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im BiBerland SachSen-anhalt Der Elbebiber – so können wir ... · Tier, welches im Durchschnitt...

Date post: 19-Oct-2020
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IM BIBERLAND SACHSEN-ANHALT Der Elbebiber – so können wir gut mit ihm leben
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  • i m B i B e r l a n d S a c h S e n - a n h a l t

    Der Elbebiber – so können wir gut mit ihm leben

  • 1|d e r e l B e B i B e r : i n h a l t S v e r z e i c h n i S

    Das Biosphärenreservat Mittelelbe leistet einen wert-vollen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt. Unser Charakter- und Symboltier ist der Elbebiber, dessen Schutz wir verpflichtet sind.

    Guido Puhlmann Leiter Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe

    Rekordhalter Elbebiber 2

    Biber-Geschichte 4• Verehrt,verspeist,verdrängt• ExportschlagerElbebiber

    Biber-Leben 8• VegetarierimPelzmantel• RundumsBiber-Jahr• BrünetterBerufstaucher• Vorsicht,Verwechslungsgefahr!

    Biber-Künste 14• DerLandschaftsgestalter• DesBibersMeisterhäuser• HerrderFluten• WasmachtderBiberaufdemDeich?• KleinerHügel,großeWirkung

    Biber-Management 22• ExpertenanderMittelelbe• Vorbeugenistbesser• Schutzmaßnahmen• Sicherungsmaßnahmen

    Biber-Hilfe 30• Ansprechpartner• Literaturempfehlung

    Die Biberfreianlage 32

  • Rekordhalter ElbebiberEin ganz besonderes Tier!

    Rekord 6:Neben dem Menschen ist der Biber das

    einzige Lebewesen auf der Erde, welches

    seinen Lebensraum selbst gestaltet.

    Rekord 3:In fünf Minuten eine acht Zentimeter dicke

    Weide fällt nur der Biber. Der Beißdruck

    seiner Schneidezähne liegt bei 120 Kilo-

    gramm pro Quadratzentimeter und ist damit

    sechs Mal so hoch wie beim Menschen.

    Rekord 5:In Kanada steht der größte Biberdamm

    der Welt. Das Bauwerk im Wood-Buffalo-

    Nationalpark ist 850 Meter lang und damit

    vier Mal länger als die Staumauer der Blei-

    lochtalsperre in Thüringen.

    Rekord 4:Im Mittelalter dachten die Menschen,

    der Biber gehöre zu den Fischen. Kaum

    verwunderlich, wenn er bis zu 20 Minuten

    unter Wasser die Luft anhalten kann.

    Die Vorderfüße haben

    fünf kräftige Grabzehen

    Die Zehen der Hinterfüße

    sind durch Schwimmhäute

    miteinander verbunden

    Rekord 1:Der Biber ist das größte Nagetier Europas

    und nach dem südamerikanischen Was-

    serschwein das zweitgrößte auf der Welt.

    Er kann bis zu 135 Zentimeter lang und 36

    Kilogramm schwer werden.

    Rekord 2:Der Biberpelz hat eine besonders hohe

    Haardichte. Auf einer Fläche von einer

    1-Cent-Münze wachsen etwa 23.000 Haare.

    Auf einem menschlichen Kopf sind es gera-

    de mal 300 Haare.

  • 5|d e r e l B e B i B e r : B i B e r - G e S c h i c h t e

    Verehrt, verspeist, verdrängtEine kurze Biber-Chronik

    DerUrbiberbevölkertebereitsvorrund38MillionenJahrendieErde.NurzweiArtenüberlebtenbisindasheutigeZeitalter:derEurasischeundderKanadischeBiber.DerBiberistsomiteinederältestenheutenochlebendenSäugetierformenderErde.DerElbebiber,eineUnterartdesEurasischenBibers,istvoralleminDeutschland,aberauchinDänemark,denNiederlandenundTschechienverbreitet.

    InNordamerikawurdederBiberfrüheralsKultfigurverehrt,daerdieNaturmitseineneigenenKräftenumgestaltet.Indi-anischeKulturenglaubtensogar,dergroßeManituhabebeiderErschaffungderWeltdenBibermitdemAnlegenvonFlüssenbeauftragtundnanntenihnliebevollihren„BraunenBruder“.

    SeitdemMittelalterjedochwurdeMeis-terPlattschwanzstarkverfolgt.DaslagzumeinenanseinemBibergeil,einestarkriechendeSubstanz,diedasTierzur

    Reviermarkierungeinsetzt.Im18.und19.JahrhundertwurdedasmoschusartigeDrüsensekretinParfumsundalsHeil-mittelverwendet–ihmwurdesogareinepotenzstärkendeWirkungnachgesagt.ZudemgaltdasFleischdesBibersalsDeli-katesseundwareinebeliebteFastenspeise.DiekatholischeKirchebeschlossAnfangdes15.Jahrhunderts,dassderBiberauf-grundseinesbeschupptenSchwanzesundseineramphibischenLebensweisezudenFischengehörte.FortandurfteBiberfleischauchwährendderFastenzeitverspeistwerden.Dochnichtnurdas:Im17.JahrhundertkameineneueHutmodeauf–BiberfilzhütealsStatussymbolwohl-habenderLeute.Sowurdeder„KönigderPelztiere“nunauchnochaufgrundseinesbegehrtenFellsschonungslosgejagt.

    DieBegradigungundderAusbauderFließgewässerdurchdenMenschentatenihrÜbriges–derBiberwurdefastvoll-ständigausseinemLebensraumvertrieben.Im19.JahrhundertwarderNagerfastvollständigausgerottet.InDeutschlandüberlebtenureinekleinePopulationvon190TiereninderRegionMittelelbe–derElbebiber.

    Biber-GeschichteDer Biber galt bei den Indianern als Erbauer der Welt und ist das

    Nationaltier Kanadas, wo sein Bild die 5-Cent-Münze ziert. Doch von

    den einst 160 Millionen Bibern in Eurasien und Nordamerika überlebten

    nur einige tausend das 19. Jahrhundert. Der Baumeister ist noch heute

    stark gefährdet – was ist in den letzten Jahrhunderten geschehen?

    Münze „Five Canadian Cents“

    Russische Biberfellmütze, modern seit d. 17. Jh.

