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Im Blickpunkt: Die Stadt Balingen · fang der 1970er-Jahre wurden die bis dahin selbstständigen...

Date post: 16-Oct-2020
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46 Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 9/2020 Land, Kommunen Reinhard Güll Reinhard Güll war Büroleiter der Abteilung „Informations- dienste, sozial- und regional- wissenschaftliche Analysen“ im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg. Im Blickpunkt: Die Stadt Balingen In der Serie „Im Blickpunkt“ steht dieses Mal die Stadt Balingen im Zollernalbkreis. Aus dem Landesinformationssystem Baden-Würt- temberg (LIS) lassen sich für Balingen wie für jede andere Gemeinde des Landes interes- sante Erkenntnisse zur Struktur und Entwick- lung gewinnen. Besonders herausgehoben werden an dieser Stelle die Bevölkerungsent- wicklung, die Wohn- und die Beschäftigten- situation. Balingen ist eine Stadt im Süden Baden-Würt- tembergs, etwa 70 Kilometer (km) süd-süd- westlich von Stuttgart. Sie ist die Kreisstadt und nach Albstadt die zweitgrößte Stadt des Zollernalbkreises und bildet ein Mittelzentrum zu dem neben Balingen selbst die Städte und Gemeinden Dautmergen, Dormettingen, Dot- ternhausen, Geislingen, Hausen am Tann, Ratshausen, Rosenfeld, Schömberg, Weilen unter den Rinnen und Zimmern unter der Burg gehören. Die Große Kreisstadt ist mit der Nachbarstadt Geislingen eine vereinbarte Ver- waltungsgemeinschaft eingegangen. Ab An- fang der 1970er-Jahre wurden die bis dahin selbstständigen Gemeinden Streichen, Ost- dorf, Endingen, Erzingen, Zillhausen, Engstlatt und Frommern eingemeindet. Balingen liegt am Rand der Schwäbischen Alb im Tal der Eyach, einem Nebenfluss des Neckars. Süd- lich der Stadt befinden sich die sogenannten Balinger Berge, darunter das Plettenberg, der Schafberg und die Lochen. Westlich der Stadt liegt die Liasebene des Kleinen Heubergs. Durch Balingen führt die Zollernalbbahn, welche von Tübingen bis nach Aulendorf verläuft. Ba- lingen liegt auch an der Bahnstrecke Balingen – Schömberg, welche aber nur im Ausflugsverkehr und Güterverkehr bedient wird. Balingen hat insgesamt sechs Bahnhöfe: Engstlatt, Balin- gen, Balingen-Süd, Frommern, Endingen und Erzingen. Der Öffentliche Personennahverkehr wird durch den Verkehrsverbund Neckar-Alb- Donau (NALDO) gewährleistet. Durch Balingen führt die Bundesstraße B 27, die sich nördlich des Stadtteiles Engstlatt bis südlich von Balin- gen auf einer Länge von etwa 10 km mit der Bundesstraße B 463 vereint. Die B 27 verbin- det die Stadt nach Norden mit dem Großraum Stuttgart und nach Süden mit Schaffhausen in der Schweiz. Die B 463 verläuft in Richtung Nordwesten über Haigerloch zur Bundesauto- bahn A 81 und in Richtung Südosten über Albstadt bis nach Sigmaringen. Balingen wurde im Jahr 863 als Balginga erst- mals erwähnt. Im 12. Jahrhundert traten ver- schiedene Adlige als Ortsherren Balingens auf. Balingen gehörte zur bis 1162 existierenden Herrschaft Haigerloch, dann fiel es den Grafen von Hohenberg zu. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erfolgte der Übergang an die Grafen von Zollern, diese machten den Ort zum Sitz der Herrschaft Schalksburg. Etwa 200 Meter flussaufwärts zur bisherigen Sied- lung in einer Landzunge zwischen Eyach und Steinach wurde 1255 die Stadt Balingen ge- gründet. Mit dem Stadtrecht wuchs die Sied- lung rasch an und erhielt eine Ummauerung. 1403 gelangte Balingen durch Kauf an Würt- 81 Nusplingen Schömberg Weilen unter den Rinnen Zimmern unter der Burg Dormet- tingen Daut- mergen Rosenfeld Geislingen Haigerloch Rangendingen Hechingen Burladingen Jungingen Bisingen Grosselfingen Balingen Dottern- hausen Hausen am Tann Rats- hausen Obernheim Meßstetten Albstadt Bitz Straßberg Winterlingen Tuttlingen Rottweil Freudenstadt Tübingen Zollernalbkreis Reutlingen Sigmaringen Donau Neckar 88-43-20-01M © Kartengrundlage GfK GeoMarketing GmbH Karte erstellt mit RegioGraph 2019 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg Landesinformationssystem Lage der Stadt Balingen S
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Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 9/2020Land, Kommunen

