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HBTJO UE 29 270318 - bbd.arkade-pauline.de · Im Prinzip ist sie obdachlos, wird Sofaschläfer beim...

Date post: 30-Oct-2019
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NACHRICHTEN WIRTSCHAFT Sparkasse Bodensee legt gute Bilanz für 2017 vor Friedrichshafen/Konstanz (kck) Die Sparkasse Boden- see wächst trotz Niedrigzins- phase. Der Vorsitzende Lothar Mayer stellte gestern die Bi- lanz für 2017 vor und blickte auf ein gutes Jahr für die Sparkas- se zurück. Das Geschäftsvolu- men wuchs um 1,7 Prozent auf 7,2 Millarden Euro. Das bereits 2016 vereinbarte „Fitnesspro- gramm“, das vor allem Verwal- tungskosten einsparen sollte, habe Wirkung gezeigt, so Lo- thar Mayer. Wirtschaſt, Seite 7 FLUGHAFEN Weitere innerdeutsche Verbindungen im Blick Friedrichshafen – Auf dem Sommerflugplan des Boden- see-Airports sind laut Mittei- lung unter anderem vier neue Ziele zu finden: Düsseldorf, Faro (Portugal), Bodrum und Kayseri (Türkei). „Wir freuen uns, dass mit der Wiederauf- nahme der Flüge nach Düssel- dorf der erste Schritt zum Auf- bau unserer innerdeutschen Verbindungen umgesetzt wird“, so Flughafen-Geschäftsfüh- rer Claus-Dieter Wehr. Intensiv werde daran gearbeitet, Direkt- flüge nach Berlin und Hamburg ins Angebot zu bekommen. AUSEINANDERSETZUNG 20-Jähriger bedroht Mitbewohner mit Messer Friedrichshafen – Ein 20-Jäh- riger hat laut Polizeibericht am Freitag in einer Wohnung an der Oberhofstraße seine Mitbe- wohner mit einem Brotmesser bedroht und einen durch eine Kopfnuss verletzt. Einen Grund für den Streit zwischen den vier Männern, zu dem es gegen 23.45 Uhr während eines Trink- gelages gekommen war, konnte keiner benennen, berichtet die Polizei. Der 20-Jährige, der sich in einer psychischen Ausnah- mesituation befand, wurde in eine Spezialklinik gebracht. ZEUGENSUCHE Angeblicher Ableser sucht das Weite Friedrichshafen – Ein Mann, der sich als Stromableser aus- gab, hat am Samstagnachmit- tag eine Frau in Eggenweiler misstrauisch gemacht. Er such- te das Weite, als die Frau so re- agierte, wie es die Polizei rät: Sie forderte den Unbekann- ten auf, sich auszuweisen. Der Mann ist etwa 1,80 Meter groß, 40 bis 50 Jahre alt, schlank, hat kurze hellblonde Haare und machte einen ungepflegten Eindruck. Die Polizei rät, we- der Bankdaten noch Geld her- auszugeben und bei Unsicher- heiten den Stromversorger oder die Beamten anzurufen. MARGARETENSTRASSE Jugendliche wollen in Vereinsheim einbrechen Friedrichshafen – Drei etwa 14-jährige Jugendliche haben am Sonntag gegen 13 Uhr ver- sucht, gewaltsam in das Ver- einsheim der Eisstockschüt- zen in der Margaretenstraße zu gelangen. Laut Polizeibericht wurden sie von einem Zeugen ertappt und flüchteten in den Riedlewald. Einer der Tatver- dächtigen trug eine schwar- ze Jacke, er wird als klein be- schrieben. Ein anderer, der etwas größer ist, trug einen hellblauen Pullover und eine helle Hose. Hinweise an die Po- lizei, Telefon 0 75 41/70 10. Promotionsrecht ab Juli bleibt vakant Friedrichshafen/Stuttgart (kck) Be- hält die Zeppelin-Universität (ZU) ab Juli 2018 das Promotionsrecht? Eine Antwort darauf liefert die baden-würt- tembergische Wissenschaftsministerin eresia Bauer (Grüne) auf die Anfra- ge der Freiburger SPD-Landtagsabge- ordneten Gabi Rolland aktuell nicht. „Eine Abschätzung