Es fängt mit Lesen an.

Ideen für den Unterricht ab Klasse 7

in Kooperation mit

Kinostart: 15. März 2018

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INHALTSVERZEICHNIS

DER FILM UND SEINE HINTERGRÜNDE 3

IMPULSE RUND UM DEN KINOBESUCH 4

ORTE DER HANDLUNG UND ZEITGESCHICHTLICHE HINTERGRÜNDE 5

BESESSENHEIT ODER BEFREIUNG? 7

MARIA MAGDALENA – HEILIGE ODER HURE? 8

MARIA MAGDALENA UND DIE JÜNGER 9

DER MENSCHHEITSTRAUM VON EINER GERECHTEN WELT 11

MARIA MAGDALENA IN DER LITERATUR 13

LESE-, MEDIEN- UND LINKTIPPS 15

ImpressumHerausgeber und Verleger: Stiftung Lesen, Römerwall 40, 55131 Mainz, www.stiftunglesen.de; Verantwortlich: Dr. JörgF. Maas; Programme: Sabine Uehlein; Redaktion: Karen Ihm, Miriam Holstein; Fachautoren: Burkhard Hoffmann (Raba-nus-Maurus-Gymnasium Mainz), Sönke Krützfeld (Ev. Kirche in Hessen und Nassau), Dr. phil. Ingvild Richardsen (Mün-chen); Bildnachweis: © 2018 Universal Pictures International; Gestaltung: Harald Walitzek, Plugin Design, Undenheim;Irrtümer und Preisänderungen vorbehalten. © Stiftung Lesen, Mainz 2018

Sonder -vorführungenfür Schulen Möchten Sie mit Ihrer Klasse denFilm besuchen? Fragen Sie abFilmstart (15. März 2018) direktim Kino Ihres Ortes nach derMöglichkeit von Vormittags-oder Schulvorstellungen. Bei derOrganisation von Sondervorstel-lungen helfen auch gerne:

Irmgard Kring,irmgard.kring@nbcuni.com,Tel.: 030 - 210 19 333, Fax: 030 - 210 19 199 (Bayern, Berlin, Brandenburg,Bremen, Hamburg, Mecklen-burg-Vorpommern, Niedersach-sen, Sachsen, Sachsen-Anhalt,Schleswig-Holstein, Thüringen)

Maike Linhof,maike.linhof@nbcuni.com, Tel.: 069 - 22 22 82 145, Fax: 069 - 66 66 509 (Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland)

Der Lehrerclub der Stiftung LesenNutzen Sie die vielfältigen kostenlosen Angebote und Materialien zur Leseförderung in allen Fächern und für alleSchulstufen! Anmeldung und weitere Informationen unter www.derlehrerclub.de. Wir freuen uns auf Sie!

Ihr Lehrerclub-Team der Stiftung Lesen mit Unterstützung von FAZSCHULE.NET

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DER FILM UND SEINE HINTERGRÜNDE

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Die Story Als weibliche Jüngerin in der Gefolgschaft von Jesus undals Zeugin seiner Kreuzigung, Grablegung und Auferste-hung ist Maria Magdalena eine der bedeutendsten Figu-ren der Bibelgeschichte. Doch sie ist auch eine modernejunge Frau, die selbstbewusst und mutig gegen die Ge-schlechterrollen und Hierarchien ihrer Zeit rebelliert.Auf der Suche nach ihrem ganz persönlichen Lebenswegsagt sie sich von ihrer Familie los, um sich dem charis -matischen Jesus von Nazareth und seinen Jüngern an -zuschließen. Gemeinsam machen sie sich auf einespirituelle Reise nach Jerusalem.

Die HintergründeDas Leben und Sterben Jesu hat in der Filmgeschichtebereits zahlreiche Regisseure zu filmischen Werken in -spiriert, u. a. Martin Scorsese zu „Die letzte VersuchungChristi“ (1988) oder Mel Gibson zu „Die Passion Christi“(2004). Die Produzenten von „Maria Magdalena“, IainCanning und Emile Sherman, faszinierte jedoch die Idee,sich dem bekannten Stoff aus einem anderen Blickwinkelzu nähern, ihn aus einer weiblichen Perspektive zu er -zählen, um darüber eine neue Annäherung an dieseGeschichte zu ermöglichen und auch zeitgenössischeThemen in ihr entdecken zu können.

Die renommierteDrehbuchautorinHelen Edmund-son verfasste dieerste Fassung desSkripts, das allerelevanten Textezu einer Erzäh-lung zusammen-fügte. Diese Fas-sung wurde vonPhilippa Goslett

weiter bearbeitet und bspw. die Dynamik zwischen denJüngern und Maria Magdalena ausgearbeitet. In ihrerArbeit am Drehbuch sah Goslett die Chance, „jemandemeine Stimme zu geben, der lange zum Schweigen verur-teilt worden war“. Diese Intention bekräftigt auch derProduzent Emile Sherman: „Maria Magdalena wurde jahr-hundertelang marginalisiert und wir wollten ihr zu ihremrechtmäßigen Platz im Zentrum der Jünger verhelfen.“Denn ihre Botschaft, so der Produzent, sei auch heutenoch revolutionär: „Maria erkannte, dass das Himmel-reich – oder welche Utopie auch immer wir meinen – inuns selbst beginnen muss.“

Um dem komplexen Stoff und seinen vielfältigen Über -lieferungen gerecht zu werden, wurden Drehbuch und

Produktion von einer Vielzahl von theologischen undhistorischen Texten und Beratern beeinflusst. Jüdische,griechisch-orthodoxe und katholische Perspektiven aufdas Geschehen wurden miteinbezogen. Wichtige Quellewar zudem das Marienevangelium, Bestandteil der soge-nannten Apokryphen Schriften, das auf die zentrale RolleMaria Magdalenas innerhalb der Jünger verweist.

