Date post: | 18-Sep-2018 |
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HinweisBei dieser Datei handelt es sich um ein Protokoll, das einen Vortrag im Rahmendes Chemielehramtsstudiums an der Uni Marburg referiert. Zur besserenDurchsuchbarkeit wurde zudem eine Texterkennung durchgeführt und hinter daseingescannte Bild gelegt, so dass Copy & Paste möglich ist – aber Vorsicht, dieTexterkennung wurde nicht korrigiert und ist gerade bei schlecht leserlichenDateien mit Fehlern behaftet.
Alle mehr als 700 Protokolle (Anfang 2007) können auf der Seitehttp://www.chids.de/veranstaltungen/uebungen_experimentalvortrag.htmleingesehen und heruntergeladen werden.Zudem stehen auf der Seite www.chids.de weitere Versuche, Lernzirkel undStaatsexamensarbeiten bereit.
Dr. Ph. Reiß, im Juli 2007
Experimentalvortrag 11 Eckhard THOMAS
1 9.06. 1 985
,)2 -
2. Lipochrome (=fettfärbende) Farbstoffe
1. Einleitung
Diese Farbstoffe sind-wie bereits erwähnt-im Regelfall
an oder in Membranen gebunden. Zur näheren Untersuchung müs
sen sie also aus diesen Lipid-Doppelschichten herausgelöst
werden.Überraschenderweise gelingt dies jedoch bereits mit
sehr einfachen Mitteln,wie der erste Versuch zeigen soll :
In Pflanzen gibt es viele farbige oder färbende Verbin
dungen.Hier sollen jedoch nicht diejenigen Substanzen be
handelt werden,die in der Färberei verw~nd8t wurden und
wereen.Solche Stoffe wären zum Beispiel Indigo,Krapp oder
Alizarin.Vielmehr sind diejenigen farbigen Substanzen Ge
genstand,die in praktisch jeder Pflanze vorkommen. Das sind
zum Einen die an der Photosynthese beteiligten Farbstoffe
und zum Anderen die Farbstoffe der Blüten,Früchte und nicht
grünen Blätter.
Dieser funktionellen Unterscheidung entspricht auch die
Unterscheidung nach physikalisch-chemischen Gesichtspunk
ten.Es lassen sich zwei Gruppen trennen. Die erste Gruppe
umfaßt die an der Photosynthese beteiligten Farbstoffe.
Sie liegen innerhalb der pflanzlichen Zelle in der Regel
gebunden an Lipidmembranen vor. Man bezeichnet sie deshalb
auch als "lipochrome" Farbstoffe.ln diese Gruppe gehören
die Chlorophylle und Carotinoide.Die zweite Gruppe bein
haltet Farbstoffe,die im Zellsaft oder in Vakuolen gelöst
sind.Hierher gehören vor allem auch die Blüten- und Frucht
farbstoffe,die zum überwiegenden Teil als Anthocyane und
Flavonole zu klassifizieren sind. Entsprechend dem Vorkom
men innerhalb der pflanzlichen Zelle werden diese Verbin
dungen als "chymochrome rr Farbstoffe bezeichnet.
Es sollen beide Gruppen vorgestellt und einige typische
Eigenschaften aufgezeigt werden. Abschließend ist dann ei
niges zu der technischen Verwendung der besprochenen Farb
stoffe zu sagen.
Versuch 1 : Extraktion lipochromer Farbstoffe aus pflanz
lichem Material
Durchführung :
In eine Reibschale gibt man möglichst klein zerteilte
Pflanzenteile,am geeignetsten sind Blätter.Das Zertei
len der grünen Teile erfolgt durch Reißen oder Schnei
den.Nach Zugabe von CaC0 3 und etwas Quarzsand wird mit
einem Pistill zerrieben,wobei bereits etwas Extrakti
onsmittel zugegeben werden sollte. Anschließend wird
mit Extraktionsmittel,z.B. Methanol,Aceton,übergossen
und einige Zeit stehen gelassen.Zuletzt werden die fes
ten Teile durch Filtrieren abgetrennt.Man gewinnt einen
mehr oder weniger intensiv grün gefärbten Extrakt,der
in dunklen Gefäßen relativ lange stabil bleibt,jedoch
durch Luftsauerstoff angegriffen wird.
