vorbild der Ungarischenwissenschaftlichen Gesellschaft in Pest als Kulturverein gegründet.Ihren Sitz hatte sie im Tekelijanum-Palast. Es war die erste serbischeLiteratur- und Kulturinstitution sowie Wissenschaftseinrichtung, die sichnach der Befreiung des Balkans von der osmanischen Herrschaft bil-dete. Ihre Gründer waren u.a. der Professor Jovan Hadzic und dieGeschäftsleute Dorde Stankovic, Josif Milovuk, Jovan Demetrovic,Gavrilo Bozitovac, Andrija Rozmirovic und Petar Rajic, die ausverschiedenen Regionen des Balkans stammten. Unter denUnterstützern der Matica Srpska waren König Milos I. Obrenovic undsein Bruder Jevrem, die Adligen Sava Popovic Tekelija, Baron JovanNikolic von Rudna, König Petar II. Petrovic Njegos in Montenegro, Mit-glieder der königlichen Familie Karadorzevic, Schriftsteller, Wissen-schaftler und einfache Bürger. Nach Verbot und Unterbrechung derTätigkeit nahm sie 1864 Sitz in der Hauptstadt Novi Sad der serbi-schen Provinz Vojvodina (im Platoneum Palast); Novi Sad wurde auchdeshalb als »Athen Serbiens« bezeichnet. Die Matica Srpska wurdeein Symbol der Zivilgesellschaft, der serbischen Kultur, Erziehung undWohlfahrt. Die Einrichtung unterstützte Studenten mit Stipendien undleistete einen großen Beitrag, die Kultur und Bildung des serbischenVolks dem kirchlichen Einfluß zu entziehen. Die Rechtschreibreformenvon Vuk Karadzic, besonders dessen phonetische Schreibweise, lehnteder Verein zunächst ab. Das Hauptziel vor dem Ersten Weltkrieg war,ein Nationalbewußtsein der Serben in Ungarn zu wecken und die ser-bische Kultur zu fördern. Schon zwei Jahre vor der formellen Grün-dung wurde eine Zeitschrift (Letopis) publiziert; weitere Publikationen

Serbien

Jugoslawien 16.2.2001

Jugoslawien 8.1.1975Annalen der Matica Srpska

Jugoslawien 10.10.1997

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folgten. In den 1840er Jahren wurde ein Katalog über wissenschaft-liche Arbeit veröffentlicht. Im »Königreich der Serben, Kroaten und Slo-wenen« nach dem Ersten Weltkrieg verlor die Matica srpska ihre tra-gende Rolle im kulturellen Leben. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurdedie Matica srpska zu einer Wissenschafts- und Kulturinstitution, dieauf das gesamte serbokroatische Sprachgebiet und die jugoslawischeKultur Einfluß ausübte. 1954 lud die Matica srpska zum Treffen ein,das zum sogenannten Abkommen von Novi Sad zur serbokroatischenSprache führte. Außerdem gab sie verschiedene Wörterbücher undLexika heraus. Die Matica srpska hat heute etwa 2.000 Mitglieder ausverschiedenen Fachrichtungen. Sie veröffentlicht heute zehn Periodi-ka und erarbeitet eine Geschichte der serbischen Kultur, der Spracheund der Wissenschaft. In der Bibliothek der Matica Srpska befindensich heute etwa 3,5 Millionen Bücher. Eine eigene Druckerei und eineSammlung von Gemälden des 18. und 19. Jahrhunderts gehören gleich-falls der Institution. Die von der Matica verlegten und gedruckten Bü-cher besitzen eine hohe Reputation. Die Matica Srpska war Vorbild fürandere Einrichtungen dieser Art; so wurden in Tschechien 1831 dieCzech Matica gegründet, die kroatische Illyrian Matica wurde 1842 ein-gerichtet, 1848 wurde in Lwow eine Halych-Russische Matica gegrün-det, die Matica Dalmatinska in Zadar kam 1861, eine slowakischeMatica entstand 1863 und die slowenische Gesellschaft wurde ein Jahrspäter gegründet. 1882 entstand in Lwow eine polnische Matica und inWarschau 1905 eine Matica für Erziehung und in Konstantinopel wur-de 1909 eine bulgarische Matica gegründet. Vergleichbare Gesell-schaften entstanden auch im Fürstentum Teschen (1882 und 1898),aus der sich eine Schlesische Matica entwickelte.

Matica srpska

Serbien

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Öffentliches BibliothekswesenDie erste Bibliothek auf den Seychellen wurde 1910 durch eine Spen-de der Carnegie Foundation« eröffnet. Diese Bibliothek wurde bis 1970von einem Board of Trustees geleitet. 1970 wurde ­diese Bibliothekvom Ministerium für Erziehung (Department of Education) übernom-men und erhielt den Namen Carnegie Public Library. Der British Councilgab der neuen Bibliothek einen Zuschuß für neue Regale und benannteeinen in Großbritannien ausgebildeten Bibliothekar zur Leitung derNationalbibliothek. 1978 wurde die Einrichtung zur National Library ofSeychelles erklärt und verzog ein Jahr später in ein neues Gebäude.Zur Bibliothek gehören eine Spezialbibliothek für Kinder und ein mobilerBücherdienst. 1979 erhielt die Nationalbibliothek ein neues Gebäude.1994 wurde sie aufgrund eines nationalen Entwicklungsplans aber-mals in ein neues Haus verlegt; sie ist Hinterlegungsstelle für sämt-liche auf den Seychellen hergestellten Drucksachen und verwaltet dieUrheberrechte. Neben der Nationalbibliothek bestehen zwei weitereBibliotheken. Parallel zur Entwicklung der Hauptbibliothek auf Mahewurden Zweigstellen auch auf Praslin und La Digue geschaffen. Außer-dem bestehen die Seychelles Polytechnic Library in Mahe und die Na-tional Institute of Education Library (NIE) in Mont Fleuri. In der Biblio-thek wird eine »Indian Ocean Collection« verwahrt.

Seychellen

Seychellen 5.6.1982

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Die ersten Bibliotheken entstanden erst mit der christlichen Missionie-rung des Landes nach 1890. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, daßim Mittelalter das dort bis etwa 1500 bestehende Königreich auch eineArt von Bibliotheken besaß. Die Parlamentsbibliothek wurde 1923 ein-gerichtet; sie besitzt heute etwa 110.000 Bücher. Nach der Gründungdes Nationalarchivs wurde in Bulawayo 1935 eine erste öffentlicheBibliothek (National Free Library of Zimbabwe) gegründet, die etwa100.000 Bücher verwahrt. Die Bibliothek in Bulawayo erhält wie dieNationalbibliothek Pflichtexemplare. Insgesamt bestehen in Simbabwe75 öffentliche Bibliotheken mit geschätzten 1,1 Millionen Bücher.

Zur Geschichte der ersten Bibliotheken

Simbabwe

Simbabwe 28.1.2003

Oral Historyals Ergänzung der gedruckten Dokumente.

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NationalarchivDas National Archives of Zimbabwe (NAZ) wurde durch ein Parlaments-gesetz im Jahr 1935 geschaffen. Es ist das Lagerhaus der Nation do-kumentierte Geschichte. Seine Aufgabe ist es, Dokumente aller Art zuerwerben, zu erhalten und öffentlich zugänglich zu machen. Im Archiv,das sich in der Hauptstadt Harare befindet, werden u.a. Zeitungen,Bücher, Fotos, Landkarten, private Tagebücher von frühen Forschernund Siedlern und Zeichnungen aufbewahrt. Die Archivalien stammensowohl aus der Zeit vor wie auch nach der Unabhängigkeit der ehe-maligen britischen Kolonie Rhodesien und umfassen auch Dokumen-te anderer Länder, soweit sie Simbabwe oder das südliche Afrika be-treffen. Das Nationalarchiv übt auch die Funktion einer Nationalbiblio-thek aus, die von jedem im Land gedruckten Buch ein Pflichtexemplarerhält. Einmal jährlich wird die Zimbabwe National Bibliography (ZNB)veröffentlicht. Das Nationalarchiv mit rund 50.000 Dokumenten unter-steht dem Ministerium des Inneren. Es ist verantwortlich für die Doku-mentation der mündlich erzählten Geschichte. Dokumentiert werdendiese Erzählungen auch in den Provinzarchiven in Bulawayo, Gweru,Masvingo, Mutare und Chinhoyi. Die erforderlichen Gespräche mit denBewohnern des Landes umfassen alle Themen. Aufbewahrt werdenauch einige Archivalien, die aus der portugiesischen Entdeckungs-geschichte zwischen 1514 und 1830 stammen. Fast 7.000 Zeitungs-ausgaben werden gleichfalls aufbewahrt.

Simbabwe

Simbabwe 18.9.1986

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Die ersten Bibliotheken waren wohl in den buddhistischen Klöstern, indenen Texte, die auf Palmblätter, Rinde, Tontafeln oder Sandstein ge-schrieben wurden, aufbewahrt wurden. Die Geschichte der Bibliothe-ken in Singapur begann mit Sir Stamford Raffles von der British EastIndia Company, der 1823 in Singapur eine Gewerbeschule für zukünf-tige Mitarbeiter der Gesellschaft einrichtete, die von einer Bibliothekfür Schüler, Eltern und Lehrer ergänzt wurde. Aus dieser Einrichtungentwickelte sich die später als Raffles Library benannte Subskriptions-bibliothek, die 1958 zur öffentlichen Nationalbibliothek wurde. Die äl-teste Spezialbibliothek stammt aus dem Jahr 1859, als der BotanischeGarten eine Bücherei einrichtete. 1905 wurde das King Edward VIIMedical College gegründet, zu dem auch eine wissenschaftliche Bi-bliothek gehörte. Das Raffles College, gegründet 1928, besaß eben-falls eine Bibliothek; aus dem College wurde die Universität, aus derCollege-Bibliothek wurde die Universitätsbibliothek. Mit dem Ausbaudes Schulsystems nach der Unabhängigkeit 1965 wurden auch Schul-büchereien eingerichtet.

Zur Geschichte der ersten Bibliotheken

Singapur

Singapur 7.10.1998

Ruhe in der Bibliothek

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NationalbibliothekDie Raffles Institution wurde am 5. Juni 1823 von Sir Stamford Rafflesgegründet und ist die älteste Gewerbeschule Singapurs und war ur-sprünglich nur für die Söhne von Beschäftigten der British East IndiaCompany vorgesehen. Angeschlossen war dieser Einrichtung eine klei-ne private Büchersammlung, die später den Namen Raffles Libraryerhielt. Zugang zur Bibliothek erhielten nur Briten. 1823–1845 war derMissionar Dr. Robert Morrison erster Bibliothekar. 1887 erhielt die Biblio-thek die Bezeichnung Raffles Library und war Teil des Raffles Museum.Ab 1923 wurde die Bibliothek, die noch mit der Raffles Institution ver-bunden war, unter dem Namen Hullett Memorial Library geführt. ImZweiten Weltkrieg wurde die Bibliothek beschädigt. 1942 übernahmdie japanische Besatzungsmacht die Bibliothek und nannte sie ab 29.April desselben Jahres Shonan Toshokan. Leiter der Bibliothek wurdeYoshichika Tokugawa, ein Verwandter des japanischen Kaisers. 1960zog sie in ein neues Gebäude um und wurde zur National Library ofSingapore. Nach 1965 wurden insbesondere in neuen Stadtteilen desStadtstaates Zweigstellen der Bibliothek eingerichtet. Im Jahr 2005wurde ein Neubau für die Nationalbibliothek eröffnet. Dieser Bau weisteine Nutzfläche von 58.000 m2 und dient sowohl der Lee Kong ChianReference Library wie auch der Zentralen Leihbibliothek; außerdemsind hier Räumlichkeiten für verschiedene öffentliche Veranstaltungen,ein Theatersaal und ein Kino untergebracht. Die Nationalbibliothek be-wahrt rund 200.000 Bücher in den Sprachen Englisch, Tamil, Chine-sisch und Malaiisch auf. Für Kinder ist eine Spezialbibliothek einge-richtet. Die Bibliothek weist einen Bestand von mehr als 700 Zeitschrif-ten und 75 Tageszeitungen auf. In der Lee Kong Chian ReferenceLibrary, die Teil der Nationalbibliothek ist, sind fast 55.000 Medienzusammengetragen worden.

Singapur

Singapur 12.10.1987

Singapur 12.11.2007

Singapur 31.12.1999Abgebildet sind Sir Thomas Stamford Bingley Raffles (1781 bis1826), der der Gründer der Stadt Singapur, und Sir FrankAthelstane Swettenham (1850–1946), der der erste GeneralResident im früheren Bundesstaat Malaysia war.

