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HARMA - Urząd Miasta Łodzicybra.p.lodz.pl/Content/126/APh_Bd4_Hf1.pdfLieber Salicin aus den...

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ANNA HARMA Band I Eine Vereinigung des und Archivs des Apotheker - Vereins im nördlichen Teutschland. B.XL1IL des Magazins für Pharma- de und Experimental- fcritifc. B. XL. He rausgegeben von v^ToRGÄ Rudolph Brandes, Ph. Lorenz Geiger und Justus Liebig. L e in g o und Heidelberg, im Verlage der Meycrechen Hof-Buchhandlung und der Winterechcn Univereitäte-Buchhan 18 3 2.
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ANNA

HARMABand I

E i n e V e r e i n i g u n g

des und

Archivs des Apotheker -Vereins im nördlichenTeutschland. B.XL1IL

des

Magazins für Pharma-de und Experimental-fcritifc. B. XL.

H e r a u s g e g e b e n

von v^ToRGÄRudolph Brandes, Ph. Lorenz Geiger

und

Justus Liebig.

L e in g o u n d H e i d e l b e r g ,

i m V e r l a g eder Meycrechen Hof-Buchhandlung

undder Winterechcn Univereitäte-Buchhan

18 3 2.

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Inhaltsanzeige des IV. Bandes.

E r s tOcS H e f t .

57

Erste Abtheilung.Physik , Chemie und nh;irnuir.cutiec:|ie Chemie iu

SeiU*Ueber die Wirkung der Hyposalpetersiiure auf die Oele und

über die Produkte, welche dabei entstehen; von F e l i x

Lieber Salicin aus den Blättern von Salix Hei ix 7Ar, ; von Fr.N e e s von E s e n b e c k in Bonn 33

Vergleiclicnde Versuche über den Succ. Hquiritiue crudus desHandels, des daraus bereiteten S\u:c. liquirit. dtp, derApotheken und des E.vtr. liquiritiae oder Glycyrrhizaeder Pharmakopoen; von Dr. Z i e r in Zerbst 3b

Ueber die Zersetzung des essigsauren Kupferoxydos und Ku-pferoxydhydrates durch gemeinen Honig und Zucker;vom Apotheker B u s c h in Bleckede 5

Fortgesetzte Versuche über die verschiedenen blaublühendenAconiten ; von G e i g e r und Hesse . .

Versuche über das vorteilhafteste Verfahren, mittelst Was-ser aus der Sarsaparille die Arzneystoffe auszuziehen;von E. Mouchon d. j . , Apotheker zu Lyon 75

Notiz über das Jodkalium; von Maroseau 7i)

Ueber Darstellung von doppelt kohlensaurem Kali; vom Apo-theker W e i t z e l in Ortenberg 80

Ueber Scheidung des Eisenoxyds vom Zinkoxyde; vom Pro-visor W e l c k e r zu Gedern

Verschiedene Bemerkungen; von D ö b e r e in e r

Zwei te A b t h e i l u n g .Physiologie, Toxikologie und Therapie.

SeiteVersuche über die desinficirende Wirkung hoher Wärmegra-

de; von W i l l i a m H e n r y in Manchester ViPhysiologische Untersuchungen über die mechanischen Wir-

kungen des Drucks der Atmosphäre auf den Thierkör-per; von J o h n D a l t o n 101

Ueber die Vitalität von in Steinen und Holz eingeschlossenenKröten; von W. B u c k l a n d 109

Von den antiseptischen Eigenschaften des salzsauren Zinn-oxyds; von Tα uff l i e b 116

Note über eine Vergiftung mit dem Pulver der ZeitlosenZwiebel; von G h e v a l l i e r 117

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Dritte Abtheilung.Naturgeschichte und Phiirtniicngnoeic.

O IM Lβ

Ueber die Entzündung dei weissen Diptam« (Dictnmnus alba;n B i tBiot

V i e r t e A b t h e i I u n g.M i e c e 111,n.

Nekrolog über Cr. S. S e r n 1 l a s , Pharinacieii on clief, Profes-sor am klinischen Mililairhospital des Val. de Grace,Mitglied dts Instituts u. s. \v.; von J. J . V i r e y . . .

Die Hagen-ßucholzsche Stiftung 129

Anzeige magnetische Apparate betreffend 131

Anzeige für Apotheker 132

Anzeige das pharmaceutischc Institut zu Jena betreffend . . 1S3

Literarische Anzeigen 133

Z w e i t o s und d r i t t e s H e f t .

K r s t e Ab t h e i l u n g .Physik, Chemie und pharmazeutische Chemie insbesondere.

Entdeckungen des Hrn. F a r a d a y in Betreff der Elektrici-tätserregung durch elektrische Ströme . . . . 137

Bericht über neue Entdeckungen und Erweiterungen imGebiete der Pharinacie . . . . . . . . 163

Erster Abschnitt. Die unmetallischen Elemente und de-ren Verbindungen . . . . . . . . 164

Zweiter Abschnitt. Metalle und deren Verbindungen . 182Drit ter Abschnitt. Organische Sauren 213Vierter Abschnitt. Organische Bildungstheile von Pflan-

zen , als A!kaloide r Fet te , Zucker , G u m m i , Farb-stoffe u. s. w. und deren Produkte 232

Fünfter Abschnitt. Analysen von Pflanzen und Pflanzen-th eilen 276

Sechster Abschnitt. Untersuchungen thierischer Produkte 289Siebenter Abschnitt. Neue Nachrichten aus dem Gebiete

der pharmaceutischen Thierkunde 295Achter Abschnitt. Neue Nachrichten aus dem Gebiete der

pharmaceutischen Botanik, über Abstammung undPharmakognose von vegetabilischen Arzneystoffen,

flg g

neuen Arzneypflanzen u. s. w &töNeunter Abschnitt. Mineralogische Merkwürdigkeiten . oöl

Sachregister über die Bände I , I I , III , IV, oder Jahrgang)832 der Annölen

Anzeige für Apotheker .

Literarische Anzeigen

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ANNALENDER PHARMACIE.

IV. Bandes erstes Heft.

E r s t e A b t h e i l u n g .Physik, Chemie und pharruaceutieche Chemie insbesondere.

Ueber die Wirkung der Hyposalpetersäureauf die Oele und über die Produkte, welche

dabei entstehen;von

Feliü Boudet *).

Unter den natürlichen organischen Produkten bilden die fet-ten Körper ohne Zweifel eine der reichsten und für die Kün-ste und Oeconomie wichtigsten Classen* Vorzüglich wichtigist in dieser Hinsicht das Olivenöl, welches aber auch wegendes vielseitigen Gebrauchs öfleren Verfälschungen, hauptsäch-lich mit Mohnöl, ausgesetzt ist. Um diese Verfälschung zuentdecken, sind verschiedene Methoden vorgeschlagen, dievorzüglichsten vom Apotheker P o u t e t zu Marseille und vonRousseau« Letzterer stützt sein Unterscheidungskennzei-chen auf die ungleiche Leitungsfähigkeit des Olivenöls und desSamenöls für Electricität, und sein Diagometer würde dasProblem völlig lösen, wenn es ein einfacheres und leichter an-zuwendendes Instrument wäre.

*; Journ. de Pharmacie XVIII. 469,

Annul. d. Pharm. IV Bde. 1 Hft.

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Da« von P o u t e t angegebene Verfahren ist allgemein be-

kannt , es giebt aber wenigstens nur -^ fremder Oele im Oli-

venöle aiu Auch hat P o u t e t nur das Festwerden des Oli-

venöls durch sein Reagens angezeigt, ohne weder das eigent-

lich Wirksame desselben, noch die durch diese Metamor-

phose im Olivenöle hervorgebrachten neuen Eigenschaften dar-

zuthun. Ich habe es deshalb für wichtig gehalten, diesen Ge-

genstand weiter zu verfolgen, und will die erhaltenen Resul-

tate im folgenden mittheilen.

Untersuchung des Reagens von Poutet*

Der erste und wesentlichste Punkt für die richtige Er-

kenntniss der zu untersuchenden Phänomene besteht darin, die

Zusammensetzung des Reagens zu bestimmen und darzuthun,

ob einer seiner Bestandteile und welcher, oder ob das

Ganze die merkwürdige Umbildung des Olivenöls hervor-

bringt, die P out et angegeben hat, und endlich ob dieses Oel

das einzige ist, welches dadurch solidificirt wird.

Nach P o u t e t sollte die Wirkung des Reagens von dem

Quecksilber-Deutonitrat abhängen, während P e l l e t i e r das-

selbe wesentlich aus dem Protonitrat gebildet betrachtet, und

nur als gemengt mit etwas Deutonitrat. Beide Beobachter haben

also dem Nitrit keine Wichtigkeit beigelegt, welches stets in

dem kalt bereiteten sauren Nitrat existirt. Wir werden aber

sehen, dass nur von diesem, oder vielmehr von der Säure

desselben, allein das Festwerden des Olivenöls abhängt. .

Die Analyse des kalt bereiteten Quecksilber-Nilrals er-

gab, dass dasselbe aus Proto- und Deuto-Nitrat und aus Ni-

trit von Quecksilber, durch einen Ueberschuss der Säure aufge-

löst, besteht. Von diesen Bestandteilen brachte weder das

Quecksilberoxyd, die Salpefersäure noch das Deuto- und Pro-

to-Nitrat des Quecksilbers die schnelle Solidification des Oli-

venöls hervor; es blieb deshalb nur das Quecksilber-Nilrit

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iibrig, welches freilich durch die Schwierigkeit der Bereitung

ein neues Hinderniss in den Weg legte. Da aber das Queck-

silberoxyd für sich, wie mit Salpetersäure verbunden, die

Beaclion auf das Olivenöl nicht hervorbringt, so war es wahr-

scheinlich, dass die Ursache allein in der salpetrigen Säure

oder in der Ilyposalpetersäure, welche sich daraus durch Ab-

sonderung vom Oxyde in der Salpetersäure bilden kann,

liege.

Ich brachte deshalb in eine mit Quecksilber angefüllte

KJockc eine bestimmte Menge Olivenöl und setzte 200 Volu-

me Stickstoff- Deutoxyd und 100 Vuluinc Sauerstoff I1in7.11.

So wie dies letzlere Gas mit dem Dculoxyd in Berührung

kam und dieses in Ilyposalpetersäure umbildete, so wurde diese

sogleich vondcmOcletibsorbirl, und kaum war aller Sauerstoff

zugesetzt, als auch schon die beiden Gase völlig verschwan-

den, und in der Klocke blieb nur das Quecksilber und das er-

hitzte und durch die absorbirte Hyposalpctcrsäure grün ge-

wordene Oel zurück, welches sich bald trübte und nach Vor-

lauf von ungefähr zwei Stunden fast ganz, fest und dem Produkte

derReaction des sauren Quecksilber-Nilrats P o u l e f s auf das

Olivenöl völlig ähnlich geworden war.

Dieser Versuch gelang ebenfalls mit flüssiger Hyposalpe-

tursäure, die durch Destillation des salpetersauren Bleies be-

reitet war, so dass über detiEinlluss dieser auf das von Pou t et

beobachtete merkwürdige Phänomen kein Zweifel bleibt.

P e l l e t i e r hat indessen über die Existenz der salpetri-

gen Saure in dem sauren Salpetersäuren Quecksilber Zweifel

erhoben und glaubt die Entwicklung rölhlicher Dumpfe, welche

sich darin beim Zusatz von Schwefelsäure zeigt, der Keaclion

dieser Säure auf die Salpetersäure zuschreiben zu können.

Folgende Data aber liefern hiergegen unumstössliche Be-

weise :

1 *

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Da»„«. 7 i T l l 0 i , c n M p r t e r | B u w yon 3g0

Q « ^ , , b c r boreaete Re-gen. von Poute t , « g e w

vüllig fl««,g, bCl niedriger Temperatur scheiden sich o

Malle a u s di S h f lsich oft R ^

e von

"— X - " — • uvuvtUVU OiUU Ul i

Malle au«, die Schwefelsäure entbindet häuHge Däinpf,Hyposalpetorsäurc. Kurz nach der Bereitung unter den RccUpienten einer Luftpumpe gestellt, kommt es zum Kochen, oh-ne da*$ sich weder Hyposalpelersäure noch Slickstoffdeutoxydbildet, denn es zeigen sich keine rothen Dämpfe unter derKJoke, weder wenn sie luftleer ist, noch wenn man Luft zu-lr«lcn lässt. In verschlossenen Flaschen hingestellt, zeigte essich nach Verlauf eines Monats unverändert; aber der Ein-wirkung der Luft ausgesetzt, hatte es sich nach derselben Zeitverändert; weder die ausgeschiedenen Kry stalle, n'oeh die Flüs-sigkeit entwickelten durch Schwefelsäure eine Spur Hyposal-peiersäure, und wie vorherzusehen war, wurde die Consi-Menz des Olivenöls dadurch nicht mehr verändert. TrockneKr\stalle von Quecksilber Proto- und Deuto-Nitrat enlwik-kelten durch. Zusammenreiben mit Schwefelsäure keine Hypo-Salpetersäure, welches nach der Annahme von Pel let iernoch eher halle der Fall seyn müssen, weil in dem kryslalli-sirttn Kit rat die Säure concentrirler ist als in dem flüssigen.Auch lässt sich leicht beweisen, dass die Schwefelsäuremit der Hälfte ihres Gewichts Salpetersäure von 38° gemischtwerden kann, ohne dass irgend etwas anderes als weisseDämpfe dieser letztem Säure gebÜdet werden. Endlich willich noch anführen, dass nach der Solidification des Oels indem Quecksilber-Nitrat keine salpetrige Säure mehr enthaltenis, Frhält man nämlich festes Oel einige Zeit bei gelinderWärme eines Wasserbades im Fluss, so scheidet sich dasOuecksUbersalz als durchsichtige ungefarb.e Flüssigkeit ab,dL durch das Erkalten fest wird, durch Schwefelsäure aberkeine Spur von salpetriger Säure entwickelt.

Die Ihposalpctersäure is. hier also das wahre und cmz.ge

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Agens, welches die Solidification de« Oels bewirkt, ntid das

Reagens vonPoute t ist nur ein indirektes Mitte), sie mit die*

sein Oele in Berührung zu bringen.

Reactlon der Hypoaalpetersäure auf das Olivenöl.

Nach diesen Thatsachen war c» mir zur Vereinfachungmeiner Versuche erlaubt, die Hyposalpetersäure von den un-nöthigen Zusätzen, welche sie in dem Reagens von P out etbegleiten, zu sondern, zumal da auch dieses in seiner Zusam-mensetzung nicht immer constant ist, theils durch Abschei-dung von Krystallen, theils weil die sich beim Auflösen ent-wickelnde Wärme mehr oder weniger auf die Menge des sichbildenden Nilrats influirt. Die Flüssigkeit der reinen Hypo-salpetersäure erschwert aber die genaue Bestimmung der Men-ge sehr, ich vermischte sie daher, um ihr mehr Festigkeit zugeben, mit drei Theilen Salpetersäure von 38°, und benutztediese Mischung als Reagens zu folgenden Versuchen.

Zu looGran Olivenöl wurden bei i6° C. in kleinen Kol-ben eine verschiedene Menge des Reagens hinzugesetzt und beieinigem Umrühren der Augenblick beobachtet, wo jedes derGemenge fest wurde. Lässt man das Öel von dem Augenblickean, wo es anfängt trübe zu werden, ruhig stehen, so kannman diesen Punkt, wo nämlich beim Bewegen des Glases dieOberfläche unbeweglich bleibt, bis auf eine Minute bestim-men.

Die Versuche ergaben, dass fest wurden100 Gr. Olivenöl durch -fe Hyposalpelers. in 70 Minuten

— — —435 = 7 } Stunden.

— — m zeigte aber keineWirkung.

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Die Zeit des Feslwordene des Oels nimmt also mit derMenge des Reagens ab. Die Consistenz wird aber nach undnach dieselbe. Bei £ Procent Hyposalpetersäure und bei 8 Pro-cent des Reagens vonPoutet tritt das Festwerden nach glei-chen Zeiten ein , woraus man schliefen könnte, dass letzte-res Reagens fs seines Gewichts Hyposalpetersäure enthält;übrigens verhalten sich die Olivenöle, welches auch ihr Ur-sprung ist, vorausgesetzt dass sie rein sind, unter gleichenUmständen mit gleichen Mengen meines Reagens behandelt aufgleiche Weise und zeigen in den zu ihrer Solidificalion erfor-derlichen Zeiten keine merkliche Verschiedenheiten.

Durch Zusatz grosserer Mengen der Hyposalpetersäure,z, B. von J des Oelgewichts, zeigen sich neue Phänomene, esentwickelt sich viel Wärme, das Oel brauset auf, wird grünund schleimige statt fest zu werden* Wird es in diesem Zu*stände mit seinem 5 bis 6fachen Gewicht Olivenöl versetzt, sowirkt es auf dasselbe wie die Hyposalpelersäure, und dasGanze wird fest.

Aus diesen Beobachtungen ergab sich, dass die Hyposal-petersäure in gewissen Verhältnissen eine constante Wirkungauf das Olivenöl ausübt, und dass ein Theil dieses kräftigenReagens hinreicht, um aooTheile des Oels in einen festen fettenKörper zu verwandeln, von dem man aber bisher keinen an-,deren Charakter als sein Festwerden kannte.

Diese merkwürdige Eigenschaft würde das Olivenöl vonallen anderen Oelen unterscheiden, wenn es dieselbe ausschliess-lichbesässe, aber auch die Oele von süssen und bittern Man-deln, Haselnüssen, das Acajounuss-, das Ricinus - und Col-zaöl zeigen die merkwürdige Eigenschaft, durch den Einflussder Hyposalpetersäure und des sauren salpetersauren Quecksil-bers in feste Fette umgebildet zu werden. Es wurden zu die-sen Versuchen 12 Gran eines Gemenges von SaJpetersäure undIlyposalpetersäure, die 3 Gran wasserleerer Hyposalpetersäure

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entsprachen, bei einer Temperatur von 17° zu 100 Gran je-

des der Oele gesetzt und die Zeit ble zum Festwerden der Oele

beobachtet. Die Resultate sind in folgender Tabelle zusammen-

gestellt*

Namen der Oele.

OlivenölOd von süssen

MandelnOel von biltern

MandelnHaseln ussül

Acajounussöl

KicinusölColzaöl

Farbe unmittelbarnach dem Mi-schen mit dem

Reagens.

blaulicbgrün

weiss

dunkelgrün

blaulichgriin

schwefelgelbgoldgelb

braungelb

Anzahl vonMinuten biszum Fest-

werden.

73

160

160

io3

43

6o324oo

Verhaltniss derMinutenzahl,die desOlivenöls

= 10 gesetzt.

JO,O

22,2

22,2

14,O

6,O

82,6

328;O.

Aus dieser Tabelle crgiebt sich, dass die Vergleichungder zum Festwerden jedes dieser Oele erforderlichen Zeitengenau die Identität der Oele von bittern und süssen Mandelndarthut, die übrigen hingegen durch sehr merkwürdige 'Ver-schiedenheiten von einander distinguirt.

Die Oele von Hanf, Lein, Wallnüssen, Mohn, Buchen,jedes mit -^ ihres GewichtsHyposalpetersäure behandelt, ver-änderten ihre Consistenz nicht und erlitten nur scheinbare Ver-änderungen in ihrer Farbe, die bei allen nach einiger Zeit derder Jodtinclur ähnlich wurde.

Auf dies verschiedene Verhalten der Oele zur Hyposal-nelersäure lässt sich sehr gut eine Eintheilung der Oele grün-den , die auf merkwürdige Weise mit der Eintheilung derOele in austrocknende und mchlaustrocknende, mit Ausnah-me des fticinusols correspondirt, indem die nichtaustrock-

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8

ncnden Oelc fest werden, während die austrocknenden der

Einwirkung der Hyposalpetersäure widerstehen *)•

Die Hyposalpetersäure kann also zur Bestimmung, ob die

Oele austrocknen oder nicht, sehr gut benutzt werden, auch

kann sie dazu dienen, um die relativen Mengen einer Mischung

zweier Oele verschiedener Natur, vorzüglich von Olivenöl

und Mohnöl ilarzuthun, und zwar mit grosserer Genauigkeit

als das saure Quecksilbernitrat; denn Pout et kann nach sei-

ner Methode nur -^ Mohnöl in Olivenöl entdecken, während

durch die meinige y ^ desselben aufgefunden werden kann.

Setzt man zu 100 Gran Olivenöl bei einer Temperatur

von io° C. vier Gran meines Reagens, welche einen Gran Hy-

posalpetersäure enthalten, so wird die Solidification des Oels

durch Zusatz von einem Procent Mohnöl um 4oMinuten ver-

zögert, durch 2^ Mohnöl um 90Minuten und durch ^Mohnöl

um eine viel längere Zeit.

Nimmt man Gemenge von Salpetersäure und Hyposalpeter-

säure in anderen Verhältnissen, oder stellt man die Versuche

bei anderen Temperaturen an, so erhält man natürlich etwas

verschiedene Resultate, die aber mit den angefülirten stets

correspondiren und oft auch ausgezeichneter sind. Da es übri-

gens schwer ist, genau bei derselben Temperatur unter sonstigen

gleichen Bedingungen zu operiren, so ist es rathsam, reines

Olivenöl und selbst Gemenge in bestimmten Verhältnissen unter

gleichen Umständen der Einwirkung des Reagens auszusetzen,

welches als Gegenversuch zur Vergleichung dienen kann»

*; Das Stearin und Elain des Schweinefetts erleiden durch dieEinwirkung desselben Reagens analoge Modißcationen.Beide erbalten eine grosse Consistenz und bilden sich durchdie Saponification in eine fette, saure, bei 57° — 58° Cschmelzbare Substanz um, deren Eigenschaften ich jedochnoch nicht vollständig untersucht habe.

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Ich habe bis jetzt die solidificirten Oele von Oliven, süs-

sen Mandeln * ) , Haselnüssen, Acajouniissen und das Rici-

nusöl untersucht. Die vier ersteren zeigten analoge Eigen-

schaften und Produkte, ich will deshalb ihre Geschichte im

Allgemeinen niittheilen, das Ricinusöl hingegen zeigte sich

nach seiner Umbildung so verschieden von den anderen Oelen,

dass ich demselben einen besondern Abschnitt widmen muss.

Solidificirte Oele von Oliveny süssen Mandeln, Haselnüssen

und Acajounüssen*

Diese festen Oele sind weiss oder gelblicht, je nach der

Einwirkung von Hyposalpelersaure oder von Quecksilberni-

lrat; erstere verändern nicht das Lackmuspapier, letztere hin-

gegen reagiren schwach sauer und zeigen einige Eigenlhiim-

lichkeiten, die von den die Hyposalpetersäure begleitenden

Bestandteilen abhängen. In beiden Fällen ist ihr Geruch wie

der des Unguent. hydrarg, citrin, und nach Verlauf einiger

Tage zeigt ihre Oberfläche eine Art völlig weisser Efflorescenz.

Alkohol von 36° löst nur wenig davon, nimmt aber leicht den

Farbestoff auf.

Diese Eigenschaften sind den vier oben genannten Oelen

gemeinschaftlich; die folgenden habe ich nur beim Olivenöl

bestimmt; ich glaube aber nach der Analogie sie ebenfalls

den übrigen dreien zuschreiben zu können.

Das durch Quecksilber -Nitrat solidtficirte Oel röthet Lack-

mus , verändert seine anfangs gelbe Farbe nach einiger Zeit in

die graue; kalter Aether löst die fette Substanz auf und hin-

ter! äs st kurz nach der Bereitung Quecksilber-Nitrat, bei dem

*) Da das Oel der bittern Mandeln mit dem von süssen Mandelnidentisch ist, so habe ich mit demselben keine weitereVersuche angestellt.

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10

schon länger bereit eleu aber melallischcs Quecksilber. Durch

Abrauchen des Aethers erhält man die fette Substanz selbst.

Die durch Auflösen mittelst Aether aus dem durch Queck-

silber - Nitrat wie auch aus dem durch Hyposalpelersäure soli-

dificirten Olivenöle erhaltenen feilen Substanzen sind darin

identisch; dass beide durch Kali ziegelroth gefärbt werden,

unterscheiden sich aber dadurch, dass letzteres durch Ammo-

niak und durch Ammoniak-Hydrosulfat sich noch färbt, wäh-

rend erstercs durch Ammoniak kastanienbraun und durch Am-

moniak- II},drosulfat schwarz wird. Diese letzteren Färbun-

gen, wie P l a n c h e 1827 bei Versuchen mit Ungt. hydrarg,

cilrin., welches mit Olivenöl bereitet, gefunden hat, liegen in der

Gegenwart einer geringen Menge eines Quecksilbersalzes, wel-

ches aber nicht, wie P l a n c h e glaubt, ein Oleat oder Mar-

ge rat, sondern nach meinen Versuchen ein eigenthümliches

Quecksilhersalz mit einer neuen Säure ist.r

Wird das solidificirtc Olivenöl mit Alkohol erhitzt, soverliert es seine gelbe Farbe , wird weiss wie Fell; presst manes darauf zwischen Fließpapier, so entzieht ihm letzteres einegeringe Menge einer üligten Substanz und die feile Materiewird dadurch rein. Ich habe dieser reinen Substanz, welchesich durch ihre Eigenschaften von allen bis jetzt untersuchtenfeilen Substanzen unterscheide!, den Namen Ela i diu gegeben(\on tlaig, tXcaSog, Olive, Olivenbauin). Eben so benenneich auch die festen Felle der Mandeln, der Haselnüsse und derAcajounuss. Dieser Name bezeichnet also, wie Elain undStearin eine besondere Gattung feller Materien, deren Namenvom Olivenöl abgeleitet ist , in welchem dieselbe zuerst ge-funden wurde.

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II

Elaidin.

Das reine Elaidin wird weder durch Kali noch durch Am-

moniak und Ammoniak-Hydrosulfat gefärbt; die oben er-

wähnten Färbungen durch diese Körper gehören also der durch

Alkohol entfernten gelben Materie. Es schmilzt bei 36° C.

und Jüst sich im Schwcfeläthcr in allen Verhaltnissen. Von

kochendem Alkohol von 0,8976 Dichtigkeit sind wenigslens

200 Theile erforderlich, um einen Theil Elaidin aufzulösen.

Die Aullüsung trübt sich beim Erkalten ohne zu krystalli-

sireu.

Saponißcation des Elaldins*

Durch Behandlung von 4 Theilen Elaidin mit einem Theile

ätzenden Kali oder Natron und zwei Theilen Wasser verseift

sich das Eluidin sehr leicht. Es bildet sich Glycerin und eine

fette saure Substanz, welche sich mit dem Kali oder Natron

vereinigt.

Diese Seife löst sich in Wasser, vorzüglich in wannen5

die etwas concentrirtc Lösung wird durch Abkühlen zu einer

durchscheinenden Masse; übrigens schäumet die Lösung beim

Schütteln, und durch Zusatz einer hinreichenden Menge Koch-

salz scheitlet sich die t heil weise zersetzte Seife völlig von der

Flüssigkeil und vereinigt sich auf der Oberfläche.

Salzsäure zersetzt sie leicht in der Wärme und scheidet

eine saure fette Substanz ab, die sich anfangs in Form eines

flüssigen Oels, nach dem Erkalten als eine feste kristallini-

sche Substanz abscheidet.

Diese Säure unterscheide! sich von allen bekannten fet-

ten Säuren, ich habe sie El a id in säure benannt.

Das Resultat der Sapomfication des Elaidins aus dem Odeder Oliven, süssen Mandeln, Haselnüssen und Acajoiinüssciiist gleich.

Der Schmelzpunkt rfps unreinen Elaidins, wie auch

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12

aus solchem bereiteten Elnidinsäure, ist gewöhnlich 5 bis 6

Grad niedriger als der beider gereinigleii Substanzen; die

Menge der üliglen Substanz, welche diese Verschiedenheit her-

vorbringt, ist aber so gering, dass ich glaube sie ohne Nach-

Iheil ausser Acht lassen zu können.

Elaidlnsäure.

Diese Säure schmilzt bei 44° C. und rölhel stark dasfeuchte Lackmuspapier. Aus einer Lösung in warmen Alko-hol scheidet sie sich in kleinen perlmuMcrarlig glänzendenKryslallen, wie die Boraxsäure ab, und wird sich leicht vonanderen festen feilen Säuren durch die Leichtigkeit ihrer Kry-stullisation und vorzüglich durch ihren Glanz unterscheidenlassen.

Schwefcläther löst sie in allen Verhältnissen, wenn siegeschmolzen ist ; sie löst sich ebenfalls in iiUen Verhältnissenin kochendem Alkohol, und die Löslichkeit ist so gross,dass bei einer Temperatur von 36° noch ein Theil Alkoholvon 22° B. hinreicht, um fünf Tlieile gelöst zu erhalten, wäh-rend dass 6oTheile desselben Alkohols kaum einen Theil Mar-garinsäurc bei der Siedhitze auflösen können.

r m

Bei Einwirkung der Wärme deslillirt die Elaidiusäuregrösslenlheils unverändert. Wenn man sie mit Kupferoxydglühet, so bildet sie sich in Wasser und in ein Gas um, wel-ches von Kalk völlig absorbirt wird.

Sie sättigt die salzfaiiigon Basen und entbindet selbst dieKohlensäure aus den kohlensauren Alkalien. Diese letztereEigenschaft giebt ein sehr einfaches Mittel, ötomische Elaidatezu bilden, während dass die von C h e v r e u l angezeigte Me-thode, die feiten Säuren zu säiligen, welche in der Behand-lung mit ätzenden Alkalien besieht, viel langsamer und schwie-riger ist.

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EUudale.

Will man z. B. neutrales elaidinsaurcs Natron bereiten,

so reicht es hin, Elaidinsäurc mit einem Ueberechuss von koh-

lensaurem Nalron in Wasser gelöst zu erhitzen; die Säure

verbindet sich mit der Base und lost sich auf, während die

Kolilensäure entweicht oder sich mit dem unzersetzten Car-

bonatc zu Bicarbonat umbildet. Man raucht die Lösung zur

Trockne ab und behandelt den Rückstand in der Wärme mit

Alkohol von 4o° , welcher das Elaidat auflöst und weder auf

das Carbonat noch auf das Bicarbonat wirkt. Durch Erkalten

krystallisirt das Elaidat in silberglänzenden Bläitchen, die

leichter und noch glänzender sind als die Elaidinsäurc selbst.

Bei dieser Methode hat man keinen Ueberschuss der Bn>e

zu befürchten, und man erspart die vielen ermüdenden Mani-

pulationen , welche bei Anwendung kaustischer Alkalien un-

vermeidlich sind.

Das elaidinsäurc Natron löst sich leicht in warmen Was-

ser und bei einer massigen Kulte kryslallisirt es in glänzenden

Blatt chen.

Wenn die Lösung mit Wasser sehr verdünnt ist, z. B.aus 100 Theilcn Wasser und einem Theile Elaidat besieht, sowird die anfangs helle Lösung bald trübe und alkalisch, siezeigt perlmutterartige Zonen beim Schütteln und setzt kleinekristallinische Schuppen von Bi-Elaidat ab.

Das Elaidat von Kali und Ammoniak erhält man auf die-selbe Weise wie das von Natron, ersteres krystallisirt inleichten glänzenden Nadeln, beide sind in Alkohol und Was-ser, vorzüglich bei Wärme, löslich; die unlöslichen Elaidaielassen sich leicht durch doppelte Zersetzung wässriger Lösun-gen von elaidinsaurcm Natron und irgend eines löslichen Sal-zes darstellen.

Das Elaidat von Biltererde scheint im Wasser nicht merk-lich löslich, es scheidet sich jedoch schwer aus der Flüssigkeit,

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uworin es gebildet ist, ab; übrigens ist es selbst in Alkohol von4o° nur sehr wenig löslich. - Das Elaidat von Blei ist etwaslöslicher im Alkohol als das der Bittererde, es ist aber völligunlöslich im Wasser. — Das claidinsaure Quecksilber zeigtnichts Interessantes, es ist etwas wenig in Aether löslich, unddurch diese Eigenschaft erklärt sich die Gegenwart des Queck-silbers in dem mit dem Ungt. hydrarg, citrin, behandeltenA et hör.

Die Untersuchung der Klaidale habe ich nicht weiter fort-go«el7.fl , habe aber die Sättigungseapaciiät der Saure und denWassergehalt des Hvdrats bestimmt.

Durch Glühen in einem PlatinUegel verwandelte ich elai-dinsaures Natron in kohlensaures, zersetzte dieses durch Schwe-felsäure und calcimrte den Rückstand zur Vertreibung derüberschüssigen Säure- Durch diese Vermeidung fast aller Ma-nipulationen hoffte ich sehr genaue Resultate zu erhalten ; aberobgleich die Resultate mehrerer Versuche sehr genau überein-stimmten, so ergaben sich doch etwas zu geringe Verhältnisseder Base, wie ich später erkannt habe, ohne jedoch irgendeine Ursache gefunden zu haben, welche so die Genauigkeitverändern könnte.

0,800 Gr. Irocknes elaidinsaures Silber gaben durch Zer-setzung mittelst Salpetersäure 0,682 Gr. Elaidinsäurehydraiund 0,295 Gr. Chlorsilber = 0,239 Gr. Silberoxyd.

Säurehydrat = 0,582Silberoxyd — 0,239

wasserleere Säure 0,561 — — 100Silberoxyd . 0,239 — — 42,60 = 2,935 Sau erst off

* 0,800Wasser . . 0,021 — - 2,G3 — 2,83$

Hiernach scheint in den neutralen EJaidatcn die Säureiiicii-

ge zum Sauerstoff der Base = 100 : 3 und zum Sauerstoff des

Wassers = 100 : 2,5 zu sryn.

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Destillation lieft Elaidina.

Wird «In* Elaidin in einer Glasrelurle rasch erhitzl, *t>

kommt es h»lcl zum Kochen, es entwickelt «ich ein elarker

durchdringender Geruch, es cnl«reicht Gas und in der Vorla-

ge sammelt sich ein flüssiges Produkt, welches beinah «Wo

Hälfte des angewandten Elaidins beträgt und durch KrkalUn

eine nntterarlige Consistenz annimmt.