    Zum Trocknen gespanntes Biberfell

  • Vorkommen in Sachsen-Anhalt

    Oderbruch

    d e r e l B e B i B e r : B i B e r - G e S c h i c h t e6 | v e r B r e i t u n G d e S e l B e B i B e r S

    InderRegionumdieMittlereElbesetztenEndedes19.JahrhundertsdieerstenBestrebungenzumSchutzdesBibersein:DasanhaltischePolizeistrafgesetzvon1855verbotdasFangen,SchießenundTötenderTiere.1890zähltederDessauerProfessorHermannFriedrichdenRest-bestanddesBibersumdieMittelelbe.DiealarmierendgeringeZahlvon190TierenlösteweitereAktivitätenzumBiberschutzaus.Vorallemdem„Bibervater“MaxBehr,einLandwirtundAmtmannausKöthen,istdieRettungdesheimischenNagerszuverdanken.Der1857geboreneBehrzählteundkatalogisierte1913denElbebiberundentwarfRettungshügel,diedenTierenbeiHochwasserZufluchtboten.InfolgeseinerArbeitwurde1915inAnhalteineganzjährigeSchonzeitfürBibererlassen.

    NachdemZweitenWeltkrieggründetenmehrereNaturforscherund-fotografeninDessaudenArbeitskreisBiberfreunde,seitdemsteigtderBiberbestandinSachsen-Anhaltdeutlichan.DiesistvorallemderAusweisungvonNaturschutz-undBiber-schongebieten,derAnerkennungdesElbe-bibersalsvomAussterbenbedrohteTierartsowieintensiverBemühungenvielerehren-amtlicherBiberbetreuerzuverdanken.

    Bereitsseit40JahrenwirdderElbebiberzurWiederansiedlungindieRegionenEuropasgeschickt,dieerursprünglichbesiedelte–mehrals500ExemplaregingenbisheuteaufdieReise.Undder„Export“istvonErfolggekrönt:DerBibererobertTerritorienwieder,indenenerseitJahrenalsausgestorbengalt.Seitdemver-mehrtundverbreitetersichohnemensch-lichesZutun.InSachsen-AnhaltlebennachaktuellerErfassungetwa3.300Tiere.

    InzwischenavanciertederElbebibervomehemaligenSorgenkindzumbegehrtenMarkenartikel:DermeisterlicheBurgen-baueristdasCharakter-undSymboltierdesBiosphärenreservatsMittelelbeundziertalsLogodenNaturpark„DübenerHeide“sowiedievomLandesamtfürUmweltschutzherausgegebeneZeitschrift„NaturschutzimLandSachsen-Anhalt“.BisheutestehtderLandschaftsgestalterunterNaturschutzundzähltzudenstarkgefährdetenTierarten.

    Exportschlager ElbebiberDer Biber in Sachsen-Anhalt

    Seine Verbreitung in den letzten 500 Jahren

    Vor noch wenigen 100 Jahren bevöl-

    kerten etwa 100 Millionen Biber Eurasien.

    Lediglich auf Irland und Island fühlte sich

    der vierbeinige Ingenieur mit den mar-

    kanten Schneidezähnen nicht so wohl.

    Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts sank

    die Zahl der Eurasischen Biber zwischen

    Schottland und dem Mittelmeer rapide:

    Es gab nur noch etwa 1.000 bis 2.000

    Individuen. Mittlerweile stabilisierte sich

    die Population auf etwa 700.000 Europä-

    ische Biber. Davon leben aktuell etwa

    29.500 Tiere in Deutschland.

    „Bibervater“ Behr mit selbstgebauter Fotokanone

    Elbebiber bereit für den Transport

  • 9|d e r e l B e B i B e r : B i B e r - l e B e n

    Biber-LebenMeister Bockert, wie der Biber im Volksmund liebevoll genannt wird,

    ist ein außergewöhnliches Säugetier: als eines der wenigen lebt es

    sowohl im Wasser als auch an Land. Das größte Nagetier Europas

    bleibt ein Leben lang mit demselben Partner zusammen und besitzt die

    einmalige Fähigkeit, seinen Lebensraum aktiv zu gestalten.

    Seine Leibspeisen: Weide, Seerose, Mais

    Biberschnitt in „Sanduhr-Form“

    Baumrinde: wichtig für den Winterspeck

    Vegetarier im PelzmantelGestatten: der Europäische Biber

    AufdemMenüplandesBibersfindetsichnurreinpflanzlicheKost.Diesegestal-teterauseinemAngebotvonetwa300krautigenPflanzenundGehölzen,dieimUferbereichderGewässerwachsen.Fast95ProzentderFraßspurenfindensichineinem20MeterbreitenUfersaumentlangdesGewässers.AberauchdortangebauteFeldfrüchte,wieMaisundRapsfrisstergern–zumLeidweseneinigerLandwirte.DerBiberistsehrwählerisch:IstdieEnt-fernungderNahrungvomUfersehrhoch,legterdieweiteStreckenurfürbevorzugteBaumartenzurück.

    FallenimHerbstdieerstenBlätter,stelltderFeinschmeckerseinenSpeiseplanaufKnospenundRindeum.Erbevor-zugtGehölzemitdünnemStamm,amliebstenPappelundWeidemiteinemDurchmesserbisetwafünfZentimeter.ImHerbstwerdenauchdieBiberburgunddieDämmewinterfestgemachtsowieeinNahrungsvorratanÄstenundZweigen

    nahedesBausimWasserangelegt.DassogenannteNahrungsfloßistüberlebens-wichtig,wenndermonogameGesellebeizugefrorenemGewässernichtmehrandieUfergehölzeherankommt.

    AuchimFrühjahristderBibersehremsig.DieGroßreinigungderBiberwohnungstehtan,dabaldmitNachwuchszurech-nenist:EndeMaibisAnfangJuniwirftdasBiberweibchennacheinerTragezeitvonetwa105TagenbiszuvierJunge.DiePaarungerfolgteindenWintermonatenimeisigkaltenWasser,wobeidasMänn-chendasschwimmendeWeibchenseitlichumklammert.

    MitzweibisdreiJahrenverlassendieJungtieredanndaselterlicheHeimundsuchensicheinneuesRevieramUfervonFließ-undStillgewässern.DieidealenBedingungenfürihreQuartieresind:eineangemesseneWassertiefe,damitderZugangzuihremBauimmerunterWas-serliegt,sowieeinausreichendesAngebotanregenerationsfähigerWinternahrung.BeiBedarfhebtderBibermithilfevonselbstgebautenDämmendenWasserspie-gelanundverändertsonachhaltigseinenLebensraum.

  • Jan.

    Febr.

    März

    Apr.

    Mai

    JuniJuli

    Aug.

    Sept.

    Okt.

    Nov.Dez.