der Chancen ist derzeit noch nicht möglich“, so Bauer in einem Schreiben vom 22. März. Mo- mentan befänden sich eine Reihe von Maßnahmen, die zur langfristigen Ab- sicherung des Promotionsrechts der ZU geeignet seien, in Abstimmung mit der Uni-Leitung. In ihrer Kleinen Anfra- ge an die Landesregierung bezog sich Gabi Rolland auf den Artikel „Promo- tionsrecht auf der Kippe“, der am 31. Ja- nuar auf SÜDKURIER Online und tags darauf in der Zeitung zu lesen war. Die Betroffenen an der ZU wie auch die in- teressierte Öffentlichkeit hätten vor dem Hintergrund der entstandenen Verunsicherung ein großes Interesse zu wissen, wie sich die aktuelle Situati- on und die künftige Perspektive der ZU darstelle. Wie in dem Beitrag berich- tet, hatte der deutsche Wissenschafts- rat am 28. Januar 2018 mitgeteilt, dass das Land Baden-Württemberg vier Tage zuvor den Antrag auf Reakkredi- tierung zurückgenommen hatte, der im August 2016 erging. An jenem Tag soll- te eigentlich kommuniziert werden, ob das Gremium empfiehlt, das Promoti- onsrecht der ZU zu verlängern. Die Ent- scheidung darüber, ob eine Hochschule den Doktortitel verleihen darf, trifft das Land, das dabei in der Regel auf das Ur- teil des Wissenschaftsrats baut. Bis dato hat das Wissenschaftsmi- nisterium des Landes allerdings keine Begründung dafür abgegeben, warum es das Verfahren gestoppt hat. Auch die SPD-Landtagsabgeordnete hat auf die- se Frage keine Antwort bekommen, nur dass der Antrag „im Einvernehmen mit der ZU und in Abstimmung mit dem Wissenschaftsrat“ zurückgenommen wurde. „Derzeit gibt es kein laufendes Verfahren mehr auf Reakkreditierung des Promotionsrechts“, heißt es in dem Schreiben von eresia Bauer. Aber auch andere Fragen von Gabi Rolland ließ die Ministerin offen. Bei- spielsweise die, ob das Land wisse, welche Gründe das Promotionsrecht der ZU in Frage stellen und wie das Mi- nisterium diese bewertet – oder welche Maßnahmen konkret das Ministerium für notwendig hält. Die Antwort selbst hält Gabi Rolland für „ziemlich dürr“. Wissenschaftsministerium: Der- zeit keine Abschätzung möglich, ob Zeppelin-Uni weiter Doktortitel verleihen darf Friedrichshafen – Mit 18 war schon Schluss. „Keine Wohnung, kein Geld, gar nichts“, erzählt Anna-Lisa. Das ist knapp zwei Jahre her. Die junge Frau hat die Kurve gekriegt, auch wenn noch längst nicht alle Probleme ausgestan- den sind. Doch sie hat eine Perspektive, weiß, was sie will und was nicht mehr. Dabei hat ihr nicht nur Leonie-Sophie geholfen, ihre dreimonatige Tochter, auch wenn ein Baby ganz gewiss nicht auf dem Plan stand. Den größten An- teil daran, dass es für die fast 20-Jähri- ge wieder „läuft“, hat ein gleichnami- ges Projekt und ihr Betreuer omas Nothacker. Selbstbewusst erzählt Anna-Lisa ihre Geschichte, auch wenn ihr manche De- tails unangenehm sind. Bis zum 18. Ge- burtstag stand sie unter der staatlichen Obhut des Jugendamts, lebte zuletzt in einer betreuten Wohnung des Jugend- hilfevereins Ravensburg. „Ich hatte ein Alkoholproblem, habe alles schlei- fen lassen, mich einfach um nichts ge- kümmert.