Identität und Einbettung transnationalen Unternehmertums. Eine Untersuchung am Beispiel des
deutsch-türkischen Wirtschaftsraumes
Dissertationsprojekt von Benjamin Wösten
In Zeiten zunehmender grenzüberschreitender sozialer und wirtschaftlicher Verflechtung stellt
transnationales Unternehmertum ein hochrelevantes Untersuchungsfeld dar. Dies gilt insbesondere
für den deutsch-türkischen Zusammenhang, der im Zuge einer langjährigen Migrationsgeschichte
eine Vielzahl wechselseitiger Verbindungen aufweist. In diesem Dissertationsprojekt soll untersucht
werden, wie türkischstämmige transnationale Unternehmerinnen und Unternehmer, die sich für ihre
wirtschaftliche Aktivität auf eine duale Ressourcenmobilisierung und –kombination stützen und die
hierfür sozial sowohl in der Türkei als auch in Deutschland eingebettet sind, diese Einbettungen für
ihre wirtschaftliche Aktivität nutzen und wie sie sich identitär vor dem Hintergrund ihrer
Mehrfachzugehörigkeit positionieren. Das Dissertationsvorhaben macht theoretische Anleihen bei
den Ansätzen der Mixed-Embeddedness, der Transkulturalität und des Transnational Urbanism und
operiert mit der Hypothese, dass die mehrfach eingebetteten Unternehmerinnen und Unternehmer
sich flexibler identitärer Positionierungen bedienen, durch die sie spezifische Wettbewerbsvorteile
generieren. Die bestehenden theoretischen Konzepte sollen dabei in Richtung einer transnational
mixed embeddedness weiter entwickelt werden. Als Untersuchungsregionen rekurriert die Forschung
auf die beiden global cities Frankfurt am Main und Istanbul.
Exposé zur Dissertation
Identität und Einbettung transnationalen Unternehmertums.
Eine Untersuchung am Beispiel des deutsch-türkischen
Wirtschaftsraums.
eingereicht bei
Prof. Dr. Alexander Ebner, Professur für Sozialökonomik
Fachbereich Gesellschaftswissenschaften
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
vorgelegt von
Benjamin Wösten, M.A.
Brönnerstraße 34
60313 Frankfurt
Tel.: 0177-3612093
E-Mail: [email protected]
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung: Die Relevanz des Forschungsproblems S.1
2. Forschungsstand S.3
2.1 Konzepte der Transnationalisierung S.3
2.2 Konstruktion von Identität und Zugehörigkeit S.5
2.3 Transnationales Unternehmertum S.7
3. Forschungsziel und Hypothesen S.10
4. Forschungsdesign und Methodenauswahl S.11
5. Eigene Vorarbeiten S.14
6. Arbeits- und Zeitplan S.16
7. Vorläufige Gliederung S.17
8. Literatur S.19
1
1. Einleitung: Die Relevanz des Forschungsproblems
Soziale Lebens- und Wirtschaftsräume verweben sich zusehends über geografische Distanzen und
über die Grenzen von Nationalstaaten hinweg, wobei die Dichte und Intensität der Beziehungen
hierin zunimmt. Eine Vielzahl grenzüberschreitender Freundschaften, Ehen, Familien, aber auch
staatlicher und nichtstaatlicher Organisationen sowie multinationaler Konzerne legen hiervon
Zeugnis ab. Die Sozialwissenschaften haben sich mit diesen Entwicklungen unter dem
Forschungsparadigma der Transnationalisierung befasst (Glick Schiller et al. 1992; Hannerz 1995,
1996; Appadurai 1996; Pries 1997, 2002, 2008, 2010; Smith und Guarnizo 1998; Vertovec und Cohen
1999; Faist 2000; Al-Ali und Koser 2002; Mau 2007; Lutz und Möllenbeck 2011). Es besteht
weitgehend Einigkeit darüber, dass hier neuartige Phänomene vorliegen, die zentrale Aspekte
menschlichen Zusammenlebens wie Kultur, Identität oder Ökonomie beeinflussen. Um diese
Phänomene zu fassen, wurden Konzepte wie „Ethnoscapes“ (Appadurai 1996) oder „transnationale
soziale Räume“ (Pries 2008) entwickelt, die soziale und kulturelle Vergemeinschaftungsformen sowie
Gruppenidentitäten beschreiben, die den geografisch-fixierten Zusammenhang transzendieren und
Verbindungen und Einheiten zwischen voneinander entfernt liegenden Lokalitäten entstehen lassen.
Diese Entwicklungen sind Zeitgenossen eines wirtschaftlichen Strukturwandels, in dessen Zuge in
modernen Dienstleistungsgesellschaften unternehmerischer Selbständigkeit eine zunehmend
größere Rolle zugesprochen wird und Gründungsaktivitäten als maßgebliche Faktoren zur Schaffung
von Einkommens- und Beschäftigungsmöglichkeiten erkannt werden. (Audretsch 2007, Audretsch et
al. 2007). Dies gilt auch für Unternehmerinnen und Unternehmer mit Migrationshintergrund, die in
Deutschland 14,4% aller Selbständigen ausmachen und damit einen bedeutenden wirtschaftlichen
Faktor darstellen (El-Cherkeh und Tolciu 2009).
Angesichts dessen ist es wenig verwunderlich, dass in der Forschungsliteratur jüngst eine neue Form
des Unternehmertums stärkere Berücksichtigung findet: Das transnationale Unternehmertum
(Portes 1997, 2010; Portes et al. 2001; Saxenian 2002, Drori et al. 2009; Urbano et. al. 2011).
Hierunter werden migrantische Unternehmerinnen und Unternehmer verstanden, die
grenzüberschreitend in soziale Netzwerke in Herkunfts- und Ankunftsland eingebettet sind und aus
diesen Kontexten Ressourcen mobilisieren, kombinieren und wirtschaftlich nutzbar machen. Dabei
wird betont, dass diese Aktivitäten soziale und kulturelle Implikationen für die jeweiligen
Zusammenhänge im Ankunfts- und Herkunftsland der transnationalen Unternehmerinnen und
Unternehmer nach sich ziehen und zur Etablierung „transnationaler sozialer Felder“ beitragen
(Portes et al 2001).
2
Vor diesem Hintergrund ist es notwendig, Fragen zur Entstehung von Identitäten, die nur unter
Berücksichtigung sozialer Gebilde beantwortet werden können, in einer Perspektive, die über den
Tellerrand nationalstaatlicher Bezüge hinaus schaut, nachzugehen. Diese Forschungsarbeit möchte
einen empirisch fundierten Blick auf die Entwicklung grenzüberschreitender, hybrider Identitäten
und deren unternehmerisch-strategische Instrumentalisierung lenken.1 Hierfür nimmt sie eine
Akteursgruppe in den Blick, die im transnationalen sozialen Raum Deutschland-Türkei agiert:
Türkischstämmige transnational aktive Unternehmerinnen und Unternehmer. Hiermit sind
Selbständige mit Migrationshintergrund gemeint, die für ihre unternehmerische Aktivität regelmäßig
zwischen Deutschland und der Türkei hin und her pendeln und sich jeweils für längere Zeit in einem
der beiden Länder aufhalten.
