+ All Categories
Home > Documents > GfK-Magazin #Ausgabe I/2014

GfK-Magazin #Ausgabe I/2014

Date post: 01-Apr-2016
Category:
Upload: ooe-gesellschaft-fuer-kulturpolitik
View: 218 times
Download: 3 times
Share this document with a friend
Description:
Das Vereinsmagazin der OÖ. Gesellschaft für Kulturpolitik
24
1 gfk Demokratie. Eine Frage der Kultur MUSIK Shy FEINSTE öSTERREICHISCHE SUBKULTUR DISKURS Calling São Paulo BRASILIEN 2014 01. 2014
Transcript
Page 1: GfK-Magazin #Ausgabe I/2014

1

gfkDemokratie. Eine Frage der Kultur

MUSIK

ShyFeInSte öSterreIchISche SUbKUltUr

DISKUrS

Calling São PaulobraSIlIen 2014

01. 2014

Page 2: GfK-Magazin #Ausgabe I/2014

2

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Kunst- und Kultur-interessierte! Die OÖ. Gesellschaft für Kulturpolitik wird als Plattform des Dialoges dazu beitragen, das Ge-spräch zwischen Politik und Künstler_innen zu fördern. Dabei versucht die gfk bereits seit den 1980er Jahren den Anspruch einer fortschrittli-chen Kulturpolitik zu erfüllen, um gesellschaftli-chen Wandel zu ermöglichen.In der ersten Ausgabe unseres halbjährlich erscheinenden Magazins möchten wir neben Programmankündigungen auch einen vertie-fenden inhaltlichen Schwerpunkt bieten, der sich für jede Ausgabe neu definiert.Demokratie. Eine Frage der Kultur.

Unsere postmoderne Gesellschaft steht unter dem Druck der internationalen Wettbewerbs-fähigkeit, der wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich und muss sich dem demografischen Wandel fügen. Dabei wird in der österreichi-schen Bevölkerung Kritik an der Demokratie immer lauter. Wir beleuchten mit Demokratie hat es nie gegeben. Eine Revue ein groß be-sprochenes Feld: Jenes der Demokratiekritik. Unter diesem Motto öffnet sich im April unsere Bühne einem breiten Publikum. Neben diesem Programmhighlight möchten wir Euch zu den weiteren kulturpolitischen Veranstaltungen, die wir ab März 2014 IM cENTRAL auf die Bühne bringen, einladen.

Wir freuen uns auf Euch und auf Euer Echo. Herzlich willkommen!

Susanne SteckerlGeschäftsführerin gfk

Editorial

gfk IM CENTRAL

S. 17

S. 16

S. 19

Page 3: GfK-Magazin #Ausgabe I/2014

3

02 eDItorIal

03 Inhalt, IMpreSSUM

04 IM porträt: anDreaS KUMpAndreas Kump schreibt, singt und stellt sich dazwi-schen unseren Fragen zur Stahlstadt.

06 DeMoKratIe hat eS nIe gegebenUnser Fest im neuen cENTRAL: Eine Revue in meh-reren Akten, die sich mit den Perspektiven von Demokratie auseinandersetzt.

10 IM IntervIew: Franco berarDIDer Aktivist hat keine großen Erwartungen hin-sichtlich Demokratie und westlicher Politik.

13 KUltUrKarUSSellBundesminister Josef Ostermayer dreht eine Runde.

14 eUropaZwei EU-Spezialisten und ein Walkampf ohne H.

15 nachgeFragtWas es mit der Neuausrichtung des cENTRAL auf sich hat, verraten Susanne Steckerl, Roland Schwandner und Siegbert Janko.

16 DIe MUSIKSeItenVon Linz nach New Orleans und zurück.

18 neUe wege, alte haDernDemokratiewerkstatt und Rock´n´Roll

19 callIng SÃo paUloEin kritischer Blick zur Fußball-WM nach Brasilien.

20 croSSIng eUropeSoziale Themen im Film: Die Preisträger_innen

21 erwIn SteInhaUer & SeIne lIeben

22 DanKe, aUSblIcK

24 KalenDer

Impressumgfk Magazin · Ausgabe 1.2014, Februar 2014Herausgeberin (F.d.I.v.): OÖ. Gesellschaft für Kulturpolitik, Landstraße 36/6, 4020 Linz, +43 (0)5 772611-710 · Redaktion: Wiltrud Hackl · Mitarbeiter_innen dieser Ausgabe: Norbert Breitschopf, Christine Dollhofer, Sabine Gebesroither, Georg Hubmann, Robert Hummer, Siegbert Janko, Silvia Keller, Dominika Meindl, Thomas Philipp, Maren Richter, Roland Schwandner, Susanne Steckerl, Andre Zogholy · Layout: Die Fabrikanten, Andrea Rammer · Bildredaktion: Susanne Steckerl · Titelbild: Alois Gstöttner „Gooool do Brasil / Club Bellevue“ · Bildnachweise: 2 Sabine Köstler, McDermott/Me-schiya, A. Gstöttner, 3 gfk, 4 S. Köstler, 6 Maren Richter, 9 Da-vid Murobi, Eve Massacre, Ana Threat, Artur Zmijewski, Oliver Ressler, Marina Naprushkina, Peter Licht, O. Ressler, 10 Franco Berardi, 14 Josef Zehetner, Original Linzer Worte, 15 gfk, 16 McDermott/Meschiya, 17 Cook and Friends, S. Köstler, 19 A. Gstöttner, 20 Crossing Europe, 22 Linz AG · Druck: gutenberg

Den Fragen der Kultur verschrieben: Roland Schwandner, Siegbert Janko, Susanne Steckerl.

Schwerpunkt Demokratie

Schwerpunkt Demokratie

Schwerpunkt Demokratie

Schwerpunkt Demokratie

Inhalt

Page 4: GfK-Magazin #Ausgabe I/2014

4

„Speziell im Sinn von einzigartig

war Linz nicht.“DIe StahlStaDtKInDer UnD DIe öSterreIchISche SUbKUltUr

eIn IntervIew MIt aUtor UnD Sänger anDreaS KUMp

4

Page 5: GfK-Magazin #Ausgabe I/2014

5

Im Porträt: Andreas Kump

5

gfk: Mit Es muss was geben hast du 2007 ein Stück Linzer Kulturgeschichte geschrieben. Inspiriert von Robert Greenfields Bill Graham Presents lässt du darin Protagonist_innen der Linzer Musikszene seit den 1970ern zu Wort kommen. Was hat dich dazu getrieben?

Kump: Ich fand diese Geschichte absolut erzählenswert. Als sich ab Mitte der 1970er langsam ein Bedürfnis artikuliert, ein Be-wusstsein dafür heranwächst, dass es etwas anderes geben muss. Es brauchte eine Alter-native zu Urfahrmarkt und Volkshaus, zum Job in der VÖEST und den Mustern des Le-bens. Und dann trieb die Idee aus, begossen von Punk, New Wave, später von Hardcore, getragen von sehr unterschiedlichen Prota-gonist_innen, darunter nicht wenigen cha-

rakterköpfen. Also, davon sollen die nächsten Genera-tionen, für die dieses Buch auch geschrieben ist, lesen

können. Auch verstanden als Anmerkungen aus dem Off zur offiziellen Stadtgeschichte.

gfk: Was war deiner Ansicht nach das Spezi-elle an Linz? Warum hat sich gerade in dieser Stadt, die lange als jene mit den „meisten geris-senen Gitarrensaiten“ galt, eine so eindrucks-volle Szene entwickelt?