Regisseur Garth Davis („Lion – Der lange Weg nach Hause“)wurde durch Malala Yousafzai bei seiner Annäherung andie Figur Maria Magdalena inspiriert: „Etwas an ihrerGeschichte sah ich im Leben von Maria Magdalena gespie-gelt.“ Dass Malala den Taliban vergab, auf sie geschossenzu haben, dieser Akt des Vergebens, ein Akt der Liebe, istetwas, das für mich auch in unserem Film an zentralerStelle steht.“ Mit Hauptdarstellerin Rooney Mara hatteder Regisseur zuvor bereits in „Lion – Der lange Weg nachHause“ zusammengearbeitet und er sah in ihr die per-fekte Besetzung für die Rolle der Maria Magdalena. „Esging Garth nicht darum, einen religiösen, sondern einenspirituellen Film zu machen, und auch der feministischeAspekt war ihm sehr wichtig – die Geschichte einer Frauzu erzählen“, so Mara. Mit Joaquin Phoenix hatte Davisdie ideale Besetzung für Jesus auch bereits frühzeitig imBlick. Ihn für das Projekt zu gewinnen, war zentral fürdessen Realisierung.

Die acht Wochen andauernden Dreharbeiten fanden inSüditalien statt, unter anderem in der antiken Stadt Ma -tera sowie in der Region Apulien, wo die Szenen, die inKanaan und Jerusalem spielten, gedreht wurden. Die inGaliläa stattfindenden Szenen wurden in Sizilien gedrehtund die Ankunft im Tempel in Neapel.

„Wir nehmen die Zuschauermit zum Kern der Botschaftvon Jesus, nämlich, dass dieKraft in uns selbst liegt, nichtaußerhalb, und dass es nichtum Ideologien und Regelngeht, sondern darum, nachinnen zu hören und sich mitdem zu verbinden, was dortist.“ (Regisseur Garth Davis)

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IMPULSE RUND UM DEN KINOBESUCH

ErwartungshaltungWas wissen Ihre Schülerinnen und Schüler bereits überMaria Magdalena, was verbinden sie mit ihrem Namen?Sammeln Sie zunächst gemeinsam Schlagworte auf einemWandplakat. Anhand dieser Sammlung und des Filmpla-kats loten die Schülerinnen und Schüler anschließendihre Erwartungshaltung an den Film aus und notierenauf einer DIN-A4-Seite: Was erwarten sie von Inhalt,Stimmung, Spannung? Welche Stilmittel kommen mögli-cherweise zum Einsatz? An welche Zielgruppe richtetsich der Film vor allem? Im Anschluss an den Kino besuchüberprüfen die Jugendlichen die Erwartungsliste.

„Ich werde gehört werden“Im Trailer (www.youtube.com/watch?v=yKAjKu_6MGc)finden sich viele Charakterisierungen Maria Magdalenasdurch ihr Umfeld, z. B. dass sie „Schande über die Fami-lie“ bringe, „etwas Unnatürliches“ in sich habe, „mit demDämon ringe“ oder sie „Gottes Werk“ tun werde. Am Endedes Trailers sagt Maria: „Ich werde gehört werden.“ Dochwas ist wohl ihre Botschaft? Die Schülerinnen und Schü-ler verfassen anhand der Hinweise, die sie im Trailerbekommen, und ihrem Vorwissen über Maria Magdalenavier bis fünf Sätze aus deren Sicht. Nach dem Filmerlebniskönnen sie diese Sätze ergänzen oder ab ändern.

ExpertenteamsBilden Sie vor dem Kinobesuch „Experten-teams“, die während des Films verschie-dene Aspekte gezielt beobachten. Daskönnen sowohl filmsprachliche Aspekte(Ausstattung, Filmmusik, Schnitt, Kamera-führung) sein, aber auch inhaltlicheAspekte, wie z. B. die DarstellungMaria Magdalenas, ihr Verhält-nis zu den Jüngern, die Darstel-lung Jesu oder das Verhältniszwischen Jesus und MariaMagdalena. Direkt nach dem

Kinobesuch (oder auch währenddessen) notieren die Ex-pertenteams ihre Beobachtungen. Diese strukturieren sieund ergänzen sie gegebenenfalls durch Recherche, bevorsie sie der Klasse vorstellen.

Erstes Filmgespräch Wenn möglich, können Sie bereits direkt nach der Vor -stellung noch im Kino ein kurzes Filmgespräch führen,um die Eindrücke der Jugendlichen aufzugreifen. Washat ihnen gefallen? Was hat sie u. U. irritiert oder gestört?Woran erinnern sie sich: Welche Figuren spielen eineRolle? Wie war der Handlungsverlauf? Wie war dieStimmung des Films? Hat der Film ihre Erwartungenerfüllt?

Gestalten eines Plakats/Trailers Die Schülerinnen und Schüler können nun erneut Trailerund Plakat anschauen. Finden sie die Darstellung gelun-gen, transportiert sie wichtige Handlungsmomente unddie Stimmung des Films? Wie würde ihr eigenes Plakat/eigener Trailer aussehen? Was würden sie abbilden?Welche Szenen würden sie zeigen, mit welcher Musik?Dann ist Kreativität gefragt, denn natürlich sollen dieJugendlichen ihre Ideen auch umsetzen!

Film versus KunstEs gibt unzählige Darstellungen Maria Magdalenas in derKunst. Nach dem Filmerlebnis wählen die Schülerinnenund Schüler in Kleingruppen ein Gemälde aus, das sie inForm eines Kurzreferats vorstellen (Infos über Künstler,Entstehungszeit, Art der Darstellung, mögliche Intention)und mit der Darstellung Maria Magdalenas im Film ver-gleichen.

„Da zogen die Männer hinauf und erkundetendas Land … (und) kamen in das Traubental.Dort schnitten sie eine Rebe ab und trugen siezu zweit auf einer Stange, dazu auch einigeGranatäpfel und Feigen … Sie erzählten Mose: …Es ist wirklich ein Land, in dem Milch und Honigfließen; das hier sind seine Früchte.“ (Numeri 13, 21ff)

ArbeitsaufträgeStellt euch vor, ihr kommt aus der Wüste und stehtan der Grenze zum Land Kanaan. Ihr werdet alsKundschafter losgeschickt und sollt Bericht erstatten:

• Recherchiert landschaftliche und klimatische Be-dingungen und Besonderheiten des Landes Israel.Sammelt auch die Eindrücke, die euch der Filmvermittelt hat.

• Ordnet und notiert die Ergebnisse in einer Mind-map und verfasst euren Bericht als Kundschafter.

• Vergleicht euren Bericht mit der Schilderung ausder Bibel. Erklärt gegebenenfalls die Unterschiede.