“ Sie geht in eine Entzugskli- nik, freiwillig. Vom Jugendamt erhält sie eine klare Ansage, erzählt Anna- Lisa. Schafft sie die erapie, finan- ziert das Amt sie weiter, sonst war’s das. Die 18-Jährige hält keine zwei Wo- chen durch. „Es war alles zu viel. Die Psychologen haben die ganze Vergan- genheit wieder aufgewühlt“, versucht sie zu erklären. Das Jugendamt macht Ernst, stellt die Unterstützung ein we- gen „mangelnder Mitwirkung“, wie es im Amtsdeutsch heißt. Sie fällt aus der Jugendhilfe und fliegt aus dem Wohn- heim. Keine Wohnung, kein Geld, gar nichts. Im Prinzip ist sie obdachlos, wird „Sofaschläfer“ beim Ex-Freund. Sie lebt in den Tag hinein, trinkt bis zum Um- fallen, bis sie nicht mehr weiter weiß. „Ich bin zum Jugendamt und habe ge- sagt, dass ich Hilfe brauche“, erzählt sie rückblickend. Dort wird sie zu „läuft?!“ geschickt, dem neuen Modellpro- jekt, das der Verein Arkade-Pauline 13 gGmbH, genauer die berufsbegleiten- den Dienste, im März 2016 gerade ge- startet hat. Ein Projekt wie gemacht für Anna-Lisa, die wieder eine Ausbildung anfangen will, aber nicht so recht weiß, wie. Die zur Einzelhandelskauffrau hat- te sie abgebrochen. „Läuft?!“ setzt dort an, wo Jugendamt und Jobcenter an junge Menschen zwi- schen 15 und 25 Jahren nicht mehr her- ankommen. Jugendliche, die aufgrund übler Erfahrungen in ihrem jungen Le- ben auf der Straße gelandet sind, we- der an sich selbst noch an Hilfe glau- ben oder sie sogar ablehnen. „Diese Jugendlichen gehen in kein Amt mehr“, sagt Jan Harder, der „läuft?!“ zusammen mit omas Nothacker am Laufen hält. Noch dazu, weil an der Schnittstelle zwischen Jugendamt und Jobcenter oft die Zuständigkeit beim jeweils anderen Amt gesehen wird. Platz im Projekt hät- ten sie eigentlich für 20 Teenager. „Es sind derzeit zehn mehr“, sagt Jan Har- der. In den zwei Jahren seit Projektbe- ginn haben sie 98 Jugendliche aus dem Bodenseekreis und dem Landkreis Ra- vensburg im Programm betreut, das an vier Standorten in Baden-Württemberg läuft (siehe rechts). Ein Drittel haben sie wieder in die Ausbildung oder in Arbeit gebracht. Weg von der Straße Der Kontakt zu diesen „Kids“ entsteht oft über Streetworker. Die ersten Hür- den heißen Vertrauen aufbauen, Orien- tierung verschaffen. „Viele wissen nicht, was sie wollen oder können. Dazu kom- men oft Sucht und Ängste“, erklärt Jan Harder. Ihr Ziel sei, dass diese Jugend- lichen zuerst den Alltag wieder bewäl- tigen lernen und sich dann eine beruf- liche Perspektive aufbauen. So war es auch bei Anna-Lisa. „Tom hat mir erst einmal erklärt, dass ich Anspruch auf Arbeitslosengeld habe und das Job- center mir eine Wohnung bezahlt. Ich wusste das nicht“, erzählt sie. Dann half er bei der Suche nach einem WG- Zimmer, schrieb mit ihr Bewerbungen, coachte, beriet, sprach ihr gut zu – bis alles gepasst hat, inklusive Azubi-Ver- trag als zahnmedizinische Assistentin. Alles gut? Anna-Lisa lacht. „Ich bin froh, dass ich schwanger geworden bin“, sagt sie. Aber nicht, weil ihr die Ausbildung keinen Spaß gemacht hät- te, im Gegenteil, die will sie baldmög- lichst fortsetzen. „Ich habe von heute auf morgen aufgehört zu trinken und zu rauchen.