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Gewaltfreie Kommunikation - Training - Nach Rosenthal

Date post: 13-Oct-2015
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  • 1

    Skript zum Basistraining

    Gewaltfreie Kommunikation (GFK) nach

    Marshall Rosenberg

    zusammengestellt von Christian Rther

    (www.gfk-training.com)

  • 2

    Inhaltsverzeichnis Einleitung ................................................................................................................................... 5

    GRUNDLAGEN Unterschiede Wolfs- und Giraffenwelt ...................................................................................... 6 bersetzungen von Wolfs- in Giraffensprache .......................................................................... 6 Wofr sind wir verantwortlich, wenn wir etwas tun/ sagen? .................................................... 7 Kurzreferat Einfhrung GFK ..................................................................................................... 8 Das Modell der Gewaltfreien Kommunikation .......................................................................... 9 Kommunikations-Flow ............................................................................................................. 10 Was ist die Gewaltfreie Kommunikation (GFK)? (drei Bilder) ............................................... 11 Haltung GFK - Giraffenbewusstsein ........................................................................................ 12 GFK-Menukarte ....................................................................................................................... 13 Werturteile statt moralischer Urteile ........................................................................................ 14 bung: Geben und Nehmen ..................................................................................................... 15 Das Vier-Schritte-Modell (in Kurzform) ................................................................................ 16 Das 5-Ebenen-Modell fr Babygiraffen ................................................................................... 17 Arbeitsdefinitionen ................................................................................................................... 18 Vier innere Einstellungen Einladung ins Giraffenland ......................................................... 19 Impulsfragen ............................................................................................................................. 20 Grundmuster von Konfliktlsungsstrategien ........................................................................... 23 Die 9 Stufen der Konflikt Eskalation (nach Friedrich Glasl) ................................................... 24 Hilfreiche Interventionen im Konflikt ...................................................................................... 25 Alltagsbezug ............................................................................................................................. 26 Konfliktsituationen ................................................................................................................... 27

    DAS VIER-SCHRITTE-MODELL Das Vier-Schritte-Modell (ausfhrlich) ................................................................................... 31 Missverstndnisse sind die Normalitt ..................................................................................... 32 Kurzreferat zum ersten Schritt: Wahrnehmung ....................................................................... 33 bung: Sind das Wahrnehmungen im Sinne der GFK? .......................................................... 34 Kurzreferat zum zweiten Schritt: Gefhle ............................................................................... 36 Gefhlswrter ........................................................................................................................... 37 Du-hast-mich-Gefhlswrter (DHM-Gefhle) ........................................................................ 38 Hilfen fr die Formulierung von Gefhlen .............................................................................. 40 bung: Einen Gefhlswortschatz aufbauen ............................................................................. 41 bung: Sind das Gefhlswrter im Sinne der GFK? ............................................................... 42 Kurzreferat zum dritten Schritt: Bedrfnisse .......................................................................... 44 Bedrfniswrter ........................................................................................................................ 45 Den Bedrfnissen auf der Spur blauer Faden ........................................................................ 47 Bedrfnislagen ......................................................................................................................... 47 Bedrfnisbndel ....................................................................................................................... 47 Wortschatzerweiterungen: Bedrfnisse .................................................................................... 48 bung: Fun for you .................................................................................................................. 49 bung: Dem Partner die eigenen Bedrfnisse mitteilen .......................................................... 50 Sind das Bedrfnisse im Sinne der GFK? ................................................................................ 51 Unterscheidung zwischen Bedrfnissen und Bitten ................................................................. 53 Kurzreferat zu dem vierten Schritt: Bitten ............................................................................... 54 Kriterien fr erfolgreiche Bitten ............................................................................................... 55 Grnde fr indirekte Bitten ...................................................................................................... 55 bung: Forderungen umwandeln ............................................................................................. 56 Grnde, zu tun, was ein anderer mchte .................................................................................. 57

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    bung: Was kann ich tun, um glcklich zu sein? .................................................................... 58 Sind das Bitten im Sinne der GFK? ......................................................................................... 59

    DIE DREI POSITIONEN - DAS GIRAFFENGESPRCH Kurzreferat: Selbstempathie ..................................................................................................... 61 Selbstklrungstanz .................................................................................................................... 62 bung1: kurze, strukturierte Anleitung zur Selbstempathie (Bedauern) ................................. 63 bung2: kurze, strukturierte Anleitung zur Selbstempathie .................................................... 64 bung: Zwei Seelen wohnen, ach in meiner Brust! ............................................................. 65 Wer bin ich? Universum Selbst ................................................................................................ 66 Kurzreferat: Inneres Team .................................................................................................... 67 Beispiel fr einen inneren Dialog ............................................................................................. 68 Inneres Team - Fortsetzung ...................................................................................................... 69 Kurzreferat: Innere Reisen nach Klaus Lange ......................................................................... 70 bung: Vom Zwang zur Selbstverantwortung ......................................................................... 72 Kurzreferat: Empathie .............................................................................................................. 73 Kommunikationsstopps nach Thomas Gordon.74 Beratung/ Coaching .................................................................................................................. 76 bung: Ist das Empathie im Sinne der GFK? .......................................................................... 77 Empathie: In die Haut von jemand anderen schlpfen ............................................................ 78 bung: Empathie geben/ Zuhren in der Haltung der Giraffe (Kurzversion) ......................... 79 bung: Schlagfertigkeitstraining Quick Empathy ................................................................ 80 Das Giraffengesprch: Ablauf und Giraffenentscheidung ....................................................... 82 Der Giraffentanz (Sammelsurium) ........................................................................................... 83 Das Rahmenbedrfnis Einander Verstehen ........................................................................... 84 Die zwei Arten von Bitten ........................................................................................................ 85 Vertiefung Beziehungsbitten: Den Wolf am Ohr zupfen ..................................................... 86 Giraffentanz .............................................................................................................................. 87 Kurzreferat: Dance-Floors ........................................................................................................ 88 berblick Dance-Floor-Cards .................................................................................................. 88 Selbstklrungklrungstanz (Selbstempathie anhand der Vier-Schritte) ................................... 89 Innen-/ Auentanz (Stufe 1) .................................................................................................... 90 Innen-/ Auentanz (Stufe 2) ..................................................................................................... 91 Innen-/ Auentanz (Stufe 3) ..................................................................................................... 92

