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Heimatbrief

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Semlaker Heimatbrief 27. Folge - Januar 2009
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Semlaker

Heimatbrief27. Folge - Januar 2009

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Semlaker

Heimatbrief

27. Folge – Januar 2009

Inhaltsverzeichnis

Impressum ..........................................................................................2

Dokumente zu unserer Geschichte ....................................................3

Wie heißen wir? ................................................................................16

Konfirmation in der Reformierten Kirchengemeinde .........................49

Der Semlaker Hatar ..........................................................................51

Evangelische Gemeinden im Banat .................................................72

Bilderalbum 1 ....................................................................................95

Goldene Hochzeit .............................................................................98

Der Pipatsch-Dorfbesen in Semlak ................................................100

Bilderalbum 2 ..................................................................................104

Fasching .........................................................................................107

Semlaker Volksgut ..........................................................................114

Das Brot von daheim ......................................................................119

Meine gute Tat ................................................................................122

Zum Schmunzeln ............................................................................125

Adressen .........................................................................................126

Spenderliste ....................................................................................127

Verstorbene Landsleute ..................................................................130

ユ"Umschlagbild: Walther Sinn, Die Marosch bei Semlak am 9. Januar 2009

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Impressum

Der Semlaker Heimatbrief ist eine Schriftenreihe der Heimatortsgemeinschaft Semlak (HOG). Er erscheint in zwangsloser Folge, ist kostenlos und wird durch Spenden finanziert.Für den Inhalt verantwortlich sind die Autoren der einzelnen Beiträge.

Redaktion: Georg und Katharina Schmidt, Buckaustraße 91, 41515 Grevenbroich

Satz: Georg SchmidtDruck: Docupoint Rhein-Ruhr, RatingenVersand: Johann Kaiser, Robert-Koch-Str. 28, 76870 KandelBankverbindung: Südpfälzer Volksbank und Raiffeisenbank eG LandauBankleitzahl: 548 625 00 Konto: 25 66 850 Sonderkonto HOG SemlakHomepage: www.semlak.de

Der Vorstand der HOG Semlak:Georg Braun, Vorsitzender – Crailsheim; Georg Schmidt, Ehrenvorsitzender - Grevenbroich;Friedrich Streck, Stellv.-Vorsitzender - Ingolstadt; Josef Brunner, Kassenwart – Kandel;Elwine Plattner, Schriftführerin – Gaimersheim; Johann Kaiser – Kandel;Adam Ledig – Waldkraiburg; Erwin Poth – Konstanz; Martin Schäffer - Bönnigheim.

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Dokumente zu unserer Geschichte

Ko" Cwhvtci" fgu" two“pkuejgp" Uvccvurt“ukfgpvgp" Kqp" D<uguew" ywtfg" wpvgt" fgo"Xqtukv¦"xqp"Xncfkokt"Vkuo<pgcpw"fkg"ãRt“ukfkcnmqookuukqp"¦wt"Wpvgtuwejwpi"fgt"kommunistischen Diktatur in Rumänien“ eingerichtet, die Ende 2006 ihren Endbe-richt vorlegte. Dieser über 600 Seiten starke Bericht (bekannt als „Raportul Vkuo<pgcpwÐ+"uqnnvg"cnu"Cdtgejpwpi"okv"fgo"mqoowpkuvkuejgp"Tgikog"kp"Two“-nien dienen und wurde vom Staatspräsidenten dem rumänischen Parlament vorge-tragen. Der Präsidialkommission gehörten neben einer Reihe von Wissenschaftlern auch zahlreiche Persönlichkeiten des gesellschaftlichen und politischen Establish-ments Rumäniens an, Opfer der kommunistischen Diktatur, aber auch ehemalige Mitglieder der kommunistischen Nomenklatura, wie der Vorsitzende der Kommis-sion selbst. Der Bericht war und ist in Rumänien sehr umstritten, weil er vielen zu weit, anderen jedoch nicht weit genug geht.Eines der Kapitel des Präsidialberichtes befasst sich mit der Lage der Rumänien-deutschen während der kommunistischen Zeit. Dieses Kapitel wurde von der Hermannstädter Journalistin Hannelore Baier als Expertin der Kommission verfasst und behandelt drei wichtige Aspekte aus unserer jüngeren Geschichte.Wir bringen nachfolgend den Wortlaut dieses Kapitels, übersetzt aus dem Rumäni-schen von Georg Schmidt.Im Originaltext dieses Kapitels sind 54 Fußnoten, mit Erläuterungen und Quellen-angaben enthalten. Diese Fußnoten sind der besseren Lesbarkeit wegen weggelas-sen worden. Der Bericht der Präsidialkommission kann in ganzer Länge aus dem Internet unter dem Stichwort Vkuo<pgcpw heruntergeladen werden.

Die deutsche Minderheit in der kommunistischen Zeit 1944-1990

1. Allgemeine Betrachtungen

Die Ursachen, warum sich die Problematik der deutschen Minderheit in Rumänien während der Jahre des Kommunismus von jener der anderen Minderheiten unter-scheidet sind:a) Der Wechsel Rumäniens an die Seite der Alliierten am 23. August 1944. Als

Folge dieses Bündniswechsels wurden die rumänischen Staatsangehörigen deutscher Nationalität, auf Grund ihrer ethnischen Herkunft als dem deutschen Volke zugehörig betrachtet und für den Krieg und dessen Folgen mit-verantwortlich gemacht. In den Jahren 1944-1946 wurden repressive Maßnah-men gegen alle Mitglieder der deutschen Minderheit getroffen, einschließlich gegen die wenigen deutschen Sozialdemokraten und Kommunisten, die gegen den Faschismus gekämpft hatten.

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b) Als Folge des Krieges waren viele deutsche Familien getrennt, ein Teil gelang-te nach Deutschland und ein anderer verblieb in Rumänien. Die diskri-minierende Behandlung, der die Deutschen bis Mitte der 1950er Jahre und spä-ter unterzogen wurden, der folgende Assimilationsdruck (der alle nationalen Minderheiten ausgesetzt waren) sowie der wirtschaftliche Niedergang des so-zialistischen Rumäniens, verstärkten den Wunsch nach Auswanderung. Der widersinnige Ehrgeiz des N. Egcw3guew." fkg" Cwuncpfuuejwnfgp" Two“pkgpu"frühzeitig zurück zu zahlen, wandelte die Familienzusammenführung in einen Menschenhandel um, ein zusätzlicher Grund für die Rumäniendeutschen, zu glauben, der kommunistische Staat missachtet ihre Menschenwürde.

Die strafende Behandlung, welcher die gesamte deutsche Bevölkerung (Rumä-niens) nach dem 23. August unterzogen wurde, hatte als Begründung das Gesetz zur Gründung der „Deutschen Volksgruppe“ aus dem November 1941. Dieses Gesetz verlieh der Organisation der Deutschen den Status einer rumänischen juridischen Person des öffentlichen Rechts. In der darauffolgenden Zeitspanne war der größte Teil der Deutschen Mitglied dieser Organisation. Nach der Unterzeich-nung des Waffenstillstandes am 12. September 1944, lieferten die Artikel 2 und 3 des „Volksgruppengesetzes“ den juristischen Vorwand dazu, alle Deutschen in die Kategorie derjenigen einzuordnen, die mit Hitlerdeutschland zusammen gearbeitet haben.Ein anders Abkommen mit verheerenden Folgen war das „Abkommen zwischen der Regierung des Deutschen Reiches und der rumänischen Regierung zur Einrei-hung der rumänischen Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit in die deutsche Wehrmacht / Waffen SS“, das am 12. Mai 1943 unterzeichnet wurde. Gemäß den Daten des Außenministeriums kämpften am Ende des Krieges über 50.000 Deutsche in der deutschen Wehrmacht, die nach dem 23. August 1944 feindlich war.Im September 1944 wurden die deutschen Gemeinden Nordsiebenbürgens (das sich damals unter ungarischer Hoheit befand) von der sich auf dem Rückzug befindenden Wehrmacht evakuiert. Im Banat flüchteten aus mehreren Ortschaften die Schwaben vor den sowjetischen Truppen über die jugoslawische Grenze. Die Zahl der Evakuierten und Geflüchteten wird auf über 100.000 geschätzt. Ein Teil dieser Personen wurde von der Roten Armee nach Rumänien zurückgeschickt. So geschah es auch mit jenen Personen, die auf der Grundlage der Abkommen zwi-schen der UdSSR und Deutschland, und der Abkommen zwischen Rumänien und Deutschland im Jahre 1940 aus Bessarabien, der Nord- bzw. Südbukowina und der Dobrudscha nach Deutschland ausgesiedelt worden waren. Beim Eintreffen ins Land wurden diese Personen in Lager interniert.

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Im September 1944 war die große Mehrheit der Deutschen sowohl aus dem Banat, als auch aus Siebenbürgen an Ort und Stelle verblieben. Es bestand die Absicht Deutschlands und auch die prinzipielle Zustimmung Rumäniens, diese zu evakuie-ren. Die Überführung der geschätzt 500.000 Personen konnte während der Dauer der Kämpfe nicht durchgeführt werden. Die Angelegenheit des „Transfers der deutschen Bevölkerung“ wurde erneut am 9. August 1944 verhandelt. Aus den Dokumenten zu denen wir Zugang hatten und aus den eingesehenen Forschungs-ergebnissen geht nicht eindeutig hervor, welches die Gründe und Umstände waren, die dazu führten, dass die Deutschen Rumäniens nicht vertrieben wurden (so wie es mit jenen aus Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn geschehen ist), bzw. wie es zum Beschluss kam, sie im Land zu behalten – falls es einen solchen Beschluss gab. In Rumänien verblieb nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die größte deutsche Gemeinschaft in den Ländern Ost- und Mitteleuropas.Bis 1948 hatte diese Minderheit keine politischen Rechte (Stimmrecht, Vereins-recht). Das Vermögen der Gemeinschaft wurde enteignet (einschließlich das der evangelischen Kirche A.B und das der römisch-katholischen Diözese des Banats, die als „Feindes-Vermögen“ eingestuft wurden). Die Agrarreform vom 23. März 1945 und deren Durchführungsbestimmungen hatten ausdrücklich als Ziel (siehe Teil 3) die Entrechtungen der Deutschen. Auch während dieser Zeit gab es deutschsprachige Schulen und (von Sozialdemokraten geführte) Publikationen. Die Anerkennung der Deutschen als „mitwohnende Nationalität“ und deren Integration in den Prozess der sozialistischen Transformation beginnt mit der 2. Plenarsitzung des ZK der RAPI vom 10.-11. Juni 1948 und dem Beschluss des Politbüros des ZK der RAP in der nationalen Frage vom 12. Dezember 1948. Auf deren Grundlage wird am 13. Februar 1949 das „Deutsche Antifaschistische Komitee“ gegründet und am 13. März 1949 erscheint die erste Ausgabe der Tageszeitung „Neuer Weg“ als dessen Propagandaorgan. Wie auch der „Rat der Werktätigen deutscher Natio-nalität“, gegründet am 11. November 1968, war auch das Deutsche Antifaschisti-sche Komitee ein Instrument der Kommunistischen Partei, das als Aufgabe, die Kontrolle der deutschen Gemeinschaften sowie deren Umwandlung im Sinne des rumänischen Kommunismus hatte.Die diskriminierenden Maßnahmen gegen die Deutschen wurden in der Periode der Sowjetisierung des Landes vorgenommen, in der Rumänien noch eine konstitutio-nelle Monarchie war, und an deren Regierung, wenn auch nur formal, auch Ver-treter der „bürgerlichen“ Parteien teilnahmen. Anfang der 1950er Jahre, als die Rehabilitation begann – das Dekret 81/1954 sah die Rückgabe der Häuser derer vor, die mit Feld aus der staatlichen Reserve in die landwirtschaftlichen Kollektiv-wirtschaften eintreten – dgjcwrvgvg"Cn0"Oqijkqtq3II, dass diese diskriminierenden Maßnahmen „während der Zeit durchgeführt wurden, als die Staatsmacht von uns mit einem Teil der Vertreter der Bourgeoisie geteilt wurde“.

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Gheorghe Gheorghiu-DejIII sagte: „Die Enteignung der arbeitenden Bauern war ein Fehler, es wurde kein Klassenunterschied gemacht.“Auch während der 1950er Jahre und später noch, zählte, im Falle der Deutschen, nicht nur die „gesunde Abstammung“, sondern auch, ob deren Verwandte Mitglie-der der „Deutschen Volksgruppe“ waren. Sie wurden ständig verdächtigt, Bezie-hungen zu faschistischen Organisationen zu unterhalten. Aus diesem Grunde wurden die Jugendlichen, die ihren Militärdienst zu leisten hatten, in Arbeitsein-heiten verschickt.Das kulturelle- und das Gemeinschaftsleben normalisierte sich nach 1955 in einem gewissen Maße. Es wird aber erneut von, gegen „Gruppen“ von Deutschen ge-richteten, politischen Prozessen erschüttert, von denen hier aber nur die gegen die fünf Schriftsteller bzw. die „Schwarze Kirche“ erwähnt werden sollen. Später sollte sich der Vorgang der Gleichschaltung der Gesellschaft, auf der Nationalen Konferenz vom 19. Juli 1972 von Egcw3guew" xgtm¯pfgt, für die nationalen Minderheiten als ein Prozess mit offensichtlichen Assimilierungstendenzen darstellen. 1971 wurde die Verwendung der deutschen Ortsnamen amtlich verboten. Die „Hermannstädter Zeitung” musste in „Die Woche” umbenannt werden, das Repertoire der öffentlichen Aufführungen musste 20%, später 50% in rumänischer Sprache sein und von rumänischen Autoren stammen.In Bezug auf die Maßnahmen, die sich gezielt gegen die deutsche Minderheit richteten, werden wir speziell die „Wiederaufbauarbeit”, die „Bodenreform” und die Familienzusammenführung bzw. den „Verkauf der Deutschen”, (im Originaltext x¤p¦ctgc"fg"pgoYk) behandeln.

2. Die Wiederaufbauarbeit

Das Waffenstillstands-Abkommen vom 12. September 1944 zwischen der rumäni-schen Regierung und der Regierungen der Alliierten Staaten sah keine Entschädi-gungen in der Form von Wiederaufbauarbeit vor. Trotzdem wurde dieses Thema von den Alliierten zur Sprache gebracht. Der Geheimbefehl des Staatlichen Vertei-digungskomitees der Sowjetunion mit der Nummer 1761 vom 16. Dezember 1944, unterzeichnet von Stalin, sah die Mobilisierung und Internierung aller arbeitsfähi-gen Deutschen vor, Männer im Alter zwischen 17-45 Jahre und Frauen 18-30 Jahre, die sich auf den von der Roten Armee befreiten Territorien Rumäniens, Jugoslawiens, Ungarns, Bulgariens und der Tschechoslowakei befanden, und deren Verschickung zur Arbeit in die UdSSR. Die Note 031 vom 6. Januar 1945 der Alliierten Kontrollkommission für Rumänien an den rumänischen Ministerpräsi-fgpvgp" *Pkeqncg" T<fgscu) fordert, dass zwischen dem 10. und 20. Januar 1945 „alle deutschen arbeitsfähigen Bewohner unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit zur Arbeit mobilisiert werden,“.

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Die Vorbereitungen zur Aushebung – die Erstellung der Listen mit den Deutschen, bzw. die Organisation der Aktion – und danach die Durchführung der Aushebun-gen, die Sammlung in Sammelstellen und den Transport in die UdSSR wurden von den örtlichen und regionalen Organen der Polizei und Gendarmerie auf der Grund-lage der Befehle des Innenministeriums Rumäniens, bzw. des Unterstaats-sekretariats der Polizei, der Generaldirektion der Polizei bzw. der Gendarmerie durchgeführt. Mit dem Schreiben Nr. 32137 vom 31. Dezember 1944 des Unter-staatssekretariats der Polizei im Innenministerium an die regionalen Polizeiinspek-tionen, wird eine „Kopie des Befehls des Ministerpräsidenten als Folge des telefo-nischen Befehls vom 19. Dezember d.J., der den Polizeiinspektoren direkt und persönlich übermittelt wurde“, in dem Daten bezüglich der drei Phasen der Aushe-bungen erläutert werden, die nach dem Erhalt des betreffenden Befehls durchzu-führen sind. Es ist eines der Dokumente, das die Involvierung der rumänischen Regierung und der rumänischen Behörden in die Deportation der Deutschen in die Sowjetunion belegt.Aus Rumänien wurden 69.332 Personen deportiert, zusätzlich 5.324 Personen aus dem Kreischgebiet und dem Sathmarer Gebiet (einschl. Octcowtg3" wpf" U<ncl+."Gebiete, die im Januar 1945 unter ungarischer Verwaltung standen.Wenn die Deportierten arbeitsunfähig wurden, hat man sie in das Land zurückgeschickt. Die ersten Transporte mit Kranken kamen im Oktober 1945 in Sighet an. 1946-1947 wurden von den Sowjets Krankentransporte in die sowjetisch besetzte Zone Deutschlands durchgeführt. Die Freilassung der zivilen Deutschen aus den Abeitslagern der UdSSR erfolgte Ende des Jahres 1949. Es gibt glaubhafte statistische Daten über die Sterblichkeitsrate bzw. über die Heimkehr nach Rumänien der im Januar 1945 deportierten circa 30.000 siebenbürger Sachsen. Von diesen starben 2.643 in der Sowjetunion, die Sterblichkeitsrate beläuft sich auf 10%, weitere 2% der Ausgehobenen sind während der Heimkehr oder gleich danach verstorben. Von den Verschleppten sind 74,7% nach Rumänien zurückgekehrt, 25% wurden nach Deutschland verschickt, der Rest nach Österreich und 7 Personen sind in der UdSSR verblieben.

Am 19. Februar 1945 erließ die Alliierte Kontrollkommission das Schreiben Nr. A/192, das vom Innenministerium mit Schreiben Nr. 15.458 vom 23. Februar 1945 an die nachgeordneten Behörden weitergeleitet wurde, durch das gefordert wird, „dass alle Deutschen, die sich den vorangegangenen Aushebungen entzogen haben, zu mobilisieren seien“ und „in Arbeitsbatallione oder Arbeitskolonien im inneren des Landes zu organisieren.“ Auf Grund weiterer Verordnungen des Innenministe-riums wurden später die Deutschen, „welche das Land mit den deutsch-ungari-schen Truppen verlassen hatten“ oder in der SS waren und ins Land zurückkehrten, in „Zwangsarbeitseinheiten“ verschickt. Gemäß eines Berichts Der Direktion der

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Internierungszentren aus der Generaldirektion der Polizei vom 10. Januar 1946, wurden „Arbeitseinheiten aus rumänischen Staatsangehörigen deutscher Herkunft“ geschaffen und zwar in Tq3kqtkk"fg"Xgfg"*Vgngqtocp+."Xcngc"Jqoqtqf"*Dtc3qx+."Boju und Stana (Cluj) etc., in denen 2.561 Männer und 2.106 Frauen, zusammem 4.667 Personen „festgehalten” wurden.Gemäß einem anderen Bericht über die Zahlen der „Mobilmachung der rumäni-schen Staatsangehörigen deutscher Herkunft zur Arbeit von gemeinschaftlichem

Interesse im inneren des Landes“ vom 25. März 1946, waren in insgesamt 261 Großeinheiten oder an einzelnen Arbeitsplätzen 6.336 Personen mobilisiert. Solche „Mobilmachungen“ und Internierungen von Deutschen zwecks Zwangsarbeit, in vielen Fällen bloß „wegen ihrer deutschen Herkunft“ fanden bis Ende 1948 statt. (Das Dekret Nr. 6 „zur Einrichtung von Arbeitseinheiten“ war vom Präsidium der Großen Nationalversammlung im Januar 1950 erlassen worden, die Aushebungen geschahen aufgrund einiger Verordnungen des Innenministeriums.)

3. Die Agrarreform

Das Dekret-Gesetz Nr. 178/1945 zur Durchführung der Agrarreform war das einzige Gesetz, das die kommunistischen Regierungen (Rumäniens) erlassen haben, das diskriminierenden Charakter in Bezug auf die Deutschen hatte. Kapitel II Artikel 3 sieht vor: „Zum Zwecke der Durchführung der Agrarreform, werden dem Staat, um sie an die Bauern zu verteilen (...), folgende landwirtschaftlichen Güter, mit deren lebendem und toten Inventar, übertragen:a) „die Felder und landwirtschaftlichen Güter jedwelcher Art, die den deutschen Staatsangehörigen und den rumänischen Staatsangehörigen deutscher Nationalität (Herkunft) gehören, physische und juridische Personen, die mit Hitlerdeutschland kollaboriert haben.“Gemäß den Durchführungsverordnungen für das Gesetz zur Durchführung der Agrarreform Nr. 187 von 1945 sowie der „Anweisungen der zentralen Kommis-sion der Agrarreform über die Art wie das Gesetz zur Agrarreform durchzuführen ist“ vom 28. Februar 1946, waren „Kollaborateure“ nicht nur die Angehörigen der Waffen SS oder die ehemaligen Amtsträger der „Deutschen Volksgruppe“, sondern auch diejenigen, welche geflüchtet oder über die Grenze evakuiert und wieder ins Land zurückgeschickt wurden sowie einfache Mitglieder der Volksgruppe, die die „Volkssteuer“ bezahlt hatten.Nach der Volkszählung von 1948 lebten ca. 74% der Deutschen im ländlichen Bereich.IV In der Sitzung des Ministerrats vom 10. Januar 1947 behauptete der Landwirtschaftsminister Vtckcp"U<xwnguew<" ãYkt haben bis jetzt 143.000 Sachsen und Schwaben enteignet”, die gesamte enteignete Fläche betrage „804 Tausend Joch, zum Großteil Ackerfeld...”. „Durch Anwendung des Gesetzes wurde die

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komplette Enteignung von 95% der Flächen der Sachsen und Schwaben durchgeführt.”Am 2. September 1953 beschloss das ZK der RAP „dass die Fehler korrigiert werden sollen, die gelegentlich der Enteignung von 1945 gegenüber den deutschen arbeitenden Bauern in verschiedenen Landesteilen gemacht wurden” und am 14. Januar 1954 wurden die Maßnahmen zur Durchführung beschlossen. Die Diskussionen im Politbüro fanden auf der Grundlage einer „erklärenden Note bezüglich der enteigneten arbeitenden Bauern deutscher Nationalität” statt, in der die Tatsache erwähnt wird, dass 1945 „eine Anzahl von 64.050 Bauernhöfe und 54.430 Häuser von armen und mittleren Bauern deutscher Nationalität” enteignet wurden. Es wurde beschlossen, dass die als Staatsreserve geltenden landwirt-schaftlichen Flächen in den von Deutschen bewohnten Regionen „den Familien der arbeitenden deutschen Bauern, die in die Kollektivwirtschaften eintreten wollen, zur ewigen Nutzung gegeben werden sollen, damit Kollektivwirtschaften gegründet werden können” und den Mitgliedern der Kollektivwirtschaften sollen die Häuser zurück erstattet oder ihnen Hausplätze mit Garten gegeben werden.” Dieser Beschluß wird von der Sitzung des Politbüros des ZK der RAP vom 22. Mai 1956 erneut bestätigt und danach beginnt dessen Umsetzung in die Praxis. Bei der „Beratung mit den Wissenschaftlern und Kulturschaffenden aus der Reihe der fgwvuejgp" Pcvkqpcnkv“vÑ." fkg" co" 50" Lwnk" 3;8:" uvcvvhcpf." yktf" P0" Egcw3guew" xqp"Seiten der deutschen „Wissenschaftler und Kulturschaffenden” mitgeteilt, dass „Obwohl 14 Jahre vergangen wären, gibt es heute noch zig gerechtfertigte Fälle, die nicht gelöst werden konnten, weil die Häuser von den Kollektivwirtschaften und anderen örtlichen Institutionen besetzt sind.”Die Tatsache, dass die Deutschen mit staatlichem Reservefeld in die Kollektivwirtschaften eingetreten sind – und sogar ohne solches – hatte und hat noch Folgen im Gesetz 18/1991 betreffend der Rückerstattung von landwirtschaftlichen Flächen an die ehemaligen Eigentümer, da diese nun Reservefelder, wo solche gebildet wurden, und nur in wenigen Fällen ihre ehemals eigenen Güter erhalten.

4. Die Familienzusammenführung/„Der Verkauf der Deutschen”

Beim Fall des Eisernen Vorhangs lebten viele deutsche Familien getrennt auf dessen beiden Seiten. Anfang der 1950er Jahre befasste sich das Internationale Rote Kreuz mit der Familienzusammenführung, dem es gelang, einige Verwandten ersten Grades der in Deutschland lebenden, aus Rumänien heraus zu holen. 1955 bot das Dekret 253 die Möglichkeit der Repatriierung der ehemaligen rumänischen Staatsangehörigen und entsprechend die Wiedervereinigung deren Familien auch in Rumänien, wovon aber nur sehr wenige Gebrauch machten.

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Bis zur Aufnahme von diplomatischen Beziehungen zwischen Rumänien und der BRD, am 31. Januar 1967, wurde die Problematik und konkrete Fälle der Fami-lienzusammenführung im Rahmen von Wirtschaftsgesprächen behandelt. So widmet sich ein großer Teil zweier Aktennotizen vom 18. und 21. Februar 1959 über Gespräche zwischen Vertretern der Rumänischen Wirtschaftagentur – zu denen auch Ion Pacepa gehörte! – und das Bundes-Außen- und Wirtschaftsministe-rium, diesem Thema. Die Bundesrepublik Deutschland anerkennt die ethnisch Deutschen anderer Staatsangehörigkeit als Deutsche (Art. 116 Grundgesetz) und bekennt sich zu einer Verantwortung gegenüber denen, die in den Ländern Südost-europas leben, die wegen ihrer ethnischen Zugehörigkeit zu leiden haben. Wenn sich in den 1950er Jahre die Frage der Zusammenführung der durch die Kriegs-ereignisse getrennten Familien stellte, so wird Mitte der 1960er Jahre, durch gegenseitige Besuche und der Tatsache, dass viele der in der Bundesrepublik lebenden nicht mehr nach Rumänien zurückkehren wollen, die Frage der Wieder-vereinigung dieser getrennten Familien akut.Anlässlich des Besuches eines deutschen Staatssekretärs im Mai 1965 in Rumä-nien, teilt dieser Ministerpräsident I. Gh. Maurer und Außenminister Corneliu O<pguew" fkg" Dgtgkvuejchv" fgt" Dwpfgutgrwdnkm" okv." fkg" Cwutgkugigpgjokiwpigp"finanziell zu belohnen. Nach Denis DeletantV wurde bei der Aufnahme der diplo-matischen Beziehungen zwischen Rumänien und der BRD ein Geheimabkommen unterzeichnet, „nach dem die BRD sich verpflichtete, der rumänischen Regierung ein Kopfgeld für jeden Staatsangehörigen zu bezahlen, dem die Ausreise geneh-migt wurde.“ Nach Deletant „schwankten diese Beträge zwischen 4.000 und 10.000 DM, abhängig vom Alter und der beruflichen Qualifikation“, das Geld wurde der rumänischen Regierung in Form von Krediten überwiesen.VI

Erwin Wickert, Botschafter der Bundesrepublik von 1971-1976 in Bukarest, berichtet, dass, bevor er seine Mission in Bukarest antrat, Willy Brandt ihm von einem Abkommen, die Familienzusammenführung betreffend, gesagt hat, und später erfuhr er, dass für jeden ethnisch Deutschen, dem die Ausreise in die BRD erlaubt wurde, ein Kopfgeld bezahlt wurde. Die Preise waren gestaffelt: Kategorie A: 1.800 DM (der Normalfall), Kategorie B1: 5.500 DM (Student), Kategorie B2: 7.000 DM (Student in den letzten zwei Studienjahren), Kategorie C: 11.000 DM (Absolvent einer Hochschule), Kategorie D: 2.900 DM (Techniker oder Fachar-beiter)... Zusätzlich bekam Rumänien für je 10.000 Ausgereiste einen Bonus von1 Million DM.VII In den Folgejahren wird die rumänische Seite stets Argumente für die Erhöhung des Kopfgeldes für jede genehmigte Ausreise finden. In einem Interview behauptet 2vghcp"CpftgkVIII, dass im Januar 1978, anläßlich des Besuchs des deutschen Bundeskanzlers Helmut Schmidt in Bukarest, ein geheimes Abkommen unterzeichnet wurde, nach dem Rumänien sich verpflichtete, jährlich 11.000 Rumäniendeutschen die Ausreise in die BRD zu genehmigen.

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Im Gegenzug gewährte Deutschland Rumänien Hermeskredite (mit staatlicher Bürgschaft) im Volumen von 700 Millionen DM und zahlte für jeden ausgereisten Deutschen 4.000 DM wenn 11.000 jährlich ausreisen durften.Sollten jedoch 13.500 jährlich ausreisen, würden 5.000 DM bezahlt. Das Kopfgeld wurde in den 1980er Jahren erhöht.

Nach Ernst MeinhardtIX stammen die ersten Dokumente, die belegen, dass für Aureisegenehmigungen für Deutsche aus Rumänien Geld geflossen ist, aus dem Jahr 1954. Als Mittelsmann zwischen den beiden Regierungen erscheint in den 1960er Jahren häufig ein Rechtsanwalt aus Stuttgart. Die rumänische Regierung hat dem Roten Kreuz verschiedene Mittelsmänner vorgezogen. Auf den Vorschlag des Deutschen Roten Kreuzes von 1973, Begegnungen mit rumänischen Kollegen zu ermöglichen, schlägt das rumänische Außenministerium vor: „Die Rotkreuzgesellschaft der S.R. Rumänien soll auf keinen Fall in Verhandlungen mit dem Deutschen Roten Kreuz über die Familienzusammenführung treten.” Und: „Die Überprüfung der Anträge zur Familienzusammenführung ist eine exklusive Angelegenheit der rumänischen Staatsorgane. Solche Angelegenheiten mit humanitärem Charakter sind kein Gegenstand von Verhandlungen.”Diese Vorschläge des Aussenministeriums wurden in der Sitzung des ständigen Präsidiums des ZK der RKP vom 18. Juni 1973 genehmigt.Auf der einen Seite wurde behauptet, dass die Familienzusammenführung eine humanitäre Frage sei, die nicht Verhandlungsgegenstand wäre und während in den Sitzungen des Rates der Werktätigen deutscher Nationalität die Ausreisewünsche dgm“orhv"ygtfgp"uqnnvgp."uejkemvg"cpfgtgtugkvu"Egcw3guew"Gokuu“tg"¦wt"fgwvuejgp"Regierung, um die Erhöhung der Taxen für die Ausreisegenehmigungen zu verhandeln. Bereits in den 1960er und besonders in den 1980er Jahren kamen zusätzlich zu den, von der Bundesregierung offiziell pro ausgereister Person bezahlten Taxen, noch weitere Forderungen an die in Deutschland lebenden Familienmitglieder der Ausreisewilligen hinzu, in Form von Gütern oder Geldsummen in Valuta, um die Ausreisegenehmigung zu beschleunigen.Um von den Familien der Ausreisewilligen, die in die BRD übersiedeln wollten sowie von der Bundesrepublik so viel Geld wie möglich zu erpressen, erlässt der Staatsrat das „Dekret bezüglich der Verpfichtungen der Personen, die die Genehmigung beantragen, sich endgültig im Ausland niederzulassen, ihre Schulden, die sie gegenüber dem Staat, sozialistischen Organisationen und physischen Personen haben integral zu bezahlen sowie einige Kosten, die der Staat mit ihrer Ausbildung hatte, zurück zu erstatten.”Die übermäßigen Summen, die durch dieses Dekret gefordert wurden, haben Proteste sowohl in der BRD als auch in den USA hervorgerufen, so dass man auf einige Zahlungen verzichtet hat.

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Dokumente zu unserer Geschichte

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Dennoch, nach den Berechnungen von Ernst Meinhardt auf Grund der gesammelten Daten, wurden nur in der Zeit 1967-1989 1,4 Milliarden DM Kopfgelder für ausgereiste Personen bezahlt, zu denen noch andere Taxen (Ausbildungs-, Konsular- usw.) sowie Schmiergelder hinzu kommen.In den rumänischen Archiven wurden uns keine Dokumente zur Verfügung gestellt, um zu klären, wer – aus den Reihen der Securitate – diesen Menschen-handel organisiert hat und wer die „Nutznießer” dieser Geldsummen sind.

So weit der Wortlaut des Kapitels über die deutsche Minderheit in der kommunisti-schen Zeit 1944-3;;2"cwu"fgo"Vkuo<pgcpw-Rapport.

I Zentralkomitee (ZK) der Rumänischen Arbeiterpartei (RAP)II Cngzcpftw"Oqijkqtq3"*Oci{ctquk+"*3;33-1969). Mitglied des Politbüros des ZK der RAP.III Gheorghe Gheorghiu-Dej (1901-1965). Erster Sekretär des ZK der RAP und Vorsitzender

des Staatsrates.IV Bei der Volkszählung vom 25. Januar 1948 haben sich 344.552 Personen als Deutsche

erklärt.V Fgpku" Fgngvcpv." Egcw3guew" 3k" Ugewtkvcvgc0" Eqpuvt¤pigtg" 3k" FkukfgpY<" ¶p" Tqo¤pkc" cpknqt"

1965-1989. Dwewtg3vk."Jwocpkvcu."3;;:."U03470"VI ebendaVII Erwin Wickert, Mit glücklichen Augen, 2001, S. 500.VIIIEhemaliger rumänischer AußenministerIX Redakteur bei Deutsche Welle TV, Vorsitzender der Landsmannschaft der Banater Schwa-

ben in Berlin Brandenburg.

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Neue Bücher

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Im Banat Verlag Erding erschien die zweite Folge des Banater Kalenders, herausgegeben von Dr. Walther Konschitzky.Darin sind Beiträge zur Banater Geschichte, zu kulturhistori-schen, volks- und heimatkund-lichen Themen von über dreißig Mitarbeitern enthalten, darunter auch zwei Beiträge mit Semlaker Bezug von Georg Schmidt.Mit über 300 Seiten knüpft die-ser Kalender an die bewährte Banater Kalendertradition an.

ISBN 978-3-9810962-5.5

Ein Bildband in Großformat von Dr. Walther Konschitzky über Walter Andreas Kirchner und dessen Werk, mit 333 Arbeiten des Bildhauers, Malers undGrafikers mit Semlaker Wurzeln.

ISBN 978-3-9810962-4-8

Beide Bücher sind erhältlich beim Banat Verlag –Aneta Konschitzky.Zugspitzstraße 64, 85435 ErdingTelefon: 08122 229 3422E-Mail [email protected]

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Neue Bücher

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Die Gräber schweigen

Berichte von der blutigsten Grenze Europas

Wenn sich die Sonne in den 1970er und 1980er Jahren im Westen neigte, haben viele rumänische Staatsbürger, aber auch manch ein Deutscher aus der DDR die Flucht über die Westgrenze Rumäniens gewagt. Stacheldraht und Wasser, die Do-nau, Schießbefehl und Folter haben sie nicht abgeschreckt. Der Drang nach Frei-heit war so groß, dass sie ihr Leben riskierten.Die knapp 1000 Kilometer lange Westgrenze Rumäniens ist in den 1980er Jahren zur blutigsten in Europa geworden. Vermutlich sind an dieser Grenze mehr Men-schen ums Leben gekommen als an der innerdeutschen. Doch das ist unbekannt. Denn von den Untaten der Soldaten an der Grenze zu Ungarn und Jugoslawien hat nur selten ein Journalist berichtet.Rumänien war ausschließlich von kommunistischen Staaten umgeben. Selbst die Presse im relativ liberalen Jugoslawien musste auf die Befindlichkeiten des nördli-chen Nachbarn Rücksicht nehmen. 17 Jahre nach dem Sturz des rumänischen Dik-vcvqtu"Pkeqncg"Egcw3guew" ukpf" fkg"It“wgnvcvgp" cp" fkgugo"Vgkn" fgu"Gkugtpgp"Xqr-hangs unbekannt.Die Archive sind noch immer unzugänglich, die Behörden verhindern Recherchen. Zeugen oder Familienangehörige von Ermordeten und Erschossenen, die in Rumä-nien leben, wollen nicht sprechen. Einfacher ist hingegen die Recherche in Deutschland, wo viele der Flüchtlinge oder deren Angehörige leben. Ein Teil von ihnen kommt in diesem Buch zu Wort. Der Band ist ein Versuch, ein wenig Licht in dieses dunkle Kcrkvgn" gwtqr“kuejgt" Iguejkejvg" ¦w" dtkpigp0" Fgpp" Egcw3guewu"Grenzer haben willkürlich geschossen, sie haben gefasste Flüchtlinge totgeprügelt, in der Donau ertränkt oder mit Schnellbooten überfahren.Viele Opfer sind auf dem serbischen Donau-Ufer begraben worden. Auf jedem Friedhof auf der serbischen Seite gibt es wenigstens eine Reihe von Gräbern, in denen Opfer des unmenschlichen Grenzregimes ihre letzte Ruhe gefunden haben. Auf den nun verfaulten Holzkreuzen stand einst auf serbisch „Name unbekannt".Dieses Buch berichtet aber nicht nur von Tod, Mordschlag und Folter, sondern auch von Erfolgen. Flüchtlinge haben sich stets etwas einfallen lassen, nicht nur jene, die die innerdeutsche Grenze überwinden wollten.Die Journalisten Johann Steiner (Troisdorf/Bilngf+"wpf"Fqkpc"OcijgYk"*Vgoguyct+"haben über 80 spannende Fluchtgeschichten zusammengetragen und aufbereitet, darunter auch von Semlaker Landsleuten.Die Bildbearbeitung, die grafische Gestaltung sowie das Layout des Buches stam-men von Georg Schmidt (Grevenbroich/Semlak).

