Date post: | 08-Mar-2016 |
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010 FOTOSTRECKE Abstieg 018 ESSAY Berlin ist verliebt in Hertha 022 1. SPIELTAG Hertha BSC – Oberhausen 3 : 2
024 INTERVIEW Trainer Markus Babbel
026 2. SPIELTAG Düsseldorf – Hertha BSC 1 : 2
028 FANFOTOS Komm mit auf Auswärtsfahrt
030 3. SPIELTAG Hertha BSC – Bielefeld 3 : 1
032 STREITGESPRÄCH Hertha-Präsident vs. Union-Präsident
036 4. SPIELTAG 1. FC Union – Hertha BSC 1 : 1
038 DEBATTE Hertha-Fans über Derbys und Krisen
040 5. SPIELTAG Hertha BSC – Karlsruhe 4 : 0
042 REPORTAGE Leute im Stadion, die kein Spiel sehen
044 6. SPIELTAG Cottbus – Hertha BSC 0 : 1
046 ORTSTERMIN Kieztraining in Lichtenberg
048 7. SPIELTAG Hertha BSC – Aachen 0 : 0
050 ANALYSE Nationalspieler aus Berlin
052 8. SPIELTAG FSV Frankfurt – Hertha BSC 0 : 1 054 REPORT Demonstration für Fankultur
056 9. SPIELTAG Hertha BSC – Fürth 2 : 0
058 SPIELBERICHT Herthas frühes Aus im Pokal
060 10. SPIELTAG Hertha BSC – Ingolstadt 3 : 1
062 PORTRÄT Der übergewichtige Neuzugang Ronny
064 11. SPIELTAG Paderborn – Hertha BSC 0 : 1
066 REPORT Das Geheimnis von Fußballbettwäsche
068 12. SPIELTAG Hertha BSC – Bochum 2 : 0
070 DOPPELPORTRÄT Nikita Rukavytsya & Alfredo Morales
072 13. SPIELTAG Osnabrück – Hertha BSC 2 : 0
074 INTERVIEW Oliver Reck über Stiefsohn Lasogga
076 14. SPIELTAG Hertha BSC – Duisburg 0 : 2
078 WÜRDIGUNG Abschied von Rekordspieler Pal Dardai
080 15. SPIELTAG 1860 München – Hertha BSC 1 : 0
082 NACHRUF Zum Tode von Wolfgang Holst
084 16. SPIELTAG Hertha BSC – Aue 2 : 0
086 INTERVIEW Manager Michael Preetz
088 17. SPIELTAG Augsburg – Hertha BSC 1 : 1
090 INTERVIEW Torhüter Maikel Aerts 092 18. SPIELTAG Oberhausen – Hertha BSC 1 : 3
094 MUSIK Campino über Freund Markus Babbel
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096 19. SPIELTAG Hertha BSC – Düsseldorf 4 : 2
098 ANALYSE Herthas prekäre Finanzlage
100 20. SPIELTAG Bielefeld – Hertha BSC 1 : 3
102 LEGENDEN Ete Beer & Wolfgang Matthies erzählen
104 21. SPIELTAG Hertha BSC – 1. FC Union 1 : 2
106 MUSIK Frank Zander & Nina Hagen singen
108 22. SPIELTAG Karlsruhe – Hertha BSC 2 : 6
110 FANFOTOS Komm mit zum Heimspiel
112 23. SPIELTAG Hertha BSC – Cottbus 2 : 2
114 HISTORIE Ein Hertha-Fan hinter der Mauer
116 24. SPIELTAG Aachen – Hertha BSC 0 : 5
118 PORTRÄT Der glücklose Stürmer Rob Friend
120 25. SPIELTAG Hertha BSC – FSV Frankfurt 3 : 1
122 ERLEBNISBERICHT Ein Dauerkarten-Fan über seine Saison
124 26. SPIELTAG Fürth – Hertha BSC 0 : 2
126 REPORT Der Kampf um den Kinder-Nachwuchs
128 27. SPIELTAG Ingolstadt – Hertha BSC 1 : 1
130 REPORT Wie Hertha 70.000 Fans wirbt
132 28. SPIELTAG Hertha BSC – Paderborn 2 : 0
134 ORTSTERMIN Zum ersten Mal im Olympiastadion
136 29. SPIELTAG Bochum – Hertha BSC 0 : 2
138 INTERVIEW Stürmer Adrian Ramos
140 30. SPIELTAG Hertha BSC – Osnabrück 4 : 0
142 DEBATTE Hertha-Fans über Image und Träume
144 31. SPIELTAG Duisburg – Hertha BSC 0 : 1
146 WÜRDIGUNG Jürgen Röber gratuliert Markus Babbel
148 32. SPIELTAG Hertha BSC – 1860 München 1 : 2
150 LITERATUR Thomas Brussig über Herthas Aufstieg
152 33. SPIELTAG Aue – Hertha BSC 0 : 2
154 SAISONBILANZ Alle Spieler in der Einzelkritik
156 34. SPIELTAG Hertha BSC – Augsburg 2 : 1
158 LIEBE Zehn Gründe, warum Hertha einmalig ist
160 FOTOSTRECKE Aufstieg
INHALT
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Weine nicht, wenn die Hertha fällt.
Die Fans in der Ostkurve begreifen den
Abstieg des Berliner Bundesligisten
erst, als er in der Tabelle der Saison
2009/10 Schwarz auf Weiß feststeht.
Und im Fanblock Blau auf Weiß
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Weiter, weiter, immer weiter. Wenn
Fußball kein Spiel wäre, müsste man
Niederlagen wirklich ernst nehmen.
So aber sind sie wie jede Lebenskrise:
eine Chance, es beim nächsten Mal
besser zu machen
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VERLIEBT
IN HERTHA
Z um Abschied von der Zwei-ten Bundesliga hat Michael Preetz auffallend oft von Demut gesprochen, von Be-
scheidenheit und Glaubwürdigkeit. Alles Begriffe, die noch im Früh-jahr 2010 kaum jemand mit Hertha BSC assoziiert hätte. Damals, als Berlins führendes Fußballunterneh-men unter der Führung des Mana-gers Preetz in die Niederungen der Zweitklassigkeit abdriftete und das in Teilen der Öffentlichkeit als ge-rechte Strafe empfunden wurde für Großmäuligkeit und Hochstapelei.
„Die große Kunst des Lebens besteht darin, sich nach einem Sturz wieder aufzurappeln“, sagt Preetz heute. Und: „Vielleicht war der Abstieg der richtige Zeitpunkt, um auch zu sagen: Jetzt ist es höchste Zeit, die Leute mitzunehmen, die wir in ers-ter Linie erreichen wollen, weil sie in unserer Stadt leben.“
Erst in der Zweitklassigkeit hat es Hertha BSC geschafft, zum Verein für die gesamte Stadt zu werden, mit Fans im Westen wie im Osten. Die Mannschaft gastier-te zum Kieztraining in Prenzlauer Berg oder Lichtenberg, fehlt nur noch ein Stelldichein in Köpenick. Aber der 1. FC Union ist ohnehin keine geografische Alternative, sondern eine philosophische. Wer Fußball ohne das Schickimicki-Bei-werk der Eventkultur erleben will, wird sich weiter in der Alten Förs-
terei besser aufgehoben fühlen als unter der Dauerwerbebeschallung im Olympiastadion. Und die in den letzten zwei Jahrzehnten aus Dort-mund und Köln, aus München und Bremen zugewanderten Neu-Berli-ner werden sich mit Hertha nur als Zweitverein anfreunden können. Aber immerhin, diese Chance ist jetzt da.