Kump: Speziell im Sinne von einzigartig war Linz nicht. In vielen vergleichbaren Städten spielte sich in diesen Jahren genau dasselbe ab. Überall wurden junge Menschen aktiv, schufen eigene Orte, eigene Musik, eigene Bil-der, Filme. Da und dort wurden dazu Häuser besetzt. Und Musik war ganz einfach das wich-tigste Transportmittel dieses Lebensgefühls. Vor allem Punk. In Linz kam der sehr früh an und fand wunderbare Bedingungen vor. Eine Arbeiterstadt, in der es nachts stockfinster ist. Aber je trostloser der Status quo, umso eupho-

rischer wird das Neue begrüßt. Und nach den Gesprächen für mein Buch war ich mir sicher: Diese Geschichte kann nur erzählt werden, weil mit Peter Donke und Kurt Holzinger zwei sehr helle Köpfe zur richtigen Zeit in England waren, um von dort Punk und Artverwandtes zu importieren. Was letztlich zur Gründung von Willi Warma führte, einer Band, der bald zig andere folgten.

gfk: Wie viel Verklärung steckt in dieser Kul-turgeschichte?

Kump: Mir ging es nicht um Verklärung. Das Buch ist wie ein Film aufgebaut und liest sich wie ein Roman. Da gibt es Positionen und Ge-genpositionen. Lesende werden unweigerlich mit charakteren sympathisieren – oder ihren Ausführungen gegenüber skeptisch sein. Manchmal verstärken sich Eindrücke, etwa wenn über Linz als Stahl- und Arbeiterstadt ge-sprochen wird. Gerade bei der Frage der Bedeutung des Ganzen aber scheiden sich die Geister. Deshalb treten bei unseren Lesungen immer mehrere Protagonist_innen auf, allerdings in vertausch-ten Rollen. Das hat einen un-terhaltsamen Touch.

Andreas Kump, Sänger der Linzer Band Shy, do-kumentierte in „Es muss was geben“ die Anfänge der Linzer Underground Szene zwischen 1977 und 1990. Zu Wort kommen darin Mitglieder von Bands wie Willi Warma, Miss Molly‘s Favourites, Fuckhead, Attwenger, Texta und Shy, ebenso wie die Schauspielerin Sophie Rois. Kump lebt als freier Werbetexter, Journalist, Autor in Wien.

Shy spielen live am 3. April 2014 im central. Mehr dazu auf Seite 17.

Es muss was gebenleSUng MIt anDreaS KUMp, peter arlt, gabI KepplInger, raIner KrISpel, wolFgang FaDI DornIger MUSIK: DonKe / ZIgon UnD Der 3. MannDo 27.3. / 20.00 / eIntrItt 7/5 / IM central

Page 6: GfK-Magazin #Ausgabe I/2014

66

Page 7: GfK-Magazin #Ausgabe I/2014

7

Demokratie hat es nie gegeben. Eine Revue

Zu Beginn: Etwas Unerreichtes Wiltrud Hackl

Es ist eine sehr kühne Behauptung, die das Pro-gramm Demokratie hat es nie gegeben. Eine Revue zur Eröffnung des Central trifft. Denn – wenn es Demokratie nie gegeben hat, ergibt sich zwangsläufig die Frage danach, von welcher Form des (gesellschafts-)politischen Lebens wir bislang umgeben waren und geprägt wurden. „Wir“ – dieses Wort, mit dem jeder demokratische Prozess seinen Anfang nimmt - blicken zurück und erkennen womöglich: tat-sächlich liegt da kein Feld an abgeschlossenen demokratischen Erfahrungen, von dem wir uns und Generationen nach uns sich bedienen können, vielmehr wohnt das Prozesshafte einer Demokratie stets inne. Demokratie hat es nie gegeben. Eine Revue wirft unter anderem die Überlegung nach unserem gegenwärtigen

Demokratieverständnis auf; danach, welche Alternativen – durchwegs auch als Utopien – zu einer repräsentativen Demokratie als vorstellbar und diskussionswürdig scheinen und geht den Auswirkungen nach, die aktuelle demokratische Bewegungen, Erprobungs- und Umsetzungsfor-men auf unser bislang gekanntes Verständnis von Demokratie haben.Als zentrale Frage schließlich bleibt jene, im Titel bereits aufgeworfene: Kann (und soll) Demokra-tie überhaupt jemals „erreicht“ werden, wenn diese nur in ihrer von uns unablässig erdach-ten, erstrittenen und gelebten Prozesshaftigkeit existiert? Sicher ist jedenfalls nur eines, so die Erfinder_innen und Gestalter_innen der Revue Silvia Keller, Maren Richter und Andre Zogholy: Demokratie hat es nie gegeben.

Demokratie hat es nie gegeben. Eine Revue Maren Richter / Andre Zogholy

Umkämpfte BegriffeDemokratie ist wie kein anderer Begriff heftig diskutiert und verweist auf ein umkämpftes Ter-rain: gesellschaftliche Ideale und Wertvorstel-lungen prallen aufeinander. Der deutsche So-zialwissenschafter Alex Demirovic etwa spricht von einem „komplexen Kampffeld“, auf dem sich unterschiedliche soziale Gruppen um die richtige Form der Demokratie streiten. Der po-litische Philosoph Jacques Ranciére wiederum sieht im Verlust der demokratischen Tugenden den „Anteil der Anteillosen“ dramatisch steigen und spricht sogar vom „Hass der Demokratie“. Manche Politikwissenschafter bezeichnen den gegenwärtigen Zustand der Demokratie auch als Postdemokratie und als eine von globalen Eliten gesteuerte PR-Show (colin crouch).

Wird schon werdenDemokratie ist kein teuer gebrandeter Luxus-artikel oder gar eine gut inszenierte casting-Show. Sie ist immer im Werden und mit stetiger Auseinandersetzung und Revision verbunden. Dennoch sind westliche Demokra-tievorstellungen - wie es scheint - geprägt von Konsensorientierung und harmonisierenden Tendenzen. Streit und Antagonismus finden wenig Platz in der vermeintlichen Harmonie des fragilen Geflechts von Demokratie, Libe-ralismus und Kapitalismus, das offensichtlich erodiert: Seit geraumer Zeit bestimmen Krisen und Skandale die Welt, die ein gegenwärtiges Paradox zum Ausdruck bringen. Einerseits sind mehr Staaten denn jemals zuvor demokratisch verfasst, andererseits nehmen die Krisensymp-

Page 8: GfK-Magazin #Ausgabe I/2014

8

stärker die Krise von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, umso glanzvoller das Programm. Mit wieviel Glanz Demokratie in der Gegenwart ausgestattet ist, das wird einen Tag gemeinsam mit Denker_innen, Wissenschafter_innen, Aktivist_innen und Künstler_innen überprüft werden. Das Wesen der Revue entlehnen wir um aufzuzeigen, dass erst viele Einzelteile ein Gan-zes ergeben. Ob in Fragen der Asyl-, Integra-tions-, Kultur- oder Netzpolitiken oder in jenen aus Wirtschafts-, Sozial- und Bildungssystemen; die Revue blickt auf bereits aufgetane Hand-lungsfelder. Auch solche, die im Argen liegen.

