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Gyn-Update

Date post: 07-Feb-2017
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Update Gynäkologie · Peri-/Postmenopause 462 | Der Gynäkologe 7 · 2014 Peri- und Postmenopause sind häufig durch einen Beschwerde- komplex charakterisiert. Viele Frauen leiden unter den Sympto- men bedingt durch die Verände- rung der hormonellen Situation in der Transitionsphase. Die Be- schwerden können die Lebens- qualität der Patientinnen deut- lich einschränken. Das komplexe Bild hormoneller Dysbalancen und der daraus resultierenden Symptome führt zu einem hohen Beratungsbedarf der Patientin- nen. Daher sind grundlegenden Kenntnisse zu Therapie der En- dokrinologie nötig. Peri- und Postmenopause Die Transition von der Prä- über die Peri- und konsekutiv in die Postmenopause ist ein Prozess, den jede Frau individuell erlebt. Der Zeitpunkt bzw. die Dauer dieses Prozesses als auch das Be- schwerdebild stellt sich sehr un- einheitlich dar. Charakteristisch sind menstruelle Veränderungen die mit hormonellen Schwank- ungen einhergehen können. Das Beschwerdebild wird als klimak- terisches Syndrom verstanden. Dies setzt sich aus einem Symp- tomenkomplex zusammen, der durch äußere Faktoren oder metabolischen Veränderungen beeinflusst werden kann. Es wurde in der Vergangen- heit versucht, den Prozess der physiologischen Veränderungen vom reproduktiven Alter über Menopause bis in die Postmeno- pause in einem Staging-System zu standardisieren. Aktuelle wurde im Rahmen eines Work- shops der North American Menopause Society (NAMS), The Society for Reproductive Medicine (ASRM) the Interna- tional Menopause Society (IMS) and the Endocrine Society die 2001 erhobenen Kriterien vor dem Hintergrund neuer Er- kenntnisse zu FSH, Anti Müller Hormon (AMH) und Inhibin B, 2011 in Washington reevalu- iert. Das Consensus Statement von Harlow et al., Stages of Reproductive Aging Workshop (STRAW), hat die Intention, den physiologischen Alterungspro- zess standardisiert abzubilden. Im Vergleich zu dem Statement von 2001 wurde eine Reihe von Kohortenstudien publiziert, die den sozioökonomischen als auch ethischen Aspekt in Bezug auf das reproduktive Altern unter- sucht hat. In weiteren Cohorten- Studien wurde auch die Bedeu- tung der Biomarker FSH, AMH und Inhibin B bewertet [1]. Die Abbildung teilt das re- produktive Altern in drei Pha- sen. Diese werden jeweils noch subkategorisiert. Die Katego- risierung der STRAW+10 als Grundlage für Studien dient der Ver-gleichbarkeit. Dem klinisch tätigen Arzt soll diese Einteilung der Klassifizierung der Patientin helfen. Die Menopause tritt zwischen dem 40 und 50 Lebensjahr ein. Dies unterliegt einer erheblichen interindividuellen Varianz. Es wurde in der Vergangenheit eine Reihe von Faktoren zur Prädik- tion der Menopause bestimmt. Die Bestimmung der bisheri- gen Parameter wie FSH und Inhibin B unterliegt zyklischen Schwankungen. Somit sind sie nur eingeschränkt verwertbar. In der Vergangenheit hat sich AMH als ein möglicher Marker zur Prädiktion der Menopause herauskristallisiert. Sowers et al. haben an einem kleinen Kollek- tiv die die Wertigkeit von AMH zur Prädiktion der Menopau- se durch einen Abfall unter die Nachweisgrenze zeigen können. Peri-/Postmenopause Klimakterische Beschwerden und Lebensqualität 8 Das komplexe Bild hormoneller Dysbalancen und der daraus resultierenden Symptome führt zu einem hohen  Beratungsbedarf der Patientinnen © photos.com Korrespondenzadresse PD Dr. S. Buchholz Klinik für Gynäkologie und  Geburtshilfe,   Universität Regensburg  Landshuter Str. 65,   93053 Regensburg  [email protected] Gynäkologe 2014 · 47:462–463  DOI 10.1007/s00129-014-3364-6  © Springer-Verlag   Berlin Heidelberg 2014  Die Beiträge stammen aus   dem Handbuch Gynäkologie   und Geburtshilfe 2013 und  entsprechen den Seminarunter- lagen des 5. Gynäkologie-Geburts- hilfe-Update- Seminars 2013   der med update GmbH.
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Page 1: Gyn-Update

