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Graduiertenfest und Ingenieurpreis 2014

Date post: 05-Apr-2016
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An der RWTH Aachen fand in diesem Jahr erstmals ein Graduiertenfest statt, in diesem Rahmen wurde auch der Aachener Ingenieurpreis vergeben.
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Aachener Ingenieurpreis und Graduiertenfest 2014
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Aachener Ingenieurpreis und Graduiertenfest 2014

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Inhalt

Grußwort zum Aachener Ingenieurpreis 2014 ............ 4

Aachener Ingenieurpreis 2014 ................................... 6

Fakten zum Ingenieurpreis .................................... 6

Kurzvita des Preisträgers ...................................... 8

Laudatio ............................................................. 10

Graduiertenfest 2014 der RWTH Aachen University ... 18

Fakten zum Graduiertenfest ................................ 18

Keynote Speech des Ingenieurpreisträgers ......... 20

Sponsoren ............................................................... 30

Impressum .............................................................. 31

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Grußwort zum Aachener Ingenieurpreis 2014

Mit dem Aachener Ingenieurpreis haben sich Stadt Aachen und RWTH Aachen University gemeinsam auf die Fahne geschrieben, jährlich einen Menschen auszuzeichnen, der besondere ingenieurwissenschaftliche Impulse für Tech-nik, Wirtschaft und Gesellschaft gesetzt hat. Warum einen Ingenieurpreis? Weil Ingenieure die Welt bewegen! Sie erweitern dank zahlreicher Erfindungen und Entwicklungen nahezu täglich unsere Handlungsspielräume im Privaten wie in der Wirtschaft, schaffen somit Wohlbefinden und Wohlstand und sichern nicht zuletzt den Standort Deutschland als gefragten Ort von Innovationen.

Diese Leistung für die Gesellschaft, so glauben wir, kann gar nicht genug ge-würdigt werden. Daher wollen wir die Verdienste einzelner herausragender Persönlichkeiten auf dem Gebiet der Ingenieurwissenschaften stärker ins Licht der Öffentlichkeit rücken. Im Unterschied zu anderen Technik-, Innovations- oder Ingenieurpreisen zeichnen sich die Preisträgerinnen und Preisträger des Aache-ner Ingenieurpreises dabei nicht nur durch ihre technische Leistung aus, sondern auch durch ihre persönliche Vorbildfunktion für die jüngere Generation. Ihr Wirken soll den heutigen Studierenden sowie Berufsanfängerinnen und Berufsanfängern Inspiration sein, wie man durch Kompetenz und Gestaltungswillen erfolgreich Einfluss auf die gesellschaftliche Entwicklung nehmen kann.

Daher ist der Preisträger beziehungsweise die Preisträgerin jeden Jahres auch fester Bestandteil des großen Graduiertenfestes der RWTH Aachen – mit circa 5.000 Personen dem vermutlich größten Abschluss-Event einer deutschen Uni-versität. Warum Aachen? Weil hier das Herz der Ingenieurwissenschaften schlägt!

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Marcel Philipp, Oberbürgermeister der Stadt Aachen, und Professor Ernst Schmachtenberg, Rektor der RWTH Aachen University

Die RWTH und die zahlreichen in der Region angesiedelten außeruniversitären Forschungseinrichtungen machen Aachen zur internationalen Top-Adresse für die Ingenieurwissenschaften, insbesondere in puncto Ausbildung. Dies in Kom-bination mit der hiesigen Erfahrung und Kultur der Vergabe international höchst anerkannter Preise macht unsere Stadt zum prädestinierten Ort für die Vergabe eines Preises für die Menschen, denen wir alle so viel verdanken … den Ingenieu-rinnen und Ingenieuren!

Wir freuen uns, wenn wir ein möglichst breites Publikum mit dem Aachener Ingenieurpreis für die faszinierende Welt der Ingenieurwissenschaften begeistern können!

Herzliche Grüße

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Ernst Schmachtenberg Rektor der RWTH Aachen University

Marcel Philipp Oberbürgermeister der Stadt Aachen

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Aachener Ingenieurpreis 2014Preisträger 2014Professor Berthold Leibinger, Gesellschafter der TRUMPF GmbH + Co. KG in Ditzingen

Fakten zum Ingenieurpreis

Der Aachener Ingenieurpreis ist eine gemeinsame, jährlich geplante Auszeich-nung der RWTH Aachen University und der Stadt Aachen, die den Standort Aa-chen als internationale Top-Adresse für die Ingenieursausbildung stärker ins Licht der Öffentlichkeit rücken soll. Im Fokus des Aachener Ingenieurpreises soll dabei in jedem Jahr eine Persönlichkeit stehen, die mit ihrem Lebenswerk einen ganz maßgeblichen Beitrag zur positiven Wahrnehmung und Weiterentwicklung des Ingenieurwesens geleistet hat. Die auszuzeichnende Person soll einen „Fußab-druck“ auf technischem Gebiet hinterlassen haben, indem sie besondere Impulse oder Leistungen in Technik, Wirtschaft und Gesellschaft für die Ingenieurwissen-schaften gesetzt beziehungsweise erbracht hat.

