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£)ie @3rienpe(fl)en. - historischerverein-stmk.at

Date post: 03-Oct-2021
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Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark Jahrgang 33 (1939/40) £)ie @3rienpe(fl)en. ©in <Btlb ernst ber 3eü ber ©egenreformatton. Xon ©Ifribe <6a v l SSi§ cor nid)t attju langer Seit ift bie Sippen-- unb 'Jamilien-- forfd)ung mcbr ober toeniger ein Stieffinb geroefen. T>em 9cationa(= fojialiömuS mar es »orbebalten, aud) t>ter ben 2lnfporn ju fcböpfc-- rifcbem arbeiten ju geben. (£g miffen nur menige, bafi es einft in ©ras eine Familie ©rienpecfb gegeben bat. ©3 mar ein angefebencä ©efcbtecbt unb enge mit ben Sd)idfalen unb ©reigniffen ber Stabt ©raj oerbunben. ©er 5türfd)ner 3Bolfgang ©rienpecfb mar »on Äafcbau in Oberungarn nad) ©raj gekommen. ©r mar ber Sol)ix biß »om proteftantenfreunblicben Äaifcr xTfiarimilian II. beftatlfen Stabt-- i>auptmanne3 »on &afcbau, ^ a u l ©rienpecfb'- Ob er ober feine 93orfabren auß Oberbapern, mober aud) ber jöumamft unb ÄiftorU fer 3ofcpb ©rün6ecf ftammie, auß Obcröfterrcid), amS ^ i e n 2 ober auß betn ©nn^fat 3 fatnen, mo überalt fd)on im 14. unb 15. 3<*b*" bunbert ©efcbled)tet biefes Flamen! lebten, ift unbefannt. ®a burd) baß ©ifenmefen bie Q3erbinbung jmifcben bem ©nnötal unb Ober= Ungarn febr rege mar, fo ift leicht möglich, baf? bie ©rienpecfb »on bort nad) Stafcbau tarnen. Q3ei ber 93orIiebc ber Ungarn für ^elje unb bei ber 93caffe btß bortigen 3vaub-- unb ^Peljmerfcg blühte in &afd)au fcbon früb bie Äürfcbnerei' unb fo batte löolfgang ©rienpecfb fid) t>aß oor= nel)me 5vürfdmcrbanbmert crmäblt. 3n 5\afd)au lebte unb mirftc »on 1539 biö 1560 einer ber beroorragenbften Verfechter beö ßutbcrtumg, ßeonbarb Stöcfci\ c 2ßolfgang ©rienpecfb ftanb aifo in feiner 3ugenb unter bem Sin» flufj biefeö SSJlanneö. S o fatn er mobl fd)on alß lcibenfd)aftlicber Cutbcrauer nad) ber bamals bereite proteftantifd)en Stabt ©raj. 51m 1. 2lpril 1569 febeinf 'Söolfgang ©rienpecfb unb feine <5rau ilrfula jum erften 2CRaI urfunbtief) hier auf: mürbe ihnen ihre Tochter Barbara geboren"'. 3'» gleichen 3abr leibt 2BoIfgang 1 £ctcbpr.b.(3t.6t. 2 lMunbenregeften b. 2(rcb.b.ot. r SJ. 8 2.71. Utfunbenteibe: Ottafer bet föiicnpccfb, 1367 Sanbricbfer im ©nnStal. ' .frone«, -panbbud) b. ßejcb. Offen. 6 <5tM. 5 65
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Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark Jahrgang 33 (1939/40)

£)ie @3rienpe(fl)en. ©in <Btlb ernst ber 3eü ber ©egenreformatton.

Xon ©Ifribe <6 a v l

SSi§ cor nid)t attju langer Seit ift bie Sippen-- unb 'Jamilien--forfd)ung mcbr ober toeniger ein Stieffinb geroefen. T>em 9cationa(= fojialiömuS mar es »orbebalten, aud) t>ter ben 2lnfporn ju fcböpfc--rifcbem arbeiten ju geben.

(£g miffen nur menige, bafi es einft in ©ras eine Familie ©rienpecfb gegeben bat. ©3 mar ein angefebencä ©efcbtecbt unb enge mit ben Sd)idfalen unb ©reigniffen ber Stabt ©raj oerbunben.

©er 5türfd)ner 3Bolfgang ©rienpecfb mar »on Äafcbau in Oberungarn nad) ©raj gekommen. ©r mar ber Sol)ix biß »om proteftantenfreunblicben Äaifcr xTfiarimilian II. beftatlfen Stabt--i>auptmanne3 »on &afcbau, ^ a u l ©rienpecfb'- Ob er ober feine 93orfabren auß Oberbapern, mober aud) ber jöumamft unb ÄiftorU fer 3ofcpb ©rün6ecf ftammie, auß Obcröfterrcid), amS ^ i e n 2 ober auß betn ©nn^fat3 fatnen, mo überalt fd)on im 14. unb 15. 3<*b*" bunbert ©efcbled)tet biefes Flamen! lebten, ift unbefannt. ®a burd) baß ©ifenmefen bie Q3erbinbung jmifcben bem ©nnötal unb Ober= Ungarn febr rege mar, fo ift cß leicht möglich, baf? bie ©rienpecfb »on bort nad) Stafcbau tarnen.

Q3ei ber 93orIiebc ber Ungarn für ^elje unb bei ber 93caffe btß bortigen 3vaub-- unb ^Peljmerfcg blühte in &afd)au fcbon früb bie Äürfcbnerei' unb fo batte löolfgang ©rienpecfb fid) t>aß oor= nel)me 5vürfdmcrbanbmert crmäblt.

3n 5\afd)au lebte unb mirftc »on 1539 biö 1560 einer ber beroorragenbften Verfechter beö ßutbcrtumg, ßeonbarb Stöcfci\ c2ßolfgang ©rienpecfb ftanb aifo in feiner 3ugenb unter bem Sin» flufj biefeö SSJlanneö. So fatn er mobl fd)on alß lcibenfd)aftlicber Cutbcrauer nad) ber bamals bereite proteftantifd)en Stabt ©raj.

51m 1. 2lpril 1569 febeinf 'Söolfgang ©rienpecfb unb feine <5rau ilrfula jum erften 2CRaI urfunbtief) hier auf: tß mürbe ihnen ihre Tochter Barbara geboren"'. 3'» gleichen 3abr leibt 2BoIfgang

1 £ctcbpr.b.(3t.6t. 2 lMunbenregeften b. 2(rcb.b.ot.rSJ. 8 2.71. Utfunbenteibe: Ottafer bet föiicnpccfb, 1367 Sanbricbfer im ©nnStal. ' .frone«, -panbbud) b. ßejcb. Offen. 6 <5tM.

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©rienpecfb ber Aoffammer 100 ©ulbcn*. ©r mar bemnacb febr oetmöglid).

ilrfuia ©rienpecfb, geborene £ampl7 , entflammt »ermutlicb bem oberfteirifcben &ammerberrngcfcb(ed)tc ber £ampl8, baö aud) in ©raj begütert mar. ©s ift babcr möglich, bafs fic bie ilrfacbc mar, bafs 5ßolf ©rienpecfb ficb in ©ra j anfiebelfe. Ctöar fic bocb mit ben Scbeucbenffuel »erroanbt unb V3ilbclm Scheuch enftuet Kammer* graf in Sd)cmnitf. Vielleicht mar er ber Urheber ber Verbinbung jmifeben Tßolfgang ©rienpecfb unb llrfula ßampl".

1570 am 11. 2lprit mürbe ihnen ihr S ohn V3olfgang"', ber fpäterc Stabtrichter oon ©ra j , am 7. <2lpril 1572 ihr Sobn Stefan5

- ber Wohl feinen t a r n e n alß Srinnerung an Ungarn befam — unb am 30. •Jftärs 1574 ihr Sohn Slbatn* geboren. Vc i allen breien ift .frans Nürnberger ©eoattcr5, ber fpäterc befannfe Vür= germeifter oon ©ra j ( f 1586), nach bem noch beute bie Nürn= bergergaffc in ©raj ihren Namen fyat. ©r mirb mobl ein naher Vermanbter ber llrfula ©rienpecfb gemefen fein". '21m 2. ©ejember 1577 folgt bann eine Sod)tcr ©»a5 unb 1592 am 9. 3«ni noch ein Spät l ing, 3e«tJVtaäB. S»a bebt Margarete .Sausner, geborene Sfürgft), »crmäblfe ©inpad)er aus ber Saufe8 . S ie mar bie <&vau biß Stabtricbters unb fpäteren VürgermcifterS oon ©raj Aieront)= tnuö Äausner10, ber in ber ©cgenreformation attSgemiefen mürbe11.

Vielfach ffebt baß ©hepaar ©rienpecfb ©eoattcr, mas für ihr 2lnfeben unb ihre Tffioblbabenbcit fpriebt. SOceiff finb es i^inber armer £cute, bie fic auß ber Saufe heben unb bie bann nad) ihren lÖaten V3olfgang ober ilrfula beiden.