    VERSCHIEDENE ANWENDUNGSSITUATIONEN Kurzreferat: Nein sagen/ hren ................................................................................................ 93 bung: Empathisch auf ein Nein reagieren .......................................................................... 94 bung: Empathisch Nein-Sagen ........................................................................................... 95 Kurzreferat: Dankbarkeit und Bedauern ausdrcken ............................................................... 96 bung: Dankbarkeit/ Wertschtzung ausdrcken .................................................................... 97 Das Vier-Ohren-Modell der GFK ............................................................................................ 98 Das Vier-Ohren-Modell, die unterschiedlichen Reaktionsweisen .......................................... 99 Umgang mit rger ................................................................................................................. 100 bung: rger vollstndig ausdrcken oder verwandeln ........................................................ 101 rger/ Angst/ Schuld Tanz .................................................................................................. 102 Kurzreferat: Selbstbehauptung ............................................................................................... 103 Kurzreferat: Glaubensstze .................................................................................................... 104 bung: Glaubensstze entdecken und umformulieren ........................................................... 105 Fehler-Lern-Tanz ................................................................................................................... 107 bung: Aus Fehlern lernen .................................................................................................... 108 Kurzreferat: GFK und Macht ................................................................................................. 109

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    Die Strke der Giraffe ............................................................................................................ 111 bung: Erkennen, ob es sich hierbei um bestrafende oder schtzende Anwendung von Macht handelt .................................................................................................................................... 112 bung: Bestrafende Macht umwandeln ................................................................................. 113 Kurzreferat: GFK am Arbeitsplatz ......................................................................................... 114 Bedrfnisse im Wirtschaftsleben ........................................................................................... 115 Kurzreferat: Kritik uern und Feedback geben .................................................................... 116 Kurzreferat: Social Change in Organisationen ....................................................................... 117 bung: Social Change in Organisationen .............................................................................. 118 bung: Empowerment = Den Kontakt zur eigenen Macht bekommen ................................. 119 Kurzreferat: GFK und Gruppen ............................................................................................. 120 Kurzreferat: GFK in der Partnerschaft ................................................................................... 122 Kurzreferat: GFK und Kinder ................................................................................................ 123 Bedrfniswrter, fr Kinder umformuliert ............................................................................. 124 Was Kinder im Laufe ihrer Erziehung zu hren bekommen ................................................. 126 logische und natrliche Folgen in der Erziehung ................................................................... 128 Kurzreferat: Eingreifen/ Zivilcourage .................................................................................... 129 Kurzreferat: Mediation/ Vermittlung ..................................................................................... 130 Kurzreferat: Vershnung/ Heilung ......................................................................................... 131 bung: Empathisch auf Statische Sprache/Amtssprache reagieren ....................................... 132 bung: Umwandlung von Wolfssprache in Giraffensprache anhand von Beispielen ........... 133 Anregungen fr das Integrieren der GFK in den Alltag ......................................................... 137 bung: Mit anderen ber die GFK sprechen ......................................................................... 139 bung: Schlsselunterscheidungen erlutern ........................................................................ 140 Schlsselunterscheidungen ..................................................................................................... 141 bung: Erkennen von Schlsselunterscheidungen ................................................................ 146

    LSUNGSSCHLSSEL UND LITERATURVERZEICHNIS Lsungsschlssel zu den bungen ......................................................................................... 148 Literatur- und Materialverzeichnis GFK ................................................................................ 165