Zwischen Deutschland und der Türkei sind in Folge einer langjährigen Migrationsgeschichte intensive
soziale und wirtschaftliche Verbindungen entstanden. Vergangene und aktuelle
Migrationsbewegungen sowie gesunkene Transport- und Kommunikationskosten und ein
grenzüberschreitendes mediales Angebot bilden den Nährboden für die Expansion und Vertiefung
des transnationalen sozialen Raums zwischen den beiden Staaten (Römhild und Hess 2006, Kosnick
2007, Halm und Thränhardt 2009).2 Heute leben circa. 2,5 Mio. türkischstämmige Menschen in
Deutschland (Stat. Bundesamt 2011), größtenteils in den urbanen Ballungsräumen Westdeutschlands
und in Berlin. Auch wirtschaftlich betrachtet sind die beiden Länder eng mit einander verbunden. Das
Handelsvolumen betrug im Jahr 2010 knapp 26 Mrd. €, wobei Deutschland das Hauptzielland
türkischer Exporte darstellt. Zugleich treten deutsche Investoren in der Türkei inzwischen als
bedeutendste Auslandsinvestoren auf (Knupp 2011). Angesichts eines von der internationalen
Finanzkrise kaum beeinträchtigten Wirtschaftswachstums in der Türkei von 9% im Jahr 2010 und
8,5%3 im Jahr 2011 dürfte die Bedeutung dieser Beziehungen in naher Zukunft sogar noch zunehmen
(Schatzamt der Türkei 2012).
Wichtige Netzwerkknoten im deutsch-türkischen Sozial- und Wirtschaftsraum stellen die Städte
Frankfurt am Main und Istanbul dar. Frankfurt am Main beheimatet mit ca. 31.600 türkischen
Staatsangehörigen, die 19% der ausländischen und 5% der Gesamtbevölkerung ausmachen, eine
1 Die gesellschaftliche und politische Relevanz hybrider Identitäten findet unter anderem Ausdruck im von der
VW-Stiftung geförderten Forschungsprojekt „Heymat“, welches sich mit der Herausbildung hybrider Identitätsmuster, die „Deutsch-sein“ und „Muslim-sein“ verbinden, befasst. Siehe http://www.heymat.hu-berlin.de/, abgerufen am 21.09.2012 2 Ganz aktuell wird die Relevanz gesellschaftlicher Entwicklungen im deutsch-türkischen transnationalen Raum
auch durch eine Plenarveranstaltung am auf dem 36. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie verdeutlicht, die den Titel trägt: „How much diversity for which kind of cohesion? Social change in Turkey and transnational social-spaces between Turkey and Germany”. Siehe http://www.dgs2012.de/programm/programm-uebersicht/02-okt-2012/1800-bis-2100-uhr, abgerufen am 1.10.2012 3 Bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt
3
bedeutende türkischstämmige Community (Halisch 2008: 15)4 sowie eine Vielzahl (ca. 2140)
türkischer Unternehmen (IHK Frankfurt 2011) und kann als deren Eingangstor zum deutschen
Wirtschaftsraum betrachtet werden (Ebner und Wösten 2012a). Istanbul, der bei weitem
bedeutendste Wirtschaftsstandort der Türkei, erwirtschaftet einen überproportionalen Anteil am BIP
des Landes (ca. 28%, Knupp 2011) und ist Sitz der mit Abstand meisten in der Türkei
niedergelassenen Unternehmen aus Deutschland (ca. 49%, Knupp 2011). 5
Mit dem transnationalen Unternehmertum türkischstämmiger Migranten und deren identitärer
Verortung liegt also ein wirtschaftlich, sozial und kulturell hoch relevantes Forschungsthema vor, zu
dessen empirisch fundierter Untersuchung diese Dissertation einen ersten Beitrag liefern wird. Auch
auf politischer Ebene kann diese Arbeit einen Beitrag zu Debatten liefern, in denen migrantischen
Akteuren mit hybriden Identitäten sowie bikulturellen Kompetenzen und Einbettungen die Fähigkeit
zugeschrieben wird, als Mittler, Multiplikatoren oder Brückenbauer im wirtschaftlichen, sozialen und
kulturellen Sinne zu fungieren (Foroutan und Schäfer 2009: S. 17 f.). Sie zielt als qualitativ konzipierte
Forschungsarbeit darauf ab, in Form einer „Multi-sited Ethnography“ (Marcus 1995) die
Verbindungen zwischen wirtschaftlichem Handeln, identitärer Verortung und sozio-ökonomischer
Einbettung der transnational aktiven Unternehmerinnen und Unternehmer zu analysieren.
Methodisch bedient sie sich vor allem des leitfadengestützten Intensivinterviews sowie der
teilnehmenden Beobachtung. Es sollen dabei die Einbettung in den verschiedenen lokalen
Zusammenhängen, sowie der Aufbau und die Struktur von transnationalen sozialen Netzwerken
untersucht und dargestellt werden.
2. Forschungsstand
2.1 Konzepte der Transnationalisierung
Gemeinsam ist den verschiedenen theoretischen und konzeptionellen Beiträgen unter dem Dach der
Transnationalisierungsforschung eine Kritik am „Container-Modell“ des Nationalstaates, in dem
diesem die konstituierende Funktion für soziokulturelle Phänomene zugesprochen wird (Beck 1997,
Albrow 1998). In der wissenschaftlichen Diskussion wird auf die Durchlässigkeit scheinbar als fest
gegebener Grenzen hingewiesen und deren Auflösung und Neuformierung durch das Handeln
4 Diese Zahlen bieten nur Anhaltspunkte. Um die Größe der türkischstämmigen Community zu berechnen,
müssten zu den türkischen Staatsangehörigen noch die Türken mit Migrationshintergrund hinzu gezogen werden, die jedoch auf dieser Ebene statistisch nicht erfasst werden. 5 Auf den künftigen Ausbau der Beziehungen zwischen Istanbul und Frankfurt deutet auch die Unterzeichnung
eines Memorandums zur Entwicklung der Zusammenarbeit der beiden Städte durch die Stadtoberhäupter am 19.09.2012 hin. Siehe Artikel der Frankfurter Rundschau vom 21.09.2012 (Tinç 2012)
4
sozialer Akteure in den Blick genommen (Glick Schiller et al. 1992; Basch et al. 1994; Faist 2000; Pries
1997, 2011; Mau 2007, Lutz 2008).
Transnationalisierung kann dabei als eine Dimension der Globalisierung aufgefasst werden. Während
Letztere vor allem auf der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Makroebene
angesiedelt ist, nimmt die Transnationalisierung stärker Bezug auf die gesellschaftliche Meso- und
Mikroebene. Anstatt das „makrostrukturelle subjektlose Wirken von weltumspannenden
Triebkräften“ in den Mittelpunkt zu stellen, fokussiert sie „in einer handlungs- und akteurszentrierten
Perspektive auf soziale Prozesse und auf das Entstehen transnationaler Sozialräume“ (Pries 2002:
11). Sie würdigt hiermit die zwar nicht neue, aber doch quantitativ wie qualitativ in jüngster Zeit
erheblich gestiegene Bedeutung grenzüberschreitender Beziehungen.