Schon 1570 mirb QBolfgang ©rienpecfb Natsbürgcr genannt1". Slucb in bem Verzeichnis1 ber Natesbürger" oom Sabre 1574 ift er als" folcher angegeben, 3 n ber £eid>enprcbigt feines Sohnes" Stefan beifit er ältefter Natöberr, Vürgermeifter unb Vaumeifter ber S t ab t ©ra j . <5ür fein 2lmt alß Vürgcrtncifter gelang iß mir bisher nicht, meitere Velegc &u finben. ®a jeboch bie Töürgcrmciffer» lifte ber S t ab t ©ra j ocrfd)iebenc Cücfen auf weift", fo ift bie ^ ö g * lid)fcit gegeben, baf? V3olfgang ©rienpecfb tatfäd)lid) Vürgcrmciftcr »on ©ras tt>ax> Wabrfcbetnlicb jeboch tiüv furje Seit. £für ben Vau= meifter fanb ich ebenfalls feine anbermärfigen Vemcifc.

" £offammetarcl)it> QBien, EKeg. b. f>offammer u. niebetbftetr. Äammet. 7 £eicbpr.b.<2t.8. 8 "Pan?, Srjberg. 9 Barbara Sarnpl, »etro. Nürnberger, geb. ©cbeudjenftuel. 10 popclfa. 11 3tef.9lft. 1600. 12 <5t.3K. 13 £.91. " foptlta.

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•ZUß Spittclmeifter biß bl. ©ciftfpitals in ©raj beftätigt V3olf= gang ©rienpecfb am H. September 1587 bie Übernahme bes »on „Sbrifrof itbronegger ju Äimclau" für arme £eufc bes Vürger= fpitales hinterlaffenen ©runbeei ju fieiäenborf15. s2lm 3. ^cärj 1590 bcmilligf man ihm einen Steuernacblafj für baß „arme Vürger= fpital" „äu einem s2lImofen" 1590 bitttt ©rienpecfb neuerbings bie ßanbfcbaft um Nachlaß ber Steuern bes i>l. ©eiftfpitales111 „für etliche 'pfunbt ®iltß unb etliche fleine TÖcingärtlein"17, baraus1 bie £recbfung nicht fo oiel trägt, „baf? man mit ber täglichen unb orbent= lieben Notturft auf bie armen £cut geootgen funt". ©r t)at in »ergangenen 3<*bren „jtpei aud) brttbalbhunbert Viertel ©breibt unb mol brüber beffen erfauffen mieffen". „©s" fommen »on allen Orten unb £anben bie armen £ettt", fagt er, „mit großer 2lnjal anber". 9Kan gehe mit „2lbweifung unb VJecffreiben berfclben", „mit ©üeten unb Xlngüetfen oor". „So laffen fic ficb bocb nit »on bannen fd)redcn, fonbern liegen um, aud) in unb aufser ber Statt bei bin V3ccgen unb Strafen". „<3ftan motle fic bod) nit (ablof; unb gar Aungers' Not »erberben laffen, es finb auch unter ihnen »ieler Acrrn unb £anbleut crlambte ilntertonen, aud) bereit »iller gang flaine elenbe arme ilinblein unb V3cifjlein." So fommt iß, bafs baß Spital 229 f(. 5 ß Stcuerausftänbe i)at <2lucb bie £anb-febaft, fagt ©rienpccfl) in feiner ©tngabe, habe »om Steiger ©arten, ben fie erlauft t>at unb ber bem bl. ©ciftfpital mit 80 $ bient, biefem bie Steuer nicht befahlt. ©en ©rlafj ber Steuer mirb „ber liebe ©oft" ben Verorbnefen „feiner gnebigen Uttswaiflicben Ver» baifjung nach reichlichen mieber belohnen"1".

Tßolfgang ©rienpecfb erreichte für bas „mergcmelte Spital einbunberf ©ronen ©Hemofpna", bie ihm »on ber £anbfd)aft am 18. 3änncr 1590 bemilligt merben1".

©ag $>auß biß QBolf ©rienpccfl) in ber Sporcrgaffcn (heute Sporgaffe 15) ift nod) erbalten. 3m Aofquartier Vuech »on 15961'1

hei|t e«: „VSolffen ©rienpeefhenö Aaus im binbern Stocfl) gegen ben ^Perg ein Stübl, ein 5tämcrl baran unb ein Küchel, ift »on neuem auf 15 f(. tajicrt morben. tOcer ju ainem Vorrat im anbern ©aben ein Stuben, ein itamer unb brei ^öbf. ©er QBirt noch befonber 2 Stuben, a^o Kanter, ein &tcb(, ein ©mefb, ain £aben, jmei Heller unb bie SQüibm".

3m VorberhauS ift heute noch ganj beutlich bie grofjc ge» mölbte ©infabrt ju feben, bie nun geteilt unb in ber einen Äälffe

16 31.91. QBeWidje ©tiftungSaften, »g[. jetjt eteiner*Cßutfa)nig. 1,1 £bftb. 9lu«g. 1589. 17 £bfcb. 21. 6cb. 106. 18 £bfcb. 21. (Sä). 106. 19 Dt.9t.

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p ©cfdmftsräumen umgestaltet ift, in ber anbern ben Hausflur ergibt. 3n einem beutigen Vorratsramn, ber auch teilweife jur Hinfahrt gebort bat, ruht eine SDlauer auf einem gelSblocf, ber aus bem Voben ragenb biß jum erften Stod reicht, ©ie Stiege jeigf in grasiöfen VMnbungcn unb formen bie Svunft bes Vau--

meiftcrS. Acute beftebt fein Sof, aber ber biß Nebenbaufcs (Nr. 13)

hat Wohl cinftmats jum ©rienpeefbbaus gehört. 3cigt bod) bas Sintcrbaus bes fpäteren „Nömifd)en StönigS" bie gleichen febönen Nenaiffancefenftcr aus Stein mic ber s2lnbau nad) rüdwärtS beS alten ©rienpedbbaufeS. ©S bürfte baß ber oben erwähnte „©aben" gewefen fein. Von bort mag man auch in einen Keinen Sd)lot> berggarten gefommen fein, ©urd) bie Äauseinfabrt gab iß mobl einen febr fd)önen ©urd)blicf auf bie ftilooüen ^enffer beS Ainter-baufeS. 3n ben 3ßot)nungen bes VorberbaufeS erinnert lebiglidi ein biefer Srambaum, ber burd) ein grojjeS 3immer im 1. Stod jieht, an bie alte 3i\t 3m erften Stoef beS ÄinterhaufeS finb febod) nicht nur bie Täfelungen eines" 3immerS mit bem Sram--baum erhalten, fonbern aud) bie grofjen, anhcimelnben <5enfter--nifd)en unb bie Sürangeln auß bem 16. 3abrbunbert.

cjßo bas „©rienpedhen ioeufjl in ber Vorftatt" ftanb, baß mit 2 ß Otaud)fanggelb belaftet war-", ift nicht befannt.

2luf3erbcm befafj, fo weit mir es" miffen, V3olfgang ©rienpecfb einen Ißeingarten unb, mic bie meiften mohlhabenben £cutc jener 3eit, einen „©arten" in ber Vorftabt. ©er „©nenpedb=V3cinsicrbl" unb ber 3immcrmann im ©rienpedhgarten finb in ben ^Oiatrifen ber eoangelijchen Stiftstirebe genannt. Von einem ©arten fpridu auch eine itrfunbc biß ©eutfehen NitterorbenS. 1578 gehört er Matthias »on Sd)rottcnbad), ber ihn oon Ißolf ©rienpccfl) gefauft hat. ©r War ber Äoinmcnbe £eed) sinsbar-1.

2lm 20. 2luguft 1579 würbe VJolf ©rienpedh angejeigt, baf? in feiner Vebaujung ein verborgener Sd)a(3 gefunben würbe, ben er nid)t angemeibet hatte3-, ©a <3Bolfgang ©rienpeefh »or „ad)t Sagen feinem ©ebraud) unb Äantierung nad) auf önjer 2fJiarft »creift" ift, fo macht feine "Stau Xlrfula bureb, ©r. 2lbam Venebiger23, ben namhaften ©rajer 2lb»ofaten, ben »om £anbeShauptmann SanS ju Sd)erffenbcrg »erlangten Vetid)t an Srshersog S^arl. Venebiger war aus £eoben gefommen, urfprunglid) Ned)tSlebrer an ber lanb= fd)aftlid)en Schule in ©ras unb bann Sd)rannenprofurator gc= Wcfen. 3w ©esember 1578 betraute ihn bie £anbjd)aft mit bem

20 £.21. £bfcb. •Bcrroaltung, <5cb. 134, 3taucl)fangftcuer. 21 Urtunben beS i>eutfcb'Örben« eniralcircbi»8 51t 3Bien. 22 Soff. 1579— IX—54. 23 3m 2luguft 1600 lanbe^erroieien, 3Uf.2If. 1600.