Erläuterung :
Durch Zerteilen und Reiben der Pflanzenteile werden
die Zellen zerstört. Vom Grad der Zerstörung hängt es
ab,wie schnell und wie gut die Farbstoffe extrahiert
werden. Das zugegebene CaC0 3 soll freiwerdende Zellsäu
ren neutralisieren, der Sand das Zerreiben erleichtern.
In diesem Stadium können organische Lösungsmittel,die
etwas polar sein sollten,die Farbstoffe aus den Lipi
den herauslösen. Dabei verteilen sie sich entsprechend
dem Nernst'schen Verteilungssatz zwischen den verschie
denen Phasen,sodaß selbst eine' vollständige Extrakti
on möglich ist (mehrfacher Wechsel des E.-mittels).
Der entsprechend Versuch 1 gewonnene Extrakt enthält die
lipochromen Farbstoffe.lnsgesamt lassen sich mit entspre-
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No
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~1I3
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ß- 10".0"
Versuch 2 : Ausschütteln der lipochromen Farbstoffe
Teil a) Abtrenn~ng der Carotine
Durchführung :
Ein methanolischer Extrakt-uie aus Versuch 1-uird in
einem Scheidetrichter vorgelegt und mit W~sser ~uf et
ua das doppelte Volumen verdünnt. Diese Lösung uird mit
Petrolether ( 60-70) üb e r s c h i c h t e t . Na c h dem Schütteln
trennen sich die Phasen wieder. Dabei uird die Etherpha
se (oben) ein~ gelbliche bis grünliche Farbe zeigen,
die alkoholische eine grüne.Man kann die alkoholische
Phase ~blassen und die Etherphase noch einm al mit neuem
Methanol unterschich ten. Dabei wird ein ueiterer Teil
der grünen Farb komponenten in die alkoholische Phase
übergehen.
Erläuterung :
Im Petrolether al s unpolarer Phase l ösen sich von den
drei Komponenten in erster Linie die Caroti ne. Al l e r d i ng s
ist die Trennung nicht vollständig.(Beweis: rote Flu
oreszenz der Lösung bei Einstrahlung von UV-Licht von
366 nm --Chlorophylle s. u.)
ie Car otine sind gelb bis orangerot gefärbt. Sie
si nd Hilfspig~Bnte der Photosynthese,uo sie haupt
sächlich die Chlorophylle gegen zerstörendes UV ab
schirmen.Chemisch gesehen sind die Carotine terpe
noide Kohlenuasserstoffe.Charakteristisch ist die
große Anzahl kon jugierter Do p pe l b i nd u ng e n in dem
C 40- Körper.Man unterscheidet insgesamt 4 Carotine
souie einige abgeleitete,offenkettige Verbindungen.
Die Carotine weisen alle wenigstens einen Ring auf,
uobei die beiden uichtigsten je zuei endständige
sogenannte Iononringe aufweisen,uas biologisch von
großem Interesse ist.Betrachten uir uns die Formeln
3 -
chenden Methoden drei Verbindungsklassen aus diesem Extrakt
isolieren : Chlorophylle,Carotine und Xanthophylle.Die ein
fachste Methode zur Auf trennung ist das Ausschütteln.Wie im
nächsten Versuch sichtbar uerden uird,ist die einfachste
nicht immer die beste Methode.