Update Gynäkologie · Peri-/Postmenopause

462 |  Der Gynäkologe 7 · 2014

Peri- und Postmenopause sind häufig durch einen Beschwerde-komplex charakterisiert. Viele Frauen leiden unter den Sympto-men bedingt durch die Verände-rung der hormonellen Situation in der Transitionsphase. Die Be-schwerden können die Lebens-qualität der Patientinnen deut-lich einschränken. Das komplexe Bild hormoneller Dysbalancen und der daraus resultierenden Symptome führt zu einem hohen Beratungsbedarf der Patientin-nen. Daher sind grundlegenden Kenntnisse zu Therapie der En-dokrinologie nötig.

Peri- und PostmenopauseDie Transition von der Prä- über die Peri- und konsekutiv in die Postmenopause ist ein Prozess, den jede Frau individuell erlebt. Der Zeitpunkt bzw. die Dauer dieses Prozesses als auch das Be-schwerdebild stellt sich sehr un-einheitlich dar. Charakteristisch sind menstruelle Veränder un g en

die mit hormonellen Schwan k-ungen einhergehen können. Das Beschwerdebild wird als klimak-terisches Syndrom verstanden. Dies setzt sich aus einem Symp-tomenkomplex zusammen, der durch äußere Faktoren oder metabolischen Veränderungen beeinflusst werden kann.

Es wurde in der Vergangen-heit versucht, den Prozess der physiologischen Veränderungen vom reproduktiven Alter über Menopause bis in die Postmeno-pause in einem Staging-System zu standardisieren. Aktuelle wurde im Rahmen eines Work-shops der North American Menopause Society (NAMS), The Society for Reproductive Medicine (ASRM) the Interna-tional Menopause Society (IMS) and the Endocrine Society die 2001 erhobenen Kriterien vor dem Hintergrund neuer Er-

kenntnisse zu FSH, Anti Müller Hormon (AMH) und Inhibin B, 2011 in Washington reevalu-iert. Das Consensus Statement von Harlow et al., Stages of Reproductive Aging Workshop (STRAW), hat die Intention, den physiologischen Alterungspro-zess standardisiert abzubilden. Im Vergleich zu dem Statement von 2001 wurde eine Reihe von Kohortenstudien publiziert, die den sozioökonomischen als auch ethischen Aspekt in Bezug auf das reproduktive Altern unter-sucht hat. In weiteren Cohorten-Studien wurde auch die Bedeu-tung der Biomarker FSH, AMH und Inhibin B bewertet [1].

Die Abbildung teilt das re-produktive Altern in drei Pha-sen. Diese werden jeweils noch subkategorisiert. Die Katego-risierung der STRAW+10 als Grundlage für Studien dient der

Ver-gleichbarkeit. Dem klinisch tätigen Arzt soll diese Einteilung der Klassifizierung der Patientin helfen.

Die Menopause tritt zwischen dem 40 und 50 Lebensjahr ein. Dies unterliegt einer erheblichen interindividuellen Varianz. Es wurde in der Vergangenheit eine Reihe von Faktoren zur Prädik-tion der Menopause bestimmt. Die Bestimmung der bisheri-gen Parameter wie FSH und Inhibin B unterliegt zyklischen Schwankungen. Somit sind sie nur eingeschränkt verwertbar. In der Vergangenheit hat sich AMH als ein möglicher Marker zur Prädiktion der Menopause herauskristallisiert. Sowers et al. haben an einem kleinen Kollek-tiv die die Wertigkeit von AMH zur Prädiktion der Menopau-se durch einen Abfall unter die Nachweisgrenze zeigen können.

