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Hautgesundheit in die eigenen Hände nehmen

Date post: 24-Jan-2017
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Hautirritationen Chronisches Handekzem Sekundär- prävention Barrierefunktion KEYWORDS Prävention berufsbedingter Ekzeme Hautgesundheit in die eigenen Hände nehmen Berufsbedingte Hauterkrankungen nehmen im Gesundheitswesen weiter zu. 50% der Pflegekräfte geben an, das sie schon einmal ein Handekzem hatten. Die Entwicklung von minimalen Hautirritationen zu schweren Ekzemen erfolgt schleichend und der Ernst der Lage wird von den Betroffenen meist zu spät erkannt. Um Schmerzen, langen Ausfallzeiten und drohender Berufsaufgabe vorzubeugen, sollten die vorhandenen Präventionsmaßnahmen rechtzeitig genutzt werden. T rockene Fingerspitzen, Nietnägeln oder Juck- reiz – meist beginnt es ganz harmlos. Dass diese minimalen Hautveränderungen im weiteren Verlauf unbehandelt zur Berufsaufgabe zwingen können, wird immer noch zu wenig beach- tet. Dabei besteht gerade im Gesundheitswesen ein hohes Risiko, ein berufsbedingtes, chronisches Handekzem zu entwickeln. Schon im ersten Ausbil- dungsjahr zeigt sich bei 27% des Krankenpflegeper- sonals ein Ekzem an den Händen. Tendenz steigend. Trotz eines gut organisierten Systems mit primär- präventiven Maßnahmen (Ersatzstoffe, Automatisie- rung, Arbeitsorganisation) und dem Instrumentarium der Sekundärprävention (arbeitsmedizinische Vor- sorgeuntersuchungen, individualmedizinische Bera- tung und Schulung, gezielte Frühtherapie) nimmt die Zahl der berufsbedingten Hauterkrankungen in Deutschland bei den Pflegeberufen weiter zu. Dies hat zum einen einfache demographische Ursachen: Die ambulante und stationäre Altenpflege boomt und mit Zunahme der Beschäftigten steigt leider auch die Zahl der Hauterkrankungen. Experten der Berufsgenossenschaften sehen zudem einen Grund für die steigende Zahl der Handekzeme in den höheren Anforderungen des gesetzlichen In- fektionsschutzes. Die vermehrte Umsetzung von Maßnahmen zur Händehygiene und Flächendesin- fektion gefährdet die Hautgesundheit, wenn die Maß- nahmen nicht richtig durchgeführt werden. Dabei ist die Händedesinfektion mit alkoholischen Produkten das geringste Problem, vor allem, wenn rückfettende Produkte eingesetzt werden. Das größte Risiko resul- tiert aus der so genannten Feuchtarbeit, etwa zu häu- figes Waschen der Hände, oder zu langem Tragen von Handschuhen sowie mangelnder Hautpflege. de – das wichtigste nstrument in Pflegeberufen sch gesehen sind Hände für die Aufgaben lege nicht besonders gut ausgestattet: Der igenschutz wichtige Hydrolipidfilm ist dort end ausgebildet. Auch die Talgdrüsendichte chwere und chronische Formen des Hand- kzems beeinträchtigen die Lebensqualität er Betroffenen stark. Der Leidensdruck ist ft hoch, nicht zuletzt, weil diese sichtbaren rankheitserscheinungen an den Händen chamgefühle auslösen. DOI: 10.1007/s00058-014-0671-1 © Thinkstock 10 PflegeKolleg Haut pflegen Heilberufe / Das Pflegemagazin 2014; 66 (6)
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Page 1: Hautgesundheit in die eigenen Hände nehmen

HautirritationenChronisches HandekzemSekundär-präventionBarrierefunktion

KEYWORDS

Prävention berufsbedingter Ekzeme

Hautgesundheit in die eigenen Hände nehmen

Berufsbedingte Hauterkrankungen nehmen im Gesundheitswesen weiter zu. 50% der Pflegekräfte geben an, das sie schon einmal ein Handekzem hatten. Die Entwicklung von minimalen Hautirritationen zu schweren Ekzemen erfolgt schleichend und der Ernst der Lage wird von den Betroffenen meist zu spät erkannt. Um Schmerzen, langen Ausfallzeiten und drohender Berufsaufgabe vorzubeugen, sollten die vorhandenen Präventionsmaßnahmen rechtzeitig genutzt werden.