In den 17 Spielen der Zweiten Liga kommt Hertha BSC auf einen durchschnittlichen Zuspruch von 46.000 Zuschauern pro Spiel. Gegen Oberhausen, Bielefeld und Fürth. Gegen Aue, Osnabrück und In-
golstadt. Unfassbare 70.000 wollten das Spiel gegen Paderborn sehen, das Saisonfinale gegen den Mitauf-steiger Augsburg war trotz Zusatz-tribünen schon Wochen vorher aus-verkauft. Das sind beeindruckende Zahlen gegen unscheinbare Geg-ner, aber das eigentlich Beeindru-ckende ist die Botschaft dahinter. Hertha hat sich mit Berlin versöhnt und wieder einen Platz gefunden im emotionalen Entscheidungszentrum der so schwer zugänglichen Stadt.
Das war nicht mal der legendär-en Mannschaft der späten Zwanzi-
Hertha BSC wollte sich lange größer machen als Berlin. In der Zweiten Liga hat der Verein zu sich und seinen Fans gefunden – ein Essay
TexT SVEN GOLDMANN
Einen Gesamtberliner
Verein hat es
niemals gegeben
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Hertha startet mit einem 3:2-Sieg über Oberhausen und fast 50.000 Zuschauern in die Unterklassigkeit – und feiert mit Marco Djuricin unverhofft einen jungen Helden
Es klingt wie Erste Liga, schmeckt wie Erste Liga, fühlt sich an wie Erste Liga. Die Sonne scheint bei 25 Grad, die Currywurst, von einigen als beste Stadionwurst des Landes erachtet, schmeckt wie frü-her gegen Bayern München, und die Ostkurve ist kom-plett gefüllt. Mit 48.385 Zuschauern findet sich zum Zweitligastart mehr Publikum ein als vor einem Jahr beim Bundesligastart gegen Hannover, dem bislang letzten Ligasieg im Olympiastadion – bis zu diesem 3:2 gegen Rot-Weiß Oberhausen an diesem wunder-schönen Freitagabend im Berliner Hochsommer.
„Ich gehe mal davon aus, dass das Publikum sein Kommen nicht bereut hat“, sagt Manager Michael Preetz. Auch Marco Djuricin hat sein Kommen nicht bereut. Zwei Tore schießt der gerade 17-jährige Stür-mer in seinem ersten Spiel als Profi und macht sich damit zum Mann des Abends. Und das, obwohl er für einen Einsatz eigentlich gar nicht vorgesehen ist. Da sich aber der aus Leverkusen akquirierte Pierre-Mi-
chel Lasogga vorher bei einem Testspiel verletzt hat, findet sich für Djuricin ein Platz im Kader, doch nur für den Fall, dass dem Kanadier Rob Friend etwas zustoßen sollte.
Dieser Fall tritt schon nach ein paar Minuten ein. Von der Ersatzbank aus schaut Djuricin mit an, wie sein Kollege Friend abhebt zu einem Fallrückzieher Richtung Oberhausener Tor. Das sieht bei dem langen Kanadier nicht besonders elegant aus, und zu allem Überfluss stürzt er bei der missglückten Landung auch noch böse auf den Kopf. Friend versucht wieder aufzustehen, gerät dabei ins Wanken und stürzt sofort wieder. Er versucht es noch ein paar Minuten lang und stolpert doch nur orientierungslos über den Rasen. Friend bekommt gar nicht richtig mit, dass Oberhau-sen durch Moses Lamidi 1:0 in Führung geht. Nach 17 gespielten Minuten ist Schluss für ihn, und Djuricins Debüt nimmt seinen Lauf. Der Wiener mit serbischen Vorfahren hätte schon ein paar Wochen zuvor erstmals im Olympiastadion auflaufen sollen. Damals noch mit Herthas A-Jugend im Pokalfinale gegen Hoffenheim. Doch wegen starker Regenfälle mussten die Jungpro-fis in das benachbarte Amateurstadion ausweichen,
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Nicht nur das Publikum hat sein Kommen nicht bereut.
Dann ist’s mal wieder richtig Sommer
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und so bekam kaum jemand mit, wie Djuricin per Elfmeter den zwischenzeitlichen Ausgleich bei der 1:2-Niederlage erzielte. Beim zweiten Versuch schauen fast 50.000 Zuschau-er zu. Und Marco Djuricin legt gleich richtig los. Bei seinem ersten guten Pass steht Waleri Domowtschi-ski noch im Abseits, doch schon mit dem zweiten schleicht sich Ramos davon und spielt weiter auf Domowtschiski, der aus Nahdistanz zum 1:1 trifft. Zu einem Drittel ist es auch Djuricins Tor. Es wird noch besser. Der 17-Jährige arbeitet mit List und Engagement an seinem „Einstand nach Maß“, wie Markus Babbel nach dem Spiel sagen wird. Der Trainer holt Djuricin im Spiel schon mal zur Seite und erklärt ihm die Laufwege im Profibereich. Manches muss man dem Stürmer nicht mehr beibringen, etwa den cleveren Abschluss allein vor dem Tor. Vier Mi-nuten sind in der zweiten Halbzeit gespielt, da kann Oberhausens Torwart Sören Pirson einen Schuss von Nikita Rukavytsya nicht festhalten, und der lauernde Djuricin staubt ab zum 2:1. Oberhausen schafft durch Lamidis zweites Tor zwar schnell den Ausgleich, aber Herthas neuer Torjäger hat noch nicht Feierabend. Beim finalen 3:2-Siegtreffer profitiert er von einem präzisen Zuspiel des eingewechselten Brasilianers Ronny (der nur ein paar Minuten mitspielen darf, weil der daheim antrainierte Sommerspeck immer noch nicht ganz verschwunden ist). Nach dem Spiel spricht alles von Djuricin. Nur der unverhoffte Held nicht, denn Hertha hat ihn mit einem strikten Interviewver-bot belegt. Seinen ersten Profivertrag unterschreibt er erst ein paar Tage später, das heißt: Sein Vater un-terschreibt, weil Marco erst im Dezember 18 Jahre alt und damit geschäftsfähig wird. Der Vertrag ist über vier Jahre angelegt. Marco Djuricin ist eine Investi-tion in die Zukunft, aber bei Hertha stört es keinen, dass sie sich schon so früh ein bisschen bezahlt gemacht hat. DOMINIK BARDOW
Anzeigetafel
Hertha hat bei seinen Heimspielen viel Konkurrenz in der Stadt. Am ersten Spieltag lädt der Deutsche Bundestag zum Tag der Offenen Tür. Gut, das lässt sich für Fans noch bewerkstelligen: erst tagsüber Politiker bashen und am Abend Hertha pushen.
