Hey hey, labas! Kaip sekasi?
Wenn das schon einmal richtig gut für dich klingt, dann warte nicht länger und bewirb
dich für ein Auslandssemester in Litauen! Mein Name ist Anne und ich habe das
Wintersemester 2017/18 an der Lithuanian University of Educational Sciences (LEU) in
Vilnius verbracht. Auf den folgenden Seiten will ich dir davon berichten und dich
hoffentlich davon überzeugen, in dein eigenes Abenteuer zu starten
Vorbereitung
Bevor dein Abenteuer in ein anderes Land starten kann, müssen natürlich noch einige
organisatorische Dinge erledigt werden. Ganz zu Beginn, leg dir eine ISIC (ein
internationaler Studierendenausweis) zu! Die hat sich in dem Semester als sehr nützlich
erwiesen, da wir an der LEU keinen eigenen Ausweis bekamen. Außerdem bekommt man
damit in vielen Ländern immer wieder Ermäßigungen und Rabatte.
Was das Organisatorische mit der Uni anging, waren die Erasmuskoordinatoren an der
LEU immer sehr freundlich und auf jede Frage bekam man sehr schnell eine hilfreiche
Antwort. Nur mit dem Learning Agreement gab es zu Beginn ein paar Probleme: hier
musst du dich darauf einstellen, dass du nicht wie in Erfurt für jeden Studiengang eines
einreichst, sondern ein Großes, das alle deine Veranstaltungen zusammenfasst. Eine
Unterkunft zu finden war für mich auch kein Problem, da wurde mir von der Uni direkt
das Wohnheim angeboten, in das ich dann auch dankend eingezogen bin.
Unterkunft
Gewohnt habe ich während meines Auslandssemesters im LEU Guest House, einem
Wohnheim direkt neben einem der zwei Unigebäude. Es ist jetzt vielleicht nicht die
luxuriöseste Unterkunft, aber man hat alles, was man braucht. Man lebt in einer Art
kleinen Wohnung, bestehend aus einem Zwei- und einem Drei-Personen-Zimmer mit
einem gemeinsamen Bad. Pro Etage gibt es außerdem eine Küche und ein paar Tische
zum gemeinsamen Essen und Verweilen. Da fast alle Studierenden unserer
überschaubaren Gruppe an Erasmusstudenten in diesem Wohnheim wohnten, fühlte es
sich eher an wie eine riesige WG, wenn nicht sogar wie unsere Erasmusfamilie. Dabei war
das Wohnheim wirklich gut bezahlbar (um die 130€ pro Monat) und die Damen und
Herren am Empfang waren zu jeder Tages- und Nachtzeit Ansprechpartner bei
Problemen.
Studieren an der LEU
Die Pädagogische Hochschule ist eine von mehreren Unis in Vilnius und bei ihrer Größe
ungefähr mit der Uni Erfurt zu vergleichen. Mit nur ca. 30 Erasmusstudenten waren wir
eine eher kleine Gruppe, was dazu führte, dass wir uns recht schnell alle untereinander
kennenlernen konnten und uns auch in der Uni häufig begegneten. Da die meisten
Lehrveranstaltungen natürlich auf Litauisch waren, wählten wir alle unsere
Veranstaltungen aus der überschaubaren Auswahl an Erasmuskursen, welche auf Englisch
angeboten wurden. Diese Kurse wurden dann, wenn sie nicht gerade in der Anglistik
angeboten wurden, fast ausschließlich von den Austauschstudenten besucht, was zum
einen den Vorteil hatte, das wir sehr kleine Gruppen mit einem wirklich angenehmen
Lernklima waren, aber auch den Nachteil ergab, dass ich nur selten den litauischen
Studenten direkt begegnete. Ich hatte sogar ein Seminar zur Theaterpädagogik in
Einzelbetreuung, was am Anfang sehr gewöhnungsbedürftig war, sich später aber auch zu
meinem Vorteil herausstellte, da wir Themen behandeln konnten, die mich wirklich
interessierten. Nicht zuletzt waren die litauischen Studenten, die ich dann doch in meinen
Seminaren kennenlernte, sehr liebe Menschen, mit denen man sich auch mal auf ein
Bierchen am Abend getroffen hat.
Leben in Vilnius
Mit gerade mal einer halben Million Einwohner ist Vilnius eine sehr gemütliche Stadt, in
der zwar immer was los ist, man aber nie das hektische Hauptstadtgefühl, wie
beispielsweise in Berlin, hat. Das kommt zum einen durch die vielen großen Parks, fast
schon Wälder, in und um Vilnius, in denen man recht einfach in die Natur entfliehen kann,
aber auch die wunderschöne Altstadt mit den kleinen Gässchen und barocken Gebäuden.
Teil der „Senamiestis“ ist auch die Republik Užupis, ein ganz besonderes Stadtviertel. Hier
leben vorwiegend Künstler und diese haben in den 90ern ihre Unabhängigkeit erklärt.
Nun hat die kleine Republik ihr eigenes Parlamentsgebäude (ein Café) mit Flagge, einen
Präsidenten und eine sehr schöne Verfassung. Wer sich gerne mehr in den Trubel stürzen
möchte, der ist auf der Gedimino Prospektas, der großen Flaniermeile quer durch Vilnius,
am besten aufgehoben. Hier finden sich zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten, Cafés und
Restaurants, die zum Ausspannen einladen. Der ÖPNV in Vilnius bringt dich, unter
anderem mit Trolleybussen, schnell und günstig quer durch die Stadt.
