Date post: | 18-Mar-2016 |
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5Das Magazin der bayerischen Grünen
(un)Gerecht?Wieviel Ungleichheit vertragen wir?
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Gruen 5 I GERECHTIGKEIT
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Jetzt anmeldenPer E-Mail:[email protected]
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Anmeldeschluss: 27. April 2012Schriftliche Anmeldung erforderlich, da TeilnehmerInnenzahl beschränkt
Freier Eintritt!
ZUKUNFTSKONGRESS
EINLADUNG
Samstag, 5. Mai 2012
vhs Ingolstadt – Kurfürstliche Reitschule
WIR SUCHEN ANTWORTEN
> Wie können wir die Teilhabe aller an der Gesellschaft erreichen?
> Wie können wir ökonomische, ökologische und soziale Ungerechtigkeit verhindern?
> Wie gestalten wir Chancen-gleichheit?
> Grundeinkommen oder Grund-sicherung – was ist gerecht?
VeranstalterBÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN Bayern
Veranstaltungsortvhs Ingolstadt – Kurfürstliche ReitschuleHallstr. 5, 85049 Ingolstadtwww.ingolstadt.de/vhs
Alle Infos, Programm, ReferentInnen, Anmeldung unter:http://www.gruene-bayern.de/zukunftskongress/gerechtigkeit
> Was unsere Gesellschaft zusammenhältGerechtigkeit
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bayern (un)gerecht? 4
was ist gerecht? 6Auch wenn alle gleich sind, braucht nicht jede/r dasselbe
gerechtigkeit braucht vielfalt 10Warum Deutschland Wohlfahrtspluralismus braucht
eines für alle? 12Grundeinkommen? Pro und Contra
inhalt
wir fangen dann schon mal an ... 14Vom langsamen Verschwinden des Eigentums
eine frage der perspektive 18Bayern ist reich. Trotzdem ist Armut ein Problem
auf den deckel 22
impressum 23
eDItOrIAL
Was ist gerecht? Darüber hat sich die Menschheit den Kopf zer
brochen, seit es so etwas wie Bewusstsein gibt. Und bei den ein
zelnen Menschen spielt die Gerechtigkeit das ganze Leben lang
eine wichtige Rolle. Das fängt im Kindergarten an und hört im
Rentenalter nicht auf. Zwangsläufig ist Gerechtigkeit also ein zen
traler politischer Begriff, schillernd und facettenreich. Für den
einen ist es gerecht, wenn jeder das bekommt, wofür er eine Ge
genleistung erbracht hat, denn viele empfinden es als ungerecht,
wenn der Fleißige dasselbe bekommt wie der Bequeme. Die an
dere legt Wert darauf, dass Chancen gerecht verteilt sein müssen, denn für bessere oder
schlechtere Startchancen durch das Elternhaus kann niemand etwas. Ein Dritter will, dass
es bei der Verteilung des Erwirtschafteten möglichst viel Gleichheit gibt, denn es ist durch
nichts zu rechtfertigen, dass manche für 4,50 in der Stunde arbeiten und andere zweistel
lige Millionenbeträge bekommen. Dass es mit der Gerechtigkeit zwischen den Geschlech
tern in der Arbeitswelt gerade in Deutschland nicht so weit her ist, dämmert mittlerweile
fast allen, gleicher Lohn für gleiche Arbeit ist ein großes Thema. Zwischen den Genera
tionen soll es ebenso gerecht zugehen wie zwischen den Industrieländern und den sich
entwickelnden Ländern. KohlenstoffGerechtigkeit meint, dass einer Einwohnerin Indi
ens kein anderes KohlenstoffBudget zugebilligt wird als einer USAmerikanerin.
Diese sehr kurze Zusammenfassung, die bestimmt nicht vollständig ist, illustriert, wel
chen Herausforderungen sich eine gerechte Politik zu stellen hat. Dabei gilt: Je mehr Di
mensionen der Gerechtigkeit man ausblendet, umso leichter wird es scheinbar. Nur
bleibt dann in der Praxis die Gerechtigkeit auf der Strecke. Reine Leistungsgerechtigkeit
blendet eben aus, dass manche mit einem Vorsprung in den Lebenslauf geschickt werden,
andere mit einem Rückstand. Sich nur auf die Verteilungsgerechtigkeit zu konzentrieren
kann leicht dazu führen, dass man gar nicht mehr daran denkt, dass nur verteilt werden
kann, was vorher erwirtschaftet wurde. Möglichst viel Wachstum und damit einen gro
ßen Spielraum für Verteilung zu schaffen, kann auf Kosten der nachfolgenden Genera
tionen und zu Lasten der ärmeren Länder gehen.
Wir Grüne pflegen deshalb zurecht einen Begriff von Gerechtigkeit, der mehrere Dimen
sionen zusammenführt. Aber auch dieser muss weiter entwickelt werden. Ich freue mich
darauf, das gemeinsam mit euch am 5. Mai in Ingolstadt anzugehen.
Theresa Schopper, Landesvorsitzende
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Gruen 5 I GERECHTIGKEIT
BAYERN (un)gerecht?
2010 kamen rund 65 Jüngere (unter 20 Jahre) und Ältere (ab 65 Jahre) auf 100 Personen zwischen 20 und 64 Jahren, 2029 werden es rund 75 sein.
Menschen mit Migrations-hintergrund haben einen rund 20 % geringeren mittleren Wohlstand und eine etwa doppelt so hohe Armutsgefährdung
Armutsgefährdungsquoten
für junge Menschen bis 25
mit Migrationshintergrund in
Oberfranken: 28,4 %(Reale) Veränderung des Einkommens aus Vermögen und Unternehmertätigkeit je Einwohner von 2000 bis 2010: +35%
(Reale) Veränderung der Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer von 2000 bis 2010: -4%
Ca. 3 4 aller Niedriglohn-bezieher in Vollzeit sind Frauen
5
Schuldenlast mit der jedes Neugeborene auf die Welt kommt: 3.300 Euro
Die Lebenserwartung
der unteren sozialen
Schichten liegt um
vier bis zehn Jahre
unter dem Durch-
schnitt (Frauen 82,4
Jahre und Männer
77,2 Jahre).