Ein grundlegender Aspekt des Transnationalisierungsparadigmas ist dabei die Konzentration auf das
Handeln sozialer Akteure und deren Kulturfähigkeit (Welsch 1995, Pütz 2004). Es ist in erster Linie die
Mobilität von Individuen, die Kultur „in Bewegung bringt“ und somit zur Herausbildung von
grenzüberschreitenden sozialen Netzwerken und symbolischen Verflechtungen führt (Basch et al.
1994). Diese Sichtweise betrachtet Räumlichkeit unter den Prämissen des relationalen Raummodells
(Simmel 1995, Erstauflage 1903). Räumliche Zusammenhänge sind hiernach sozial hergestellt und
können nicht losgelöst vom Handeln der Akteure betrachtet werden. Die Grenzen eines sozialen
Raumes sind also nicht a priori gegeben, sondern werden durch soziale Prozesse und durch die
Beziehungen von Akteuren zueinander erzeugt (Löw 2001, Schroer 2006). Hieraus folgt, dass Flächen-
und Sozialräume also keineswegs, wie dem „Container“-Modell des Raumes zufolge, eine Einheit
bilden müssen (Faist 2000: 14-15). Als sinn- und identitätsstiftende, gemeinschaftgenerierende
soziale Zusammenhänge, in denen sich migrantische Akteure bewegen, müssen transnationale
soziale Räume in den Blick genommen werden, worunter „relativ dauerhafte, auf mehrere Orte
verteilte bzw. zwischen mehreren Flächenräumen sich aufspannende verdichtete Konfigurationen von
sozialen Alltagspraktiken, Symbolsystemen und Artefakten“ (Pries 2001: 53) zu verstehen sind.
Die neue Qualität der diesem Phänomen zugrundeliegenden Migrationsform besteht darin, dass
„Transmigranten“ nicht, wie bspw. ihre Vorgänger in Migrationswellen zu Beginn des
20. Jahrhunderts, gezwungen sind, ihre Beziehungen zum Herkunftsland weitgehend abzubrechen,
sondern in der Lage sind, diese durch persönliche Mobilität und mediale Technologie aufrecht zu
erhalten. Für sie macht also sowohl die soziale Umwelt des Ankunfts-, als auch die des
Herkunftslandes einen Teil ihres Sozialraumes aus. In Form von grenzüberschreitenden Netzwerken
verbinden sie beide Zusammenhänge.
Die Transnationalisierungsforschung betrachtet die Akteure dabei nicht als dem lokalen
Zusammenhang enthoben, sondern spricht ihnen im Gegenteil eine starke Einbettung im sozialen
und kulturellen Kontext auf lokaler Ebene zu: „[transnational] activists engage in ‘non-cosmopolitan‘
5
forms of global politics. They remain grounded in very specific issues and are often focused on their
localities even as they operate as part of global networks. Although the network is global, this does
not mean that it all has to happen at the global level.” (Sassen 2011: 21). Im Mittelpunkt des
Interesses stehen also ortsbezogene, plurilokale Beziehungen und der Austausch kultureller
Elemente innerhalb dieser Beziehungsnetze (Faist 2000). Das Verhältnis von Flächen- zu Sozialraum
wird dabei so verstanden, dass sich sowohl ein Sozialraum über mehrere Flächenräume erstrecken
kann, also auch ein Flächenraum mehrere verschiedene Sozialräume enthalten kann (Pries 2008).
Großstädte sind damit als zentrale Arenen von Transnationalisierungsprozessen aufzufassen, da in
ihnen eine Vielzahl verschiedener Sozialräume versammelt ist, die sich auf mehrere lokale Kontexte
in verschiedenen Staaten erstrecken. Sie verkörpern „key sites of the transnational ties that
increasingly connect people, places and projects around the globe. They are at once contexts of
opportunities and constraints within which transnational actors and networks operate and nodes
linking wider social formations that traverse national borders” (Smith 2008: 3). Dies trifft vor allem
auf sogenannte „Global Cities“ (Sassen 1996) zu, zu denen auch Frankfurt am Main und Istanbul
zählen. Hierunter werden Städte verstanden, die von globaler wirtschaftlicher Bedeutung und in ein
transnationales Städtenetzwerk eingewoben sind, innerhalb dessen Menschen, Waren und Ideen
zirkulieren und ständig nationalstaatliche Grenzen transzendieren. Gemäß des Rankings des
Globalization and World Cities Research Networks gehören sowohl Istanbul als auch Frankfurt zu den
„Alpha”-Weltstädten6. Beide Städte stellen also wirtschaftliche und kulturelle Marktplätze dar, denen
eine wichtige Funktion für die Formation transnationaler Identitäten und Gemeinschaften zukommt.
2.2 Konstruktion von Identität und Zugehörigkeit
Identität kann als ein Prozess begriffen werden, der von Individuen und Gruppen eine kontinuierliche
Arbeit am Selbstbild erfordert, um einen Abgleich zwischen äußerer und innerer Welt herbeizuführen
(Krappmann 1971, Eikelpasch und Rademacher 2004). Bei Personen mit Migrationshintergrund
macht diese Anpassungsarbeit in der Regel eine Vermittlung zwischen zwei oder mehreren national-
essentialistisch geprägten Identitätsdiskursen erforderlich (zum Beispiel zwischen „deutscher“
Identität und „türkischer“ Identität). Durch diese Vermittlung entstehen Identitäten und Selbstbilder,
die bikulturell strukturiert sind, also Elemente zwei oder mehrerer kultureller Zusammenhänge in
sich tragen und daher als „hybride Identitäten“ bezeichnet werden können (Babha 2000, Hein 2006,
Spohn 2006). Diese Identitätskonstruktion vollzieht sich im Zeitalter der Globalisierung vor dem
Hintergrund von Transnationalisierungsprozessen, in deren Verlauf es zur Veränderung
6 Siehe http://www.lboro.ac.uk/gawc/world2010t.html, abgerufen am 21.09.2012
6
gemeinschaftsgenerierender und identitätsstiftender Bezugsrahmen kommt. Zum einen wird die
bisher als dominant erachtete Rolle des Nationalstaates in Frage gestellt, zum anderen entstehen
neue, grenzüberschreitende Kontexte, innerhalb derer gemeinschaftliche Identität entwickelt wird.