Gleichwertiges Auswahlkriterium neben der technischen Leistung ist die persön-liche Vorbildfunktion der Preisträgerin oder des Preisträgers für die junge Gene-ration, insbesondere für Studierende. Denn die Verleihung des Aachener Ingeni-eurpreises erfolgt in Kombination mit dem großen Graduiertenfest der RWTH, zu dem etwa 5.000 Menschen erwartet werden. Der Preisträgerin oder dem Preis-träger kommt jeweils die Ehre zu, in der Keynote Speech dieser Veranstaltung den Absolventinnen und Absolventen das eigene Lebenswerk nahe zu bringen.

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Die Auswahl der Preisträgerin oder des Preisträgers erfolgt durch einen zehnköp-figen Beirat: · Prof. Dr. Achim Bachem, Vorstandsvorsitzender des Forschungszentrums

Jülich · Prof. Dr. Sabina Jeschke, Lehrstuhl für Informationsmanagement im Maschinen-

bau, RWTH Aachen; Leiterin des Zentrums für Lern- und Wissensmanagement · Kathrin Menges, Mitglied des Vorstands, Henkel AG & Co. KGaA · Stefanie Peters, Geschäftsführende Gesellschafterin, NEUMAN & ESSER · Marcel Philipp, Oberbürgermeister der Stadt Aachen · Reiner Priggen, Fraktionsvorsitzender der Grünen Landtagsfraktion NRW · Svenja Schulze, Ministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung NRW · Prof. Dr. Udo Ungeheuer, Präsident des VDI Verein Deutscher Ingenieure · Frank Schirrmacher, Herausgeber der FAZ (verstorben am 12. Juni 2014) · Prof. Dr. Ernst Schmachtenberg, Rektor der RWTH Aachen

Im April 2014 wurde der neue Aachener Ingenieurpreis mit einer Auftaktveran-staltung angekündigt, der erste Preisträger der Öffentlichkeit im Sommer 2014 bekannt gegeben. Die eigentliche Verleihung des Preises erfolgte am 5. Septem-ber 2014 im Rahmen einer festlichen Abendveranstaltung. Am 6. September 2014 fand tagsüber das erste Graduiertenfest der RWTH mit der Keynote Speech des Preisträgers statt.

Sponsor des Aachener Ingenieurpreises ist die Sparkasse Aachen, Preisstifter ist der VDI.

www.aachener-ingenieurpreis.de

Hier kann ein Mustertitel stehen | 7 Aachener Ingenieurpreis und Graduiertenfest 2014 | 7

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Kurzvita des PreisträgersProfessor Dr. techn. Dr.-Ing. E. h. Berthold Leibinger

Geboren am 26. November 1930 in Stuttgart als Sohn eines Kunsthändlers für ostasiatische Antiquitäten.

Mechanikerlehre bei TRUMPF & Co.Studium des Maschinenbaus an der TH StuttgartPromotion an der TU Wien

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Beruflicher Werdegang

1958 - 1960 Entwicklungsingenieur bei Cincinnati Milling Machines, Cincinnati, USA

1961 - 1965 Leiter der Konstruktionsabteilung der TRUMPF GmbH + Co. KG

1966 - 1978 Technischer Geschäftsführer und Gesellschafter der TRUMPF GmbH + Co. KG

1978 - November 2005 Vorsitzender der Geschäftsführung und Gesellschafter der TRUMPF GmbH + Co. KG

November 2005 - Dezember 2012

Vorsitzender der Aufsichtsgremien der TRUMPF GmbH + Co. KG

Gremien Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats der BASF SE

Vorsitzender des Universitätsrats der Universität Stutt-gart (2003-2009)

Verbandspolitisches Engagement

1985 - 1990 Präsident der IHK Region Stuttgart.

1990 - 1992 Präsident des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V. (VDMA).

1994 - 2001 Vorsitzender des Innovationsbeirats der Landesregie-rung von Baden-Württemberg.

2002 - 2005 Vorsitzender des Innovationsforums der Landesregie-rung von Baden-Württemberg.

1990 - 2008 Stellvertretender Vorsitzender des VDW (Verein Deut-scher Werkzeugmaschinenfabriken e. V.)

2008 - 2011 Mitglied des Senatsausschusses der Deutschen Aka-demie der Technikwissenschaften acatech

Ehrenmitglied des Hauptvorstands des VDMA

Kultureller Bereich

Vorstandsvorsitzender der Internationalen Bachaka-demie und Vorsitzender des Freundeskreises des Deutschen Literaturarchivs Marbach e. V.

1992 Gründung der Berthold Leibinger Stiftung:Gemeinnützige Stiftung, die ihre Erträge kulturel-len, wissenschaftlichen, kirchlichen und mildtätigen Zwecken widmet. Sie schreibt seit dem Jahr 2000 den Berthold Leibinger Innovationspreis und seit 2006 den Berthold Leibinger Zukunftspreis für angewandte Lasertechnologie aus.