Viele Jahrhunderte vor der Zeit Maria Magdalenas undJesu wanderten die Israeliten in das Land ein. Im AltenTestament wird diese Geschichte erzählt. Mose zog mitseinem Volk auf dem Weg von Ägypten durch die Wüstebis an die Grenze zum Land Kanaan, das sie besiedelnwollten. Er schickte Kundschafter aus, die das Land vier-zig Tage lang durchstreiften:

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ORTE DER HANDLUNG UNDZEITGESCHICHTLICHE HINTERGRÜNDE

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Das Land Israel Israel (übersetzt „Gott streitet“/„Gott kämpft für uns“) liegt geografisch auf der Land brücke zwischen Asien und Afrika.Diese Lage ist der Grund dafür, dass die Region seit Jahrtausenden Schauplatz von Auseinandersetzungen auch fremderMächte und ein Land mit bewegter Geschichte ist.

Arbeitsaufträge• Tragt zusammen, was ihr über das Land Israel und seine Geschichte wisst. Sammelt Fragen, die ihr in diesem

Zusammenhang klären möchtet.

• Recherchiert, welche Großreiche um Israel herum vor der Geburt Jesu bestanden haben. Legt eine Zeittafel an.

• Beschreibt die Machtverhältnisse im Mittelmeerraum und in Israel zur Zeit Jesu. Diskutiert: Welche Bedeutunghat die politische Situation im Film für die Handlung insgesamt und für einzelne Personen?

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Maria Magdalenas Weg durch IsraelMaria lebte in dem kleinen Ort Magdala am See Genezareth. Davon leitet sich ihr zweiter Name Magdalena ab („die ausMagdala Stammende“). Marias Leben bestand aus einer Abfolge von Arbeit, religiöser Praxis und dem Alltag einerGroßfamilie.

Maria zieht mit Jesus zunächst am See Genezareth umher und anschließend nach Jerusalem hinauf. Ihr Weg führt siequer durch Israel. Auf ihrem Weg begegnet Maria unterschiedlichen gesellschaftlichen und religiösen Gruppen. Jesussetzt sich mit ihnen auseinander. Die seinerzeit bekanntesten Gruppierungen waren die Pharisäer, Sadduzäer und Zelo-ten. Auch die Römer, die Israel damals besetzt hatten, kommen in der Geschichte vor. Der wohl bekannteste unterihnen ist der damalige Statthalter Pontius Pilatus.

„Und es begab sich danach, dass er [Jesus]von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf zogund predigte und verkündigte das Evangeliumvom Reich Gottes; und die Zwölf waren mitihm, dazu etliche Frauen, die er gesundgemacht hatte von bösen Geistern und Krank-heiten, nämlich Maria, genannt Magdalena,von der sieben Dämonen ausgefahren waren ...“(Lukas 8, 1 + 2).

ArbeitsaufträgeGestaltet gemeinsam eine Informationstafel zum WegMarias mit Jesus:

• Zeichnet auf einer Landkarte mögliche Wege vom SeeGenezareth nach Jerusalem ein. Schlagt anschließenddie Ortsangaben in den Erzählungen von Matthäus,Markus und Lukas in der Bibel nach. Tragt dieseWege auf eurer Karte ein. Tipp: Ortsangaben findetihr in aller Regel am Anfang der Geschichten.

• Markiert auf eurer Karte die zentralen Schauplätzeder Filmhandlung. Beachtet dabei die besondereBedeutung der Stadt Jerusalem.

• Verfasst kurze Zusammenfassungen der jeweiligenEreignisse. Ihr könnt die zentralen Szenen undSchauplätze illustrieren (durch Bilder und Zeich -nungen, inszenierte Fotos und Symbole).

• Recherchiert zu den drei Gruppierungen Pharisäer,Sadduzäer und Zeloten. Fasst eure Ergebnisse ineiner kurzen Übersicht zusammen. Mögliche Aspektesind politische und religiöse Überzeugungen, diesoziale Stellung und ihr Verhältnis zu Jesus. Ordneteinzelne Personen im Film diesen Gruppen zu undbegründet eure Zuordnung.

• Wie werden die Römer in dem Film dargestellt?

Arbeitsaufträge• Beschreibt ein typisches Haus zur damaligen Zeit

in einem Dorf in Israel. Sammelt Bilder oder fertigteine eigene Skizze an. Welche Besonderheiten imBau fallen euch auf?

• Informiert euch über die in der damaligen Zeitverbreiteten Berufe. Welche findet ihr im Filmwieder?

• Schreibt Tagebucheinträge, in denen Maria ihrenAlltag und ihre Erlebnisse in ihrem Heimatdorfschildert. Orientiert euch dabei an der Darstellungim Film.

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BESESSENHEIT ODER BEFREIUNG?Maria hatte eine besondere Art, die sie von anderen unterschied. Diese Art haben ihre Mitmenschen auch als bedroh-lich empfunden. In der Bibel wird von Maria erzählt, dass sie von sieben Dämonen besessen war, von denen Jesus siebefreit hat. Die näheren Umstände werden nicht geschildert: So wird nicht beschrieben, wie sie sich in Marias Lebenund Charakter bemerkbar gemacht haben sollen und wie Jesus sie austrieb. Die Darstellung im Film weicht davon ab.Dämonen- und Geisterglaube ist kein besonderes Merkmal der jüdischen Religion – weder damals noch heute. Die Über-zeugung, dass es eine solche Art von unheilvollen Wesen gibt, kommt in nahezu allen Kulturen und Religionen dieserWelt vor.

Maria verlässt ihr Heimatdorf und schließt sich Jesus und seinen Anhängern an. Sie gibt damit ihr bisheriges Leben, dieSicherheit der Familie, das Leben in der Dorfgemeinschaft mit ihren Regeln und Ritualen auf.

Arbeitsaufträge• Verfasst in Einzelarbeit einen Tagebucheintrag

Marias, in dem sie ihre Gründe dafür benennt, ihreHeimat zu verlassen und sich Jesus anzuschließen.Bringt dabei auch ihre Gefühle zum Ausdruck.Oder ihr gestaltet einen Dialog, in demMaria ihrer Freundin die Entscheidung,sich Jesus anzuschließen, anvertraut.Die Freundin stellt (kritische) Nachfra-gen, auf die Maria antwortet. Präsen-tiert und besprecht eure Texte. Gehtdabei auch der Frage nach, ob ihr Ma-rias Entscheidung verstehen könnt.