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Sd)rannenfd)reiberamt, »erlangte aber, feinen „Parteien, benen er Sum £anbrcd)t bcftellt ift, alfo halt bie 2luffünbigung su geben"21. ©in unb ein halbes1 3abr fpäfcr war es aber bod) noch ntöglid), bafj Venebiger llrfula ©tienpedb oertreten fonnte. 3 " bim Vc= rieht, »oE »on »erfd)iebenen lafeinifchen 3itaten »on NcchtSgclehr= ten, beifjt es unter anbetem25: „Unge»ärlicb »or breised)en Sagen, als mein Aausmirt V3olf ©rien "pedh ain flein ©eben an feinem Aaufj fürgenumen, ift unter anberS ein gar alte Scbüt in einem finftern VJinfl auSsuräumcu gemeft, alba er an alles ©eför am räumen in einem Äaffen ein altes ocrlegencs Scfaat^gcltl »on mälli* eben günfferl, »iar altfaterifche bcfcblagne ©ürtelein, ein 3ciff Samgefd)melfttcs Silber bei fcd)s £ot unb ein 'Jauft »oll ©raßen, baruntcr etlid) filbern fein gemeft, gefunben, So alles bei hunbert Floren möcbt wert fein unb alles noch »orbanben ift. Nun bat ficb mein Aauswirt unb aud) alSbalb bei Ned)tens »erftänbigen, wie es mit ben gefunben Sd)ätjen gehalten merbe, Naf gehabt, unb »ernommen, weil mein AauSWirt foliches in feinem iöaufj in einer Scbüt ungeför on alle ^Döft cPraftifd)cS gefunben, man auch nit miffe, mem eS icmals suegebört ober mer eS »ergraben, ba% eS fein frei 2ligen fei, als bem eS »on ©ott megen unfere oilliben unb mehrcr Seil unersogenen Äinblcin sur Sd)anfung geben fei . . . barauf wir ban foliches Sdmsgeltl unb anberS alfo fieser behalten". 2lm Schluffe meint 'Statt ilrfula, bafj bie fürftl. ®urd)Iaud)t ihr nicht bas, „was ber liebe ©Ott unb baS fölig ©lüecf ihr, ihren -SSausmirt unb ihren »illiben 5?inbcrn gefchenff "bat", nehmen werbe unb aud) „gnebigft wol gunen unb »ätcrlicb barbei »erbleiben" laffe.

©er ©rshersog entfebieb, bafj fie ben Sd)af3 behalten fönne, nur muffte fic bemjenigen, ber ihn fanb, „ein itleinob unb swei Saler sue 3erung" geben-'5.

©in 3abr fpäter, am 1. 2>?ai 1580, erhielt QBolfgang ©rienpeefh »on ©rjberjog 5?arl einen QBappen-- unb £ehenbricf2a „für feine unb feiner Voreltern getreue unb willige 5triegS= unb anbere ©ienfte". 3m Weiften Sd)ilb ein auffpringenber fd)Warser £öwe mit aufgeworfenem Sd)Wanj, Stcd)helm mit bem Vorberfeil beö £ömen als Aelmsier unb fch,mars--weiften Aeimbecfen.

Um biefc 3eit ftanb alfo V3olf ©ricnpedl) nod) in ©naben beim £anbcSfürften.

©urch bie Vruder "pajification oom 9. ^ b r u a r 1578 hatte ©rsberjog &arl, gesmungen bureb bie brobenbc Sürfengcfahr unb feine ©elbnöte, mit ben "Proteftanten ^rieben gemacht unb ihnen

» £ocbr TR-, Scobcn. '-' Soft. 1579—IX—54. 26 -f)ßf< unb 6taat arcbir> 3Sien.

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»erfprocben, ihnen alle Freiheiten in Ausübung ihrer Neligion unb bamit auch baS Necbt auf Kirche, Schule unb £et)rer ju geben27. Valb jeboch hielt er bie gemachten 3ufagert nicht mehr unb mit erneuter unb noch heftiger« xDtacht begann bie ^roteftan-tenoerfolgung in Snneröfterreicb.

2lm 3. 2lpril 1582 fommt ber Vefehi bes SrjberjogS an ben Vürgcrmcifter, Nid)ter unb TRat »on ©ras, "°ie Stift" unb ihre ©yersitien s« meiben. 2lm 23. 9Xai 1582 bitten bie obigen um Aufhebung ber ihnen auferlegten unerhörten „^eenfälte"27. 93cit tiefer ©läubigfeif hoffen bie ^rofeftanten auf ©otteS Äilfe.

2lm 3. September bcSfelben 3abreS brol)t ©rshersog 5?arl mit hohen Strafen, Wenn ber ungehorfam nid)t aufhöre, ©s fei bieS bie letjte V3arnung27.

Vom 8. bis 19. Offober maren Vürgermeifter, Stabtrid)ter unb Stabtfd)reibcr cingefperrt, Weil fie bie Stiftsfirebe befud)t hatten. "21m 19. Oftober 1582 wirb ber Vefucb bei „Verlierung attcS Siab unb ©utS" neuerbingS »erboten; jeber, ber ungehorfam ift, foll „SWifcben bie unb Tffieibnacbten" »on bannen siehen27. So Würbe aud) <28otfgang ©rienpeefh auf V3eihnad)fen auSgewicfen27. Unter ber ©ingabe beS VürgermciffcrS, Nid)terS unb NatS »om 17. ©esem-her an ©rshersog &art ift auch bie ünterfd)rift »on V3olf ©rien-pcdl). Sie flehen, fie gemäf? ber in ber V>rucfer ^asification ge* machten 3ufage nicht in ihrem ©ewiffen s« befebweren „unb nie-manbent ein Äärl ju frümmen", »erbleiben su laffen. „Ohne ihre ©rersitien g(id)en fie bem £aib, bem bie tägliche Nahrung »erfagt mirb." Sie Weifen auf ihre gefebäftlichen Schwierigkeiten bin unb baf? ihnen ber 2lbsug auS einem £anbc, in bem ihre Vorfahren feit ein--, swei -unb breihunbcrt Sahren gelebt haben, nicht (eid)t falle28.

©ie 2lntWort beS ©rshersogs war, bafj fie innerhalb »iersebn Sagen nach V3eibnad)ten ©ras unb °ie inneröftcrreid)ifchen £änbev SU »erlaffen haben. Nad) biefer 3eit follen fie ficb „bei £aibftraf barinnen nit betreten laffen". 2lud) finb bie ,,»erword)tett ^eenfäß" Su erlegen28.

2lm 26. ©esember bitten bie Männer beS NatS ben £anbcS--herrn um ©inftellung ber Strafen29. 2lm 29. beifjt eS in einem lanbeSfürftlicben ©efret: „©ienach ficb Vürgermeifter, Nid)ter unb Natb erflärt haben, ficb ber StiftSfird)en unb ihrer babenben Neli-gionSercrcitien su enthalten nehmen 1. ©cb. eS an. ©ic Welche froijbcm absieben mollen, muffen fid) ein halbes 3abr früher meiben"29.

27 23ttg.fi., g.£. 29 23ttg.£., S.2. 29 23ttg.£.

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©ie ,,»on ©ras" fcheinen fid) alfo für ben ^lugenblid gebeugt SU haben. 2lber nur für ben 2lugenblicf, benn fd)on am 24. 3änner 1583 erfolgt bie neuerlid)e ^luSmeifung VJolf ©rienpecfl)S. „2Bolf ©rienpedh", heifjt eS, „ein feiner alter, ehrlicher "SJJann fei wegen SlngeborfamS mit £aib, $>ab unb ©ut ber <$. ©. heimgcfallen" unb erhielt ben Vefehl, fofort ben Veffanb feines Vermögens auf* Sunebmen311. ©r hatte als ÄochseitSgaft einer ^Prcbigf, aber nur außerhalb ber Stiftsfirebe, sugebört30 unb Würbe sweimal »or bie Negierung siliert30, „Faft in allen ©äffen bafelbft bei ber Stift-firchen finb ^uffeber beffellt geWeft", bie beauftragt waren, bie Vefud)er ber StiftSfird)c ansuseigen. V3ol)l öfters mag ein ähn­licher Vcricbt wie ber uns erhaltene »om ©raser tJKagiftraf her--auSgegeben roorben fein: eS beiftf barin, bafj eS nad) bem Ver-SeicbniS beS ViertelmeifferS 335 Vürgcr gewefen finb, bie am legten Sonntag bie Stiftsfirebe befuebt haften31, ©ie parallele mit ber jüngft »ergangenen 3eit unferer Spftemregierung brängt fid) immer wieber auf. So auch, wenn man einen ^(ugsetfel ber 'pro--feftanten lieft32, ber „im 83. 3ar auff ber gaffen gefunben" Würbe unb Worauf ftebt:

„febau auff bieb unb auch auf? ebrifttid)er lieb auff bem anber bifi babiften gennt mit einem auffruer fd)manger Sp fbuenf tag »nb nacht trad)ten unb fid)ten £)b fp möd)fen ain parrififcb boebseif anrichten"32.

Itntcrfcbrieben ift ber Flugscttcl mit „fetter ©ifeenpeifjer, beuffcher ^oetf". 2luf ber äufjeren Seite ift ein Vermerf: „2lufsubeben"32.

2lm 18. Februar 1583 fpriebt bie £anbfchaft in ihrem 93e-fd)Wcrbcartifcl »on ber fcbmäl)(id)en Vebanblung »erbienfer Vürger wie V3olf ©rienpccfl)33. 2lnfangS <3Xai richtet biefer bann an bie fianbfebaft bie Vitte, ihm »or feinem 2lbsug auf fein £auS ein ©arfehen oon 2000 fl. ju geben, ©ic Verorbncten fonnten biefem 2lnfud)en su ihrem £eibmcfen nicht entfpred)en33.