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„Ich bin Ingenieur, Herr Doktor“, antwortete Hans Castorp mit bescheidener Würde. „Ah, Ingenieur!“ Und Dr. Krokowskis Lächeln zog sich gleichsam zurück, büßte an Kraft und Herzlichkeit für den Augenblick etwas ein. „Das ist wacker.“

„Sehr geehrte Damen und Herren, lieber Herr Leibinger, Sie selbst verwenden das Zitat gerne und einige haben es an den Namen erraten. Hier widerfährt dem Helden in Thomas Manns Zauberberg das, was vielen von uns Ingenieuren re-gelmäßig widerfährt: Eine vorsichtig gesagt recht skeptische, irgendwie doch an-erkennende und respektvolle, aber sehr zurückhaltende Position von „normalen“ Vertretern der Gesellschaft gegenüber unserer Zunft. Ingenieure sind „anders“. Gleichzeitig sind sie aber anerkanntermaßen eine tragende Säule unserer Ge-sellschaft, so jedenfalls die volle Überzeugung unseres Preisträgers, dazu noch unterbezahlt, denn sie seien viel zu bescheiden, „zu verliebt in Ihre Technik“ und verkauften sich daher zu billig, sagt er. Entstehender Nutzen müsse angemessen bezahlt werden.

Das lateinische Wort „ingenium“ heißt „sinnreiche Erfindung“ oder „Scharfsinn“ und der daraus abgeleitete Begriff „Ingenieur“ ist die Berufs- und Standesbe-zeichnung für wissenschaftlich ausgebildete Fachleute auf technischem Gebiet. Wissenschaftlich steht dabei nicht für naturwissenschaftlichen Tiefgang, für

LaudatioUniv.-Prof. Dr. rer. nat. Reinhart Poprawe M. A., RWTH Aachen University

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viele Formeln und Physik! Wissenschaft steht für Systematik, für ein strate-gisches Vorgehen wohlstrukturierter Ordnung und Einordnung von Erkenntnis. Diese geordnete Kenntnis kombiniert der Ingenieur dann mit – Technik – nicht mit Technologie wohl gemerkt, denn die Technik hat nur bedingt mit dem Lo-gos, dem Wort zu tun. Es geht vielmehr um die Technik im Sinne der Technik eines Künstlers, eines Sportlers, also um eine teilweise auch sehr individuelle Methodik, Außergewöhnliches zu bewerkstelligen und vor allem um Eines: Um Umsetzung, um Funktionieren.

(Eine kleine Klammer sei hier erlaubt: Das ist auch der Grund, warum unser Fraunhofer-Institut nicht eines für Lasertechnologie, sondern das für Lasertech-nik ist …)

Die Natur des Ingenieurs ist nutzenorientiert – für die Gendervertreter unter uns natürlich auch die der Ingenieurin, aber wir haben heute einen männlichen Preis-träger, daher sei mir auch im Folgenden die maskuline Form gestattet.

Was macht einen guten Ingenieur aus? Er muss fleißig sein, neugierig, Ehrfurcht haben vor der Natur und von Tatendrang beseelt. Er muss Tun wollen! So sagt unser Preisträger: „Irgendwann wurde mir klar, dass der Mensch auf der Welt ist,

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Ein guter Ingenieur muss fleißig sein, neugierig, Ehr-furcht haben vor der Natur und von Tatendrang be-seelt. Er muss Tun wollen!

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um etwas zu tun.“ Er ist beseelt von Tatendrang. Da ist er in guter Gesellschaft, schon Sokrates war philosophisch grundüberzeugt „Tun ist Sein“. Die Motivation des „Was?“ ergibt sich für den Ingenieur ganz einfach: aus der Nutzenorien-tierung. Daher hat der Ingenieur auch keine Probleme mit Verantwortung oder Ethik, denn er hat Vertrauen in den Nutzen seines Tuns, er hat Vertrauen, dass der Anspruch an die Qualität seiner Arbeit gerechtfertigt ist, denn er wird sein Ziel nur erreichen, wenn seine Arbeit nachhaltig auf Pfeilern seiner Aufrichtigkeit gegenüber erkannter Realität und seiner Bekenntnis zur Wirklichkeit steht. Das ist ein schwieriges Unterfangen mit der Wirklichkeit und unser Preisträger drückt Bedeutung und Antizipation des Ingenieurs gerne mit seinem Lieblingsschrift-steller Friedrich Schiller – übrigens auch ein Schwabe – aus: „Den Ingenieuren geht es wie dem Fürsten Wallenstein: <Von der Parteien Gunst und Hass verwirrt, schwankt sein Charakterbild in der Geschichte>.“

Heute sind wir ja bereits bei der vierten industriellen Revolution angekommen, ich möchte einmal an die Anfänge erinnern: Die Erste, The „european miracle“ ging Hand in Hand mit einer philosophischen Neuorientierung. Die pragmatisch vernunftorientierte Bekenntnis zum naturwissenschaftlichen Fundament der Exis-tenz schaffte die ethische Grundlage des Ingenieurs, das „gut machen wollen“. Ich zitiere einen hoch geschätzten Literaten, Immanuel Kant: „Es überall nichts in der Welt, ja überhaupt, auch außerhalb derselben zu denken möglich, was ohne Einschränkung für gut befunden werden könnte, als allein ein guter Wille.“

