Date post: | 03-Jan-2016 |
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Gruppenleistung
Vorlesung
Sommer 2012
Thomas Kessler
Überblick
• Soziale Erleichterung/soziale Hemmung– Phänomen – Erklärungsansätze
• Leistung in Gruppen– Formen von Aufgaben– Prozessverluste bei Gruppenleistung– Verhinderung von Prozessverlusten
Leitfragen• Wie wird die Leistung von Individuen durch die
Anwesenheit von anderen beeinflusst?
• Welchen Einfluss hat die Aufgabenstruktur auf die Leistung von Gruppen?
• Was sind Motivations- und was Koordinationsverluste?
Soziale Erleichterung/Hemmung• Ringelmann-Effekt• Gemischte Ergebnisse• Zajonc: Bei leichten Aufgaben
steigt die Leistung wenn andere anwesend sind (soziale Erleichterung)
• Bei schweren Aufgaben sinkt die Leistung, wenn andere anwesend sind (soziale Hemmung)
Soziale Erleichterung/Hemmung• Zajonc (1977): • Anwesenheit anderer seigert das
Erregungsniveau• Je höher das Erregungsniveau, desto eher
werden dominante (gut gelernte) Reaktionen ausgelöst.
• Leichte Aufgaben sind solche bei denen die dominante Reaktion die richtige ist; schwere Aufgaben sind solche bei denen die dominanten Reaktionen nicht passen.
Soziale Erleichterung/Hemmung• Zajonc (1977):
Anwesenheitanderer
Erregung Erleichterungdominanter Reaktionen
Hemmung, nicht-dominanter Reaktionen
Verbesserte Leistungbei einfachenAufgaben
Einträchtige Leistungbei schweren und komplexen Aufgaben
Richtig, wennangemessen
Falsch, wennunangemessen
Soziale Erleichterung/HemmungAlternative Erklärungen• Cottrell (1968): Bewertungserwartung• Sanders, u.a. (1978): Aufmerksamkeitskonflikt• Manstead und Semin (1980): Mehr
Aufmerksamkeit auf automatische Prozesse, Störung kontrollierter kognitiver Prozesse
• Multifacetten Ansätze: Soziale Erleichterung und Hemmung sind multiple determiniert.
Soziale Erleichterung/HemmungÜbersicht über die verschiedenen Erklärungen:
Anwesenheitanderer
Erregung
Erleichterungdominanter Reaktionen
Hemmung, nicht-dominanter Reaktionen
Verbesserte Leistungbei einfachenAufgaben
Einträchtige Leistungbei schweren und komplexen Aufgaben
Bewert-ung
Ablenk-ung
Mehr Aufmerksamkeit für automatische Prozesse, Störung der kontrollierten Verarbeitung
Gruppenleistung• Tatsächliche Leistung =
potentielle Leistung – Prozessverluste + Prozessgewinne
• Potentielle Leistung: Leistung, die erbracht werden könnte würden alle Ressourcen optimal eingesetzt.
• Prozessverluste: Motivation und Koordination• Prozessgewinne???
Aufgabentypen• Steiner, 1972• Interdependenz:
– Bei positiver Interdependenz hängt der Erfolg vom Beitrag aller ab.
• Koordinationsverluste
– Bei negativer Interdependenz stehen die Mitglieder der Gruppe im Wettbewerb, der Erfolg des einen bedeutet den Verlust eines anderen.
• Motivationsverluste
Aufgabentypen• Steiner, 1972• Verknüpfungsregeln:
– Additiv: Summe der Einzelleistungen– Disjunktiv: Die Leistung des besten Mitglieds
zählt (Heureka vs. keine offensichtliche Lösung).
– Konjunktiv: Die Leistung des schlechtesten Mitglieds zählt (unterteilbar vs. nicht-unterteilbar).
Motivationsverluste
• Motivationsverluste: Mehr oder weniger bewusste Reduktion der eigenen Motivation.
• Soziales Faulenzen: Reduktion der eigenen individuellen Leistung, weil der eigene Beitrag nicht identifizierbar ist.
• Trittbrettfahren: Zurückhalten des eigenen Beitrags, weil man ihn für entbehrlich hält.
Koordinationsverluste
• Koordinationsverluste: – Abnahme der Produktivität einer Gruppe von
Individuen im Vergleich zu nominalen Gruppen, weil die Ressourcen der Gruppe nicht optimal zusammengeführt werden können.
• Nominale Gruppe: – Kontrollgruppe für Gruppenleistung, – Gleiche Anzahl von Individuen wie echte Gruppe, – Gleiche Verknüpfungsregeln wie bei echter Gruppe.
Brainstorming
Brainstorming
• Kooperative und Additive Aufgabe
• Generierung von kreativen Ideen in einer Gruppe, keine Kritik bei der Generierung von Ideen, Aufbauen auf den Ideen anderer (Osborn, 1957)
Brainstorming• Motivationsverluste
– Trittbrettfahren, soziales Faulenzen– Bewertungsangst
• Ist das alles?
• Koordinationsverluste?
Brainstorming• Koordinationsverluste:
R
100
60
20
0
Num
ber
of
ide
as
40
80
120Blocking
No blocking
1 2 3 N
Brainstorming in real (R) groups; in condition 1: blocking plus communication; in condition 2: blocking - no communication; in condition 3: no blocking - no communication; and in traditional nominal (N) groups
Brainstorming
• Anzahl der produzierten Ideen:
Bedingung Anzahl der Ideen
Blockierung:
Interaktive Gruppe
Allein, Blockierung, Kommunikation
Allein, Blockierung, keine Kommunikation
55,7
37,7
45,7
Keine Blockierung:
Allein, keine Blockierung, keine Kommunikation
Allein, Individuum, keine Kommunikation
102,7
106,0
Informationssuche/-sammlung
• Geteiltes vs. nicht-geteiltes Wissen• Common knowledge effect:
Gruppenmitglieder konzentrieren sich mehr auf geteiltes als auf nicht-geteiltes Wissen.
• Verstecktes Profil: Beste Lösung wird nicht erkannt, weil die Gruppenmitglieder relevante Information nicht berücksichtigen.
Informationssuche/-sammlung
• Verstecktes Profil (Beispiel):
Gruppenmitglieder I II III IV
Argumente für alternative A A1 A1 A1 A1
A2 A2 A2 A2
A3 A3 A3 A3
Argumente für B B1 B1 B1 B1
B2
B3
B4
B5
Welche Alternative wird wahrscheinlich gewählt?
Verringerung von Prozessverlusten
• Nominalgruppen-Methode
• Zuweisung von Expertenrollen
• Advocatus Diaboli (institutionelle Abweichler)
Zusammenfassung• Soziale Erleichterung / Hemmung beschreibt die
Leistungszunahme bei leichten und Leistungsverschlechterung bei schweren Aufgaben.
• Brainstorming ist eine additive Aufgabe bei der insbesondere Koordinationsverluste zu einer Leistungsverringerung führen.
• Möglichkeiten verschiedene Prozessverluste zu reduzieren sind Nominalgruppentechnik, Advocatus Diaboli, usw.