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Neue Bücher

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Das Buch „Die Gräber schweigen“, ISBN: 978-3-00-024991-4, ist erhältlich beim Verlag Gilde & Köster, Am Wassergraben 2, 53842 Troisdorf, Tel.: 02246/168655, Internet: www.verlag-gilde-und-köster.de E-Mail: [email protected]

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Wie heißen wir?Überlegungen zur Onomastik der Semlaker Deutschen

Von Georg Schmidt, Grevenbroich

Namen sind aus einem oder mehreren Wörtern bestehende Bezeichnungen für eine Person, die jemanden als einmalig, unverwechselbar heraushebt und bezeichnet. Sie sind zugeordnete Informationen, die der Identifizierung und Individualisierung einer Person oder einer Personengruppe dienen.Mit der wissenschaftlichen Erforschung von Namen beschäftigt sich die Onomas-tik. Sie unterteilt sich in die Namenkunde und die Theoretische Namenforschung. Die Namenkunde beschäftigt sich mit der Geschichte, dem Gebrauch und der Her-kunft von Namen.Im deutschen Sprachraum hat sich seit dem 12. Jahrhundert ein zweigliedriges Namensystem mit Individualnamen (Vorname, Rufname, Nebenname) und Fami-liennamen (Beiname, Nachname, Zuname) entwickelt.Bis ins 11./12. Jahrhundert genügte unseren Vorfahren ein Name, um sich vonei-nander zu unterscheiden. Mit diesem einen Namen wurden sie gerufen. Dieser alte Rufname hat heute eine andere Bedeutung. Er ist jetzt die Namensform, die (auch abweichend vom Vornamen) täglich umgangssprachlich gebraucht wird.Neben den alten Rufnamen trat etwa ab dem 12. Jahrhundert, bei wachsender Be-völkerung, zur Unterscheidung ein Zuname auf, zunächst als Beiname, danach im Laufe der Jahrhunderte als festwerdender und vererbter Familienname. Der zum Vornamen gewordene Rufname, blieb über Jahrhunderte hinweg wichtiger, im täglichen Umgang, während der Zuname oder Familienname bis in die heutige Zeit im Gemeinwesen eine offizielle Funktion hat.1

Befasst man sich mit dem eigenen Namen, stellt man schnell fest, dass man auf seine Vergabe keinen Einfluss hatte. Man möchte wissen, woher kommt der Name der eigenen Familie, die Namen bekannter oder vertrauter Personen. Oder man möchte erfahren, was haben sich Menschen gedacht, wenn sie dem einen oder anderen Kind diesen oder jenen Vornamen gegeben haben.

Semlaker Namen

„Wie heißt du, wem gehörst du, wie schreibst du dich?“ wurde ich in meiner Kind-heit von älteren Menschen oft gefragt. Drei Fragen auf einmal, um zu wissen, wer ich bin. Dabei hatte ich noch Glück und konnte mich schon mit zwei Antworten

1Friedrich-Wilhelm Weitershaus, Das große Lexikon der Vornamen, Mosaik Verlag.

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Die Namen der Semlaker Deutschen

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identifizieren. Es reichte, wenn ich sagte: „Ich bin dr Lingert Gyuri und ich schreib mich Georg Schmidt“. Nicht so einfach hatte es jemand, der zum Beispiel Adam Bartolf oder Elisabeth Schäfer hieß. Davon gab es nämlich in jeder Generation eine ganze Reihe.In den folgenden Zeilen wollen wir uns ein wenig mit den Semlaker Namen, deren Herkunft und Bedeutung sowie mit dem Einfallsreichtum unserer Landleute beim Erfinden von Spitznamen, befassen. Dabei soll aber kein hoher wissenschaftlicher Anspruch erhoben werden und es wird auch nicht beabsichtigt, jemandem zu nahe zu treten. Auch können und werden wir uns nicht mit allen Semlaker Namen be-schäftigen, würden es aber begrüßen, wenn wir bei falschen Überlegungen eines Besseren belehrt und Vorschläge für die Fortsetzung dieser Untersuchung erhalten würden.Den Großteil der Namen, die bei den Semlaker Deutschen vorkamen kennen wir aus der Familienforschung, aus der Aufarbeitung der Kirchenbücher der evangeli-schen und der reformierten Kirchengemeinde. Leider hat sich noch niemand einge-hend mit den Kirchenbüchern der kleinen katholischen Semlaker Gemeinde be-fasst. In den von mir herausgegebenen Familienbüchern habe ich auch statistische Daten bezüglich der Familien- und Vornamen gebracht. Daraus erfährt man, wel-che Sippen sich über die männlichen Linien deren Nachkommen am stärksten verbreitet hatten und welche Vorlieben es bei der Vergabe von Tauf- bzw. Vorna-men gab.

In den Matrikeln der evangelischen Kirchengemeinde sind ab dem Jahr 1900, also in der Zeit, über die unsere Erinnerung heute noch wach ist, folgende deutsche Familiennamen verzeichnet. Mit erfasst sind auch nichtdeutsche Namen deutscher Familien.

AdelmannAllgeierAlmasiAltAraszAufmutAunerBaderBartolfBauerBaumannBayerBeinschrothBeischrothBerényiBerg

BinderBlechschmidtBlumBockBöhmBornBöttcherBraunBreberBrücherBrunnerBurghardtBurgmanChrist DanielDanila

DotleimerDraxlerDreveDuckadamDüranEdelspergerEibigEmrichEplerFakeschFaltitschkaFeichnerFellerFendtFlegelFleischmann

FochtFranzFreiFriedmannFriedrichFröhlichGabertGaisheimerGalischGallGallmannGängerGantnerGärtnerGehlGeiring

GeisingerGellerGiebGoldpergerGottschickGottschlingGötzGräbGratzGrimmGrossGruberGrünwaldGschwindGuthHackpold

HagelHaibachHaierHaiserHanigerHankoHannemannHartelHärterHartmannHayHegerHektorHenrichHerberHermann

HerzbergerHolzimmerHotzHuberHügelHuhnJägerJostKaiserKaitorKalmanKeckKellerKernleitnerKillichKirchner

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Wie heißen wir?

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KlammKleckerKleinKlukasKocherKönigKontzKoppKrehlingKreisKugelmannLatariusLaubLedigLeitnerLöbLorenzLothLukhaup

LutschLutzMaasMackerMaidanMaletMartinMärzMaurerMausMayerMesserMüllerNeidenbachNeyNießNunOrendiPerlefein

PetendraPetkoPhilipsPilzPlattnerPorscherPothPreisachPreissRakocziReichardtReiterRennerRitterRothRückSachsSafnauerSchäfer

SchattScheerSchellSchererSchillSchleiSchleimerSchmehlSchmidkerSchmidtSchneiderSchobelSchönSchreinerSchreitererSchubkegelSchuchSchüllerSchütt

SchulzSchumacherSchwandeSchwandrichSchwarzSeboldSeitnerSiegmethSilaschiSimonisSinnSothSperhardSpitzerStefanStolzStummerSzaboTakacs

TaschTebbertThillTichyTillichTonzertTöpferTothTottermannTyurovszkyVogelVogtWächterWagnerWaldweinWeberWegendtWeidnerWeinmüller

WeissWeißhaarWeltzWenigerWerlikWindeckerWinkfeinWinzerWittmannWolfZabosZierZimmermann

Nicht inbegriffen sind die Namen, die aus der reformierten Gemeinde stammen.

Die zehn häufigsten Familiennamen in der evangelischen Gemeinde seit der An-siedlung im Jahre 1819 sind:

Name Anzahl Familien Anzahl Kinder

1. Schäfer 181 588

2. Bartolf 142 430

3. Hay 142 419

4. Wagner 128 420

5. Schmidt 82 249

6. Schön 74 190

7. Wolf 68 207

8. Stefan 67 210

9. Haibach 67 204

10. Schubkegel 56 152

Von rund 2700 Familien trugen im Laufe der Zeit etwa 1000 diese Namen. Die Familien Schäfer, Bartolf, Hay und Wagner bildeten über 20% aller Familien.

In den Matrikeln der reformierten Kirchengemeinde sind folgende Namen deutsch-er Familien verzeichnet. Mit erfasst sind auch nichtdeutsche Namen deutscher Familien:

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Die Namen der Semlaker Deutschen

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AlmásyAltArva (Erb)Asztalos (Tisch)BalássaBechtoldBedrichBéke (Friedmann)BiringerBornBrandtBrehm

BugyoEsperschidtFehér (Weiß)Haizer/HäusserHartmannHellermannHinklHolbHolzimmerKajtorKeplKilsdorf

KnauerKönigKunklLaiterMayerMayerhofferMeixenbergerMészáros (Meszinger)Molnár (Müller)Nyujto (Streck)Pinczés (Keller)Rappenberger

Rózsa (Rosinger)SchillingSchwarzSimonSpierSzabóSzarvas (Hirsch)SeiffertTakács (Weber)TellerHaberstich (Zabos)

Nicht inbegriffen sind die Namen, die aus der evangelischen Gemeinde stammen.

Eine Reihe der ehemals deutschen Namen der Semlaker Reformierten wurden im 19. Jahrhundert unter Pfarrer Bedrich magyarisiert. Ihre ehemals deutschen For-men haben wir hier in Klammern angegeben. Einige wie Hirsch, Streck und Keller haben sich in der Umgangssprache bis heute erhalten.

Die zehn am häufigsten vorkommenden Familiennamen in der reformierten Ge-meinde seit der Ansiedlung der ersten Reformierten im Jahre 1823 sind:

Name Anzahl Familien Anzahl Personen Ursprüngliche Name

1 Pinczés 89 357 Keller

2 Schilling 54 225

3 Arva 43 197

4 Szarvas 39 186 Hirsch

5 Haizer 28 131 Häusser

6 Brandt 22 113

7 Born 28 93

8 Spier 20 93

9 Szabó 19 88

10 Nyuitó 12 45 Streck

Die zehn zahlenmäßig stärksten Sippen umfassen mit 354 von insgesamt 627, etwas mehr als die Hälfte aller Familien bzw. mit 1528 Personen von 2551, ca. drei Viertel aller Personen. Sie stammen alle von den aus Balmazújváros übersiedelten.

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Wie heißen wir?

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Jeder Familienname hatte ursprünglich eine Bedeutung, auch wenn wir sie heute nicht mehr eindeutig erklären können und wenn sie über ihre jetzigen Träger kaum noch etwas aussagen. Trotzdem bringt die Erforschung der Herkunft der Familiennamen oft überraschende Erkenntnisse über die Geschichte einer Familie hervor, wie im Falle des Namens Bartolf, mit dem wir uns weiter unten eingehender befassen werden.Viele Familiennamen lassen sich nach ihrer Bedeutung in Gruppen zusammenfassen, anderen jedoch können wir auf den ersten Blick gar keine Bedeutung mehr zuordnen, weil die Wörter von denen sie abgeleitet wurden, heute aus unserem Sprachschatz verschwunden sind oder sich die Schreibweise im Laufe der Zeit so sehr geändert hat. Hier einige Beispiele von Semlaker Namen nach Bedeutungsgruppen:

Namen die auf einen Ort oder eine Herkunft hindeuten: Almásy, Arasz, Arva, Bayer, Berenyi, Berg, Born, Börner, Brandt, Brücher, Brunner, Edelsperger, Erb, Feldmüller, Gaisheimer, Goldperger, Gottschick, Grünwald, Hagel, Haibach, Hai-zer, Henneberger, Herzberger, Holzimmer, Hügel, Kappelhofer, Katzenbach, Kel-ler, Kernleitner, Kirchenschattner, Laiter, Maas, Metzinger, Nürnberger, Renner, Rosinger, Roth, Rück, Safnauer, Schütt, Seifert, Weidenhof, Weidner, Weislager, Wiesner, Wimpfheimer, Windecker, Wingert.

Namen nach Beruf oder Beschäftigung: Bauer, Baumann, Beinschroth, Blech-schmidt, Eisenmenger, Fischer, Fleischmann, Hackpold, Haiser, Hoffmann, Hol-zimmer, Kaiser, Koch, König, Kramer, Maier, Markgraf, Maurer, Mayer, Mészáros, Molnar, Molnár, Müller, Nun, Poth, Ritter, Schäfer, Scherer, Schmidt, Schneider, Schreiner, Schütz, Schulz, Schumacher, Szabo, Takacs, Vogt, Wagner, Weber, Weinmüller, Zimmermann.

Von Vornamen abgeleitete Familiennamen: Balássa, Bartolf, Burghardt, Emrich, Franz, Friedmann, Friedrich, Götz, Hartmann, Hartwig, Herber, Jost, Kontz, Lata-rius, Lorenz, Petko, Philips, Reichhardt, Sebold, Stefan.

Von Tier- oder Pflanzenbezeichnungen hergeleitete Namen: Brehm, Haas, Hay, Hinkl, Hirsch (Szarvas), Lämmle, Maus, Schlei, Specht, Vogel, Wolf, Blum, Eibig, Maleth, Mandel, Pilz, Spier.

Namen die von einer Eigenschaft kommen könnten: Groß, Guth, Jung, Klamm, Klein, Ledig, Schön, Stolz, Weiß, Braun, Fröhlich, Frei, Christ, Alt.

Namen nach Sachen oder Gegenständen: Fendt, Holb, Kreis, Kunkel, Schubke-gel, Schilling, Spieß.

Viele dieser Namen sind selbsterklärend, einigen anderen wollen wir versuchen auf die Spur zu kommen, ohne jeden Anspruch auf Unfehlbarkeit.

Arasz. Die Familiennamenforschung weist nach, dass der Übername Arras (Arasz) von der Stadt Arras in Nordfrankreich (früher in den Niederlanden) kommt. Dort wurde früher Rasch hergestellt, ein leichtes Wollgewebe. Die mittelhochdeutsche

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Die Namen der Semlaker Deutschen

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Bezeichnung arraz für den Stoff geht auf den Herstellungsort Arras zurück. Eine Burg Arras liegt über dem romantischen Wein- und Ferienort Alf an der Mosel, zwischen den Städten Cochem und Zell.

Arva. Dieser Name wurde bei uns ArwΕausgesprochen, was auf seine Abstammung von der Arve (Zirbelkiefer) hindeutet, einem Nadelbaum der Familie der Kieferngewäch-se (Pinus cembra). Die Zirbel-Kiefer ist ein typischer Hochgebirgsbaum. Sie lebt in den Alpen im Bereich der Waldgrenze (1800-2500 m). Oft kommt sie vereinzelt vor. Grö-ßere Bestände trifft man fast nur in den Zentralketten der Alpen an. Sollte das ein Indiz für die Abstammung auch dieser re-formierten Sippe aus der Schweiz sein?Arva ist eine Magyarisierung und bedeutet so viel wie Waise. Es ist aber auch der Name einer ungarischen Gegend. Das Komitat Arwa (ungarisch Árva vármegye; lateinisch comitatus Arvensis; slowakisch Oravská župa) ist eine historische Gespanschaft/ein historisches Komitat im Königreich Ungarn.In alten Kirchenbüchern wurde manchmal der Name Arva als Erb eingetragen, vermut-lich eine Rückverdeutschung, wie im Falle Haberstich>Zabos>Havermann.

Bartolf. Nach der Anzahl der Familien und der darin Geborenen rangierte der Name Bartolf auf Platz zwei. Nach Semlak kam er im Verlauf des 19. Jahrhunderts durch Umsiedler aus Mezöberény (Berin). In beiden Orten hat sich im Laufe der Zeit die Schreibweise Bartolf durchgesetzt. Die Sippe der Bartolfs hatte sich schon in Berin recht stark vermehrt, so dass man schon dort, zur Unterscheidung der einzelnen Familien Zunamen gebrauchte. Unsere Bartolfs trugen den Bei- oder Ersatznamen Hart und in Semlak wurden später praktisch alle Bartolfs Hart ge-nannt.Woher der Beiname Hart kommt, werden wir eindeutig klären. Aus welcher Laune heraus sich unsere Vorfahren aber den Namen Bartolf zulegten, wird wohl nicht mehr geklärt werden können. Dieser Sippe ist eine lange genealogische Linie nachweisbar, die bis in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) zurück reicht. Aber erst im 18. Jahrhundert in Ungarn festigt sich nach einer merkwürdi-gen Mutation die Schreibweise Bartolf für diese Sippe.

Josef Arva (Ziegelofen)1873-1934

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Wie heißen wir?

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Der Rufname Bartolf (Bardolf, Bardolph) stammt vermutlich aus dem Althoch-deutschen, als eine Kombination der Wörter Bard (Bart) und Uolf (Wolf). Sein erster Träger wird also ein „bärtiger Wolf“ gewesen sein, das heißt, ein Mann mit einem besonders ausgeprägten Haarwuchs. Andere Quellen meinen er leite sich von den althochdeutschen Wörtern barta (Streitaxt) und wulf (Wolf) ab.Tatsache ist, dass der Name Bartolf, in seinen verschiedenartigsten Schreibweisen schon seit vielen Jahrhunderten nachgewiesen ist und zwar anfangs selbstverständ-lich als Vorname. Im englischsprachigen Raum finden wir Formen wie Bardolph, Bardol, Bardel, Bardulfus, Bardolf, Barduf, Bardoulf, Bardulphe u.a. In England selbst sind sie zuerst in Lincolnshire dokumentiert, wo sie seit Alters her siedelten, es in den Adelsstand brachten und wiederholt wichtige Stellungen am Königshofe bekleideten. Bekannt aus der englischen Geschichte sind u.a. John Bardolf, 3. Lord Bardolf (1314-1363) von Wormegay, Norfolk, ein Baron sowie William 4. Lord Bardolf (1349-1386) und William Phelip, 6. Lord Bardolf (1383-1441).Selbst in William Shakespeares Werken haben die Bardolph Eingang gefunden, so in den Dramen „Heinrich IV“. Teil 1 und 2, „Heinrich V.“ und in „Die lustigen Weiber von Windsor“.In England gibt es eine Stadt namens „Stoke Bardolph“ in Nottinghamshire, im US-Staat Illinois eine Stadt „Bardolph“. Siedler dieses Namens oder einer seiner Varianten gibt es in Amerika bereits seit 1653 in Virginia und einen Adam Bar-dolph seit 1832 in Philadelphia.Einen Zusammenhang zwischen den englischen Bardolphs und den deutschen Bardolfs will Adam Bartolf (Langhart) nachgewiesen haben.Mit der Abstammung und der Entwicklung des Namens unserer Semlaker Hart禽"wollen wir uns im Folgenden befassen.Bahrdorf ist eine Gemeinde im Landkreis Helmstedt in Niedersachsen. Die Ge-meinde Bahrdorf ist Mitgliedsgemeinde der Samtgemeinde Velpke.Im Jahre 973 war die erste urkundliche Erwähnung der Gemeinde als Bardorp, dies in einer Schenkung an den Bischof von Magdeburg. Später – im 13. Jahrhundert –berief sich der seinerzeitige Bischof von Magdeburg darauf und verlangte von dem in Bahrdorf ansässigen Rittergeschlecht de Bardorpe die Auslieferung.(Johann) Georg Bardorf (Bartdorff) wurde um 1680 als Sohn von Kunigunda und Peter Bardorff in Mottgers geboren.Mottgers ist ein Ortsteil der Gemeinde Sinntal im Main-Kinzig-Kreis, Bundesland Hessen mit heute etwa 800 Einwohnern.Georg Bardorf heiratet am 28.04.1707 in Mottgers (Anna) Catharina Hohmann, die Tochter der Eheleute Georg Hohmann und Anna Elisabeth Kreß aus Heubach bzw. Oberkalbach.Georg Bardorf und dessen Frau Katharina verließen Mottgers im Jahre 1721 mit 20 Gulden und zogen nach Izmény im Komitat Tolnau in Ungarn. Sie waren begleitet von ihren vier Kindern Anna Katharina, Johannes, Anna Elisabetha und Hartmann.

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Die Namen der Semlaker Deutschen

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Hartmann wurde am 20.09.1715 in Mottgers geboren und bekam seinen Vornamen von seinem Paten Hartmann Blum. Dieser Hartmann Blum ist also dafür verant-wortlich, dass die späteren Semlaker Bartolfs Hart genannt werden.Die ersten Neusiedler des verlassenen Ortes Izmény waren im Juni 1722 sechs Familien, angeführt von Heinrich Neun, Johann Heinrich Naumann, Andreas Thal, Lorenz Meinhard, Heinrich Liebegott und Johann Conrad Hoffman. Im November 1723 traf eine zweite Siedlergruppe ein: Cosmas Schitz, Andreas Steffan, Lorenz Rick, Johann Reil, Johann Volff, Conrad Kün, Stoffel Klein, Johann Binsel, Leon-hard Vittman, Johan Heinrich Midell, Girg Greiselmayer, Kilian Jung, Johann Lutsch und Georg Bordorff (eine andere Schreibweise!).2

Eine ganze Reihe dieser Namen werden wir später in Mezöberény wieder finden.Nach der türkischen Besatzung war der Ort Izmény entvölkert und diese 20 Fami-lien bildeten den Kern der Neubesiedlung in den Jahren 1723-1724.In den Jahren 1724 und 1725 findet man Johann Georg Bardorff als steuerpflichti-gen aber grundbesitzlosen Hausbesitzer Einwohner von Izmény. Weiterhin ist dieser auch in den Kirchenbüchern von 1733, 1734 und 1735 vermerkt. 1736 heira-tet dessen Sohn Hartmann seine erste Frau Christina. Diese hatten zwei Kinder, Anna Katharina und Anna Maria.Der Ort Izmény befand sich auf den Gütern des Grafen Mercy, der seinen protes-tantischen Siedlern zunächst freie Ausübung ihrer Religion zusicherte. Trotzdem wurden die Lutheraner systematisch von den Katholiken verfolgt und bekämpft. So wurde der evangelische Pfarrer von Izmény vertrieben und seine Gemeinde der katholischen Gemeinde vom nahe gelegenen Bikal eingegliedert.Die Bardorffs ziehen in den Nachbarort Tófö (heute Tofü) und Hartmann heiratet 1741 seine zweite Frau Anna Margaretha Mertz. Die Tochter von Hartmann, Anna Margaretha, geboren in Tófö wird am 29. März 1748 in der katholischen Kirche von Bikal getauft – mit dem Vermerk: Lutherani. Dort werden auch seine anderen Kinder getauft. Vermutlich, um der religiösen Unterdrückung zu entkommen, zieht die Familie nach Mezöberény.In Mezöberény wird dann am 19.05.1759 deren Sohn Johann Hartmann Bartdorf (der Jüngere), allgemein als Hartmann bekannt, geboren. Danach wird der Name Bartdorf (Bardorff) nur noch als Bardolf bzw. Bartolf weitergeführt.Dieser Hartmann (der Jüngere) heiratet am 26.11.1776 Catharina Elisabeth Braun. Deren Sohn Daniel, geboren am 03.10.1800, heiratet am 20.11.1821 Barbara Christ. Diese Familie und noch einige Nachkommen der Bartolf Hartmanns wer-den nach Semlak auswandern. Sie bringen von ihren Vorfahren, die mit Vornamen Hartmann hießen und die man deswegen Hart nannte, den Beinamen Hart mit, der dann alle Semlaker Bartolfs bis heute begleitet.

2 Siehe: Müller, Georg „Izmény, eine ehemalig deutsche Gemeinde in der Tolnau“, Teil 1, Beiträge zur Dorfgeschichte Seite 10

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Wie heißen wir?

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Die Nachkommen des Ungarnfahrers Johann Georg Bardorf bilden eine weit ver-zweigte Sippe. Um die vielen Bartolf-Familien – es waren derer wenigstens 142 -, die sich in etwa sieben Generationen in Semlak gebildet haben, unterscheiden zu können, bekamen diese weitere Zunamen. Obzwar sie sich weiterhin offiziell alle Bartolf schrieben, kamen die neuen Zunamen als Anhängsel zum schon vorhande-nen Zunamen Hart hinzu. Diese leiteten sich von verschiedenen Eigenschaften der einzelnen Bartolfs ab, oft sogar von deren Gebrechen. So gab es eine Linie, die hieß Lang-Hart, weil wahrscheinlich einer großwüchsig war. Ebenso hatte ein Bartolf wegen seiner Körpergröße den Spitznamen Langosch erhalten, der sich auch auf seine Nachkommen übertrug (Langosch-Zusi). Der Begriff Langosch hat in diesem Fall nichts mit den bei uns wohlbekannten, sehr leckeren flachen ungari-schen Salzkrapfen zu tun.Ein besonders kleinwüchsiger Hart bekam den Namen Hartutz, vermutlich nicht, weil, wie von jemand behauptet, dieser als Korbflechter seine Körbe nur dutzend-weise verkaufte, denn wer kauft schon mal ein Dutzend Körbe auf einmal? Eher ist anzunehmen, dass rumänische Mitbewohner, die in Semlak ja immer die Mehrheit bildeten, diesen besonders kleinen Hart JctvwYw nannten. Die Endung wYw"wird im Rumänischen nämlich zur Diminution (Verkleinerung, Verniedlichung) verwendet.Der Bruder meines Urgroßvaters hatte eine Gehbehinderung, ein krummes Bein, und erhielt deshalb den Beinamen Krummer Hart. Seine Nachkommen nennt man bis heute die KrummhartΕ, obwohl niemand von ihnen das Gebrechen ihres Vor-fahren aufweist. Dieser Beiname wurde meines Erachtens von seinen Trägern auch nicht als diskriminierend empfunden.Nach einer Behinderung wurden auch die ScheelΕ-HartΕ benannt. Ein Mitglied dieser Familie hatte eine Sehbehinderung oder hatte sogar ein Auge verloren, war also scheel.Ein Michael Bartolf wurde nicht wie bei uns üblich Michl oder Michol gerufen, sondern als besondere Liebkosung Mischi genannt. Fortan hieß er und auch seine Nachkommen Hartmischi, obwohl sie gar keine Michaels waren. Deren Töchter nannte man wie selbstverständlich Hartmischi-Kati oder Hartmischi-Lissi, weil es gleichzeitig mehrere Katharina Bartolf oder Elisabeth Bartolf gab. Wie hätte man diese sonst auch unterscheiden sollen?Aber nicht alle Bartolf-Familien behielten den Beinamen Hart. Ein besonders eifri-ger Anhänger der Glaubensgemeinschaft der Nazarener, die in Semlak um 1900großen Zulauf hatte, verschaffte seinen Nachkommen den Beinamen Nazarener.Weil Johann Bartolf einen Holzhandel betrieb, also einen Holzschlag besaß, bekam die Familie den Beinamen Holzschlag, der sich auch weiter als Hausname behaup-tete. Sein Enkel Johann Kaiser (geb. 1934) wird auch heute noch von den Semla-kern wie selbstverständlich Holzschlag-Hans genant.Ganze Sippen unterschied man im Falle von Gewerbetreibenden nach deren Beruf. So gab es Hart-Schuster, Hart-Wohner (Wagner), Hart Hutner (Hutmacher) usw.

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Johann Bartolf (Holzschlag) und seine Familie in ihrem Blumengarten vor der Sommerküche (Stibche) im Jahre 1928

Hinten v.l.: Johann Bartolf, Katharina Bartolf geb. Schäfer, Katharina Kaiser geb. Bartolf, Kristof Kaiser.

Vorne: Maria Kaiser *Dctvqnh+."Ictvgp¦ygti"Htcp¦k."Lwnkcpc"Mckugt"*2krqu+

Woher der Spottname HartΕrcvuejmt für einen Bartolf, also einen Hart herkommt, wäre noch zu ergründen.Alfred Bartolf schreibt dazu: „Unsere Familie wurde die HartΕ genannt. Wir wur-den mit folgendem Spruch geneckt: HartΕrcvuejmt." VuejkuejoΕnwodΕ."KrottΕuejwpiΕ#"Mit HartΕrcvuejmt kann man einen Spross der Familie Hart be-zeichnen. PatschkΕt wird ein Bundschuh mit Schnüren genannt. TschischmΕnwodΕist ein Lappen, mit dem der Fuß eingewickelt wurde, bevor man in den Stiefel schlüpft und KrottΕuejwpiΕ heißt Froschschenkel. Dieser Spruch hat, nach meinem Wissen, keine logische Bedeutung. Er reimt sich und das reicht aus, um sich zu necken“.

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olf.

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Eine seltsame Form des Namens Bartolf ist B-Bartolf. Tatsächlich wurden die Mitglieder dieser Familien z.B. in den Kirchenmatrikeln manchmal mit diesem Familiennamen eingetragen. Eine Erklärungsvariante dazu lautet, dass der Lehrer in der Schule, weil er zwei Bartolfs als Schüler hatte, einen mit A- und den anderen B-Bartolf ins Klassenbuch eintrug und sie auch so rief. Eine andere anekdotische Deutung besagt, dass das B der B-Bartolfs vom Wort „Baron“ käme, so wie das G im Namen G-Hay von „Graf“ kommen soll. Das soll Michael B-Bartolf noch zu Lebzeiten seinem viel jüngeren Schwager erzählt haben. In diesen Fällen handelt es sich nicht um etwaige richtige Adelstitel, sondern sicherlich scherzhaft gemeinte Attribute, die sich vielleicht auf das auffallend erlesene Benehmen ihrer Träger bezogen.Die Verbreitung des Namens Bartolf bzw. Bardolf in Deutschland ist nicht beson-ders groß. Etwa die Hälfte der Träger dieses Namens dürften aus Semlak stammen.

Beinschroth bzw. Beischrot. Der Schröter war ein Beruf im Weinhandel. Seine Aufgabe war es, Wein im Fass von Keller zu Keller, von Keller zu Schiff oder Wagen und wieder in den Keller zu „schroten“. Auf dem langen Weg nach Semlak wurde Weinschröter zu Weinschrot und dann zu Beinschrot(h) bzw. Beischrot.Eine Familie Beinschroth hatte den Beinamen Jomer, weil sie nach Semlak aus Gyoma im ungarischen Komitat Békés kam. Seine deutschen Bewohner nannten diesen Ort Joma und jemand der von dort kommt war ein Jomer.

Gottschick. Iqvvuejgg"kuv"gkpg"Uvcfv"wpf"gkpg"Tgikqp"kp"Unqygpkgp"*Mq7gxlg+"ko"Uü-den der Krain und war bis 1941 Mittelpunkt der deutschen Sprachinsel Gottschee.Jemand der aus der Gottschee kommt, könnte slawisch ein Gottschik sein.In Semlak hatten die Gottschicks Beinamen wie Jójárt (ung. vielgereist), Lingert-Gottschick (Vorfahr war ein Schmidt/Lingert), Gottschick-Wohner (war Wagner), Braun-Gottschick (Vorfahr war ein Braun), Weltgottschick (weil er nach einem Familienzwist vorübergehend in die Welt ging).

Haibach kommt wahrscheinlich vom Ort Haibach in Unterfranken. Diese Ge-meinde liegt ost-südöstlich von Aschaffenburg am westlichen Rand des Spessarts zwischen Aschaffenburg und dem Märchenschloss Mespelbrunn, im Bundesland Bayern, Regierungsbezirk Unterfranken, Landkreis Aschaffenburg. Aus der nähe-ren Umgebung, den ehemaligen Prinz-Erbachischen-Landen stammen ein großer Teil der Vorfahren der Semlaker Evangelischen. Allerdings gibt es im deutsch-sprachigen Raum noch eine weitere Reihe Ortschaften mit dem Namen Haibach, wie Haibach im Bairischen Wald, das heute zur Gemeinde Haibach-Elisabethzell gehört oder Haibach ob der Donau, bei Schärding in Österreich. Es gibt aber auch mehrere Orte mit dem Namen Heubach, die sich zwar in der Schreibweise, aber nicht in der Aussprache von Haibach unterscheiden.

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Mein Jugendfreund Josef Haibach hat den Spitznamen „Kischot“ ber – was damals nicht jeder seiner Semlaker Altersgenossen tat –

Gelesene auch noch gerne weitererzählte. So kam es, dass wir etwa 1953 als Vierzehn-Fünfzehnjährige als Tagelöhner, das heißt als Nachtlöhner, bei der Semlaker landwirtschaft-lichen Staatswirtschaft arbeiteten. Etwa in der ftkvvgp" P{cocuejigycpp." wpygkv" fgt" Nkp<w-Salasch waren wir, eine große Schar etwa gleichaltriger deutscher Jugendlicher damit beschäftigt, überreife Erbsenstauden zu rup-fen, die dann gedroschen wurden, um Erbsen als Saatgut zu gewinnen. Weil die Erbsenstau-den tagsüber pulvertrocken waren, kam den Ferma-Spezialisten die geniale Idee, die Erb-sen bei Nacht ernten zu lassen. Wir begannen etwa eine Stunde nach Sonnenuntergang mit der Arbeit und pflückten die Erbsenstöcke bis es ganz dunkel wurde. Danach sollten wir eine Pause einlegen und ab der ersten Morgen-dämmerung weiterarbeiten. In dieser Pause saßen und lagen wir unter dem funkelnden Sternenhimmel und hörten gebannt den Erzählungen von Josef tagsüber gerade den Roman vom Don Quijote

3 von Cervantes laslustigen und skurrilen Abenteuer des Haupthelden, der unter andWindmühlen kämpfte, mit viel Hingabe und vermutlich auch mitnen Zutaten. Dabei kam natürlich immer wieder der Name des traurigen Gestalt, gesprochen „Kischot“ vor. Seit jener Zeit wurvon seinen Altersgenossen liebevoll „Kischot“ genannt.

Haiser. Dieser Name, mit seiner Semlaker Aussprache Haißr, warschen Kirchenbuch von Balmazujváros noch als Häus(s)er eingetraseiner Herkunft wahrscheinlich auf einen Bewohner eines Ortes Hausen hin. In Deutschland gibt es wenigstens acht Ortschaften Hausen, aber auch eine im Bezirk Brugg im Schweizer Kanton Aar

3Don Quijote (Don Quixote in alter Schreibweise; Don Quichotte [Kischo

Orthografie, teilweise auch im deutschen Sprachraum üblich) ist die allBezeichnung für den Roman El ingenioso hidalgo Don Quixote de la ManCervantes (erstmals erschienen 1605), übersetzt Der sinnreiche Junker DMancha, und gleichzeitig der Name des Protagonisten.

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Page 30: Heimatbrief

Die Namen der Semlaker Deutschen

29

Da eine Reihe Semlaker reformierten Familien ihren Ursprung in der Schweiz haben, ist die Herkunft der Haisers aus der reformierten Schweiz nicht auszuschließen.Durch mündliche Überlieferung und Nieder-schrift nach dem Gehör haben sich Schreib-weisen wie Haiser, Heiser oder Haizer und Hajzer (rum., ung.) überliefert. Die Schreib-weise Heizer, die einige Landsleute heute be-nutzen, hat sich vom ursprünglichen Namen und dessen Bedeutung allerdings weit entfernt.

Hay. Der Hay bedeutet regional so viel wie ein gehegter Wald, wie Hag, aber mancherorts auch Heu. Die ersten Träger dieses Namens haben wohl nahe eines Waldes oder eines Heu-feldes gewohnt, waren vielleicht Förster oder Heubauern.In Semlak führten sie Spitznamen wie Hay-Schaptje, Haikosch, Sodasch (erzeugten Soda-wasser), Amerikaner-Hay (waren in Amerika), Gleiwisch-Hay (war Baptistenprediger, also gläubisch), G-Hay.

Herzberger. Die Träger dieses Namens könn-ten ursprünglich aus einem der vielen Orte kommen, die den Namen Herzberg führen. In Deutschland allein gibt es mindes-tens folgende Orte mit diesem Namen:- Herzberg am Harz, Stadt im Landkreis Osterode am Harz in Niedersachsen- Herzberg (Elster), Kreisstadt (Elbe-Elster-Kreis) in Brandenburg- Herzberg (Mark), Gemeinde im Landkreis Ostprignitz-Ruppin in Brandenburg- Herzberg (Mecklenburg), Gemeinde im Landkreis Parchim

Eine Burg Herzberg gibt es im Taunus, in der hessischen Gemeinde Breitenbach am Berge Herzberg. Diese Gegend liegt jener, aus dem die Kerngruppe der späte-ren Semlaker Evangelischen stammt, am nächsten.

Holzimmer. Aus dem ursprünglichen Namen Holzheimer entwickelte sich über die mundartliche Aussprache und der Niederschrift nach dem Gehör der Name Hol-zimmer nach dem Schema: Holzheimer>Holzhemer>Holzemer>Holzimmer. Eine oft verwendete Schreibweise in den ungarisch verfassten Kirchenmatrikeln von Semlak war Holczimer.

Georg Haizer(1890-1915)

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Wie heißen wir?

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In Deutschland gibt es viele Orte mit dem Namen Holzheim. Einer davon wird wohl den Holzheimers als Pate gestanden haben.

Kaiser. Der Titel Kaiser (auch Keisar, Kayser, Keiser oder Keyser) bezeichnet die ranghöchsten, noch über den Königen stehenden Herrscher. Das althochdeutsche keisar leitet sich von dem lateinischen Eigennamen Caesar ab, der in der Antike „Kaisar“ ausgesprochen wurde. Der Wandel des Eigennamens Caesar zum Herr-schertitel erfolgte in einem fast 100 Jahre dauernden Prozess vom Tod Gaius Julius Caesars 44 v. Chr. bis zum Amtsantritt des Kaisers Claudius im Jahr 41 n. Chr.Obwohl die Schreibweise des Semlaker Namens Kaiser mit der des Titels Kaiser identisch ist, kann man wohl kaum annehmen, dass die Semlaker Kaiser von den ehemaligen Herrschern abstammen.Der Name einer Semlaker Kaiser-Sippe wurde nicht „Kaiser“ sondern „Kaser“ ausgesprochen. Die Herkunft des Namens vom Beruf des Käsers (Kaesers), den man im Österreichischen und Oberdeutschen Kaser nennt, ist daher viel realistischer. Den Nachnamen Kaser gibt es ja auch noch recht häufig und er wurde auch von berühmten Leuten getragen. Sogar ein Ort im Rockland County im US-Bundesstaat New York heißt Kaser.