Gemäß der demokratischen Eigenschaft des ge-meinsamen Gestaltens ist das Revue-Publikum eingeladen, etwa im Wohnzimmer beim Couch-Gespräch über eigene und fremdbestimmte Grenzen zu reflektieren, am Stammtisch unter anderem vermeintlich demokratische Brachen zu sezieren oder subversive Praxen auf ihre „therapeutische“ Wirksamkeit zu überprüfen. Haben wir überhaupt noch eine Wahl? Wäh-rend der deutsche Musiker Peter Licht mit der Liedzeile „Du hast keine Wahl, was du hast ist ein offenes Ende“ dem Widerstand in der Wahllosigkeit zumindest einen Lichtschimmer adjustiert, sieht die slowenische Philosophin Renata Salecl „Wahl“ in ihrer kapitalistischen Prägung als etwas, das ausschließlich Stress verursacht.

So oder so: Die „totale Entscheidung über das eigene Glück“ ist ein privilegiertes Problem der westlichen Gesellschaft. Einen Tag lang versu-chen wir also mit Hilfe des lustvollen Formats „Revue“ eine gemeinsame Vorstellung von De-mokratie zu denken, zu besprechen, zu bauen.

Demokratie hat es nie gegeben. Eine Revue

tome in den Staaten, die einstmals so etwas wie eine demokratische Avantgarde bildeten, zu. Ihre Unzufriedenheit gegenüber dem Staat ar-tikulierte die Zivilgesellschaft vielenorts durch Wellen an Protesten, in denen direkt-demokra-tische Prozesse großflächig erprobt wurden.

„Alles sehr kompliziert“ Fakt ist: Demokratie wird vor neue Aufgaben gestellt. Doch wie bilden sich diese real ab? Divers gelebte Lebensentwürfe, geänderte soziale Rahmenbedingungen, global gesteu-erte Mechanismen von Kontrolle, Flücht-lingswellen aus Krisengebieten, um nur ein paar der Herausforderungen, vor denen die „Festung“ Europa steht, aufzuzählen, stellen die ideologischen Fundamente der westlichen Welt gewaltig auf die Probe. Haben wir es mit Entpolitisierung oder Entdemokratisierungs-tendenzen zu tun? Der italienische Theoretiker Franco ‚Bifo‘ Berardi, den wir für das Magazin interviewt haben, sieht die Gefahr von gegen-wärtigen politischen Programmen darin, dass „Zukunft“ oder „Wachstum“ – und somit die Unendlichkeit von Ressourcen und Produkti-onskraft – bis dato die alleinigen, treibenden Kräfte der Weltgesellschaft darstellen. Doch wir müssen uns mehr denn je die Endlichkeit vor Augen halten. Denn diese Entwicklungen gehen einher mit reellen gesellschaftlichen Transformationen, die Fundamentalismen mit sich bringen. Ein demokratisches Verständnis, welches produktiv mit sozialen, politischen und ökonomischen Konflikten umgeht als kollektive Praxis, erscheint daher notwendig, ja unum-gänglich.

Bühne frei für die Revue!Lange Zeit galten Revuen als beliebte Unterhal-tungsform. In einem lose aneinander gereihten Nummernprogramm gaben Künstler_innen Darbietungen zum Besten. Dabei galt es: Je

Demokratie hat es nie gegeben. Eine RevueeIn abenD voller überraSchUngenSa 12.4. / 16.00 bIS open enD /€eIntrItt FreI / IM central

Page 9: GfK-Magazin #Ausgabe I/2014

9

Demokratie hat es nie gegeben. Eine Revue

Die einzelnen Teile der Revue werden beigesteuert von:

Bani Albidi, Miss Andaka,Peter Arlt mit

Kupfermuckn, Roland Atzmüller,

Anja Baum, Franco ‚Bifo‘ Berardi,

Kristina Hofer,Kristy and the Kraks,

Peter Licht, MAIZ, Eve Massacre,

Dominika Meindl, Monika Mokre,

Marina Naprushkina,Peng! Collective,

Oliver Ressler, Renata Salecl,

Florian Walter, Martin Wassermair,

Artur Zmijewski.

Ein detailliertes Programm

findet sich aufgfk-ooe.at

Page 10: GfK-Magazin #Ausgabe I/2014

10

Im Porträt: Franco Bifo Berardi

10

Franco ‚Bifo’ Berardi im Interview

Page 11: GfK-Magazin #Ausgabe I/2014

11

Maren Richter: Ihre Arbeit als Autor, Denker und Aktivist ist geprägt von einer pessimisti-sche Einschätzung gegenüber dem politischen System. Die Durchdringung mit Kapitalismus oder technologische Entwicklungen mache Politik nahezu unmöglich, so Ihre Bestands-aufnahme. Die Kombination von virtuellen Finanzmärkten und Informationszeitalter ge-stalte unsere Welt zunehmend abstrakter, eine physische haptische Realität gehe verloren. Sie beschäftigen sich sehr stark mit dem “Sozialen” in dieser immateriellen Welt. Demokratie ist jedoch territorial definiert, setzt Grenzen und bestimmt Gesetze. Ist der Glaube an demokra-tische Prozesse so überhaupt noch möglich?

Franco ‚Bifo‘ Berardi: Seit der Semio-Kapitalismus den Industriellen Kapitalismus ersetzt hat, nehmen die Produktion und der Tauschwert von abstrakten Zeichen die Rolle der Herrschaft in der gesamten Vermehrung des Kapitals ein. Semio-Kapitalismus, also Kapitalismus der Zeichen, meint das Kapital, das keine materiellen Güter, sondern immate-rielle (etwa Wissen) produziert. Wir als soziale Subjekte sind durch die produzierten Zeichen ständig Stromschlägen ausgesetzt, die zum individuellen und kollektiven Kollaps führen. Die Abstraktion von Finanzen ist eine extremeManifestation des Sieges der Zeichen über die physische Produktion. Der Prozess des Finanz-kapitalismus, verbunden mit der räumlichen, geografischen Loslösung der Produktion und des Austauschs von Gütern sowie in Folge dem Auftauchen einer neuen herrschenden virtu-ellen Klasse geht einher mit einem ganz allge-meinen Prozess der Deregulierung. Diese glo-bale Dimension von Unternehmen verhindert, ja verbietet sogar gesetzliche Kontrolle. Daher hat die Hoheitsgewalt von Nationalstaaten ihre Effektivität verloren und der globale und somit de-territoriale Markt hat die absolute Freiheit,

Franco ‚Bifo‘ Berardi ist italienischer Theoretiker und Aktivist (u.a. bei Autonomia

der 1970er Jahre) Mitbegründer des Magazins A/tra verso (1975 –1981) und des legendären

Radio Alice, des ersten Piratensenders Italiens. Nach Zerschlagung der Autonomia

ging er nach Frankreich und war dort Mit-initiator der (theorie-)politischen Kooperation

zwischen den italienischen Emigrant_innen um Toni Negri und dem Kreis um den Philoso-phen Gilles Deleuze und Felix Guattari. Heute

unterrichtet er Sozialgeschichte der Kommuni-kation an der Akademie der Künste in Mailand und ist Mitbegründer der e-zine rekombinant.org.