Durch Armut halbiert
sich die Chance auf
einen guten Gesund-
heitszustand.Kinder mit Migrationshintergrund auf der Hauptschule: 67 %
Durchschnittliches verfügbares Einkommen je Einwohner 2008 Lk Freyung-Grafenau: 16.819 euro
Durchschnittliches verfügbares Einkommen je Einwohner 2008 Lk Starnberg: 29.938 euro
Mittlerer Wohlstand von Alleinerziehenden mit ihren Kindern: 66 %
Mittlerer Wohlstand von Mehrpersonen- haushalten ohne Kinder: 113 %
(im Vergleich zum Durchschnitt)
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6
Gruen 5 I GERECHTIGKEIT
Auch wenn alle gleich sind, braucht nicht jede/r dasselbe von Alex Burger
was ist gerecht? Alle sind für Gerechtigkeit. Aber jeder ver
steht etwas anderes darunter. Denn Ge
rechtigkeit ist ein Begriff mit sehr vielen
Facetten. Wann wird man jemandem ge
recht? Bedeutet Gerechtigkeit ein Höchst
maß an Gleichheit? Ist die Chancenge
rechtigkeit zentral?
Oder kommt es darauf an, dass jede nach
ihrer Facon glücklich werden kann? Ge
rechtigkeit ist eine hochpolitische Katego
rie. Jede Partei setzt sich dafür ein. Konser
vative und liberale Parteien betonen
stärker die Leistungsgerechtigkeit, sozial
demokratische und linke Parteien eher die
Verteilungsgerechtigkeit. Wir Grüne ha
ben – wie so oft – einen eher differenzier
ten Begriff von Gerechtigkeit, der beide
Dimensionen einschließt und darüber hi
naus reicht.
nivellierte mittelstandsgesellschaftIn Deutschland war die Idealvorstellung
einer „nivellierten Mittelstandsgesell
schaft“ lange Zeit stilprägend für die Idee
einer gerechten Gesellschaft, also einer
sehr breiten Mittelschicht mit vergleichba
ren materiellen Möglichkeiten. Diese wur
den erworben durch Fleiß und Arbeit, die
im nötigen Umfang und mit der entspre
chenden Entlohnung zur Verfügung steht.
Darüber gab es in dieser Vorstellung eine
sehr kleine Oberschicht, darunter eine
sehr kleine Unterschicht, die beide zahlen
mäßig nicht sehr ins Gewicht fielen.
Steigende Arbeitslosigkeit, vielfältigere Le
bensläufe und die Veränderungen in der
Arbeitswelt führten die bundesdeutsche
Gesellschaft immer weiter weg von der
Mittelstandsgesellschaft. Aber das Gerech
tigkeitsideal wurde davon immer noch be
stimmt. Weil der Markt alleine für dieses
Ziel nicht mehr sorgen konnte, sprang der
Staat ein, was den Beginn des Wohlfahrts
staates in der heutigen Form markiert. Er
sollte denen den Anschluss an den Mittel
stand ermöglichen, die auf dem Arbeits
markt – aus welchen Gründen auch im
mer – nicht mehr unterkamen.
7
8
Gruen 5 I GERECHTIGKEIT
Doch im Laufe der Zeit driftete die Gesell
schaft immer weiter auseinander, so dass
der Wohlfahrtsstaat an die Grenzen seiner
Leistungsfähigkeit stieß. Die materielle
Ungleichheit ist in den letzten zwei Jahr
zehnten stark angestiegen, einerseits durch
explodierende Gehälter für Spitzenverdie
nerInnen und steuerliche Schonung von
großen Vermögen, andrerseits durch die
Zunahme von schlecht bezahlten Arbeits
verhältnissen.
ausgrenzungserfahrungDazu hat sich eine neue Form von Un
gleichheit und Ausschluss gesellt, die sich
nicht alleine durch ungenügende materi
elle Voraussetzungen auszeichnet, son
dern eher durch fehlenden Zugang oder
Ausgrenzungserfahrungen. Der Soziologe
Heinz Bude spricht von den „Ausgeschlos
senen“ (siehe Interview). Für ihn markiert
diese Entwicklung das Ende vom Traum
der gerechten Gesellschaft. Zu den Ausge
schlossenen kann eine gut ausgebildete,
alleinerziehende Mutter ebenso gehören
wie ein männlicher Jugendlicher mit Mig
rationshintergrund. Die Mutter, vielleicht
eine Betriebswirtin am Beginn ihrer be
ruflichen Laufbahn, findet für ihr Kind
keinen GanztagsPlatz in der Krippe. Sie
arbeitet deswegen halbtags und bezahlt
mit deutlich geringeren Karrierechancen.
Der männliche Jugendliche ist geprägt von
Ausgrenzungserfahrungen aufgrund sei
ner Herkunft und sucht seine Identität in
bewußter Abgrenzung zur Mehrheitsge
sellschaft. Beide werden das Gefühl haben,
ungerecht behandelt worden zu sein, bei
den kann der klassische Wohlfahrtsstaat
mit seinem Instrumentenkasten kaum
helfen.
vielfältige lösungenUnd so muss eine Politik, die mehr Ge
rechtigkeit will, an zwei großen Fronten
kämpfen (und dazu noch an vielen klei
nen, die hier unerwähnt bleiben): Die eine
betrifft die Ungleichheit von Einkommen
und Vermögen. Hier lässt sich mit dem
vorhandenen politischen Instrumentari
um einiges bewirken, wenn der Wille vor
handen ist:
Normen für das Arbeitsleben, z. B. in
Form eines Mindestlohns, Vorsorge gegen
Armut, z. B. mit einer Garantierente oder
Umverteilung durch Steuern und Abga
ben. Neuere Formen der Ungleichheit und
Ungerechtigkeit lassen sich mit dem klas
sischen Wohlfahrtsstaat nicht bekämpfen.
Hier sind neue Lösungen gefragt. Mit al
ten Slogans wie „Leistung soll sich wieder
lohnen“ oder einfachen Parolen zur Um
verteilung wird die Politik der neuen Situ
ation nicht gerecht. Eine vielfältige Gesell
schaft braucht vielfältige Lösungen statt
einfältiger Ideale. Die Idee von der nivel
lierten Mittelstandsgesellschaft ist tot.