Trockene Fingerspitzen, Nietnägeln oder Juck-reiz – meist beginnt es ganz harmlos. Dass diese minimalen Hautveränderungen im

weiteren Verlauf unbehandelt zur Berufsaufgabe zwingen können, wird immer noch zu wenig beach-tet. Dabei besteht gerade im Gesundheitswesen ein hohes Risiko, ein berufsbedingtes, chronisches Handekzem zu entwickeln. Schon im ersten Ausbil-dungsjahr zeigt sich bei 27% des Krankenpflegeper-sonals ein Ekzem an den Händen. Tendenz steigend.

Trotz eines gut organisierten Systems mit primär-präventiven Maßnahmen (Ersatzstoffe, Automatisie-rung, Arbeitsorganisation) und dem Instrumentarium der Sekundärprävention (arbeitsmedizinische Vor-sorgeuntersuchungen, individualmedizinische Bera-tung und Schulung, gezielte Frühtherapie) nimmt die

Zahl der berufsbedingten Hauterkrankungen in Deutschland bei den Pflegeberufen weiter zu. Dies hat zum einen einfache demographische Ursachen: Die ambulante und stationäre Altenpflege boomt und mit Zunahme der Beschäftigten steigt leider auch die Zahl der Hauterkrankungen.

Experten der Berufsgenossenschaften sehen zudem einen Grund für die steigende Zahl der Handekzeme in den höheren Anforderungen des gesetzlichen In-fektionsschutzes. Die vermehrte Umsetzung von Maßnahmen zur Händehygiene und Flächendesin-fektion gefährdet die Hautgesundheit, wenn die Maß-nahmen nicht richtig durchgeführt werden. Dabei ist die Händedesinfektion mit alkoholischen Produkten das geringste Problem, vor allem, wenn rückfettende Produkte eingesetzt werden. Das größte Risiko resul-tiert aus der so genannten Feuchtarbeit, etwa zu häu-figes Waschen der Hände, oder zu langem Tragen von Handschuhen sowie mangelnder Hautpflege. Handschuhen sowie mangelnder Hautpflege.

Die Hände – das wichtigste Die Hände – das wichtigste Arbeitsinstrument in PflegeberufenArbeitsinstrument in PflegeberufenAnatomisch gesehen sind Hände für die Aufgaben Anatomisch gesehen sind Hände für die Aufgaben in der Pflege nicht besonders gut ausgestattet: Der in der Pflege nicht besonders gut ausgestattet: Der für den Eigenschutz wichtige Hydrolipidfilm ist dort für den Eigenschutz wichtige Hydrolipidfilm ist dort ungenügend ausgebildet. Auch die Talgdrüsendichte ungenügend ausgebildet. Auch die Talgdrüsendichte

Schwere und chronische Formen des Hand-Schwere und chronische Formen des Hand-ekzems beeinträchtigen die Lebensqualität ekzems beeinträchtigen die Lebensqualität der Betroffenen stark. Der Leidensdruck ist der Betroffenen stark. Der Leidensdruck ist oft hoch, nicht zuletzt, weil diese sichtbaren oft hoch, nicht zuletzt, weil diese sichtbaren Krankheitserscheinungen an den Händen Krankheitserscheinungen an den Händen Schamgefühle auslösen.Schamgefühle auslösen.

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Heilberufe / Das P� egemagazin 2014; 66 (6)

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Von Hautärzten und den gesetzlichen Unfallversicherungs-trägern wird auch Wasser zu den Schad-stoffen gezählt.

Nutzen Sie das Hautarztverfahren!Der Bremer Dermatologe Dr. med. Andreas Degenhardt beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit berufsbedingten Handekzemen. Seit zwei Jahren hilft er Patienten mit einer „Handsprechstunde“. Zudem hat Degenhardt spezielle Hautschutzprodukte für die Prävention und be-gleitende Therapie chronischer Handekzeme entwickelt.