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Die ersten Bibliotheken der Slowakei waren kirchliche Sammlungenaltslawischer Übersetzungen der Bibel und liturgischer Texte. Der Auf-bau von Büchersammlungen, zumeist mit theologischer Literatur, wurdestark von der Kirche und einzelner Orden beeinflußt. Während der Re-naissance und dem beginnenden Zeitalter der Aufklärung kamen dieSchriften antiker Autoren hinzu. Die ersten Klosterbibliotheken wurdenvermutlich von Benediktinern um das Jahr 1000 gegründet. EineHandschriftensammlung entstand am Anfang des 12. Jahrhunderts inder zweitgrößten Benediktinerabtei der Slowakei in St. Benedikt, dieauch über ein eigenes Skriptorium verfügte. Prämonstratenser über-nahmen vielfach benediktinische Klöster einschließlich deren Biblio-theken; aber auch neue Klöster dieses Ordens entstanden mit Biblio-theken. 1787 wird die Prämonstratenserbibliothek von Jasov als Folgeder Ordensauflösung an die Universitätsbibliotheken in Buda und Egerübergeführt. 1802 wird der Orden erneuert und erhält einen kleinenTeil seiner Büchersammlungen zurück. Das Kloster Jasov integriertezusätzlich im 19. Jahrhundert einige Pfarrbibliotheken und die Pro-fessorenbibliothek des Gymnasiums in Kaschau. Seit dem 13. Jahr-hundert besaßen viele Klöster wie in Bratislava, Salzburg, Freiburgund anderen Orten eine Bibliothek. Weitere entstanden in Klöster an-derer Orden. Viele der Klöster betrieben Schulen, in denen zusätz-liche Bibliotheken aufgebaut wurden. Zahlreiche Klosterbibliothekengingen bereits im frühen Mittelalter durch Brände und Kriege sowiespäter durch den Glaubensstreit der Reformation verloren. Neben denOrdensbibliotheken entstanden auch nichtkirchliche Sammlungen. DieAnfänge staatlicher und kommunaler Verwaltung führten zur Einrich-tung von nichtkirchlichen Bibliotheken. Hier wurden Urkunden überSchenkungen königlicher Besitztümer und Stadtprivilegien zum Grund-

Zur Geschichte der ersten Bibliotheken

Slowakei

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stock administrativer und rechtlicher Archive. Mehr als 80 Stadtarchivewurden eingerichtet. In den 24 Städten des Komitats Zips befandensich seit dem 13. Jahrhundert Archive mit handschriftlichen Rechts-dokumenten und Stadtbuchsammlungen. Die Bibliotheksgeschichte derSlowakei prägen auch die sog. Fraternitäts- oder Bruderschaftsbiblio-theken. Eine dieser Bruderschaften war die der Pfarrer der Zipser Städ-te. In Levoca, in Zipser Neudorf und in Leibitz baute sie Büchersamm-lungen auf. Ähnliche Bruderschaften bestanden u.a. in Bratislava,Kremnica, Banská Bystrica und Liptovská Mara. Ein weiteres wichti-ges Element der Bibliotheksentwicklung waren im Mittelalter die Archi-ve der etwa 1.000 Zechen auf slowakischem Gebiet und die bei ihnenentstandenen Büchersammlungen. In deren Archiven wurden vor al-lem Urkunden und Rechtsdokumente gesammelt. Bereits im Mittelal-ter gründeten verschiedene Orden Spitals- und Armenhausbibliothe-ken sowie Sammlungen in Bädern und Apotheken (mit Kräuterbüchern,Arzneivorschriften, Heilrezepturen und Apothekervorschriften). Nebenden bisher aufgeführten Bibliotheken gab es auch Büchereien vonPrivatpersonen wie die des Johannes Sambuco (1531–1584) oder desBischofs Zacharias Mosovsky in Nitra. Nach der Reformation besaßeninsbesondere die evangelischen Geistlichen und später auch Pädago-gen größere Büchersammlungen. Professoren und Lehrer führtenebenfalls private Sammlungen, die bei ihrem Tod häufig an ihre Schu-le gingen. Nicht vergessen werden sollen hier auch die Bibliotheken,die sich der Adel zulegte. Eine der ältesten Bibliotheken ist die Kapitel-bibliothek des St. Martin-Doms in Bratislava, die sich im Turm des Do-mes befand. Die Universität von Trnava wurde im Jahre 1635 gegrün-det und vom Jesuitenorden verwaltet; die seit dem späten 16. Jahr-hundert von den Jesuiten zusammengetragene Kollegiumsbibliothek

Zur Geschichte der ersten Bibliotheken

Slowakei

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wurde der Universität übertragen und wuchs bis zur Aufhebung desJesuitenordens zu einer Sammlung von fast 15.000 Bänden an. Alseigenständige Bibliothek entstand neben der Universitätsbibliothek diedes Theologischen Seminars. 1891 wird von Matej Holko d.J. eine ersteLesegesellschaft (Malohont Societatis lectoria) in Kis-Hontiana gegrün-det. Im Jahre 1808 wurde sie Öffentliche Bibliothek des evangelischenSeniorats von Malohont, Bücher durften jedoch nur zu Studienzwek-ken ausgeliehen werden. 1810–1832 wirkte in Banská Stiavnica eineGelehrtengesellschaft, die eine eigene Schriftenreihe herausgab undeine Bibliothek gründete. 1789 bildete sich die Slowakische Gelehrten-gesellschaft mit einer Senioratsbibliothek, die von dem Adligen Leo-pold Andrassy unterstützt wurde; sie betrieb Zweigstellen in verschie-denen slowakischen Städten und half beim Aufbau von Privat- oderPfarrbibliotheken. Die Sammlung der Grafen Aponi, die sogenannteBibliothek aus Oponice, wurde 1774 von Graf Anton Juraj Aponi (1751bis 1817) in Wien gegründet und 1825 von Anton Aponi (1782–1852)von dort zunächst nach Bratislava gebracht. Hier diente sie als ersteÖffentliche Bibliothek und wuchs auf etwa 15.000 Bände an. 1846 be-schlossen die Aponis, die Bibliothek auf ihren Familiensitz in Oponicezu verlegen. 1785 gründete Juraj Ribay (1754–1812) zusammen mitOndrej Plachý (1755 bis 1810) und anderen evangelischen Geistlichendie »Erudita societas slavica« und publizierte die Zeitung Staré novinyliterárního umení (Alte Zeitung der literarischen Künste). Später schluger vor, eine wissenschaftliche Gesellschaft zu gründen, die sich litera-turgeschichtlicher, sprachwissenschaftlicher, ethnographischer, biogra-phischer und bibliographischer Forschung widmen sollte, verbundenmit einer Nationalbibliothek, einem Verlag und einer Druckerei. DerVorschlag stärkte die Bereitschaft zur Gründung wissenschaftlicher In-stitutionen wie der Matica slovenská.

Zur Geschichte der ersten Bibliotheken

Slowakei

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Nationalbibliothek Matica slovenskáDie Bibliothek Matica slovenská entstand im Zusammenhang mit einemwachsenden slowakischen Nationalbewußtsein 1863 als tragendesElement der Matica slovenská, deren Ziel die Entwicklung slowakischennationalen und wissenschaftlichen Lebens und der Volksbildung immultinationalen ungarischen Milieu war. Neben bedeutenden Wissen-schaftlern hatte der Verein auch eine breite Mitgliederbasis in der gan-zen Slowakei. Auf einer der ersten Sitzungen des Ausschusses derMatica slovenská am 22. September 1863 wurde die Gründung derBibliothek beschlossen. Als Grundstock sollten die großen Privat-bibliotheken von Martin Hamuliak (mit mehr als 1.000 Titeln), MichalRešetka und Vavrinec Caplovic dienen. Die Bibliothek von Resetka,der ebenfalls schon vor der Gründung des Vereins starb, gelangte überden Bischof von Neutra in die Hände des Vereins. Der erste Auf-bewahrungsort der Sammlungen war der Amtssitz des Bischofs Ste-fan Moyzes (1797 bis 1869), dem ersten Vorsitzenden der Maticaslovenská, in Banska Bystrica. Nach dem Tod Bischof Moyzes wurdedie Sammlung nach Martin übergeführt in einem eigenen Gebäudeuntergebracht und öffentlich zugängig gemacht. Sie wurde weiterhinin dem ursprünglichen Gebäude aufbewahrt und erst 1902 in das Komi-tatsmuseum in Nitra gebracht. Der größte Teil der Sammlung verbliebin Nitra, nur kleine Teile kamen in die Széchény-Nationalbibliothek nachBudapest. Die Sammlungen Hamuliaks und Rešetkas wurden sofortin die neue Bibliothek integriert. Die umfangreiche Sammlung vonVavrinec Caplovic, die er testamentarisch »dem Volk von Orava« ge-schenkt hatte, konnte jedoch nicht in gleicher Weise in die Bibliothekder Matica slovenská übernommen werden wie die dem nationalen

Slowakei

Slowakei 16.10.1943

Tschechoslowakei 25.3.1963

Tschechoslowakei 29.3.1988

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Verein der Slowaken direkt hinterlassenen Büchersammlungen. Wei-tere Schenkungen seltener Bücher und ganzer Sammlungen gingenin großer Zahl ein. Nennenswert ist z.B. ein Segment aus der Biblio-thek von Matej Hrebenda. Auch Schenkungen aus dem Ausland ka-men hinzu. Die Bibliothek der Matica slovenská besaß von Beginn anden Charakter einer Nationalbibliothek. Slowakische Verleger undBuchhändler schenkten Freiexemplare slowakischer und die Slowakeibetreffender Werke. Gleichzeitig begann die Matica slovenská auchein Slowakisches Bücherverzeichnis (Slovenský knihopis) zu erarbei-ten, die erste systematisch angelegte, laufende slowakische National-bibliographie. Die Sammlung wuchs bis 1875 allmählich auf mehr als30.000 Bände an. Sie diente nicht nur Mitgliedern der Matica slovenská,sondern auch der Informationstätigkeit der Institution, die sich in Mar-tin befand. Die Entwicklung der Bibliothek wurde jedoch 1875 unter-brochen, als die ungarische Regierung die Matica slovenská verbotund ihre Bibliothek sowie die musealen Sammlungen konfiszierte. DasVerbot der Tätigkeit der Matica slovenská und die Auflösung ihrer Biblio-thek hemmten die Bestrebungen der Slowaken, Bibliotheken und Mu-seen aufzubauen. Trotzdem kam es weiterhin zu Neugründungen slo-wakischer Bibliotheken. Stellvertretend sei die Slovenská kniznica inTisovec genannt, die 1842 nicht nur »zur Unterhaltung und Ermunte-rung, sondern auch zur Belehrung und Sittenbildung« gegründet wur-de und sich nach der Auflösung der Bibliothek der Matica slovenskábemühte, deren Funktion als slowakische Nationalbibliothek zu erfüllen.In diesem Sinne versuchte sie, eine vollständige Sammlung slowaki-scher Monographien und Periodika der zweiten Hälfte des 19. Jahr-

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Slowakei

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hunderts aufzubauen. Bemerkenswert war die Einrichtung einer Bi-bliothek für Kinder. Aus der Matica slovenská in Martin entwickelte sichdie Nationalbibliothek der Slowakei (Slovenská národná knižnica). DieWurzeln der Nationalbibliothek gehen jedoch schon auf Kaiser FranzJoseph zurück, der im sog. Oktoberdiplom allen Völkern der öster-reichisch-ungarischen Monarchie gleiche Rechte zubilligte, doch auf-grund des Widerstands der Ungarn kam es nur zur Gründung von dreiGymnasien und der Matica slovenská. Im Jahr 1890 gründete sich derVerein Múzeum a Bibliotéka, um die Arbeit der verbotenen Maticaslovenská fortzusetzen. Damit die Sammlungen nicht durch die unga-rischen Behörden beschlagnahmt werden konnten, wurden sie statuten-gemäß in den Besitz der Vereinsmitglieder übertragen. Im Jahr 1896wurde der Bestand der Slowakischen Museumsgesellschaft (Muzealnaslovenska spolocnost) in Martin übergeben. Diese Gesellschaft arbei-tete ebenfalls als Verein und entstand auf Initiative des katholischenPfarrers, Archäologen und Botanikers Andrej Kmet. Sowohl in der Zeitbis zum Ersten Weltkrieg als auch ab 1921, als die Slowakei zu demneu gegründeten Staat Tschechoslowakei gehörte, erweiterten zahl-reiche Spender die Sammlungen durch Erbschaften und Schenkungen.1910 umfaßte die Sammlung rund 60.000 Bände. Durch einen Umzugin ein neues Gebäude mit einem großen Lager im Jahr 1927 war eineschnellere Vergrößerung der Sammlungen möglich. Nach der Neuer-öffnung der Matica slovenská im Jahr 1919 beschloß der Verein, seineSammlungen wieder der Matica zu überlassen. In den 1940er Jahrenkamen auch wieder Bestände der ungarischen Nationalbibliothek zu-rück. Die 1941 formell gegründete Nationalbibliothek wurde als Verein

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geführt und hatte ihren Standort ebenfalls in Martin, das somit überzwei wissenschaftliche Büchereien verfügte. Die neue Nationalbiblio-thek erhielt die üblichen Pflichtexemplare, verfügte aber über keineRäumlichkeiten, diese Sammlung zu bewältigen. So wurde bald aucheine Übersiedlung nach Bratislava an die Comenius-Universität inBratislava überlegt. 1953 wurde die Matica slovenská mit der Natio-nalbibliothek zusammengeschlossen. Im Folgejahr wurde alles mit derFunktion eines bibliographisch-bibliothekarischen Instituts verstaatlicht.Es entstand das Zentrum für das gesamte Bibliothekswesen der Slo-wakei. Nach der Aufhebung zahlreicher Klöster und Kirchen durch diekommunistische Regierung fielen große Bestände der Bibliotheken andie Nationalbibliothek. Auch Adelsbibliotheken kamen dazu. Mitte der1970er Jahre verzog die Nationalbibliothek in einen Neubau.