Diese Prozesse führen dazu, dass „kulturelle Identitäten [entstehen], die nicht fixiert sind, sondern im
Übergang zwischen verschiedenen Positionen schweben, die zur gleichen Zeit auf verschiedene
kulturelle Traditionen zurückgreifen und die das Resultat komplizierter Kreuzungen und kultureller
Verbindungen sind, die in wachsendem Maße in einer globalisierten Welt üblich werden.“ (Hall 2000:
218) Durch die gestiegene Mobilität von Menschen und Ideen ist eine starke Zunahme kultureller
Austauschprozesse zu beobachten. Diese Entwicklungen beeinflussen unweigerlich die
Identitätsbildung von Individuen, deren Alltagswelt von einer Vielzahl möglicher Identitätsentwürfe
geprägt ist (Keupp 2009). Die Wahlmöglichkeiten identitärer Versatzstücke sind nun nicht mehr auf
den nationalstaatlichen Zusammenhang beschränkt, sondern beziehen sich auf ein transnationales
Portfolio. Arjun Appadurai hat sich mit der Entstehung von Identitäten transnationaler sozialer
Gemeinschaften befasst und hierfür den Begriff der „Ethnoscapes“ entwickelt (Appadurai 1996).
Hiermit sind vom Flächenraum gelöste soziale Räume gemeint, in denen Mitglieder einer Gruppe
unabhängig von geografischen Zusammenhängen gemeinsame Identitäten entwickeln. Diese
gemeinschaftliche Identität wird nach Appadurai analog zur Identitätsherstellung in
nationalstaatlichen „Imagined Communities“ (Anderson 1983) durch Imagination produziert. Im
Rahmen dieser Ethnoscapes kommt es nach Appadurai zur Entstehung hybrider Identitäten, die die
Merkmale verschiedener sozialer und kultureller Zusammenhänge in sich tragen, wie im Zitat von
Hall angedeutet.
Für die Verhandlung von Identitäten und die Entstehung von neu kombinierten Identitätsmustern
sind wiederum Städte, insbesondere Global Cities, von kontextualer Bedeutung. Denn diese können
aufgefasst werden als „Knotenpunkte, in denen sich vielfältige Ströme von Menschen, Waren, Ideen,
Bildern, Informationen und Kulturen überlagern und durchkreuzen. Das bringt eine Vielzahl
nebeneinander existierender, oft kontrastierender Wirklichkeitsbilder und Lebensrealitäten der Stadt
hervor. Neue Identitätsformationen und Raumbildungsformen entstehen, die sich über die vielfältigen
Dynamiken der Mobilität und Migration erschließen lassen.“ (Bittner 2011: 39)
Wie Transmigranten, in diesem Fall türkischstämmige transnational aktive Unternehmerinnen und
Unternehmer, in den Global Cities Frankfurt und Istanbul aus kulturellen Versatzstücken Identitäten
entwickeln und wie diese strukturiert sind, wird Thema dieser Dissertation sein. Ein besonderes
7
Augenmerk soll auf die situationsabhängige Re-Essentialisierung faktisch hybrider Identitäten und
deren ökonomische Verwertung gelegt werden.7
Bereits bestehende wissenschaftliche Erkenntnisse hinsichtlich eines solchen ökonomisch
motivierten Umgangs mit Gruppenkulturen sind insbesondere für den transnationalen
Zusammenhang noch nicht ausreichend empirisch belegt. Einen wichtigen theoretischen
Anknüpfungspunkt stellt die Arbeit von Robert Pütz zur „Transkulturalität als Praxis“ (Pütz 2004) dar,
in der er sich mit der unternehmerischen Praxis Türkischstämmiger in Berlin befasst, ohne jedoch auf
Transnationalisierungsphänomene Bezug zu nehmen. Er bedient sich hierin in Anlehnung an
Wolfgang Welsch eines Verständnisses von Kultur als Objekt von Vermischung, das einer
permanenten Auflösung und Neuziehung von Grenzen unterworfen ist. Zentral ist hierbei, dass diese
kulturellen Mischformen nicht nur inter- auch intrapersonal existieren, wenn Individuen Elemente
verschiedener kultureller Hintergründe in ihre Identität und in ihr Handlungsrepertoire integrieren
(Welsch 1995). Dementsprechend räumt Pütz den Akteuren die Fähigkeit ein, ihre Identität
situationsabhängig und absichtsvoll zu postulieren. Dafür wird „die Vorstellung von einer
„wesenhaften“ Identität zugunsten der Vorstellung vielfach differenzierter Identitätspositionen
aufgegeben, die in Relationen zu sozialen Kontexten und spezifischen Orten konstruiert werden.“
(Pütz 2004: 26). Diese „vielfach differenzierten Identitätspositionen“ ermöglichen den Akteuren eine
transkulturelle Praxis, durch die sie zum Beispiel in ökonomischen Interaktionssituationen exklusive
Zugehörigkeiten zu bestimmten Gruppen postulieren können. Individuen haben also einen taktisch-
reflexiven Zugang zu bestehenden kulturellen Deutungsschemata und können diese als Repertoire
für verschieden Handlungspositionen nutzen. Es ist zu erwarten, dass dieser Umgang mit Identitäten
und Zugehörigkeiten für transnational aktive Unternehmerinnen und Unternehmer von großer
Bedeutung ist, denn sie bewegen sich in kulturellen Zusammenhängen im An- und Herkunftsland, die
als distinkt aufgefasst werden. Wie die Akteure vor diesem Hintergrund Zugehörigkeit herstellen und
damit unternehmerisch-strategisch umgehen, soll im Zuge der Dissertation untersucht werden.
2.3 Transnationales Unternehmertum
Die wirtschaftssoziologische Auseinandersetzung mit dem Phänomen des transnationalen
Unternehmertums entstammt der „Immigrant Business“-Forschungsrichtung, in deren Zuge für die
Erklärung migrantischen Unternehmertums das auf der Betrachtung von Opportunitäten und
Ressourcen beruhende Interaktionsmodell entwickelt wurde (Waldinger et al. 1990). Unter
7 Unter Essentialisierung wird die Postulation einheitlicher, „wesenhafter“ und statischer kultureller Merkmale
für alle Angehörigen einer bestimmten Gruppe bei gleichzeitiger Nivellierung gruppeninterner Differenzen verstanden (Babka und Posselt 2003).
8
Opportunitäten werden im Ankunftsland vorherrschende (also der Beeinflussung durch die Akteure
weitgehend entzogene) strukturelle (Markt)-Bedingungen verstanden, mit Ressourcen sind vor allem
ethnospezifische Eigenschaften der migrantischen Unternehmerinnen und Unternehmer gemeint,
wie eine bestimmte kulturelle Kompetenz. Während dieses Modell noch stark vom
nationalstaatlichen Container-Paradigma geprägt ist, trägt die Forschung zum transnationalen
Unternehmertum stärker dem in Kapitel 2.1 skizzierten Wandel des Bezugsrahmens sozialer und
kultureller Phänomene Rechnung. Unter transnationalem Unternehmertum werden demnach
wirtschaftliche Aktivitäten von selbständig tätigen Migranten verstanden, die regelmäßig in einem
grenzüberschreitenden Kontext zwischen Herkunfts- und Ankunftsland der Unternehmerinnen und
Unternehmer ausgeübt werden. Die Betrachtung der Opportunitäten- und Ressourcenstruktur wird
also auf zwei oder mehrere nationale Zusammenhänge erweitert. Die Unternehmerinnen und
Unternehmer werden dabei als auf beiden Seiten sozial und wirtschaftlich eingebettet betrachtet,
was sie in die Lage versetzt, aus diesen verschiedenen Zusammenhängen stammende Ressourcen zu
erschließen (Drori et al. 2009). Durch eine Kombination dieser Ressourcen können sie spezifische
Wettbewerbsvorteile erzielen und als wirtschaftliche wie kulturelle Vermittler auftreten. In
Anlehnung an das Konzept des Network-Entrepreneurs (Burt 1992) machen sie sich dabei
Beziehungslücken zwischen Netzwerkclustern, wie sie von globalisierten Weltstädten verkörpert
werden, zu Nutze und verbinden zwei oder mehrere solcher Netzwerkknoten.