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5 -
Teil b ) : Ve rs eifen der Ch l or ophylle
Du r chführu ng :
Di e meth anol ische Pha s e a us Vers u ch 2 , Te i l a ) wir d e r
neut i n d e n S c he i d e t r i c h t e r g eg eb e n . Di e Phase enth ält
noch die Chlorop hyll e und Xa n t hop h y lle .Z u r we i t eren
Trennung müs s en d i e Chlor o p hy l l e ver se ift we rden (s.
dort). Da zu wir d di e me t han o l i sche Phase mi t ca . 20%
KDH verse tzt und ans c h li e ße nd ge sc hütt e l t .
Te i l c ) : Abt r e nn e n d e r Xa n t h op h y l l e
Du r chFühr u ng :
Nac h d em Ve rse if e n wir d d ie me thanoli sc he Ph a s e mi t
Di eth y le t he r üb e r sch i ch te t .Na c h d em Sc h ü t t e l n enth ä l t
d ie Ethe r phase die gel be n Xa n t h o phy ll e ne b e n e t wa s
Chl o r o p hy ll . Di e Ch l or o ph y l l i d e ble iben im we s entl i che n
im ( a lka l i sc hen) Me t h a n o l .
Erläut e r u n g :
Di e Xa n t h o phyll e s ind po l are r al s die Car otine , a b e r
weniger polar a l s die Ch l or o p hy l l e . We r d e n di e s e al l ~r
dings ve r seif t ,si nd die en t s t e he n d e n C h l or ophy l l ;~ ~~.
ke r polar,s odaß di e Xa n t ho p h y l l e e he r in d i e Et he r p ha s e
ge he n. Es g ilt d a s gl ei che wie b e i der erste n Tre n nu ng.
Die Xa n th o ph y l l e si n d ge l b e bis r ö tl i che fa r bst o f f e .
Chemi s c h lei ten s ie sich dadur ch von d en Carot inen
ab,d aß eine bis mehrere Sa u e r s t o f f - f u n kt i o n e n in
das Mo l e kü l eingef ührt werden. De r Sa u e r s t o f f kann
als Hydroxid oder a l s Epox i d v orl i e g en ( s .Ab b .S .6 ) .
Di e b e id e n häuf igsten sind das LUTEI N ( =3,3'-Dihy-
s.Abbildung S.4) von~- bzw.O(.- Carotin,er ken nen wir, daß
jeweils der linke Ring ~-I o nons t r u kt ur b e s i t z t . De r zweite
i ng ist en tw e d er ~ od e rlf . Da z entr al e Spaltu ng z u Reti na l
f ü hr t , we n n e inell- Iono ns tru ktur vo r l ieg t , i st l ei ch t ersicht
li ch , d a ß~-Ca r ot in d oppelt sovie l l eb enswic htige s Vi t ami n A
li efe rt wie tf- Ca ro t i n. lJei l Tier e und Mensc hen ke i n Ca r o tin
synt hetisieren können , ab er gr o ße Mengen dav on b enöt ig e n ,
i s t es na t ürl ic h a u ßer or d ent lic h wic h t i g , d aß es se it ca.30
J ahr en mögli ch i s t ,di e Ca r otine g eziel t auf syn t hetis c hem
lJe g e he r z ust e l l e n .Au sga ngsst o ff i s t dab e i h ä u fi g ~Ionon.
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7 -droxy-~Carotin) und das VIOLAXANTHIN (=5.6.5'.6'.
Oiepoxy-3.3'-Dihydroxy- ~-Carotin).Andere Xantho
phylle leiten sich von anderen. teilweise kürzeren
terpenoiden Strukturen ab.Entsprechend viele Xan
thophylle sind bekannt.
eM' w., .:(xanth- =gelbiphyllos=Slatt)
~e Chlorophylle sind die entscheidenden Pigmente
innerhalb pes Photosyhthesesystems.Sie sind letzt
lich für die Weiterleitung der aus dem Sonnenlicht
aufgenommenen Energie verantwortlich. die für die
Synthese organischer Substanz aus CO2
und Wasser
benötigt wird. Carotine und Xanthophylle leisten im
Prinzip lewiglich untergeordnete Hilfsfunktionen.