    TragezeitW

    ande

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    Auf

    bau

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    Fettr

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    rt

    Paarungszeit

    Bibergewässer z. T. unter EisW

    inte

    rbev

    orrat

    ung

    Säug

    ezeit

    Biber leben im Familienverband von durchschnittlich vier Tieren.

    Nach einer Tragezeit von 105 Tagen werden bis zu vier Jungtiere

    geboren. Sie sind behaart und können sehen. Bis zu acht Wochen

    nach der Geburt werden sie von ihrer Mutter gesäugt.

    Im Alter von zwei bis drei Jahren wandern die Jungbiber

    ab und suchen sich ihr eigenes Revier.

  • 1 2 | 1 3|d e r e l B e B i B e r : B i B e r - l e B e n d e r e l B e B i B e r : B i B e r - l e B e n

    Brünetter Berufstaucher Von Biberpelz und Biberschwanz

    DerBaumeisteramWasseristvonNaturauseineherstämmigesundgedrungenesTier,welchesimDurchschnitt120Zen-timeterlangund25Kilogrammschwerwird.DamitistderBiberdaszweitgrößteNagetierderErdeundwirdnurvomsüd-amerikanischenWasserschweinüber-

    troffen.VonseinerStatursolltensichBeobachterindesnichttäuschenlassen:DerBiberisteinflinkerSchwimmerundeinausdauernderTaucher,derimNotfallbiszu20MinutenunterWasserbleibenkann.

    MitseinemstromlinienförmigenKörperundseinenSchwimmhäutenandenHin-terfüßenisteridealandieLebensweiseimWasserangepasst.ImtrübenWasserorientiertsichderhaarigeTauchermittelsTasthaareüberdenLippenundAugen.

    SeinhellbraunesFellistsehrdichtundbieteteinenidealenSchutzvorKälte.AußerdemfettetderElbebibersein

    Haarkleidmiteinemölhaltigen,was-serabweisendenSekretein,wodurcheinLuftpolsterunterdemFellentsteht,dasisoliert.

    BesonderscharakteristischsindseinbeschuppterSchwanz,dieBiberkelle,undseinescharfenNagezähne,derenvordereSchmelzschichteineorange-brauneFär-bungaufweist.

    MitderBiberkelleklatschtderNagerbeiGefahrlautaufsWasser–damitwillerseineFamilievormöglichenAngrei-fernwarnenunddieFriedensstörerver-schrecken.Derf lacheSchwanzdientdemElbebiberauchalsSteuerundzur

    BeschleunigungunterWasser,FettreserveimWintersowieKlimaanlagebeiheißenTemperaturen.

    DiemarkantenSchneidezähnebesitzenvorneeineharteSchmelzschicht,sodasssiedurchregelmäßigesWetzenstetsscharfbleiben.DieaußergewöhnlicheZahnfarbestammtvonEiseneinlagerungenimZahn-schmelz.

    In den heimischen Gewässern gibt es zwei Säugetiere, die leicht mit dem Biber zu ver-

    wechseln sind: Die Bisamratte sieht durch die kleine Statur einem Jungbiber ähnlich.

    Wohingegen die Nutria mit älteren Bibern verwechselt werden kann. Beide Tiere glei-

    chen dem Biber zwar im Aussehen und Verhalten, die Nutria besitzt jedoch im Gegen-

    satz zum Elbebiber weiße Haare rund um die Nase und die Bisamratte einen seitlich

    abgeflachten Schwanz.

    Die beiden Doppelgänger sind – im Gegensatz zum Biber – keine heimischen Tiere und

    wurden eingeschleppt. Die Nutria ist eigentlich in Südamerika zu Hause, wohingegen

    die Bisamratte aus Nordamerika stammt. In Europa wurden die beiden Nagetiere im

    19. und 20. Jahrhundert in Zuchtfarmen zur Pelzgewinnung gehalten. Tiere, die von

    dort entflohen oder bewusst ausgewildert wurden, sind Ausgangspunkt für deren Ver-

    breitung in Europa.

    Vorsicht, Verwechslungsgefahr!Der Elbebiber und seine Doppelgänger

    Biber

    Nutria oder Biberratte

    Bisamratte oder Bisam

    Jungtier im Winter

  • 1 5|d e r e l B e B i B e r : B i B e r - K Ü n S t e

    Erstaunlich, was der Biber mit seinen starken Zähnen und kleinen

    Pfoten mit Greifkrallen alles bewerkstelligen kann: In fünf Minuten

    fällt er eine acht Zentimeter dicke Weide und befördert die Äste im

    Wasser, um stabile Dämme zu errichten. Damit erhöht der tierische

    Baumeister den Wasserstand und beeinflusst die Natur nachhaltig.

    Biber-Künste Biber beim großen Wasser-Transport

    Biberschnitt am Elbufer

    Biber, nachts, beim Fällen eines Baums

    Neue Lebensräume dank Biberfleiß

    DastypischeTierderAueschlägtseinQuartieramliebstendortauf,woerwildeFlussläufemitstillenSeitenarmenundeinemüppigenGehölzbestandvorfindet.ErbevorzugtvorallemlangsameFließge-wässermiteinerWassertiefevonmindes-tens60Zentimetern.FallsdasWasserzuflachist,stauterdasGewässermithilfevonDämmenundhebtsodenWasser-spiegel.DadurchkönnendieZugängezuseinerBurgimmerunterWasserliegenundFeindeferngehaltenwerden.

    Da,woderBesiedlungspionierzuGangeist,entstehenTümpel,Teiche,Nasswie-senoderausgedehnteSumpflandschaf-ten.DavonprofitiertauchdieTier-undPflanzenwelt:IndenvomBibererschaf-fenenLebensräumenistdieArtenvielfaltundIndividuendichteüberproportionalhoch.Biberteichesindnatürliche,dyna-mischeundartenreicheBiotope.VieleseltengewordeneTiere,wieFischotter,SchwarzstorchundLibellen,fühlensich

    inseinemRevierwohl.MitdemBiberisteineSchlüsselartfürLandschafteninundanGewässernzurückgekehrt.AlsSchlüsselartwerdenArtenbezeichnet,vondenendasÜberlebenvielerandererArtenabhängt–undsomitdieVielfaltdesLebens.DurchseineLebensweiseprägtundreguliertderBiberganzeLebensge-meinschaften.