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Stadtarchiv BratislavaDas Archív mesta Bratislavy – Regionálna kniznica wurde erstmals im13. Jahrhundert erwähnt. Zu dem Archiv gehört außerdem eine um-fangreiche Bibliothek, die im Zusammenhang mit der Gründung derTschechoslowakei nach dem Ersten Weltkrieg gegründet wurde. 1922wurden das Archiv, das städtische Museum und die im Jahr 1900 ge-gründete öffentliche Bibliothek der Stadt zu den sog. WissenschaftlichenInstituten der Stadt Bratislava (Vedecké ústavy mesta Bratislavy) zu-sammengefaßt. Zusätzlich wurde es notwendig, eine wissenschaftlicheBibliothek einzurichten, die mit 77 Büchern aus der Handbibliothekdes Stadtarchivs begründet wurde. 1921 wurden insbesondere wis-senschaftliche Bücher aus der Stadtbibliothek in das Stadtarchiv bzw.deren Bibliothek übergeführt, die als Handbibliothek der Stadt Bratislava(Prírucná kniznica mesta Bratislavy) bezeichnet wurde. 1927 bestanddiese Bibliothek bereits aus mehr als 1300 Bänden, und 1927 warenbereits rund 3.000 Titel aufgeführt. 1930 besaß das Archiv bereits12.000 Bücher. 1932 wurde das Archiv wegen des inzwischen weiterangewachsenen Bestandes in das Alte Rathaus verlegt. Die neuenRäume wurden mit historischem Mobiliar ausgestattet, das ihnen bisheute Atmosphäre und Charakter einer historischen Bibliothek verleiht.Während des Zweiten Weltkriegs war die Bibliothek evakuiert und über-stand so diese Zeit ohne größere Verluste. Bis 1945 wurden die Be-stände auf ca. 43.000 Bände erweitert. 1948 wurde die Bibliothek nachihrer Trennung vom Stadtarchiv zu einem selbständigen Bestandteilder Wissenschaftlichen Institute der Stadt Bratislava und erhielt denNamen Wissenschaftliche Bibliothek der Stadt Bratislava (Vedeckákniznica mesta Bratislavy). 1954 wurde sie dann als Studienabteilung

Slowakei

Tschechoslowakei 2.4.1979

Tschechoslowakei 6.12.1977

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der Städtischen Volksbibliothek angegliedert. Nach weiteren Wechselnin der Trägerschaft wurde sie im Jahre 1958 dem Stadtmuseum ange-schlossen und ihr Name in Regionalbibliothek geändert. Unter Bei-behaltung dieses Namens wurde sie 1959 dem neugegründeten Hei-matkundlichen Institut (Vlastivedný ústav) und nach dessen Auflösung1961 wieder der Städtischen Volksbibliothek angegliedert. 1969 wur-de die Bibliothek wieder Bestandteil des Stadtarchivs. In der Bibliothekbefinden sich auch seit dem Ende der 1920er Jahre Inkunabeln undFrühdrucke. Etwa 80 Prozent des Buchbestandes stammt aus denJahren bis 1945.

Stadtarchiv Bratislava

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In Slowenien werden im bereits 6. Jahrhundert im Benediktinerklosterin Sistiana handgeschriebene liturgische Bücher gesammelt. Nachge-wiesen ist eine Büchergabe von 42 Kodizes im 10. Jahrhundert an dieKirchenbibliothek Maria Wörth am Wörther See. Mit religiöser Litera-tur soll im 11. Jahrhundert aber auch die erste Bischofskirche auf slo-wenischem Gebiet in Gurk ausgestattet gewesen sein. Nach dem 11.Jahrhundert gründeten Benediktiner wie auch andere Orden weitereKlosterbibliotheken. In einigen Klöstern waren Skriptoren tätig und inZice und Stiena bestanden sogar Skriptorenschulen. Einige Feudal-herren unterstützten im Mittelalter die Gründung von Klöstern und bau-ten sich eigene Büchersammlungen auf. Weitere Büchersammlungenbestanden in den Verwaltungssitzen der Feudalherren der DiözesenFreising, Salzburg und Brixen sowie im 14. Jahrhundert in Bischof-lack. Die Zahl der Kirchen- und Klosterbibliotheken stieg im 15. Jahr-hundert durch Gründungen der Franziskaner, Jesuiten und Kapuzineran, so daß Anfang des 18. Jahrhunderts in 40 Orten mindestens 70solcher Bibliotheken bestanden, die neben religiöser zunehmend auchweltliche Literatur besaßen. Im 16. Jahrhundert richteten sich vermehrtauch Adelsfamilien und kirchliche Würdenträger Bibliotheken ein. DieReformatoren gründeten ebenfalls Bibliotheken. In Ljubljana schuf Pri-moz Trubar 1569 die Grundlagen für die Bibliothek der Landstände inKrain. Sie war als erste öffentliche Bücherei auf slowenischem Gebietfür die Lehrer der protestantischen Standesschule, für Prediger undfür andere Protestanten bestimmt. Ihr Grundstock, Trubars persönlicheBibliothek, wurde vor allem durch Schenkungen von Prädikanten, Leh-rern, Adeligen und Bürgern ergänzt; ihr Bestand umfaßte mehr als 1.500Bücher. In der Zeit der Gegenreformation wurde sie 1604 in die Obhut

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der Jesuiten von Ljubljana gegeben, gelangte dann an die Bischöfevon Ljubljana, bevor sie 1798 Teil des Grundbestandes der öffentli-chen Studienbibliothek (heute National- und Universitätsbibliothek) inLjubljana wurde. Als Erzherzog Ferdinand 1598 den protestantischenGottesdienst und Schulunterricht verbot, haben die Gegenreforma-tionskommissionen die Prädikanten des Landes verwiesen und prote-stantische Bücher verbrannt bzw. die Bibliotheken aufgelöst. Im 1597gegründeten Jesuitenkollegium in Ljubljana wurden die protestanti-schen Schriften gesammelt. Dessen eigene Bibliothek war vor allemfür das Studium am Gymnasium bestimmt. Nach der Auflösung desKlosters (1773) wurde die Bibliothek durch einen Brand nahezu völligvernichtet; der Rest von 637 Büchern bildete den Grundstock der dor-tigen neugegründeten Lyzealbibliothek. Weitere Bibliotheken der Je-suiten bestanden in Klagenfurt, Gorica, Triest und Maribor. Den im 17.und 18. Jahrhundert gegründeten Gymnasien, die von Jesuiten undanderen Orden geleitet wurden, standen die Bestände ihrer Klosterbi-bliotheken auch noch nach Einführung des öffentlichen Schulwesens(1774) zur Verfügung. Auf Schloß Wagensberg des Adligen JohannWeikhard von Valvasor (1641 bis 1693) entstand eine Bibliothek, die10.000 Bände wissenschaftlicher Werke umfaßte. Mitte des 17.Jahrhunderts zählte die Bibliothek der Grafen von Auersperg auf SchloßTurjak etwa 7.000 Bände, ebenfalls zumeist wissenschaftliche Litera-tur aller Art. Zur Schloßbibliothek der Grafen Erberg in Dol pri Ljubljanigehörten ungefähr 7.000 Bände. 1693 wird die Academia OperosorumLabacensium gegründet, die 1701 in Ljubljana eine öffentliche Wis-senschaftliche Bibliothek gründete. Diese wurde durch Schenkungenaus Privatbibliotheken der Vereinsmitglieder zu einem umfangreichen

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Bestand ergänzt. Die Idee einer öffentlichen Wissenschaftlichen Bi-bliothek erneuerte der Verein für Landwirtschaft und angewandte Kün-ste für Krain (gegründet 1767), der bei seiner Auflösung 1787 mehr als2.000 Bände besaß. Der Wissenschaftler Sigismund Zois Freiherr vonEdelstein (1747 bis 1819) sammelte naturkundliche und humanisti-sche Literatur und besaß schließlich rund 4.000 Bücher. Seine Biblio-thek stand slowenischen Schriftstellern zur Verfügung. Unter KaiserinMaria Theresia wurden die ersten Schulen (außerhalb der Ordens-einrichtungen) gegründet. Damit verbunden waren Gründungen öffent-licher Bibliotheken; jede Landesverwaltungseinheit bekam nebenhöheren Bildungsanstalten auch eine Landesstudienbibliothek. DerenEinrichtung war in Ljubljana 1774 mit dem Erlaß Maria Theresias ver-bunden, der die 637 aus dem verbrannten Jesuitenkollegium gerette-ten Bücher »zum allgemeinen Gebrauch« der Bibliothek des Lyzeumsvon Ljubljana zuteilte. In den 1780er Jahren wurden im Zuge der Jose-phinischen Reformen die Klöster aufgelöst und deren Bibliotheken aufstaatliche Einrichtungen verteilt. Seit 1849 mußten an allen Gymnasienund Realschulen Bibliotheken für Professoren und Schüler gegründetwerden. Nach ausländischem Vorbild schlossen sich Theologen inLesevereinen an den Priesterseminaren zusammen und gründeten inPfarrhäusern Lesehallen und -vereine. Der Slowenische Verein in Ljub-ljana errichtete eigene Bibliotheken. Nach 1849 wurden Pfarrbiblio-theken gegründet, aus denen sich vielfach die Volksbibliotheken ent-wickelten. Lesehallen wurden im 19. Jahrhundert von den fast 60 slo-wenischen Kulturvereinen eingerichtet, die um die Jahrhundertwendein größeren und entwickelteren Orten von Öffentlichen (Gemeinde-)Bi-bliotheken übernommen wurden.

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NationalbibliothekDie Narodna in univerzitetna knjižnica (NUK) in der Altstadt Ljubljanasist die Nationalbibliothek von Slowenien und zugleich Universitätsbi-bliothek sowie größte Wissenschaftliche Bibliothek des Landes. DasGebäude wurde an Stelle des früheren Palais Auersperg im Zentrumder Stadt von 1936 bis 1941 gebaut. Die Universität ist mit einemGründungsdatum im Jahr 1919 die älteste Hochschule Sloweniens.Die Bibliothek geht auf ein Dekret Maria Theresias im Jahr 1774 zu-rück, in dem die bei dem Brand des Jesuitenkollegs geretteten Bücherzur allgemeinen Benutzung der Lyzealbibliothek zugewiesen wurden.Hinzu kamen private Schenkungen. In den 1780er Jahren kamen dieBücher der aufgelösten Klöster hinzu. In die Lyzealbibliothek gelangtenso zwischen 1782 und 1790 insgesamt 13.719 Bände, darunter 2.523Bände aus dem Zisterzienserkloster in Sticna, 1.153 Bücher des Kar-täuserklosters in Bistra, 2.486 Bände des Zisterzienserklosters inKostanjevica na Krki und weitere etwa 8.000 Bücher aus anderenKlöstern. 1794 wurden etwa 7.500 Dubletten aus dem Bestand ver-kauft. 1807 erhielt die Lyzealbibliothek das Pflichtexemplarrecht. 1827betrug die Anzahl Bücher etwa 25.000 Exemplare. 1850 wurde dasLyzeum geschlossen; die Bibliothek wurde als Studienbibliothek Krainmit 31.000 Bänden fortgeführt. Um 1900 besaß die Bibliothek fast65.000 Bände. Durch ein Erdbeben 1895 wurde das Gebäude der Bi-bliothek zerstört. Erst 1907 erhielt sie im neuen Gymnasiumsgebäudeeinen festen Platz. Am Ende des Ersten Weltkriegs betrug der Be-stand etwa 110.000 Bände. Mit der Gründung einer Hochschule inLjubljana 1918 erhielt die Staatliche Studienbibliothek bzw. Staats-bibliothek Ljubljana die Funktionen einer Universitätsbibliothek. Im sel-

Slowenien

Jugoslawien 21.10.1974

Slowenien 21.3.2002Kostanjevica na Krki

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Nationalbibliothek

ben Jahr erhielt sie das Pflichtexemplarrecht für Slowenien. 1919 auchfür das gesamte Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen 1938wurde die Bibliothek formal der Universität zugeordnet. 1936 wurdemit dem Bau eines neuen Bibliotheksgebäudes begonnen; in den Som-mermonaten 1941 erfolgte der Umzug in die neuen Räume, wo dieBibliothek sich noch heute befindet. Während des Zweiten Weltkriegswar die Tätigkeit der Bibliothek sehr eingeschränkt. 1945 wurde dieBibliothek zur Nationalbibliothek der neuentstandenen FöderativenRepublik Jugo-slawien bestimmt. Vorläufer der Universität war eineTheologische Akademie der Jesuiten im 17. Jahrhundert; 1810 wurdeunter französischer Regierung eine erste Universität (Écoles centrales)gegründet und die 1813 unter erneuter österreichischer Herrschaftwieder geschlossen wurde. In den 1890er Jahren gab es Bestrebun-gen, eine slowenische Universität zu gründen, die aber folgenlos blie-ben. Jährlich findet die kommunikations­wissenschaftliche »EuropeanMedia and Communication Doctoral Summer School« der »EuropeanCommunication Research and Education Association« (ECREA) statt.Die Hochschule besitzt zwei Bibliotheken: National- und Universitäts-bibliothek von Slowenien und Zentrale Technologische Bibliothek; bei-de gelten als Nationalbibliotheken. Über dem Treppenhaus der Biblio-thek stand lange eine Staue von Primoz Trubar. Die Bibliothek wurde1944 durch den Absturz eines deutschen Postflugzeugs beschädigt,dabei wurden 60.000 Bücher durch Brand vernichtet. Bis 1948 wurdedas Gebäude wieder aufgebaut. Nach 1995 wurde das Innere gründ-lich saniert und statisch gefestigt. Die beiden Bibliotheken bewahrenrund 1,3 Millionen Bücher und zahlreiche andere Dokumente und

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Medien auf. Die National- und Universitätsbibliothek sammelte vor al-lem Slovenica, außerdem fremdsprachige wissenschaftliche und in-formative Literatur aller Wissensgebiete in Auswahl und im Rahmenihrer finanziellen Möglichkeiten sowie handschriftliche, kartographische,musikalische und graphische Materialien von kulturgeschichtlicher Be-deutung. Von 1945 bis zum Beginn der neunziger Jahre hat sie Pflicht-exemplare aus ganz Jugoslawien erhalten und damit eine einmaligeQuellensammlung für das Studium der Problematik des ehemaligenJugoslawiens aufgebaut.