Heimspiel
UEM
3 : 2 1 : 1
AUFSTELLUNGEN Aerts _ Lell, Hubnik, Mijatovic K, Kobiaschwili _ Niemeyer, Perdedaj _ Rukavytsya 68. Ronny, Domowtschiski81. Schulz, Ramos _ Friend 18. DjuricinTrainer: Markus Babbel
TORSCHÜTZEN0 : 1 Lamidi 7. Kaya1 : 1 Domowtschiski 30. Ramos2 : 1 Djuricin 49. Rukavytsya2 : 2 Lamidi 78. Miletic
3 : 2 Djuricin 80. Ronny
ZUSCHAUER 48.385 Olympiastadion SCHIEDSRICHTER Marco Fritz Korb GELB-ROTE KARTEN 0 ROTE KARTEN 0 BES. VORKOMMNISSE Keine
WEITERE SPIELEAachen – 1. FC Union 2 : 2 1 : 1FSV Frankfurt – Bielefeld 2 : 1 2 : 0Ingolstadt – Augsburg 1 : 4 1 : 2Paderborn – Aue 0 : 1 0 : 0Cottbus – Düsseldorf 2 : 0 0 : 0Fürth – Karlsruhe 4 : 1 2 : 0Osnabrück – Duisburg 1 : 3 1 : 1Bochum – 1860 München 3 : 2 2 : 1
TABELLE SP G U V TORE DIF. PKT.
1. FC Augsburg 1 1 0 0 4 : 1 3 3
Greuther Fürth 1 1 0 0 4 : 1 3 3
3. MSV Duisburg 1 1 0 0 3 : 1 2 3
4. Energie Cottbus 1 1 0 0 2 : 0 2 3
5. Hertha BSC A 1 1 0 0 3 : 2 1 3 VfL Bochum A 1 1 0 0 3 : 2 1 3
7. FSV Frankfurt 1 1 0 0 2 : 1 1 3
8. Erzgebirge Aue N 1 1 0 0 1 : 0 1 3
9. Alemannia Aachen 1 0 1 0 2 : 2 0 1
1. 1. FC Union 1 0 1 0 2 : 2 0 1
11. 1860 München 1 0 0 1 2 : 3 -1 0
RW Oberhausen 1 0 0 1 2 : 3 -1 0
13. Arminia Bielefeld 1 0 0 1 1 : 2 -1 0
14. SC Paderborn 07 1 0 0 1 0 : 1 -1 0
15. VfL Osnabrück N 1 0 0 1 1 : 3 -2 0
16. Fortuna Düsseldorf 1 0 0 1 0 : 2 -2 0
17. FC Ingolstadt 04 N 1 0 0 1 1 : 4 -3 0
Karlsruher SC 1 0 0 1 1 : 4 -3 0
FREITAG / 20.08.10 / 18 UHR
HERTHA BSC
Pirson _ D. Pappas, Miletic, Schlieter, Petersch _ Reichert K, Gordon _ Landers 70. Krontiris, Kaya 46. Klinger, Lamidi _ Schönfeld 75. TerranovaTrainer: Hans-Günter Bruns
ROT-WEISS OBERHAUSEN
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Trainer Markus Babbel über Ohrringe, Tätowierungen, Spieleversteher und faule Profis
Herr Babbel, in Stuttgart haben
Sie noch einen Ohrstecker getra-
gen, jetzt nicht mehr. Hat das et-
was zu bedeuten? Meine Frau meinte, das wirkt unseriös und hat ihn für sich beschlagnahmt. Im Nachhinein glaube ich aber, dass sie einfach nur den Ohrring haben wollte. Und – wissen Sie was – sie trägt ihn wirklich!
Sie hören sich nicht glücklich
an. Nein, aber eigentlich ist mir das egal. Ich bin ja kein anderer Mensch, nur weil ich einen Ohr-ring trage. Wenn du eine Brille trägst, giltst du gleich als intel-lektuell. Ohrring und Tätowie-rung – hm, unseriös. Aber das ist
nur der erste Eindruck. Dass ich Tätowierungen habe, sagt doch nichts über mein Wesen. Was die Umgangsformen angeht, da bin ich wirklich sehr konservativ.
Wie zeigt sich das? Ich achte auf Disziplin, gerade bei meinen Kin-dern: dass sie Bitte und Danke sagen, grüß Gott und auf Wieder-sehen. Man muss kein Abitur ma-chen, aber wenn die Umgangs-formen stimmen, kommst du im Leben schon weit.
Wollen Sie sich stärker abgren-
zen von der aktuellen Spielerge-
neration? Das hat sich automa-tisch ergeben. In Stuttgart hatte ich mit 95 Prozent der Spieler zu-
sammengespielt. Mit ihnen wur-de ich 2007 gemeinsam Meister, dann wurde ich Assistenztrainer von Armin Veh und später sein Nachfolger. Hier, bei Hertha, kann ich bei null anfangen. Ich bin nicht mehr der frühere Kollege, nicht mehr der ehemalige Kotrai-ner. Hier bin ich der Chef. Für mich ist es ein großer Vorteil, dass die Spieler mich siezen.
Weshalb? Es gibt klare Grenzen. Generell bin ich schon ein Trai-nertyp, der nicht dasteht wie ein General, an den sich keiner ran traut. Ich versuche eine gewisse Nähe zu den Spielern zu bekom-men, aber es ist immer gut, wenn
IntervIew STEFAN HERMANNS UND MICHAEL ROSENTRITT
»DA WIRST DU WAHNSINNIG!«
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die Spieler wissen: bis hierher und nicht weiter.
In Stuttgart wurde Ihre Nähe
zum Team gegen Sie verwendet.
So ist es doch immer. Erst heißt es: Der ist nah an der Mannschaft dran, der hat einen super Draht zu den Spielern. Dann wird dar-aus: Der kann keine klare Ent-scheidungen mehr treffen, weil er zu nah an der Mannschaft ist. Ich glaube, dass es bei meinem Amts-antritt in Stuttgart ein Riesenvor-teil war, dass ich alle Spieler kannte und sie einschätzen konn-te. Der Schlüssel zum Erfolg war, dass wir jedem die Möglichkeit gegeben haben, sich aufzudrän-gen. Und auch der Zusammenhalt war wieder besser.
Gab es auch Nachteile? Für mich war es unheimlich schwer, jeman-dem, mit dem ich zusammenge-spielt und sogar Erfolge gefeiert habe, zu sagen: „Es reicht nicht mehr.“ Diese harten Entschei-dungen zu treffen – das war ein brutaler Lernprozess. Hier ist es für mich wesentlich leichter.