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    Einleitung

    Hallo und herzlich willkommen zu meinem Training in Gewaltfreier Kommunikation (GFK). Mit diesem Skript mchte ich Deinen Lernprozess untersttzen. Hier findest Du eine kurze Zusammenfassung aller Kurzvortrge sowie eine Vielzahl von bungsmglichkeiten. Es kann whrend des Seminars immer wieder vorkommen, dass Du mit einer bung schon fertig bist und gerne noch etwas lernen mchtest. Da hilft es, hier im Skript zu blttern, Dir eine bung auszuwhlen und sie zu machen oder Dein Bedrfnis im Plenum anzumelden: Ich bin schon fertig und wrde gerne noch etwas Empathie ben. Wer wre bereit jetzt, mit mir zu lernen? Oder du kannst mich fragen, ob ich da eine Lernanregung fr Dich habe. Natrlich kannst Du Dir auch whrend des Seminars Notizen machen. Mir selbst hilft das fr mein eigenes Lernen, weil ich so gleich die Eindrcke aktiv verarbeite. Das Skript ist ein Work-in-progress. Fr jedes Seminar stelle ich es neu zusammen, ich berarbeite und ergnze es regelmig. Es ist also permanent unvollkommen ;-) Ich bin Anhnger der Links-Schreibung, denn obwohl ich Germanistik studiert und auch erfolgreich abgeschlossen habe, beherrsche ich werde die alte noch die neue Recht-Schreibung. Und aus diesem Mangel mache ich einfach eine Tugend und bitte etwaige Drekfeler zu entschuldigen und mich auf sie hinzuweisen. Danke. Ein Groteil der Handouts und bungen sind von Klaus Karstdt inspiriert oder ganz bernommen. Neben Marshall Rosenberg war er meine Hauptquelle, und wenn Du mehr ber seine Angebote erfahren mchten, schau bitte auf seine Website: www.k-training.de. Im Jahr 2004 wurde der Verein Netzwerk Gewaltfreie Kommunikation Austria von Deborah Bellamy und Pia Cornaro gegrndet, und im Jahre 2007 haben wir schon ber 50 Mitglieder. Wir mchten dazu beitragen, dass Menschen mit sich und miteinander friedlich umgehen, nach Lsungen suchen, die die Bedrfnisse aller Beteiligten erfllen und einander besser verstehen und lieben. Konkret mchten wir dazu die GFK in sterreich bekannter machen und die einzelnen Giraffen miteinander vernetzen. Der Jahresbeitrag fr den Verein liegt derzeit bei 25 Euro. Wir veranstalten regelmig ein Winter-Open-House, treffen uns ca. alle sechs Wochen zu Netzwerktreffen, um die anstehenden Vereins-Projekte zu koordinieren, bieten zusammen Seminare an und pflegen einen kollegialen Austausch. Nhere Infos findest Du unter www.gewaltfrei.at. Fr den deutschsprachigen Raum gibt es eine allgemeine Internetadresse: www.gewaltfrei.de. Dort findest Du eine Liste aller derzeit zertifizierten Trainer sowie einen Onlineshop, in dem Du alle GFK-Materialien bestellen kannst. International kannst Du Dich ber die GFK beim Center for Nonviolent Communication (www.cnvc.org) informieren. Marshall Rosenberg hat diese Organisation gegrndet, die die GFK in der Welt bekannt machen mchte. Hier findest Du den Seminarplan von Marshall Rosenberg, wo er wann welche Seminare auf dem Globus anbietet, eine Liste von zertifizierten Trainern und Untersttzern weltweit sowie weitere Informations- und Lernmaterialien. Hilfreich ist auch www.nonviolentcommunication.com, die Seite des US-amerikanischen Verlages von Marshall Rosenberg, wo Du auch eine Flle an Informationen, Artikeln und Zeugnissen zur GFK findest. Weitere Links findest Du auf meiner Homepage www.gfk-training.com.

  • 6

    Unterschiede Wolfs- und Giraffenwelt

    Kopf: Interpretationen, Schubladen, Urteile Herz/ Bauch: Gefhle und Bedrfnisse Vergangenheit, Zukunft, Erwartungen Gegenwart: Hier, Jetzt und So Kampf/ Konkurrenz (Mangelbewusstsein) Kooperation (Es ist genug fr alle da!) Recht haben Einander Verstehen Opfer + Sndenbockdenken = Jmd. ist schuld Jeder bernimmt seinen Teil der Verantwortg Zwang (Gehorsamkeit oder Rebellion) Freie Wahl Fassaden, Masken, Lgen, Manipulation Authentizitt, Echtheit, Klarheit, Konsequenz Bestrafen (Rache/ Vergeltung) Vershnde Gerechtigkeit/ Wiedergutmachg Fehlerkultur/ Kritik Verzeihen/ Schwamm drber/ Dankbarkeit Egoismus Selbstbehauptg: eigene Bedrfnisse wichtig Selbstaufgabe: eigene Bedrfnisse nicht wichtig

    Bedrfnis das Leben des anderen zu bereichern

    Schuld, Genervt sein, Depression, rger Traurigkeit Schmerz, Bedrfnisse zu unterdrcken, Schmerz, Bedrfnisse auszudrcken

    HOHOHO Weihnachtsmann-Energie, Bedrfnisse sind Geschenke

    Stress Ruhe Ernst des Lebens Spiel des Lebens Feindbilder (sehen nur Wlfe) Mitgefhl (sehen nur Giraffen, d.h. Wlfe

    sind nur Giraffen mit Sprachproblemen)

    bersetzungen von Wolfs- in Giraffensprache Wolfssprache Giraffensprache 1. Auslser 2. Gedanken 3. Forderung

    1. Beobachtungen 2. Gefhle 3. Bedrfnisse 4. Bitten

    Moralisieren, Beschuldigen/ Kritisieren, Recht haben wollen, Interpretieren/ Analysieren, Bewerten, Beschwichtigen/ Beruhigen, eigene Geschichten erzhlen, W-Fragen, Ratschlge geben

    Vom Herzen reden empathisch zuhren

    Moralische Urteile: das ist gut/ schlecht Werturteile: ich brauche/ mir ist wichtig So-ist-das-Bewertungen (objektiv) Ich-finde, dass-Bewertungen (subjektiv) Schuldzuweisungen : Du bist schuld, dass Vorstellung, dass der jeweilige Auslser bestimmte Gefhle verursacht

    Selbstverantwortung: Ich brauche... Vorstellung, dass erfllte/ unerfllte Bedrfnisse Gefhle verursachen

    Du-machst-mich-Gefhlswrter Ich-bin-Gefhlswrter Ich muss, es gehrt sich... Ich mache das, weil ich brauche... Forderungen Bitten Normal, gewhnt und erlernt (sind wir alle Experten drin: Liebe deinen Wolf!)