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Kloster SittichDas Cistercijanski samostan Sticna ist das älteste Kloster auf demGebiet des heutigen Sloweniens. Der Gründer des um 1135 gegrün-deten Klosters war Peregrin († 1161), Markgraf und Patriarch vonAquileia, Die Abtei war mehrere Jahrhunderte hindurch einer der be-deutendsten religiösen, wirtschaftlichen und kulturellen Mittelpunkteim einstigen Krain. Die heute noch von Zisterziensern bewohnte Abteizur Mehrauer Kongregation besitzt noch heute eine besondere Biblio-thek. Neben der Kammer des Abtes befand sich im 17. und Anfangdes 18. Jahrhunderts ein »Archivium«, in dem u.a. eine Abschrift derStiftungsurkunde befand. In Sittich wurden Urbarien und andere Do-kumente, die täglich in Gebrauch waren, im Verwaltungsgebäude, daszwischen der Klosterkirche und dem Eingangstor stand, aufbewahrt.1471 und 1528 wurde das Kloster von Türken besetzt, geplündert undeingeäschert. Hierbei wurden die Archivalien und Drucksachen ver-nichtet. 1782 wurde das Kloster aufgrund der Josephinischen Refor-men aufgelöst. Zahlreiche kostbare Bücher, Inkunabeln, Handschrif-ten, Briefe, Urkunden und Urbarien sowie Kunstwerke wurden bei derRäumung des Klosters vernichtet oder sind seither verschollen, ob-wohl für die Bergung der Bücher und der Archivalien genaue Anleitun-gen erstellt wurden. Das Klosterarchiv wurde von der Landwirtschaft-lichen Gesellschaft in Ljubljana übernommen und die beiden SitticherPatres Jakob Ucan und Georg Nowak wurden beauftragt, Abschriftenvon Urkunden und ein Verzeichnis anzufertigen. Auch die Kloster-bücherei sollte der Landwirtschaftlichen Gesellschaft in Ljubljana zu-geführt werden, was ebenfalls nicht geschah, da die Gesellschaft 1788aufgelöst wurde. Schließlich wurde nun die Kameralherrschaft Sittich

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Slowenien 11.9.1998

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in das Bistum Ljubljana integriert, an das auch das Klosterarchiv unddie Bücherei übergeben wurden. In Sittich wurden die Bücher und Ur-kunden in 88 Kisten verpackt, die dem Laibacher Bezirksamt zugeführtwurden. Und von dort wurden die Behälter, wie vorgeschrieben, an dieHofbibliothek in Wien verschickt, die sich Exemplare aus dem Bestandan Büchern, Urkunden und Handschriften nach Belieben heraussuchendurfte. Der Rest ging an die Laibacher Lyzeumsbücherei. Erhalten ge-blieben ist ein Verzeichnis aller Bücher der damaligen Klosterbücherei,es waren 1774 Teile bestehend aus 2.663 Heften. An die 300 Exem-plare davon werden heute in der Laibacher Universitätsbücherei auf-bewahrt. Seit der Mitte des 12. Jahrhunderts besaß das Kloster eineigenes Skriptorium, das von Abt Folknand gegründet worden war. Esentstand die umfangreichste Sammlung von lateinischen Handschrif-ten mit farbigen und prächtig ausgeschmückten Initialbuchstaben inKrain.

Kloster Sittich

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1851 gründete eine Gruppe Slowenen unter Leitung des Lehrers AntonaJaneži?a, des Kaplans Andreja Einspielerja und des Bischofs AntonMartin Slomska in Klagenfurt den Hermagoras Verlag und eine Verei-nigung, die sich zum Ziel setzte, den Slowenen gute Bücher in ihrerSprache zu liefern. 1860 wurde diese Vereinigung in eine kirchlicheGenossenschaft unter der Bezeichnung »Mohorjeva» benannt. DerVerlag ist der älteste slowenische Verlag in Kärnten und einer der älte-sten in Österreich. Die Hermagoras Druckerei, die 1871 gegründetwurde, ist die älteste bestehende Druckerei in Kärnten. 1918 wurdeder Sitz des Verlags nach Prevalje (im neugebildeten Staat Jugoslawi-en) verlegt; seit 1927 befindet sich der Verlag in Celje. 1924 wurdeeine Zweigstelle in Gorizia als Goriška Mohorjeva družba und 1947 inKlagenfurt als Mohorjeva družba eingerichtet. Der Verlag als sloweni-sche Kulturorganisation brachte insgesamt über 40 Millionen Bücherheraus; jährlich kommen etwa 35 Editionen heraus. Hinzu kommenetwa fünf neue Schulbücher; etwa zwei Drittel der Bücher sind in slo-wenischer und der Rest in deutscher Sprache. Der Verlag gibt seit 1982die Zeitschrift Nova revija heraus; in den 1980er Jahren betrug dieAuflage etwa 3.500 Exemeplare, in den 1990er Jahren nur noch etwa1.500 Exemplare. 1858 wurde erstmals für das Folgejahr ein Kalenderder Mohorjeva-Gesellschaft in Slowenien veröffentlicht. 1918 betrugdie Zahl der Abonnenten 90.512. Im ersten Teil des Kalenders werdenfür das jeweilige Jahr die Monate, Wochen, Tage, die Feiertage, dieMohnphasen, die sonntäglichen Evangelien und die Himmelszeichenwiedergegeben. Im zweiten Teil werden interessante Berichte aus demIn- und Ausland, Gedichte, Kurzgeschichten, Fachartikel zu verschie-denen Themen (Wirtschaft, Landwirtschaft, Technologie, Gesundheit)publiziert.

Slowenien 2001Die Briefmarke, die aus Anlaß des 150. Jahrestags des Verlags der»Mohorjeva druzba« ausgegeben wurde, zeigt die Titelseite desKalenders für 1920 mit einer Zeichnung von F.Kopac. Die Titelseitender Kalender zeigen zumeist landwirtschaftliche Themen.

Hermagoras

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Im 555 n.Chr. wird von dem Römer Flavius Magnus Aurelius Cassio-dorus (um 485 bis 578) das Monasterium Vivariense bei Squillace inKalabrien gegründet; Cassiodor war Minister Theoderichs des Großen,der möglicherweise in das auf väterlichen Erbgütern eingerichtete Klo-ster eintrat. Er sammelte nicht nur die Literatur von Kirchenvätern, son-dern auch von Dichtern, Rhetorikern, Philosophen, und übersetzte die-se, soweit sie Griechisch waren, in Latein. Im Gegensatz zu vielenseiner Zeitgenossen war bei ihm nichtchristliche und christliche Litera-tur kein Gegensatz. In der Bibliothek Cassiodors wurden auch wissen-schaftliche Bücher zusammengetragen. Bischof Isidor von Sevilla (560–636, Isidorus Hispalensis, »Lehrmeister Spaniens«) veröffentlicht 623das Buch »Originum seu etymologiarum libri XX«. Im 6. Buch seinerRealenzyklopädie stellt er das Buch- und Bibliothekswesen des Alter-tums vor: de libris et officiis ecclesiasticis. Man schließt daraus, daßder Bischof selbst eine eigene große Büchersammlung besaß. Er nennt154 antike Autoren. Sein Werk war wichtiger Bestandteil vieler Dom-und Klosterbibliotheken. In seiner Regel gelten die Codices als heiligeGegenstände, die vom Sakristan verwaltet werden, der die Bibliothek(armarium) führt und die Mönche in der Schreibstube (scriptorium)anleitet. Spanien war in Europa während des 6. und 7. Jahrhundertsführend in der Literaturherstellung und der Bücheraufbewahrung. Unterden arabischen Umayyaden wurde von Kalif Mohammad um 800 inCordoba eine erste Bibliothek gegründet. Unter Kalif Al-Hakam II., deram Ende des 10. Jahrhunderts regierte, wuchs die Bibliothek desKalifats auf 400.000 »Bände« an. Der Bibliothek war eine große Werk-stätte für die Schreiber bzw. Kopisten und Illustratoren sowie Buchbin-

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Spanien

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der angeschlossen. Sein Sohn Hisham II. ließ aus der Schatzkammer,in der die Bücher verwahrt wurden, die Bücher der antiken Wissen-schaften über Logik, Astronomie und ähnliche Themen herauszuneh-men ... und ordnete an, sie zu verbrennen und zu vernichten. Al-HakamsBibliothek wurde durch diese Zensurmaßnahmen nicht vollständig zer-stört; andere Bibliotheken konnten in diesen Jahrhunderten weiterbe-stehen. Die Bibliothek des Berberherrschers Zuhayr in Almeria (gest.1038) soll ebenfalls 400.000 Schriftrollen umfaßt haben. Da das Le-sen vieler antiker Texte bei den Muslimen als häretisch galt, übernah-men die Juden eine entscheidende Rolle in der Aufbewahrung der altenTexte. Träger der wissenschaftlichen Entwicklung war die arabischeKultur; ihre entscheidenden Stützpunkte sollten die spanisch-arabischenBibliotheken werden. Die Blütezeit dieser Bibliothek endete mit demUntergang der Dynastie im Jahr 1031. Um die Jahrtausendwende leb-te die arabische (Al-Andalus), jüdische (Sefarad) und christliche Kulturin Südspanien mehr oder weniger gleichberechtigt nebeneinander. InCordoba und Toledo wurden die auf die griechische und persische Li-teratur fußende arabische Bücher in Latein übersetzt. Es sollten proJahr zwischen 60.000 und 80.000 Bücher übersetzt worden; auch des-halb wurde in Toledo eine erste Papierfabrik errichtet. Papier führte zueiner deutlichen Verbilligung von Büchern im Vergleich zu Pergamentund Papyrus. Es waren nicht nur die wohlhabenden Familien, die sicheigene Bibliotheken zulegten; Bücher waren notwendig für die Er-ziehung der Kinder. Große muslimische Bibliotheken bestanden auchin Cordoba, Sevilla, Almeria, Malaga, Granada, Badajoz, Toledo,Guadalajara, Zaragoza, Calatayud, Tortosa, Valencia und Denia, fast

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immer verbunden mit Werkstätten für die Kopisten und Illuminatoren.Der Islam war nicht bloß die Religion der Herrschenden, sondern diedominante Kultur, die das tägliche Leben und die kulturellen Erzeug-nisse von Christen wie auch Juden bestimmte. Die Zeit vom 10. bis 12.Jahrhundert war eine Epoche eines schnellen kulturellen Aufschwungsauf der Iberischen Halbinsel. Zwischen dem 13. und 15. Jahrhundertverschwanden die Bibliotheken der islamischen Welt unter dem An-sturm der türkischen, mongolischen und christlichen Eroberer. Nachder Eroberung von Granada ordneten die christlichen Herrscher Fer-dinand und Isabella an, sämtliche arabische Bücher auf Häresie zuprüfen und gegebenenfalls zu vernichten. Nach der Vertreibung derAraber und der Juden am Ende des 15. Jahrhunderts begann, wie dieSpanier meinen, das »Siglo de Oro«. In den von den Mauren zurück-eroberten Gebieten besaßen die Kathedralen wie in Oviedo, León undGerone umfangreiche Bibliotheken, die zum Teil auch mit den von denArabern und Juden hinterlassenen Büchern bestückt waren. Im Jahr1208 wurde in Palencia von Bischof Tello Téllez de Meneses die EstudioGeneral de Palencia gegründet, zu der auch eine Bibliothek gehörte.1215 entstanden in Salamanca und 1560 in Valladolid ebenfalls Uni-versitäten mit Bibliotheken. König Alfonso X. unterstützte die Biblio-thek in Salamanca mit 100 Maravedis (von arabisch Al-Muwahhidum,Bekenner der Einheit Gottes) im Jahr, damit für die Studenten eineausreichende Anzahl Kopien vorhanden sind. 1471 befanden sich 201Bücher in der Bibliothek. Alfonso X. und sein Sohn Sancho IV. unter-hielten eine königliche Bibliothek erheblichen Umfangs. Ihre Bibliothe-ken beinhalteten historische und wissenschaftliche Werke, waren aber

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auch die passende Umgebung für Schachspiele. Viele adlige Damenbesaßen ihre eigenen Bibliotheken mit Büchern in der Volksspracheund Lehrbücher in Latein sowie die im Mittelalter weitverbreiteten Stun-denbücher. Die Universitätsbibliotheken wurden im 17. Jahrhundertdurch Bücher aus aufgelassenen Klöstern erweitert. Die Bibliothek derUniversität von Alcalá, gegründet von dem Erzbischof von Toledo,Cisneros, besaß eine umfangreiche Sammlung spanischer Bücher.Cisnero war derjenige, der dafür sorgte, daß islamische Bücher in einemgroßen Autodafé in Granada vernichtet wurden. Während des Golde-nen Zeitalters sind die Universitätsbibliotheken von Salamanca undAlcalá international hochgerühmt. In der zweiten Hälfte des 17. Jahr-hunderts beginnt der soziale und wirtschaftliche Zusammenbruch. Eineder Folgen ist auch der Verlust der Autonomie der Universitäten undderen Unterstellung unter staatliche Aufsicht; dies wiederum verschärftedurch Zensureingriffe die Qualität der gesammelten Bücher. Archivareund Bibliothekare werden im 19. Jahrhundert aufgefordert, die Biblio-theken von bestimmten Büchern zu »reinigen«.

