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Date post: 22-Mar-2016
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BeethovenQuartett BLICK IN SCHUMANNS WERKSTATT CLASS AKTUELL 2010/1 CLASS aktuell Association of Classical Independents in Germany UFA-Star-Komponist Norbert Glanzberg André Morsch und Eildert Beeftink „Kleine Opern“ – brillant vertont und gepriesen Max Brod Trio präsentiert nicht nur Schuberts „Notturno“ Tilman Krämer frühe Klavierwerke von Johannes Brahms Oboissimo Yeon-Hee Kwak
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BeethovenQuartettBLICK IN SCHUMANNS WERKSTATT

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UFA-Star-KomponistNorbert Glanzberg

André Morsch und Eildert Beeftink„Kleine Opern“ – brillant vertont und gepriesen

Max Brod Trio präsentiert nicht nurSchuberts „Notturno“

Tilman Krämer frühe Klavierwerke von Johannes Brahms

OboissimoYeon-Hee Kwak

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Der größte und wichtigste Branchentreffpunkt Vom 06. bis 09. Mai ist die bayerische Landeshauptstadt wieder Treffpunkt für die Fansfeinster Unterhaltungselektronik aus aller Welt. Hier zeigen die weltweit führenden Anbieterfür hochwertige Unterhaltungselektronik wieder ihre Juwelen. Die HIGH END® wird vonder HIGH END SOCIETY (Interessenverband für hochwertige Unterhaltungselektronik)bereits im 29. Jahr veranstaltet. Seit 2004 findet die älteste und größte Messe für Produkteder hochwertigen Unterhaltungselektronik im Munich-Operation-Center (M,O,C,) in München statt. Die hochmoderne Architektur und Infrastruktur des VeranstaltungszentrumsM,O,C, im Norden Münchens bietet ein angenehmes Ambiente, kurze Laufwege und bestePräsentationsmöglichkeiten für die größtenteils sehr exklusiven Produkte der Szene.

Die HIGH END® ist europaweit tonangebend Die HIGH END® genießt bei Ausstellern und Besuchern seit Jahren ein hohes Ansehen.Die Messe ist unter den Branchenfachmessen zur internationalen Institution gewordenund mit den Jahren langsam und stetig gewachsen. Die HIGH END® als Europas wichtigsteMesse für hochwertige Unterhaltungselektronik ist die ideale Plattform für den internationalen Fachhandel, die Industrie, die Medien und die Messebesucher. An keinemanderen Ort in Europa wird die gesamte Bandbreite der Audio und Heimkino-Produkte mit ihren faszinierenden Markenwelten so eindrucksvoll und emotional präsentiert. Im letzten Jahr verzeichnete die HIGH END® erneut einen Ausstellerrekord. Hier war imGegensatz zu anderen Messen nichts von der Konjunkturkrise zu spüren, im Gegenteil dieZahl der ausstellenden Unternehmen stieg wiederum um rund 7 % gegenüber dem Vorjahr.Es präsentierten sich insgesamt 248 Aussteller auf einer Fläche von 18.373 qm.

High-Tech für die SinneVon traditionell bis zukunftsweisend – das Produktspektrum der HIGH END® bietet für jeden etwas. Traditionelle Röhrenverstärker und kultige Plattenspieler können ebenso wieMusik von der Festplatte und netzwerktaugliche Komponenten vom Publikum gesehen und bestaunt werden. Die Messe bietet genügend Anschauungsmaterial und lebt von ihrenKontrasten. Hier taucht der Besucher in analoge Feinmechanik-Kunst und modernste akustische und visuelle Klangwelten ein. Die HIGH END® ist ein Mekka für audiophileInspiration, Aktualität, Innovation und Exklusivität. Hier haben die Fachbesucher wie auchdie Endkunden die Möglichkeit, die neuesten Premium- und High-End-Produkte in einemhochwertigen Umfeld direkt und hautnah zu erleben. Die HIGH END® bringt Technik undGefühl zusammen und bietet dem Messebesucher ein herrliches Erlebnis für die Sinne.

Attraktive Aktivitäten rund um die Messe Die HIGH END® wird auch im Jahr 2010 wieder mit einem umfangreichen, bunten undunterhaltsamen Messeprogramm aufwarten. Live-Konzerte, Workshops, einmalige Präsentationen, beeindruckende Vorführungen, hochinteressante Vorträge und eine herausragende Neuheitenschau sorgen wieder für einen abwechslungsreichen und eindrucksvollen Messebesuch. Zu Beginn der HIGH END® findet ein spezieller Fachbesuchertag statt. Die Messe ist am 06. Mai 2010 nur für Fachbesucher mit Vorab-Registrierung geöffnet. Die HIGH END® wird von der HIGH END SOCIETY, dem Interessenverband für hochwertige Unterhaltungselektronik ausgerichtet, einem Industrieverband, in dem die wichtigsten Unternehmen der UE-Branche vereint sind.

2010

Der beste Ton – Das beste BildDer beste Ton – Das beste Bild

HIGH END 2010: Der Beste Ton – Das Beste Bild M,O,C, München – Lilienthalallee 40 80939 München-Freimann

Termin: 06. – 09. Mai 2010täglich von 10 bis 18 Uhr

Fachbesucher: Donnerstag, 6. Mai 2010 Eintritt: Tageskarte 10 Euro

www.HighEndSociety.de

C1_10_s02_HighEnd 01.03.2010 21:32 Uhr Seite 2

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CLASS a k t u e l l

AUSGABE 2010/1 3

Seitdem ich die Ehre habe, von dieser Stelle aus die große, weite Welt zu grüßen, bekomme ich aus dieser im Gegenzug viel Post zugesandt. Vor allem erreichen die Redaktion immer wieder Musiknoten-Ausgaben, adressiert zu meinen Händen „zwecks Besprechung in CLASS aktuell“.

Errare digitalis estAn dieser Tatsache ist mehreres bemerkenswert. Erstens werden in CLASS aktuell – wie schon einkurzer Blick ins Heft zeigt – gar keine Musiknoten besprochen. Zweitens bin ich ja gar nicht Teil der Redaktion, sondern nur der Typ von Seite 3. Drittens kann ich zwar zur Not davon stammeln, wiesehr mich Musik zuweilen ergreift, aber nie habe ich Anlass zu der Vermutung gegeben, ich könnteNoten lesen oder gar eine Notenedition kompetent würdigen. Aus all dem schließe ich: Wer auchimmer mir Musiknoten schickt, hat das Heft überhaupt nicht richtig gelesen.

Es gibt für das Ganze eigentlich nur eine Erklärung: den Computer. In vordigitalen Zeiten – vielleichterinnern Sie sich – konnte man irgendetwas Neues in die Welt setzen – ein Automodell oder eineMusikaufnahme, es kommt jetzt nicht so darauf an – und die Menschen bildeten sich ihre Meinungdarüber. Heute muss man, wenn man etwas Neues hat, erst mal zwei Dutzend Datenbanken füttern.Denn damit die Menschen das Neue finden, muss erst der Computer es finden. Und der braucht Infodaten, Vorgaben, Kriterien, Zuordnungen. Die jährliche Wachstumsrate der Menschheit liegt beietwa 1 Prozent, die des digitalen Datenmülls bei 100 Prozent.

Beauftragt nun jemand einen Computer, mögliche Adressaten für neue klassische Notenausgaben zu ermitteln, so muss er ihm nur ein paar Suchkriterien vorgeben. Zum Beispiel tippt er ein: „Klassik“.Da aber „klassisch“ oder „Classics“ nicht unter den Tisch fallen sollen, beschränkt er sich am besten auf „Class“ und „Klass“. So hat der Computer „CLASS aktuell“ gefunden und meinen Namen auf Seite 3. Natürlich fand er ebenso die Magazine „Motor Klassik“, „Klassische Photographie“ und „Das Klassenzimmer“. Die haben die Notenausgaben also auch bekommen.

Apropos „Motor Klassik“: Auch die Bemusterungsadressen für neue Automodelle werden vom Computer ausgesucht. Handelt es sich um klassische Automarken, funktioniert das ebenfalls ambesten mit der Vorgabe „Class“ oder „Klass“. Es ist also nur eine Frage der Zeit, wann die Redaktionein nagelneues knallrotes Drophead-Converter-240-PS-Cabrio erreicht, adressiert zu meinen Händen „zwecks Besprechung in CLASS aktuell“. Aber ob die Redaktion dieses Päckchen dann ebenfalls an mich weiterschickt?

Das bezweifelt stark Ihr

Hans-Jürgen Schaal

8 „Kleine Opern“ – brillant vertont und gepriesen André Morsch und Eildert Beeftink präsentieren Lieder von Hermann Reutter

9 Oboissimo Yeon-Hee Kwak mit Guiro und Sandpapier…

10 CLASS - Blickpunkte Neuveröffentlichungen vorgestellt von CLASS

4 Tobende Ausbrüche und zarte Regungen Tilman Krämer spielt frühe Klavier-werke von Johannes Brahms ein

5 Blick in Schumanns Werkstatt Das BeethovenQuartett zum Schumann-Jahr 2010

6 Ein Auf- und Niederwallen schön menschlicher Empfindung Das Max Brod Trio präsentiert Schuberts „Notturno“ D 897 und sein B-Dur-Klaviertrio D 898

7 Wiederentdeckung eines UFA-Star-Komponisten Roman Trekel und das Sinfonie-orchester Mulhouse mit klangstarken Raritäten von Norbert Glanzberg

CLASS aktuell 1/2010Inhalt

WERGO

WERGOWeihergarten 5 · 55116 Mainz · Germany [email protected] · www.wergo.de

VertriebeDeutschland: Note 1, 06221/720351 · [email protected]Österreich: Lotus Records, 06272/73175 · [email protected]: Tudor, 044/4052646 · [email protected]

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Diese CD mit dem ensemble recherchegibt bislang unveröffentlichten kammer-musikalischen Werken Hans WernerHenzes Raum, Gelegenheitskompositionenund Widmungsstücken für Freunde undgute Bekannte aus einem etwa zwanzigJahre umspannenden Zeitraum.Widmungsträger dieser Kompositionen fürGeburts- und Gedenktage oder Jubiläensind u.a. Yehudi Menuhin, Leon Fleisher,Paul Dessau sowie Henzes langjährigeGönnerin und Freundin Margaret,Prinzessin von Hessen und bei Rhein. –Die CD präsentiert fast ausschließlichErsteinspielungen.