• Beantwortet euch zunächst selbstfolgende Fragen: Woran glaubeich? Was ist mir im Leben wich-tig? Was erhoffe ich? Was bedeu-tet Religion für mich? Tauschteuch dann in kleinen vertrauten

Gruppen über eure Ansichten aus. Entscheidet selbst,

was ihr den anderen mitteilen möchtet.

• Überlegt, wie Maria die oben aufgeführten Fragen be-antworten würde.

• Verteilt im Klassenraum Blätter mit je einer Auf-schrift: Befreiung – Flucht – Aufbruch – Neubeginn.Ergänzt zusätzliche Blätter mit weiteren Begriffen,

die euch einfallen. Stellt euch zu dem Blatt,dessen Stichwort eurer Meinung nach am

besten zu Marias Entscheidung passt.Tauscht euch in den so entstandenen

Gruppen über eure Wahl aus. An-schließend erklärt allen anderen

den eigenen „Standpunkt“.

Arbeitsaufträge• Tragt zusammen, was ihr über Dämonen und Geister

in Filmen und Büchern gesehen oder gelesen habt:In welchen Formen und Gestalten werden sie dar -gestellt? Welche Eigenschaften und Untaten werdenihnen zugeschrieben? Was glauben die Menschen,welchen Einfluss Dämonen auf sie hätten? Wie undwomit denkt man sie bekämpfen zu können? Verfasstdazu in Kleingruppen einen Lexikonartikel oder Pro-filkarten zu einzelnen dieser Geister und Dämonen.

• Überlegt, woher die Überzeugung kommen könnte,es gäbe solche Wesen. Und wie könnte der Eindruckentstehen, dass ein Mensch von Geistern und Dämo-nen besessen sei?

• Im Film wird Maria der Besessenheit beschuldigt.Tauscht euch über eure Beobachtungen zum Filmaus: Durch welches Verhalten und durch welche

Handlungen hat Maria in ihrer Dorfgemeinschaft die-sen Eindruck erweckt? In welchen Szenen wird dieBesessenheit thematisiert und welche Erklärung lie-fert der Film dafür? Wie reagiert die Familie und wiereagiert Jesus im Film? Wie erzählt der Film Marias„Heilung”?

• Warum wurden zu verschiedenen Zeiten besondershäufig Frauen der Besessenheit beschuldigt? Recher-chiert mögliche Gründe und denkt dabei bspw. auchan die Hexenverfolgung im Mittelalter. Diskutiert:Inwieweit kommen hier auch gesellschaftliche Ge-schlechterkonstruktionen zum Tragen?

• Führt ein Rolleninterview zur Frage nach MariasBesessenheit mit ihrem Vater, ihrer Mutter, ihremBruder, ihrer Schwester, den Nachbarn usw.

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MARIA MAGDALENA – HEILIGE ODER HURE?Maria Magdalena kommt in unterschiedlicher Weise in den Auferstehungserzählungen der Bibel vor. Der Film beziehtsich bei der Darstellung der Ereignisse nach der Auferstehung am ehesten auf die Geschichte am Ende des Markus-evangeliums. Diese Textstelle (Markus 16, 9-20) wurde vermutlich dem eigentlichen Ende des Evangeliums angehängt.Nach den gängigsten Theorien wurde er durch die späteren Redaktoren ergänzt, die damit Maria Magdalena eineherausragende Rolle gegeben haben:

Schon in den Anfängen des Christentums erklärte sie Hip-polyt von Rom (gest. 235) zur „Apostelin der Apostel“. Eine ganz andere Deutung geht auf Papst Gregor d. Gro-ßen zurück. Er setzte sie im Jahre 591 in einer Predigt mitder namenlosen Sünderin aus dem Lukasevangeliumgleich, die Jesus die Füße wusch, mit ihren Haaren trock-nete und anschließend salbte (Lukas 7, 36-50). Daher wirdsie in Kunst und Literatur häufig als Prostituierte odergar Geliebte Jesu dargestellt. Diese Gleichsetzung ist aller-dings umstritten und findet sich nicht direkt in den Erzäh-lungen der Bibel. 2016 erhob Papst Franziskus denGedenktag an Maria Magdalena (22. Juli) zu einem Festtagund stellte sie damit auf eine Stufe mit den Aposteln(„Apostolorum Apostola”). Im Begleitschreiben zum päpst-lichen Dekret schrieb Erzbischof Arthur Roche am 3. Juni2016: „Die heilige Maria Magdalena ist das Beispiel einerwahren und authentischen Verkündigerin der Frohen Bot-schaft, einer Evangelistin, die die frohmachende, zentraleBotschaft von Ostern verkündet (...).”

ArbeitsaufträgeErforscht diese wechselhafte Geschichte der Wahr-nehmung und Deutung Maria Magdalenas.

• Vergleicht die Erzählungen über die Ereignissenach der Auferstehung in den vier Evangelien.Welche Rolle spielt Maria Magdalena jeweils?

• Sucht ergänzende Informationen zur DarstellungMaria Magdalenas in Texten, Bildern, Filmen undin der Musik. Findet mögliche Erklärungen für dieunterschiedlichen Darstellungen und Deutungen.Beschreibt das Frauenbild, das den jeweiligen Dar-stellungen zugrunde liegt.

• Diskutiert, wie der Film die Rolle der Maria Mag -dalena als Begleiterin Jesu darstellt und welcheBedeutung er ihr gibt.

• Präsentiert die Ergebnisse eurer Untersuchungals Ausstellung. Diese Ausstellung soll eure Deu-tung Maria Magdalenas zum Ausdruck bringen.

„Als aber Jesus auferstanden war früh am ers-ten Tag der Woche, erschien er zuerst MariaMagdalena, von der er sieben Dämonen aus-getrieben hatte. Und sie ging hin und verkün -dete es denen, die mit ihm gewesen waren,die da Leid trugen und weinten. Und als diesehörten, dass er lebe und ihr erschienen sei,glaubten sie nicht“ (Markus 16, 9-13).

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Jesus zieht mit einer großen Gruppe umher und verkündigt nach eigenen Worten das „Reich Gottes“. Als engste undtreueste Begleiter werden in der Bibel die zwölf Jünger benannt, von denen Petrus und Judas wohl die bekanntestensind. Auch einige Frauen folgen Jesus, unter anderem Maria Magdalena. Der Film zeigt auch die Spannungen und unter-schiedlichen Meinungen, die in der Gruppe der Begleiter Jesu herrschen.