Dieses Produkt enthält Wasser, Essigsäure, ein ilüclili-

ges riechendes Oel, eine empyreuinalische üligte Flüssigkeit

und Elaidinsänre, welche letztere nach dem Heinigen, durch

Abwaschen mit warmen Wasser, Tressen /wischen Fließpa-

pier und durch Auflösen in Alkohol undKry.slallisircn diesel-

ben Eigenschaften zeigt, als die durch Einwirkung der Alka-

lien auf das Elaidin erhaltene.

Die letzten Produkte der Destillation sind sehr analog dem

ersteren, indessen unterscheiden sie sich wesentlich, sie sind

dunkler gefärbt, enthalten kaum Elaidinsäure, aber eine an-

dere Säure in krysiaUinischen Nadeln, die aufloslich in Wus-

ser ist, aus dieser Lösung durch essigsaures Blei weiss gefällt

wird und alle Eigenschaften der Fettsäure zeigt. ~ In der Ile-

torle endlich findet man einen leichten kokligten Rückstand.

Das Elaidin zeigt in seinen Eigenschaften viel Analogie

mit dem Stearin, unterscheidet sich jedoch wesentlich davon,

so dass man sie nicht mit einander vereinigen kann. So

schmilzt das Stearin des Olivenöls, das schwerflüssigste der

vegetabilischen Stearine bei 20° C , das Elaidin hingegen nur

bei 36°. Beide sind in Aether und sehr wenig in Alkohol

löslich, durch den Einfluss der Alkalien und der Wärme aber

büdel das erstere Margarinsäure, die zwischen 90* und 6o<>

schmilzt und kaum in GoTheilen Alkohol von 22° löslich iM;

das zweite bildet eine Säure, die in * ihres Gewichts desselben

Alkohols löslich ist, bei 440 schmilzt und durch den Glanz

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seiner Krystailisalionen sowohl im reinen Zustande als in Ver-bindung mit Natron eich unterscheidet

Ricinusöl.

Seit den Arbeiten von Braconnot und vorzüglich, vonChevreul , scheint mir die Abhandlung über das Ricinusölvon Bussy und LeCanu die interessanteste Arbeit zu seyn,welche über die fetten Körper bekannt gemacht ist. Sie un-terscheidet sich sowohl durch die originelle Neuheit ihrer Re-sultate, als auch durch den ausgedehnteren Gesichtspunkt un-ter welchem sie die fetten Substanzen im Allgemeinen betrach-tet haben.

Das Ricinusöl bildet durch Einwirkung der Alkalien undder Wärme neue Produkte, die von denen desOIeins und desStearins völlig verschieden sind, und es enthält folglich keinendieser beiden Bestandteile. Auch ist es bis jetzt nicht gelun-gen , dies Oel in zwei Substanzen von ungleicher Consistenzzu zerlegen, die dem Olein und Stearin der gewöhnlichen fet-ten Körper correspondiren. Und wenn B o u t r o n in einemaus Ricinuskörnern kalt ausgepressten Ode durch Kälte voneinigen Graden unter o eine weisse feste Substanz erhielt, dievöllig dein Stearin des Schweinefettes ähnlich war, und wennsich auch mir diese Thateache bestätigte, und ich ausserdemdie Umbildung dieser festen Substanz in eine der Stearinsäurevöllig ähnliche Säure erkannt habe, so glaube ich doch, diesesStearin als der Constituiion des Ricinusöls fremd ansehen undeiner seeundären Bildung zuschreiben zu können.

*) Die Verschiedenheit der Schmelzbarkeit und Auflöslichkeitin Alkohol zwischen der EJaidinsaure und Margarin säuresind bedeutender als die, vvelcheChevreu 1 als hinreichendgeschienen haben, darauf eine Trennung der Margarinsäureund Stearinsäure zu stützen.

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In einer späteren Abhandlung werde ich meine weiteren

Versuche über das Ricinusöl und über das Verhallen dasei-

ben zum Alkohol, womit es in bestimmten und nach dem Gra-

de des Alkohols veränderlichen Verhältnissen sich verbinden

kann, mitlheilen, und mich jetzt mit dem solidificirten Rici-

nusöl beschäftigen, dem ich den Namen P a l m i n , von pal-

ma Christi, beigelegt habe.

Wirkung der Hyposalpetersäure auf das Ricinusöl.

Behandelt man das Ricinusöl mit saurem Quecksilberni-trat oder mit Hyposalpetersäure, wie es oben beim Olivenölangegeben ist, so färbt es sich goldgelb, verliert nach und nachseine Durchsichtigkeit und verdickt sich allmälig zu einer ho-mogenen, gelben, noch durchscheinenden wachs ähnlichenMasse, die durch eine Art formloser Krystallisation gestreiftist. Diese Solidification ist unter gleichen Umständen unge-fähr achtmal langsamer als beim Olivenöl und geht in 7, 8oder in 16 Stunden und in noch längerer Zeit vorsieh, je nach-dem inan^%, ^ , T*^ und selbst eine noch geringere MengeHyposalpeiersäure anwendet. Bei einer grosseren Menge derSäure, z. B. bei f oder £ des Oelgewichis, entwickelt sich vielWärme, die Temperatur steigt zu 5o° bis 6o°, es zeigt sichein lebhaftes Aufbrausen, das Oel verliert seine Durchsichtig-keit und wird und bleibt klebrig.

Palmin*

Das mit Hyposalpetersäure bereitete Palmin ist gelb, imreinen Zustande aber völlig weiss, hat einen wachsarligeuBruch und die Temperatur seines Schmelzpunktes scheint sichbis zu 660 z u erheben 5 einiges, bei 62- schmelzbar, wurdejedoch nach Verlauf einiger Monate so hart und brüchig wieGlas und erhielt ein völlig resinöses Ansclm. Durch Desülla-

Annal. d. Pharm IV Bde. 1 Ilft. 9

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tion mit Wasser erhält man ein aromatisches Wasser, ich

konnte aber durch dieses Mitlei nicht die mindeste Spur äthe-

rische* Od abscheiden. 100 Theile Alkohol von 36° lösen bei

3o° Temp. 5o Theile bei Ga° schmelzbares Palmin auf; in ko-

chendem Alkohol ist es weit loslicher und scheidet sich durch

Erkalten in Form kleiner opalisirender Korner, ohne krystal-

Hnisches An sehn, daraus ab. Im Aether ist es leichtlöslich,

wenn es in Fluss ist, lost es sich darin in allen Verhältnissen.

SaponificalioTi des Palmins.

Behandelt man das Palmin kochend mit concentrirlcrKa-lilösuug, so verbreitet es stark den Geruch des dasselbe cha-rakterisireuden Oels und saponificirt .sich leicht, obgleich viellangsamer als das Ricinusöl selbst; es bildet sich Glycerinundeine den gewöhnlichen Seifen analoge, in Alkohol und Was-ser lösliche Seife. Die wässrige Lösung schäumt durch Schüt-teln, und wenn man eine passende Menge Rochsalz zusetzt,sammelt sicli die t heil weise zersetzte Seife ganz auf der Ober-fläche der Flüssigkeit, so dass diese selbst nicht mehr durchSalzsäure getrübt wird.

> Löst man diese Seife in einer grossen Menge Wasser auf,

und setzt man einenUeberschuss von Salzsäure hinzu, so bil-

det sich eine saure feite Substanz, welche durch Krkallen zu

einer kristallinischen Masse wird, die ich Palm insä ure be-

nannt habe.

Pai}minsaure.

Die reine Palminsäure schmilzt bei 5o° C , sie wird aber

selten sogleich rein erhalten und oft schmilzt sie bei einer nie

drigern Temperatur. Man reinigt sie durch Pressen zwischen

Fliesspapier und KrystalKsircn aus einer alkoholischen Lö-sung.

Diese letztere Operation zeigt einige Schwierigkeiten und

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l<)

gelingt nur bei Anwendung bestimmter Verhältnisse Alkoholund durch freiwilliges Verdunsten der Losung; ober wennmau sich von diesen schwer zu begreifenden bestimmten Be-dingungen nur etwas entfernt, so verbindet sich, welchenürad auch der angewandte Alkohol hat, der grüsste Theil derSäure mit einer kleinen Menge Alkohol, und schwimmt aufder Oberfläche der Auflösung in Form einer öligten Flüssig-keit , welche nach längerer oder kürzerer Zeit zu einer ver-worren krystallisirtenMasse wird, während aus der unteren,viel weniger mit Säure bcladenen Flüssigkeit weit rcgelmässi-gere Krystalle sich absetzen.

DiePalminsäiirc kryslallisirl in weissen, seidenartig glän-zenden und um einen gemeinschaftlichen Mittelpunkt strahlen«formig vereinigten Nadeln, oft jedoch vereinigen sie sich ingleichförmig gelagerten Blätfcheu. Diese Säure löst sich in

allen Verhältnissen in Aeiher und in concentrirlem Alkohol;die Löslichkeil in letzterem wächst jedoch mit dessen aräometri-seken Graden, und bei 5o° Temp. sind wen intens 5 TheilcAlkohol von 220 zur Auflösung von einem Theile Säure erfor-derlich. Sie röthet stark das feuchte Lackmuspapicr, sättigtdie salzfahigen Basen und zersetzt selbst die alkalinischen Car-bonate.

Das Natron-Palmat wird durch Sättigen des kohlensau-ren Natrons mit Palitünsäurc leicht dargestellt; die alkoholischeLösung wird durch Erkalten, anstatt zu kryslallisiren, zu ei-ner geleeartigen Masse. Die wässrige Lösung kryslallisirtnicht mehr, aber durch Zusatz einer sehr grossen Menge <lc-stillirtes Wasser wird dasPahnal zersetzt, das Wasser entziehtihm einen Theil der Base und bildet es in Bi -Palmat um, wel-ches in Alkohol sich auflöst, und wie die Palminsäure selbstin seidenartigen Nadeln krystallisirt. Das Bi - Palmat röthel

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l,ackmu*, während das neutrale Pnlnint da» gciölhele Lack-

mu?pnpicr wieder blau macht.

Das palminsaurc Ammoniak zeigte mir nichts Interessan-

te», die Kryslallisation wollte mir nicht gelingen,

Billercrde wird von der Pnlmiiisäurc leicht aufgelöst und

l)ildet damit ein Salz, welches alkalisch reagirt; sich in Alko-

hol, vorzüglich in wannen, auflöst und aus dieser Lösung

durch Erkalten in kleinen, bei einer Wurme unter ioo° schmelz-

baren Blültchen krystallisirt.

Diese Säure verbindet sich direkt mit Bleiprotoxycl und

bildet ein in kochendem Alkohol lösliches Salz. Diese Lö-

sung wird durch Erkalten zu einem durchscheinenden Gelee;

die sehr verdünnte Auflösung liefert durch freiwilliges Ver-

dunsien seidenartige Nadeln, ähnlich der der Saure selbst.

Der puhmusaure Kalk löst sich merklich in kochendem

Alkohol,

Durch Zersetzung dos schwefelsauren Kupfers mit einem

löslichen Palma! erhält man palminsaures Kupfer von schöner

grüner Farbe, welches in Alkohol von 4o° merklich sich auf-

löst, aber weniger als dns Kalksalz. Durch Erkalten der alkoho-

lischen Lösung scheidet es sich in leichten Flocken ab, durch

längere Einwirkung von kochendem Alkohol wird es aber

zersetzt in Palminsaurc, die sich auflöst und in braunes Kupfer-

oxyd, welches sich abscheidet.

Das palminsaurc Silber ist in Alkohol und in Wasser un-

löslich, aber löslich in Ammoniak, vorzüglich im Zustande

des Hydrats. Durch die Analyse dieses Salzes habe ich die

Sättigungscapacität der Palminsaure bestimmt.

0,800 Grm. Silberpalmat gaben, durch Salpetersäure zer-setzt, o,565 Grm. Säurehydrat und o;33o Grm. Chlorsilbcr =0,266 Oxyd.

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wasserleere Säure 0,534 . . 100Silberoxyd . 0,26fi . . 49,81 = 3,432 Sauerstoff

- Wasser . . 0,031 . . 3,875 = 3,445 — —

Hiernach verhält sich in den neutralen Palmalen die Men-

ge der wasserlcercn Säure zum Sauerstoff der Base = ioo : 3,5 ;

das Verhältnis der vasserlecren Säure zum Sauerstoff de*

Wassers, womit sie sich verbindet, ist ungefähr dasselbe.

Destillation ifa.r Palminsäure*

Die Palminsäurc kommt beim schnellen Erhitzen in einer

Retorte bald zum Kochen, häufige weisse Dämpfe verdichten

sich in der Vorlage zu einem Produkt von butterartiger Con-

sistenz. Gegen Ende der Operation sammelt sich etwas em-

pyreumatisches, gefärbtes Ocl, man sieht dicke gelbe Dämpfe

und in der Retorte bleibt ein leichter kohliger Rückstand.

Das erste feste Produkt dieser Destillation beträgt beinah

T9y der zur Destillation verwandten Säure. Durch Kochen

mit Wasser in einer Retorte erhält man daraus, was sehr

merkwürdig ist, etwas flüchtiges Oel, dessen Geruch sich

auch bei der Destillation der Palminsäure entwickelt.

Die von dem flüchtigen Oele gereinigle Substanz besteht aus

Palminsäurc, welche mit einer geringen Menge einer üligten

Substanz verunreinigt ist, und davon durch Pressen zwischen

Fliesspapier und Auflösen in Alkohol und Krystallisiren ge-

reinigt werden kann.

Die Palminsäurc destillirt also, wie alle bis jetzt bekann-

ten fetten Säuren, grösstcnlheils unzerselzt über; das Palmin

zeigt aber bei Einwirkung der Wärme Eigenschaften, welche

es wesentlich von Olein, Stearin und Elaidin unterscheiden,

Destillation des Palmins*

Erhitzt man das Palmin in einer Glasretorte, so schontet

es bald und kommt bei Volumsvergrösserung zum Kochen 5 es

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entwickelt sich Gas, Wasserdampf um) ein bräunliches, bei

gewöhnlicher Temperatur flüssige? Oel, welches stark nach

flüchtigem Oele riecht und beinah die Hälfte des angewandten

Palmins betrügt. Bei diesem Punkte hört die Destillation auf,

der nicht iibcrdestillirtc Rückstand blähet sich plötzlich auf

und füllt die ganze Retorte nebst Hals an. Diese scheinbare

harzige Substanz zeigt die grösstc Analogie mit der, welche

sich in derselben Epoche und auf dieselbe Art bei der Destil-

lation desRicinusöls bildet und die von B u s s y undLcCanu

beschrieben ist, nur zeigt sie statt der schönen goldgelben Farbe

dieser letzteren eine dunkel rölhlichbraune.

Wird das flüssige Produkt der Destillation aufs Neue mit

Wasser destiliirt , ?o erhält man beinah •£ seines Gewichts

wohlriechendes flüchtiges, \on Bussy und LeCanu ent-

decktes Oel, und es bleibt ein fixes, sehr saures, in Alkohol

in allen Verhältnissen und in schwacher Kalilösung au (lösli-

ches Oel zurück , welches merkwürdiger Weise bei o° Temp,

flüssig ist.

Reibt man es kalt mit einem Zehntel seines Gewichts cal-

cinirter Magnesia, so geht die Verbindung rasch vor sich, die

Masse wird dick, hart, brüchig und durchscheinend. Die

Billererdeverbindung löst sich leicht in Alkohol, jedoch kann

man sie durch denselben Alkohol in zwei Theile theilen, wo-

von der eine löslicher ist als der andere. Der weniger lösliche

Theil giebt durch Zersetzung mit verdünnter Schwefelsäure

eine öligte Substanz, welche bei gewöhnlicher Temperatur

noch flüssig ist, bei o° aber leicht gerinnt und etwas feste

Substanz zeigt, jedoch in so geringer Menge, dass sie einen

kaum merklichen Bruchtheil des angewandten Palmins ausmacht.

Obgleich das Palmin durch den Einfluss der Alkalien sich,

unmittelbar in bei 5o° schmelzbare Palininsäure umbildet,

obgleich die Saure grösstentheils unverändert destillirt und

alle Analogien ihre Gegenwart unter den Produkten der De-

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slillufion des Palmins verinuthen lassen, *o hal>cn doch diese

Produkte keine Spur davon gezeigt; denn die geringe Menge

der festen Substanz, deren Gegenwart ich darin habe erkennen

können, wird keine Palmin3äm*e seyn,

"Wenn diese Saure sich wirklich während der Einwir-kung der Wärme auf das Palmin bildete, so müsste man, daes flüssig ist, wenigstens eine der der Stearinsäure verhällnisa-mässige Menge davon erhalten, welche sich bei der Destilla-tion des Stearins bildet. Man erhält im Gegentheil ein völligflüssiges Produkt, in welchem kaum durch Erniedrigung derTemperatur einige Spuren fester Substanz erscheinen.

Die Natur dieses Produkts habe ich nicht genau bestim-men können, es schien mir aber grosse Achnlichkeit mit demzu zeigen, welches bei der Destillation des gewöhnlichen Ri-cinusÖls erhalten-wird.

Während also das Palmin bei Einwirkung der Alkalienspecielle Eigenschaften zeigt, welche es wesentlich vom Ri-cinusöl unterscheiden, nähert es sich hingegen demselben inallen Punkten durch die Modifikationen, welche es durch dieWärme erleidet.

Die Destillation dieser beiden Substanzen ist von densel-ben Phänomenen begleitet und giebt dieselben Resultate. Inbeiden Fällen erhält man wirklich eine gleiche resinöse Sub-stanz, ein gleiches flüchtiges Oel und ein fixes Oel, welchesin Alkohol und in wässriger Kalilösung sich auflöst und wor-aus man nur mit Mühe etwas feste Substanz ausziehen kann«

Es scheint in derThat, dass die Wärme die Modification,

welche das Oel durch Hyposalpetersäure erleidet, wieder auf-

hebt, die alte Anordnung seiner Elemente wieder herstellt

und auf seinen primitiven Zustand wieder zurückführt. Diese

zweite Umbildnng scheint sich leichler erklären zu lasßen,

wenn man die Einfachheit des Mittels, welches die erstere her-

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vorgebracht hat, und die Leichtigkeit, mit welcher sie vor

sich geht, berücksichtigt.

Wie dem auch sey, das Palmin, welches unter allgemei-

nem Gesichtspunkte die vollständigste Analogie mit den schon

bekannten feilen Körpern zeigt, unterscheidet sich indessen

davon durch zwei merkwürdige Eigenschaften: 1) es ist we-

niger schmelzbar als die daraus entstehende Palminsäure, wäh-

rend die bis jetzt beobachteten Stearine und selbst das Elaidin,

alle schmelzbarer sind als ihre Säuren 5 2) dass es durch

Destillation keine Palminsäure bildet.

Dieser letzteren Thatsache muss man eine hohe Wichtig-

keit beilegen, wenn man beobachtet, das3 sie von den allge-

meinen Eigenschaften der bis jetzt uniersuchten feilen Körper

eine Ausnahme macht und mit der Aehnlichkeit nicht überein-

stimmt, welche Bussy und LcCanu zwischen den Produk-

ten der Einwirkungen der Alkalien und der Wärme auf diese

Körper bemerkt haben.

Dieses sind jedoch nicht die einzigen Verschiedenheiten,

welche zwischen dem Palmin und den übrigen fetten Substan-

zen eine Demarcationslinic bilden. Wenn man sie Punkt für

Punkt vergleicht, so erkennt man bald, dass diese Linie eben

so begründet ist als die, welche das Ricinusöl von anderen ve-

getabilischen Oclen unterscheidet.

Wirklich unabhängig von der Temperatur dös Schmelz-

punkts, welcher höher als der des Wachses ist und seiner

grossen Löslichkeit im Alkohol, welche ihm einen Familien-

charakter mit dem Ricinusöl erhält, zeigt es noch in den Pro-

dukten der Saponification spccielle Eigenschaften, welche

nicht erlauben, dasselbe mit seinen Analogen zu vereinigen.

Setzt mau die Palminsäure mit der Margarinsäure und

Stearinsäure in Parallele, oder mit denen, welche das Rici-

nusöl erzeugt, so sieht man, dass sie sich ersteren durch

die Temperatur ihres Schmelzpunktes nähert, sich jedoch

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wesentlich davon entfernt, sowohl durch die kryetallinischeForm als durcli die Löslichkeit im Alkohol ihrer Verbindung

mit Bleioxyd und mit Magnesia, wie auch durch ihre Sälli-

gungscapacität, und dass sie hingegen mit den letzteren die

Eigenschaft theilt, mit Bleioxyd und Bittererde in Alkohol lös-

liche Salze zu bilden, sich jedoch durch ihre physikalischen

Charaktere und durch den Schmelzpunkt absolut davon unter-

scheidet»

Endlich erkennt man, dass sie sich von beiden unter-

scheidet , weil sie durch die Destillation das eigenthümliche

Oel bildet, welches bisher nur unter den Produkten des Rici-

uusöls durch Einwirkung der Wärme gefunden worden ist *).

Bis Jetzt habe ich mich darauf beschränkt, die im Lauf

meiner Versuche beobachteten Phänomene darzustellen, ohne

die Erzählung durcli Reflexionen zu unterbrechen, welche

sie veranlassen konnten. Alle diese Phänomene sind die Ent-

wicklungen eines gleichen ursprünglichen Faktums, und nur

durch eine Uebersicht über ihr Ganzes konnte ich Hie allge-

meinen Folgerungen aufstellen.

Im Lauf dieser Abhandlung haben wir gesehen, wie die

Wirkung des Quecksilbernilrats auf einige fette Körper, die

von früheren Chemikern kaum bemerkt war, durch die glück-

liche Anwendung von P o u l e t bei der Analyse verfälschter

Olivenöle auf einmal interessant geworden war.

Ich habe daraufgezeigt, dass dieses Salz indirect und nur

durch die darin enthaltene Hyposalpetersäure die Solidification

der Oele bewirkt.

Ich* habe auch die bedeutenden Unterschiede dargethan,

*) Um diese Arbeit vollständig zu machen, bleibt mir noch dieElementar-Analyse der erhaltenen neuen Produkte übrig,womit ich mich jetzt beschäftige, undderen Resultate ich nachBeendigung dieser Versuche mittheilen werde.

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welche die Hyposalpetcrsäure zwischen den Ocleu zeigt, dieneue Demarkationslinie, welche sie zwischen den austrock-nenden und nicht austrocknenden Oelcn erzielt, und die An-wendung, welche man von diesem Reagens machen kann, umdie Verfälschungen des Olivenöls mit Mohnöl darzuthun.

Nach einer genauen Untersuchung der neuen fetlen Kör-per, die durch den Einfluss der Hyposalpetersäure gebildet wer-den, und die man bis jetzt nicht untersucht hatte, habe ichdie Geschichte dieser künstlichen Produkte darstellen können,die durch ihre speeifischen Eigenschaften, welche sie von an-dern fetten Substanzen unterscheiden, als durch die beidenneuen Säuren , die sie bilden, so interessant sind.

Dies sind jedoch nicht die einzigen Folgerungen, welcheman aus den vorstehenden Beobachtungen ziehen kann« Nichtnur hinsichtlich ihrer individuellen Eigenschaften muss mandasElaifliu und das Palmin betrachten, es knüpfen sich interes-sante Fragen an die Geschichte ihrer Bildung und vereinigendiese mit der allgemeinen Theorie der Chemie, und von die-sem neuen Gesichtspunkt will ich sie jetzt betrachten.

Den Hauptpunkt dieser ganzen Arbeit, die Umbildungmehrerer Oele in fesic und neue Substanzen durch den Ein-flnss einiger Tausendtheilchen II\posaJpctersäure scheint mirwirklich ein Faktum zu seyn, welches verdient weiter beach-tet zu werden. Ich werde deshalb zu den Umständen zurück-

t

gehen, welche das Festwerden des Olivenöls und des Rici-

nusöls begleiten, um möglichen Falls einige Reaclioncn zu ent-

decken , welche ihre Metamorphose erklären.

Es ist ohne Zweifel schon ein wichtiger Punkt, die Hy-

posalpetersäiire von den im Quecksilbernilrat sie begleitenden

und ihrer Wirksamkeit Nichts hinzufügenden Substanzen ge-

trennt, und das Problem der Wirkung auf die Oele auf eine

einzige bestimmte Zusammensetzung zurückgeführt zu haben.

Wie kann aber diese Säure in to geringer Menge die so incrk-

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würdige Umbildung hervorbringen ? Welchen Stoff giebt sieder feilen Substanz? WelcheModificalion erleidet sie selbst?

Wenn man das Ricinusöl oder irgend ein anderes nichtaustrocknendes Oel mit einer zur SolidiGcalion hinreichendenMenge Hyposalpctersäure behandelt, so sieht man, dass dieseSäure schnell unter Wärmeentwicklung absorbirt wird, unddass im ersten Augenblick die Farbe des Oels oder vielmehrder begleitende Farbstoff allein eine geringe Veränderung er-leidet , später wird das Oel fest ohne dass sich irgend ein an-deres merkwürdiges Phänomen zeigt.

Wenn man aber unmittelbar nach dem Mengen des Rici-iiusöls mit -3*Q Hyposalpelersiiure, das Gemenge bei gewöhnli-cher Temperatur in einem zum Aufsammeln der Gase geeigne-ten Apparat ruhig hinstellt, so zeigt sich, obgleich nur nach-dem das Oel fest geworden ist, eine äusserst langsame undbeinah gleichförmige Gasentwicklung, welche nacii Verlaufeines Monats aufhört, nachdem ein dem der fetten Substanzbeinah gleiches Volumen Stickgas sich erzeugt hal. Oliven-öl zeigt unter gleichen Umständen nicht dasselbe Phäno-men *)•

Die Temperatur von ioo° reicht jedoch hin, um aus die-sem Oele, wie aus dem Ricinusol ein Volumen Stickgas **)zu entwickeln, sey es dass man es eine Stunde nach dem Zu-satz der Hyposalpetersäure und vor seinem Festwerden erhitztoder nach demselben ***).

•) Wen« das Oel in einem Kolben unter Quecksilber solidifi-cirt ist, so findet man jedoch nach einigen Tagen auf derBerührungsfläche des Oels mit dem Metall etwas Gas, des-sen Entwicklung durch die Gegenwart des Quecksilbers be-dingt zu seyn scheint.

•*) Es ist merkwürdig, dass diese Entwicklung immer nur sehrlangsam vor sich geht.

***) Es entwickelt sich noch Stickstoff wenn man auf dieselbe

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Unierhält man die Temperatur mehrere Stunden, so bil-

det sich Kohlensäure wie beim Olivenöl; mit Kali in einem

Kolben über Quecksilber erhitztes Elaidin endlich entwickelt

kein Ammoniak, aber wenn man die seifenartige Verbindung

in dem Kolben mit dem Metall in Berührung lässt, so findet

man nach Verlauf einiger Tage Stickstoff darin.

Diese Phänomene zeigen sich, wie man sieht, nach der

Solidificaiion der Oele und sind derselben ohne Zweifel ganz

fremd, und wenig geeignet, die Reaciion, welche sie bedingt,

darzulhun. Bei Mangel au Erfolg bei diesen Versuchen suchte

ich wenigstens einige Anzeigen über die Epoche, in welcher

diese Reaction vor sich geht, festzuhalten und zu bestim-

men, ob das Ricinusöl z. B . ; welches noch lange nach dem

Zusatz des Reagens flüssig bleibt, sogleich nach dem Mischen

sich zu verändern beginnt und einen fortschreitenden Gang in

seinen Modifikationen verfolgt bis zur vollständigen Beendigung

des Phänomens, oder ob die Reaction nur nach Verlauf einer

gewissen Zeit beginnt.

Ich unterwarf demnach Ricinusöl, nachdem es eine Stun-

de mit g j seines Gewichts Hyposalpetersäure gemengt war,

also mehr als 3o Stunden vor dem Augenblicke, wo es bei

ruhigem Hinstellen fcslgcworden wäre, der Einwirkung von

Kali. Die durch Salzsäure zersetzte Seife gab mir eine halb-

flüssige fette Substanz, welche eine merkliche Menge Palniin-

säure enthielt, und zeigte also, dass die Umbildung des Rici-

nusöls in Palmin, durch eine langsame aber succcssWc und con-

tinuirliche Wirkung vor sich geht.

Dieses sind die einzigen Beobachtungen, welche ich zur

Aufklärung über diese Frage habe sammeln können, und ich

würde mich auf diese einzigen Quellen beschränkt haben miis-

Weise solidificirtea Olivenöl mit saurem salpetersaurem Queck-silber behandelt.

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sen, wenn die Jlyposolpclcrsäure das einzige Agens wäre, wei-chesfähig ist, die Oele zu soHdificiren Die Salpetersäureselbst, und was noch merkwürdiger ist, die schweflichte Säu-re theilen diese Eigenschaften mit ihr. Die Wirkung ist frei-lich viel langsamer, nach einer mehr oder weniger langen Zeitaber solidificirt die Salpetersäure dennoch das Olivenöl, unddaslUcinusöl wird durch dasselbe Reagens oder durch schwef-lichte Säure in Palmin umgeändert.

Die Wirkung der schweflichten Säure auf das Olivenölhabe ich noch nicht untersucht. Lässi man lange Zeit einenStrom von schweflichter Säure durch Ricimisül streichen, sowird es allmäJig absorbirt, das Oel wird flüssiger, und nachVerlauf einiger Zeit gerinnt es wie das Olivenöl. Die sichbildende feste Substanz ist weisses Palmin, welches bei 66°schmilzt, in Alkohol von 36° sich in allen Verhältnissen auf-löst und durch Saponificalion Palininsäurc bildet, die bei 5o°schmilz! und alle die übrigen Eigenschaften besitzt, welcheich diesem neuen Produkte zugeschrieben habe.

Bei Berücksichtigung aller angeführten Data dieser Ab-handlung war ich auf den ersten Augenblick erstaunt über diegeringe Menge des Reagens, "welche eine so bedeutendeModificalion in der Zusammensetzung gewisser Oele hervor-bringt. Ich habe 'gezeigt, dass ein halbes Procent Hyposal-petersäure hinreicht, um die Solidification des Olivenöls zubestimmen. Da nun der Stickstoff gar nicht in die Rcaclioneingehl, weil die schweflichte Säure dieselben Phänomene wiedie Hyposalpclersäiire hervorbringt , so müsste man bei derAnnahme, dass der Sauerstoff mit den Elementen der Oelesich verbindet, höchstens T^ dieses Gases die Bildung desElaidins zuschreiben.

Andrer Seits folgt die Entweichung des Stickstoffs, wel-che sich freiwillig in dem Hicimisül zeigt, nach der Soli-dificalion imd dasOlivenöl zeigt dasselbe Phänomen nicht frei-

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willig, oft scheint deshalb die Zersetzung der Hyposalpetcr-

siiurc nicht mit der Solidification der Oelc in Verbindung zu

stehen, sondern das Resultat einer seeundären Reaction zu

seyn.

Wie dem auch sey, die Sauerstoffmenge, welche hier

wirken könnte, ist so gering, dass unsere analytischen Mittel

nicht im Stande seyu würden, sie in den Produkten, worin

sie fixirt seyn könnte, darzuthun, und dass sie übrigens kei-

neswegs mit den gewöhnlichen Proportionen der chemischen

Verbindungen in Verhällniss steht.

Ausserdcm würde die schweflichte Säure mehr geeignetseyn, der feilen Substanz Sauerstoff zu entziehen als abzutre-ten, und wenn sie sich zersetzte, so müsste sich ein Nieder-schlag von Schwefel abscheiden, den ich niemals gefunden ha-be, oder wenn sie Sauerstoff absorbirtc, so müssta sichSchwefelsäure bilden, die ich vergebens in dem gebildeten Pal-min gesucht habe.

Aus diesen ersten Beobachtungen scheint also hervorzu-gehen, dass die llyposalpeiersäure keines ihrer Kiemente fürdie Zusammensetzung des Elaidius und des Palmins abgiebt,und dass sie gewissermassen durch einen physischen Einflussihre Bildung bestimmt.

Eine andere Thatsache besläli&l mich in dieser Meinung,

nämlich die auffallende Verschiedenheit, welche zwischen den

zur Solidificatioii der Oele erforderlichen Zeiten statt findet,

die nach dem Verhall nisse der angewandten Hyposalpelcr-

säure mehr oder weniger gross ist. Es ist wahrscheinlich,

dass wenn das Reagens eines der Elemente erzeugte, um die

in Rede stehende Umbildung hervorzubringen, so müsste,

wenn die nöthige Menge einmal mit dem Oele gemischt ist,

jeder neue Zusalz überflüssig und unwirksam seyn; aber

man sieht die Schneiligkeil der Umbildung bis zu einer

gewissen Grunze in geradem Verhältnisse mit der Menge des

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Reagens stehen, ohne das« das Produkt verschieden ist, und

es scheint mir schwierig, diesen Kinfluss der Masse mit der

chemischen Wirkung in Einklang zu bringen.

Diese Folgerung isl ohne Zweifel gewagt, doch glaube

ich keine andere aus den Thatsachen ableiten zu können.

Uebrigens ist diese merkwürdige Modifikation, welche die

Hyposalpetersäure in den nicht austrocknenden Oelen hervor-

bringt, nicht das erste Phänomen dieser Art, welches die or-

ganische Chemie zeigt. Welchen Ursachen soll man die alkoholi-

sche Gährung zuschreiben, welche eine einzige Blase von Sauer-

stoffgas bestimmen kann? Welcher Ursache die Umbildung der

Starke in Zucker durch Schwefelsäure und andere Kör-

per? Wie soll man vorzüglich die Zersetzung des oxydirten

Wassers durch Berührung mit einem Stückchen Muskcsubstanz

erklären? Bei allen diesen Phänomenen bedingt das wirkende

Ueagens nur besondere Bewegungen oder neue Affinitäten der

Molecüle.