    Natrlich, neu zu erlernen (sind wir alle Anfnger drin: Lernprozess/ Babygiraffe)

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    Wofr sind wir verantwortlich, wenn wir etwas tun/ sagen?

    Bedrfnisse: Selbstverantwortung, Bewusstwerden der persnlichen Freiheit und des eigenen Handlungsspielraums, innere Klarheit bekommen, wenn Schuldgefhle oder der Wille, den anderen zu bestrafen, auftauchen:

    Grundannahmen 1) Jeder Mensch ist fr sich selbst verantwortlich, d.h. * fr die Gedanken, denen er/ sie Kraft und Glauben schenkt * fr die Worte, die er/ sie spricht * fr die Gefhle, die er/ sie fhlt (Auslser mag eine bestimmte Situation oder Handeln anderer sein) * fr die eigenen Bedrfnisse * fr die Strategien, die gewhlt werden, um bestimmte Bedrfnisse zu befriedigen 2) Selbstverantwortung schliet auch das Bedrfnis ein, das Leben des anderen zu bereichern/ zu seinem/ ihrem Wohlergehen beizutragen. 3) Selbstverantwortung ist ein Lernprozess, der nicht frh genug beginnen kann. 4) Die GFK kann beim Erlernen von mehr Selbstverantwortung und der deutlichen Trennung zwischen dem ICH und dem DU sehr hilfreich sein.

    Fr unsere Gefhle und Bedrfnisse

    JA

    Fr unsere Handlungen/ Worte JA

    Fr die Reaktion anderer auf unsere

    Handlungen/ Worte NEIN

    Fr unsere Reaktion auf deren Reaktion

    JA

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    Kurzreferat Einfhrung GFK

    Anhand der bersicht auf der nchsten Seite * Fokus auf die Verbindung und das Leben in der Gegenwart * es gibt drei Stellungen/ Positionen: Selbstklrung (Giraffenohren nach Innen), Empathie (Giraffenohren nach Auen) und Selbstausdruck/ Aufrichtigkeit (Giraffenmund) * wesentliche Hilfe ist das Vier-Schritte-Modell, die Konzentration auf Wahrnehmung, Gefhl, Bedrfnis und Bitte

    Verschiedenes * andere Namen: einfhlsame/ wertschtzende Kommunikat., Giraffensprache, Sprache der Herzen * Ziele/ Bedrfnisse: einander Verstehen, mit Freude geben, Selbstverantwortung, Spa, Kooperation, Konsens einen Weg finden, wo die Bedrfnisse aller bercksichtigt werden * Bilder: Fremdsprache, spiritueller Weg, Tanz, Universalschlssel * GFK funktioniert nicht als Manipulation, dazu den anderen zu etwas zu veranlassen, was nicht seinen eigenen Bedrfnissen dient * GFK ist Kommunikationsprozess und eine dynamische, keine statische Sprache. Der jeweilige Kontext ist entscheidend, z.B. Aufstehen, Geschrei der Kinder, Anruf eines Freundes. Ebenso wandeln sich auch die Gefhle und Bedrfnisse permanent. * GFK braucht beide Elemente, die Haltung eines wertschtzenden Miteinanders und die Technik der vier Schritte * GFK basiert auf einem positivem Menschenbild, d.h. jeder tut das Beste, was er/sie zur Zeit machen kann; es gibt immer gute Absichten/ Beweggrnde/ Bedrfnisse hinter einzelnen Handlungen; jeder Mensch ist lernfhig und kann den Kontakt zu den eigenen Gefhlen/ Bedrfnisse wieder finden; jeder Mensch hat Freude daran, dem anderen zu helfen/ beizustehen; jeder Mensch mchte in seinem Wesen verstanden und akzeptiert werden * GFK ist eine hilfreiche Orientierung im alltglichen Miteinander. Viele Konzepte helfen wieder in Kontakt mit sich selbst und dem anderen zu kommen (z.B. Wofr wir verantwortlich sind!) * GFK ist wie eine Fremdsprache mit eigenem Vokabular sowie Grammatik * GFK ist ein einfaches Modell, aber schwierig zu lernen, ganz besonders mit dem eigenen Partner, Eltern, Kindern oder sonstigen Autorittspersonen * GFK beantwortet zwei zentrale Fragen: Wie geht es mir/dir? Was knnen wir tun, um einander unser Leben zu bereichern? * GFK ist aktive Beziehungsarbeit: Wie knnen wir unsere Beziehung so verbessern, dass ein Geben von Herzen kommt?