HEILBERUFE: Herr Dr. Degenharst, die meis-ten Patienten gehen erst zum Arzt, wenn die Symptome eines Handekzems schon sehr aus-geprägt sind. Warum ?Degenhardt: Die ersten Anzeichen werden verkannt, denn das Ekzem wird meistens – insbesondere von Frauen – nicht als Krankheit angesehen. GeradeFrauen wollen sich nicht „anstellen“ und, aus Kolle-gialität etwa bei Personalengpässen, nicht wegen eines Arztbesuches oder einer Präventionsmaßnah-me ausfallen.

Ein Fehler?Degenhardt: Auf jeden Fall. Je später Präventiv- und Behandlungsmaßnahmen eingeleitet werden, desto größer der Ausfall durch Krankheitstage. Außerdem ist die beru� iche Zukunft bei einem Handekzem gefährdet.

Bei einem eindeutigen beru� ichen Zusam-menhang kann auch ein Hautarztverfahren eingeleitet werden. Welche Vorteile hat das?Degenhardt: Die Behandlungskosten werden von derBerufsgenossenschaft übernommen. Damit hat derbehandelnde Hautarzt mehr Möglichkeiten bei der Diagnostik und Therapie. Hautschutzprodukte fallen in die Leistungsp� icht des Arbeitgebers, werden aber während der Dauer des Hautarztverfahrens von vielen Berufsgenossenschaften übernommen, um spezielle hochwertigere Produkte einsetzen zu können, als der Arbeitgeber vorgibt. Auch nimmt der Mitarbeiter an Hautschutzseminaren teil, die ihn dabei unterstützen, sein Präventionskonzept besser umzusetzen, damit es nicht zu einem Rückfall kommt. Und schließlich � nanzieren die Berufsgenos-

senschaften auch eine Umschulung und unter be-stimmten Voraussetzungen sogar eine Rente, wenn der Verbleib im Beruf nicht möglich ist

Einige Mitarbeiter befürchten durch das Haut-arztverfahren Nachteile am Arbeitsplatz. Ist das berechtigt?Degenhardt: Meiner Erfahrung nach nicht. Gerade in Gesundheitsberufen sind die meisten Arbeitgeber medizinisch kompetent und re� ektiert genug, um zu wissen, dass ein Hautarztverfahren längerfristig Ausfallzeiten vorbeugt und es ermöglicht, erfahrene Mitarbeiter in der Beschäftigung zu belassen. Wenn der Mitarbeiter den Wunsch nach Verschwiegenheit äußert, muss der Arbeitgeber auch gar nicht erfah-ren, dass er an einem Hautarztverfahren teilnimmt.

Welchen Tipp geben Sie Mitarbeitern, deren Hautgesundheit berufsbedingt gefährdet ist?Degenhardt: Die eigenen Verhaltensmuster dahinge-hend zu hinterfragen, ob Präventionsmaßnahmen wie das Meiden von Schadsto� en, die regelmäßige Hautp� ege etc. auch konsequent umgesetzt werden – übrigens auch in der Freizeit. Ein Basis-Hautschutz besteht aus einer milden, hautneutralen Waschlo-tion, einem parfümfreiem Hautschutz und einer re-generativen Creme. Bei Anzeichen wie Trockenheit der Fingerspitzen, Rötungen und Juckreiz sollte der Betriebsarzt hinzugezogen werden.

Das Interview führte Sabine Niknam

Weitere Informationen: www.die-handsprechstunde.de

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ist geringer. Dadurch werden weniger pflegende Li-pide produziert. Besonders empfindlich ist der Hand-rücken, da hier das Unterhautfettgewebe sehr dünn ist. Die Haut der Hände ist dadurch insgesamt weni-ger strapazierfähig. Wiederholter Kontakt mit Schad-stoffen kann zur Beeinträchtigung der Barrierefunk-tion der Oberhaut (Epidermis) und der darunter

gelegenen Hautschichten (lebende Epidermis) führen. Dabei wird von Hautärzten und den gesetzlichen Unfallversicherungsträgern auch Wasser zu den Schadstoffen gezählt. Ein häufiger, ungeschützter Umgang mit Wasser, insbesondere bei gleichzeitiger Einwirkung von Wasch- und Reinigungsmitteln, führt zur Quellung der Hornschicht und erhöht den so

Je später Präventiv- und Behandlungsmaß-nahmen eingeleitet werden, desto größer der Ausfall durch Krankheitstage.

