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Grundlagen - lmbhh.de · im Umfeld von Sterben, Tod und Trauer In: Maier-Michalitsch, N., Grunick,...

Date post: 18-Sep-2018
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20
Biografiearbeit Grundlagen
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  • Biografiearbeit

    Grundlagen

  • 2

    Was ist Biografiearbeit? Biografiearbeit ist Zukunftsarbeit (I)

    Das eigene Leben

    leben betrachten befragen erkennen verwandeln

    Ich lebe im Augenblick.

    Ich mache mir mein

    augenblickliches Leben bewusst.

    Ich erinnere mich an meinen bisherigen

    Lebensweg. Ich vergegenwrtige mir meine Wnsche

    und Ziele fr die Zukunft.

    Indem ich mein

    Leben wie ein Bild anschaue, entdecke ich Fragen, die sich

    mir neu stellen. Ich lebe mit diesen Fragen, ohne gleich

    eine Antwort zu finden.

    Ich studiere mein

    Leben, indem ich es von verschiedenen

    Perspektiven betrachte.

    Ich entdecke Sinnzusammen-

    hnge, Entwicklungs-

    notwendigkeiten und Lern-

    mglichkeiten.

    Ich verndere

    mich selbst und entdecke Ziele, die ich erreichen kann

    und will. Ich entwickle dabei neue Fhigkeiten.

  • 3

    Am Anfang steht der Auftrag Der Klient (mit oder ohne Behinderung) entscheidet selbst: ob er Biografiearbeit beginnen will, was er dabei betrachtet, bespricht und bearbeitet, wie er dabei vorgehen mchte, wann er die Hilfe seines Gesprchspartners annimmt.

    Der Biografieberater ist ein Helfer! Er muss vom Klienten beauftragt werden. Fr den Inhalt des Gesprchs ist allein der Klient verantwortlich. Der Biografieberater bernimmt Verantwortung fr den Prozess des

    Gesprches.

  • 4

    Das ICH strken

    Hheres ICH Ich frage: Was ist wesentlich? Wer will ich werden?

    Ich Alltags-ICH

    Ich nehme Abstand und betrachte: Wer bin ich?

  • 5

    Frage-Kunst Entscheidend ist:

    Zur rechten Zeit die fr den Klienten richtige Frage zu finden und zu stellen!

    mit der Frage zu leben

    Antworten darauf zu suchen und zu finden Jede Antwort wirft wieder neue Fragen auf

    Am Beginn jeder Biografiearbeit steht eine innere Frage. Diese Ausgangsfrage zu kennen oder zu entdecken, ist von besonderer Bedeutung. Sie gibt dem Prozess in der Anfangsphase eine Richtung. Auch im weiteren Verlauf des Biografie-Gesprches ist es entscheidend, zur rechten Zeit die richtige Frage zu stellen. Die ersten Antworten werfen neue Fragen auf. Ausgangsfragen werden zu Lern- und Zukunftsfragen: Welche neue Fhigkeit will ich mir aneignen? Was will ich Neues in mein Leben aufnehmen? Biografiearbeit ist eine Frage-Kunst.

  • 6

    Ein Lebensereignis studieren

    Der Mensch verbindet innen und auen

    ueres Ereignis Was ist geschehen? Wann war das? Wo hat es stattgefunden? Wer war beteiligt? Wie genau hat es sich ereignet? Wie ist es dazu gekommen? Was ist daraus entstanden?

    Inneres Erlebnis

    Welche Gedanken habe ich dabei gedacht?

    Welche Gefhle habe ich dabei erlebt?

    Welche Willensimpulse hatte ich dabei?

    1. Schritt

    Ich erinnere das uere Ereignis mglichst umfassend

    und ordne die einzelnen Aspekte chronologisch.

    2. Schritt

    Ich vergegenwrtige meine inneren Erlebnisse. Ich forsche dabei auch nach verschiedenen und

    widersprchlichen Gedanken/Gefhlen/Impulsen. Welche Erlebnisse waren schon vorher anwesend?

    Welche sind wann neu hinzugekommen?

    3. Schritt Ich untersuche, welche Verbindung ich zwischen den Aspekten des ueren Ereignisses und meinen inneren

    Erlebnissen herstelle. Kann ich bisher verborgene Zusammenhnge entdecken, die mich zu einer Neubewertung veranlassen und aus denen ich neue Impulse schpfen kann?