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CLASS Association of Classical Independents in Germany e.V.Bachstraße 35, 32756 Detmold, Telefon 05231-938922www.class-germany.de · [email protected]

Alle Tonträger dieser Ausgabe finden Sie auch unter www.bielekat.de

C1_10_s03_vorw_inhalt 01.03.2010 21:26 Uhr Seite 3

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4 AUSGABE 2010/1

Tobende Ausbrüche und zarte Regungen

Tilman Krämer spielt frühe Klavierwerke von Brahms ein

Vehement, unwirsch, unbändig kraftvollund verwegen – als Clara und RobertSchumann im Oktober 1853 das Klavier-

Scherzo des jungen Johannes Brahms hörten,reagierten sie wie elektrisiert: Das war einneuer, kernig-unsentimentaler Ton, fast schondie postromantische Zeit vorwegnehmend.Robert Schumann verbreitete eine enthusiasti-sche Würdigung des gerade 20jährigen Kompo-nisten in der Neuen Zeitschrift für Musik undpries ihn als das kommende Genie. Brahmsbetrat mit einem Paukenschlag die Weltbühne;die frühen Klavierwerke begründeten seinenRuhm. Für den jungen Pianisten Tilman Krämer,der die Fachwelt in letzter Zeit mit seinendurchdachten Interpretationen aufhorchen ließ,gehören sie zum Anspruchsvollsten, was die Klavierliteratur zu bieten hat:

„Die Werke besitzen neben einem unver-kennbaren jugendlichen Überschwang (Brahmssprach selbst von „Tobereien“ in seinen Früh-werken) eine faszinierende kompositorischeReife und Meisterschaft. Mir war es ein An-

liegen, den orchestralen Satz der Musik („ver-schleierte Symphonien“) transparent zum Klingen

zu bringen. Für michbesteht der Reiz in dergroßen Bandbreite desmusikalischen Ausdrucks:wilde, feurige, tobendeAusbrüche und rasendeMotorik treffen unmittel-bar auf zarte, verborgeneRegungen oder graziöseMomente.“

Thomas Jakobi

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Note 1 Musikvertrieb GmbH · Carl-Benz-Str. 169115 Heidelberg · Fon: (06221) 72 03 51Fax: (06221) 72 03 81 · [email protected]

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Das Violoncello erlebte im 18. Jahrhundertbesonders in Frankreich einen rasanten Auf-stieg: Um 1700 noch weitgehend unbekannt,

war es nur wenige Jahrzehnte später einäußerst beliebtes Soloinstrument. Einer der

ersten, die das erkannten, war Michel Corrette.Schon 1739 erschien seine SonatensammlungLes Délices de la Solitude, in der er sämtlicheKlangfacetten des Instruments auslotet. Das

von der Fachpresse hoch gelobte SpezialensembleBassorum Vox bringt sie zum Strahlen.

Les Délices de la Solitude Op. 206 Sonaten für Violoncello und b.c

Bassorum vox

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F r ank r e i c h sC e l l o p i o n i e r

M i c h e lC o r r e t t e

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F r ank r e i c h sC e l l o p i o n i e r

Johannes Brahms: Klaviersonaten Nr. 1 C-Dur op. 1 & 2

fis-Moll op. 2 Scherzo es-Moll op. 4Tilman Krämer, Piano

COV 50913 / Coviello Classics Koproduziert mit dem BR

Aktuelle Konzerte: Tilman Krämer

22. 04. 2010 Hinterzarten, Birklehof

13. 06. 2010 Stauffen, Stubenhaus

20. 06. 2010 Lübeck, Kolloseum

mehr Informationen unter www.tilmann-kraemer.de

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AUSGABE 2010/1 5

Blick in Schumanns Werkstatt Das BeethovenQuartett zum Schumann-Jahr 2010

Vier Takte sind es nur, die Streichquartett-freunde in der neuen Einspielung desBeethovenQuartetts unbekannt vorkom-men werden. Vier Takte aber, die im

wahrsten Sinne Unerhörtes bewirken. Mit jenenTakten verband Schumann im Juni 1842 in seinerursprünglich beabsichtigen Fassung die beidenheute als op. 41 Nr. 1 und 2 bekannten Streich-quartette zu einem einzigen ungeheuerlichenWerk mit geradezu Beethovenschen Dimensio-nen. Es ist dem Entdecker-Gespür und Wagemutdes BeethovenQuartetts zu verdanken, dass esmit seiner dritten Einspielung gewissermaßeneinen Einblick in Schumanns Werkstatt gestattet.

Schumann, der phasenweise an einer Gat-tung arbeitete – zunächst Klavierwerke, 1840das große Liederjahr, und 1842 fast ausschließ-lich Kammermusik – äußerte bereits 1838, aneinem Streichquartett arbeiten zu wollen. Essollte noch vier Jahre dauern, bis er dies in dieTat umsetzte und in denen er unter den großenVorgängern der Streichquartettkunst vor allemBeethovens späte Quartette studierte. Innerhalbweniger Wochen entstand dann im Juni 1842 eingewaltiges achtsätziges Streichquartett. Erst alsSchumann im Anschluss noch ein weiteresStreichquartett schrieb, heute op. 41 Nr. 3, ver-abschiedete er sich von seiner ursprünglichen

Idee, teilte das achtsätzige Werk in zwei eigen-ständige Quartette und schuf somit eine klas-sische Dreiheit, die er seiner Frau Clara am 13. September 1842 zum Geburtstag schenkteund die auch prompt begeistert reagierte: „Dasist alles neu, dabei klar, fein durchgearbeitetund immer quartettmäßig“.

Das BeethovenQuartett dokumentiert mitseiner Aufnahme zum Schumann-Jahr 2010 sozu-sagen ein „work in progress“, das sehr deutlichSchumanns Versuch zeigt, sich einerseits anBeethoven zu orientieren, und sich gleichzeitigvon ihm zu lösen. Neben den zahlreichen An-spielungen an Beethovens späte Quartette ist das Zitat „Nimm sie hin denn, diese Lieder“ –als musikalisch verpackter Gruß an Clara – ausBeethovens Zyklus „An die ferne Geliebte“ imSchlusssatz besonders markant. Gewidmet hatSchumann die Quartette allerdings seinemFreund Felix Mendelssohn. Dessen liedhafter undklar strukturierter Melodik steht SchumannsWerk tatsächlich weitaus näher als den dichtenund teils schroffen Spätwerken Beethovens.

Die Wirkung dieser ursprünglich beabsich-tigen Fassung der Quartette op. 41 ist enorm –man hört Zusammenhänge zwischen den Einzel-quartetten und staunt über die symmetrischeAnlage. Ein wohlbekannter Schumann wird somitdurch vier Takte zum gänzlich neuen Erlebnis.

Das BeethovenQuartett kombiniert diesenbislang ungehörten Schumann mit Beethovensletztem vollendeten Streichquartett op. 135, dassich nach den jede Norm sprengenden Vorgän-gern wieder auf die klassische Viersätzigkeitbeschränkt. Das Ende von Beethovens Maßstäbesetzender Streichquartett-Produktion und Schu-manns überschwänglicher Start in die Kammer-musik ergänzen sich hervorragend.

Neben der Super Audio CD (im 222-SACD-Mehrkanalformat) enthält die Ausgabe eineDVD-Video mit einer Konzertfassung von op. 135und einem spannenden Gespräch zwischen GeorgAlbrecht Eckle und Peter Gülke. Hier werden inunnachahmlicher Art mehr Fragen zu Komponist,Werken und Entstehungszeit beantworten, alsman sich jemals zu fragen traute. Was für eineunermessliche Fundgrube für jeden Klassik-Liebhaber! Cordelia Berggötz

Aktuelle Konzerte: BeethovenQuartettL. van Beethoven – Streichquartett op. 135R. Schumann – Streichquartett Nr. 1 und Nr. 2 op. 4119. 04. 2010 Prag 21. 04. 2010 Zürich 24. 04. 2010 Schloss Heiligenberg 09. 05. 2010 Bonn 13. 05. 2010 Basel 01. 08. 2010 Rheingau Musik Festival01. 08. 2010 Mosel Musikfestival 19. 09. 2010 Tokyo17. 10. 2010 Freiburg

L. van Beethoven – Tripelkonzert C-Dur op. 5610. 11. 2010 Ingolstadt13. 11. 2010 Wolfsburg 14. 11. 2010 Lüdenscheid15. 11. 2010 Witten16. 11. 2010 Bad Homburg

Nähere Information und Kartenvorbestellung:www.beethovenquartett.deTel.: +41 78 685 98 88 | [email protected]

Robert Schumann Streichquartett op. 41, 1 & 2 (Frühfassung)

Ludwig van Beethoven Streichquartett op. 135

BeethovenQuartett audiomax 703 1623-6 (SACD + DVD-Video)

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6 AUSGABE 2010/1

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»EIN NEUER GROSSER WURF«

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Profil Medien GmbH . Edition Günter HänsslerHauffstr. 41 . D-73765 Neuhausen a. d . F.

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»Gott! Welch Dunkel hier …« Dresdner Opernszenen aus

Inszenierungen der Staatsoper Dresden in Rundfunkaufnahmen des

Mitteldeutschen Rundfunks nach 19453 CD & 1 DVD Vol. 1: PH10007

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Augenzeugenberichten inkl. Begleitbuch (242 Seiten)

Die Semperoper Edition wird präsentiert in Kooperation mit der Sächsischen Staatsoper Dresden dem

Mitteldeutschen Rundfunk und dem Deutschen Rundfunkarchiv.

VOL. 2 SEMPEROPER EDITION ERSCHEINT IM APRIL 2010

Ludwig van Beethoven . FIDELIOJoseph Keilberth, Christel Goltz,

Bernd Aldenhoff, Elfride Trötschel - u. v. m.CD & DVD Vol. 2: PH10033

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oder ob Schubert das Trio mit Blick auf die ein-schlägigen Kataloge verfasste, ist bis heute nichtgeklärt. Es deutet aber viel darauf hin, dass esim direkten zeitlichen Umfeld mit dem „Notturno“entstand, dessen Autograph und Entstehungs-datum überliefert sind.

Robert Schumann schwärmte von den Werkenseines Komponistenkollegen wie ein Werbetexterunserer Tage. Für ihn war das B-Dur-Trio ganzund gar „leidend, weiblich und lyrisch“. Schonder erste Satz sei so „anmutig, vertrauend, jung-fräulich“, das Adagio gar „ein seliges Träumen,ein Auf- und Niederwallen schön menschlicherEmpfindung“. Klassik-Fan, was willst du mehr?

Das Max Brod Trio symbolisiert das Zusam-menwachsen Europas. Einer EU-Initiative zu-gunsten interkultureller Konzerte im Jahr 2005folgend, fanden sich Kerstin Straßburg (Klavier),Petr Mateják (Violine) und Maximilian von Pfeil(Cello), drei Musiker mit unterschiedlicherHerkunft und künstlerischen Erfahrungen,zusammen, um in Erinnerung an den in Praggeborenen, deutschsprachigen jüdischen Schrift-steller Max Brod einen Beitrag zur Verständi-gung zwischen den Kulturen zu schaffen. IhreKonzerte und CD-Aufnahmen erfuhren bereitsnach kurzer Zeit eine bemerkenswerte interna-tionale Resonanz und Anerkennung. Mit Hilfevieler Freunde und Förderer riefen die dreiMusiker die „Max Brod Salons“ als Plattform fürkulturelle Begegnungen und Interaktionen insLeben, um an das Wirken ihres Namensgeberszu erinnern. Thomas Trappmann

Das B-Dur Klaviertrio (D 898) von FranzSchubert gehört zu den bekanntesten,aber auch schwierigsten Werken dieser

bei Schubert seltenen Gattung. Das junge deutsch-tschechische Max Brod Trio hat dieses kammer-musikalische Schwergewicht für Audiomax auf-genommen. Ergänzt wird die äußerst reizvolleEinspielung durch das Adagio D 897 „Notturno“.