Das sind tiefgreifende Worte, vielleicht zu tiefgreifend für eine Preis-Laudatio, aber nicht bei einem solchen Preisträger und nicht bei einem solchen Preis. Ich denke, die Phase der Aufklärung Mitte des 18. Jahrhunderts war die Geburtsstunde des modernen Ingenieurs. Die geistige Verfasstheit, den sprühend unfassbaren Genius des Menschen – sofern vorhanden – mit einem hohen Maß an Disziplin konsequent in naturwissenschaftliche Orientierung und zu rationaler Vernunft zu entwickeln, das machte aus „Entdeckungen und Findungen“ die „Erfindung“. Während wir heute als Folge der unglaublichen technisch-wissenschaftlichen Entwicklungen der letzten 150 Jahre vor der Vernetzung des Internets mit der

Technische Exzellenz steht nicht im Widerspruch zu den Errungenschaften von Philosophie, Kultur, Litera-tur, Sprache, Musik, der bildhaften und darstellenden Kunst.

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Produktion von morgen, also „Industrie 4.0“ stehen, muss man auf der philoso-phisch kulturellen Ebene leider feststellen, dass wir hier vielleicht gerade einmal bei „Kultur 2.0“ angekommen sind. Aber unserem Preisträger kann ich heute besten Gewissens und voller Überzeugung hiermit das Prädikat „Ingenieur 4.0“ verleihen. Denn er hat die Integration geschafft: Technische Exzellenz steht nicht im Widerspruch zu den Errungenschaften von Philosophie, Kultur, Literatur, Spra-che, Musik, der bildhaften und darstellenden Kunst. Wenn man genau hinsieht, sind sie komplementär, bedingen sie sich beinahe. So sagt Herr Leibinger, wenn er Musik hört, kann er sie uneingeschränkt genießen – und dennoch dabei nach-denken! Und die Begründung ist nicht weniger überraschend als der Tatbestand selbst: „Musik entfernt mich von der Ablenkung“, sagt er.

Die Aufklärung kam aus Europa. Die Musik aus Europa mag von Komponist zu Komponist unterschiedlich sein, im globalen Vergleich jedoch sind die Basisele-mente wie Harmonie, Takt, Rhythmus von unvergleichlicher systematischer Kon-sequenz und Durchgängigkeit in Aufbau und Struktur. Vielleicht sagt deshalb Herr Leibinger als bekennender Japanverehrer, dass die Welt in Kunst, Darstellung oder Architektur überall großartiges hervorbringt, aber die europäische Musik (für ihn) unerreicht und unter diesen europäischen Komponisten Johann Sebastian Bach „ohne Vergleich“ ist. (Jetzt mache ich noch eine Klammer auf: Ich habe ein Buch für Sie: „Bach und ich“ übergeben)

Kunst und Musik einerseits und Naturwissenschaft und Technik andererseits wer-den in unserer gesellschaftlichen Sicht als unterschiedliche Bereiche gesehen. Sie merken schon: Ich bin auf dem Weg den Versuch zu machen, diese Welten als eine zu sehen und mit Humboldt Kritik an der Monotonie der Disziplinen zu üben und den Schritt in das holografische Weltbild zu gehen. Georg Friedrich Wilhelm Hegel – übrigens auch ein Schwabe – hat uns die Dialektik geschenkt, den Pro-zess, aus Dilemmata und Widersprüchen Synthesen zu erkennen. Eine Synthese ist nie entweder die These oder die Antithese, sie ist die kohärente Vereinigung zweier sozusagen orthogonaler Sichten, die kombiniert eine neue Metaebene de-finieren, so wie zwei Achsen auf einem Blatt Papier kombiniert eine neue Dimen-sion, eine Fläche aufspannen. Und diese neue Dimension aus Kunst und Technik könnte man als die neue Metaebene der Kultur einer Gesellschaft bezeichnen.

Ich bin auf dem Weg den Versuch zu machen, diese Welten als eine zu sehen ...

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Unser Preisträger ist leibhaftiges Vorbild für diese Kultur. Es geht ihm nicht nur um den Nutzen, es geht ihm nicht nur um die Kunst, nicht nur um die Menschen, es geht ihm um das Wunder der gesamten Welt und er nimmt die Komplexität dieser Gesamtheit an, er scheut nicht Zeit und Aufwand, den Dingen bis ins Detail nach-zugehen. Als ich ihn zum ersten Mal in meiner heutigen Funktion sprach, das war 1996 bei einer Projektbesprechung zu „20 Kilowatt-CO2-Laser“, sagte er nach Vorstellung der Tagesordnung: „… könnten wir vielleicht zuerst ins Labor gehen?“ Und nachdem wir länger als geplant viele, viele Details geklärt hatten, wollte er nicht zu Mittag essen, bat um zwei belegte Brötchen, die er ja auf dem Heimweg zur Stärkung zu sich nehmen könne. So ist er. Asketisch, fokussiert, unprätentiös – eben ein echter Ingenieur.