2lm 27. 3uni würbe ÄanS Äaucf unb V3olf ©rienpecfb auS ber SXitfc beS NatS sunt ^ansler gefebieff mit ber Vitte um ©r-lebigung biß VericbreS, ben ber Naf am 24. 21pril an ben ©rs­hersog eingereicht hatte, ©iefer hatte ihnen bamalS gefagt, fie möd)fen in swei Sagen wieberfommen „unb »ermelt: Vebenft ©ueb Wol, WaS 3 t tbuet"33.

30 ?.£. 32 3?ef.21ft., @cb. (JnnStai—©raj. 33 33trg.£.

71

Äersserrciftenb ift eS, wie biefer 5?ampf Weitergeht, wie bie Veften mit fcfaweren Strafen belegt, »erfolgt unb sermürbt Werben, bis bie SCßebrsabl »on ihnen enblid) bod) um ihrer 3bee, ihreS ©laubcnS willen bie Joeimaf »erläßt. V3ie Viele mögen ba bureb bie Maßregeln einer „chriftlichen" Negierung auf ber Strccfc ge--blicben fein, Opfer ber 2lufregungen unb 2lnftrengungen.

2lnfangS beS 3ahreS 1587 würbe V3olf ©rienpcdh, weil er bie Stiftsfirebe befuebt hatte unb feine 5?inber bie StiftSfd)ulc „frequentierten", mit 200 Saler beffraft34. ©arauf rid)fetc fein VJeib „unmiffent feiner", als er ant NatbauS war, an ben Srs* hersog eine Vittfcbrift, bie Strafe nad)sulaffen, beleibigfe aber babei bie „3efuiter"35. ©afür würbe „3r ungercimbfcS unb sur Verfd)impfung ber fafbolifcben Neligion Supplicieren mit hohen Srnff" »erwiefen35. ©er fürfflichen ©urcblaud)t fafbolifcbe Ncgi-mentSräte legten bie Vifffchriff unb baS barauf »erfaßte ©cfref neuerbingS bem ©rshersog »or, „Obwol ber nägfte V3eg gewöff wäre, ber Supplicantin auf foliches ir ungcreimbteS unb fpöft-Iid)eS Supplicieren gar fein Vefd)eib ober 2lntwort ju geben. ©ieweil fic aber »ilteicht weif er angehalten hätte, ir aud) folliche ilnbcfd)cibenl)eit nit alfo unoerwifen ocrbleiben", fo raten bie fatholifd)cn Näte bem ©rshersog, „einen fotlichen Vcfcbeib su et» teilen, bafj er ir unbefonnencrS unb sur Vcrfchimpfung ber waren, rcd)fcn catholifd)cn Neligion ocrmeinefeS unb überreid)fcS Suppli­cieren mit ungenebigffen Mißfallen »ernomben", auch alle llrfad)e hätten, „3r anberer ©infebung unb Veffrafung fürsunemben"35.

Sic Würbe bann neun Sage im NatbauS cingefperrt unb ihr 3)tann mußte, um fie frei su befommen, neuerbingS 50 Saler er» legen34.

2tm 18. 3uli fettf fid) bie Canbfcbaft für QBoIf ©rienpcdh megen jener Strafe ein. 3n ihrer Fürbitte fagen bie Verorbncten, „baß fein beS ©rüenpedhen hohen 2litcr, unb »ilhabenbe 5\inbcr, bamit ber liebe ©oft in gefegnet, aud) s2lrmuct, barcin er biefe 3ar herumb fomen", ber £anbeSfürff fid) „gnebigff unb »eferlid) gu ©emüet füren" wolle. Sie fragen als ©lattbenSgenoffen d)rifflid)eS ?9tit(eib mit feinem „iocrsenlcib". ©ic frommen ehrlichen ßeute werben, weil fie bie eoangelifd)eu d)riftlid)en ^räbifanten befuchen unb ihre Einher wie bisher in ber lanbfdmftlicben Schule „infor» mieren" laffen, „alfo ohne ilnberlaß geängftigt unb geffraff"36. „©arauf gewießlicb grofer 3amer er»ulgen mueß." So bitten fie, „allein gehorfambiff bifeS armen ?0cannS, bes ©rüenpedhen Scuf-Sen, Flechen unb Vitten gnebigiff attssuffen, in erhören" unb ihm bie Strafe su fehenfen3*.

34 3ui21ft 15S7. 35 31.21 aUciUcrahm XIX b. 10. 30 3Uf.2lft. 1587.

72

©aß fic ihm gefd)enft Würbe, ift nicht mabrfd)einlid). ©ie fortmäbrenben hohen ©elbftrafen haben V3olfgang ©rien--

pedbs finansielle Verhältniffc Wohl febr beeinflußt, ©arum hatte er eS aud) befonberS nötig, feine auSftänbigen ©clbcr einsutreiben unb, wenn bieS nicht gelang, feine Sd)itlbncr su flagen37. So flagt er wegen ber ihm fcbulbigen Vesablung ber itürfebnerroaren am 8. ?0cärs 1588 Frau 3ubitb ^blainbienffin geb. »on rPued)aimb, am 25. 3uni 1595 brei Schulbner unb swar bie Frau 3aggiin geb. ^öglin, 5)errn Srnrcid) »on VJinbifcbgräcj unb ioerm ©rn-rcich »on Srauttmannftorff, am 22. SOJai 1597 „Frau fiäcilia »on Neuhaus, geb. »on Saurau, VMttib für ihr unb ihrem Äerrn fäliger, bie in bie 10 3ar her fd)ulbig gebliebene 5tirfd)nerarbeif".

QlnfangS beS 3abrcs 1594 ftarb Frau Urfula ©rienpcdh38 unli fd)on am 18. September barauf heiratete ihr <3)?ann in sweifer ©he bie <"KMfme 2lnna nach bau Äürfcbncr unb NafSbürger »on £eoben Philipp V3aginger39.

2lm 31. 3uli 1600 befannte ficb V3o(fgang ©rienpcdh unb fein Sohn Stefan fo mic »icie anbere bei bem berüd)figten i^ird)gang nid)t sur fatbolifd)en Neligion; bie Folge War, bafj eine große 3abl ,,»on ungehorfamen Vürgern unb 3nWobncrn su ©ras" auS bem £anbc »erwiefen Würben, ©aruntcr ift „2ßolf ©rienpcdh, NafbSbürger unb ^irfebner" unb „Stephan ©rienpccfl), lanbfchaft-licher Schranncnprofurafor". 2lud) 3ohanncS Kepler fleht unter anberen mit ihnen auf ber £ifte ber 21uSgewiefetien. 3nncrhalb »on fed)S TBocben unb brei Sagen follten fie auS bem £anbe gehen4".

V3o(fgang ©rienpcdh sog nod) »or ber 2Ibrcifc feines SohneS nach VMen ins ©ril, wo er am 2. 3uli 1611 ffarb; bort würbe er begraben'".

Qb ber mit VJoifgang ©rienpcdh auSgewicfene ©affgeb unb (anbfd)aftlid)c ^fänber ÄanS ©rienpcdh42 irgenbwie su beffen Familie ober Vcrwanbffd)aft gehörte, ift nicht' feff ff elfbar. Nichts als ber Name läßt auf eine Verbinbung fd)ließen.

©cm ÄanS ©rienpcdh, Bürger unb ©aftgeb unb feiner Frau Varbara gehörte baS ÄauS Sporgaffe 18 heute'3, baS als „jet30 ÄanS ©rienpcdh gehörig" im Äofquartierhud) »on 1596 genannt ift. 2lm 9. September 1592 mürbe ihm eine Sod)ter ©orofbea geboren44, Saufpatin mar ©orotbca 5?pffaK, bie Frau beS Stabf-richtcrS 21nbre Atpftall44.

37 £anbrecbt, 2ltcbjri (Brienbacfj unb 3tegirttatur< unb Grpebitbu* 1587. 38 £eicf>pr.b.<3t.ö. 39 <5t.TR. unb fiebe £oebr TR., £eoben. 40 Mef.2ltt. 1600. 41 £eicbpr.b.<5t ör. 42 3tcf.21ft. 1600. 43 £ufcbin, •Öäufcrticrjcicfcnia. 44 et w.

75

1596 würbe iöanS ©rienpecfb „sur ^ rob" als lanbfcbaftlicber 'fpfänber aufgenommen unb bat um „Aufrichtung einer Veftallung unb Ncicbung einer QuartalSbesablung"45. 2lm 29. 93cärs 1596 teilten ihm bie Verorbneten mit, baß er feinen 2lnfprucb auf Ve= folbung habe, weil fie noch feine Verrichtung »on ihm gcfeben hätten, ©r fönnc ficb jebocf) »on ben 3apfenmaßbeffanblcuten in ihren ^fanbejefufionen gebrauchen laffen, „Wofür einem ^fenfer bie 3erung unb gebierlid)e Srgeslichfeit wiberfert"46. Sie mag nicht altsu flein gewefen fein.

2lm 19. 3uni befam ÄanS ©rienpcdh bie „freigeworbene °)3fänbcrffct im Viertl jwifdhen 9)?uer unb Sraa" auf ein 3ahr „aufafennt". ©r möge monatlich „ihnen Äertn Verorbneten furse Nelation einbringen, maS feine Verrichtung fei"4". 2lb 24. Sännet 1598 ift feine Vefolbung vierteljährlich regelmäßig mit 45 fl. »er-merff45.