Die Mischung zwischen Nähe
und Distanz zu finden, ist das der
Schlüssel zum Erfolg? Ich glaube, es gibt da kein Patentrezept. Man muss ein Gespür entwickeln, und das kommt mit der Zeit. Ich bin so, wie ich bin. Ich kann mich nicht großartig verstellen. Will ich auch nicht. Ich bin ehrlich, ge-radeaus, ich kann auch hart sein. Aber ich bin kein Schwein. Ich mache nichts hintenrum. Das wi-derstrebt mir. Das kann ich nicht. Ich habe schon zu ein paar Spie-lern gesagt: „Hey, ich mag dich, aber wenn ich merke, du lässt nach, dann kriegst du von mir Feuer.“ So spreche ich mit den Spielern, offen und ehrlich. Damit sie was zu greifen haben. Es nützt nichts, wenn ich einem Spieler sage: „Du bist ein Riesenkicker, aber du bleibst erst mal draußen.“ Ich sage ihm: „Du musst dein Kopfballspiel verbessern“ oder
„Du musst schneller werden“ oder was auch immer. Dann hat er was. Aber dann liegt es auch an ihm.
Beim Auftakt in Berlin mussten
Sie sich gleich über schlechte
Laktatwerte von 13 Profis ärgern.
Sie haben Sondertrainings ange-
setzt und den Fitnesstrainer ge-
feuert. Ja, aber ich mache so et-
was ja nicht, weil ich denke: Ich muss jetzt mal was unternehmen, damit ich in der Öffentlichkeit besser dastehe. Das ist nicht mei-ne Art. Am liebsten ist es mir, wenn alles harmonisch abläuft. Aber ich habe gelernt: Mit zu viel Harmonie funktioniert es nicht. Komischerweise sind immer die Trainer, die dazwischenfegen, oft sehr erfolgreich. Eigentlich ist das ja Irrsinn. Wenn man es gut meint, Harmonie haben will und alles wunderbar ist, sollte man
doch meinen, dass alle Spaß an der Arbeit haben. Von wegen. Da passieren mehr Fehler. Deswegen muss man immer wieder dazwi-schengehen, sonst schleift sich so ein Schlendrian ein. Und den wie-der rauszukriegen, ist schwierig.
Ihr Ausbruch war also authen-
tisch? Absolut. Sie müssen auch die Ausgangslage berücksichti-gen: Der Verein stellt sich hin und sagt: Wir wollen sofort wieder hoch. Damit hängen wir uns also ganz schön aus dem Fenster. Du bist voller Elan: Geil, jetzt geht’s los, geiler Klub, da passt alles, wunderbar – und dann bekommst du die Laktatwerte und denkst: Hut ab! Da sind offensichtlich 15 dabei, die diesen Elan nicht ha-ben. Da wirst du doch wahnsin-nig. Wir reden nicht von irgend-welchen Freizeitkickern. Nein, das sind Profis. Mir war es wich-tig, dass sie mal kapieren, was für eine Verantwortung sie haben. Deshalb sollte die Öffentlichkeit das ruhig mitbekommen.
Die Laktatwerte lassen den
Schluss zu… …dass einige nichts kapiert haben. Ich habe ja nicht verlangt, dass sie sechs Wochen durchtrainieren. Die Spieler soll-ten bewusst drei Wochen Urlaub machen. Aber nach drei Wochen, so habe ich das zumindest früher erlebt, hat mein Körper nach Be-wegung verlangt. Aber bei den Werten meiner Spieler konnte es nur einen Schluss geben: Die ha-ben gar nichts gemacht. Das habe ich nicht verstanden.
Kann sich das noch mal wie-
derholen? Wenn einer das noch mal wiederholt, muss er selten dämlich sein. Dann gnade ihm Gott. Aber so wie ich die Truppe jetzt kennengelernt habe, kann ich mir das nicht vorstellen. Die Spieler haben wirklich mitgezo-gen. Da waren viele dabei, die hatten im Training Schmerzen – zu Recht Schmerzen. Und trotz-dem haben sie nicht abgebrochen. Das zeigt mir: Sie können ja, sie wollen auch. Ich habe den Spie-lern gesagt: „Mich wundert es nicht, dass ihr abgestiegen seid. Wenn ihr immer so eine Einstel-lung hattet – ja, das wird nicht belohnt. Das ist doch klar. Wenn ihr aber eine andere Mentalität an den Tag legt, werdet ihr auch belohnt.“
Mehr als die Hälfte der Spieler
stammt aus dem Ausland. Sie
selbst haben in England gespielt.
Hilft Ihnen diese Erfahrung? Na-türlich ist das von Vorteil, ganz klar. Ich weiß, wie sich ein Spieler fühlt, der neu kommt, der die Sprache nicht spricht, sich an ein neues Umfeld gewöhnen muss, an andere Gepflogenheiten. Des-wegen versuchen wir den Spie-lern bei vielen Dingen zu helfen, bei der Wohnungssuche, Behör-dengängen; aber letztlich spielen sie Fußball. Ich habe ein Problem damit, wenn es heißt, man muss dem Spieler ein Jahr Zeit zur Ein-gewöhnung geben. Was ist das denn für ein Blödsinn? In Brasi-lien wird genauso Fußball gespie-lt wie in China oder Deutschland. Das Wichtigste ist die Sprache. Für mich ist es ein Unding, wenn ein Spieler die Sprache nach einem Jahr immer noch nicht kann. Ich will doch wissen, was in der Kabine gesprochen wird. Ich will, dass die Spieler Deutsch lernen. Und das müssen sie jetzt endlich auch.
Sie wirken sehr energiegeladen.
Müssen Sie in der Zweiten Liga
noch mehr geben? Das glaube ich nicht. Im Fußball kannst du viele Dinge nicht beeinflussen: Verlet-zungen, Schiedsrichterentschei-dungen. Aber eins dürfen wir uns nie vorwerfen lassen: Dass wir zu faul, zu nachlässig waren und es deshalb nicht funk-tioniert hat.
»Mit zu viel
Harmonie
funktioniert es nicht.«
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Hertha macht mit dem 2:1 in Düsseldorf den Saisonstart perfekt – und bringt in der Zweiten Liga dem Brüderpaar Raffael und Ronny neuen Spaß
Im Grunde empfindet Hertha BSC die Zugehörigkeit zur Zweiten Liga als eine einzige Zumutung, doch im Einzelfall kann einem selbst die Zweite Liga kleine Momente des Glücks bescheren. Der Brasilianer Raffael jedenfalls macht nach dem 2:1-Er-folg bei Fortuna Düsseldorf ein ganz beseeltes Gesicht. Raffael ist von seinem Trainer Markus Babbel zum besten Fußballer der Zweiten Liga ernannt worden, aber in der Arena am Rhein hat er fast 70 Minuten lang auf sein Debüt in der neuen Klasse gewartet. Groll oder Ärger? „Ich habe mich gefreut, dass ich eingewechselt wurde“, sagt der Brasilianer. Und überhaupt: „Es war das erste Mal, dass ich mit meinem Bruder zusammen gespielt habe.“
Der Zweiten Liga sei’s gedankt. Raffael und sein Bruder Ronny kommen weit nach ihren Kollegen vom Platz. Sie lachen, Raffael hat sich seines Trikots entle-digt, und so steht er da mit blankem Oberkörper. Auf den ersten Blick könnte man meinen, es gäbe wer weiß was zu feiern. Die gute Laune der Brasilianer aber steht
im scharfen Kontrast zur allgemeinen Nüchternheit bei den Berlinern. Zwei Spiele, zwei Siege, dazu das Wei-terkommen in der ersten Pokalrunde mit einem 2:0-Sieg beim Regionalligisten SC Pfullendorf – Hertha BSC hat den perfekten Start in die neue Saison erwischt, aber für Markus Babbel ist der Sieg in Düsseldorf nicht mehr als „ein kleiner Schritt in die richtige Richtung“.