Zwischen der Bildung des Palmins und Elaidins und der

alkoholischen Gährung, oder der Bildung des Zuckers aus Slär-

ke findet noch die Analogie statt, dass keine dieser Keactio-

nen augenblicklich ist, dass sie im Gegentheü mit einer Lang-

samkeit und merkwürdigen Progression vor sich gehen, und

sich also denen nähern, welche im Innern der Organisation

stall finden. Dadurch, dass ich zeigte, dass die Umbildung

der Ocle das Resultat eines einfachen physischen Einflusses ist,

und dass kein neues Element durch die Verbindung mit ihrer

Substanz zu ihrer Modificatiou beiträgt, fühle ich wohl, dass

ich das Problem noch nicht unter allen Gesichtspunkten be-

leuchtet habe.

Die Oele sind keine einfachen unmittelbare Produkte, we-nigstens sind die meisten aus zwei sehr gut charakterisirtenBestandteilen zusammengesetzt. So sind das Mandelöl undOlivenöl z. B. aus Olein und Stearin gebildet, und wenn das

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lucinusöl bis jetzt den analytischen Versuchen widerstanden

hat, so erlaubt die Zahl der Produkte, welche dieses bei Ein-

wirkung der Alkalien und der Wärme bildet, nicht, dasselbe

als einen einfachen unmittelbaren Stoff anzusehen.

Es würde sich also jetzt darum handeln, zu erklären, wie

diese Oele durch die Hyposalpelersäure keine Modifikation er-

leiden, die ihrer Natur im Ganzen entspricht und woher es*kommt, dass das Olein und Slearin ihre Individualität durch

den Einfluss dieses Reagens verlieren und in ein einziges Pro-

dukt sich umzubilden scheinen *), sey es dass man diese beiden

Substanzen als einfache unmittelbare Stoffe ansieht, oder dass

man eine Theorie annimmt, welche die Phänomene der orga-

nischen Chemie durch dieselben Gesetze zu erklären sucht,

welchen die mineralischen Substanzen unterworfen sind 5 man

vergleicht das Olein und Slearin als wahre Aelher, die aus

Margariii- und Oleinsäure und aus Kohlenwasserstoff gebildet

sind; aber es würde vergeblich seyn zu versuchen, diese Frage

aufzulösen und man muss damit warten, bis die Wissenschaft

tiefer in die geheimen Wege der Natur eingedrungen ist«

Die im Lauf dieser Arbeit beobachteten Phänomene las-

sen jedoch hinreichend erkennen, dass die Chemie sie noch

*) Obgleich es mir nicht geglückt ist, unmittelbar das Palminund das Elaidin mit dein Grade der Schmelzbarkeit zu er-halten, welcher sie in dem Zustande der Reinheit charakte-risirt und sie stets bei einer um einige Grade geringerenTemperatur flüssig werden, so ist doch die Menge der flüs-sigen fetten Substanz, welche sie zurückhalten, so gering,dass sie unmöglich mit irgend einem der in den Oelen er-kannten unmittelbaren Produkten im Verhältniss stehen kann.Uebrigens erleidet das Stearin des Olivenöls durch die Hy-posalpetersäure dieselbe Umbildung als das Olivenöl selbst,und das Oel von süssen Mandeln, welches gewissermassennur Olein ist, bildet sich selbst in Elaidin um.

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nichl erklären kann. Vielleicht werden sie einst auf die Ge-heimuisse der Organisation einiges Licht werfen.

Wenn man den Gang der Natur bei der Bildung der ver-schiedenen Substanzen, welche die Elemente der organisirtenWesen bilden, untersucht, so erkennt man bald, dass die mei-sten ihren Ursprung gewissen neutralen Substanzen verdan-ken, wie z.B. dem Eiwciss, Fibrin, dem Blule, welches imganzen lebenden Körper verlheill isl, und dem Siärkmehl,welches in den meisten Samenkürnern dem Embryo zur Nahrungdient und ihn auf Kosten seiner Substanz entwickle; man siehtalso, dass die lebende Nalur sich durch eine Folge von succes-siven Umbildungen erhält und unaufhörlich erneuert; unddass, während im Mineralreiche alles unbeweglich ist und nurdurch Zufall variirt, das Pflanzen- und Thierreich in steterBewegung eine unendliche Reihe von Metamorphosen zeigen.

Kehren wir zu der Ursache und zu den Umstünden derSolidiFLcalion der Oele zurück und beobachten den langsamenund successiven Gang, sollte inan da nicht eine merkwürdigeAehnlichkeit zwischen dieser Modifikation der Substanz unddenen erkennen, welche unaufhörlich im Innern der Organi-sation vor sich gehen?

Ueber Salicin aus den Blättern von Sal ixHel ix W . ;

von

Fr. Nβes von Esenb eck

in Bonn.

J Jcr ausnehmend bittere Geschmack, welchen die BIÜ'IIIT vonSalix Helix TV. und S. purpurea / / ' . besitzen, veranlagstc

Anna!, <l. Pharm. IV IUI*. 1 Hfl.

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mich, einen meiner Zuhörer, Herrn Beck e r , einen geschick«ten Pharmaceuien, aufzufordern, diese Blätter unter meinerLeitung auf ihren Gehalt an Salicin zu prüfen. Es wurden zudiesem Zwecke die Blatter von Salix Ifelix, die sich von Sa-

lix purpnrea blos durch ihren baumartigen Wuchs und ihrebedeutende Gi-üssc so wie durch die blosse gelbliche Farbe derjungen Zweige unterscheidet, im Juni gesammelt und an derSonne getrocknet. Von diesen getrockneten Blättern wurden15 Unzen zweimal mit heissem Gummi, ausgezogen und dieerhaltene sehr bittere Flüssigkeit zur Extractconsistenz ver-dunstet. Das Exiracl wurde hierauf in Weingeist von 90 p. C.gelöst, wobei sich eine bedeutende Menge eines braunen, demin den Rinden entfallenen ähnlich, ausschied. Die geistigeLösung konnte durch Behandeln mit Kohle nicht entfärbt wer-den, wie wir dies früher auch bei der Bereitung des Salicinsaus der Rinde von Salix vitellina bemerkt hatten. Mach Ent-fernung des Weingeistes rcagirle die Flüssigkeit sauer, 'zeigteaber durch den Versuch mit ihierischem Leim die Abwe-senheit des GcrbeslofFes. Um die freie Säure zu entfernen,setzten wir etwas Kalkjnilch zu und bemerkten dabei plötz-lich eine auffallende Erscheinung ; der angiiehmc Weidenge-ruch war verschwunden und an seine Stolle ein starker höchstwidriger Geruch getreten. Es erinnert dies au die llüchtigeiiAlkaloide der narkotischen Pflanzen, die gewiss als Produktedes chemischen Processcs zu betrachten seyn mögen *).

Da die Flüssigkeit jetzt noch dunkler gefärbt war, soblieb nichts übrig, als sie mit basisch - essigsaurem Blei zu be-handeln, wodurch sie nach starker Fällung blos weingelb ge-färbt erschien. Zugleich trat jetzt der Weidengerucli wieder

*) Nämlich wenn sie hierbei zerlegt und allenfalls noch mitandern durch die Operation hinzugekommenen Stoffen ver-unreinigt werden , sonst nicht. G.

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mehr hervor, und wurde nach dem Behandeln der Flüssigkeitmit Schwefelwasserstoff und dem darauf vorgenommenen Ver-dunsten wieder ganz hergestellt, woraus juan schliefen konn-te , dass der durch den Kalk neu entstandene iibele Geruchnicht aus dem Aroma der Weidenblätter, sondern aus denandern Stoffen derselben durch eine Zersetzung und neue Com-bination entstanden seyn möchte, x (Bei einem Versuch aufflüchtige Pflanzenalkaloide wären also nicht gerade stark rie-chende Pflanzen nölhig) *). Um die freie Essigsäure zu ent-fernen und das Verdunsten derselben zu befördern, ealurir-ten wir die Flüssigkeit mit Ammoniak, wodurch aber eineauffallende dunkle Färbung und ein Ausscheiden eines braunenStoffes eintrat. Zur starken Syrupsconsistenz abgeraucht, er-starrte das Ganze zu einer braunen krystallinischen Masse, diedurch Abwaschen eine nicht unbedeutende Menge reinesSalicin lieferte. Die Abwaschflüssigkeit war sehr biller, siekonnte aber auch durch thierische Kohle nicht entfärbt wer-den und gab nach dem Verdunsten noch einmal etwasso dass die ganze Quantität an u Drachmen betrug.

Ich lege eine kleine Probe bei **)•

*) Allerdings ist es nicht nölhig, dass die darauf zu untersu-chenden Pflanzentheile Geruch haben, denn die r e i f e nFrüchte von Conium maculation sind ganz geruchlos und ent-halten am meisten Coniin.

G.

**) Das von dem Herrn Verfasser gütigst erhaltene Salicin istein weisses, aus höchst zarten Kryställchen bestehendesPulver von sehr bitterm Geschmack des Salicins. Eine Pro-be davon verbrannt hinterliess kaum einen Hauch Asche.

G.

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Vergleichende Versuche über den Succ* li-qu i r i t i ae criidiis des Handels, des darausberei telen S u c c. 1 i q u i r i t. d e p. der Apothe-ken und des Extr. l iquir i t iae oder Gly-

cyr rh izae der Pharmakopoen;von

Dr. Zierin Zerbst.

ist sailsam bekannt, d&ss die V\rirkung, welche die oben

genannten Arzneimittel .beim Husten und in Brustleiden ge-

ben, vorzugsweise ihrem Gehalte an Süssholzzucker, Gly-

cyrrh in , oder dessen Eigenschaft, dem Mangel eines natürli-

chen Schleims zu ersetzen, der in dem entzündeten Zustande

des Gaumens oder der Luft rühre fehlt, zugeschrieben wird.

Je reichhaltiger an jenem Stoff daher ein Mittel ist, wel

ches wir zu dem Zwecke, den Siissholzzucker zum Gebrauche

geeigneter zumachen, aus der Öüssholzwurzel darstellen, je

unveränderter dabei der Süssholzzucker in seinen Kigenthiim-

lichkeiten geblieben ist , um so kräftiger und besser wird das

Präparat auch seyn.

Die MedicinalgeselzL' der in eisten Deutschen Staaten las-

sen vorzugsweise den Sttcc. liquirit. des Handels für die frag-

lichen Präparate benutzen, ohne dabei eine gründliche Prü-

fung auf die Grosse seines Zuckergehaltes und dessen unver-

änderte Eigenschaften zu empfehlen. Sic begnügen sich viel-

mehr, bereits erkannte schädliche Beimengungen hin wegschaf-

fen zu lassen, wie Kupferspäne und ferner absichtliche oder

zufällige Verunreinigungen, so weit diese in kaltem Wasser

unlöslich sind.

lieber die Darstellung des Succus liquir. erttdus des Hau-

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dels führen sie aber durchaus keine Aufsicht, und es können

Deutsche Behörden auch keine solche führen, weil jener Han-

delsartikel hauptsächlich Erzeugntss des Auslandes ist.

Diese Gleichgültigkeit gegen ein so allgemein und überall

vielgebrauchtes Heilmittel ist durchaus nicht zu entschuldigen,

denn der Einwurf der grossem Wohlfeilheit des Succ. llqu/r.

des Handels gegen ein in Deutschen Apotheken bereiteies

Extr. liqiärit. splssunt, kann, wo von untadelhaflen Heilmit-

teln die Rede ist, nicht gelten. Es ist aber auch der Unter-

schied des Preises nicht sehr bedeutend, und vielleicht in Ver-

gleich der Güte oder Heilkraft beider Präparate nur einge-

bildet.

Leider leiden unter Gleichgültigkeit in ähnlichen Fällen

jetzt mehrere Heilmittel und namentlich alle diejenigen einge-

dickten Säfte, die der Apolheker im Handel findet und die das

Gesetz ihm erlaubt, und in Rücksicht der dafür ausgeworfe-

nen Arzneytaxen sogar befiehlt, nirht selbst zuzubereiten,

sondern billig und schlecht zu kaufen *). Die frühere Be-

rühmtheit solcher Mittel mu$s dabei zu Grunde gehen.

Das vorgeschriebene Reinigen solcher verkauften Mittel,

wie Succ. inspiss. Dattel, Juniperl, Sawbuci, vermag wohl

einige absichtliche oder zufällige Verunreinigungen hinwegzu-

schaffen, aber nicht jede, jedenfalls aber vermag sie nicht die-

jenigen Heilstoffe wieder hineinzulegen, die der Fabrikant

absichtlich oder durch eine unzweckmässige Bcrcitiingsmc-

thode daraus nahm oder dadurch so umänderte, dass sie nicht

mehr existiren.

*) Mein Succus Dauci inspiss., den ich selbst bereite, kostetmir selbst eben so viel als wofür die Pretissische Taxe ihnin der Receptur zu verkaufen erlaubt. Dort ist der Frei.«nach Möhrensaft des Handels calculirt. Fast eben so ist esmit Succ. sambuci u. s. w.

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Wer vermag z. B, den Runkelrübensyrup, den jetzt, derWoblfeilheit halber, fast jeder der zuletzt genannten Säfte des~Handels in unmessbarer Menge enthält, abzuscheiden, und wervermag das im Verhältniss zu den übrigen Bestandteilen Feh-lende, durch schlechte Bereitung vernichtele oder veränderteGlycyrrhin dem Succ. liquir. des Handels wiederzugeben? —Hier hilft alles Reinigen nichts, imGegenlhcil man verschlech-tert dadurch gewissermassen das Heilmittel nur noch mehr,denn aus allen Pflanzensäften scheiden sich während des Ver-dunstens selbst nach mehrmaligem Auflösen und Filtrirennoch Stoffe aus, die in den meisten Fällen vom wirksamstenlleilsloff abstammen oder denselben gleichzeitig mit hinweg-nehmen und so das Mittel erschöpfen. Und der Süssholzsaftscheint diese Eigenschaft in sehr hohem Grade zu besitzen.Löst man den Succ. liquir. crud. in Wasser auf, so bleibt ein««ehr «rosser Antheil darin unaufcelöst. Dieser Anlheil ist kei-neswegs immer einer Verfälschung oder Verunreinigung zuzu-schreiben, was höchst selten der Fall ist, sondern in den mei-sten Fallen nur allein Folge einer schlechten Fabrikation. Einaus solchem Lakrilzen&aft bereiteter Succ. liquir, dep. giebtbeim Auflösen in Wasser nochmals einen darin unlöslichenRückstand u. s .w. , der, wie jener erste, nichts anders ist,als verändertes oder durch Verbindung mit irgend einem Stoffunlöslich gewordenes Glycyrrhin.

Es ist aber nicht allein der Gehalt an Süssholzzucker, undseine Beschaffenheit, die beim Succ. liquir. des Handels zuprüfen sind, sondern es ist auch das Verhalten solcher Kör-per zu beachten, die wir gemeiniglich im rohen Lakritzcnsaftnoch überdies finden. Ich will nur zweier jener Körper hiererwähnen, des Kupfers und der Blätter von Lauras nobilis,

welcher letzteren sich die Fabrikanten bedienen müssen, um ihrschlechtes Fabrikat einzuwickeln.

Die Lorbeerblätter tlieilen dem Saccus crudus- des Han-

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dels einen Geschmack und Geruch mit, der auch dem daraus

bereiteten Succ* dep. anhängen bleibt. Nicht allein das» die-

ser Geschmack manchem empfindlichen Kranken sehr zuwider

ist, so gehört der Beslandlheit jener Blätter, drr diesen Ge-

schmack giebt, zu den Heilmitteln, die in der Wirkung dem

Glycyrrhin geradezu entgegen stehen, zu den reizenden Stoffen.

Von grosserer Bedeutung scheint aber der KupfcrgehaU

zusevn, den mau gewöhnlich im Lakrilzensafl findet. Man

begnügt fach in der Kegel durch Auflösen denjenigen Kupfer-

gehalt hitiwegzuuchnirii, welcher in metallischen TheLIchen

gegenwärtig isl. Man hat aber auch wohl vorausgesetzt, «läse

der in kupfernen Kesseln eingekochte Siissholzsaft Kupfer in

Verbindimg mit Säuern, also als Salz oder aufgelöst, enl hallen

könne. Man schlug deshalb die Prüfung mit Eisen vor. Ich

habe oft Lakritzcnsaft, der sehr reich an Kupferspänen war,

auf diese Weise auE Kupfersalz geprüft, ohne jedoch jemals

aufgelöste Kupfer gefunden zu haben. Welche Ursach dies

auch haben mag, so darf doch die Prüfung mit Eisen allein

uns nicht genügen, um hier über Gegenwart oder Abwesen-

heit des Kupfers zu entscheiden.

Alle diese Verhältnisse schienen einer Untersuchung vrcrlh,

ja iiolhwendig, um zu erkennen:

1) ob im rohen Succ. liquirit. noch diejenige Menge Süss-

holzzucker vorhanden sey, und von derjenigen Beschaf-

fenheit, in welcher man sie erwarten darf in Vergleich

dtT Bestandlheil-Verhältnisse des frischen Süssholz-

saftes oder wenigstens in Vergleich seines Vorkommens

in einem nach allen Hegeln der Kunst aus den Süss-

holzwurzelu bereiteten steifen Extracle;

2) um zu erfahren, ob der aus metallisches Kupfer ent-

haltenden rohem Lakritzensafl dargestellte, sogenannte

gereinigte Tifikrilzcnsaft, obgleich derselbe gegen Eisen

kein Kupfer vcrrälh, nicht dennoch solches enthalte.

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Erster /"ersuch*

10 Pfund getrockneter rober Lakritzensaft des Handels,welcher einzelne Kupferspäne enthielt, wurde nach Vorschriftder 5ten Ausgabe der Preuss. Pliannakopöe auf Succ. glycyrr/u

dep. in haclllis verarbeitet. Es wurden daraus 6 Pfund erhal-ten. Dieses Resultat stimmt gut überein mit den Angabenmeines Journals für Arbeilen des Laboratoriums, welche ichzu diesem Zwecke in einem fortlaufenden zehnjährigen Zeil-abschnitt aufgesucht habe, und in welchem Zeil räume zwan-zig und einige Mal dieses Präparat aus oft gewechselten rohemStoffe dargestellt wurde. Es ergiebt sich hieraus, dass derrohe Lakritzensaft o,4 an sogenannten Unreinigkeiten enthält *).

Es fallt sehr schwer, diese Unreinigkeiten durch wieder-holtes Aussüssen mit kaltem Wasser vollkommen zu er-schöpfen. Dies eben gegebene Verhällniss ist daher nur an-näherungsweise zu nehmen, es genügt aber für den Zweck.

Zweiter Versuch.

i5 Pfund der geschälten trockenen russischen Süssholz-wurzel wurden in feine Scheiben geschnitten und währendTag und Nacht in Wasser von -+- i5° R. bei gleicher Tempe-ratur der Atmosphäre mazerirt. Nachdem die Wurzel starkausgepresst worden war, wurde das obenerwähnte Verfahrenwiederholt, hiernach wiederum ausgepresst, nochmals in fri-schem Wasser mazerirt und darauf ausgepresst, und endlichdie rückständige Wurzel mit siedendem Wasser übergössenund beim Erkalten desselben zum letzten Male ausgepresst.Der Rückstand erschien dem Geschmacke nach gut erschöpft.

Die vollkommen klaren Auszüge wurden in einem gutüberzinnlen kupfernen Kessel schnell verkocht (was bei gäh-

•) Meine eigenen Erfahrungen stimmen hiermit wesentlichnberein.

B Γ .

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ruftgsbegierigcn PHanzen&iflen dem langsamen Verdunsten vor-

zuziehen ist7 welche letzlere Weise sie sehr entmischt) bis

zur noch sehr schwachen Syrupsconsistenz. Gegen Ende der

Operation wurde natürlich das Feuer gcinässigt. — In einen

hohen Topf gebracht rubele die Flüssigkeit hierauf während

48Stunden an einem kühlen Orte. *Es bildete sich ein Absatz.

Derselbe wurde auf bekannte Weise abgesondert, die klare

Flüssigkeit aber im Zinnkcssel bei sehr massiger Wärme bis

zur steifen Exstraclconsislcnz eingeengt. Es wurden 6 Pfund

Extract erhalten *).

Dritter Versuch.

Zehn Theile des Präparates aus Versucli 1 y und zehnTheile aus Versuch 2 wurden gleichzeitig, jedoch einzeln, bei-4- 4o° R- hingestellt. Der Succus lüjuir. dep. des Vers. 1blieb noch biegsam, als das Extr. Uqulr. bereits vollkommenausgetrocknet und zerreiblich geworden war. Dieses halte

*) Die mir bekannte neueste Arbeit, welche diesen Gegenstandwenigstens rücksiclitlich der Bereitung des Lakritzensaftesberührt, ist die von A. Grass mann in Petersburg. Büch-ner,.«: Repert. 37.Bd. S.Heft p. 364.

Seine Zahlenverhaltnissfr weichen von den meinigen ab, 50wie die Beschaffenheit seines Extracts und bisweilen seineAnsichten. Die Eigenschaft seines getrockneten Extract?,Feuchtigkeit stark anzuziehen und zusammenzukleben,schreibt er Mangel an Schleim und Stärkmehlgehak der Wur-zel 2u, die der italienische Saft in grosser Menge enthaltensoll.

Ich meine, dass der geringere Gehalt an Süssholzzuckerdas stärkere Anziehen der Feuchtigkeit durch das Ueberwie-gendwerden anderer Bestandteile (Salze) bewirkt. Jungeschwache Wurzeln geben einen solchen Lakritzensaft, diestarkem, die des Zuckers mehr und ausgebildet enthalten,nicht u. 5. w. Z.

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hierbei 0,1 am Gewicht verloren, jenes clwae weniger. Der

Sncc. lupdr. dep. blieb auch ferner in derselben Wärme weich

und beim Erkalten biegsam mit grosser Neigung Feuchtigkeit

an7.11/iehen, und «rfbrderle eine viel höhere Temperatur zum

vollkommenen Austrocknen,

g der Eigenschaften beider Präparate.

Das Extract Vers. u. und der Succ. liquir. t dep. aus Vers,

i, haben gleiche dunkelschwarzbraune fast schwarze Farbe in

ISlassc.Das Extract giebl jedoch auf Papier dünne ausgestrichen

olingeFahr die Färbung, welche Rad. gent. lut. hat, während

der Succ. dep* die der stark gebrannten Kaffeebohnen hatte.

Nach dem Austrocknen dieses Anslriches giebt das Ex-

lract eine glänzende, wie gefirnisstcFläche, der Succ.dep. eine

matte glanzlose.

Beide Präparate unterscheiden sich sehr bedeutend im

Geschmack und auch im Geruch.

Gleiche Mengen der bei -f- 4o° R. ausgetrockneten Prä-

parate geben in gleich viel Wasser gelöst unterschiedene Er-

scheinungen.

Die Lösung des Succ. dep. ist noch schwarz, wenn die

des Extracts gelbbraun ist. Beide reagiren aber, wie es

scheint, gleich stark sauer auf blaues Lackmuspapier;

beide geben nach einiger Zeit der Ruhe einen Niederschlag,

der dort braunschwarz, hier weisslich grüngelb ist. Die Lö-

sung des Succ. liquir. dep. schimmelt bald, die des Extracls

später.

Dunstet man die durch Ruhe und Abgiessen vollkommen

geklärten Lösungen behutsam bis zur Trockene ab, löst man

dann wieder in Wasser, so bildet sich nach einiger Zeit in

beiden Präparaten nochmals ein Bodensatz, so dass es also

unmöglich zu seyn scheint, ein Extr. oder einen Siccc. liquir.

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dep. darzustellen, die beim Wiederauflösen eine vollkommenklare Auflösung geben*

Beide Präparate für sich In Wasser gelöst zeigen mit Ei-sen behandelt keinch Kupfcrgehall. Die Lösung des Succ. li-

qiur. dep* lässt aber fast einen Kupfcrgehall ahnden, wennman sie während des Versuchs erwärmt, doch hat es mir nieglücken wollen, auf diesem Wege Uebcrzeugung zu erhalten.

Verhalten helder Präparate gegen lieagentien.

Für die folgenden Prüfungen trocknete ich beide Präpa-

rate bei gleichem Wärmegrade aus, gleiche Mengen davon

wurden in gleich viel und in so viel Wasser gelöst, dass auch

die dunkele Färbung des Succ* llqtur. dep. die Wahrnehmung

der Erscheinungen nicht mehr hinderte. Hierauf wurden bei-

de Lösungen durch Kühe geklärt u. s. w.

Es bewirkten nun inder Lösung des Succ* liquir. der Lösung des Extr. llqiii-

dep. ritiae

Salpetersäure:

nach einiger Zeit kaum merk- sogleich starke Trübung, baldliehe Trübung. Niederschlag.

Verdihinte Schwefelsäure:

allmählig schwächste Trü- sogleich weissen bedeutendenbung, doch nach einer Niederschlag,Stunde noch Durchsich-tigkeit und ohne Nieder-schlag.

Verdünnte Salzsäure:

ohne Wirkung. sogleich bedeutenden , weiss-

1 ichgelben Niederschlag.

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Lösung des Sitcc. Hqiur.dep. Lösung des Extr. Uquir.

Essigsaure:

kaum merkbare Trübung. schwache Trübung, bald dieFlüssigkeit undurchsichtig

machend und Niederschlag

bildend.

Jfreinsteinsäure :

schwache Trübung. sogleich starken Niederschlag,

Essigsaures Blei:r>

starke Trübung, spüler flok- stärkere Trübung u. s. w . als

kigen braunen Nieder- nebenstehend.schlag.

Salzsaures Ammoniak:

ohne Wirkung. schwächste Trübung.

JJie frischbereitete Sättigung des Kali mit Essig :

ohne Wirkung, selbst bei bei grosser Verdünnung ohne

Steigerung des Gehaltes der Wirkung, bei grosserer

zu prüfenden Flüssigkeil Menge der Sättigung Tra-

in jedem Verhältnisse. bung, bald bedeutender

Niederschlag, bedeutender,

wenn die £xh°actlosung

zur Sättigung kommt, als

umgekehrt.

JJie Losung des frischhereiteten essigsauren Kali {hohlen-

säurehaltig) mit Salmiak:

ohne Wirkung. wie die frische Sättigung des

Kali mit Essig.

Salzsaurer Baryt:

Trübung und bald Nieder- sogleich bedeutenden Nieder-

schlag, schlag.

Phosphorsaures Natrum:

ohne Veränderung. alsbald schwache Trübung.

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Lösung des Succ. liqiär. <lep. Lösung des Extr. liqidrit.

Borax weitwt ein:ohne Wirkung. allmählig starke Trübung.

Borax:ohne Wirkung, stark bräunend.

Schwefelsaures Chinin:

Trübung und bald Nieder- wie nebenstehend, nur bo-schlag., deutender«

JBruclnlöswig:ohne Wirkung. sogleich auch in höchst ver-

dünnter Lösung einen sehrbedeutenden Niederschlag.

Neutrales salpetersaures Bnie in :

ohne Wirkung. sogleich einen sehr bedeuten-den Niederschlag.

Salpetersaures und essigsaures Strychnin:ohne Wirkung. allmählig trübe machend.

JJrein<rcist:o

Die Lösung in starken Wein- wie nebenstehend, jedochgeist gegossen wird sogleich nicht in so bedeutender Nif*stark getrübt, und es bil- derscldagung, die sich nurdet sich sehr viel eines allmählig bildete, minderschmutzig gelben Nieder- geronnen im Ansehii war.Schlages.

Opiumtinctur:10 Tropfen in 3 Drachmen Wasser.

ohne Wirkung. Trübung und alsbald Nieder-schlag.

Die folgenden Reagentien geben in beiden Flüssigkeilenkeine genügende Veränderung.

i) Kaustische Alkalien ; 2) kohlensaure Erden; 3) Queck-silberchlorid ; 4) schwefelsaures Kali; 5) essigsaures Kalij

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f>) schwefelsaures Natron; 7) schwefelsaure Talkerde; 8) es-

sigsaures Ammoniak; 9) salzsaurcs Natron; 10) weinst eiu-

saures Kali (neutrales); 11) essigsaures Morphium; ia) Na-

tronweiustcin; i3) Brechweinslcin; i4) salpetersaures Kali

und andere.Verändert man die eben milgctheillen Versuche in der Art,

dass mau nicht die FrüFungsmiltcl zu den Extractlüsungen fügt,

sondern umgekehrt diese zu jenen, so weichen die Resultate

111 vielen Vlillcn bedeutend genug ab, um der Erwähnung

werth zu

Es bewirkten alsdann geringe Mengen der

Lösung des Succ. liquir. dep* Losung des Extr» liqturiu

in der Sättigung des Kali mit Essig:

keine Trübung. sogleich starke Trübung, auch

bei etwas vorwaltendem

Kali, in diesem Falle je-

doch spül er.

in der Losung des Salmiaks:

keine Trübung. merkliche Trübung.

des phosphorsauren Patrons:

keine Trübung. sogleich starke Trübung.

des neutralen essigsauren Kalisalzes:

keine Trübung. sehr starken Niederschlag.

des salpetersauren Strychnin:

Trübung. sogleich starken Niederschlag.

des essigsauren Strychnin:

keine Trübung. Niederschlag.

des Boraxweinstein:

keine Trübung. starke Trübung.

des essigsauren Morphium:

keine Trübung. sogleich starke Trübung.

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Lösung des Sttcc. /itjiur. dep. Losung des lixtr. Uqttirit.

In der JLmnng von 10 Tropfen Üplumlinctur in 3 Drachmen

destillirlem 71 asner:

keine Trübung, starke Trübung.

man die Veränderungen, welche benannte Mittel

in den Lösungen bewirkten oder durch dieselben erhielten,

in den meisten der erwähnten Fälle der Gegenwart des Süss-

holzzuckcrs zuschreiben muss, so gehl aus dieser Untersu-

chung bereits deutlich hervor, dass ein kuiislgcinäss bereite-

tes Exlvact. GlycyrrJiizae viel reichhaltiger an Siissholzzucker

ist, und denselben weniger verändert enthält, als der aus

käuflichem Lakrilzcnsafl bereitete Succm'. liqtiir* dep. derPhar-

macopüc.

Nebenbei zeigen diese Arbeiten aber auch, welcher Be-

schaflenheil die Niederschläge sind, die in der lleceptur bei i\ci\

Mixturen, dieLakritzensaft enthalten, sich mannigfaltig zeigen,

wenn gleichzeitig geeignete Salze gegenwärtig sind. Mit Un-

recht verlangt man in diesem Falle eine klare Mischung, mit

Nachtheil für den Krauken beseitigt man das Trübende. Je

vorzüglicher der Sticc. llqulr, dep, oder das Exlracl* lUjuiri-

tlae ist, welches angewendet wurde, um so copiosere ]\ie-

derschläge werden gebildet, wenn von den milbildeinlen Kör-

pern genügende Menge zugegen ist.

Es beruhet auch hierauf die Meinung des Arztes, dass

der Siicc. Uquirit. die Eigenschaften des Salmiaks u. s. w.

mildere.

Gleichzeitig geben diese Resultate dem Arzte manchen

Wink in seinen Verordnungen , den Succus lüjuirU. oder noch

mehr das Extract zu vermeiden, wenn nämlich Mittel unver-

ändert gegeben werden und so wirken sollen, die durch den

Zupalz jeuer Evtracte zerlegt werden.

In dieser Hinsicht ist die Eigenschaft der Pflanzenbasen

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und deren Salze, gegen welche der Süssholzzucker sehr kräf-

tig reagirt, wohl zu beachten. Ich habe noch nicht untersu-

chen können, welcher Beschaffenheit die Niederschläge sind,

welche der Süssholzzucker mit diesen Körpern bildet. Ist es

die Pflaiizcnbasc, welche in die unlösliche Verbindung mit ein-

geht, so würden wir im gut bereiteten Süssholzextract ein

vorzügliches Gegengift für Strychnin, Opium, Brucin u. s.w.

gefunden haben.Ich wünsche, dass Jemand diesen Gegenstand weiler ver-

folgt, da ich schwerlich in der nächsten Zeil Gelegenheit dazu

haben werde.Als ein Kennzeichen der Güte des Saccus liquirit. crudits

dient auch sein Verhallen gegen feuchte Luft. Zieht er schnellFcnchtigkeit an, so hat sein Süssholzzucker sich verändert,sein Gehalt daran vermindert, während die übrigen Bestand-theile des Saftes, welche eben die Eigenschaft haben, die Feuch-tigkeit begierig anzuziehen, mehr überwiegend geworden sind.Je vorzüglicher der Succus ist, je weniger bedarf es der Lor-beerblätter als Vcrhinderungsmittel des Ancinanderklobensder Rollen.

Um aber auch durch einen direkten Versuch zu erfahren,wie &ross der Unterschied der Menge des Süssholzzuckers inbeiden behandelten Präparaten war, wurden im

vierten Versucheinmal eine halbe Unze trockner Succus liquirit. dep., ein an-dermal eben so viel bei gleicher Wärino ausgetrocknetes Extr*

liquir. in zehn Unzen Wasser gelöst. Beide Lösungen warennicht vollkommen klar und wurden durch Sedimentiren undFiltriren gut geklärt.

In beiden Fällen erhielt ich dadurch im Filier einen Rück-stand von 6 Gran.

Einem jeden Fiitrale wurde hierauf verdünnte Schwefel-säure zugegeben, so lange als dadurch noch neue Trübung oder

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Niederschlag entstand. Es erforderte die Lösung des Succn*liqtärtt. viel weniger Säure als die desExtractcs, jedoch war daeMinder nicht genau zu bestimmen, weil, um ganz sicher zuseyu, dass aller Süssholzzucker beseitigt, man einen Ueber-6chuss der Säure geben musste.

Das Verhalten der Lösungen wich hierbei noch ferner ab.Die Extractlöwng erhielt durch Zusatz der Säure anfangs einAnsehn wie Geronnenes, welches bald sich inniger verbandund einen dem Ansehn nach klebrig harzähnlichen Nieder-schlag bildete. Bei später oft wiederholtem Zusatz der Säurebildete sich zwar noch oft jenes Gerinnende, dieses aber bliebnur locker, unzusammenziehend, nahm viel Raum ein undgab der Masse das Ansehn des Salepschleims. Als die Säurekeine Ausscheidung weiter bewirkte, schmeckte doch dieFlüssigkeit noch schwach süsslicht. In der Lösung des Saccusliquirlt. dep. bewirkt die Säure nur Trübung, ohne jener dasAnsehn eines Geronnenen zu geben.