Bis zu seinem 30. Lebensjahr komponierteSchubert mit Vorliebe Streichquartette. Gemischtekammermusikalische Besetzungen sind bei ihmrar. Sein erstes Klaviertrio entstand 1827, alsoein Jahr vor seinem frühen Tod. Ob für die Ent-stehung von D 898 ein konkreter Anlass bestand

Ein Auf- und Niederwallen schön menschlicher Empfindung

Das Max Brod Trio präsentiert Schuberts „Notturno“ D 897 und sein B-Dur-Klaviertrio D 898

Franz Schubert (1797-1828)Klaviertrio B-Dur D 898

Notturno D 897Max Brod Trio

Audiomax 703 1608-2

Max Brod Trio

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CLASS a k t u e l l

Theaterorchester aktiv, hat sich der Klangkörperseit 2005 unter seinem Chefdirigenten DanielKlajner stets neue Ziele gesetzt. Man darf zu die-sem ebenso wichtigen wie ambitionierten und vorallem gut hörbaren Projekt nur gratulieren. Daauch die klangtechnische Seite dieser SACD her-vorragend gelungen ist, bleibt nur die nachhaltigeEmpfehlung, vielleicht einmal selbst die Grenzezum Elsass zu überqueren, um dieses sympathischeOrchester live zu erleben. Lisa Eranos

Norbert GlanzbergSuite Yiddisch / Holocaust-LiederRoman Trekel, BaritonOrchestre Symphonique de MulhouseDaniel Klajner, Ltg.MDG 901 1588-6 (Hybrid-SACD)

Wiederentdeckung eines UFA-Star-Komponisten

Roman Trekel und das Sinfonieorchester Mulhouse mit klangstarken Raritäten eines Grenzgängers

Viele Jahre seines Lebens hat sich derdeutsch-französische Komponist NorbertGlanzberg der Filmmusik, den Chansonsund dem Show-Business gewidmet. Erst

im letzten Viertel seines Lebens besann er sich auf seine jüdischen Wurzeln: Er schrieb„Holocaust Lieder“ und die „Suite Yiddisch“ –ursprünglich für zwei Klaviere. Kurz vor seinemTod im Jahr 2001 haben Frédéric Chaslin undDaniel Klajner die Werke orchestriert. Das Sin-fonieorchester der elsässischen Stadt Mulhouseunter der Leitung von Daniel Klajner und derBariton Roman Trekel präsentieren eine hochambitionierte und ebenso einfühlsame wiesämtliche Klangregister ziehende Super-Audio-CD mit diesen eindrucksvollen Partituren einesKomponisten, der sich scheinbar mühelos inallen Genres der Musik auskennt.

In Polen geboren, in Würzburg aufgewach-sen war Glanzberg als jungerKomponist schon Shooting-Starder UFA in Berlin, er vertonteden ersten Film von Billy Wilderund arbeitete mit Max Ophülszusammen. Dann die Emigrationnach Frankreich, schließlich das Kriegsende und ein Kompo-nistenleben im Dunstkreis vonEdith Piaf, Yves Montand, ToniRossi und Maurice Chevalier.Nach dem Tod dieser Freundefand Glanzberg keinen Anschluss mehr an diemoderne Pop-Kultur, und er begann, sich auf

seine „klassische“ Herkunft zu besinnen.Die „Suite Jiddisch“ zeichnet Szenen aus dem

Leben in den Dörfern Osteuropas nach. Eineverschwundene Welt, die Glanzberg selbst nuraus Erzählungen kannte. Da erklingen Wiegen-lieder, ein Walzer, ein jüdisches Hochzeitslied ...– und da wird mit Anklängen an die Musik vonSchostakowitsch an die Pogrome der Kosaken (!)erinnert. Die „Holocaust Lieder“ basieren auf Ge-dichten von KZ-Häftlingen, von Juden und Wider-standskämpfern. Es sind ganz besondere Studien –mal aufrüttelnd und leidenschaftlich, mal intimund erschütternd schlicht –, die in großer emo-tionaler Hingabe und mit viel Einfühlungsver-mögen von Roman Trekel dargeboten werden.

Das Sinfonieorchester der Stadt Mulhouseüberwindet als Kulturbotschafter des Elsass immerwieder Grenzen, um den guten Ruf der Heimatzu vermehren. Vor Ort als Konzert-, Opern- und

Aktuelle Konzerte 2010: Orchestre Symphonique de Mulhouse:

19. / 20. März in La Filature (Mulhouse) Faure Pelléas et MélisandeSchumann Klavierkonzert (Leonardo Gelber)Schönberg Pelléas et Mélisande

25. / 27. / 29. April und 02. / 04. / 06. Mai Opéra national du Rhin (Strasbourg)

16. / 19. Mai in La Filature (Mulhouse) Verdi Macbeth

Daniel Klajner Roman Trekel

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Norbert Glanzberg

AUSGABE 2010/1 7

Orchestre Symphonique de Mulhouse

C1_10_s07_Glanzberg_2 01.03.2010 22:15 Uhr Seite 7

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8 AUSGABE 2010/1

Auf dem Weg zum Opernstar kommt keinSänger am Kunstlied vorbei. Der BaritonAndré Morsch machte aus dieser Ein-sicht eine brillante Kür. Gemeinsam

mit dem niederländischen Pianisten EildertBeeftink setzte er sich intensiv mit den Liederndes deutschen Komponisten Hermann Reutter

auseinander und beide präsentierten diese beimWettbewerb der Hugo-Wolf-Akademie. Gleich zweiPreise waren Lohn der Mühe: der erste Preisdes Wettbewerbs und der Hermann-Reutter-Son-derpreis. Jetzt sind die Interpretationen dieser„kleinen Opern“ auch auf CD zu hören.

In den frühen Jahren seiner Karriere warHermann Reutter als Konzertpianist und Lied-begleiter bekannt. Durch enge Kontakte zu PaulHindemith lernte er das Komponistenhandwerk.In der Mitte seines Lebens begleitete Reutter,nun auch Hochschullehrer, so bekannte Sängerwie Elisabeth Schwarzkopf und Dietrich Fischer-Dieskau. Mit 66 griff er seine Vorliebe wiederauf: Nach seiner Emeritierung widmete sich der

Hermann Reutter (1900-1985)LiederAndré Morsch, BaritonEildert Beeftink, KlavierAudiomax 703 1609-2

„Kleine Opern“ – brillant vertont und gepriesen

André Morsch und Eildert Beeftink präsentieren Lieder von Hermann Reutter

aus einer Stuttgarter Musikerfamilie stammendeKomponist wieder voll und ganz dem Kunstlied.An der Münchner Musikhochschule leitete ernoch im hohen Alter eine Meisterklasse für Lied-interpretation. Einige seiner Schüler schwärmennoch heute von der Inspiration, die HermannReutter ihnen damals vermittelte.

Es sind zumeist philosophische, melancho-lische Texte, denen Hermann Reutter in seinenLiedern eine musikalische Gestalt gibt. Dabeiliest sich die Liste der Autoren wie ein „Who is Who“ der Dichtkunst: Friedrich Hölderlin,Theodor Storm, James Joyce... Sehr kunstvollpasst der Komponist den Stil seiner Lieder denGedichten an: Mal erklingt der objektive, poly-phone Stil eines Hindemith, dann wirkt seineMusik minimalistisch und expressionistisch,schließlich glaubt man den Einfluss englischerLiedkomponisten zu entdecken, um den Vorlagenvon James Joyce gerecht zu werden.

André Morsch und Eildert Beeftink meisterndiese künstlerischen Herausforderungen mitBravour. Es ist u.a. der Hugo-Wolf-Akademie zuverdanken, dass seine Werke durch aktuelleInterpretationen, wie die hier vorliegende Auf-nahme, nicht in Vergessenheit geraten. Dass fürdie Produktion ein klangvoller Steinway-Konzert-flügel aus dem Geburtsjahr des Komponisten zur Verfügung stand, gibt der hervorragend aus-balancierten Aufnahme aus dem Konzertsaal der Abtei Marienmünster noch einen weiterenPluspunkt. Thomas Trappmann

Hermann Reutter André Morsch Eildert Beeftink Ph

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AUSGABE 2010/1 9

CLASS a k t u e l l

Seit ihrer atemberaubenden Debüt-CD in2001 (Pasculli) gilt sie als „Paganini derOboe“, den „Echo Klassik“ hat sie gleichzweimal erhalten. Nun erweist Yeon-Hee

Kwak drei hochkarätigen Oboen-Komponistendes 20. Jahrhunderts ihre Reverenz. Mit demhervorragend disponierten Münchner Rundfunk-orchester unter der Leitung von JohannesGoritzki spielt sie in feinster 222 Mehrkanaltech-nik die Oboen-Konzerte von Bohuslav Martinuund Antal Dorati sowie als „Zugabe“ die Sonatefür Oboe solo von Heinz Holliger ein.

Die Sonate komponierte Holliger 1956/57für sich selbst, um sie gut 40 Jahre später auchhöchstpersönlich zu revidieren. Yeon-Hee Kwakgenießt das ausgereifte Stück ganz offenkundig:Sie lässt ihr Instrument mitunter exotisch klingen,dann wieder humorvoll und lyrisch-expressiv,schließlich ganz und gar ausgelassen. Martinus Oboen-Konzert von 1955 ist so vertracktvirtuos geschrieben, dass in der Uraufführung

ohne erhebliche Striche in den Kadenzen gar nichtpräsentiert werden konnte. Mittlerweile ist es einhervorragendes Standardwerk für ambitionierteSolisten. Es ist faszinierend, wie scheinbarmühelos Kwak die gefürchteten Triller-Ketten unddie extremen Lagen-Wechsel von der Hand gehen.