Klamm. ist die oberdeutsche Bezeichnung für ein tiefes und enges Tal, durch das ein Gebirgs-bach fließt. Es gibt eine Reihe Orte die Klamm heißen, so dass der Name Klamm auch davon abstammen könnte. Es gibt aber auch das Adjek-tiv klamm, was so viel bedeutet wie feuchtkalt, starr vor Kälte, steif vor Kälte (unbeweglich sein). Es gibt auch die Redewendung „klamm bei Kasse“, also kein oder nur wenig Geld besitzen.

Kunkel. ist der altdeutsche Begriff für den Rocken bzw. Spinnrocken. Die Kunkel (von lateinisch conucula), meist ein Stab, diente als Halterung für die ungesponne-ne Rohfaser, aus der Garn gesponnen wurde.Als Kunkellehen (auch Spilllehen) wurde im alten Recht des Heiligen Römischen Reiches (Deutscher Nation) unter dem Feudalismus seit dem Hochmittelalter im 12. Jahrhundert das matrilinear vererbte (der Erbfolge der Mutter folgende) Lehen bezeichnet.Der Begriff Kunkellehen geht auf das altdeutsche Wort Kunkel (Spinnrocken) zurück. Die Kunkel wird hier zum Symbol des Weiblichen, da das Spinnen eine typisch weibliche Tätigkeit war.

Georg Klamm

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Die Namen der Se

Ledig. Bei der Suche nach der Erklärung vieler Namen dürfen wir gleichklingenden heutigen Wörtern ausgehen, sondern müssen was die Wörter, die heute Namen bilden, zur Zeit der Entstehung dieser Namen bedeutet haben können. So bedeutet der Name Ledig nicht, dass sein Träger ein unverheirateter Mann war, da sich sonst sein Name scheinlich nicht erhalten hätte. Ledig bedeute-te früher so viel wie leer und das bezog sich auch auf ein leeres Grundstück. So war eine Ledige ein unbebautes Stück Acker. Jemand, der an einem öden Stück Land wohnte, konnte also von dieser Örtlichkeit seinen Namen bekommen haben.Ein anderes Erklärungsmuster liefert die Oe-konomische Encyklopädie von J. G. Krünitz. Im Mittelalter gab es ein besonderes Abhän-gigkeitsverhältnis zwischen einem ren und einem Vasallen (abhängigem Unter-tan), das sogenannte Ligische Lehen (Feudum

ligium). In alten Urkunden heißt ein solcher Vasall auf Deutsch lethig oder ledig Mann, und diese Gattung von Lehen selbst, lethig oder ledig Lehen, Ledig

Pinczés. Aus dem deutschen Namen Keller entstand in SemlakForm Pinczés. Nicht alle Träger dieses Namens haben sich mit diesMagyarisierung abgefunden und pflegten, trotz der offiziell veroschen, weiterhin die deutsche Fassung Keller. So pflegte meinS(z)afnauer seinen Pinczés-Großvater immer Keller-Ata zu nenneker Landsmann Walter Pinczés hat nach der Aussiedlung in Deuden deutschen Namen Keller angenommen.Die Herkunft dieses Namens dürfte allerdings nichts mit dem Begrunterirdischer Lager- oder Vorratsraum zu tun haben, eher mit demStadt im Ortenaukreis, im Westen Baden-Württembergs. Kehl gegenüber von Straßburg, etwa gleichweit zwischen Karlsruhe Freiburg im Süden. Aus dieser badischen Kernregion stammen viein Balmazúiváros und später in Semlak siedelten. Die Metamorphweise von Kehler nach Keller wäre nicht verwunderlich, wenSchreibweisen der Namen in alten Dokumenten vergegenwärtigt. rie verleitet mich auch die Aussprache des Namens Keller, die dieigdtcwejvgp."p“onkej"okv"gkpgo"ncpigp"パ"kp"fgt"gtuvgp"Ukndg0

Elisabeth Led

der Semlaker Deutschen

31

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Wie heißen wir?

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Aber es gibt auch noch den uralten – bereits imJahre 634 erstmals urkundlich erwähnten – Ort Kell, ein Luftkurort im Landkreis Trier-Saarburg in Rheinland-Pfalz. Kell ist der Sitz der Ver-bandsgemeinde Kell am See. Der Ortsname Kell soll auf das antike Volk der Kelten zurückgehen, von denen es in der Region noch eine Reihe archäologischer Zeugnisse gibt. Ein Bewohner Kells ist selbstverständlich ein Keller. Kell am See liegt im Schwarzwälder Hochwald an der oberen Ruwer. Der Ort liegt am Keller Stausee.

Rózsa. Der heutige Name Rózsa ist die magyari-sierte Form des Namens Rosinger, den die Semla-ker Rózsas noch bei ihrer Ansiedlung in Semlak trugen. Er leitet sich vermutlich vom Ort Rossing in der Schweiz ab, dem heutigen Rossens, eine politische Gemeinde im District de la Sarine (deutsch: Saanebezirk) des Kantons Freiburg. Der frühere deutsche Name Rossing wird heute nicht

mehr verwendet.Diese Deutung könnte ein zusätzlicher Hin-weis auf die schweizerische Herkunft meh-rerer Semlaker reformierter Familien sein.Rózsa Sándor, geb. 1813 in Szegedin, war ein berühmt-berüchtigter ungarischer Räu-berhauptmann, aber auch ein ungarischer Freiheitskämpfer in der 1848er Revolution. Um ihn ranken sich eine ganze Reihe von Legenden, denn er soll großmütig gegen Arme und unerbittlich gegen Reiche gewe-sen sein. Rózsa Sándor wurde der Held einer langen Reihe im Druck veröffentlichter Räubergeschichten.Vermutlich die Bewunderung für diesen „Helden“ hat den Semlaker Johann Rózsa im Jahre 1887 bewogen, seinen Sohn Sándor zu taufen. Dieser Rózsa Sándor (1887-1965) heiratete 1911 Barbara Arva, die Schwester meiner Großmutter. Obwohl er sich immer als Deutscher verstand, war er Zeit seines

Peter und Katharina Pinczés

Barbara und Sándor Rózsa

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Die Namen der Semlaker Deutschen

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Lebens sehr stolz auf seinen ungarischen Namen und blieb immer ein überzeugter ungarischer Patriot. Wahrscheinlich war es auch schlicht und einfach der Name Rózsa Sándor, der die ungarischen Truppen veranlassten, welche 1944 Semlak für einen Tag besetzten, unseren Schandor-Batschi für wenige Stunden zum Bürger-meister zu ernennen, wofür mein Haiser Großvater ihn noch viele Jahre danach immer wieder neckte.

Rück. ist ein Ortsteil der Gemeinde Elsenfeld im bayerischen Unterfranken. Lange Zeit wurden die Rücks in den Kirchenbüchern so eingetragen, wie er bei uns aus-gesprochen wurde, nämlich Rick, was auch eine Abkürzung des Vornamens Ri-chard ist. Vielleicht ist der heutige Name Rück, wie auch Reichardt, eine Ablei-tung vom Vornamen Richard.

Safnauer. Dieser Name kommt wahrscheinlich vom Ort Safenau in Österreich, heute ein Ortsteilvon Hartberg im Osten der Steiermark, ca. 40 km nordöstlich der Landeshauptstadt Graz. Das Stadt-gebiet wird von der Hartberger Safen durchflossen, deren Zuflüsse das Gemeindegebiet entwässern. 1715 brannte die Stadt bis auf wenige Häuser ab. Kann sein, dass damals ein Bewohner seine Heimat verließ, in der Fremde der Safenauer genannt wur-de und irgendwann in Mezöbereny landete.Aus den alten Matrikeln sind uns auch die Schreibweisen Safenauer, Savenauer und die unga-rische Variante Szafnauer überliefert.

Schäfer. Der Name stammt sicher vom Beruf des Schäfers. Das beweist auch seine Semlaker Aussprache Uejパyt. Wegen verschiedenen fehlerhaften Schreibweisen in ihren Akten haben einige Schäfer-Familien Semlak mit Namen wie Schöfer oder Schäffer verlassen. Das bewirkt aber letztendlich eine andere Aussprache sowie eine von der ursprünglichen abweichende Bedeutung. Es ist aber ein typischer Fall, wie sich Namen im Laufe der Zeit fast unbemerkt verwandeln.Zur Unterscheidung der vielen Schäfer – sie stellten die größte deutsche Sippe in Semlak – haben sich verschiedene Spitznamen gebildet. So gab es einen Roten Schäfer, einen Dicken Schäfer, einen Kärsch禽-Schäfer, einen Krap禽nvlg-Schäfer, ein Schäfer-Gheorghe (Hoiman-Gheorghe). Die Tilda-Schäfers hießen so, weil sie eine Matilde in der Familie hatten. Einen anderen Schäfer nannte man Amerikaner, weil er in Amerika war.Eine Familie wurde Ulatsch genannt, vermutlich nach dem Wort Ulaker. Ein Ula-ker ist das billigste Taschenmesser, ein Symbol der Armut. Diese Familie gehörte

Josef Safnauer

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Wie heißen wir?

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jedoch nicht zu den Ärmsten. Eine Geschichte zum schmunzeln: Ein Junge wurde gefragt „haast du Ulatsch?“. Er antwortete „ja, aw禽t"pqt"wp禽t"ft"Ywej."co"Uwpfci"bin ich 禽"UejpcrroguutejgÐ0"Pcej"kjtgp"Dgtwhgp"pcppvg"ocp"gkpgp"Uej“hgt-Schuster und einen Dachdecker-Schäfer.

Vorne: Johann und Christina SchillingHinten v. l.: Julianna und Georg Schilling, Julianna Holb, Heinrich Schilling,

Julianna Holb (geb Schilling) und ihr Mann Adam Holb.

Schilling. Die Herkunft des Wortes Schilling ist nicht sicher geklärt. Schon im Gotischen bezeichnete es die römische Goldmünze (Solidus), die auch als Schmuck getragen wurde. Möglicherweise kommt es vom germanischen Wort Skildulingaz, was schildartiges Ding, bzw. Schildling bedeutet, (vgl. dazu auch escudo). Nach einem Handelslexikon von 1848 soll das Wort Schilling von „schal-len“ bzw. von „schellen“, d.h. klingeln, kommen.Der Schilling war ursprünglich der gemünzte antike Goldsolidus, der spätantike Nachfolger des Aureus. Nach der Münzreform unter Karl dem Großen im Jahre 794 war der Schilling, d.h. der Solidus, nur noch eine reine Rechnungsmünze, sowie Gewichtseinheit bzw. das nichtgemünzte Goldäquivalent für zwölf Silberde-nare. Heute ist der Schilling (Shilling) noch offizielle Währung in vielen Ländern.

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Die Namen der Semlaker Deutschen

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Die von Schilling, ein Adelsgeschlecht, welches sich auf das uradelige Geschlecht der Schilling von Lahnstein zurückführt und später auch in den Freiherren- und Grafenstand erhoben wurde.Heinrich III. Schilling von Lahnstein, genannt Huneswin (gestorben 1221), wird als Stammvater des Geschlechts angesehen und lebte von 1166 bis zu seinem Tode auf der Burg Lahneck. Sein Sohn Johannes ist der Stammvater des westlichen Stammes, sein Bruder Heinrich der des südlichen Stammes, der Schilling von Canstatt. Der zweite Sohn des Johannes, Friedrich, gilt als der Stammvater des östlichen Stammes. Heinrich, Johann und Friedrich sind auch die typischen Semla-ker Vornamen der Schillings.Ein Schilling-Bauer war in einigen Gegenden Deutschlands früher ein freier Bauer, der als Pacht für den bewirtschafteten Boden eine Schilling-Zins zu bezahlen hatte.

Schlei. Die Schleie (auch der Schlei) ist ein Fisch aus der Familie der Karpfenfi-sche und lebt überwiegend am Grund langsam strömender oder stehender Gewäs-ser. Der Schlei kommt praktisch in ganz Europa und im gemäßigten Asien vor. Die Schleie ist ein geschätzter Speisefisch und gilt als schmackhafter als der Karpfen. Die Schleie war in Deutschland Fisch des Jahres 2007.Es gibt aber auch die Schlei als ein Meeresarm der Ostsee in Schleswig-Holstein. Mit einer Länge von 42 km erstreckt sie sich von Schleimünde bis Schleswig.

Schmidt. Der Name ist auf den Beruf des Schmiedes zurück zu führen. In Semlak gab es zwei Schmidt-Sippen. In einer trugen über viele Generationen die männli-chen Stammhalter den Vornamen Heinrich (Henner). Sie waren die Henner.Entsprechend nannte man nach einigen Generationen mehrere Träger des Namens Heinrich Schmidt auch Henner-Henrich, obzwar in Semlak das gebräuchliche Diminutiv für Heinrich nicht Henner, sondern Henrich war.Ein in Deutschland weit verbreiterter Familienname ist Hennerschmidt bzw. Hen-nerschmitt. Könnte es sein, dass die Semlaker Henner früher so hießen, sich ir-gendwann aber nur noch Schmidt schrieben und den Sippennamen Henner weiter beibehielten?

In der zweiten Schmidt-Sippe war der Name Georg Tradition. So bin ich der 8. und mein Sohn der 9. Georg in ununterbrochener Generationenfolge. Unsere Sippe hat irgendwann den Hausnamen Lingert (Linkert) abbekommen. Wir wissen nicht warum. In Mezöberény, von wo die Schmidts nach Semlak kamen, gibt es eine Eintragung in den Sterbematrikeln und zwar, über einen Johann Linkert.Lein (Linum) oder auch Flachs ist eine Gattung von Pflanzenarten aus der Familie der Leingewächse (Linaceae) mit rund 200 Arten. Ein Garten (Feld) in dem Lein (Flachs) gebaut wird könnte früher Lingard geheißen haben. Das belegen auch eine Reihe von Flur- und Straßennamen, die sich vielerorts erhalten haben.

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So gibt es eine Straße Am Lingert in Lör-rach, eine Lingert Avennue in Clinton, New-Jersey, USA, eine Straße De Lingert in Wijchen in den Niederlanden sowie ein Flurname in Attendorn im Sauerland.Lingen ist eine Stadt im Landkreis Emsland, Regierungsbezirk Osnabrück, im Westen von Niedersachsen, mit ca. 51.500. Einwoh-ner. Ein Bewohner von Lingen ist auch ein Lingert. In Deutschland gibt es 32 Telefon-bucheinträge zum Namen Lingert, die meis-ten in Osnabrück, nämlich sechs.Ich habe einmal gelesen, dass der Ursprung der angelsächsische Name „Lionheart“ ge-wesen sei, der sich im flämischen Sprach-raum zu „Linhard“ und bei seiner Wande-rung nach Österreich über „Linkart“ zu „Linkert“ wandelte. Die Linkerts wurden durch Maria Theresia nach Oberschlesien (heute Polen) umgesiedelt, wahrscheinlich weil sie Protestanten waren. Vermutlich ist so ein Linkert (jener in Mezöberény verstor-bene?) nach Ungarn weiter gezogen und hat dort seinen Namen hinterlassen.Weil ein Gottschick mit einer Schmidt (Lingert) verheiratet war, hat die ganze Sippe den Namen Lingert-Gottschick bekommen, um sie von den anderen vielen Gottschicks zu unterscheiden.

Schubkegel. Dieser Name besteht aus den Wörtern Schub und Kegel, ähnlich wie das Wort Kegelschub, womit das althergebrachte Kegel-Spiel bezeichnet wurde. Mag sein, dass der erste Träger des Namens Schubkegel ein leidenschaftlicher Kegelschieber war, oder vielleicht ein Wirt, der eine Kegelbahn betrieb.Doch es gibt noch andere Vermutungen. Mit Kegel bezeichnete man früher ein uneheliches Kind. Diese im Hochdeutschen veraltete Bedeutung wird heute nur noch in der Redensart „mit Kind und Kegel“ verwendet (d. h. mit ehelichen und unehelichen Kindern oder mit der ganzen Familie). Mit unehelichen Kindern ist man in vergangenen Jahrhunderten nicht gerade zimperlich umgegangen. Sie wur-den oft diskriminierend behandelt und hin- und hergeschubst. Ein solches Kind (Kegel) konnte man schnell als Schub(s)kegel verspotten, woraus dann letztendlich ein Namen wurde.

Georg Schmidt(1912-1947)

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Die Namen der Semlaker Deutschen

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Ein Schupflehen ist in vielen Gegenden, besonders Oberdeutschlands, ein Lehen, welches nur auf Lebenszeiten verliehen wird und aus dessen Besitz die Erben nach dem Tode des Lehnsmannes gleichsam geschupft (oberdeutsch für ge-schubst/gestoßen) werden. Es ist somit gleichzusetzen mit: Fallgut, Falllehen, leibfälliges Lehen, Feudum mobile (in: Oekonomische Encyklopädie von J. G. Krünitz, 1773 - 1858 erschienen in 242 Bänden).Die Semlaker Schubkegels kommen über Mezöberény aus Groß-Bieberau, einer Stadt im Landkreis Darmstadt-Dieburg am Nordrand des Odenwalds.

Schütt. Die erwähnte „Oekonomische Encyklopädie“ bezeichnet Schütt als, „ein nur in einigen Gegenden, besonders Oberdeutschlands, übliches Wort, eine Insel in einem Flusse zu bezeichnen, wo es auch als ein eigenthümlicher Name solcher Flußinseln vorkommt. In Nürnberg macht die Pregnitz zwei Inseln, wovon die eine die Schütt heißt. In Ungarn, um Wien etc. heißen mehrere Inseln in der Donau die Schütt. Es stammt allem Anscheine nach von schütten her, und bedeutet eigentlich ein von dem Flusse angeschüttetes oder zusammengeschüttetes Land. Eben so wird auch das von dem Wasser ans feste Land angespültes Erdreich in vielen Gegenden die Anschütt genannt“.Die Große Schüttinsel (slowakisch Žitný ostrov, deutsch auch Große Schütt,) ist eine Flussinsel (bzw. Flussinselgruppe) zwischen der Donau, der Kleinen Donau und der Waag im Südwesten der heutigen Slowakei.Wenn sie als eine einzige Insel betrachtet wird, ist sie die größte Flussinsel Euro-pas. Hier hatte das Geschlecht der späteren Grafen Hadik, den ehemaligen Besit-zern von Semlak, seinen Ursprung.

Seifert. Die Semlaker Familien Seifert nannte man in Semlak Sachs. Die letzten Träger des Namens Seifert waren Josef und Johann Seifert (Ingolstadt). Man nann-te sie Sachs, weil ihre Vorfahren aus Sachsen nach Balmazújváros kamen. Die Deutschen in Balmazújváros holten sich einen Lehrer aus Sachsen und in seinem Gefolge kamen mehrere Familien mit. Der Name Seifert kommt von Seiffen, einem Ort im Erzgebirge. Seinen Namen verdankt der Ort einem Verfahren der Zinnge-winnung. Ehemals wurde aus zinnerzhaltigen Gesteinen und Erdreich durch „Aus-seifen“, eine Art von Ausschwämmen oder Auswaschen, Zinn in Form von Kör-nern oder Graupen gewonnen.Es gibt auch verbreitet den Namen Seifer, der allerdings direkt auf den Beruf des Seifens, des Erzwaschens zurück geht. Unsere Landsleute schrieben sich jedoch „Seifert“, was ein Herkunftsname ist.

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Wagner waren Handwerker, die Last- und Reisewagen, Kutschen, Karren, Schlitten, Schiebkarren, Pflüge usw. herstellten. In der Semlaker Mundart nannten wir die Dgtwhudg¦gkejpwpi"fgu"Ycipgtu"ãY┗pgtÐ0"Der Beiname der in Semlak stark verbreite-ten Wagner-Sippe war aber „Hanyar“. Das klingt ungarisch und könnte vom Wort hány (a kocsira) kommen, was auch so viel wie aufladen (einen Wagen) bedeutet.Da aber Wagner veraltet auch Fuhrmann oder Wagenlenker bedeutet, könnten unse-re Wagner/Hanyar vielleicht einmal nicht Wagenmacher, sondern eben Fuhrmänner gewesen sein.Neben den vielen Hanyars gab es noch die Lamosch. Katharina Wolf, geb. Wagner berichtet uns, wo der Name Lamosch her-kommt. Der Großvater ihres Vaters, Hein-rich Wagner, (genannt Lamosch-Schuster), züchtete Schafe und nannte seine Schäf-chen nicht wie bei uns üblich, Uejパhejg, sondern Lamm. Das hat ihm den Spitzna-men Lamosch eingebracht.

Zabos. (sprich Sabosch).Aus dem ursprünglichen deutschen Namen Haberstich, wie diese Sin Ungarn hieß, wurde im Zuge der Magyarisierungsbestrebungendert durch Verwendung des ungarischen Wortes „zab“ (zu deutsder künstliche Name Zabos.Haberstich ist ein Schweizer Name, was noch einmal auf die Heformierter Familien aus der Schweiz hinweist. In Deutschland ist ddrei Mal verzeichnet und zwar in unmittelbarer Nähe zur Schweiz.Der Name Haberstich kommt von den Begriffen Hafer und steverbreitete Redensart lautet „Ihn sticht der Hafer“.Diese Redensart ist seit dem 16. Jahrhundert bekannt und dient da

übermütig zu bezeichnen. Zur Herkunft gibt es verschiedene Ausle

Georg WaBürgermeister

von 1972 bi

Dgtwhudg¦gkejpwpi"fgu"Ycipgtu"ãY┗pgtÐ0"

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diese Sippe noch lange ungen im 19. Jahrhun- deutsch Hafer/Haber)

ie Herkunft vieler re-nd ist dieser Name nur weiz.

nd stechen. Eine weit

ent dazu, jemanden als Auslegungen, wie:

rg Wagnereister in Semlak972 bis 1979

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- Wenn man ein Pferd übermäßig mit Hafer füt-tert, leidet sein Ver-dauungstrakt und das Pferd wird schwer zu bändigen. Dieser Übermut wird in der Redensart auf den Menschen übertragen. Tatsächlich enthält Hafer Avenin, eine Substanz, die aufputschende, do-pingähnliche Erscheinun-gen bewirkt.

- Bekommt ein Pferd mehr Hafer als nötig, scheidet es einen Teil des Futters unverdaut wieder aus und wird dabei (am empfind-lichen Darmausgang) von den Spelzen des Hafers gestochen.

- Der „Stechende Hafer“ könnte aber auch dem früher gebräuchlichen Strohsack entstammen, der mit Haferstroh gefüllt war, das bisweilen auch einmal stach, wenn nach dem Dreschen noch Rest-Spelzen mit in den Strohsack gelangten.

Warum unsere Haberstichs diesen schönen Namen aufgaben, ist mir ein Rätsel, denn einige Zabosch, die ich noch kannte, machten durch ihr Temperament ihrem Namen voll die Ehre. Nomen est omen!In der sogenannten „Deutschen Zeit“ vor und während des Krieges gab es die Ten-denz, mehrere Namen zurück zu verdeutschen. So sollte Zabosch nicht wieder Haberstich, sondern Hafermann heißen.

Heinrich und Katharina Zabos (Bartolf)

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Die Vornamen

Bei den meisten Völkern führt heute jeder mindestens zwei Namen: den festen, ererbten Familien- oder Nachnamen und den oder die von den Eltern frei gewähl-ten Vornamen. Die Eltern können zum Zeitpunkt der Namenwahl sicher noch nicht ahnen, welche Gestalt, Art und Wesen ihr Kind einmal haben wird. So sind Vor-namen zunächst Wunschnamen, angelehnt an Namenvorbildern der Gegenwart oder der Vergangenheit. Man erwartet vom Vornamen, dass er nach seinem Wohl-klang, nach seinem Vorbild, nach seiner Bedeutung vielleicht Einfluss auf das Wesen des Trägers ausüben könnte, auf sein Schicksal, auf sein gesellschaftliches Glück.Durch ihre freie Wählbarkeit sind Vornamen auch und vor allem der Mode unter-worfen. So hat auch jede Zeit ihre mehr oder weniger beliebten oder auch unbe-liebten Vornamen. Über die Herkunft und Bedeutung von Vornamen gibt es viel Literatur, deshalb wollen wir uns hier damit nicht beschäftigen.Wie sah es aber mit der Vergabe von Vornamen in den beiden großen deutschen Kirchengemeinden in Semlak aus? Welchen Moden und Gesetzmäßigkeiten war sie unterworfen und welche waren im Laufe der Zeit die bevorzugten Vornamen.Aus der Familienforschung und den statistischen Analysen der Taufmatrikeln kön-nen wir eine Reihe interessanter Schlussfolgerungen ziehen.Ausschlaggebend bei der Wahl der Vornamen bei der Taufe waren häufig die Vor-namen der Eltern und die der Pateneltern. Dadurch hat sich bis weit ins 20. Jahr-hundert hinein, praktisch bis nach dem II. Weltkrieg, eine immer wiederkehrende relativ geringe Anzahl an Vornamen durchgesetzt. Es waren dies meist biblische oder christliche Namen, so wie sie sich im deutschsprachigen Raum seit dem spä-ten Mittelalter und besonders nach der Reformation durchgesetzt hatten.Die altdeutschen, noch aus dem Germanischen stammenden Vornamen, die sich in Deutschland schon ab dem frühen 19. Jahrhundert etabliert hatten, kamen bei uns erst nach dem Krieg verstärkt in Mode. Sie sind zwar sehr unterschiedlich, aber wegen der geringen Geburtenzahlen in der Nachkriegszeit, wurden sie jeweils an wenige Neugeborene vergeben.In der Mehrzahl, der nach etwa 1950 bei uns vergebenen Vornamen, handelt es sich um sogenannte Modenamen. Namen, die Eltern schön oder interessant fanden, wurden bevorzugt. Dabei spielte aber auch der Hang zur Nachahmung eine wichti-ge Rolle. Hatte ein Elternpaar einen, wie sie meinten, exquisiten Namen gefunden, kam schon bald die Nachahmung.Welche Präferenzen die Semlaker Deutschen im Laufe der Zeit bei der Wahl der Vornamen hatten, wollen wir an Hand einiger Statistiken belegen.

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Jungen-Vornamen in der evangelischen Gemeinde im Zeitraum 1819-2000.

1. Andreas (534) 37. Dietmar (6) 73. Ignaz (2) 109. Julius (1)2. Michael (525) 38. Hermann (6) 74. Jürgen (2) 110. Justin (1)3. Martin (421) 39. Salomon (6) 75. Klaus (2) 111. Koloman (1)4. Adam (411) 40. Valentin (6) 76. Kurt (2) 112. Konstantin (1)5. Heinrich (334) 41. Anton (5) 77. Raimund (2) 113. Kornel (1)6. Georg (316) 42. Christof (5) 78. Theodor (2) 114. Lars (1)7. Johann (283) 43. Ewald (5) 79. Thomas (2) 115. Laurentin (1)8. Peter (271) 44. Kaspar (5) 80. Wenzel (2) 116. Leonhardt (1)9. Josef (228) 45. Richard (5) 81. Adelin (1) 117. Lorenz (1)

10. Konrad (99) 46. Werner (5) 82. Andor (1) 118. Lothar (1)11. Daniel (89) 47. Adolf (4) 83. Arnfried (1) 119. Marco (1)12. Samuel (69) 48. Alexandru (4) 84. Augustin (1) 120. Marin (1)13. Stefan (61) 49. Norbert (4) 85. Aurel (1) 121. Mario (1)14. Franz (37) 50. Uwe (4) 86. Bruno (1) 122. Mirel (1)15. Nikolaus (33) 51. Albert (3) 87. Christopher (1) 123. Oswald (1)16. Paul (32) 52. Alfred (3) 88. Claudiu (1) 124. Otmar (1)17. Jakob (31) 53. Arnold (3) 89. Cornel (1) 125. Otto (1)18. Kristof (25) 54. Dieter (3) 90. Cornelius (1) 126. Radu (1)19. Johannes (22) 55. Erich (3) 91. David (1) 127. Rainer (1)20. Ludwig (22) 56. Ernst (3) 92. Demeter (1) 128. Rolf (1)21. Mathias (18) 57. Gottfried (3) 93. Detlev (1) 129. Rudolf (1)22. Friedrich (17) 58. Hans (3) 94. Dimitrie (1) 130. Sandor (1)23. Karl (14) 59. Ralf (3) 95. Eduard (1) 131. Siegbert (1)24. Walter (14) 60. Reinhold (3) 96. Edwin (1) 132. Sieghard (1)25. Helmut (12) 61. Viktor (3) 97. Endre (1) 133. Sylvester (1)26. Roland (10) 62. Adrian (2) 98. Erhard (1) 134. Titus (1)27. Wilhelm (10) 63. Arthur (2) 99. Erik (1) 135. Tobias (1)28. Robert (8) 64. Bela (2) 100. Eugen (1) 136. Traian (1)29. Christian (7) 65. Bernhard (2) 101. Ferdinand (1) 137. Udo (1)30. Erwin (7) 66. Edgar (2) 102. Gerhard (1) 138. Velimir (1)31. Gustav (7) 67. Emanuel (2) 103. Geza (1) 139. Victor (1)32. Horst (7) 68. Emerich (2) 104. Gotthilf (1) 140. Volker (1)33. Manfred (7) 69. Gerd (2) 105. Grigore (1) 141. Wernfried (1)34. Philipp (7) 70. Günther (2) 106. Harald (1) 142. Wilfried (1)35. Siegfried (7) 71. Hardy (2) 107. Hartmann (1) 143. Wolfgang (1)36. Alexander (6) 72. Herbert (2) 108. Joachim (1)

Page 43: Heimatbrief

Wie heißen wir?

42

Mädchen-Vornamen in der evangelischen Gemeinde im Zeitraum 1819-2000.

1. Elisabeth (783) 45. Emma (4) 90. Malvina (2) 134. Ioana (1)3. Susanna (530) 47. Irene (4) 91. Manuela (2) 135. Iolan (1)4. Maria (388) 48. Mariana (4) 92. Piroska (2) 136. Irmgard (1)5. Magdalena (324) 49. Rosemarie (4) 93. Rita (2) 138. Jaqueline (1)6. Julianna (238) 50. Viktoria (4) 94. Rosa (2) 139. Jolanka (1)7. Anna (196) 51. Adelheid (3) 95. Sarolta (2) 140. Josefa (1)8. Margarethe (167) 52. Andrea (3) 96. Silke (2) 141. Karina (1)9. Eva (164) 53. Berta (3) 97. Adela (1) 142. Kornelia (1)

10. Rosina (79) 54. Bettina (3) 98. Agnes (1) 143. Lavinia (1)11. Barbara (34) 55. Bianca (3) 99. Albertina (1) 144. Liane (1)12. Sophie (27) 56. Brunhilde (3) 100. Annamaria (1) 145. Lidia (1)13. Christine (23) 57. Eveline (3) 101. Anneliese (1) 146. Lieselotte (1)14. Erika (20) 58. Gabriele (3) 102. Annemarie (1) 147. Lili (1)15. Theresia (17) 59. Hannelore (3) 103. Antonela (1) 148. Loredana (1)16. Ilona (14) 60. Heidemarie (3) 104. Aurelia (1) 149. Lucia (1)17. Gertrud (12) 61. Karoline (3) 105. Aurica (1) 150. Ludmila (1)18. Helene (12) 62. Klara (3) 106. Beatrice (1) 151. NwokpkYc"*3+19. Helmine (12) 63. Melitta (3) 107. Carmen (1) 152. Lydia (1)20. Rosalia (12) 64. Michaela (3) 108. Daniela (1) 153. Margit (1)21. Elfriede (10) 65. Ramona (3) 109. Denisa (1) 154. Marianna (1)22. Renate (10) 66. Regina (3) 110. Diana (1) 155. Marie (1)23. Apolonia (9) 67. Waltraud (3) 111. Doina (1) 156. Mariechen (1)24. Johanna (8) 68. Alisa (2) 112. Dora (1) 157. Marinela (1)25. Josefine (8) 69. Anita (2) 113. Edeltraut (1) 158. Marlene (1)26. Judith (8) 70. Aranka (2) 114. Edith (1) 159. Marylou (1)27. Monika (7) 71. Beatrix (2) 115. Eleonora (1) 160. Meline (1)28. Olga (7) 72. Benita (2) 116. Eliana (1) 161. Mirela (1)29. Veronika (7) 73. Birgit (2) 117. Else (1) 162. Pauline (1)30. Elke (6) 74. Charlotte (2) 118. Elwine (1) 163. Regine (1)31. Emilie (6) 75. Corina (2) 119. Etelka (1) 164. Roberta (1)32. Erna (6) 76. Cornelia (2) 120. Florina (1) 165. Sabine (1)33. Gerlinde (6) 77. Dagmar (2) 121. Gerti (1) 166. Sanda (1)34. Astrid (5) 78. Ernestine (2) 122. Heidrun (1) 167. Senta (1)35. Claudia (5) 79. Franziska (2) 123. Heike (1) 168. Sieglinde (1)36. Hildegard (5) 80. Hedwig (2) 124. Helga (1) 169. Sonja (1)37. Ida (5) 81. Henriette (2) 125. Helgarth (1) 170. Stefanie (1)38. Luise (5) 82. Hermine (2) 126. Henrike (1) 171. Valentina (1)39. Martina (5) 83. Herta (2) 127. Hermina (1) 172. Vanessa (1)40. Mathilde (5) 84. Irma (2) 128. Hilda (1) 173. Verona (1)41. Roswitha (5) 85. Jolan (2) 129. Hilde (1) 174. Viorica (1)42. Amalie (4) 86. Julia (2) 130. Ileana (1) 175. Wencke (1)43. Brigitte (4) 87. Juliana (2) 131. Inge (1) 176. Wilhelmina (1)44. Dorothea (4) 88. Karin (2) 132. Ingeborg (1) 177. Wilma (1)45. Emma (4) 89. Laura (2) 133. Ingrid (1)

Page 44: Heimatbrief

Die Namen der Semlaker Deutschen

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Die zehn am häufigsten vergebenen Vornamen in der evangelischen Kirchen-

gemeinde in der Zeitspanne 1819-2000

Männlich Weiblich1. Andreas 534 12,70% 1. Elisabeth 783 19,13%2. Michael 525 12,49% 2. Katharina 676 16,52%3. Martin 421 10,01% 3. Susanna 530 12,95%4. Adam 411 9,77% 4. Maria 388 9,48%5. Heinrich 334 7,94% 5. Magdalena 324 7,92%6. Georg 316 7,51% 6. Julianna 238 5,82%7. Johann 283 6,73% 7. Anna 196 4,79%8. Peter 271 6,44% 8. Margarethe 167 4,08%9. Josef 228 5,42% 9. Eva 164 4,01%

10. Konrad 99 2,35% 10. Rosina 79 1,93%

Gesamt 3.422 81,36% Gesamt 3.545 86,63%

Von 4.205 vergebenen männlichen Vornamen belegen die zehn am häufigsten vergebenen insgesamt 3.425, das sind 81,36%.

Von 4.092 vergebenen weiblichen Vornamen belegen die zehn am häufigsten vergebenen insgesamt 3.545, das sind 86,63%.

Die zehn am häufigsten vergebenen Vornamen in der reformierten Kirchen-

gemeinde in der Zeitspanne 1823-1990

Männlich Weiblich1. Heinrich 252 18,06% 1. Katharina 267 20,18%2. Peter 148 10,61% 2. Elisabeth 254 19,2%3. Johann 140 10,04% 3. Susanna 164 12,4%4. Friedrich 116 8,32% 4. Julianna 128 9,67%5. Josef 108 7,74% 5. Magdalena 128 9,67%6. Georg 101 7,24% 6. Barbara 62 4,69%7. Adam 74 5,30% 7. Regina 34 2,57%8. Konrad 63 4,52% 8. Maria 32 2,42%9. Philipp 50 3,58% 9. Eva 29 2,19%

10. Nikolaus 43 3,08% 10. Gertrud 26 1,97%

Gesamt 1.095 78,49% Gesamt 1.124 84,96%

Von 1.395 vergebenen männlichen Vornamen belegen die zehn am häufigsten vergebenen insgesamt 1.095, das sind 78,49%.

Von 1.323 vergebenen weiblichen Vornamen belegen die zehn am häufigsten vergebenen insgesamt 1.124, das sind 84,96%.

Page 45: Heimatbrief

Wie heißen wir?

44

In unserer Mundart gebräuchliche Aussprachen und Diminutive einiger

häufigen Vornamen

Andreas Andres Peter Phedr

Adam Adam, Adamche Samuel Somel

Daniel Tanyel Barbara Pewi, Pewl, Pärwl

Friedrich Fritz, Fritzi Elisabeth Lissi, Lissika

Georg Gyuri, Gyurika Eva Evi, Evika

Heinrich Henrich, Henni Gertrud Trudi

Johann Hans, Hanzi Julianna Juli, Julika

Josef Joschi, Joschka Katharina Kati, KatrnΕKonrad Kunrad Magdalena LenΕ."OcfngpΕKristof Stoffel Margarethe Gretche

Martin Martin Maria Mari, Marieche, Marisch

Mathias Mattes Rosina Rosi

Michael Michel, Michol Sophie Sofi

Nikolaus Niklos, Niki Susanna Susan, Zusi

Zu einigen Vornamen gab es auch Neck-Verse, die bei uns verbreitet waren und die mehr oder weniger derb klangen:

Elisabeth Lissi, pissi, macht ins Kissi.Elisabeth und Katharina Wer 禽"Nkuuk"wpf"禽"Mcvk"ko"Jcwu"jqv.

der brauch k禽"Mgvv禽jwpf#Georg Gyurka, purka, Butterbrot,

uejnダ"f禽"Htダ"okv"Nwod禽"vqv#Hans Jcpu."uvtcycpu."vtダ"Ycut"kpu"Jcwu.

igd"cejv."igd"cejv."vk"Ucw"nダhv"pcwu#Jcpu."mt┆ di Katz am Schwanz!