Reinhard Güll

Reinhard Güll war Büroleiter der Abteilung „Informations-dienste, sozial- und regional- wissenschaftliche Analysen“ im Statistischen Landesamt Baden-Würt temberg.

Im Blickpunkt: Die Stadt Balingen

In der Serie „Im Blickpunkt“ steht dieses Mal die Stadt Balingen im Zollernalbkreis. Aus dem Landesinformationssystem Baden-Würt-temberg (LIS) lassen sich für Balingen wie für jede andere Gemeinde des Landes interes-sante Erkenntnisse zur Struktur und Entwick-lung gewinnen. Besonders herausgehoben werden an dieser Stelle die Bevölkerungsent-wicklung, die Wohn- und die Beschäftigten-situation.

Balingen ist eine Stadt im Süden Baden-Würt-tembergs, etwa 70 Kilometer (km) süd-süd-westlich von Stuttgart. Sie ist die Kreisstadt und nach Albstadt die zweitgrößte Stadt des Zollernalbkreises und bildet ein Mittelzentrum zu dem neben Balingen selbst die Städte und Gemeinden Dautmergen, Dormettingen, Dot-ternhausen, Geislingen, Hausen am Tann, Ratshausen, Rosenfeld, Schömberg, Weilen

unter den Rinnen und Zimmern unter der Burg gehören. Die Große Kreisstadt ist mit der Nachbarstadt Geislingen eine vereinbarte Ver-waltungsgemeinschaft eingegangen. Ab An- fang der 1970er-Jahre wurden die bis dahin selbstständigen Gemeinden Streichen, Ost- dorf, Endingen, Erzingen, Zillhausen, Engstlatt und Frommern eingemeindet. Balingen liegt am Rand der Schwäbischen Alb im Tal der Eyach, einem Nebenfluss des Neckars. Süd- lich der Stadt befinden sich die sogenannten Balinger Berge, darunter das Plettenberg, der Schafberg und die Lochen. Westlich der Stadt liegt die Liasebene des Kleinen Heubergs.

Durch Balingen führt die Zollernalbbahn, welche von Tübingen bis nach Aulendorf verläuft. Ba-lingen liegt auch an der Bahnstrecke Balingen – Schömberg, welche aber nur im Ausflugsverkehr und Güterverkehr bedient wird. Balingen hat insgesamt sechs Bahnhöfe: Engstlatt, Balin- gen, Balingen-Süd, Frommern, Endingen und Erzingen. Der Öffentliche Personennahverkehr wird durch den Verkehrsverbund Neckar-Alb-Donau (NALDO) gewährleistet. Durch Balingen führt die Bundesstraße B 27, die sich nördlich des Stadtteiles Engstlatt bis südlich von Balin-gen auf einer Länge von etwa 10 km mit der Bundesstraße B 463 vereint. Die B 27 verbin- det die Stadt nach Norden mit dem Großraum Stuttgart und nach Süden mit Schaffhausen in der Schweiz. Die B 463 verläuft in Richtung Nordwesten über Haigerloch zur Bundesauto-bahn A 81 und in Richtung Südosten über Albstadt bis nach Sigmaringen.