  • 7

    Die Biografie entwickelt sich in der Zeit

    Ich verbindet

    Vergangenheit

    Gegenwart

    Zukunft

    (Denken)

    (Fhlen)

    Wollen)

    In der Rckschau kann der Mensch sich bewusst werden, welchen Weg er bisher gegangen ist: Wie bin ich zu dem geworden, der ich heute bin? Dieser Frage nachzugehen, ist bereits sehr wertvoll. Biografiearbeit geht aber darber hinaus. Sie verbindet Ereignisse der Vergangenheit und der Gegenwart mit den Ahnungen, Wnschen und Zielen fr die Zukunft. Indem der Mensch diese Verbindung herstellt, macht er sich sein Leben nicht nur bewusst; er weist seinen Erlebnissen einen Wert zu und verleiht Ihnen Sinn.

  • 8

    Die innere Haltung: Staunen

    Ich

    Interesse Milde Zutrauen (Vergangenheit)

    (Gegenwart) (Zukunft)

    Drei Haltungen bilden die Grundlage fr die Erforschung des eigenen Lebens: In Bezug auf die Vergangenheit geht es darum, Interesse zu entwickeln und aufrecht zu erhalten. Die Betrachtung der Gegenwart sollte mit Milde erfolgen. Die aktuelle Lebenssituation des Menschen gehrt zu ihm, auch wenn er sie als unfertig oder unvollkommen erlebt. Fr seine Zukunft braucht der Mensch Zutrauen. Dadurch fhlt er sich in der Lage, sich zu verndern und Neues zu lernen.

  • 9

    Schritt fr Schritt in die Zukunft

    Auf welchem Weg bin ich geworden, wer ich bin?

    2. Schritt

    Vergangenheit

    Wer bin ich?

    1. Schritt Gegenwart

    Was will ich werden? Was will ich noch erleben?

    3. Schritt Zukunft

    Was ist heute? Was war in der vergangenen Woche?

    Was soll/wird nchste Woche werden?

    Wie geht es mir jetzt gerade? Wie war mein Tag bis jetzt?

    Was soll/wird dieser Tag noch bringen?

    Was ist jetzt im Moment? Was war kurz davor?

    Was ist jetzt der nchste Schritt?

  • 10

    Biografiearbeit ist Zukunftsarbeit (II)

    Visionen suchen und finden..

    ..sich in der Zukunft konkret sehen.

    Wie kann es gelingen, sich in die eigene Zukunft hinein zu begeben, da sie doch noch fern und unbewusst ist? Der Mensch kann sich in seine Zukunft vortasten, indem er Zukunftsbilder (Visionen) und Intuitionen in sich zulsst. Visionen knnen ausgesprochen, aufgeschrieben, besser noch skizziert oder aufgemalt werden. Indem sie angeschaut werden, entfalten sie ihre Wirkung. Visionen beinhalten eine Richtung, welche Orientierung gibt, und sie verleihen Kraft und Mut, sich auf neues, unbekanntes Terrain zu wagen. Aus ihnen knnen konkrete Vorhaben und Zukunftsentwrfe entwickelt werden.

  • 11

    Zwei Richtungen der Zukunft

    eine Zukunft,

    in die ICH hineingehe und die ICH planen kann.

    eine Zukunft,

    die AUF MICH zukommt, die Begegnungen und Ereignisse mit sich bringt,

    die zu MIR gehren.

  • 12

    Lebenslanges Lernen

    Nach- ahmung 0-7

    Nachfolge 7-14

    Polaritt 14-21

    Was ist wesentlich?

    56-63

    Selbstlosigkeit 49-56

    Geistige Initiative 42-49

    Tiefe Erlebnisse Sinnfrage 21-28 35-42

    Verantwortung 28-35

    Siehe: Besondere Entwicklungs- und Wahrnehmungsmglichkeiten im Lebenslauf

  • 13

    Individuelle Entwicklung und Weltenentwicklung

    Es gibt etwas in der Welt,

    das zu tun ist,

    das nur ICH tun kann,

    das nicht getan ist, wenn ICH es nicht tue.

  • 14

    Biografiearbeit mit Menschen mit schweren Behinderungen

    Bewusstseinsarbeit im Umkreis und inneres Erlebnis (Schaubild5)

    Bewusstseins-Arbeit der Menschen im Umkreis

    Lebensweg Inneres Erlebnis des Menschen mit schwerer Behinderung

    Lebenswerk

    Was hat sich auf seinem Lebensweg uerlich ereignet?

    Was ist durch ihn neu in die Welt

    gekommen?

    Was hat er in den Menschen im

    Umkreis ausgelst?

    Wiederholte Betrachtung des Lebensweges Empathie-bungen: Das andere Leben verstehen wollen!

    Lebendig fragen Raum geben

    Ergebnisse anbieten

    Wiederholte Betrachtung des Lebenswerkes

    Selbsterkenntnis und Wertschtzung:

    Was verdanke ich dem anderen Menschen?

