Date post: | 06-Apr-2015 |
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Helga Schultz: Nachkriegsordnung
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Die Nachkriegsordnung
Im Zeichen von Bretton Woods: Marshallplan und Blockbildung
Helga Schultz: Nachkriegsordnung
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Gliederung
• Europa am Ende des Krieges
• Unter der Hegemonie der USA in Richtung Freihandel
• Marshallplan und Blockbildung
Helga Schultz: Nachkriegsordnung
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Literatur
• Philip Armstrong, Andrew Glynn, John Harrison: Capitalism since 1945, Cambridge Mass. 1991, 1-114.
• M. C. Kaser (Hg. ): The Economic History of Eastern Europe 1919-1975, Vol. III: Institutional Change within a Planned Economy, Clarendon Press Oxford 1986, 5-48.
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Folgen des Totalen Krieges
• Die Schäden waren in Osteuropa (Polen, Sowjetunion, Jugoslawien) und im kriegführenden Deutschland am schwersten.
• Die Taktik der „verbrannten Erde“ zerstörte die Lebensgrundlagen im Osten des Kontinents.
• Zerbombte Städte, Schienenstränge , Brücken.
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Freiburg im
Breisgau
Luftbildaufnahme 1945Quelle: http://theorie.physik.uni-wuerzburg.de/~ardornei/ muenster/Freiburg_1945_Luftbild.JPG
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Bevölkerungsverluste
• Mehr als 40 Millionen Tote (16 Mill. Militärs, 26 Mill. Zivilisten), darunter
• 25 Millionen Einwohner der Sowjetunion, • 4,5 Millionen Polen und polnische Juden, • 1,7 Millionen Jugoslawen,• 6,8 Millionen Deutsche.
• Wegen des anhaltenden demographischen Wandels schrumpfte die europäische Bevölkerung trotz dieser ungeheuren Opfer nicht. Wachsende Geburtenzahlen glichen die Verluste aus.
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Entwurzelung
• Ein ähnlich großer Teil der Bevölkerung war entwurzelt: – Emigranten, Zwangsarbeiter,
Kriegsgefangene. – Flüchtlinge und Vertriebene.
• Die Rückkehrer und die Vertriebenen nahmen neben den Frauen die Arbeitsplätze der Gefallenen und Ermordeten ein.
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Befreit und heimatlos
Eskortiert von amerikanischen Soldaten verlassen die überlebenden Kinder am 27. April das Konzentrationslager Buchenwald. Sie werden zunächst in medizinische Einrichtungen eingeliefert.
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Flucht und Vertreibung
Quelle: Wolfgang Benz: http://www.bpb.de/popup_druckversion.html?guid=04820954025511927291582355461586
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Kriegsschäden
• Europas Wirtschaft war am Ende des Krieges weniger zerstört, als Bevölkerung, Gesellschaften und Lebensumwelt, da sie für die Bedürfnisse des Krieges hochgerüstet wurde.
• Nicht die Schäden an Anlagen und Ausrüstungen waren das Hauptproblem, sondern die Konversion von Kriegs- zu Friedensproduktion.
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Notjahre • Drei Engpässe gab es für die Überwindung der
wirtschaftlichen Not: • Das Ernährungsproblem:
• Die Frühjahrsbestellung 1945 in der letzten Etappe des Krieges, angesichts von Flucht und Vertreibung.
• Die Missernte 1946 und der extreme Winter 1946/47.
• Das Transportproblem: Brücken und Bahnhöfe zerstört, das rollende Material verschlissen: Zerstörte Wege
• Das Brennstoffproblem, folgt teilweise aus dem Transportproblem.
• Diese Engpässe wurden bis 1947/48 überwunden.
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Erholung der Industrie
Industrieproduktion 1938=100Quelle: Armstrong, 1991, Chapter I; Fischer, Handbuch, Bd. 6.
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50
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150
200
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1938 1946 1947 1948 1949 1950
Inde
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UK
Frankreich
Italien
Westdeutschl/BRD
UdSSR 1940=100
Bulgarien
Polen
Ungarn
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Reagrarisierung?• Der amerikanische
Finanzminister Henry Morgenthau entwickelte 1944 den Plan, die deutschen Fabriken und Bergwerke zu zerstören und die Industrieregion zu internationalisieren.
• Die deutsche Kriegspropaganda nutzte dies als Schreckbild.
• Die Erfahrungen nach dem ersten Weltkrieg und der heraufziehende kalte Krieg hinderten die Ausführung.
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Kein deutscher Staat, aber deutsche Einheit?
• Im Potsdamer Abkommen bekannten sich die Alliierten zur wirtschaftlichen und politischen Einheit Deutschlands unter alliierter Hoheit.
• Nach Kriegsende wurden alle Zerstückelungspläne der Alliierten für Deutschland verworfen, um nicht die wirtschaftliche Erholung Europas zu gefährden.
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Reparationen West
• Die Reparationen sollten der Entmilitarisierung Deutschlands und der Ersetzung der Kriegsschäden dienen.
• Die westdeutschen Lieferungen an die westlichen Alliierten betrugen insgesamt 517 Millionen $US und waren mit Beginn des Marshallplanes im wesentlichen beendet.
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Reparationen Ost• Die ostdeutschen Reparationen entsprachen 13
Milliarden $US, also dem 25fachen der westdeutschen Zahlungen.
• Die Sowjetunion entnahm – auch für Polen – bis 1954 aus der sowjetischen Besatzungszone:
• Demontagen von Industrie- und Verkehrsanlagen, • Uran zum Aufbau ihrer Atomindustrie, • Güter aus der laufenden Produktion.