Chemisch sind Chlorophylle komplizierte Moleküle
mit ausgedehn.em"-Elektronensytem.Haupbestandteil
ist der sogenannte Porphyrinring aus vier Pyrrolker
nen (s.Abb.S.8).Die Stickstoffe sind mit dem zen
tralen Mg(II)-Ion koordiniert (angegeben lediglich
eine der mesomeren Grenzstrukturen).Die Lipidlös
lichkeit wird im wesentlichen durch den langketti
gen, ungesättigten Alkohol-das Phytol-am 4.Pyrrol
kern bedingt.Bei der Verseifung wird der Alkohol
ebenso abgespalten wie das Methanol am benachbar
ten Pyrrolring.Dadurch wird das gesamte Restmole
kül-Chlorophyllid genannt-st ärker polar als die
Xanthophylle.
Die Chlorophylle unterscheiden sich durch den
Rest R am 2.Pyrrolkern.Sie absorbieren beide im
blauen und im roten Spektralbereich des sichtbaren
Lichts.Chlorophyll b absorbiert etwas stärker im
blaugrünen,sodaß das Molekül selbst gelbgrün er
scheint im Gegensatz zum blaug rünen Chlorophyll a .
Seide Chlorophylle las sen sich durch UV-Licht der
Wellenlänge 366 nm zu roter Fluoreszenz anregen. Die
dabei abgestrahlte Energie würde in vivo in die Syn
these von Zucker fließen.
Wie bereits anhand der grünen Färbung der abgetrennten
'R •c 113 (elt'.~ =C 1-10 (e,,'.
ot:.+CN~Vt;.r~I·/tA ~J
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- 10 -
der Paprika-Carotinoide
Versuch 4 wird auf eine DC- Karte au f
s.Vers.3'.In der DC- Kammer findet sich
Petrolether:Propanol-1 (10:1.5).
)Versuch 5 : DC-Trennung
Durchführung :
Der Ex tra kt aus
getregen (Karte
das Laufmittel :
9 -
Fraktionen zu erkennen und durch die rote Chlorophyll-Flu
oreszenz unschwer zu beweisen, ist das Ausschütteln nicht
exakt genug,die Farbstoffe vollständig zu trennen. Dies ist
aber zum Beispiel mit Hi l f e der Dünnschichtchromatographie
zu erreichen.
Versuch 3 : DC-Trennung der lipoc hromen Farbstoffe
Du r c hf ü hr u ng :
Auf einer DC- ~arte ( DC- Mi krokarte Merck SI F) wird
methanolisc her Extrakt (Vers.1) au f g e t r a g e n . Die Ka r
te wird in eine DC-Kammer eingestellt.Laufmittel ist
ein Gemisch Petrolether:B ... , ....'-1:Wasser (10 :1 :eini
ge Tropfen),die Laufzeit betr ägt ca.15- 20 Mi n u t e n .
Erl äuterung :
· Di e Carotine,Chloropyl le (a+b) und Xa n t h o p hy l l e wer
den entsprechend der Po l a r i tä t aufgetrennt. S i e erschei
nen in dieser Reihenfolge von oben nach unten auf der
Karte.Die Chlorophylle sind in der Regel sehr eng be
nachbart. Bei älteren Ex t r a kt e n oder g re l l e m Tageslicht
können zusätzliche Chlorophyllbanden erscheinen.
Das Chromatogramm läuft ce.25-30 Mi nu t e n .
