Online-Inhalte | Rezensionen 1heilpaedagogik.de 1 2019

Haerlin, Christiane | Plössl, Irmgard Berufliche Beratung psychisch Kranker Psychiatrie Verlag GmbH, Köln 2018, 160 Seiten

In seiner Reihe Basiswissen legt der Verlag in dritter bearbeiteter Auflage diesen sehr gut strukturierten und aktuell an die neuen Bedingungen des Bundes-teilhabegesetzes angepassten Band vor. Die Auto-rinnen gehen von der Tatsache aus, dass auch heute noch die berufliche Beratung von Menschen mit psy-chischen Erkrankungen häufig zu spät oder gar nicht stattfindet.Damit sinken die Chancen auf eine den Möglichkeiten der Betroffenen entsprechende Ausbildung oder auf die Teilhabe am Arbeitsleben erheblich.Hier setzen die Autorinnen an und sehen sich als Be-raterinnen in der Funktion eines Brückenbauers an der Schnittstelle zwischen Akutbehandlung und Rehabili-tation.Bei der Frühberatung geht es nicht um eine zusätzli-che, neu zu finanzierende Leistung, sondern um ei-nen angemessenen Platz dieser Tätigkeit im Behand-lungs- und Rehabilitationsprozess. Das Ziel besteht im gemeinsamen Entwickeln von Perspektiven, bevor Be-troffene „ in ein schwarzes Loch der Klinikentlassung fallen“ (S. 114 ).Diese Beratung nutzt die Ressourcen des betroffenen Kranken, seines Familiensystems und professioneller Helfer, indem Beteiligung ausdrücklich gewünscht und Transparenz oberstes Gebot ist.Sehr gut und praktisch umsetzbar finde ich die Ab-schnitte zur Gestaltung des Beratungsgespräches. Grundhaltung, Beratungssetting, Hinweise zur in-haltlichen Gestaltung und Dokumentation werden ausführlich beleuchtet und anhand von Fallbeispie-len und Übersichten illustriert. Ein Gesprächsleitfaden bietet gute Orientierung.Sehr kompakte Überblicke über relevante Rechtsvor-schriften, mögliche Zielgruppen und an der Rehabili-tation beteiligter Dienste und Einrichtungen erleich-tern das Zurechtfinden im Wirrwar der beruflichen Rehabilitation.Eine kurze Zusammenfassung sowie weiterführende Hinweise auf hilfreiche Quellen und Netzwerke runden dieses sehr zu empfehlende Buch ab.

Sybille Lenk

Hendrich, Andrea | Schmitt, Bernadette Bens Sonnenblumen Ein Kinderfachbuch zum Thema Trauer Mabuse – Verlag, Frankfurt am Main 2018

Unter www.mabuse-verlag.de finden Leserinnen und Leser immer interessante Publikationen. In der Rei-he der stets zu empfehlenden Kinderfachbücher ent-deckte ich kürzlich „Bens Sonnenblumen“.Die Autorin Andrea Hendrich ist langjährig als Dip-lompädagogin sowie systemische Familientherapeutin tätig. Die Illustratorin Bernadette Schmidt war Kran-kenschwester und arbeitet heute als freie Illustratorin.Beiden gelingt ein wunderbares Buch für alle, die Fa-milien beim Durchleben von Tod und Trauer behutsam begleiten wollen.Im Mittelpunkt der Geschichte steht Familie Wittmann mit ihren Kindern Noah (15), Ben (13) und Mica (6). Die-se lebt einen normalen Alltag mit Freuden und Sorgen, bis plötzlich alles anders ist. Ben wird während einer Fahrradtour von einem LKW angefahren und kommt ins Krankenhaus, wo er noch in der folgenden Nacht verstirbt.Erzählt wird aus der Perspektive des sechsjährigen Mica, wie die Familie zusammenkommt und Abschied von Ben nimmt.In der sich anschließenden Zeit durchleben alle Famili-enmitglieder sehr widerstreitende Gefühle – Schmerz, Schuld, Trauer, Sehnsucht, Einsamkeit.Es ist Mica, dem es gelingt, in kleinen Schritten zu ei-ner gewissen Normalität zurückzufinden und Momen-te von Geborgenheit, Zuversicht und Ausgelassenheit zuzulassen. Damit hilft er auch seinem Bruder und den Eltern, erlebt sich als selbstwirksam. Ben ist im Familiengedächtnis präsent, Rituale und Gespräche helfen, sein Andenken zu bewahren und gleichzeitig auch die eigene Weiterentwicklung zuzulassen.Die stimmungsvollen, mit sehr viel Liebe fürs Detail angefertigten Illustrationen regen betroffene Kinder zum Sprechen an, ermöglichen Selbstöffnung des jun-gen Lesers. Bild und Text ergänzen sich wunderbar.Der Fachteil des Buches mit ausführlichen Informati-onen für Eltern, (Heil-)Pädagogen und weitere Unter-stützer z. B. in Jugendämtern oder Beratungsstellen rundet dieses wichtige Buch ab.

Sybille Lenk

Online-Inhalte | Rezensionen 2heilpaedagogik.de 1 2019

Nick und Martina TschirnerDas Einhänderkochbuch zwei Edition slow hand, Berlin 2018, 126 Seiten. ISBN 978-3-00-059451-9

Vier Jahre nach Erscheinen des Einhänderkochbuchs veröffentlichen Nick und Martina Tschirner „Das Ein-händerkochbuch zwei“. In diesem Band wird die Zu-bereitung von saisonalen Gerichten mit einer Hand vorgestellt. Nach einer Einleitung, in der erklärt wird, dass einhändiges Kochen mit Kreativität möglich ist, werden die Hilfsmittel vorgestellt, die in der Einhän-derküche notwendig sind.Der Hauptteil des Buches beginnt mit Gerichten im Frühling. Hier finden wir u. a. eine Anleitung für den Osterbrunch. Im Sommer dann werden z. B. Salate vorgestellt, die in der warmen bis heißen Jahreszeit sehr nahrhaft sind. Da der Sommer zum Grillen mit Freundinnen und Freunden einlädt, wird auch die-ses Event behandelt. Im Herbst gibt es neben Kartof-fel- und Apfelgerichten die Gruselparty zu Halloween am 31. Oktober: Hier gibt es ein Kürbisgericht, wel-ches die Party kulinarisch bereichert. Im Winter dann freuen wir uns auf die Kartoffelsuppe „SM“ (S=Senf, M=Meerrettich), die Pastinakencreme oder den Grün-kohlsalat mit Cranberries. Ein Weihnachtsmenu rundet Das Einhänderkochbuch zwei ab.Selbst als Einhänder lebend beurteile ich das bespro-chene Werk als wertvolle Hilfe für Menschen, die z. B., wie Nick Tschirner und ich, aufgrund eines hirn-traumatischen Ereignisses mit einer gelähmten Kör-perhälfte leben. Es kann sehr gut als heilpädagogi-sche Maßnahme für die Behinderungsverarbeitung nach vorgenannten Ereignissen eingesetzt werden. Der Trauer über den Verlust kann durch das Aufzeigen von Perspektiven mit an Sicherheit grenzender Wahr-scheinlichkeit vorgebeugt werden.

Dr. Carsten Rensinghoff