Balingen wurde im Jahr 863 als Balginga erst-mals erwähnt. Im 12. Jahrhundert traten ver-schiedene Adlige als Ortsherren Balingens auf. Balingen gehörte zur bis 1162 existierenden Herrschaft Haigerloch, dann fiel es den Grafen von Hohenberg zu. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erfolgte der Übergang an die Grafen von Zollern, diese machten den Ort zum Sitz der Herrschaft Schalksburg. Etwa 200 Meter flussaufwärts zur bisherigen Sied- lung in einer Landzunge zwischen Eyach und Steinach wurde 1255 die Stadt Balingen ge-gründet. Mit dem Stadtrecht wuchs die Sied- lung rasch an und erhielt eine Ummauerung. 1403 gelangte Balingen durch Kauf an Würt-

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Nusplingen

Schömberg

Weilen unter den Rinnen

Zimmern unter der

Burg

Dormet-tingen

Daut-mergen

Rosenfeld

Geislingen

Haigerloch

Rangendingen

Hechingen

Burladingen

Jungingen

Bisingen

Grosselfingen

Balingen

Dottern-hausen

Hausen am Tann

Rats-hausen

Obernheim

Meßstetten

Albstadt Bitz

StraßbergWinterlingen

Tuttlingen

Rottweil

Freudenstadt Tübingen

Zollernalbkreis

Reutlingen

Sigmaringen

Donau

Neckar

88-43-20-01M© Kartengrundlage GfK GeoMarketing GmbH

Karte erstellt mit RegioGraph 2019

Statistisches Landesamt Baden-WürttembergLandesinformationssystem

Lage der Stadt BalingenS

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temberg. Die Stadt wurde bald Sitz eines Amtes. Im 15. Jahrhundert war die Stadt mehr-fach verpfändet, so unter anderem an Graf Hans von Werdenberg und an die Herren von Bubenhofen. Wie bereits um 1350 wurde Balin-gen in den Jahren 1463 bis 1465 von der Pest heimgesucht. Im 16. Jahrhundert trat die Pest immer wieder auf. 1610/1611 starben etwa 400 Einwohner daran. Die Aufständischen vom armen Konrad übernahmen 1514 die Herrschaft über die Stadt. Der Dreißigjährige Krieg führte zur erneuten Verbreitung der Pest. Nach Feuersbrünsten 1724 und 1809 wurde die Stadt mit regelmäßigem Grundriss neu er-baut. 1758 wurde Balingen Sitz eines Oberam-tes, welches 1806 mit der Gründung des König-reichs Württemberg durch die Angliederung ehemals vorderösterreichischer sowie ritter-schaftlicher Gebiete und der Stadt Ebingen er-heblich vergrößert wurde. Das Oberamt Balin-gen gehörte ab 1810 zur Landvogtei am obe- ren Neckar und ab 1818 zum Schwarzwald- kreis. Die Bewohner betrieben seit dem 19. Jahr- hundert hauptsächlich Trikotwebereien und waren in der Handschuh- und Schuhfabrika- tion tätig, andere betrieben Viehhandel. Das Jahrhundert hochwasser der Eyach am 4. und 5. Juni 1895 kostete 41 Menschen das Leben. Gewaltige Wassermassen eines Gewitters ris-sen Eisenbahngleise zwischen den Stationen Frommern und Laufen ein, bevor es Balingen erreichte, Felder überschwemmte, Bäume ent-wurzelte, Brücken und Wehren und Mühlen in Mitleidenschaft zog. Seit 1918/1919 befand sich die Stadt im freien Volksstaat Württem-

berg. Bei den Verwaltungsreformen während der NS-Zeit in Württemberg wurde das Ober- amt Balingen 1934 in Kreis Balingen umbenannt und 1938 in den Landkreis Balingen überführt. Von 1944 bis 1945 wurden in den Ortsteilen Frommern, Engstlatt und Erzingen Werke und Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof betrie-ben, um im Rahmen des Unternehmens „Wüste“ Treibstoff aus Ölschiefer zu gewinnen. Nach dem Zweiten Weltkrieg lag die Stadt Balingen in der Französischen Besatzungszone und kam 1947 zum neu gegründeten Land Württemberg-Hohenzollern, welches 1952 als Regierungsbe-zirk Südwürttemberg-Hohenzollern im Land Baden-Württemberg aufging. Durch die Kreis-reform in Baden-Württemberg wurde Balingen ab 1973 Bestandteil des neu gebildeten Zollern-albkreises.