MARIA MAGDALENA UND DIE JÜNGER

Arbeitsaufträge• Wähle eine Figur aus dem Film aus und beschreibe ihre Eigenschaften.

Formuliere einige deiner Eigenschaften. Trage beides in zwei sich über-schneidende Kreise ein. Gemeinsame Eigenschaften bilden die Schnitt-menge.

• Stellt in Kleingruppen eure Dar-stellungen vor und veranstaltetein Ratespiel unter dem Titel„Mit welcher Figur habe ichmich verglichen?“

• Versetzt euch in die Schauspielerdes Films, die sich auf ihre Rollevorbereiten: Verfasst eine soge-nannte Rollenbiografie zu Jesus,Judas, Maria Magdalena oderPetrus. Orientiert euch an dernebenstehenden Anleitung.

• Lest euch gegenseitig die schrift-lich verfasste Rollen biografie vor.Anschließend können euch eureMitschülerinnen und Mitschülerin eurer Rolle befragen. Ihr ant-wortet aus der Perspektive eurerRolle.

• Vergleicht eure Rollenbiografien mit den Darstellungen im Film.

• „Der Film hält sich bei der Figurenzeichnung der Maria Magdalena engan die biblischen Erzählungen.“ Diskutiert diese Aussage.

• Stellt euch vor, ihr sollt als Redaktionsteam für die deutsche Fassungdes Films einen Untertitel entwickeln: „Maria Magdalena – ...“. Erar -beitet in Kleingruppen eine entsprechende Formulierung. Bestimmtjeweils ein Gruppenmitglied, das sich in einer abschließenden Bespre-chung mit den anderen Gruppenvertretern auf einen Titel einigt.Gestaltet diese „Redaktionssitzung“ als Podiumsdiskussion.

Verfassen einer RollenbiografieDas Verfassen einer Rollenbiografie zielt darauf ab, sich in eine Personhineinzuversetzen, um sie auf diese Weise zu charakterisieren oder sie gutdarstellen zu können. Dazu sammelt man Informationen zur Person, bei-spielsweise persönliche und gesellschaftliche Umstände, äußeres Erschei-nungsbild, Lebenseinstellung, persönliche Überzeugungen. Das Ergebnisfasst man als Selbstbeschreibung in einem Text in Ich-Form zusammen.

Die Jünger Judas (Tahar Rahim), Petrus (Chewitel Ejiofor) und Johannes (Zohar Shtrauss).

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Arbeitsaufträge• Recherchiert zu den unterschiedlichen Vorstellungen

zum „Reich Gottes“ in der Zeit vor und nach Jesus.

• Verfasst Stellungnahmen aus der Sicht Petrus’ undJudas’. Stützt euch dabei auf deren Aussagen im Film.Ergänzend könnt ihr hierzu eure Recherche -ergebnisse heranziehen. Orientiert euch dabei anden folgenden Fragen:

Welche Hoffnungen und Erwartungen verbinden siemit der Person und dem Wirken Jesu? Welche Vor-stellungen vom „Reich Gottes“ haben sie? Inwiefernwerden ihre Erwartungen erfüllt oder enttäuscht?Wie begründet Judas seinen Verrat und seine Selbst-tötung? Wie nehmen sie den Leidensweg Jesu undseinen Tod am Kreuz auf?

• Stellt dar, wie Maria Magdalena die Botschaft Jesudeutet und wie sich das in ihrem Handeln zeigt.

• Diskutiert die verschiedenen Positionen. Bezieht dieDeutung des Gleichnisses vom Senfkorn ein.

• Jesus als Heilsbringer, Erlöser, politischer Revolutio-när, Sektierer, Hochstapler, Vorbild für Handeln undMoral, Sohn Gottes ... Welches Bild von Jesus und sei-ner Botschaft vermittelt der Film? Diskutiert eureeigene Einstellung zu Jesus und seiner Botschaft.

Das Gleichnis vom Senfkorn „Und er sprach: Womit wollen wir das Reich Gottes vergleichen,und durch welches Gleichnis wollen wir es abbilden? Es ist wiemit einem Senfkorn: Wenn das gesät wird aufs Land, so ist´s daskleinste unter allen Samenkörnern auf Erden; und wenn es gesätist, so geht es auf und wird größer als alle Kräuter und treibtgroße Zweige, sodass die Vögel unter dem Himmel unter seinemSchatten wohnen können.” (Markus 4, 30-32)

Die Zeugen der Botschaft JesuJesus erscheint als Retter und Heiler mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Er wird alsMessias, als Sohn Gottes, als kommender Erlöser und Heilsbringer gesehen. Mehrfachdiskutieren seine Begleiterinnen und Begleiter, wer Jesus eigentlich ist und wie manseine Botschaft vom „Reich Gottes“ verstehen soll. Daran knüpfen sich persönliche,aber auch gesellschaftliche und politische Hoffnungen. In den Gesprächen, dieMaria, Petrus und Judas miteinander führen, werden die verschiedenen Erwartun-gen, die sie mit dem Wirken und der Botschaft Jesu verknüpfen, deutlich.

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DER MENSCHHEITSTRAUM VON EINERGERECHTEN WELT

REICH GOTTES – FORT SCHRITTS GLAUBE – UTOPIEDie Idee vom „Reich Gottes“ unterscheidet sich in Bezug auf die Ziele undInhalte nicht unbedingt von gesellschaftlichen Utopien oder den Ideen gesell-schaftlichen Fortschritts im Sinne der Menschheitsidee (siehe Kasten). Aller-dings ist hier Gott der Handelnde, nicht der Mensch. Durch den Gottesbezugwerden dem Menschen die Grenzen seines eigenen Handelns aufgezeigt. Dasheißt, er wird sich bewusst, dass er sich nicht aus eigener Kraft ein Paradiesauf Erden schaffen kann. Gleichwohl soll sich jeder schon jetzt in seinem Han-deln an diesem Reich orientieren. Als Richtschnur gilt das christliche Doppel-gebot der Liebe: „Du sollst Gott und die Menschen lieben wie dich selbst.“ DieBotschaft Jesu vom „Reich Gottes“ wird im Film durch das Gleichnis vom Senf-korn und einige andere Aussagen Jesu verdeutlicht.