Auch wirkte die Säure nur einmal, obgleich hier nichtmehr wie dort davon auf einmal zugegeben worden war. NachFiltration blieb hier zwar ein voluminöser Rückstand, er waraber nicht gallertartig, nicht klebrig und liess sich gut auswa-sehen. Nach Abscheidung der Niederschläge schmeckte dasFiltrat ebenfalls noch schwach siisslich.

Es wurden in diesem Falle aus dem Succ. liquir. efep. achtund zwanzig Gran der Süssholzzuckervcrbindung im lufttrok-keneu Zustande erhalten.

Die mit der Extractlösung erhaltenen Niederschläge wur-den eben so behandelt wie die eben verlassene, jedoch getrennt,nämlich der harzälmliche abgesondert vom gallertartigen. Je-ner gleich anfangs bröcklich zerreiblich wog zwölf Gran, die-ser dagegen sechszig.

Der Gehalt des Süssholzzuckers im Succus liquirit* dep.

Amiiil. ct. Pharm. IV Bde. 1 Hft.

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sozu dem des selbst vom Apotheker aus Irockcnen Süssliolz/wur-

zeln bereiteten Extracls ist also wie uS: 7a oder wie 7 :18 .

Es eFgiebt sich daher, dass das Extract mehr als doppelt

so viel Werlli in seiner Heilkraft hat als der Sncc. llqulr. dep.

oder dass, wenn nur die Gewichtsverhaltnisse zur Beachtung

angenommen werden, der Arzt mit einem halben Theil Ex-

tract mehr leisten kann als mit einem ganzen Theil Succ.

depurat; dass aber der Werlh des Extractcs vergleichungs-

weise bedeutend grösser seyn wird, -wenn man beach-

tet , dass im Succ. liquir. dep. das noch gegenwärtige

Glycyrrhizin bereits von seinen Normal - Eigenschaften viel

eingebüsst hat, wie die vorstehenden Erscheinungen anzuneh-

men berechtigen.

Die Ursache des mindern Gehaltes an Süssholzzuckcr des

Succ. liqiiir. dep* gegen Ex£r.m Uqulr. liegt ohne Zweifel we-

niger an einer verschiedenen Bereitungsart, als in der Ver-

schiedenheit der während der Bereitung einwirkenden Kräfle

von aussen her und deren verschiedenen Grösse.

Der Succ. Uqulr. crud., der in Deutschland verbraucht

wird, stammt fast nur aus Calabrien und Spanien, also aus

sehr warmen Ländern. Ich will annehmen, man bereite dort

den Succ. liqiur. ohngetahr so wie ich hier das Extracl berei-

tet habe, obgleich dies nicht ganz so der Fall seyn soll, wenn

man frische Wurzeln dafür benutzt, die dort gequetscht oder

gemahlen und zur Abgabe ihres Saftes gepresst werden sollen

11. s. \v., so steht in beiden Fällen wohl zu erwarten, dass

dort die dünnen Säfte früher in Gährung übergehn, bevor sie

so weit eingedickt werden können, dass die heisse Luft ihnen

nichts mehr anhaben kann. Für eine zweckmässige Abküh-

lung jener Säfte mag man dort wohl eben nicht viel Sorge

tragen.

Sobald über der Süsshulzsaft in Gährung tritt, wird durch

den gebildeten Weingeist schon ein Theil des Süssholzzucker

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abgeschieden; steigert sich aber die Gährung eogar bis zur Bil-dung von viel Säure, so scheidet diese vollends allen Zuckeraus. Kβ ist des Fabrikanten Vortheil, diesen ausser Mischung

gesetzten Süssholzzucker nicht beim fernem Verdunsten desSaftes abzuscheiden. So lange die Verdunstung des flüssigenSaftes dauert, wird nun jener ausgeschiedene Zucker der grüs-sern Hitze der Wände und Bodens des Siedkessels, an welcheersieh anlegt, ausgesetzt und in der Regel dort mehr oder min-der verbrannt, wo er dann wohl wieder rückwirkt auf denSaft und denselben mannigfaltig verändert* So erhalten wirdenn ein berühmtes Heilmittel bald so, bald so, bald alsEdukf,bald mit vielartigen Produkten, und wünschen uns Glück,wenn es nicht noch absichtlich verfälscht ist.

Ich darf mich nun zu der zweiten Frage wenden: „Ent-hält der Saccus liquirlt, dep. Kupfer?"

Wir hiibcn bereits gesehen, dass Eisen in der Lösungeines Succ. liquirit. dep., der aus kupferhaltigem Stoffegewonnen worden war, nicht bestimmt einen Kupfergehaltnachwies.

Aus naheliegenden Gründen sind hier solche Mittel nichtmit Erfolg direkt anzuwenden, die in Berührung mit Kupfer-salzcn schwerlösliche Verbindungen geben, die dann das Kupferenthalten.

Ich schlage daher einen vermittelnden Weg ein, auf wel-chem zuvörderst die Mehrzahl der den Versuch hinderndenNebenbestandt heile vernichtet wird, den der Einäscherung desLakritzensaftes,

Da aber mehrere Vegetabilien Kupfer enthalten, welchessie deiu Vegetationsacte verdanken, so muss ich auch hier ver-gleichende Untersuchungen machen, um so die Möglichkeitzu erhalten, ein, wenn ich sagen darf, vegetabilisches Kupfervom mineralischen abzuziehen, also gleichzeitig im Extracio

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rad. glycyrrhizae, welches nicht mit Kupfer in Berührung

kam, einen Gehalt an vegetabilischem Kupfer nachsuchen.

Fünfter Versuch,

Zwei Unzen bei -+- 4o° R. ausgetrockneter Saccus liquir*

dep. wurden allmählig in einem Platintiegel verkohlt. Die Um-

Wandlung der Kohle in Asche wollte in diesem Gefässe nicht

gut gelingen. Ich zerrieb daher die Kohle im kupferfreien ei-

sernen Mörser, breitete das Kohlenpulver über eine glühende

eiserne Platte aus, so lange bis es gänzlich in Asche verwan-

delt war. (Während des Zerrcibens der heissen Kohle im

eisernen Mörser fand Ammoniakbildung oder -Entwicklung

Matt). Die Asche wurde mit Salpetersäure im Ueberschuss

digerirt. Die daraus gezogenen farblosen Filtrate wurden mit

Ammoniak übersättigt, der dadurch gebildete Niederschlag

wieder mittelst Filter getrennt und darauf gut ausgewaschen.

Das mit den Abwaschwässern vereinige Filirat erhielt

nun nach Sarzeau's Methode etwas gelöstes blausaures Ei-

senkall und wurde hierauf mittelst verdünnter Salpetersäure

möglichst genau gesättigt. Es fand eine schwache Färbung statt

als das Ammoniak der Flüssigkeil dem Sättigungspunkte

nahe trat.

Nach 2'i Stunden hatte sich ein rother, schwach bläuli-

cher Niederschlag gebildet. Die darüber stehende farblose

Flüssigkeit wurde so viel wie möglich abgegossen, der kleine

Rest einige Augenblicke gesiedet, wodurch jedoch, wie es

schien, kein näheres Zusammentreten der Partikelchen statt

fand.

Nach einiger Ruhe nahm man nochmals einige Tropfen

Flüssigkeit vom Niederschlage ab, mit Hülfe eines auf die

Fläche des Flüssigen gebrachten weichen Druckpapierstreifens.

Der geringe Rückstand wurde endlich in einem kleinen Pla-

tinticgelchen verdunstet und darin geglühet. Es blieb sehr

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wenig im Tiegel und dieses Wenige wurde dariti durcli einige

Tropfen verdünnter Schwefelsäure angesäuert, dann erwärmt

und mit Ammoniak im Ueberschuss behandelt. Die so ge-

wonnene Flüssigkeit gab ein schwach blau gefärbtes Fillrat.

Nachdem dasselbe zur Trockene verdunstet, ein dadurch er-

haltenes farbloses Salz wieder in wenig Wasser gelost, mit et-

was Schwefelsäure angesäuert worden war, erhielt ein in die?e

Flüssigkeit gestelltes Stückchen Eisen sogleich und deutlich

einen Anflug von Kupfer. Die Menge dieses Kupfernieder-

schlages war jedoch zu gering, um durch Gewicht gemessen

werden zu können. Ich begnügte mich einstweilen, den Ku-

pfergehalt vollkommen abzuscheiden und am Eisen hängend

aufzubewahren.

Sechster Versuch.

Eben so wie im fünften Versuch der Succ* dep. auf Ku-

pfer geprüft worden ist, prüfte ich jetzt eine gleich grosse

Menge meines wie dort Nr. 4. gezeichneten Extract. gly-

cyrrhizae.

Die Erscheinungen, welche ich während der Arbeit wahr-

nahm, weichen mannigfaltig von denen im fünften Vers, ab,

der wesentlichen will ich erwähnen.

Die Kohle, die aus dem Extracte gewonnen worden,

zeigte überall ein interessantes Spiel bunter Farben, wie z.B.

manche Steinkohle. Sie liess sich ungemein schwer einäschern,

und als ich die noch Kohlent heilchen enthaltende Asche wie-

der in den Platintiegel gab und erglühete, schmolz sie und

wurde weichbreiig. Die durch Wasser aufgeweichte Masse

war ungemein alkalisch.

Bei der Behandlung der Lauge mit Säure fand hier wie

dort Entwicklung von Schwefel wasserstoffgas statt, hier je-

doch viel bedeutender.

Auch hier in diesem Versuche ergab sicli schliesslich ein

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Kupfcrgehalt, dem Anschein nach jedoch geringer als im fünften

Versuch.

Siebenter Versuch*

Vergleichungsweise wurde die trockene Süssholzwurzelauf Kupfergehall geprüft. Ich verwendete dazu fünf Unzen,weil diese zwei Unzen Extract entsprechen. Die Einäsche-rung geschah in einem Tiegel aus Sanitälsmasse, mit Hülleeines eben solchen aber umgekehrten Einsetztiegels, auf wel-chem die Wurzel lag, so dass sie durch bessere Berührungmit der Luft leicht einäscherte. Das Resultat glich dem dessechsten Versuchs, rücksichllich des Kupfergehalles.

Es geht hieraus hervor, dass die Süssholzwurzel wirklichetwas Kupfer enthält. Das Verhüllnissgewicht dieses Kupferszu bestimmen mochten jedoch viel grossere Mengen der Wur-zel zur Untersuchung genommen werden müssen, als ich tuArbeit nahm. Wenn wir in dem übrigens kunstgeiuäss berei-teten Extracle der Süssholzwurzel Spuren von Kupfer auf dembeschriebenen Wege entdecken, so ist dasselbe nur aus dieserQuelle abzuleiten.

Bei Untersuchung des Succ. liquir. depur. auf Kupfer ha-ben wir diesen natürlichen Gehalt in Rechnung und in Abzugzu bringen, wenn über den Gehall an Kupfer geurtheilt wer-den soll.

Um wenigstens annäherungsweise die Grosse des Kupfer-gehaltes in dem untersuchten Succ. depur. gegen den des Ex-traeies und der Wurzel kennen zu lernen, habe ich im

achten Versuch

das Eisenstäbchen, welches noch vom fünften Vers, den ge-sammten Kupferniederschlag trug, mit Hülfe der scharfenKante eines kleinen Stückchen Glases abgerieben unter elwasWasser, bis ich sicher zu seynglaubte, dass das Eisen keinKufper mehr trug. Das abgeschabte Metall wurde nach Ab-

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gussdcs Wassers durch ein Paar Tropfen Salpetersäure auf-gelöst und mit wenig Ammoniak bis zum genügenden Ueber-sebuss des letztern vereinigt. Ohne Filtration, um nichts zuverlieren, brachte ich die Mischung, die sich von Anfang deeyersuchs an in einem kleinen farblosen genau gewogenen Glas-cylinder befand, durch Zusatz von destillirtcm Wasser bis auf3o Gr. Netto.

Eben so behandelte ich die das Kupfer (ragenden Eisen-Stäbchen aus dem sechsten und siebenten Vers, ein jedes für sich.

Nachdem die Flüssigkeiten der drei Versuche sich durchRuhe zum Theil geklärt hatten, stand oberhalb eines Theils Ei-senoxyd eine bläulich gefärbte Flüssigkeit. Zwei der Flüssig-keiten waren gleich stark gefärbt, wenigstens war kein be-stimmter Unterschied zu finden, die dritte Flüssigkeit aberwar bedeutend stärker blau gefärbt als jene, und diese stammteaus dem fünften Vers, von Sticc. liquir* dep. ab.

Dieser gab ich tropfenweise Wasser hinzu, bis sie nach Ab-satz des Eisenoxydes dieselbe Färbung hatte, welche die Flüssig-keiten abstammend aus dem sechsten und siebenten Vers-, zeigten.

Das Gewicht der Flüssigkeit vom fünften Vers, war hier-durch bis auf 75 Gran gestiegen, mithin verhält sich, aber wiegesagt nur annäherungsweise, die Grösse des Kupfergehal-tes im Succm liqirir. dep, zu der des Iüxtr. llquir. wie 76 :3o = 5 : 2.

Ich löste •£ Gran Kupferoxyd in Salpetersäure, gab derLösung Ammoniak im Ueberschuss hinzu, brachte Alles bis aufNetto 3o Gran. Nach wiederholten Versuchen gelang es mir,durch Zusammenmischung von 68 Gran Wasser und 7 Graujener Kupferlösung eine Mischung hervorzubringen, die gleichstarke Färbung mit derjenigen hatte, die aus dem fünften Vers.Succ. liqiur* dep. erhalten worden war.

Da jene 7 Gran Kupferlösung J-6 Thcile eines Grans Ku-pferoxyd enthielten, so wii\l die Menge des Kupferoxydes,

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welches die untersuchten zwei Unzen Succ. liquir. dep. ent-

hielten, annäherungsweise eben so gross seyn, nämlich ^

Theile eines Graus betragen, und in dieser Annahme würde

der Gehalt des vegetabilischen Kupferoxydes in zwei Unzen

Lxlract oder in 5 Unzen der Wurzel bis T£^ Theile eines

Grans reichen.

Ich will schliesslich noch bemerken, dass ich die Grosse,welche sich ergiebt, wenn man den Kupfergehalt desExtractcsvon dem des Succ. liquir. dep. abzieht, keineswegs unbedingtals durch die Fabrikationsineihode beigebrachtes Kupfer anse-hen kann. Es ist in diesem Fall zwar möglich , aber bei derdoch geriugen Differenz unwahrscheinlich. Es ist mir viel-mehr wahrscheinlich, dass die Süssholzwurzel nicht immergleich grosse Mengen vegetabilischen Kupfers enthält, dass indieser Hinsicht ebenfalls, wie in anderer, ein Unterschied slattfindet zwischen Glycyrrhiza glabra Calabriens und Spanionsund Glycyrrh* echinata Russlands. Höchst wahrscheinlich warder von mir im ersten Versuch benutzte Succus crudus ausGlycyrriu glabra bereitet.

Soll ich, wie es üblich ist, die Resultute dieser Untersu-chungen nochmals sammeln, so spreche ich sie in dem Wun-sche aus, dass recht bald der gehaltarme immer verdächtigesogenannte Succ. liquir. dep, durch das gehaltreiche und indieser Hinsicht sogar billigere Extr. Glycyrrh, gesetzlich ver-drängt werden möchte *).

*) Dieselbe Meinung ist schon von vielen Pharmaceuten ausge-sprochen worden, wir wissen auch, dass man hin und wie-der das aus den Süsshohwurzeln bereitete Extract statt desSucc. liquirit. dep. angewendet hat. Trommsdorf f , Flas-hoff, wir selbst haben dieses nach unsern Versuchen zweck-massig gefunden, so auch andere (vergl. Archiv II. B. 353 undIIT. B. 399). Wer den Geschmack beider Präparate vergleicht,

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Wahrlich nicht zum Hu hin der deutschen neueren Medi-

cnuügesetzgcbung erlaubl sie dem Apotheker die Anwendung

vieler gekauften Präparate, für deren Aechlheit er «ich nur

selten ganz verbürgen kann. Es ist auch solches &<7nzJich ge-

gen den Vorlheil der Wissenschaft. Durch das Selbslarbeilen

der Apotheker entstand die Wissenschaft, dem Selbstarbeiten

verdankt sie und verdankt manche ihrer Schwestern unendlich

viele der wichtigsten Entdeckungen. Nocli ist sie nicht ge-

schlossen, Vieles ist noch zu suchen und zu finden. Es w/rd

aber Seiten gesucht und gefunden werden, wenn nur die mei-

stens unbevormundele Gewinnsucht des Fabrikanten, nicht die

Wissenschaft arbeitet.

Präparate soJl der Apotheker so viel nur möglich selbst

bereiten müssen; je mehr man zugiebt, dass er sich von diesem

Grundsätze entfernt, je mehr entfremdet man ihn der Taktik

in der Wissenschaft, und er wird bald wieder, was er ehemals

war, Ueccptur-Maschine,

Ueber die Zersetzung des essigsauren Kupferoxydes und Kupferoxydhydrates durch ge-

meinen Honig und Zucker;

vomApotheher ß u s c h

in BJeckede.

JLJie merkwürdige Wirkung, welche der Zucker auf die

Rupfersalze ausübt, hat mehrere ausgezeichnete Männer be-

wird keinen Augenblick anstellen, dem ans der Wurzel be-reitetem Extracte den Vorzug zu geben.

d. Red.

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schuftig!, und obgleich uns besonders durch die Bemühungen

von B u c h o l z , P c s c h i e r und Voge l inlereseunle Bclfch-,

rungen über diesen Gegensland ertbeilt Worden sind^ so

scheint derselbe dennoch einer weiteren Verfolgung iiicht

unwerlb.Das Verhalten des Honigs zum essigsauren Kupferoxyde

isl vorzüglich von dem Herrn ProfessoV B u c h n e r berück-sich«igt, und die Versuche dieses Chemikers beweisen, dassder Honig auf das essigsaure Kupferoxyd dem Zucker analog,fast stärker reducirend wirke *). Ausserdem fand dieser Ge-lehrte das beim Kochen des Grünspatisauerhonigs sich auf-scheidende Kupferoxydul mit einer eigenlhümlichen braunenMaterie verbunden, über deren Natur uns in neuerer Zeitvon dem Herrn Dr. W i n k l e r die,Mittheilnng geworden isl,dass sie eine chemische Verbindung von Wachs mit metalli-schem Kupfer sey ** .

Da nun die Resultate meiner eigenen Versuche, welcheich über diesen Zersetzungsprocess zu unternehmen Gelegen-heit liatle, theils von den bekannten abweichen, theils zurBerichtigung derselben beitragen können, so erlaube ich mirderen Bekanntmachung.

Weil bei Ileductioiien von Metallsalzen mit Oxyden ge-wöhnlich neue Verbindungen durch Vereinigung des Sauer-stoffs der Oxyde mit den reducirenden Körpern entstehen, sohielt ich es zur Erforschung der gegenseitigen Reaction desHonigs und essigsauren Kupferoxydes für wichtig, hieraufRücksicht zu nehmen. Pesch ier hat uns zwar hierüberschon eine Andeutung gegeben, weil er bei Behandlung einerAuflösung von essigsaurem Kupferoxyd mit Zucker die Bil-dung von etwas Kohlensäure bemerkte, die jedoch V o g e l

*) S. Buclwier's Repertor. II. S. 1.

**) S Büchners Repertor. XXXIV. S. 403-408.

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auf Iteejmung einer durch zu starkes Erhitzen des Zuckersherbeigeführten Zersetzung schreib!. Zur Los öog dieses Zwei-fels werden die folgenden Versuche dienen.

Acht Unzen gereinigten, bei massiger Wanne möglichstentwässerten Honigs wurden mit einer gesättigten Auflösungvon einer Unze Grünspan in Essig vermischt, und mit dieserdem officinellen Grünspansauerhonig an Consielenz gleichen-den Flüssigkeit ein passendes Glas so weit angefiiUet, dass daskürzere Ende einer zweischenkelichlen Glasröhre dariji Platzfand, deren längere Biegung in ein wohl verschlossenes (wie?)Geföss mit Kalkwasser tauchte. Obgleich der Grünspansaiter-lionig in der ersteren Zeit keine auf Zersetzung deutendenVeränderungen erlitt, so war indessen schon nach Verlauf vonzwölf Stunden die Erzeugung eines geringen Bodensatzes vonkupferrot her Farbe in demselben bemerkbar, und gleichzeitigdie Absonderung einer geringen Menge kohlensauren Kalkesan den Innenwanden des in Kalkwasser tauchenden Köhrpn-eudes wahrzunehmen, dessen Vermehrung von Tag zu Tageintrat, und solange fortdauerte als der Niederschlag im Grün-spansauerhonig an Quantität zunahm.

Da diese Beobachtungen bei einer Lufttemperatur von-+• 5 bis8° Fi. angestellt wurden, und der angewandte Honigvon guter und frischer Beschaffenheit war, so konnte die zurBildung des kohlensauren Kalkes erforderliche Kohlensäureweder von eingetretener Gäkrung noch von andern zufalligenUmständen abhängig seyn, sondern ihr Entstehen musste inder .eigenihümliehen Wirkung des Honige auf das essigsaureKupferoxyd begründet liegen. Hierfür sprechen nun ausserden übereinstimmenden Resultaten eines 'wiederholten Versu-ches das auf folgende Weise geprüfte Verhalten des Honigsund Zuckers gegen Kupferoxydhydrat.

Um zu erfahren, ob derllouig auf gleiche Art gegen Ku-pferoxyd als gegen dessen Acelat wirke, und ob auch der

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reine Rohrzucker hierin keine abweichenden Erscheinungendarbiete, wurden 160 Uran in Wasser aufgelöstes Schwefel-saures Kupferoxyd mit der hinreichenden Menge Aetzkali prä-cipitirt, und die eine Hälfte des gehörig ausgesüssten nochfeuchten Kupferoxydhydrates in zwei Unzen gereinigtem Ho-nig, die andere in eben so viel reiner Zuckerauflösung suspen-ilirl. Nachdem die hiezu benutzten Gläser wie vorhin mit ei-ner in Kalkwasser geleiteten Kölirc verbunden worden, vrarauch in diesen Fällen die Ent Wickelung von Kohlensäuredurch den entstehenden kohlensauren Kalk nachgewiesen.Das indem Honig zertheilteKupferoxydliydrat färbte sich hic-bei allmählig gelbrot h und verlor an voluminöser Beschaffen-heit , welche Aenderungen um so schneller und vollständigermit Unterstützung der Wärme eintraten. Bei dem in der Zuk-kerauflüsung befindlichen,, Kupferoxydhydrat war dieser Far-bentausch in der Kälte nicht bemerkbar, wenigstens nicht nachachttägiger Vereinigung, und es bedurfte seine Herbeifüh-rung mindestens ein vier- bis sechsstündiges Kochen unter Er-neuerung des verdunsteten Wassers; dagegen erlitt das mitHonig vermengte Kupferoxydhydrat diese, die vollendeteProtoxyd-Bildung anzeigende, Metamorphose schon nach halb-stündigem Sieden.

Das Freiwerden der Essigsäure bei Einwirkung von Ho-nig auf essigsaures Kupferoxyd, und deren indifferentes Ver-halten bei diesem Processe, machen die letzteren Versucheeinleuchtend 5 es findet die Verflüchtigung derselben durchhinlängliches Kochen des Griinspansauerhonigs so vollständigstatt, dass solche endlich weder durch den Geruch noch durchLackmuspapier entdeckt werden kann.

Der Kupfergehalt sowohl des durch Kochen von Essig-säure befreilen Griinspansauerhonigs, als auch deg mil Kupfer-oxydhydrat gekochten Honigs Hess das Vorhandenseyn einesnicht flüchtigen säurcarfigen Bestandteils darin vermuthen,

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welchem die besondere Eigenschaft zukommen inussic, sichmit dem Kupfer auf der niedrig.Mcn Oxydalionasfuffe zu ver-binden, indem ein Zusatz von Ael/kali nach einiger Zeil dieAusscheidung einer geringen Menge Kupferoxydul im Griiu-spansauerhonig bewirkte. Mehrere das Auffinden dieser Säurebezweckenden Versuche übergehend, wende ich mich sofortv.u denjenigen, der sich mir Iriezu als der einfachste und si-cherste Weg bewährte.

Acht Unzen vor etwa sechs Monaten bereiteten und vomBodensätze befreiten Grünspansauerhonig wurde nach Verdün-nung mit der doppelten Quantität,Wasser so lange Bleiessig hin-zugefügt, als noch eine Vermehrung der entstehenden Trübungzu bemerken war. Der sich später absondernde braune volu-minöse Niederschlag wurde von dem flüssigen Theilc durchFillriren getrennt/ausgesüsst, noch feucht in Wasser suspeu-dirt und ein Strom Schwefelwasserstoügas hindurchgeleitef.Nach kurzer Einwirkung der Hydrothionsäure war die Zer-legung des Niederschlages in Schwefelblei und in eine brau-ne, im Folgenden näher charakterisirte Flüssigkeit zu Standegebracht,

1) Sic besass, durch Erhitzen von Hydrothionsäure befreit,einen schwach säuerlichen, hinterher etwas zusammen-ziehenden Geschmack.

2) Gelinde bis nicht zur völligen Trockenheit verdunstet,setzte sich eine braune schlüpferigc Materie daraus ab,die in diesem Zustande von Wasser mit derselben Far-be aufgelöst wurde, dagegen völlig ausgetrocknet einenschwarzen glänzenden, dem Gagat ähnlichen Rückstandlieferte, worauf selbst siedendes Wasser nur schwierig,und Weingeist gar nicht einwirkte. indessen reichteeine geringe Menge basisch-kohlensauren Kalis oderNatrons hin, die vollständige Auflösung dieser ganzausgetrockneten Masse im Wasser zu befordern. Aus

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den durch Verdunsten conccnlrhien alkalischen Ver-

bindungen schied Salzsäure braune Flocken ab , welche

in ihren physischen Eigenschaften mit der nicht völlig

einwässerten Substanz harmonirten und deren Auflö-

sung wie jene cbaraklerishi ward. Sie wurde gefällt:

a) durch Kalkwasser braun, gallertartig;

b) — Kalksalzc ähnlich, minder schnell;

c) — Zink-, Zinn-, Kupfer-, Blei-, Queck-

silber- und Silbersalze mit ziemlich glei-

cher brauner Farbe;

d) — salzsaures Eisenoxyd in der Kälte nicht;

mit Unterstützung der Wärme wie bei den

übrigen Metallsalzen;

e) — Leimauflüsung und Eiweiss nicht.

Vereinigt man mit den angeführten ücactioneu des unter-

suchten Körpers dessen vollständiges Verzehren im Feuer,

.HJ ist seine grosse Analogie mit der Humussäure nicht zu ver-

kennen, und später angestellte vergleichende Versuche spre-

chen unbezweifell für deren Identität.

Diese Erfahrungen erklären nun, woher es kümmt, dass

der officinelle (Jriinspansuuerhonig eine dunkelere Farbe als

der dazu benutzte Honig besitzt, zumal wenn die Beobach-

tungen des Herrn Dr. S p r c n g c l ' s , wonach die Essigsäure

und mehrere andern Säuren die Auflösung der Humussäure

dunkler färben, auch auf das humussaure Kupfer Anwendung

linden. Ferner geht hieraus mit grösster Wahrscheinlichkeit

hervor, dass der Niederschlag des Grünspansauerhonigs, so

wie das durch Honig reducirte Kupferoxydhydrat, ebenfalls

Humussäure enthalten, worüber die folgenden Notizen ent-

scheiden werden.

Bemerkenswerth ist, dass die Heduclion des essigsauren

Kupferoxydes durch Honig um so vollständiger ohne Mitwir-

kung der Wärme erfolgt. Die Einwirkung des Lichts scheint

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liicbci nicht wesentlich, denn die Kiedeifcliliige einer im dun-

keln Keller aufbewahrten und einer dem Sonnenlichte aufge-

setzt gewesenen Mischung voullunig mit essigsaurem Kupfer-

oxyd enthielten beide das Kupfer mehrentheils regulinisch;

hingegen zeigte sich das durch Kochen von. Grünspansauerbo-

nig erhaltene Präzipitat, so wie auch das mit Honig und Zuk-

ker gekochte Kupferoxydhydral frei von melailischem Kupfer,

was aus der Berücksichtigung ihres sogleich anzuführenden

Verhallens zur Salzsäure erhellt.t

Von dem Niederschlage des Grünspansauerhonigs unddem mit Honig gekochten Kupferoxydhydral wird durch Di-

geriren oder Auskochen mit Wasser, welchem etwas kohlen-

saures Natron hinzugefügt worden ist, ein Theil mit brauner

Farbe aufgelöst. Das mit Ztickerauflüsung behandelte Kupfer -

oxydhydrat theilt diese Eigenschaft nicht, vereinigt sich aber

inil Salzsäure sofort zu Kupferchlorür. Gleiche Wirkung

aussei! letztere Säurt, auf «las mit Honig gekochte Kupfer-

oxydhydrat und den beim Kochen des Griinspansauerhonii^

erhaltenen Niederschlag, nach deren Digestion mit Natroncar-

botial ; nicht aber auf den ohne Wärme im Grünspansauer-

hoiiig gebildeten AbsaU; selbiger wird bei Aus>chluss der at-

mosphärischen Luft erst nach und nach in salzsaures Kupfer-

oxydul übergeführt, ist mithin regulinischcs Kupfer.

Die obigen alkalischen Auszüge gaben mil Bleizucker ver-

setzt braune l'Wicipilale, welche, nach dem früher angewand-

ten Verfahren durch Schwefel wasserst ollgas zerlegt, Ilunuis-

säurc lieferten.

Wurden diese alkalischen Flüssigkeiten in der War-

me mit Salpetersäure übersättigt, so änderte sich ihre

braune Farbe in eine grüne um. BJeisalze brachten nun

weisse PrÜcipilatc darin zu Wege, die in Wasser zertheill

durch gasigen Schwefelwasserstoff in Blcisulphurid und in

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eine farbenlose Flüssigkeit zerfielen, welche verdunstet, eine

in vierseitigen Säulen krystallisirende, in warmer Luft ver-

witternde und bei höherer Temperatur flüchtige Säure dar-

stellten, deren Auflösung die der Kalk-, Blei-, Silber- und

Queksübersähe weiss, der Kupfersalze bläulichweiss nieder-

schlug.

Hieraus lässt sich der Schluss ziehen, dass der Nieder-schlag des Grünspansauerhonigs und das durch Honig reducirlcKupferoxydhydrat einen Antheil liumiissanres Kupfer enthal-ten, welcher von den Auflösungen kohlensaurer Alkalienaufgenommen, und durch Salpetersäure in die bekanntenDoppclsalzc des Oxalsäuren Kupferoxyds mit Alkalien überge-führt wird.

Da diese Data nun auch schon auf die direkte Wirkungder Salpetersäure gegen den Niederschlag des Grünspansauer-honigs hindeuten, so führe ich nur in der Kürze das Thal-sächlichc hierüber an.

Kalte verdünnte Salpetersäure entzieht dem durch sorg-fältiges Aussüssen vom Honig befreiten Niederschlage des Grün-spansauerhonigs eine braune Materie (humussaures Kupfer),die bei Anwendung von Wärme oder starker Säure eineUmwandlung in einen griinlichweissen Präcipitat (oxalsauresKupfer) erfährt. Weil im Vorhergehenden mehrere Gründevuihanden sind, welche die Richtigkeit dieses Ausspruchesnicht zweifelhaft machen, so glaube ich der specialen Anfüh-rung bestätigender Versuche überhoben zu seyn.

Üa das durch Zucker reducirlc Kupferoxydhydrat keineHumussäiirc enthält, so kann man dieselbe nicht als ein Pro-dukt der Einwirkung von reinem Zucker auf Kupferoxyd be-trachten, sondern sie muss entweder fertig gebildetin gewöhn-lichen Honig vorkommen, oder solcher einen andern ihre Ent-stehung veranlassenden Bestandteil führen.

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Dasa nun der gemeine braungelbe Honig wirklich eine derHuimi8säur£ sehr nahe siehende Substanz enthält, dafür sprichtfolgendes Verhallen desselben,

Bleiessig scheidet daraus ein braunes Präcipilal ab,welches eine etwas hellere Farbe als das aus Grünspansauerho-nig erhaltene besitzt. In Wasser eingerührt und durch Hydro»thionsäure zersetzt, giebt dasselbe eine braungelbe Flüssigkeit,worin essigsaures Kupfer einen graugrünen Niederschlag er»zeugt, der nach dem Trocknen dunkelbraun erscheint und mitSalpetersäure oxalsaures Kupferoxyd Jiefert. Diese Flüssig-keit unterscheidet sich nur in sofern von der reinen Humus-säure; dass sie die Auflösungen dcrMoIallsako minder schnellpräeipitirt.

Da die eben beschriebene Materie nicht im weissen Honiggefunden werden konnte, so habe ich mich bemüht, derenUrsprung nachzuforschen, und bin dadurch zu der Ueberzeu-gung gelangt, dass sie beim Ausbringen des gemeinen Honigsaus den von den Bienen zur Brut benutzten Zellen aufgenom-men wird, indem letzteren durch siedendes Wasser einebraune sauer reagirende Materie zu entziehen ist, welche alleEigenschaften der aus dem Honig nach obiger Weise abgeson-derten theill.

Wahrscheinlich Längt von dieser Substanz nicht nur diestarke reducirende Wirkung des braunen Honigs auf das essig-saure Kupferoxyd mit ab, sondern sie mogle auch als die Ur-sache seiner sauren Reaction betrachtet werden können.

Aitnal. d. Pharm. IV Rde. 1 Hft.