Sein Arbeitsschwerpunkt bezieht sich unter anderem auf das Konzept „Zukunft“ in politi-

schen Programmen des 20. Jahrhunderts. Auf die Entwicklungen der westlichen Politik der

letzten Jahrzehnte blickt er, wie er es selbst bezeichnet, mit großem Pessimismus.

Wir haben ihn für Demokratie hat es nie gege-ben. Eine Revue dazu befragt.

Im Interview: Franco ‚Bifo‘ Berardi

11

Page 12: GfK-Magazin #Ausgabe I/2014

12

Da sie intuitiv erkannten, dass das Problem die Zeit ist. Zeit der Arbeit, Zeit von Leben, Zeit verschwenden, emanzipierte Zeit. Ein paar dieser Wahrnehmungen sind etwa in der Occupy Bewegung erkennbar. Warum Plätze, Straßen und öffentlichen Raum besetzen? Das Thema war nicht, diese Plätze einzunehmen, sondern die körperliche Wahrnehmung von Zeit und Ort zu verändern. Dennoch sollen wir nicht außer Acht lassen, dass keine der sozi-alen Bewegungen der letzten fünfzehn Jahre (Anm. Red.: seit dem „Battle of Seattle“ gegen die World Trade Organisation) eine Schlacht gewonnen hat. Nicht eine einzige Maßnahme der Finanz-Aggression konnte gestoppt, ge-schlagen oder zurückgewiesen werden. Ähnli-ches passierte beim Arabischen Frühling. Mit der marginalen Ausnahme Tunesien ist der revolutionäre Prozess in einen Krieg zwischen Militär und Islamisten übergegangen. Wir sollten etwas von diesen Beispielen lernen. Wir müssen bewusst machen, dass das Pro-blem nicht das einer politischen Alternative zwischen Demokratie und etwas anderem ist.

MR: Was wäre dann ein passendes Konzept für ein politisches Wollen eines politischen Subjekts? Wo braucht es Schärfung?

FB: Wir sollten lernen, die Dinge aus der Sicht der anthropologischen Evolution zu sehen an-statt aus der Sicht der politischen Alternative. Etwas viel Tieferes hat in den letzten vierzig Jahre stattgefunden: Die Explosion neuer Technologien ging mit einem Kontrollverlust einher: Informationstechnologien haben uns die Möglichkeit der Einsparung etwa der Ar-beitszeit gegeben. Das hat die Beziehung zwi-schen Arbeit, Freizeit, Körper und Tod total verändert. Wir haben hier allerdings komplett versagt, waren unfähig die Technologie als Be-freiung von der Arbeit einzusetzen. Wir haben

Im Interview: Franco ‚Bifo‘ Berardi

12

ohne politischen Autoritäten Rechenschaft ablegen zu müssen und ohne demokratischen Willen einbeziehen zu müssen. Finanzkapital basiert auf der Automatisierung von Entschei-dungen: techno-linguistische Behelfe haben die Entscheidungsgewalt übernommen.Daher ist nicht nur die Demokratie als Sys-tem aufgehoben, sondern zugleich die gesam-te Wirksamkeit von Politik. Solange sich die politischen Institutionen nach diesen techno-linguistischen Impulssteuerungen, wie sie in Entscheidungen eingebettet ist, strecken, scheinen sie noch mächtig. Sobald aber politi-scher Diskurs und politische Aktion versuchen sich von dieser Willkür zu befreien, sind sie am Ende. Nehmen sie Obamas Präsidentschaft. In Sprechchören wurde die Mantra “Yes we can” gesungen. Den Worten haftete mehr Exorzis-mus denn Versprechen an. Doch der Exorzis-mus ist gescheitert. Die Obama Administration scheiterte in dem Augenblick, als sie sich vom Finanz-Automatismus lossagen wollte. Und sie wurde erfolgreicher, als sie ihr Programm auf den Finanz-Automatismus hin auslegte. Ich denke daher, dass wir den Tatsachen ins Auge blicken sollten und die gegenwärtige so-ziale Realität als Absoluten Kapitalismus be-zeichnen müssen: Anhäufung von Reichtum, Profitsteigerung und Wettbewerb sind die ein-zig gültigen Regelwerke in der Welt. Und der Weg heraus ist weder Demokratie noch die Politik…

MR: Waren die Proteste der letzten Jahre rund um den Globus nicht hoffnungsvolle Symbo-le für den Gestaltungswillen der Zivilgesell-schaft?

FB: Speziell die Bewegungen des 20. Jahrhun-derts der Kunst Avantgarde oder von 1969 und 1977 waren Bewegungen, die eine Flucht aus der Kapitalismus-Falle vorstellbar machten.

Page 13: GfK-Magazin #Ausgabe I/2014

13

diese evolutionäre Möglichkeit verpasst, und nun ist Technologie ein Werkzeug für Sklave-rei. Der Grund für unsere Missinterpretation von Technologie ist u.a. verwurzelt in unserem Unvermögen, mit dem wunderbaren Potential von Innovation umzugehen. In unserer Angst vor Zeitverlust, vor dem Tod und unserer trü-gerischen Wahrnehmung von einer endlosen Zukunft. Wir müssen unsere Aufmerksamkeit der Zeit, der Wahrnehmung von Zeit und ihrer Verschwendung zuwenden. Kapitalismus ist die Verleugnung von Zeit und die Verleugnung eines Endes.

MR: Was wäre eine Strategie, um diese End-lichkeit mitzudenken?

FB: Zuerst müssen wir mit der Möglichkeit einer Verschiebung der globalen politischenLandschaft rechnen. Die Wende des Kapita-lismus hat unumkehrbare Effekte auf unse-re Kultur und unser Verhalten. Wir können nicht wissen, ob das anstehende Zeitalter noch Jahrzehnte oder Jahrhunderte wäh-ren wird. Da reicht eine Strategie wohl nicht aus. Wir müssen Lebensweisen entwickeln, die nicht auf Konsumismus, Wachstum und Konkurrenz basieren. Eine der wichtigsten Aufgaben liegt darin, unser Verständnis von „gutem Leben“, Wohlstand und Glück neu zu definieren. Wir sollten Schritte einer kultu-rellen Produktion eines neuen Paradigmas gehen, weg von obsessivem Wachstum hin

zu Genügsamkeit, kulturin-tensiver Produktion, Soli-darität, Wertschätzung von Entschleunigung und Zurück-

weisung von Konkurrenz. Unsere Aufgabe wird es sein, Orte zu schaffen, in denen das gelebt und erprobt wird – eine gelebte Kri-tik am vorgeblichen „Naturgesetz“ namens Wachstumsnotwendigkeit.