  • 15

    Lebendig fragen Fragen, ohne Antworten zu erhalten! Beispiel: Busfahrt zur Schule lebendig-fragen

    ueres Ereignis

    Inneres Erlebnis

    Wo bist Du im Bus gesessen: vorne bei der FahrerIn, in der Mitte oder hinten? Hattest Du immer den gleichen Platz oder bist Du auf verschiedenen Pltzen gesessen?

    Wo bist Du gerne gesessen, wo nicht so gerne? Hattest Du einen Lieblingsplatz?

    Sind noch andere Kinder/Jugendliche mitgefahren? War es eng im Bus oder gab es freie Pltze?

    Gab es jemand, auf den Du Dich besonders gefreut hast? Gab es jemand, mit dem Du es schwer hattest?

    War der Busfahrer ein Mann oder ein Frau? Kannst Du Dich noch an seine/ihre Stimme erinnern? Hast Du mit ihm/ihr Kontakt aufgenommen? Wie?

    Warst Du mit dem Fahrer/der Fahrerin gut bekannt oder war er Dir fremd?

    Warst Du gerne oder nicht gerne mit ihm/ihr unterwegs?

    Kannst Du Dich noch an das Motorengerusch erinnern? Gab es Gesprche im Bus? War das Radio an oder aus? Warst Du still oder laut?

    Wobei hast Du gerne zugehrt? Was hast Du nicht gerne gehrt?

    Warst Du froh, als die Fahrt zu Ende war? Oder wrst Du gerne noch weiter gefahren?

    Viele weitere Fragen zu den verschiedenen Wahrnehmungsbereichen (Sehen, Geruch.) und Handlungsfeldern und zu jeweiligen inneren Erlebnissen sind mglich.

    Beim Lebendig-fragen ist folgendes zu beachten: - Die gestellten Fragen drfen keine Antworten suggerieren. Sie mssen offen gestellt werden oder zumindest verschiedene, auch gegenstzliche Alternativen beinhalten. - Es ist sinnvoll, auch nach scheinbar unwichtigen Details zu fragen. Oft wird ein Ereignis nur wegen einer Kleinigkeit zum wichtigen Erlebnis. - Der Fragende kann zuerst die Bereiche abfragen, fr die sich der Mensch mit schwerer Behinderung erfahrungsgem besonders interessiert. Er sollte sich darauf aber nicht beschrnken. Manche Fragen knnen eine ganz unerwartete Wirkung haben. Andererseits werden viele Fragen nicht auf das direkte Interesse des Menschen mit schwerer Behinderung treffen.

    Siehe KISTNER (2013).

  • 16

    www.hein-kistner.de (download)

    Verffentlichung zur Biografiearbeit/Persnlichen Zukunftskonferenz:

    Kraftvoll der Zukunft entgegen! Zukunftskonferenzen fr Menschen mit schweren Behinderungen. In: Zeitschrift Seelenpflege 1/2012, S. 45-53

    Das eigene Leben studieren - vom Leben lernen. Biografiearbeit mit Menschen mit schwerer Behinderung im Umfeld von Sterben, Tod und Trauer In: Maier-Michalitsch, N., Grunick, G. (Hrsg): Leben bis zuletzt - Sterben, Tod und Trauer bei Menschen mit schwerern und mehrfachen Behinderungen. Dsseldorf: verlag selbstbestimmtes leben 2014, S. 155-177 In: Zeitschrift Seelenpflege 3/2013, S. 37-52

    Flyer Biografiearbeit

    Flyer Zukunftskonferenz

  • 17

    Literatur (I)

    ARCHIATI, P. (2003): Kunstwerk Biografie. Eine Entdeckungsreise durch den Lebenslauf des Menschen. Mnchen

    BOBAN, I., HINZ, A. (1999): Persnliche Zukunftskonferenzen - Untersttzung fr individuelle Lebenswege. In: Behinderte in Familie, Schule und Gesellschaft 22, H.4/5, 13-23. http://bidok.uibk.ac.at/library/beh4-99-konferenz.html

    BROTBECK, S. (2005): Zukunft. Aspekte eines Rtsels. Dornach BURKHARD, G. (1992): Das Leben in die Hand nehmen. Stuttgart BURKHARD, G. (2004): Das Leben geht weiter. Geistige Krfte in der Biografie. Stuttgart DOOSE, S., KAN, P. van (1999): Zukunftsweisend. Peer Counceling und Persnliche Zukunftsplanung. Kassel

    GUARDINI, R. (2001): Die Lebensalter. Ihre ethische und pdagogische Bedeutung. Mainz HINZ, A. (2007): Schwere Mehrfachbehinderung und Integration. Herausforderungen, Erfahrungen, Perspektiven. Marburg