Ich erspare uns allen die Verlesung der Vita unseres Preisträgers, aber es sei festgehalten, dass er aus einem Elternhaus mit einer Kunsthandlung für Ostasiatika kommt (ich habe das Bild als kleiner Junge im Kimono in guter Erinnerung). Er absolvierte dann ein Ingenieursstudium in Stuttgart und ging

... es geht ihm um das Wunder der gesamten Welt und er nimmt die Komplexität dieser Gesamtheit an, er scheut nicht Zeit und Aufwand, den Dingen bis ins Detail nachzugehen.

So ist er. Asketisch, fokussiert, unprätentiös – eben ein echter Ingenieur.

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zu Trumpf, schnell danach dann in die USA, gleich zu den großen: Cincinnati Milling Machines. Dann wieder zurück – zu Trumpf. Ende der 60er Jahre über-nahm er erste Anteile der Gesellschaft und baute sie aus. Trumpf war durch die unermüdlichen Innovationen im Bereich der mechanischen Blechtrennung von Herrn Leibiger schon zu einer Vorzeigefirma aufgestiegen, als die „Könige des Nibbelns“ den Laser sahen. Das war Risiko und Chance zugleich, denn wenn ein anderer es schaffte, Schnitte im Metall so wie im Labor demonstriert ernsthaft in einen industriellen Prozess zu entwickeln, hätte das dem Geschäft mächtig geschadet. Umgekehrt wäre es als Produkt von Trumpf ein gewaltiger Schritt. Und so kaufte er nach einer Reise durch die USA 1979 amerikanische Laser. Hier muss ich die klassische Anekdote seiner Kurzbeschreibung dieser Reise einflechten: „Wir suchten nach geeigneten Lasern von der Ostküste bis zur Westküste – das Wetter wurde besser, die Laser nicht.“ Dennoch baute er das besterscheinende US-Produkt in Trumpfmaschinen ein, der Markt zog, es funktionierte. Nur die Qualität der Strahlquellen war nicht „Trumpf-like“.

Also entwickelte er Eigene. So lernten wir den Schwaben dann in den 80ern in Darmstadt kennen, dort arbeitete in dieser Zeit die Keimzelle des heutigen ILT in Aachen. Ich werde nie vergessen, wie wir zwischen den Jahren im dann unge-heizten Institut für Angewandte Physik der Technischen Hochschule mit dem

„Wir suchten nach geeigneten Lasern von der Ostküste bis zur Westküste – das Wetter wurde besser, die Laser nicht.“

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damaligen Entwicklungsleiter, Hans Klingel, in Mänteln um die Tische saßen und Konstruktionszeichnungen diskutierten. Die Gruppe hatte damals neben wenigen anderen in der Welt längsgeströmte CO2-Hochleitungslaser demonstriert und leistungsskaliert. Einer der wesentlichen Entwickler dieser Technik ist heute auch unter uns, Herr Professor Peter Loosen. Trumpf hat dieses Konzept in höchst pro-fessioneller und autarker Weise in die noch heute so strukturierte Produktfamilie umgesetzt. So wurden die US-Laser schnell aus dem Programm gestrichen und eine neue, bis heute andauernde Erfolgsgeschichte begann.

Lassen Sie mich zum Ausgangspunkt zurückkehren und noch einmal zum Begriff des Ingenieurs kommen. Er kam – wie auch die noch heute gebräuchliche Aus-sprache nahelegt – aus Frankreich Ende des 19. Jahrhunderts nach Deutschland. Bis dahin hießen die Montanen und Maschinenbauer in Deutschland „Kunst-meister“. Da ich ja nun selber kein richtiger Ingenieur, sondern eher ein mutierter Physiker bin, darf ich vielleicht ohne Anmaßung und voller Überzeugung mit ei-nem gehörigen Maß an Bewunderung für den Stand des Ingenieurs sagen: Beim Preisträger des Aachener Ingenieurspreises 2014 dürfen wir ruhig wieder die alte Bezeichnung anwenden – denn er ist ein „Kunstmeister“.

Zum Schluss noch etwas ganz Persönliches. Vor etwa sechs Wochen, als ich mich mit dieser Rede begann zu beschäftigen, hatte ich einen Traum. Er zeigt, dass unser Preisträger tief in meinem Unterbewusstsein verankert ist und er zeigt meine persönliche Sicht seiner Zukunftsfähigkeit.

Der Tag war „heute“ und ich traf Herrn Leibinger in einem Raum im ILT. Er sah mich, kam mit seinem typisch freundlichen Blick auf mich zu, aber er erkannte ganz offensichtlich nur mein Gesicht, wusste mich nicht so recht zuzuordnen. Er sprach warmherzig aber vor allem aufrichtig: „Seien Sie mir bitte nicht böse, wir kennen uns, aber wer sind Sie?“ Wichtiger als seine Aufrichtigkeit war seine Erscheinung: mir offenbarte sich eine nahezu unverschämt gesunde, sonnen-gebräunte Gesichtsfarbe, ein Gesicht, dass ein wenig runder und gepolsterter erschien als in Wirklichkeit, aber unverkennbar „er“, klar auszumachen durch die unverwechselbare Original-Brille. Das Eindrucksvollste aber waren seine Haare: gleichverteilt über den Kopf staksten in alle Richtungen circa 20 schwarze Ras-

Der Tag war „heute“ und ich traf Herrn Leibinger in einem Raum im ILT.