Kulturkarussell

13

Alles dreht sich um: Kultur!Auf dem Kulturkarussell nehmen Menschen aus Kunst und Kultur Platz, um sich und ihre Institution der Öffentlichkeit zu präsentieren und zu diskutieren. Nicht in Form einer Po-diumsdiskussion, sondern auf gleicher Ebene mit dem Publikum, das aus Expert_innen, Interessierten und Fragenden besteht. So wird eine lebendige, inspirierende und gleicherma-ßen unterhaltsame Form der Diskussions- und Gesprächskultur etabliert.

In der ersten Ausgabe springt Bundesminis-ter Josef Ostermayer auf das Karussell auf, gemeinsam mit Vertreter_innen von Kultur-institutionen und Kunstschaffenden. Außer-dem mit dabei: Ihr als Publikum, das dieses erste Kulturkarussell bestückt mit Fragen und Antworten zum Drehen bringt!

KulturkarussellgeSprächSreIhebM Dr. joSeF oSterMayer IM geSpräch MIt KUltUr-SchaFFenDen UnD KUltUrpUblIKUM DI 27.5. / 18.00 / eIntrItt FreI / IM central

Das Interview in gesamter Länge findet

Sich auf gfk-ooe.at

Page 14: GfK-Magazin #Ausgabe I/2014

14

WalkampfDIe orIgInal lInZer worte ZIehen In Den walKaMpF.von DoMInIKa MeInDl

Was an diesem Abend passieren wird, ist schwer zu prognos-tizieren. Laut Sonntagsumfrage könnten Präsidentin Meindl in Sachen „direkte Demokratie“ die Pferde durchgehen, da sie schon seit Monaten an ihrer eigenen gemäßigten Diktatur arbeitet. Professor Buttinger weiß als emeritierter Anarchist bestimmt Lustiges über die Paradoxie von vereinten Vaterlands-fetischisten zu sagen. René Monet lässt sich von Lobbyisten kaufen, aber nur, wenn die Literatur europaweit Staatskultur-form wird. Und wenn der EU-Rat nach Ansfelden verlegt wird, damit er nicht so weit pendeln muss. Des Weiteren geht es dem gesamten Ensemble um die Belange der Ureinwohner Europas, die von den Siedlern brutal enteignet und mit verseuchten Luft-matratzen fast ausgerottet wurden. Das Publikum wird mit einer politischen Tombola des Grauens verwöhnt: Hauptgewinn ist das Finanzressort der EU. Dazu gibt es Musik von der Blutgrup-pe und ein Open Mic für Mutige.

Die Original Linzer Worte ziehen in den WalkampfeU - leSebühnenShow MIt DoMInIKa MeInDl, renè Monet, KlaUS bUttInger UnD MUSIK von jo StraUSSDo 15.5. / 21.00 / Frw. SpenDe / IM central

Europa

gfk IM CENTRAL

Europa im Gespräch

Im geschichtsträchtigen Am-biente des neu renovierten Linzer cENTRAL werden die wichtigsten Fragen zu Europa diskutiert. Zehn Tage vor der EU-Wahl hat das Publikum die Möglichkeit, zwei profi-lierten Kennern der europäi-schen Politik auf den Zahn zu fühlen. Der eine, Volkshilfe-Präsident Prof. Josef Weiden-holzer, kennt Europa als EU-Abgeordneter von innen. Der andere, der ehemalige ZIB-Moderator Eugen Freund, be-richtete viele Jahre über die EU.

Europa im GesprächpoDIUMSDISKUSSIon MIt eUgen FreUnD UnD joSeF weIDenholZereIntrItt FreIDo 15.5. / 19.00 / IM central

Page 15: GfK-Magazin #Ausgabe I/2014

15

Lange hat das ehemalige „Central-Kino“ ohne Besu-cher_innen auskommen müs-sen. Das ändert sich nun! Beim Prozess der Programm-planung konnten viele Men-schen aus dem Kunst- und Kulturbereich eingebunden werden. Dabei stellte sich oft die Frage, wo es inhaltlich hingehen soll. Passt das alles zusammen? Und: Auf wie viel Zuspruch werden unsere Veranstaltungen stoßen? Jedenfalls ist nun der Bogen von Erwin Steinhauer bis hin zu einem Duo aus dem Süden der USA gespannt. Für den Herbst freuen wir uns auf Harald Krassnitzer und den Autor Thomas Baum. Lassen wir das cENTRAL jetzt einfach einmal sein und freuen wir uns auf ein bis zwei Keli.

Roland Schwandner ist Vor-standsvorsitzender der gfk

Nach-gefragt

ZUr neUaUSrIchtUngDeS central

Auf einer beeindruckenden Baustelle haben wir begon-nen und nun geht’s los! Nach dem Grundsatz Kultur für alle ist uns Kulturvermittlung ein großes Anliegen, außerdem wollen wir zur Auseinan-dersetzung mit Kulturpolitik einladen. Es war ein span-nendes Erlebnis, gemeinsam mit vielen engagierten Kul-turschaffenden und Mitden-ker_innen Ideen und Visionen für das cENTRAL zu wälzen. Während meiner Schulzeit war der Besuch des cENTRALKinos übrigens stets ein Abenteuer. Natürlich wollten wir am liebsten die „Jugend-verbot -Filme“ sehen, aber manchmal haben wir’s leider nicht durch die Ausweiskont-rolle geschafft. Das cENTRAL ist offen für neugierige Men-schen aller Altersgruppen. Ich freu mich drauf!

Siegbert Janko ist Vorstandsvor-sitzender-Stellvertreter der gfk

Die Atmosphäre ist schön, auch die Akustik, einwand-frei! Ein ehemaliges Kino, das wegen Unwirtschaftlichkeit geschlossen und 2009 als Ruhepol im Kulturhaupt-stadtjahr genutzt wurde, ist mit einem neuen Nutzungs-konzept versehen. Er fühlt sich gut an, dieser neue Ort mitten in Linz, an dem Kultur entstehen und wachsen kann.

Susanne Steckerl ist Geschäfts-führerin der gfk

gfk IM CENTRAL

Nachgefragt

Page 16: GfK-Magazin #Ausgabe I/2014

16

Seit sie neun Jahre alt ist, steht die Sängerin Meschi-ya Lake auf der Bühne. Entweder mit ihrer Band The Little Big Horns oder aber mit Tom McDermott, einem der führenden Jazzpianisten New Orle-ans. Einmal wöchentlich swingen und jazzen die beiden im Chickie Wah Wah – einem der wich-tigsten Musikclubs New Orleans. Eine Zusammen-arbeit, die 2012 auf dem Album Live at Chickie Wah Wah festgehalten wurde. Tom McDermott sagt über seine Partnerin übrigens schmunzelnd, dass diese keine typische Jazzsängerin sei, „sie hat nämlich so gar nichts von einer Diva.“ Die Vorfreu-de auf zwei unprätentiöse Musiker ist also durchwegs gerechtfertigt! Die beiden treten im April in Wien auf, woraus sich die großartige Gelegenheit ergibt, das Duo in Kooperation mit dem Radiokulturhaus nach Linz zu bitten. Ein Abend mit viel Jazz, Swing, Dixie und Ragtime, einer außergewöhnlichen Stimme und zwei wunderbaren Musikschaffenden.