Wirklich schade ist das nicht.
„Gegenüber neuen Formen der Ungerechtigkeit bleibt der traditionelle Wohlfahrtsstaat wirkungslos. “
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„Gegenüber neuen Formen der Ungerechtigkeit bleibt der traditionelle Wohlfahrtsstaat wirkungslos. “
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Gruen 5 I GERECHTIGKEIT
10
Warum Deutschland Wohlfahrtspluralismus braucht von Alex Burger
gerechtigkeit braucht vielfalt
Gruen 5 I GERECHTIGKEIT I INTERVIEW
te es sich in Deutschland um etwa 1,5 Millionen
Menschen handeln. Das sind keine Arbeitsscheu
en, denen man mit Repression begegnen sollte.
Aber wir müssen akzeptieren, dass der klassische
Wohlfahrtsstaat keine andere Idee hat, als sie mit
kleinem Geld und billiger Unterhaltung in der Ge
sellschaft zu halten.
Diese entwicklung ist auch den Ver-änderungen auf dem Arbeitsmarkt ge-schuldet. Ihr Befund klingt ein biss-chen danach, als müssten wir diese anderthalb Millionen Menschen quasi abschreiben. Das können wir natürlich nicht tun. Wäre denn ein bedingungs-loses Grundeinkommen ein Weg, um ein Mindestmaß an teilhabe sicherzu-stellen?Das halte ich für eine Illusion. Das wäre nicht
die angemessene Antwort auf die Probleme. Das
Hauptproblem dieser Gruppe sind nicht fehlende
finanzielle Mittel, auch wenn sie auf Sparflamme
leben müssen. Das Hauptproblem besteht in dem
höchststand bei den Beschäftigten, sinkende Arbeitslosigkeit, auch die Zahl der hartz IV-empfänger ist um eine dreiviertel Million gesunken. Ist der traum von der gerechten Gesell-schaft vielleicht doch noch nicht aus-geträumt?Ich sage gar nicht, dass wir diesen Traum fallen
lassen sollten. Aber die Art und Weise, wie wir uns
über lange Jahre eine gerechte Gesellschaft vorge
stellt haben, funktioniert nicht mehr. Wir haben
geglaubt, dass eine Gesellschaft in dem Maß ge
rechter wird, in dem sich die Mitte verbreitert und
vertieft. Wir sehen aber jetzt, dass sich quer durch
die Gesellschaft Verwerfungen ziehen, die durch
wohlfahrtsstaatliche Maßnahmen nicht so einfach
zu glätten sind. Die wirtschaftlichen Daten sind
sehr gut. Aber wir haben in den Dateien der Job
center einen „nicht verwendbaren“ Teil der Bevöl
kerung. Mit denen kann man machen, was man
will, sie kommen nicht im ersten und oft nicht
einmal im zweiten Arbeitsmarkt unter. Nach An
sicht des leitenden Personals der Jobcenter dürf
11
11
andere betrifft die Zukunft. Da ruhen sehr große erwartungen auf der Idee besserer Bildung. Sie soll das Problem in der Zukunft zumindest minimieren. Wie sehen Sie die chancen?Lange Zeit war unser Credo „Arbeit, Arbeit, Ar
beit“. Jetzt lautet es „Bildung, Bildung, Bildung“.
Indem wir die Frage der Bildungsabschlüsse ins
Zentrum rücken und angestachelt von der PISA
Debatte glauben, einen mittleren Schulabschluss
als Minimum definieren zu müssen, machen wir
die Lage für diejenigen schlimmer, die Bildung in
erster Linie als Degradierung erleben. Wir leisten
uns in Deutschland derzeit 500.000 Jugendliche in
mannigfaltigen Formen eines Übergangssystems,
die weiter beschult werden, um ihnen einen Ab
schluss zu ermöglichen, durch den sie auf dem
Arbeitsmarkt mithalten können. Das ist eine sinn
lose Veranstaltung, mit der den Jugendlichen nicht
geholfen ist.
Womit wäre ihnen denn geholfen?Wir brauchen eine neue Definition des Bildungs
minimums. Nicht der mittlere Schulabschluss,
sondern eine berufliche Erstausbildung setzt He
ranwachsende, die nicht aus der Mehrheitsklasse
kommen, in die Lage, mitzuhalten und einen Platz
zu finden. Dann kann man sich ganz ruhig fragen,
welche Eingangsvoraussetzungen für eine berufli
che Bildung nötig sind.
tief sitzenden Gefühl, nichts zu melden und nichts
beizutragen zu haben. Die wichtigste politische
Botschaft lautet, dass der Wohlfahrtsstaat als Wohl
fahrtsmonopolist in eine Krise geraten ist. Ich sage
nicht, dass der Wohlfahrtsstaat abgebaut werden
soll. Wir müssen aber im Sinne eines Wohlfahrts
pluralismus andere Wohlfahrtsarenen berücksich
tigen. Wir brauchen zivilgesellschaftliche Akteure,
die sich andere Formen des Kümmerns, andere
Ideen von sozialer Gerechtigkeit leisten können.
Das würde bedeuten, dass sich die rolle des Staates, die rolle der Politik ändern muss. Der Staat müsste viel stärker als bislang andere Akteure ins Boot holen, Standards setzen und un-terstützung leisten, etwa finanziell und logistisch.Absolut. Es ist ja nicht so, dass die alten Muster
sozialer Ungleichheit nicht mehr existieren. Aber
darüber legen sich neue Linien sozialer Spaltung,
die quer durch die Gesellschaft gehen. Um dage
gen vorzugehen, fehlen dem klassischen Wohl
fahrtsstaat die Handlungsmöglichkeiten. Teilweise
hat er durch seine eigene Politik das Problem erst
geschaffen. Wenn man davon ausgeht, dass der
Einzelne sich auf die Arbeit hin bewegen soll an
statt wie früher darauf zu warten, bis sie zu einem
kommt, entsteht eine Bevölkerungsgruppe, wel
che aus Leuten besteht, die aus den verschiedens
ten Gründen dazu nicht in der Lage ist. An diesen
läuft die Gerechtigkeitsidee, dass sich jeder bemü
hen und für sich selbst sorgen muss, vorbei. Sie
stehen als Drückeberger und Schmarotzer da, ein
fach weil das Aktivierungstheorem des neuen
Wohlfahrtsstaates keine andere Folgerung zulässt.