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NationalbibliothekDie Biblioteca Nacional de España in Madrid ist die wichtigste Biblio-thek in Spanien. Sie wurde 1712 von König Philipp V. als BibliotecaReal gegründet, jedoch erst am 2. Januar 1716 durch einen königli-chen Erlaß offiziell eingerichtet. Die Bibliothek sollte sowohl den Bür-gern Zugang zu Wissen eröffnen als auch die Privatbibliotheken eini-ger Adliger aufnehmen. Zusätzlich wurden alle spanischen Druckerverpflichtet, der Bibliothek je ein von ihnen gedrucktes Buch abzulie-fern. 1738 erscheint ein erster Katalog der Bibliothek unter dem Titel»Bibliotheca Universal de la Polygraphia Española«, der von CristóbalRodriguez erstellt wurde. 1761 erhält die Bibliothek im Auftrag vonCarlos III. ein neues Statut. Darüber hinaus wird die Imprenta Realgegründet, deren Leitung der verantwortliche Bibliothekar hatte. 1836wurde die Bibliothek in Nationalbibliothek umbenannt und wird deröffentlichen Verwaltung unterstellt. Die Bibliothek übernahm die bisdahin in den Händen der Kirche befindlichen Bücher, wodurch ihreBestände wuchsen und vor allem an Qualität gewannen. Alle währendder Ersten Republik beschlagnahmten Bücher der Kirchen und Klöstergingen in den Bestand der Bibliothek über. 1892 wurde nach 30jähri-ger Bauzeit der neue Sitz am Paseo de Recoletos fertiggestellt, in demaußerdem Museum und Archiv untergebracht wurden. Trotz des Spa-nischen Bürgerkriegs von 1936 bis 1939 wuchs der Bestand der Bi-bliothek aufgrund der Beschlagnahme von fast 500.000 Büchern ausfrüherem kirchlichem Besitz. 1957 wurde ein gesetzliches Pflicht-exemplarrecht (depósito legal) eingeführt, das die 1716 eingeführteRegelung ersetzte. Die Nationalbibliothek besteht aus den integrier-ten Abteilungen Hemeroteca Nacional, dem Instituto Bibliográfico

Spanien

Spanien 22.4.1916

Uruguay 9.10.1997

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Nationalbibliothek

Hispánico und dem Centro del Tesoro Documental y Bibliográfico. Seit1991 besitzt die Bibliothek eine Nebenstelle in Alcalá de Henares. DieNationalbibliothek an der Plaza de Colón ist dem spanischenKulturministerium als eigenständige Organisation angegliedert. DerBestand umfaßt etwa 26 Millionen Medieneinheiten. Zum Bestand derBiblioteca Nacional gehören u.a. 6 Millionen moderne Bücher, die nach1831 gedruckt worden waren, und 50.000 Bücher, die vor 1831 er-schienen. Dazu kommen Handschriften (30.000), Inkunabeln (3.000),Zeitschriften, Zeichnungen, Kupferstiche, aber auch Plakate, Karten,Postkarten und Fotografien sowie Ton- und Videoaufzeichnungen.

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Bibliothek der Universität SalamancaDie Universität wurde als Estudio Salmantino im Jahr 1218 von KönigAlfonso IX. von León gegründet. Am Anfang hatte die Universität keineigenes Gebäude; der Unterricht fand in der Kathedrale statt, zumaldie Kulturarbeit in den Händen der Mönche lag. Nach und nach gab esmehr Studenten, und man brauchte ein Gebäude für den Unterricht.1254 bekam die Einrichtung durch König Alfonso X. eine erste Ver-fassung. Ein Jahr später gewährte Papst Alexander IV. der Universitätdie Berechtigung, Titel zu verleihen. 1254/55 wurde auch die Biblio-thek und mit königlicher Genehmigung das System der »Estacionario«(Stationarii) eingerichtet; die Bibliothek trägt heute den Namen Biblio-teca Universitaria Santa María de los Ángeles. 1411 befahl Papst Be-nedikt XIII. die Einrichtung eines Bibliotheksraums und bewilligte fürden Ankauf von Büchern finanzielle Mittel. Papst Martin V. bewilligte1422 ein Gehalt von 20 Gulden für einen Bibliothekar und 2.000 Gul-den als jährlichen Etat für den Bücherankauf; zugleich wurde ange-ordnet, daß die Bibliothek im Kreuzgang vier Stunden am Tag zugäng-lich zu sein hatte. Die vorhandenen Bücher befaßten sich mit Theolo-gie, Recht, Logik und Medizin. 1470 erhielten die Bücher einen Raumin der Kapelle; bemerkenswert ist, daß die Bücher – wie in vielen Biblio-theken – in einer oberen Etage der Kapelle untergebracht waren. AmAnfang des 16. Jahrhunderts verliert die Bibliothek diese Räumlichkei-ten; etwa sechs Jahre muß die Universität ohne eine funktionierendeBibliothek auskommen und findet einen neuen Platz in der oberstenEtage eines Klosters in Salamanca. Verantwortlich für die Bibliotheksind die Stationarii. 1538 erhält sie abermals eine neue Satzung, inder regelmäßige Kontrollen der Bestände vorgeschrieben werden und

Spanien

Spanien 4.11.2011

Spanien 2.1937

Kolumbien 29.11.1955

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ketzerische Bücher zu entfernen sind. Im 16. Jahrhundert wächst durchdie Verbreitung des Buchdrucks in Spanien der Bestand deutlich an,da Bücher nunmehr kostengünstiger zu beschaffen sind. Hinzu kom-men Spenden vermögender Kirchenleute und Adliger. In der Biblio-thek befinden sich jetzt auch die Bücher klassischer Autoren. 1611wird eine Inventarliste erstellt, die mit 879 Titeln weniger Bücher alserwartet aufführt. 1664 erhält die Bibliothek mit Unterstützung von PapstClemens XII. eine neue Unterkunft. Im 17. Jahrhundert werden jedochdie Anschaffungen deutlich verringert. 1774 werden für die Bibliothekdrei Bibliothekare bezahlt. Die 12.000 Bücher der 1767 vertriebenenJesuiten werden der Universitätsbibliothek übergeben. 1836 erhält dieBibliothek weitere Bücher, die aus aufgelösten Klöstern stammen. Einweiterer nennenswerter Zuwachs des Bestands kam durch die Über-nahme von kleinen Schulbibliotheken. Der Buchbestand wuchs im 19.und 20. Jahrhundert nur noch gering. Die Universitätsbibliothek ver-fügt derzeit über 2.774 Handschriften, 483 Inkunabeln und etwa als62.000 gedruckte Bände aus dem 16. bis 18. Jahrhundert.

Bibliothek der Universität Salamanca

Spanien

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Bibliothek der Universität MadridDie Universidad Complutense de Madrid ist die größte spanische Uni-versität. König Sancho IV. von Kastilien schuf am 20. Mai 1293 dasStudium Generale. 1499 genehmigte Papst Alexander VI., das Studi-um Generale in eine Universität (Universitas Complutensis nach demlateinischen Namen von Alcalá de Henares) umzuwandeln. Mit derGründung durch Sanco IV. wurde auch eine erste Bibliothek eingerich-tet. 1836 wurde die Universität in die Hauptstadt Madrid verlegt. DieBibliothek der Universität (BUC) besteht aus einer zentralen und über30 dezentralen Bibliotheken. Es werden in der Bibliothek mehrere hi-storische Sammlungen wie »Los libros del saber de Astronomía« vonAlfons X. und die »Biblia Políglota Complutense« verwahrt. Die Biblio-thek besitzt nach der Nationalbibliothek die größte Sammlung antikerBücher. In der sog. Historischen Sammlung befinden sich insgesamt190.000 Bücher (gedruckt zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert),728 Inkunabeln und 3.000 Handschriften. Die moderne Abteilung be-sitzt 2,7 Millionen Bücher, über 70.000 Zeitschriften und außerdem über40.000 Landkarten. Wie jede moderne Universitätsbibliothek bietet dieBibliothek eine große Auswahl elektronischer Medien bzw. den Zugriffauf im Internet veröffentlichte Literatur.

Spanien

Philippinen 1996

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1921 war es in Albaceta erforderlich, einen neuen Wasserturm für dieVersorgung der Bevölkerung zu errichten. Der vorhandene Wasser-turm im Abelardo-Sanchez-Park blieb erhalten und wurde nicht ab-gerissen. 1994 entschied man sich im Stadtrat, die 1924 entstandenestädtische Bibliothek in diesen Wasserturm zu verlegen und die erfor-derlichen Umbauten vorzunehmen. Es gilt in der Stadt als Symbol,daß das für Menschen unverzichtbare Wasser nun durch unverzicht-bares Wissen verbunden wird. 2001 wurde die Bibliothek eröffnet. Heuteist die Bibliothek und ihre Lesesaal mit 216 Plätzen und einer Mediathekmit 20 Internet-Stationen auf den neuesten Stand der Bibliothekstechnik.Die Bibliothek verwahrt 12.000 Bände. In den frühen 1980er Jahrenwurde die Bibliothek mit anderen kommunalen Bibliotheken vernetzt.Im Februar 2010 wurde das Verzeichnis der Bücherbestände derBiblioteca Municipal de los Depósitos del Sol in das überregionale Netz-werk der Provinz Kastilien-La Manche übernommen.

Biblioteca Municipal de los Depósitos del Sol

Spanien

Spanien 8.3.2006

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Real Academia EspañolaDie Real Academia Española in Madrid wurde 1713 von Juan ManuelFernández Paceco nach dem Vorbild der Académie française gegrün-det. Ein Jahr später stellte sie König Philip V. unter königlichen Schutz.In den folgenden Jahrzehnten legte sie die Regelungen der spanischenSprache fest. Zwischen 1726 und 1739 entstand das sechsbändigeWörterbuch Diccionario de autoridades (Wörterbuch der Lehrmeister)mit 37.600 Stichwörtern und einer Sammlung von Zitaten der spani-schen Literatur. 1780 wurde das Wörterbuch als Diccionario de lalengua castellana in einer einbändigen Neuauflage und ohne die Zitateveröffentlicht. 1771 erschien die bedeutende Gramática de la lenguacastellana, die das Spanische verbindlich vorschrieb. Diese Ausgabewurde Lehrbuch in Spaniens Schulen. 1780 wurde sie als offizielleGrammatik der spanischen Sprache anerkannt. Bis 1959 wurde dasWerk mehrmals mit zwischenzeitlichen Anpassungen herausgegeben.2009 gab die Akademie gemeinsam mit Sprachakademien der ande-ren spanischsprachigen Länder die umfangreiche Nueva Gramáticade la Lengua Española heraus, die an die Stelle des alten Grammatik-werks getreten ist. Seit 1871 gibt es in den spanischsprachigen LändernSüdamerikas ebenfalls Institutionen, die die spanische Sprache über-wachen. Seit 1951 ist die Real Academia Española Mitglied derAsociación de Academias de Lengua Española, der insgesamt 22Sprachakademien für Spanisch angehören. Der Akademie gehörenderzeit 46 »académicos de número« an, zumeist bekannte Autoren,die auf Lebenszeit berufen werden. Daneben gibt es »académicoscorrespondientes« mit angeblich geringerer Wertschätzung. Die Aca-demia veröffentlicht regelmäßig Wörterbücher, eine normative Gram-matik und Regeln zur Rechtschreibung. Darin listet sie nur die Wörterauf, die von den Mitgliedern zuvor in die Sprache »aufgenommen«wurden.

Spanien

Spanien 14.11.2008Dargestellt ist ein Glasfenster im Akademiegebäude mit der MuseKalliope und ihrem üblichen Attribut, einer Schreibtafel.

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Spanien 24.3.1972Das Gemälde mit dem Titel »El bibliófilo« auf dieser Briefmarke stammtvon José Gutierrez Solana aus dem Jahr 1933: Öl auf Leinwand, 212Í163cm. Das Bild zeigt den Bruder des Malers und soll an seinen Vater (JosephTeresa Gutierrez Solana) erinnern, der eine große Bibliothek besaß. DasBild befindet sich in der Sammlung der Bank Santander.

El bibliófilo

Kinder in der Bibliothek

Spanien 27.4.1979Aus Anlaß des internationalen Jahresdes Kindes.

Scriptorium im Kloster

Spanien 8.4.1968Beatriz Galindo (1465?–1534) stammt aus einer durch den Bürger-krieg verarmten Familie des niederen spanischen Adels. Deshalbsollte sie in ein Kloster gehen. Sie war eine der gebildetsten Frauenihrer Zeit. Ihre erste Ausbildung erhielt sie an einer Einrichtung derUniversität von Salamanca. Mit 12 Jahren beherrschte sie Latein undspäter deshalb den Beinamen »La Latina«. Ihre weitere Ausbildungerhielt sie in Italien, wo sie Latein und Philosophie an der Universitätvon Salerno vermutlich bei dem spanischen Gelehrten Antonio deNebrija studierte. Anschließend wurde sie Professorin an derUniversität von Salamanca und unterrichtete Rhetorik, Philosophieund Medizin; von ihr stammt auch ein Kommentar zu Aristoteles. Siewar 1506 Gründerin des heute noch bestehenden Hospitals zumHeiligen Kreuz (Santa Cruz de Madrid). Beatriz Galindo war u.a.Lehrerin der Königin Isabella von Kastilien und der Töchter derKönigin.

Spanien

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Spanien 9.10.1947Miguel de Cervantes Saavedra (1547–1616) stammt aus Alcalá deHenares. Er ist Spaniens Nationaldichter und Autor des »Don Quijotes«.Cervantes studierte Theologie an den Universitäten von Salamanca undMadrid. 1769 wird er in Rom Kammerdiener des Kardinals GiulioAcquaviva, tritt aber noch im selben Jahr in die spanische Marine (inNeapel) ein. Bei der Schlacht von Lepanto wird er verletzt, was zu seinemBeinamen »el manco de Lepanto« (der Einhändige von Lepanto) führt.1575 wird er von algerischen Piraten gefangen genommen und als Sklavenach Algier verschleppt; er wird erst 5 Jahre später freigekauft und kehrt1580 nach Spanien zurück. Er ist verschuldet und beginnt deshalb einLeben als Schriftsteller. 1584 erschien sein erster Roman. Außerdemarbeitet er als Versorgungskommissar der Marineverwaltung; wegenVeruntreuung von Geldern verbringt er einige Monate im Gefängnis. Hier inSevilla beginnt er an seinem bedeutendsten Werk »El ingenioso HidalgoDon Quijote de la Mancha« zu schreiben, der 1605 erscheint; 1615 kommtein zweiter Teil heraus. Er verliert wieder sein Geld und stirbt verarmt.Die städtische Bibliothek in Alcalá de Henares, dem Geburtsort vonCervantes, wurde 2012 geschlossen, da die Sparkasse »Bankia« die vonihr getragenen Bibliotheken nicht mehr finanziert.