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terlockenzöpfe! Sie waren 15 cm lang, also absolut salonfähig, dem Alter zuzu-schreiben etwas Licht in der Anordnung und kreuz und quer in der Orientierung.

Ich bin kein Traumdeuter, aber der Ausdruck dieser äußeren Attribute ist für mich klar. Das Symbol dieser Haare steht für viele, starke und wohl strukturierte in ganz unterschiedliche Richtungen orientierte Gedanken. Sie alle sind vereint und ent-springen Ihrem rege aktiven Kopf und sollen durch Ihre Präsenz für alle sichtbar werden.

Lieber Herr Leibinger, wir wünschen Ihnen von Herzen diese Gesichtsfarbe, diese Gesundheit und die Gedankenvielfalt der zitierten Rasterlocken.

Meine Damen und Herren, stehen Sie bitte auf und beglückwünschen und feiern Sie mit mir den Träger des Aachener Ingenieurpreises 2014: Berthold Leibinger.“

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Graduiertenfest 2014 der RWTH Aachen University

Fakten zum Graduiertenfest

An der RWTH Aachen University schließen jährlich zwischen 5.000 und 6.000 Studierende ihr Studium oder ihre Promotion ab. Sie sollen am Ende ihrer Studi-en- oder Promotionszeit gemeinsam mit ihren Partnerinnen, Partnern und Famili-en gebührend gefeiert werden, bevor sie die RWTH verlassen und ihre berufliche Karriere starten.

Deshalb fand am 6. September 2014 erstmals das neue Graduiertenfest im Dressurstadion des Aachen-Laurensberger Rennvereins statt – eine gemeinsame Feier für alle Absolventinnen, Absolventen und Promovenden der neun Fakultä-ten, die sich durch die Atmosphäre einer amerikanischen „Graduation Ceremo-ny“ nachhaltig in die Erinnerung einprägen wird: Open-Air-Stadion, „Pomp and Circumstances“, festlicher Einmarsch Hunderter junger Menschen in das Stadion, Tausende Familienangehörige auf den Rängen, eine Keynote Speech des ersten Preisträgers des Aachener Ingenieurpreises bis zum klassischen „Hüte-Wer-fen“. Begleitet wurde der offizielle Veranstaltungsteil durch ein vielfältiges, buntes Rahmenprogramm auf der Bühne und dem umliegenden Veranstaltungsgelände. Finanziert wurde das Fest allein durch Sponsorenbeiträge.

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Zum Graduiertenfest 2014 waren die Absolventinnen und Absolventen des Sommersemesters 2013 und des Wintersemesters 2013/14 aller Abschlüs-se einschließlich Promotion und aller Fakultäten der RWTH Aachen University inklusive ihrer Angehörigen eingeladen. Darüber hinaus wurde auch die Jubilä-umsfeier für die Silbernen und Goldenen Doktorjubilare des Jahres 2014 in das Graduiertenfest integriert. Und selbstverständlich war die Professorenschaft und weitere hochrangigen Vertreterinnen und Vertreter der Hochschule sowie zahlrei-che Personen aus Wirtschaft, Politik und Presse zu dem Event eingeladen. Auch NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze war gekommen.

www.rwth-aachen.de/graduiertenfest

Hier kann ein Mustertitel stehen | 19 Aachener Ingenieurpreis und Graduiertenfest 2014 | 19

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Keynote Speech des IngenieurpreisträgersProfessor Berthold Leibinger, Gesellschafter der TRUMPF GmbH + Co. KG in Ditzingen

„Sehr geehrte Frau Ministerin, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, Magnifizenz, meine Damen und Herren Professoren, meine Damen und Herren, vor allem aber liebe Absolventen und Doktoranden der RWTH, es ist schon eine ungewöhnliche Sache, vor so vielen jungen Menschen, die einen wichtigen Lebensabschnitt hinter sich haben, zu sprechen. Ich bin berührt.

Natürlich denke ich zurück: Vor 57 Jahren habe ich mein Diplomzeugnis im Sekretariat von Professor Quack von einer mittelmäßig freundlichen Sekretärin in Empfang genommen. Maschinenbau hatte ich studiert an der Technischen Hoch-schule Stuttgart. Diplom-Ingenieur war ich nun, und das Leben lag vor mir.

So geht es Ihnen heute, den Doktoranden und Diplomanden und Masters of Science and Engineering und rerum naturalium und medicinae oder was Sie sonst noch für Titel errungen haben. Ich gratuliere Ihnen allen herzlich!

Sie durften an der RWTH in Aachen studieren, der wohl angesehensten Technischen Universität in Deutschland.