• Die negativen Wirkungen auf die ostdeutsche Wirtschaft werden jedoch von manchen Wirtschaftshistorikern bezweifelt.
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Bretton Woods
• Den USA gelingt es im Abkommen von Bretton Woods (1944 UNO-Konferenz mit 44 Staaten) gegen das Widerstreben Großbritanniens ein Weltwährungssystem auf Dollarbasis zu installieren.
• Weltbank und Internationaler Währungsfond sichern das System fester Wechselkurse.
• Die Absicht von John Maynard Keynes als eines der Väter dieses Systems, den Ausgleich der Handelsbilanzen und damit Vollbeschäftigung zu sichern, wird nicht realisiert.
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GATT 1947 • Hochzollpolitik, Protektionismus und
Isolationismus der USA werden durch das internationale Handelsabkommen GATT (General Agreement of Tariffs and Trade) überwunden.
• Vereinbart wird die Senkung der Zölle um ein Drittel bis die Hälfte. Großbritannien muss die Sonderhandelszone des Commonwealth aufgeben.
• Erst mit dem Marshallplan kann Westeuropa wieder zum Handelspartner der US-Wirtschaft werden.
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Lernen aus der Geschichte
• Die Nachkriegsordnung der westlichen Welt war zum einen die Konsequenz aus den bitteren Erfahrungen der Zwischenkriegszeit.
• Die USA brauchten eine florierende europäische Wirtschaft als Partner und Stabilisator des Welthandels und als Absatzmarkt.
• Gleichrangiges Ziel war die politische Stabilisierung des Kontinents gegen den Kommunismus, dies wurde mit dem Kalten Krieg zum erstrangigen Ziel.
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Handel Westeuropa - USA
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Mrd
. $U
S
1946 1947 1948 1949 1950
Exp
ort
Imp
ort
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Kommunistische Gefahr
• Die Angst vor der kommunistischen Machtübernahme in weiteren westlichen Ländern (Griechenland, Italien, Frankreich) war begründet, wenn auch weit übertrieben.
• Die bürgerlichen Parteien waren weithin wegen der Kollaboration mit dem Faschismus diskreditiert, die Kommunisten wegen ihrer Rolle im Widerstand in den meisten Ländern in hohem Ansehen.
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Marshallplan• Der Marshallplan (nach dem Außenminister der
USA George M.) beschließt am 5. Juni 1947 umfangreiche Hilfen für die europäischen Völker, gleich ob Sieger oder Besiegte: das European Recovery Program (ERP).
• Der Marshallplan stellt 12,5 Milliarden US Dollar bereit, die durch das ERP-Programm immer wieder regeneriert und vermehrt werden.
• Diese Hilfe soll stabilisieren und gegen den drohenden kommunistischen Vormarsch immunisieren im Sinne der im März desselben Jahres vom Präsidenten der USA verkündeten Trumandoktrin.
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Ablehnung aus dem Osten
• Die Sowjetunion lehnte Marshallplanhilfe erwartungsgemäß ab.
• Die Satellitenstaaten der UdSSR müssen fernbleiben: Ungarn und die Tschechoslowakei hatten bereits angenommen, Polen Interesse bekundet.
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Marshallplanhilfe aus den USAQuelle: Fischer, Handbuch, Bd. 6, 188.
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Mil
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$U
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S
Kredite und Marshallplan pro Kopf
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Leiter zum Aufschwung: Niederlande
1948: Niederländische Broschüre und Weizenlieferung aus USA
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Schuman-Plan
• Der Marshallplan erfordert Zusammenwirken der europäischen Staaten in der CEEC (Committee of European Economic Cooperation).
• Das kommt französischen Plänen entgegen, die Deutschen einzubinden: Schuman-Plan
Robert Schuman, Außenminister der Republik Frankreich, signiert am 4. April 1949 den Nato-Pakt.
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Spaltung und Integration
Spaltung Europas und westeuropäische Integration sind zwei Seiten des Marshallplanes.
Siegerplakat des Marshallplan-Wettbewerbs 1951
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Blockbildung
• Januar 1949 wird in Moskau der RGW gegründet: Sowjetunion, Bulgarien, Polen, Rumänien, Ungarn und die Tschechoslowakei.
• Die NATO wird im April 1949 als militärische und politische Allianz unter Führung der USA gegründet.
• Hastings Ismay, der erste Nato-Generalsekretär: „NATO had been devised to keep the Russians out, the Americans in and the Germans down.“
• Der Warschauer Pakt folgt 1955.
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Embargo-Politik• Die USA beschränkten mit Beginn des Kalten
Krieges den Export strategischer Güter in den sowjetischen Einflussbereich.
• Marshallplan und NATO nötigen auch die westeuropäischen Länder, dieser Politik beizutreten.
• Im November 1949 wurde die COCOM (Coordinating Committee on Multilateral Export Controls) gebildet. Drei Listen bringen den West-Ost-Handel nahezu zum Erliegen:
• Verbotene Güter,• In der Menge beschränkte Güter,• Überwachte Güter.
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Bipolares Gleichgewicht• Nach dem Krieg ging die
Wirtschaft in ganz Europa in Richtung Verstaatlichung der Großindustrie und Interventionismus.
• Der Eiserne Vorhang isoliert die Wirtschaftssysteme, auch durch Embargo.
• Die Wege trennen sich: einerseits zum marktwirtschaftlichen Sozialstaat, andererseits zur sozialistischen Planwirtschaft.