Erläuterung :
Es fin den sich auf der Ka r t e bis zu 10 verschiedene
Banden.Es sind dies von oben nach unten
- 3-4 gelbe Banden ( Xanthophylle)
- br äunliche Bande (Xanthophyll-evtl. Lutein)
rotorange Bande (Carotin-evtl. ~-Carotim)
- gelbe Bande (Xanthophyll)
- rotbraune Bande (Carotin-evtl. _-Carotin)
-gelbe Bande(schwach) ( ? )Die Identifizierung der Carotine ist relativ si cher
aufgrund der Farbe.Die Xa n t ho p hy l l e lassen sich bis
auf das Lutein (?) erst nach Aufnehmen der Absorpti
onsspektren sicheransprechen.
Eb e n s o wie d i e Farbstoff gruppen vonei nander l assen sich
auch einzelne Farbstoffe innerhalb der Grup pen trennen.
Ei n gutes Be i s p i e l h i e rfür lie fern die Pa pr ika -Car o t i no i d e .
Ve r s u ch 4 : Extra kt ion der Papri ka-Caroti noide
Dur c hf ühr u ng :
Han d e l s üb l i c he s rotes Pa pr ika pu l v e r wird in e inem Er
lenmeyerko lben mit Aceton üb e r s c h i c ht e t .E s bildet sich
ein f e u e r r o t e r Ex t r akt , d e r fas t s of or t abf i l t r i e r t wer
den kann.
Ein nach Versuch 4 gewonnener Extr akt der Carotinoide kann
mit Hilfe der Dü n n s c h i c h t c hr oma t og ra p h i e ni cht nur in die
Gruppen-Carotine bzw. Xa n t h o p hy l l e - , s o nd e r n in einzelne
Kompone n. t e n aufgetrennt werden. Die weitere Untersuchung
würde dann über abl ösen und aufnehmen des jeweiligen Ab
sorptionsspektrums f ühren.
3. Chy mo c hr ome (-saf tf ärbende) Farb stoffe
Di e zweite große Gruppe der Pf l a n z e n f a r b s t o f f e sind die
Farbstoffe der Blüten,Fr üchte und nic htgr ünen Blätter :
An tho c ya ne und Flavonole.5ie sind polarer als die lipo
c hromen Farbstoffe und i n der Zel le in der Re g e l im Saft
oder in Va kuolen gel öst. Daher kön nen sie noch einfacher
als die anderen gewonnen werden. Für die meisten Zwecke ge
nügt es,Preßsäfte der entsprechenden Früchte he r z u s t e l l e n .
Bei der Gewinnung aus Blüten oder Blä t t e r n sind diese zu
zerkleinern und mit (saurer) wäßriger Phase zu überschich
ten.Zur Gewinnung methanolischer Extrakte (Chromatographie)
verwendet man angesäuertes Methanol.
Zur Auf trennung der Farbstoffe bedient man sich der Pa
pierchromatographie.Dabei werden bereits sämtliche Farb
stoffe dieser beiden Gruppen getrennt,wenn auch nicht im
mer vollständig. Dazu ein Versuch :
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.et:iX:'t ." Oll ~._Oll... ,. ....11 ,.. ~
•• ••... I~~..."
Du r c h f üh r u ng
Me t ha n o l i s c he Ex t r akt e a u s Ki r s che , He i d e l b ee r e , Ro t ko h l _
blättern o. ä. werden auf runden Scheiben von Chromato
graphiepapier (Schleic her&Schüll 204 3 b) zentral auf
ge tragen. En t wi c klu ng s ka mmer sind üb e r e i n a n d e r g e ! e g t e
Ober- bzw. Unterteile von Pe t ri s c ha l e n . Für jedes Papier
wird jeweils eine Ka mme r vorbereitet. Da z u wir d in das
untere Teil der Ka mme r ein Wä g e g l ä s c he n oder ein Uhr
gl as e i ngestellt. In dieses kommt als Laufmittel die
bu ta nolische Phase,die entsteht,wenn Bu t a n o l - 1 mit 1 :4
verdünnter konz.HCl überschichtet wird. Di e wä ßrige
(H Cl-) Phase wird auf dem restlichen Teil des Ka mme r b o
dens verte ilt. Mit Do c h t oder abgeknicktem Kr e i s s e g me n t
wird das La u f mi t t e l aus der zentralen S c h a l e ( LJ ä geglas,
Uhrglas) zum Papier hochgesaugt. Nach 1,5 bis 2 , 5 S tun
den kann abgebroche n werden.