    Anwendungen/ Wo einsetzbar? * berall * durch Einfhlung mit dem Aggressor Gewalt verhindern (Gewaltprvention) * sich selbst klarer werden, innere Konflikte lsen (Selbstklrung) * in Beratungsgesprchen/ Konflikten helfen, dass der andere in Kontakt mit seinen Gefhlen und Bedrfnissen kommt, sich selbst klarer wird (Klrungshilfe/ Beratung/ Therapie) * Konflikte in der Partnerschaft, Nachbarschaft, in der Arbeit lsen (Konfliktmanagement) * in sozialen und heilenden Berufen: Empathie erleichtert (Heilung) * als Mediator/ Vermittler und fr jede Verhandlung im beruflichen oder politischen Kontext

    Geschichte/ hnliche Anstze * Carl Rogers und seine Gesprchspsychotherapie: Echtheit, Empathie, Wertschtzung * Thomas Gordons Famlienkonferenz * Martin Buber: Vom Ich zum Du (Dialog/ Begegnung) * Seelsorge, Beichtgesprche, Therapie * Frchte/ Erkenntnisse der Mystiker: Finde Gott in deinem Inneren/ Bedrfnisse sind Manifestationen der gttlichen Energie (Jetzt, Heilung Vergangenheit, Frieden/ emotionale Freiheit, Mitgefhl, Gelassenheit, Flle der Gefhle).

  • 9

    Das Modell der Gewaltfreien Kommunikation

    Quelle: Bridget Belgrave/ Gina Lawrie: Das GFK-Tanzparkett, 2006, S. 48a, www.gnb.org.uk

    Der Rahmen Absicht und Fokus = Ethik der GFK

    Drei Positionen Selbstklrung = Selbstempathie = innere Klarheit finden

    Selbstausdruck = Aufrichtigkeit/ Echtheit Empathie = Klrungshilfe fr mein Gegenber

    Die vier Schritte Universalschlssel, konkrete Formulierungshilfe, Orientierung

    Selbstklrung: das ICH verstehen

    Selbstausdruck das ICH mitteilen

    Empathie: das DU verstehen

    Das Vier-Schritte-Modell

    1. Wahrnehmung 2. Gefhl 3. Bedrfnis 4. Bitte

    Absicht: Herzensverbindung, Einander verstehen, gute Kooperation, Echtheit + Aufrichtigkeit

    Fokus: Hier + Jetzt + So

  • 10

    Kommunikations-Flow

    Quelle: S. Hart/ V. Kindle Hodson: Empathie im Klassenzimmer, Junfermann, 2006, S. 76.

    Fokus: Gegenwart = Hier + Jetzt + So Absicht: Herzensverbindung/ Einander verstehen und alle

    Bedrfnisse bercksichtigen

    Selbstempathie (Das ICH verstehen) Wenn ich sehe/ hre..., bin ich (Gefhlswort), weil ich (Bed.wort) brauche. Bitte an mich/ jemand anders.

    Absicht/ Intention Ich mchte Verbindung. Ich mchte verstehen und

    verstanden werden

    Absicht/ Intention

    Ich mchte nur meine Interessen

    durchsetzen

    Ich whle: Empathie (Das DU Verstehen) Ich konzentriere mich auf die andere Person: Wenn du siehst/ hrst, bist du (Gefhlswort), weil du (Bed.wort) brauchst. Du mchtest, dass ich... tue/ sage?

    Ich whle: Selbstausdruck (Das ICH ausdrcken) Ich drcke aus, was in mir steckt:

    Wenn ich sehe/ hre, bin ich (Gefhlswort), weil ich (Bed.wort) brauche. Knntest Du bitte...?

  • 11

    Was ist die Gewaltfreie Kommunikation (GFK)? (drei Bilder)

    Sprache * mit eigenem Wortschatz (Gefhle und Bedrfnisse) * mit eigener Grammatik (Vier-Schritte-Modell, drei Positionen) * wie eine Fremdsprache ein Lernprozess * Zusammenhang Weltbild - Sprache * Giraffensprache als Metapher

    Tanz * dynamisch, lustvoll, hin und her, macht Spa * bestimmte Grundschritte (Vier-Schritte) + Figuren * einer fhrt (ist verantwortlich fr den Gesprchsverlauf) * Kooperation/ gute Zusammenarbeit * es gibt kein direktes Ziel es geht um das Tanzen an und fr sich, das Sein im Hier und Jetzt

    Leitstern fr den Weg * Ideal, nicht immer realisierbar * gibt Orientierung (4-Schritte, Giraffenohren) * ist manchmal ganz fern * fhrt zum Ziel, ist ein Weg

    Weitere Bilder: Universalschlssel

    Grundhaltung GFK

    * Lieben (in Gedanken, Worten und Taten = nur Giraffen sehen) * Geh ins stille Kmmerlein (Beten-Betten, Selbstklrung) * Liebe deinen Nchsten wie dich selbst (Empathie) * Ein Ja sei ein Ja (Selbstausdruck, Echtheit) * Flle des Lebens (Gottvertrauen Flle der Gefhle den inneren Frieden finden) * Splitter im Augen des Anderen/ Balken vor dem eigenen Auge (inneres Team/ Schatten Hinweis auf innere Wlfe) * Heilung/ Vergebung

    Vgl. Carl Rogers Begrnder der Gesprchspsychotherapie/ Humanistischen Psychologie

    * Echtheit + Authentizitt * Empathie + Akzeptanz * Grundvertrauen ins Leben/ das Gute im Menschen * partnerschaftlicher Umgang/ Gleichwertigkeit

    Ziel/ Zweck der GFK? * liebevoller, partnerschaftlicher Umgang; Wertschtzung + Respekt + Mitgefhl fr einander * Verstehen und Verstanden werden * Mit Freude geben + aus vollem Herzen schenken (wie Kinder Enten fttern) * aus einer inneren Kraft, in Verbindung mit den eigenen Werten leben * GEMEINSAM Wege finden, die die Bedrfnisse aller bercksichtigen (Konsens-/ Win-Win-Lsungen)

  • 12

    Haltung GFK - Giraffenbewusstsein

    Es ist schwierig, das halbwegs verstndlich in Worte zu fassen. Das ist also nur ein Versuch, eine Annherung fr einen Zustand der Prsenz, der mitfhlenden Gelassenheit, des Offenseins fr das, was kommt...