    DertierischeÖkologegestaltetseinenLebensraumnichtnurdurchWasser,son-dernauchüberLicht:Ergreiftunmittel-barindasKronendachdesAuwaldeseinundverändertdadurchdasLichtregimegrundlegend.DurchdieAuflichtungderUfersäumeentstehteinsonnigesRefugi-um,wasbesonderswärmeliebendeArtenschätzen.AuchandereOrganismenpro-fitierenvondemGestaltungseiferdesBibers:Nahrungsfloß,BurgbereichundÄsteimWassereignensichidealalsVer-steck-undBrutmöglichkeit.

    AuchfürdenErholungsuchendenMen-schenhateineintakteAuenlandschaftmitlebendigenFlüsseneinengroßenWert–siesinddieLebensaderneinervielfältigenKulturlandschaft.

    Der Landschaftsgestalter

  • 1 6 | 1 7|d e r e l B e B i B e r : B i B e r - K Ü n S t e d e r e l B e B i B e r : B i B e r - K Ü n S t e

    DerBiberwohnthäufignichtnurineinemBau,sondernverfügtnebenseinemHauptbauauchübereinigeAusweich-quartiere.AbhängigvonderGegebenheitdesGewässerserrichtetMeisterPlatt-schwanzdabeiunterschiedlicheTypenseinerBehausung:BeiderReviersuchereichenihmkleineausgescharrteErdmul-denüberdemWasserspiegel,diesoge-nanntenSassen.BeiBedarflegterdieseRuhepunkteauchinseinemRevieran.FürdieAufzuchtdesNachwuchsesundzurÜberwinterungbenötigtderBiberfestereQuartiere.BeiallenseinenBautenliegtderZugangzumWohnkesselunterWasser.DafürgräbtderNagerinsUfereineErdröhre,diemehrereMeterlangwerdenkannundimWohnkesselendet.DieserdientalsWohn-undSchlafraum,dermitselbsterzeugtenHolzspänenaus-gekleidetist.

    LiegtdieHöhedesUfersmindestensbei1,50MeterüberdemWasserspiegel,kannderBiberseinenWohnbereichtiefimErdreichanlegen.BeimErdbaubildeteinedickeErdschichtüberdemKesseldasDach.NuraneinerStellelegtereinkleinesLuftlochan.VonaußenistderErdbaunichterkennbar.

    IstdasUferzuflach,kannespassieren,dassdieverbleibendeDeckeüberdemKesselzudünnistundeinbricht.DannhilftsichBaumeisterBockert,indemerdasentstandeneLochvonobenmitÄstenabdeckt.DerMittelbauwirdzusätzlichmitWurzelwerkundSchlammverstärkt,damitdieStubeimWinterschönwarmundtrockenbleibt.

    BefindetsichderWohnkesselineinemvomBibererrichtetenAsthaufen,handeltessichumeinenHochbau.DietypischeBiberburgkannauchauseinemMittel-bauentstehen:Dannnämlich,wennderfleißigeBurgenbauerimmerweiternachobengräbt,sodassderKesselnichtmehrunterderErde,sondernimselbstgebautenHaufenausÄstenundZweigenliegt.DieseBauformkommtmeistinGewäs-serabschnittenvor,wodasWasserimVer-hältniszumUfersehrhochstehtunddertierischeFlussmeisterkeineMöglichkeithat,denKesselimErdreichanzulegen.

    DerBiberwerkeltständiganseinemBau,dersichstetsverändertundniefertigwird.

    So wohnt der tierische Architekt

    Von außen kaum sichtbar: Der Erdbau

    Häufigster Bautyp: Der Mittelbau

    Aufwendig gebaut: Die Biberburg

    Des Bibers Meisterhäuser

    Der Biber zeichnet sich durch seine im Tierreich einmalige Fähigkeit zur aktiven Gestaltung seines Lebensraums sowie durch seine soziale, überaus menschenähnliche Lebensweise aus.

    Dr. Dietrich Heidecke († 2011) Naturwissenschaftler und Biberforscher aus Köthen

  • 1 8 | 1 9|d e r e l B e B i B e r : B i B e r - K Ü n S t e d e r e l B e B i B e r : B i B e r - K Ü n S t e

    Nahrungsfloß Wohnkessel Damm

    Der selbstgestaltete Lebensraum des Bibers – mit Nahrungsf loß, Wohnkessel und Damm

    Herr der Fluten Einfluss des Bibers auf die Umwelt

    NichtnurdieBurgen,auchdieDamm-bautensindbeeindruckendeKonstruk-tionendesgutenGeistsdesWassers.DieDämmesindmeistsoplatziert,dasssiemitgeringemAufwanddiegrößteWir-kungentfalten.ZuBeginnlegtderBiberverzweigteÄstekammartigzurFließrich-tungaus.DiesewirkenwieeinRechenundsammelnLaubundgrobesMaterial.AnschließendverkeilterweitereZweigeundkleineBäumchenineinander.

    StabilisiertwirddiekomplizierteKon-struktiondurchSchlamm,denderBiberaufdieanströmendeSeitevordemDammfußschiebt.WieeinePlanierraupe

    schaftbewahrtdieRegionflussabwärtsvorÜberschwemmungen,dadasWasserdurchdieDämmezurückgehaltenwirdundindenBiberseenlangsamversickertunddieGrundwasservorräteauffüllt.

    BiberarbeitistalsoganzimSinneeinesnatürlichenHochwasserschutzes.DennWasser,dasimOberlaufeinesBachszurückgehaltenwird,stautsichnichtzugroßflächigenÜberschwemmungenimUnterlauf.DertierischeWildnisarchitekthatdemnacheinenregulierendenEinflussaufHochwasserspitzen.ZudemhabenseineBauteneinenpositivenEffektaufdenGrundwasserspiegelinseinerUmgebung,

    dichtetderHausmeisterderNaturpein-lichgenaujedesLochab–regelmäßigwirdderDammkontrolliertundausgebessert.

    SoerreichtderBiberdammschnelleineBreitevondreibisfünfMetern,jenachdem,wiedasProfildesBachbettesbeschaffenist.DerlängsteinDeutschlandgemesseneDammwarsogar120Meterlang!AberauchdieWirkungderkleinenDämmeistenorm:Durchdieentstan-denenBiberseensetzteinestarkland-schaftsveränderndeDynamikein.NocheinenKilometeroberhalbdesBiberdammskannderRückstaudesWasserswirksamsein.DievomBibergestalteteAuenland-

    waswichtigfürdenWasserrückhaltist.UntersuchungeninBelgienzeigten,dasssichHochwasserspitzenumeinenTagver-zögertenunddieWahrscheinlichkeiteinesHochwasserereignissesum65Prozentabnahm,wennderBiberamWerkwar.