Der Nationaldichter in seiner Bibliothek

Spanien

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Bbliotheken, Forschung und Lernen haben seit dem Anfang des 3.Jahrhunderts v.Chr. einen großen Anteil in der Geschichte Sri Lankas.Viele Herrscher des Landes unterstützten die Entwicklung der Litera-tur.

Zur Geschichte der ersten Bibliotheken

Sri Lanka

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Bibliothek der alten SchriftenDer Tempel des Heiligen Zahns (Sri Dalada Maligawa) ist ein buddhi-stischer Tempel im Palastkomplex der früheren Hauptstadt Kandy desKönigreichs Sri Lanka; in dem Tempel wird ein Zahn Buddhas ver-wahrt. Während der Zeit der portugiesischen und niederländischenHerrschaft über das Tiefland an den Küsten der Insel blieb Kandy einunabhängiges Königreich in den Bergen. Denen verdankt es auchseinen Namen bei den Europäern. Der Heilige Zahn in Kandy ist derobere linke Eckzahn Buddhas. Die vier Eckzähne sind die einzigenKörperteile, die bei seiner Einäscherung völlig unbeschadet übrigblie-ben. Einen nahm Gott Vishnu mit in seinen himmlischen Palast (nachanderen Versionen war es Indra), einer befindet sich im Kristallpalastder Nagaschlangen am Meeresgrund, einer wird bei Peking verwahrt.Mönche der beiden Klöster Malwatte und Asgiriva führen mehrmalstäglich Gottesdienste durch. Zusätzlich wird mittwochs die Reliquie sym-bolisch mit einem pflanzlichen Präparat (Nanumura Mangallava) ausduftenden Wasser und duftenden Blumen gebadet; diesem Badewas-ser werden heilende Kräfte zugesprochen und unter den Gläubigenverteilt. Nach der Legende wurde die Zahnreliquie während der Re-gierungszeit Königs Kirthi Sri Meghavarna (301–328) nach Sri Lankagebracht. Der König ließ einen Schrein bauen, in dem der Zahn aufbe-wahrt wurde, und übernahm die Verantwortung für den Schutz desBuddhismus und der Reliquie. Von jeher hat diese Reliquie eine wich-tige Rolle in der Politik Sri Lankas gespielt; es heißt, wer die Reliquiebesitzt, regiert auch das Land. Im Jahr 1284 entsandte das Yuan-Reichunter Kublai Khan deshalb eine Expedition nach Sri Lanka, um dieZahnreliquie von Buddha in seinen Besitz zu bringen; die kehrte je-

Sri Lanka

Surinam 4.6.1998

Ceylon 1.5.1938

Ceylon 1.5.1935Rechts oben: König Georg V., geb. als George Frederick Ernest Albertvon Sachsen-Coburg und Gotha (1865 bis 1936), der 1917 die deut-sche Herkunft durch Windsor ersetzte. War von 1910 bis 1936 Königdes Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland (ab 1921nur noch Nordirland) und zudem Kaiser von Indien. 1796 begann diebritische Herrschaft über die Insel als Britisch Ceylon; 1815 wurde dasKönigreich Kandy erobert, und der letzte sri-lankaische König VikramaRajasinha nach Indien ins Exil verbracht.

Ceylon 25.11.1947Rechts oben: König Georg VI. (1895–1952) aus dem Hause Sachsen-Coburgund Gotha (seit 1917 Haus Windsor)und wurde 1936 durch den unerwarte-ten Rücktritt seines Bruders EdwardVIII. König des Vereinigten Königreichsvon Großbritannien und Nordirland undletzter Kaiser von Indien sowie Ober-haupt des Commonwealth. Er wollte ansich als Prinz Albert Frederick ArthurGeorge, Herzog von York, leben. DerVater von Elisabeth II. regierte bis 1952.

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doch ohne Erfolg nach China zurück. In verschiedenen Zeiten wurdedie Reliquie an unterschiedlichen Orten verwahrt. Schließlich wurdeder Zahn nach Kandy gebracht. König Vimaladharmasuriya Ich ließhier ein zweistöckiges Gebäude errichten. 1603 eroberten die Portu-giesen die Insel; sie verschleppten den Heiligen Zahn, so dachten siejedenfalls, aus der damaligen Hauptstadt Kotte nahe Colombo in ihreasiatische Hauptresidenz Goa. 1560 wurde er gegen den Willen desGouverneurs in Goa vom Bischof in Anwesenheit des Vizekönigs mitgroßem Zeremoniell zermahlen und verbrannt. Der christlichen Pflichtzur Bekehrung war damit Genüge getan. 1566 tauchte die Reliquiewieder auf, denn der echte Heilige Zahn ist unzerstörbar. Das achtek-kige Gebäude (Patthirippuwa), in dem der Zahn aufbewahrt wurde,war ursprünglich von den Königen für Freizeitaktivitäten genutzt wor-den. Die eigentliche Kammer, in der die Zahnreliquie aufbewahrt wird,trägt den Namen »Handun Kunama«. Der Zahn befindet sich Innerenvon sieben ineinander liegenden Schreinen, die mit Edelsteinen ver-ziert sind. Der Tempel wurde mehrmals bombardiert und beschädigt,aber jedes Mal restauriert. Heute befindet sich in dem Gebäude eineBibliothek buddhistischer Schriften. Der Heilige Zahn von Kandy be-fand sich Jahrhunderte lang am Hofe der Könige von Kalinga am Golfvon Bengalen. Der Zahn soll 313 von der Nonne Hemamala, einerTochter König Guhasivas von Kalinga, in den Haaren versteckt vonIndien nach Sri Lanka gebracht worden sein.

Bibliothek der alten Schriften

Sri Lanka

Ceylon 4.2.1950

Ceylon 1.10.1958 Ceylon 14.5.1958

Ceylon 4.2.1950

Ceylon 1.5.1959

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Öffentliche BibliothekDie Colombo Public Library ist die größte öffentliche Bibliothek in SriLanka. Sie wurde am 10. August 1925 aufgrund eines Beschlussesdes Gemeinderats eröffnet. Zu diesem Zeitpunkt gab es zweiSubskriptions-Bibliotheken in Colombo: die Colombo Library und diePettah Library. Die Colombo Library war 1813 als United Service Libraryfür Zivilangestellte und Militärs der englischen Regierung gegründetund befand sich im damaligen Queen’s House. 1829 gründeten Bür-ger der Stadt eine zweite Bibliothek, die sie nach dem Stadtteil, in demsie wohnten, Pettah Library nannten. Eine weitere schon bestehendeBibliothek war die Colombo Museum Library, die von dem GouverneurSir William Gregory gegründet worden war und Teil der von der RoyalAsiatic Society Ceylon Branch betriebenen Einrichtung war. Der ColonialSecretary Sir Cecil Clementi veranlaßte eine Zusammenkunft der Mit-glieder dieser beiden Bibliotheken, die hierbei beschlossen, ihre Bü-cher in eine gemeinsame neue Bücherei als Abteilung des Gemeinde-rats einzubringen. Die neue Bibliothek wurde in einem der ältestenGebäude der Stadt untergebracht, das den Namen Sirinivasa trug; esist heute der Dienstsitz des Bürgermeisters. Im ersten Jahr verlieh dieBibliothek mit rund 18.000 Titeln Bücher an nur 687 Leser; heute sindfast 250.000 Leser registriert. Die Public Library verwahrt rund 400.000Bücher und eine große Anzahl von Periodika, überwiegend in Singhale-sisch. Die Bibliothek ist Depositbibliothek für verschiedene internatio-nale Organisationen wie dem International Monetary Fund. 1952 wur-de eine besondere Kinderabteilung eingerichtet. Daneben bestehen14 Zweigstellen. 1965 wurde vom früheren Präsidenten des LandesRanasinghe Premadasa entschieden, ein neues Bibliotheksgebäudezu errichteten; dieses wurde 17. Dezember 1980 der Öffentlichkeit über-geben.

Sri Lanka

Sri Lanka 17.12.1980

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Palmblatt-BibliothekIn Indien und in Sri Lanka bestehen in 7 Städten insgesamt 12 sog.Palmblatt-Bibliotheken. Der Legende nach soll der Inder Bhirgu (mitanderem Namen auch Vashita) vor etwa 5.000 Jahren begonnen ha-ben, Ursprung und Schicksal von etwa 80.000 Personen und der Weltaufzuzeichnen. Bhirgu soll zu der legendären Gruppe von sieben hei-ligen Rishis gehört haben; er wird mehrmals in den Veden erwähnt.Mit der Entwicklung eines Kalenders (durch die Sumerer) konnten Pro-pheten auch Vorhersagen erstellen. Angeblich soll auf diesen Palm-blättern das Schicksal derjenigen niedergelegt sein, die irgendwanneine dieser Bibliotheken besuchen werden. Ein Palmblatt hält zwischen700 und 800 Jahren; sobald das beschriebene Palmblatt brüchig wird,fertigt man eine Abschrift auf einem frischen Palmblatt an. Von derUrschrift sollen 12 Kopien bestehen. Beschrieben werden die getrock-neten Blätter der Stechpalme in der Sprache Alttamil, einer Sprache,die heute nur noch von wenigen Eingeweihten beherrscht wird. Hier-bei wird für jeden Einzelnen ein eigenes Blatt angelegt. In den Palm-blatt-Bibliotheken von Kanchipuram und Bangalore sollen auch Infor-mationen über die künftige Entwicklung der Welt zu erhalten sein. DiePalmblatt-Bibliotheken gehören zum UNESCO-Welterbe. ZwischenBesuchern und Wächtern der Bibliotheken soll es häufig zu Mißver-ständnissen kommen, da die Wächter nicht immer verstehen, warumsie nicht das passende Palmblatt finden und andererseits die Besucherkeine Übereinstimmung mit den herausgefundenen Palmblättern fin-den. In Sri Lanka befindet sich die einzige Palmblattbibliothek in derHauptstadt Colombo. Das Wort »Tripitaka« stammt aus dem Sanskritund bedeutet soviel wie »drei Körbe«: Sutren, das Vinaya und das

Sri Lanka

Sri Lanka 21.12.1970

Sri Lanka 20.5.1999Im Hintergrund wird auf die Bibliothekdes British Councils verwiesen

British Council

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Abhidharma, die in Bambuskörben aufbewahrt wurden. Der Pali-Kanondes Theravada-Buddhismus in Sri Lanka besteht aus 58 Bänden mit35 Millionen Zeichen. Der Kanon ist die in der mittelindischen SprachePali verfaßte älteste zusammenhängend überlieferte Sammlung derLehrreden des Buddhas Siddharta Gautama. Innerhalb der heutigenTheravada-Traditionen wird zwar die mittelindische Pali-Sprache ver-wendet, jedoch in lokalen Schriften aufgezeichnet. Am besten erschlos-sen und als einziger buddhistischer Kanon vollständig in einer indi-schen Sprache erhalten ist der Pali-Kanon der Theravadins. Die Pali-Überlieferung gehört zum ältesten Schriftgut des Buddhismus. Er gehtauf die in Hinterindien und Ceylon verbreitete Vibhajyvada-Sekte derHinayanma-Richtung zurück. Der Kanon wurde unter KönigVatiagamani Abhaya (reg. 89–77 v.Chr.) bei Matale in Sri lanka schrift-lich niedergelegt und bildet die Grundlage des Theravada. Der Wort-laut kann seit dem Entstehen der großen Kommentare im 5. und 6.Jahrhundert auf Ceylon als gesichert gelten. Üblicherweise wurde erauf Palmblättern (selten Holz) festgehalten. Insbesondere das vomjeweiligen birmanischen König angeregte erneute Abschreiben derTexte auf den Palmblätter war üblich. Gedruckt wurde dieser Kanon,angeregt durch das Interesse europäischer Forscher, erstmals im spä-ten 19. Jahrhundert. Ausgaben auf anderen Materialien sind selten.1991 wurde begonnen, die Texte elektronisch zu verarbeiten.

Palmblatt-Bibliothek

Sri Lanka

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Bibliothek im KinderzentrumVon 1963 bis 1969 wurde St. Helena von dem Gouverneur JohnOsbaldiston Field (1913–1985) regiert. Seine Ehefrau, Lady MargaretField, veranlaßte den Bau eines Kinder- und Freizeitheims, in demsich auch eine Kinderbibliothek befindet.

St. Helena

St. Helena 4.11.1968

St. Helena 5.2.1971

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Im Jahr 1888 wurden erste Forderungen zur Gründung einer Biblio-thek auf der Insel St. Lucia erhoben. Doch erst im Jahr 1924 wurdevom Castries Town Board mit finanzieller Unterstützung der »Carne-gie Foundation« die erste Bibliothek eröffnet.

Zur Geschichte der ersten Bibliotheken

St. Lucia

Stadtbibliothek Castries1941 wurde auf St. Lucia ein Bibliotheksgesetz (Eastern Caribbean LibraryScheme) verabschiedet, das u.a. einen kostenlosen Bibliotheksdienst inCastries und Soufrière vorschrieb, einen besonderen Bücherdienst für Kin-der vorsah und die Regeln für den Bibliotheksdienst definierte. 1948 wurdedie vorhandene Bibliothek durch ein Feuer zerstört und erst zwei Jahrespäter unter dem Namen Central Library of Saint Lucia als öffentliche Biblio-thek neu eröffnet. 1958 erhielt diese Bibliothek mit Unterstützung desColonial Development and Welfare Grant ein neues Gebäude. In der Bi-bliothek befinden sich ein Leseraum für Bücher und Zeitungen, eine Buch-binderei und die Bücherausgabe sowie der Raum für Kinder. 1979 wurdedie Bibliothek deutlich ausgeweitet und erhielt einen Anbau. 1994 wurdedas Gebäude renoviert, wobei der linke Flügel des Gebäudes die histori-sche Fassade behielt.

