17.03.2010
1
Globale Güterketten. Weltweite
Arbeitsteilung und ungleiche
Entwicklung
Einführung
Christian Reiner
Universität Salzburg
Ringvorlesung Globale Güterketten
16.3.2010, Universität Wien
2
Inhalt
Beispiele globaler Güterketten
Stilisierte Fakten
Konzepte
- Globale Güterkettenketten
- Globale Wertschöpfung
- Globale Produktionsnetzwerke
Vergleich und Kritik
17.03.2010
2
Allgemeines Güterkettenmodell 1
3
Bathelt/ Glückler 2003
Allgemeines Güterkettenmodell 2
4
Dicken 2007
17.03.2010
3
Bsp.catfish commodity chain
5
Coe/ Kelly/ Yeung 2008
Bsp. Bekleidungsindustrie
6
Gereffi/ Memedovic 2003
In today‘s global factory, the production of a single commodity
often spans many countries, with each nation performing tasks in
which it has a cost advantage.“ Gereffi et. al. 1994
17.03.2010
4
Bsp.Festplattenlaufwerk 1
7
Gourevitch/ Bohn/ Mckendrick 2000
Frage an SIE
Welche möglichen Konsequenzen hat die
Integration von Unternehmen aus
Entwicklungsländern für regionale und
nationale Entwicklungspfade?
Neue Chancen oder Zurichtung auf die
Bedürfnisse von Leitunternehmen?
8
17.03.2010
5
9
Bsp.Festplattenlaufwerk 2
Gourevitch/ Bohn/ Mckendrick 2000
Bsp. iPod von Apple: Renditen
und Verteilung der Gewinne
10
Ein iPod besteht aus 424
Einzelteilen die mit
Ausnahme der Software
fast zur Gänze außerhalb
der USA entwickelt,
hergestellt und
zusammengebaut werden.
Regionale
Gewinnverteilung
USA: 85%
Japan: 12%
Andere 3%
(Dedrick et. al. 2007 und 2009)
17.03.2010
6
Wie kam es zur Entwicklung
globaler Güterketten?
Aufstieg Transnationaler Konzerne
Vertikale Desintegration Konzentration auf
Kernkompetenzen, Outsourcing, Offshoring
„manufacturer without factories“
Sinkende Transaktions- und Transportkosten durch
technische und politische Veränderungen
Entstehung industrieller Kerne in
Entwicklungsländern
Abkehr von Importsubstitionsstretegien zugunsten
von exportorientierten Entwicklungspolitiken
11
Stilisierte Fakten des
Welthandels reflektieren GCC
12
Verhältnis der importierten Zwischenprodukte zu nicht-importierten
Zwischenprodukten (1995-2000)
OECD 2007
17.03.2010
7
13
Anteil von Weltregionen an der globalen industriellen Wertschöpfung
(1980-2000)
OECD 2007
14
Share of intra-firm imports from Easter Europe for a sample of
multinational firms (cumulative numbers of total imports between
1997-2000)
Marin 2008
17.03.2010
8
Drei Konzepte
Global Commodity Chains (GCC)
Global Value Chains (GVC)
Global Production Networks (GPN)
15
Global Commodity Chains
(GCC) (Gereffi/ Korzeniewicz 1994)
16
Definition: „A GCC consits of sets of interorganizational
networks clustered around one commodity or product,
linking households, enterprises, and states to one another
within world-economy.“ (Gereffi et.al. 1994)
Ziel: „…understand where, how and by whom is value
created and distributed along a commodity chain.“ (Bair
2005)
Dimensionen einer GCC
1) Input-Output Struktur
2) Raummuster (territoriality)
3) Governance Struktur
4) Institutionelles Gefüge
17.03.2010
9
Was versteht man unter
Governance? Governancedimension steht im Zentrum der
Güterkettenforschung
Governance – Fragen: Wer steuert mit welchen
Ressourcen wie die Güterkette? Wer hat warum welche
Macht? Wer kann Regeln und Standards bestimmen und
durchsetzen? Welche Konsequenzen ergeben sich daraus
für die weniger mächtigen Unternehmen in der Güterkette?
Quellen der Macht von Unternehmen: „As in all bargaining
situations, the relative power of actors within a network
depends, in large part, on the extent to which each
possesses assets sought by the other party and the extent
to which access to such assets can be conrolled. (Coe et.
al. 2008)17
Worauf nehmen die steuernden
Unternehmen Einfluss?