    * Innerlich frei und dennoch mit den anderen verbunden (INTER-SEIN): Wir alle haben die gleichen Bedrfnisse, nur bei den Strategien unterscheiden wir uns.

    * Prsent sein, in der Gegenwart sein: Befreit von Vergangenheit und Zukunft. Bewusst sein: aus dem Blickwinkel des inneren Beobachters, zumindest ihn schnell abrufen knnen, innerlich gelst und frei

    * Santa-Claus-Energie: HOHOHO = meine Bedrfnisse sind Geschenke fr die anderen

    * Dont do anything, that isnt play nur im Kontakt mit den eigenen Bedrfnissen handeln, es zumindest versuchen

    * Giraffenohren und brille aufsetzen (Giraffenbewusstsein): Auf das Herz und die Bedrfnisse des Gegenber achtend, sonst nichts Mit dem Herzen sehen (vgl. Kleiner Prinz) Wirklich sehen, klar zwischen Beobachtung und Bewertung unterscheiden knnen, jenseits von Stereotypen und Schubladendenken: Weder Frau noch Mann, weder alt noch jung, weder Amerikaner noch Afrikaner. Akzeptanz und Wertschtzung fr sich und andere

    * Ich bin mein eigener Knig/ Chairman = Selbstverantwortung Meine Gefhle gehren mir: Ursache sind MEINE erfllten/ unerfllten Bedrfnisse; Ich bin dafr verantwortlich oder zumindest irgendwas in mir Selbstverantwortlich sein: fr die eigene innere Klarheit/ bzw. Erreichen der inneren Bedrfnisse sorgend Sanft und dennoch kraftvoll, beharrlich im Giraffenbewusstsein bleibend, sich nicht da rausziehen lassen

    * Follow the flow der inneren Luststimme folgen das tun, was Spa macht, bzw. sich gem den frei gewhlten Entscheidungen verhalten (Selbstdisziplin)

    * Unvollkommen, den Wolf akzeptierend und ihm auch den ntigen Platz gebend I love my wolf! (Spirituality of imperfection)

    * Idee der restorative-justice: Vershnung statt Vergeltung oder Bestrafung

    * Grundstzlich bereit zur Kooperation und fr einen Kontakt der Herzen

    * Glaube an ein Universum der Flle, des berflusses

    * Flexibel, durch den Kontakt mit den eigenen Bedrfnissen und dem Nicht-Anhngen an konkrete Strategien, Bewusstheit ber den Unterschied zwischen Bedrfnissen und Strategien, zwischen Bitten und Forderungen

    * von der Intention her, was wirklich auf der jeweiligen Ebene gebraucht wird (Richtung/ Ziel) ICH DU WIR (selektive) Authentizitt Selbstverantwortung

    Empathie/ Verstehen Akzeptanz

    Zusammenarbeit/ Kooperation Win-Win-Lsungen gegenseitige Wertschtzung Partnerschaftlicher Umgang

  • 13

    GFK-Menukarte

    Fundament der GFK (die Haltung) Vier-Schritte der GFK (die Technik) Wahrnehmen ohne zu Interpretieren Unterscheidung: Ich-bin-Gefhlswrter Du-hast-mich-GW Unterscheidung: Bedrfnisse Wnsche Unterscheidung: Bitten Forderungen Statt Forderungen Bitten hren Zwei Arten von Bitten Selbstempathie: Sich selbst Einfhlung geben Selbstklrung beim inneren Hin und Her: Zwei Seelen wohnen, ach in meiner Brust! Zuhren lernen: Empathisch in Kontakt treten Das Vier-Ohren-Modell Sich authentisch ausdrcken: Konflikte angehen Giraffisch/ vom Herzen Nein-Sagen Giraffisch auf ein Nein reagieren: Ein Nein nicht persnlich nehmen Dankbarkeit/ Wertschtzung ausdrcken (Gemeinsam feiern) Bedauern ausdrcken: Ups, das wollte ich nicht! Giraffentanz Gemeinsam zu einer Konsenslsung kommen 3-Sthle-Modell Dance-Floors/ Das GFK-Tanzparkett Vershnung Innere Heilung den Ballast der Vergangenheit abwerfen Schwierige Gesprche fhren Liebevoll mit den eigenen Fehlern umgehen, Umgang mit eigenen

    Misserfolgen rger verwandeln oder adquat ausdrcken Die Qual der Wahl Es gibt kein Muss Selbstbehauptung auf Giraffisch Feindbilder und Vorurteile verwandeln Gewaltfrei und anders unterbrechen Giraffisch auf Schweigen reagieren Die Giraffenmacht nutzen Sich fr das Leben/ Umwelt/ Soziale Vernderungen engagieren GFK mit Kindern/ mit dem Partner/ am Arbeitsplatz GFK und Mediation, sich in Konflikte einmischen Mit Kritik umgehen lernen Konstruktives Feedback geben Unterschiede zwischen Wolfs- und Giraffensprache Schlsselunterscheidungen kennen- und anwenden lernen

  • 14

    Werturteile statt moralischer Urteile Worauf richten wir unsere Aufmerksamkeit?