Niemand hat gewusst, wie sich die Berliner in ih-rem neuen Umfeld zurechtfinden würden. Die Optimis-ten hatten prophezeit, dass die Mannschaft mal eben über die Konkurrenz hinwegfegen würde, die Skeptiker fürchteten eher eine schwierige Eingewöhnung. Nach zwei Spielen kann man feststellen: Beide haben recht. Hertha tut sich schwer, aber Hertha gewinnt, und das schon fast mit einer gewissen Selbstverständlichkeit.
„Drei Punkte sind drei Punkte“, sagt Mittelfeldspieler Fanol Perdedaj, und ganz nebenbei hat Hertha auch noch Fortunas Serie von 20 Heimspielen ohne Niederla-ge beendet.
Dass die Berliner die Begegnung nach zähem Beginn mit ihrem ersten Torschuss, abgegeben von Rob Friend, in die richtigen Bahnen lenken, ist auch eine Qualität. „Ein Tor nach einer Standardsituation.
Jubel der Berliner Roman Hubnik, Levan Kobiashvili, Fanol Per-
SPIELTAG2 Brasilien, wie es spielt und lacht
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Das freut mich natürlich“, sagt Babbel. „Das trainieren wir.“ Wenn es spielerisch mal nicht so gut läuft, kann die Mannschaft auch auf brachialere Mittel zurückgrei-fen. So wie in Düsseldorf. „Die Effektivität war heute der Unterschied“, sagt Fortunas Trainer Norbert Meier. Zwischen der 25. und der 30. Minute schießen die Ber-liner drei Mal aufs Düsseldorfer Tor, und schon führen sie 2:0.
Die Ergebnisse verschaffen Babbel eine gewisse Ruhe, um weiter an den Details zu arbeiten. Die Abwehr wirkt anfangs erneut nicht sicher, und im Spielaufbau fehlt der Fluss. Mit Raffael drängt nun immerhin eine hochklassige Alternative ins Team. An-dererseits hat Waleri Domowtschiski als sein Vertreter in zwei Spielen zwei Tore erzielt. „Das ist nur schein-bar ein Problem“, sagt Manager Michael Preetz. „Es ist doch eine wunderbare Situation, dass der Trainer Möglichkeiten hat.“
Allein den Namen nach steht Hertha deutlich über dem Rest der Liga; doch Babbel hat immer darauf hingewiesen, dass Qualität alleine nicht ausreichen werde. Nach dem Sieg in Düsseldorf schimpft er über den Auftritt seiner Mannschaft in der ersten Hälfte: „Wir sind nur hinterhergelaufen, haben unheimlich schlampig gespielt und viele Ballverluste gehabt.“ Babbels Funda-mentalkritik passt zu seiner bisherigen Linie, und doch wirkt sie ein bisschen überzogen. Insgeheim wissen sie natürlich auch bei Hertha, dass die Gesamtsituation bes-ser ist, als viele vorher befürchtet hatten. „Es ist immer angenehmer, an den Fehlern zu arbeiten, wenn die Er-gebnisse stimmen“, sagt Michael Preetz. Den umgekehr-ten Fall kennt er aus dem vergangenen Jahr. Da hatte die Mannschaft am Ende der Hinrunde ganze sechs Punkte – genauso viele wie jetzt nach dem zweiten Spieltag. Der Zweiten Liga sei’s gedankt.
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Zeitgleich zu Herthas erstem Auswärtsspiel findet in Düsseldorf der 49. Caravan Salon statt – Europas führende Messe für Wohnwagen und Wohnmobile. Als passender Stellplatz dazu empfiehlt sich das wald-reiche Ufer des Hertha-Sees zwischen Ibbenbühren und Rheine.
Auswärtsfahrt
STEFAN HERMANNS
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1 : 2 0 : 2
AUFSTELLUNGEN Ratajczak _ Weber, Tiago, Langeneke, J. van den Bergh _ Costa 79. Bröker _ Zoundi, Christ 46. Dum, Lambertz K _ Torghelle 46. Wellington, JovanovicTrainer: Norbert Meier
TORSCHÜTZEN0 : 1 Friend 25. Rukavytsya0 : 2 Domowtschiski 30. Niemeyer1 : 2 Wellington 81. Zoundi
ZUSCHAUER 30.629 Arena Düsseldorf SCHIEDSRICHTER Robert Hartmann Krugzell GELB-ROTE KARTEN Bröker 92. ROTE KARTEN 0 BES. VORKOMMNISSE Keine
WEITERE SPIELE1. FC Union – Fürth 1 : 2 0 : 0Augsburg – Paderborn 1 : 0 0 : 0Oberhausen – FSV Frankfurt 1 : 0 0 : 0Aue – Bochum 1 : 0 1 : 0Duisburg – Ingolstadt 4 : 1 3 : 1Bielefeld – Cottbus 1 : 2 0 : 21860 München – Osnabrück 3 : 1 2 : 1Karlsruhe – Aachen 3 : 0 3 : 0
TABELLE SP G U V TORE DIF. PKT.
1. MSV Duisburg 2 2 0 0 7 : 2 5 6
2. Greuther Fürth 2 2 0 0 6 : 2 4 6
3. FC Augsburg 2 2 0 0 5 : 1 4 6
4. Energie Cottbus 2 2 0 0 4 : 1 3 6
5. Hertha BSC A 2 2 0 0 5 : 3 2 66. Erzgebirge Aue N 2 2 0 0 2 : 0 2 6
7. 1860 München 2 1 0 1 5 : 4 1 3
8. Karlsruher SC 2 1 0 1 4 : 4 0 3
9. VfL Bochum A 2 1 0 1 3 : 3 0 3
RW Oberhausen 2 1 0 1 3 : 3 0 3
11. FSV Frankfurt 2 1 0 1 2 : 2 0 3
12. 1. FC Union 2 0 1 1 3 : 4 -1 1
13. Alemannia Aachen 2 0 1 1 2 : 5 -3 1
14. Arminia Bielefeld 2 0 0 2 2 : 4 -2 0
15. SC Paderborn 07 2 0 0 2 0 : 2 -2 0
16. Fortuna Düsseldorf 2 0 0 2 1 : 4 -3 0
17. VfL Osnabrück N 2 0 0 2 2 : 6 -4 0
18. FC Ingolstadt 04 N 2 0 0 2 2 : 8 -6 0
MONTAG / 30.08.10 / 20.15 UHR
HERTHA BSC
Aerts _ Lell, Hubnik, Mijatovic K, Kobiaschwili _ Niemeyer, Perdedaj _ Rukavytsya 69. Raffael, Domowtschiski 78. Ronny, Ramos _ Friend Trainer: Markus Babbel
FORTUNA DÜSSELDORF
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1 Wärm dich an Deiner Hertha –
das Bier bleibt vor der Winterpause sowieso gekühlt.