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Sie sind privilegierte Menschen. Sie durften studieren – das ist schon ein Privileg, und Sie haben das Studienziel auch erreicht. Das ist eine Leistung. Sie durften an der RWTH in Aachen studieren, der wohl angesehensten Technischen Universität in Deutschland. Nicht nur nach Meinung der Aachener Absolventen ist sie das. Auch das ist ein zusätzliches Privileg.

Sie sind erfüllt mit Wissen und voller Tatendrang, das Wissen anzuwenden. Man hat Ihnen beigebracht, methodisch und strukturiert zu denken. Und vor allem ha-ben Sie gelernt, sich Wissen anzueignen. Auch solches, das Sie heute noch nicht haben. Dieses zu können, ist wohl die wichtigste „akademische“ Fähigkeit. Sie werden sie ein Leben lang brauchen. Denn die Neugier – das Wissen wollen – ist der Stoff, aus dem die Träume sich formen, die Sie in Ihrem Berufsleben realisie-ren wollen.

Sie hatten den Vorzug, an einer deutschen Universität studieren zu können. For-schung und Lehre sind verknüpft. Der Humboldt’sche Gedanke lebt. Dies sorgt nicht nur dafür, dass Sie jeweils neuesten Forschungsergebnissen begegnet sind (oder hätten begegnen können), sondern dass Ihnen auch bewusst wurde, dass sich die Grenze der Erkenntnis ständig verschiebt.

Je nach Ihrem erreichten Abschluss haben Sie selbst aktiv geforscht und an der geistigen Grenzverschiebung mitgewirkt. Wissensermittlung und Wissensver-

Forschung und Lehre sind verknüpft. Der Humboldt’sche Gedanke lebt.

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mittlung haben Sie methodisch erlernt. Problemlösungskompetenz haben Sie gewonnen. Sie gehen wohl gerüstet ins Berufsleben. Sie haben einen großen Besitz – nutzen Sie ihn gut.

Ich hoffe, dass viele von Ihnen planen, in die Wirtschaft zu gehen oder sogar schon dort begonnen haben. Wir freuen uns auf Sie. Wir brauchen Sie, Ihr Wis-sen, Ihren Einsatzwillen und Ihre Kreativität. Das sind die üblichen Erwartungen. Dazu kommt aber die Unvoreingenommenheit des Denkens, die neue Art, mit Wissen umzugehen, die man Ihrer Generation zubilligt.

Wir suchen keine smarten Jungmanager – geeignet für Einsätze heute hier, morgen dort. Wir suchen Menschen mit Idealen und Zielen und Haltung. In einem Satz: Auf die Persönlichkeit kommt es an.

Die Anmerkungen, die ich beim heutigen Anlass mache, die Erfahrungen, auf die ich mich beziehe, gründen auf ein Berufsleben als Ingenieur. Ich war auch immer in einem Sektor – nämlich im Werkzeugmaschinenbau – tätig. 50 Jahre davon im gleichen Unternehmen. 30 Jahre lang habe ich es alleinverantwortlich geführt.

Die Werkzeugmaschinenbranche ist der Größe nach kein bedeutender Industrie-zweig. 71.000 Menschen sind in Deutschland mit der Entwicklung, der Fertigung und dem Vertrieb von Werkzeugmaschinen beschäftigt. In mehr als 300 Unter-

Wir suchen Menschen mit Idealen und Zielen und Haltung.

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nehmen. Es gibt keinen Großkonzern dort, aber viele kleine Firmen, die Weltbe-deutung haben. Alle stehen in einem weltweiten harten Wettbewerb. Alle leben von der Innovation. An unserem teuren deutschen Standort ist dies zwingend notwendig.

Bitte sehen Sie mir nach, wenn meine Äußerungen durch die Maschinenbauer-sicht geprägt sind. Ich weiß natürlich, dass das Graduiertenfest neben Ingenieu-ren heute vielen Fakultäten gilt: Naturwissenschaftler und auch Architekten, Wirt-schaftswissenschaftler und Philosophen, auch Mediziner studieren in Aachen.

Aber die Ingenieurwissenschaften bilden den Schwerpunkt. Ich finde dies auch richtig so. Auch nach mehr als 60 Jahren bin ich von meiner Berufswahl immer noch überzeugt und von der Arbeit des Ingenieurs begeistert.

Manches, was ich Ihnen sage, mag Ihnen deshalb vielleicht zu einseitig oder zu eng vorkommen. Aber Etliches – so hoffe ich – ist in andere Bereiche übertragbar. Deshalb sage ich: Bleiben Sie neugierig. Deshalb betone ich die notwendige – im wahren Sinne des Wortes – notwendige Innovation.

Deshalb sage ich: Bleiben Sie neugierig. Deshalb be-tone ich die notwendige – im wahren Sinne des Wor-tes – notwendige Innovation.

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Wie wollen wir in Deutschland unseren Vorsprung an Wohlstand, definiert nicht nur durch Einkommen und Vermögen, sondern auch durch soziale Sicherheit, medizinische Versorgung, Zugang zu Bildungseinrichtungen (Sie haben davon profitiert) begründen, wenn nicht durch intellektuelle Leistungen?