Balingen hat eine Gemarkungsfläche von 9 032 Hektar (ha). Davon werden fast 44 % landwirtschaftlich genutzt. Damit liegt diese Flächennutzungsart leicht unter dem Landes-durchschnitt. Die Waldfläche beträgt gut 33 % und liegt unter dem Niveau des Landes (38 %). Mehr als 21 % der Fläche sind besiedelt oder dienen als Verkehrsfläche, hier wird das Lan-desmittel (14,6 %) deutlich überschritten.

Am 31. Dezember 2018 lebten 34 217 Personen in Balingen. Mit 379 Personen je Quadratkilo-meter (km2) entspricht die Besiedelungsdichte den ländlich geprägten Teilen Baden-Württem-bergs und liegt über dem Landesdurchschnitt (310). Die Bevölkerungsentwicklung war in den

Stadtansicht Balingen © Stadtverwaltung Balingen

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Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 9/2020Land, Kommunen

T Ausgewählte Daten zur Stadt Balingen, zum Landkreis Zollernalbkreis und zu Baden-Württemberg

Merkmal/Indikator Einheit Stadt Balingen

Landkreis Zollern- albkreis

Land

Fläche1)

Fläche insgesamt am 31. Dezember 2018 ha 9 032 91 758 3 574 822

Siedlungs- und Verkehrsfläche am 31. Dezember 2018 % 21,2 13,6 14,6

Wald am 31. Dezember 2018 % 33,4 40,4 37,8

Landwirtschaft am 31. Dezember 2018 % 43,8 44,3 45,1

Bevölkerung

Bevölkerung am 31. Dezember 2018 Anzahl 34 217 188 935 11 069 533

Ausländeranteil am 31. Dezember 2018 % 10,2 12,7 15,5

Durchschnittsalter Ende 2018 Jahre 45,5 45,0 43,5

Geburtenüberschuss/-defizit je 1 000 Einwohner 2008 – 2018 Anzahl – 2,6 – 2,4 – 0,6

Bevölkerungsdichte am 31. Dezember 2018 Einwohner/km² 379 206 310

Weiterführende Schulen

Übergänge auf Werkreal-/Hauptschulen 2018/19 % 5,7 11,6 5,9

Übergänge auf Realschulen 2018/19 % 38,9 42,4 34,9

Übergänge auf Gymnasien 2018/19 % 33,6 35,6 43,3

Übergänge auf Gemeinschaftsschulen 2018/19 % 20,0 8,6 12,8

Beschäftigte am Arbeitsort

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte2) je 1 000 Einwohner 2018 Anzahl 520 364 423

Beschäftigte im Produzierenden Gewerbe 20182) % 32,1 48,2 35,9

Beschäftigte im Handel, Verkehr und Gastgewerbe 20182) % 29,3 22,2 20,0

Beschäftigte im sonstigen Dienstleistungsbereich 20182) % 38,5 29,2 43,7

Verkehr

Pkw je 1 000 Einwohner 2019 Anzahl 686 669 599

Pkw-Anteil am Kfz-Bestand 2019 % 81,1 79,8 81,7

Tourismus

Ankünfte von Gästen insgesamt je 1 000 Einwohner 2018 Anzahl 908 788 2 035

Ankünfte von Auslandsgästen je 1 000 Einwohner 2018 Anzahl 129 82 479

Übernachtungen von Gästen insgesamt je 1 000 Einwohner 2018 Anzahl 1 845 1 854 4 978

Übernachtungen von Auslandsgästen je 1 000 Einwohner 2018 Anzahl 276 209 1 074

Wohnen

Anteil Einfamilienhäuser an Wohngebäuden 2018 % 76,3 77,9 61,2

Wohnfläche je Einwohner 2018 m² 50 51 46

Wasserwirtschaft

Trinkwasserverbrauch je Einwohner 2016 Liter/Tag 103 114 119

Tinkwasserpreis 2019 EUR/m³ 2,30 2,34 2,20

Gemeindefinanzen

Steuerkraftmesszahl je Einwohner 2018 EUR 1 075 1 106 1 103

Steuerkraftsumme je Einwohner 2018 EUR 1 375 1 459 1 535

Schuldenstand (Kernhaushalt, Eigenbetriebe) je Einwohner 2018 EUR 1 306 835 1 022

1) Flächennutzungsart in ALKIS Nomenklatur. – 2) Datenquelle: Bundesagentur für Arbeit.