Er läu t e r un g
Bei Tageslicht zeigen sich auf den Papieren lediglich
je ein ( Rot kohl:zwei) mehr oder weniger scharf b e grenz-
te rote Ri n g e . Di e s e verf ärben sich unter Ei nwi rku ng
von NH3-D ämpfen nach bl au b i s violett. Es si nd d ie An
thocyane.Unter UV-Li c ht (366 nm) werden z us ätzlich ein
odSr zwe i ko nze n tr i s che , g e l b l i ch fluore szi erende Rin
g e zwisc hen Ant hocyan und La ufmi t t e l f r on t sichtbar. Dies
s ind die Fl avonole.
I Die Anthocyane ha ben etwa fol gende Gr u nd strukt u r
Versuch 6- 11 -
Papierchromatographische Trennung der Farbstof
fe versc hiedener roter Pf l a n z e nt e i l e- 12 -
Di e hier gezeigten mesomeren Grenzformeln gelten
für das Pelargonidin.Die beiden anderen wichtigen
Anthocyanidine,Cyanidin und Delphinidin,besitzen
eine bzw.zwei zusätzliche OH-Gruppen im Substitu
enten.ln vivo liegen die Anthocyanidine als Glyko
side oder doch zumindestens an Zucker allgemein ge
bunden vor.Dann heißen s ie Anthocyane (d.i.:Pelar
gonin,Cyanin,Delphinin).Stabil si nd sie am ehesten
als Chloride,daher empfiehlt sich stets eine Ansäu
erung der Lösungen mit HCl.
Die Flavonole leiten sich ab vom Flavon.Man könn
te sie aber auch durc haus als Oxidations produkte
der Anthocyane bezeichnen,was sie in der Natur auch
tatsächlich sind. Verglichen mit den Anthocyanen
haben sie eine Sauerstoff-Funktion mehr :
k·"e",..1(375, 7,4 1-Tetrahydroxy-Flavon)
Die Flavonole sind alle gelb gefärbt und spielen
selten eine bedeutende Rolle bei der Farb gebung.
Si e kö nnen lediglich vorhandene Farben (Anthocya-
ne !) a bschwächen oder abtönen. Auf dem Chromatogramm
s ind sie erst unter UV-Einstrahlung zu erkennen •
An g e s i ch t s des Namens dar Anthocyane (ant hos=Blumeicyan
=blau) verwundert d ie Tatsache,daß die gezeigten Säfte rot
g e fä r b t sind.Erklärlich wird dieses Phänomen aufgrund der
pH-Abhängigkeit der Anthocyanfarbe'vergl.Abb.S.13).
Versuch 7 : pH-Abhängigkeit der Anthocyanfarbe
Durchführung :
In einer Petrischale auf dem Ove r he a d - Pr o j e kt or (Res-
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Versuch 8 : Rotkrautsaft als " Un i v e r s a l i nd i ka t or"
Durchführung :
Man stellt sich in einer entsprechenden Anzahl großer
Reagenzgläser jeueils gleiche Mengen Pufferlösungen
der pH-Werte 2-13 (1-14) her (Vorschrift: t I t , ) •
In diese gibt man je etua 1 ml Rotkrautsaft.Es ist
bei pH=6 ein Umschlag von rot nach b läulich-violett-,
bei pH=10 ei7Leiterer Umschlag nach grün/gelb zu be
obachten.Die Farben uerden nach einer geuissen Zeit
schöner. Bei genügend sorgfältigem Arbeiten sind deut
liche Abstufungen auch_innerhalb der gleichen Farbqua
li tät erkennbar.