AanS ©rienpedhS Vcruf brachte eS naturgemäß mit fid), bafß er in ©cgenfaß ju ben £euten fam, bie er pfänben mußte. So flagte am 5. September 1601 (Sbriftof Sonnenfcbein ihn, ben l3fän--ber, unb &>anß Gramer, baß „fie ihm su »iel über fein 2luSftänbe gepfent unb fein fcbwangereS V3eib gefchlagen haben"47. 2lnbrc Spaumgarfnct beflagf fid) bei ben Verorbneten wegen einer „Sbrn-antaftung, bie ibme ÄanS ©rienpcdh getban ])at" unb bittet, ihm aufzutragen, baß ,,©r fid) mit ibme umb ber angelegten Schmad)--wort unb 3niurien »erglciche ober aber ein öffentlich 2lbbctb tbue"47.

9ftif 23. 2lugttff 1600'8 beginnen in ben lanbfcbaftlicben Vü» chern bie Vermcrfe über bie 2lbferfigungen ber bureb, bie ©egen--reformation 2luSgewiefenen. ©iefe Vermerfe erreichen im Äerbft barauf ihren Aöbepunft. Obwohl AanS ©rienpedh bereits im 2lugttft 1600 auSgemiefen Worben war, machte er noch weiter ©ienft, benn am 2. Auguft 1601 ift im 2luSgabenbud) »ermerft, ba^ »om ©innehmer Sianß ©rienpedhS „Vefolbung »on einem Quatcmber, welcher ben letzten 2lugufti bis 3ar ficb enbf, gegen Natfd)lag unb Quifung erlegt" mürbe. 2lm 11. 2luguft wirb er bann „geweftet ^fenfer" genannt, ©rft am 29. Nooember 1601 erhält „ftanS ©rienpedh 80 fl. sur »ollffänbigen 2lbfcrtigung"411. £>b unb wohin er bann inS ©ril ging, ift unbefannt.

©er ältefte Sohn beS NafSbürgerS V3olfgang ©rienpedh, QBoIfgang, gehörte Wohl su jenen, bie am 8. 2luguft 1600 öffent­lich baS fatbolifcbe ©taubensbefenntniS ablegten. Viele, bie ba,

45 £bjcb. 2 lu*g. 4» Erp.23. 1596. 47 <Jrp.23. 1 6 0 1 . 48 3 tg .23 . unb lbfd>. 2 lu*g. 49 2 lu*g.23. 1 6 0 1 .

74

WenigftenS äußerlich, ihrem ©lauben abtrünnig würben, hofften, ba^ bie Maßregeln ber Ncgicrung besüglicb ber ©egenreformation nur oorübergehenb fein würben. Ääufig opferte fid) aud) ein ©lieb ber Familie unb würbe fatbolifd), um beren Vermögen ober @e= fchäft su erhalfen. So übernahm aud) V3otfgang ©rienpedh b. 3-baS ©efd)äff feines VatcrS. Sr febeinf eS jebocf) fd)on halb auf­gegeben su haben. 3uerft Stabtfänttnerer50, war er »on 1627—1629 Stabtrid)ter »on ©ras51.

IBotfgang ©rienpedhS Frau War ©lifabetb »on ^antbier, bie Socbter beS reid)en £eobner NatSbürgcrS unb AanbelSbcrrn Wilhelm »on 'Panfbier unb ber ©orofbea, geb. Nueß52. ©aS »on beren Äinbern errichtete ©rabbenfmal ift nod) t)eutc an ber fieobner 3afobSfirche su feben. ©ie ©cfchwifter ber ©orofbea ""pantbier waren Ctbriftoph, SSanS unb V3olf bie Nueßen unb Sofie »on £cusenborf, geb. Nueß52, bie ©cfchwifter ber ©lifabetb ©rienpcdh geb. ^Pantbier waren 2lbrabam, V3olfgang, NafSbürger in £eoben, ÜSanS, 5}Jaria »erheiratete 9)2affenberger unb Salome, oerheiratet mit Sans Sebaftian Vifcher, „Nöm. 5?aif. 3Xaj. Sbeiffcber Felb-fd)reiber ber Feftung ^omorn"53. ©ie Vifd)er nennen fid) fpäferbin nur mehr »on ©ornau.

2lm 18. September 1623 fauffe 3öolfgang ©rienpedh „NafS­bürger unb Sfabffämmerer" unb feine Frau ©lifabefh »on 2lgneS ibeigl, V3ifwe nach bem Vürger unb £eberer ©abriel Aeigl, ihr ÄauS unb ©arten bei St . 2lnbre, bienffbar ber Stabtpfarre54. 1624 befaß ©rienpcdh nod) fein ©IternhauS in ber „Sporergaffen" unb erhielt bafür einen Quartierbefreiungsbrief55.

©rbotung »on feinen ©efebäften mag ber Sfabtricbter Tffiolf-gang ©rienpedh auf feinem „Freihof" su Äaberbacb56 gefunben haben. Acute noch ift auf bem Aaufe, baS leiber burd) »erfd)iebene Hm- unb 2lnbaufen feines altertümlichen CtbarafterS »erluftig ging, eine Vofiotafel mit folgenber 3nfd)rift angebrad)t:

3 A S <2Raria

V3o l f f © r i e n p e d h S t a t t

N i d) t e r i n © r a s

1 6 2 9

59 <5t.<Bc. 51 popclfa. 52 £ .21. 2Ircfw> 31uc£ unb }>antj, S r j be rg . 58 £.21. fianbreebt 3Jifct>et unb 6ü(tbanb XII. 54 -Öeutc g[ifabetbinctga|Te 14, )3ird>egger, öäufc toer jc tcbniö unb £ .21.

6r ienbaci) , %t[af j in t>entar 2 lmanb t>. 6r ienbaci) . r>5 £ .21. 2lrd>ir> ö r i e nbad ) . M 3erjt 6ut f>obenrain in Patt, St. Peter.

75

©urcb ben Vcrluft bcS SfabtarcbißcS ©ras l"m0 nur wenige 2lften über feine Sätigfeit als Stabtrichter, gar feine über bie als dämmeret erhalten, ©er abenbliche Überfall sWeier unbefannter Safer auf eine jum Seil auS Stubenten beffebenbe ©cfcltfcbaft, wobei eS mehrere Sole gab, erfolgte wäbrenb feiner 2lmtSführung. 2lls es gefchah, faß er mit feinem Schreiber £aurens Vtefer in feiner Stube auf bem Natbaufe. ©ie Sad)e mag ihm Weiterhin »iel Äopfscrbrcchcn gemacht haben, benn bie Safer würben nie entbedt57.

V3oIfgang ©rienpedh febeinf fehr milbe gewefen su fein, beim im 3abrc 1628 wies er nur jWei ©efangenc aus58, ©er eine baoon war ein „geweftet °präbifani"59. ©rienpedh fuebte beim „Vije» bomb in Sfepr" an, ihm „für unterfchiblid) gefangene ^Derfonert 109 fl. 2lsungs Unioffen guet su machen69. Sr mag feine ©efan» genen aud) nicht aflsu fcblccbf »erföffig haben.

©lifabetb ©rienpedh ffarb am 21. Noocmber 1628 an ber ^Peff". 3hr 2lrst, ©r. ^oannibal Vottinoni, ber bie '^eftfranfen fehr nachläffig bebanbetfe, würbe für ihren Sob »erantwortlid) gc--mad)f. Sr mußte nicht nur flüd)ten, fonbetn aud) bie Stabt meiben, folange ber Sfabfrid)fcr Ißolfgang ©rienpcdh nod) lebte60. ©S mag fein, ba% er ben Sob feiner Frau nid)t überWinben fonntc, benn febon 1629 »erfchwinbef er aus bem öffentlichen £ebcn unb ftirbf bereits am 9. September 163181.

3n ben 9?tatrifen ber Stabfpfarre ©ras finb folgenbe &nber als getauft eingetragen: 2lnna ^ a r i a , geboren am 21. 2lpri( 1615, ©lifabetb, geboren am 5. 3uli 1617 (^afe ber Äofapotbcter Vale-rian Schcrfel), 2lnna, geboren am 19. 2lpril 1619 (Frau .Katharina Scbcrfblin »erw. Aofapothcfcrin, ^at in) , <3)}aria Katharina, ge­boren am 16. 3ftärs 1621 unb 3ftaria, geboren am 3. Oftober 162581. ©ie Sattfeinfragung ber Söhne Sari unb 3obann Vaptift — ber ficb bann nach feinem ^räbifaf »on ©rienbacb nennt — fehlt, ©ic Söhne mögen noch »or bem Veginn ber geregelten fatholifchen iDJatrifencinfragung geboren fein.

©es Sfabfrid)tcrs VJolfgang ©rienpedh Vrubcr Stefan, ber mit bem Vater su gleicher 3cit ausgewiefen würbe112, war Schräm nenprofurafor unb Sollisitafor in ©ras. 211* Sd)t*annenprofurator »erfrat er bie 3ntcrcffen ber ^Parteien bes £anbgerid)tes, als Solli» Sitator nahm er bie 3nfcrcffen ber £a«bfcbaft bei ber Negierung ober beim Aof Wahr63.