Zwei Streichorchester, neun Blasinstrumente,dazu Harfe, Celesta, Pauken, Vibraphon, Xylo-phon, Glockenspiel, 4 Kesseltrommeln, 4 chine-sische Tempelblocks, 4 Holzblocks, 4 Gongs, 2 TamTams, Cymbal, Militärtrommel, Guiro undSandpapier... Eigentlich sollte Antal Dorati fürein Auftragswerk im Jahr 1976 „nur“ ein Kon-zert für Blasinstrument und Orchester kompo-nieren, doch war seine Liebe zur Oboe so groß,dass er diesem Instrument eine grandiose Parti-tur widmete. Das Ergebnis ist ein „Zeitvertreib“im besten Sinne des 18. Jahrhunderts, das denZuhörern ein amüsantes Klangspektakel undder Solistin die Möglichkeit zu allerlei Oboen-Schabernack bietet. Thomas Trappmann

Aktuelle Einspielungen:

Oboe soloWerke von J. S. und C. Ph. E. Bach,Piazzolla & SilvestriniMDG 603 1423-2

Antonino Pasculli Ricordo di NapoliYeon-Hee Kwak, OboeChia Chou, KlavierMDG 603 0942-2

Antál Dorati KammermusikYeon-Hee Kwak, OboeChia Chou, KlavierLeipziger StreichquartettMDG 603 1126-2

Charles Ives KammermusikYeon-Hee Kwak, OboeSteffen Schleiermacher, Klavier Leipziger StreichquartettMDG 307 1143-2

Bohuslav Martinu : Konzert für Oboe und kleines OrchesterHeinz Holliger: Sonate für Oboe solo Antal Dorati: Divertimento für Oboe und OrchesterYeon-Hee Kwak, OboeMünchner Rundfunkorchester Johannes Goritzki, DirigentMDG 903 1586-6 (Hybrid-SACD)

YEON-HEE KWAK hat eine steile internatio-nale Karriere gemacht, seit sie 1993 zu weitergehenden Studien nach Deutschlandkam. Die Koreanerin ist Preisträgerin zahlreicherrenommierter Wettbewerbe. 2009 verließ siedas Rundfunkorchester des BR in München, um sich ganz ihrer internationalen Karriere alsSolistin und Pädagogin zu widmen.

OboissimoZeitvertreib mit Guiro und Sandpapier…

www.yeonheekwak.com

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10 AUSGABE 2010/1

Im Blickpunkt

Kammermusik

Carl Ditters von Dittersdorf (1739-1799)Klavierkonzerte Nr. 1 & 2Joseph HaydnKlaviersonate Nr. 38 F-DurChristiane Klonz, Klavier;Thüringer Symphoniker Saalfeld-Rudolstadt, Oliver Weder, Ltg.ECD0910 / claXL

Carl Ditters von Dittersdorf gehörte zuden vergessenen oder bestenfalls als Klein-meister belächelten Komponisten derGeneration Joseph Haydns. Zu Lebzeitenwar er freilich ein Pionier der neuenMusik, der sich auf allen musikalischenGebieten hervortat: von Oper und Orato-rium über Sinfonien und Instrumental-konzert bis hin zur Kammermusik. Erwurde geadelt und war, gleich Mozart undGluck, päpstlicher Ritter vom GoldenenSporn – an Respekt seiner Zeitgenossenfehlte es also nicht.

Mittlerweile ist sein Werk auf CD sopräsent, dass ein unabhängiges Urteilüber diesen schaffensfreudigen und inno-vativen Meister des 18. Jahrhundertsmöglich ist. Eine Einspielung von Ditters-dorfs beiden Klavierkonzerten fehlteindessen bisher, lediglich das Konzert A-Dur ist in der Besetzung für Harfe seit langem bekannt und beliebt. DiesemÜbelstand abzuhelfen tritt ChristianeKlonz mit der vorliegenden CD an. Die Pianistin, Preisträgerin des Robert-Schumann-Wettbewerbes, Stipendiatinder Konrad-Adenauer-Stiftung und seit2006 „Steinway-Künstlerin“, verleiht denbeiden Konzerten Geist und Charme undwird dabei bestens unterstützt von OliverWeders Thüringer Symphonikern. AlsKomponist brauchte sich Dittersdorf vorJoseph Haydn nicht zu verstecken, wie die Zugabe einer Klaviersonate des be-rühmten Kollegen am Schluss der CD eindrucksvoll unter Beweis stellt.

Sylvio Lazzari, Volkmar AndreaeSämtliche Werke für Violine und KlavierIlona Then-Bergh, ViolineMichael Schäfer, KlavierGEN 10167 / Genuin

Nicht nur als Solist hat sich MichaelSchäfer mit der Ausgrabung ungehör-ter Klavierwerke einen Namen gemacht, sondern auch in der Duobesetzung mitIlona Then-Bergh (Violine). Nach der ers-ten Gesamteinspielung der Kammermusik für Violine von Ottorino Respighi beimLeipziger Label Genuin zieht es die Neu-Entdecker nun in die Zeit des Fin deSiècle, eine Zeit der brodelnden Stilvielfalt.

Un!erhört:Sylvio Lazzari, der die meiste Zeit

seines Lebens in Paris verbrachte, wurdevon César Franck und Richard Wagnerinspiriert, im zweiten Satz seiner Violinso-nate lässt ein verfremdetes Tristanmotivaufhorchen, eine Hommage an den ver-ehrten Bayreuther Meister. Ilona Then-Bergh versteht es, den emphatischen Themen in Lazzaris Sonate einen höchstsensiblen Ton zu verleihen und dabei nieim Pathos zu versinken. Angesichts desfulminanten Scherzos von Lazzari fragtman sich, warum seine Stücke nichtschon längst Einzug in das gängige Violinenrepertoire gehalten haben: Ko-boldhaft wirbelt es vorüber, der treibendeRhythmus des Klaviers kokettiert mit denvirtuosen Einwürfen der Violine, vorgelegtin einer eindruckvollen Ersteinspielungvon Michael Schäfer und Ilona Then-Bergh. Ergänzt durch die ebenso zuUnrecht vergessenen Werke VolkmarAndreaes bereichert diese CD das Violi-nenrepertoire um sieben hörenswerteNeuentdeckungen!

Portrait einer KöniginDie neue Goll-Orgel der Marktkirche HannoverOrgelwerke von J. S. Bach, Louis-Claude Daquin, César Franck,Max Reger und Olivier MessiaenMarktkirchenorganist Ulfert SmidtROP6037

Rondeau Production / Note 1

2007 erhielt die Marktkirche die Italienische Orgel, erbaut 1780 durch Fabrizio Cimino, die auf einem fahrbarenPodest im Kirchenschiff steht. 2008 kamdie neue Chor-Ensemble-Orgel der Orgel-bauwerkstatt Hermann Eule hinzu, die sichauf der Sängerempore im Turm befindet.

Von 2007 bis 2009 wurde die großeOrgel unter Verwendung des Oesterlen-Prospekts und knapp 50 % des Pfeifen-materials der bisherigen Orgel von derOrgelbaufirma Goll aus Luzern technischund klanglich neugebaut.

Neue große Orgelfür die Marktkirche

Hannover Nun legt Marktkirchenorganist Ulfert

Smidt mit dieser CD die erste Einspielungan dem Instrument vor. Der Titel „Portraiteiner Königin“ bringt das inhaltliche Konzept der CD auf den Punkt: Mit Kom-positionen von Johann Sebastian Bach bisOlivier Messiaen demonstriert Smidt aufhöchstem Niveau die Fülle der verschie-denen Klangkombinationen und Klang-möglichkeiten der neuen Goll-Orgel.Besonders bei Max Regers Choralfantasie„Wachet auf, ruft uns die Stimme“ werdendifferenzierteste Schattierungen vom ab-soluten Pianissimo bis zum beeindrucken-den Tutti ausgeschöpft. Die enormeKlangvielfalt und das hohe künstlerischeNiveau spiegeln sich ebenso in den Kom-positionen der französischen Orgelliteraturvon Louis-Claude Daquins „Noël Suisse“sowie César Francks „L’Organiste“ wider.Ein beeindruckendes Portrait diesesneuen Instrumentes wie es besser nichthätte gelingen können.

Tasteninstrumente

Grieg, Busoni, Balakirev,Villa-Lobos, MompouHommage à ChopinJonathan PlowrightCDA 67803 / Hyperion

Frédéric Chopin (1810-1849) zählt zuden bedeutendsten und innovativstenKomponisten der Musikgeschichte. Mehrals jeder andere trug er zur Entwicklungvon Technik und Stil des modernen Kla-vierspiels bei. Sein Einfluss auf spätereGenerationen von Klavierkomponisten istnicht hoch genug einzuschätzen. Er führ-te eine ganze Palette von neuen Farben,kühnen Harmonien und Ausdrucksmög-lichkeiten ein, mit denen er jede Facettevon Neuentwicklungen bei der Klavier-konstruktion ausnützte. Im Pantheon dergroßen Komponisten besetzt Chopin eineeinmalige Stellung und das in mehrerleiHinsicht: Er schrieb keine Sinfonien,Opern, Ballette oder Kirchenmusik. SeinAnspruch auf Unsterblichkeit beruht nichtauf umfänglichen Großwerken, sondernauf Miniaturen. Und jede seiner Komposi-tionen ist – ungeachtet ihrer Form – mitdem Klavier verbunden. Das Jahr 2010nimmt die Musikwelt zum Anlass, um invielfältiger Weise an die 200. Wiederkehrvon Chopins Geburt zu erinnern. Einebesonders schöne „Hommage à Chopin“ist die vorliegende Aufnahme, die musi-kalische Huldigungen des Klaviergeniesdurch Komponisten des 19. und derersten Hälfte des 20. Jahrhunderts prä-sentiert: Das sind berühmte Kollegen wieTschaikowsky, Grieg, Busoni, Balakirev,Godowsky oder Honegger, aber auchweniger bekannte wie Franz Bendel (1833-1874), Eduard Napravnik (1839-1916)oder Theodor Leschetizky (1830-1915).Gesammelt hat die Variationen und„Hommages“ über Themen und Melodienvon Chopin der international renom-mierte Pianist Jonathan Plowright.

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Trios Brasileiros

Heitor Villa-Lobos: Klaviertrios Nrn. 1-3Oscar Lorenzo Fernañdez: Trio BrasileiroDamocles TrioCLA50-2916 / Claves

Nach einer ersten CD mit Werken desspanischen Komponisten Joaquin Turinapräsentieren die New Yorker Musiker desDamocles Trio bei Claves ein Doppel-album, das wiederum von südlichen Klän-gen geprägt ist. Diesmal stehen Klaviertriosvon zwei Komponisten aus Rio de Janeiroauf dem Programm: Heitor Villa-Lobosund Oscar Lorenzo Fernañdez. Die dreiTrios von Villa-Lobos sind Jugendwerke,geschrieben, bevor er den grossen Sprungnach Paris machte. Es mag merkwürdigerscheinen, doch gerade in diesen Stückenist er am wenigsten „brasilianisch“, alshätte er erst im Exil wirklich zu seinenWurzeln gefunden. „In Rio de Janeiro“,schreibt Etienne Barilier im Begleittext,„und in seinen drei Trios für Klavier, Vio-line und Cello war er vor allem roman-tisch, impressionistisch und französisch.“– Oscar Lorenzo Fernañdez wurde 1897,zehn Jahre nach Villa-Lobos, geboren.