Wenden Sie Ihr Wissen mit Mut an! Sie werden auf Widerstand stoßen. Wider-stand von den Altvorderen. Ich gehöre dazu und weiß, wovon ich rede. Fast alles ist vermeintlich schon einmal gedacht oder erfunden worden. Die Innovation, derer wir so dringend bedürfen, verlangt Zielstrebigkeit und Durchsetzungsver-mögen. Und halten Sie Verbindung zur Wissenschaft. Am nächsten liegt Ihnen Ihre Alma Mater, die RWTH.

Alle wesentlichen Entwicklungen, die mir in meinem langen Berufsleben gelun-gen sind, oder die unter meiner Regie entstanden, beruhten auf der Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse, und zwar solcher, die es in meiner Studienzeit noch nicht gab.

Noch etwas ist mir wichtig: Es gab in den Anfangsjahren meines beruflichen Tuns nach dem Zweiten Weltkrieg keine Skepsis gegenüber Wirtschaft und Wachstum und Veränderung durch Technik. Die Ingenieure und Naturwissenschaftler, die Architekten und Betriebswirte, die die Welt verändern, konnten dies unbefangener tun als heute.

Die Innovation, derer wir so dringend bedürfen, ver-langt Zielstrebigkeit und Durchsetzungsvermögen.

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Inzwischen wird vieles hinterfragt. Oft aus guten Gründen – das ist durchaus zu konzedieren. Wir brauchen deshalb die Fähigkeit, unser Tun, unsere Vorhaben zu begründen. Wir haben fast immer gute einleuchtende Begründungen, aber wir müssen sie auch artikulieren können. Dazu gehört nicht nur Redegewandt-heit, sondern vor allem die Fähigkeit, andere Denkvorstellungen nachvollziehen zu können.

Wenn wir unser Tun begründen, müssen wir über mögliche Einwände und Reakti-onen vorher nachgedacht haben. Und zwar nicht nur, um die Einwände geschickt zurückweisen zu können, sondern auch mit der geistigen Offenheit, sie verstehen und akzeptieren zu können. Die Wege, die wir dann gehen, sollen Bedenken überwinden, sie gegenstandslos machen. Wir brauchen – so meine ich – künftig mehr akademisch gebildete Fachleute – wo auch immer –, die mehrdimensional denken können.

Noch ein Aspekt: Sie gehören durch Ihr Studium künftig zur Führungselite unserer Gesellschaft. Privilegiert durch Ausbildung und Wissen. Das heißt, Sie sollen und wollen Verantwortung übernehmen. Verantwortung für die Menschen, die Ihnen anvertraut sind. Verantwortung für die Qualität der Häuser und Städte, die Sie pla-nen, Verantwortung für die Patienten, die Sie betreuen. Keine Gesellschaft kommt ohne eine Führungselite aus. Die wichtigste Führungseigenschaft aber ist das Vorbild. Handeln Sie immer so, wie Sie selbst gerne behandelt werden würden.

Sie gehören durch Ihr Studium künftig zur Führungse-lite unserer Gesellschaft.

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In unseren Tagen ist viel von der Gerechtigkeit die Rede. Die gerechteste Ge-sellschaft ist immer die, die jedem Raum gibt, seine Fähigkeiten zu entfalten. Bei verschiedenen Menschen sind diese unterschiedlich. Aber jeder hat einen Platz in unserer Gesellschaft. Dafür haben wir zu sorgen.

Ich will Ihren stolzen Tag nicht mit vielen Vorschlägen belasten, aber es war mir wichtig, zu versuchen, Ihnen von meinen Erfahrungen etwas mitzugeben. Es ist ein altes Anliegen, Erfahrungen, die einer macht, weiterzugeben. Es ist eine alte Erfahrung, dass dies selten gelingt.

Ich bin dankbar, wenn Sie trotzdem etwas in das Berufsleben, das vor Ihnen liegt, mitnehmen.

Zu Ihrem Studienerfolg gratuliere ich Ihnen noch einmal herzlich. Für die kommen-den Jahre wünsche ich Ihnen Erfolg und Erfüllung im Beruf.“

Es ist ein altes Anliegen, Erfahrungen, die einer macht, weiterzugeben. Es ist eine alte Erfahrung, dass dies selten gelingt.

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Sponsoren haben der RWTH Aachen University das Fest geschenkt

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ImpressumHerausgegeben im Auftrag des Rektors:

Dezernat 3.0 - Hochschulkommunikation

RWTH Aachen University

52056 Aachen

Umschlagbild:

Kurt Beyer

Fotos:

Kurt Beyer (S. 21, 22, 25, 28)

Andreas Schmitter (S. 5, 7, 11, 14, 19, 24, 26)

TRUMPF GmbH + Co. KG (S. 8)

Gestaltung:

Abteilung 3.2 - Marketing der RWTH Aachen

University

Druck:

Druckerei und Verlagsgruppe Mainz GmbH

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