57 OTöblinger, rajet QMfSblatt 1927 V 9. 5S T>cpc(fa. 68 Soff. 1628—XI—71. 60 einliefe, ^t\t. 61 ©tpf.ajf. 62 3lef.2[ft. 1600 63 SM, 6runbri§#b. etfaffunaS* unb TSerroaltungsgcicb. b. ©teiermarf.

76

Stefan ©rienpcdh genoß in feinem ©ttembauS eine forgfältige Stsiebung. ©a ber Vejttd) ber biefigen SfiftSfchuIe »erboten war, febidten ihn feine ©Itern in bie fehr gute Älagenfurter Stifts-fcbule64. ©ort blieb er »ier 3abre. 1590 fam er an bie Utüocrfitäf 3ena, Wo er »ier 3ahre bas Necbt ftubierte114. 1594 sog er auf Ißunfcb feines Vaters wieber nach Aaufe. „Nacbbem er fiel) aber auch in ber QBelt ein wenig umbfeben unb etwas oerfueben wollen, hat er ficb 2lnno 1595 in bas 5?riegSWefen begeben, unb wiber ben Srsfeinb ebrifftieben NamenS, ben Surfen, unter 5\aiferlid)c 50cajeft. Nubolphi Serrn Vruber Aerrn ^carimilian ©rshersog su Oeftcr-reid), bamaligen Fclbhcrrn gebrauten laffen. Vkil ihm aber bas 5triegswefcn nicht mehr beliebet" hat ihn fein Vater jurüdgeforbert unb abermals nach 3ena gefebieft, Wo er neuerbingS swei 3abre feine Stubien fortfetjfe64. Unter bem Vorfit) bcS OrbinariuS ber 3enaer ilniocrfitäf ©r. Ortbolpb Fomann hielt er bann „eine bifpufationent juribicam publice""4. Nach Veenbigttng feiner Stu­bien würbe er am 5. 3uni 1598 »on ber fteirifeben £anbfd)aff „»er­möge feines offenen Scftimoni su einem 2lboofatcn angenommen, in welchem feinem 2lmbt er ficb forgfältig, treu unb aufrichtig er-Seigef. V3ei( er aber bei folchen 2lmbtS-Vcrrid)tungen einer freuen ©cbülfin in ber ÄauShaltung benötiget gewefen, alfo hat er ficb mit »orhero gepflogenen Nat beiberfeitS Freunbfchaft"64 mit ber Socbter 3)Zaria — * 1580 V. 27 — beS gefchworenen 21b»ofaten 2!bam 2lmbtmann unb beffen Frau Veronifa geb. Veifb »erlobt unb am 29. 3uni 1598 fein „SbegelöbniS mit öffentlid)en Kirchgang unb Aocbseit befräftiget"64. s2lbam 2lmbtmann war ber bireffc Nad)fomine beS ©rafen Aeinrid) in. »on ©örs unb ber Vurg-gräfin SKargatethe »on £iens=£ueg, welche ©he bie ÄabSburger nicht als ebenbürtig anerfannten mit ber Vegrünbung, ba^ bie £ueger als (3Äinifterialettgefcbtecf>t ben ©rafen »on ©örs uiebt eben­bürtig wären, obwohl jene eine Seitenlinie ber ©örser waren. ©er Name 2lmtmann würbe ihnen gegeben, weil bie ©rafen »on ©örs „beS NeicbeS 2lmpfmann" hießen"'. Veronifa Veitb war bie Socbter ^efer Veiths, VäderS unb Vefitjers ber 9)cüb(e am ilcffelbammcr ober ©ras"", ©effen AauS in ber Sporergaffe rainte an baS ©rienpedbbauS an"7. So waren alfo Stefan ©rienpecfb unb ^Eftaria 2lmbtmann NadjbarSfinber, obswar beren Sffern in ber „3ebingerifd)en Vebaufung in ber Stempfergaffen" mobnfen"8.

2lbam 21mbtmann würbe im 21uguft 1600 mit feinem Schwie­gersohn sufammen lanbeSoermiefen69. 2lber am 3. 3uni 1601 »et»

M £eta)pt.b.<5t.6r. 65 ?)t. San« 2(mtmann, TJJcünrfecn, gamiliengefcf)ict)te. 66 31.21. TOSjelten 1587. 67 31.21. -Öofquartterbucb 1597. 68 <5t<M. 69 5tcf.2lft. 1600.

77

fucbtc er nochmals »on ber £anbfd)aft feine laut Schulbfchein ihr geliehenen 2000 fl. jurücfjubefommen70, war alfo um biefc 3eit noch biet. VcreitS am 9. Oftober barauf bat feine Socbter xOiaria ©rienpedh um bas ©clb ihres Vaters „felig"79. Stefan ©rienpcdh mar nach feiner 2lusweifung wieber nad) 3ena gesogen71, ©ic Ver­orbneten bcS £anbes Steiermarf bitten am 29. Nooember 1600™ für ihn unb fein Vkib in einer Singabc an ben Aerjog Fricbrid) Qöilbeltn su Sachfen, 2lbminiffrator oon Äurfacbfcn, unb an feinen Vtuber Äerjog 3ol)ann »on Sachfen um ein „Seftimonium", bamit er in 3ena feine Stubien fortfetjen fönne, ba er wie fein Vater, „ber crenfefte unb fürneme VJolff ©rienpcdh", ber febon attSgc-miefen ift, aud) auSgcwiefen mürbe72. „Srofjbem ben "Proteftanten »om £anbcSfürften", fügen bie Verorbneten bei, „ihre Neltgions» freibeit »crfprod)en mar, werben fic weiter brangfaliert unb crer-Siett"71.

Nad) bem Sobe 2lbam 2lmbtmannS befamen totefan ©rien­pedh unb feine Frau Wohl bie SrlaubniS, befriftet wieber in bie alte. Acimat su fommen, um ihre Srbfd)aftS- unb VermögcnS--angclegenhciten su orbnen. Sie Waren »on Oftober 1601 bis Snbe 2lpril 1603 fieber hier73.

Snblid) am 3. 9)?ärs 1603 erfuchen bie Verorbneten ben i^arl Freiherrn su Scuffenbach, baß „er Stephan ©rienpcdh 2000 fl. in 21bfcblag feiner heurigen Steuer, gegen übernebmung feines »on ben Acrrn Verorbneten babenben gefertigten Scbulbbriefs ent­richten unb besalen wolle"74. 3wci Sage fpätcr bittet er bie Ver­orbneten, ihm bie 140 fl. 3ntcreffe, bie er »on Äerrn »on Scuffen­bach für bie 2000 fl. nod) su befommen habe, aussubcsablen74.

2lm 19. 2lpril 1603 beffätigt Stefan ©rienpedh, baß ihm ber lanbfcbaftlid)e Sinnebmcr Scbaftian Spcibl ju Vattersborf im Namen ber Verorbneten „3u einem ©ebenfpfennig benäntlicben ad)t ©ulben rb. jugefprochen unb jugcftellt hat", ©r hafte um einen ©rfaf) ber großen ünfoften gebeten, bie ihm bie Neifc ins £anb »etttrfad)te; ba er in lanbfcbaftHcben ©ienften geftanben War unb außerbem ©elb bei ber £anbfd)aft erliegen hatte, meinte er, ein 2lnrecht barauf su haben75.

"SJlaria ©rienpccfl) hatte »on ihrem Vater einen freien VJein-garten „außer ber Statt © r a s m ber platten gelegen" geerbt70. 2lm 27. 3uli 1602 »erlauft fie ihn mit ben Untertanen an ben „^edh 2lntonp ©oller unb beffen Jöausfrau 3ftaria". ©er 23efif) ift nicht groß gewefen, benn er ift im £anbfteuerbuch nur mit 1 Schilling »eranfcblagt70.

70 Spp.25. 1601. 71 £eicf;pt.b.©t.6r. 72 3leg.<8. 1600. 73 ßrp. u. 3leg.23. 1601.

78

Nad) bem 21. 2lpril 1603 febeint Stefan ©rienpedl) in ben Vücbern ber £anbfcbaft nicht mehr auf. Sd)on Oftober 1600 hatten bie alten Namen barin su »crfd)Winben begonnen unb neuen ~piaf) gcmad)t.

3n neunjähriger Sbe fd)enfte 2Diaria ©rienpedl) geb. 2lmbf-mann ihrem <3)}annc 11 Stinber, barunfer sweimal 3willingc. ©S blieb jebod) nur ein Söd)teri am £cben77. 2lm 11- September 1607 ftarb fic nad) langer Stranfbcit in ©öfebmit), einem fleinen Ort in ber Nähe 3enaS77, unb würbe bort in ber 5?ird)e beigefeftt. 3bre Stranfheif ertrug fic mit großer ©Ottergebenheit. Noch beim lcf3ten Vefucb ihres SeetforgcrS, beS ^farrberrn s« Vürga (Vürgel), Samuel 2llbert ^otaneuS, ber fie aud) cinfegnete unb ihre £cicbeu--prebigt bruden ließ, fagte fie su ihm: „Sich, mein lieber Aerr ^Pfarrer, ich will mich bem lieben ©Ott in feine Aänbe befehlen"77.