Der eine Punkt ist die Frage, was aus denen wird, die bereits die erfahrung der Ausgrenzung gemacht haben. Der
Prof. Dr. Heinz Bude (Soziologe; Leiter des Arbeitsbereichs „Die Gesellschaft der Bundesrepublik“ am Hamburger Institut für Sozialforschung und Inhaber des Lehrstuhls für Makrosoziologie an der Universität Kassel)
12
Gruen 5 I GERECHTIGKEIT
„Mit diesem Beschluss ist auch die Dis
kussion über das Grundeinkommen nicht
beendet – zumal sie ja in der Gesellschaft
weitergeht.“ So hieß es 2007 in unserem
Nürnberger BDKBeschluss.
Als die Grünen im Vorfeld über die Frage
Grundsicherung oder Grundeinkommen
stritten, war diese Debatte durch die erst
einige Jahre zuvor verabschiedeten Hartz
Gesetze belastet.
In diesem Jahr haben wir die Chance,
noch einmal neu und unvoreingenommen
über ein zukunftsfähiges Sozialsystem zu
diskutieren.
Die Debatte über ein Grundeinkommen
ist in der Tat in der Gesellschaft weiterge
gangen. Zahlreiche durchgerechnete Mo
delle werden diskutiert.
Einige hätten die Wirkung einer „Stillle
gungsprämie“ und sind aus grüner Sicht
abzulehnen. Allerdings muss auch die Fra
ge erlaubt sein, ob der (oftmals zudem als
unwürdig empfundene) betriebene büro
kratische Aufwand für eine einfache finan
zielle Unterstützung sinnvoll ist.
Ein Grundeinkommen für alle würde zum
einen entbürokratisieren und gleichzeitig
eine ganz neue Dynamik in die Gesell
schaft bringen. Es würde den Menschen
ermöglichen, selbstbestimmter zwischen
Arbeit und Freizeit und zwischen Beruf
und Familie auszutarieren. „Beruf“ wird
so wieder mehr zur „Berufung“ und weni
ger zum „Job“. Väter erhalten die Chance,
mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbrin
gen. Mehr Teilzeitarbeitsplätze würden
selbstbestimmt entstehen und somit die
außerhalb des (Erwerbs)Arbeitsprozesses
Stehenden die Möglichkeit zum Einstieg
oder zur Rückkehr ins Erwerbsleben er
halten.
Mit einem Grundeinkommen wäre auch
die leidige Diskussion über das „Lohnab
standsgebot“ erledigt. Denn mit einem
Grundeinkommen für alle hätte tatsäch
lich jede/r Erwerbsarbeitende mehr als der
oder die NichtErwerbsarbeitende. Ärger
liche Debatten über angeblichen „anstren
gungslosen Wohlstand“ hätten ihre Be
rechtigung verloren. Gleichzeitig würde
sich – anders als heute – jeder dazuver
diente Euro wirklich lohnen.
Innerhalb der Grünen werden Modelle ei
nes partiellen Grundeinkommens zwi
schen 420 und 500 Euro favorisiert. Hinzu
kämen dann weitere bedarfsorientierte
Leistungen, wie z.B. Zuschüsse für Unter
kunft oder Hilfen für Menschen in beson
deren Lebenslagen. Ausbezahlt werden
könnte das Grundeinkommen durch eine
negative Einkommenssteuer, finanziert
würde es durch eingesparte Transferleis
tungen und durch eine verstärkte Steuerfi
nanzierung bei gleichzeitiger Abschmel
zung der Sozialbeiträge. Ein guter Einstieg
zur Umsetzung wären ein Kindergrund
einkommen bei Streichung des Kinder
freibetrages und die Schaffung einer steu
erfinanzierten Grundrente.
eines für alle?Der geistige Vater des neoliberalen Monetarismus Milton Friedman wollte es ebenso wie teile der Linkspartei, manche Konservative bekämpfen es verbittert, andere finden es gut. Bei uns Grünen gibt es seit Jahren eine durchaus leiden-schaftliche Debatte um die Idee. Die rede ist vom bedingungslosen Grundein-kommen, also dem Vorschlag, dass jede und jeder einen gewissen Geldbetrag vom Staat bekommt, ohne nachweis einer Bedürftigkeit und ohne Verpflichtung auf eine Gegenleistung. Wäre es eine zeitgemäße erneuerung des Sozialstaats oder führt es in die Sackgasse? Sascha Müller, Landesschatzmeister der bayerischen Grünen und die Landes-vorsitzende theresa Schopper stellen die Pro- und die contra-Position dar.
weniger bürokratie, mehr dynamik Von Sascha Müller
13
der „Stütze“ einrichten. Auch wenn wir
Grüne ein Modell der Stilllegungsprämie
– nimm das Geld und gib Ruhe – als neo
liberale Politik ablehnen, im Kern werden
wir bei der Frage der Höhe des BGE an ei
ner Orientierung an niedrigen Erwerbs
einkommen, dem berühmten Lohnab
standsgebot, nicht vorbeikommen. Denn
ein steuerfinanziertes Grundeinkommen
wird keine gesellschaftliche Mehrheit fin
den, wenn es in den Augen vieler zu hoch
ausfällt.
Auch aus frauenpolitischer Sicht habe ich
große Bedenken. Immer wieder kommt
das Argument, es gibt genügend Arbeit,
nur bezahlt wird sie nicht, wie Kinderer
ziehung, Pflege, Ehrenamt...
Allein aus dieser Aufzählung keimt in mir
der Verdacht, dass das BGE zu einer
„Hausfrauenprämie“ umfunktioniert wer
den kann. Es gibt auch noch andere unge
klärte Fragen: Welche Auswirkungen hat
ein BGE auf Löhne und Preise? Wie orga
Das bedingungslose Grundeinkommen
(BGE) ist eine einheitliche monetäre Leis
tung für alle Bürgerinnen und Bürger
ohne Ansehen der Person oder des Konto
standes. Bürokratieabbau, keine Schikane
mehr für ALG IIBezieherInnen, alle sind
auf Augenhöhe, so lautet das Versprechen.