    Wir alle treffen Urteile, es ist nur die Frage, wie und mit welchem Fokus. Moralische Urteile orientieren sich anhand von bestimmten Vorstellungen, was in einer Kultur zu einer Zeit richtig oder falsch ist. Es gibt hier bestimmte Kategorien und Labels, es ist ne mehr intellektuelle Entscheidung Werturteile orientieren sich anhand der persnlichen Bedrfnisse und Werte, es ist ein Nachspren bzw. Verbinden mit dem Bauch.

    Moralische Urteile Wert-Urteile

    Aufmerksamkeit auf das, was der andere ist oder macht (DU-ER/SIE)

    Aufmerksamkeit auf das, was mir wichtig ist, was ich brauche (ICH)

    Kategorien von richtig/falsch, gut/ schlecht, auf Konventionen/ Gesetze

    gerichtet

    Werte/ Bedrfnisse im Vordergrund, bin mit mir und meiner Lebendigkeit

    verbunden Fhrt zu Rechthaberei und der Tendenz andere zu bestrafen

    Fhrt zu Aktivitten und Bitten, um meine Bedrfnisse zu erfllen

    Beispiele bersetzungen Du bist unverschmt! Mir ist ein Ausgleich im Geben und

    Nehmen wichtig. Er ist eine schreckliche Klette! Ich brauche meinen Freiraum!

    Das war aber schn. Das gefllt mir. Peter denkt immer nur an sich. Mir ist Rcksichtsnahme und

    Kooperation wichtig. Kinderschnder sollte man einsperren und kastrieren!

    Mir ist die Sicherheit der Kinder wichtig.

    Die Nachbarn von nebenan machen abends immer son Krach. Das ist

    nicht zum Aushalten!!

    Mit ist meine Ruhe wichtig.

  • 15

    bung: Geben und Nehmen Ziel der GFK ist es von Herzen zu geben, wie kleine Kinder voll Freude Enten fttern. Ziel der GFK ist es, die Qualitt einer Beziehung soweit zu verbessern, ein gegenseitiges Verstndnis zu begnstigen, damit das Geben wieder eine Freude ist. Wenn aus dieser Haltung gegeben wird, kann man den Schenkenden und Beschenkten kaum noch voneinander unterscheiden, beide sind in gewissem Sinne eins.

    * Hier sind ein paar Fragen, um Dich fr das tgliche Geben und Nehmen zu sensibilisieren

    1) Ich schenke gerne etwas, wenn

    2) Ich habe keine Lust etwas zu schenken, wenn

    3) Ich kann ein Geschenk gut annehmen, wenn

    4) Ein besonders schnes Geschenk, das ich einmal bekommen habe, war

    weil

    5) Was ist fr Dich beim Geben und Nehmen besonders wichtig?

    6) Was kannst Du tun, damit es dir im Alltag leichter fllt zu geben und zu nehmen?

  • 16

    Das Vier-Schritte-Modell (in Kurzform)

    Wahrnehmung

    Wenn ich sehe/ hre

    Gefhl

    bin ich [Gefhlswort]

    Bedrfnis

    weil mir [+ Bedrfniswort] wichtig ist.

    Bitte

    Wrest du bereit [ + konkrete Handlung im Jetzt]?

  • 17

    Das 5-Ebenen-Modell fr Babygiraffen In der Giraffenwelt spielen Gedanken eine untergeordnete Rolle. Fr den Lernenden kann es sehr hilfreich sein, die eigenen Gedanken in das Modell zu integrieren, sie bewusst zu machen und mit ICH-Botschaften ggf. auszudrcken.

    Wahrnehmung beschreiben

    Wenn ich sehe hre, dass , Ich habe gehrt

    Wie eine Videokamera, ohne Bewertungen, dass das Gegenber zustimmen kann bzw. Differenzen deutlich werden (was jemand gesagt und was ein anderer gehrt hat)

    (Gedanken/ Interpretationen schildern/ bewusst werden)

    Dann denke ich mir oder kommen in mir Gedanken hoch wie oder heult mein Wolf auf und sagt:

    Verantwortung fr die eigenen Gedanken bernehmen, Ich-Botschaften, Hilfe fr das Erspren der Bedrfnisse

    Gefhle ausdrcken

    Bei diesen Gedanken fhle ich mich bzw. bin ich..

    (Unterscheidung Du-hast-mich-GW und Ich-bin-GW, aber nicht so wichtig)

    Bedrfnisse/ Werte/ Wnsche ausdrcken weil mir wichtig ist, weil ich [+ Bed.wort] brauche. Ich htte gerne, dass das und das geschieht! Ich htte gerne, dass jemand das und das macht (ohne konkretes DU!)

    Bitte an mich oder jemand Anderen

    im HIER und JETZT, positiv, konkret, sichtbares Verhalten, um das Bedrfnis zu erfllen

    Wrest Du bereit, das und das zu sagen/ tun?

  • 18

    Arbeitsdefinitionen (im Sinne der GFK)

    Was ist ein Problem? Ein wichtiges Bedrfnis, das nicht erfllt wird oder zu kurz kommt.

