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Häufiger Durchfall?...2013/07/01  · Häufiger Durchfall? Was ist die Mikroskopische Kolitis? Der...

Date post: 29-Jul-2020
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Sie haben oft Durchfall? Zeitweise jeden Tag? Manchmal sogar nachts? Und zum Teil so stark, dass Sie kaum rechtzeitig die Toilette erreichen können? Ist der Durchfall von wässriger Beschaffenheit? Bei solchen Beschwerden ist stets an die Möglich- keit einer sogenannten Mikroskopischen Kolitis zu denken. Einmal erkannt, ist die Mikroskopische Kolitis gut behandelbar. Die Mikroskopische Kolitis hat bislang wenig Beachtung in der Öffentlichkeit gefunden. Das liegt unter anderem daran, dass dieses Krankheitsbild erst seit rund 20 Jahren bekannt ist. Allerdings nimmt die Häufigkeit der Störung stetig zu. Betroffen sind vor allem Frauen jenseits des 50. Lebens- jahres. Doch selbstverständlich kann die Erkrankung auch Männer ereilen. Sie kann außerdem in praktisch jedem Lebensalter auftreten, sogar bei Kindern. Die Crux an der Geschichte: Durch eine „normale“ Darmspiegelung ist diese Form der chronischen Darmentzündung nicht zu entdecken. Lesen Sie auf den folgenden Seiten, was es mit der Mikroskopischen Kolitis auf sich hat. Häufiger Durchfall? Das kann eine Mikroskopische Kolitis sein!
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Page 1: Häufiger Durchfall?...2013/07/01  · Häufiger Durchfall? Was ist die Mikroskopische Kolitis? Der Begriff „Mikroskopische Kolitis“ bezeichnet ein Krankheitsbild, bei dem es zu

Sie haben oft Durchfall?

Zeitweise jeden Tag?

Manchmal sogar nachts?

Und zum Teil so stark,

dass Sie kaum rechtzeitig

die Toilette erreichen

können?

Ist der Durchfall von

wässriger Beschaffenheit?

Bei solchen Beschwerden

ist stets an die Möglich-

keit einer sogenannten

Mikroskopischen Kolitis zu denken.

Einmal erkannt, ist die

Mikroskopische Kolitis gut behandelbar.

Die Mikroskopische Kolitis hat bislang wenig Beachtung in

der Öffentlichkeit gefunden. Das liegt unter anderem daran,

dass dieses Krankheitsbild erst seit rund 20 Jahren bekannt

ist. Allerdings nimmt die Häufigkeit der Störung stetig zu.

Betroffen sind vor allem Frauen jenseits des 50. Lebens-

jahres. Doch selbstverständlich kann die Erkrankung auch

Männer ereilen. Sie kann außerdem in praktisch jedem

Lebensalter auftreten, sogar bei Kindern. Die Crux an der

Geschichte: Durch eine „normale“ Darmspiegelung ist diese

Form der chronischen Darmentzündung nicht zu entdecken.

Lesen Sie auf den folgenden Seiten, was es mit der Mikroskopischen Kolitis auf sich hat.

Häufiger Durchfall?

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Das kann eine Mikroskopische Kolitis sein!

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Häufiger Durchfall?

Was ist die Mikroskopische Kolitis?

Der Begriff „Mikroskopische Kolitis“ bezeichnet ein

Krankheitsbild, bei dem es zu einer chronischen Entzündung

im Dickdarm, also im Kolon (Kolitis), kommt. Die Entzündung

lässt sich bei der üblichen Darmspiegelung (Koloskopie),

bei der die Darmschleimhaut im Darminneren über ein

sogenanntes Endoskop betrachtet wird, nicht erkennen.

Zu diagnostizieren ist die Entzündung nur, wenn der Arzt im

Verlauf der Koloskopie Gewebeproben (Biopsien) entnimmt,

die dann später im Mikroskop begutachtet werden.