2 Dieser Weg wird ein weißer sein ...
Auf zum Augsburger Stadion!
3 Sächsischer Nudeltopf mit Käse und Ketchup
in Aue. Legendär! (schlecht)
4 Fast wie zu Hause – mit Laufbahn, vollem
Gästeblock und vielen Freunden.
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KOMM MIT AUFAUSWÄRTSFAHRTKai-Uwe Heinrich und André Görke sind Hertha in jeden Winkel der Zweiten Liga hinterhergereist – hier ist ihr fotografisches Protokoll
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Sie johlen und tanzen, bewaffnet mit Champagnerflaschen: Herthas Spieler und Fans zelebrieren beim 2:1 gegen Mitaufsteiger Augsburg den spritzigen Höhepunkt der Saison
Markus Babbel ist ein
modebewusster Mensch mit einem Faible für dunkle
Abendgarderobe, aber diesmal entscheidet er sich
mit Bedacht für einen eher schlichten Trainingsan-
zug. Ja, die obligatorische Weißbierdusche, sie kommt
an diesem letzten Spieltag eimerweise daher und ist
dem Trainer von Hertha BSC angenehme Pflicht nach
diesem 2:1-Sieg über den Mitaufsteiger FC Augsburg.
Als Babbel schon glaubt, alles überstanden zu ha-
ben, stürmt ein siebenköpfiges Kommando unter der
Führung von Verteidiger Roman Hubnik den Presse-
raum des Olympiastadions. Alle sind sie bewaffnet mit
Champagnerflaschen aus dem Hause Pommery, sie
brüllen und johlen, sie tanzen und spritzen.
Markus Babbel trägt es mit Fassung und nimmt
eine Flasche mit als Souvenir.
Sie feiern ja jetzt schon ein paar Wochen lang,
aber nie ist ihnen die Erleichterung über die erfüllte
Mission Aufstieg so stark anzumerken gewesen wie
in diesem Augenblick, gut eine halbe Stunde nach
dem letzten Schlusspfiff. Endlich ist es vorbei! „Ich
habe den Aufstieg versprochen, und ich habe Wort
gehalten“, sagt der vor Champagner triefende Babbel
und bedankt sich beim Verein für „den Mut, mir diese
Aufgabe anzuvertrauen, es ist ja nicht selbstverständ-
lich, einen jungen Trainer zu verpflichten“.
Berlin ist wieder wer im Fußball.
Vor einem Jahr haben hier die Bayern ihre Meis-
terschaft gefeiert, aber für Berlin und Hertha war
es damals ein sehr trauriger Tag. Längst vergessen.
Hertha BSC kehrt zurück in die Erste Liga, und zur
finalen Feier kommen 77.116 Zuschauer plus Herthas
früherer Torjäger Marko Pantelic ins Olympiastadion.
Zum Abschied von der Zweiten Liga gibt es mit dem
23. Sieg im 34. Spiel noch einen Zweitliga-Rekord und,
sehr viel emotionaler, den Abschied von Herthas Re-
kordspieler Pal Dardai, der nach seiner Auswechslung
kurz vor dem Halbzeitpfiff vom Applaus umspült auf
die Ehrenrunde geht.
Schon in seinen ersten Sekunden als Profi a.D. darf
er aus bester Perspektive ein Tor bestaunen. Dardai
absolviert gerade mit seinem Sohn auf den Schul-
Sie feiern ja jetzt schon ein paar Wochen lang.
So was hat man lange nicht geseh’n34SPIELTAG
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tern die Ehrenrunde, da drischt Lasogga den Ball
nach Ronnys Ecke aus zehn Zentimetern zum 1:0 ins
Augsburger Tor. Wahrscheinlich wäre der Ball auch so
ins Tor getrudelt, aber in solchen Dimensionen denkt
einer wie Lasogga nicht, „da musst du als Stürmer
egoistisch sein“, sagt er, „der Ball war doch vorher
noch nicht drin, oder?“
Beide Mannschaften mühen sich nach Kräften um
die Simulation eines echten Wettkampfes, aber natur-
gemäß gelingt es ihnen nicht immer, mit dem Wissen
um den sicheren Aufstieg im Hinterkopf. Das Publikum
amüsiert sich trotzdem, es feiert sich selbst und nimmt
auch den Augsburger Ausgleich Mitte der zweiten
Halbzeit gelassen zur Kenntnis. Stephan Hain profitiert
bei seinem 1:1 auch davon, dass Herthas Innenverteidi-
ger Andre Mijatovic und Roman Hubnik die Abwehror-
ganisation schon auf Autopilot geschaltet haben.
Am Ende wird doch noch alles gut, weil der für
Lasogga eingewechselte Rob Friend allen noch mal
zeigen will, dass er kein zwei Millionen Euro teures
Missverständnis ist. In Minute 72 reißt Gibril Sankoh
den Kanadier im Strafraum um. Dafür bekommt der
Augsburger die Rote Karte und Hertha einen Elfmeter,
Lewan Kobiaschwili verwandelt ihn zum Siegtreffer.
Dann nehmen die Feierlichkeiten ihren Lauf. Erst auf
der offiziellen Bühne der Deutschen Fußball-Liga, wo
Pal Dardai als erster seine Medaille bekommt und
Kapitän Mijatovic als letzter Spieler die Meisterschale,
sie sieht wirklich aus wie eine Radfelge.
Weiter geht’s zum Stelldichein mit den Fans vor der
Ostkurve und am Abend zur offiziellen Meisterparty
auf Eiswerder. Und am nächsten Tag noch zu Klaus
Wowereit zum Rathausempfang. Nach dieser langen,
schönen Verlängerung der Saison fliegt die Mann-
schaft zur Aufstiegssause nach Mallorca, und dort
werden Bier und Champagner nicht nur zum Duschen
des Trainers verwendet. SVEN GOLDMANN
Klaus Wowereit ist im letzten Jahr schwer dafür
kritisiert worden, dass er sich nicht ein bisschen mehr
ins Zeug gelegt hat für den Eurovision Song Contest.