Utopie (gr. Nirgendwo, Nicht-Ort): Der Begriff geht zurück auf den im Jahre 1516 erschienenen Roman „Utopia“von Thomas Morus. Eine Utopie ist die Vision und genaue Beschreibung einer erfundenen, idealen Gesellschafts-ordnung, in der ein besseres Leben für die Menschen entworfen wird. Da sie über die Realitäten und Zwänge desHier und Jetzt hinausgeht, befindet sich diese Gesellschaft in einem räumlich und/oder zeitlich entrückten Ort. EineUtopie ist aber keinesfalls ein reines Fantasieprodukt wie etwa das Schlaraffenland, sondern sie zeigt Möglichkei-ten des Menschen auf, sich selbst in dieser Welt eine Ordnung zu geben, die beispielsweise Frieden, Gerechtigkeit,Wohlstand und Glück dauerhaft schafft. Sie dient damit auch der Kritik der bestehenden Verhältnisse und fordertdie Menschen auf, an ihrer Realisierung zu arbeiten.Die Idee gesellschaftlichen Fortschritts durch Humanität, technische Entwicklung oder Revolution bestimmt dasutopische Denken seit der Aufklärung (Auguste Comte, Karl Marx). Die zentrale Idee der Aufklärung ist die Ver-wirklichung der Menschheitsidee: Dies meint die Vorstellung davon, dass die Menschheit als Ganze im Hinblickauf die Realisierung für alle geltender Rechte und Pflichten (etwa die Leitideen der Französischen Revolution„Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ oder die UN-Menschenrechtserklärung von 1948) fortschreiten soll.

Arbeitsaufträge• Vergleicht die Botschaft Jesu

vom Reich Gottes mit Utopienund politischen Botschaftenund Idealen. Haltet eure Er-gebnisse in einer Übersichtfest.

• „Der Film sieht die besondereBedeutung Maria Magdalenasdarin, dass sie als einzige derJünger und im Gegensatz zuPetrus und Judas die BotschaftJesu richtig deutet. Daher wirdsie auch als diejenige darge-stellt, die seine Auferstehungbezeugt.“ Nehmt Stellung zudieser These und ergänzt siedurch Beispiele und/oderdurch eine eigene Einschät-zung.

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Reich Gottes oder Welt ohne Gott – eine völlig andere GeschichteNicht nur Maria Magdalena und ihre Zeitgenossen haben intensiv über ihreÜberzeugungen ausgetauscht und über ihre Hoffnungen für das Schicksal derWelt und der Menschen gesprochen. Soweit die Aufzeichnungen der Mensch-heit reichen, taucht dieses Thema inunterschiedlichen Formen immer wie-der auf. In Folge der europäischenAufklärung entwickelt sich seit dem18. Jahrhundert eine breite Kritik anreligiösen Jenseitshoffnungen. Folgedieser Kritik war eine radikalen Hin-wendung zum Diesseits.

Arbeitsaufträge• Fasst die wichtigsten Aussagen

des Textes im gelben Kasten ineigenen Worten zusammen.Inwiefern ist Niels Atheist?Woran glaubt er? Was erhoffter sich?

• Diskutiert in Kleingruppenüber Niels’ Auffassung.Berücksichtigt dabei auch,was ein religiöser Menschoder was Maria Magdalenaihm entgegnen würde. Ver-fasst abschließend als Gruppeeine Stellungnahme zum Textund stellt sie im Plenum zurDiskussion.

• Alternative: Schreibt in Klein-gruppen Entgegnungen ausder Sicht Maria Magdalenasoder eines religiösen Men-schen von heute und disku-tiert diese im Plenum. ImAnschluss verfasst jede(r) eineAntwort an Niels, in der er/siesich kritisch mit seinen Aussa-gen auseinandersetzt undseine/ihre eigene Meinung zuden aufgeworfenen Fragenund Themen darlegt.

• Ziehe ein persönliches Fazitaus deiner Beschäftigung mitdem Film und den bearbeite-ten Themen. Hierzu kannst duauch eine Rezension zum Filmoder einen Essay verfassen.

Auszug aus einem fiktiven Gespräch überAtheismus:„‚Aber’, rief Niels Lyhne aus, begreifen Sie denn nicht, dass an dem Tage,wo die Menschheit frei jubeln kann: ‚Es gibt keinen Gott!’, wie mit einemZauberschlag eine neue Erde und ein neuer Himmel geschaffen würden?[...] Die Erde wird unser wahres Vaterland, unsere Herzensheimat, wo wirnicht wie fremde Gäste während einer kurzen Spanne, sondern währendall unserer Zeit sind. Und welche Intensität wird es dem Leben geben,wenn alles darin Raum finden muss und nichts mehr jenseits liegt. Derungeheure Strom von Liebe, der jetzt zu dem Gott emporsteigt, an denman glaubt, wird sich, wenn der Himmel leer ist, über die Erde ergießen,hin zu all den schönen menschlichen Eigenschaften und Kräften, die wirpotenziert und dann die Gottheit damit geschmückt haben, um sie unse-rer Liebe wert zu machen. Güte, Gerechtigkeit, Weisheit, wer kann sie allenennen? Begreifen Sie nicht, welchen Adel es der Menschheit verleihenwird, wenn sie frei ihr Leben leben und ihren Tod sterben kann, ohneFurcht vor Hölle oder Hoffnung auf das Himmelreich, nur sich selbstfürchtend, auf sich selbst hoffend? Wie wird das Gewissen wachsen, undwelche Festigkeit wird es geben, wenn tatenlose Reue und Demut nichtsmehr versöhnen können und keine andere Versöhnung möglich ist, alsdurch Gutes wiedergutzumachen, was man Böses verbrochen hat.“Jens Peter Jacobsen: Niels Lyhne (Roman, erschienen 1880, aus dem Däni-schen übersetzt von Marie von Borch), Reclam, Stuttgart 1984, S. 124.

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MARIA MAGDALENA IN DER LITERATURAuch in der Literaturgeschichte wurden Maria Magdalena im Laufe der Jahrhundertedie unterschiedlichsten Rollen zugeschrieben. Wahlweise wurde sie als Sünderin, Heilige,Hure oder Geliebte Jesu dargestellt – je nach dem Geist der Zeit und der Intention desAutors.