“ Doch viele andere Pro- bleme, die Anna-Lisa hat, lassen sich nicht in Wochen oder Monaten lösen. „Ich brauche nach wie vor Hilfe“, sagt sie. Die bekommt die alleinerziehende Mutter nun sogar wieder vom Jugend- amt – wegen der kleinen Leonie-Sophie. Ihre Mutter war selbst noch ein Kind, als sie mit 16 schwanger wurde. „Sie hatte nicht so viel Hilfe wie ich heute“, weiß Anna-Lisa. Noch vor der Einschu- lung wird sie von ihrer Mutter getrennt, kommt in die erste Pflegefamilie, mit der sie bis heute Kontakt hält, weil sie sich geborgen fühlte und gern dort ge- blieben wäre. Aber es kam anders. Vier Pflegefamilien folgen, dazwischen kommt sie immer wieder ins Heim. „Ich war kein normales Kind“, sagt Anna-Li- sa über sich selbst. All das möchte sie ihrer Tochter er- sparen. Doch als Alleinerziehende hat sie auch mit den „normalen“ Problemen zu kämpfen. Aktuell wohnt sie in einem Haus der Sonja-Reischmann-Stiftung in Ravensburg. Die Suche nach einer eigenen Bleibe ist schwer. Am liebsten würde sie im September auch wieder mit der Ausbildung anfangen, am bes- ten in Teilzeit, um auch für Leonie-So- phie da zu sein. Aber auch das gestal- tet sich schwierig, noch dazu, weil es zu wenig Krippenplätze gibt. Aber sie lässt den Kopf nicht hängen und vertraut darauf, dass sie ihr „läuft?!“-Betreu- er omas noch eine Zeit lang an die Hand nimmt. „Anna-Lisa war gezwun- gen, früh erwachsen zu werden“, sagt er und wünscht sich auch im Interesse al- ler anderen Klienten, dass „läuft?!“ so lange läuft, bis es bei den Jugendlichen endlich wieder läuft. Damit es endlich wieder gut „läuſt?!“ VON KATY CUKO ➤➤ Arkade-Projekt hilft Ju- gendlichen, Fuß zu fassen ➤➤ Weg aus der Orientierungslosigkeit ➤➤ Wie Anna-Lisa wieder eine Perspektive bekommt Anna-Lisa ist seit drei Monaten Mama, was die Situation für die fast 20-Jährige nicht einfacher gemacht hat. omas Nothacker vom Projekt „läuſt?!“ kümmert sich darum, dass die Alleinerziehende ihr Leben auf die Reihe bekommt. BILD: KATY CUKO Wer und was steckt hinter „läuſt?!“: Men- schen vom Fach sind am 20. April zu einem Fachtag eingeladen. Pilotprogramm: „Respekt“ heißt ein Pilotprogramm des Bundesministeri- ums für Arbeit und Soziales, das neue Hilfeformen für junge Menschen er- probt, die in einer schwierigen Lebens- lage sind. Ziel ist es, sie (zurück) auf den Weg in Ausbildung oder Arbeit zu ho- len. Sechs Organisationen des Paritäti- schen Landesverbandes Baden-Würt- temberg haben unter diesem Dach das Projekt „läuft?!“ aufgelegt. Das richtet sich an junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren, die für bisherige Hilfe- systeme nicht oder nur sehr schwer er- reichbar waren. Es ist eines von bundes- weit 18 Modellprojekten, die seit August 2016 bis Ende dieses Jahres laufen. Am Bodensee ist die Arkade-Pauline 13 gGmbH Träger des Projekts, das sich an junge Menschen im Bodenseekreis und im Landkreis Ravensburg wendet. Fachtag: Wie kann man schwer zu erreichende junge Menschen fördern? Das ist ema eines Fachtags, zu dem die Arkade am 20. April von 9.30 bis 12.30 Uhr nach Ravensburg einlädt. Neben der Vorstellung des Projekts „läuft?!“ ist ein Vortrag von Ralf Nug- lisch vom Verband „Der Paritätische“ in Baden-Württemberg und im Anschluss eine Podiumsdiskussion geplant. Inte- ressenten können sich bis 2. April unter der Internetadresse bbd.arkade-pauli- ne.de anmelden. (kck) Bundesweites Modellprojekt So berichtete der SÜDKURIER am 31. Januar 2018. FRIEDRICHSHAFEN www.suedkurier.de/friedrichshafen SÜDKURIER NR. 72 | FNS DIENSTAG, 27. MÄRZ 2018 29
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Page 1: HBTJO UE 29 270318 - bbd.arkade-pauline.de · Im Prinzip ist sie obdachlos, wird Sofaschläfer beim Ex-Freund. Sie lebt in den Tag hinein, trinkt bis zum Um - fallen, bis sie nicht