Preiset seine Weitsicht: Wer will schon Lena singen
hören, wenn Hertha den Aufstieg feiert? UEM
Heimspiel
Anzeigetafel
2 : 1 1 : 0
AUFSTELLUNGEN Aerts _ Lell, Hubnik, Mijatovic K, Kobiaschwili _ Lustenberger, Dardai 42. Ebert _ Ronny 71. Rukavytsya, Raffael, Ramos _ Lasogga 65. FriendTrainer: Markus Babbel
TORSCHÜTZEN1 : 0 Lasogga 44.1 : 1 S. Hain 60. Sinkiewicz2 : 1 Kobiaschwili 74. Elfmeter
ZUSCHAUER 77.116 Olympiastadion SCHIEDSRICHTER Bibiana Steinhaus Hannover GELB-ROTE KARTEN 0 ROTE KARTEN Sankoh 73. Notbremse BES. VORKOMMNISSE Keine
WEITERE SPIELEKarlsruhe – 1. FC Union 3 : 2 2 : 1Bochum – Duisburg 3 : 1 1 : 0Paderborn – 1860 München 3 : 2 2 : 1Cottbus – Oberhausen 3 : 1 1 : 0Fürth – Düsseldorf 1 : 1 0 : 0Aachen – Bielefeld 1 : 1 1 : 0FSV Frankfurt – Aue 0 : 2 0 : 1Ingolstadt – Osnabrück 0 : 1 0 : 1
TABELLE SP G U V TORE DIF. PKT.
1. Hertha BSC A 34 23 5 6 69 : 28 41 742. FC Augsburg 34 19 8 7 58 : 27 31 65
3. VfL Bochum A 34 20 5 9 49 : 35 14 65
4. Greuther Fürth 34 17 10 7 47 : 27 20 61
5. Erzgebirge Aue N 34 16 8 10 40 : 37 3 56
6. Energie Cottbus 34 16 7 11 65 : 52 13 55
7. Fortuna Düsseldorf 34 16 5 13 49 : 39 10 53
8. MSV Duisburg 34 15 7 12 53 : 38 15 52
9. 1860 München 34 14 10 10 50 : 36 14 50
10. Alemannia Aachen 34 13 9 12 58 : 60 -2 48
11. 1. FC Union 34 11 9 14 39 : 45 -6 42
12. SC Paderborn 07 34 10 9 15 32 : 47 -15 39
13. FSV Frankfurt 34 11 5 18 42 : 54 -12 38
14. FC Ingolstadt 04 N 34 9 10 15 40 : 46 -6 37
15. Karlsruher SC 34 8 9 17 46 : 72 -26 33
16. VfL Osnabrück N 34 8 7 19 40 : 62 -22 31
17. RW Oberhausen 34 7 7 20 30 : 65 -35 28
18. Arminia Bielefeld 34 4 8 22 28 : 65 -37 17
SONNABEND / 15.05.11 / 13.30 UHR
FC AUGSBURG
Jentzsch _ Verhaegh, Callsen-Bracker, Sankoh, de Jong _ Hosogai _ Brinkmann 80. Reinhardt, Sinkiewicz _ M. Ndjeng 63. Leitner, Werner _ S. Hain 75. Thurk Trainer: Jos Luhukay
HERTHA BSC
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STADIONRAP MIT BULETTE UND KUSCHELBÄRHertha ist tatsächlich erstklassig. Wer’s immer noch nicht glaubt: Hier sind zehn Gründe, warum Berlins deftigster Sportverein rockt
1. DER NAME
Die gute alte Tante Hertha – das
klingt nach Kaffeefahrt an den
Wannsee. Dabei tuckert Hertha als
Dampfer durch Brandenburg. Der
Verein, den nur ahnungslose Aus-
wärtige und Agenturjournalisten
„Alte Dame“ nennen, heißt nämlich
so, weil wiederum ein Ausflugs-
schiff so hieß, das wiederum nach
der Tochter eines Reeders benannt
worden war. An eine Ausfahrt mit
diesem Doppelschraubendampfer
erinnerte sich ein Junge, als er mit
ein paar Kumpels einen Fußballklub
gründete und dafür einen Namen
suchte. Der Kutter, in der DDR unter
dem Pioniernamen „Seid Bereit!“ un-
terwegs und nach dem Umbruch als
„Seebär“ neu flott gemacht, schip-
pert heute wieder unter alter Flagge
durch die Kyritzer Seenplatte. Berlin
könnte ihn laut Kapitän Peter Dent-
ler gerne zurückhaben – aber dafür
hat Tante Hertha kein Geld.
2. DIE FANS
Hey, das geht ab, wir feiern die
Meisterschaft – der erste Stadion-
rap Deutschlands hat die Hertha-
Fans, die sich diesen hüpfenden
Irrsinn ausgedacht hatten, überall
bekannt gemacht. Doch dann wur-
de es vor zwei Jahren doch nichts
mit der Meisterschaft und überall,
wo die Berliner Fußballrapper hin-
kamen, wurden sie mit dem Lied
empfangen: „Hey, das geht ab, die
Hertha steigt endlich ab.“ Beleidigt
TexT ROBERT IDE
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war deshalb keiner – im Gegenteil,
Hertha erfand sich in der Zweiten
Liga einfach neu, und das Publikum
war nicht nur bei den stimmungsge-
ladenen Derbys mit dem 1. FC Union
erste Klasse. Im Durchschnitt ka-
men 46.000 Menschen gegen Geg-
ner wie Paderborn, Ingolstadt oder
1860 München ins Olympiastadion
– das hat noch keine Zweite Liga
in Europa gesehen. Und ein neues
Lied für die Hertha-Hüpfburg gab
es auch: „Wir sind da, jedes Spiel,
ist doch klar, Zweite Liga, tut so
weh, scheiß egal, BSC.“
3. PATRICK EBERT
Sie hatten mal eine krasse Ghetto-
kombo bei Hertha zusammen, und
inzwischen weiß man ja, dass Ke-
vin-Prince Boateng gerne auch Spie-
lerbeine abtritt. Patrick Ebert soll je-
denfalls dabei gewesen sein, als am
Morgen des 18. März 2009 nach ei-
ner Geburtstagsfeier in Wilmersdorf
mehrere Autos demoliert wurden.
Bestritt er zunächst alles vehement,
akzeptierte er inzwischen einen
Strafbefehl. Und spielte in der Zwei-
ten Liga ohne die anderen Jungs
befreiter, weil ernsthafter auf. Erst
verletzt, entwickelte sich der Mit-
telfeldmann mit neuer Schönlings-
frisur zum spielenden Symbol des
Aufstiegs: hingefallen, wieder auf-
gestanden, weitergeackert. Ebert
steht wie der Stürmer Pierre-Michel
Lasogga für Herthas neue Suche
nach Identifikation und Integrati-
on. Die Fans haben ihm auch schon
ein Lied gewidmet: „Patrick Ebert,
du alter Rowdy, trittst die Spiegel
ab, machst Kratzer in den Lack und
schmeißt die Roller um.“
4. DAS OLYMPIASTADION
Man muss es ehrlich sagen: Die Cur-
rywurst schmeckt nicht, das Bier ist
lau, die Laufbahn um das Fußball-
feld ist Mist. Und trotzdem ist das
Olympiastadion die tollste Bühne,
die Berlin zu bieten hat – wenn es
denn voll ist. Die blaue Schüssel
erkennt die ganze Welt auf einen
Blick. In modernen Stadien mit den
bescheuerten Namen „Imtech-Are-
na“ oder „RheinEnergie-Stadion“
mag man zwar komfortabler sitzen
und trotzdem näher am Geschehen,
sie verströmen aber mit ihrem Wer-
begewitter doch nur den Glanz des
real existierenden Fußballkapitalis-
mus. Für das sympathische Gegen-
stück, das von den Fans des 1. FC
Union in Freizeitarbeit renovierte
Kleinod an der Alten Försterei, ist
Hertha nicht klein genug. Im Köpe-
nicker Wald gibt’s nicht genügend
Pinkelbecken.