Brücke zwischenKontinenten

Genau wie er besang er seine Heimat,indem er volkstümliche Themen in seineWerke einflocht. Viel trug er bei zur Ent-wicklung der musikalischen InstitutionenBrasiliens. Und ebenfalls wie Villa-Loboswurde er von der europäischen Romantikund dann vom französischen Impres-sionismus beeinflusst, bevor er zu Beginnder zwanziger Jahre schließlich ein wirk-lich „brasilianischer“ Komponist wurde.Sein Trio brasileiro stammt aus dem Jahr1924. Der Titel spricht für sich; es istweniger komplex und raffiniert als dieTrios von Villa-Lobos, setzt auf volks-tümlichere Themen und benutzt sie aufnaivere Weise.

W. A. MozartMozart-Bearbeitungen„Grande Sestetto Concertante“nach KV 364 (KV 320d) (1779),Quartetto nach KV 581 (1789)Mannheimer StreichquartettSebastian Bürger, ViolaMátyás Németh, KontrabassThomas Duis, KlavierMDG 336 1599-2

Mozarts berühmtes Klarinettenquintett,aber ohne Klarinette, seine berühmte „Sinfonia Concertante“, aber ohne Solisten,stattdessen präsentiert das „MannheimerStreichquartett“ zwei zeitgenössische Be-arbeitungen dieser Werke für Klavier undStreicher, die – hätte man das Originalnicht im Ohr – als absolut authentisch gelten könnten.

Anders, aber genialDie Quelle für die Bearbeitung der

„Sinfonia Concertante“ KV 364 als „GrandeSestetto Concertante“ aus dem Jahr 1807für zwei Violinen, Bratschen, Violoncelloconcertante und Kontrabass liegt im Dunkeln – die Handschrift enthält keinenHinweis auf den Bearbeiter. Die Solo-Parts dieses Stücks liegen nicht bei einzelnen Instrumenten, sondern werdenraffiniert auf alle Spieler verteilt.

Es ist erstaunlich, wie trotzdem dergeniale Wurf Mozarts in dieser „redu-zierten“ Version unmittelbar spürbar ist.Dass das Klavier als Hausinstrument ver-breiteter war als die noch relativ „junge“Klarinette, scheint zum Arrangement desberühmten KV 581 zum Klavierquartettgeführt zu haben. Thomas Duis ist hierder kongeniale pianistische Partner. Undfür jeden von uns, die wir heute in dutzenden herausragenden Originalein-spielungen wählen können, ist es einespannende Hörerfahrung, die mancheklangliche Überraschung bereithält.

Fazit: Diese CD ist etwas Besonderes.Zur Komplettierung jeder Mozart-Samm-lung unbedingt empfehlenswert. Oderauch nur so. Zum Vergnügen.

Kammermusik

Gustav Mahler (Hermann Behn)Sinfonie Nr. 2 c-Moll „Auferstehungssinfonie“Christiane Behn, Mathias Weber, KlavierDaniela Bechly, SopranIris Vermillion, AltHarvestehuder KammerchorClaus BantzerM 56915 / Musicaphon Ersteinspielung

Zu Mahlers engerem Freundeskreis inHamburg gehörte Hermann Behn (1859-1927). Der promovierte Jurist hatte auchKomposition bei Anton Bruckner in Wienund bei Joseph Rheinberger in Münchenstudiert. Sein kompositorisches Schaffenumfasst nicht weniger als neun Liederhefteund eine Klaviersonate. In ihm fand Mahlereinen wichtigen Förderer, denn Behnschätzte die Musik Mahlers und unter-stützte ihre Verbreitung – gerade auch mitfinanziellen Mitteln – nach Kräften. So über-nahm er, gemeinsam mit dem HamburgerIndustriellen Wilhelm Berkhan, auch diebeträchtlichen Kosten für die Urauffüh-rung der Zweiten Sinfonie am 13. Dezember1895 in Berlin. Mahler wiederum war vonBehns Kompositionen, insbesondere vonseinen Liedern, sehr angetan. NachdemMahler seine Zweite Sinfonie vollendethatte, übergab er das Manuskript seinemFreund Behn, denn er wollte es in siche-ren Händen wissen. Ohne Mahler darüberzu informieren, bearbeitete Behn dasWerk für zwei Klaviere.

Der reduzierte Mahler

Als Mahler von einer Reise zurückkamund von Behn mit dieser Bearbeitungüberrascht wurde, war er begeistert. Ernannte sie „vorzüglich“ und spielte dieersten drei Sätze zusammen mit Behnvierhändig in dessen Haus. Das Manus-kript wurde erst jetzt wieder von BehnsUrgroßnichte, der Pianistin ChristianeBehn, ausfindig gemacht, und erlebte am17.11.2008 im Kleinen Saal der Laeiszhal-le seine Hamburger Erstaufführung. DieseCD ist ein Mitschnitt dieser Aufführung.

Werke von Knechtel, Röllig, Fürster, Graun,Vivaldi, Telemann, Molter„À la Chasse“Michael Tunnell, Corno da cacciaJack Ashworth, Orgel und Ensemble(Corni da caccia, Violine)CRC 2987 / Centaur

Am Ende des 17. Jahrhunderts tauchterstmals Sololiteratur für das Horn auf,ausgelöst durch Fürst Franz Anton Sporckvon Böhmen, der als Hornbegeisterter dieTradition böhmischer Hornmusik be-gründete. Auslöser war sein Besuch amHof Ludwig XIV in Paris, wo er das Zere-moniell höfischen Hornblasens kennen-lernte, insbesondere den Gebrauch desneuen „cor de chasse“. Er veranlasste,dass zwei seiner Musiker, Wenzel Swedaund Peter Röllig, entsprechend ausgebil-det wurden. Wobei erwartet wurde, dassdie Musiker sowohl mit der Trompete wiemit dem Horn umzugehen verstanden;berühmte Beispiele sind Johann GeorgKnechtel in Prag und in Leipzig GottfriedReiche, der „Haustrompeter“ JohannSebastian Bachs. Im 18. Jahrhundertbegannen die Komponisten zwischen dem„Konzerthorn“ und dem Jagdhorn zuunterscheiden; Musik für das „corno dacaccia“ ist seitdem also expliziert für dasJagdhorn gedacht.

Auf zur Jagd!Die Firma Thein in Bremen hat ein

modernes „corno da caccia“ entwickelt,das die Anforderungen der Musik ausdem 17. und 18. Jahrhundert mehr in die Reichweite heutiger Hornisten bringt.Michael Tunnell und Bruce Heim (letz-terer Trompeter und Hornist nach altemBrauch) haben dieses Instrument für ihre Aufnahme genutzt. Diese Einspielungbedient sich der umfangreichsten Quellean Hornliteratur aus jener Zeit, die in derUniversitätsbibliothek in Lund (Schweden)aufbewahrt wird.

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Im Blickpunkt

Kammermusik

Max Reger (1873-1916)Sonaten für Violine und Klavier:Sonate C-Dur Nr. 4 op. 72Sonate c-Moll Nr. 9 op. 139Johannes Prelle, ViolineThomas Günther, KlavierM 56914 / Musicaphon

Die Auswahl der Sonaten für diese CDist keineswegs zufällig, denn bei beidenhandelt es sich um Marksteine in RegersSchaffen. Die Sonate Nr. 4, entstanden1903, brachte Reger dank der Aufführun-gen durch den belgischen Geiger HenriMarteau (immer mit Reger am Klavier)den Durchbruch. Fortan galt er nebenRichard Strauss als äußerster Exponentder musikalischen Moderne, wahlweisegefeiert oder gefürchtet, immer aberunter Anerkennung seines unzweifelhaf-ten handwerklichen Könnens.

Der wilde RegerDas Wort vom „wilden Reger“ ist auf

das Schaffen dieser Jahre gemünzt. Ganzanders der letzte Beitrag Regers zu dieserGattung. Die Sonate Nr. 9, ein gutes Jahrvor seinem Tod entstanden, lag ihmbesonders am Herzen. Er sprach selbstvon einem „ganz neuen Stil“, und in derTat hebt sich das Werk in seiner Tendenzzur motivischen Ökonomie, verbunden mitintensiver Arbeit am Detail, gegen manchefrüheren Kompositionen sehr ab. Dasharmonisch, motivisch, klanglich Exzes-sive, das ihm den Ruf des „wilden Reger“eingetragen hatte, ist hier aufgehoben.

Johannes Prelle, ausgebildet bei MaxRostal, wirkte ab 1964 in verschiedenendeutschen Orchestern. Von 1980 bis 1996 war er Primarius des LeonardoQuartetts, das sich besonders der Musikdes 20. Jahrhunderts widmete. Von 1986bis 2002 leitete er eine Hochschulklassefür Violine und Kammermusik an derAbteilung Wuppertal der Kölner Musik-hochschule.

Werke von Johann Sebastian Bach,Hans Uwe Hielscher, Enrico Pasini,Hans Peter Graf, Remo Giazotto,Gaetano Donizetti, Antonio Vivaldi„Amazing Grace“Karl-Heinz Halder, TrompeteJörg-Hannes Hahn, OrgelC 58041 / Cantate

Karl-Heinz Halder, geboren im badi-schen Leutershausen, studierte Trompetean der Hochschule für Musik in Berlin beiProf. Fritz Wesenigk, dem ehemaligen Solo-trompeter der Berliner Philharmoniker,und setzte seine Studien bei Prof. PierreThibaud in Paris fort. Sein erstes Engage-ment erhielt er beim Radio-Sinfonieor-chester Berlin (heute Deutsches Sinfonie-orchester Berlin). Danach wechselte er alsSolotrompeter in das Orchester des Mann-heimer Nationaltheaters. Unter SergiuCelibidache wurde Karl-Heinz Halder 1976als Solotrompeter des Radio-Sinfonie-orchesters Stuttgart des SWR verpflichtetund behielt diese Position bis 2001 inne.

Schon während des Studiums beschäf-tigte sich Halder mit historischer Auffüh-rungspraxis und seit 1985 wirkt er als Ers-ter Trompeter der renommierten CappellaColoniensis, wo er mit Spezialisten fürBarockmusik wie Joshua Rifkin, ReinhardGoebel und Sigiswald Kuijken zusammen-arbeitet. Darüber hinaus rief er verschie-dene Ensembles ins Leben mit dem Ziel,der sehr unterschiedlich und zum Teil auchungewöhnlich besetzten Kammer- undEnsemblemusik des 17. und 18. Jahrhun-derts Gehör zu verschaffen.

Encores zeitgenössisch

Halder wurde selbst zum gefragtenGastprofessor u.a. an der Toho MusicSchool in Tokio. Für Nachwuchskünstlergibt er regelmäßig Kurse, z.B. in der Landesakademie Ochsenhausen und inWeikersheim. Karl-Heinz Halder gehteiner regen Konzerttätigkeit im In- undAusland nach. Konzertreisen führten ihndurch Europa, die USA, Japan, Australien,Südafrika und nach Hongkong.