Doch ist das BGE tatsächlich gerechter?
Wir sind gut beraten, genau hinzusehen,
denn diverse Modelle des BGE liegen
deutlich unter den Regelsätzen und Mög
lichkeiten, die mit individuellen Ansprü
chen geltend gemacht werden können.
Die Formel des „Förderns und Forderns“
aus der ALG IIDebatte können viele nicht
mehr hören, denn vom Fordern wurde
viel, vom Fördern leider viel zu wenig ge
redet. Aber das BGE blendet den Aspekt
des „Förderns“ nahezu komplett aus. Ge
rade aus den Arbeitsagenturen, Jobcentern
und von den Verantwortlichen in Sozial
einrichtungen kommt die Klage, dass Ju
gendliche bzw. junge Erwachsene sich in
nisiert man die anderen Sozialversiche
rungen? Welchen Stellenwert haben Arbeit
und Erfolg als Innovationsmotoren? Ich
finde die Diskussion um das BGE für uns
Grüne wichtig, auch die damit verbunde
nen Fragen um Menschenbild und Gesell
schaftsmodell. Für mich hat sie visionären
Charakter, denn wie hart das Brot in der
Sozialpolitik ist, mag euch allein die De
batte um die Erhöhung der Regelsätze um
10 Euro in Erinnerung rufen.
Ich will nicht das politische Totschlagar
gument der Finanzierung ins Feld führen,
aber als Sozialpolitikerin fürchte ich, dass
es Mehrheiten geben könnte, die mit der
Einführung eines Grundeinkommens den
Sozialstaat schleifen wollen. Von daher ar
beite ich lieber an einer verbesserten be
darfsorientierten Grundsicherung mit
entschärften Bedarfsprüfungen, besseren
Zuverdienstmöglichkeiten und einer bes
seren Altersvorsorge. Denn für mich gilt
„Keiner und keine darf verloren gehen“.
mehr gerechtigkeit hier und jetzt Von Theresa Schopper
14
Gruen 5 I GERECHTIGKEIT
wir fangen dann schon mal an ...
Besitz bindet und beschwert. Wir müssen
mobil und flexibel sein, das Einkommen
ist unsicher. Das lässt neue Lebensstile
entstehen jenseits der bekannten Kon
summuster. Wenn ich nicht weiß, wie oft
ich in den nächsten Jahren umziehen
muss, wiegt jedes eigene Buch schwer. Die
Lagerung der voluminösen Wintersport
ausrüstung kostet teuren Wohnraum, der
Kredit für das neue Auto ist bei befristeten
Arbeitsverhältnissen riskant. Warum, fra
gen sich immer mehr Menschen, soll ich
Besitztümer anhäufen, wenn ich viele
Dinge auch leihen oder teilen kann?
Gleichzeitig entsteht in einer immer unsi
cheren, kurzlebigeren Welt die Sehnsucht
nach Verlässlichkeit, überschaubaren Le
benszusammenhängen, nach bleibenden
Werten, nach dem guten Leben. Ein Skan
dal der Lebensmittelindustrie jagt den
nächsten, warum also nicht wieder Bezie
hung zum „eigenen“ Bauern, Metzger, Bä
cker aufbauen oder gleich das Gemüse
selbst anpflanzen? Geldanlagen sind unsi
cher, warum also nicht in die Region in
vestieren und bei sicherer Rendite auch
noch ein gutes Gewissen haben?
renaissance der genossenschaftenIn den letzten Jahren gründeten sich in
Bayern zahlreiche neue Energiegenossen
schaften. Für die Energiewende müssen
viele neue Anlagen, Stromnetze und Spei
gerInnen in Seukendorf bei Fürth von „ih
rer“ Metzgerei Weckerlein. Ausbezahlt
wird die Rendite nach einem Jahr in Wa
rengutscheinen für alle Produkte.
gemeinschaftsgärten Immer mehr Stadtmenschen möchten
auch ohne eigenen Garten selbst Gemüse
und Obst anbauen. Was als „Guerilla Gar
dening“ in Großbritannien begann, ist
längst in Bayern angekommen. Ein sehr
guter Überblick findet sich hier www.stif
tunginterkultur.de.
In den urbanen Gemeinschaftsgärten sind
oft ältere Menschen, die Rübstiel und Pe
tersilienwurzeln noch kennen, aber auch
Menschen mit Migrationshintergund, die
aus ihrer alten Heimat viel Wissen über
den Anbau von Nutzpflanzen und deren
Verarbeitung mitbringen, die Lehrmeiste
rInnen. Pflanzen können getauscht, die
Ernte geteilt werden. Über das gemeinsa
me Gärtnern entsteht ein neuer Zusam
menhalt über die Generationen, Kulturen
und auch Schichten hinweg.
container diving, swapping und strickenGerade die „junge Generation“ lehnt sich
zunehmend gegen den Konsumzwang un
serer Gesellschaft auf. Nachhaltig konsu
mieren, reparieren, selber machen und
tauschen sind wieder in. Was lange als Be
schäftigung alter Menschen, als Zeichen
cher gebaut werden. Die Akzeptanz erhöht
sich, wenn die Menschen vor Ort beteiligt
sind, wenn sie mitentscheiden können
und wenn sie davon finanziell profitieren.
Aber auch in anderen Bereichen wird der
Genossenschaftsgedanke wieder entdeckt.
Ein Beispiel ist die noch junge ReWiG
München. Diese regionale Wirtschaftsge
meinschaft ist ein Zusammenschluss
Münchener UnternehmerInnen. „Genos
sInnen“, die sich einkaufen, erhalten statt
der herkömmlichen Rendite Genussrech
te, die in einer eigenen Währung, dem Re
alo, ausgezahlt werden. Dafür dürfen die
AnteilseignerInnen bei den beteiligten
Unternehmen einkaufen. Diese erschlie
ßen sich so neue Kundenkreise und erhal
ten günstig Kapital für Investitionen. Es
gibt keine Spekulation und keinen Wert
verlust, aber auch keine Schnäppchen. Das
Konzept setzt auf Kooperation statt Kon
kurrenz.
genuss garantiert Doch es muss nicht immer gleich eine Ge
nossenschaft sein. Der DemeterBetrieb
Löfflerhof in Farchach am Starnberger See
beispielsweise finanziert den Neubau sei
nes Hühnerstalls statt über teure Bankkre
dite mit Geldern privater InvestorInnen.