Die Forschung zum transnationalen Unternehmertum hat ihren Ursprung im angloamerikanischen
Kontext. Von wirtschaftssoziologischer Seite sind die Arbeiten von Alejandro Portes für dieses Feld
von Bedeutung, der sowohl empirische Beispiele für dieses Phänomen präsentiert, als auch
theoretische Determinanten erarbeitet, die sich vor allem auf Konzepte wie Einbettung, Netzwerke
und Sozialkapital stützen (Portes 1997, 2001, 2010). Sein Ausgangspunkt ist dabei die Beschäftigung
mit migrantischem Unternehmertum und die fehlende, bzw. zu geringe Berücksichtigung dessen
transnationaler Ausprägungen. Seine empirischen Beispiele befassen sich in erster Linie mit aus
Mittel- und Lateinamerika stammenden Einwanderern, die Unternehmen im transnationalen
Wirtschaftsraum zwischen den USA und ihren Herkunftsländern betreiben. Er definiert
transnationale Unternehmerinnen und Unternehmer als „self-employed immigrants whose business
activities require frequent travel abroad and who depend for the success of their firms on their
contacts and associates in another country, primarily their country of origin.“ (Portes 2010: 210) Die
betreffenden Unternehmerinnen und Unternehmer weisen also eine hohe grenzüberschreitende
Mobilität auf und sind dabei nicht nur wirtschaftlich, sondern auch sozial und politisch in beiden
Zusammenhängen stark aktiv, wobei sie oft eine karitative Haltung in Richtung ihrer
Herkunftsgemeinden einnehmen. Durch ihre ökonomische Dynamik tragen die Unternehmerinnen
und Unternehmer maßgeblich zur Etablierung transnationaler sozialer Felder bei (Portes 1997). Dies
9
geschieht, indem im Zuge der wirtschaftlichen Aktivitäten soziale Netzwerke entstehen, die neben
ökonomischen auch politische und kulturelle Aspekte umfassen können. Diese akteurszentrierte
Perspektive auf transnationales Unternehmertum beinhaltet explizit die Möglichkeit, dass die
Akteure durch unternehmerisch-strategisches Handeln institutionelle Umgebungen beeinflussen und
gestalten. Dies verweist auf das Vorhaben der Dissertation, sich mit der Entwicklung einer spezifisch
transnationalen Kultur im Zusammenhang dieser Unternehmernetzwerke und der Fähigkeit zu
kulturellem Wandel im Ankunfts- und Herkunftsland zu befassen.
Während Portes seine Auseinandersetzung noch stärker auf Unternehmerinnen und Unternehmer in
arbeitsintensiven Wirtschaftsbereichen fokussiert, wird diese Perspektive durch die Arbeiten von
Annalee Saxenian um die Beschäftigung mit in wissensintensiven Branchen aktiven transnationalen
Unternehmern erweitert (Saxenian 2002, 2005). Empirische Grundlage ihrer Arbeiten stellen
unternehmerisch aktive Einwanderer im Silicon Valley dar, die im wirtschaftlichen Austausch mit
ihren Herkunftsländern stehen. Über ihre Netzwerke tragen sie zur Implementierung von
Technologie und betriebswirtschaftlichen Know-hows in ihre Herkunftsländer und damit zu deren
wirtschaftlicher Entwicklung bei.
In Deutschland existierende Untersuchungen zur unternehmerischen Tätigkeit von Einwanderern
sind überwiegend unter dem Dach der „Ethnischen-Ökonomie“-Forschung angesiedelt (Şen und
Goldberg 1996, Leicht 2005, Şen und Sauer 2005, Alpert 2011). Dementsprechend bleibt hier der
transnationale Aspekt des Unternehmertums stark unterbelichtet. Die Erfassung der
Zusammenhänge von Netzwerkbeziehungen, institutionellen Rahmenbedingungen und
Opportunitätsstrukturen bleibt auf den Kontext des Aufnahmelandes Deutschland fokussiert. Dort,
wo die transnationale Dimension explizit besprochen wird, verbleibt die Untersuchung hinsichtlich
Lokalspezifik und sozialkultureller Spezifizierung auf schwachen empirischen Grundlagen (Leung
2001). Eine einführende Darstellung des „transstaatlichen Wirtschaftsraums zwischen Deutschland
und der Türkei“ konzeptionalisiert zwar die Funktion türkischstämmiger Immigranten als
wirtschaftliche Akteure im türkisch-deutschen Wirtschaftsraum, geht aber über eine Auswertung von
Sekundärliteratur und eine beispielhafte Darstellung einzelner Akteure nicht hinaus und lässt die
spezifisch transnationale Qualität der Einbettung unternehmerischer Akteure unberücksichtigt
(Rieple 2000).
An diesen Lücken setzt das Dissertationsvorhaben an. Es ist beabsichtigt, aktuelle theoretische
Konzepte des transnationalen Unternehmertums, welche die verschiedenen Einbettungsebenen der
Akteure im Blick haben, empirisch zu operationalisieren und dabei zu überprüfen, welche Rollen
unternehmerische Akteure bei der Entstehung transnationaler Identitäten spielen. Ein wichtiger
Ausgangspunkt ist hierbei das Konzept der Mixed Embeddedness (Kloosterman und Rath 2001),
welches die Dualität der Einbettung migrantischer Unternehmerinnen und Unternehmer als
10
Erklärungsvariable für deren unternehmerische Aktivität beschreibt. Die Akteure sind demnach
neben sozialen migrantischen Netzwerken auch in die politische und wirtschaftliche Umwelt des
Ankunftslandes eingebettet. Die unternehmerische Gelegenheitsstruktur wird von beiden
Zusammenhängen bestimmt, in welche die Akteure „gemischt“ eingebettet sind. Das
Dissertationsvorhaben zielt darauf ab, diese Betrachtung von Einbettungszusammenhängen auf den
Kontext des Herkunftslandes der Migranten zu erweitern, indem auch die soziale wie politisch-
institutionelle Einbettung in der Türkei untersucht wird. Wichtig ist hierbei, dass die
Unternehmerinnen und Unternehmer keinesfalls nur als passiv auf statische Opportunitätsstrukturen
reagierend betrachtet werden, sondern ihnen die Fähigkeit zugestanden wird, ihr institutionelles
Umfeld, zum Beispiel durch Lobbyismus, aktiv zu beeinflussen und zu gestalten (Vgl. Drori et al
2009:1003-1004 und Bruton et al. 2010: 428). Dies ist im Feld des transnationalen Unternehmertums
im deutsch-türkischen Zusammenhang insbesondere deswegen interessant, weil die
Unternehmerinnen und Unternehmer zwar im nationalen Kontext einer entwickelten institutionellen
Umwelt begegnen, welche aber auf der transnationalen Ebene noch sehr viel weniger ausgeprägt ist.