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Fortgesetzte Versuche über die verschiedenenMaiiMühenden Aconi ten;

vonGeiger und Hesse.

im Jahr 1828 bat Geiger seine Beobachtungen überdie verschiedenen blaublühendcn Aconiten im Magazin für Phar-macie B. a3, S. 73 fF. bekannt gemuchi, aus welchen hervorging,dass nur diejenigen niil d i v e r g i r e n d e n Früchten) 1 diesich auch säuimtlich durch eine zarte P u b e s c e n z amobern T-beile des Stänge l s und der B l u m e n s t i e l evon Ac. Stoerheanum Reichenb. unterscheiden, dasan diesen Theileii ganz g latt ist, eine vorzügliche Schärfebesitzen; später, naniKcli im vorigen Jahre, sl eilte er weitereVersuche darüber, so wie über die beste Bereitungsart desExtractcs und über die (solirung des scharfen Princips an(Magazin für Pharmacie B. 34-. S. 62 ff„), welche als Haupt re-sultate lieferten, dass die Schärfe von Aconit, Napellus vorzüg-lich nur vor und zu Anfang der B l ü t h e z c i t in denBlät tern enthalten scy, sich aber, so wie die Früchte anfan-gen sich auszubilden, noch und nach verliere, und in dem-selben Maasse in den Samen s ich anhäufe. Auch beob-achtete man, dass die Schärfe von einer Varietät mit divergi-renden Früchten und etwas mallen Blättern mit breiteren Lap-pen und stärkerer Pubescens des oberen Theils der Stängel undBlumen durch Lokalveränderung sich auffallend verminderte,während die Varietät mit schmalen glänzenden Blättern ihrehöchst intensive Schärfe vor und zu Anfang der Blülhezcitunter gleichen Verhältnissen beibehielt.

Die Versuche zur Isolirung des scharfen Princips gelan-gen wegen der leichten Zerstörbarkeit desselben nicht. Manbeobachtete jedoch, dass das Chlorophyll sich vorzüglich schü-

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tzend gegen die Zerstörung des scharfen Princips bewies, des-halb man bei der Bereitung des Extracts besonders Bedachtnahm, dieses möglichst vollständig mit aus der Pflanze zu ex-trahiren*

Es wurde demnach Weingeist sowohl bei dem frischen,als bei dem trocknen Kraute als Extraction^mittel vorgeschla-gen! um so alle scharfen Theile vollständig und möglichst haltbar2U erhalten. Dabei nahm man an, dass die Wirkung desAconits n u r oder doch h a u p t s ä c h l i c h auf dem schar-fen P r i n c i p beruhe, wie denn S t o e r k selbst die höchstbrennende Schärfe desselben als besonders bezeichnend für sei-he Wirksamkeit hervorhob. Es fehlte indessen auch nochan genauen physiologischen Versuchen über die Wirksamkeitder verschiedenen Acontien und ihrer Theile, denn die vonW e p f e r , B o n n e t , B r o d i e , Orf i la und Andern lassennoch Zweifel übrig, we lche Ar t dazu verwendet wurde.

Man gab bereits im vorigen Sommer einem jungen Sper-ling 4 Gr. frisches Kraut vom blühenden (sogenannten) Aconit,Stoerkeanum, welches, wie frühere Versuche zeigten, immerohne bedeutende Schärfe war; der Vogel blieb munter, frassund zeigte überhaupt keine Spur von Missbehagen.

Nach ein Paar Stunden bekam derselbe Vogel 4 Gr. fri-sches Kraut von Aconit. Napellus, welches schon verblühetaber keine Früchte angesetzt hatte und noch ziemlich scharfwar. Schon nach einigen Minuten wurde der Vogel traurig,strengte sich an, das Kraut wieder von sich zu geben, warfes auch grösstentheils wieder heraus, demolmgeachtet wurdeer immer elender, drehte den Kopf auf eine Seite, sperrtehäufig den Schnabel auf, schloss die Augen und zeigte über-haupt durch seine heftige öfters zuckende Bewegung, dass erviel Schmerz empfand« Nach und nach wurde er matter,fiel nieder und erlag nach etwa einer Stunde ohne merkbare

5 *

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Zuckungen. Bei der Eröffnung zeigte sich eine Entzündung

der Speiseröhre bis in den Magen.

Wegen Mangel an Kraut konnten die Versuche über die

Wirksamkeit der einzelnen Theile nicht weiter fortgesetzt

werden. Indessen erschien eine Abhandlung von M o r i t z

d'e Berg lies in Bonn (Annahm der Pharmacie B. 1. S .120) ,

enthaltend Versuche über die Wirkung beider Arten Aconi-

tum, -welche jnit den eben angeführten in Widerspruch ste-

hen. Nach diesen Versuchen wirken Aconit. Stoerheanum

Dec. und Aconit, vulgäre Dec. (oder Napelltta L.) bei Kanin-

chen und Katzen ganz gleich , und zwar bewirkte das geistig

wässrigeExtract von beiden, mit der Realschcn Tresse erhal-

ten, narkotische Erscheinungen, Zuckungen, Taumel und

Schlaf, jedoch bei einer Dosis von 10 Gr. vorübergehend.

Aehnlich wirkte von beiden das Chlorophyll nur in niederem

Grade. Ms wird jedoch in dieser Abhandlung nirgends gesagt,

ob eins der Produkte schärfer als das andere gewesen se\,

oder überhaupt auch nur scharf war, eben so isl nicht ange-

zeigt, ob vor oder während der Blut he oder zur Zeil der

Fruchtbildung das Kraut eingesammelt wurde, welches alles

einen wesentlichen Einduss auf die Wirkung haben imiss.

Höchst auffallend war jedoch die giftige Wirkung des be-

reits mit Alkohol ausgezogenen Aconit. Sfoerheanum und Nα-

pefJius (vorgl. S, 123 a. o. a. O.).

Diese Widersprüche veranlassten uns zu nachstehendenVersuchen:

Es wurden 3 Unzen Aconit. Napellus, schmalblättriges

und breitblättriges, ferner eben so viel Aconit. Stoerteanum

vun inStängel geschossenem Kraute, welches zum Theil an-

fing zu blühen, getrocknet; man erhielt von jedeui gegen 6

Drachmen trocknes Kraut, dieses wurde mit Weingeist von

So p. C. in der Realechen Presse ausgezogen, bis der Aus-

zug nur noch wenig grün gefärbt erschien und der Rest des

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Weingeistes in dem Kraul durch nachgegossene» Wasser ausge-

drückt; von der 94 Unzen betragenden Flüssigkeit wurde der

Weingeist abdcstillirt , das Cbloropliyll abgesondert und mit

Wasser gewaschen; sämmtliches Diircligelaiifene wurde zur

Kxtractdicke verdampft.

Das durch Weingeist erschöpfte Kraut wurde jetzt mit

Wasser in der Healschen Presse ausgezogen, der Auszug

zur Sympdicke verdampft und so iauge mit 80 p. C Wein-

geist versetzt, als dieser Trübung veranlagst e, der Niederschlag

auf einem Filier mit Weingeist ausgewaschen und der geistige

Auszug zur Extractdicke verdampft ; so dass mau nl«o von

jeder PJlanze viererlei Extracio erhielt : namürh Chlorophyll,

das davon befreite weingeislige Kxlract, das mit

aus dein wässerichten Auszuge erhaltene und das im NVuiti-

geisl unlösliche.

Physiologische F ersuche.

Einem jungen kaum halb ausgewachsenen Kaninchen gab

mim k Drachme von dem wüssrigeu mit Weingeist gewa-

schenen darin unlöslichen Exlract von Aconit. Stoerk-eanum^

welches einen schwach salzigen widcrltclieii Ueschniack litille,

in Wasser gelöst; ein, es zeigte sich durchaus keine Wir-

kung.

Einem ähnlichen Kauincheu gab mau Ar Drachme desselben

Exlracls von schmalblallrigem Aconit. Xapellus, das Thier

machte sogleich sehr hrflige Bewegung, es trat Schaum vor

das Maul, und in ein L'aarSccundcii war es todl. Bei dertiec-

tiou fand sich, dass etwas von dein Exlract in die Tiiiftröhru

gekommen war. — Um über die Wirkung aussei- Zweifel zu

ßeyn, gab man dem andern Kaninchen nach oin l^iar Stunden

^o (jr. desselben Kxlracls; man konnte durchaus keine beson-

dere Erscheinung wahrnehmen.

i5 Gr. desselben Exlracls von der breitblällrigun Varietät

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AcomU Napelttis einer vier Wochen allen Katze beigebracht,

bewirkte durchaus keine besondere Erscheinung.Das von dem wässrigen Auszug des Krauts von Aconit.

Stoerleanum mit Weingeist erhaltene Extract hatte einen ste-chend salzigen hintennach süsslichen Geechaiack. i Drachmedavou einem halb aufgewachsenen Kaninchen beigebracht, be-wirkte nicht die geringste auffallende Erscheinung.

Dasselbe Extract von Aconit. Napellus einem jungen Ka-ninchen in einer Dosis von 35 Gr. beigebracht, bewirkte eben-falls durchaus keine auffallende Erscheinung.

Von dem vom Chlorophyll befreiten Extract. von Aconi-

tum Stoerkeanum, welches einen süsslichen etwas stechendsalzigen schnell vorübergehenden Geschmack hatte, gab maneinem jungen halb ausgewachsenen Kaninchen ohtigeführ4o Gr., auch hier konnte man nicht die geringste auffallendeWirkung wahrnehmen. Von demselben Extract bekam einjunger Sperling (5Tropfen, und es zeigte sich nicht die gering-ste Wirkung.

\ o n dem vom Chlorophyll befreiten weingeisligen JKr-traclum Aconit. NapelU der schmalblättrigen Varietät, wel-ches indessen nicht scharf war, sondern nur salzig schmeckte,erhielt ein jutigea Kaninchen über i Drachme, ohne dassman auffallende Symptome bemerken konnte, ausser dassdas Thier einige Zeit traurig schien und das Futter ver-schmähte.

Als jedoch der junge Sperling, welcher i£ Stunden vor-her das Extractum Aconit. Stoerkearu erhalten halte und ganzmunter war, auch begierig fräse, 4 Tropfen von diesem Extractbekam, wurde er sehr unruhig und warf es nach einiger Zeitmit etwas Futter heraus; er bekam nochmals 4 Tropfen und jetztzeigten sich alle Erscheinungen von narkotischer Vergiftung,er taumelte, wurde immer matter und nach zwei Stunden wartT todt.

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Eine junge Katze erhielt von dem weingeietigen Extract.

Aconit. Stoerkean. ungefähr ao Gr., welches mit Wasser ange-

rührt ohngefähr^ DrachmeMeliago beinig, es zeigte sich weiter

nichts Auffallendes, als dass das Thier öfter kaute und viel

Schaum aus dem Maul fliessen Hess, was indessen bald auf-

hörte; nur blieb das Thier noch einige Zeit traurig und schläf-

rig, war aber nach einigen Stunden wieder ganz munter.

Eine andere junge, elwas kräfilgere Katze erhielt + Drach-

me Weingeistiges, vom Chlorophyll befreites Extract. Aconit.

Napelli von der breitbJältrigen Varietät, welche bei weitem

weniger schürf als die schmalblättrige war. Die Erscheinun-

gen waren anfangs dieselben, bald aber vermehrte sieb da*

auffallende Kauen mit ausfl(essendem Schaum, sie erbrach

auch mehrmals Schaum unter heftigem Schreien, zeigte sich

überhaupt sehr angegriffen, wankte beim Laufen, zuckte öf-

ters krampfhaft, besonders mit den hintern Theilen des Kör-

pers , bäumte sich an den Wänden auf und schlug über,

spreizte die Vorderfiisse von sich, zog sich zusammen, tapple

mit deji Pfoten in die Luft und bemühte sich zum Erbrechen,

wobei sich aber ein schwacher schmerzhafter Schrei hören

Hess; später zeigten sich mehr krampfhafte krümmende Be-

wegungen, sie liess Harn von sich, legte den Kopf auf die

Erde und fuhr wieder auf und zeigte überhaupt einen Zu-

stand von Taumel nnd Verwirrung. Diese Symptome dauerten

stärker werdend 4— 5 Stunden fort, bis zuletzt das Thier ganz

erschöpft liegen blieb, den andern Tag hatte es sich wieder

mehr erholt, war aber noch ausseist matt, und erst nach a4

Stunden fing es an wieder etwas Milch zu saufen, erholte sich

aber dann nach und nach vollständig.

Von dem abgeschiedenen Chlorophyll uns Aconit. Stoer-

keanum••, welches keinen scharlVn Geschmack halte, bekameine juuge katze gegen J5 Gr.; es zeigte sich durchaus keinemerkbare Wirkung.

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nEine andere KaUc bekom gleichzeitig i5üiv Chlorophyll

smJconit. Napellm der schmalblättrigen Varielüt,- weiches

aber durch längeres Liegen an der Luft einen grossen Tbeil

seiner Schärfe verloren halte; die Katze zeigte bald Unbehag-

Kchkeit, das obeu bemerkte Schäumen und Kauen stellte sieh

oin, später erbrach sie sich einigemal uud warf so die ganze

Masse heraus, ausscr noch eine Zeitlang andauernder Mattig-

keit war hierauf nichts Auffallendes mehr zu bemerken.

i5 GΓ. nicht scharfes Chlorophyll von breit blättrigem

Aconitum yapellus bewirkten bei einer andern jungen Katze

durchaus keine krankhafte Symplome.Man sammelte nochmals im August ßlüllcr von der breit-

blättrigen Varietät, welche jetzt gar nicht mehr scharfschmeckten, nachdem sie bereits vollständig ausgeblüht hatte,sie wurden (rocken mit So p. C. Weingeist au?gezogeu unddas Chlorophyll wie vorher vom Extract getrennt. Einejunge Katze bekam von diesem Kxtract ungefähr -k Drachme,,es stellte sich alsbald ain röchelndes Ai Innen ein mit Kauenund Schäumen, welche Symptome jedoch bald verschwan-den; dasThier erschien wieder ganz munter und spielte sogarmit einer andern Katze, auf einmal aber liel es auf den iliik-ken, schnellte sich krampfhaft in die Höhe und fiel wie lodtnieder; alle Glieder waren gelähmt und hingen beim Aufhebenso wie der Kopf schlaff herab, so dass man glaubte es wiiitlcjeden Augenblick sterben, später erholte es sich aber wie-der in $o weit, dass die Glieder Steifigkeit und Beweg-lichkeit erhielten und es sich mühsam fortschleppen konnte,es lag indessen gewöhnlich mit ausgespreizten Beinen auf demBauch, den KopP fest auf die Erde gedrückt, die obeu angezeig-ten Zuckungen stellten sich wieder, aber mit grosserer Heftig-keit ein, die Augen waren eine Zeiüang gegen Lichteinwir-kung unempfindlich und die Pupille eehr erweitert. DieterZustand dauerte mehrere Stiiu-Jen und selbst den andern Tag,

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jedoch ei was schwächet* forty das Thier schien eich wieder

erholen zu wollen, indessen stellte sich viel diarrbeeertige

Oeffnung und Urinahgang ein, es erbrach sich jedoch nicht,

verschmähte aber alles Futter und Getränk uml tu blieb es

noch diesen Tag bis zum folgenden immer schwächer werdend

in diesem Zustande und endete etwa 4o Stunden nach einge-

nommenem Gift ohne weitere Zuckungen.

Beider Seclion fan<l sich die Luft rühre mit den Bronchien

und der Lungeusubstauz. frei von einer fremden Substanz,

letztere war, so wie auch das Herz völlig blutleer, Speise-

röhre und der ganz, leere Magen zeigten keine Andeutung von

Entzündung.

Einer andern jungen Katze gab man das von diesem E>c-

tract getrennte Chlorophyll, dieses bewirkte durchaus keine

Erscheinungen von Vergiftung.

Aus diesen Versuchen gehl wohl zur Genüge hervor, das*das Aconitum Napellus bei weitem giftiger ist, oJs Aconitum

Stcerkeanum, es erhellt ferner aus denselben, dass die giftigeWirkung vou z w e i v e r s c h i e d e n e n Stof fen uhliiiugl,einem schar feu Fl ii cht igen le icht z e r s t ö r b a r e n undeinem nicht schar fen , welcher in seiner natürlichen Ver-bindung sowohl im Wasser als auch im Weingeist löslich ist,dieser bewirkt die eigentlichen n a r k o t i s c h e n Erschei-nungen, während der scharfe Stoff mehr Entzündung erregt,der narkotische Stoff ist indessen, wie die Versuche zeigen,in der Pflanze noch in höchster Intensität vorhanden, wennlängst alle Schürfe verschwunden ist. Die Gegenwart oderAbwesenheit von Schärfe entscheidet daher nicht über dien a r k o t i s c h e Wirkung der Pflanze und des Exlracts ausderselben. Dass übrigens auch nicht scharfes Extractum Aco-

nit i NapelU bei Menschen schon in sehr geringen Dosen nar-kotische Zufälle erregen katin, beweist folgende Thalsache;

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Ein hiesiger Apotheker versuchte ein wenig von dem

nach Ge igers Vorschrift mil Weingeist bereiteten Kxtracl,

von welchem sich das Chlorophyll beim Verdampfen ganz ab-

geschieden und an die Wände des Kessels angehängt haue,

und das daher gar keinen scharfen Geschmack besass; bald

elcUtesich ein unangenehmes Gefühl, Schwindel und Ueblich-

keit ein, welche Zufalle erst nach mehreren Stunden wieder

verschwanden.Für die Praxis geht aus diesen Versuchen hervor, dass

nur allein, wie schon in der früheren Abhandlung angeführtwurde, das wahre Aconitum Napellns mil diver-girenden Früchten vorzüglich medicinische Kräfte hol,dass dagegen Aconitum Stoerkeanum (im Widerspruch mit denVersuchen von Bcrghes) weit unwirksamer ist und deshalbnicht dem Aconitum Napellus subsiittiirl werden darf. Ver-langt der Arzt die scharfe und narkotische Wirkung zugleich,so muss das Exlract nach der im Magazin Bd. 34. angegebe-nen4 Methode bereitet werden, verlangt er nur die narkoti-sche Wirkung, so muss man das Chlorophyll davon trennen.

Wie schon früher angegeben ist, so wird bei der Stoer-keschen Bereitungsart desExtracts die Schärfe grösstentheilszerstört, und es wirkt also wohl blus noch durch seinen Ge-halt au narkotischen Stoff, d. h. nämlich dem von seinem Chlo-rophyll befreiten Extract gleich.

Das gummöse durch Weingeist von allen darin löslichenTheilen befreite Exlract zeigt durchaus keine narkotische odersonst giftige Wirkung, und ist darum zweckmässig von demExlract zum Arzneygcbrauch zu entfernen. Worin das Wi-dersprechende dieser Versuche mit denen von Berghes liegt,wollen wir nicht entscheiden.

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Versuche über das vorteilhafteste Verfahren,mittelst Wasser aus der Sarsaparille die Arz-

neystofle auszuziehen;von

E. Mouchon d. j.Apotheker zu Lyon *).

| Jie Sarsaparille ist seit einigen Jahren ofl der Gegenstandsowohl chemischer als pharmuceutischer Versuche gewesen,und wenn auch hinsichtlich ihrer Analyse noch viel zu wün-schen übrig bleibt, so müssen wir doch gestehen, dass hin-sichtlich der zweckmassigsten Methode zur Abscheidung derStoffe, denen eic ihre mediciuischen Eigenschaften verdankt,grosse Fortschritte gemacht sind, Bcra l , S o u b e i r a u undandere jitibcn gezeigt, dass die wirksamen Bestandteile die-ser Wurzel durch Wein, wie auch durch schwachen Alko-hol viel besser abgeschieden werden, als durch alleinige Be-handlung mit Wasser, und Tl iubcuf hat kürzlich dargethan,dass man durch successive Behandlung mit Wasser und schwa-chen Alkohol alle ausziehbare StolFc auf eine solche Weise ab-scheiden kann, dass diese Methode zur genauen Schätzung derverschiedenen in Gebrauch gekommenen Arten dieser Wurzelsehr gut anzuwenden ist.

Ungeachtet dieser nützlichen Versuche findet sich abernoch eine Lücke, eine verschiedene Vorschrift bei sehr aus-gezeichneten Pharmacologen, indem bald angegeben wird, dieSarsaparille zu quetschen, bald sie zu spalten, sie einige Zeitder auflösenden Wirkung des Wassers auszusetzen, endlichsie vor der Anwendung nichl abzuwaschen. Da mir dieThat-sachen, auf welche die Meinungen der Autoren in dieser Be-

*) Journ. de Pliarniacic XVIII.

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zichung eich sliil7.cn, lüclil bekannt eind, ao habe ich einige

Versuche angestellt, um über diese, sowohl im Interesse der

riiarmacic als auch in. dem der Kranken selbst, wichtige Frage

Bestimmtheit zu erhalten.

Zu jedem Versuche wurden G Kilogrammen Wasser und

5oo Grammen Honduras-Sarsaparille aus ein und demselben

Bündel angewandt, die von ihren Fasern wie von allen fremd-

artigen Körpern gereinigt waren. Die Wurzeln wurden zwei-

mal in einem Wasserbade bei 8o° Wärme digcrirl, nach je-

der Digestion stark ausgepresst, die sämmllichen vereinten

Flüssigkeiten bis zum Kochen erhitzt und durch drei Filter

von Joseph-Papier filtrirl, die in Trichter mit doppellen

Wänden standen und stets mit erneuertem kochendem Wasser

umgeben waren. Die filirirte Flüssigkeit wurde darauf im

Wasserbade unter Meiern Umrühren bis zur Pilleumassen-

Consistenz abgeraurht.

Ers t er Versuch : mit ze r schu i t I e n e r , n i c h t gc-

spul fcncr S a r s a p a r i l l e . Die vollständige Filtration

•lauerte fünf Stunden, mich sechsstündiger Iluhe Hess sich ein

sehr leichter schwär/lichter Bodensatz wahrnehmen, die Flüs-

sigkeit war beinah völlig durchsichtig. Das erhaltene Extrarl

betrug 75 Grammen.

Z w e i t e r V e r s u c h : mit z e r s c h n i t t e n e r und

mehrmals mit W a s s e r abgewascheue r S a r s a p a -

r i l l e . Die ganze Filtration dauerte nicht volle fünfSlunden;

die filirirte Flüssigkeit war wie die obige, nur noch durchsich-

tiger, durch Ruhe halte sich ein sehr leichter Bodensatz ab-

gelagert. Das erhaltene Extract betrug 69 (jraminen.

D r i t t e r V e r s u c h : mit g e s p a l t e n e r und zer-

s c h n i t t e n e r S a r s a p a r i l l e . Die Flüssigkeit war nicht

co durchsichtig wiedieubigen; nach der Filtration, welche

beinah acht Stunden dauerte, war sie völlig durchsichtig; der

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Niederschlag wie bei beiden obigen Versuchen. Das erhabeneKxlracl betrug 68 Graminen.

V i e r l e r V e r s u c h : mit z e r s c h n i t t e n e r und ge-q u e t s c h t e r S a r s a p a r i l l e . Die bei beiden Digestionensehr trüben Flüssigkeiten verursachten eine langsame, drei*zehn Stunden dauernde Filtration. Merkliche Spuren einesNiederschlages Hessen sich nach einigen Stunden Ruhe wahr-nehmen und die Flüssigkeit zeigte bei weitem nicht die Durch-sichtigkeit der in den früheren Versuchen erhaltenen«

Obgleich das Filtrircn dieser sehr schleimigen Flüssigkeitwegen der in Folge des Quelschens der Wurzel darin befind-lichen grossen Menge von Stärkmehl und gutumichter Sub-stanz, manche Inconvenienzen mit sich führt, so ziehe ich doch,gegen G u i b o u r t , die Filtration dem Klären durch Kiweisj,für den Syrup, und der mangelhaften Gewohnheil die stärk-mchlarligen Theile, die ich uugeachlrt der entgegengesetztenVersicherungen des Dv. i l a n c o c k für völlig unwirksamhalle, in das Extract zu bringen, vor. Ich habe in diesemvierten Versuche nur 56 Grammen Exlracl erhallen, also i3Grammen weniger als im ersten.

Diese Versuche sind mit der grössten Genauigkeit mitSarsaparille von Honduras und nicht mit der von Caraccas,die oft mit jener .vermengt ist, angestellt. Um zu bestimmen,ob diese Wurzel, durch zwei zwölfstüiidige Digestionen völligaufgezogen wird, oder ob dazu eine längere Zeit nölhig isl,habe ich folgenden fünften Versuch angestellt. 5oo Grammennur zerschnittener Sarsaparille wurden zweimal jedesmal mitsechs Pfund Wasser u'k Stunden hindurch stets bei -4- 8o° C.digerirt, die vereinten Colaturen wurden aufgekocht undliitrirt. Die Flüssigkeit verhielt sich wie die der beiden er-sten Versuche, nur mit dem Unterschiede, dass sich beimAbrauchcii durch das Umrühren eine Menge Öchaum bildete,welcher «las nur zur Hälft 11 mit der Flüssigkeit angefüllte Ge-

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fuss völlig anfüllte. Dieser Versuch gab nur 68 Grammen Ex-

tract, obgleich man wenigstens clwas mehr als im ersten Ver-

suche halte erwarten sollen.

Folgerungen:

i) Das Spalten der Wurzel ist nachteilig und forthin

nur ein Zerschneiden derselben zu empfehlen.

a) Das vorherige Abwaschen entzieht der Wurzel nicht,

wie Guibour t glaubt, einen grossen Theil ihrer Wirksam-

keil. Es scheint mir die Annahme natürlicher, dass -wenn die

nicht gewaschene Sarsaparille etwas mehr Extract giebl als

die mehrmals gewaschene, man die Ursache dieser grosseren

Menge in den anhängenden Unreinigkeiien finden kann, in-

dem das kalte Wasser durch ein schnelles Abwaschen wohl

nichts von der auflöslichen Substanz der Epidermis aufneh-

men kann.

3) Das Quetschen kann nur einen sehr grossen Nacht heil

sowohl hinsichtlich der Menge als auch der Qualität des Mc-

dlcaments hervorbringen; denn die Meinung, dass die Eigen-

schaften dieses geschätzten exotischen Arzneymittels eben so-

wohl in dem innern als in dem Rinden - Theile, worin sich

aller Geschmack des Vegetabils und alle wirksamen Slofte

befinden, enthalten seyn, scheint mir nicht annehmbar.

4) Die Filtration durch Papier kann und mu?s au? drn

oben angegebenen Gründen bei der wässrigen Digestion oder

Infusion angewandt werden.

5) Endlich kann man aus dieser Wurzel durch Behand-

lung mit Wasser und durch zwei zwölfstündige Digestionen

vollständig alles das abscheiden, was sie diesem Metislrum

abtreten kann, und besser als durch eine längere Behand-

lung, weil vielleicht in diesem letzteren Falle die Wirkung

des Wassers auf einen Theil der stärkmehlarligen Substanz

sich richtet, nachdem die vollständige Auflösung der Theile,

die dasselbe aufnehmen kann, vor sich gegangen ist.

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7f>

Hierdurch wird das Verfahren der Behandlung der Sarsa-

parille mit Wasser hinreichend bestimmt, und da es bewiesen

zu seyn scheint, dass zur vollständigen Abscheidung aller

wirksamen Bestandteile aus der Sarsaparille eine auf einander

folgende Behandlung mit diesem Vehiculum und mit einem al-

koholischen unumgänglich erforderlich ist, so könnte es im-

merhin nützlich seyn, ähnliche Thatsachen zu haben, und

wir müssen dann gänzlich auf die alleinige Anwendung des

Wassers verzichten.

Notiz über das Jodkalium;

von

Maroseau.

(Auszug.- Journal rle Pharmacia. Jun. 183^.

die Reinheit des im Hau dt,] vorkommenden Jodkaliums

zu erkennen, schlug T u r n e r vor, das Joilkaüum in 12,000

Gcwichlslheilen Wassers aufzulösen und einige Tropfen Chlor-

platin zuzufügen, wo dann die Flüssigkeit, wenn das Jodka-

lium rein war, sich roth färben soll. Oder man soll 1 Theil

Jodkalium in 4n,ooo Theilen Wasser lösen und mit salpeter-

saurem Quecksilberoxydul versetzen. Mit reinem Jodkalium

erhält man einen grünlichen Niederschlag, der durch Zusatz

von neuen 20,000 Theileu Wasser nicht verschwindet.

Das erste dieser Mittel gelang Herrn Mar oseau gar nicht,

und das zweite gab ihm nicht die nüthige Genauigkeit; er

schlägt daher eine andre Methode vor, die ihren Zweck di-

rekter und sicherer erreichen lasse,

Gicsst man in eine Auflosung des Jodkaliums eine Lösung

des doppelt Chlor-Quecksilbers, so löst sich der zuerst etiN'

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slaudene Niederschlag wieder auf j allein bei weiictrcui Zusatz

koinml ein Punkt, wo man einen reichlichen Niederschlag

von dpppelt Jodquecksilber erhall. Mit 4 At. Jodkaliuiu auf

i AI. doppeU Chlorquecksilber erhält man keinen Nieder-

schlag, denn es entstehen 2 At. Chlorkalium und ein Salz, aus

1 At. doppelt Jodquecksilber und 2 Al. Jodkalium; setzt man

aber ein neues Atom doppell Clüorquecksilber zu, so wird

alles Jod ausgefüllt, indem sich 4 At. Chlorkaüuiu und u At.

doppelt Jodquecksilber bilden.

Hiernach kann man nun leicht ein Gemisch aus Judkn-

lium und Chlorkalium schätzen. Man löst z.B. 4 Atome des

zu untersuchenden Jodkaliums (811 Gewichtstheile) und 1 At.

doppell Chlorquecksilber (.Vi2 Gewichlslheilc), jedes beson-

ders in einer gleichen Älenge Wasser auf, und setzt der ersten

Lösung von der lef/.tereu so lange* zu, .ils der anfangs entstan-

dene Niederschlug sich noch auflöst und die Flüssigkeit eine

röthlichc Farbe annimmt. Hatte man bis zu diesem Punkt eine

gleiche Menge der letzteren Lösung nülhig, so war das Jodka-

liumrciu; hätte man aber weniger nölhig, so war dasselbe

verFälscht.

Ueber Darstellung von doppeltkohlensaurem

vom

k v r I ! r i t z e lin O

OlMtchon die Bcrciltmg von neulralen kolilenjaHreii Alka-

lien, als des Kali und Natrons, durch viele gute Vorschrifien

neuerer Zeil «ehr vervollkommnet worden iel, hoffe ich doch

nichts Unwerlhcs /.,. unternehmen, wenn icli meinen Herrn

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Collegen ineine hierüber gemachten Erfahrungen und dabei an-

gewandten Geräthschaften in dieser schätzbaren Zeitschrift mit-

theile. Ich fond mich sehr oft veranlasse Mengen von io Pfund

eines jeden beider Salze zu bereuen, wobei ich fast alle beste-

llende Vorscldäge in Anwendung brachte, aber leider kamen

die ßereitungs-Auslagen bei den meisten mit dem Handels-

preis der fertigen Salze in ein übles Verhältnis. Um ein Ka-

libicarbonat von ausgezeichneter schönen Krystallisation zu

erhallen, ist nötbig

ij stets die allergesättigste Lauge von einfach kohlensaurem

Kali darzustellen, wie es nur die bei der Bereitung gerade herr-

schende Temperatur erlaubt. Bei starker Kälte ist dieses nicht

wohl ausführbar, indem sonst einfach kohlensaures Kali muss-

artigauskrystallisirt. Alan kann dann in diesem Fall etwas mehr

verdünnen. Je dichter übrigens die Lauge, desto leichler wird

die Kohlensäure davon absorbirt«

2) Man bringe nie die Leitungsrohre unter den Spiegel

der Flüssigkeit, man erhält dadurch nichts als unförmliche

Krystalle, denn die Lauge bleibt dadurch nie ruhig und man

entfernt die Hauptbedingung der Krystallisalion.

3) Man suche niemals ein unförmlich krysiallisirtos

Salz, wenn, ich setze voraus alles, selbst die Lauge sauer rea-

girl , mithin völlig neutral ist, durch neue Krystallisation

zu reinigen. Es können dadurch sehr schöne Krystalle er-

halten werden, man bringt sich aber durch Erhitzen der Lauge

um eine Menge der Salzverbindung. Die Salzmasse reagirt

alkalisch und bleibt niemals gehörig trocken, wenn auch das

etwa dabei befindliche Kali muriat. aufs besle vorher aus dem

einfach Kalicarbonal geschieden wurde und etwa Antheii

daran haben könnte. Mit einem Wor t , jede Temperaturer-

höhung ist Schaden und das Produkt ist nicht reines Bicarbonat.

4) Will man ja ein unförmliches Salz durch Krystal-

Annal. d. Pliurni. IV Bds. 1 llft. 6

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mltüation reinigen, so setze man der Lösung absichtlich nach

Proportion 1 — 2 —3 Unzen einfach kohlensaure Kali Üüseigkeit,

Lip*JSxdisubcarb<9uc*} zu und erwärme dann. Ich habe bemerkt,

dass dieser Zusatz Qder Kalniberschuss dem Ausscheiden der

Kohlensäure fast gänzlich Einhalt thut. Die erhaltenen Kry stalle

werden dann nochmals etwas luütrocken iu schicklichen Ge-

rälhen mit Kohlensäure im u n g e l ö s t e n Zustande bis zur

völligen Neutralität behandelt,

B.i Befolgung meines einfachen Apparats Killt dieses Un-

angenehme alle hinweg, und man kann sogar Kali- undNa-

tronbicarbonat auf einmal zu grossen Mengen in Arbeit neh-

men. Will man beide Präparate auf eine Arbeit oder gleich-

zeitig vornehmen, so nehme man eine, an 8 bis 12 Schoppen

haltende dreihälsige Flasche, stelle solche in die Mitte von zwei

grossen Ballonflaschen, von denen jede etwa 20 bis a5 Maass

Wasser, a 64 Unzen das Maass, zu halten geschickt ist. Man

gebe in eine die re ine Lösung von 10 Pfund Kali carbonic,

dcp. in 7—8 bis 10 Pfund Wasser, in die andere ein Gemenge

von wasserhaltigem und zerfallenen Natron carbonic. pur»

Man befestige an jede der B Flaschen eine der grüsstvn

Schweinsblase an deren Hälse v ö l l i g l u f t d i c h t , durch

den Blasenmund aber bringe man den wenigstens 2 bis 2 J Fuss

langen Schenkel der 4 6 Linien weiten Glasröhre, den bei

weitem kürzeren anderen Schenkel aber mittelst Kork luft-

dicht in den einen Seilen hals der dreihälsigen Flasche. Ebeu

so wird nun auch die andere Flasche zugerichtet. Man gebe

nun rfthen harten kohlensauren Kalk in die dreihälsige Fla-

sche zu Erbsen grossen Stücken in einer Menge von 6 — 8 bis

12 Unzen, man füge von der sehr billigen rohen zuvor*

mit gleichen Theilen Wasser v e r d ü n n t e n Salzsäure 6 — 8

Unzen auf einmal zum Kalk, und verajopfe gleich luftdicht.