Produktionsparameter
Prozessparameter
Logistikparameter
Profitverteilung
18
17.03.2010
10
Producer-Driven (PDCC) und Buyer-
Driven Commodity Chain (BDCC)
19
Mächtige
Leitunternehmen (lead
firms) aus den Zentren
kontrollieren Ketten und
Produktionsunternehmen
in der Peripherie auch
ohne eigentumsrechtliche
Verflechtungen
Coe/ Kelly/ Yeung 2008
nach Gereffi 1994
PDCC & BDCC im Vergleich
20
Coe/ Kelly/ Yeung 2008
17.03.2010
11
Definition Upgrading
21
Humphrey/ Schmitz 2002
Formen des Upgradings
22
Coe/ Kelly/
Yeung 2008
17.03.2010
12
Upgrading am Bsp.
Bekleidungsindustrie
23
Gereffi/ Memedovic 2003
Grenzen des Upgrading-Konzepts Upgradingpotenzial ist abhängig von dominanter
Governanceform
Wer profitiert tatsächlich von Upgrading?
- Kann das lokale Kapital profitieren?
- Wie partizipieren die ArbeitnehmerInnen?
- Was bedeutet das Upgarding eines Unternehmens für die
Region?
Wenn alle upgraden bleibt die Situation unverändert trotz
upgrading
Vielleicht ist die Idee des upgardings zu optimistisch?
- ILO Studie weist auf beschränkte Upgradingprozesse in
den 50 ärmsten Staaten der Welt hin: Zwischen 1995-2005
fanden in 7 von 24 untersuchten Güterketten
Upgradingprozesse und in 12 Downgradingprozesse statt
24
17.03.2010
13
Global Value Chains (GVC) (Gereffi/ Humphrey/ Sturgeon 2005)
25
Definition (value-added chain): „the process by which
technology is combined with material and labour inputs, and
then processed inputs are assambled marketed, and
distributed.“ (Kogut 1985 zit. n. Gerfeffi et.al. 2005)
Ziel: „…explain governance patterns in global value chains“
Governance-Typen
26
17.03.2010
14
Dynamik
27
Global Production Networks
(GPN) (Henderson et.al. 2002)
28
Definition: „…the nexus of interconnected functions,
operations and transactions through which a specific
product or service is produced, distributed and consumed.“
(Coe et. al. 2008)
Ziel: „[Constructing] a conceptual framework for mapping
and analysing certain aspects of economic globalization –
those related to production and consumption – and their
developmental consequences. (…) The framework (…) is
an explicit attempt to break with state-centric
conceptualisations on the one hand and significantly
extend the analytic and policy utility of cognate
formukations on the other.“ (Henderson et.al. 2002)
17.03.2010
15
Foci des GPN-Frameworks
29
Henderson et.al. 2002
Kategorien zur Analyse von
GPN
30Henderson et.al. 2002
17.03.2010
16
Paradigmatisches Beispiel einer
GPN
31
Henderson et. al. 2002
Legende zum Beispiel
32
Henderson et. al. 2002
17.03.2010
17
Vergleich der Konzepte 1
33
Hess 2009
Vergleich der Konzepte GPN-
GCC/GVC
34
Coe et.al. 2008
17.03.2010
18
Vergleich der Konzepte
GCC-GVC
Sehr eng verwandt
Gereffi war bei beiden Konzepten maßgeblich
beteiligt
GVC stärker formalisiert und weniger heuristisch
als GCC
Fokus GCC: Inter-firm networks in global
industries
Fokus GVC: Sectoral logics of global industries
35
Einige konzeptionelle Limitations
Zunehmende Verengung der Kettenforschung auf
Wettbewerbsfähigkeit einzelner Unternehmen oder
Unternehmensgruppen
Nur „internal factors“ untersucht aber „external
factors“ wie z.B. Handelspolitik,
Freihandelsabkommen oder Finanzialisierung haben
auch großen Einfluss auf Struktur und
Profitverteilung entlang der Güterkette
„Non-firm actors“ (NGOs, Gewerkschaften,
Arbeitgebervereinigungen) bleiben unterbelichtet
Differneziertes Verständnis von upgrading fehlt
36
17.03.2010
19
Forschungspraktische Probleme der
emprischen Warenkettenforschung
Empirische Umsetzungen der verschiedenen Kettenansätze liefert
oft nur graduelle Unterschiede Operationalisierungsprobleme
Firmengeheimnisse: Güterkette wird als strategisches Asset
betrachtet und streng geheimgehalten (Ausnahme z.B. Nike)
Erfassung der Profitverteilung entlang der Kette sehr schwierig bis
unmöglich
Amtliche Statistiken nur beschränkt nutzbar (I-O Analyse?)
Eigene Primärerhebungen durch Interviews mit Unternehmen,
ArbeiterInnen und anderen Stakeholdern Erfassen von
Netzwerken
Verwendung von Sekundärdaten in Unternehmensberichten,
Branchenzeitungen, Wirtschaftspresse,...
37
Danke für ihre Aufmerksamkeit!
38