Inwieweit bei der Einbettung der Unternehmerinnen und Unternehmer von einer transnational
mixed embeddedness (Rusinovic 2008) gesprochen werden kann, also die Akteure neben der
Einbettung in Herkunfts- und Ankunftsland auch in transnationale soziale Netzwerke mit einer
spezifischen Kultur eingebettet sind, soll im Zuge des Dissertationsvorhabens untersucht werden.
3. Forschungsziel und Hypothesen
Die Auswertung des Forschungsstandes zeigt, dass Fragen zur Entstehung spezifischer, gemischter
Identitäten und zum strategisch orientierten Umgang mit diesen, sowie Fragen zur gemischten
Einbettung der Akteure im Feld des transnationalen Unternehmertums von erheblicher
gesellschaftlicher Relevanz sind, jedoch noch großen Raum für Forschung lassen. Während
vorliegende Untersuchungen zum strategischen Umgang mit Identität und Zugehörigkeit auf der
Ebene des Ankunftslandes verbleiben (Pütz 2004), sind Aussagen zur gemischten Einbettung
transnational aktiver Unternehmerinnen und Unternehmer bisher kaum empirisch untersucht und im
deutsch-türkischen Zusammenhang nicht existent. Das Dissertationsvorhaben zielt darauf ab, einen
Beitrag zur Schließung dieser Forschungslücken zu leisten und wendet sich erstmals mit einer
entsprechenden Fragestellung an das Forschungsfeld des transnationalen Unternehmertums im
Sozial- und Wirtschaftsraum Deutschland-Türkei. Vor allem in der Betrachtung institutioneller
Zusammenhänge in mehreren lokalen Zusammenhängen, namentlich im Ankunfts- und
Herkunftsland der Migranten, liegt ein neuartiger Beitrag zum Forschungsstand, wie er bereits im
11
Rahmen einschlägiger Publikationen gefordert wurde (Bruton et al. 2010: 432 f.) Vor diesem
Hintergrund werden für die Dissertation die folgenden Hypothesen formuliert:
1. Transnational aktive Unternehmerinnen und Unternehmer im deutsch-türkischen Sozial- und
Wirtschaftsraum sind im Sinne einer transnational mixed embeddedness in lokale Kontexte in
Herkunfts- und Ankunftsland eingebettet.
2. Aus diesen Einbettungssituationen heraus bilden die Unternehmerinnen und Unternehmer
hybride Identitäten, die durch eine spezifisch transnationale Eigenständigkeit gekennzeichnet
sind.
3. Diese variablen Identitäten werden von den Unternehmerinnen und Unternehmern
strategisch als Ressourcen zur Generierung spezifischer Wettbewerbsvorteile genutzt.
4. Analog zum strategisch begründeten reflexiven Einsatz von Identitäts- und
Zugehörigkeitsmustern können die Unternehmerinnen und Unternehmer hinsichtlich ihrer
„Embeddedness“ nicht als lediglich passiv eingebettet angesehen werden. Sie gehen
vielmehr aktiv mit ihrer Einbettung um und zielen darauf ab, diese aktiv zu gestalten.
4. Forschungsdesign und Methodenauswahl
Das Dissertationsvorhaben ist als qualitative Feldforschung angelegt, die erstmals im deutsch-
türkischen transnationalen Zusammenhang die soziale Produktion von Identität und deren
ökonomische Verwertung untersucht. Es sollen dabei die Einbettung in den verschiedenen lokalen
Zusammenhängen, sowie der Aufbau und die Struktur von transnationalen Netzwerken
herausgearbeitet werden. Die Forschung nimmt hierfür die Akteursgruppe „transnational aktiver
türkischstämmiger Unternehmerinnen und Unternehmer“ 8 in den Blick. Als solche werden Gründer
und Inhaber kleiner und mittlerer Betriebe verstanden, die regelmäßige, wirtschaftlich bedeutsame
und nachhaltige grenzüberschreitende Geschäftsbeziehungen oder -aktivitäten zwischen
Deutschland und der Türkei aufweisen und hierfür auf Netzwerkkontakte in diesen beiden
Zusammenhängen zurückgreifen. Als „türkischstämmig“ werden aus der Türkei stammende
Menschen mit Migrationshintergrund gemäß der Definition des Statistischen Bundesamtes9
8 Als Unternehmerin, bzw. Unternehmer versteht das Dissertationsvorhaben in Anlehnung an Jan Rath „eine
Person, die die effektive Kontrolle über eine kommerzielle Unternehmung hat, welche sich für mehr als einen Kunden und über eine bedeutende Zeitspanne ergibt.“ (Rath 2009: 7, zitiert nach Lüken-Klaßen, Pohl 2010: 18) 9 Zu den Menschen mit Migrationshintergrund zählt das Statistische Bundesamt ‚alle nach 1949 auf das heutige
Gebiet der Bundesrepublik Deutschland Zugewanderten, sowie alle in Deutschland geborenen Ausländer und alle in Deutschland als Deutsche Geborenen mit zumindest einem zugewanderten oder als Ausländer in Deutschland geborenen Elternteil.“ (Statistisches Bundesamt 2011: 6)
12
aufgefasst. Entsprechend den Hypothesen zur Bedeutung der lokalen Einbettung der
Unternehmerinnen und Unternehmer (Hypothese 1) und deren Beeinflussung dieser Einbettung
(Hypothese 4) wird die Feldforschung in den Städten Frankfurt am Main und Istanbul stattfinden, die
als Lokalitäten aufgrund ihres Charakters als Global Cities mit einem hohen transnationalen
Vernetzungsgrad gewählt wurden. Die Stadt Frankfurt am Main eignet sich insbesondere aufgrund
des hohen Anteils türkischstämmiger Bevölkerung10, der starken Konzentration türkischer
Unternehmen11 sowie ihrer Funktion als Eingangstor türkischer Unternehmen für den deutschen
Markt. Noch stärker als Frankfurt erwirtschaftet Istanbul einen überproportionalen Anteil am
türkischen Bruttoinlandsprodukt (ca. 28%, Knupp 2011) und beherbergt annähernd die Hälfte der in
der Türkei ansässigen deutschen Unternehmen (ca. 49%, Knupp 2011).