    DerpositiveEinflussseinerBauwerkegiltjedochvorallembeiderVerminderungvonkleinenundmittlerenHochwassern.EinenSchutzvorExtrem-HochwasserkannderNagernatürlichnichtleisten.DerBibermachtsichmitseinemfleißigenEiferjedochnichtnurFreunde:WennerBächeundGräbensoaufstaut,dassandasGewässerangrenzendesKulturlandver-

    nässtundsomitschlechterzubewirtschaf-tenistoderwenneinganzesWaldstückunterWassersteht,verärgerterLandwirteundWaldbesitzer.DieseKonfliktsituati-onenentstehenmeistdort,wointensivemenschlicheNutzungderUferaufdesBibersLebensweisetrifft:DieserbenötigtfürseineAktivitäteneinenetwa20MeterbreitenUferstreifenzwischenWasserundNutzfläche.SchädenverursachtderBibervorallemdort,woderMenschsehrnahamWasserwirtschaftetundbaut.DasNebeneinandervonMenschundBiberistinsbesonderedannmöglich,wenndenBächenundFlüsseneinangemessenerAuenbereichzugestandenoderwiedergeschaffenwird.

    Dort,wodieseheimischeTierartlangeabwesendwar,hatderMenschverlerntmitdemBiberzuleben.Dieserf lutetzwarFelder,fälltBäumeoderuntergräbtmitunterdasUfer–derSchaden,deneranrichtetistabergeringimVerhältniszuseinenVerdienstenanderNaturunddemnatürlichenHochwasserschutz.

    Artenvielfalt im Biberrevier

    Dank der Gestaltungskraft des Bibers

    entstehen an kleinen Fließgewässern

    Lebensräume, die es ohne seine Aktivität

    nicht geben würde.

    Nicht wenige der dort lebenden Tiere

    und Pflanzen stehen auf der Roten Liste.

    Im Bibersee wimmelt es nur so von

    Kaulquappen, Fischen und Libellenlar-

    ven – für den Eisvogel ist der Tisch somit

    reichlich gedeckt.

    Der Eisvogel hat sich angesiedelt – im Biberland

  • 2 0 | 2 1|d e r e l B e B i B e r : B i B e r - K Ü n S t e d e r e l B e B i B e r : B i B e r - K Ü n S t e

    Was macht der Biber auf dem Deich?Meister Bockert und das Hochwasser

    Kleiner Hügel, große WirkungWildrettungshügel zum Schutz für Deich und Biber

    StattdemTierbeiDeichschädenaufdenPelzzurücken,istesratsam,vorbeugendzuhandelnundaufdasVerhaltendesBibersbeiHochwassereinzugehen.EinekünstlichangelegteFluchtburgmitRöh-renanderstromabgewandtenSeitedesRettungshügelsisteinidealerZufluchtsortfürdenNachbarvonFischundCo.

    AlsGrundlageeignensichdafürbeson-dersschonvorhandenenatürlicheErhe-bungen.

    DerBiberhatsichgutandieGegeben-heiteninseinerUmweltangepasst:InHochwassersituationenkannerinseinemRevierAusweichröhrenanlegen.DerBiberversucht,solangewiemöglich,inseinerBurgzubleiben.Erst,wennesnichtmehrgeht,suchtderBaumeisterfürsichunddieJungtiereeinentrockenenPlatz.ObwohlereinguterSchwimmerist,istdiestarkeStrömungbeiHochwassersehrkräftezeh-rendfürihnundsomusserZufluchtaufeinemerhöhtenRückzugsbereichsuchen.

    HochwasserstelltfürdenwasserliebendenNagereineExtremsituationdar,inderersichoftausruhenundvielfressenmuss.DafürgräbterSasseninHochufer,da

    seineigentlicherRuheplatzüberflutetundsomitnichtmehrverfügbarist.Biberbauebefindensichzuüber90Prozentinner-halbeines10MeterbreitenUferstreifens,derzuerstüberflutetwird.UmseineSas-senanzulegen,istderDeichoftmalsdieeinzigeErhöhung,diedemBiberbleibt.

    IdealerweisegibteseinenausreichendbreitenUferstreifenzumDeichfuß.Diesersolltemindestens20Meterbreitsein.Istdiesnichtmöglich,helfenGittermattenausverzinktemStahl.DiesewerdenimDeichvorlandoderamDeichfußsenk-rechteingegraben,damitderBiberdortnichtweiterindenUntergrundvordrin-genkann.EineweitereMöglichkeitist

    Die häufigsten Deichsicherungsmaßnahmen an der Mittelelbe – mit Metallgitter oder Steinschüttung

    DeichVorland

    10 m

    3–4 m

    Metallgitter

    DeichVorland

    Steinschüttung

    3–4 m

    Wildrettungshügel bieten auch zahlreichen anderen Tieren einen Schutz bei Hochwasser

    dieBefestigungdesDeichfußesdurchBruchsteine.DurchdieerosionssichereDeckschickt,dersogenanntenSteinschüt-tung,wirdverhindert,dassderBiberRöh-rengräbt.DieWällekönnenauchdurchSpundwände,diesenkrechtindenDeicheingebautwerden,vorGrabaktivitätendesBibersgeschütztundstabilisiertwerden.

    EineweitereMöglichkeitist,demBiberschonvorabeinealternativeErhebunginderAueanzubieten,damiternichtdenDeichalsRückzugsmöglichkeitnut-zenmuss.BewährthatsichvorallemdasAnlegenvonBiberrettungshügeln.

  • 2 3|

    Biber-ManagementFür Fragen rund um den Biber und im Konfliktfall helfen in Sachsen-

    Anhalt die Landesreferenzstelle für Biberschutz und die Unteren

    Naturschutzbehörden. Interessierte und betroffene Bürger können

    sich über konkrete Schutz- und Sicherungsmaßnahmen sowie über

    Möglichkeiten der Prävention informieren.

    d e r e l B e B i B e r : B i B e r - m a n a G e m e n t

    Mitarbeiter bei der Umsetzung eines Bibers

    Experten an der MittelelbeMit dem Elbebiber konfliktarm leben

    DerBibergehörtgemäßBundesnatur-schutzgesetzinVerbindungmitdereuro-päischenFauna-Flora-Habitat-RichtliniezudenstrenggeschütztenTierarten.AuchBiberbaueund-dämmeunterliegendemSchutzstatus.ErsterAnsprechpartnerfürdieMenschenvorOrtsinddieUnteren Naturschutzbehörden.DiesesindfürFragenrundumdenArtenschutzdesBibersverantwortlichundbewilligenmitderReferenzstellefürBiberschutzAusnahmeregelungen,wieregulierendeEingriffeandengeschütztenFortpflan-zungs-undRuhestättendesElbebibers.DiezuständigenBehördendesLandesundderLandkreisearbeitendabeigemeinsamHandinHand.