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genannten transepidermalen Wasserverlust. Dabei gelangen körpereigenes Wasser sowie Elektrolyte ver-stärkt nach außen. Die Barrierefunktion der Haut gerät aus dem Gleichgewicht, äußere Stoffe können stärker einwirken und nach einiger Zeit kommt es zu Hautirritationen wie Rötung, Trockenheit, Schup-pung, Einrisse und Juckreiz. Wirken die Schadstoffe weiterhin ein und wird die Haut nicht geschützt (spe-zieller Hautschutz, Hautreinigung, Hautpflege), be-steht die Gefahr einer Ekzembildung mit Chronifi-zierung.

Vielfältige Erscheinungsbilder des HandekzemsDie Diagnose eines Handekzems ist komplex, so müs-sen äußere Einwirkungen und körpereigene Bedin-gungen, beispielsweise eine vorliegende Atopie, be-rücksichtigt werden. Der Dermatologe unterscheidet drei Formen des Handekzems: das Abnutzungsekzem, das allergische Ekzem und das atopische Ekzem.

Am häufigsten unter den Handekzemen ist mit circa 40% das Abnutzungsekzem in verschiedenen Ausprägungen (toxisch-degeneratives Kontaktekzem, chronisch-toxisches Kontaktekzem, kumulativ-to-xisches Kontaktekzem). Abnutzungsekzeme sind keine Allergien, können deren Entstehung jedoch fördern: Potenzielle Allergene dringen leichter in die Haut ein und lösen Sensibilisierungen aus. Menschen mit ausgeprägt trockener Haut (Sebostase) und/oder Veranlagung zu atopischen Hauterkrankungen (ato-pische Hautdiathese) sind stärker gefährdet, Haut-

ERSCHEINUNGSFORMEN DES HANDEKZEMS

Ekzemtyp Auslöser Symptome

Abnutzungsekzem Regelmäßige Feuchtarbeit, Kontakt mit Desinfektions-mitteln, Chemikalien, Ölen, zu langes Tragen von Schutz-handschuhen ohne Unter-brechung. Über einen längeren Zeitraum wiederholt in niedriger Kon-zentration.

Trockenheit, Rötung, Juckreiz, Schuppung, Einrisse in der Hornhaut

Allergisches Kontaktekzem

Überschießende Die Hauter-scheinungen treten in ca. 20 bis 48 Stunden nach dem All-ergenkontakt auf, verstärken sich nach Entfernung des All-ergens weiter und klingen oft erst nach 72 Stunden ab.

Rötungen, Pappeln, Bläschen und Schuppungen, die streu-en und nicht auf den Kontakt-bereich begrenzt sind; starker Juckreiz.

Atopisches Ekzem Genetische Veranlagung zu Neurodermitis, Heuschnupfen oder allergischem Asthma.

Starker Juckreiz, Schuppung, trockene Haut.

schäden bei Feuchtarbeit zu entwickeln. Bei ausrei-chender Beachtung der Präventionsmaßnahmen besteht jedoch auch für Menschen mit Überempfind-lichkeiten kein Grund, den Pflegeberuf nicht auszu-üben.

Strategien für eine gesunde HautDie wichtigste Vorbeugung von Hautirritationen ist die kritische Hinterfragung des eigenen Verhaltens am Arbeitsplatz: Wasche ich mir zu häufig die Hän-de? Verwende ich zu heißes Wasser und Bürsten? Trage ich die richtigen Handschuhe und trage ich diese auch nicht zu lange? Creme ich mich regelmä-ßig ein? Benutze ich Hautschutzmittel vor belasten-den Tätigkeiten und Pflegecremes zur Regeneration, zum Beispiel nach dem Händewaschen?