Die empirische Studie wird als mobile Feldforschung im Sinne der „Multi-Sited Ethnography“ (Marcus
1995) gestaltet: Sie begleitet und beobachtet die mobilen und mehrfach eingebetteten Akteure in
ihrem sozialen und wirtschaftlichen Umfeld in Frankfurt und Istanbul. Mit der Methodik dieser Studie
wird also der Kritik an einer singulär-örtlichen („single-sited“) Untersuchung transnationaler
Phänomene Rechnung getragen (Levitt und Glick Schiller 2004, Bruton et al. 2010). Mit dieser
Ausrichtung kann ein Eindruck von der Ausformung des transnationalen sozialen Raumes, in dem die
Unternehmerinnen und Unternehmer sich bewegen, gewonnen werden und deren jeweilige
identitäre Verortung hierin beleuchtet werden. Mit diesem methodischen Ansatz betritt die Studie
im deutsch-türkischen Zusammenhang Neuland. Der Forschungsrichtung der Transnationalisierung
entsprechend folgt sie dabei einer handlungs- und akteurszentrierten Perspektive und stützt sich auf
die drei methodischen Kernbestandteile:
Teilnehmende Beobachtung
Leitfadengestützte Intensivinterviews
Netzwerkanalyse
Die Entwicklung von transnationalen Identitätsmustern ist auf engste Weise mit dem Handeln und
Verhalten sowie der Kommunikation von individuellen Akteuren verknüpft. Um diesbezüglich
Erkenntnisse zu gewinnen und insbesondere beurteilen zu können, inwieweit die Annahme korrekt
ist, dass Akteure aus ihren Einbettungssituationen heraus hybride Identitäten entwickeln (Hypothese
2) und sich situationsbedingt ökonomisch verorten (Hypothese 33), sind die Methoden der
10
Mit 19% der ausländischen Bevölkerung und 4,8% der Gesamtbevölkerung stellen Türkischstämmige in Frankfurt am Main die mit Abstand bedeutendste Migrantengruppe in Frankfurt. Diesen Zahlenangaben liegt das Kriterium der Staatsangehörigkeit zugrunde. Zahlen zu Personen mit Migrationshintergrund liegen auf der Ebene der ethnischen Zugehörigkeit nicht vor. Der Anteil der türkischstämmigen Bevölkerung mit Migrationshintergrund dürfte also um einiges höher liegen. Zum Vergleich: In Deutschland leben circa 1,8 Mio. türkische Staatsangehörige, aber 2,4 Mio. türkischstämmige Personen mit Migrationshintergrund (Stat. Bundesamt 2010) 11
Türkische Unternehmen stellen die zahlenmäßig stärkste Fraktion ausländischer Handelsregister-Unternehmen in Frankfurt, siehe IHK Frankfurt am Main 2011
13
teilnehmenden Beobachtung und des leitfadengestützten Intensivinterviews ideal geeignet. Die
teilnehmende Beobachtung (Malinowski 1922, Friedrichs 1971, Bachmann 2009, Lautmann 2011)
ermöglicht unmittelbare Eindrücke vom Handeln der Individuen, wie sie in Gesprächen oder
Dokumenten über diese Interaktionssituationen nicht zugänglich wäre. Sie wirkt falschen Eindrücken
entgegen, die sich aus „Diskrepanzen zwischen Real- und Verbalverhalten“ ergeben, kann also dazu
dienen, die Beschränktheit der Sprache bei der Erfassung von Handlungen und Sachverhalten zu
umgehen (Vgl. Friedrichs, Lüdtke 1971: 20). Da im Mittelpunkt des Forschungsinteresses identitäre
Strategien der Akteure in wirtschaftlichen Interaktionssituationen stehen, wird die teilnehmende
Beobachtung im Rahmen dieser Situationen stattfinden, also bspw. bei Terminen mit
Geschäftspartnern, Behördenkontakten oder Interaktionssituationen im privaten Umfeld12.
Die im Zuge der teilnehmenden Beobachtungen gewonnen Eindrücke werden im Rahmen von
leitfadengestützten Intensivinterviews thematisiert, die das Herzstück der Methodik bilden. Diese
Interviewform ist durch einen narrativen Charakter gekennzeichnet und eignet sich besonders gut für
den Erkenntnisgewinn in einem wenig vorstrukturierten Forschungsfeld. Der Leitfaden ist hierbei in
Hauptfragen und Nachfragen unterteilt. Die Hauptfragen sind als Erzählimpulse konstruiert und
relativ offen gehalten. Der/Die Befragte wird in seiner/ihrer Erzählung möglichst nicht unterbrochen,
um der Erzählform des Interviews nicht entgegenzuwirken. Im Anschluss an die „Erzählung“ der
Interviewperson werden Nachfragen zum Erzählten sowie zu forschungsrelevanten Themen gestellt
(Vgl. Schütze 1983: 285). Mit dieser Interviewform lässt sich die Operationalisierung der
Forschungsfragen sehr gut abbilden, sie zeichnet sich aber gleichzeitig durch ausreichende Offenheit
und Flexibilität aus, die es ermöglicht, auf unvorhergesehene Gegebenheiten des
Forschungsgegenstandes zu reagieren und Aspekte der teilnehmenden Beobachtung zu integrieren.
Um Aufbau und Struktur der transnationalen Netzwerke herauszuarbeiten, soll eine Analyse der
persönlichen Netzwerke der untersuchten Akteure vorgenommen werden. Über die Erfassung der
relevanten sozialen Beziehungen der Unternehmerinnen und Unternehmer ist es möglich, zu
beurteilen, wie stark die Akteure in den verschiedenen geografischen Zusammenhängen eingebettet
sind. Die Netzwerkanalyse soll durch eine teilstandardisierte Erhebung von relevanten Partnern und
Beziehungen der Akteure im Rahmen der Interviews vorgenommen werden. Hierdurch eignet sich
diese Methode auch zur Identifizierung weiterer relevanter Interviewpartner. Zum Abschluss der
Feldphase ist geplant, die Erkenntnisse der Untersuchung mit einigen Akteuren im Zuge von Follow-
Up Gesprächen rückzuspiegeln, um sie auf eine stabilere Grundlage zu stellen.
Als Datenbasis ist eine Stichprobengröße von N=35 vorgesehen. Die Auswahl der Interviewpersonen
wird in Anlehnung an das Konzept des theoretical sampling (Glaser und Strauss 1967) entsprechend 12
Die Zugangsschwierigkeiten, die für die Anwendung dieser Methode bestehen, sind dem Autor bewusst. Trotzdem soll der Versuch unternommen werden, in bestimmten Rollen (bspw. als Nachwuchskraft oder „Auszubildender“ eines Unternehmens) an ökonomischen Interaktionssituation zu partizipieren.
14
der Auswertung der theoretischen Literatur zum Phänomen des transnationalen Unternehmertums
und der hier diskutierten Typen erfolgen. Des Weiteren sollen die Einschätzungen von Experten
dieses Feldes bei der Auswahl der Fälle berücksichtigt werden Zur Rekrutierung von
Interviewpersonen können Kontakte zu institutionellen Akteuren, die mit dem Thema
„Unternehmertum von Migranten“ in Frankfurt und in der Rhein-Main-Region befasst sind sowie zu
transnational aktiven türkischstämmigen Unternehmerinnen und Unternehmern genutzt werden.