Der Tatsache, dass die Entzündung nur im Mikroskop zu sehen ist, verdankt die Erkrankung den Namen „Mikroskopische Kolitis“.

Mikroskopische Kolitis

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Wie macht sich die Erkrankung bemerkbar?

Charakteristisch für eine Mikroskopische Kolitis sind

chronische Durchfälle (Diarrhoen). Die Betroffenen müssen

mindestens dreimal pro Tag die Toilette aufsuchen

und es ist nicht ungewöhnlich, wenn sie sogar

zehn bis 15-mal am Tag von der Diarrhoe geplagt

werden. Der Stuhl ist wässrig, aber nicht blutig.

Manche Patienten berichten, zum Teil auch nachts

Durchfall zu bekommen. Nicht selten ist der

Stuhldrang so massiv, dass die rettende Toilette nicht mehr

rechtzeitig erreicht wird. Der Arzt spricht dann von einem

unfreiwilligen Stuhlverlust, einer Stuhlinkontinenz.

Die Diarrhoe hält über Wochen und zum Teil sogar über

Monate an. Bei einigen Patienten kommt die Krankheit

zwischenzeitlich scheinbar etwas zur Ruhe, ehe dann aber

wieder regelrechte Durchfallattacken für Wochen zum

Problem werden. Dabei können die Ruhephasen Monate

oder sogar Jahre anhalten, ehe das Krankheitsbild mit

erneuten chronischen Durchfällen aufflackert.

Einige Patienten berichten,

neben den Durchfällen

unter krampfartigen

Bauchschmerzen zu leiden

und seit Beginn der

Mikroskopischen Kolitis auch an Körpergewicht verloren zu haben.

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Häufiger Durchfall?

Wie unterscheidet sich die Mikroskopische Kolitis von einem Reizdarm-Syndrom?

Die Beschwerden bei der Mikroskopischen Kolitis können

auf den ersten Blick an das sogenannte Reizdarm-Syndrom

erinnern, doch es gibt deutliche Unterschiede zwischen den

beiden Krankheitsbildern:

So stehen bei der Mikroskopischen Kolitis die Durchfälle

ganz im Vordergrund. Beim Reizdarm ist Durchfall dagegen

nur ein Symptom

unter vielen anderen.

Reizdarm-Patienten

leiden vielmehr unter all-

gemeinen Stuhlunregel-

mäßigkeiten und oft

sogar unter wechselnden

Phasen von Verstopfung

und Durchfall.

Außerdem klagen

Patienten mit Reizdarm-

Syndrom fast immer

über Leibschmerzen,

Völlegefühl, dem Gefühl

regelrecht aufgetrieben

zu sein, über Blähungen

und den Eindruck

einer unvollständigen

Darmentleerung.

Bei der Mikroskopischen Kolitis spielen solche Beschwerden

kaum eine Rolle. Andererseits sind Symptome, die für

diese Erkrankung charakteristisch sind wie etwa nächtliche

Durchfälle und ein Gewichtsverlust, kaum jemals von

Menschen mit Reizdarm-Syndrom zu hören.

Mikroskopische Kolitis

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Wie unterscheidet sich die Mikroskopische Kolitis von anderen chronisch entzündlichen Darmerkrankungen?

Andere chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie der

Morbus Crohn und die Colitis ulcerosa lassen sich durch ein-

deutig sichtbare Entzündungszeichen der Darmschleimhaut

bei der Darmspiegelung erkennen. Es bilden sich oft Geschwüre

(Ulzera) im Darm, Fisteln, Verengungen des Darms (Stenosen)

und weitere Komplikationen. Im Stuhl werden häufig

Blutbeimengungen gefunden, insbesondere bei der Colitis

ulcerosa. Der Allgemeinzustand der Patienten mit Morbus

Crohn und Colitis ulcerosa ist häufig eingeschränkt und es

kommt zu Fieber und körperlicher Schwäche. Das ist bei der

Mikroskopischen Kolitis im Allgemeinen nicht der Fall. Im

Unterschied zu dieser erkranken zudem meist junge Menschen

an einer Colitis ulcerosa oder einem Morbus Crohn. Bei der

Mikroskopischen Kolitis sind die meisten Patienten beim ersten

Auftreten der Erkrankung hingegen älter als 50 Jahre.