®aS ©ut ©öfebwif) gehörte Stefan ©rienpedh- ©S war ihm alfo möglich gewefen, fo »iel »on feinem Vermögen mit ins ©ril SU nehmen, ba^ er es erftehen fonntc. 3m Sommer lebte er hier, im VMnter in 3ena als Törmatgclcbrfcr „oon bem Seinigen"77:l.

21m 4. 21pril 1608 »ermählte er fid) mit 2CRargaretba Fo-mann77a, ber Socbter feines NecbfSlebrerS, bcS NeftorS ber 3cnacr ilnioerfitäf unb bebeutenben ©elebrten ®r. Ortl)olpl) Fomann78

unb beffen Frau ßbriftine, geb. Sd)ober, ber Socbfer beS 3enaer Sd)öfferS (SinnebmerS) Nifolaus Sd)ober79.

2?cargaretbc ©rienpedh geborene Fomann ftarb 1636 nad) 29jäbrigcr gtüdlicber She, in ber fie ihrem '"SJanne 12 Stinbet gefebenft hafte, auf bem ©ufe ©öfebwit) unb würbe aud) hier be­graben80. Von ihren Stinbcm blieben nur »ier am £cben. 3h r Sohn Orfolf, ber bann wieber nach ©ras 5°g, unb brei Söcbfer. ©ic eine war mit NifolauS 55ert(, Pfarrer su Veutwif) unb ©olmsborff, bie sweife mit ©eorg ©raufer, Neftor ber Sd)ulen in 2llfenburg, unb bie britfe mit 3ohann Fricbrid) Varus, £>of= unb ©ertcbfS-anwaltcr su 3ena, »erheiratet80. Sin Sohn Sari, ber »or feinem Vater gefforben War, fowie ber Sol)n Ortolf Waren nad) bem Februar 1629 an ber ilnioerfität 3ena immatrifuliert. Vcibe finb als in ©öfd)Wit) baheitn in ben 20catrifen eingetragen81.

21m 6. 2luguff 1638 »ermählte ficb Stefan ©rienpcdh sum briften 'Mali. SS war Katharina, bie VMtwe beS Pfarrers su

74 3lcg.23. 1603. 75 £bjcf>.2l., ©a). 134. 76 ©ültaufianbungen 23b. II, £eft 23—26 u. ©ültbanb VI. 77 £eicb,pt.b.2Jl.6t. 77* £ciü)pr.b.©t.6t. 78 * ©cbleufingen 1560 I 23, j Jena 1634 I 19 an einem 3tippcnbrucb,

f. 3°d>er, ©elebrtcnletifon, 3eblet Uniperjallerifon, 33apct, 3enai|d)c 2lnnalen. 79 2kt)er, 3cnaifd)e 21nnalen.

79 -

qöalpersbcim, Johann Schäfer, bie er fid) sur Frau erwählte. ©ie Sbe, bie nur 5 3abre mährte, blieb finberloS; Frau Katharina ftarb fcbon am 18. September 1643 nad) fünfoierfeljäbrigcr Stranf­heif8'1.

V3egen feines ©laubcnS baffe Stefan ©rienpedl) fein Vater» lanb unb „oornehme Freunbfchaff bafeibft" »erlaffcn. 2ln feinem Sonn- ober VJcrffag, „bie ibme ber liebe ©oft nur ©efunbbeit »erliehen", hafte er eine '"prebigf oerfäumt unb noch wenige Sage »or feinem Snbe in ber Stitcbe baS heilige 2lbenbmahl empfangen811. Sr war feit einigen Sabren faft erblinbct unb hielt ficb baher einen „Sd)uel-Stnabcn einzig unb allein ihme auS ©otteS V3ort su lefen". Oft beweinte er eS, feine ©cbctbücbcr nicht felbft mehr lefen ju fönneu30. Seine Stinber unb fein ©efinbe hafte er „in febarfer bod) »äterlicher unb wohlgemeinter biSciplin su ©otfeSfurd)t unb sum ©ebct angehalten", ba^ feines, fowohl in ber Stabt als auch auf feinem ©ut „an feine 2lrbeif gehen burfte bis eS juoor in feiner Stube morgens unb mittags mit ihm Vefffunbe gehalten bat"811. 2luch abenbS burften fic nicht ohne ®ibit unb £efen einiger Stapitcl auS ber Vibel su Vefte gel)en. ,,©r l)at ihnen su biefem 3wed fowohl auf feinem ©ut als in ber Stabt etliche prioat ^raeceptorcS gehalten"80. Sr ftarb an 2llterSfcbWäcbe unb fein V3unfcb nad) einem rafchen Snbe hafte ficb erfüllt. „Sr Wäre ein alter 9Xann", fagt er, „unb auf biefer <2ßelt nid)ts mehr nütje, er wäre alle Stun-bm bereit"80.

„Ohngefehr eine halbe Viertclffunb »or feinem Ainfritt feinb eS sweene Stubiofi Sheologiae, als feine Aauß-^urfcbe bei ihme gewefen, bie ibme frofflicb sugefproeben, mit betten er frifd) gerebet, unb ihren fuggerierfen Sroff mit Willigen Aersen auf unb angenom­men, weld)e aud) feinen 3ungen nad)bem er ihm »or feinem legten 2lbfcbiebe lefen foKen, welches in feinem ©ebefbuch aufgcfd)lagen, unter welchen lefen er bann fanff unb feiig entfchlafen". ©r ftarb am 1. 3uni 165580.

©ie V3otfe aus ber Vibel, unter benen Stefan ©rienpedh entfd)(ief, nahm ficb ber Superintenbent »on 3ena ©r. Sbriftian ßbcmnitiuS, ^rofeffor an ber llnioerfifäf, sum Sbema feiner £ei= chenprebigt: „Unb wer »erlaffet Ääufcr ober Vruber ober Sd)Weftcr, ober Vater ober Butter ober <2öeil> ober Stinber ober 2leder umb meines NamenS willen, ber wirb bunbcrtfelfig nehmen unb baS ewige £eben ererben"80.

©ie bei 3oacbim NifiuS in 3ena gebrudte £eichenprebigt über-reichte (SbcmnitiuS ben Schwiegerföhnen bcS Verfforbenen. ©ie ©rudfebrift enthält nod) einen Nachruf beS NeftorS ber 3enaer £lni»erfität ©raf Otto 'SMlbclm oon StönigSmarf, bcS l>roreftorS

80 £etc6pr.b.©t.6r.

80

3obanneS NcftuS ©erharbuS unb ein „^nemofpna ©rünbccci-anum" feines ScbwiegcrfobneS ©eorg (£raufcr, alles in Iateinifd)er Sprache811.

©er britfe Sohn 2Bolfgang ©rienpecfhs b. TJUt., 2lbam, erhielt für ficb unb feine Vrübcr V3olfgang unb Stefan am 1. September 1616 »on Slaifer Matthias in °Prag ben erblichen 21bclsftanb wegen „ber ©ienftc bie nit allein ihre Voreltern ihm unb feinen Vor­fahren am Neiche unb anbern ©ienften fonbcrn aud) ermelter 2lbam ©rienpedl) bem Staifer in unferfchiblid)en irrte anwerfraufen Somi-ßionen unb Verrichtungen nid)t allein bei feinem StriegSsablambf in bie »iersebn 3aht fonbcrn auch an jeso mit Vebienung bcS Vurgerfd)afftS-fcnbrid)en 2lmbtS in feiner S5aupf Statt 2ßien unb in beren NatSmifte bewifen, nod) tägtid) fl)uet"82.

©aS bürgerliche V3appen Wirb nur bureb einen Surnierbclm »erbeffert.

2lbam ©rienpedh Würbe wabrfd)cinlicb ebenfalls 1600 auS 3nneröffcrreid) auSgemiefen, benn am 14. ©esember 1601 faufte er mit feiner ©aftin Sufanna, beren Familienname unbefannf ift, ein S5auS t)intcr St. £orens in 2Bien, »erlauft eS aber febon am 21. 3uni 1606 voieber83. Sr fam als bürgerlicher Sud)fd)crer nad) VMen, ift fpäter Sucblaubcnberr genannt unb war in ber 3eit »on 1611—1625 DJitglicb beS äußern NatS im itärnfneroicrtel in V3ien83. 1609 faufte er ein SöauS am Sboben 53larft, bas fd)on »or 1629 in anbere Aänbe überging83. 21ud) 2lbam ©rienpedl) mußte wegen feines ©lattbenS leiben, benn er gehörte su ben „Sccbsebnern" beS „äußeren Natbs", bie am 26, 3änncr 1623 wegen ihres „Ver­brechens auS betten Natbsmitteln getban roorben"93. ©ie 2luS» geftoßenen finb als £ufl)craner gefennseid)tiet. 2lbam ©rienpedl) wirb jcbod) nod) 1625 im Nate »erseid)net8\ Seine weiteren Scbid» fale unb ob er Stinber hatte, finb unbefannf.

Stefan ©rienpedhS Sohn Ortolf ftubierte, wie febort erwähnt, an ber Unioerfität 3ena 3uS. 21uS biefer 3eit ift im 2lrchio su Stolbcrg im Sbars ein lateinifd)er Nachruf in ©ebid)tform er­halten, ben Ortolf anläßlich beS SobeS feines ©roßoaters Fomann »erfaßte.