Heinrich Henrich, Penrich, Kokaschfuß,kreisch ins Fenster: husch, husch husch!

Magdalena Len禽."mqej"fk"Rパp禽."mqej"u禽"pgv"¦w"fkemDass t禽"Ocpp"pgv"ftq"x禽tuvkemv#

Michael Michl, wetz di Sichl!Peter Phパft."yw"uvパftA"Ko"Uvcnn0

Was machtr? D禽"Ickn"Hwft"igy禽0Was noch? Blost’m Schimml ins Loch!

Page 46: Heimatbrief

Die Namen der Semlaker Deutschen

45

Semlaker Spitznamen

Bei der Erfindung von Spitznamen war man auch bei uns recht erfinderisch.Spitznamen sind kurze Ersatznamen für die wahren Namen von Personen. Die Bezeichnung stammt aus dem 17. Jahrhundert, wobei spitz so viel wie verletzend bedeutete. Man bezeichnet Spitznamen auch als Übername, Utzname, Ulkname, Neckname, Scheltname oder Spottname.Da Spott aber das bewusste Lächerlichmachen eines Menschen ist und oft als Ent-blößung und daher schmerzhaft empfunden wird, wollen wir uns hier nicht mit Spottnamen befassen. Es ist, wie schon erwähnt, nicht meine Absicht, durch Er-wähnung eines kränkenden oder erniedrigenden Spottnamens jemand zu nahe zu treten.Spitznamen zeichnen sich dadurch aus, dass sie von ihren Trägern fast nie selbst gewählt werden. Sie werden ihnen meist von anderen zugedacht, unabhängig ob sie ihnen zustimmen oder ablehnen.Viele Spitznamen sind zwar von Spottnamen abgeleitet, sind also oft mit einer negativen Assoziation behaftet, wirken jedoch mit der Zeit neutral und werden von Fall zu Fall von ihren Trägern sogar mit Stolz getragen. So gestand mir Katharina Wolf (Lamosch-Kati), dass, obwohl man ihren Urgroßvater mit dem Begriff La-mosch eigentlich verspotten wollte, sie auf den vor langer Zeit erhaltenen Spitzna-men stolz sei. Dadurch hatte sie zum Unterschied von den anderen Katharina Wagner, die es im Dorf gab, einen originellen und eindeutigen Identifikationsna-men.Oft haben Spitznamen nur eine lokale Verbreitung und Bedeutung, stammen aus der Mundart und werden auch nur von denen verstanden, die den entsprechenden Dialekt sprechen. Das ist auch mit Semlaker Spitznamen nicht anders.Ein Spitzname kann sich direkt auf den Namen einer Person beziehen. Häufig sind das diminutive Formen des Vornamens oder des Familiennamens. Bei uns verbrei-tet waren solche Formen wie Schパwrche, Klammche, Lediche, Streckche. Aber selbst von Spitznamen abgeleitete Diminutive wie Haikoschche oder Lingertche

führten zu neuen Spitznamen, unter denen dann innerhalb einer Generation eine Person identifiziert werden konnte.Spitznamen können sich auf körperliche Gebrechen und andere Auffälligkeiten von Personen oder auch deren Nachkommen beziehen, auch wenn sie diese Stig-mata selbst nicht mehr besitzen. Beispiele aus Semlak sind hier Krumm-Hart, Scheel-Hart, Stumm-Kati, Taab-Silaschi usw.Auch von ihren Berufen oder Beschäftigungen erhielten viele Leute ihre Spitzna-men, unter denen man sie eher kannte als unter ihren richtigen Vor- und Nachna-men. Diese Spitznamen entstanden oft dadurch, dass dem Familiennamen die Be-rufsbezeichnung angehängt wurde. Hier einige Beispiele nach Berufen:

Page 47: Heimatbrief

Wie heißen wir?

46

Schuster. Ani[Schäfer]-Schuster; Arva-Schuster; Frey-Schuster; Gänsi-Schuster; Guth-Schuster; Kedler-Schuster; Lamosch-Schuster; Stielche-Schuster (war geh-behindert und benutzte zur Fortbewegung ein kleines Stühlchen).Schreiner/Tischler. Born-Tischler; Frey-Tischler.Schneider. Henner[Schmidt]-Schneider; Pilz-Schneider; Schön-Schneider.Wagner. Fröhlich-Won禽t=" Iqvvuejkem-Won禽t=" Jctv]Dctvqnh_-Won禽t=" Uej…p-Woner; Takacs-Won禽t0Schmiede. Hay-Phed禽t-Schmied; Holw禽-Schmied; Schilling-Schmied; Wolf-Schmied.Barbiere/Frisöre. Gésa[Zimmermann]-Palwier禽=" Pc¦k]O¯nngt_-Palwier禽=" Urggt禽-Palwer禽Hutmacher. Hart[Bartolf]-Hutner; Holzimmer-Hutner.Andere Berufe. Almaschi-Flaschhacker (Metzger); Ziegelofen (die Familie brann-te Ziegel); Kalich-Baumann (handelte mit Kalk); Frey-Wewer (war Weber); Frey-Müller (hatte eine Mühle); Hay-Sodasch (machte Sodawasser); Holzschlag bzw. Holzhändler (ein Vorfahr handelte mit Holz); Patschker-Joschi (sein Vater machte Schleicher = Patschker); Scherben-Maleth (machten Dachziegel); Trimelche-Pilz (spielte die kleine Trommel bei der Blaskapelle); Hentesch-Gyuri (ein Vorfahr war Fleischer; ung. hentes); Rakikessel-Pinczés (hatte eine Schnapsbrennerei. Raki hieß in Semlak der Schnaps); Pinczés-Klanetist (spielte Klarinette); Paprika-Rozsa (war Gärtner; pflanzte Paprika); Unibus-Schäfer (die Familie betrieb irgendwann einen Pferde-Omnibus); Radio-Schilling (reparierte Radios); Milich-Hale-Joschi (arbeitete in der Milch-Halle/Sammelstelle); Moler-[Schmidt] Adam (war Maler); Schilling-Gschäftsmann (hatte ein Geschäft).Selbst Familienmitglieder eines Gewerbetreibenden benannte man manchmal mit dessen Berufsbezeichnung. Beispiele: Dobosch-Lissi (weil ihr Mann Dobosch d.h. Trommler war); Schneider-Lissi (ihr Vater war Schneider); Klamtner-Evi (ihr Vater war Spengler/Klemptner); Riemer-Kati (ihr Mann war Riemer/Kürschner); Tischler-Kati (ihr Vater war Schreiner).Nach äußeren Auffälligkeiten wie Hautfarbe, Körpergestalt etc. wurden Spitzna-men verliehen wie: Roter Schäfer, Schwarzer Born, Schwarzer Gyuri, Schwarz Susan, Schwarzer Kalmann, Dicker Haibach, Dicker Schäfer, Langer Schilling, Dicker Spier, Dünner Spier usw.Weil irgend jemand in der Familie einen ungewöhnlichen Vor- oder Kosename hatte, nannte man ganze Sippen danach. So entstanden Namen wie: Hani-Heinrich, Viktor-Fritz, Viktor-Gyuri, Tilda-Andres, Joschka-Martin, Ferenz-Peter, Andrasch-Martin, Jokop-Pheder, Wenzel-Pheder, Hanams-Adam, Jantschi-Henrich oder Melcher-Michel, Hanedi-Schäfer, Kalmann-Tscho (von engl. Joe), Schandor-Lissi, Ferko-Fritz, Gergely-Kunrad, Marzi-Pinczés.Csaba-Lissi nannte man so, weil sie als Kindermädchen bei der Semlaker refor-mierten Pfarrfamilie Meixenberger beschäftigt war und deren Sohn Csaba betreute.

Page 48: Heimatbrief

Die Namen der Semlaker Deutschen

47

Ludwig-Kati hieß so, weil sie die Tochter von Ludwig Schulz war.Den Beiname Nazi trug eine Familie, weil der aus Schöndorf nach Semlak ge-kommene Barbiermeister Ignaz den für Semlak ungewöhnlichen Vornamen Ignaz (Nazi) hatte. Er taufte auch seinen Sohn Ignaz, der auch Barbier/Frisör wurde und den man im Dorf allgemein unter dem Namen Nazi-Palwier禽"mcppvg0"Fguugp"Htcw"war dann entsprechend die Nazi-Zusi und seine Tochter die Nazi-Lissi.Nach Familiennamen von Vorfahren die zu Haus-Namen wurden hießen:Bartolf Adam - Tichy-Adam; Bartolf Samuel - Tichy-Somel; Brandt Friedrich -Haas-Fritz; Brandt Josef - Haas-Joschka; Gottschick Michael - Lingert-

Gottschick; Kernleitner Konrad - Hartwich-Kunrad; Stefan Daniel - Schepp-

Danyel usw.Nach den Häusern, in denen sie wohnten bekamen ihre Beinamen: Die Eck-Néni

(Elisabeth Tichy) weil sie an einer Straßenecke wohnte; Der Natari-Schubkegel, weil die Familie im ehemaligen Notar-Haus wohnte; Der Bank-Getz (Michael Götz), weil in seinem Haus mal die Genossenschaftsbank war.Rozsa Susanna geb. Zabos (Haus. Nr. 1224) war das einzige Mädchen in ihrer Familie und deshalb mit dem Kosename Mäd禽"igtwhgp0"Ygkn"fcu"uq"wpigy…jpnkej"war, behielt sie den Namen auch als Erwachsene und wurde darum gar MädΕ-Néni

genannt. Weil ein Zabos, nachdem er längere Zeit in Amerika weilte, nur noch als Mister Zabos angesprochen werden wollte, blieb er und auch sein Sohn der Mister

(engl. Herr). Magdalena Rozsa geb. Spier (Haus Nr. 1138) wollte keine Néni sein und bestand darauf, hochdeutsch mit Tante angeredet zu werden. Prompt erhielt sie den Spitznamen Tant. Und so könnte die Liste der Semlaker Spitznamen weiterge-führt werden.

Die Anreden

Ähnlich wie Namen, dienen auch die Bezeichnungen der Verwandtschaftsbeziehungen zur Identifikation bzw. der Anrede von Personen.Die Verwandtschaftsbeziehung drückt die Art der Verwandtschaft oder im weite-ren Sinne auch der Schwägerschaft von Personen aus.Die Anrede ist die Bezeichnung, mit der man eine Person oder Personengruppe anredet, d. h. über die Sprache sozialen Kontakt zu ihr herstellt und aufrecht erhält.Sie besteht in der Regel aus Namen und Namenszusatz, wie z. B. Namen und Be-zeichnung des Verwandtschaftsgrades oder nur letztere.In unserer Semlaker Mundart/Umgangssprache haben sich folgende Bezeichnun-gen für den Verwandtschaftsgrad durchgesetzt:Die Eltern bezeichneten wir liebevoll mit Mami und Tadi oder Modr und Vadr, was weniger fein klingt. In neuerer Zeit kamen auch die Bezeichnungen Mama und Tata hinzu, vermutlich aus dem Rumänischen. Mit diesen Bezeichnungen wurden sie auch angesprochen und zwar immer in der zweiten Person Mehrzahl: mit Ihr.

Page 49: Heimatbrief

Wie heißen wir?

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Das gleiche galt auch für die Anrede der Großeltern.Die Großeltern hießen bei den Evangelischen Almodr und Alvadr und bei den Re-formierten Großvattr und Großmottr. Die Koseformen für die Großeltern lauteten bei beiden Gruppen Ata und Ama.Ehepartner und Geschwister wurden grundsätzlich mit dem Vornamen oder dessen Koseform angeredet und man duzte sich. Wenn Ehegatten von ihren Gatten sprachen sagten sie mΕ"Htダ und mΕ"Ocpp."früher mΕ"Jgtt, nicht im Sinne von Besitzer, sondern ganz einfach als Mann.Schwiegereltern nannte man Schwär bzw. Schwier und so wurden sie von dem Schwiegersohn (Tochtermann) bzw. der Schwiegertochter (S[i]enern) auch ange-redet. Auch die Schwiegereltern hat man grundsätzlich geihrt.Das Jahrhunderte währende Zusammenleben mit den Ungarn hat sich auf unsere Mundart ausgewirkt, auch durch die Übernahme einiger ungarischen Bezeichnun-gen für die verwandtschaftlichen Beziehungen. So war der Onkel ein Bátschi (von ung. bácsi) und die Tante eine Néni. Grundsätzlich bestand die Anrede dieser Ver-wandten aus deren Vornamen und dem Zusatz -Bátschi bzw. -Néni. Auch diese hat man mit Ihr angesprochen, wie übrigens alle Personen, die mindestens eine halbe Generation älter waren.Mit Vornamen und -Bátschi und -Néni wurden auch alle Personen angeredet, die älter waren als man selbst war, auch wenn man nicht mit ihnen verwandt war.Beispiele: Onkel Georg > Gyuri-Bátschi, Tante Elisabeth > Lis-Néni. Einen Herrn Adam Bartolf nannte jeder jüngere vertraulich Adam-Bátschi und eine Frau Katha-rina Gottschick Kat-Néni.Für Schwager und Schwägerin galten die ungarischstämmigen Bezeichnungen Schogor und Angya. Neben Gevatter und Gevatterin verwndete man auch das ungarische Koma und das angepasste Komas(i)n. Diese sprach man entweder mit diesen Bezeichnungen oder nur mit dem Vornamen an und man duzte sie.Taufeltern hatte man nur mit ihren Titeln Phetter und God und in der zweiten Per-son Mehrzahl anzusprechen, denn sie galten als besondere Respektpersonen.Vettern und Basen nannten wir Geschwisterkinder. Cousins zweiten Grades waren entsprechend zwatΕ"IuejykuvΕtmkpΕt.Sprach man von einem Cousin oder einer Cousine, sagte man auch Vere oderVeres(i)n. Damit konnte man sich auch anreden.Ein aus dem Ungarischen übernommener Ausdruck war Drusza für Namensvetter. So sprach z.B. ein Heinrich einen anderen Heinrich auch gerne mit Drusza an. So geschehen zwischen meinem Großonkel Heinrich Bartolf und dessen Neffen Hein-rich Bartolf. Fortan war unser Großonkel in der ganzen Verwandtschaft nicht mehr der Henrich-Bátschi sondern nur noch der Drusza-Bátschi.Merkwürdigerweise hatten wir in unseren Semlaker Mundarten keinen Ausdruckfür Neffe bzw. Nichte.

Page 50: Heimatbrief

Konfirmation in der Reformierten Kirchengemeinde

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Konfirmation 1962 Geburtenjahrgang 1948

Hinten:Johann Almaschi

Vorne v.l.:Adam Pinczés

Pfarrer Josef GöncziJohann Rozsa.

Konfirmation 1964, Geburtenjahrgänge1949 und 1950

Hinten v.l.n.r.:Georg BrandtFranz EsperschidtEwald HartmannVorne v.l.n.r.:Elisabeth WolfElisabeth PinczésPfarrer Josef GöncziKatharina PinczésJulianna Holb

Konfirmation 1965 Geburtenjahrgang 1951

V.l.n.r:Johann TakacsJulianna Szabo

Pfarrer Josef GöncziSusanna Pinczés

Georg Schäfer.

Page 51: Heimatbrief

Konfirmation in der Reformierten Kirchengemeinde

50

Konfirmation 1967Geburtenjahrgang 1953

V.l.n.r.:Katharina Holb

Andreas FreyOcifcngpc"O<ekec3

Pfarrer Josef GöncziMartin Schäfer

Elisabeth Almaschi

Konfirmation 1969, Geburtenjahrgänge 1954 und 1955

Oben v.l.n.r.: Peter Holzimmer, Fritz Walter Pinczés, Johann Zabosch, Adam Rozsa,Johann Pinczés, Erwin Hartmann.

Unten v.l.n.r.: Elisabeth Haizer, Eva Schäfer, Pfr. Gönczi, Hedwig Schilling, Wilhelm Schilling.

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Der Semlaker Hatar

Von Georg Schmidt, Grevenbroich

Die Gemeinde Semlak befindet sich im westlichsten Teil Rumäniens. Das Orts-zentrum hat die geografischen Koordinaten 46°06ガ5;ギ" p…tfnkejgt" Dtgkvg" wpf"20°55ガ65ギ"…uvnkejgt"N“pig0"Gu"nkgiv"cwh"gkpgt"Cpj…jg."etwa 14 m über dem Tal der Marosch, das sind 107 m über der Adria.Die Semlaker Gemarkung hat eine Ausdehnung von 85,17 km². In unserem Sprachgebrauch heißt Gemarkung „Hatar“, von ung. hatar oder rum. hotar, was dort so viel wie Grenze, aber auch eben Gemarkung bedeutet.Flurnamen dienen der Orientierung im Raum, zur Identifizierung sowie Individua-lisierung von Äckern, Wiesen, Spezialkulturen (Reben, Hanfgärten), Hecken, Wäl-dern, usw.. Flurnamen bezeichnen demnach die unbesiedelten Teile einer Land-schaft.Der Semlaker Hatar umfasst Fluren, die jeweils traditionelle, überlieferte Eigen-namen (Toponyme) trugen. Mit diesen Flurnamen, konnten die früheren Bewohner sie identifizieren. Wir wollen uns nachfolgend mit den Eigenarten dieser Fluren, so wie sie im Gedächtnis der Semlaker Deutschen verankert waren, befassen.Bis zur Enteignung und der Sozialisierung der Landwirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die landwirtschaftlich genutzten Flächen in herkömmlichen, alten Flächenmaßen gemessen. Bei uns galten die Begriffe Quadrat-Klafter, Ka-tastraljoch und Kette. Eine Kette war in der Regel zwei Joch groß. In den verschie-denen Hatarteilen hatten die Ketten nicht die gleiche Größe. Das hatte historische Gründe. Heute wird das metrische System mit Quadratmeter, Ar und Hektar ver-wendet.Die Gemeinde Semlak hatte eine Fläche von insgesamt 16.000 Joch. Davon 14.000 Joch Feld und 2.000 Joch entfielen auf das Dorf (intravilan). Ein ganzer Hausplatz hatte eine Fläche von. ½ Joch = 800 Quadratklafteroder = ca. 2.800 m2.Im Jahre 1930 zählte die deutsche Einwohnerschaft Semlaks 1873 Seelen, das sind 35,3% der damaligen gesamten Einwohnerschaft des Dorfes. Mit insgesamt 4.560 Joch besaßen die Semlaker Deutschen 32,5% der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche. Diese Zahlen dürften sich bis zur Enteignung der Deutschen im Jahre 1945 nur unwesentlich verändert haben.Die Semlaker Fluren, auf denen Ackerbau betrieben wurde, waren so genannte Gewannenflure. Der Begriff Gewann kommt wahrscheinlich vom althochdeut-schen wenden. Die Einteilung der Fluren in Gewannen ist vor allem in Folge der zelgengebundenen Dreifelderwirtschaft entstanden.Typisch für Gewannen ist, dass ihre Länge mindestens das Zehnfache der Breite beträgt. Diese langgestreckte Form ist auf die Schwierigkeit des Wendens mit

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Pfluggespannen zurückzuführen. Schmalgestreckte Parzellen erforderten nur weni-ge Wenden.Die Dreifelderwirtschaft war die seit dem Mittelalter um etwa 1100 n. Chr. weit verbreitete Bewirtschaftungsform der Landwirtschaft in Europa. Im jährlichen Wechsel wurden ein Acker mit dem vor dem Winter gesäten Wintergetreide, etwa Roggen oder Weizen und ein zweiter mit dem nach dem Winter gesäten Sommer-getreide wie Hafer, Hirse oder Gerste bestellt. Das dritte Feld blieb in jenem Jahr eine Brache, so dass sich der Boden dort erholen konnte. Die Brache diente jedoch als Viehweide. An die Dreifelderwirtschaft mit der Brache als Erholungsphase für das Feld erinnern in Semlak die Flurbezeichnungen Rt┗ejhgnf (Brachfeld) und das Rt┗ejΕ. das Pflügen der Felder nach der Ernte.Durch den Anbau von Rotklee auf der Brache im 18. Jahrhundert (später auch Kartoffeln, Rüben, Hülsenfrüchtler) wurde die Bodenstruktur durch zusätzlichen Stickstoff verbessert und die Erträge dadurch gesteigert. Anfang des 19. Jahrhun-derts wurde die Dreifelderwirtschaft durch die Fruchtwechselwirtschaft abgelöst.Durch die Ablösung der Urbariallandwirtschaft nach der Mitte des 19. Jahrhun-derts und die zunehmende Zerstückelung der Fluren war die Dreifelderwirtschaft sowieso nicht mehr möglich und die Bauern praktizierten auf ihren Feldern einen mehr oder weniger eigenen Fruchtwechsel. Die Gewannenstruktur des Semlaker Hatars blieb bis zu den Enteignungen der landwirtschaftlichen Flächen durch das kommunistische Herrschaftssystem, aber auch teilweise bis darüber hinaus erhal-ten. Die Gewannenstruktur mit den dazu gehörenden Gewannenwegen war für die großflächig angelegte, mechanisierte sozialistische Landwirtschaft nicht mehr unbedingt notwendig und wurde teilweise aufgehoben.Die einzelnen Äcker auf unserem Hatar waren durch Feldraine getrennt, die man Meschtje nannte. Als Feldmarken wurden Stein- oder Holzpflöcke verwendet.

Die Fluren in den Maroschauen

Seit Urzeiten schlängelt sich unsere Marosch, nachdem sie sich bei Lippa vom Korsett der Berge befreit hat, der Theiß entgegen. Auf ihrem Weg dorthin bildet sie unzählige Mäander, streift die im Norden gelegene Anhöhe, auf der sich auch der Ort Semlak befindet, frisst sich in diese Anhöhe hinein und bildet richtige Steilufer. Dort wo sich ihr Lauf ins etwas tiefer gelegene Banat fortbewegt, bilden sich überflutbare Aulandschaften mit sandigen Schwemmböden.Auf dem Gebiet des heutigen Semlak gab es seit Urzeiten Ansiedlungen, von de-nen einige in Dokumenten aus dem Mittelalter erwähnt werden.So gab es mehrere Ortschaften, deren Namen sich bis heute auch als Flurnamen gtjcnvgp"jcdgp"ykg"Igfguej" *I…f…u"d¦y0"Ijgfw3+."Dqdct"qfgt"Vcncokv{0"Yqjgt"diese Namen stammen, wird wohl nie geklärt werden können.

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Semlak auf einer Karte von 1765 (Cothmann)

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Die meisten dieser Flure waren bis weit ins 19. Jahrhundert hinein mit Auwäldern bedeckt und bildeten eine Fortsetzung des heute noch existierenden Petschkaer Waldes. Seit etwa Anfang des 20. Jahrhunderts sind diese Wälder ganz abgeholzt1

und Semlak besitzt keinen Wald mehr. Erhalten geblieben war noch in unserem Sprachgebrauch der Ausdruck Waldfeld für den Gedesch und die Kutina.

Der Gedesch und die Kutina(-Puszta) wurden landwirtschaftlich genutzt, aber wegen ihrem sandigen, mageren Boden und wegen der ständigen Überflutungen konnte dort kaum anderes als Hirsegras (Mohar) oder Klee für Heu angebaut wer-den. Es gab auch Versuche, auf weniger überschwemmungsgefährdeten Flächen Obstbäume, vornehmlich Pflaumen, zu züchten.Im Gedesch und in der Kutina wurden die Äcker in Parzellen gemessen: 1 Parzelle maß 26 Ar, 4 Parzellen ca. 1 Hektar.

Die PrundΕ (rum. prund, Aue oder Schwemmland) ist ein langgestreckter Au-Streifen zwischen der Marosch und deren Steilufer. Früher wurde dort keine Landwirtschaft betrieben. Das Gelände war von Weidenbüschen und Gestrüpp bedeckt auf dem die Schaf- oder Schweinehirten ihre Herden weideten. Vom Hü-gel aus führten nur zwei Wege in die PrundΕ"hinunter, einer am Dorfende im Os-ten, und einer an der Höh’ bei der Salasch von Oanea (vormals Götz) vorbei, wo die Zufahrt zur Kutina ist.

Hada bedeutet auf Ungarisch Heer. Es könnte sein, dass der Name dieser Flur noch aus der Zeit stammt, als Semlak Teil der Militärgrenze an der Marosch war, und dort die Übungen der Grenzer stattfanden.Die Hada war einst eine Insel. Sie wurde von der Marosch und deren heute fast verschüttetem Arm, der Jeruga, gebildet. Auf dieser Insel erstreckte sich ein Au-wald sowie ein Jagdrevier des Grafen Hadik. Der Wald wurde abgeholzt und be-reits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nach und nach mit Obstbäumen, besonders mit Pflaumenbäumen bepflanzt. Es entstand eine wunderschöne Kultur-landschaft, die zusammen mit dem natürlichen Baumbewuchs des Maroschufers und den ausgedehnten Sandbänken am Wasser des Flusses eine beliebte Naherho-lungszone der Semlaker bildete. Dort waren auch unsere Badeplätze, mit ihren ausgedehnten Bänken feinsten weißen Sandes.Nachdem in den 1950er Jahren die Staatsfarm die Hada übernommen hatte, war es dort mit den Obstpflanzungen bald vorbei.

1Von 1907 bis 1912 wurden die letzten Wälder gerodet

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Als die meisten der Bäume nicht mehr ertragreich und kaputt gemacht waren, ging man dazu über, diesen sandigen Boden landwirtschaftlich zu nutzen. Der dabei angerichtete ökologische Schaden war immens und wird in absehbarer Zukunft nie wieder gut zu machen sein.

Die Jeruga, auch alte oder tote Marosch genannt, wurde im Frühjahr regelmäßig überflutet. Nach dem Absinken des Marosch Pegels blieb das Wasser in der Jeruga oft weit bis in den Sommer hinein stehen. Die Folge war ein sich jährlich entfal-tendes Biotop, in dem Myriaden von Stechmücken und Frösche gediehen. Die Stechmücken – Uejp┗mΕ - wurden an warmen Sommerabenden zur Plage und die Frösche der Jeruga verbreiteten ihr Konzert über das halbe Dorf hinaus.*Crtqrqu"Uejp┗m禽<"Pwt"ygo"gu"igncpi."uke in den KotarkΕ ein zu sperren, hatte vor ihnen Ruhe.)Über die Jeruga führte eine Brücke in die Hada, eigentlich ein Damm mit einem Durchlass darunter.Entlang des Nordufers der Jeruga wurde in den 1930er Jahren von der Hada-Höhe bis zu der Wingert-Höhe ein Schutzdamm (Erddeich) errichtet, der die dahinter gelegenen Zwetschgengärten und Krautfelder sowie die Dolina vor Überflutung schützen sollte. Dieser Damm hat auch fast vierzig Jahre lang Stand gehalten, bis er beim großen Hochwasser der Marosch im Mai 1970 brach und dadurch großer Schaden entstand.2

Die Böschungen des Marosch-Dammes waren großflächig mit Attich bewachsen (Zwergholunder, Sambucus ebulus), eine einen halben bis zu eineinhalb Meter Höhe erreichende, giftige Staude mit ausdauerndem, kriechendem Wurzelstock.Zwischen dem Damm und der Jeruga waren in den 1930er Jahren einige Sportan-lagen angelegt worden, so ein Schießstand, ein Tennis- und ein Fußballplatz. Nach den Hochwassern der 1970er Jahre wurde ein Sportplatz im etwas höher gelegenen östlichen Teil der Hada, bei den Fischern, neu angelegt. Die alten Sportanlagen wurden aufgegeben.

Die Dolina (slawisch Hügel, Hang) war eine kleine Ansiedlung am Hang zwischen den Zwetschgengärten und dem eigentlichen Dorf gelegen. Diese Siedlung wurde vom Hochwasser des Jahres 1970 zerstört und besteht heute nicht mehr. Der Name Dolina stammt wahrscheinlich noch aus der Zeit als Semlak, während der Zeit der Militärgrenze, eine rein serbische Siedlung entlang der heutigen Maroschgasse war.

Der QuetschegartΕ erstreckt sich zwischen Jeruga, Dolina und den Krautfeldern.

2 Siehe auch: Georg Schmidt „Die Marosch“ im Heimatbrief 19

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Diese Flur war früher hauptsächlich mit Pflaumenbäumen bepflanzt. Diese gedei-hen bei uns vorzüglich und ihre Früchte fanden vielseitige Verwendung.3 In eini-gen Gebieten Österreichs wird jede Pflaumenart als Zwetschke (mit k) bezeichnet und da unsere Mundart logischerweise viele Ausdrücke aus den österreichischen Dialekten übernommen hat, kam der Zwetschgengarten wohl zu seinem Namen. Die Semlaker jedoch konnten sehr wohl den Unterschied zwischen der gemeinen Pflaume und der Zwetschge (Prunus domestica subsp. Domestica, auch Zwetsche oder Quetsche, österreichisch Zwetschke), eine Unterart der Pflaume, machen.In den Semlaker Zwetschgengärten mit sandigem Boden hat man auch mit Vorlie-be Kartoffeln angebaut.

Die Krautfelder, zwischen Zwetschgengärten, dem Dorf, der Wingertshöh und dem Damm gelegen, waren als ortsnahe Gemüsegärten angelegt worden. Auf kleinen, 52 Quadratklafter großen Parzellen, den sogenannten Krautfeldstücken, hat man außer Kraut, also Kohl, verschiedene Gemüsearten angebaut. Am Nordhang der Krautfelder war einst die Siedlung der Semlaker Zigeuner.In den 1950er Jahren wurden die Krautfelder in der Marosch Au aufgelöst und den Inhabern für eine Übergangszeit ähnliche Parzellen im Nyamasch zugeteilt. Diese neuen Krautfelder befanden sich gegenüber dem reformierten Dorfende jenseits der Bahngleise. Im Laufe der Zeit sind auch diese Krautfelder im System der selbstgenutzten Gartenflächen der Semlaker Kollektivwirtschaften untergegangen.

Katiza heißt eine kleine Flur zwischen der Wingertshöh, dem Damm, der Hada und der Marosch, an der Stelle, die man einst an den Wassermühlen nannte.In der Katiza gab es früher einige Obstplantagen und Wiesen. Es war ein beliebter Ort, an dem die Semlaker einstmals den Majalisch, das Maifest, feierten.Zwischen Hada und Katiza gab es bis 1947 eine Seilfähre (Plett) über die Marosch nach Großdorf Als durch Schlamperei des letzten Betreibers die Fähre unterging, ertranken dabei mehrere Menschen. Bis 1950, in dem Jahr als Semlak an das Ei-senbahnnetz angeschlossen wurde, lag die nächste Eisenbahnhaltestelle, etwa 3 km über der Marosch, in Großdorf (Satu Mare, Nagyfalu). Von dort aus konnte man nach Arad oder über Perjamosch nach Temeswar fahren.Nach dem Untergang dieser Fähre, der Nagyfaller Plett, besorgten professionelle Kahnfahrer (z.B. ein gewisser baci Petre) mit ihren Schinacheln die Überquerung der Marosch.

3 Siehe: Katharina und Georg Kaiser „Pflaumenbau in Semlak“, Heimatbrief Nr. 8, 1992

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Im Bobar gab es im Mittelalter eine dörfliche Siedlung, die zwar in Dokumenten erwähnt wird, für die es aber noch keine gesicherten Belege gibt. Der Name dieser Flur ist auf jene verschwundene Siedlung zurückzuführen.Im Bobar gab es früher vorwiegend Pflaumenbäume. Kartoffeln, Mais und Melo-nen gedeihen dort gut. Der Bobar war auch in Parzellen zu je 26 Ar unterteilt.Gegenüber, auf der Gemarkung von Perjamosch, im Ortsteil Periam-Port ist eine Bahnhaltestelle mit dem gleichen Namen. Nach Periam-Port wurde bereits im 19. Jahrhundert eine Fähre vom Bobar aus gebaut. Diese gewährleistete eine wichtige Anbindung Semlaks an das Schienennetz.Die Gegend rings um diese Fähre war und ist ihrer Naturschönheit wegen ein be-liebtes Ausflugsziel. Auf der Semlaker Seite gab es weite Sandbänke und einen beliebten Badeplatz. Bei Periam-Port hat sich in den letzten Jahren ein internatio-nal bekanntes Rockfestival mit dem Namen Tqem"nc"Owtg3 etabliert.

Die Talamitch (Talamity) ist die letzte Semlaker Flur in den Maroschauen in Rich-vwpi"Uejgkvkp"*2gkvkp+0"Cwej"fkgugt"Hnwtpcog"uvcoov"xqp"gkpgt"cnvgp"Ukgfnwpi."fkg"es dort gegeben haben soll. In dieser kleinen Flur an der Marosch gab es noch bis Mitte des vorigen Jahrhunderts eine Restbewaldung aus uralten und sehr hoch gewachsenen Silber- und Zitterpappeln. Solche häufig an Flussläufen und als Be-standteil der Auwälder vorkommende Bäume wuchsen und wachsen auch heute noch entlang des Semlaker Maroschufers.In der Talamitch, die geschätzte 6 km vom Dorf entfernt liegt und früher weniger von Menschen betreten wurde, hatten sich große Raben- und Krähenkolonien an-gesiedelt. Von dort aus schwärmten sie zu Abertausenden aus, so dass der Himmel sich fast verdunkelte. Sie richteten auf den Feldern großen Schaden an. Überfiel ein solcher Schwarm im Frühjahr einen frisch mit Mais eingesäten Acker, blieb von der Saat wenig übrig.Wiederholt wurden von den Behörden Aktionen gestartet – auch mit Hilfe der Schulkinder - um die unzähligen Krähennester zu zerstören. Erst die massive An-wendung von Pestiziden durch die sozialistische Großlandwirtschaft hat dieser Krähenplage ein Ende bereitet.

Die Fluren auf der Semlaker Anhöhe

Der größte Teil des Semlaker Hatars, der sich nicht in den Auen der Marosch be-fand, besteht aus Steppenschwarzerde (Tschernosem, von russisch Tschernosiom). Es sind fruchtbare und tiefgründige Böden auf Löss mit neutraler Reaktion, hohem Gehalt an stickstoffreichen Huminsäuren, stabiler Krümelung und optimaler Bo-dengare. Diese Böden gestatten eine ertragreiche Landwirtschaft und sie sind für fast alle Kulturen geeignet.

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Bis zu den Enteignungen von 1945 und der Zwangskollektivierung in den fünfzi-ger Jahren bauten die Bauern vor allem Getreide, Mais und Futterpflanzen an. Auch einige Industriepflanzen wie Zuckerrüben und Tabak mussten, meist staatlich verordnet, gezogen werden.Nach der Verstaatlichung und Kollektivierung der Landwirtschaft wurde, neben den Großkulturen, auf großen Flächen des Semlaker Hatars, Saatgut für verschie-dene Gemüsesorten, aber auch für Melonen, produziert.

Rt┗ejhgnf (Brachfeld) heißen die Fluren östlich und westlich der Gemeinde. Nach den Nachbargemeinden zu denen hin sie sich erstrecken, nennt man sie Scheidin-

igt"Rt┗ejhgnf. mit sechs Gewannen und Rgvuejmcgt"Rt┗ejhgnf mit elf Gewannen. Der Name kommt, wie erwähnt, von der Dreifelderwirtschaft, vom periodischen Verzicht auf Anbau von Getreide auf Ackerflächen, der Brache.Eine Brachfeld-Kette maß 86 Ar, also 0,86 Hektar.Im Uejgkfkpigt"Rt┗ejhgnf, in der Nähe der ehemaligen Friedmann Puszta, gab es ein etliche Hektar großes Röhricht, das die Semlaker Ried nannten. Dieses hatte sich in einer etwas tiefer gelegen Senke ohne Abfluss gebildet. Im Semlaker Ried wuchsen verschiedene großwüchsige, schilfartige Pflanzen (Röhrichtpflanzen) wie Schilfrohr oder Rohrkolben, die früher auch wirtschaftlich genutzt wurden.Dieses Ried bildete Lebensort vieler Vogelarten wie zum Beispiel für das Bläss-huhn, die Wildente, die Teichralle oder die Rohrammer.

Der Nyamasch war die nördliche Flur zwischen dem Dorf und der Landstraße gelegen. Der Name könnte aus dem Ungarischen kommen wo nyóm u.a. für trei-

ben und nyómás veraltet für Viehtrieb steht. Der Nyamasch war früher die Urbari-al-Hutweide der Gemeinde, die erst vom Grafen Hadik der Gemeinde weggenom-men und urbar gemacht wurde.4 Dort wurde dann vor allem Getreide – Halmfrüch-te und Mais – angebaut.Eine Nyamasch-Kette maß 92 Ar, also 0,92 Hektar.Wegen der Nähe zum Ort, gab es in diesem Bereich nur wenige Salaschen. Entlang der Ortsgrenze, hinter den LohmΕngejt5 wurden mehrere Einzelgehöfte gebaut, die zwar als normale Familiensitze fungierten, aber wegen ihrer Einzellage auch als Salaschen bezeichnet wurden. Solche Häuser besaßen die Familien Zabosch, Braun, Bartolf (Nazarener) und Müller.Ebenfalls im Nyamasch, hinter den Lehmgruben und direkt am Dorfrand waren und sind die christlichen Friedhöfe angesiedelt: Der griechisch katholische, der

4 Siehe Heimatbrief 26 „Zur Geschichte der Semlaker Grundherrschaft“5

Lehmgruben, aus denen Lehm gewonnen wurde, vor allem zum Stampfen der Hauswände und zum Verputzen.