Tom McDermott & Meschiya LakejaZZ/SwIng KonZertSo 6.4. / 17.00 / eIntrItt 10/8 / IM central

„Sie hat so gar nichts von einer Diva“ MIt DeM jaZZpIanISten toM McDerMott UnD Der SängerIn MeSchIya laKe KoMMen ZweI aUSSergewöhnlIche MUSIKer InS central.

Die Musikseite

gfk IM CENTRAL

Page 17: GfK-Magazin #Ausgabe I/2014

17

Die Musikseite

Der Koch und seine Freunde

Generation Stahlstadtkinder

Cook and Friends - bei dieser Band handelt es sich um eine besondere Formation. Besonders deshalb, weil sie als Summe ihrer einzelnen Teile darauf verweist, wie viele international er-folgreiche Musikschaffende in Linz ihre Karrie-re gestartet haben. Gitarrist Manfred Puchner etwa spielt bei Hans Söllner, christian Lettner sitzt bei Klaus Dol-dingers Passport am Schlagzeug. Gunnar Rach-bauer und Keyboarder Gernot Traxler (Tr&b), Harald Enzenhofer und Wolfgang Bründlinger (Urban5) und Percussionist Harald Spranger (Live Spirits) komplettieren mit dem Sänger Richi (cook) Koch diese Formation. Das Pro-gramm setzt sich aus den Lieblingssongs der Musiker aus den 1970ern und 1980ern zusam-men – von Pink Floyd, Police, Toto, Supertramp und vielen mehr.

Cook and FriendsKonZertMI 28.5. / 20.00 / eIntrItt 10/8 / IM central

Shy ist wieder da und Zwei heißt das neue Al-bum. Die Zahl Zwei führt dabei reimend in die Irre. Weder hat sich die Band verkleinert, noch beschränkt sie sich in der Stückauswahl. Die Tracklist liest sich ohnehin wie ein Haiku und musikalisch wäre das alles mit einem Duo nicht zu schaffen. Im Gegenteil: der Bandnukleus An-dreas Kump, Hans Riener und Peter Lang hat sich mit Phil Sicko, Stefan Messner und Armin Lehner in jeder Hinsicht erweitert. Auch wenn „Banderneuerung mittels alter Hasen“ eigent-lich ziemlich paradox klingt, so funktioniert die neue Konstellation live absolut klaglos. Dieses Konzert ist der Beginn einer Reihe von musika-lischen Darbietungen, die sich den vielfältigen zeitgenössischen musikalischen Identitäten von Linz widmet. Wir sind also gespannt, wer sich in den kommenden Monaten die Ehre gibt und freuen uns, dass Shy diesen Reigen eröffnet.

ShyKonZertDo 3.4. / 20.30 / eIntrItt 10/8 / IM central

Page 18: GfK-Magazin #Ausgabe I/2014

18

Neue Wege wagenSchUle Macht DeMoKratIe. DeMoKratIe Macht SchUle.

Demokratie ist nach Ansicht des Sozialphiloso-phen Oskar Negt die einzig politisch verfasste Gesellschaftsform, die fortlaufend zu erlernen ist – von der Kindheit bis ins hohe Alter. Die Frage nach den sozialen und mentalen Vor-aussetzungen, die Demokratie erfordert, wie sich diese in der pädagogischen Praxis wider-spiegeln und der Stellenwert von politischer Bildung stehen im Zentrum eines Pilotprojekts mit Studierenden der Pädagogischen Hoch-schule OÖ, das im central und im Museum Arbeitswelt Steyr stattfindet. Als Praxislabor dient dabei die Politikwerkstatt DEMOS im Museum Arbeitswelt, die mit Parlamentstribü-ne, griechischen Säulen, Rednerpult, Wahlka-bine und Medienstudio eine adäquate Lernum-gebung bietet.

Im Rahmen des Projekts arbeiten knapp 40 Lehramtsstudierende zu Themen wie Demo-kratie, Partizipation, Migration oder Rassismus und suchen Wege, wie zeitgemäßes Demokra-tie-Lernen im schulischen wie außerschuli-schen Alltag aussehen kann. Der Startschuss erfolgt im central, praxisorientierte Methoden gilt es in weiterer Folge im Museum Arbeits-welt zu erproben und zu reflektieren – die Pro-jektergebnisse sollen direkt in die pädagogische Praxis rückfließen.

Schule macht DemokratieDeMoKratIewerKStatteIne InItIatIve von gFK, ph oö. UnD Maw SteyrDo 6. UnD Fr 7.5. / 9.00 / IM central

Neue Wege, Alte Hadern

gfk IM CENTRAL

Generation Rosenstüberl

Auch sie sind ein Stück lebendige Linzer Mu-sikgeschichte: die Flamingos, die Jupiters und der legendäre Hans Jörg ‚Fatsy‘ Ratzenböck. Das Rosenstüberl als Tanzcafé ist eine Linzer Legende. Und mit ihm viele Bands, die ihre Karriere im ehemaligen Lokal an der Bür-gerstrasse gestartet haben. Sie nannten sich Flamingos oder Tornados, Jupiters oder Birds, Matchbox oder Shadows – Elvis-Fans und coverbands, die sich bis heute dem Rock‘n‘Roll verschworen haben.

1963 gründeten sich etwa die Flamingos, die es sich auch nach über 50 Jahren nicht nehmen lassen, Bühnen zu erklimmen und Musik zu machen. „Während die Beatles, die Stones oder die Kinks im London der 1960er Jahre Musik-geschichte geschrieben und Massenhysterien ausgelöst haben, hat sich diese Dekade in Linz etwas ruhiger abgespielt“, ist Flamingos-Lead-sänger Helmut Schmidauer sen. überzeugt. Diesen Tanzbands und Persönlichkeiten wie Hans Jörg ‚Fatsy‘ Ratzenböck ist die Reihe Generation Rosenstüberl im cENTRAL gewid-met. Ein musikalisches Revival mit DJ Fatsy, den Flamingos und den Jupiters. Rock‘n‘Roll!