5. HERTHINHO
Knut ist ertrunken, die Eisbären ja-
gen im Frühling einem Puck hinter-
her, der Berliner Wappenbär streunt
in einem komischen Kleingehege
in Mitte herum. Berlins lustigster
Bär ist der blau-weiß gestreifte Ku-
schelbauch aus dem Olympiastadi-
on. Herthinho kann man für Partys
mieten. Man muss dann aber auf-
passen, dass er mit seiner Wampe
nicht die Mampe und das Schult-
heiss vom Tisch fegt. Alles schon
passiert.
6. DEMUT
Das passt nicht zur Bundesliga, und
auch nicht zu Hertha, die unter Al-
lesmacher Dieter Hoeneß gerne mal
als Großkotz BSC rüberkam. Im Un-
terholz des Profifußballs, auf den
Grasnarben der Zweitklassigkeit
wurde Berlins größter Profiverein
mit seinen 22.000 Mitgliedern nun
endlich geerdet. Manager Micha-
el Preetz schien nach dem letzten
Abstieg zwar zuweilen von seinem
Schreibtisch verschluckt worden
zu sein, und Erfolgstrainer Markus
Babbel hob erst bei der vorgezo-
genen Aufstiegsparty in Duisburg
ab, als ihn die Spieler in die Luft
warfen. Aber genau diese Be-
scheidenheit hat Hertha gut getan.
Schließlich ist der Verein so ver-
schuldet wie seine Stadt.
7. FRANK ZANDER
Gibt es eine Stadionhymne, die Fans
singen, ohne dass sie eingespielt
wird? In Berlin schon. „Nur nach
Hause geh’n wir nicht“, hat Frank
Zander geträllert, als er mal mit
Freunden auf Ibiza freudentrunken
„Sailing“ von Rod Stewart nachklim-
perte. Kurz darauf hat Zander das
Lied im Olympiastadion gesungen
– als Laudatio auf Herthas Amateur-
mannschaft, in der Blumenverkäu-
fer und Elektrotechniker 1993 sen-
sationell ins Pokalfinale stürmten.
Die Fans singen die Hymne nun bei
jedem Spiel – und Frank Zander, der
Berlins Obdachlose bewirtet und
neue Coverlieder an seiner Lieb-
lings-Currywurstbude am Ku’damm
vorstellt, ist mit seinen fast 70 Jah-
ren wieder ein Berliner Original mit
Sexappeal. Wie Hertha.
8. DAS PREUSSISCHE
LANDWIRTSHAUS
In Prenzlauer Berg, Mitte und Fried-
richshain schießen sie wie Pilsetten
aus dem Boden: Fußballkneipen für
Zugezogene. Doch beim Kölsch oder
VfB-Stuttgart-Latte-Macchiato wird
vor allem das Fernweh gefeiert und
nicht die Heimat. Herthas Fanknei-
pen dagegen sind wie Berlin: ehr-
lich deftig. Im Preußischen Land-
wirtshaus, nur ein paar Schritte
vom Olympiastadion und den eben-
falls sympathisch-reudigen Stadi-
on-Terrassen entfernt, wird ein Kilo
Eisbein aufgetischt, dazu Engelhar-
dt-Pils aus Charlottenburg. Natür-
lich gibt man sich auch weltläufig.
Die preußische Kutscherpfanne, Bu-
letten mit Sauerkraut, wird an der
Grillstation gern englisch serviert:
„Prussian Coachmen Platter“.
9. VORURTEILE
Hertha? Da gehen doch nur Proleten
hin. Und verkappte Nazis. Event-
fans sowieso. West-Berliner Beam-
te. Politikerwitwen. Hertha spiegelt
sich auch immer in den Vorurteilen
gegenüber dem Verein und seinen
Anhängern. Dabei ist das Publikum
nicht nur größer, sondern auch viel-
fältiger als bei allen anderen Berliner
Sportvereinen. Vielleicht kommen
deshalb auch so viele Brandenbur-
ger ins Olympiastadion.
10. HERTHA IST EIN OSTVEREIN
Seine große Zeit hatte der Klub Ende
der Goldenen Zwanziger und Anfang
der Dreißiger Jahre an der Plumpe.
Das Stadion am Gesundbrunnen ist
längst abgerissen, nun spielt man
im Westen vom Westen. Gegründet
aber wurde Hertha 1892 auf dem
ehemaligen Exerzierplatz in Prenz-
lauer Berg, nahe des heutigen Mau-
erparks. Der Verein hatte nach dem
Mauerbau im Osten viele Fans
(„Hertha und Union – eine Nation“),
zum ersten Spiel nach dem Mauer-
fall gewährte er DDR-Bürgern freien
Eintritt – die konnten ihr Begrü-
ßungsgeld anderweitig verjubeln
und in Kassettenrekordern und Ki-
wis anlegen. Vielleicht ist es also
kein Zufall, dass Herthas treueste
Anhänger im Olympiastadion in der
Ostkurve stehen.Fo
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Fete mit Felge.
Herthas Spieler haben sich in der
Saison 2010/11 die einer Radkappe
nachempfundene Meisterschale der
Zweiten Liga mehr als verdient. Nun
dürfen die Berliner in der Bundesliga
wieder an einem größeren Rad drehen.
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Berliner Missionskirche.
Nicht erst mit dem Aufstieg ist
Herthas Mannschaft klar geworden,
was sie an ihren treuen Fans hat.
Der Zuschaueransturm ist jedenfalls
so erstaunlich wie Herthas souveränes
Spiel. So kann‘s weitergehen.
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HertHa BSC
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16,90 €
ISBN 978 – 3 – 939842 – 37 – 0
Hertha BSC ist zurück in der Bundesliga. Und Berlin hat sich für Berlins größten Sportverein neu
begeistert. Im Buch zum Aufstieg erzählen Tagesspiegel-Reporter die Erfolgssaison neu und bewerten alle
Spieler in der Einzelkritik. Erleben Sie in zahlreichen Reportagen und Analysen die Erneuerung Herthas
mit, lesen Sie Interviews mit Trainer Markus Babbel, Manager Michael Preetz sowie dem besten
Torschützen Adrian Ramos und lassen Sie sich von den Emotionen zahlreicher Fanfotos mitreißen.