St. Lucia 9.10.2000

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NationalarchivDas Archive de Saint-Pierre et Miquelon besitzt keine Dokumente ausdem 17. und 18. Jahrhundert, da mehrmals die Inseln von Großbritan-nien besetzt und die Bewohner vertrieben wurden. Dokumente überfrühere Zeiten sind vermutlich in Paris, Aix-en-Provence und Groß-britannien zu finden. Erst mit der endgültigen Zuordnung der Insel zuFrankreich und der Rückkehr der Insulaner im Jahr 1816 begann unterschwierigen Umstanden die Sammlung der Dokumente. Das Archivwurde erstmalig 1776 eingerichtet; gesammelt wurden die Dokumenteder staatlichen Stellen, Kirchenbücher, Gerichtsentscheidungen, Kauf-verträge und Unterlagen von Inselbewohnern. In den 1860er Jahrenwerden die ersten Vorschriften über die Archivierung erlassen. 1855wird ein Dekret erlassen, daß die Archivierung der staatlichen Doku-mente als verpflichtende Aufgabe festlegt. 1873 wird das Archiv demVerwaltungsleiter der Insel St. Pierre unterstellt. 1911 wird in einemRundschreiben bemängelt, daß das Archivwesen ungenügend bear-beitet wird. 1920 wird ein Ausschuß mit drei Mitgliedern zur Aufsichtüber das Archiv bestimmt. 1933 wird festgestellt, daß die Unterlagender einzelnen Verwaltungsstellen weiterhin an unterschiedlichen Stel-len verwahrt werden. Schließlich wurden die Archivalien im früherenLagerhaus der ehemaligen Inseldruckerei zentralisiert. Von 1981 bis1992 wurde das Archiv auf ehrenamtlicher Grundlage geführt. Am 25.März 1992 brannte das Archiv ab; aus den Trümmern bargen auf frei-williger Grundlage Bewohner der Insel die nicht verbrannten Archiv-materialien, sammelten sie in Metallkörben und froren sie ein; damitwurde verhindert, daß die bei der Brandlöschung durchnäßten Papieredurch Schimmelbefall vernichtet wurden. Dann wurde begonnen, die

St. Pierre et Miquelon

St. Pierre et Miquelon 6.10.1999

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Archivalien in einem mühseligen Verfahren in einem Tunnel zu trock-nen, in dem vorher Stockfische produziert wurden; in der Anlage konn-ten Temperatur und Feuchtigkeit kontrolliert werden. Bis 1998 wurdedas Archiv in provisorischen Räumen fortgeführt. Erst im März 1998erhielt das Archiv neue Räumlichkeiten in einem Gebäude, in dem auchdas privat betriebene »Musée Héritage« der Inselgruppe untergebrachtist. Im Jahr 2008 umfaßte das Archiv rund 560 laufende Meter.

Nationalarchiv

St. Pierre et Miquelon

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Die erste öffentliche Bibliothek auf St. Vincent wurde 1899 in Kingstoneingerichtet. Sie befand sich in einem Raum im Rathaus. Binnen dreiJahre wuchsen der Bücherbestand und die Zahl der Nutzer erheblichan. 1902 schrieben die Verantwortlichen für die Bibliothek deshalb anAndrew Carnegie und dessen Stiftung und baten ihn um finanzielleUnterstützung für die Errichtung eines Bibliotheksgebäudes. Der Se-kretär Carnegies antwortete, daß die »Carnegie Foundation« einenBetrag von 30.000 Dollar (nach heutigem Wert etwa 740.000 Dollar)geben würde, sofern die Stadt ihrerseits sich verpflichte, zukünftig jähr-lich 3.000 Dollar (nach heutigem Wert 81.000 Dollar) für den Biblio-theksbetrieb zur Verfügung stellen würde. Dieses sagte die Gemein-devertretung zu. Der in Kingston wohnende Reeder Samuel Coyken-dall spendete das Baugrundstück und veranlaßte darüber hinaus eineSpendenaktion unter den Bürgern. 1903 wurde der Bau begonnen,1904 wurde die Bibliothek eröffnet, in der außerdem ein Museum desNational Trust untergebracht war. Bis Anfang der 1970er Jahre ver-blieb die Bibliothek in dem 1903/1904 errichteten Gebäude. 1974 er-hielt die städtische Bibliothek ein neues Gebäude im Schulbezirk; sieist zugleich Bibliothek für die High School. Die Ausstattung der neuenBibliotheksräume war jedoch unzureichend. Erst 2009 wurde von derSchulverwaltung als Träger der Bibliothek beschlossen, für einen Be-trag von 3,6 Millionen Dollar die Bibliothek (Carnegie Learning Center)auf den Stand der Technik zu bringen und ein Kunst- und Technologie-Zentrum einzurichten. Die Bibliothek mit insgesamt 16 Zweigstellenverwahrt heute mehr als 250.000 Bücher. Das frühere Bibliotheks-gebäude steht unter Denkmalschutz

Zur Geschichte der ersten Bibliotheken

St. Vincent-Grenadinen

St. Vincent 4.2.1994Familie und Erziehung

Bücher als Brücke zwischenden Generationen

FahrbüchereiAlte Bibliothek

Stadtbibliothek Kingston

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Bibliothek der Universität KhartumDie Universität Khartum (Dschami‘a al-Chartum) im Sudan ist die wich-tigste Universität im Land. 1902 wurde während der britischen Kolonial-zeit das Gordon Memorial College eröffnet, das anfangs nur eine Grund-schule war. Das Gebäude wurde zwischen 1899 und 1902 als Teil derBildungsrefomen von Lord Kitchener errichtet. Die Schule erhielt denNamen nach dem General Charles George Gordon, der im Mahdi-Aufstand 1885 getötet wurde. Bereits 1913 studierten etwa 500 Schü-ler an dieser Einrichtung. Nach einigen Facherweiterungen kam 1924die erste medizinische Ausbildungsstätte Sudans hinzu. 1936 wurdeeine juristische Abteilung gegründet, ab 1947 war das College der Uni-versität London angeschlossen. Mit der Unabhängigkeit des Landes1956 wurde dem bisherigen College der unabhängige Status als Uni-versität verliehen. In dem Gebäude befindet sich auch die Universi-tätsbibliothek.

Sudan

Sudan 1.1.1935

Sudan 1.7.1950

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Die ersten Bibliotheken in Südafrika entstanden in der zweiten Hälftedes 18. Jahrhunderts in der Folge der Kolonisierung des Landes undder Missionsarbeit. Erst ab 1925 entwickelte sich ein modernesBibliothekswesen. Wenn man von kleineren Büchereien der Missions-gesellschaften absieht, entstanden bis zum Ende der Apartheid fastausschließlich nur wissenschaftliche Bibliotheken oder solche für Wei-ße, deren Zugang für Nichtweiße eingeschränkt war. Der heutige An-teil der schwarzen Bevölkerung, der lesen und schreiben kann, liegtunter 50 Prozent, während er bei den Weißen 100 Prozent beträgt.Die öffentlichen Bibliotheken sind von jeher finanziell schlecht ausge-stattet. Mit dem »The National Library of South Africa Act 92 of 1998«wurden am 1. Januar 1999 die englisch-geprägte South African Libraryin Kapstadt (1818 gegründet) und die holländisch-afrikaans geprägteState Library aus dem Jahr 1887 in Pretoria zur National Library ofSouth Africa (NLSA) mit zwei Standorten zusammengelegt. Problema-tisch ist für die Bibliotheken, daß seit 1994 neben Englisch und Afrika-ans auch die neun größten weiteren Sprach-gruppen als nationaleSprachen (Zulu, Xhosa, Süd-Ndebele, Siswati, Sesotho, Setswana, Xit-songa, Thasivenda und Sepedi) festgelegt wurden. Die verbindendeSprache in den Bibliotheken ist jedoch Englisch, obwohl rund 60 Pro-zent der Einwohner Afrikaans sprechen. Daneben gibt es weitere nicht-amtliche Sprachen wie Fanakolo, Nördliches Ndebele, Phuthi, Nama,San und Lobedu. Mit der neuen Sprachpolitik wird versucht, die Un-gerechtigkeiten, die große Teile der Bevölkerung während der Apart-heid erleben mußten, auszugleichen. Mit dem Legal Deposit Act von1997 erhielten die die Nationalbibliothek (in Pretoria und Kapstadt),

Zur Geschichte der ersten Bibliotheken

Südafrika

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Zur Geschichte der ersten Bibliotheken

die Parlamentsbibliothek (in Kapstadt), die Msunduzi Public Library (inPietermaritzburg), die 6 Bloemfontein Public Library (in Bloemfontein)und das National Film, Video und Sound Archiv (in Pretoria) sowie seit2006 auch die Constitutional Court Library in Braamfontein wie auchdie Phuthaditjhaba Public Library in Free State das Pflichtexemplar-Recht. Im Jahr 2004 wurde John Tsebe der erste schwarze National-bibliothekar in Südafrika.

Südafrika

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ParlamentsbibliothekDie Bibliothek des südafrikanischen Parlaments, das abwechselnd inPretoria und in Kapstadt tagt, befindet sich in Kapstadt. Sie wurde 1854durch Zusammenlegung der beiden kleineren Sammlungen des Legis-lative Council und der Legislative Assembly gegründet und ist eineSpezialbibliothek, die für die Literaturversorgung der Mitglieder desParlaments, der Minister und des Personals des Parlaments zustän-dig ist. Die Parlamentsbibliothek besitzt (neben sechs weiteren Biblio-theken) den Status einer Depositbibliothek, die ein Pflichtexemplar vonallen in Südafrika gedruckten Büchern erhält. Die Bibliothek verwahrtaußerdem CD, DVD, Mikrofilme, Photographien und Landkarten. Ins-gesamt befinden sich rund 120.00 gedruckte Medien und die Ausgabenvon etwa 150 Periodika in der Bibliothek. In den Beständen der Biblio-thek befinden sich auch einige Spezialsammlungen (seltene Bücher,historische Landkarten, Manuskripte, besondere Photographien). EineSpezialabteilung übernimmt die Restaurierung und die Konservierungwertvoller Bücher. Zu den Sammlungen gehören eine Sammlung vonDokumenten aus dem Burenkrieg (heute auch als »SüdafrikanischerKrieg« bezeichnet) und seit 1917 die Africana-Sammlung des Englän-ders Sidney Mendelssohn (Autor einer 1910 erschienenen SouthAfrican Bibliography) sowie die erste Jardine-Sammlung von Porzel-lan. Die private Büchersammlung von Sir Ernest Oppenheimer unddie Bücher von J. C. N. Humphreys sind in die Parlamentsbibliothekintegriert.

Südafrika

Südafrika 15.5.1985

Südafrika 15.7.1982

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BlindenbibliothekIn Südafrika gibt es zwei Bibliotheken für Blinde mit nationalem Status.Die erste ist die Blindenbibliothek in Grahamstown. Die zweite ist dieTAPEAIDS Library, die von der Organisation »Tape Aids for the Blinds«mit ihrem Hauptbüro in Durban betrieben wird; weitere Bibliothekenbefinden sich in Johannesburg, Pretoria, Kapstadt, East London, Pieter-maritzburg, Bloemfontain und Village of Happiness. Die erste Biblio-thek dieser Organisation wurde 1958 gegründet und versorgt mittler-weile als Bibliothek mit nationalem Status Blinde und Kranke in ganzSüdafrika mit gelesenen Texten auf Kassetten und modernen Medien-trägern. Sie erstellt pro Jahr über 2.000 Hörbücher in den elf nationa-len Sprachen Südafrikas. Mittlerweile hat die Bibliothek 27 Auf-nahmestudios in verschiedenen Städten in Südafrika und einen Be-stand von über 25.000 Titeln. Beide Blindenbibliotheken können durcheine Sondervereinbarung mit dem südafrikanischen Postunternehmenihre Sendungen an blinde Mitglieder kostenlos verschicken. Sie bie-ten auch die elektronischen Geräte zum Anhören der Hörbücher anund verleihen diese an ihre Mitglieder. Das Angebot der Hörbücher inallen elf nationalen Sprachen soll mit der (allgemeinen) Nationalbiblio-thek und den öffentlichen Bibliotheken verknüpft werden.Die Blindenbibliothek in Grahamstown richtet ihren Service an alle Blin-den im Land und produziert Hörbücher in den 11 nationalen Sprachen.Die South African Library for the Blind (SALB) ist eine Bibliothek für dieBlinden des Landes, die auch den Status einer Nationalbibliothek hat.Sie richtet ihren Service auf die Bibliotheks- und Informationsversorgungvon Blinden und »print-handicapped readers« aus und befindet sich inGrahamstown (Eastern Province), und wurde 1918 von einer Bewoh-

Südafrika

Südafrika 13.10.2005

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nerin von Grahamstown, Josephine Wood und einer englischenMissionarin, Eleanor Comber, gegründet. Wood startete den Biblio-theksservice mit 100 Büchern in Blindenschrift (Braille) in ihrem eigenenHaus. 80 Jahre später wurde der mittlerweile gut ausgebauten Biblio-thek der Status einer Nationalbibliothek verliehen und seit 1969 mitdem »The South African Library for the Blind Bill« gesetzlich veran-kert. Die Bibliothek stellt einen kostenlosen Braille- und Audio-Servicezur Verfügung und hat die notwendige technische Ausrüstung zumAnhören von Hörbüchern. Die Bibliothek hat über 7.000 registrierteMitglieder. Die Braille-Bücher werden digital aufbereitet und könnenper E-Mail verschickt werden. Die Bibliothek ist seit 2004 Mitglied desProjektes DAISY (Digital Accessible Reading and Publishing for All),das sich mit der Digitalisierung von bibliothekarischen Inhalten befaßt.Die Digitalisierung von Texten ist für die Blindenbibliothek von Bedeu-tung, vor allem, weil die herkömmliche Kassette fast nicht mehr produ-ziert wird. Neben dem Angebot von Büchern in Braille und Hörbüchernbietet die Bibliothek einen umfangreichen Service an. Sie verschicktNewsletter mit den neuesten Hörbüchern, die sich die blinden und seh-behinderten Leser per E-Mail bestellen können. Außerdem veranstaltetdie Bibliothek verschiedene Veranstaltungen, um die Arbeit und dieAngebote der Einrichtung bekannter zu machen und Blinde zu er-reichen.