Die atmosphärische Luft wird aüm81ig:durch das schwerere

kohlensaure Gas aus der B Flasche verdrängt und muss erst

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durch den Blasenmund, der nicht bei der ersten Gasen! bin-düng verschlossen werden darf, entweichen. Nun wird aberalles luftdicht verwahrt, die B Flaschen werden voll* dieBlasen spannen sich hart und ich hfibe noch niemals ein Zer-springen eines Gerätks erlebt. Die Blasen fallen wieder ein,man giesst nun Säure auf, sie spannen sich neuerdings undfallen wieder und so gchis fort. Nach Verlauf von einigenStunden entstehen beim Kali Krystallen. Diese schwimmenruhig, vergrössern sich, gehen-unter und so gehts fort. Siewerden ungeheuer gross. Die ausgeschiedenen Erden werdenin der Lauge schwimmend erhalten und lassen sich durch Ab-waschen leicht von dem fertigen Salz durch Haarsiebe (ren-nen. So gut ich kann, hier die Zeichnung von dem Apparat.

Damit die Blasen an den Glasröhren nicht rutschen, bringtman oben zwei starke Ringe von heissem Siegellack an, oder so:

i

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In die luigen bei i können die Blasen mm sehr fest ge-

bmidt'u werden.Da auf diese Weise gar keine Kohlensäure durchkann,

*o kann man in 8 bis 12 Tagen mit einer Auslage von 2 — 3

Gulden für Salzsäure eine sehr grosse Menge beider Salze be-

reiten. Den flüssigen Salzsäuren Kalk bringt man von Zeit zu

Zeit mit einem Heber aus der Flasche.

Das Naironcarbonat muss natürlich mit Wasser behan-

(Ivll werden, um das einfache Carhonat davon zu trennen,

l'm dies schnell zu thun, wird es in Leinwand stark in

der Presse ausgepresst und so mehrmals behandelt , bis es die

Eigenschaften des Bicarbonals besitzt.

In die Hälse der B Flaschen kommen keine Korke, die

Glasröhren haben so viel Bewegung, dass solche mit den stei-

genden und wieder Killenden Blasen auf- und niedergehen.

Uebcr Scheidung dos Eisenoxvds vom Zink-oxyde y

vnm

Pmrisnr II'r I c k r r

211 Gedern.

D i e Be.«chränklheit der Verfahrungsmelhoden boi Scheidung

des Eisenoxyds vom Zinkoxyde, Worüber sich selbst der be-

rühmte Kose in seinen Vorlesungen über analytische Chemie

anspricht, wo er als einzigen zu der Zeit bekannten Weg,

die Niederschlagung der Salzsäuren oder schwefelsauren Auflö-

sung der Oxyde mittelst kaustischer Alkalien und Digestion

der entstandenen Niederschläge mit einem Ucbcrschuss dieser

IVicipilalioiKinitlel vorschlägt, um dadurch das Zinkoxyd

aufzulösen, das Eisenoxyd aher un-clohl zu erhallen, —

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mochte wohl Veranlassung gewesen seyn, dass dieser Gegen-

stand in neuerer Zeit mehrfach der Erwähnung in pliorma-

ceutischen Journalen werlh erachtet wurde. So schlägt Herr-

mann in einem polytechnischen Journal vor, das Zinkoxyd

ganz rein zu erhallen, wenn man die Auflösung des Oxydes*

oder metallischen Zinks in verdünnter Schwefelsäure bei ei-

nem geringen Ueberschuss von Säure so lange mit Hydro-,

thiongas behandelt, als noch tun gelber Niederschlag erfolgt,

um auf diese Art alles Cadraium, Blei und Kupfer auszuschei-

den, dann, nachdem diu Flüssigkeil filtrirt worden, das lüisvn

und Mangan mittelst Clilorkalk herauszufallen, die Auflösung

zur Kristallisation zu bringen, und hierauf, um den sich ge-

bildeten Gyps auszuscheiden, wieder in so wenig Wasser als

möglich aufzulösen, und endlich das Oxyd durch einen Leber-

schuss von kohlensaurem Natron zu fallen. — Auf diese Me-

thode des Herrn Herr mann gestützt, schlägt Herr Velt -

mann ein noch zweckmässigeres Verfahren vor, und endlich

würdigte Herr G r e v c diesen verschiedenen Methoden eine

besondere Aufmerksamkeit. Er stellte die Nachlheilc heran?,

welche die Behandlung mit Chlorkalk nach sich ziehe, machte

im Gegensatz des Herrn H e r r m a n n auf den Nachtheil eines

Ueberschusses des Natrons während der l'rücipilnlion aufmerk-

sam, wies auf eine binäre Verbindung des Natrons mil Zink-

oxyd hin, und glaubte in dieser Verbindung die gelbe Farbe

des Zinkoxydes nach dem Glühen begründet zu finden. Auch

ineine Ansicht stimmt hierin ganz mit der des Herrn G r e v e

überein, da ich diese Verbindung schon früher zu beobachten

Gelegenheit hatte. Das erhaltene Zinkoxyd konnte auch bei

der heftigsten Glühhitze nicht entkohlensäuert werden, was

wohl lediglich dieser Verbindung zuzuschreiben seyn mochte.

Die Farbe war gelb, und obgleich dieses Präparat nicht ganz

frei von Eisen war, so bin ich doch sehr geneigt, zu glauben,

dass dieselbe weniger von t\?r Verbindung mit Eisen, ah drr

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hier stattgehabten ternären Verbindung von Kohlensäure, Na-tron und Zinkoxyd herrührte, und überbaupt Zinkoxyd inseinem reinsten Zustande auch bei dem heftigsten Glühen stetseine weisse Farbe erhalten müsse. So sehr auch besonders dasVerfahren des Herrn Greve meine Aufmerksamkeit auf sichzog, und ich in seiner Bearbeitung dieses Gegenstandes vielGenügendes und Belehrendes fand, so bin ich doch bei Ver-folgung seines Verfahrens auf Schwierigkeiten gestossen, diemir wegen Weitläufligkeit und dennoch grosser Schwierigkeit,das Präparat vollkommen frei von Eisen zu erhalten, einekürzere Methode wünschenswert machten. — Schon dassman bei dieser Verfahrungsart mit zwei Gasarten zu thun hat,die der Gesundheit nachtheilig werden können, lässt in einemFalle, wo sie zu entbehren sind, dieses sehr wünschenswerthwerden. Wenn man aber noch bedenkt, dass bei einem ein-mal igen Durchströmen des Chlorgases, selbst bei einem zwei-ten- und drittenmaligen, der Zweck noch nicht erreicht ist,die Auflösung nach jedemmaligen Durchströmen erhitzt wer-den muss, dennoch nach sorgfältigem Filtriren die Flüssigkeitstets auf Eisen reagirt, so ist es gewiss nicht zu läugnen, dassdieses Verfahren, wenn man seinen Zweck vollkommen er-reichen will — oder kann? ein sehr umständliches zu nen-nen ist Das Eisen scheidet sich während des Durchs!römensvon Chlor nur in sehr geringer Menge aus, in weit bedeuten-der Menge aber, wenn das Chlor durch Erhitzen der Laugezum Entweichen gebracht wird. Dass keine vollkommene Aus-scheidung statt findet, mag wohl seinen Grund darin .haben,dass sich während der Operation das Chlor theilweise in Hy-drochlorsäure verwandelt, welche mit dem Eisen in Verbin-dung tritt, und daher stets Wiederholungen nöthig macht, diewahrscheinlich nicht einmal vollkommen zum Zwecke führen.Diese Unbequemlichkeiten nicht bis zu Ihrem völligen Endeverfolgend, dachte ich auf ein anderes Verfahren, welches

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mir über seine Einfachheit so genügende Vorlheile gewährte,das* ich es der Oeffeuilichkeit zu übergeben werlh erachte.

Es gründet sich auf die bekannte Rcaction der

linctur auf Eisen. Man würde aber hiermit allein seinen Zweck

nicht erreichen, wenn mau nicht zu andern Mitteln seine Zu-• - *

flucht noch nehmen- wollte, da bekanntlich die Reaclion der

Gallustinctur auf Eisen eine so suspensiöse, dintenartige Ver-

bindung bildet, dass sie durch alle Filtra gefärbl durchgehen,

man also in dem Filtrat stets die nämliche Verbindung wie-

der finden, und das erhaltene Oxyd nach dem Glühen noch

eisenhaltig und gefärbt erbalten würde. Man begegnet jedoch

dieser Unannehmlichkeit vollkommen dadurch, wenn der

schwefelsauren Zinkauflösung so lauge Galluslinctur zugesetzt

wird, als sich Eisen durch das Scliwarzwerden der Flüssig-

keit darin vorhanden zeigt, alsdann derselben Eiweiss zuge-

setzt und bis zu mehrmaligem Aufwallen erhitzt wird, wobei

das Eiweiss coagulirt und so das gallussaure Eisen ganz um-

schlossen, sich auf der Oberfläche der Flüssigkeil als Coagu-

lum von ganz:schwarzer Farbe zeigt, diese dagegen vollkom-

men klar erscheint. Man filtrirt nun durch ein wollenes Co-

latorium, süsst das darauf zurückbleibende Coagulum wohl

aus, präeipitirt das Zinkoxyd durch kohlensaures Natron,

siisst den erhaltenen Niederschlag mit kochendem Wasser

wohl aus, trocknet und glühet ihn dann, und man erhält so

ein Präparat, welches vollkommen weiss, ganz frei von Ei-

sen und andern Metallen ist« Selbst das Niederschlagen der

übrigen Metalle, ausser Eisen, mit Hydrothiongas, hat man

nicht' einmal nöthig, da Zink eine grossere Verwandtschaft

zum Sauerstoff besitzt, als die durch Schwefel wasserstoffgas

fällbaren Metalle, man daher die schwefelsaure Zinkoxyd-*auflösung nur vollkommen neutral zu machen braucht, um

diese Metalle schon hierdurch zu entfernen. Ein Ueberschuss

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vou ÜallustincUir gereicht zu keinem jSachlheil, da er, wenn

man will, ebenfalls durch Eiwciss entfernt werden kann.

Dieses ist jedoch nicht einmal nülhig, da er dem Präparat

durchaus keinen Nochllicü bring», und solllen auch Bestand-

Iheile derselben mit dem Zinkoxyde in Verbindung getreten

seyn, so gehen solche während dem Glühen des Oxyds sammt

der schon ^vorhandenen Kohlensäure unter die, den organi-

schen Gemischen ähnlichen Verbrennungsprodukten gasför-

mig fort.

Auf diese Weise kann man sich ein ganz reines Zinkoxyd

verschaffen, und ehen so ein chemisch reines schwefelsaures

Zinkoxyd, da man hierzu das reine Zinkoxyd nur in che-

misch reiner Schwefelsäure aufzulösen und zu krystallisiren

hat *).

Eben so Jasst sich selbst Dinte ganz von ihrem Eisenge-

halt befreien und zu einer klaren Flüssigkeit darstellen.

*) Wir liahen von dem auf angegebene Weise dargestellten Zink»öxyde in Händen gehabt und es sehr weiss und ganz frei vonEisen gefunden. Wir glauben, dass diese Methode sich durchihre Einfachheit sehr empfehle, halten aber dafür, dass einevorliinfige Behandlung der Salzlauge mit Chlorwasser oderChlorgas in Fallen von Nutzen seyn wird, wo das Eisen indem Zinkvitriol als Oxydul darin enthalten ist, da manweiss, dass gallussaures Eisenoxydul und GerbestoIY eine farb-lose Auflösung giebt, doch reicht es freilich hin, die Salz-lösnng mit Gallapfelabkochung zu mischen und einige Tageunter häufigem Umrühren an die Luft zu stellen.

d. Red ,

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Verschiedene Bemerkungen;von

I) ö h r r e i n c r.

1. JLLS ist bekannt, das* man die (jasarten um leichtesten

t r o c k e n erhält, wenn man sie bei ihrem Auftreten durch

eine mit Chlorcalcium gefüllte lange Glasröhre sireichen lassl.

Ich verbinde diese Ruine jnil dem (lasentwicklungsgcRissc so,

dass sie auf letztcrem ruht, wodurch das sonst zu ihrer Un-

terstützung und horizontalen Slellung erforderliche Staliv enl-

behrlich gemacht wird.

In obenstehender Fig. ist diese Vorrichtung durch eine

Linienzeichnung versiniiliclit dargestellt. A ist das Gasent-

"wicklungsgefass (von irgend einer beliebigen Form), bbb das

mit demselben durch einen Kork a a luftdicht verbundene

(dreimal) knieformig gebogene Gaslcitungsrohr, und c c c c

die mit Chlorcalcium gefüllte Glasröhre, welche von einem

an beiden Enden rinneförmig, d. 1K länglich hohl gefeilten

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Korke dddd getragen wird, so dass sie keinen Hebel bildet,

sondern auf dem Rohre bbb ruhet. Die so ctabiliric Truk-

kenröhre kann an dem Ende IT entweder mit einer Gaslei-

tungsröhre oder, wenn man das getrocknete Gas auf irgend

eine starre Materie wirken lassen will, mit einer kleinen Glas-

kugel verbunden werden, ohne dass durch diese Belastung

eine störende Hebelwirkung hervorgerufen wird.

IL Die Basis des Kalialauns, das thonsaure Kali (KAI)

ist nach Hausinann's und meinen vor a i Jahren gemachten

Erfahrungen ein weit besseres Mittel zur Befestigung der ad-

jektiven Pflanzen färben als der Alaun selbst, besonders wrnn

die Auflösung derselben mit einem trocknenden Oelc zu einer

Emulsion vermengt (als Beize) angewendet wird. Aber die

Schönfärber bedienen sich ihrer noch immer nicht, woran

gewiss nur der Umstand Schuld ist, dass sie bei weitem nicht

so wohlfeil wie der Alaun dargestellt werden kann. Möch-

ten daher spekulative technische Chemiker ein möglichst

wohlfeiles Verfahren, das thonsaure Kali zu bereiten, aiu<-

mitteln, und die Verbindung unter dem Namen: Hausmann's

S c h ö n k a l i b e i t z e im Handel bringen; ich werde dann das

Verfahren der Anwendung derselben in der Baumwollen- und

Leinenfärberei ausführlich beschreiben, und dabei meine nn-

derweilcn Erfahrungen, welche sich auf Schönfärberei bezie-

hen , milllieilcn. Die Methode, Zeuge auf pneumatischem

Wege zu färben, dadurch, dass man diese mit gewissen Mc-

iallatiflüsungcn tränkl (heitzt) und sie dann mit Schwefelwas-

serstoffgas behandelt, habe ich, wenn ich nicht irre, schon

vor mehr als 20 Jahren als eine technisch - chemische Neuig-

keit beschrieben.

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Z w e i t e A b t h e i I u n g.Physiologie, Toxikologie und Therapie.

Versuche über die clesinlicirendc Wirkunghoher Wärmegrade;

von

Willia in Hen ryin Manchester.

(A uszug).

J7i dem Plülos. Jüfagaz. and Ann als oj Plülos. X, 362. habe

ich eine Reihe von Versuchen beschrieben über die desinfici-

renden Kräfte erhüheler Temperaturen, zugleich in Beziehung

als Stellvertreter der Quarantänen, welche zu folgenden Schlüs-

sen führten:

I. Dass rohe Baumwolle und verschiedene Stückgüter

von diesem oder andern Material zu Kleidung bearbeitet, we-

der in ihrer Farbe noch in ihrer Textur leiden, wenn sie

einer trocknen Hitze von fast 212° F. einige Stunden lang aus-

gesetzt werden; ich habe nachher gefunden, dass in den mei-

sten Fällen auch eine noch 4o bis 5o° F. höhere Temp. ertra-

gen wird.

IL Dass die Kuhpocken-Materie ihre Kraft verliert bei

einer Temp., die nicht unter i4o° F. ist, woraus sich schlies-

sen liess, dass die kräftigeren Contagien wahrscheinlich schon

zerstört würden bei Temperaturen, die '21a0 F. nicht überstei-

gen. Der Ausbruch der Cholera zu Sunderland bestimmte

mich, die Untersuchung auch hierauf auszudehnen. Wenn die

Cholera durch Berührung mittheilbar ist, so konnte man eini-

ge in Bezug auf das Contagiuin im Allgemeinen nützliche

Kenntnisse zu erlangen hoffen. Wenn im Gegcntheil die Cho-

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Jcra nicht mitlheilbar wnro auf die eben bemerkte Weise, so

blieben noch eine Menge anderer Krankheilen übrig, auf re i -

che eine irgend neue Kcnntniss über die Gesetze des Conlagiums

eine wohlthälige Anwendung zulassen möchte.

Typhus und Scharlach rechnet maii zu den contogiösen

Krankheiten. Es gicbl indess eine grosse Zahl von Schrift-

stellern, welche dicConlagiositül des Typhus läugiien. Meine

eigene Uoberzeugung, die sich auf eine sehr ausgedehnte

Beobachtung dieser Krankheit während einer mehr nls zwan-

zigjährigen Privat- und Ilospitalpraxis ?tiil/.t, isl die, da?s

der Typhus unter g e w i s s e n U m s t ä n d e n entschieden

contagiös ist, obgleich bei sorgfältiger Reinlichkeit und fri-

scher Luft-Ventilation, die von den Krauken ausgehenden

Klttuvien so verdünnt und weggeführt werden können, dass

sie fast unschädlich werden.

Durch Herrn J o h n s o n , Dircclor des Fieberhospilals

in Manchester, erfuhr ich, dass gerade ein sehr ausgezeichne-

ter Fall dieser Krankheil vorhanden sey. Der Arzt, welcher

den Kranken behandelte, eine junge Frau von 19 Jahren, ver-

sicherte, dass er in den letzten zwei bis drei Jahren keinen

Fall gehabt habe, welchen er mit mehr Ueberzcugung für

contagiösen Typhus hallen könne. Ohncrachicl der sorgfäl-

tigsten Behandlung starb auch die Patientin am vierzehnten

Tage der Krankheit. Während der Nacht vom cilften auf

den zwölften Tag der Krankheit brachte man mit dem Körper

der Patientin ein Kamisol von Flanell ohne Aermel in Berüh-

rung. Am folgenden Tage wurde dieses durch ein anders er-

setzt, und am darauffolgenden durch ein drittes- Das erste

Kamisol wurde, nachdem es i j Stunden lang einer Temp. von

3o4bi8 2o5°F. ausgesetzt gewesen war, einem jungen Men-

schen, der mit Schreiben beschäftigt war, zwei Stunden lang

unter die Nase gehalten, in einer Entfernung von iu Zoll.

Das zweite wurde, nachdem es eben so lange erhitzt worden

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war, zwei Stunden long neben den Körper desselben Men-

schen gestellt. Das dritte wurde, nachdem es gleichfalls er-

hitzt worden war, in einem luftdichten zinnernen Kästchen

aufbewahrt, damit irgend ein Thcil contagiöser Materie, wel-

cher der Zersetzung hätte entgangen seyn können, sich ent-

wickelte. Darauf wurde das Kauiisol in eine Entfernung von

12 Zoll vor das Gesicht derselben Person gehallen vier Stun-

den lang, und während der Zeit ein leichter Luftstrom durch

den Flanell gogen deren Gesicht geblasen. Es zeigte sich keine

uachtheilige Wirkung.

Es isi natürlich, dass diese negativen Resultate nicht das

Gewicht haben können, als wenn sie aus einer grossen Zahl von

Versuchen abgeleitet waren. Die Aufnahme eines Cotitagiums

durch eine Person, wenn sie auch in der Sphäre desselben

sich befindet, hängt so sehr von der Disposition und andern

Umständen ab, dass ein grosserer Beweis durch Thatsachen

uötiiig ist, um die Abwesenheit des Giftstoffes in einem Falle,

wie der vorliegende zu beweisen. Indessen niuss ich bemerken,

dass dor junge Manu vor den ersten Versuch durch vorherge-

hende Arbeiten ermüdet war, und dass er nach demselben ein

achtstündiges Fasten beobachtete, Bedingungen, die für die

Aufnahme eines noch vorhanden gewesenen Contagiums aller-

dings günstig seyn mussten.

Im Scharlach aber (Scarlatina simplex und Sc. anginosa)

haben wir eine Krankheit, die ganz dazu geeignet ist, den

Beweis zuführen. Niemand zweifelt daran, dass diese Krank-

heil cunlagiös ist, und sie hat vielleicht das kräftigste und

dauerhafteste Oontagium von allen Krankheilen, mit denen

die Nosologcn sie zusammenstellen {Exanthemata). Wäh-

rend der Erscheinung des Scharlachs, wie bei der Abschun-

pung, ist die Krankheit ansteckend und auch durch Kleidung

und Bellen der Kranken, wenn diese Matcrinle nicht sorgfäl-

tig gereinigt waren. In gifl fangenden SloflVn kann das Con-

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tagiuiu Monate lang ruhen bleiben. Ich war deshalb sehr b c

gierig, die desinßcireude Kraft erhöhter Temperaturen auf das

Contagium des Scharlachs zu versuchen.

Ich traf glücklicher Weise einen an Scarlatina anginosa

leidenden Kranken, eine neunzehnjährige Frau, Namens Ger-

rard. Um von diesem Fall den möglichsten Nützen zu ziehen,

wurde eine Reihe wollener Kamisöler mehre Stunden mit dem

Körper der Kranken in Berührung gelassen, und darauf in

wohlvcrsiopflen mit Blase überbundenen Flaschen aufbewahrt.

Bald fand sich noch mehr Gelegenheit, solche Kamisöler zu er-

halten, nämlich von Sarah Gerrard, einer Jüngern Schwester

der ersten Kranken, William Johnston, 11 Jahr alt, und Robert

Green, i5 Jahr alt.

i ) Ein Kamisol, welches die ältere Gerrard einen oder

zwei Tage nach dem Ausbruch des Scharlachs Jede Nacht ge-

tragen halte, wurde 4£ Stunde lang bei 2o4°F, erhitzt, und

wurde am 8. Nov. auf den Körper eines 6jährigen Knabens

gebracht. Da sich bis zum i5ten kein Symptom der Krank-

heit zeigte, so bekam der Knabe ein zweites Kamisol, wel-

ches Johnsion am zweiten Tage des Scharlachausbruches über

zwölf Stunden bei sich gehabt hatte und dann während a j

Stunden einer Teinp. von 200 1>is ao4° F. ausgesetzt gewesen

war. Nach einem Verlauf von zwanzig Tagen war der Kna-

be, der noch immer das Kamisol trug, völlig gesund.

a) Ein Kamisol, welches die ältere Gerrard am vierten

und fünften Tage nach dem Scharlach - Ausbruch zwei und

zwanzig Stunden gelragen hatte, wurde am igten Novem-

ber drei Stunden lang bis zu 2o4° F. erhitzt. Das Kami-

sol wurde nun von einein zwölfjährigen Mädchen bis zum

3osten getragen, ohne Erfolg. Es wurde dann ein Kamieol

genommen, weldies Sarah Gerrard getragen hatte und das eben

so behandalt war, aber auch ohne Wirkung.

3) Ein Kamisol, welches Sarah Gerrard am zweiten Tage

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nach dem Scharlach • Ausbruch angezogen und drei Tage langgetragen hatte, bekam am ig. Nov. ein zehnjähriger Knabe,nachdem es zwei Stunden lang bis zu 200 ° F. erhitzt wordenwar« Am 3osten bekam er ein zweitesKamisol, welches vonRobert Green während des ersten und zweiten Tages des Aus-bruchsgetragen und nur eine Stunde lang einer Hitze vonao4° F.ausgesetzt gewesen war, aber es erschien kein Symptom vonAnsteckung.

4) Ein Kamisol, welches von der altern Gerard am 7.und 8. Nov. (dem 2. und 3. Tage des Ausbruchs) siebzehnStunden getragen worden war, wurde bis zum iSten in einerFlasche fest verschlossen aufbewahrt, dann 4£Stunde lang ei-ner Tenip. von 200 bis 2060 F. ausgesetzt und jetzt von ei-nem dreizehnjährigen Mädchen angezogen. Als bis zum 3o.Nov. keine Wirkung erschien, wurde ein anders Kamisol ge-nommen, welches Johnsion am dritten Tage des Ausbruchseilf Stunden lang getragen hatte, und das zwei Stunden langeiner Temp. von 2o4° F. ausgesetzt war. Auch in diesemFalle zeigte sich kein Symptom von Scharlach.

Bei allen vorstehenden Versuchen war es durch die sorg-fältigsten Nachforschungen dargethan, dass die Kinder, vonwelchen die desinficirten Kleidungsstücke getragen wurden,noch gar nicht von Scharlach afficirt gewesen und folglichdieser Krankheit unterworfen waren.

Die Zahl der vorstehenden Versuche halte ich für hinrei-chend, um zu beweisen, dass bei e iner H i t z e , die nichtunter aoo°F. ist, und w e n i g s t e n s e ine Stunde langw i r k t , die contag iosa Materie des Scharla'ckse n t w e d e r v e r f l ü c h t i g t oder z e r s t ö r t w ird . Ichhalte es für wahrscheinlicher, dass sie z e r s e t z t als blosver f lücht ig t wird, weil die Kuhpockenmaterie, obgleichbei 1200 F. ihre flüchtigen Bestandteile völlig abgeschiedenwerden, erst bei Temp. von i4o°F. unthätig wird.

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Der Sclihu* von der deslriicliblcn Nalur des Schar-

lachcontaginms auf andere Krankheilen bleibt allerdings

nur ein analoger, und es fehlen noch Versuche dieses zu

beweisen, im Ganzen aber hat dieser Schluss einen grossen

Zuwachs von Wahrscheinlichkeit erhalten, dadurch dass die

desinficirende Kran der Wärme nicht nur auf die Kulipok-

kenmalerie, sondern auch auf das Scharlachconlagium erwie-

sen wurde.

Die Ums lande, unter welchen diese Versuche angesicllt

sind, zeigen, dass die des in f i c i r e n d e T h ä t i g k e i t al-

l e i n der W ä r m e angehöre . Wir sind dadurch im Be-

sitz des sichersten desinficirenden Agens, welches uns die Na-

tur darbieten kann, und welches in die feinsten Zwischen-

räume eindringt. Um nicht missverstanden zu werden, xnuss

ich bemerken, dass ich die Zerstörung des Contagiums durch

Hitze wesentlich auf diu sogenannien giftfangenden Sachen be-

schränke, alsKlcidungsslückc, Tücher, Betten, Reisegepäcke

und sonstige VVaaren aus iniicirlen Orten.

Die Quanmtänegcsetze eines jeden civilisirteu Staates er-

fordern gewiss eine sorgfältige Revision und Umgestaltung.

In ihrem gegenwärtigen Zustande sind sie drückend und im-

vollständig. Sie erfordern oft Beachtungen, die von keinclu

Kulzcn und übersehen werden solche, die wirklich wirkeniu

sind. Indessen uiu.«s die Basis eines zweckmässigen Systems

von Quarantänegesetzen, — eines Systems, welches alle tiü-

thige Sicherheit gegen die Einführung cuntagiüscr Krank-

heiten gewährt, und die Interessen des Lebens, des Handels

u.s .w. , nicht mehr als unumgänglich nüthig ist, belästigt —

in der Sammlung wohl bestimmter Thatsachcn über das Con-

tagium gesucht werden.

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Beschreibung des Apparates.

Der bei dem Desinfectionsverfahren durch Wärme ange-

wendete Apparat ist so einfach, dass eine Darstellung dessel-

ben nur für diejenigen erforderlich seyn dürfte, welche die

Anwendung des Dampfs als Quelle der Wärme nicht kennen.

o 6 , 12 16 14i n I m i i J i l l i l : r i l l 111 I

Man will z. B. inficirte Kleidungsstücke einer bestän-digen Temperatur über 2oo° F. einige Zeitlang aussetzen, oh-ne dass der Dampf mit denselben in Berührung komme. ZweiGefasse von Rupfer oder Zinn werden in einander gestellt, sodass B auf den Kanten des Süsseren ruhet und hier festgelö-thet ist, wodurch zwischen beiden der leere Raum D D ent-sieht. B ist der Raum zur Aufnahme der zu desinficirenden Sa-chen. An den Boden des äussern Gelasses ist eine Rohre an-

Annal. d. Pharm. IV Bde. 1 Hft. 7

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gelöthet , um den Dampf aufzunehmen untl Wasser zu-

rückzuführen. Die Süssere Seile des Apparates isl mit

schlechten Wärmeleitern umgeben, Strohseile, lluuf oder

Flanell u. s. w . , CC, die durch hölzerne oder metallene

Stäbe zusammengehalten werden. Ueber den AppaiMit

geht ein hölzerner Deckel, welcher in der Mitte gefugt i<1,

damit mau ihn nach Gefallen zur Hälfte oder ganz weg-

nehmen kann. An der einen Hälfte dieses Deckels geht die

Röhre aus, welche möglicherweise iiu/ersctzl entweichende

KIHuvien wegführt. In der andern Hälfte wird ein Thermo-

meter angebracht. Der kleine Hahn h , welcher nach Gefallen

weggenommen werden kann, gehl durch dieselbe Hälfte

des Deckels und dient, die Communieation des Raums D D

mit der Atmosphäre herzustellen. Der ganze Apparat ist auf

dem Tisch EE befestigt, wie die Figur zeigt.

Aus dem Deckel der kleinen Blase G gehl die Röhre F,

die mit der aus dem Dampfkessel herabsteigenden verbunden

wird. Die Blase G wird ohngefäiir zu zwei Drittel mit Was-

ser angefüllt, mit dem Dampfkessel in Verbindung gebracht,

die Fugen werden lutirt und der Hahn h geöffnet, damit die

in D D befindliche Luft entweichen kann. Beide Hälften des

Deckels werden dann aufgelegt und das Thermometer wird

an seinen Platz gebracht. Wenn es bis zu 2000 F. gestiegen

ist, wird die Hälfte des Deckels, aus welcher die Röhre A

ausgeht, entfernt, die inficirlen Gegenstände werden in den

Raum B gebracht und dieser wieder zugedeckt. Das Feuer

unter der Blase wird regulirt nach dem Verhällniss, wie der

Dampfuberschuss aus dem kleinen Hahn entweicht. Sollte

dieser entweichende Dampfüberschuss im Räume lästig fallen,

so kann man ihn durch eine hinlänglich lange, auf den Hahn

aufzuschraubende Röhre wegleilen. Durch den Tubuhis g

gicsst man heisses Wasser nach, welches indess nicht oft

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nülhig ist, wenn der Dampf nicht unnötigerweise durchxu starkes Feuer fortgetrieben wird, da sich in D D immerein Theil verdichtet, der durch die liohre FF in die Blasezurückflicsst.

Die Dimensionen des Apparates richten sich natürlichnach den damit zu desinficircnden Gegenständen. Für häuslicheZwecke kann man jeden Thcelussel dazu einrichten. Für grosseOperationen ist ein eiserner Dampfkessel, dem einer Dampf-maschine ähnlich, nülhig. Will man eine höhere Tempera-tur wirken lassen, so unterwirft man den Dampf einem star-kem Druck als dein der Atmosphäre. Der Apparat wirdmit cinav besondern Sicherheitsklappe versehen.

Wenn erhil/.te Luft denselben Effect hervorbringt, sokann man diese Üir gewöhnliche Artikel gebrauchen und denDampf als ein theureres Mittel für werthvollere Gegenstände,die durch stärkere Hitze nicht beschädigt werden. ( The phi-los. Magaz* etc. Xf. 22).

Nach der Zeil habe ich diesen Apparat noch einigeVervollkommnungen gegeben (a.o. a. O. 2o5), wodurch er, wieich glaube, für Cholerahospitäler und Stationen, wo grosseQuantitäten von Artikeln desinficirt werden sollen, geeignetist, nach nachstehender Zeichnung:

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D

B

A

F

D

B

Dieser Apparat besteht ans zwei Cylindern, einem in-nern A und einem änsscrn B, das besle Material dazu istwahrscheinlich Gusseisen von -jj- Zoll Dicke. Zwischen beidenist ein u Zoll weiter Raum C, welcher den Dampf von demDampfkessel durch das Rohr E aufnimmt. Beim Gebrauchwird der innere Cylinder durch eine hölzerne Thiir D D odereinen sonstigen schlechten Wärmeleiter verschlossen. Deräussere Cylinder ist ebenfalls mit einer Decke von schlechtenWärmeleitern umgeben. Die obere Rühre führt möglicher-weise unzersetzt gebliebene EfBuvien in den Schornstein. DerHahn F dient zum Entweichen der Luft und unzerselztenD»ihpf8. Der Apparat ruhet auf einer Mauer G, die das Zim-mer zugleich in zwei Räume theilt, wovon der eine für dieinficirten, der andere für die desinficirten aus dem Apparatgenommenen Sachen bestimmt ist. Durch diese Anordnungkann jede Gefahr, inficirte und desinficirlc Artikel zu verwech-

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sein, vermieden werden. Die Temperatur kann man leichtdurch ein Thermometer bestimmen, welches durch eine OeiF*nung in einer der Thiiren mit dem Räume communicirt.

Wenn der innere Cylinder 7 Fuss lang und 3 Fuss imDurchmesser hat, so würde er täglich 280 Pfund Steinkoh-len consumireti. Natürlich würde sich die Grösse des Appa-rates nach der Menge der zu desinficirenden Artikel rieh-ten #).

Physiologische Untersuchungen über die me-chanischen Wirkungen des Drucks der At-

mosphäre auf den Thierkörper;vorn

John Dal ton.