Peri-/PostmenopauseKlimakterische Beschwerden und Lebensqualität

8  Das komplexe Bild hormoneller Dysbalancen und der daraus resultierenden Symptome führt zu einem hohen  Beratungsbedarf der Patientinnen

© p

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Korrespondenzadresse

PD Dr. S. BuchholzKlinik für Gynäkologie und Geburtshilfe,  Universität Regensburg Landshuter Str. 65,  93053 Regensburg [email protected]

Gynäkologe 2014 · 47:462–463 DOI 10.1007/s00129-014-3364-6 © Springer-Verlag  Berlin Heidelberg 2014 

Die Beiträge stammen aus  dem Handbuch Gynäkologie  und Geburtshilfe 2013 und  entsprechen den Seminarunter-lagen des 5. Gynäkologie-Geburts-hilfe-Update- Seminars 2013  der med update GmbH.

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463Der Gynäkologe 7 · 2014  | 

Die AMH Werte fallen 5 Jahre vor der Menopause unter die Nachweisgrenze [2].

In der aktuellen Studie der Iwaki-Kohorte in Japan wurden erstmals die longitudinalen Ver-änderungen von Serum-AMH-Werten in der menopausalen Transition mittels eines sensib-len Assay-kit bestimmt. Kaori et al. konnten an einem Kollektiv von 595 Frauen, 40 Frauen nach den Kriterien des Alters, Zyk-lusanomalien, keine operative Intervention an den Ovarien und Frauen ohne Eigenmedikation, die den Zyklus beeinf lussen, identifizieren [3].

Menopause wurde definiert mit einem Jahr blutungsfreien Intervall nach der letzten Mens. Von 44 Frauen trat in der Beob-achtungsphase die Menopause bei 29 Frauen ein. (Gruppe A). Gruppe B, 15 Frauen, war durch ein eintreten eines unregelmä-ßigen Zyklus charakterisiert. In der Gruppe A war 3 Jahre vor der Menopause der AMH Spiegel nicht nachweisbar. In der Grup-pe der 15 Frauen mit unregelmä-ßigem Zyklus waren die AMH-Spiegel 3 Jahre zuvor ebenfalls unter der Nachweisgrenze. Wenn AMH unter die Nachweis-grenze fällt, treten Frauen in der menopausalen Transition in den nächsten 3 Jahren in die Meno-pause ein.

Kommentar: Die Studie belegt AMH unter der Nachweisgrenze als prädiktiven Marker für das Eintreten in die Menopause. Es wurde AMH seitens der WHO gemeinsam mit FSH und Inhibin B als endokriner Marker für das reproduktive Altern aufgenom-men. Bei dieser Studie handelt es sich um eine longitudinale Ko-horten-Studie mit kleiner Fall-zahl. Sie bestätigt jedoch die bis-herigen Hinweise in Bezug auf die Wertigkeit von AMH als Marker zur Prädiktion der Me-nopause.

Klimakterische Beschwerden Die Definition zum klimakteri-schen Syndrom ist uneinheitlich. Es handelt sich hierbei um einen Symptomkomplex, der mit der Perimenopause verbunden ist. Zu den häufigsten Symptomen zählen Hitzewallungen, vaginale Trockenheit, Schlafstörungen, Harnwegsbeschwerden und unterschiedliche körperliche Be-schwerden. Die Dauer der vaso-motorischen Symptome wurde einer jüngeren Kohortenstudien untersucht. Die mediane Dauer der Hitzewallungen wurde mit 10,2 Jahren angegeben [4].