Diese Kontakte wurden im Zuge eigener Forschungsarbeiten, die in Frankfurt und der
Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main angesiedelt waren, etabliert (siehe Kapitel 5, „Eigene
Vorarbeiten“). Des Weiteren sollen im Zuge eines Snowballing-Verfahrens die Unternehmerinnen
und Unternehmer, mit denen Interviews realisiert wurden, darum gebeten werden, weitere ihnen
bekannte relevante Akteure zu nennen.13
Die im Zuge dieser Primärerhebungen gewonnen Erkenntnisse sollen durch eine Sekundärerhebung
in Form einer Medienanalyse ergänzt werden (Heinze 1990, Mayring 2011). In deren Verlauf werden
relevante türkisch- und deutschsprachige Medien und Veröffentlichungen, die sich mit
Unternehmertum und dem Bild des Unternehmers/der Unternehmerin befassen, analysiert. Hiermit
soll die Repräsentation unternehmerischer Identitäten in der Öffentlichkeit analysiert werden, um
die identitären Strategien der Akteure besser einordnen und nachvollziehen zu können. Es ist
geplant, Ergebnisse der Medienanalyse in Form von Konfrontationsfragen in die Interviews einfließen
zu lassen, um die Positionierung der Befragten zu bestimmten öffentlichen Repräsentationen des
Unternehmertums herausarbeiten zu können.
In der integrierten und plurilokalen Anwendung der genannten Methoden auf ein transnational
verortetes Feld leistet das Dissertationsvorhaben einen originären Beitrag zum Forschungsstand.
5. Eigene Vorarbeiten
Das Dissertationsvorhaben kann auf mehreren thematisch einschlägigen Vorarbeiten des
Doktoranden aufbauen. Hierzu gehört seine Magisterarbeit zum Thema „Türkische Migrantische
Medienunternehmer in Deutschland“, in der er sich mit der Bezugnahme türkischstämmiger
Medienunternehmer in Deutschland zum Integrationsdiskurs auseinandersetzte und dabei die
wirtschaftliche Nutzbarmachung von Identitätspositionierungen und –postulaten in
Medienerzeugnissen der Akteure untersuchte (Wösten 2007). Des Weiteren ist er Co-Autor
empirischer Studien zum transnationalen Unternehmertum in der Metropolregion Frankfurt/Rhein-
13
Eine ähnliche Vorgehensweise wurde in einem vergleichbaren Forschungsfeld bereits erfolgreich angewandt (Rusinovic 2008: 438 f.)
15
Main (Ebner und Wösten 2012a) und in der Stadt Frankfurt am Main (Ebner und Wösten 2012b), die
an der Professur für Sozialökonomik der Goethe-Universität zwischen August 2011 und September
2012 durchgeführt wurden. Im Zuge dieser explorativen Studien wurden bereits theoretische
Grundlagen des zu untersuchenden Phänomens erörtert, methodische Erfahrungen in der
Anwendung des leitfadengestützten Intensivinterviews gemacht sowie im Rahmen von Interviews
mit Experten und Unternehmern erste empirische Befunde gesammelt. Schließlich verfügt der
Doktorand über sehr gute türkische Landes- und Sprachkenntnisse.
16
6. Arbeits- und Zeitplan
Das Dissertationsvorhaben soll in den Jahren 2013 bis 2015 durchgeführt werden. Die Finanzierung der Reisen nach Istanbul soll über ein in der Beantragung
befindliches DFG-Projekt erfolgen, welches sich in einer vergleichenden Studie mit den transnationalen unternehmerischen Vernetzungsmustern zwischen
ausgewählten Ballungsräumen in Deutschland und der Türkei befassen wird. Für die Antragstellung bei der DFG sind Forschungsförderungsmittel des
Fachbereichs 03 der Goethe-Universität gewährt worden.
Zeitplan 1/13 2/13 3/13 4/13 1/14 2/14 3/14 4/14 1/15 2/15 3/15 4/15
Theoretische, methodische und empirische Literaturrecherche x x
Medienanalyse zur Repräsentation unternehmerischer Identität x x x x
Verfassen des theoretisch-konzeptionellen Teils der Arbeit x x
Formulierung von Frageleitfaden und Beobachtungsleitfaden, Pretests x
Rekrutierung der Interviewpartner x
Durchführung der teilnehmenden Beobachtungen und Interviews x x x
Transkription der Interviews und Datenanalyse x x x
Rückspiegelung der Ergebnisse mit Experten und Feldakteuren x
Fertigstellung des empirischen Teils der Arbeit x x x
Überarbeitung x
17
7. Vorläufige Gliederung
1. Einleitung
1.1. Relevanz Transnationalen Unternehmertums als Forschungsgegenstand
1.2. Forschungsfrage und Ziel der Arbeit
1.3. Forschungsdesign und Methoden
1.4. Aufbau der Arbeit
2. Theoretischer und empirischer Forschungsstand
2.1. Transnationalisierungsprozesse
2.1.1. Transnationalisierung als Forschungsparadigma
2.1.2. Transnationalisierung als akteurs- und handlungzentrierte Perspektive
2.1.3. Städte als Arenen von Transnationalisierungsprozessen
2.1.4. Der transnationale Raum Deutschland-Türkei
2.2. Migrantisches Unternehmertum
2.2.1. Modelle der Immigrant Business Forschung
2.2.2. Gemischte Einbettung
2.2.3. Transnationales Unternehmertum
2.2.4. Transnationales Unternehmertum im deutsch-türkischen Zusammenhang
2.3. Identitätskonstruktion
2.3.1. Grundlagen der Identitätskonstruktion
2.3.2. Identitätskonstruktion unter den Bedingungen der Transnationalisierung
2.3.3. Unternehmerisch-strategische Transkulturalität
2.3.4. Migration und Identität(en) im deutsch-türkischen Zusammenhang
2.4. Zusammenfassung der theoretischen und empirischen Grundlagen und Benennung von
Forschungslücken
2.5. Hypothesenbildung
3. Empirische Studie
3.1. Methodische Anlage der empirischen Studie
3.1.1. Leitfadengestütztes Interview
3.1.2. Teilnehmende Beobachtung
3.1.3. Netzwerkanalyse
3.1.4. Medienanalyse
3.2. Zusammensetzung der Stichprobe
18
3.2.1. Kurzporträts der befragten Unternehmerinnen und Unternehmer
4. Darstellung der Ergebnisse
4.1. Soziale und wirtschaftliche Einbettung der Akteure
4.1.1. Lokale Netzwerke
4.1.2. Transnationale Unternehmernetzwerke
4.1.3. Aktiver Umgang mit Einbettung
4.2. Muster unternehmerischer Identitäten
4.2.1. Unternehmertum im Spiegel der Medien
4.2.2. Selbstbilder und Verortungen transnational aktiver Unternehmerinnen und
Unternehmer
4.2.3. Strategische Transkulturalität
5. Schlussfolgerungen
5.1. Theoretische Implikationen
5.2. Praktische Implikationen
5.3. Forschungsdesiderate
6. Anhang
7. Literatur
19
8. Literatur
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