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römisch katholische, der orthodoxe, der reformierte und der evangelische. Der jüdische Friedhof befindet sich am östlichen Dorfende und wird heute, weil es keine jüdische Gemeinde mehr gibt, nicht mehr benutzt.Im Bereich der vier Gewannen des Nyamasch gab es einige wenige Salaschen, die oft auch als Ortsbestimmung für ihre Umgebung herhalten mussten. So die Sala-schen der Familien Georg Maleth, Georg Schäfer (Schäfer Gheorghe), Nicula *Nkp<w+" qfgt" *dgko" ¥kgignqhgp+0" Ngv¦vgtg" Ucncuej" jkg" uq." ygkn" fqtv" fkg" Hcoknkg"Arva (meine Urgroßeltern) bis Anfang des vorigen Jahrhunderts eine Ziegelbren-nerei betrieben. Josef Arva hatte es damit zu einem beträchtlichen Wohlstand ge-bracht und sich und seine vier Töchter mit eigenen Häusern ausstatten können. Die Salasch mit dem ehemaligen Ziegelofen vererbte er seiner Tochter Katharina, die mit Peter Pinczés verheiratet war.

Die Salasch von Peter und Katharina Pinczés

Der Kühnyamasch, am westlichen Dorfende gelegen, hat seinen Namen von der letzten Kuhweide der Gemeinde. Irgendwann wurde auch der Kühnyamasch in Ackerfeld umgewandelt.

Die Hanffelder waren ursprünglich dem Anbau des Hanfes vorbehalten. Ein Sem-laker Hanffeld war ca. 200 Quadratklafter (etwa 720 m2) groß. Die aus dieser Nutzpflanze gewonnenen Produkte waren in der bäuerlichen Wirtschaft unentbehr-

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lich. Aus Hanf machte man Seile und Stricke, aus den gesponnenen Fäden Säcke und Fruchttücher sowie viele andere nützliche Dinge. Die nahe Marosch nutzte man zum Rösten des Hanfes.

WingΕtv nennt man in unserer Mundart den Weingarten. Die Semlaker WingΕtvΕdehnten sich oberhalb von Bobar, Katiza und Krautfeld und neben Hanffeld und Maulbeergarten aus. Die einzelnen Weingartenstücke hießen „Vierteln“. Ein Vier-tel Weingarten betrug 9 Ar 30 m2, also 930 m2.In den Weingärten wurden natürlich meist Weinreben gebaut. Auf vielen Parzellen pflanzte man auch Obst und Gemüse. Zahlreiche Besitzer von Weingärten hatten sich dort kleine Häuschen errichtet, die vor allem der Lagerung der Gerätschaften sowie dem Keltern des Weins dienten.Die Enteignung der Weingärten und ihre Überführung in den Besitz des Semlaker staatlichen Landwirtschaftsbetriebes (Gostat) bedeutete das schnelle Aus dieses Wirtschaftszweiges. Misswirtschaft und Unkenntnis führten zur Vernichtung der Semlaker Wingerten.

In der Maulbeergarten genannten Flur hatte man im 19. Jahrhundert Maulbeer-bäume gepflanzt und beabsichtigte die Zucht von Seidenraupen im großen Stil. Dieses Vorhaben scheiterte, denn billige Seidenimporte Anfang des 20. Jahrhun-derts aus Südostasien machten die europäische Seidenzucht und damit auch die meisten europäischen Maulbeerbäume überflüssig und verdrängten sie. Mehr als der Name Maulbeergarten und einige einzeln stehende Bäume ist davon nichts übrig geblieben.

Puszta, Tanya, Salasch

Der Begriff Puszta kommt aus dem Ungarischen und bedeutet so viel wie Einöde oder Wüstenei6. Mit Puszta wird auch ein Landschaftsgroßraum der Pannonischen Tiefebene in Ungarn bezeichnet, zu deren östlichsten Zipfeln auch die Gemarkung von Semlak zählt. Die typische Pusztalandschaft besteht aus baumarmer Steppe mit ausgeprägtem kontinentalem Klima. Die ursprünglich öde Landschaft mit spärlicher Vegetation, die nur als Viehweide genutzt werden konnte, ist inzwischen weitgehend kultiviert worden. Bei uns geschah das ab Mitte des 19. Jahrhunderts, als große, ortsferne ungenutzte Flächen des ehemaligen Allodialgrundes der Sem-laker Herrschaft an finanzkräftige Investoren verkauft wurden, die sogenannten Grafen von Semlak7. Ihre so erworbenen Güter wurden dann auch entsprechend

6 Damit verwandt das rumänische „pustiu“ für Wüste.7

Siehe auch „Peter Pinczés, Die Grafen von Semlak“ in Heimatbrief 14

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ihrer Lage und Beschaffenheit als Pusztas bezeichnet. Die darauf errichteten Guts-häuser, von denen sich nur das Anfang des 20. Jahrhunderts errichtete so genannte Friedmann-Kastell (Toma) erhalten hat, sind im Laufe der Zeit abgetragen worden. Die einzelnen Pusztas wurden nach deren Eigentümern benannt und die entspre-chenden Namen der Großfluren haben sich bis in die neuere Zeit erhalten, wie Béla-, Istvánfi-, Friedmann-, Lukács-, Kövér- Vörös- oder Arendater-Puszta.In den Banater deutschen Mundarten versteht man unter dem Begriff Puszta meist das, was wir Semlaker unter Salasch8 bzw. Tanya verstehen, also einen Einödhof. Bezogen auf ein Gebäude oder Gehöft bedeutete bei uns das Wort Puszta immer nur ein Gutshof.Einige der Pusztabesitzer, die übrigens sonst nichts mit der Landwirtschaft zu tun hatten, begannen recht bald, schon in den 1860er Jahren, ihre Güter zu parzellieren und sie an Semlaker Einzelpersonen zu verkaufen. Diese Felder lagen aber bis zu zehn Kilometer vom Dorf entfernt, praktisch fast bis vor Pereg. Um diese Felder leichter erreichen zu können, wurden zunächst kleinere, mehr provisorische Ge-bäude errichtet, in denen man auch übernachten konnte. So ersparte man sich die stundenlange An- und Heimfahrt, die für die Menschen zeitraubend und für das Zugvieh kräftezehrend war. Als immer mehr Pusztafeld an Privatleute überging, begann im Bereich jenseits der Landstraße, die von Arad nach Szegedin in einer Entfernung von vier Kilometer an Semlak vorbei führt, ein regelrechter Bauboom. So entstanden bis Ende des Ersten Weltkrieges unzählige Salaschen, die Teils von den Eigentümerfamilien, teils von Tanyaschen bewohnt wurden. Es fand eine un-gemeine Zersiedelung der Landschaft statt, ohne die, bei den damaligen wirtschaft-lichen Strukturen und der technischen Ausstattung der Landwirtschaft, eine Nut-zung der weiten Ländereien gar nicht möglich gewesen wäre.Nach dem Staatenwechsel von Ungarn zu Rumänien fand Anfang der 1920er Jahre eine sogenannte Bodenreform statt, im Zuge derer die ehemaligen ungarischen Großgrundbesitzer enteignet wurden und (nur!) rumänische, minder bemittelte Einwohner Semlaks Grund und Boden zugeteilt bekamen. Einzige Ausnahme bildete der rumänische Oberst Toma, der als verdienter Offizier,9 große Teile der Friedmann-Puszta erhielt, einschließlich das im amerikanischen Südstaatenstil errichtete Herrenhaus mit seinen Wirtschaftgebäuden.Die Felder in diesem Bereich wurden damals schon nach dem metrischen System parzelliert. Eine Salasch/Tanja-Kette war 1 Hektar groß.

8Szállás (ung.) u<nc3 (rum.) = Herberge. Tanya (ung.) = Einzel-/Einödhof/GehöftTanyás = Bewohner einer TanyaDie Salasch und der Tanyasch wurde von den Berinern (Evangelischen) verwendet, der Tanya (sprich tr tåñΦ+"wpf"fgt"Vcp{ƒu"xqp"fgp"Iwdcuejgp"*Tghqtokgtvgp+0

9 Dessen Verdienst bestand in der Plünderung des ungarischen Staatsgestüts von Mezöhe-gyes.

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Viele Neueigentümer besaßen aber weder die Ausstattung an landwirtschaftlichen Geräten noch das nötige Zugvieh, um ihren neuen Besitz bewirtschaften zu können und manche verfielen der Versuchung, durch Verkauf des so leicht erworbenen Vermögens, an schnelles Geld zu kommen.So geschah es, dass innerhalb weniger Jahre viele rumänische Neueigentümer ihr Feld verkauften, und zwar vornehmlich an Semlaker deutsche Bauern. Diese Vor-kommnisse und die nationalistische Politik des jungen Großrumänien haben nicht gerade zur Förderung des friedlichen Zusammenlebens der einzelnen Nationalitä-ten in unserem Heimatort beigetragen.So manche Käufer, die das erwähnte Reforma-Feld erwarben, waren Amerikaner, Semlaker, die nach Amerika gezogen waren um dort Geld zu verdienen, um es später, zu Hause, in landwirtschaftlichen Grund zu investieren. Das löste einen neuen Bauboom auf den Salaschen aus, wie inzwischen die Gründe jenseits der Landstraße genannt wurden. Eine Reihe dieser Amerikaner blieben weiterhin in Amerika – manche sogar für immer – und ließen ihre Felder in Semlak von Ver-wandten oder von Fremden bearbeiten.Als 1945 die Deutschen in Rumänien enteignet wurden, hat man, den inzwischen in Amerika Eingebürgerten, ihr Vermögen bis Anfang der 1950er Jahre belassen. So hat sich mancher Semlaker nach der Enteignung, dank des sogenannten Ameri-

kaner-Feldes noch eine Zeit lang über Wasser halten können, ohne gleich den Weg vom stolzen Bauern zum Tagelöhner gehen zu müssen.Viele Amerikaner hatten scheinbar die Lage verkannt und haben weiter Geld in die Heimat geschickt, um noch mehr Feld zu erwerben, da sie sich nicht vorstellen konnten, dass man sie als Bürger des „Verbündeten“ USA enteignen könne. So zum Beispiel der Bruder meines Großvaters, Heinrich Haiser, der in Detroit bei Ford als Fahrer arbeitete und über viele Jahre hindurch sein Geld nach Semlak schickte, wo dessen Bruder, Johann Haizer, sein Feld verarbeitete oder durch einen Tanyasch (Peter Zabos) verarbeiten ließ. Der erzielte Gewinn sollte zum Kauf neuen Feldes verwendet werden, denn Heinrich Haizer hatte die Absicht, in die Heimat zurück zu kehren, nie aufgegeben.Ich erinnere mich, dass Ende der vierziger Jahre mein Haizer Großvater einen Teil der Ernte seines Bruders verkauft hatte und dafür einen großen Fruchtsack voller Geldscheine bekommen hatte – denn es war gerade mal wieder Inflation. Als we-nige Tage danach die große Währungsreform stattfand, war das viele Geld wertlos geworden und die Haizer Großmutter hat damit einmal den Backofen geheizt. Heinrich Haizer und seine Frau sind, enttäuscht, nie wieder nach Semlak zurück gekommen, denn auch sie hatten, obwohl sie Amerikaner und keine Nationalsozia-listen, geschweige denn Ausbeuter waren, alles an den kommunistischen Staat Rumänien verloren.

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Auszug aus einer rumänisch aktualisierten K. u. K. Generalkarte von 1893

Auch ihre Salasch wurde von dem späteren Eigentümer, dem staatlichen Landwirt-schaftsbetrieb Gostat platt gemacht.Zwischen den beiden Weltkriegen gab es bereits so viele Salaschen, dass sich dort langsam ein eigenständiges gesellschaftliches Leben zu etablieren begann. Viele Gehöfte lagen so dich beieinander, dass gegenseitige Besuche – vor allem zur Winterszeit – problemlos stattfinden konnten. Die Menschen begnügten sich da-mals mit sehr wenig und das Meiste, das sie benötigten, erzeugten sie sowieso selbst. Nur wenige Produkte mussten ab und zu im Dorf, in den Geschäften oder

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auf dem Wochenmarkt, gekauft werden.Dienstags war Wochenmarkt in der Marktgemeinde Semlak und dann kamen auch die Salaschleute ins Dorf. Für sie wurden manchmal in der evangelischen Kirche Sondergottesdienste abgehalten.An der Kreuzung der Landstraße Arad-Szeged (heute Nationalstraße 7) mit der Kreisstraße, die von Semlak nach Pereg führt, gab es seit alters her eine Tscharda (ung. Csárda). Das war eine Herberge mit Wirtshaus, früher eine Poststation, wo die Postkutschenpferde gewechselt wurden. In jüngster Zeit gab es dort nur noch eine kleine Salasch, die zeitweise von Georg Nun bewohnt wurde.Die Semlaker Pusztas erstreckten sich von der Landstraße bis zur Schule am Bato-nyaer Weg. Sie waren noch bis nach 1945 von einem Graben - dem so genannten Puszta-Graben - umgeben, an dem entlang Akazienbäume standen. (Siehe auch die beiliegende historische Karte).Die Felder zwischen dem Puszta-Graben und dem Pereger Hatar waren früher so igpcppvg"Jgwhgnfgt"*two0"H¤pcYg+0"Fqtv"gpvuvcpfgp"pcej"fgt"Wtbarmachung im 19. Jahrhundert sechs Gewannen Ackerfeld: zwei Gewannen rechts vom Pereger Weg, zwischen Puszta und der Pereger Gemarkung und vier Gewannen links vom Pere-ger Weg bis zum Scheitiner Hatar. Von letzteren 4 Gewannen gingen zwei durch bis zum Pereger Hatar und zwei verliefen spitz, eine bis zur Salasch von Friedrich Brandt (Haas-Fritz, mit der Haus Nr. 1648) und eine bis zur Karaman-Salasch10. An der letzten Spitze bei der Salasch von Friedrich Brandt trafen vier Gemeinde-gemarkungen zusammen und zwar die von Semlak, Scheitin, Nadlak und Pereg.Die Familie von Michael Löke besaß eine Salasch in den Spitz-Gewannen. Er erinnert sich, dass dort noch folgende Familien Salaschen besaßen: Pârjol, IjgqtijkYqckg."Igqti" Uejknnkpi."Cpftgcu"O¯nngt." Htkgftkej"Dtandt, Georg Tichy, Ijgqtijg" Icnk3." Uejwdmgign." Iqiw." Rgvtg" Iw3gv." Hgtgpe" Hgnfc." Lqjcpp" Tq¦uc."Stefan Löke, Marta usw.In der kommunistischen Zeit waren auch diese Fluren verstaatlicht oder im Besitz der sogenannten Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften. Durch einen Regierungserlass aus dem Jahre 1965 (Dekret) wurden alle Salaschen abgerissen. Die Eigentümer bekamen eine Frist, in der sie ihre Häuser verlassen mussten um sich im Dorf nieder zu lassen. Manche einstige Salaschbesitzer konnten noch eini-ges Baumaterial wie Dachziegel oder Bauholz aus dem Abriss ihrer Häuser retten. So ging ein besonderes Kapitel unserer Siedlungsgeschichte zu Ende.

10 Nach Michael Löke, Langenau.

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Vom Leben auf der Salasch

Von Katharina und Georg Kaiser, Düsseldorf

Die Salaschen waren eine für Semlak typische landwirtschaftliche Bewirtschaf-tungsform. Es gab wohl im Banat kaum ein Dorf, das so viele Salaschen hatte. Salasch ist ein auf dem freien Ackerland befindlicher Bauernhof. Die zu Semlak gehörenden Felder erstreckten sich fast bis zu dem 14 Kilometer entfernten Pereg hin. Die große Entfernung zu den eigenen Feldern muss wohl der ausschlaggeben-de Grund gewesen sein, dass sich ihre Besitzer dazu entschlossen, dort ihre Häuser zu bauen. Ein anderer Grund war wohl die recht große Kinderzahl der einzelnen Familien. Nachdem die Kinder erwachsen wurden erwiesen sich die Drei-Zimmer-Häuser im Dorf bald als zu klein. Es musste ein Weg gefunden werden, um jedem Kind die Möglichkeit zu bieten sich zu entfalten, das heißt für sich und seine Fami-lie eine Unterkunft zu haben wie auch für den Lebensunterhalt sorgen zu können.Viele Bauern, und das war der Großteil unserer Vorfahren, bauten dann, meist dort, wo sie ein Landstück von mehreren Ketten Feld besaßen, eine Salasch. Dorthin zogen die jungen Bauern, denn dort konnten sie Vieh züchten: Geflügel, Schweine, Kühe und Pferde halten.Die Salaschhäuser waren den Häusern im Dorf ähnlich. Sie hatten zwei Stuben, eine Küche und eine Kammer. Zur Salasch gehörten: ein Stall für das Großvieh, Schweineställe und Wirtschaftsgebäuden.Sowohl die Salaschen entlang des Pereger Weges als auch die in anderen Fluren waren meist von vielen Bäumen umstanden.Die jungen Leute, die auf der Salasch wohnten, hatten gewöhnlich die Pflicht, den Lebensunterhalt ihrer Eltern zu sichern. Den Eltern, die schon im Ausbehalt waren, das heißt ihr Feld den Kindern abgegeben hatten, gab man die Frucht (Weizen) fürs tägliche Brot, ein fettes Schwein, schlachtfertige Hähnchen, Eier, Butter und das, was das Feld sonst noch hergab. Wohnten die Eigentümer nicht auf ihrer Salasch, dann bewohnte ein Tanyasch die Salasch. Tanyasch ist die aus dem Ungarischen kommende Bezeichnung für den Bewohner eines Einödhofes bzw. dessen Verwal-ter. Tanyasche waren meist ärmere Familien.Um auf der Salasch wohnen zu können, bezahlten sie keine Miete, sondern man vereinbarte bestimmte Aufgaben, die sie erfüllen mussten. Besaß der Eigentümer eine größere Fläche Feld, wurde es von der Tanyasch-Familie „ums Teil“ bearbei-tet. Zur Erfüllung dieser Pflicht wurde die gesamte Familie einbezogen. Um jene Zeit wurde fast alles noch ohne landwirtschaftliche Maschinen gemacht und die Arbeiten erstreckten sich auf das ganze Jahr. Angefangen vom Ackern und Anbau-en, bis zum Kukruzhacken, dem Schnitt und dem Kukruzbrechen brauchte man jeden, „der den Löffel halten konnte“.

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Zu jeder Salasch gehörte der eigene Brunnen. Er spendete das Wasser, ohne das es bekanntlich kein Leben gibt.Katharina Kaiser: «Diesbezüglich habe ich eine Erinnerung an meinen Haizer Großvater. Der stellte mir mal ein Rätsel auf. Er fragte mich: „Was meinst du, braucht man zuerst, wenn man ein Haus bauen will?“ Ich rätselte herum und sagte: „die Stube, den Stall“, auch andere Dinge, die zum Haus gehören zählte ich auf. Seine Antwort auf alle meine Aussagen aber blieb: „Nein“. Er belehrte mich, dass man zuallererst einen Brunnen braucht, der das Wasser spendet ohne das man nicht einmal eine gestampfte Mauer bauen kann.»Jede Stube der Salasch hatte, genau wie im Dorf, einen Backofen, an dem man sich wärmte und in dem Brot gebacken wurde. Beheizt wurde der Backofen mit Unro-

sen, den abgefressenen Maisstängeln oder mit Storzen, die Maiswurzeln, die auf dem Fruchtfeld zusammengerafft werden mussten, um besser mähen zu können.Im Winter, wenn die grobe Feldarbeit vorbei war, haben die Männer den Stallmist, auf die Felder ausgeführt. Fast jeder Bauer hatte im Kukruzfeld eine Reihe Zirok (Besenreisig) gesät. Das wurde im Winter geputzt und vom Samen befreit. Auch diese Arbeit wurde in der Stube durchgeführt, da es selten einen zweiten geheizten Raum gab. Die Stube wurde zur Ausführung jeglicher Arbeit benutzt. Das Besen-reisig wurde angebaut, nachher Besen daraus gebunden, denn allein schon der Kauf der vielen Besen, die man ein Jahr hindurch brauchte, war Luxus, denn außer den Agrarprodukten gab es auf der Salasch kein Einkommen. Eine Zirokreihe bildete außerdem eine gute Grenze zur Nachbarflur.Dienstag ist in Semlak seit uralten Zeiten Markttag. Für die Leute der Salasch war es ihr Sonntag. Am Dienstag war die Zeit gekommen ins Dorf zu fahren, dann brachte man den Überschuss an Erzeugnissen auf den Markt. Ob Weizen, Mais, Ferkel, Butter oder Eier, alles konnte zu Geld gemacht werden. Gleichzeitig musste man das, was man nicht selbst erzeugen konnte einkaufen. Man kaufte Zucker, Salz, Hefe. Auch Petroleum war eine dringend notwendige Ware. Sowohl im Haus als auch im Stall brannte nur das Petroleumlicht. Von elektrischem Strom konnte man nicht mal träumen, weil man ihn gar nicht kannte. Auch als Wegbegleiter diente des nachts eine Petroleum Laterne (Windlicht), z.B. beim Majengehen auf den langen Wegen zwischen den Salaschen. Wenn es im Winter so früh dunkel wurde und den Leuten die Nacht zu lange vorkam, gingen sie auch majen. Auch Unterhaltungen veranstalteten sie manchmal, zu denen öfters Andreas Müller mit seinem Akkordeon aufspielte.Dazu gibt es eine seltsame, aber wahre Anekdote. Während einer dieser Unterhal-tungen, an denen es meist recht feucht-fröhlich zuging, kam einem der teilnehmen-den Burschen die Idee, dem Musikanten ein Trinkgeld zu geben, der es wagt, auf den TschutkΕjcwhΕ zu steigen und von dort oben zu spielen. Ein Musikant voll-brachte die Tat. Einer der angeheiterten jungen Männer, der meinte, einen beson-

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ders lustigen Schabernack machen zu müssen, entzündete die Maisstängeltriste, die sofort zu brennen begann. Nur im letzten Augenblick und mit nur leichten Sengun-gen konnte sich der Musikant vom brennenden „Scheiterhaufen“ retten. Dieser makabre Scherz hätte allerdings sehr tragisch enden können.Der vielen Kinder wegen, die auf der Salasch aufwuchsen, gab es zeitweise sogar eine Schule, die am Pereger Weg war. Obwohl die Kinder dort eine Möglichkeithatten, das Lesen und Schreiben zu erlernen, war es doch hauptsächlich im Winter, wegen der verschneiten Wege und der kilometerlangen Strecken, sehr schwer täg-lich zur Schule zu gehen. Die Kinder der Deutschen Familien kamen zur Einschu-lung zu den Großeltern ins Dorf.Selbst einen kleinen Laden mit den nötigen Kleinigkeiten gab es dort draußen.Dieses mühevolle, aber schöne Leben hatte nach dem Zweiten Weltkrieg ein ab-ruptes Ende. Während des kommunistischen Regimes wurden alle Salaschen en-teignet und die meisten dem Erdboden gleich gemacht. Der jüngeren Generation ist diese Lebensform nur aus Erzählungen bekannt.

Georg Kaiser erzählt: «Ich bin 1928 auf der Salasch geboren. Als meine Eltern 1925 geheiratet hatten, war es beschlossene Sache, dass sie auf die Salasch der Familie Kaiser zogen. Wann diese Salasch gebaut wurde, weiß ich zwar nicht, aber sie muss jedenfalls ziemlich neu gewesen sein. Unsere Salasch war nicht am Pere-ger Weg, wie die meisten anderen, sondern ganz nahe am Dorf, am Scheitiner Weg.Soweit meine Kindheitserinnerungen zurück reichen, weiß ich, dass die Salasch genau so aussah wie alle anderen Häuser im Dorf. Es gab einen Zaun ums Haus herum, ein richtiges Tor und sogar einen kleinen, ebenfalls eingezäunten Blumen-garten.Mein Vater war mit Leib und Seele Bauer und aus diesem Grund verbrachte er im Sommer die meiste Zeit auf den Feldern und im Winter im Stall, denn er legte großen Wert darauf, schöne Pferde und gute Kühe zu haben. Im Winter, wenn der Schnee alles bedeckt hatte, saß mein Vater abends öfter vor dem Sparherd und schnitt die entlaubten TschutkΕ (Maisstängel) in kleine Stücke, denn zum Kochen wurde der Ofen damit beheizt, da ja gespart werden musste. Oder er wetzte das Messer und schnitt sich den Tabak auf dem umgekehrten Mangholz so fein, dass meine Mutter die Sonntagsnudeln auch nicht feiner schnitt.Weil unsere Salasch nicht so weit vom Dorf entfernt war, spielte ich meistens mit fgp"two“pkuejgp"Mkpfgtp"xqo"Fqthgpfg"*Jqr3kvct."CndwY<."Fqec+0"Ocp"nkgh"dcthw"auf dem Weg, da es damals so wenige Autos gab, dass alle Kinder, wenn sie eines sahen, zusammen liefen und wie über ein Weltwunder staunten.Des öfteren trafen sich auch die Semlaker Jäger bei uns. Mein Vater durfte als Treiber mitmachen. Ich sah danach die Hasen und Fasane in der Reihe liegen.

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Natürlich bekam auch Vater immer etwas ab, hatte er doch bei der Jagd mitgehol-fen. Meist fand die Jagd dann ein feuchtfröhliches Ende bei uns.Als ich schon etwas mannhafter war, so fünf bis sechs Jahre alt, hatte ich von mei-nen Eltern ein Dreirad bekommen. Ich war mächtig stolz, bekam aber gleichzeitig auch eine Verpflichtung auferlegt. Weil der Weg ins Dorf ganz gerade verlief, man sich nicht verfahren konnte, schickte mich meine Mutter öfters ins Dorf zum Klein-Jud um Hefe, Reibhölzer und einige Kleinigkeiten einzukaufen. Ein Zecker

(geflochtene Tragetasche) wurde ans Dreirad gehängt, und los ging`s.In der Zwischenzeit war auch mein Bruder Joschi geboren und meine Mutter hatte mit zwei Kindern und dem Haushalt genug zu tun. Der Klein-Batschi las dann auf dem Bestellzettel, was er mir geben musste. Bezahlt wurde am Dienstag, wenn Mutter vom Markt kam und sich aus dem Verkauf von Eiern, Butter oder ein paar Hähnchen etwas Kleingeld gemacht hatte.Wenn Erntezeit war und die Arbeit einem über den Kopf wuchs, mussten mein Bruder und ich schon mal für ein paar Tage bei den Schäfer Großeltern im Dorf verbringen. Das war für uns Jungs Neuland und es gab dort viel zu entdecken, stöberten wir doch in allen Ecken herum oder verscheuchten das Federvieh.Ich bin heute über achtzig Jahre alt, doch an einen ganz bestimmten Vorfall kann ich mich noch gut erinnern.Als wir Kinder waren, trieb man die Schweine noch zur Weide auf die Felder. Der Schweinehirt hatte eine Tute aus Blech, auf der er blies, wenn er die Schweine versammelte und wenn er sie wieder zu Hause ablieferte.Mein Großvater war ein kleiner Mann und fast so dick wie lang, damals nahe sech-zig, saß oft auf der Bank vor dem Tor und schlief sogar sein Mittagsschläfchen dabei.Einmal rief er mir zu: „Gyurika, geh mach das Türchen auf, damit die Schweine hinein können“. Ich antwortete einfach: „Nein, ich will jetzt spielen!“ Sehr gemüt-lich stand mein Großvater auf, kam auf mich zu und machte mir den Vorschlag: „Wenn ich dich mit der Schubkarre hinfahre, machst du dann auf?“ Großvater holte tatsächlich die Schubkarre. Ich setzte mich hinein und öffnete das Türchen. Meine Freude über die Spazierfahrt dauerte nur so lange, bis Großvater die nächstliegende Gerte erwischte, mich übers Knie legte und mir die Hosen stramm zog. Diese Tracht Prügel habe ich bis heute nicht vergessen. Damit hatte ich genug vom Besuch im Dorf und bevorzugte vorerst wieder die Salasch.»

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Als die Salaschen noch existierten

Von Georg Braun, Crailsheim

Als die Salaschen noch existierten, war es üblich, dass die Anverwandtschaft, die in Semlak wohnte, hin und wieder den Tanyaschen einen Besuch abstattete. Das war damals, für die Kinder und Jugendlichen ein erfreuliches Ereignis, man könnte es heutzutage mit einem Kurzurlaub in Spanien, Italien oder sonst wo vergleichen. Im Winter waren solche Besuche, die man mit dem Pferdewagen oder mit dem Pferdeschlitten machte, fast eine Pflicht, denn man musste ja seinen Anverwandten bei der Schweineschlacht behilflich sein. Die Schweineschlacht war damals eines der Hauptereignisse des Jahres, weil die Menschen sich hauptsächlich vor Weih-nachten für das kommende Jahr mit Wurst, Salami, Schinken, Speck, Fett und gepökeltem Fleisch eindecken mussten. Bei meistens zwei, drei, oder auch mehre-ren zu 200 kg schweren Schweinen war viel Arbeit angesagt, da man damals, nicht wie heute, über kein professionelles Werkzeug verfügte. Über einen solchen vor-weihnachtlichen Besuch auf der Salasch von Katharina und Heinrich Arwa berich-teten mir Susanne Ledig und Monika Braun. Es geht um zwei, fast filmreiche Ereignisse, aus dem Jahr 1959.Die gesamte Helfermannschaft war am Vorabend des Schlachttages auf der Sa-lasch eingetroffen. Am späten Abend musste man sich irgendwie arrangieren, wer wo sein Schlaflager bekommt. Es traf sich so, dass mein Onkel Fritz Schilling mit dem Ehepaar Susanne und Josef Ledig (Braun-Joschi) einen Raum teilen musste. In besagtem Raum befand sich auch die in den Boden eingelassene Tür zum Kel-ler. Beim Zubettgehen sagte Susanne Ledig zu ihrem Mann: „Joschi mach doch die Kellerter zu, dass ne noch jemand noifallt.“ Darauf er: „Jeder Trottel was doch,dass to die Kellertier is.“ Nachdem alle in dem wohlverdienten Schlaf versunken waren, hörte man ein lautes Poltern, gefolgt von einem „Jaj, jaj, jaj“ Danach ein schnippisches Lachen seiner Ehefrau. Ihr angeblich so gut orientierter Joschi hatte wahrscheinlich vergessen sein Navi einzuschalten und ist in den Keller gerasselt. Aus der Tiefe hörte man ein Flehen: „Jai Zusi, hol mich to raus!“ Aber die Zusi, die ja den gesamten Vorgang mitbekommen hatte, musste sich vorerst auf einen Stuhl setzen und ihren Lachanfall stillen, bevor sie den „Trottel“ aus dem Keller holte.Darauf folgte ja der erwähnte Schlachttag. Nachdem tagsüber ordentlich gearbeitet wurde, setzte man sich abends zum gemeinsamen und ausgiebigem Abendessen. Aber einige können es einfach nicht lassen und es ist auch gut so, denn sonst hätten wir Semlaker ja nichts zum Lachen. Ich muss, um die folgende Schilderung er-wähnen zu können, einen kleinen Einwurf machen. In den endfünfziger Jahrenhörte man oft im Rundfunk oder konnte in der Presse lesen, dass die Russen das

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Weltall erkunden. In Semlak definierte man das Ganze mit den Worten „Sie flij禽mit dem Satellit“. Alle, die Tanyaschen miteinbegriffen, wollten immer diesen geheimnisvollen Satelliten am Himmel sehen. Einige Landsleute, wie auch der Ledig-Joschi, besaßen irgendwie magische Kräfte und konnten den ahnungslosen Landsleuten diesen heißbegehrten Satelliten zeigen. Der als schabernacktreibender Ledig-Joschi bekannte Landsmann hatte schon wenige Stunden nach seinem un-geplanten Kellerfall neue Schalkpläne ausgehegt. Er hat mitten im Salaschhof stehend, meinem unwissenden Joschi-Onkel (Bartolf, Wohner), eine Sturmlaterne in die Hand gedrückt und hat laut gerufen, damit alle ungefähr zwanzig am Abend-essen Teilnehmenden es mit Sicherheit hören konnten „Kummt, schaut mol d禽Satellit“. Während der Wohner-Joschi fast schulpflichtig die Laterne hielt, hat sich der Ledig Joschi gebückt, die Hose heruntergelassen und der herausströmenden Menge, die aus lauter Neugierde fast den Türrahmen mitgenommen hätte, seinen Allerwertesten gezeigt.

Literatur zu „Geschichte der deutschen Evangelischen Kirchengemeinden A.B. im rumänischen Banat“. Seite 72-94

1. Adolf K. Kernuch, Pfarrer in Sándorfalva, serb. Banat, Hauptanwalt, geboren in Vukova am 18. Jan. 1845 „Entstehung und Frühgeschichte der Evangelischen Kirchengemeinden A.B. im Banater Evangelischen Kirchenbezirk A.B.“ Über-setzt und ergänzt von Mag. Edgar Müller, Karansebesch 1971.

2. Hans Walther Röhrig „Beiträge zur Kenntnis des Deutschtums in Rumänien“, Bd. 3 Die Geschichte der deutsch-evangelischen Gemeinden des Banats, Hg. von Rudolf Spek 1940.

3. Heinrich Freihoffer Peter Erk, Waldau. Ein Nachruf.Heimatortsgemeinschaft Waldau 1990.

4. Die Internetseiten der betreffenden Gemeinden.

5. www.wikipedia.deミ

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Zur Geschichteder deutschen Evangelischen Kirchengemeinden A.B.

im rumänischen Banat

Von Georg Schmidt, Grevenbroich, Pfarrer Walther Sinn, Semlak

Indem Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen gegen den Ablasshan-del an die Pforte der Wittenberger Schlosskirche geheftet hat, markierte er den Beginn der Reformation im Heiligen Römischen Reich. Luthers Ideen verbreiteten sich danach sehr schnell über ganz Deutschland, sowohl in der Bevölkerung wie auch unter den sogenannten Reichsständen, was den im Jahre 1521 zu Worms abgehaltenen Reichstag veranlasste, diese neuen Lehren zu verbieten.Doch die evangelischen Konfessionen verbreiteten sich sehr schnell und auf dem Augsburger Reichstag von 1555 wurde ein sogenannter „Religionsfrieden“ ge-schlossen. Dadurch erfolgte eine teilweise Anerkennung dieser Konfessionen. Das galt aber nur für die Confessio Augustana, also das Augsburger Bekenntnis (A.B.), alle anderen evangelischen Konfessionen waren davon ausgeschlossen. Religiöse Toleranz im modernen Sinn war das noch nicht. Das mittelalterliche Ketzerrecht, das für Häretiker die Todesstrafe vorsah, wurde nicht aufgehoben, sondern ledig-lich die Anhänger Luthers davon ausgenommen.Die evangelischen Reichsstände alleine konnten ihre Konfession frei wählen. Ihren Untertanen wurde nur ein Emigrationsrecht (beneficium emigrandi) gewährt, das heißt, Andersgläubigen wurde gestattet, den Herrschaftsbereich eines Fürsten zu verlassen und sich dort nieder zu lassen, wo ihre Religion „Staatsrelgion“ war. Dieses Prinzip wird mit Cuius regio eius religio umschrieben, was so viel bedeutet, dass man die Religion seines Landesherren haben musste.Der Augsburger Religionsfriede enthielt jedoch eine Ausnahmeregelung, die für die zukünftige Entwicklung der Toleranz wichtig war: Die Freistädte und Reichs-städte, in denen Anhänger beider Konfessionen zusammen lebten, sollten unbe-rührt bleiben, und die Bürger dieser Städte friedlich und ruhig bei- und nebenei-

nander wohnen.In den österreichischen Ländern hatten sich die Lehren Luthers ebenfalls rasch verbreitet, so dass sich die habsburgischen Landesfürsten mit einer evangelischen Mehrheit in der Bevölkerung konfrontiert sahen. Doch der Augsburger Religions-friede stellte sich für die österreichischen Protestanten als ein Nachteil heraus, denn die Habsburger erhielten dadurch die Berechtigung zur Durchführung der Gegenre-formation. In den folgenden eineinhalb Jahrhunderten wurden die österreichischen Länder größtenteils rekatholisiert. Für die standhaften Anhänger Luthers begann die Zeit des sogenannten Geheimprotestantismus.Aber auch während der Zeit der Intoleranz gab es in den österreichischen Ländern

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offiziell geduldete Protestanten, denn für Siebenbürgen, für Schlesien und für die Zips galten Sonderbestimmungen. Im österreichischen Militär herrschte ebenfalls Religionsfreiheit.Im 18. Jahrhundert kam es in Europa zu einer Änderung der Geisteshaltung. In mehreren Ländern wurde begonnen, religiöse Toleranz zu üben, so in Großbritan-nien, den Niederlanden oder in Brandenburg-Preußen. Damals, in Zeiten der Auf-klärung, galten tolerante Staaten als fortschrittlich. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass mit der Toleranz auch ein ganz konkreter Nutzen für den Staat verfolgt wurde. Der Merkantilismus lehrte, dass nicht viel Land ein Volk reich macht, sondern, dass viel Volk ein Land reich macht. So setzte sich unter Joseph II. (1741 – 1790) die Einsicht durch, dass eine gute und weise Regierung tolerant sein sollte, um die Zuwanderung zu fördern.Joseph II. war der älteste Sohn aus der Ehe zwischen Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen und der Habsburgerin Maria Theresia, Erzherzogin von Österreich und Königin von Ungarn. Nach dem Tod seines Vaters 1765 erbte Joseph II. die Kai-serwürde und regierte gemeinsam mit seiner Mutter die österreichischen Erblande. Vom Tod Maria Theresias 1780 bis zu seinem Tod 1790 herrschte er allein. In seiner Regierungszeit führte Joseph II. zahlreiche Reformen durch. Viele davon betrafen auch Bereiche der Kirche.Joseph II. erließ 1781 das Toleranzpatent für Lutheraner, Kalvinisten und Ortho-doxe. Dadurch wurde diesen in den österreichischen Ländern die private Ausübung ihrer Religion gestattet. Der katholischen Religion verblieb das Privileg der öffent-

lichen Religionsausübung.Protestantische Bethäuser unterlagen diskriminierenden baulichen Beschränkun-gen. Sie durften äußerlich nicht wie Kirchen aussehen. So waren zum Beispiel Rundfenster nicht gestattet. Außerdem mussten sie zumindest 50 Meter von einer Hauptstraße entfernt liegen und einen von der Hauptstraße abgewandten Eingang haben. Sie durften insbesondere keinen Turm besitzen. Ausnahme bestand für dort, „wo es nicht schon anders ist“. Das galt auch für unsere Vorfahren, die in ihren ungarischen Zwischenstationen, wie z.B. im Mezöberény schon früh über mehr Toleranz verfügten.Anders war die Lage im Banat. Mit der Eroberung der türkischen Verteidigungsan-lagen der Stadt Temeswar durch den Prinzen Eugen von Savoyen im Oktober 1716 und mit dem Frieden von Passarowitz kam das Temesvarer Banat nach einer 164 Jahre währenden türkischen Herrschaft (1552-1716) unter habsburgische Herr-schaft. Es wurde zum Kameralgut, also Privateigentum des Kaiserhauses.Um das Banat wieder urbar zu machen und um es wirtschaftlich auszunutzen, wurde es mit katholischen Siedlern, im wesentlichen während der drei „Schwaben-zügen“ kolonisiert.