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Geistliche Musik

Ludwig van BeethovenCellosonaten Vol. 2Angela Hewitt Daniel Müller-Schott CDA 67755 / Hyperion

Seit wenigen Jahren verbindet denbrillanten Cellisten Daniel Müller-Schotteine künstlerische Partnerschaft mit derfeinsinnigen Pianistin Angela Hewitt, derGrand-Dame des Bach-Spiels, die sichgleichermaßen im französischen Barockwie in der Klassik oder der Romantik zuHause fühlt. Mit Spannung erwartet, legenDaniel Müller-Schott und Angela Hewittnun die zweite Folge mit Werken für Cellound Klavier von Ludwig van Beethoven vor.

Fein ausbalanciertesZusammenspiel

Die beiden Musiker spielen BeethovensSonaten für Cello und Klavier op. 102 Nr. 1 & 2 und ergänzen diese beiden aus-drucksstarken Werke durch Variationenüber Themen von Händel und Mozart.Beethoven bearbeitete vom Barock-Meister„Seht, er kommt mit Preis gekrönt“ ausdem Oratorium „Judas Maccabäus“ sowiedie Arien „Ein Mädchen oder Weibchen“und „Bei Männern welche Liebe fühlen“aus Mozarts Zauberflöte. In diesen Varia-tionswerken wird deutlich, wie sensibel,dabei aber stets individuell Beethoven beider Umsetzung von „fremdem“ Materialumging. Er übernimmt die beliebten Themen anderer Komponisten und kleidetsie in sein persönliches Klanggewand undseinen Stil. In ihrem Zusammenspiel ge-lingt es Angela Hewitt und Daniel Müller-Schott einmal mehr durch sensible Phra-sierung, ein hohes Maß an Flexibilität,akkurate Artikulation, aber auch durchden nötigen Schmelz zu überzeugen.

Luigi GattiSestetto für Englischhorn, Fagott,Violine, Viola, Cello und KontrabassSerenata für Oboe, Fagott, 2 Hörner& StreichquintettCalamus EnsembleMDG 603 1589-2

Das Calamus-Ensemble hat uns schonoft überrascht mit exzellenten Aufnah-men von eher unbekannten Komponisten.Jetzt präsentieren die Musiker ein Sextett und eine Serenata in Oktett-Bläser- undStreicherbesetzung aus der Feder des vom Gardasee stammenden KomponistenLuigi Gatti.

Ein gewisser Mozart

Luigi Gatti wurde am 7. Oktober 1740in Lazise als Sohn eines Organisten ge-boren. Schon als Kind begann seine Aus-bildung im Seminar des nahegelegenenMantua zum Sänger, Komponisten undDirigenten. Hier wurde er auch zum Priester geweiht und sammelte vielfältigeErfahrungen als Musiker, um dann unteranderem an der Mailänder Scala Karrierezu machen. Mit Anfang 40 zog es ihn auf dieNordseite der Alpen. Er fand bis zu seinemTod im Jahr 1817 eine Anstellung als Hof-kapellmeister des Fürsterzbischofs vonSalzburg, in dessen Hofkapelle auch eingewisser Leopold Mozart die Geige spielte.

Mit dem „Sestetto“ in Es-Dur hat Gattiin Salzburg 1790 eine kleine konzertanteSinfonie geschaffen, in der sich – ganz imStile Haydns – Violine, Cello, Englisch-horn und Fagott mit ihren Soli ständig dieBälle zuspielen. Auch die „Serenata a piustromenti di Concerto“ erweist sich alshervorragend gesetzte, völlig unbekannteMusik der Klassik, die vor allem in denvirtuosen Passagen den Solisten ausgiebigGelegenheit zum Brillieren bietet. Einewunderbare Entdeckung, die einfach nurSpaß macht.

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AUSGABE 2010/1 13

Francesco Cavalli (1602-1676) 5 MagnificatLaetatus sumCanzonaDixit DominusEnsemble La PifareschaCoro Claudio MonteverdiBruno GiniCDS 623 / Dynamic Erste Gesamtaufnahme

Cavalli erhielt seine Ausbildung beiClaudio Monteverdi. Der Komponistwurde über die Grenzen Italiens hinausberühmt, doch war seine Karriere keineblitzartige. Erst allmählich erreichte erBekanntheit und damit einhergehendWohlstand, in dem er die Stufen einer derdamals angesehensten musikalischen Ein-richtungen erklomm, die Musikkapelleder St. Markus-Basilika in Venedig. Was seine Zeitgenossen so schätzten: Ihmgelang scheinbar mühelos der Entwurfgroßformatiger instrumentaler und voka-ler Fresken voller Emotion und Expres-sivität. Keiner seiner Zeitgenossen bewieseinen derart raffinierten Sinn für dekora-tive Musik, für Ornamentales.

Venezianische Chorpracht

Nach Monteverdis Tod 1643 stieg erzur unangefochtenen musikalischen Autorität im Musikleben Venedigs auf. Die erste Gesamtaufnahme seiner meistachtstimmigen Magnificat-Vertonungenwird ergänzt mit zwei Motetten in vene-zianischer Doppelchörigkeit und zweiinstrumentalen Canzonen.

Geistliche Musik

Johann Sebastian Bach (1685-1750)Die MotettenYukari Nonoshita, Aki Matsui, SopranDamien Guillon, AltusSatoshi Mizukoshi, TenorDominik Wörner, BassBach Collegium JapanMasaaki SuzukiBIS-SACD-1841

ENDLICH! Von vielen Suzuki-Fans seitJahren sehnsüchtig erwartet: Die Aufnahmeder Motetten. Es sind sämtlich Gelegen-heitswerke, die untereinander in keinemengeren Zusammenhang stehen, sondernfür besondere Anlässe, vor allem Trauer-feiern, komponiert wurden. Für Suzukisind es in jedem Einzelfall Werke, derenAussagekraft menschliche Worte bei wei-tem übersteigt, und von einer kreativenKraft, „die uns in dieser Welt überlebenlässt.“ Immer schon stritten sich die Gelehr-ten darüber, ob diese Werke a cappellaoder mit Instrumentalbegleitung aufzu-führen sein. Suzuki hat sich für letzteresentschieden, in Anlehnung an die Praxisdes „colla parte“-Musizierens, wie diesaus den im „stile antico“ komponiertenKantaten bekannt ist. Das bedeutet, dassdie Singstimme instrumental verdoppeltwird. Bei Doppelchörigkeit werden gernauch verschiedene Klangfarben zur Unter-scheidung der beiden Chöre eingesetzt,z.B. Begleitung des einen Chores durchStreicher, die des anderen durch Bläser.

Ein traumhaftesEnsemble

Und so reicht die Begleitung vomOrgelpositiv über Streicher bis zu ver-schiedenen Kombinationen von Streichernund Bläsern. Aber natürlich stehen diewunderbaren Sängerinnen und Sängerdes Bach Collegium Japan im Mittelpunkt dieser Einspielung. Ein Chor, von dem derRezensent in Diapason nach Hören der h-Moll-Messe sagte, es sei „ein Ensemble,von dem man einfach träumen muss.“

Giovanni Battista Bassani (1647-1716)La Tromba della Divina Misericordia (1676)Ensemble Vocale MagnificatEnsemble StilModernoConcerto CD 2044Ersteinspielung

Dies war das dritte Oratorium aus der Feder Bassanis, erstaufgeführt am8.11.1676 in Ferrara. Es ist das einzige,von dem noch eine originale Partitur existiert, und somit Bassanis älteste„überlebende“ Komposition (sein op. 1erschien erst ein Jahr später). Das Orato-rium war von der Accademia della Mortein Ferrara in Auftrag gegeben worden (woBassani, aus Padua gebürtig, seit 1667lebte). Es handelt sich um ein „oratoriomorale“, stilistisch eher eine Oper mitbiblisch inspiriertem Libretto. Inhaltlichgeht es im Wortsinn um Leben und Tod.In zwei Teilen vergleicht das Oratoriumdie Geschichte einer Seele, die zum Him-mel aufsteigen darf, mit dem Schicksaleiner anderen, die keine Erlösung erfährt.Und dies, weil der Verstorbene selbstnicht genug betete und nicht genug fürihn gebetet worden ist und so nur auf die göttliche Gnade hoffen kann.

Von Tod und Leben

Das Libretto schrieb Fürst Rosselli,der in der Kunstszene Modenas einebedeutende Rolle spielte. Der Chor hateine bedeutende Rolle in Bassanis Kom-position; er wird keineswegs nur beglei-tend oder kommentierend eingesetzt, wiedies in vielen oratorischen Werken dieserZeit sonst üblich war. In der Musik wird Bassanis Neigung zur Oper schon durch-aus deutlich, doch sollte er erst sechsJahre nach diesem Oratorium seine ersterichtige Oper schreiben.

Eine interessante Entdeckung, ist Bas-sani doch heute eigentlich nur noch durchund über seine Triosonaten bekannt.

Codaex Deutschland GmbH Landsberger Straße 492 81241 München [email protected] | blog.codaex.de

EUGEN D'ALBERTKlaviertranskriptionen

von Bach Vol. 8Piers Lane

In der 8. Folge der Edition sämtlicherBach-Transkriptionen spielt Piers Lanedie Bearbeitungen von Eugen d’Albert(1864–1932): Passacaglia in c-mollBWV 582, Sechs Präludien und FugenBWV 532, 534, 536, 537, 538, 540, 541.

TOBIAS HUME Passion & Division Susanne Heinrich

Die Gambistin Susanne Heinrich giltals Expertin der Barockmusik und ent-deckte eine schillernde Persönlichkeit,den englischen Komponisten TobiasHume (ca. 1579-1645).

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Raritäten. KammermusikalischRichard Strauss:Serenade für Bläser Es-Dur, op. 7Franz Strauss:Hornkonzerte Nrn. 1 und 2César Franck (Mathias Weber):Klavierquintett f-MollMarie Luise Neunecker, HornMathias Weber, KlavierPhilharmonisches Orchester der Hanse-stadt Lübeck, Roman Brogli-SacherM 56916 / Musicaphon (SACD hybrid)

Der erste Teil des Programms von„Lübeck Philharmonic live, Vol. 6“ bautlogisch aufeinander auf: Richard Strauss‘Vater Franz war einer der besten Hornis-ten seiner Zeit, und das Horn, überhauptMusik für Bläser, blieb zeitlebens einbesonderes Steckenpferd des Sohnes. Mitder „Serenade“ gelang es Strauss junior,die Wertschätzung des Dirigenten Hansvon Bülow zu erlangen, der das Stück ins Tourneeprogramm seiner berühmtenMeininger Hofkapelle aufnahm. Eine engeVerwandtschaft verbindet das erste Kon-zert c-Moll op. 8 von Franz Strauss mitdem Hornkonzert op. 11 des Sohnes, dersich hörbar an der romantisch gefärbtenväterlichen Komposition orientierte. Dervirtuose Hornist brachte sein c-Moll-Konzert im Frühjahr 1865 selbst bei einerAkademie im Münchner Odeon-Konzert-haus zur Uraufführung.