    FürdielandesweiteKoordinierungistdieLandesreferenzstelle für Biberschutz in Sachsen-Anhaltzuständig.SeitNovem-ber2002wurdederBiosphärenreservats-verwaltungdieseAufgabeübertragenundseitdemistsiefürBeratung,Koordinie-rungbehördlicherundehrenamtlicherAufgabensowieWiederansiedlungspro-jektedesElbebiberszuständig.Außer-demführtdieReferenzstelleExkursionendurch,erstelltfachlicheGutachtenundStellungnahmen,arbeitetinProjekten

    undForschungsvorhabenmitundhältVorträgezumBiberschutzundBiber-management.RegionaleAnsprechpartner,wiedieNaturparkverwaltungDrömling,beratenvorOrtundunterstützenbeikon-kretenProjekten.

    AnderpraktischenUmsetzungvonMaß-nahmensowiederBeratungvonBehördenbeifachlichenFragensindzusätzlichderArbeitskreis Biberschutz im NABU Landesverband Sachsen-Anhalt e. V.sowieehrenamtlicheNaturschutzbeauf-tragtebeteiligt.DerArbeitskreisentwi-ckeltesichAnfangder1970erJahreundgehörtseitden1990erJahrenzumNABUSachsen-Anhalt.InZusammenarbeitmitderLandesreferenzstelleunddenUnterenNaturschutzbehördenkartierendieetwa160HelferdesArbeitskreisesjährlichdenBiberbestandimLandSachsen-Anhaltunddokumentierendiesen,inklusivederErfassungvonTotfunden.DieseDatenwerdendannfürPlanungenundBerichts-pflichtenbereitgestellt.

    Mitarbeiter beim Baumschutz

  • 2 4 | 2 5|d e r e l B e B i B e r : B i B e r - m a n a G e m e n t

    „Drahthose“ aus Estrichmatte

    Vorbeugen ist besser

    Schutzmaßnahmen

    Selbsthilfe bei Biberschäden

    WosichvomMenschengenutzterRaumunddieLebensweisedesBibersüberlappen,bleibenKonflikteoftmalsnichtaus:DerambitionierteLandschaftsgestalterstautWasserauf,überflutetFlächenundfrisstKulturpflanzen.DasgrößteKonfliktpoten-zialkonzentriertsichdabeiaufdieerstenfünfbiszehnMeternebendemGewässer.DiesesMindestmaßanRaum,wasderBiberbenötigt,fehltheutzutageandenmeistenFließgewässern.EinkonfliktarmesNebeneinanderistmöglich–abernur,wennderMenschlernt,mitdemBiberzuleben.AmbestenbegegnenBetroffenedenKonfliktendurchZusammenarbeitmitdenzuständigenBehördenundBiberfachleuten.Biber-managementistjedochnurderersteSchritt:FürdieZukunftisteinUmdenkennötig.

    1. Schutz einzelner Gehölze – Einzelbaumschutz

    DeremsigeVegetarierbenötigtrelativvielNahrung:Etwa1bis1,5KilogrammGrünmasseundRindefrisstertäglich.WennderBiberdavonnichtausreichendinderNähezumGewässerfindet,suchterdieseindenangrenzendenKulturen.ZumSchutzeinzelnerGehölzebietetessichan,dieBäumemitstabilemMetall-maschendrahtoderEstrichmattenzuumzäunen.DiesogenannteDrahthose mussdabeimindestens1,20MeterhochundmitdemBodenverankertsein,daderBiberdiesesonstanhebt.HolzpfostenfestigendieUmzäunungzusätzlichund

    „Drahthose“ aus Maschendraht

    schützensehrgroßeBäumemitausla-dendenWurzeln.

    BeieinemflächigenGehölzbestandkön-neneinzelneBäumeauchmiteinemVer-biss-Schutzmitteleingestrichenwerden.DasQuarzsand-LeimgemischwirddirektaufdenBaumstammaufgetragenundistfürdenBibersehrunangenehm.DadieseMethodeverhältnismäßigkostenintensivist,eignetsiesichvorallemfürdenSchutzvongroßenBäumen,mitausladendenWurzeln,diesichnichtsogutmitDraht-gitterschützenlassen.

    Maschendraht mit Holzpfosten

    d e r e l B e B i B e r : B i B e r - m a n a G e m e n t

    Das hat der Biber aus- gefressen

    Der Baumeister der Natur muss Bäume

    fällen: Da er nicht fliegen oder klettern

    kann, kommt er nicht anders an die

    dünnen und saftigen Rindenpartien

    in den Baumkronen heran. Dabei ist

    er sehr flexibel in der Nahrungsauf-

    nahme und macht keinen Unterschied

    zwischen natürlicher Vegetation oder

    Nutzpflanzen. Außerdem benötigt der

    Biber Baumaterial für seine Dämme und

    Biberburgen.

    2. Schutz von Gehölzbeständen

    BeiBeständenvonForst-undObst-baumkulturenhatessichbewährt,denbetroffenenBestandmitMaschen- oder Wildschutzdrahteinzuzäunen.Idealer-weisewirddermindestens1,20MeterhoheZaunbiszu30ZentimeternachaußenumgelegtundindenBodenein-gelassen,sodassderBibernichtdrunterdurchgrabenkann.UmdenFraßdruckdeskleinenHolzfällerszuverringern,könnenFörsteroderLandwirtezusätzlicheinenbreitenGehölzgürtelmitvomBiberbevor-zugtenBaum-undStrauchartenanlegen.

    Flächenhafter Gehölzschutz mit Maschendraht

  • 2 6 | 2 7|d e r e l B e B i B e r : B i B e r - m a n a G e m e n t d e r e l B e B i B e r : B i B e r - m a n a G e m e n t

    Gittermatten werden am Ufer eingebaut

    Einungewöhnlicher,abernichtineffek-tiverTipp:DenBibergewährenlassen.WennderNagerBäumefällt,istesrat-sam,dieseimgewässernahenBereichein-fachliegenzulassen.DiefrischgefälltenWeidenoderPappelnkannerdannnochbiszumEndenutzenundfälltnichtgleichdenNachbarbaum,umanNahrungoderBaumaterialzugelangen.Nachhaltigistdasallemal–imFrühjahrkannderStammderGehölzevomEigentümeralsBrennholzgenutztwerden.