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Protestanten wurden nicht zugelassen und falls sie doch kamen, wurden sie erbit-tert verfolgt und ausgewiesen. Das sollte sich erst nach in Kraft treten des Josephi-nischen Toleranzpatentes ändern.Danach wurde im Bereich des heutigen rumänischen Banats nur ein einziger Ort mit evangelischen Siedlern neu gegründet: Unsere Schwestergemeinde Liebling. Viele der Erstsiedler Lieblings kamen aus unserem Herkunftsort Mezöbereny, wenigstens so viele, wie später von dort nach Semlak zogen. Die verwandtschaftli-chen Beziehungen zwischen den Semlakern und den Lieblingern wurden noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein gepflegt.Liebling hat sich zur größten evangelischen Gemeinde des Banats entwickelt und von dort aus gründeten sich eine Reihe von Tochtergemeinden, die später zusam-men mit Semlak als Schwestergemeinden den Kirchenbezirk Banat bildeten.Heute, nach dem großen Exodus der Deutschen aus dem Banat, ist Liebling zur Filialgemeinde von Semlak geworden.An Hand von Zeittafeln wollen wir einen kleinen Einblick in die Geschichte eini-ger evangelischen Kirchengemeinden A.B. im rumänischen Banat bieten.

Birda (Birda, Birda)

1839 Ein erster Einwanderer aus Liebling kommt nach Birda. Danach folgen auch andere, auch aus der Batschka (Kis Ker, Bulkesz und Neu Werbaß).

1842 Gründung der Kirchengemeinde, anfangs von Kleinschemlak betreut, dann von Liebling. In einem gemieteten Privathaus wurde eine Schule gegründet. Später wurde eine Schule gebaut und Lehrer eingestellt.

1850 wurde die kleine Glocke von Michael Ehgartner in Temeswar gegossen (im 1. Weltkrieg requiriert).

1851 Birda wird selbständige Gemeinde.1854 Beginn des Baus einer Kirche und eines Pfarrhauses.1855 Einweihung der Kirche durch Wilhelm Karner (alte Kirche der Glockenturm

stand davor).1870 Schule reparaturbedürftig; 1872 droht das Schulinspektorat sie in eine kom-

munale oder staatliche Schule umzuwandeln, um sie so madjarisieren zu können. Pfr. Alexander Scullety setzt sich ein; sie bleibt kirchlich. Glocke aus Bochum gebracht (6 Zentner schwer).

1870 Glockenturm von Peter Meister erbaut.1874 Harmonium angeschafft.1879 Harmonium für die Kirche um 220 Gulden gekauft. Von Birda aus wird auch

die Tochtergemeinde Detta betreut (2 Mal jährlich Gottesdienst).1880 Birda hat 392 deutsche Einwohner.1893 Beginn der Spendensammlung für eine neue Kirche.

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1906 wird die deutsche Bibliothek errichtet; verlieh um 1930 jährlich 1200 Bücher.1906 bis 1907 wurde die neue Kirche gebaut: 27. Oktober 1907 Einweihung.1913 Zuwanderungen aus Franzfeld (Yugosl. Banat).1917 bis 1959 wirkte Pfarrer Peter Fay in Birda.1920 waren es 713 Deutsche bei insgesamt 1119 Einwohnern. Bis 1918 gehörte die

Evang. Kirchengemeinde Birda dem „Montan Distrikt“ der evangelisch-ungarländischen Kirche an.

1922 Anschluss an die Evangelische Landeskirche A.B. in Siebenbürgen.1940 zählte die Evang. Kirchengemeinde 894 Seelen.1943 wird mit Hilfe des Gustav-Adolf-VereinsI und anderer Wohltätigkeitsvereine

ein neues Pfarrhaus gebaut.1967 Elektrischer Strom in die Kirche eingeführt.1968 bis 1969 wurde die Kirche gründlich renoviert.1991 sind es 62 Gemeindeglieder; 2006: fiel die Zahl auf 26 Gemeindeglieder2005 bis 2007 Renovierung der Kirche.Am 1. Sept. 2007 Wiedereinweihung.

Butin (Buttyin, Butin)

1816 Evangelische Gemeinde gegründet, nachdem schon seit einem Jahr evangeli-sche Familien dort wohnten; es wandern mehrere Familien aus der Batschka (Glozsan u. Petrovacz) ein.

1817 kommen evang. Zuwanderer aus Antalfalva, Lajosfalva, usw.. Buttyin war anfangs Tochtergemeinde von Teés ab 1818 selbständig. Bis 1834 ist Klein-schemlak Tochtergemeinde von Buttyin.

1819 wurde das Bethaus und im Jahre 1831 das Pfarrhaus gebaut.1834 Schule erbaut; an Stelle des Bethauses eine Kirche, die 1862 eingeweiht

wurde. Seelenzahl: 1818: 450; 1830: 539; 1849. 800. Später Verlust der Fel-der durch vertragliche Schwierigkeiten; es wandern viele ab. 1886 leben noch etwa 400 Seelen dort. Ab 1881 versieht der Pfarrer auch den Schuldienst.

1885 Schule wird aufgegeben und wird zur Gemeindeschule. Von 1819 bis 1854 gehörte Werschetz als Tochtergemeinde zu Buttyin und bis 1872 auch Zsido-vin, Gertenyes u. Bokschan. Der Pfarrer hält auch in Großschemlak einmal monatlich Gottesdienst.

In Buttyin gab es sowohl eine deutsche als auch eine slowakische evang. Kirche. Beide wurden von demselben Pfarrer betreut, der auch alle in dieselben Matrikel eintrug. Da die deutsche Gemeinde immer mehr abnahm, wurde zw. 1970 und 3;:2"fkg"Mktejg"fgt"Fgwvuejgp"cp"fkg"cwu"fgo"Mtgku"U<ncl"*qf0"Dkjqt+"gkpigycn-derten römisch katholischen Slowaken verkauft.

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Die evangelischen Ge

Birda Butin

Ferdinandsberg Kleinschem

en Gemeinden im Banat

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Detta (Detta, Deta).

Kleine evangelische Minderheit bestehend aus Siebenbürger Sachsen und Zipser. Sie besaß seit 1897 ein Bethaus und wurde zwei Mal jährlich aus Birda betreut.1899 zählte Detta 133 Gemeindeglieder. Dazu gab es einige auch in Denta

Etwa 1970 bis 1985 wurde das Kirchlein auch von den Orthodoxen Serben als Mieter mitbenutzt. Da die Seelenzahl abnahm, wurde später das Kirchlein an die Reformierte Gemeinde verkauft.

1991 gab es noch 13 Gemeindeglieder. Inzwischen sind alle verstorben.

Ebendorf *Euwmƒu."2vkwec+

In Anerkennung seiner Treue zum kaiserlich-königlichen Haus Habsburg erhielt Baron Samuel Brukenthal die Gemeinde Ebendorf als Geschenk. Zusammen mit seinem Sohn, Baron Michael Brukenthal (dessen Frau eine Tochter des Baron Wesselényi) beruft er aus dem Komitat Veszprém ungarische und aus dem Komitat Pressburg deutsche evangelische Familien.1838 Gründung der selbständigen Gemeinde. Die Einwanderer bekommen Häuser,

Gärten und Boden geschenkt. Der Pfarrer bekommt neben Naturalien noch 100 Gulden.

1838 bis 1840 wird die Gemeinde von Temeswar aus betreut, ist danach aber selbständig.

Bis 1853 ist Ebendorf die Muttergemeinde von Lugosch.Nach 1854 wird Ebendorf zur Tochtergemeinde von Lugosch.

Trotz der massiver Unterstützung der Fam. Brukenthal bleiben die Gemeindeglie-der ziemlich gleichgültig und besuchen die Gottesdienste nur, wenn auch die Bru-kenthals zugegen sind. Da der Boden unfruchtbar ist, wandern viele Gemeinde-glieder wieder ab.1866 bis 1873 wird die Kirchengemeinde nur von einem Predigerlehrer betreut.Infolge der Zwistigkeiten unter den Gemeindegliedern hob die Gutsherrschaft die weitere Unterstützung der Gemeinde auf. Ebendorf wird zur Diasporagemeinde. Schließlich stellte der Bezirk fest, dass die nur noch wenigen Gemeindeglieder gerade im Begriff sind, das Bethaus, die Predigerwohnung und einen Hausplatz zu verkaufen, um den erlösten Betrag untereinander aufzuteilen. Von 1936 bis 1941 wurden Wiederbelebungsversuche unternommen. Der Lugoscher Presbyter und nachherige Kurator Karl Quiel griff tatkräftig ein, richtete den vernachlässigten Betsaal neu ein, ließ sogar einen kleinen Holzturm bauen. Es wurden gespendet (von Lugosch, Karansebesch, G.A. Werk): Altarbibel, Altarbild, Holzkruzifix, eisernes Turmkreuz, Harmonium, Bänke, eine Glocke vom Bezirksfrauenverein.

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Nach mehreren Jahren traten wieder die erwähnten Missstände ein, da immer mehr Gemeindeglieder abwanderten.Etwa 2004 oder 2005 wurde das Gotteshaus verkauft, da keine Gemeindeglieder mehr waren.

Engelsbrunn (Fântânele)

Nach 1960 kommen evangelische Deutsche aus Kriegsdorf (rum. Hodod, ung. Hadad) im Kreis Sathmar nach Engelsbrunn. Diese besuchten zunächst die Gottes-dienste in der Evangelischen Kirche von Arad.1967 wohnten bereits 85 Personen aus Kriegsdorf in Engelsbrunn.Die Gottesdienste wurden dann bei den Familien Pretli und Edler gehalten.Seit 1967 wurde Engelsbrunn vom Pfarramt in Semlak betreut.1970 Gründung einer eigenständigen Kirchengemeinde und Anschluss an die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien. Die neu gegründete Evangelische Kir-chengemeinde A.B. in Engelsbrunn gehörte nun zur Muttergemeinde in Semlak. 1972 wurde ein Haus gekauft und in ein Bethaus umgewandelt. Vom Gustav-Adolf-Werk bekam die Kirchengemeinde eine elektrische Orgel.Die Höchstzahl der Gemeindglieder betrug 137. Heute zählt die Evangelische Kirchengemeinde A.B. in Engelsbrunn nur noch zwei Seelen.

Ferdinandsberg *Pƒpfqtjgi{."QYgnw"Tquw+

Bereits 1819 lebten in der Umgebung, der damaligen Militärgrenze, als Grenzer-Landwirte oder Gewerbetreibende evangelische Familien (in Karansebesch u. Pgwmctcpugdguej":9"Uggngp+="cpfgtg"kp<"TwuejkYc."Twumdgti01858 Gründung dank der „Ersten Siebenbürgisch-Banater Bergwerksgesellschaft“

(später: „Kronstädter Bergwerk- und Hüttengesellschaft“) 400 Seelen.1861 Wahl des ersten Pfarrers. Grundsteinlegung der Kirche; der Hofkriegsrat von

Wien schenkte das gesamte Stein- und Holzbaumaterial für den Kirchenbau; Vom Grenzfond wurden 1.000.- Gulden als Spende erhalten.

1861 Gründung der Schule.1862 Beschaffung einer Turmuhr; November Weihe des Friedhofs. Ende 1862 ist

der Kirchenbau beendet. Ankauf der Orgel aus Wien (297 Gulden), drei Glo-cken, Altar, usw.

1863 Einweihung der Kirche am Geburtstag des Kaisers Franz Josef, da sie von ihm viel Unterstützung genoss wie auch vom Preußenkönig Wilhelm IV.

1870 Einsetzung des Pfarrers Andreas Bukwa. Beginn der Auflösung der Militär-grenze und Einsetzung der „Provinzialisierung“, d.h. Einverleibung dieses Grenzgebietes in den ungarischen Staatskörper. Die Schule wird Kommunal-

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schule unter Aufsicht des evangelischen Pfarramtes.1882 Einweihung der Gedenktafel zu Ehren des 1879 verstorbenen Barons Ludwig

Haber von Linsberg, der ein Gönner und Wohltäter der Gemeinde war. Die Arbeiter, meist aus Böhmen und Mähren stammend, wechseln ständig, was sich nachteilig für die Gemeinde auswirkt. Predigt und Unterricht waren in deutscher und slowakischer Sprache.

1915 berichtet der Pfarrer an den Gustav-Adolf-Verein von einer sehr großen Diaspora (30 Diasporagemeinden von Deutschen).Während des Ersten Weltkrieges schrumpft diese Kirchengemeinde immer mehr zusammen. Ab 1919 ist sie Tochtergemeinde von Karansebesch.

1920 zählt Ferdinandsberg insgesamt 955 Einwohner, davon 580 Deutsche.1930 verblieben nur noch 74 Evangelische darunter 2 Schulkinder.1991 hatte Ferdinandsberg 34 Gemeindeglieder.2006 verblieben nur noch 6 Gemeindeglieder.

Karansebesch (Karánsebes, Caransebes)

Die Stadt wird bereits 1290 als Festung erwähnt.Nach der Vertreibung der Türken 1785 lassen sich in Neukaransebesch, ursprüng-lich Schwabendorf genannt, evangelische Handwerker und Landwirte-Grenzer nieder und bilden eine Diasporagemeinde.Seelenzahl: 1819: 87; 1820: 83; 1821: 92; 1822: 96; 1823: 100 Evangelische A.B.1825 organisierte die Gemeinde die Anstellung eines Predigerlehrers.1828 wurde in Nadlak beim Senioratskonvent um einen Reiseprediger für die

Diaspora in der Militärgrenze mit Sitz in Karansebesch angesucht. Das wurde abgelehnt. Mit der Betreuung in der Zerstreuung wurde der Mramoraker Pfarrer übergangsweise betraut; er musste große Strecken zurücklegen, kam aber auch sogar in das 860 m hoch liegende Lindenfeld.

Seit 1831 wurde Schulunterricht erteilt (im Sommer: Religion, im Winter: Lesen und Schreiben).

1836 Gründung des Banater Dekanates in Liebling. Karansebesch, Ferdinandsberg und Ruskberg wurden dem Temeswarer Evang. Pfarramt zugeteilt.

1862 Karansebesch wird Tochtergemeinde von Ferdinandsberg.1911 Bau der Kirche, die 1912 fertiggestellt und am 14. Juli eingeweiht wurde.1919 Karansebesch wird Muttergemeinde von Ferdinandsberg.1920 Anschluss an die Ev. Landeskirche A.B. in Siebenbürgen.1929 Bau eines neuen Pfarrhauses neben der Kirche, das am 15. November 1931

eingeweiht wurde.1937 Monographie erschienen.1991 gab es 27 Gemeindeglieder, 2006 verblieben nur noch 8 Gemeindeglieder.

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Kleinschemlak (Kis-Ugoncm="2goncewn"Oke+

1805 Gründung. Bis 1818 war es Tochtergemeinde von Liebling und nachher bis 1834 von Buttyin, danach wurde Kleinschemlak selbständige Kirchenge-meinde. Die Gottesdienste fanden anfangs in der Schule statt.

1859 bezeichnet den Bau der Kirche im Stil des ländlichen Spätbarocks (drei Glo-cken). Die Orgel wurde vom Gustav-Adolf-Verein gestiftet.

1860 Schule und Lehrerwohnung gebaut; Gemeinde zählte über 600 Seelen.1944 September Flucht der meisten Dorfbewohner vor der russischen Armee in

den Westen; nur wenige kehrten zurück.1971 zählt die Gemeinde nur noch 15 Seelen etwa 1970 erfolgen die letzten klei-

nen Reparaturen am Kirchendach.2006 leben nur noch 2 Seelen; Die Kirche steht als Ruine da.

Klopodia (Klopodia, Clopodia)

1840 Gründung der Gemeinde (uniert: luth.-calvinistisch). Reformierte (Deutsche und Ungarn) bilden die Mehrheit.

1847 erhält die Gemeinde den ersten Pfarrer. Nach 1848 zogen Lieblinger und Kleinschemlaker hierher. Bereits 1871 gab es 875 Gemeindeglieder (Luthe-raner und Calvinisten), die meisten waren Deutsche. Um 1890 machte der re-formierte Pfarrer Werbung für sein Bekenntnis, vor allem bei Mischehen. Ziel war die Madjarisierung. Da sich die Evangelischen wehrten, wurde ih-nen die Benützung der stattlichen Kirche und der Glocken untersagt.

1899 bis 1906 ist Klopodia Tochtergemeinde von Werschetz (Pfr. Greßler); er veranlasste laut Bericht an den G-A-Verein vom Juli 1906 (wahrscheinlich schon einige Jahre davor) die Trennung von den Reformierten und so wurde Klopodia Tochtergemeinde von Kleinschemlak. Die Evangelischen bauten ein eigenes Bethaus und dahinter einen Glockenstuhl aus Eisengerüst.

Bis 1900 bestand eine deutsch-reformierte Schule. Der deutsche Unterricht wurde allein von der Evangelischen Gemeinde getragen. Gottesdienst wurde fünf-bis sechsmal jährlich gehalten. In späteren Jahren einmal im Monat.

1911 forderten auch die reformierten Deutschen von ihrem Pfarrer, den Gottes-dienst deutsch und nicht ungarisch zu halten; sie drohten sonst mit dem Über-tritt in die Evangelische Kirche oder zu den Nazarenern. Nach 1939 gehörte Klopodia zur Muttergemeinde Lugosch, da Kleinschemlak immer mehr ein-ging.

1991 zählte man 16 Gemeindeglieder, davon verblieben 2006 nur noch 3.

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Liebling (Liebling, Liebling)

1786 Die Gemeinde Liebling wurde nach einem fertigen Plan der Temescher Ka-meraladministration angelegt, an dem sich bis auf den heutigen Tag nicht viel verändert hat. Bis Ende 1786 wurden 120 Häuser erbaut, wovon 100 notdürf-tig bewohnbar waren. Die für diese Gemeinde bestimmten Ansiedler waren zum großen Teil schon 1785 im Banat angelangt; sie wurden vorübergehend in den Gemeinden Kudritz (Jugoslawien) und Tschakowa beherbergt.

1787 Pfarrer Johann Herrmann ist der erste Pfarrer von Liebling. Seine Amtszeit: 1787-1837. Seine ersten Aufzeichnungen besagen, dass am 1. Februar 1787 in Liebling 36 Familien waren, denen bis Ende März die in Kudritz beher-bergten Protestanten folgten. Am 16. April 1787 kamen 16 Familien aus Gladna, die ihre Gemeinde aus religiösen Gründen verlassen hatten. Am 1. November 1787 wurde die Gemeinde in ihre politischen Rechte eingesetzt. Sie erhielt die im Ansiedlungspatent zugesicherten Rechte: zehn steuer- und abgabenfreie Jahre, Besoldung des Pfarrers und des Lehrers auf 10 Jahre, Be-freiung des ältesten Sohnes vom Militärdienst.

1789 Es kamen 32 Familien aus der ungarischen Batschka (Harta, Vadkert) nach Liebling.

1790 Auf Betreiben des Pfarrers Herrmann sind mehrere Familien aus Mezöberény eingewandert.

1804 Die Kirchengemeinde hat eine große Glocke von drei Zentnern und 74 Pfund angeschafft.

1805 Das Schulgebäude wurde vergrößert.1810 Das erste Pfarrhaus der Gemeinde wurde erbaut; es kostete 416 Gulden.1817 Die erste Orgel für das Bethaus wurde angeschafft, die bis 1886 in Funktion

war. Am Kirchweihfest wurde die neue Schule eingeweiht.1820 Beginnen bereits die ersten Abwanderungen. Viele Lieblinger verließen ihren

Heimatort und siedelten sich weiter südlich an, weil dort die Möglichkeiten zum Grunderwerb günstiger waren. Ortschaften wie Birda, Butin, Klein-schemlak, Klopodia und Waldau kann man auch als „Lieblinger Halbtöchter“ betrachten, weil viele Lieblinger Familien dorthin auswanderten.

1823 Die evangelische Kirche, deren Bau schon vier Jahre vorher beschlossen und 1820 begonnen wurde, wird fertiggestellt. Sie wurde am 19. Oktober 1823 eingeweiht.

1829 wurde eine weitere Glocke zu 700 Pfund angeschafft.1833 Der Kirchturm, der bisher mit Schindeln gedeckt war, wurde mit Kupferblech

überzogen und auf der Kirche wurde ein Blitzableiter angebracht.1835 Die evangelischen Gemeinden des Banats beschlossen, einen eigenen Kir-

chenbezirk zu gründen.

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1837 Der verdiente Pfarrer Johann Herrmann trat nach 50-jähriger Dienstzeit in den Ruhestand. Nachfolger wird Pfarrer Jakob Galgon (1837-53).

1838 richtete ein heftiges Erdbeben großen Schaden an; an der Kirche entstanden große Risse.

1840 Die beschädigte Kirche wurde renoviert.1841 Pfarrer Johann Herrmann starb. Die evangelische Schule wurde abgetragen

und neu aufgebaut. Die Kosten wurden durch Anbau der Brache mit Mais aufgebracht.

1847 Es traten viele Katholiken zum evang. Glauben über. Zwischen den beiden Pfarrämtern kam es zu langen Streitigkeiten und Auseinandersetzungen.

1853 Es starb Pfarrer Galgon. Sein Nachfolger war Alexander Bariß (1853-1881).1854 Die evangelische Kirche wurde renoviert. Das Lieblinger Gesangbuch er-

schien in einer neuen Auflage.1855 Die Kirche wurde mit Kehlheimer Platten gepflastert.1859 Es erschien ein kaiserliches Patent, das die Einführung einer neuen Kirchen-

ordnung anordnete. Da es in die Autonomie der Kirche eingriff, wurde es zu-nächst von der Kirchengemeinde abgelehnt.

1860 Mehrere röm.-kath. Handwerker erhielten in der Gemeinde Hausplätze. Das kaiserliche Patent, das 1859 abgelehnt worden war, wurde jetzt angenommen.

1862 Der erste Gesangverein wurde von Lehrer Samuel Hetzel gegründet und trug den Namen: „Deutscher Männergesangverein Liebling“. Im Laufe der Zeit war die Vereinstätigkeit mehrmals unterbrochen.

1864 Viele Reformierte traten zur evangelischen Kirche über.1867 Die Kirche wurde gründlich überholt und die große Glocke umgegossen.1869 Seit diesem Jahr wurden, am Dienstag und Freitag, regelmäßig Morgengot-

tesdienste für die Schuljugend abgehalten.1882 Pfarrer Emil Zvarinyi wird gewählt (Amtszeit: 1882-1912).1883 Das 400-jährige Geburtsfest Martin Luthers wurde gefeiert und der Luther-

fonds ins Leben gerufen.1885 Lehrer David Greisiger, der 50 Jahre im Dienste der Gemeinde stand, starb.1886 Die Gemeinde feierte ihr 100-jähriges Ansiedlungsfest. Anlässlich der Feier

wollte die Gemeinde Kaiser Joseph II. ein Denkmal errichten, was die unga-rischen Behörden jedoch ablehnten.

1889 Die evangelische Kirchengemeinde schaffte sich eine vierte Glocke an.1890 Eine neue Turmuhr wurde für 450 Gulden angeschafft.1894 Pfarrer Zvarinyi errichtete einen ungarischen Sprachkurs, der jedoch wegen

schwacher Beteiligung bald wieder abgeschafft wurde. In diesem Jahr musste Lehrer Polster, wegen angeblicher Agitation gegen den ungarischen Staat, Liebling verlassen. Tatsache war, dass er sich Madjarisierungsversuchen wi-dersetzte.

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Liebling Reschitz

1896 Eine Volksbibliothek wurde gegrün-det. Der „1896er Kirchenfonds der Kirchengemeinde“ wurde angelegt. Die Pächter übergaben den Betrag von 8001 Gulden.

1897 Der Thronfolger Franz Ferdinand reiste anlässlich einer Truppenübung durch Liebling. Die Gemeinde hat 883 Häuser.

1904 Eine neue Glocke wurde angeschafft.1905 Der Kirchturm wurde für 9600 Kro-

nen renoviert.1911 Der Komitatsausschuss beschloss, die

Gemeinde „Kedvencz“ zu benennen. Durch ein Gesuch an Kaiser Franz Joseph I. erhielt die Gemeinde den al-ten Namen wieder. „Kedvencz“ wur-de nur drei Monate als Ortsname ge-braucht.

1912 Pfarrer Emil Zvarinyi ist gestorben. Temeswar

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Sein Nachfolger wird Pfarrer Michael Reiser (1912-1922).1915 Die Glocken der Gemeinde wurden der Heeresleitung überlassen und abge-

führt. Bis zur Anschaffung von neuen Glocken wurde mit der kleinen Schul-glocke zur Kirche geläutet.

1917 Die Kirchengemeinde legte ihre Fonds in Kriegsanleihen an. Nach dem Krieg waren sie entwertet. Der „Frauenverein“ wurde gegründet. Seine Tätigkeit war vor allem auf dem Gebiet der Fürsorge segensreich. Vorsteherin des Vereins war die jeweilige Pfarrersfrau.

1918 Das Banat wurde vorübergehend von serbischen Truppen besetzt.1919 Es begannen Verhandlungen über den Anschluss der Kirchengemeinde an die

Landeskirche A.B.1920 Ein neues Geläut von vier Stahlglocken wurde angeschafft.1921 Am 3. April dieses Jahres erfolgte der Anschluss der Lieblinger Kirchenge-

meinde an die Evangelische Landeskirche A.B. in Rumänien.1922 Es starb Pfarrer Michael Reiser.1922 Der Leichenbestattungsverein wurde gegründet. Es wurde ein Leichenwagen

angeschafft, der den Mitgliedern bei Sterbefällen unentgeltlich zur Verfü-gung gestellt wurde. Der Verein stellte auch die Musik zu den Begräbnissen.

1923 Das 100-jährige Kirchweihfest wurde gefeiert. In Temeswar wurde die 200-jährige Feier der Ansiedlung des Banats abgehalten. An der Feierlichkeit be-teiligten sich 700 Lieblinger mit einem Hochzeitszug.

1924 Pfarrer Karl Goßner wurde gewählt und in sein Amt eingeführt (1924-1940). Bis zu seiner Wahl wurde die Gemeinde von Prediger Michael Wolf betreut.

1925 Die Kirche wurde für 790.000 Lei renoviert.1927 wurde ein neues Schulhaus mit vier Klassen erbaut.1930 Eine Orgel, die Dritte seit der Ansiedlung, wurde für die Kirche angeschafft.1935 Die Verordnung, den Namen der Gemeinde in „Frumos“ zu ändern, wurde

durch Komitatspräfekt Nistor außer Kraft gesetzt.1936 Am 31. Oktober/1. November wurde das 150-jährige Ansiedlungsfest der

Gemeinde gefeiert. „Liebling 1786-1936“ von Konrad Blum, erscheint in ei-ner Auflage von 1000 Stück. Mitarbeiter waren: Viktor Gündisch, Johann Hack, Johann Möhler, Friedrich Nagelbach und Andreas Nagelbach.

1937 „Die Geschichte der deutschen Kolonistengemeinde Liebling 1786-1936“ von Balthasar Glas erscheint.

1940 Pfarrer Karl Goßner trat infolge einer Erkrankung vorzeitig in den Ruhestand.1943 Am 25. Juli dieses Jahres wurde Pfarrer Andreas Nagelbach in sein Amt

eingeführt. Er betreute die Gemeinde bis zur Flucht im Jahre 1944.1944 Am 23. August löste Rumänien sein Bündnis mit Deutschland und schloss

ein Abkommen mit Sowjetrussland. Am 22. September verließen 2.158 Ein-wohner Lieblings die Gemeinde und begaben sich mit 447 Pferdewagen auf

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die Flucht in den Westen. Ein kleiner Teil der Flüchtlinge (99) kehrte wieder in die Gemeinde zurück. Einwohner: 4.160 Deutsche lebten im August in Liebling.

1945 Am 15. Januar wurden 215 Personen nach Russland verschleppt, 104 Männer und 111 Frauen. Insgesamt sind 45 in Russland verstorben (36 Männer/ 9 Frauen). Liebling hat außerdem 185 Kriegsopfer zu beklagen.

1950 Pfarrer Möckesch aus Deutschkreuz/Siebenbürgen wird am 2. März 1950 zum Pfarramtsverweser in Liebling ernannt.

1953 Pfarrer Friedrich Nösner tritt sein Amt an (1953-1975).1961 175 – jähriges Gründungsjubiläum der Gemeinde Liebling in Ulm. Den Fest-

gottesdienst hielt Pfarrer Nagelbach, die Festansprache Konrad Blum.1968 Nach einem Gesetz über administrative Neueinteilung der Kreise und der

Gemeinden in Rumänien, sollte Liebling der Nachbargemeinde Schebel (Je-bel) untergeordnet werden. Erstmals seit Kriegende werden wieder Kirch-weih, Fasching und Trachtenbälle offiziell gefeiert.

1970 Das erstes Lieblinger Kirchweihfest in Deutschland findet am 17. Oktober in Legelshurst statt.

1973 Feier des 150-jährigen Kirchbaujubiläums.1975 Pfarrer Erwin Glockner tritt sein Amt an (1975-1990).1977 Spendenaktion für die Lieblinger Kirche (elektrisches Orgelgebläse, Repara-

tur des Kirchendaches).1978 Es begann die letzte große Auswanderungswelle der Lieblinger. Sie sollte

ogjt" cnu" 34" Lcjtg" fcwgtp=" ywtfg" okv" fgo" Uvwt¦" Egcw3guewu" hcst beendet. Pfarrer Friedrich Nösner stirbt am 29. September und wird in Liebling begra-ben.

1980 Im Januar erscheint die erste, im Oktober die zweite Auflage des „Ortssip-penbuches Liebling“ von Johann Möhler / Altshausen.

1981 In den folgenden Jahren wurde die Kirche neu gedeckt und gestrichen.1986 Die 200-Jahrfeier findet in Legelshurst statt. Ein Gedenkstein wird in Legels-

hurst aufgestellt. Legelshurst übernimmt Patenschaft für Liebling.1988 Am 31. Dezember hatte Liebling 443 evangelische Gemeindemitglieder.1989 Der rumänische Diktator Ceausescu wird gestürzt. Die Hoffnungen der Lieb-

linger auf Auswanderung erfüllen sich. Fast alle finden in Deutschland eine neue Heimat.

1993 Einwohnerzahl: 3014 Personen, 57 Deutsche davon 42 Evangelische.1994 Im März hält Vikar Udo Weber seinen letzten Gottesdienst in Liebling Das

„Lieblinger Familienbuch“ von Adam Arnold erscheint im Dezember 1994.1995 Das Kirchendach soll renoviert werden. Dazu ergeht ein Spendenaufruf an

alle Lieblinger. Die Arbeiten sollen am 1. März 1996 beginnen und am 30. April 1996 beendet sein.

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1996 Die 210-Jahrfeier der Gemeinde wird mit einem Treffen in Liebling gefeiert. Gleichzeitig wurde die renovierte Kirche eingeweiht. Zugegen war auch Bi-schof D. Dr. Christoph Klein aus Hermannstadt.

Als Tochtergemeinden wurden von Liebling noch zwei kleine Gemeinden betreut:30"Uejkrgv"*two0"2krgv+ Etwa 104 evangelische Glaubensgenossen ließen sich dortim letzten Jahrhundert nieder, da sie dort billiger Boden erwarben. Die Gottes-dienste wurden in einem Haus (bei Fam. Stengel) abgehalten. 2. Ulmbach-Neupetsch (rum. Peciul Nou) - zählte etwa 20-30 SeelenDiese beiden evangelischen Gemeinden sind heute aufgelöst.

Lugosch (Lugos, Lugoj)

1838 Kommen Protestanten Augsburger und Helvetischen Bekenntnisses nach Lugosch und gründen eine Gemeinde, die bis 1845 zu Vukova gehört und danach zu Ebendorf. Bis 1845 zählte die Gemeinde 305 Seelen. Kurz vor 1850 kamen weitere Einwanderer aus Württemberg, Bayern und Ungarn es wurde ein Wohnraum als Bet- und Schulsaal gemietet.

1853 Erster Pfarrer Johann Schneeberger wird eingesetzt. Lugosch wird zur Mut-tergemeinde und zum Zentrum der Karascher- und Militärgrenze-Diaspora mit Wirkungsbereich auf die Evangelischen in: Ferdinandsberg, Karanse-besch, Mehadia, Orschova, Orawitz, Reschitz, Bokschan, Steierdorf und so-gar bis nach Fatschet. Kauf eines großen Hauses als Bethaus, Pfarrwohnung, Schule und Lehrerwohnung.

1856 Gemeinde zählt 500 und die Diaspora 1000 Gemeindeglieder.1859 Bis 1859 wurden die Matrikel lateinisch geführt, danach ungarisch. Der Kon-

firmandenunterricht musste in drei Sprachen gehalten werden: Deutsch, Un-garisch und Slowakisch.

1865 Betsaal wurde durch Anbau vergrößert (Kirche).1867 Schule und Pfarramtskanzlei wurden eingerichtet.1868 Schule und Lehrerwohnung wurden neu gedeckt, die Kirche neu ausgemalt.

Ein Taufbecken beschafft.3:92"Htkgfjqh"cp"fgt"Uvtcg"pcej"Lcd<t"ywtfg"gkpigygkjv"*Dku"fcjkp"dgitwd"ocp"

die Toten auf dem von den Orthodoxen überlassenen Friedhof).1889 Lugosch zählt 600 Seelen und die Diaspora nochmals 140, da noch einige

Pfarreien neu gegründet wurden. Bis 1892 war die Unterrichtssprache auf Deutsch, obwohl ein großer Teil der Schüler aus nichtevangelischen und nichtdeutschen Familien stammte.

1892 Der Unterricht erfolgt in ungarischer Sprache. (Schule bleibt kirchlich).1903 Am 8. November wurde die Union zwischen Lutheranern und Calvinisten

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aufgelöst; es blieben nur noch 437 Evangelische A.B.1930 Evang. Gemeinde zählt 342 Seelen; davon 39Schulkinder. Die Gottesdienst-

sprache war ursprünglich in Deutsch. Allein an den Hochfesten wurde auch auf Ungarisch und Slowakisch gepredigt. Vor 1890 wurde an jedem vierten Sonntag in ungarischer Sprache gepredigt. Nach dem Ersten Weltkrieg wur-den nur noch die Hälfte der Gottesdienste in deutscher Sprache abgehalten.

1991 Zahl der Gemeindeglieder beträgt 71. Im Jahre 2006 zählte die Gemeinde nur noch 32 Gemeindeglieder.

Reschitz *Tguke¦cdƒp{c."Tg3kYc+

Schon früh waren in den Eisenwerken von Reschitz und den Bergwerken um Re-schitz unter den Arbeitern und Beamten Evangelische anzutreffen. Das Werk wur-de vergrößert und so wurden durch die Staatseisenbahngesellschaft Arbeiter und Beamte, aus dem In- und Ausland (Komitate Lipto, Arva, Bács), aus der Zips, aus Österreich, aus dem Buchenland, aus Böhmen und der Slowakei, aus Sachsen, Baden, Württemberg, Nassau und aus der Schweiz, ansässig gemacht. Manche dieser Neuzuwanderer gingen wieder in ihre Heimat zurück.

1850 schließen sich die Evangelischen zu einer Tochtergemeinde zusammen, zu-gehörig zu Kleinschemlak.

1855 Anschluss an Lugosch. Erstes Presbyterium bestand aus drei Deutschen und zwei Slowaken.

1866 verlegte der Diasporapfarrer Gustav Bujkosszky seinen Wohnsitz nach Steierdorf; Reschitz schloss sich dann dort an.

1869 wurde der Direktor des Bergwerkes Georg Heinbach zum Kircheninspektor gewählt.

1870 Am 30. Oktober wurde in einem gemieteten Lokal die Schule eröffnet.1871 wurde ein stockhohes Haus als Schulgebäude gekauft; es wurde beschlossen,

einen Pfarrlehrer zu wählen und ihm einen Jahresgehalt von 500 Gulden nebst freier Wohnung und 6 Klafter Brennholz sicherzustellen. Prediger Jo-hann Pantyik, Pfarrer in Werschetz, wurde als Pfarrlehrer einstimmig ge-wählt.

1872 erklärte Senior Johann Frint die Gemeinde Reschitz als Muttergemeinde; er weihte das Schulhaus und ließ durch den Werschetzer Pfarrer Moritz Gratz den Neugewählten in das Amt feierlich einführen. Der Frauenverein aus Pest spendete die Abendmahlsgeräte. Spenden liefen ein von den Gustav-Adolf-Vereinen aus: Zürich, Basel, Leyden, Bremen, Halle, Siegen, sowie dem Hauptverein und auch anderen Vereinen.