Als Rendite erhalten diese wahlweise vier
Prozent Zins in Naturalien (Genussschei
ne) oder drei Prozent Geld aufs Konto.
Mindestens sieben Prozent Rendite in
Form von Genussscheinen erhalten Einle
Vom langsamen Verschwinden des eigentums von Birgit Zipfel
15
16
Gruen 5 I GERECHTIGKEIT
von Armut oder störrischer Weltverbesse
rei galt, ist gefragt wie nie. Tauschpartys
(Swaps), insbesondere Kleidertauschpar
tys, sind angesagte Events, die Spaß ma
chen, wenig kosten, keine Abfallberge pro
duzieren und trotzdem das Bedürfnis
nach neuen Klamotten und einem echten
Schnäppchen befriedigen. Aktuelle Termi
ne für den nächsten Swap bietet: klamot
tentausch.net.
Container Diving ist längst nicht mehr
nur Ausdruck von Not, es ist zur Protest
form gegen eine Gesellschaft geworden, in
der selbst Nahrungsmittel keinen Wert
mehr zu haben scheinen. Diese scheinbare
Wertlosigkeit der Dinge ist es wohl auch,
die eine neue Lust am Handarbeiten und
Reparieren entstehen lässt. Es fühlt sich
eben gut an, mit den eigenen Händen et
was reales, einzigartiges, unverwechselba
res und wertvolles zu schaffen.
Neue Dynamik durchs Web 2.0Treibende Kraft sind zunehmend „Digital
Natives“, denn sie sind mit dem Teilen und
gemeinschaftlichen Entwickeln von Din
herangewachsen. Bei wohnungstausch.de,
9flats.com oder Wimdu.de finden Urlau
ber oder Geschäftsleute Übernachtungs
möglichkeiten in privaten Wohnungen al
ler Preiskategorien.
Das Leben entrümpelnErleben wir den Anfang eines grundlegen
den Wandels unserer Konsumgesellschaft,
in der jede/r alles selbst und alleine besit
zen, aber nichts lange behalten will? Bewe
gen wir uns hin zu einer nachhaltigen Ge
sellschaft, die als Leitbild die gemeinsame
und lange Entwicklung und Nutzung von
Dingen hat? Entrümpeln wir unser Leben,
sparen dadurch Lebenszeit? Ermöglichen
wir mit den veränderten Wertvorstellun
gen mehr Menschen teilzuhaben am öf
fentlichen Leben, auch ohne oder mit we
nig Geld? Wird unsere Gesellschaft also
gerechter, bunter und kreativer? Möglich
scheint es. Fangen wir doch einfach an.
gen aufgewachsen. Sie erleben wie stark
ein Schwarm sein kann im Protest gegen
die „Mächtigen“. Im Verschenknetzwerk
Freecycle.de sind lokale Gruppen in ganz
Deutschland aktiv, stellen ein, was sie
selbst nicht mehr brauchen oder was sie
kostenlos suchen. Netcycler.de ist eine
Tauschplattform für Dinge, die ich loswer
den möchte und Dinge, die ich im Gegen
zug dazu suche. Beim Ringtausch der
Community fließt kein Geld.
Frents.com versteht sich als soziales Netz
werk, das die Beziehungen zwischen Men
schen um die Kategorie “Besitz” erweitert.
Geteilt wird alles vom Auto bis zum Vi
deospiel. Ein weiteres Leihportal ist leih
grube.de. Hier besteht die schöne Mög
lichkeit die Leihgebühr an gelistete
Hilfsprojekte zu spenden.Tamyca.de und
Nachbarschaftsauto.de sind zwei Plattfor
men, die sich auf privates Carsharing spe
zialisiert haben.
Aus der Backpackerszene entstanden ist
couchsurfing.org. Die heute weltweit
größte Plattform für Übernachtungsmög
lichkeiten begann mit meist kostenlosen
Schlafplätzen, etwa auf einem WGSofa.
Längst ist die Idee zum Geschäftsmodell
„Gerade die junge Generation lehnt sich zunehmend gegen den Konsumzwang unserer Gesellschaft auf “
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So leicht ist der Wechsel: Einfach diesen Vertrag ausfüllen und an naturstrom senden. Den Rest erledigen wir.
naturstrom-Liefervertrag
Frau Herr Firma
Vorname, Nachname/Firma Straße, Hausnummer
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2. Günstiger Preis
23,40 ct 7,95 € pro Kilowattstunde monatlicher Grundpreis100% Erneuerbare Energien, zertifiziert nach dem Grüner Strom Label e.V., inkl. 1 Cent/kWh (netto) Neuanlagenförderung. Diese Preise sind Endpreise inkl. aller Steuern und Abgaben. Zusätzliche Kosten fallen nicht an. Dieses Angebot gilt nur für einen Verbrauch unter 10.000 kWh/Jahr und End-kunden im Bundesdeutschen Stromnetz. Ab einem Verbrauch von 10.000 kWh/Jahr unterbreiten wir Ihnen gerne ein individuelles Angebot.
naturstrom für meine jetzige Wohnung/ mein jetziges Haus:
Zählernummer Mein Jahresstromverbrauch in kWh
Bisheriger Versorger
Neueinzug (Hier bitte das Datum und ggf. den Zählerstand eintragen, ab dem Sie die Stromkosten übernehmen.)
Zählernummer Mein Jahresstromverbrauch in kWh
Datum des Einzugs Zählerstand (ggf. nachreichen)
Name Vormieter/-in
4. Auftragserteilung
Bankleitzahl Kontonummer
Name des Geldinstituts
Name Kontoinhaber/-in (nur falls abweichend von Antragssteller/-in)
Unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) finden Anwendung. Diese sind, wie unser Stromher-kunftsnachweis unter www.naturstrom.de einsehbar. Gerne senden wir Ihnen die AGB auf Anfrage auch zu.