Was ist die Ursache der Erkrankung?

Warum sich bei einigen Menschen eine Mikroskopische Kolitis entwickelt, ist letztlich nicht ganz klar. Es scheint eine

gewisse Bereitschaft für das Krankheitsbild in den Erbanlagen

festgeschrieben zu sein, also eine genetische Prädisposition

zu bestehen, wie der Mediziner sagt. Auf dem Boden

dieser erhöhten Krankheitsbereitschaft

können möglicherweise Umweltfaktoren als

Krankheitsauslöser fungieren. Verschiedene

Faktoren stehen im Verdacht, als Trigger für

die Darmentzündung zu dienen.

Dazu gehören bestimmte Medikamente,

das Rauchen, aber auch Infektionen und

Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Auch zu

der Frage, warum Frauen deutlich häufiger

an einer Mikroskopischen Kolitis erkranken

als Männer, sind die Bücher der Wissen-

schaftler noch nicht geschlossen.

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Wie wird die Diagnose gestellt?

Die chronische Darmentzündung kann bei der Mikroskopischen Kolitis nur durch die Entnahme von Gewebeproben der

Darmschleimhaut und deren Betrachtung unter dem Mikroskop

entdeckt werden. Die Diagnose der

Erkrankung setzt deshalb eine

Darmspiegelung voraus, bei der solche

Gewebeproben entnommen, an-

schließend entsprechend aufgearbeitet

und mikroskopisch untersucht werden.

Der Arzt unterscheidet dann zwei

Krankheitsformen, die sogenannte

lymphozytäre und die kollagene Kolitis.

Bei der kollagenen Kolitis zeigt sich

unter dem Mikroskop eine verdickte Kollagenschicht in der

Darmschleimhaut. Bei der lymphozytären Kolitis bestehen

solche Veränderungen nicht, es sind jedoch vermehrt

bestimmte weiße Blutzellen, sogenannte Lymphozyten,

zu finden. Die Unterscheidung der beiden Krankheitsformen

ist für die weitere Behandlung jedoch nicht bedeutsam.

Wie gefährlich ist die Erkrankung?

Die Mikroskopische Kolitis zeigt einen gutartigen Verlauf, als

Betroffener braucht man keine Sorge zu haben, dass durch

die Erkrankung die normale Lebenserwartung geschmälert

wird. Dennoch handelt es sich um ein ernst

zu nehmendes Krankheitsbild, weil die

betroffenen Menschen in ihrer Lebensqualität

beeinträchtigt und häufig auch in ihrer

Lebensführung erheblich eingeschränkt

werden. Durch die häufigen Durchfälle

können sie ihren Alltagsaktivitäten oft nicht

mehr ungestört nachgehen. Sportliche Aktivitäten sind nicht

mehr uneingeschränkt möglich, der Besuch des Supermarkts

wird zur Qual, ein längerer Einkaufsbummel ist praktisch

unmöglich. Es kann aufgrund der häufigen Toilettenbesuche

außerdem Probleme am Arbeitsplatz geben.

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Budesonid

Wie lässt sich die Mikroskopische Kolitis behandeln?

Bei der Behandlung der Mikroskopischen Kolitis hat sich

die Einnahme eines Kortisonpräparates bewährt, das nur im

Darm wirksam ist und nicht oder nur in minimaler Menge

in den gesamten Organismus aufgenommen wird. Es wird

daher in der Regel gut vertragen. Es handelt sich um den

Wirkstoff Budesonid. Er wurde in drei klinischen Studien

weltweit bei der Therapie des Krankheitsbildes erprobt.