    HINZ, A., KRUSCHEL, R. (2013): Brgerzentrierte Planungsprozesse in Untersttzerkreisen. Praxishandbuch Zukunftsfeste. Dsseldorf

    KISTNER, H. (2012): Kraftvoll der Zukunft entgegen! Zukunftskonferenzen fr Menschen mit schweren Behinderungen. In: Seelenpflege in Heilpdagogik und Sozialtherapie, 1/2012, 45-53

    KISTNER, H. (2014): Das eigene Leben studieren - vom Leben lernen. Biografiearbeit mit Menschen mit schwerer Behinderung im Umfeld von Sterben, Tod und Trauer

  • 18

    In: Maier-Michalitsch, N., Grunick, G. (Hrsg): Leben bis zuletzt - Sterben, Tod und Trauer bei Menschen mit schwerern und mehrfachen Behinderungen. Dsseldorf: verlag selbstbestimmtes leben 2014, S. 155-177 KHLER, H. (1995): Der Mensch im Spannungsfeld zwischen Selbstgestaltung und Anpassung. Gesundheitspflege initiativ, Bd. 5. Esslingen

    KHLER, H. (1998): Das biographische Urphnomen. Gesundheitspflege initiativ, Bd. 13. Esslingen

    LIEVEGOED, B. (1979): Lebenskrisen Lebenschancen. Mnchen LINDMEIER C. (2004): Biografiearbeit mit geistig behinderten Menschen. Ein Praxisbuch fr Einzel- und Gruppenarbeit. Weinheim und Mnchen

    MIETHE, I. (2011): Biografiearbeit. Lehr- und Handbuch fr Studium und Praxis. Weinheim und Mnchen

    ONEIL, G. und G. (1994): Der Lebenslauf. Stuttgart Orientierung. Fachzeitschrift der Behindertenhilfe 3/2012 PRINSENBERG, G. (1997): Der Weg durch das Labyrinth. Schaffhausen Punkt und Kreis. Zeitschrift fr anthroposophische Heilpdagogik, individuelle Entwicklung und Sozialkunst Heft 28/2012

    RODER, F. (2005): Die Mondknoten im Lebenslauf. Stuttgart RUHE, H.-G. (2007): Methoden der Biografiearbeit. Weinheim und Mnchen RUHRMANN, I., HENKE, B. (2008): Die Kinderkonferenz. bungen und Methoden zur Entwicklungsdiagnostik. Stuttgart

    SEYFFER, W. (2011: Helden fr ein Leben. Frankfurt SLEIGH, J. (2006): Lebenskrisen. Stuttgart STEINER, R. (1996): Vom Lebenslauf des Menschen. Stuttgart

  • 19

    TREICHLER, R. (1990): Die Entwicklung der Seele im Lebenslauf. Stuttgart TREICHLER, R. (1995): Biographie und Krankheit. Wendepunkte im Lebenslauf. Stuttgart VAN DER BURG, J., LOCHER, K. (2003) Unternehmen Lebenslauf. Stuttgart WAIS, M. (1992): Biographie-Arbeit Lebensberatung, Stuttgart WAIS, M. (1994): Individualitt und Biographie. Innere Entwicklungsdynamik und Eigengesetzlichkeit. Stuttgart

    WAIS, M. (2001): Ich bin, was ich werden knnte. Stuttgart

  • 20

    Weitere Literaturhinweise und Informationen zur Biografiearbeit:

    Das internationale Forum fr Biographiearbeit als Beruf auf Grundlage der Anthroposophie: www.biographie-arbeit.org/

    Berufsverband Biographiearbeit Schweiz: www.biographiearbeit-bbas.ch/ Berufsvereinigung Biografiearbeit auf Grundlage der Anthroposophie e.V.: www.biographiearbeit.de

    Weitere Literaturhinweise und Informationen zur Persnlichen Zukunftsplanung

    Netzwerk Persnliche Zukunftsplanung: www.persoenliche-zukunftsplanung.eu Seite des Projektes New Paths to Inclusion, Projektinfos, Materialien ww.personcentredplanning.eu Bidok Online-Bibliothek mit ber 1200 Texten zum Thema Integration und Inklusion von Menschen mit Behinderung. Zahlreiche Texte zur Persnlichen Zukunftsplanung.

    www.bidok.uibk.ac.at Internetseite von Ines Boban und Andreas Hinz (u.a. Zukunftsplanung) www.inklusionspaedagogik.de

    http://www.biographie-arbeit.org/http://www.biographiearbeit-bbas.ch/http://www.biographiearbeit.de/http://www.inklusionspaedagogik.de/

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