Blindenbibliothek

Südafrika

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De ehemalige niederländische Kolonie Surinam bekam seine ersteBibliothek in der Mitte des 18. Jahrhunderts, als in der Hauptstadt Para-maribo eine wissenschaftliche Bibliothek gegründet wurde. Diese Biblio-thek wurde im folgenden Jahrhundert durch einen Brand zerstört, derim Zusammenhang mit dem im 17. Jahrhundert begonnenen undschließlich 1760 erfolgreichen Aufstand der Sklaven (Maroons) gegendie niederländischen Kolonialherren stand. Es bestanden darüber hin-aus mehrere private Büchersammlungen. Eine Volksbibliotheek wur-de am Ende des 18. Jahrhunderts unter dem Einfluß der 1784 gegrün-deten niederländischen Maatschappij tot Nut van ’t Algemeen (Gesell-schaft für öffentliche Wohlfahrt, damals in Rotterdam, heute in Edam)gegründet; diese Bibliothek verbrannte 1821. Danach und bis zur Mit-te des Jahrhunderts entstanden mehrere kurzlebige kommerzielle Leih-büchereien. 1856 entwickelten zwei Mediziner (F. A. G. Dumontier undC. Landré) den Plan zur Gründung einer Bibliothek in Paramaribo. Am1. Dezember 1857 wurde ihre Colonial-Bibliothek, die unter der Auf-sicht des Inspektors für Erziehung stand, eröffnet. Dies war der ersteAnsatz zur Gründung einer Nationalbibliothek. Die Bibliothek dientesowohl der allgemeinen Öffentlichkeit wie auch als Forschungseinrich-tung. 1950 wurde die allgemeine Büchersammlung und die Kinderbiblio-thek auf die Öffentliche Bibliothek des 1947 gegründeten »StichtingCultureel Centrum Suriname« verteilt. In den Jahren 1950–1957 fun-gierte die Colonial-Bibliothek als Nationalbibliothek. 1957 wurde diesewegen der geringen finanziellen Ausstattung und fehlender Fachleutegeschlossen; die Bücherbestände wurden auf verschiedene Bibliothe-ken in den Niederlanden verteilt.

Zur Geschichte der ersten Bibliotheken

Surinam

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Öffentliche BibliothekIn Surinam besteht unter der Leitung des »Stichting Cultureel CentrumSuriname« eine zentrale öffentliche Bibliothek, deren Bestände 1950aus der Nationalbibliothek übernommen wurden. Diese Bibliothek inder Hauptstadt mit etwa 250.000 Titeln unterstützt 6 regionale öffent-liche Bibliotheken und den mobilen Bücherdienst mit zwei Bücher-bussen. Seit der Unabhängigkeit des Landes 1975 werden die Biblio-theken von der STICUSA finanziell unterstützt.

Surinam

Surinam 5.11.1986

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Syrien kann auf eine lange Bibliotheksent wicklung zurückblicken.Um das Jahr 2350 v.Chr. gelangte die Keilschrift bis in das heutigeSyrien in das Reich Ebla, wo sie mit der einheimischen semitischenSprache verwendet wurde. Ebla war eine Stadt im Norden Syriens.Hier wurden 1975 die Archive des Königspalastes mit mehr als 20.000Tontafeln in Keilschrift aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. gefunden. DerStadtstaat ist bekannt für sein Archiv im Gebiet Tell Mardikh. WeitereBibliotheken entstanden erst mit der Islamisierung des Landes. Daserste Haus der Weisheit als Sammelstätte von Handschriften wurde inDamaskus von dem Umayyaden-Kalifen Mu’awiya eingerichtet, er be-saß eine Büchersammlung im Bayt al-Hikma (Haus der Weisheit).Büchersammlungen waren auf die Moscheen und auf die Klöster christ-licher Mönche wie z.B. die Zisterzienser) beschränkt, jedoch gab esauch private Bibliotheken von Kaufleuten und Gelehrten. So kaufte1853 der preußische Konsul und Arabist Johann Gottfried Wetzsteinfür 70.000 Piaster von Umar Efendi ar-Rifa‘i al-Hamawi die umfang-reiche arabisch-islamische Privatbibliothek (3.200 orientalische Ma-nuskripte aus dem 10. bis 19. Jahrhundert), die über mehrere Genera-tionen von der Familie Rifa‘i aus Damaskus zusammengetragen wur-de und die heute den Namen Rifa‘iya trägt, aus 456 Bänden bestehtund in Leipzig aufbewahrt wird. Damaskus war eines der wichtigstenGelehrtenzentren im Osmanischen Reich. Eine weitere Büchersamm-lung, Ôalidiya genannt, besaß der Naqsbandi-Scheich Ôalid. Vom 5.bis 7. Jahrhundert bestanden in den Klöstern der syrisch-orthodoxenKirche und der katholischen Kirche weitere Bibliotheken.

Zur Geschichte der ersten Bibliotheken

Syrien

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NationalbibliothekDie Al-Assad-Bibliothek in Damaskus ist die Nationalbibliothek derSyrischen Arabischen Republik; eingeweiht wurde sie unter der Schirm-herrschaft des früheren Präsidenten (und Diktators) Hafez al-Assadam 16. November 1984. Die Bibliothek umfaßt eine Fläche von rund22.000 m2 auf 9 Etagen. Als Nationalbibliothek hat die al-Assad-Bibliothek die Aufgabe, alle in Syrien hergestellten Bücher und Ausga-ben von Periodika sowie Literatur über Syrien zu sammeln, zu sortie-ren und diese Materialien Forschern und Wissenschaftlern zur Ver-fügung zu stellen. Zu den Sammlungen gehören auch Texte, die sichmit der kulturellen Vergangenheit befassen. Die Bibliothek bietet Platzfür 750 Leser in ihren Lesesälen. Ausleihungen sind grundsätzlich nichtgestattet, jedoch bestehen mit ausländischen Bibliotheken Verein-barungen, die einen Titelaustausch gestatten. Die vorhandenen Textesind nach verschiedenen Kriterien in einzelnen Räumen zusammen-gestellt. So sind die Bücher für Blinde oder mit syrischen Gesetzen ingesonderte Räumlichkeiten aufgestellt. Für historische Dokumente wiePapyri und Pergamenthandschriften ist ein klimatisierter Raum vor-gesehen. Insgesamt verwahrt die Bibliothek mehr als 400.000 Bücher.Eine weitere Nationalbibliothek befindet sich in Aleppo mit rund 90.000Büchern. Zur Nationalbibliothek gehört auch ein mobiler Bücherdienst.

Syrien

Syrien 28.8.1988

Syrien 1984Hafiz al-Assad (1930–2000) war 1971–2000 Präsident von Syrien. Ergehörte der Religionsgemeinschaft der Alawiten an. Als 16jähriger trater in die Baath-Partei ein. Ab 1951 besuchte er die Militärakademie.1961 putschte er erfolgreich gegen die Vereinigte Arabische Republik(Ägypten und Syrien). Nach einem weiteren Putsch 1966 wurde erVerteidigungsminister; nach einem dritten Putsch 1970 konnte er diezivile Regierung ablösen und Premierminister und ein Jahr späterPräsident Syriens werden. Er stützte sich auf Militär und Geheimdienstund konnte damit einen gegen ihn gerichteten Putsch der Milizniederschlagen. Nach seinem Tod 2000 wurde sein SohnBaschar al-Assad, ein Augenarzt, mit 34 Jahren sein Nachfolger; auchdieser regiert diktatorisch.

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Al-Thaheria LibraryDas Gebäude, in dem sich die Bibliothek al-Zaheria als Teil des größ-ten Marktes von Damaskus al-Hamidia befindet, wurde um 1271 wäh-rend der Regierung des Mamelukensultans al-Zahir Sayf-al-Din al-SalihiBaybars (reg. 1260 bis 1277) errichtet. Die Bibliothek gehörte ursprüng-lich zur Umayyaden-Moschee. Heute ist es ein Kulturzentrum, in demsich eine öffentliche Bibliothek befindet. Sie ist eines von etwa 90 Kultur-zentren Syriens und wird geleitet vom Ministerium für Höhere Erziehung.Gegründet wurde die Bibliothek 1882; sie diente als Nationalbiblio-thek. 1984 wurden die Bestände der Bibliothek in die neue National-bibliothek Syriens übergeführt. Die Bibliothek (auch: Alzahryh) besitztetwa 150.000 Bücher. Aufgrund des »Cultural Capitals Program« derUNESCO wurde Damaskus im Jahr 2008 zur »Arab Capital of Cul-ture« gewählt.

Syrien

Syrien 16.4.2008

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Königliches Archiv in EblaEbla war eine antike Stadt im Norden Syriens. Gegen Ende des 3.Jahrtausends v.Chr. und zwischen 1800 und 1650 v.Chr. besaß Ebladen Status eines Stadtstaates. Der Siedlungshügel der Ausgrabungs-stätte, die vor allem für ihr Archiv von über 20.000 Keilschrifttafeln ausdem 3. Jahrtausend v.Chr. bekannt ist, heißt Tell Mardikh. Hier began-nen 1964 italienische Archäologen Ausgrabungen; 1968 fanden sieeine Statue der Göttin Ischtar, die den Namen eines Königs von Ebla(Ibbit-Lim) trug. Jetzt konnte die Stadt, die bereits lange durch ägypti-sche und akkadische Schriften bekannt war, identifiziert werden. Imfolgenden Jahrzehnt wurde ein Palast entdeckt, der auf die Zeit zwi-schen 2500 und 2000 v.Chr. datiert wurde. In den Ruinen fanden sichdie oben bereits erwähnten über 20.000 gut erhaltenen Keilschrifttafeln,die in Sumerisch und Eblaitisch – einem vorher unbekannten akkadi-schen Dialekt – verfaßt sind. Die Tafeln lagen aufgestapelt in einemkleinen Raum des Innenhofs des Königspalasts. Sie waren das Archiveiner Stadt, die niederbrannte. In der Hitze der Flammen wurden dieZiegel und auch die Tafeln gebrannt, so daß sie über die Zeiten hin-weg erhalten blieben. Diese Tafeln deuten auf die enge Beziehung derStadt zum südlichen Mesopotamien hin, wo die Keilschrift entwickeltwurde. Die Tafeln enthielten auch Vokabellisten, die ihre Übersetzungermöglichten. Die Übersetzungen zeigten, daß man hier nicht diePalastbibliothek – die möglicherweise noch auf ihre Entdeckung war-tet – gefunden hatte, sondern ein Archiv über Steuern und Abgaben,Gesetzestexte, diplomatische und Handelskontakte, und eine Schreib-stube, in der Texte kopiert wurden. Die größeren Tafeln waren ursprüng-lich in Regalen untergebracht, aus denen sie bei der Zerstörung des

Syrien

Syrien 16.10.1988

Österreich 4.6.1965

Syrien 16.11.2005

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Palastes herausgefallen waren. Die Fundstellen der Tafeln erlaubtenden Ausgräbern eine Rekonstruktion ihrer ehemaligen Position. Eszeigte sich sehr schnell, daß sie entsprechend ihrem Inhalt in denRegalen sortiert gewesen sein mußten. Die meisten der gefundenenKeilschrifttafeln enthalten wirtschaftliche Daten. Sie vermitteln einenguten Eindruck vom täglichen Leben der Stadtbewohner und der kul-turellen, wirtschaftlichen und politischen Situation in Nordsyrien undim nahen Osten um die Mitte des 3. Jahrtausends vor Christus. Sieerwähnen Orte und Völker, die später auch im Alten Testament er-wähnt werden, unter anderem findet sich hier die erste Erwähnungvon Jerusalem. In der Palastbibliothek von Ebla befanden sich Ton-tafeln mit u.a. Palastkorrespondenz mit fremden Königen, Schriftwech-sel mit Agenten an anderen Höfen, Kopien von Staatsverträgen, »Do-kumente« der allgemeinen Verwaltung, Unterlagen über Volkszählun-gen, Steuerabgaben, Angaben über Holz-, Metall- oder Getreideliefe-rungen, Schriftwechsel mit den Provinzgouverneuren und mit Beauf-tragten des Königs, Verwaltungsakten der Beamten wie Abrechnun-gen von verschiedenen Depots innerhalb und außerhalb des Palastessowie Angaben über die Mahlzeiten des Königs oder Löhne des Per-sonals des Palastes und der Werkstätten Die Tafeln zeigen, daß dieBewohner Eblas über 200.000 Tiere (Schafe, Ziegen und Kühe) be-saßen. Das wichtigste Handelsgut der Stadt war vermutlich Holz vonden nahegelegenen Bergen, eventuell auch aus dem Libanon, undTextilien. Ebla wurde möglicherweise ein erstes Mal 2240 v.Chr. zer-stört. Eine zweite Blüte erlebte die Stadt zwischen 1850 und 1600 v.Chr. und wurde dann abermals zerstört.

Königliches Archiv in Ebla

Syrien

Der Gelehrte in der Bibliothek

Syrien 7.11.1992Sibt al-Maridini (Muhammad ibn Muhammad ibn Ahmadibn Muhammad ibn al-Ghazal) lebte von 1423 bis 1506.Er wurde in Ägypten geboren; sein Vater stammt ausDamaskus. Al-Maridini war Astronom und Mathematikerund lehrte an der Großen Moschee von al-Azhar in Kairo;außerdem war er als muwaqqit der Moscheeverantwortlich für Zeitmessung. Einer seiner Ahnen,Abdullah al-Maridini lebte im 8. Jahrhundert und wargleichfalls ein berühmter Astronom. Sibt al-Maridinischrieb mehr als 50 Aufsätze zur Astronomie und 23mathematische Lehrbücher.


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