    Meister Bockert muss graben

    Damit der Eingang seines Baus unter

    Wasser vor Feinden geschützt ist oder

    um mehrere Meter lange Fluchtröhren

    anzulegen – graben ist überlebenswich-

    tig für den Biber. Dadurch sind insbe-

    sondere land- und forstwirtschaftliche

    Nutzflächen ohne Uferrandstreifen

    gefährdet sowie Deiche mit fehlendem

    Deichvorland, Dämme von Deichanlagen

    oder gewässernahe Böschungen von

    Verkehrswegen.

    1. Gittermatten

    DerBibergräbtindieUferböschungenseinenZugangzumBiberbau,eben-soFluchtgänge,welchedasErdreichunterhöhlen.DieGrabungensindpro-blematisch,wennNutzfahrzeugeinunter-grabeneWegeeinbrechen.

    DieGittermattenandenwassernahenBöschungenhinderndenPelzträgerdaran,Uferwegezuuntergraben.BewährthabensichhierbeiverzinkteWellengitteroderLochbleche,dieauchzumSchutzvonDämmeninDeichanlagensowieHoch-wasserschutzeinrichtungeneingesetztwerdenkönnen.

    Fallsesdabeinötigist,Biberbaueund-röhrenzuverfüllen,mussdiesaufjedenFallvorabvondenzuständigenUnterenNaturschutzbehördengenehmigtwerden.

    Besonders effektiv: nichts tun

    Sicherungsmaßnahmen DerBibernagtnichtnuranBäumenundSträuchern,sondernkannauchdurchseineanderenAktivitätenKonflikteindenKultur-landschaftenhervorrufen:EruntergräbtdenUferbereichoderüberschwemmtFelder.DiefolgendenMaßnahmenskizzieren,wieBetroffenesolcheBereicheabsichernkönnen.

    Nichts tun – sehr wirkungsvoll bei Biberschäden

    Elektrozaun

    3. Schutz von Feldern und Gärten

    WoFelderundGärtenbisnahandieGewässerheranreichenundlandwirt-schaftlicheKulturendienatürlicheVege-tationersetzen,frisstderBibergernnährstoffreicheFeldfrüchte.Einebeson-dersgroßeVorliebehaterfürZuckerrübeundMais.DiesekönnenmitElektrozäu-nengeschütztwerden.DerZaunwirdzwischenFeldrandundGewässerufererrichtetundsolltesolangsein,dassderBibernichtdrumherumläuft.

    DurchderartigeMaßnahmenkannderBiberseinRevierweiternutzenundwirdnurdarangehindert,BöschungenmitDeichenoderVerkehrsstraßenzunut-zen.DieseaufwendigenMaßnahmensindbesondersbeiDeichennotwendig,dasichauchNutriaimBereichdesDeichfußes

    eingraben.AlleindieSicherungdesDeich-fußesreichtbeiDachs,FuchsoderKanin-chennichtaus–dieseArtengrabenauchimoberenAbschnittdesDeiches.Dauerhafthilftes,wennFlurwegeundStraßenmindestens10MetervomGewäs-serentferntangelegtwerden.

  • Ohne Uferrandstreifen Mit Uferrandstreifen (20–35 m breit)

    Landwirtschaftliche Nutzung Natürliche Vegetation

    2 9|d e r e l B e B i B e r : B i B e r - m a n a G e m e n t d e r e l B e B i B e r : B i B e r - m a n a G e m e n t2 8 |

    Hier war Baufirma Biber am Werk

    Wenn der fleißige Flussmeister Dämme

    baut, gestaltet und beeinflusst er die

    Umwelt. Die Auswirkungen auf den Was-

    serhaushalt bekommen auch Nutzer von

    angrenzenden Wiesen, Feldern und Wäl-

    dern zu spüren: Der Biber kann landwirt-

    schaftliche Nutzflächen vernässen und

    dadurch Ernteausfälle verursachen.

    3. Drainagen

    Eskommtvor,dassderBaumeisterderNaturmitseinemDammland-undforst-wirtschaftlicheFlächenüberflutet.DabeikannesaufzweiArtenzurVernässungdesKulturlandskommen:DasgestauteGewässertrittüberdieUferoderdasGrundwasserwirdangestaut.

    UmsolcheSchädenzuvermindern,könnenbeigrößerenDämmenspezielleDrainagerohreausKunststoffoderfle-xibleDrainageschläucheAbhilfeschaf-fen.DerWasserspiegelwirdaufeinenfürdenMenschenerträglichenundfürdenBiberausreichendenStandgesenkt.DerEinlaufderRohrekannzusätzlichdurchDrahtgittergeschütztwerden.DerBiberdamm,derdenWohnraumsichert,

    Breite Uferrandstreifen mit natürlicher Vegetation bieten den besten Schutz und sind eine gute Nahrungsquelle für den Biber

    4. Uferrandstreifen

    JeintensiverderMenschdenLebens-raumdesfleißigenBaumeistersentlangderGewässerbewirtschaftet,destogrößersindmeistauchdieKonflikte,diezwi-

    Biberdamm mit eingebauter Drainage Uferrandstreifen

    darfjedochnichtabgetragenwerdenundmussalswichtigesBauwerkfürdasBiber-reviererhaltenbleiben.HandeltessichnurumeinenDamm,derdenZugangzuNahrungsflächensichertoderalsTrans-portwegdient,kanndessenEntnahmeoderAbsenkenalsSchutzvorVernässunghilfreichsein.AlleMaßnahmenanBiber-bautenmüssenjedochvondenUnterenNaturschutzbehördenbewilligtwerden.BeiunsachgemäßemÖffnenderBiber-dämmekannespassieren,dassdasUferausgespültwirdoderabbricht.

    WirddiebetroffeneFlächedauerhaftver-nässt,bietetessichalslangfristigeLösungan,diesealsFeucht-oderNasswiesenzunutzen.

    Mitarbeiter beim Einbau eines Drainagerohres

    schendenAktivitätendesBibersundderintensivenLandnutzungentstehen.DiewirksamsteMaßnahmeistdaher,einenausreichendenAbschnittzwischenUferundbewirtschafteterFlächeumzusetzen.EinbreiterUferrandstreifenvonmin-destens10MeternmithohemStrauch-anteilundstandortheimischenBäumen,wieWeidenundPappeln,verringertdenGroßteilderKonfliktemitdemBiber.IhmundauchdemGewässerbleibtgenügendRaumzurnatürlichenEntwicklung.Idea-lerweiseschließtsichdaraneinBereichextensiverNutzungunddannerstdieIntensivlandwirtschaftan.

