Editorial
Prof. Dr. Hans F. Merk, Herausgeber Allergo Journal, Präsident des AeDA
PD Dr. Kirsten Jung, Vizepräsidentin des AeDA
Prof. Dr. Thilo Jakob, Herausgeber Allergo Journal, Vorstandsmitglied DGAKI
Prof. Dr. Harald Renz, Präsident der DGAKI
Prof. Dr. Thomas Werfel, Vizepräsident der DGAKI
Editorial
Grobes Foul an Allergologenbefürchteten negativen Auswirkungen durch Selbst-überweisung nicht nachvollziehbar machen. Da bis-herige Einschränkungsversuche der KBV für das O-III-Labor durch die Berufsverbände aufgehoben werden konnten, hat sich die KBV-Spitze nun zu einer anderen Vorgehensweise entschlossen. In einem Closed-shop-Vorgang wurde am 26.4.2012 überfall-artig durch die KBV-Vertreterversammlung beschlos-sen, 4 € pro Fall pro Quartal an O-III-Laborbudget zuzulassen. Dies ist geschehen, um den sachgerechten Protest der Fachärzteverbände zu umgehen. Anderen Ärzten wird die neue Regelung dadurch schmackhaft gemacht, dass ein Teil des Geldes bei ihnen verbliebe. Die Allergologen werden jedoch um ein Kerngebiet ihres Faches still enteignet, denn ohne Labor wird die Zusatzbezeichnung Allergologie ad absurdum geführt. Das Labor gehört jedoch zum Weiterbil-dungsinhalt der Zusatzbezeichnung. Versorgungs-engpässe werden folgen.
Noch in einem Schreiben vom 17.11.2010 versprach der KBV-Vorstand vollmundig, uns in die Entwicklung der O-III-Laborhonorierung einzubeziehen.
Die Unterzeichner protestieren aufs Schärfste gegen diese intransparente Aktion und fordern einen sach-gerechten Umgang mit dem Allergologielabor, das in den letzten Jahren bereits erheblich beschnitten wurde. Mit der beschlossenen Regelung wird es sterben.
Wir bitten Sie, sich an der Protestresolution des AeDA und an den Protestaktionen in Ihren KVen zu beteiligen (mehr dazu auf S. 264 und auf www.aeda.de).
Schließlich zeigen gerade die Artikel zur moleku-laren Diagnostik der Insektengiftallergie sowie zur Rolle des IgE bei chronischer Rhinosinusitis mit Poly-posis nasi, aber auch die Berichte zum fünften Drug Hypersensitivity Meeting in dieser Ausgabe die viel-fältigen Aspekte und dynamische Entwicklung der allergologischen In-vitro-Diagnostik.
I hre erste Assoziation beim Betrachten des aktu-ellen Titelbildes ist wahrscheinlich die Fußball-Europa-Meisterschaft in der Ukraine, doch keine
Aufregung: Die Lage der Allergologie ist noch nicht ganz so weit, dass wir zur Erhaltung der ökono-mischen Basis vom Thema Allergie zum Thema Fuß-ball gewechselt haben. Das rasterelektronenmikro-skopische Bild des Pollenkorns der Verek-Akazie (Acacia senegal) stellt aber möglicherweise eine Brü-cke dar zwischen dem schwierigen politischen Umfeld der Fußball-EM in der Ukraine und der Versorgung allergischer Patienten in Deutschland.
Vielfach wurde im Allergo Journal, aber auch an vielen anderen Stellen, auf die unzureichende Ver-sorgung von Patienten mit Allergien hingewiesen – z. B. durch Erklärungen der allergologischen Fachge-sellschaften, die die Unterzeichner dieses Editorials repräsentieren. Ein Indiz dafür ist das Missverhältnis zwischen dem Bevölkerungsanteil mit allergischen Erkrankungen (potenzielle Wähler!) und dem Volu-men symptomatischer allergischer Therapien sowie der Anzahl durchgeführter spezifischer Hyposensi-bilisierungen. Diese Entwicklung setzt sich in einem gesundheitsökonomischen Umfeld fort, das viele Kollegen dazu zwingt, von der Erbringung allergo-logischer Leistungen zu alternativen Leistungsspek-tren ihres jeweiligen Fachgebietes zu wechseln.
Neuestes Beispiel ist die Erbringung von O-III-Laboruntersuchungen durch Allergologen. Sinnvoller Weise kann der Allergologe in seiner Diagnostik selbst In-vitro-Untersuchungen durchführen, sodass er auf die Allergenauswahl und den Vergleich mit dem Hauttest zur Beurteilung erhobener Befunde achten kann. Dieser erhebliche Qualitätsvorsprung für den Patienten erfordert eine sehr komplexe, von Anamnese und Hauttest abhängige Indikationsstel-lung, die die von der KV und den Krankenkassen
Allergo J 2012; 21 (4) 229