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Jahren zwischen 2008 und 2018 leicht positiv. In diesem Zeitraum hat die Bevölkerung um 0,5 % zugenommen. Sie lag damit unter der landesweiten Entwicklung. Das Durchschnitts-alter der Bürger von Balingen betrug 45,5 Jahre und lag damit über dem Landesdurchschnitt von 43,5 Jahren. Gut 10 % der Einwohner von Balingen hatten 2018 einen ausländischen Pass. Der Ausländeranteil in Balingen lag damit deut-lich unter dem Landesdurchschnitt von 15,5 %.

Die Entwicklung des Wohnungsbestandes in Balingen ist positiv. Im Zeitraum zwischen 2008 und 2018 nahm der Wohnungsbestand um 3,7 % zu und lag damit aber noch unter dem Landes-niveau. Die Werte für baureifes Land lagen in dem Zeitraum zwischen 2015 und 2017 mit 132 Euro je Quadratmeter (EUR/m2) um 56 EUR/m2 niedriger als die im Landesdurchschnitt er-mittelten Werte. Dies könnte für junge Familien ein Anreiz sein, hier eine Immobilie zu erwerben. Gut 76 % der Wohngebäude sind Einfamilien-häuser, hier wird das Landesmittel deutlich über- schritten. Mit einer durchschnittlichen Wohn-fläche von 50 m2 je Einwohner liegt der Wert in Balingen über dem Landesdurchschnitt.

Architektonisch fallen im Stadtbild von Balingen zahlreiche historische Bauwerke auf: Das Wahr-zeichen der Stadt ist das Zollernschloss mit dem „Reiterhaus“ und dem „Wasserturm“. Unmit-telbar daran grenzt das ehemalige Gerberviertel an, das auch „Klein-Venedig“ genannt wird. Balingen war eine ausgesprochene Gerber-Stadt. Noch im 19. Jahrhundert reihte sich unterhalb der östlichen Stadtmauer, eine Gerberwerkstatt

an die andere. Der für Balingen einst so wich-tige Gewerbezweig fiel dann jedoch der Indus-trialisierung zum Opfer. Die alten Werkstatt-gebäude wurden dann ausgebaut und zu Wohnzwecken genutzt. Die spätgotische evan-gelische Stadtkirche beherbergt unter anderem das Grabmal Friedrichs von Zollern. Sie wurde im 15./16. Jahrhundert aus der alten Kapelle St. Nikolaus erbaut. Noch älter ist jedoch die Friedhofkirche in Balingen. Diese wurde bereits 1255 erwähnt und war „Unserer Lieben Frau“ geweiht. Hoch über der Balinger Altstadt am Hang des Heubergs liegt die Sichelschule. Die in neugotischem Baustil errichtete katholische Heilig-Geist-Kirche entstand in den Jahren 1897 bis1899. In der Nähe des Krankenhauses befin-det sich die im Jahr 1428 erbaute Siechenka-pelle. Die Zehntscheuer ist ein Zeugnis von der einstigen Bedeutung der Landwirtschaft für die Bewohner Balingens.

Die Chance auf eine Beschäftigung in Balingen hat in den vergangenen 10 Jahren zugenom-men. So hatten hier 2018 rund 17 771 sozialver-sicherungspflichtig Beschäftigte einen Arbeits-platz. Dies sind 16,5 % mehr als 2008. Langfris- tig betrachtet lag die Zahl der sozialversiche-rungspflichtig Beschäftigten 2018 um mehr als 3 560 höher als 1999. Gut 32 % aller Arbeits-plätze in Balingen liegen heute noch in dem Wirtschaftsbereich des Produzierenden Ge-werbes und nehmen damit aber keine dominie-rende Position wie in vielen anderen Kommunen des Landes ein. Der Schwerpunkt der Beschäf-tigung in Balingen liegt im Bereich der sonstigen Dienstleis tungen mit annähernd 39 %.