MittelalterIm 10./11. Jahrhundert wurde Maria Magdalena im Zugedes sich entwickelnden Osterfestes und der damit verbun-denen Lyrik vor allem als Vertreterin der sündigen undschließlich erlösten Menschheit betrachtet. Im 12. Jahr-hundert standen dann stärker Maria Magdalenas Ver -halten und ihre Glaubenserfahrung im Mittelpunkt desInteresses sowie ihre Christusnähe als Zeugin der Auf -erstehung, z. B. im „Osterspiel von Ripoll“. Von besonde-rer und weitreichender Bedeutung für die Rolle MariaMagdalenas wurde wurde die aus dem 13. Jahrhundertstammende „Legenda aurea“ (lat. „goldene Legende“) desDominikaners Jacobus de Voragine. Sie ist eine Sammlungvon Heiligenlegenden und wurde zum bekanntesten reli-giösen Volksbuch des Mittelalters – weiter verbreitet alsdie Bibel.

BarockIn der Literatur der Barockzeit wird Maria Magdalena vorallem als büßende Hure dargestellt. Die Dichter versuch-ten, Religiosität und weltliche Schönheitsvorstellungenzusammenzubringen. So wurde Maria Magdalena im17. Jahrhundert zur schönen Büßerin, die als Liebendeden Tod Christi beweint.

ArbeitsaufträgeRecherchiert über die „Legenda aurea“:

• Wer war der Autor Jacobus de Voragine? WelcheQuellen hat er seinem Buch zugrunde gelegt? Wasist das Besondere daran?

• Wie wird Maria Magdalena in diesem Werk dar -gestellt? Erstellt in Partnerarbeit auf einer DIN-A4-Seite ein Kurzporträt.

• Welche Wirkung hatte die „Legenda aurea“ auf dieKunst und Literatur der folgenden Jahrhunderte?Sucht dazu im Internet nach Abbildungen.

ArbeitsaufträgeGeht auf die Suche nach literarischen Texten überMaria Magdalena aus der Barockzeit:

• Findet zunächst heraus, wann die Epoche desBarock war. Recherchiert dann in GruppenarbeitTexte über Maria Magdalena aus der Barockzeitund stellt eine Liste zusammen.

• Sucht euch ein Werk aus und forscht genauerdazu: Wer hat es geschrieben? Was für ein Genreist es (Gedicht, Drama, Prosa)? In welchen Rollenwird Maria Magdalena präsentiert? Findet ihrGründe für diese Darstellungsweise?

• Erstellt eine Präsentation eurer Ergebnisse undstellt sie in der Klasse vor.

14© Stiftung Lesen, Mainz 2018 · Bild: © 2018 Universal Pictures International

19. JahrhundertDie bekannteste Darstellung aus dem 19. Jahrhundert istsicher die in Friedrich Hebbels Drama „Maria Magdalena“(1844). Hier wird die weibliche Hauptfigur Klara ganz undgar weltlich dargestellt und der Name Maria Magdalenawird zum Synonym für „die Gefallene“.

20. JahrhundertAus neuerer Zeit ist der Roman „Mirjam” von Luise Rinserhervorzuheben. Im Vergleich mit der bis dahin vorhande-nen Bearbeitung des Magdalenenstoffes legte sie 1983etwas völlig Neues vor: einen Jesusroman aus Sicht derschönen Makkabäer-Tochter Mirjam. Rinser präsentiertsie als Rebellin und Getreue, als Zweifelnde und Begleite-rin Jesu, der als Friedenskämpfer im Zeichen der Gewalt-losigkeit vorgestellt wird.

Maria Magdalena, der Gral und einSuperbestsellerIn jüngster Zeit wird verstärkt in Romanen darüberspekuliert, dass Maria Magdalena die Geliebte oderEhefrau Jesu gewesen sei und die Blutlinie von MariaMagdalena und Christus der sogenannte Heilige Gralsei. Berühmteste Beispiel: Dan Browns Verschwö-rungs-Thriller „Da Vinci-Code“. Das Buch erschien2004 unter dem Titel „Sakrileg“ in deutscher Spracheund wurde zu einem der größten Bestseller aller Zei-ten. Auch der 2006 erschienene Film „Da Vinci Code“wurde zu einem Kassenschlager. Nach einer Reihevon Verfolgungsjagden, Nachstellungen und Mordenwird in Dan Browns Roman das Geheimnis des Gralsgelüftet und es kommt heraus, dass es die Existenzeiner Familie ist, die von Jesus abstammt. DieserTheorie zufolge ist Christus nicht am Kreuz verstor-ben, sondern hat Maria Magdalena geheiratet – da-raus ist eine Blutlinie von Königen begründet, derenNachkommen in Frankreich noch heute leben. Lautder im Roman präsentierten Thesen habe die Kircheversucht, die Wahrheit über Jesus und Maria Magda-lena zu vertuschen und damit zugleich auch die Exis-tenz eines weiblichen Einflusses auf die Entwicklungdes Christentums, da Jesus Maria Magdalena auch dieVerantwortung für die Glaubensbrüder übertragenhabe. Diese Wahrheit über Maria Magdalena seinicht in der Bibel zu finden, sondern in den apokry-phen Evangelien.

Arbeitsaufträge• Informiert euch über den Inhalt von Hebbels

Drama und das Genre des „Bürgerlichen Trauer-spiels“.

• Findet in Kleingruppen möglichst viele Adjektive,welche die weibliche Hauptrolle beschreiben. Dis-kutiert dann, inwieweit sie zu den anderen literari-schen Darstellungen Maria Magdalenas passen, dieihr bislang kennengelernt habt.

Arbeitsaufträge• Informiert euch über den Inhalt des Romans

„Mirjam“. Welche Parallelen findet ihr zwischender Darstellung Maria Magdalenas im Film undim Roman von Luise Rinser?

• Welche Frauen haben noch über Maria Magdalenageschrieben? Recherchiert vom Mittelalter bis zurNeuzeit und erstellt eine Liste. Findet ihr einenGrund dafür, dass erst seit 1900 auch vermehrtFrauen/Dichterinnen über Maria Magdalenaschreiben?

• Diskutiert in der Klasse: Warum gibt es mehrMänner als Frauen, die über Maria Magdalenageschrieben haben?