Generation RosenstüberlKonZert MIt Den FlaMIngoS, jUpIterS UnD Dj FatSyDo 5.6. / 20.00 / eIntrItt 15/13 / IM central

Page 19: GfK-Magazin #Ausgabe I/2014

19

Brasilien 2014

Der Glanz beschränkt sich auf das FernsehbildcallIng SÃo paUlo: braSIlIen 2014. alle IM gleIchen rhythMUSvon thoMaS phIlIpp UnD georg hUbMann

Arena corinthians, Arena da Amazônia oder Maracanã-Stadion. Diese Stadien stehen nicht nur für die bevorstehende Fußball-Weltmeisterschaft 2014, sondern auch für die oftmals unzureichenden Arbeitsbedingungen bei sportlichen Großevents und die Diskre-panz zwischen glitzernden Arenen vor dem Fernseher und prekären Lebensverhältnis-sen vor Ort. Bereits beim letztjährigen FIFA confederations cup protestierte in mehreren brasilianischen Städten die Bevölkerung. Die Gründe für die öffentliche Empörung sind vielfältig: Die große soziale Spaltung in der brasilianischen Gesellschaft trägt genauso dazu bei wie die Vermarktung des Nationalsports Fußball. Doch die Situation in Brasilien ist kein Einzelfall. Immer öfter dienen Sportevents nur mehr der Repräsentanz eines Landes sowie zur medialen Unterhaltung dritter und nicht mehr der lebendigen Teilnahme der breiten Bevölkerung vor Ort. Im Gegenteil: Repression und Exklusion werden aus Sicherheitsgründen verstärkt, einige Wenige profitieren und das Spektakel zieht weiter. Wir werfen mit Ursula Prutsch (Uni München), Jakob Rosenberg (Ma-gazin Ballesterer), dem Fußballgewerkschafter Rudolf Novotny und Alois Gstöttner (Autor von Gooool do Brasil) einen kritischen Blick auf die rücksichtlose Vermarktung des Sports und den damit einhergehenden Werteverlust, auf die Möglichkeiten einer Berichterstattung zwischen Sport und Gesellschaftspolitik, auf das Spannungsverhältnis zwischen globalem Schein und lokalem Sein und reden darüber, welchem Rhythmus der Sport eigentlich folgen soll.

Calling São PauloDISKUSSIonbUchpräSentatIon: aloIS gStöttnerMUSIK: Urban5DI 10.6. / 19.00 / eIntrItt FreI / IM central

Brennende Fragen, die sich stellen:Wie ist die soziale Situation vor Ort? Welche Menschen gehen in die Stadien, wer protestiert, wer verfolgt die Spiele? Was sind die Anliegen der protestierenden Bevölkerung? Wie reagie-ren die politischen Lager auf die Auseinander-setzungen? Welche Rolle spielt der Sport im Leben der Menschen?Welche Auswirkungen haben die Vorberei-tung und die Durchführung eines Events wie der Fußball-WM? Wie wird über die Ereignisse berichtet? Welche politische Haltung wird bei der Berichterstattung eingenommen? Was wird ausgeblendet? Welche Position nehmen internationale und nationale Sportverbände ein? Gibt es auch dort Protest oder kritisches Denken?

Page 20: GfK-Magazin #Ausgabe I/2014

20

„Filme können zwar die Welt nicht

verändern…“…aber Den blIcK Für SoZIale theMen SchärFen. Der SocIal

awareneSS awarD beIM FIlMFeStIval croSSIng eUrope

Page 21: GfK-Magazin #Ausgabe I/2014

21

Erwin Steinhauer & seine Lieben

Steinhauer hat keine Badewanne, möchte aber singen. Seine Lieblingslieder. Begleitet wird er von einer kleinen aber feinen Band. Gemein-sam bringen sie die Schmuckstücke aus seiner persönlichen musikalischen Perlenreihe zum Glänzen.www.peter-rosmanith.at

Erwin Steinhauer & seine LiebenKonZert „FeIer.abenD“ erwIn SteInhaUer, peter roSManIth U. a. Sa 15.3. / 19.30 / eIntrItt 20/15 / IM central

Seit seinem Start 2004 stellt das Filmfestival Crossing Europe den europäischen Autor_in-nenfilm ins Zentrum, mit Schwerpunkt auf zeitgenössischem, gesellschaftspolitischem Kino. Ob nun persönliche Geschichten, die Ungerechtigkeiten und soziale Verwerfungen spürbar machen oder filmische Erzählungen, die die „Krise“ und eine ungewisse Zukunft zum Thema haben – es sind stets Filme mit künstlerischer Handschrift und humanisti-scher Prägung.

Medium und Inhalt würden sich wunderbar ergänzen, so Festivalleiterin christine Doll-hofer: „Filme können zwar die Welt nicht verändern, aber die Wahrnehmung schärfen, Perspektiven ändern, Empathie für Benach-teiligungen und Ungerechtigkeiten schaffen. Kino ist niederschwellig im Zugang und ein kollektives Erlebnis.“

Auf Initiative des früheren Landesrats Josef Ackerl wurden neue Festivalpreise ins Leben gerufen – für Filme mit besonders gesell-schaftspolitischen und sozialen Themen. Die beiden Social Awareness Awards – für Doku-mentarfilme aus den Programmsektionen Pan-orama Europa und Local Artists – werden am 29. April im Rahmen der Preisverleihung von Crossing Europe erstmals verliehen, danach sind die Siegerfilme IM cENTRAL zu sehen. Eine gute Gelegenheit, auch um an die Geschichte des cENTRAL als Kino anzuknüpfen, so die Ge-schäftsführerin der gfk, Susanne Steckerl.

Social Awareness Preisträger_innenFIlMvorFührUng UnD FIlMgeSpräch croSSIng eUrope 2014 DI. 3.6. / 19.00 / eIntrItt FreI / IM central

Film & Musik

Page 22: GfK-Magazin #Ausgabe I/2014

22

Sponsorenseite

Linzfest, Musiktheater, Lentos, Gratis-Ticket vor und nach Kulturveranstaltungen, Vernissa-gen im LINZ AG-Kunstforum, Projekte mit Ars Electronica center und Tabakfabrik sind nur ei-nige Highlights im kulturellen Engagement der LINZ AG.

Die LINZ AG überzeugt täglich mit einem brei-ten Leistungsangebot im Bereich der täglichen Daseinsversorgung und setzt seit Jahren wichti-ge Akzente zur kulturellen Förderung und Ent-wicklung der Region. Das sorgt für Lebensqua-lität bei der heimischen Kultur.

Die LINZ AG sorgt für Lebensqualität – Tag für Tag. Europas bestes Trinkwasser, Österreichs Nr. 1 bei Fernwärme, Oberösterreichs größter Anbieter von öffentlicher Mobilität, saubere, regionale Energieversorgung, attraktive Well-

LebensqualitäteIne Frage Der KUltUr

nessangebote und viele andere Dienstleistungen sind fixer Bestandteil des täglichen Lebens. Das sorgt für Lebensqualität bei unseren Kunden.

Mit rund 2.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbei-tern ist die LINZ AG ein wichtiger Arbeitgeber im OÖ. Zentralraum. Mit jährlichen Investitio-nen in Millionenhöhe für Neubau und Moder-nisierung von Ver- und Entsorgungsleitungen, Energienetzen, öffentlichen Verkehr, Kraftwer-ken, dem Linzer Hafen und anderen öffentli-chen Einrichtungen stellt das Unternehmen eine wichtiges Rückgrat der heimischen Wirt-schaft. Das sorgt für Lebensqualität beim hei-mischen Gewerbe und der Industrie.