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Persönliche Spenden kamen von: Kaiser u. König Franz Joseph I. und von Kaiser Wilhelm aus Deutschland, sowie auch vom Generaldirektor der K.K. priv. Staatseisenbahngesellschaft Emil Kopp.

Klopodia Lugosch

Detta Steierdorf

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1875 wurde das Schulgebäude, als die Schulden fast alle beglichen waren, auf die Kirchengemeinde übertragen. Die Gemeinde Zsidovin schloss sich als Toch-tergemeinde an Reschitz an.

1879 konnte das Schulgebäude ganz in Besitz genommen werden, nachdem alle Schulden getilgt waren (durch Spende von 2000 Gulden durch Generaldirek-tor Kopp von der Gesellschaft).

1881 Die Gesellschaft erhöht ihre Unterstützung für die Schule von 240 auf 400 Gulden jährlich.

1883 Ankauf eines Grundstücks für den Kirchenbau um 2400 Florin.1877 wurden: 26 deutsche, 25 slowakische, 14 ungarische Gottesdienste gehalten.

Der Unterricht in der 1870 gegründeten Schule war rein Deutsch; Ungarisch war nur Lehrgegenstand.

1890 musste noch ein Lehrer angestellt werden. Gegen den Willen der Ungarn wurde eine deutsche Lehrkraft angestellt. Es kam dadurch zur Auflösung der kirchlichen Union. Die Schule blieb deutsch; weil ihre Einrichtung den Ge-setzen (Art. 27/1907) nicht entsprach, wurde sie im Jahre 1909 aufgelassen. Folglich wurde die letzte deutsch-evangelische Schule geschlossen. Den Schulbetrieb nahm ein ungarischer Lehrer auf und so wurde die Schule staat-lich; nur der Religionsunterricht wurde in der Muttersprache erteilt. Der Pfar-rer richtete in den Sommermonaten einen deutschen Sprachkurs für die deut-schen Kinder ein.

Von 1873 bis 1907, also 32 Jahre lang diente Pfarrer Johann Pantyik in Reschitz.Von 1908 bis 1959, also volle 50 Jahre lang diente Ferdinand Szende. Zwischen-

durch war er viele Jahre lang Bezirksdechant des Banater Evangelischen Kir-chenbezirkes A.B. Zur Erinnerung: Elisabeth Szende, die Tochtervon Pfarrer Szende war Lehrerin in Semlak.

1907 „Evangelischer Frauenverein“ gegründet durch Frau Emma von Kubanyi, Ehegattin des Kircheninspektors und Forstmeisters Andreas von Kubanyi, obwohl fast 50 Prozent der Frauen römisch-katholisch waren, gekennzeichnet durch eine hilfsbereite Tätigkeit ab 1908 wirkte auch die junge Pfarrerin Eu-genie Szende mit und wurde zum „Herzen“ der Gemeinde.

1910 Einweihung der neugebauten Kirche.1925 wurde die evangelische Schule neu errichtet; Schülerzahl stieg ständig:

1925/26 waren es 40 Schüler, davon 15 evangelisch.1930/31 stieg die Schülerzahl auf 117, davon 39 evang., 1936/37: 120 Schüler,

davon 33 evang. 1927, 1930 und 1935 wurden noch je eine Lehrerstelle ein-gerichtet. Auch viele römisch-katholische Kinder (100) besuchten diese Schule, da es die einzige deutsche Schule in der 20.000 Deutsche zählenden Industriestadt war. Erhalten wurde die Schule durch Schul- und Kirchen-

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taxen; die Kirchengemeinde musste nur die Gehälter der Ferienmonate be-zahlen, sowie Brennholz und Beleuchtung.

1936 bis 1941 war der Bezirkskirchenkurator Edgar Müller engster Mitarbeiter des Bezirksdechanten Ferdinand Szende. Es erschien das Kirchenblatt des Deka-nats, das „Licht“ in hoher Auflage.

1957 Am 1. Sept. 50-jähriges Pfarrer-Jubiläum von Pfr. Ferdinand Szende im Bei-sein von Bischof D. Friedrich Müller und des Hauptanwaltes, nachheriger Landeskirchenkurator Albert von Hochmeister. Reschitz hatte in 83 Jahren nur zwei Pfarrer. Es folgte Viktor Niedermayer, dem F. Szende bis 1963 im-mer wieder aushalf. Zum Gedenken an Pfr. F. Szende hat die Kirchenge-meinde in der Kirche eine Gedenktafel angebracht, nachdem er 1963 am 1. Sonntag im Advent in München verstorben war; noch am 24. Juli 1963 feier-te er seinen 80. Geburtstag.

Die Kirchenprotokolle wurden bis 1909 in Ungarisch und auf Deutsch geführt, von 1911 bis 1921 nur ungarisch und ab 1921 nur deutsch.

1991 gab es noch 120 Gemeindeglieder, 2006 verblieben noch 70.

Zu Reschitz gehört auch die kleine evangelische Gemeinde in Bokschan

2002 zählte die Kirchengemeinde in Bokschan 7 Seelen2006 verblieben noch 5 Seelen in Bokschan

14. Steierdorf (Steierfalva, Anina II)

Das Bergamt in Orawitz rief Holzfäller und Kohlenbrenner aus der Steiermark. Im Juni 1773 kamen 34 Familien, die östlich von Orawitz in den Wäldern angesiedelt wurden, wo sie sich dürftige Hütten bauten. In Erinnerung an ihre Herkunft nann-ten sie den Ort „Steirerdorf“ (Steierdorf). Unter ihnen waren auch einige Protestan-ten, die aber infolge der diasporalen Lage katholisch wurden.1855 kaufte die K.K. Österreichische Privil. Staatseisenbahn Gesellschaft die

Bergwerkanlagen und Domänen ab und begann mit einer großzügigeren Be-wirtschaftung derselben. Ein Holzfäller fand zufällig ein Stück Steinkohle; es wurde der Anfang zur Bergung der übergroßen Schätze, die das Dorf zum Blühen brachten.

1856 bis 1858 Errichtung des Eisenwerks in Anina; man benötigte Facharbeiter, Handwerker (Schmiede, Schlosser, Gießer, Tischler, Zimmerleute, Maurer), die man aus allen Teilen der Monarchie her brachte. Die Gesellschaft ließ mehrere hundert Häuser für die Herbeigerufenen erbauen. Die so erweiterte Gemeinde wurde Steierdorf-Anina benannt. Als Einwanderer kamen Sach-sen, Zipser, Handwerker aus dem Komitat Gömör, aus der Bukowina, aus den Komitaten Temesch, Torontal und Csongrad. Unter ihnen gab es auch

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Die evangelischen Gemeinden im Banat

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viele Protestanten, meist Reformierte. Steierdorf-Anina zählte damals schon 300 bis 350 Seelen. Der Kleinschemlaker Pfarrer Josef Vodar erklärte sich bereit, diese zu betreuen, was er bis 1865 auch tat.

1867 wurde in Steierdorf eine Reisepredigerstelle gegründet; ständiger Wohnsitz war Werschetz. Er wurde gebeten, seinen Wohnsitz nach Steierdorf zu verle-gen. Pfr. Bujkovszky nahm das Angebot an und übersiedelte im Dezember 1867 nach Steierdorf. Er hielt die Gottesdienste und den Schulunterricht in einem Raum des Forstamtes. Der neue Pfarrer tat die ersten Schritte, damit die Gemeinde ein Bethaus, eine Schule und ein Pfarrhaus erbauen möge.

1871 Grundsteinlegung und Fertigstellung der Kirche nach den Plänen des Orawit-zer Architekten Johann Bibel. Gleichzeitig wurden auch die Schule und das Pfarrhaus errichtet.

1871 am 19. November Einweihung der Kirche; viele Schulden waren noch nicht getilgt; deshalb unternimmt der Pfarrer eine Reise nach Stettin zur Versamm-lung des Gustav-Adolf-Hauptvereines, wo er sein Anliegen vortrug. Die Un-terstützung kam, es blieben aber noch Schulden.

1874 entschloss sich die Gemeinde, sich als Muttergemeinde zu organisieren, was auch genehmigt wurde.

1886 war die Seelenzahl auf 300-350 gestiegen, ging danach aber langsam zurück. 1894: 300 Seelen und 120 Seelen in der Diaspora; 1911: 230 Seelen und 100 in der Diaspora. Nach 1918 blieb Steierdorf noch längere Zeit selbständig und gehörte zur Superintendentur nach Arad.

1924 Anschluss an die Evang. Landeskirche in Siebenbürgen; Steierdorf wurde Tochtergemeinde von Reschitz und von dort betreut. Die Gottesdienste wur-den Deutsch gehalten, nur in Ausnahmen Ungarisch.

1991 zählte die Gemeinde noch 61 Seelen, 2006 stieg die Zahl auf 98 Seelen an.

Temeswar (Temesvár, Vkok3qctc+

Schon sehr früh kam reformatorisches Gedankengut auch ins Banat. So wird über-liefert, dass es bereits im Jahre 1530 in Temeswar eine Evangelische Kirche gege-ben hätte. Da Temeswar zwischen 1552-1716 unter türkischer Besatzung war, gehen auch die Spuren der Evangelischen verloren.Der erste evangelische Gottesdienst nach der Türkenzeit wurde 1795 für sächsische Soldaten aus Siebenbürgen gehalten, die in Temeswar ihren Militärdienst leisteten. An diesen Gottesdiensten nahmen auch andere evangelische Bewohner teil. Einmal jährlich am 1. Sonntag nach Ostern kam Pfarrer Georg Herrmann aus Liebling und hielt einen Gottesdienst. Am 3. November 1791 wurde das Békés-Banater Dekanat gegründet und im Jahre 1813 das eigenständige Banater Dekanat. Im Jahre 1799 wurden die Gottesdienste in der römisch-katholischen Mittelschule gehalten und

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Die evangelischen Gemeinden im Banat

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im Jahre 1800 im Saal des Bürgermeisteramtes. In den Jahren 1801-1802 fanden die Gottesdienste im Saal der serbischen Schule statt. Als im Jahre 1803 ein ande-res Regiment nach Temeswar kam, in dem viele slowakische Soldaten waren, wurden die Gottesdienste in der Kapelle des Regimentes gehalten. In den Jahren 1804-1824 wurden die Gottesdienste mit Genehmigung im Saal des Militärkran-kenhauses gehalten.1824 eigentliche Gründung der Gemeinde: sie war eigentlich uniert (evang. und

reformiert), hatte deutsche, ungarische und slowakische Gemeindeglieder. Es wurde beschlossen, ein Haus in der Straße hinter der Domkirche für die Got-tesdienste zu mieten. Ein evangelischer Pfarrer wird angestellt, später auch ein reformierter Pfarrer.

Die Gottesdienste am Sonntag Vormittag werden in jeder Sprache extra gehalten:Zwei Mal im Monat deutsch, und je ein Mal ungarisch und slowakisch.

1825 Sammlung für den Bau einer eigenen Kirche, Schule und Pfarrhauses.1825 Eröffnung einer Knabenschule, von 1857-1869 aus 4 Klassen bestehend.1830 Wilhelm Karner wird zum Pfarrer gewählt.1831 Architekt Mathias Nepper und Ing. Johann Glatz aus Arad werden mit dem

Bau der Kirche beauftragt. Gemeindeglieder sind: 280 evangelisch und 45 re-formiert.

1832 am 4. November – Einweihung des Betsaals und des Pfarrhauses. DechantSamuel Simon predigte deutsch, der reformierte Pfarrer Johann Csernak aus

Tóthkomlós ungarisch. Es sang der Chor der Röm.-Katholischen Domkirche.1836 nur noch 3 Gottesdienste jährlich in slowakischer Sprache1836 am 16. Juni erste kanonische Visitation durch den Bischof Johann Szeberényi

aus Budapest. Baupläne für eine neue Kirche von den Ingenieuren Johann Glatz aus Arad und N. Hilt aus Budapest erstellt. Bauleitung Karl Fischer aus Arad.

1837 Pfarrer Wilhelm Karner und András Balog gehen auf eine 3-monatige Reise durch das Banat, Ungarn und Österreich, um Geld für den Kirchbau zu sam-meln. Es wurde mit dem Kirchbau begonnen (ohne Turm).

1839 am Reformationstag – Einweihung der Kirche. 1859 Eröffnung einer Mädchenklasse in der Knabenschule (1825).1847 Gründung eines Senioratsrealgymnasiums, ging aber schon 1869 ein (Der

Staat entzieht die Schulsubvention).1860 Pfarrer Wilhelm Karner stirbt.1884 Gründung des Martin-Luther-Vereins.1889 Gründung des Frauenvereins, der sich karitativ betätigt. Es gibt auch einen

kirchlichen Jugendverein.1891 22. Februar - Reformierte Gemeinde trennt sich von der Evangelischen.

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Die evangelischen Gemeinden im Banat

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1901 Aufbau des Turmes der Kirche und Einbau der 2-manualigen Orgel der Firma Wegenstein & Söhne aus Temeswar.

1902 Renovierung der Kirche - Wiedereinweihung am 26. Oktober.1903 Drei Glocken von der Glockengießerei Anton Novotny aus Temeswar. Glo-

ckenweihe am 19. Oktober.1937 Die Gemeinde zählt 3891 Seelen, davon 1429 in der Diaspora. Etwa 2500

Gemeindeglieder sind Deutsche.Die Gemeinde gehört zur Synodal-Presbyterialen Evangelischen Kirche A.B. mit dem Bischofssitz in Klausenburg.

Waldau

1907-1909 wurde Waldau auf dem Gut des Barons Biach-Baiersdorf gegründet. Es nkgiv"5"mo"xqp"2q3fgc"gpvhgtpt, in der Nähe von Moritzfeld. Die Siedler ka-men: 22 Familien aus Liebling, 13 aus Franzfeld, 3 aus Butin, 1 aus Deschan, 3 aus Fatschet, 1 aus Wetschehausen, 2 aus Siebenbürgen, 1 aus Kleinschem-lak, 2 aus Rittberg und 1 aus Ungarn. Waldau wurde von Kleinschemlak, dann von Birda betreut.Nach der Enteignung 1945 mussten sich die Männer anderswo Arbeit suchen, kamen nur am Wochenende nach Hause.

1955-1956 wurde die Kollektivwirtschaft gegründet, was aber keine erhebliche Verbesserung der Lage mit sich brachte, folglich zog man es vor, den Ort aufzugeben und sich anderswo in den umliegenden Ortschaften niederzulas-sen.

1963 hatte bereits die Mehrheit der Bevölkerung das Dorf verlassen und die Häuser selbst abgetragen.

Zur Zeit werden alle diese Gemeinden (in denen es noch Gemeindeglieder gibt) von 2 Pfarrämtern betreut: Semlak (Pfarrer Walther Sinn), zuständig für alle Ge-meinden, die westlich liegen und Reschitz (Pfarrer Egon Wonner), zuständig für alle Gemeinden, die östlich liegen.

Literatur zu diesem Thema: Siehe Seite 71ミ

IDas Gustav-Adolf-Werk (e.V.), gegründet 1832, ist das älteste evangelische HilfswerkDeutschlands und das Diaspora-Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland.

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Aus dem Bilderalbum von Johann Kaiser

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Von links:

Heinrich SchillingWilhelm BartolfGeorg PinczesJohann Kaiser

Konrad HolzimmerKonrad PinczesAdam Schmidt

Friedrich BalassaAndreas Brandt

Adam SchubkegelMartin Winkfein

Georg Klamm

Rekrutenverabschiedung 1952. Dieses Bild enstand im Gang des Hauses von Wilhem Bartolf am Vorabend seiner Einberufung zum Militärdienst.

Oben v.l.:

Friedrich SchillingAdam PinczesAndreas BrandtHeinrich SchillingFriedrich BalassaHeinrich SchillingGeorg Pinczes

Mitte:

Johann KaiserGeorg RozsaJohann Born

Unten:

Gabor KaitorKonrad Holzimmer

Majalisch 1953 (1.Mai Feier) an der Marosch

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Aus dem Bilderalbum von Johann Kaiser

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Jkpvgp"xqp"nkpmu<"Cpftgcu"Ukrqu."Rcuew"Ctecfkg."Jkfk3"Rcxgn."Okejcgn"Rkn¦."Rcwn"Jqnyquejmc.Davor, von links: Magdalena Balassa, Katharina Kaiser, Kristof Kaiser.

Vorne sitzend: Oarga Gheorghe, Juliana Sipos, Johann Kaiser, Susanna Schilling,Friedrich Balassa j., Basista Feri, Friedrich Balassa s., Adam Gottschick, Georg Kernleitner,

Heinrich Schilling, Heinrich Vogel.

Von links,auf den Pferden:

Johann KaiserBasista Feri

Vorne:

Friedrich BalassaGeorg KernleitnerHeinrich SchillingAdam Gottschick

Heinrich Vogel

Die Bilder dieser Seite entstanden 1954 nach dem Rekrutenball im Hof von Johann Kaiser.

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Aus dem Bilderalbum von Johann Kaiser

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Hinten von links:

Basista FeriAdam Gottschick

Johann KaiserFriedrich BalassaHeinrich Schilling

Heinrich Vogel

Vorne:

Paul HolwoschkaOarga Gheorghe

Georg KernleitnerAndreas Sipos

Michael Pilz

1954 nach dem Rekrutenball im Hof von Johann Kaiser

Junge Semlaker 1973 in AradV.l.: Andreas Bartolf, Elisabeth Kaiser geb. Ledig, Heinrich Schilling, Julianna Arasz,

Katharina Schilling geb. Bartolf, Konrad Pinczes, Elisabeth Bartolf geb. Hay, Johann Kaiser, Susanna Pinczes geb. Szabo.

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Anna Maria und Michael Jost feierten Goldene Hochzeit

Am 3. Januar 2009 auf den Tag genau nach fünfzig Jahren begangen Anna Maria und Michael Jost ihren Goldenen Hochzeitstag.Der Gottesdienst fand in der Sankt-Georgs-Kirche in Kandel statt. Wie einst vor fünfzig Jahren überreichte Juli Tante in einem besonders rührenden Moment den aus weißen Nelken mit Asparagus und langen Bändchen geschmückten Braut-strauß. Es war, als wäre es der gleiche Brautstrauß wie vor einem halben Jahrhun-dert.

Zum geselligen Teil der Feier hatten die Gäste zu Ehren des Jubelpaares ein buntes Unterhaltungsprogramm vorbereitet. Den Auftakt bildete das Lied Ich tanze mit

Dir in den Himmel hinein, ein Lied, bei dem jeder der versammelten Gäste sich in Erinnerung rief, wie einst bereits nach den ersten Klängen der Musik Michael aufsprang, seine Mariechen suchte und beide dann auf die noch leere Tanzfläche im langsamen Dreivierteltakt dahinschwebten. Es scheint als hätte sich die Harmo-nie dieses Tanzes auf ihre Herzen übertragen - und so schlagen schon seit 50 Jah-ren zwei Herzen im Dreivierteltakt.Einen Rückblick in die Vergangenheit war den Gästen durch eine Videoaufzeich-nung aus dem Jahre 1990 geboten. Die Jahre sind dahin, das Erzählte verflüchtigt,

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aber die Bilder erzählen ihre eigene Geschichte. Frau Jost selbst scnerung an die Aufnahmen aus jenen vergangenen Jahren, wie ihr, gdieser Ehe abgeraten wurde und beschrieb den Tag, an dem MichaeDer langsame Walzer war wohl der ständige Begleiter des gefeierbis spät in die Nacht hinein wurde auch so manche Polka getanzt. Sbeliebten RgtkpkYc" ließ man sich hinreißen. Für gute Stimmung nauer Alleinunterhalter. Der meinte, dass er schon Hochzeiten denen es nicht so lustig zuging wie bei dieser Goldenen.„Das waren wohl keine Semlaker Hochzeiten“, meinte Erika.

Zum Ausklang, spät nach Mitternacht, fanden sich die Gäste in einzusammen und sangen unter Akkordeonbegleitung die alten LiederAls zum Abschied „Langsam geh´n im Saal die Lichter aus“ gkonnten wir auf einen unvergesslichen Tag zurückblicken. Wir aschafft, für kurze Zeit alle Sorgen, alle Belastungen zu vergessenfrohem Herzen gefeiert. Es war die Dankbarkeit, diesen Tag gemeikönnen, die uns berührte.

Mögen dem Goldenen Brautpaar noch viele schöne gemeinsame Jahreミ

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lbst schilderte in Erin-e ihr, gut meinend, von

ichael freien kam.gefeierten Paares, aber anzt. Selbst von der so

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in einem großen Kreis Lieder.aus“ gesungen wurde, Wir alle hatten es ge-gessen und haben mit

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e Jahre beschert sein!ミ

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De Besm hat jo lang gstudiert,wu heit die Reih wär, dass er k(i)ehrt,wie pletzlich aus em Maroschland- der Pipatsch net so gut bekannt -a Hilferuf zu uns is kumm.

"Kumt, schaut eich mol bei uns do rum!"Mir han ganz tief mol Ochtum ghol,die "Wolga" mit Benzin gmacht vollun sin beim schenste Kukuruzwettergfahr an die hunert Kilometerun sin gelandt in Semlak doun, ehrlich gsaat, mir ware froh.Weils letschti Stick vun dere Stross,so an die acht Kilometer gross,die kummt uns grad so hurplich vor,so wie se war vor zwanzich Johr.Doch is Asphalt, so heert mr saan,for Semlak lang noch net im Plan,un eigentlich is des stark schad;des hätt mer geere aach noch gsaat.Des Dorf is gross, mir han uns gwunert.Hat Nummre an die fufzehnhundert;Is verzehn Gasse lang un noch Es Neidorf – gel, so heest des doch? –Ens une – un ens owedran Plus Harrisburg mer fine kann.

De Besm, sunscht ganz motrisiert,is fleissich do zu Fuss maschiert,weil was im Summer Staab geween,in Dreck verwandelt hat de Reen.Zum Glick, mir han als Adjutant,a Mann bei uns, do gut bekannt,de SCHUBKEGEL; de HEINRICH mit,weils Kehre besser geht zu dritt.Un ausserdem, er kennt sich aus,kennt jedi Gass, bal jedes Haus,weess viel vum Dorf uns zu verzähle,mit ihm kann mer de Wech net fehle.Kaum sin mer do, erfahr mer schun,wer do um Hilf geruft hat unverloss sich vorkummt, wies aach wohr.Wie uf `ner Insel ganz verlor.„Theater, nee, kummt selten her, wie wann des Semlak gar net wär;ke Chor, ke nix vun anerschtwuwerft mol de Blick uf Semlk zu.Mir sitze do, verloss, alleen;Alleen zu sin, des is net scheen!“So hat uns do a Red sie ghal,die HOLLICH, ja, die KATHI GALL:

„Wann mir schun selwer wenich machefor Unterhaltung un for Lache ...

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Der Pipatsch Dorfbesen

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(De Grund derzu is uns bekannt;des zuzugin, is gar ke Schand...)„Drum kummt mol her, macht Appetit!Mir wisse, so was reisst doch mit.“Theater hat mer do mol gspielt,de Saal war voll un iwerfillt.De KAISER GEORG war der Mann,der wu Regie gut fiehre kann.Un weil „mechanisch“ stark des Stick,ziehn alli Lehrer sich zurückun „Braut mit Auto“ wird ufgfiehrt,vum SeMeTe-Mann ingstudiert ...Mir gehen zu Fuss, des is net schwer,zu suche dann den Regisseer.

Am anre End vum Dorf des leit,nor zwei-drei Kilometer weit,ycu"ãUgeYkgÐ"fq"ko"Fqth"ogt"jgguvun traurich vor `ner Zeit gewest.Doch jetz is alles repariertun, wies sich geheert, aach installiert,un stolz die Leit vum Kukruz rede, dass sie de schenschte do gar hätte!So een Waggon, rund, per Hektarun Kolwe, Leit, ganz wunerbar!Un sin mit Breche, TrnsportiereBal fertich schun. – Mir gratuliere.Zum Lehrer SCHMIDT jetz schnell noch hin,a Rentner bei der Arweit gsiehn ...Die Beem zu spritze sin im Garteun zehnerlei Arweite warte,ja, ehrlich gsaat, wer hat des gwisst,wieviel mer tut als – Pensionist?

Aach er klaat uns: „Do tut sich nix!Un frieher war do alles fix!Bei Lied un Tanz, Theaterspiele ...Fehlts jetz am Kenne? Fehlts am Wille?Zur MALETH JULI gehen mer nin,die is do als Vertretung drin,weil ihre Mann jo lerne soll,zur Priefung un weil Alkoholmit Autofahre net gut geht,bedient die Juli im Bufett.Mir schaun uns rum is alles scheen,mir misse awer weitergehnun dienstlich uns do drin uffiehre.(Un net mol „dienstlich“ was prowiere ...)Im Nochberzimmer a Billard,a Dutzend Leit sin drum gschart.Die Kugle, ja, die ware mol,so wie a Kugl rund sin soll ...Jetz sin ses nimmer un sie kurglewie wann mi Kerwus mer mecht schurgle.

Page 103: Heimatbrief

Der Pipatsch Dorfbesen

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Ganz hine steht im Hof des Haus,(mer sprecht den Name net gern aus)a Wildnis umetum, ihr Leit,wie frieher in de Tirkezeit.Un mitte drin a Apparat!Ja, hätt uns net do jemand gsaat,was des soll sin, mir wisstes net:die „Rauschaustreiwung“ vum Bufett!Mer hats uns gwies, wies funktioniert,drum han mers do aach ufskizziert.Jetz an der Sowra-Schul voriwer,un des is absalut ke Freid,wann Herbscht is un so feicht die Zeit.Umsunscht die Blätter, die vum KehreMer tut als „Plaschter“ aus do leere,a Traktor kummt un futsch un wegis alles gleich. Was bleibt is Dreck.

Beim NYUJTO – STRECK, beim Vetter PHEDER,den kennt doch, men ich, do a jeder,do kehr mer schnell a bissl ein,trinkt Sodawasser gspritzt mit Wein.„Is eigni Fechsung, des un sel!“erklärt der Mann uns uf der Stell.Verzählt uns dann a paar so Sacheun meischtens solchi, wu for lache,dass Salzstängle sei Leibspeis sin,doch will mer ihm grad die net gin ...Zum JOST,wu MICHL sich noch nennt(Als Turnprofessor mer ne kennt)heessts gehen. „Ist nicht zu Haus!“Beim Lehrer STOLZ, beim NIKOLAUS,

Sin alli zwei beschäfticht schwermit Table spiele un noch – mehr ...Die Leit han gstaunt: „Wie kummt Ihr rin?Wu doch so schlimm die Hunde sin!Die tun doch belle sunscht un beisse,a Fremde iwerhaupt verreisse!“„Ja, Leit“, saat dann de Stolz, „ich weess,de BESM is dran schuld gewes.Un ausserdem, des weess mer gut,dass mer der Pipatsch doch nix tut;net mol a Hund, jetz hat mers gsiehn,meecht kumme in die Pipatsch nin!“

Mir han dann gred vun allerhand,vum Sport aach gfroot un vun seim Stand;doch is, was mer do mol betrieb,jetz nor Erinnerung geblieb ...Zu schnell geht rum do heit die Zeit,un Temeswar is arich weit.Un viel wär gween, for ufzuschreiwe, a Tach kennt ruhich mer noch bleiwe.

Page 104: Heimatbrief

Der Pipatsch Dorfbesen

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Vun die „Beriner“ (des is klor,es „B“ is iwer Nacht hart wor),vun die „Gubasche“ – Nummro zwei –wär ufzuschreiwe allerlei.

Als bravi Leit kennt mer se lowe,die zweierlei vun Semlak-Schwowe,wu fleissich, ehrlich allizeit,nor halt „vum Schuss“ a bissl weit.Mir kennte aach dervun verzähle,dass die „Gubasche“ Mädche fehle,un wann se Kerwei mache wolle,se sich „Beriner“ Aushilf hole.Un so sin die „Beriner“ dann(weil die bis jetz ke Kerwei han)

jetz aach noch uf de Gschmack drufkummun gehen vielleicht mi `m Strauss bal rum.Un allerhand wär noch zu saan,zu lowe, kritisiere, klaan,per name a paar Leit noch nenne,wus recht wär, dass noch mehr se kenne.Un ach, dass frieher jeder dosei Sockl nor dann gmolt hat bloo,wann er a echt „Beriner“ war ;un die „Gubasche“ – des is klar -,dass mer se net verwechsle soll,nor grieni Sockle han gemolt ...Aach des is rum un scheckich sinDie Socklfarwe heit zu gsiehn.Jetz is es awer an der Zeit!Mir saan adje, ihr liewi Leit ...Lebt wohl, bleibt gsund un halt eich so!Es hat uns gfall in Semlak do.Wann aach noch vieles bleibt for mache,vergesst des eeni net, es Lache!Un war mer bissl frech gewees ...Net schlecht gment wars. Seid uns net bees.Di letschti Reih, do kennt ihrs lese:A scheene Gruss vum Pipatsch-Bese!

Ufgschrieb vum Michl Gradaus

Gemolt vum Bittenbinder Franzi

Am 5. November 1972 erschien in der Neuen Banater Zeitung aus Temeswar eine Ausgabe des Dorfbesen über Semlak. Dafür besuchte, in Begleitung unseres Landsmannes Heinrich Schubkegel, der damals Lehrer in Ulmbach/Neupetsch war, ein Reporterteam unsere Heimatgemeinde.Der Dorfbesen verstand sich als humoristisch-satirische Seite und wurde in Versen und in der damals von der Neuen Banater Zeitung propagierten Berwangerschen

schwowische Weltsproch verfasst. Das war eine banat-schwäbische künstliche Mundart, die alle deutschen Bewohner unserer Region verstehen sollten.Reporter und Autor der oben stehenden Verse war Ludwig Schwarz, geboren in Dolatz und damals wohnhaft in Neupetsch. Er schrieb im Dorfbesen unter dem Pseudonym Michl Gradaus. Der damalige Chefredakteur der NBZ, Nikolaus Berwanger unterschrieb seine Mundartbeiträge mit dem Pseudonym Sepp Zornich Umseck (Gradaus und Umseck! Die Namen waren Programm). Ludwig Schwarz ist auch der Autor des Mundartromans „De Kaule Baschtl“.Die Karikaturen zu diesem Beitrag zeichnete Franz Bittenbinder aus Temeswar. ミ

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Aus dem Bilderalbum von Elisabeth Bartolf, Duisburg

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Von links:

Juliana GuthMartin Schäfer

Maria Braun KernleitnerAdam Wolf

Martin Bartolf (USA)

Elisabeth Braun Bartolf

Katarina Bartolf (USA)

Michael Bartolf

Vorne sitzend:

Georg Schön,

dahinter:Magdalena Ledig Ileana

Auf der Bank, von rechts:

Martin BartolfElisabeth Braun BartolfGeorg MalethMaria Braun Kernleitner ...

Am Sonntag in der großen Gasse. 1941 in Semlak. Fotos von Adam Braun.

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Aus dem Bilderalbum von Elisabeth Bartolf, Duisburg

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Aus dem Bilderalbum von Elisabeth Bartolf, Duisburg

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Fasching in Semlak

Von Martin Schäffer, Bönnigheim

Als Karneval, Fastnacht oder Fasching (auch fünfte Jahreszeit) bezeichnet man verschiedene Bräuche, die Zeit vor dem Aschermittwoch in Ausgelassenheit, Fröh-lichkeit und überschäumender Lebensfreude zu feiern. Ein Brauch ist eine Hand-lung, die nicht beliebig oder spontan abläuft, sondern einer bestimmten Regelmä-ßigkeit und Wiederkehr bedarf, ferner einer brauchausübenden Gruppe, für die dieses Handeln eine Bedeutung erlangt, sowie einen durch Anfang und Ende ge-kennzeichneten Handlungsablauf, der der Trägergruppe bekannt sein muss. Er ist aber auch eine innerhalb einer festen sozialen Gemeinschaft erwachsene Gewohn-heit oder Tradition.Da die Reformation die vorösterliche Fastenzeit abschaffte und somit auch die Fastnacht ihren Sinn verlor, gerieten viele Bräuche zum Teil wieder in Vergessen-heit. Bis heute ist der Fasching Sinnbild katholischer Mentalität.

Fasching 1973, Die Musikkapelle „Die Jungen“

Joachim Wagner, Ewald Hartmann, Jakob Sebold,Martin Herber, Hans Gottschick, Andreas Schubkegel,Helmuth Gottschick, Richard Gottschick, Michael Götz

Michael Götz, Veronika Zimmermann (Götz))

So betrachtet, hat sich der Fasching als Brauch in Semlak nie voll ausgeprägt. Das, was in der Faschingswoche gemacht wurde, waren einzelne Verkleidungen von Kindern und auch Erwachsenen, um sich einen Spaß daraus zu machen, von den Nachbarn oder Verwandten nicht erkannt zu werden.

Page 109: Heimatbrief

Fasching in Semlak

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Permanent entstehen aber neue Bräuche, diese Bräuche haben oft nicht die gleiche Bindekraft wie die Bräuche früherer Zeiten. Die Traditionskette, die Bräuche über-liefern ist kürzer. Zu einem Aufleben der Faschingsumzügen kam es in den siebzi-ger und achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Größere Faschingsumzüge gab es in den Jahren 1973, 1975, 1976 und 1984.Fasching als Kulturveranstaltung wurde auf Anregung des damaligen Kulturhaus-direktors Suciu und des Kulturbeauftragten des Rathauses Kresan erst Anfang der siebziger Jahre aufgenommen. Sie wandten sich an die Deutschen, die, angespro-chen, dann auch die Initiative ergriffen und 1973 den ersten größeren Faschings-umzug veranstalteten. Den beiden Organisatoren Richard Sebold und Adam Hay gelang es, die deutschen Jugendlichen vollzählig zu mobilisieren.Die Zugteilnehmer versammelten sich im Hof der Familie Kaitor. Nach einer Tanzrunde startete unter Marschmusikklängen der Faschingszug. Die Teilnehmer trugen fantasievolle Kostüme. So erweckte eine fröhliche, bunte Gesellschaft, die durch das Dorf zog, hohe Aufmerksamkeit.Hoch zu Ross führten die beiden Organisatoren den Faschingsumzug an. Die Sem-laker Musikkapelle, Die Jungen, die den Umzug musikalisch begleitete, wurde auf dem Pferdewagen von Andreas Fray durch die Gassen gefahren.

Fasching 1975

Bild links: Rosemarie Szarvas (Vancsik), Martin Zimmermann, Elisabeth Blanita (Rück)Bild rechts: Peter Zabos, Elvine Plattner (Schubkegel), Gabriel Kaitor, ?, Stefan Gal,

Maria Szarvas (Kaitor), ?, Elisabeth Hay, Adam Hay, ?, Liselotte Bartolf ?

Der Zug ging von einem Dorfende durch die neberste Gasse bis zum anderen Ende des Dorfes, von dort aus durch die große Gasse zurück bis zum Kulturheim.An jeder großen Kreuzung verkündeten die Organisatoren mit lustigen Sprüchen eine Einladung zum abendlichen Faschingsball.

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Fasching in Semlak

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Fasching in Semlak

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Da so ein Umzug auch ganz schön durstig macht, wurden die Kehlen auch kräftig mit allerhand Wässerchen geschmiert. Nach mehreren Stunden Umzug durch die Gassen, traf der Zug am späten Nachmittag im Kulturheim ein. Mit einigen flotten Polkas wurde der Faschingsumzug beendet, um sich am Abend erneut zu treffen.Der Faschingsball verlief nach einem festgelegten Programm: In lockerer, ungez-wungener Form erfolgte der Aufmarsch der Narren. Die Tanzunterhaltung eröffne-ten die Faschingsnarren mit zwei Tänzen.

Fasching 1976Bild links: Martin Zimmermann, Liselotte Bartolf, Veronika Zimmermann (Götz),

Siegfried Beinschroth, Georg Guth, Peter Ney, ?, Ewald Holzimmer, Heinrich Bartolf,Maria Szarvas (Kaitor), Hans Szarvas, Erika Zabos (Zimmermann), Peter Zabos

Bild rechts: Adam Hay, Richard Sebold, Joachim Wagner, Erika Almaschi (Niesz).

Während des bunten Treibens wurden fleißig Tombola Lose verkauft. Man soll es nicht glauben, aber auch in diesen Zeiten hat man immer Sponsoren gefunden, die etwas für die Unterstützung der Kulturtätigkeit gespendet haben. Den Höhepunkt des Abends bildete die Versteigerung eines Ferkels, das vom Schweinekomplexgesponsert wurde. Erst in den frühen Morgenstunden verabschiedete sich die Mu-sikkapelle mit dem Marsch Alte Kameraden.

Auch in den Jahren 1975 und 1976 wurden in ähnlicher Weise unter der Regie von Richard Sebold und Adam Hay Fasching gefeiert. Auch dies waren gelungene Feste. Bei letzterem fand ein gemeinsames Festessen im Kulturheim statt. Das deftige Rindspaprikasch wurde von einigen unserer Mütter gekocht.Der vorerst letzte Faschingsumzug im Jahre 1983 wurde von der jüngeren Genera-tion organisiert. Die drei Organisatoren waren Georg Guth, Norbert Bartolf und Sepp Brunner. Diesmal versammelten sich die Narren bei Familie Schilling.

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Fasching in Semlak

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Von hier aus startete der Umzug durch das Dorf. Musikanten waren wieder „Die Jungen“, die jedesmal mit einer anderen Aufstellung antraten, da eine gewisse Fluktuation in einem jungen Orchester normal ist.Das besondere an diesem letzten Fasching vor der Wende war, dass es eine Prä-mierung der Masken gab. Der Hauptpreis war ein Krug Wein.