Ort, Datum Unterschrift Auftraggeber/-in
Widerrufsbelehrung: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von 14 Tagen ohne Angabe von Grün-den in Textform (z.B. Brief, Fax, E-Mail) widerrufen. Die Frist beginnt, sobald Sie die Bestätigung über den Vertragsabschluss erhalten haben. Zur Fristwahrung genügt die rechtzeitige Absendung des Wider-rufs. Der Widerruf ist zu richten an: NaturStromHandel GmbH, Achenbachstraße. 43, 40237 Düsseldorf.
Bitte senden oder faxen Sie diesen Vertrag an:NaturStromHandel GmbH, Achenbachstraße 43, 40237 Düsseldorf , www.naturstrom.deKundenservice-Center (Mo. bis Fr. von 8 bis 18 Uhr), Tel.: 0211-77900-300, Fax: 0211-77900-599
VA-340
Oder:
Ich beauftrage die NaturStromHandel GmbH mit der Lieferung von elektrischer Energie in Höhe meines Gesambedarfs für die oben bezeichnete Stromabnahmestelle. Ich beauftrage und bevollmächtige die NaturStromHandel GmbH, meinen gegenwärtigen, mit dem bisherigen Stromversorger bestehenden Stromversorgungsvertrag zu kündigen und, sofern notwendig, die erforderlichen Verträge mit dem ört-lichen Netzbetreiber abzuschließen.
Ich ermächtige die NaturStromHandel GmbH hiermit widerruflich, die fälligen Abschlags- und Rech-nungsbeträge von folgendem Konto einzuziehen:
3. Angaben zur Stromversorgung(Die Angaben finden Sie auf Ihrem Stromzähler oder in Ihrer letzten Stromrechnung.)
1. Ihre Lieferanschrift, Abnahmestelle
Oder online wechseln:
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Ausgabe 2/2012
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„Gerade die junge Generation lehnt sich zunehmend gegen den Konsumzwang unserer Gesellschaft auf “
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Gruen 5 I GERECHTIGKEIT
Bayern ist reich. trotzdem ist Armut ein Problem von Fabian Hamák
eine frage der perspektive
Gruen 5 I GERECHTIGKEIT
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Bayern ist ein ausgesprochen reiches Land.
Das lässt sich messen: Der Freistaat ist
reich an Fläche – so groß wie Nordrhein
Westfalen und BadenWürttemberg zu
sammen; reich an Menschen – mit über
12,5 Millionen Einwohnern eineinhalb
mal so bevölkert wie der österreichische
Nachbar; und mit 25 Millionen Touristen
ebenfalls reich an Gästen. Auch an attrak
tiven Städten und Regionen mangelt es
nicht. Der Zukunftsatlas des Forschungs
instituts Prognos sieht allein fünf der sie
ben attraktivsten Landkreise Deutschlands
in Bayern.
offener reichtumSpricht man von Reichtum kommt man
am lieben Geld natürlich nicht vorbei.
Bayern ist so reich, dass es 2011 mehr als
3,6 Milliarden Euro in den Topf des Län
derfinanzausgleichs gezahlt hat, soviel wie
alle anderen Geberländer zusammen. Nir
gendwo in Deutschland haben die Men
schen im Durchschnitt mehr Geld zur
Verfügung (61.600 Euro je Haushalt) und
nirgendwo eine höhere Kaufkraft (21.326
Euro je Einwohner). Bayern ist aber auch
reich an allerlei abstrakten Dingen wie Ge
schichte, Traditionen, Landschaften oder
Natur. In Summe ist der Freistaat so at
traktiv, dass seit 1990 mehr als 670.000
Menschen aus ganz Deutschland hierher
gezogen sind.
Doch Bayern ist auch ein überraschend
armes Land. Das lässt sich ebenfalls mes
sen. 13,5% der Bevölkerung sind laut dem
Sozialbericht der bayerischen Staatsregie
rung von Armut gefährdet, d.h. ihnen
steht weniger als 60% des Durchschnitts
einkommens zur Verfügung. Wenig über
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Gruen 5 I GERECHTIGKEIT
richt der Staatsregierung zeigt dabei ein
deutliches NordostSüdwestGefälle, das
auch die Arbeiterwohlfahrt regelmäßig
feststellt. Während sich südlich der Achse
WürzburgPassau die niedrigsten Werte
für Armutsgefährdung in ganz Deutsch
land finden lassen, zeigt sich der Norden
und (Nord)Osten des Freistaates mit bis
zu doppelt so hohen Armutsquoten.
versteckte armutArmut lässt sich aber nicht nur monetär
messen, sondern spiegelt sich auch im
Mangel an Aufstiegschancen und gesell
schaftlicher Teilhabe wider. Denn oft ge
hen geringe finanzielle Mittel Hand in
Hand mit kultureller und sozialer Ausge
schlossenheit. In Bayern lässt sich das be
sonders am Bildungssystem ablesen. Auch
wenn es in der Spitze erfolgreich sein mag,
leistet es sich mit der Hauptschule einen
eigenen Schulzweig, der Jugendliche in ein
mehr als achtmal so hohes Armutsrisiko
entlässt wie gleichaltrige Gymnasiasten.
Bayern mag an vielem reich sein, an glei
chen Bildungschancen nicht.
In einem reichen Land wie Bayern ist es
nicht offensichtlich, wo Armut zu finden
ist. Doch sie liegt in vielen einzelnen, oft
kleinen Gruppen verborgen und zeigt sich
vor allem in regionalen Unterschieden. Als
Symbol kann hier beispielsweise auch der
Mangel an Breitbandanschlüssen in der
Fläche gelten. Wieder so eine Armut, die
den Zugang und die Teilhabe von Men
schen beschränkt.
Vielleicht ist Bayern aber auch einfach nur
zu arm an Regierungswechseln? Da ließe
sich etwas gegen tun.
rascht dabei, dass junge (unter 18 Jahre)
und ältere Menschen (über 65 Jahre) stär
ker gefährdet sind als Menschen im sog.
erwerbsfähigen Alter. Auch dass Frauen
vor allem im Alter stärker von Armut be
droht sind als Männer, erstaunt (leider)
nicht. Erschreckend sind dagegen die Zah
len für alleinerziehende Eltern: Fast jeder
zweite Haushalt (41,4%) ist hier von Ar
mut bedroht.