VkSbalb er feine Vatcrftabt 3ena unb fein ©IternbauS »erließ, um in baS nun »ollftänbig fafbolifcbe ©ras Ju fommen, ift unoer-ffänblid). VieEeicbt beffanben ©egenfät)e swifchen Vater unb Sohn ober eS hafte ber Vater feine alte Soeimaf, bie für ihn »erfd)loffen War, bem Sohne in fo glübenben Farben gefcbtlbcrf, baß eS ihn bieber sog.

81 Uniücrf. S8iW. lena, 20catcifcn b. Unitv 3«ta-82 £.21. 2lbel«btief. 83 21ta)io b. ©tabt 38ien, ©tabtgemäbrbücfjer I 458 K 77 unb L 190.

6 81

©aS erfte <2)tal fcheinf Ortolf ©rienpccfbS Name in beffen Sraueintragung »om 3. 2luguff 1653 hier auf84. ©S ift ein Vürgcr-mäbeben, 5D<"argarctba Sprung, Socbter beS „^elfter Vartlme Sprung, geWefter Vürger unb Fleifcbbader su Sbrnbaufen feel.", bie er — fatholifd) — heiratet84. 3n ber Saufeinfragung »om 28. 3uü 1655 eines Sohnes 3obann Ftiebrich ift ber Vater „Schreiber bei ber Schrämten" genannt8'. '"Jftargarefbe ©rienpedh, geb. Sprung, ftarb offenbar febon nad) furser ©he, benn OrfolfS ©befontraft mit feiner sweiten Ftau 2lnna Vrotfcbneiber ift febon »om 2. 3uni 1659 bafiert85. Qßer beren ßlfern Waren unb woher fie fam, ift nirgenbs aufjufinben. 3wei Södjfcr aus biefer ©he ffar-ben im StinbeSalter84, ber Sohn 3obann Friebrid; ebenfalls84. Nur bie Sod)ter Statbarina, geboren am 6. 21pril 1660, bleibt am £eben84. 3ohann Friebrid) Soillepranbf, Schrannenfchrciber, unb feine Frau Statbarina finb ^afen bei ben Söchfern84.

Ortolf ©rienpedl) bewohnte ein $>auß mit ©arten in ber „Nepen gaffen"85, j)eufe ^arfd)allgaffe 3288, baS er am 20. Offober 1656 oon 2lbam 3)("ötbis erfauft hafte85; eS gtrifre nad) ©ggenberg unb ift in feinem Verlaß mit 500 fl. bewertet85.

Sein woblausgericbfeter AauSffanb War ber eines »ermögen-ben VürgerS. SbauSraf, Stüd)c unb Steiler waren gut beftellt. ©er V3ein war eigener Fecbfting; auch Vranntwcin bat man im Aaufe gebrannt, benn ein „meffingeneS ^ranbfWcin Stefferl fambt ber 3ugebörung" finbef fid) im 3n»cnfar85. Vratpfannen, „""prabfüß" unb auch ein eifernes „^Paffefen-^fänbt" fprechen für eine gute Stücbc im Sbaufe ©rienpedhS. 3inn--, ^fteffing- unb Stupfergefcbirr, wie auch „Silbergfcbmcib" ergänsen bie Stüd)eneinrichtung. Sin „Vlab fteinerner Nürnberger Strucg mit sinnern ©cd!" febeint befonberS gcfcbätjf geWcfen ju fein. Unter ber „^inbfafad)" ift ein „^obwobnen" (Vabwanne) genannt, ^ a n hielt alfo auf Stör-perfultur, mehr als eS bamals in hiefigen £anben üblich War. 211S „•"JftannSrüftung" finb „2 fleine ©unffrörl, 1 ^paar feutfdx ^püffo» fen, fambt benen Aülffern, 2 alte ©egen unb ein alfer ^allcfter" angegeben, unter ber „tKannSflcibung" „ein tunfhlgröbcr fued)ener ^els mit £ätnplfell unterfüferf". Unter bem „£cingeWanb" finben ficb „1 ©usef reiffene ^annSbcmefer unb 1 ©usef Scbncisfascnef" (Safd)entücber). „Äimmelpefffauben", „griene unb braune Stäften", große unb fleine Srubcn, eine „SpeiSfrucben", Sifche, „fiainftülf" mit „rotem ober gulbenem" £cber übersogen, gehören sur 2Bob» nungSeinrid)tung. ©aS „gonfrafee beS SSerrn Ortolf feel. unb beffen binterlaffenen ©bewirtin", baS im 3noentar auch genannt ift, mag »ieÖeicbf fein großes S^unftwerf gewefen fein85.

84 ©tpf.TO. 85 £.91. Sltchir» ©rienbaef).

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2lm „Sfraßgangcrweg" befaß Ortolf ©rienpedh „swei Viertel Vkingarten", baS eine am 27. 20tärs 1669, bas anberc am 24. Of= fober 1668 erfauft unb beibe nad) Sggenberg „cigenbt"85.

2ltn 8. September 1684 ftarb Ortolf ©rienpedl) als Schrämten-erpebitor unb würbe unter bem ©eläufe »on „4 ©loggen" bei St . 2lnbre begraben87, ©ie 2Bitwe febeint für baS Seelenheil ibreS »erftorbenen Cannes als ehemaligem ^Proteftanfen fehr beforgt gemefett su fein, benn fic läßt 200 Seclcmneffen lefen unb gibt ber „93cannsbrueberfcbaft bei benen ?£>. : p . 3efuitern", bie OrtolfS ©roß» mutter Urfula cinft fo fcl)r angegriffen hatte, 5 fl., ber „2luguftincr= bfuebcrfd)aff" unb ber „Nofenfransbrucbcrfd)aff" ebenfalls je 5 fl., „bie benen armen £cufb ausgcfbeilt worben"88.

2Ufo haften bie „3efuiter" bamals bod) gefiegt! 2lm 24. Offober 1693 finben wir ben Sob ber „Frau 2lnna

©rienpccfbin Qöittib in ber Nepen ©äffen" iit ber Sotcnmatrif ber Sfabfpfarre oermerff. 21ucb fie würbe bei St. 2lnbre bcigefefjt87.

Orfolf ©rienpedl)S Sod)tcr 2lnna Svatbarina heiratet am 10. Februar 1681 ben fpätcren I. ö . Striegsfefretär 3ol)anneS iöapbcn89, überlebt ihren 25cann unb fttrbt am 10. ©esember 1736. 3hr £eid)nam mürbe bei St . 2lnna begraben87.

93tit 2lnna Statbarina war bie lefjfe beS NamenS ©rienpcdh itt bie ©rbe »erfenft worben, benn bie Nacbfommen beS Stabt-ficl)fcrS V3o(fgang ©rienpedh nennen fid), wie fd>on erwähnt, nur mehr nad) ihrem ^räbifat »on ©rienbad). ©er N a m e ber ©rien-pcdl)en ift alfo »erfchwunben, »on ihrem £eben unb ihren Sd>icf» falen ersählen nur mehr alte Urfunben in ben 2lrchioen unb geben uns ein Vilb jener 3eit unb Stultur. 3br V l u t jebod) lebt noch heute in ©ras in ben Familien Aarl, Sbochenburger unb 3amnif.

811 'Pircbegger, -Öäujertierjeicbni». 87 ©tpf.3Jc\ 88 £.21. 21rcbio ©nenbaef). 89 * « r a j 1646 VI 13, f ©taj 1727 V I I 17 (©tpf.OT.).

Slbfürgungen. 21rcf)[email protected]. = 9ltcbir> ber ©tabt 3Bien. — 23trg.£. = Beiträge, 3abt<

gang 31, £ofcrtl), bie Gegenreformation in ©raj. — 2rp.23. — CrpebittonSbucr) im £anbcgard)it> ©raj. — %2. — Jontc», 23anb 50, £ofettb, 2lften unb (£orre; jponbenjen. — -f>off. = •Öoffammciaftcii im 3tcgtcrung3arcf)Ui ©raj. — £.21. — £anbcgarcf)it> ©raj. — £eicf)pr.b.?X©r. = £eid)enprebigt ber 3J?aria ©rienpecfb, geb. 21mtmann, 21rd). Stolberg im |>arj. — £eid)pr.b.©t.©t. — £eicbenprcbigt bes* ©tefan ©rienpeeff), 2lra)io ©tolberg im |>arj. — £bfcf>.2l. = £anbjcbaft[icf)e« 21rcf)it> im £anbe*artbit> ©raj. — 'Popelfa — "Popclfa, ©ejdjicbtc ber ©tabt ©raj. — 31.21. — 3legierungs?ard)ir> ©raj. — 3tcf.2t.£. = DUfot' mationSaften im £anbe£?ara)io ©raj. — 3teg.23. = 3tegiftraturbttcb im Sanbes* arcf)i» ©raj. — ©0). = ©cfiuber. — ©t.3)t. = Ifatrifen bev coang:ltid)en ©tift«fircf;c in ©raj, £anbcesarcbi» ©raj. — ©tpf.2K. = OTattifen b:t ©tabt* pfarre jum r)eü. 25Iut in ©raj.

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