NACHRICHTEN

WIRTSCHAFT

Sparkasse Bodensee legt gute Bilanz für 2017 vorFriedrichshafen/Konstanz (kck) Die Sparkasse Boden-see wächst trotz Niedrigzins-phase. Der Vorsitzende Lothar Mayer stellte gestern die Bi-lanz für 2017 vor und blickte auf ein gutes Jahr für die Sparkas-se zurück. Das Geschäftsvolu-men wuchs um 1,7 Prozent auf 7,2 Millarden Euro. Das bereits 2016 vereinbarte „Fitnesspro-gramm“, das vor allem Verwal-tungskosten einsparen sollte, habe Wirkung gezeigt, so Lo-thar Mayer. Wirtschaft, Seite 7

FLUGHAFEN

Weitere innerdeutsche Verbindungen im BlickFriedrichshafen – Auf dem Sommerflugplan des Boden-see-Airports sind laut Mittei-lung unter anderem vier neue Ziele zu finden: Düsseldorf, Faro (Portugal), Bodrum und Kayseri (Türkei). „Wir freuen uns, dass mit der Wiederauf-nahme der Flüge nach Düssel-dorf der erste Schritt zum Auf-bau unserer innerdeutschen Verbindungen umgesetzt wird“, so Flughafen-Geschäftsfüh-rer Claus-Dieter Wehr. Intensiv werde daran gearbeitet, Direkt-flüge nach Berlin und Hamburg ins Angebot zu bekommen.

AUSEINANDERSETZUNG

20-Jähriger bedroht Mitbewohner mit MesserFriedrichshafen – Ein 20-Jäh-riger hat laut Polizeibericht am Freitag in einer Wohnung an der Oberhofstraße seine Mitbe-wohner mit einem Brotmesser bedroht und einen durch eine Kopfnuss verletzt. Einen Grund für den Streit zwischen den vier Männern, zu dem es gegen 23.45 Uhr während eines Trink-gelages gekommen war, konnte keiner benennen, berichtet die Polizei. Der 20-Jährige, der sich in einer psychischen Ausnah-mesituation befand, wurde in eine Spezialklinik gebracht.

ZEUGENSUCHE

Angeblicher Ableser sucht das WeiteFriedrichshafen – Ein Mann, der sich als Stromableser aus-gab, hat am Samstagnachmit-tag eine Frau in Eggenweiler misstrauisch gemacht. Er such-te das Weite, als die Frau so re-agierte, wie es die Polizei rät: Sie forderte den Unbekann-ten auf, sich auszuweisen. Der Mann ist etwa 1,80 Meter groß, 40 bis 50 Jahre alt, schlank, hat kurze hellblonde Haare und machte einen ungepflegten Eindruck. Die Polizei rät, we-der Bankdaten noch Geld her-auszugeben und bei Unsicher-heiten den Stromversorger oder die Beamten anzurufen.

MARGARETENSTRASSE

Jugendliche wollen in Vereinsheim einbrechenFriedrichshafen – Drei etwa 14-jährige Jugendliche haben am Sonntag gegen 13 Uhr ver-sucht, gewaltsam in das Ver-einsheim der Eisstockschüt-zen in der Margaretenstraße zu gelangen. Laut Polizeibericht wurden sie von einem Zeugen ertappt und flüchteten in den Riedlewald. Einer der Tatver-dächtigen trug eine schwar-ze Jacke, er wird als klein be-schrieben. Ein anderer, der etwas größer ist, trug einen hellblauen Pullover und eine helle Hose. Hinweise an die Po-lizei, Telefon 0 75 41/70 10.