(Manchester Memoirs Vol. V. New Series. The Edinb. new philos.Journal by Jameson, Avril to July 1832. 90).

n Zeitraum von anderthalb Jahrhunderten ist seit der Er-findung der Luftpumpe und des Barometers verflossen. DasGewicht, die Elasticität., die speeifische Schwere und vieleandere Eigenschaften der Luft sind auf experimentalem Wege mit

*) Auch auf den Ansteckungsstoff der Krätze scheint die Wär-me einen zerstörenden Einfluss zu haben. Es ist nämlicheine bekannte und in vielen Qegenden, namentlich inphalen, übliche und mehrseite empfohlne Vorsicht,milien von diesem Uebel befallen sind, nach derdie Materiale, mit denen sie in Berührung warennicht waschen lassen, als Betten., einige Zerr inheissen Backofen zu itecken und sie dadurch zu reinigen.

d. Red.

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fest mathematischer Genauigkeit bestimmt wo*den. Das Gewichtder Atmosphäre, die Qualität/ welche wir insbesondere zubetrachten haben, ist nicht constant dasselbe, was durchdas Steigen und Fallen des Barometers bewiesen wird. Esvariirt in diesem Thcil der Erde von y^ bis Jj- des ganze«Gewichts bei verschiedenen Zeiten; aber diese Veränderungengehen allmälig vor sich, so dass Tage oder Wochen verflies-sen, ehe das Gewicht von einem Extrem zum andern über-geht. Im Durchschnitt beträgt das Gewicht der Atmosphärei4£ Pfund auf jeden Quadratzoll Oberfläche der Erde, undda Flüssigkeiten nach allen Richtungen gleich drücken, somuss auch jeder Quadraizoll Oberfläche der Erde, welcheStellung er auch habe, demselben Druck unterworfen seyn.Die Oberfläche des menschlichen Körpers wie der Thiere imAllgemeinen hat diesen Druck zu erfragen, und mau findetdurch Rechnung, dass die ganze Oberfläche einer Person vunmitllerem Umfange einen Druck gleich i5 bis 20 Tonnen Ge-wicht aushalten muss, und der keine andere mechanischeTendenz hat, als das Material, woraus der Körper besteht,in einen engern Ruum zusammenzudrücken.

Dieses ist ein Bestand vonThatsachen, die, wie ich glaube,unwiilerleglich sind. Aber es entsteht daraus die schwierigeFrage: Worin liegt es, dass der Körper gegen diesen oder ge-gen einen Theil dieses so ungeheuren Drucks ganz unem-pGndlich ist. Wir fühlen keinen Druck auf der Oberflächeunsers Körpers weder innerlich noch äusserlich, weder wenndas Barometer stationär ist, noch wenn es in dem veränder-

"liebsten Zustande sich befindet. Ich zweifle, dass hierüber;e?ftiigende Antwort je gegeben worden ist, und doch

ifrVdteser Gegenstand nicht anders als höchst wichtig seyn,da er obwohl die Physiologie der Thiere als die der Pflanzenbetriffi.

Es ist bekannt, d«$s da* speeifische Gewicht eines leben-

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den Menschen im Allgemeinen geringer ist als das Wawer.Herr R o b e r t s o n , früher Buchhändler bei der Royal So*

ciety, hat einen Apparat eingerichtet, um das speeifisebe Ge-

wicht des menschlichen Körpers zu bestimmen. Er stelltemit zehn verschiedenen Menschen hierüber Versuche an. Yun

diesen wurden drei fast genau von demselben «peitschen Ge-wicht gefunden als das Wasser, einer wog ein wenig schwe-rer, die andcrji beiden elwas leichler; zwei andere wurdennur 0,8 gegen Wasser, die anderen fünf von mittleren speci-fi&chen Schweren gefunden. Die mittlere Beschaffenheit derzehn Menschen war Hohe SFuss 61 Zoll, Gewicht i46 Pfund,speeifische Schwere o,8gi, Umfang 2,618 Kubikfuss. Mankann hieraus schliessen, dass der Körper eines erwachsenenlebenden Mannes, völlig unter Wasser getaucht, 0,9 des Ge-wichts eines gleichen Raumes Wasser besitzt.

Es ist merkwürdig, dass alle Bestandteile des Thierkör-pers, wenigstens dos menschlichen Körpers, mit AusnahmederLufl speeifisch schwerer sind als der ganze Körper. Kno-chen, Muskeln, Blut, Häute u, s. w. sind alle schwerer alsWasser; das thierischc Fett ist vielleicht der leichteste derBestandteile, aber selbst dieses ist specifisch schwerer als dasmittlere speeifische Gewicht eines ganzen Menschen. Ueber-haupt sind die festen und flussigen BeslandIheile nach demTode ohngefahr 5 § schwerer als Wasser.

Der Theil des Volumens eines Menschen, welcher aus-schlicsslich durch Luft eingenommen wird, und den man alsoansehen kann, als wenn er zu dem materiellen Gewichte des*Körpers nichts hinzufügt, besteht aus den Röhren und Zellender Lungen, der Luftröhre, dem Munde und anderem An-hängen. £a ist nicht leicht, das mittlere Volum Luft in denLungen eines Individuums zu bestimmen. A l l e n und Pe-pys fanden, dass die in den Lungen nach dem Tode einegMannes zurückbleibende Luft etwa? über 100 Kubikzoll

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trage. Ich fand früher, dass ich nach einer vollen Inspiralion

200 Kubikzoll Luft aus meinen Lungen ausblasen konnte,

war aber dann völlig erschöpft. Meine gewöhnliche Aus-

und Einathmung stieg jede zu 3o Kubikzoll.

Man kann hiernach geneigt seyn, das mittlere Volum derLuft in dien Lungen einer Person mittler Grösse für nichtweniger, sondern eher für mehr als 100 Kubikzoll anzuneh-men. Ausser den Lungen giebt es, so viel ich weiss, keineandern Luftbehälter in dem Körper, ausser Magen und Einge-weide, die zufällig mehr oder weniger Luft enthüllen kön-nen, die entweder aus der Atmosphäre oder aus andern Quel-len herrührt. Man kann daher wahrscheinlich als eine mög-lichst genaue Schätzung i5o Kubikzoll für das Volumen Luftannehmen, die im menschlichen Körper enthalten ist, wenner ganz unter Wasser taucht.

Nach Robertson Wtir das mittlere Volumen von zehnMenschen 2,618 Kubikfuss, fast 45oo Kubikzoll; hierunterfinden sich nach der vorstehenden Schätzung i5o KubikzollLuft, und die übrigbleibenden 435o Kubikzoll wären festeund flüssige Theile. Nun ist das mittlere spec. Gewicht sol-cher Theile untersucht im todten Zustande des Körpers zui,o5 geschätzt, dieses würde ihr Gewicht 4667 KubikzollenWasser gleich machen, während es bei wirklicher Wägungi46 Pfund = 4o44 Kubikzoll gefunden wurde. Das beobach-tete Gewicht ist also um das von 5a3 Kubikzoll Wasser oder

um mehr als $ des ganzen Gewichts des Körpers geringer alsddas berechnete.

Diese Verschiedenheit erfordert eine Untersuchung. KannRobertson'* Tafel über das speeifische Gewicht des Men-schen eine zu niedrige Schätzung angeben ? Dieses ist nichtwahrscheinlich. Jedermann weiss, dass der menschliche Kör-per im Allgemeinen auf dem Wasser schwimmt, bis die Lun-

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gen mit diesem Elemente gefüllt sind; — ein Beweis, dass derKörper leichter ist als Wasser,

Haben wir die epeeifischen Gewichte der ßeslandtheiledes Körpers zu hoch angenommen? Ich glaube es nicht. Kno-chen, Fleisch und Blut sind gewiss alle schwerer alsWasser,einige mehr andere weniger.

Ist die Capacilät der Lungen fiir Luft zu gering ange*nommen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass man damitübereinstimmen würde, dass die Lungen eines Menschen vonmittler Grosse, bei dem mittlem Zustande der Inflation, dasSechsfache des Volums der Luft enthalten könne, was ichanzeigte.

Nach dem Ganzen bin ich geneigt, die wahre Erklärungder Schwierigkeit darin zu finden, dass die Substanz des Kör-pers fiir Luft durchdringlich ist, und dass ein beträchtlicherTheil derselben beständig in dem Körper während des Lebensexistirt und einer Zunahme oder einer Verminderung unter-worfen ist, je nach dem Druck der Atmosphäre, auf dieselbeWeise als die Luft im Wasser existirt, und ferner, dass nachdem Verlöschen des Lebens diese Luft in einigem Grade ent-weicht und die Theile speeifisch schwerer macht als wenn dievitalen Functionen im Zustande der Thäligkeit sich finden.

Die Thatsache, dass das Wasser aJle Arten Luft absor-birl, dass die Quantität der absorbirten Luft dem Druck undder Dichtigkeit des Gases proportional ist, es mag allein odermit andern Gasen gemischt seyu, und dass gewisse Gesetzedes Gleichgewichts statt finden, in welchen das Wasser we-der noch Gas aufnimmt, noch etwas aussiebt, ist durch Ver-suche von Henry und mir selbst bewiesen« S a u s s u r e hatdasselbe fiir andere Flüssigkeiten und fiir eine grosse Zahl fe-ster Körper gezeigt. In meiner Chemistry Vol. L />. a36 fin-det man, dass eine Blase, im Allgemeinen als eine thierischeMembran betrachtet, mindestens durchdringlich für Luft,

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wenn sie mil einem Go o gefüllt und einige Zeil der Atmo-

sphäre ausgesetzt war, aufgeblasen bleibt, wie zuvor, dassaber

der Inhalt hauptsächlich aus atmosphärischer Luft besteht.

A l l e n undTepys haben in ihren schönen Versuchen über

die Respiration gezeigt, dass wenn eine Taube ohngefähr

eine Stunde lang in eine Mischung von Wasserstoffgas und

Soucrsloffgas, in Verhä'ltniss von 787.1122, eingesperrt wird,

eine reichliche Menge von Slicksloflgas im Rückstände sich

findet und eine gleiche Portion Was« erst oftgas verschwunden

ist. Sie schreiben diese Veränderung den Wirkungen der

Respiration zu: aber sie scheint mir wahrscheinlicher auf dem

angeführten Princip zu beruhen; nünilich auf dem Ausgeben

von Stickstoffgas aus dem ganzeu Körper und dem Eintreten

von Wasserstoffgas statt desselben, in Folge des Entziehens

des äussern Drucks de3 erstem und der Ersetzung des des

letztern.

Wenn die Handfläche über den Recipienlen einer Luft-

pumpe gehalten und die Luft ausgepumpt wird, so fühlt man

den Druck der Luft auf der Aussenseite kaum, aber die in-

nere Seite schwillt auf und fühlt sich an, als würde sie in

den Recipienten hineingezogen; die Folge ist eine Neigung

der Luft in den Recipienlen zu entweichen, wodurch das Auf-

schwellen verursacht wird. Es ist eben auf diese Weise auch,

wie das Heraustreten des Bluts beim Schröpfen bewirkt

wird.

Obgleich der Druck der Luft auf den Thierkörper inner-

halb gewisser Gränzen von keiner wesentlichen Bedeutung zu

seyn scheint, so müssen doch plötzliche Veränderungen stets

mit einer unangenehmen Empfindung verbunden seyn. Beim

Ersteigen eines Berges oder beim Aufsteigen in einem Luftbal-

lon wird ein Theil des atmosphärischen Drucks von dem Kör-

per entfernt, dieses macht, dass die im Körper befindliche

Lull nach aussen strebt und verursacht zuweilen Bluten. Um

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die Lungen mit Sauerstoff zu versehen, nww ein größere*

Volum cingeathmel werden, und dieses scheint eine Beschleu-

nigung de« Pulses hervorzubringen, Anderseits wird der

Druck der Luft, wenn imin in einer Taucherglocke So bis 4o

Kuss lief ins Wasser sleiijl, nach Innen vermehrl: man em-

pfindet Seh merzen in den Ohren, wegen I\QV Schwierigkeit

das gestörte Gleichgewicht plötzlich wieder herzustellen; wenn

aber das Hinabsteigen langsam und all mal ig geschieht, so hat

die Luft Zeit in die Poren zu treten und der Schmerz ist we-

niger merklich.

Bis zu welcher Griinze warmblütige Thiore eine Verdün-

nung der Luft ertragen können, ist, so viel ich weiss, noch

nicht genau untersucht worden. Man hat mil dem Luftballon

Höhen bestiegen, wo der Luftdruck bis über die Hälfte redu-

cirt war. Ich fand früher, dass eine Maus noch exisliren

konnte in einer atmosphärischen Luft, die bis zum | ihrer Dich-

tigkeit verdünnt war, und sie schien nicht viel zu leiden; als

aber die Dichtigkeit bis unter J gebracht worden war , bekam

sie Convulsioiicn und starb unmittelbar, ohnerachtet sogleich

wieder Luft zugelassen worden war.

Wenn die hier auseinander gesetzte Ansicht über die Ac-

tion des Drucks der Luft auf den Thierkörpcr richtig ist, so

kann man schliessen, dass der Druck eine grosse Verschieden-

heil zulässt, so dass ein Thier unter dem Druck von einer halben

Atmosphäre existiren kann, wie unter dem von drei, vier und

mehren Atmosphären. Das Unwohlscyn und die Gefahr wür-

de in dem schnellen Ucbergange bestehen; wenn Zeit da

ist, dass die Luft in den Körper eintreten und daraus entwei-

chen kann, so ist der Uebergang allmulig und die daher rüh-

rende Empfindung nicht merklich. Die thierische Oekonomie

würde duftir fähig seyn, wie für den Ucbergang yon einem

kalten zu einem warmen Clima. Es könnte hiernach gefun-

den werden, welche Zeit iiöthtg ist, um das Gleichgewicht

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herbeizuführen, und in wiefern dieser Gegenstand mit gewis-sen krankhaften Zuständen des Körpers zusammenhängt.Was den absoluten Druck auf den Körper betrifft und unsereUnempfindlichkeit für denselben im Allgemeinen, so triff*dieses damit zusammen, dass die Luft, worin unser Körpersich findet, durch die Elaslicilät einen correspondirendenDruck von aussen unterhält, dieses aber beträgt zu unsererErleichterung nur einen kleinen Theil des ganzen äussernDrucks. Der grösste Theil inuss noch durch den Körper er-tragen werden, und wir müssen die grosse Incorapressibilitälder Materie zu Hülfe nehmen, um unsere Unempfnidlichkeitfür den Druck zu erklären. Canton fand, dass Wasser,unter dem Druck von einer Atmosphäre mehr als gewöhnlich,nur eine Kcduclion von -^J^^Ö des Ganzen erleidet; wird das-selbe Verhältnis^ auf die Compression des menschlichen Körpersangewendel, so wird die Reduction oder Zusammenpressungdes Umfangseines Mannes, 45oo Kubikzoll, nur } Kubikzollfiir das Gewicht einer addiJionalen Atmosphäre betragen. Danun der Körper aus feslen und flüssigen, fast incompressiblenMaterien besteht, und nur ein kleiner Theil seines Volums ei-ne elastische compressible Flüssigkeit ist, so kann keine ma-terielle Veränderung des Volums statt finden anders als durchden schnellen Uebergang von einem atmosphärischen Druckzum andern, und ohne dass eine Veränderung des Volumsstalt finde, können wir keinen Druck empfinden, weder voninnen noch von aussen. Die Phänomene des Wasserhammerszeigen, dass die Partikeln des Wassers hart sind, da sie aneinander wirken wie Stahl und Feuerslein, und es ist höchstwahrscheinlich, dass andere Körper, sowohl feste als flüssige,auf gleiche Weise zusammengesetzt sind. Ein allgemeinerDruck auf das System vermehrt also nur in einem geringenGrade die Altraction der letztem Partikeln, und wird von ei-ncr correspondirenden Zunahme der Repulsion durch die

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WürmeatmospbJire begegne!, so dass das System »o nahe al»möglich dasselbe bleibt und durch einen solchen Druck nichtafficirt wird.

Ich kann nicht unterlassen, bei dieser Gelegenheit das Un-haltbare der Ansicht einiger zu bemerken, die glauben, das*Jedermann schwimmen könne, und dass' es nur in der Furchtoder in Unwissenheit in der Schwmnnkunst liege, wenn derVersuch fehlschlägt. Da wir sehen, dass einige Personenschwerer sind als Wasser, andere aber leichter, so würde eseben so plausibel seyn, von einem Stück Tannenholz einemStück LLgnum vitae vorzuwerfen, aus Furcht oder aus Mangelin der Kunst, nicht schwimmen zu können.

Ueber die Vitalität von in Steinen und Holzeingeschlossenen Kröten;

von

VT'\ Blickland.

(Jameson's New Edinb. pliilos. Journal. Avril to Juni 1832. 26).

Im Monal November 1826 fing ich an, folgende Versuche an-zustellen, in der Absicht, um die häufigen Entdeckungen ein-geschlossener Kröten in Baumstämmen und in Steinböcken, undzwar in Hölungen, die mit der äussern Luft keine Communi-cation haben sollen, zu erklären.

In einem Block von groben oolitischem Kalkstein (Oα-

jbrd Oolite) wurden zwölf kreisförmige Zellen, 1 Fuss tief und5 Zoll im Durchmesser, eingegraben, oben war die Oeffnungmit einem Falz versehen und bedeckt. Zwölf kleinere Zellen,jede 6 Zoll tief und 5 Zoll im Durchmesser, wurden in einen an-dern Block von quarzigen Sandslein (Pennant Grit der Koh-

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lenformatioii von Bristol) zubereitet und auf gleiche Weise

bedeckt. Der Kalkstein ist so porös, dass er von Wasser leicht

durchdrungen wird, und wahrscheinlich also auch von Luft;

der Sandstein ist sehr dicht.

Am 26. November i8a5 wurde in jede dieser Zellen eine

lebendige Kröte gebracht, jede war zuvor gewogen und das

Gewicht vou Dr. D a u b e n e y und Dr. D i l l w y n notirt

worden; die kleinste wog n 5 , die grosseste n 8 5 Granv In

den falz der Zeilen wurde cino runde Glasplatte eingekittet,

um Licht und Wasser von aussen abzuhalten.

Beide Steinblöckü wurden zugleich in meinem Garten,

dreil'uss tief unter der Erde, eingegraben und blieben bis zum

10. December 1826 uneröllnet, an welchem Tage sie unter-

sucht wurden. Jede Krüle in den kleinern Zellen des dichten

Sandsteins war todt und mussten dem Ansehn nach schon

mehre Monate ludl gewesen seyn. Die grössleZahl der Krö-

ten in den Zellen des porösen Kalksteins war noch am Leben.

Das Gewicht von Nr. 1. betrug beim Einsetzen c^4 Grains,

jetzt nur noch G98 ürains; Nr. 5. wog beim Einsetzen 1185

Grains, jetzt aber 1:215 Grains; die Glasdecke über der Zelle

dieser Kröte war aber geborsten, so dass kleine Insekten mög-

licherweise durchdringen konnten, obwohl man in derselben

keine fand. In einer andern Zelle aber, deren Glas zerbro-

chen war, fand sich eine grosse Menge kleiner Insekten, eben

so auf der Aussenseile des Glases einer dritten Zelle, Die

Krüle in der Zelle Nr. 9. wog beim Einsetzen 988 Grains,

jetzt aber 1116 Grains; das Glas über der Zelle war ganz,

da aber das Luliim nicht genau uniersucht worden war, so ist

es wahrscheinlich, dass kleine Ocffiiiiiigen darin entstanden

waren, durch welche kleine Insekten Zutritt fanden. Die

Kröte in Nr. 11. halle von 936 Grains bis zu 65a Grains ab-

genommen.

Bei der ersten Untersuchung im December waren nicht

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nur alle die kleinen Krülen lodl, sondern auch die grossemsehr abgemagert, nasser den beiden angeführten Ausnahmen,wofür wir den Grund bereits angegeben.

Der Tod von allen Individuen verschiedener Grösse indun kleinen Zellen des dichten Sandsteins scheint von tlvm

Mangef an Luft herzurühren, in Folge der Kleinheit der Zel-len und der undurchdringlichen Masse des Steins. Der ur-sprünglich grossere Luftraum in den Zellen des Kalksleinsund die poröse Beschaffenheit dieses Steins scheint die Lebens-dauer der darin ohne Nahrungsmittel eingegesehlossenen Filierebegünstigt zu haben.

Die Beobachtung gab folgende Resultate: Alle Kröten,grosse und kleine, die im Sandstein, und auch die kleinen, dieim Kalkstein eingeschlossen waren, wurden am Ende des drei-zehnten Monats todt gefunden. Vor Ablauf des zweiten Jah-res waren auch alle die grossen gestorben. Diese wurdenmehrmals während des zweiten Jahres durch die Glasdeckeder Zellen beobachtet, aber ohne diese wegzunehmen,- sie er-schienen immer wach, mit offenen Augen und niemals in ei-nem Zustande von Torpor; ihre Abmagerung nahm stets zu,bis sie endlich todt gefunden wurden; dieses'war auch bei denbeiden der Fall, die nach dem ersten Jahre an Gewicht zu-genommen hatten, sie waren wieder sorgfältig eingeschlossenworden, magerten ab und starben vor Abiauf des zweitenJahres.

Zu derselben Zeit, als diese Kröten in Stein eingeschlos-sen wurden, wurden vier andere von mittler Grösse in dreiHölungen gesetzt, die zu diesem Zweck in die nördliche Seiledes Stammes eines Apfelbaums angefertigt waren 5 zwei wur-den in die grosseste Zelle gebracht und jede der andern ineine einzelne Zelle 5 diese Zellen waren ohngefahr 5 Zoll tiefund hallen 3 Zoll im Durchmesser, sie wurden mit einemHolzpflock verschlossen, um Ineekten abzuhalten und waren

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anscheinend luftdicht. Als sie nach Verlauf eines Jahres un-

tersucht wurden, waren alle Krölen todt

Dieser Erfolg so wie der mit dem dichten Sandstein schei-

nen zu beweisen, dass die Kröten kein ganzes Jahr leben

können, wenn der Zutritt der atmosphärischen Luft gänzlich

ausgeschlossen ist Der Versuch in den weitern Zellen des

porösen Kalksteins macht es wahrscheinlich, dass die Kröten

keine zwei Jahr überleben können, wenn sie aller Nahrung

beraubt sind. Man kann daher schliessen, dass die so oft

erzählten Angaben j lebende Kröten in Hölungen vonSlein-

und Holzblöcken gefunden zu haben, die keine Communica-

tion mit der Luft hatten, auf nicht hinreichend genauen

Beobachtungen beruhen. Die Thatsacbe, wo zwei obiger Krö-

ten, ohnerachlet der Sorgfalt, mit welcher sie in ihren Zellen

mittelst des Thonlutums eingeschlossen waren, dennoch nach

Verlauf eines Jahres an Gewicht zugenommen hatten, be-

weisst, dass kleine Insekten ihren Weg zu einer Zelle finden

konnten, die man mit aller Sorgfalt verschlossen glaubte«

Wenn man demnach zugiebt, dass man gelegentlich Krö-

ten in Hölungen von Bäumen und Sieinen gefunden habe, die

keine hinreichende Communication halten ; dass das Thier we-'S

der hervor, noch herausgehen konnte, so lässt sich dieses,

wie ich glaube, aus der Lebensweise dieser Reptilien und von

den Insekten, welche ihre Nahrung ausmachen, erklären.

Das erste, was die junge Kröte thut, wenn sie aus dem Larven-

zustande aus dem Wasser kömmt, ist, in Hölungen nmd Spal-

ten von Felsen und Bäumen ein Obdach zu suchen. Ein auf

diese Weise jung in eine solche Hölung gerathenesIndividuum

findet darin Nahrung durch darin ebenfalls Schutz suchende

Insekten; es nimmt aber bald an Umfang 8Ü zu, dass es durch

die kleine Oeffnung, durch welche es in die Hölung kam,

sich nicht mehr hindurchdringen kann. Durch gewöhnliche

Arbeiter, welche solche Blöcke spalten, werden diese kleinen

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mÖffnungen übe wehen. In allen Fällen dieser Art ist c* ohneeine vorhergegangene Untersuchung unmöglich 211 beweisen,ob nicht vorher irgend eine Communicalion vorbanden ge-wesen.

Es bleibl nur noch der Fall zu betrachten übrig, wo manivrötcn in Hölungen von Kalkstein gefunden haben will, wonach sorgfältiger Untersuchung das Thier absolut und gänzlichvon Stein eingeschlossen gewesen seyn soll* Hierüber ist mirkein authentisches Beispiel bekannt. Sollte aber ein Fall die-ser Art wirklich existirenr so ist es möglich, dass die Com-municalion zwischen dieser Hole utid der Oberfläche durchsLalactitischelncruslationen vet schlössen wurde, nachdem dasThicr zu gross geworden war, um herauskriechen zukönnen.

Eine ähnliche Erklärung lässt sielt auf den noch wahr-scheinlicheren Fall anwenden, wo man lebende Kröten, ganzvon festem Holz umgeben, gefunden haben will. In jedemFalle nahm das Thier so lange an Umfang zu, als die kleinsteOeiFnung blieb für den Zutritt von Luft und Insekten. Wahr-scheinlich fiel es in torpiden Zustand, sobald die Oeffuungdurch Anhäufung von Stalactiten oder Holzmassen ganz ver-schlussen war. Es bleibt aber noch übrig zu bestimmen, wielauge dieser torpide Zustand unter totaler Ausschiicssung vonLuft und Nahrungsmitteln dauern kunn; denn obgleich meineVersuche zeigen, dass die denselben unterworfenen Individuenkeine zwei Jahre lebten, so muss ich doch bemerken, dassman in dieser Beziehung daraus kein Resultat folgern kann,da diese Thiere, ehe sie dem Versuche unterworfen wurden,einige Monate schon unter dem Rahm eines Mistbeetes ge-fangen gesessen hatten, und nicht mehr ganz gesund wUren.Es ist daher möglich, dass .der Zustand von Torpor, oder desaufgehobenen Lebens, weit länger bei Kröten andauern kann,

Annal. d. Pharm. IV Bde. 1 HfU 8

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die völlig wohl und gut genährt sind bei dem Zeitpunkte, wo

sie von der Nahrung und dem Zutritt der atmosphärischen

Luft abgeschnitten wurden,

Ausser den in Stein und Holz eingeschlossenen Krötenhatte ich noch vier andere, jede in eine Schale von Gyps, 4

Zoll tief und 5 Zoll im Durchmesser, gebracht. Jede Schale

wurde mit einem Deckel derselben Masse versehen, der sorgfäl-

tig aufgekittet war. Diese Gypsschalen wurden zugleich mit

dem Stein an demselben Orte vergraben. Als sie imDccember

1826 untersucht wurden, waren zwei der Kröten todt, die

beiden andern lebten noch, waren aber sehr abgemogert. Aus

diesem Versuch können wir schliessen, dass eine dünne Platte

von Gyps für Luft in einem hinreichenden Grade durchdring-

lich ist, um das Leben einer Kröte dreizehn Monate lang zu

unterhalten.

Im igten Bande von S i l l iman ' s americaln. Journ, of

Science etc. hat David T h o m a s mehre authentische Fälle

über Frösche und Kröten bekannt gemacht, die man inSleinen

und festem Erdreich gefunden hat. Sie sind aber nichts weiter

als eine Wiederholung der oft bekannt gemachten und als wahr

angenommenen Thalsachen, dass man in Hülungcn von Stei-

nen und mehre Fuss tief im festen Boden torpide Reptilien ge-

funden hat; aber sie beweisen nichts gegen die Möglichkeit

einer vorhandenen kleinen Oeffnung, wodurch diese Hölun-

gen mit der Atmosphäre kommimicirten und Insekten hin-

eindringen konnten. Die Aufmerksamkeit des Entdeckers war

stets mehr auf das Thier als auf die genaue Untersuchung derBeschaffenheit der Hole gerichtet.

In der Literary Gazette vom März i83i erzählt F. C.

H u s e n b e t h einige interessante Nachrichten über eine ge-

zähmte Kröte. Während zwei Winter nahm sie, vom No-

vember bis März, keine Nabrung zu sich, obgleich sie nicht

in torpiden Zustand verfiel, sie wurde aber mager und bewegte

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US

eich weniger als zu andern Zeiten« Wahrend zwei Sommerwar sie wohl genährt. Am Ende des zweiten Wintere, am29. März 1829, wurde sie fodt gefunden. Ihr Tod war augen-scheinlich in Folge lange anhaltender kalter Witterung ent-standen , durch welche sie erschöpft wurde, ehe ihr natürli-cher Appetit wiederkehrte. Vor Hunger konnte sie nicht ge-storben seytij da sie noch Tages zuvor eine lebendige Fliegenicht angenommen hatte.

Dr. T o w n s o n erzählt (in seinen Tracts on natural hy-story. London 1799) eine Reihe Beobachtungen über zahmeFrösche und Kröten. Seine Versuche betrafen besondere dieausserordenlliche absorbirende Kraft der Haut dieser Repti-lien. Er fand, dass blos durch den raschen Prozess der Ab-sorbtion und Evaporation durch die Haut ein Frosch in einerhalben Stunde fast die Hälfte seines eigenen Gewichts und nachwenigen Stunden sein ganzes Gewicht im Wasser aufnimmt!und fast eben so schnell dieses wieder verliert, wenn er in einewarme und trockne Lage gebracht wird • ) .

•) Auf die interessanten Versuche von Edwarde {Annalts deChim. et de Phys. V. 356. ±77; VIII. 226; X. 2 ; XIV, 8<>)hat Bl ickland nicht Rücksicht genommen. Es geht daraus der wichtige Einfluss hervor, welchen die Haut für dasLeben der Batrachier besitzt. Wenn diese Thiere der Ein-wirkung der Luft auf die Lungen entzogen sind, existirensie langer in dieser Flüssigkeit als im luftleeren Wasser, undes bildet sich Kohlensäure, sey es durch die Exhalation oderdurch Einwirkung von Luft auf das Blut. Die Respirationkann unterbrochen und selbst durch Wegnahme der Lungenganz zerstört werden, und Frösche können dennoch SO — 40Tage durch die Wechselwirkung der Luft mit der Haut auffeuchtem Sande leben; wird ihnen aber die Haut abgezogen,

8 *

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litt

Von den antiseptischen Eigenschaften des salz-sauren Zinnoxyds;

vonTau ff lieb*

(Auszug aus dem Journ. de Chimu medicale, Jim. 1832).

J Jvr Alkohol, dessen man sich seither zur AufbewahrungIhierischer Stoffe bediente, hat ausser seines hohen Preisesmehrere Nachlheile, welche in vielen Fällen dessen fäulniss-widrigen Eigenschafien fasl unnülz machen. Andere zu die-sem Zweck vorgeschlagene Mittel, als Kochsalzlösung, Sal-peter, Alaun, Zinkviiriol, Salmiak, schwefelsaures Eisen-oxyd und schweflige Saure Hessen diesen entweder nur unvoll-kommen erreichen, oder führten sie Nochiheile, die deren An-wendung im Wege standen.

so sterben sie schon nach wenigen Tagen. Wenn Frosche

genothigt wurden, nur durch die Luft 211 üLhmen , um! ihr

übriger Körper nicht mehr mit dar Atmosphäre in Berüh-

rung war, indem dieser gezwungen in Wasser oder Oel un-

tergetaucht war, so ergab sich, class die Puliiionarn^piratinn

kaum hinreichte, das Leben des Thiers zu unterhaken. Die

Atmosphäre trügt zur Unterhaltung des Lebens der ßatra-

chier bei, nicht nur durch ihre Wirkung auf die Lungen,

sondern auch auf die Haut, und diese Thiere können selbst

längere Zeit die Wegnnliine der Lungen als die der Hont ent-behren. E. fand ferner, dass die Batrachier in Sand oder er-

hhrletfMn Gyps eine gnnze Reihe von Togen leben können,

aber nur mittein der Luft, welche diese Körper durchdringt,

und dass die Verlängerung des Lebens der Frösche in solchen

Körpern daher rührt, dass sie in diesen festen Körpern we-

niger durch die Transpiration verlieren als in der Luft.

d. Red.

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Herr T a u f f l i e b machte Versuche niil einer grossen An-

zahl Salzlösungen! und fand, dass salzsaures Ziunoxyd alte

Bedingungen in sich vereinigt, um es dem Alkohol zur Auf-

bewahrung thierischer Substanzen vorzuziehen. Muskelfleisch

mit Zellgewebe und Feit erhicll sich in einer Auflüsuug dieses

Salzes während 10 Monaten vollkommen frisch, so dass es,

ausgenommen eine sehr leichte Bräunung der durch Blut ge-

färbten Theile, "weder in Consistenz noch im aussern Anse-

hen eine Veränderung erJitlcn halle. Ein anderes einige Tage

in Zinnsolution gelegenes Stück Fleisch wurde, nachdem es

mit Wasser abgespült, an die Luft gelegt, wo es, obgleich

ganz von Feuchtigkeit durchdrungen, nach ioTagen nicht im

geringsten verändert war und dann ohne Zersetzung aus-

trocknete.

Das salzsaure Zinnoxyd kann demnach sowohl zur Auf-

bewahrung als zum Austrocknen anatomischer Präparate

gleich gut angewendet werden. Man bedient sich dazu am

besten einer Auflösung von i Th. Salz (welches aber kein

Oxydul enthalten darf) in 24 Th. Wasser, welches mil etwas

Salzsäure angesäuert worden.

Note über eine Vergiftung mit dem Pulver derZeitlosen - Zwiebel;

von

Chevallier.

(Journ. d. Chimie incdicale , Jim.

n junger Mann von 22 Jahren halle den unglücklichen

Vorsatz gefasst, seine Frau zu vergiften. Er bereitete den 5ten

Ociobcr vorigen Jahres zwei Portionen Glühwein mit gerüste-

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mtem Brod und mischte unter die für seine Frau bestimmte dasPulver Ton Zeitlosen-Zwiebeln. Die Frau nahm ihre Por-tion nicht, und nachdem ihr Mann ausgegangen, erhielt sieBesuch von einem gewissen D e s o u c h e s und bot diesem vondem Trank an* Derselbe nahm davon, fand ihn sehr bilterund entfernte sich bald darauf. Aus Neugierde untersuchtedie Frau jetzt das Zurückgebliebene und fand darin eineweisse Materie, die sie an Geruch fiir Zeitlosenhäulchen er-kannt haben will. Ihr Mann, welcher jetzt wieder nachHause kam, ward sehr unruhig, als e/ erfuhr, dass DCBOU-

ches-von dem Glühwein genommen habe.