Geboren im gleichen Jahr wie FranzStrauss, kam César Franck als Sohndeutsch-belgischer Eltern in Lüttich zurWelt. Ab 1846 wirkte er als Organist anverschiedenen Pariser Kirchen, von 1858bis zu seinem Tod 1890 als Titularorganistder Kirche St. Clothilde. Dem Klavier wendetsich Franck mit den Klavierquintett f-Mollin den Jahren 1878/79 zum ersten Malnach langer Zeit zu. In seiner ursprüng-lichen Gestalt am 17. Januar 1880 in derSociété Nationale de Musique uraufgeführt,erlebte das Werk am 8. Juni 2008 seineUraufführung in der zur „Symphonie fürOrchester und Klavier“ entwickeltenForm, bei der Bearbeiter Mathias Weberselbst den Klavierpart interpretierte.

Wolfgang Amadeus Mozart,Sinfonien Nr. 29, 31, 32, 35 & 36 Scottish Chamber OrchestraSir Charles Mackerras CKD 350 / Linn

Mozarts Sinfonie Nr. 29 KV 201 machtden Anfang der Neuaufnahme des ScottishChamber Orchestra und dem DirigentenSir Charles Mackerras. Ihr folgt die Sin-fonie Nr. 31 mit einer einmaligen Beson-derheit. Nachdem Mozart in Salzburggekündigt hatte, reiste er im März 1778nach Paris. Der dortige Leiter des Concertspirituel Joseph Legros beauftragte ihnsogleich mit einer Komposition. Es ent-stand die Sinfonie D-Dur KV 297, MozartsNr. 31. Am 18. Juni 1877 fand die Urauf-führung statt, die mit Erfolg gekrönt war.Dennoch verlangte Legros von Mozart,den zweiten Satz zu erneuern, da er ihnfür zu lang und zu kompliziert empfand.Zwei Monate später, am 15. August wurdedie Sinfonie mit dem neuen Satz demPariser Publikum vorgestellt. Die Ein-spielung mit dem Scottish ChamberOrchestra enthält beide Versionen deszweiten Satzes aus der Pariser Sinfonie.Die Alternative folgt auf Wunsch des Diri-genten direkt dem Original und macht so-mit einen einmaligen Vergleich möglich.

Die Haffner-Sinfonie Nr. 35 in D-DurKV 385 schrieb Wolfgang Amadeus Mozart1782 in Wien. Sie entstand anlässlich derAdelstitel-Verleihung von Sigmund Haffnerin Salzburg.

Frisch verheiratet landeten Mozart undseine Frau Constanze 1783 in Linz beiJohann Joseph Anton Graf Thun. Dieserbat Mozart um eine Sinfonie für eine Akademie in seinem Hause. Zwischendem 30. Oktober und der Aufführung am 4. November verfasste Mozart dieseSinfonie in Windeseile. Diese Linzer-Sinfo-nie KV 425 in C-Dur bildet den Abschlussder Aufnahme.

Im Blickpunkt

14 AUSGABE 2010/1

Sergei Prokofiew (1891-1953)Klavierkonzert Nr. 2 g-Moll, op. 16Klavierkonzert Nr. 3 C-Dur, op. 26Klaviersonate Nr. 2 d-Moll, op. 14Freddy Kempf, KlavierBergen PhilharmonieAndrew LittonBIS-SACD-1820

Als Litton mit dem Bergener Orchester2007 Prokofiews „Romeo und Julia“-Suitenaufnahm, war z.B. auf Klassik heute zu le-sen: „Ein europäisches Top-Orchester undein amerikanischer Dirigent mit großerKenntnis des russischen Repertoires treffensich hier, und das Ergebnis ist prickelnd,farbig und von großer Präsenz“.

Prickelnd und farbig

Freddy Kempf nahm seinerseits schonein Solorecital mit Werken Prokofiews für BIS auf, und darüber urteilte Gramo-phone: „Kempf ist erfrischend unbeküm-mert, spielt mit der Genauigkeit und demInstinkt des geborenen Virtuosen.“ Nunalso treffen diese Künstler aufeinander, umunter anderem Prokofiews beliebtestesKlavierkonzert, das 3., einzuspielen.Entstanden war es im Sommer 1921während eines Urlaubs in der Bretagne;zu diesem Zeitpunkt hatte Prokofiewbereits vier Jahre einer internationalenKarriere als Komponist und Pianist außer-halb Russlands hinter sich, und er mussdas Gefühl gehabt haben, dass es an der Zeit sei, seine Fähigkeiten an einemneuen Konzert zu demonstrieren. Am16.12.1921 fand die Uraufführung in Chicago statt, wo gerade seine Oper „DieLiebe zu den drei Orangen“ einstudiertwurde. Seitdem hat dieses Konzert einenSiegeszug um die Welt angetreten, einkompaktes, spontan wirkendes Werk, voll markantem Material, das in besterProkofiewscher Manier präsentiert wird –so lebhaft wie melodisch.

Orchester und Konzert Gitarre

Werke von Francesco Corbetta (1615-1681)Robert de Visée (1650-1732)„Une larme“Rosario Conte, BarockgitarreCD 16278 / Carpe Diem

Conte, 1966 im italienischen Tarantogeboren, studierte in Bari. Von 2002 bis2004 war der Student bei HopkinsonSmith an der Schola Cantorum Basiliensisund lebt seitdem in Basel. Er wirkt bei ver-schiedenen Orchestern und Ensembles mit,die auf das Spiel historischer Instrumentespezialisiert sind, und spielt regelmäßigbei zahlreichen Festivals Alter Musik.Über diese Aufnahme sagt er: „Dies isteine Hommage an den großen italie-nischen Gitarristen Francesco Corbettaund an Robert de Visée, der oft als seinSchüler angesehen wird. Mit Hilfe dertransparenten und delikaten Klänge derBarockgitarre werden die Gefühle überdie Vergänglichkeit aller Schönheit er-gründet – der Triumph der Zeit über dieselbe.“ Die Musik Corbettas vereintZartheit des Stils, große Kenntnis desInstruments und Tiefe der musikalischenSprache, eine zeitlose Sprache, wie mansie bei großen Komponisten findet.

Zeitlose Größe Der aus Pavia gebürtige Corbetta war

ab 1644 in Paris Lehrer des „Sonnen-königs“ Ludwig XIV und arbeitete mitJean-Baptiste Lully am französischen Hofzusammen. In Paris trat er in Kontakt mitdem Sohn des englischen Königs, Charles II,der aufgrund des seit 1640 andauerndenBürgerkriegs im Exil weilte. Als Charles II1660 nach England zurückkehrte, folgteihm Corbetta, der fortan zwischen Londonund Paris pendelte. Nach dem Tod Corbettas übernahm Robert de Viséeseine Stelle am französischen Hof. Ob erwirklich bei Corbetta studierte, ist nichtsicher; zumindest wird er den Älteren,der als einer der größten lebenden Gitar-risten galt, als Referenz angesehen haben.

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AUSGABE 2010/1 15

Felix Mendelssohn BartholdySymphonie Nr. 3 a-Moll, op. 56(„Schottische“)Symphonie Nr. 5 d-Moll, op. 107(„Reformation“)Bergen Philharmonic OrchestraAndrew LittonBIS-SACD-1604

Zur Feier des 200. Geburtstags vonFelix Mendelsohn Bartholdy haben Littonund die Bergen Philharmonie eine Serievon drei SACDs eingespielt, die den Sinfonien des Meisters gewidmet sind. Die dritte und letzte Scheibe beginnt mit der „Schottischen“, einem Werk, dasMendelssohn 1829 in Schottland als Teil einer musikalischen Reisechronikbegann, das ihn aber noch bis 1842beschäftigen sollte. Fertig wurde die Symphonie letztlich erst 12 Jahre nachder „Reformationssymphonie“, die den-noch eine höhere Opus-Nummer trägt.

Langzeitprojekte Denn der stets überaus selbstkritische

Mendelssohn war mit dem 1830 zur Feierder Reformation geschriebenen Werk nierichtig zufrieden und verweigerte daherzeitlebens eine Veröffentlichung (1838schrieb er, er wolle dieses Jugendwerk„lieber verbrennen als irgend eines mei-ner Stücke“). Auch die Uraufführung zogsich hin: erst Ende 1832 erklang das Werkerstmals, da die Reformationsfeierlich-keiten des Jahres 1830 den politischenUnruhen zum Opfer fielen. Beide Werkewerden ihren Beinamen gerecht – in der„Schottischen“ hören wir nachempfun-dene Volksmusik, und in der 5., die Mendelssohn im traditionellen „Kirchen-styl“ beginnt, erklingt natürlich in dermajestätischen Schlussapotheose „Einfeste Burg ist unser Gott“. Ein Werk, das ganz von Beethovens Formdenkengeprägt ist.

CLASS a k t u e l l

Orchester und Konzert

Béla BartókBartók New Series Vol. 5:Suite Nr. 1 für Orchester, op. 3Zwei Bilder, op. 10Tänze aus SiebenbürgenUngarische Bauernlieder für OrchesterUngarische NationalphilharmonieZoltán KocsisHSACD 32505 / Hungaroton (SACD hybrid)

Hauptwerk dieser Folge ist die Suitefür großes Orchester, entstanden zwischenMärz und Juni 1905 in einer durch denErfolg der Kossuth-Sinfonie ausgelöstenregen Schaffensperiode, auf die ein zweiJahre dauerndes Verstummen folgen sollte, denn bis 1907 wurde von Bartókkeine neue Komposition abgeschlossen.

BedeutsamesJugendwerk

Die kurze fruchtbare Periode zwischen Kossuth und der 1. Suite war in BartóksLeben die glücklichste Zeit, in der er eingeradezu weltmännisches Leben führte(mit ausgedehnten Studienreisen im Ausland). Auch die Suite entstand beieiner solchen Gelegenheit, denn erschrieb sie in Wien. Unleugbar ist sie das Werk eines noch jungen Mannes, derden für ihn charakteristischen, unver-wechselbaren Ton noch nicht gefundenhat und mit bestechender Naivität all das aufgreift, auf das er in den verschie-densten Quellen stößt. Er kombiniert seinen entstehenden ungarischen Stilunter Verwendung von Volksgut mit dermusikalischen Sprache von Wagner undRichard Strauss. Typisch Bartók ist aberschon die fünfsätzige Großform, in derman erste Anzeichen einer ausgesprochenBartókschen Lösung, der sogenanntenBrückenform, erkennen kann. Das Werkist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zueinem unverwechselbaren Personalstil,und somit ist diese Einspielung vonbesonderer Bedeutung im Rahmen der„Bartók New Series“.