Erl äuterung :
Die pH-Abhängigkeit der Farbe wurde bereits in Ver
such 7 demonstriert. Rotkraut zeigt jedoch im Unter
schied zu anderen Säften auch innerhalb der einzelnen
Farbstufen deutliche Nuancen,die es fast einem Univer
salindikator gleichwertig machen. Die Farbe verblaßt
leider sehr schnell wieder.
)
Der Name der Anthocyane wird also unter anderem durch die
pH-Abhängigkeit verständlicher. Andererseits uurde die er-
Diese Abhängigkeit der Anthocyanfarbe läßt sich am hüb
schsten mit Hilfe von Rotkrautsaft demonstrieren :
- 14 -
genzglas in Pro jektion) legt man Preßsaft von Kirsche
(Heidelbeere) vor.Man gibt verdünnte NaOH hinzu und
verteilt diese entsprechend. Dabei schlägt die Farbe
von rot nach grün(bzu.Bla~um.DurchZugabe von Hel
läßt sich der Farbumschlag umkehren.
Erläuterung :
Entsprechend der Deprotonierung verändert sich die
Farbe des Anthocyans.Wie die chemische Veränderung
dabei aussehen könnte,zeigt die Abfolge der (hypothe
tischen) Strukturen auf Seite 13.Der Farbumschlag uur
de demonstriert,die zugehörigen Strukturen sind bis
her nicht endgültig gekl ärt.
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(,..J., P J.I ~.3 )
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- 15 -staunliche Tatsache festgestellt,daß der Farbsteff der Ro
se und der Kornblume jeweils Cyanin ist.Dies läßt sich nicht
allein durch pH-Effekte erklären. Aber es bietet sich noch
eine ueitere Erklärung an :
Versuch 9 : Komplexbildung der Anthocyane durch AI(III)
Durchführung :
Zu stark ver~Unntem Heidelbeersaft von pH ca.4 gibt man
eine Lösung von AICl 3 in Wasser möglichst des gleichen
pH.Die Farbe der Lösung schmägt um nach Blau/Violett.
Erklärung :
Anthocyan kann mit dreiwertigen Metallkationen wie AI(III),
Fe(III) Koplexe bilden.Die genaue Struktur ist aller-
dings ungeklärt.Eine mögliche wäre :
f•O~ne ","0t
__~O
4. Technische Verwendung
Sämtliche hier angesprochenen Farbstoffe mit Ausnahme
der Flavonole werden in der Lebensmittelindustrie als Farb
stofife künstlich zugesetzt (vergl.z.B. Spektrum 5/85).
LITERATUR :===========
-Fieser/Fieser :Organische Chemie,2.Aufl.
Verlag Chemie,Weinheim 1968
-Denffer/Ehrendorfer/Mägdefrau/Ziegler : Lehrbuch der Botanik
31.Aufl.;Fischer Verlag,Stuttgart 1978
-Urbach/Rupp/Sturm : Experimente zur Stoffwechselphys.d.Pfl.
Thieme Verlag,Stuttgart 1976
-Skript zum Pflanzenphysiologischen Kurs,Uni Marburg,FB 17
(VI.Kurstag)
-Bukatsch/Glöckner : Experimentelle 5chulchemie,Bd.6/I1Aulis-Verlag Deubner &Co KG,Köln 1972
-Praxis der Naturwissenschaften(Physik/Chemie/Biologie),
1 968
-PdN-Ch 25(1976),5.295 ff.
-PdN-Ch 31(1982),5.123 ff.
-ChiuZ 2(1968),S.159 ff.
-ChiuZ 6 ( 1 972) ,5. 94 ff.
-ChiuZ 12(1978),5. 1 ff.
-ChiuZ 15( 1 981 ) ,5. 1 ff.
-Spektrum der Wissenschaft H.5/1985,5.29 ff.
-Kartei der Versuche bei früheren Lehramtsvorträgen,FB 15
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