Ansicht des Gerberviertels „Klein Venedig“© Stadtverwaltung Balingen

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Der Schuldenstand je Einwohner in Balingen belief sich auf 1 306 Euro im Jahr 2018 und lag damit über dem Landesdurchschnitt von 1 022 Euro je Einwohner. Die Steuerkraftmess-zahl je Einwohner und die Steuerkraftsumme je Einwohner lagen im Jahr 2018 unter dem Landesniveau.

Kulturell und sportlich bietet die Stadt Balingen ihren Bürgerinnen und Bürgern und Besuchern eine Vielfalt an Sport- und Freizeitmöglich- keiten. Erfolgreichster Sportverein der Stadt ist die HBW Balingen-Weilstetten, die von 2006 bis 2017 in der 1. Handball-Bundesliga spielte. Nach 2 Jahren in der 2. Handball-Bundesliga gelang 2019 der Wiederaufstieg in die 1. Liga. In der Stadthalle Balingen finden regelmäßig Theatergastspiele, Opern-, Operetten- und Musical-Aufführungen sowie Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen statt. In Ba-lingen befinden sich ein Waagenmuseum, ein Heimatmuseum, die Friedrich-Eckenfelder-

Galerie, im Ortsteil Endingen ein Ortsmuseum und im Ortsteil Ostdorf ein Bauernmuseum. Das Haus der Volkskunst im Ortsteil Dürrwan-gen enthält ein Trachtenmuseum, ein Möbel-museum und ein Hirtenhornmuseum. Ein ein-zigartiges Naturdenkmal ist der Zillhausener Wasserfall, hier stürzt der Büttenbach insge- samt 26 Meter tief in eine Schlucht, davon 17 Meter in freiem Fall. Der Wasserfall ist von einem Parkplatz unterhalb von Zillhausen über eine Treppenanlage zugänglich. Ein kleinerer Wasserfall liegt 2 km südlich im Wannental oberhalb von Stockenhausen. In der Stadthalle finden in mehrjähri gem Abstand regelmäßig Kunstausstellungen mit überregionaler Be-deutung statt. Die Ausstellungen haben wech-selnde Schwerpunkte, in der Vergangenheit zum Beispiel Marc Chagall, Pablo Picasso, Joan Miró, Gustav Klimt, Erich Heckel, Paul Klee oder Ernst Ludwig Kirchner. Das alljähr- lich Mitte Juli stattfindende Metal-Festival „Bang Your Head“ auf dem Balinger Messege-lände, das Balinger Rockfestival, das interna-tionale Volkstanzfestival und das Balinger Volksfest runden das breite kulturelle Ange- bot ab. Das mögen die Hauptgründe dafür sein, dass es 2018 zu 1 845 Übernachtungen von Gästen insgesamt je 1 000 Einwohner in Balingen kam.

Stadtkirche Balingen mit Marktplatz© Stadtverwaltung Balingen

Weitere Infos zur Stadt und Umgebung (Abrufe: 30.06.2020)

� Homepage der Stadt Balingen https://www.balingen.de

� Balingen aktiv e. V. https://www.balingen-mehr-erleben.de

� „Bang-Your-Head-Festival“ https://www.bang-your-head.de (das Jubiläums-Festival 2020 ist auf-grund der Corona-Pandemie auf 2021 verschoben)

� „World Press Photo Exhibition“ https://worldpressphoto.vhs-balingen.de (die Ausstellung 2020 wurde aufgrund der Corona-Pandemie auf 2021 ver-schoben)

� Tourismus im Kreis Zollernalb: https://www.zollernalb.com

� Statistik: Regionaldaten zur Stadt https://www.statistik-bw.de/SRDB/?R=GS417002


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