Generaldirektor KR Mag. Alois Froschauer: „Die LINZ AG steht für Lebensqualität. Damals wie heute setzen wir auch im Bereich der Kultur Akzente, denn Kultur ist untrennbar mit Lebensqualität verbunden.“

Page 23: GfK-Magazin #Ausgabe I/2014

23

Danke!Als sich im Herbst 2012 erstmals eine Gruppe von Menschen aus Kultur, Kunst, Medien und Wissenschaft traf, begann ein leidenschaftlicher und offen geführter Ent-wicklungsprozess, der nun mit dem Veran-staltungsprogramm und dem vorliegenden Magazin einen ersten Erfolg präsentieren kann. Ein herzliches Dankeschön an alle, die sich mit so vielen Ideen und Einsatz enga-giert haben:

Josef Ackerl, Peter Androsch, Tina Auer, Fritz Bauer, Thomas Baum, Manfred Berg-hammer, Egbert Bernauer, Roland Bindrei-ter, Susanne Blaimschein, Anatol Bogendor-fer, Timothey Boykett, Dietmar Bruckmayr, Christian Buchinger, Christian Denkmaier, Christian Diabl, Thomas Diesenreiter, Chris-tine Dollhofer, Stefan Etzelstorfer, Waltraud Finster, Gerda Forstner, Josef Fragner, Harald Gebhartl, Thomas Gegenhuber, Gün-ther Gradischnig, Helmuth Gsöllpointner, Wiltrud Hackl, Gerhard Haderer, Ingrid Höller, Horst Hörtner, Georg Hubmann, Robert Hummer, Claudia Hutterer, Holger Jagersberger, Reinhard Kannonier, Silvia Keller, Gabriele Kepplinger, Andreas Kump, Gernot Kremser, Fritz Kronlachner, Roland Lehner, Hannes Leopoldseder, Jean und William Mason, Dominika Meindl, Thomas Mohrs, Renate Moran, Chris Müller, Petra Müllner, Isabelle Muhr, Andi Neubauer, Jo-sef Oberneder, Ferry Öllinger, Walter Ötsch, Michael Petermair, Thomas Philipp, Wolf-gang Preisinger, Franz Prieler, Gerald Prie-wasser, Andrea Rammer, Maren Richter, Richard Schachinger, Michi Schober, Martin Schreder, Franz Schwabeneder, Diethard Schwarzmair, Chris Sennlaub, Elfi Sonnber-ger, Katharina Soukup-Altrichter, Sabine Staltner, Wilfried Steiner, Wolfgang Steinin-ger, Alex Stelzer, Gerfried Stocker, Otto Tre-metzberger, Andi Wahl, Carina Waidhofer, Johannes Wegerbauer, Anna Weidenholzer, Wolfgang Winkler, Anna Zangele, Meinrad Ziegler, Andre Zogholy

Keine Antworten. Nichts als Fragen.

eIn aUSblIcK.

Der Anfang ist also gemacht. Ein dichtes Pro-gramm, von dem wir meinen, dass es interessant, strittig, provozierend, unterhaltsam ist. Zum Nachdenken anregt und zum Mitmachen einlädt. Das Offenheit ausstrahlt und zum offenen Dis-kurs anregt. Vor allem aber ein Programm, das sein Publikum braucht und findet. Und das seid schließlich Ihr. Und so geht es in diesem Jahr unter anderem weiter:

Drehbuchautor Thomas Baum und Schauspieler Harald Krassnitzer treffen sich im Oktober zu Tatort-Krimi-Tagen. Der Kulturverein Willy, der jährlich mit seinem „Festival des Politischen Liedes“ aufhorchen lässt, bringt Arbeiterlieder ins cENTRAL.

Im November bitten wir den Autor, Journalisten und Mit-Herausgeber der FAZ, Frank Schirrma-cher, aufs Podium. Dank einer Kooperation mit Wolfgang Steininger (Moviemento) widmen wir uns dem Genre „Stummfilm“. Und unter dem Ti-tel Venus im Central beleuchten wir im Dezember Erotik in Film und Literatur.

Das ist noch lange nicht alles – aber wer will schon Name-Dropping machen, wenn Wich-tigeres im Raum steht: denn auch im zweiten Halbjahr werden wir Themen aufgreifen, die ge-sellschaftspolitisch aktuell sind und vieler unter-schiedlicher Betrachtungsweisen bedürfen. Wir werden diskutieren und vielleicht auch streiten, wir werden uns zu Wort melden und uns einmi-schen. Und viele Fragen stellen.

Euer gfk-Team

Die vorletzte Seite

gfk IM CENTRAL

23

Page 24: GfK-Magazin #Ausgabe I/2014

24

März

Do 6. 3. 19.00 Meinrad Ziegler Lesung an der Kunstuniversität Linz, Hörsaal A, 1. OG

Literatur Eintritt frei

Sa 15. 3. 19.30 Erwin Steinhauer & seine Lieben „Feierabend“ IM cENTRAL

Musik € 20/15

Do 27. 3. 20.00 Andreas Kump „Es muss was geben“ IM cENTRAL

Lesung € 7/5

April

Do 3.4. 20.30 Shy Die Linzer Kultband live IM cENTRAL

Musik € 10/8

So 6.4. 17.00 Tom McDermott & Meschiya LakeBlues & Swing aus New Orleans IM cENTRAL

Musik € 10/8

Sa 12.4. 16.00 Demokratie hat es nie gegeben. Eine Revue IM cENTRAL

Fest Eintritt frei

Mai

Di 6.5. 9.00 Demokratiewerkstatt „Schule macht Demokratie“6. und 7. Mai IM cENTRAL

Werkstatt SchulVA

Do 15.5. 19.00 Europa im GesprächEugen Freund, Joe Weidenholzer IM cENTRAL

Diskurs Eintritt frei

Do 15.5. 21.00 Poetry Slam mit Dominika Meindl Musikal. Begleitung: Jo Strauss IM cENTRAL

Literatur& Musik

frw. Spende

Di 27.5. 18.00 KulturkarussellBM Josef Ostermayer IM cENTRAL

Diskurs Eintritt frei

Mi 28.5. 20.00 Cook and FriendsMusik aus den 70ern und 80ern IM cENTRAL

Musik € 10/8

Juni

Di 3.6. 19.00 Crossing EuropeDie Social Awareness Preisträger_innenfilme IM cENTRAL

Film Eintritt frei

Do 5.6. 20.00 Generation RosenstüberlRevival mit Flamingo, Jupiters, DJ Fatsy IM cENTRAL

Musik € 15/13

Di 10.6. 19.00 Calling São PauloWM Brasilien 2014 IM cENTRAL

Diskurs Eintritt frei

gfk Gesellschaft für Kulturpolitik · Landstraße 36 · 4020 Linz · gfk-ooe.at · +43 05 77 26 11 710

Tickets online auf gfk-ooe.atgfk IM CENTRAL

Öst

erre

ich

isch

e P

ost/

Sp

onso

rin

g P

ost

· SP

Ö O

Ö I

nfo

rmat

ion

Nr.

10

/20

14 S

.P. G

Z 0

2Z

03

42

77 S

– V

PA

40

20


Recommended