Die Einrichtung muss alle notwendigen Haut-schutzmittel, allergenarme Handschuhe und haut-verträgliche Hände-Desinfektionsmittel in ausrei-chender Menge vorhalten. Welche Maßnahmen wann erforderlich sind, um die Hautgesundheit zu schüt-zen, sollte abteilungsbezogen in Hautschutz- und Handschuhplänen festgelegt sein. Die Maßnahmen müssen geschult und die Pläne deutlich sichtbar aus-gehängt werden.

Das Hautarztverfahren stärker nutzenNach den Leitlinien der dermatologischen Fachge-sellschaften wird ein Handekzem bereits nach drei Monaten als chronisch eingestuft, sofern es trotz adäquater dermatologischer Therapie und Mitwir-kung des Patienten nicht zur Abheilung kommt oder wenn das Handekzem in einem Zeitraum von zwölf Monaten mindestens zweimal rezidiviert. Viele Be-

▶ Die Hände sind das wichtigste Arbeitsinstrumentvon Pflegenden, aber dafür nicht besonders gut ausgestattet. Deshalb sind besondere Maßnah-men erforderlich, um die Hautgesundheit zu schützen.

▶ Die Pflegeeinrichtung muss alle notwendigen Hautschutzmittel, allergenarme Handschuhe und hautverträgliche Hände-Desinfektionsmittel in ausreichender Menge vorhalten.

▶ Die ersten Anzeichen eines Handekzems werden häufig verkannt, denn das Ekzem wird – insbeson-dere von Frauen – nicht als Krankheit angesehen.

▶ Das Hautarztverfahren ist ein System zur Früh-erkennung beruflich bedingter Hauterkran-kungen, das von den Unfallversicherungsträgern entwickelt und mit der Kassenärztlichen Bundes-vereinigung vertraglich geregelt wurde.

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PflegeKolleg Haut p� egen

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troffene sind sich der Schwere ihrer Erkrankung auch im Hinblick auf die möglichen Folgen nicht bewusst. So verstreicht viel wertvolle Zeit, die für Präventions-maßnahmen und Therapien genutzt werden könnte. Um zu verhindern, dass zunehmend mehr Mitarbei-ter aufgrund beruflich bedingter Hautschädigungen ihre Tätigkeit aufgeben müssen, wurde das so ge-nannte Hautarztverfahren ins Leben gerufen. Ein System zur Früherkennung beruflich bedingter Hau-terkrankungen, dass von den Unfallversicherungs-trägern entwickelt und mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vertraglich geregelt wurde. Der für den Mitarbeiter zuständige Arbeitsmediziner ar-beitet dabei eng mit einem Dermatologen zusammen, um durch eine geeignete Individualprophylaxe das Krankheitsbild zu bessern und den Mitarbeiter in der Tätigkeit zu belassen. Die Kosten für diese Sekundär-Prävention übernehmen dabei in der Regel die ge-setzlichen Unfallversicherungsträger.

Das Präventiv-Verfahren beginnt mit der zielgrich-teten Testung auf mögliche Auslöser und der Erstel-lung eines Hautarztberichtes. Auf der Basis des Haut-arztberichtes wird die konkrete Individualprävention ermittelt. Diese umfasst den Austausch der

hautbelastenden/-schädigenden Stoffe, gegebenen-falls eine Änderung der Arbeitsabläufe, die Anpas-sung der persönlichen Schutzausrüstung, beispiels-weise mit besonders allergenarmen Handschuhen, und die Prophylaxe durch spezielle Hautschutzprä-parate. Darüber hinaus werden die Betroffenen ge-schult und haben die Möglichkeit, sich mit anderen Patienten auszutauschen. Das Hautarztverfahren bietet Mitarbeitern mit chronischem Handekzem eine gute Möglichkeit, ihr Krankheitsbild zu verbessern und im Beruf zu verbleiben. Doch noch wird diese Chance von den Betroffenen viel zu wenig genutzt.

Sabine Niknam Schmilinskystr. 3220099 Hamburg

Die wichtigste Vorbeugung von Hautirritationen ist die kritische Hinterfragung des eigenen Verhaltens am Arbeitsplatz.

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