    Bewährthatsicheinetwa20MeterbreiterGewässerrandstreifen.Beiforstwirtschaft-

    licherNutzungsolltehingegeneinmindes-tens50MeterbreiterStreifenbelassenwerden.WahlweisekönnenFörsterundHolzwirteaucheinen20MeterbreitenBuschstreifenvordemEinschlaganlegen.Dieserdient,ebensowieliegengelassenesSchnittgut,als„Ablenkfütterung“fürdenBiber.

    DochnichtnurdieKonf liktemitdemBiberminimierensich,wennderNaturmehrRaumgelassenwird.Uferrandstrei-fendienenalsÜberflutungsflächenundhelfen,Hochwasserspitzenabzupuffern.NahedesGewässerskannsicheinSaum-undGehölzstreifenentwickeln,dereinenLebensraumfürvieleTier-undPflanzen-artendarstellt.

  • 3 1|d e r e l B e B i B e r : B i B e r - h i l F e

    Biber-HilfeWer Beratung im Schadensfall benötigt oder die Lebensweise des

    Elbebibers in natura kennenlernen will, dem helfen Ansprechpartner

    der Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe, der Unteren

    Naturschutzbehörden sowie des Arbeitskreises Biberschutz im NABU

    Sachsen-Anhalt.

    AnsprechpartnerZu allen Themen um den Biber und im Schadensfall

    Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe •Mittelelbe-Süd Herr Beyer 034904421120 [email protected] •Mittelelbe-Nord Herr Berbig 03932151832 [email protected]

    Untere Naturschutzbehörden •Altmkr.Salzwedel Herr Bierstedt 03901840661 [email protected] •Anhalt-Bitterfeld Herr Rößler 03496601310 [email protected] •Börde Herr Wölk 0390472404453 [email protected] •Burgenlandkreis Herr Krawetzke 03443372376 [email protected] •Dessau-Roßlau Herr Otto 03402042583 [email protected] •Halle Herr Hahn 03452214690 [email protected] •Harz Herr Dr. Schönborn 0394159705735 [email protected] •JerichowerLand Herr Bich 039219497304 [email protected] •Magdeburg Frau Lücke 03915402585 [email protected] •Mansfeld-Südharz Herr Luz 034645354522 [email protected] •Saalekreis Frau Zentrich 03461401427 [email protected] •Salzlandkreis Herr Maindok 034716841917 [email protected] •Stendal Herr Flechner 03931607257 [email protected] •Wittenberg Frau Westergom 03491479858 [email protected]

    Naturparkverwaltungen •Drömling Herr Sender 03900285013 [email protected] •DübenerHeide Frau Meißner 01774261422 [email protected]

    Arbeitskreis Biberschutz im NABU Landesverband Sachsen-Anhalt e. V. •NABU Geschäftsstelle 03915619350 [email protected] •AKBiberschutz Herr Ibe 015208545074 [email protected]

  • 3 2 |

    Biberfamilie kann in ihrer Burg beobachtet werden Das geheimnisvolle Leben einer BiberfamilieEin Jungtier (2 Monate alt)

    d e r e l B e B i B e r : B i B e r - h i l F e / B i B e r F r e i a n l a G e

    Literaturempfehlung Zum Weiterlesen in Buch und Internet

    •Der Biber – die Rückkehr der Burgherren Zahner,Volker;Schmidbauer,Markus&Schwab,Gerhard(2009), Buch-undKunstverlagOberpfalz,Amberg,2.Auflage.

    •The beaver: its Life and its Impact Müller-Schwarze,Dietland(2011),IthacaandLondon,2.Auflage(engl.).

    •Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe, Referenzstelle Biberschutz sieheWebunter:www.mittelelbe.com

    •Arbeitskreis Biberschutz im NABU Landesverband Sachsen-Anhalt e. V. sieheWebunter:www.sachsen-anhalt.nabu.de

    •Naturpark Dübener Heide – Bibermanagement sieheWebunter:www.naturpark-duebener-heide.com

    •Die Biberburg – Die Website rund um den Biber sieheWebunter:www.bibermanagement.de

    Die Biberfreianlage am renaturierten

    Landeskulturgraben zwischen Dessau

    und Oranienbaum ist eingebunden in

    das Lehrpfadsystem des Biosphären-

    reservats Mittelelbe.

    Die BiberfreianlageWer den Hausmeister der Natur einmal hautnah erleben möchte, dem wird ein Besuch der

    Biberfreianlage bei Dessau empfohlen. Die etwa 20.000 Quadratmeter große Anlage ermög-

    licht direkte Einblicke in den Wohnkessel des Bibers, ohne dass der scheue und nachtaktive

    Nager gestört wird. Möglich wird dies durch einen künstlich angelegten Biberbau, an dessen

    Rückwand sich eine Beobachtungsblockhütte befindet. Das künstliche Biberrevier ist ganz

    an seine Bedürfnisse angepasst: Das Gewässer ist ausreichend tief, damit der Eingang seiner

    Behausung unter Wasser liegt und es wachsen genügend Bäume und Sträucher in seiner

    Umgebung, deren Rinde im Winter als Nahrung dient. Die Biberfreianlage wird betrieben

    vom Förder- und Landschaftspflegeverein Biosphärenreservat „Mittelelbe“ e. V.

    Die Biberfreianlage in der Nähe des Kapenschlösschens bei Dessau

  • h e r a u S G e B e r

    Biosphärenreservatsverwaltung mittelelbe Kapenmühle PF 13 82

    06813 Dessau-Roßlau

    Tel.: 034904 421-0

    Fax: 034904 421-21

    Mail: [email protected]

    www.mittelelbe.com | www.gartenreich.net

    Gefördert durch:

    r e d a K t i O n | i n h a l t | G e S t a l t u n G

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    GmbH & Co. KG

    Mühlweg 42

    06114 Halle (Saale)

    www.oe-konzept.de

    F O t O S

    archiv Biosphärenreservat me (23,28); max Behr, Archiv Staatliche Vogelschutzwarte Steckby (6); Stefan eller-mann, Archiv LAU (0); Jörg herrmann, LHW Sa.-Anh. (27); thomas hinsche, naturfotografie-hinsche.de (14,15,17,19, 26,30); Peter ibe, wildnisfotos.de (Titel,2/3,8,12,15,21,22, 23,25,28,26,29,33,RS); mirko Pannach (6,9,25,32); ©asafe-liason/©heidiKadarik/©kletr/©roman4, fotolia.com (4,5,9); ©cascoly, iStock.com (5)


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