Promotionsrecht ab Juli bleibt vakant

Friedrichshafen/Stuttgart (kck) Be-hält die Zeppelin-Universität (ZU) ab Juli 2018 das Promotionsrecht? Eine Antwort darauf liefert die baden-würt-tembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) auf die Anfra-ge der Freiburger SPD-Landtagsabge-ordneten Gabi Rolland aktuell nicht. „Eine Abschätzung der Chancen ist derzeit noch nicht möglich“, so Bauer in einem Schreiben vom 22. März. Mo-mentan befänden sich eine Reihe von Maßnahmen, die zur langfristigen Ab-sicherung des Promotionsrechts der ZU geeignet seien, in Abstimmung mit der

Uni-Leitung. In ihrer Kleinen Anfra-ge an die Landesregierung bezog sich Gabi Rolland auf den Artikel „Promo-tionsrecht auf der Kippe“, der am 31. Ja-nuar auf SÜDKURIER Online und tags darauf in der Zeitung zu lesen war. Die

Betroffenen an der ZU wie auch die in-teressierte Öffentlichkeit hätten vor dem Hintergrund der entstandenen Verunsicherung ein großes Interesse zu wissen, wie sich die aktuelle Situati-on und die künftige Perspektive der ZU darstelle. Wie in dem Beitrag berich-tet, hatte der deutsche Wissenschafts-rat am 28. Januar 2018 mitgeteilt, dass das Land Baden-Württemberg vier Tage zuvor den Antrag auf Reakkredi-tierung zurückgenommen hatte, der im August 2016 erging. An jenem Tag soll-te eigentlich kommuniziert werden, ob das Gremium empfiehlt, das Promoti-onsrecht der ZU zu verlängern. Die Ent-scheidung darüber, ob eine Hochschule den Doktortitel verleihen darf, trifft das Land, das dabei in der Regel auf das Ur-teil des Wissenschaftsrats baut.

Bis dato hat das Wissenschaftsmi-

nisterium des Landes allerdings keine Begründung dafür abgegeben, warum es das Verfahren gestoppt hat. Auch die SPD-Landtagsabgeordnete hat auf die-se Frage keine Antwort bekommen, nur dass der Antrag „im Einvernehmen mit der ZU und in Abstimmung mit dem Wissenschaftsrat“ zurückgenommen wurde. „Derzeit gibt es kein laufendes Verfahren mehr auf Reakkreditierung des Promotionsrechts“, heißt es in dem Schreiben von Theresia Bauer.

Aber auch andere Fragen von Gabi Rolland ließ die Ministerin offen. Bei-spielsweise die, ob das Land wisse, welche Gründe das Promotionsrecht der ZU in Frage stellen und wie das Mi-nisterium diese bewertet – oder welche Maßnahmen konkret das Ministerium für notwendig hält. Die Antwort selbst hält Gabi Rolland für „ziemlich dürr“.

Wissenschaftsministerium: Der-zeit keine Abschätzung möglich, ob Zeppelin-Uni weiter Doktortitel verleihen darf

Friedrichshafen – Mit 18 war schon Schluss. „Keine Wohnung, kein Geld, gar nichts“, erzählt Anna-Lisa. Das ist knapp zwei Jahre her. Die junge Frau hat die Kurve gekriegt, auch wenn noch längst nicht alle Probleme ausgestan-den sind. Doch sie hat eine Perspektive, weiß, was sie will und was nicht mehr. Dabei hat ihr nicht nur Leonie-Sophie geholfen, ihre dreimonatige Tochter, auch wenn ein Baby ganz gewiss nicht auf dem Plan stand. Den größten An-teil daran, dass es für die fast 20-Jähri-ge wieder „läuft“, hat ein gleichnami-ges Projekt und ihr Betreuer Thomas Nothacker.

Selbstbewusst erzählt Anna-Lisa ihre Geschichte, auch wenn ihr manche De-tails unangenehm sind. Bis zum 18. Ge-burtstag stand sie unter der staatlichen Obhut des Jugendamts, lebte zuletzt in einer betreuten Wohnung des Jugend-hilfevereins Ravensburg. „Ich hatte ein Alkoholproblem, habe alles schlei-fen lassen, mich einfach um nichts ge-kümmert.“ Sie geht in eine Entzugskli-nik, freiwillig. Vom Jugendamt erhält sie eine klare Ansage, erzählt Anna-Lisa. Schafft sie die Therapie, finan-ziert das Amt sie weiter, sonst war’s das. Die 18-Jährige hält keine zwei Wo-chen durch. „Es war alles zu viel. Die Psychologen haben die ganze Vergan-genheit wieder aufgewühlt“, versucht sie zu erklären. Das Jugendamt macht Ernst, stellt die Unterstützung ein we-gen „mangelnder Mitwirkung“, wie es im Amtsdeutsch heißt. Sie fällt aus der Jugendhilfe und fliegt aus dem Wohn-heim. Keine Wohnung, kein Geld, gar nichts.