Dabei wurde gezeigt, dass rund 80 Prozent der betroffenen

Patienten gut auf die Gabe von Budesonid ansprechen.

Die günstigen Studienergebnisse hatten zur Folge,

dass der Wirkstoff offiziell von den Gesundheitsbehörden –

als bislang einzige Option weltweit – zur Behandlung der

kollagenen Kolitis zugelassen wurde. Bei der zweiten

Krankheitsform, der lymphozytären Kolitis, ist Budesonid

noch nicht zur Behandlung zugelassen.

Budesonid wird im Allgemeinen sechs bis acht Wochen

lang eingenommen. Wenn die Diarrhoe dann abgeklungen

ist, kann versucht werden, die Einnahme zu beenden.

Bei einigen Patienten kehren die Durchfälle aber mit dem

Einnahmestopp des Medikaments zurück.

Üblicherweise wird dann erneut mit Budesonid behandelt,

bis die Durchfälle gebessert sind. Danach ist es sinnvoll,

die Einnahme mit reduzierter Dosierung langfristig

fortzusetzen.

EUROPEANMICROSCOPIC COLITIS

GROUP

Eine Initiative der

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Deutsche Morbus Crohn/Colitis ulcerosa Vereinigung - DCCV - e.V. Beratung und Information, Sozialrechtsschutz und Interessenvertretung, auch für Menschen mit mikroskopischen Kolitiden

Die DCCV ist mit 20.000 Mitgliedern die bundesweite Selbsthilfeorganisation und Interessensvertretung für Betroffene mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Neben den Menschen mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa ist die DCCV seit 2008 ausdrücklich auch für an mikroskopischen Kolitiden, kollagener oder lymphozytärer Kolitis, Erkrankte offen und für Betroffene mit einer primär sklerosierenden Cholangitis (PSC).

Der Verband unterstützt als starke Solidargemeinschaft Betrof-fene durch umfassende Informationen und Beratung bei der Bewältigung des Lebens mit einer chronischen Erkrankung, vertritt ihre Interessen in Politik und Öffentlichkeit und betreibt eine eigene Forschungsförderung. Wenn Sie Fragen zu mikro-skopischen Kolitiden oder zur DCCV haben, freuen wir uns auf Ihre Nachricht.

Kontakt, Mitgliedschaft und weitere Informationen: Deutsche Morbus Crohn /Colitis ulcerosa Vereinigung - DCCV - e.V. Bundesgeschäftsstelle

Inselstraße 1 10179 Berlin Telefon: (030) 2 00 03 92-0 Telefax: (030) 2 00 03 92-87 E-Mail: [email protected] Internet: www.dccv.de

Mikroskopische Kolitis jetzt auch unter dem Dach der DCCV

Beide Autoren sind Mitglieder der „European Microscopic Colitis Group” (EMCG). Die EMCG ist eine Gruppe europäischer Experten, die sich die Erforschung der mikroskopischen Kolitis, die Erstellung von entsprechenden Therapieleitlinien sowie die Aufklärung über die Krankheit zum Ziel gesetzt haben. Weitere Informationen finden Sie unter www.emcg-ibd.eu

Layout und Druck erfolgten mit freundlicher Unterstützung der Dr. Falk Pharma GmbH. www.drfalkpharma.de

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Prof. Dr. Ahmed Madisch Innere Medizin I Krankenhaus Siloah Klinikum Region Hannover Roesebeckstr. 15 30449 Hannover [email protected]

Prof. Dr. Stephan Miehlke Magen-Darm-Zentrum IKE-Internistische Kooperation Eppendorf Eppendorfer Landstr. 42 20249 Hamburg [email protected]

Die Autoren dieser Information

EUROPEANMICROSCOPIC COLITIS

GROUP


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