Arbeitsaufträge• Informiert euch über den Heiligen Gral. Was hat es

mit den Gralsmythen auf sich, aus welcher Zeitstammen sie?

• Was versteht man unter den apokryphen Evange-lien? Findet ihr etwas darüber heraus, wie MariaMagdalena dort beschrieben wird?

• Recherchiert im Internet zu der Wirkung von DanBrowns Roman „Sakrileg“. Welche Reaktionenlöste das Buch aus? Wie reagierte die Kirche bzw.die verschiedenen Kirchen darauf?

• Diskutiert in der Klasse: Warum war Dan BrownsBuch so erfolgreich? Welche Gründe würdet ihrdafür anführen?

15© Stiftung Lesen, Mainz 2018

LESE, MEDIEN- UND LINKTIPPS

Maria Magdalena in derLiteratur(Auswahl)

Dan BrownSakrileg – Der Da Vinci-CodeBastei Lübbe, Köln 2012, 624 S., € 11,-

Dan Browns Roman avancierte zuminternationalen Bestseller, was nichtzuletzt an seinen spektakulären The-sen lag: Maria Magdalena sei JesuEhefrau und Mutter seiner Tochtergewesen und diese Verbindunggleichsam der Heilige Gral wie ineinem Gemälde Leonardo da Vinciszu sehen.

Friedrich HebbelMaria MagdalenaReclam Verlag, Ditzingen 2015, 132 S., € 4,60

Hebbels bürgerliches Trauerspielum den Verlust der Ehre der jungenKlara und den dramatischen Folgenfindet sich in diesem Band der Reihe„Reclam XL – Text und Kontext“ er-gänzt um Materialien und einenKommentar.

Franz Xaver KroetzMaria MagdalenaOberösterreich. Der Soldat.Wunschkonzert. Stücke 1Rotbuch Verlag, Berlin 2009, 176 S., € 9,90

Kroetz‘ „Komödie in drei Akten freinach Friedrich Hebbel" aus dem Jahr1972, die die sozialen Bedingungenihrer Zeit anprangert, ist hier um Er-läuterungen, ein Nachwort und einLiteraturverzeichnis ergänzt.

Hintergrundwissen

Martin Bocian/Ursula Kraut/Iris Lenz Lexikon der biblischen PersonenMit ihrem Fortleben in Judentum,Christentum, Islam, Dichtung, Musikund KunstAlfred Kröner Verlag, Stuttgart 2004,539 S. € 27,90

Neben Maria Magdalena werden indiesem Lexikon noch rund 200 an-dere biblische Figuren vorgestellt –sowohl anhand der biblischen Erzäh-lung als auch anhand von Traditio-nen in der jüdischen, christlichenund islamischen Glaubenswelt sowiein Dichtung, Musik und bildenderKunst.

Christine Galli-Galliker/ Andreas Koster StandlerMaria Magdalena – ApostelinModelle und Bausteine für Gemein-dekatechese, Liturgie, Religions -unterrichtKatholisches Bibelwerk, Stuttgart2008, 120 S., € 19,90

Dieses Arbeitsbuch enthält Hinter-grundtexte zu Maria Magdalena,praktische Anregungen für den Reli-gionsunterricht in Unter- und Mittel-stufe und eine CD-Rom mit Liedern,Arbeitsblättern und Bastelbogen.

Silke PetersenMaria aus Magdala – Die Jüngerin,die Jesus liebteEvangelisches Verlagswerk, Leipzig2015, 296 S., € 18,90

Dieses Buch geht den Interpretatio-nen von Leben und Wirken MariaMagdalenas durch die verschiedenenZeiten nach und setzt sich auch mitder historischen Person auseinander.

Luise RinserMirjamFischer Taschenbuch Verlag, Frank-furt 2011, 336 S., € 9,99

Mirjam aus Magdala ist Vertraute,Rebellin und Begleiterin Jesu. Sie istauf der Suche – nach sich selbst unddem Sinn des Lebens. Sie begleitetJesus und weicht auch nach seinemTod nicht von seiner Seite.

Ludwig ThomaMagdalena. Ein Volksstück in dreiAufzügenBooks on demand, Hofenberg 2016,64 S., € 5,80

In seinem 1912 uraufgeführten Volks-stück kommentiert Thoma die gesell-schaftlichen Normen seiner Zeit.

Filme

Die letzte Versuchung ChristiUniversal Pictures Video, 2008, 156 min, FSK ab 16, ca. € 9,99

Regisseur Martin Scorsese wurdefür seine Adaption des Romans vonNikos Kazantzakis für den Oscarnominiert, doch der Film galt auchals Skandalfilm und die Romanvor-lage wurde von Papst Pius XII aufden Index gesetzt.

Die größte Geschichte aller ZeitenTwentieth Century Fox, 191 Min., ca. € 7,99 Der US-amerikanische Monumental-film aus dem Jahr 1965 von RegisseurGeorge Stevens mit Max von Sydowin der Hauptrolle erzählt des LebenJesus von Geburt bis zur Kreuzigung.

16© Stiftung Lesen, Mainz 2018 · Bilder: © 2018 Universal Pictures International

Jesus Christ SuperstarUniversal Pictures Video, 2004, 103 Min., ca. € 9,99

Verfilmung des Andrew Lloyd Web-ber Musicals unter der Regie vonNorman Jewison. Obgleich das Musi-cal aufgrund des sehr menschlichdar gestellten Jesus und der freizügi-gen Interpretation der biblischen Ge-schichte auch viel Kritik einsteckenmusste, avancierte es zum echtenKlassiker.

Links

www.mariamagdalena-film.deDie Website zum Film mit vielenHintergrundinformationen

www.youtube.com/watch?v=yKAjKu_6MGchttps://youtu.be/PpzX35sbSwY Offizielle Trailer zum Film

www.facebook.com/MariaMagda-lena.FilmDie Facebook-Seite zum Film

www.bibelwissenschaft.deFundierter Eintrag mit vielen Hinter-grundinformationen zu Maria Mag-dalena

www.heiligenlexikon.de/Biogra-phienM/Maria_Magdalena.htmlAusführlicher Eintrag zu MariaMagdalena

www.youtube.com/watch?v=l1DIV8V_zwQSong „Maria Magdalena“ der Sänge-rin Sandra aus dem Jahr 1985