Im Prinzip ist sie obdachlos, wird „Sofaschläfer“ beim Ex-Freund. Sie lebt in den Tag hinein, trinkt bis zum Um-fallen, bis sie nicht mehr weiter weiß. „Ich bin zum Jugendamt und habe ge-sagt, dass ich Hilfe brauche“, erzählt sie rückblickend. Dort wird sie zu „läuft?!“ geschickt, dem neuen Modellpro-jekt, das der Verein Arkade-Pauline 13 gGmbH, genauer die berufsbegleiten-den Dienste, im März 2016 gerade ge-startet hat. Ein Projekt wie gemacht für Anna-Lisa, die wieder eine Ausbildung anfangen will, aber nicht so recht weiß, wie. Die zur Einzelhandelskauffrau hat-te sie abgebrochen.

„Läuft?!“ setzt dort an, wo Jugendamt und Jobcenter an junge Menschen zwi-schen 15 und 25 Jahren nicht mehr her-ankommen. Jugendliche, die aufgrund übler Erfahrungen in ihrem jungen Le-ben auf der Straße gelandet sind, we-der an sich selbst noch an Hilfe glau-ben oder sie sogar ablehnen. „Diese

Jugendlichen gehen in kein Amt mehr“, sagt Jan Harder, der „läuft?!“ zusammen mit Thomas Nothacker am Laufen hält. Noch dazu, weil an der Schnittstelle zwischen Jugendamt und Jobcenter oft die Zuständigkeit beim jeweils anderen Amt gesehen wird. Platz im Projekt hät-ten sie eigentlich für 20 Teenager. „Es sind derzeit zehn mehr“, sagt Jan Har-der. In den zwei Jahren seit Projektbe-ginn haben sie 98 Jugendliche aus dem Bodenseekreis und dem Landkreis Ra-vensburg im Programm betreut, das an vier Standorten in Baden-Württemberg läuft (siehe rechts). Ein Drittel haben sie wieder in die Ausbildung oder in Arbeit gebracht.

Weg von der StraßeDer Kontakt zu diesen „Kids“ entsteht oft über Streetworker. Die ersten Hür-den heißen Vertrauen aufbauen, Orien-tierung verschaffen. „Viele wissen nicht, was sie wollen oder können. Dazu kom-men oft Sucht und Ängste“, erklärt Jan Harder. Ihr Ziel sei, dass diese Jugend-lichen zuerst den Alltag wieder bewäl-tigen lernen und sich dann eine beruf-liche Perspektive aufbauen. So war es auch bei Anna-Lisa. „Tom hat mir erst einmal erklärt, dass ich Anspruch auf Arbeitslosengeld habe und das Job-center mir eine Wohnung bezahlt. Ich wusste das nicht“, erzählt sie. Dann half er bei der Suche nach einem WG-Zimmer, schrieb mit ihr Bewerbungen, coachte, beriet, sprach ihr gut zu – bis alles gepasst hat, inklusive Azubi-Ver-trag als zahnmedizinische Assistentin.

Alles gut? Anna-Lisa lacht. „Ich bin froh, dass ich schwanger geworden bin“, sagt sie. Aber nicht, weil ihr die Ausbildung keinen Spaß gemacht hät-te, im Gegenteil, die will sie baldmög-

lichst fortsetzen. „Ich habe von heute auf morgen aufgehört zu trinken und zu rauchen.“ Doch viele andere Pro-bleme, die Anna-Lisa hat, lassen sich nicht in Wochen oder Monaten lösen. „Ich brauche nach wie vor Hilfe“, sagt sie. Die bekommt die alleinerziehende Mutter nun sogar wieder vom Jugend-amt – wegen der kleinen Leonie-Sophie.