Mit all diesen Zahlen steht Bayern im Ver
gleich zu anderen Bundesländern noch
gut da. Und dennoch: Nimmt man Armut
als relative Größe ernst, so zeigt sie ihre
Spuren auch im reichen Bayern. Beson
ders augenscheinlich sind dabei die regio
nalen Unterschiede. Im Verhältnis des
ländlichen Raums zu Verdichtungsräu
men scheint dies wiederum nicht sehr
überraschend, aber auch darüber hinaus
zeigt sich ein geteiltes Land. Der Sozialbe
Armut trifft Kinder, Alte, Alleinerziehende, Frauen – und den Nordosten des Landes
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Wir müssen reden.
Sie und ich. Jetzt. Es
geht um was ganz,
ganz Wichtiges. Es geht
ums Geld. Um unser
Geld. Doch keine Angst –
ich werde Sie nicht mit dem
Ehrensöldner langweilen, nicht mit
bedürftigen, stützenswerten Banken,
Griechenland wird keine Rolle spielen, und die
DMark schon gleich gar nicht.
Wir, also Sie und ich, haben ja zu vielen Dingen ein
seltsames Verhältnis. Zur Natur beispielsweise (Blu
menwiese ja, Mückenstiche nein). Oder zur Musik
(Wagner ja, Böhse Onkelz nein). Oder zu unserem
Körper (hier Haare ja, dort Haare nein). Doch unser
Verhältnis zu Geld ist richtiggehend gestört. Zwar re
den wir unbeschwert und detailverliebt über unsere
Mieten, die Kindergartenkosten, Studiengebühren,
Anschaffungspreise von Autos, Häusern, Zweitpart
nern. Wir referieren über unsere letzten Schnäppchen,
schildern haarklein die Summen, die wir dem Klemp
ner in den Rachen schmeißen mussten, und echauffie
ren uns über eine Vielzahl weiterer Kosten und Posten.
Wir lieben es geradezu, über Geld zu reden. Aber über
unser Gehalt reden wir nicht. Niemals. Wo kämen wir
denn dahin, wenn jeder wüsste, was wir verdienen?
Ja, wohin kämen wir da eigentlich? Wir kämen viel
leicht dahin, nicht mehr dauernd das Gefühl zu haben,
dass wir selbst zu wenig und die anderen viel mehr ha
ben. Wir kämen vielleicht dahin, dem ganzen Geld
dingens etwas weniger Bedeutung und Schwere beizu
messen. Wir kämen vielleicht dahin, unsere wichtigste
Geldquelle selbstbewusster zu betrachten. Denn für
Arbeitgeber ist es natürlich prima, dass es ihnen dank
unserer konsequenten Verschwiegenheit nicht nur
möglich ist, Frauen schlechter zu bezahlen als Männer,
sondern auch identische Arbeit grundsätzlich unter
schiedlich zu entlohnen. Immerhin sind bereits heute
über 40 Prozent aller Jobs an keinen Tarifvertrag mehr
kohlesubventionvon Sascha Knöchel
gebunden – und damit geheime Kommandosache
zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Und wir
müssen uns jetzt nicht groß darüber streiten, welche
der beiden Seiten davon eher profitiert, oder?
Unsere Paranoia spielt auch Banken und sogenannten
Finanzdienstleistern in die Hände. Denn sobald wir
denen dann doch einmal unser Einkommensgeheim
nis verraten haben, passiert etwas gänzlich Sonderba
res: Wir verfallen in eine abenteuerliche Passivität. So
als ob durch das Lüften des Geheimnisses das Geld
nicht mehr das unsere ist. Und dann lassen wir diese
frisch Eingeweihten anstandslos zu ihrem eigenen und
nicht zu unserem Wohle mit unserem Geld zocken
und wollen damit schlicht nichts mehr zu tun haben.
Auch das Finanzamt profitiert von unserer Schock
starre gegenüber Einkommensmitwissern. Denn na
türlich weiß auch unser Finanzbeamter Bescheid.
Steuerbescheid sozusagen, und den akzeptieren wir
schweigend und ohnmächtig. Jeder andere Beamte, ob
bei Polizei, Einwohnermeldeamt oder KfZZulas
sungsstelle, bringt uns in nullkommanix auf die Barri
kaden und löst Gefühlseruptionen in uns aus. Der
Absender unseres Steuerbescheids dagegen wird nie
mals als echte, lebende Person wahrgenommen und
der ganze Vorgang wird umgehend verdrängt.
Vielleicht ist diese Verklemmtheit auch ein Grund, wa
rum uns ein bedingungsloses Grundeinkommen
(BGE) zutiefst verunsichert. Einkommen ist Privat
sache, basta. Gerne darf der Staat das Eigenheim sub
ventionieren, unsere Lebensmittel, die Autos, die wir
kaufen, das Pendlerbenzin, Zeitungen und Hundefut
ter und natürlich auch Hotelübernachtungen. Aber
doch nicht unser Einkommen. Deshalb ein Tipp, liebe
Verfechter des BGE: Nennt das Ding einfach anders.
Ehrensold zum Beispiel.
Der ist schließlich immer bedingungslos.
Gruen 5 I GERECHTIGKEIT
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kohlesubvention
Herausgeber:
Bündnis 90/Die Grünen, Landesverband Bayern,
Theresa Schopper und Dieter Janecek
(Landesvorsitzende), Sendlinger Str.47,
80331 München. Tel: 089/2115970, Fax:24,
email: [email protected],
www.gruenebayern.de
Redaktion:
Alex Burger (verantwortlich), Sascha Knöchel,
Birgit Zipfel, Fabian Hamak, Daniela Wüst
Impressum Grüen – das Magazin von Bündnis 90/Die Grünen in Bayern
Konzept und Gestaltung:
Ruth Botzenhardt Grafikdesign
www.ruthbotzenhardt.de
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Satz:
Factory Two Desktop Publishing OHG
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Druck:
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Anregungen, Kritik und Hinweise
an die Redaktion:
Anzeigen und Förderabos:
Birgit Zipfel, Tel: 089/21159717,
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