Hitzewallungen, die bereits zu Beginn der menopausalen Transition auftraten, hatten eine mediane Dauer von mehr als 11,6 Jahren. Bei Auftreten in der spä-ten Transitionsphase dauerten diese Beschwerden lediglich 3,8 Jahre an. Das Vorhandensein von vasomotorischen Beschwerden ist mit einer reduzierten Lebens-qualität verbunden. Dieser Effekt war bei ausgeprägten Beschwer-den größer. Risikofaktoren für vasomotorische Beschwerden sind das Vorhandensein schwe-rer psychischer und urogenitaler Symptome, ein niedriger Bil-dungsstatus die Peri- und Post-menopause [5,6].

Greenblum et al. haben die Effek-te der Symptome in der meno-pausalen Transition bei Frauen zwischen 45 und 60 Jahren unter dem Aspekt der Lebensqualität untersucht [7]. Zusätzlich wurde der Effekt auf die Lebensqualität in Bezug auf die Symptomcluster untersucht. Von den 150 Patien-tinnen gaben 112 Frauen mindes-tens ein menopausales Symptom an. Das durchschnittliche Alter lag bei 52 Jahren. Das häufigste Symptom waren die Hitzewal-lungen mit 73 %. 60 % der befrag-ten Frauen gab mindestens 3 oder mehr Symptome an. Obwohl die Hitzewallung am häufigsten vor-

kamen, waren sie selten mit an-deren Symptomen assoziiert. Den größten Einfluss auf die Le-bensqualität hatte die Korrela-tion von Schlafstörung und Fati-gue.

Kommentar: Kleine Studie die den Einfluss der häufig auftre-tenden Hitzewallungen in Bezug auf die Minderung der Lebens-qualität relativiert. Der Einfluss der Schlafstörung bzw. Fatigue erschient größere Auswirkungen auf die Lebensqualität zu haben. In der Beratung der Frauen mit klimakterischen Symptomen ist die Anamnese ein wesentlicher Bestandteil, um eine adäquate Beratung und Therapie durch-führen zu können.

Ein relevanter Anteil der Popula-tion leidet unter starken musku-loskeletalen Schmerzen. Die Prä-valenz ist höher bei den Frauen und erreicht sein Maximum zwi-schen dem 50. und 60. Lebens-jahr.

Der Review von Blümel et al vergleicht die Literatur in Bezug auf Symptome, Pathogenese und Therapie des klimakterischen Syndroms und der Fibromyalgie [8]. Das komplexe Krankheits-bild der Fibromyalgie zeigt eine hohe Symptomkonkordanz, zu-dem Symptome des klimakteri-schen Syndroms. Die Diagnose ist komplex. Das Therapiespek-trum reicht von trizyklischen Antidepressiva bis zu Serotonin Reuptake Inhibitoren (SSRI).

Pathophysiologisch scheint ein Hormondefizit bei Frauen im peri- und postmenopausalen Alter einen möglichen Einfluss auf das Symptomenbild der Fib-romyalgie zu haben. Die Autoren des Reviews sehen die HT bei Diagnose einer Fibromyalgie als eine mögliche Therapieoption.

Kommentar: In dem guten Re-view wird die aktuelle Literatur zu dem Krankheitsbild des kli-makterischen Syndroms und der Fibromyalgie dargestellt. Derzeit liegen keine Studien vor, die eine HT bei Fibromyalgie rechtferti-gen.

Literatur1. Harlow S et al (2012) J Clin Endocrinol Metabol 97:1159-11682. Sowers MR et al (2008) Menopause 93:3478-34833. Kaori I et al (2012) Menopause 20:218-2224. Huang AJ et al (2008) Arch Int Med 168:840-8465. Blümel JE et al (2011) Menopause 18:778-7856. Gjelsvik B et al (2011) Maturitas 70:383-3907. Greenblum CA (2012) Menopause 20:22-278. Blümel JE et al (2012) Maturitas 73:87-93


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