Ihre Mutter war selbst noch ein Kind, als sie mit 16 schwanger wurde. „Sie hatte nicht so viel Hilfe wie ich heute“, weiß Anna-Lisa. Noch vor der Einschu-lung wird sie von ihrer Mutter getrennt, kommt in die erste Pflegefamilie, mit der sie bis heute Kontakt hält, weil sie sich geborgen fühlte und gern dort ge-blieben wäre. Aber es kam anders. Vier Pflegefamilien folgen, dazwischen kommt sie immer wieder ins Heim. „Ich war kein normales Kind“, sagt Anna-Li-sa über sich selbst.

All das möchte sie ihrer Tochter er-sparen. Doch als Alleinerziehende hat sie auch mit den „normalen“ Problemen zu kämpfen. Aktuell wohnt sie in einem Haus der Sonja-Reischmann-Stiftung in Ravensburg. Die Suche nach einer eigenen Bleibe ist schwer. Am liebsten würde sie im September auch wieder mit der Ausbildung anfangen, am bes-ten in Teilzeit, um auch für Leonie-So-phie da zu sein. Aber auch das gestal-tet sich schwierig, noch dazu, weil es zu wenig Krippenplätze gibt. Aber sie lässt den Kopf nicht hängen und vertraut darauf, dass sie ihr „läuft?!“-Betreu-er Thomas noch eine Zeit lang an die Hand nimmt. „Anna-Lisa war gezwun-gen, früh erwachsen zu werden“, sagt er und wünscht sich auch im Interesse al-ler anderen Klienten, dass „läuft?!“ so lange läuft, bis es bei den Jugendlichen endlich wieder läuft.

Damit es endlich wieder gut „läuft?!“

V O N K AT Y C U K O

➤➤➤ Arkade-Projekt hilft Ju-gendlichen, Fuß zu fassen

➤➤➤ Weg aus der Orientierungslosigkeit

➤➤➤ Wie Anna-Lisa wieder eine Perspektive bekommt

Anna-Lisa ist seit drei Monaten Mama, was die Situation für die fast 20-Jährige nicht einfacher gemacht hat. Thomas Nothacker vom Projekt „läuft?!“ kümmert sich darum, dass die Alleinerziehende ihr Leben auf die Reihe bekommt. BILD: KAT Y CUKO

Wer und was steckt hinter „läuft?!“: Men-schen vom Fach sind am 20. April zu einem Fachtag eingeladen.

➤ Pilotprogramm: „Respekt“ heißt ein Pilotprogramm des Bundesministeri-ums für Arbeit und Soziales, das neue Hilfeformen für junge Menschen er-probt, die in einer schwierigen Lebens-lage sind. Ziel ist es, sie (zurück) auf den Weg in Ausbildung oder Arbeit zu ho-len. Sechs Organisationen des Paritäti-schen Landesverbandes Baden-Würt-temberg haben unter diesem Dach das Projekt „läuft?!“ aufgelegt. Das richtet sich an junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren, die für bisherige Hilfe-systeme nicht oder nur sehr schwer er-reichbar waren. Es ist eines von bundes-weit 18 Modellprojekten, die seit August 2016 bis Ende dieses Jahres laufen. Am Bodensee ist die Arkade-Pauline 13 gGmbH Träger des Projekts, das sich an junge Menschen im Bodenseekreis und im Landkreis Ravensburg wendet.

➤ Fachtag: Wie kann man schwer zu erreichende junge Menschen fördern? Das ist Thema eines Fachtags, zu dem die Arkade am 20. April von 9.30 bis 12.30 Uhr nach Ravensburg einlädt. Neben der Vorstellung des Projekts „läuft?!“ ist ein Vortrag von Ralf Nug-lisch vom Verband „Der Paritätische“ in Baden-Württemberg und im Anschluss eine Podiumsdiskussion geplant. Inte-ressenten können sich bis 2. April unter der Internetadresse bbd.arkade-pauli-ne.de anmelden. (kck)

Bundesweites Modellprojekt

So berichtete der SÜDKURIER am 31. Januar 2018.

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