Gertrude, Martina und Martin Schäffer Dorothea und Ralph Gottschick

In Jahren, in denen es zu keinen offiziellen Faschingsumzügen kam, ließ man sich das Feiern nicht verbieten und so wurde in kleineren Gruppen gefeiert. Dies tat der Belustigung keinen Abbruch und als es im Winter 1984 einen großen Schneesturm gab, fand das lustige Treiben in engerem Rahmen statt. Die Teilnehmer waren auch für diese Faschingsbälle bereit sich in den schönsten Masken zu zeigen.Nach der Wende wurde, angeregt von Pfarrer Sinn, am 21. Februar 1998 ein gro-ßes Faschingsfest veranstaltet (siehe Heimatbrief 17, April 1998). Es wurde zu einem Fest der ganzen Gemeinde.

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Page 115: Heimatbrief

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Semlaker Volksgut

Die Geschwister Peter und Julianna Pinczés beteiligten sich im Jagroßen Sammelaktion für deutsches Volksgut, die von der BukaresNeuer Weg ausgeschrieben wurde

Peter Pinczés(1930 – 2003)

Julianna P(1928 – 1

Wir bringen hier einige Beispiele der Aufzeichnungen des Geschwkönnen auch als Zeugnisse unserer Mundart betrachtet werden.

Erscht Klass Ratz禽Zwat Klass Fratz禽

Dritt Klass jung禽"J“tt禽

Viert Klass ald禽"Pä 禽Finft Klass Nudl禽

Sechst Klass Strud 禽

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Geh ich zu moim Schätzche,uccp"kej"uejgg"iwv"P┗y禽f.

krie ich MuskMuskateller trinkmn┗p禽"O“fejt"jwp"kej"igtp0Fk"R┣y禽"jwp"kej"nkgy禽t.

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im Jahre 1973 an der ukarester Tageszeitung

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eschwisterpaares. Sie n.

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Page 116: Heimatbrief

Semlaker Volksgut

115

Sunn, Sunn schoin,fahr禽"ot"kyt"f禽"Tqkp.

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Di erscht spinnt Seid禽.di zwat flecht Weid禽.

di dritt tut Windl禽"yguej禽.fors Kind mit d禽"Ncrr禽v“uej禽0

ÓU"Nkgf"xwo"t┗f禽"Tqem

Ich hat m禽Óp"t┗f禽"Tqem"xtn┗t.ich hun’n widr gfun,

no hun ich’n dr Mottr gew禽.di Mottr hot’mr Geld gew禽.

’s Geld hun ich’m Vatr gew禽.dr Vatr hot’mr Frucht gew禽.

di Frucht hun ich’m Millr gew禽.dr Millr hot’mr Mehl gew禽.

’s Mehl hun ich’m Beck gew禽.dr Beck hot’mr Semml gew禽.

di Semml hun ich’m Kälbche gew禽.’s Kälbche hot’mr Milich gew禽.

ti Milich hun ich’m Saiche gew禽.’s Saiche hot’mr Wärschtche gew禽.

’s Wärschtche hun ich’m Kellner gew禽.tr Kellner hot’mr Woi gew禽.

t禽"Yqk"jwp"kej"i禽vtwpiun’s Gläsi hun ich ...

Fingerspiel

Des id dr Daum禽.der schidlt di Plaum禽.fgt"nパuv"u禽"¦coo禽.fgt"vtダv"u禽"j┗o.

un der kruzich, putzich fresst s禽"cnn0

Page 117: Heimatbrief

Semlaker Volksgut

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Neujahrswunsch

Winsch禽."ykpuej禽."yダu"pgv"ycu.greift in d禽"Ucem"wp"igdv"ot"ycu0

Wan dr mr nix gebt,blos ich eier Licht cwu"wp"nダh"ygi0

Magdalena und Philipp Pinczés mit ihren Kindern Julianna und

禽."ykpuej禽."yダu"pgv"ycu.禽"Ucem"wp"igdv"ot"ycu0

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a und Peter

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Semlaker Volksgut

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Sprichwörter, Sinnsprüche

Peter un PaulMacht di Äppl faul

Macht die Bier禽"ukgDie Krott禽"mtkgp"ncpi禽"Hkg0

Fkg"uqkp"cnn"wh"┗p"Nダuejv"iuejnダ0Fgt"jcnv"ukej"vt┗"yk"ft"Pctt"co"Mパu0

Ess all禽u."fcuu"fk"ダto"Uパn"kjt禽"Twj"jqv0Aus 禽o禽"Jwpf"mcppÓot"m禽"Urgem"ocej禽0Krumber禽"wp"Mtcwv."hknn禽Óo"Dcwt"fk"Jcwv0D’S is no ko G禽ngtpv禽t"xwo"Jkoon"ihcnn禽0

Wär d禽"Mtgk¦t"pgv"gjtv."kuv"f禽"Iwnf禽"pgv"ygtv0Ycp"ft"Mqmcuej"ko"J┗h"mtパv."pq"mwoo禽 Gäst.

Wer lang suppt, der lebt lang. Di Supp macht Hupp.Wann’mr Schwalm禽"hcpiv."igdv"fk"Mwj"dnwfkejk"Oknkej0YcppÓot"icp¦"ugnvgpg"I“uv"mtkgv."pq"nパv"ft"Mqmcuej"禽"ゾkm0

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Wann’s uf dr Hochzich rej禽tv."igdvÓu"mq"Inkem"ko"Ngy禽0Ycpp"fk"Mcv¦"pgv"fÓj┗o"ku."vcp¦禽"fk"Ocku"whÓo"Vkuej0Där hot’n uf d禽"Gun"iugv¦v."twpp禽t"owuÓt"cnn┗"mwoo禽0Koogt"wh"fgp"Icwn"y“tf"vtwhiuejnダ."fgt"ycu"¦kgjv0

Er is gschtorw禽<"Gt"jqv"f禽"Nghhn"ygiiuejokuu0Fk"D┆"wp"fk"Uej┗h"dtkpi禽"Óu"Ignf"ko"Uejn┗h0In 禽o"J┗t"yパt"kej"ftwhicpi禽"*iuejvqty<+0Wann Kin禽t"itqkp禽."vwpÓu禽"fk"Ocku"vt“pi禽0Ich wär doch k禽"Ycut"kp"fk"Octquej"vtダ0F“t"¦“jnv"uq"x┆n."y┆Óu"hkphv"Tcf"co"Yダ0’S Hinglche is gscheidr wi di Gluck.

Geb acht druf, wi uf d禽"¦yダ"ゾi禽0Där is wi 禽"Hcuu"┗pkej"Rqfo0F“t"qv"oパ"Inkem"yk"Xtuvcpf0Där is ko Pheiff Bago wärt.är is 禽"uky禽oqn"Iuejgkft0

Page 119: Heimatbrief

Semlaker Volksgut

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Dumm wi di Nacht.Där is s禽"Ignf"pgv"y“tv0Dä Letzt禽"dgku禽"fk"Jwp禽0Wi dr Herr."u┗Óu"Iuej“tt0

Där is dr Letzt im Kalenn禽t0Där is wi mt’m Beil zughackt.

Där is so grob wi Saubohn禽uvtqj0禽"iwf禽t"ogpuej"ku"yk"禽"Uvkem"Dtqv0

Kumm ich heit net, kumm ich morje.Besr schlecht fahr禽."yk"iwv"¦w"Hw"igl禽0

Mir fahr禽"fqej."c"ycppÓu"Gku禽icyn<"tgl<tv0FÓj┗o"ku"fÓj┗o"wp"ycppÓu"jkp禽to"┖y禽"ku0Ycpp"┗p禽t"j┆hcnnv"uダvÓot<"Jquv"禽"Jダu"ihcpi禽0

(Besr baurisch fahr禽."yk"jgttkuej"¦w"Hw"igl禽+0Ycpp"lgocpf"dnwvÓv"uダvÓot<"Ft"Uckoダ"mwoov"tcwu0Vgu"ku"oパ"y“tv"yk"ãcmct"ycuÐ0"*wpi"cmct"?"ktigpf+0Jダn禽."jダn禽"Jkpinuftgem."dku"oqtlg"Ht┆"ku"cnn禽u"ygi0N┆-hans, Katz禽uejycp¦."f“t"n┆v."yk"ft"Jダu"urtkpiv0Mkppgtvtquv<"Dkuv"Dtcwv"y“tuv."jダnvÓu"lq"ykft0Pqvn┆l禽"ku"m禽"Ukp."cyt"y“t"n┆v."f“t"uvgjnv"c0

Wann di Muck禽"v┗y<."pq"igdvu"Tgl禽0Vgu"ku"oパ"y“tv"yk"禽"Vci"Tgl禽ygft0Där is gut vor um d禽"Vqf"uejkem禽0Fk"ゾi禽"uqkp"ykft"itgut"yk"ft"Oダ0Stej禽."yk"fk"Mwj"xqtÓo"pgkl禽"Vqt0

Gut Morjet um d禽"Tcmk#Helfgott/Großdank!

Page 120: Heimatbrief

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Brot vun d'håm

Von Peter Pinczés1

10.04.1897 - 01.03.1976

Mr sellt noch viel mach禽, un is doch k禽"Nwhv"meh, 's geht doch nimi. Die Zeit is rum, was mr g禽mach hot, des war, un fertich. Heit kånn mr nimi so wie friehj禽r, aw禽r solang mr schnauf禽 kenn禽, arw禽vg" ot0" Uejcwv" fkg"Trauw禽 im Gart禽, die såin måin, do hot noch niemånd ån禽rscht die Hand drang禽tun! Die såin noch vun måim Schwärvat禽r her, die såin ångsetzt wor禽 schun im 27er; såin schun alt, aw禽r was fertich is, will mr doch ne vernicht禽, is doch gar schwer, was ånschaff禽. So lång ich'n noch v禽rarw禽t禽 kånn, hal ich n禽. Noher?

Also, do in Semlak såin zwa禽tngk"Fgkvuej禽; mér wohn禽 do in drei Gass禽, un die ånr禽"yqjp禽"ftky禽0"Kygt"wpu"uån s禽"fkg"ãIwdダuej禽Ð."wp"ofit"uån iw禽r sie die „Beri-ner“ - des såin zwa禽tngk0" Fkg" Iwdダuej禽 hun meh so ungarische Nåm禽 - Szabo, Almダssy, Rózsa, Pinczés -, aw禽r ダ ånr禽, so Nåm禽 hun mér. Un seli driw禽 im ånr禽Tダl vum Dorf, die hun meh so deitsch禽 Nåm禽 - Maleth, Schäfer, Bartolf, Wagner, Safnauer, Schulz, Schmidt, aw禽r ダ ånr禽. Un ダ red禽, red禽 mr net gleich. Unsr Sproch, d禽"Iwdダuej禽 ihri, die is aw禽r nimi gånz so wie mr friehj禽r g禽red hun, die is schun bißl ån禽rscht, do is ダ gar wischt g禽red wor禽.

Bei uns hun s禽 gsダt immr, mr hat uns Iwdダuej禽 in Ungarn driw禽 schun madjari-seert, aw禽r 禽s is jo, glaw ich, net wohr. Mér såin - also uns禽r Vorfahr禽 -, die såin vun Ujvダros doher kumm, vun Ungarn driw禽, aw禽r alli red禽 mr Deitsch, såin jo Deitschi. Nor dass mr ダ Schwow禽 såin, des hot mr friehj禽r do net gewißt, hot mr imm禽r gsダt, Schwow禽 såin die vun driw禽 vun dr Marosch, die vum Banat. Un sie, die Beriner do vun Semlak, die såin ダ aus Ungarn kumm, aus Nagyberényi, so hot mr als gheert. Un mér hun meh g禽trennt g禽lebt im Dorf, iw禽rhaupt no'm Erscht禽Weltkriech. Aw禽r jetz, heit is schun all禽s åns, heit heirat禽 s禽 jo schun un禽r禽nån禽r. mér såin jo schun so schwach do, noch so 300, 400 Iwdダuej禽 såin do, un iw禽rhaupt is des jo heit schun gånz ån禽rscht, misch禽 s禽 sich jo schun viel meh.

1Diese Geschichte ist dem Band „Dem Alter die Ehr” von Walther Konschitzy, Kriterion Ver-

lag, Bukarest 1982, entnommen. Es ist die Niederschrift einer Tonbandaufnahme aus dem

Jahre 1973.

Page 121: Heimatbrief

Brot vun d'håm

120

Uns禽r Enkelskind, des hot 禽 Rumäner, un des is gut v禽rheirat, des hat's gut g禽troff. No dem Kriech do hot des sich meh ångfangt zu misch禽, jetz mach禽 s禽 k禽Un禽rschied meh.

Aso, die Iwdダuej禽 un die Beriner, die war禽 net imm禽r so g禽trennt wie zwischn d禽 zwee Kriech禽. Gånz friehj禽r war禽 s禽 beinån禽r im Wärtshaus bis vorm 14禽r Kri禽ch. Un no'm Kri禽ch, no hun s禽 sich ångfang zu rダf禽 minan禽r di禽 Buw禽, han sich net g禽lidd禽, no hun s禽 sich g禽tダlt im 21er. Sie hun no 禽 neiji Musich g禽grindt, no hun mr die alt Musik gholt, un vun no ån war禽"u禽 aus禽nanr bis no dem Kriechdo. Un jetz iw禽rhaupt, jetz såin s禽 schun gånz zamm, ja, jetz is schun k禽"Un禽rschied meh. Un warum sellt ダ såin? Hun s禽 des gebraicht, im Dorf sich streid禽, for was? Nor weil die åni refrmeert såin un die ånri Evangel禽? Mir kånn sich doch v禽rsteh禽, såin doch all Mensch禽! Un jetz macht die Jugend ダ schun Ker-wei mitzamm. Aso, Kerwei war bei uns noch imm禽r, aw禽r nor die Iwdダuej禽 hun Kerwei g禽macht, die Beriner ne. Un uns禽r Jug禽nd do war schun so schwach jetz, dass nor zwee, drei Buw禽 war禽 un k禽"O“f禽."pkz="pqf hun s禽 sich zammgschlダ mit die Beriner, hun s禽 die g禽ruf un Kerwei mitzamm g禽macht. Friehj禽r såin die riw禽r ins Dorf iwerhaupt net uf die Kerwei kumm zu uns. Nie! Bis zum zweide Kriech. Un do war imm禽r scheen die Kerwei, mit Phダr禽 in Tracht un mit Musich såin s禽rum mascheert durch die drei Gass禽, wu mér Iwdダuej禽 wohn禽. Im Schulhof hodd禽mr Schator禽, so Zelt禽 ufgstellt, un dort war die Kerwei im Zelt. Ich war uf dr Ker-wei all禽mol, wie ich jung war. For uns is die Kerwei aw禽r rum, is all禽s rum for uns Ald禽.

Måi Lew禽 war die Arw禽t, nor Baur禽rei - ohnich V禽rmej禽. Als Pächt禽r, Hälftl禽r un so war ich, Peerd hun ich ghat zwee, un Pachtfeld gholt, nod hun mr Hälftl禽rfeld gholt, un so hun mr g禽lebt. Aw禽r mér hun viel arw禽t禽 miss禽! Uns禽r Lew禽, des kann mr jo gar net禽mol v禽rzähl禽, wel des net zum glダw禽 is. Des glダbt ihr net, wieviel ich g禽arw禽t hun in måim Lew禽, dass do in Semlak niemånd is, was soviel g禽arw禽t hot wie ich? Ne, ke Mensch net. Net nor aus Witz sダ ich des! Na denkt mol no: Ich hun k禽" Hwtej" Hgnf" ijcv." ygn" kej" uåin mit Verspädung ausm Kriech kumm, såin erscht im 20er aus dr Gfangnschaft kumm aus Italien. Un no war des Agrarfeld for die Milidärist禽 schun all禽s v禽rtダlt, no hun ich noch 禽 halb Joch kriet, soviel. Un des war måi V禽rmej禽, meh V禽rmej禽 hun ich net ghat, un noch die finf Fingr禽 ån jed禽r Hånd un 禽 gudi Frダ, des war måi V禽rmej禽.Was war måi Unglick: In dr letschte Nacht, wie dr Kriech schun rum war, såin ich in die Gfangnschaft gfall in Italien. Die letschti Nacht!

Es war am 28. Oktow禽r - ich mån, wånn's mr recht is, åm 26. is die Rewlation in Ungarn ausg禽broch -, un åm 28. såin mér in Gfangnschaft gfall. Ja, Kriegs-gfång禽n禽r no'm Kriech! Dr Kriech war rum, niemånd hot meh gekämpft; mer hun noch an dr Piave g禽lag禽rt, aso, mér gehn håm, dr Kriech is rum. Un die Italiener såin zurickkumm, „Dr Kriech is rum!“ hun s禽 g禽ruft, 's is Fried禽! „Pace, pace!

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Brot vun d'håm

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Tutti vanti casa!“ Aw禽r uns hun s禽 gholt, iw禽r die Piave niw禽r un sechzehn Monat禽dortghal. Warum? Dr Feind hat uns nimi g禽braicht, aw禽r die dhåm hun uns ダ net g禽braicht, nein. Ich wer Eich sån, warum die des g禽mach hun: des war abg禽machti Sach. Die hun die Italiener g禽zahlt, dass s禽 uns dort hal禽 als Kriegsgfang禽ni, weil s禽 Ängscht禽" ijcv" jwp" xqto" Mqmmunismus, dass mér ダ Kommunist禽 såin od禽r wär禽, wån mr håmkumm禽, nor drum hun s禽 uns dortghal, interneert! Des hun mérschun dort gheert, wel die iwrichi såin alli håm schun im Oktow禽r. Un mér war禽"dort noch sechzehn Monat, mér såin dortg禽bliw禽 nor wejr禽m Nåm禽. Die was deitsch禽 Nåm禽 ghat hun, die hun s禽 håmg禽loß, ダ doher uf Semlak, un mér såin dort g禽bliw禽. Weg禽r dr ungarischi Rewlation, sie hun gsダt, mér såin Ungar禽, un die hun s禽 ne woll禽 håm loss禽 in sel禽r Zeit.

War traurich g禽nung die Gfångnschaft. Imm禽r im Lag禽r, imm禽rfort Hung禽r, sechzehn Monat lång! In ån禽r Tour Hung禽r! Fruhstuck abs禽lut net in sechzehn Monat kriet, mittags 禽 halb Lit禽r so Supp禽wassr un ow禽ds wied禽r. Dort war禽 drei Kern Reis drin un Makkaroni, un die war禽"jqjn"åiwendich, nix war drån. Brot, hun mr zu siw禽v"禽 Weckn Brot kriet, un des hun s禽 uns abg禽woo so uf dr Woog un so mit d禽 Krimml禽 uns v禽rtダlt. O ånzich禽 ald禽 Schwob war do, der hat sich Brot kenn禽 hal禽 bis am Mittag, mer ånr禽 ne. Mir han's ganz v禽rriw禽lt, dass mr's in die Supp tun, aw禽r bis mr die Supp kriet hun, hun mr's Brot so krimmlweis geß ghat. Dr Hung禽r, der tut weh! Nor dr alt Kipper, der war vum Banat, der hat des fertichg禽brung, der hat's hal禽 kenn禽, der hat's åitダl禽 kenn禽, des fauscht禽dicki Sticklche Brot uf drei Tダl禽 un dreimool dran ess禽. Aw禽r des war dr onzich vun Taus禽nd禽 un Taus禽nd禽 im Lag禽r. Was is des, 禽 Kilo Brot uf siew禽 Tダl! Schlof禽 hun mr kenn禽, ダch 24 Stund, aw禽r schlof, wånnscht Hung禽r hascht! Des kånn mr net. Des Johannisbrot, was die Maulesl禽 for Fuud禽r kriet hun, des hun s禽 geß, wånn s禽d禽rzu kumm såin. Un for des Fuud禽r, was s禽 d禽 Maulesl禽 weggstohl hun, såin s禽 uf die Arw禽t gång! So groß war dr Hung禽r!

No åm 24. Mai såin ich in Szeged iw禽r die Theiß kumm, zu Fuß håmkumm aus dr Gfangnschaft. Am 24. Mai såin ich iw禽r die Theiß gång, des vergeß ich in måim Lew禽"pg#"Pq"yct"kej"htgk#"Ykg"kej"mwoo"uåin – also, wuhin un wunaus? Såin mr schwarz iw禽r die Grenz, uf'm Leib iw禽r die Grenz g禽krawlt! So såin mér håm-kumm. Såin new禽r dr Theiß gång, mér hun gwißt, do miss禽 mr mit dr Marosch zamm禽kumm禽, un wån mr mit dr Marosch zamm禽kumm禽, kumm禽 mr ダ mit Sem-lak zamm, no såin mer d'håm. So sein mr no kumm, un niemånd hat uns gfång禽"dku"in Scheitin, do hun s禽 uns gstellt. Aw禽r mér hun doch håm derf禽.No war mr endlich d'håm, un hun mol geß wied禽r Brot vun d'håm. Hun schun in den禽 Johr禽 gar nimi g禽wißt, wie des schmeckt - Brot vun d'håm.

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Moi gudi Tat

Von Adam Schäffer28.10.1894-27.02.1976

M禽" Htダ" yct" ダ" 禽" Ugongmgtkp0" Kej" jcv" 禽"uejggpk" Htダ." fkg" wh" fgo" Dknf" f┗0" Kej" jwp"ghei禽tv."ykg"kej"uejwp"49"Lqjt"cnv"yct."ygkn"kej"pgv" gpfgt" n┗u"mwoo禽" uqkp." kej"yct" hkph"Lqjt"Ucnfcv#"Kp"┗pgt"Vqwt#"Kej"soin im 14-er naus, un im 18-er zurick kumm禽0" Kej" jwp"noch k禽"Htダ"ijcv."ykg" kej"mwoo禽"uqkp0"Wp"ghei禽tv"jgp"ot"3;3;0"Ukg"yct" ダ" uejwp"禽"cnv"Mädche, sie war schun 18-19 Johr alt. Na jetz, g禽ykuu."c"ãcnv"O“fejgÐ="fq"dgk"wpu"jcv"mr frieh ghei禽tv<" Jqej¦kej" jwp" ot" ダ" ijcv."nor tanz禽" jwp" kej" pgv" mgpp禽." pgv0"Cnu"Jqej¦gkft" jqv"ot" rkuuk" vcp¦禽"oku禽." wp" fkg"Dtcwv"jqv"ダ"pgv"mgpp禽."ukg"jqv"ダ"pgv"xwo"Dguvg"vcp¦禽"mgpp禽0"Kej"mcpp"pgv"wp"yqnnv"ダ"net. Ich war 禽"itqut"Mginuejgkyn禽t#"Fgu"yct"oqk"Ucej."Mginuejgkyn禽"yct"kej"lgf禽"Sunndag.

Ich war Bauer. Um die Hälft! Ich hun Feld vrarw禽v"wo"fkg"J“nhv."47"Lqjt"jwp"kej"bei demselw禽" i禽cty禽v0"Okt" jcff禽"ygpkej" Hgnf<"O禽" Htダ" jqv" cpgtvjcnd" Lqej" Hgnf"kriet, un ich hun vun moin禽"Ngkv"禽"jcnyk"Mgvv"mtkgv."fgu"ku"xwp"cpgtvjcnd"Lqej"fkg"Halbscheid. Mir war禽"pgw"*pgwp+"Iuejykuvt."wp"yct禽"ugeju"Mgvv禽"Hgnf."pq"ku"fgu"uq"xgtvダnv" yqt禽0" Pgw" Iuejykuvt" yct禽" ot." cnuq" pgwpk" jwp" igngdv." dku" u禽" uejwp" cnn"vrhei禽tv" yct禽0" Xqtjgt" uqkp" ftck" iuvqty禽0" ¥ygnhk" jqv" fkg" Oqfft" ijcv." ¦ygnh"Gschwistr war禽"ot."kp"┗o"Jcwu."¦yダ"Uvwy禽"- all war禽"fqtv"ftkp0"Pc"wp"fkg"gtuejv禽"hun ghei禽tv." fkg" uqkp" pq" hqtv000"Wp"ykg"fkg" gtuejv禽" uejwp"Mkp禽t"ijcv" jwp." jcv" fkg"Oqfft"ダ"pqej"Mkpgt"mtkgv0

Un ich - pgoqn"┗pu"jwp"ot"ijcv0"Kej"jwp"koot"iuダv."oqk"Oqfft"jcv"ダ"hqt"okej"ghat. Sie war net gsund, m禽"Htダ"0"Qj."kej"j“vv"igtp"Mkpgt"ijcv="kej"uqkp"¦wo"Fqmvgt"gfahr禽"okv)t."kygtcnn"jkg."cy禽t"wo禽uwpuv0"Ft"Fqmvgt"kp"Ctcf"uダv"kyt"okej."gt"mcpp"nix mach禽0" Uダv)t<" Fgt" D┗o." ycu" pgv" dnkgv, mcpp" ダ" m禽" Htkejv禽" dtkpi禽0" )U" yct" pgv"oginkej0" Lc." ukg"yct"mtcpm="xwo"┗n禽"Fqmvgt" ¦wo"cpt禽=" iuejvqty禽" ku" u禽." fgu" uqkp"jetz siebzeh Johr.

Na, jetz wer ich Eich was anr禽u" xt¦“jng<" Kej" uqkp" i禽cuugpvkgtv" yqt禽" ko" 35Uqkp"qkigvダnv"yqt禽"¦w"f禽"Jqpxfif禽#"Cnu"Ucpkv“t0"Lc"uq."kej"uqkp."ykg"kej"ftgk"Oqp禽v"drin war, soin ich in die Sanitätsschul gang禽0"Pc"wp"fqtv"yct禽" lq"ogkuv"Two“pt."Ungr禽."wp"fgt"ycu"i禽ngtpv"jqv."fgt"yct"禽"Fgkvuejgt."fq"xwp"Ucfgtncej"qft"yダ"kej."

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vun wu'r her war. Wie mr die Priefung g禽ocej"jwp."pq"uダv"wput"Jcwrvocpp"- der hat immr so 禽"Uvgem禽."禽"Tgkvuvqem0"Uダv)t<"ãYgkncpf#"Ygt"kuv"fgt"gtuvgAÐ"Pq"uダv"fgt<"„Der Schäffer!“ „Schäffer? Ah!“ No war'r stolz: „Wieder mein Mann is der erste!“ Kej"yct"ダ."kej"jwp"xkgn."iwv"igngtpv0

Un no soin mr naus in d禽"Mtkgej0"Pq"mwoov"ft"Hgnfygyn."禽"iykuugpgt"Rgvew."uダv)t<"Uej“hhgt."cnuq"kch, soll gehn un soll d禽"Jc{"Jcpu"twh禽0"Jc{"Kqcp0Na un des war do'm Maurermaster s禽"Xcfft0"Wp" pq" uqkp" kej" pcwuicpi禽" wp" jwp"g禽twy禽<"Jc{"Lcpqu#"Na, no is'r kumm禽0"Uダv)t<"ãIgjuv"okv"ot"¦w"f禽"Ucpkv“vuAÐ"Gt"jcv"ダ"igngtpv"ijcv0"ãLc."kej"mwoo0Ð"Wp"uq"yct禽"okt"pq ¦yダ0"Fgu"yct"kp"Ngodgti."fqtv"rum war禽"okt." kp" Rqngp0"Pc" wp"okt" uqkp" pcwuicpi禽." uejcw禽" cp" ft" Htqpv." qd" fqtv"Blessiert禽"uqkp0"Pq"uダv" wput"Qytngkvpcpv<" ãIgjv"pqt"¦wtkem#Ð"Okt"igjp"¦wtkem."wp"vun uns rechts war禽"fkg"Guvgttgkejgt0"Pq"mwoov"kjt禽"Hgnfygyn"tcwu. pq"uダ"kej."禽u"soin Blessiert禽"dgk"Gkej." gt" uqnn" ¦ygg"Ocpp" pcwuuejkem禽0" Uダv)t." uqk"Ngkv" igjp" pgv"¦ykuejt"fkg"¦y┣"Htqpv禽."lgf禽"Oqogpv"mgpp禽"u禽"uejkgu禽0"Cnuq."fkg"Guvgttgkejgt"uqkp"net gang禽0"Pc"pq"uqkp"okt"icpi禽."kej"wp"o禽"Mwotcf."pc"wp"pq"jwp"kej"ftgk"Uejwss kriet. Ich hun den Blessiert禽"ngk禽"ignquu."kej"yct"kp"禽o"Itcy禽="pc"wp"ugnnt"ku"fcpp"gschtorw禽"uq"wo"xkgt"Wjt0"Pパyt"okt0"Wp"kej"jwp"fqej"tcwu"yqnn禽"wp"ygi."wp"ykg"ich raus hun woll禽."jwp"kej"xwp"jkp禽"qpu"mtkgv"- widr in den selw禽"Hw0"Cnuq"fgu"war dann moi gut Tat: Ich hun net woll禽."fcuu"fgt"Dnguukgtv"fqtv"ngkl禽"dngkdv"wp"uqkp"mit m禽o"Mwotcf"icpi禽."wp"uq"jwp"kej"ftgk"Uejwuu"mtkgv0"Fkg"Guvgttgkejgt"uqkp"pgv"gang禽."kjt禽"Mwotcf"jqn禽0"Ftgk"Uejwuu"ko"Hw."ft"Hw"yct"i禽dtqej."Mpqej禽uejwuu0"Dann war'r - wie soln"kej"uダA"- kärzr.

Vun dort soin mr no uf Budapest, dort war k禽"Rncv¦."wp"pq"uqkp"ot"wh"Guvttgkej."uf Graz ins Spital. Vier Mon禽v"yct"kej"fqtv0"Fqtv"yct禽"xkgn"Dnguukgtv禽."q"lgj."xkgn#"Wp"fqtv"yct"ダ"┗pt."fgt"yct"ダ"kp"f禽"Hw"iguejquu."wp"fgt"yqnnv"pgv"f禽"Hwß amputier禽"los禽0"Pc"wp" )u"yct"pkgocpf"fqtv"ykg"kej."ycu"Two“pkuej"i禽mgppv"jqv="wp"pq"jwp"ich'm halt zug禽tgf."dku)t000"Uダ" kej."mtkguv"禽"Mwpuvhw."pq"ugjv"ot"pgoqn."fcuu"fw"禽"fremd禽"Hw"jquv#"Pc"wp"pq"jqv)t"ukej"qki禽yknnkejv0"Er is no awr ダ gstorw禽0Vier Mopcv"yct" kej" ko"Urkvcn." fcpp" uqkp" kej" j┗omwoo禽" wp" pq"ykgft" qki禽tkemv0"Dann soin mr an die Front gfahr禽"okv"Qeju禽"wpf"Mkgj0"Wh"Icnk¦kgp0"622"Mkgj"- 's war禽"ダ"Qeju禽"ftdgk"- hun mr gfiehrt, mit'm Lastzug. Oh, des hot lang g禽fcw禽tv."cejv"Tag, bis mr dort hie soin kumm禽0"Wp"fq"yct禽"¦ygg"Ocpp."ht┗"kej"u禽."qd"ukg"ognm禽"kenn禽0"Lc."uダp"u禽"- 's war禽"Two“pgt"- jo, sie kenn禽"ognm禽0"Ukg"jwp"pq"pkz"i禽ocej."wie g禽oqnm禽."wp"kej"wp"pqej"┗p禽t."禽"Vkuejvngt."okt"jwp"fkg"Oknkej"xtmダhv0"Uqykg"ft"Zug stej禽"igdnky禽"ku."jwp"okt"Oknkej"xtmダhv."wp"uq"jwp"ot"xkgn"Ignf"i禽ocej."lc.")u"yct"ダ"cnu"iwv"ko"Mtkgej." - wp"ghvgt"ダ"nwuvkej0"Ykg"ot"¦wtkem"uqkp"mwoo禽."fcpp"kp"unsr Oiheit, die war in Klausenburg, dort war ich dann oigsetzt als Koch, Qhhk¦kgtumqej0"Pc"lgv¦#"┖oqn"jwp"ot"¦ygg"Mguun"okv"Hnダuej"┗i禽dtgppv0'S zwat禽oqn" ku" ft"Qytmqej" mwoo禽" wp" uダv." igjp"ot" kpu"Ocic¦kp" hqt" Ucej" jqn禽."dass mr d禽"cpt禽"Vci"ycu"mqej禽."pgvA"Pc"pq"uqkp"ot"icpi禽0"Wp"fqtv"yct"禽"Wpit."

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fgo"uダv"kej."gt"uqnn"Qkdtgpp¦"ocej禽."wp"fqtv"ku"pqej"uqxkgn"Rcrtkmc."fcuu"禽u"Guu禽"p┗"fertich is, bis mr zurick kumm禽0"Jc" - er is gang禽"wp"jqv"Qkdtgpp¦"i禽ocej"rodr Erd! Die war dort, for Sparherd weissl禽0"Ykg"kej"mwoo."uダ"kej."fw"jquv"lq"pkz"g禽pwoog" xwp" fgo" Rcrtkmc#" Qj." uダv" gt." fqtv" kuv" pqej" xkgn#" Lc" cygt" lgv¦v." ycu"mach禽A"Ft"Qytmqej."fgt" ku" dcn" kp"fkg"Gtf"iuejnwrrv0"Uダ" kej" kyt"fgp."gt" uqnn"pqt"nausgej禽"ãuwtqnpkÐ."ykg"ot"uダv."Mguun"tcky禽."kej"y“t)u"uejwp"hgtvkej"ocej禽0"Pq"ku"ft"Leitnant kumm禽."fgt."ycu"ko"Fkgpuv"yct."mwoo禽"wp"jqv)u"Guu禽"wptuwejv0"Pc"cnuq."rausgscheppt 禽"Vgnnt"xqnn000"Lgv¦"uダv)t."fkg"Hkuqn禽."fkg"jwp"禽"dkuuk"禽"Iuejocem0"Pc."uダv"ich, dr Paprika is bissi vrdorw禽0"Gt" jcv" cyt" iguu." pc" wp" pq" jwp" kej"ot" igfgpmv."wann er esst, un net gschtorw禽"ku"ftxwp."pq"y“t禽"fkg"Ucnfcf禽"ダ"pgv"uejvgty禽#

Uf'm BänglcheHeinrich Schubkegel, Adam Schäffer, Georg Bartolf

fgo"uダv"kej."gt"uqnn"Qkdtgpp¦"ocej禽."wp"fqtv"ku"pqej"uqxkgn"Rcrtkmc."fcuu"禽u"Guu禽"p┗"禽0"Jc" 禽"wp"jqv"Qkdtgpp¦"i禽ocej" - vun

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Zum Schmunzeln

Am 5 März 1936 erschien in der „Pollerpeitsch“, der Satire-Beilage der „Arader Zeitung“ ein Artikel über die Moral in Semlak. Daraufhin fühlte sich ein Landsmann verpflichtet, Dekan Szende den unten stehenden Brief zu schreiben.

Gäerter Dechan Sende ich Ersuche mit einer bitte da ich hier einen Artikel Schicke diesen zu Lessen und der Szemlaker Kierhchen Gemeinde eine Prespiterial sitzung an zu Ortern, Um zu Beschlisen, wie ich Ja weis ist doch der Herr Pfarer den herr Kutator Vorgesetzti, da aber der Kirchenvater Beschlos sollen haben die Morral zu verbessern, demnach Schauen wir Traurich aus mit Unzeren Vorgesetzten. Da Missen wir unz wieder Tichtik Schämen mit Solchen Kirchen Vätters oder Vorgesetzti, Es were Schon Zeit Solche sachen zubeseitigen, da ich mich schömen mus für ihn die Kirche zu Gehen, wen unz solche Elteste fornen tran sitzen, mit Ihnen Singen und Betten so wie es sich gebieret daß heist aus Einem Munt.Woh Bleibt der Evangelisch Lutherische Glauben solche Vorsitzende befassen sich zu wenik mit der heiligen Schriift, nur mit presbiter zu Eiden Lassen, und bei Sitzungen Leiter zu sein das ihm ja auch nicht gebiret, und Notabzusetzen wieder ihnz amt setzen, daß können wier nicht Mer Tulden da göhet es zu wie es der Jude haben wiel den Thalmuth Schpiller.

Georg Schulz H. No. 423 Szemlak

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†Verstorbene Landsleute

Name Letzter Wohnort Geboren Gestorben

Burghardt Eva geb. Hay Augsburg 25.02.1922 12.2007Zimmermann Peter Bönnigheim 01.04.1932 12.2007Grünwald Juliana geb. Bartolf Übersee 08.01.1923 01.2008Mitzko Katharina geb.Fröhlich Düsseldorf 23.02.1925 01.2008Schäfer Johann Tüngenthal 29.05.1912 01.2008Schäfer Konrad Schwabach 26.11.1938 02.2008Götz Elisabeth geb. Götz Semlak 20.10.1922 03.2008Vogel Heinrich Syke 11.07 1934 03.2008Götz Adam Bitigheim 12.08.1925 04.2008Herzberger Peter Semlak 04.2008Schilling Heinrich Kandel 10.08.1934 04.2008Hartmann Erwin Tarmstedt 18.06.1955 06.2008Safnauer Michael sen. Waldkraiburg 23.03.1926 06.2008Gottschick Elisabeth geb. Hay Neuburg/Donau 17.12.1918 08.2008Schilling Susanna Kandel 30.12.1914 08.2008Schütt Juliana geb Schütt Zweibrücken 09.10.1920 08.2008Schilling Heinrich Kandel 15.01.1935 09.2008Mitzko Elisabeth geb Szarvas Semlak 20.07.1920 10.2008Pinczes Elisabeth geb. Rozsa Aschaffenburg 09.04.1930 10.2008Roman Mircea Regensburg 01.06.1948 11.2008Maria Fröhlich geb. Bartolf Kandel 23.11.1914 01.2009

Die Heimatortsgemeinschaft spricht allen Angehörigen ihr aufrichtiges Beileid aus.


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