Niels W. Gade (1817-1890)Die acht SymphonienViolinkonzert d-Moll, op. 56Korsaferne, Choralkantate op. 50Roland Pöntinen, KlavierAnton Kontra, ViolineStockholm Sinfonietta, Neeme Järvi(Symph.)Malmö Symphonieorchester,Paavo Järvi (Vl.k.)Aarhus Symphonieorchester,Frans Rasmussen (Kantate)BIS-CD-1835 (5 CDs)

Mitte des 19. Jahrhunderts galt NielsGade als einer der bekanntesten undbesten europäischen Komponisten. Erbegann seine Karriere als Schützling undBewunderer Mendelssohns. Den Durch-bruch in Leipzig hatte die Uraufführungder Mendelssohn gewidmeten 1. Sinfoniedurch den Widmungsträger 1843 ge-bracht. Die Reaktion war überwältigend,und schon im September desselben Jahreskonnte der 26jährige Gade nach Leipzigreisen. 1847, nach Mendelssohns frühemTod, wurde Gade sein Nachfolger alsMusikdirektor des berühmten LeipzigerGewandhauses. Diesen Posten konnte erallerdings nur ein Jahr ausüben, weil erwegen des Kriegsausbruchs 1848 nachDänemark zurückkehren musste. Gadehatte sich das natürlich anders vorgestellt;er hatte sogar den ihm angebotenenKapellmeisterposten in Stockholm abge-lehnt, um in Leipzig wirken zu können.Ab 1848 lebte er in Kopenhagen. Im Früh-jahr 1853 dirigierte er die zweite Hälfte derGewandhaus-Konzertsaison, unternahmdanach aber nur noch kürzere Auslands-reisen. Gade war befreundet mit Robertund Clara Schumann, Liszt und Wagner.Vor allem als Komponist großformatigerOrchesterwerke – Symphonien – wurdeer schnell über die Grenzen Deutschlandshinaus bekannt. Seine acht Beiträge zudiesem Genre entstanden zwischen 1841und 1871, und obwohl Gade bis zu seinemTod schöpferisch aktiv blieb, hat er keineSymphonien mehr geschrieben. Als Grundgab er an, es gäbe „nur eine 9. Symphonie“.

Codaex Deutschland GmbH Landsberger Straße 492 81241 München [email protected] | blog.codaex.de

Frederic Chopin / Franz SchubertZAL – op. 59 – 62

Sonate G-Dur op. 78 D 894

EWA KUPIECSOL 0209001 2 CDs

Dieser CD – einer der wichtigen Neuerscheinungenim Chopinjahr – hört man die lange, wahr-scheinlich weit in die Kindheit zurückreichendeBeschäftigung mit Chopin an.

Oswald Beaujean (BR 4 Klassik)

Antonio Bibalo / Randall MeyersConception - A Ring Around Silence

3 Poems For The Night And The Half-LightLabyrinth, Trittico / Sonata Tango

EWA KUPIEC / ØYSTEIN BIRKELANDSOL 20122005

E W A K U P I E C

SOLARISR E C O R D S

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Im Blickpunkt

16 AUSGABE 2010/1

Jacques Brel Ne me quitte pas, Amsterdam, u.a.Sonia Theodoridou KTD 6001 / ETCETERA Now

Die griechische Sopranistin SoniaTheodoridou nahm ersten Gesangsunter-richt in ihrem Heimatland. Auf Grundihrer gesanglichen Leistung gewann siebald ein Stipendium, das es ihr ermög-lichte in Köln und London unter anderembei Elisabeth Schwarzkopf zu studieren.Danach startete sie eine internationaleKarriere, die sie an sämtliche großeOpernhäuser der Welt brachte und andenen sie Triumphe feierte. Dann wurdeSonia Theodoridou durch eine schwereErkrankung gezwungen, sich eine Zeitlang aus dem Musikgeschehen zurück zuziehen. In dieser Auszeit nutzte sie dieChance, sich mit Musik zu befassen, dieihr lange schon am Herzen lag. Nebenihrer klassischen Affinität zog es SoniaTheodoridou zu Folk, Fado, Jazz undChansons. Nun arbeitete sie an ihremComeback als Opernsängerin und hatsich daneben einen Traum erfüllt undChansons von Jacques Brel aufgenommen.

Ein lang gehegterTraum

Absolute Favoriten wie „Amsterdam“oder „Ne me quitte pas“ stehen neben„Les bonbons“ oder „L’amour est mort“.Sonia Theodoridou hat nicht nur in derHeimat des Chansonniers geforscht, siehat sich intensiv in die Musik hineinge-dacht. Ihr rundes dunkles Timbre hatsoviel Kraft, dass sie ohne Anstrengungaber hingebungsvoll mit den Chansonsverzaubert. Sonia Theodoridou wird aufihrer Aufnahme begleitet von einem illus-tren Ensemble bekannter griechischerMusiker, die die Sängerin unterstützenund gemeinsam mit ihr die Chansons zuneuem Leben erwecken.

Georg Friedrich Händel (1685-1759)Neun deutsche ArienTriosonate F-DurGloriaEmma Kirkby, SopranLondon BaroqueBIS-CD-1615

Unter Händels Vokalwerken nehmendie „Neun deutschen Arien“ einen beson-deren Platz ein. Sie entstanden wahr-scheinlich während seines letzten Aufent-halts in Deutschland, als er seine Mutterbesuchte, und sind das letzte von ihm ge-schriebene Werk in seiner Muttersprache.

Letztmalig deutsch

Er verfasste sie auf Dichtungen desHamburger Poeten und Musikmäzen Barthold Heinrich Brockes, dessen Textevon allen großen Komponisten seiner Zeitgeschätzt wurden – neben Händel habenauch Bach, Telemann, Mattheson, Fasch,Keiser, Stölzel und andere Dichtungen vonBrockes vertont. Brockes interessiertesich sehr für die englische Dichtkunst sei-ner Zeit und scheint sehr von der neuen„romantischen“ Anschauungsweise ange-regt gewesen zu sein: Die Natur selbst istdas Paradebeispiel für Gottes Großzügig-keit. Dies kommt auch in den heiterenArien zum Ausdruck, die Händel als„Neun deutsche Arien“ vertonte. EmmaKirkby kombiniert sie mit dem erst 2001entdeckten und von ihr selbst ersteinge-spielten „Gloria“ (BIS-CD-1235). Wissen-schaftler sind sich nicht sicher, ob es vorHändels Ankunft in Hamburg 1703,während seines Aufenthaltes dort (1703-1707) oder bald nach seiner Ankunft inRom im Januar 1707 komponiert wurde.Diesmal, in der kleineren Besetzung vonLondon Baroque, bekommt das „Gloria“einen wesentlich intimeren Charakter.

Vokalmusik

Yevstigney Fomin (1761-1800)Orfeo ed EuridiceAlexey Ivashchenko (Orfeo)Maria Shorstova (Euridice)Pratum Integrum OrchestraThe Horn Orchestra of RussiaPavel SerbinCM 0012008 / Caro Mitis (SACD hybrid)

Fomin hatte 1782 sein Studium an derPetersburger Akademie mit Auszeichnungabgeschlossen und wurde zur Vervoll-kommnung seiner Fertigkeiten an dieberühmte Philharmonische Akademie inBologna geschickt. Während seines vier-jährigen Aufenthalts dort lernte er mitSicherheit die Musik von Glucks be-rühmter Oper „Orfeo ed Euridice“ kennen.Seine Neuvertonung dieses „Ur-Opern-stoffs“, der seit der Begründung des Genres Oper Anfang des 17. Jahrhundertsimmer wieder Komponisten in seinenBann zog, hatte mit triumphalem Erfolg am5.2.1795 in Moskau Premiere (die erstenAufführungen hatten 1792 in St. Peters-burg stattgefunden). Der talentierte russi-sche Dichter und bedeutende DramatikerJakow Knjaschnin hatte zehn Jahre zuvoreine Neubearbeitung des antiken Dramasvorgenommen, die Fomin vertonte.

Antikes neu entdeckt

Seine Partitur macht deutlich, dassFomins Figurensprache in ihrer gedank-lichen Eigenständigkeit und der Kom-plexität ihrer künstlerischen Anlage denpoetischen Text nicht einfach ergänzt,sondern ihn auch qualitativ auf eine neueGrundlage stellt, die dem emotionalenAtem des antiken Mythos hervorragendgerecht wird und bereits den Regeln einerim eigentlichen Sinne musikalischenKunst gehorcht. Besonders spannend: ImBestreben, dem Stil der antiken Kunst zufolgen, hat Fomin auf individualisierteMelodien verzichtet und sich vielfach auf archaische Kompositionstechnikenbesonnen. Eine spannende Entdeckung!

Oper

Rosseter, Johnson, Ferrabosco,Dowland „Not just Dowland“ – Lieder fürSopran und LauteCarolyn Sampson, Sopran Matthew Wadsworth, Laute WHLIVE 0034 / Wigmore Hall Live

Die Londoner Wigmore Hall ist einerder bedeutendsten Konzertsäle der Welt,der 1901 durch die Berliner Pianoforte-fabrik C. Bechstein erbaut wurde. DerKonkurrent Steinway & Sons in Amerikawar mit seiner Idee, in der Nähe seinerProduktionsstätten im eigenen Saal Kon-zerte zu veranstalten so erfolgreich, dassBechstein dieses Konzept in Europa eben-falls etablieren wollte. In der Nachbar-schaft seiner Geschäftsräume entstand inder Wigmore Street ein Konzertsaal für400 Zuhörer, der sich durch seine hervor-ragende Akustik besonders für Kammer-musik eignet. 1917 wurde der Saal nachdreijähriger Pause und Enteignung alsWigmore Hall wieder eröffnet. Konzerte in der Wigmore Hall bilden für Zuhöreraber auch für die Musiker absolute Höhe-punkte der Saison. Mit den Aufnahmenbei WHLive kommen seit einigen Jahrenauch viele andere Musikliebhaber in denGenuss der einzigartigen Konzerte. ImDezember 2008 gastierten in London dieSopranistin Carolyn Sampson und derLauteninst Matthew Wadsworth mit ihremProgramm „Nicht nur Dowland“. Dem„Vater“ des englischen Renaissance-Liedes stellten die beiden Musiker Werkeseiner Zeitgenossen Robert Johnson,Monteverdi, Grandi, Piccinini, Cacciniund Merula zur Seite. Abgerundet wurdedas Konzert durch instrumentale Inter-mezzi von Johnson, Ferrabosco, Rosseterund Kapsberger. Die überlegte Programm-auswahl zeigt die Meisterschaft Dowlands,aber auch, dass seine Zeitgenossen nichtweniger überzeugend komponierten.

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