In Litauen sprechen die Menschen natürlich Litauisch, allerdings leben dort auch viele
russischsprachige Menschen wodurch es von Vorteil ist, diese Sprache zumindest ein
bisschen zu kennen. Ich habe vor meinem Auslandssemester außerdem ein Angebot der
Uni angenommen und zusätzlich im August einen einmonatigen Litauischsprachkurs
besucht. Den kann ich wirklich jedem empfehlen, denn man lernt schon vorab einige
Erasmusstudenten kennen, die Litauer freuen sich sehr, wenn man sich ein bisschen in
ihrer Sprache verständigen kann und man lernt während des Kurses auch viel über die
litauische Kultur. Außerdem ist es auch aus historischer Sicht sehr interessant, denn
Litauisch ist eine der ältesten Sprachen der Welt. Generell bin ich also im Alltag mit
meinem Englisch gut zurechtgekommen und die Litauischgrundlagen haben mir
zusätzlich sehr geholfen.
Freizeit
Angekommen in Vilnius wurde ich direkt von meiner litauischen Mentorin herzlich
empfangen. So wurde mir das Ankommen in dieser neuen Umgebung auch ganz
leichtgemacht. Diese Mentorin war Teil des Erasmus Student Network (ESN), eine
Gruppe engagierter Studenten, die sich wirklich wundervoll um uns gekümmert haben
und durch welche sich auch richtige Freundschaften entwickelt haben. Es gab Stadtrallyes,
Kneipentouren, Partys und andere kleine Events, die uns immer wieder als Gruppe
zusammenbrachten.
Abgesehen von den Erasmusveranstaltungen hat Vilnius aber auch an sich viel zu bieten.
Besonders im Spätsommer und Herbst finden sich überall kleine Konzerte und auf der
Gedimino finden immer wieder unterschiedliche Märkte statt. Außerdem hat Vilnius viele
Theater und die Oper, in denen es sich lohnt, vorbeizuschauen. Museumstechnisch hat
Vilnius auch einiges zu bieten, wobei ich besonders den Gediminas-Turm und das KGB-
Museum empfehlen kann.
Wenn man abends weggehen will, ist in Vilnius immer was los. Zum einen gibt es das
Salento, DEN Erasmusclub der Stadt, in dem jeden Tag Party ist, für die man meist keinen
Eintritt zahlen muss. Wer wie ich die Mainstream Clubmusik/Reggaeton eher nicht so
mag, der findet auch andere Clubs wie das Loftas oder Kablys, bei denen man sich bei
Facebookzusage der Events meist auch den Eintritt sparen kann. Auch die zahlreichen
Pubs mit Karaoke, kleinen Konzerten, Kneipenspielen und ausreichend Platz zum Tanzen
laden zum Entdecken ein – einige gute Adressen sind Mr. Pub, Bix Baras, Variokas oder
Uncle Sam’s.
Wenn du auf Sport stehst, solltest du dir unbedingt ein Basketballspiel anschauen. Für
Litauer ist Basketball der Nationalsport, fast schon eine Religion. Ernsthaft, die
Basketballhymne „Trys Milijonai“ kann jeder Litauer mitsingen und ich habe sie weitaus
öfter gehört als die Nationalhymne!
Reisen
Vilnius eignet sich auch wunderbar als Ausgangspunkt für Reisen. Da Litauen relativ klein
ist, erreicht man sehr schnell verschiedene Städte und kann so alle Winkel des Landes
erkunden. Ein Ausflug an die Ostsee nach Klaipėda und auf die Kurische Nehrung nach
Nida müssen auf jeden Fall drin sein! Dort ist die Landschaft einfach wunderschön und
man kann von riesigen Sanddünen aus über die Stadt schauen.
Wenn du ein Naturmensch bist, dann bist du
generell in Litauen und dem Baltikum richtig.
Viele Wälder und Hügel laden zum Wandern
ein und der Baumwipfelpfad in Anykščiai ist
besonders im Herbst sehr schön. Ein großer
Vorteil des Reisens innerhalb von Litauen ist
auch, dass es wirklich sehr günstig ist.
Studenten bekommen bei Zügen wie Bussen
50% Rabatt und so kostet ein Ticket zum 30
km von Vilnius entfernten Trakai mit einer
ziemlich coolen Wasserburg nur 80 Cent.
Auch in andere Länder lässt es sich von Vilnius aus sehr gut reisen. Man kommt schnell
und unkompliziert in die anderen baltischen Länder, nach Skandinavien oder nach Polen
und durch seine Lage kann man Litauen auch als Tor nach Osteuropa sehen.
Fazit
Abschließend kann ich auf jeden Fall sagen, dass sich das Auslandssemester wirklich
gelohnt hat. Es waren einige der besten Monate meines Lebens, in denen ich so viele
unglaubliche Erfahrungen sammeln und neue Freundschaften knüpfen konnte. Man sagt
es immer so als Klischee, aber es stimmt wirklich, dass ich nun ein bisschen als anderer
Mensch mit einem anderen Blick auf die Dinge zurückgekommen bin. Denk nicht zu lange
drüber nach, sondern wage den Sprung in dieses fantastische Abenteuer! Wenn du noch
Fragen zu Vilnius, Litauen oder Erasmus allgemein hast, kannst du mir auch jederzeit
unter [email protected] eine Nachricht schreiben