Hygienische Herausforderungen im Umgang mit erkrankten ... · Inhalt Kinderklinik Dritter Orden am...

Hygienische Herausforderungen im

Umgang mit erkrankten

Flüchtlingskindern

06.05.2016 [email protected] 1

Inhalt

Kinderklinik Dritter Orden am Standort Passau

Demographische Hintergründe

Wo liegen die Herausforderungen im Umgang mit erkrankten

Flüchtlingskindern?

• Provisorische Aufnahmestation

• Erstuntersuchung nach § 62 Asylverfahrensgesetz

• Sprachbarriere

• Kulturtypische Verhaltensweisen

• Häufige (Infektions)-Erkrankungen

• Notwendige stationäre Aufnahme

• Angehörige und Begleitpersonen

• Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge

• Schwangere Flüchtlinge

Fazit


Kinderklinik Dritter Orden Passau


Quelle: Kinderklinik Passau



4 Stationen

84 Betten

40 Ärzte, davon 7 Oberärzte

150 Pflegekräfte

Ca. 340 Mitarbeiter

Ca. 5.000 stationäre Fälle pro Jahr


Allgemeinpädiatrie

Allergologie

Epilepsieberatung

Gastroenterologie

HNO

Kinderchirurgie

Kinderkardiologie

Kinderorthopädie

Psychosomatische Abteilung

Logopädie

Neuropädiatrie

Schlafmedizin

Urologie

Neonatologie

Päd. Intensivmedizin

Diabetologie




Quelle: google maps


Kliniken, die stationär pädiatrische Patienten aufnehmen können:

Deggendorf → 60 km

Ried (Österreich) → 50 km

Wels (Österreich) → 85 km




Oktober 2015 Passauer Neue Presse, 27.10.2015

Quelle: Bayerischer Rundfunk



Sammelstelle in Passau

Vor Weitertransport

Bis zu 8.000 Flüchtlinge/Tag

Über die Grenzen

Niederbayerns


Anfang 2014 zunehmende Zahl von unbegleiteten Minderjährigen

Flüchtlingen

Ab Sommer 2014 zunehmende Anzahl an Flüchtlingsfamilien durch

Schlepper auf der A 3

September/Oktober 2015 Eskalation der Situation


Provisorische Aufnahmestation


Quelle: ARD

Einrichtung eines eigenen Warte- und Untersuchungszimmers Mitaufnahme von max. einer Begleitperson, zur Verfügung Stellung von Feldbetten

Flüchtlingskinder in der Kinderklinik

Erstuntersuchung (Asylverfahrensgesetz § 62):

Körperliche Untersuchung, Gewicht und Körpergröße

Anamneseerhebung mit Dolmetscher

Quantiferontest, bzw. Rö-Thorax

Serologie: HIV, HBs-Antigen, Anti-Hbc

Ggf. Stuhl auf pathogene Keime



Sprechstunde in Erstaufnahmeeinrichtungen

und Funktionsbereich der Kinderklinik Passau:

1 Arzt/1 Pflegekraft 1-3 Stunden täglich

Einrichtung der medizinischen Versorgung durch Bundeswehr →

Bedarf gedeckt



Sprachbarriere:

Ehrenamtliche Dolmetscher (z.B. Studenten)

Nutzung von Online-Dolmetscher-Diensten

Erarbeitung schriftlicher Informationen, die in die jeweiligen

Sprachen übersetzt werden, z.B. Hygieneeinweisung für Eltern

Material zur Kommunikation, z.B. Sprachbilder

Video-Dolmetscher-System



Toilette:

In Industrienationen übliche Toiletten sind zum Teil unbekannt


Quelle: shortnews.de Quelle: pixabay.com



Quelle: huffingtonpost.de


Wäsche:

Kleidung ist durch die lange Flucht bei Eintreffen häufig sehr

verschmutzt

Es wird nur wenig Kleidung zum Wechseln mitgeführt

→ Kleidung wird im Handwaschbecken gewaschen und zum

Trocknen über die Heizkörper und Duschstangen gehängt,

Heizkörper zeigen Roststellen, eine Reinigung der Sanitärräume

durch das Reinigungspersonal ist nur teilweise möglich



Kulturtypische Verhaltensweisen:

Hygiene:

Grundpflegeartikel werden zur Verfügung gestellt,

auch für Begleitpersonen

Duschen wird zum Teil abgelehnt,

die Dusche mit der Toilette verwechselt



Häufige Erkrankungen:

Akut:

Skabies (immer stationäre Aufnahme)

Gastroenteritis

Atemwegsinfekte

Erschöpfung

Wunden, zum Teil infiziert

TBC

Pertussis

Varizellen

Malaria/Syphilis

Aktuell immer mehr Alkoholintoxikationen



Chronisch:

Diabetes mellitus Typ I

Herzfehler

Hydrocephalus

Epidermolysis bullosa



Es wird Kleidung zur Verfügung gestellt, Spenden,

zum Teil auch von Mitarbeitern

(auch für Begleitpersonen)

Auf den Stationen werden Wäscheständer

aufgestellt

Kleidung kann in der Kinderklinik gewaschen werden

(insb. bei Besiedelung mit MRE)




Essen:

Auch kleine Säuglinge bekommen Vollmilch, häufig ist bei

gastrointestinalen Symptomen unklar ob eine Unverträglichkeit oder

ein Virusinfekt vorliegt

Meist nur Weißbrot bekannt

Nahrungsmittel werden selbstständig aus dem Essenwagen

entnommen


Notwendige stationäre Aufnahme:

Wenn stationäre Aufnahmen notwendig sind, Stationsquote von

max. 30% Flüchtlingen einhalten

Eine Begleitperson kann mitaufgenommen werden


Quelle: claus.hein.de



Quelle: Bayerischer Rundfunk


Angehörige:

Mitaufnahme von einem Angehörigen pro Patient

Mangelnde Akzeptanz von weiblichem Pflegepersonal

Einhalten von Hygieneregeln

Einhaltung allgemeiner Stationsregeln

Flüchtlinge und Einheimische möglichst nicht in einem Zimmer

unterbringen



Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge:

Übernahme der Erstuntersuchungen bei unbegleiteten Flüchtlingen

Abstimmung mit den Jugendämtern über Hilfebedarf

Einrichtung einer Traumagruppe durch hauseigene Therapeuten



Schwangerschaft und Geburt während oder nach der

Flucht:

In Passau steht ein Perinatalzentrum zur Versorgung von

Frühgeborenen und kranken Neugeborenen zur Verfügung

Die geburtshilfliche Klinik ist direkt an die Kinderklinik

angeschlossen

Begleitung der Eltern von intrauterin bis zur Entlassung nach Hause

durch NeoPAss®



Screening bei schwangeren Flüchtlingsfrauen:

MRSA immer

CMV bei Gefahr einer Frühgeburt

HIV bei Verdacht

HBS-Antigen immer



Frühgeborene und kranke Neugeborene:

Es ist eine neonatologische Abteilung Level 1 vorhanden

Bei Notwendigkeit einer stationären Aufnahme ( z.B. wegen

Frühgeburtlichkeit) Bonding während der ersten Lebensstunde,

besonders nach Sectio ceaserea







Schulungen:

Mitarbeiterschulungen zu hygienerelevanten Themen wie Skabies,

TBC

Elternschulungen zu Infektionsprophylaxe und Händehygiene

Erstellung von Hygienedokumenten in versch. Sprachen

Gesonderte Schulungen für das Reinigungspersonal einmal pro

Quartal



Fazit:

Der medizinische und pflegerische Mehraufwand gegenüber

bisherigen Patienten liegt geschätzt im Durchschnitt bei 45%

Bei der Organisation beträgt der geschätzte Mehraufwand ca. 60%

Hauptursachen sind Sprachbarrieren, Organisation von Transporten

und Behördenkontakte

Durch die meist kurze Liegedauer entsteht ebenfalls ein

Mehraufwand



Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit


Date post:	18-Aug-2019
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