Kaum hatte Desouches das Haus verlassen, als er hef-tigen Brand in den Eingeweiden fühlte, sein& Beine schlot-terten und er musste um Hülfe rufen, um nach Hause ge-bracht zu werden, wo er verzehrenden Durst litt. Er er-brach flüssige und schleimige Materie in grosser Menge undstarb nach fürchterlichen Leiden am dritten Tage. Sein Leibwar aufgetrieben und sein Gesicht schwarzblau und braun.Bei der Obduktion fand sich keine Spur von Gift; allein derMagen war stark entzündet.

Der Thäter ward vor das Geschworengericht zu Sainlesgestellt und von diesem zum Tode verurtheilt*

Die Frage: ob das Colchicum autumnale giftig wirkenkönne, ist durch diese Vergiftung, wie auch durch eine an-dere mit Zeitlosen wein {Edinburgh Journal Jpril 1818) hin-länglich beantwortet.

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D r i t t e A b t h e i l u n g .Nnturgenchicht« und Phannacogiroeie.

Lieber de Unlziindung des weissen Diptams(Die La um us alba);

von

Biot *).

Unler den physikalischen Phänomenen, welche während de«Lebens der Vegetabilien vor sich gehen, Phänomene, dieder Gegenstand sehr merkwürdiger Untersuchungen werdenkönnten, ist keins, welches wunderbarer erscheint als dasje-nige, welches allgemein dein Diptam zugeschrieben wird,nämlich an heissen Tagen mit einer Art ätherischer Atmo-sphäre umgeben zu seyn, die man durch Annäherung einesLichts, entzünden kann, ohne der Pflanze zu schaden» Einsolches Phänomen scheint zu erfordern, dass der brennbareDampf durch die Lebenskraft in seiner Expansion gleichsamzurückgehalten werde, oder vielmehr dass dessen fortwährenderneuertes Ausströmen ihn stets dicht um die Pflanze fest-halte in dem Maasse, als er sich in die äussereLuft zu verbrei-ten strebt; zwei Zustände, die auf physikalischem Wegegleich 'schwierig zu erklären sind.

Eine so merkwürdige Thatsache ist dennoch den Botani-kern nur auf eine allgemeine Weise bekannt, ohne sie selbstbeachtet zu haben, und man findet darüber einige genaue

*) Annalee da Chim. et de Phyi. L. 886.

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Details nur im Dlctlonaire <PfIi$toire naturelle de Deterville,

wo B o s c sich so ausdrückt: „Die Extremitäten der Stängel

und Blumenblätter des Diptams sind mit einer Menge mit

ätherischem Oele angefüllten Blasen bedeckt. Sie verbreiten

an warmen Sommertngen einen starkricchenden, entzündba-

ren Dunst in solcher Menge, dass wenn man am Abend, wu

er durch eine kühlere Luft mehr condensirl ist, dem Dip-

tam mit einer brennenden Kerzesich nühert, mit einemmale

ein grosses Licht erscheint, welches sich über die ganze Pflanze

verbreitet, ohne ihr jedoch zu schaden.u

Der Zufall verschaffte mir Gelegenheit, diese Erscheinung

der Entzündung des Diptams zu beobachten, ich nahm mir

deshalb vor, die Ursache und die physikalischen Bedingungen

derselben zu untersuchen.

Anfangs nahm ich nach den Autoren die Wirklichkeit

einer ätherischen Ausdünstung an, welche die Pflanzt1 mitgä-

be; ich stellte in dieser Absicht verschiedene Versuche au,

aber keinen mit Erfolg.

Ich richtete alsdann die Untersuchung auf die, auf der Kin-

de befindlichen Bläschen, welche angeblich die verinul fiele ent-

zündbare Atmosphäre ausdünsten sollten. Diese Bläschen

haben, unter dem Microscop beobachtet, die Komi kleiner

Schläuche, die in eine Art konischen Halses, in eine Spitze

aufgezogen, endigen. Sie sind sehr genau von Mir bei "in

seinen Elemens cPanatonüe et de physiologie vegetale abge-

bildet. JNlan findet sie mehr oder weniger häufig auf allen

Tlicilcn des Stängels, von da an, wo er aus der Magse der

Bcblä'Ucrnng hervorgeht; man sieht sie in grosser Menge auf

de» Blumenstielen, vorzüglich auf der inneren Seite, an dem

Ende, wo die Blume aufsitzt.; man beobachtet sie auch an den

mindern der Kelchblättchen, an den Indern und Slängehi

der Blumenblätter, auf den Staubfaden, dem Pistill, endlich

bedecken ?ie die ganze Oberfläche der Ovarien, wenn diese

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jiuch der Befruchtung sich vergrößert haben. Einige dieserkleinen Scbliiucbe sind sitzend, andere gestielt, letztere amhäufigsten auf den kräftigsten Theilen, Anfang« beim Entste-hen der Pflanze sind sie sehr klein, sie vergrössern sich aberin dem Maasse, wie diese wächst. Ihre Oberfläche zeigt sichunter dem Microscop bei starkem Lichte rolh und grün ge-tiegert bei der Varietät mit rothen Blumen, ganz grün aberbei der mit weissen Blumen. Das Innere ist mit einer unge-färbten Flüssigkeit angefüllt, durch welche das Licht im Brenn-punkte gebrochen wird. Oft sah ich am Ende dieses Punkteseinen kleinen hellen Tropfen als einen Theil der inneren Flüs-sigkeit, durch Erhöhung der Temperatur ausgedehnt, oderdurch die Lebenskraft abgeschieden, ausgeflossen.

Diese Beobachtungen führten mich auf den Gedanken,dass die Entwicklung der Flamme um die Pflanze durch diegemeinschaftliche oder fast augenblicklich fortgepflanzte Ent-zündung dieser unzähligen mit ätherischem Oele angefülltenBläschen hervorgebracht werden könnte. Bei dieser Annahmewäre die Wärme des Sommers nicht zur wirklichen Erzeu-gung des Phänomens, sondern nur zur Keife der in den Bläs-chen enthaltenen entzündbaren Flüssigkeit erforderlich; habendie Bläschen einmal ihre vollständige Keife, so wird die Kälteoder die Wärme eben so wenig als wie die Tageszeit daraufinfluiren. Die Entzündung mitsste nur bei Berührung mit ei-nem brennenden Körper oder wenigstens durch möglichsteNahe desselben vor sich gehen, damit die Bläschen zerreissen.Endlich müsMe sie vor sich gehen mit dem Charakter von Auf-einanderfolgcrung und Fortpflanzung von den kleinen neben-einander befindlichen, mit einer entzündbaren Luft gefülltenBläschen und nicht mit der augenblicklichen gleichzeitig ein-tretenden eines Gasvolums. Zu dieser Erklärung des Phäno-

aens führen wirklich alle von mir angestellten Versuche, vonenen ich jedoch nur einige anführen werde.

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mAm 26. April i83o Buchte ich die Flamme einer Kerze

an den Blumenstiel einer Blüthenlraube der rolhen Varietätzu bringen, welcher mir schon mit einer gewissen Menge sehraufgetriebener Bläschen besetzt zu seyn schien. Ich erhieltkeine beständige Entzündung, sondern einfache locale Crepi-tationen, wie diejenigen, welche Ocltröpfchen durch Pressenaus einer Orangerinde neben einer Kerzenflamme ausgetrie-ben, hervorbringen würden. Der übrige Theil der Pflanze,wo die Bläschen kleiner und seltener waren, zeigte nichtdieses Phänomen. Bei Wiederholung des Versuchs im folgen-den Jahre bei ähnlicher Periode erhielt ich dasselbe Resultat.Au den Theilcn, wo die Crepitalionen vor sich gegangen wa-ren, erschienen die Bläschen verletzt und geschwärzt.

Am i5. May i83o hatten mehrere blühende Stängel ihrevollständige Entwicklung erhalten; ihre Bläschen waren sehrgross und auf ihrer Oberfläche dicht zusaninicngehäuft. Derganze Tag war kalt und trocken, am Abend war die Tempe-ratur 9°,5, als ich den Versuch der Entzündung wiederholte.Er gelang, wenn die Flamme unler die Blumenstiele einigerentwickelter oder nur geöffneter Blumen gebracht wurde, vor-züglich in der Nähe der Anlieft im g dieser Blumen, wo dieBläschen immer häufiger sich finden. Die obgleich deutlicheEntzündung war nicht hinreichend, um von selbst von derBasis einer Blume zu der einer andern überzuspringen; maninusste sie nach und nach an jedem Punkte hervorbringen,was ich sehr leicht, ohne die Slängei zu zerstören, ausfülirte.Unier diesen, welche das Phänomen zeigten, gab es einige,bei denen ich am vergangenen 26. April den Versuch verge-bens angestellt hatte; andere, deren jetzt entzündete Bläs-chen zerstört waren, konnten eine Woche später aufs neueentzündet werden, ohne Zweifel durch andere Bläschen$ dieseit dem vorhergegangenen Versuche wieder zur Reife gekom-men waren. Bei diesem dritten Versuche am 22» May , bei

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mehr vorgerückter Entwicklung der Pflanze, war die Entzün-dung lebhaft auf allen Zweigen,

Ich habe seitdem die Wiederholung des Phänomens aufdemselben Bliithenstängel zu verschiedenen auf einander fol-genden Epochen seiner Entwicklung mehrfach bestätigt, undmehr geübt, die Quellen desselben zu leiten, konnte ich esin diesem Jahre 7 oder 8mal in einem merklichen Grade aufdemselben Stängel hervorbringen, indem ich seine verschie-denen Theile auswählte, um darauf die Entzündung zu be-wirken. Es ist keineswegs erforderlich, dass der Versuchbesonders am Abend angestellt werde, nicht mehr als zu je-der andern Stunde. Endlich pflanzt sich die Entzündungstets leichter von unten nach oben über die ganze Blülhen-traube, weniger leicht aber von oben nach unten fort; siekann auch auf dem mittleren Blumenstiele statf finden, ohnesich auf allen scitenständigen zu zeigen, wenn diese gleichin einem Znstande sich befinden, in welchem durch Annä-herung einer Kerze an ihre Oberfläche eine Entzündung vorsich gehen könnte. Diese Möglichkeit der Aufeinanderfolgeund Isolirung bei dem Phänomene der Entzündung kömmtwohl überein mit einem System von auf allen Theilen derPflanze abgesondert vertheilten Kugeln, aber nicht mit einercontinuirlichen Masse eines entzündbaren Dampfes, welcher,wie man annahm, den Diptam umgeben sollte.

Die eben beschriebenen Erscheinungen können auf bei-den Varietäten des Diplams, mit rothen und weissen Blu-men, hervorgebracht werden, jedoch weniger leicht undnicht so häufig auf der letzteren, deren Bläschen kleiner undweniger erscheinen.

Man weiss, dass die äussere Temperatur durch Modifi-cationen in den Epochen der Reife beträchtlich auf die abso-lute Menge des ätherischen Oels einwirkt, welche ein unddasselbe Vegetabil hervorbringt Die kalte Witterung in die-

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IM

dem Jahre scheint auf das beschriebene Phänomen ebenfallsgewirkt zu haben, die Bläschen des Diplains sind nicht grossund ihre Enfsündung erscheint weniger slark als in einigender früheren Jahre.

Vierte Abtheilung.Mieccllcn.

Nekrolog über G. S. Serul las , Pharmacicuen chef, Professor am klinischen Militairhos-pital des Val. de Gräce, Mitglied des Insti-

tuts IL S.

von

J. 3. f'ir cy.

G e o r g Simon S e r u l l a s , im Jahr i 7 7 4 zu Poncin einemMeinen Dorfe im Departement de l'Ain geboten, war derSohn eines Notars und MilscUüJer des berühmte.. Anato-men X a v i c r ßichaf.

In seinem Jünglingsalter, welches mit der ersten Revo-lution zusauuuenBel, widmete er sich dem Armeeliospilal-d.ensr, wo er sich durch die Schärfe seines Verstandes und«»n wissenschaftliches Streben bald so auszeichnete, dass erschon ,n einem Alter von 2 3 Jahren zum Pharmacien majorernannt wurde. Jedoch war Serul las durch das Uerumir-rende I-eldleben unter so viden tumulluarischen Begebenhei-len unserer ausgedehnten Eroberungen aller Mittel beraub»,«eine Lernbegierde z u befriedigen. Seine für Eindrücke undFür alles Schöne empfängliche Seele ergriff leidenschaftlich

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malles/was seine Thäligkeit befriedigen konnte; so ergab ersteh in Italien mit Liebe der Musik.

Unterdessen blieb sein Genie noch verborgen ; obgleicher sich durch einige Abhandlungen über den TraubensyrupMedaillen von der Pariser Ackerbau- und der pharmaceuti-schen Gesellschaft verdient hatte. Er musBle noch als Phar-macien prlncipal des Marschall Ney'schen Armeekorps dieFeldzüge gegen Deutsclüand und Kussland mitmachen, undso ein für andere Bestimmungen geschaffenes Daseyn in Gefahrbogeben.

Nach dem Falle des Reichs konnte er eine seinem Ge-schmack angemessenere Lage erwarten, denn kaum hatle erwährend der kurzen Zeiträume von Ruhe in den Feldzügen«ich von den Fortschritten der chemiechen Wissenschaften un-ierrichten können. Im Jahr J 8 I 4 ward er als Professor au dasklinische Militairhospital in Metz berufen und konnte sichnun endlich hier frei seinen Lieblingsstudien ergeben5 alleinbald fühlte er die Notwendigkeit, seine allgemeine Vorbil-dung tiefer zu begründen und in einem Alter von 4a Jahrenhatte er den JVIulh, noch das Studium der griechischen Spra-che und der Mathematik anzufangen.

Für Seru l las waren die Studien Leidenschaften; Tagund Nacht sparte er weder Ermüdungen, Ausgaben noch Ge-sundheit. So erhob er sich bald nicht nur auf das Niveaudes damaligen Standes der Wissenschaft, sondern er eilte sei-nen Lehrern voran* Er, eröffnete Vorlesungen am Hospital zuMetz und seine neuen interessanten Experimente führten ihmdie Eleven der Ingenieur - Uebungsschule zu, welche alle inder polytechnischen Schule gebildet die Kenntnisse Ser ullasbewunderten, sie, die den Unterricht der geschicktesten Che-miker und Physiker der Hauptstadt genossen hatten.

Die sich in Militairhospitälern durch Ktnnlnisse oderTalen IJL» auszeichnenden Pliarinarculen enthalten um so mehr

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Gescliickliclikeit und Verdienst, ale diese Laufbahn undankbarund schwierig mit Erfolg zu durchlaufen ist. Beständige, al-lein sehr beschränkte und durch ihre Einzelnheiten nieder-drückende Beschäftigungen mitten in dem Geräusch der Ar-meen lassen sie langsam dahin vegetiren und häufige Verset-zungen ohne Gelegenheit zu Unterricht in Garnisonen, tem-porairen und Feld-Lazareihen, durch die geringe Zahl derStellen seltenes Avancement, sehr massiger Gehalt, und fastgänzlicher Ausschluss aller andern Unternehmungen sind Hin-dernisse, die nur durch ausserordentliche Anstrengungenüberwunden werden können.

Doch Seru l las hatte es dahin gebracht. Seit dem Jahr1820 erkannte er die Gegenwart des Kalium in mit Weinsteingeschmolzenem Antimon, zeigte die Gegenwart des Arseniksin fast allen Antimonpräparaten; ausgenommen den Brech-weinstein, und stellte aus dem letzteren einen durch einenTropfen Wasser explodirenden Pyrophor dar. Seine schönenArbeiten über den festen uml den flüssigen Jodkohlenwassersloffund über das Jodcyan machten ihn zuerst dem Institut be-iner kl ich. Er »teilte cineHydrobroinnaphta und einBromcyandar und nimmt vor dem berühmten Davy die Priorität derEntdeckung der Kreisbewegung der Kaiiumamalgame aufQuecksilber und Wasser in Anspruch, indem er zugleich be-weiset, daes dieselben von einer electrochemUchen Wirkungherrühren. Es wäre schwer, uueh nur kurz alle Verbindun-gen herzuzählen, die Serul las mit Jod, Brom, Chlor,Cyan oder den Wasserstoffsäuren theils unter sich, theils mitCarbon, den Metallen u. s, w. versuchte. Sein Doppelt -Chlorcyan, welches er in schönen glänzend weissen Prismenerhielt, ist eine der gefährlichsten Verbindungen, die munkennt, und seine neuen Untersuchungen über den Schwefel-äther sind nicht minder interessant.

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A iisser seinen neuen Verbindungen des Broms und Jodemit Kohlenstoff, seinem einfach und doppelt Chlorcyan, ge-lang es S e r u l l a s , die Cyansäure isolirt darzustellen, unddas Chlor und den Phosphor mit Schwefel zu verbinden;er erhielt einen Jod- und einen ChlorstickstofF, jodsauresKali und Jodsäure nach einer sinnreichen Methode; erzeigte, dass diese Säure die kleinsten Quantitäten Morphinanzeigt, und dass die Pflanzen - Alkalien aus ihrer geistigenAuflösung durch reine Jodsüure leicht niedergeschlagen werdenkönnen. Seine Abhandlungen über die Chlorsäure, die jod-und chlorsauren Verbindungen mit vegetabilischen Alkalien,die Kristallisation der Chlorsäure und die Scheidung des Ka-lis von Katron durch dieses Reagens, endlich über das Brom-Siliciuin und den Bromwassersioff-Phosphorwassersioffmach-ten uns mit neuen und merkwürdigen Verbindungen bekannt.

Nach dem im Jahr 1829 erfolgten Tod des berühmtenVauque l in richteten sich im Institut aller Augen auf Serul-l a s , der gleichsam brennend vor Begierde nach neuen Unter-suchungen und Entdeckungen nichts für zu theuer achtete,um sich; obgleich (ohne alle andre Mittel als seine Besol-dung, die genauesten Instrumente und neuesten, selten-sten Materialien zu seinen Untersuchungen anschaffte, der 111seinem Eifer bis zur Verwegenheit seiu Leben bei durch Ex-plosionen oder tudtliche Dämpfe gefahrlichen Experimentenaufs Spiel setzte. Mehr als einmal lief er Gefahr, bei denUntersuchungen der Cyan-Chlor-Stickstoff u. s. w. Verbindun-gen sein Leben zu verlieren; allein nichts hielt ihn ab, denner genoss ein unaussprechliches Vergnügen, wenn er eine un-erwartete Erscheinung entdeckte. Einen unbestreitbaren Ruhmliebend, wusste er noch un unter suchte Substanzen zu wählenund noch nicht begangene Wege einzuschlagen« So trat ertriumphirend ins Institut ein und weit entfernt auf dem aka-demischen Stuhle einzuschlafen, brachte jede Woche neueEnt-

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dockungen; unaufhörlich schöpfte er gründliche Ueichlhiimer

aus der einmal geöffiieleu Mine. Keine gesellschaftliche Be-

rührung vermeidend, belebte er durch sein Lob den Eifer dvr

jüngeren Chemiker und nahm ohne Stolz Theil an ihren ge-

ring fügigsten 'Versuchen in der pbarinaceuliscJicn Gesellschaft

zu Paris,Die vielen Anstrengungen bei der Armee und bei seinen

Arbeiten im Laboratorium hallen seine sonst starke und krüf-

lige Consliluliun untergraben. Sein galliges heisses Tempera-

niciif und sein beherzter etwas heftiger Charakter zehrte sich

durch sein eignes Ungestüm auf. Wie oft fühlte er sich nicht,

seine Gesundbeil bei seinen gewagten Experimenten verges-

send, vergiftet oder der Erstickung nahe. Die Folge dieser

Nachlässigkeit gegen sich selbst war eine gastrisch- chronische

Dnpässlichkeit, welche ihn nölhigtc, allen geistigen Geträn-

ken zu entsagen und sich lilos von vegetabilischen Speisen zu

nähren. Eine außerordentliche Massigkeit war ihm übrigens

eigeuthümlich und hätte ihn eher so lange erhalten können,

als seinen achtzigjährigen Vater; allein es ist begreiflich, tlass

Serul las bei diesem Zustand der Verdauungsorganc mehr

als jeder andre für einen Choleraanfall empfänglich sejn miisstc.

Er selbst war deswegen besorgt und seine sonst so frohe mun-

tere Geinüthssfiimnung ward trübe uVid die Zukunft erschien

ihm unheilbringend. So angegriffen und leidend wohnte er

dem Leichen - Begräbnisse des berühmten C u v i c r bei. Schon

war ihm der durch den Tod L a t i g i c r s vakant gewordene

Lehrstuhl der allgemeinen Chemie bestimmt und dann

halte sich fürScrul las die brillanteste Laufbahn geüffÄet;

Wer hätte gedacht, dass er noch an demselben Tag bei

der Rückkehr von dieser traurigen Feier aufs Krankenlager

sinken sollte! Er hatte sich erkältet und war der Feuchtigkeit

ausgesetzt gewesen. Die schnellsten Hülfcleislunacn der Kunst

und der zärtlichsten Freundschaft vermochten nichts gegen

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mdie Anfalle der entsetzlichen Geisel auszurichten* Neun Tage

kämpfle er mit dem Tode, der ihn-endlich dena5stenMai den

Wissenschaften und der Freundschaft hin wegnahm*

Rechtschaffen und tadelhaft hatte er zu leben gewusstundwar von allen geliebt worden. Sein Name wird durch sein«Entdeckungen berühmt bleiben; dies ist sein einziger Nachlass,die einzige Krone seines Lebens. Uneigennützige; wahrhafteTrauer und einhelliges lebhaft ausgedrücktes Bedauern überseinen Verlust zeigte sich bei seinem Begräbnies, welches ander Seile des grossen Naturforschers statt fand, dessen Todden scinigen nach sich gezogen zu haben ftcheint«

Die Hagen-Bucholzsche Stiftung.

JJie Stiftung macht hiermit bekannt, dass in Bezug auf diefür das Jahr i83? von derselben aufgegebene Preisfrage, dasZinkoxyd u. s. w. betreifend, mehre Abhandlungen eingegan-gen sind. Der erste Preis der Stiftung, die goldene Medaille,wurde der Abhandlung des Herrn B o n n e t , damals in Ber-lin, jetzt in Warschau, zuerkannt, und der zweite Preis, oderdie silberne Medaille, dem Herrn C. £ . Jansen aus Ham-burg. Ausserdem wurden den Herren J. H. S c h w a c k e au«Bodenburg, C. K ü h n e n aus Crefeld und Tb. Sander ausHofgeismar noch silberne Medaillen und den Herrn J. N. A.L a u x aus Vollmerath und F. G. A. F i scher aus Trier bron-zene Medaillen bewilligt zur Anerkennung ihre* verdienstli-chen Strebens.

Annal. d. Pharm. IV Bds.l Hfl.

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Stcfate Preisaufgvbt fa ffag^nrS^C^kschen Stiftung fiki833«

Es ist bekannt, dass der Schwefel in fetten Oelen sichauflöst und diese Auflösung seit langer Zeit unter dem NamenBah. sulph. Ruland pfRcinell ist.

Die Slifiung wünscht nun i) eine genaue Untersu-chung der Vorgänge, die bei der Auflösung des Schwefelsin den fetten Oeleu statt finden, und ob das Od dabei eineVeränderung erleidet und worin solche besteht? a) EineBestimmung über die Menge Schwefels, die mit Talg und dengewöhnlichsten feiten Oelen sich verbinden lässt.

Die Herren Gehülfen, welche .diese Preisaufgabe bearbei-ten wollen, werden ersucht, ihre Abhandlungen darüberfrankirt an Hofrath Dr. Brandes in Salzuflen einzusenden,so dass sie vor dem 1. Juli i833 b'Si demselben eintreffen.Der Abhandlung ist ein versiegelter Zettel beizufügen, wel-cher als Aufschrift die für die Abhandlung gewählte Deviseund innen den vollständigen Namen und Wohnort des Verf.enthält, und zugleich ein kurzes Curriculum uitae dessel-ben und ein Zeugniss seines dermaligen Vorstandes oderLehrers.

Der Preis der Stiftung besieht in einer goldenen Medailleoder deren Werth von 5o RthL Sollten mehre werthvollcAbhandlungen eingehen, so werden dafür Accessite ertheiltwerden, die in Medaillen von Silber oder Bronze bestehen.

Im September i832.

Das Vorsteheramt der Hagen-Bucholz-schen Stiftung.

Brandes. Meiwner. Staberoh. Trommsdorff.

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Anzeige magnetische Apparate betreffend.

Ich verferlige jetzt Magnete, die 20 bis a5 Pfund tragen unddie einen mit Kupferdralh umwundenen, also als Multi-plicator dienenden Anker haben, womit man die magneti-schen Funken hervorbringen kann. Der ganze Apparat, umdieses merkwürdige Experiment zu zeigen, besteht in demstarken Hufeisen-Magnet und aus einem Anker, welcher et-wa hundert Umwindungen von mit Seide übersponnenen Ku-pferdrath hat; die Enden des Draths lässt man in ein Schäl-chen mit Quecksilber gefüllt treten, doch so, dass die Drä-the nicht völlig das .Quecksilber berühren« Will man jetztden Funken im Duukeln sehen, so bringt mah erst den ei-nen Pol an den Anker, und nachher schnell den andern, in demAugenblicke, wo man den zweiten Pol an dene Anker bringt,oder ihn abreisst, springt der Funken in dem Flaschen über.Etwas Geschicklichkeit gehört allerdings zu diesem Experi-mente, doch hat man diese, dann gelingt es sehr leicht. Ei-nen solchen Magneten mit dem Anker liefere ich für 20 RthL

Auch der Nobilische magnetische Multiplicator mit asta-tischer Nadel ist ein Instrument, welches den mehrsten Lieb-habern der Physik noch unbekannt ist, man kann durch die-se? Instrument in einer Entfernung von 20 Fuss und mehr diekleinste Spur von Magnetismus wahrnehmen. Dieses Instru-ment kostet ebenfalls 20 RthL

Göltingen im Deccuiber i83-2.

F. ApeL

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m

Anzeige iür Apotheker.

s rege Interesse, vrelches sich von vielen Seiten für meinInstitut ausgesprochen, und das sichtliche Gedeihen dessel-ben bestimmen mich, der neuen Leluranetalt auch für dieZukunft meine besten Kräfte zu widmen. Ich zeige da-her ergebenst an, dass zu Ostern i833 wiederum einigeFharmaceuten, die sich ihrer Studien und Staats-Prüfungwegen nach Berlin begeben wollen, in meinem Hause Auf-nahme finden können.

Die Bedingungen, welche ich auf postfreie Briefe gernmittheile| sind so gestellt, dass es fast unmöglich ist, hierauf eine b i l l igere und anständigere Weise zu subsistiren.

Ueber die Tendenz des Instituts findet sich übrigensdas Ausführliche in dem von mir herausgegebenenBerliner Jahrbuche für die Pharmacie von i833.

Berlin im December i83a.

Professor Linde s.

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Anzeige das pharmaceutische Institut zu Jenabetreffend.

I n dem pharmazeutischen Institute zu Jena, über dessen Ein-richtung sowohl der im December 1828 bekannt gemacht«Lehrplan, als auch die inDr .Brandes ' s ArchivB.XXXV1ILmilgetheUte Nachricht Auskunft geben, beginnt, den Statutengemäss, auch zu Anfang May8 i833 ein neuer Lehrcursus,weshalb die Anmeldungen zur Thcilnahme an dieser Lehran-stalt zeitig genug an den Unterzeichneten zu richten sind.

Jena im December i83a.

Dr. H. Wackenroder9

Professor zu Jena,

Literarische Anzeigen-

In der Verlagshandlung von J. L. S c h r ä g in Nürnberg istso eben erschienen:

Grundzüge des chemischen Theilsder

N a t u r l e h r e .

Zum Gebrauche für Vorlesungen so wie zum Selbst unter-richte bearbeitet

von

Dr. Heinrich Buff9

in Giessen.Mit 77 eingedruckten Holzschnitten

gr. 8. 1833. SThlr. 3gr. oder SIL 36 kr.

In den meisten physikalischen Lehrbüchern findet man denchemischen Theil der Naturlehre entweder gar nicht, oder doch

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nur AU Nebensache behandelt; daher junge Chemiker öfter* gerademit solchen Vorkenntnissen, welche für sie den höchsten Werthhaben, am wenigsten vertraut und gewöhnlich gezwungen sind,dieselben ans chemischen Lehrbüchern und Vorträgen nothdürftigund ohne Zusammenhang zu schöpfen. Ein Werk, worin die demChemiker wichtigsten physikalischen Lehren vollständig und insystematischer Ordnung zusammengestellt sind, scheint daher einwesentliches Bedürfnis* jedes Studierenden zu befriedigen. DieseBetrachtungen bewogen den Herrn Verfasser 2ur Herausgabe vor-genannter Schrift.

Von demselben ist 1829 erschienen:

Versuch eines Lehrbuchs der Stöchionietrie.Ein Leitfaden zur Kenn'tniss und Anwendung der Lehrevon den bestimmten chemischen Proportionen. gr. 8.i5 gr. oder i fl.

Die

l e t z t e n T a g e e i n e s N a t u r f o r s c h e r s ,oder

Sir Humphry Dav-y'strustende Betrachtungen auf Reisen.

Nach der dritten englischen Ausgabe verdeutschtvon

G Fr. Flu v. Martins,in München.

& in Umschlag 1833. 1 Thlr. 12 gr. oder 2 fl. 24 kr.

Als das Vermächtnis* eines der ausgezeichnetsten Naturfor-scher unserer Zeit, gewährt dies Werk die anziehendste und an-genehmste Lektüre nicht blos wegen mancherlei Ansichten ausdem Gebiete der Wissenschaft, welche er so wesentlich gefördert,sondern auch durch des Mannes Meinungen und Selbstbekenntnisseüber die wichtigsten Angelegenheiten der Menschheit.

Die

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Die Charaktere der eingeführten Personen läwt der Verfasserideal, und die angereihten Begebenheiten als untergeordnet unddem Zwecke der Geftihle und Lehren dienend erscheinen; doches soll dem deutschen Leser nicht vorenthalten seyn, das« S e i n eM a j e s t ä t L u d w i g K ön ig von B a y e r n es w e r , de r S i rH u m p h r y D a v y a u s den T r a u n f a l l e r r e t t e t .

Im Verlage der KrülTschen UniversitHtsbitchhandlung zuL a n d s h u t ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zubeziehen :

Kaiser, Dr. C- G. Grundriss der Pkarmacie.Ein Hand- und Lehrbuch für Aerzte, Apo-theke"* und Wundärzte. Mit 2 Tafeln- gr, 8.(5a Bogen). 5 fl. 24 kr. oder 3 Thlr 6 gi\

Buchner ' s Repertorium und Dingler ' s Journal sprechensich über das Werk s e h r güns t ig aus, unter Andern sagt die-se* : „Mit der gehörigen Vollständigkeit verbindet es auch diegrosste Kürze, und der C h i r u r g wird in diesem HandbucheAlles finden, was er in der P h y s i k , C h e m i e , N a t u r g e -s c h i c h t e , P h a r m a c i e und materia medica zu wissenbraucht, der angehende Arzt wird mehr daraus lernen, als ausden meisten Pharmacopüen, und aus manchen Arzneimittellehren,und der P h a r m a c e u t wird dadurch in den Stand gesetzt wer-den, der ihm nöthigen, weitern Ausbildung in den höheren Zwei-gen seines Faches die zweckmassigste Richtung zu geben u. s. w."

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So eben ist erschienen:

Handbuch der PharmacieGebrauche bei Vorlesungen und zum Selbstunterrichte

h d D ig

für Aerzie, Apotheker und DroguistenVon

Philipp Lorenz Geiger f

Doctor der Philosophie und Medicin, Professor der Pharmacie etc.

Erster Band, welcher die praktische Pharmacieund deren Hülfswissenschaften enthält.

Vierte, vermehrte und verbesserte Auflage«Mit e iner K u p f e r t a f e l .

Mit Grofsherzoglich Badischen und Königlich WürtembergischenPrivilegien gegen Nachdruck und Nachdruck * VerkautGr. 8% 1832. Rthlr. 4. 8 gr. oder fl. 7. S6 kr. Rhein.

Das Publiciim hat entschieden zwischen dem mangelhaften,unrechtmafsigen Nachdruck der 2ten Auflage, und der im Jahr1830. erschienenen Sten Originalausgabe. Der Beifall, den dasBuch gefunden, hat sogar nach dem kurzen Zeitraum von kaumzwei Jahren diese neue 4te Auflage nöthig gemacht. Der Verfasser

ine NachbesAnordnung

messene Veränderung getroffen worden.Die Erscheinung der 4ten Auflage wurde etwas verzögert, weil

der Verfasser durch die Bearbeitung der angekündigten rharmaco-poea Hadtnsis zu sehr in Anspruch genommen ist. Mögen die zahl*reichen Besteller die starke Vermehrung des Werks als einigenErsatz für die Zb^erung betrachten. Um es indessen schneller inihre Hände zu bringen , hat sich der Verleger entschlossen, dasselbe inSLieferungen auszugeben, wovon die erste(23Bogen stark)nun fertig ist, die zweite und dritte folgen so schnell, dafs diesererste Band noch im Laufe dieses Jahrs wieder vollständig zu habenseyn wird.

(Vom zweiten Bande [die pharmaceutische Mineralogie, Bota-nik und Zoologie enthaltend] sind fortwährend Exemplare durchalle gute Buchhandlungen zu beziehen.

Der Ladenpreis desselben ist fl. 16. 18 kr. oder Rthlr. 9. 4ggr.)Heide lberg , 1. Aug. 1832.

C. F. Winter,Universität« - Buchhändler


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