    Was ist ein Konflikt? Ein Konflikt entsteht, zwischen mind. zwei Menschen, die miteinander fr lngere Zeit verbunden oder aufeinander bezogen sind

    und die zu einem Anlass/ Thema unangenehme Gefhle erleben, weil wichtige Bedrfnisse noch nicht erfllt werden konnten bzw.

    (wenigstens scheinbar) nicht miteinander vereinbar sind.

    Meistens wird dann auf der Ebene der Strategien/ Bitten diskutiert und ein gegenseitiges Verstehen der jeweils dahinter liegenden Bedrfnisse ist noch nicht vorhanden.

    Was ist Gewalt? Jeder Versuch, andere Menschen zu bestrafen oder die eigenen Bedrfnisse ohne Rcksicht auf die Bedrfnisse anderer Menschen durchzusetzen.

    Was ist Kooperationsbereitschaft? Das Interesse daran, dass die anderen ebenfalls ihre Bedrfnisse erfllt bekommen.

    Was ist ein Konsens? a) Eine Strategie/ Lsung, bei der die wichtigsten Bedrfnisse aller Beteiligten bercksichtigt werden. b) Eine Strategie/ Lsung, die im Wohlfhlbereich aller Beteiligten liegt, mit der alle (gut) leben knnen (Consent im soziokratischen Sinne)

    Was ist Aufrichtigkeit? Dem anderen mitteilen

    was ich wahrnehme (Fakten) wie es mir dabei geht (Gefhl) was ich brauche (Bedrfnis) was ich mir wnsche (Bitte)

  • 19

    Vier innere Einstellungen Einladung ins Giraffenland (oder auch vier mgliche Formen, mit anderen zusammenzuarbeiten, zu kooperieren)

    Quelle: M. Oboth/ G. Seils: Mediation in Gruppen und Teams, Junfermann, 2005, S. 15

    Giraffenland * Universum der Flle, Grundoptimismus, -vertrauen * WIN-WIN-Lsungen, wo die Bedrfnisse aller bercksichtigt werden = gemeinsamer Weg oder Giraffentrennung * schtzender Einsatz von Macht Giraffenschrei * Perlentaucher/ Goldsucher Glaube an die guten Grnde beim anderen * Empathie vor Erziehung, erst der Kontakt, das Verstehen, dann die gemeinsame Lsungssuche

  • 20

    Impulsfragen

    Aufgabe allgemein: Schau Dir die Fragen an und beantworte sie zuerst in Einzelarbeit, danach tausche Dich mit einer weiteren Person darber aus (oder in Kleingruppen) Im Plenum werde ich zwei-drei Rckmeldungen zu der Aufgabe abfragen

    1) Mein Konfliktverhalten Mein typisches Konfliktverhalten ist (Muster/ Fallen/ Erfolgsstories) Mit wem streite ich gerne/ mit wem nicht? Wo sind da die Unterschiede? Wann vermeide ich Auseinandersetzungen? Was sind da Vor- und Nachteile? Meine letzten wichtigsten Streits/Auseinandersetzungen: Was war erfolgreich? Was

    nicht? Meine Strategien, um zu Win-Win-Lsungen zu kommen? Was wnsche ich mir von meinem Streitpartner? Was kann ich tun, um eine ideale Auseinadersetzung zu haben?

    2.) Motivation + Meine Vision vom Miteinander Was treibt mich an? Was motiviert mich? Was ist die Ursache meiner Handlungen? Was wnsche ich mir im Miteinander? (Partner/ Kinder/ Freunde/ Arbeitsplatz) Was sind da meine Werte/ Prinzipien? Welche Beziehungen/ Begegnungen habe ich schon erlebt, die so waren?

    3.) Gefhle Ich und meine Gefhle welche mag ich, welche nicht? Welchen Umgang mit Gefhlen habe ich im Elternhaus/ in der Schule/ auf der

    Arbeit gelernt? Welche Strategien habe ich, um mit unangenehmen Gefhlen umzugehen? Welche

    unterdrcke ich, welche kenn ich gar nicht? Was sind die Ursachen und Auslser von Gefhlen? Woher kommen sie? Was ist fr mich emotionale Intelligenz/ Kompetenz? Welche Umgang mit

    Gefhlen wnsche ich mir?

    4.) Bitten Wie kann ich meine Bedrfnisse erfllen? Was sind die guten Zutaten fr eine Bitte?

    Was erhht die Wahrscheinlichkeit, dass sie dann erfllt wird? Wieso fllt mir das Bitten so schwer?

    Was knnte es leichter machen? Was sind die guten Grnde, keine Bitten direkt zu stellen?

    Was ist die Alternative dazu? Was ist Unterschied Bitte und Forderung? Aus welchem Grund mchte ich, dass ein anderer etwas fr mich tut?

    Wann ist es fr mich egal?

  • 21

    5. ) Scary Honesty angstmachende Aufrichtigkeit Welche guten Grnde gibt es, echt und aufrichtig zu sein? Welche guten Grnde gibt es, nicht echt und aufrichtig zu sein?

    Welche Bedrfnisse erflle ich mir, wenn ich etwas nicht anspreche? Wie mchte ich, dass mein Gegenber sich mir gegenber verhlt? In welchen Situationen ist es mir gelungen, trotz Angst und mgliche Nachteile

    meine Meinung zu sagen? Was ist dann innerlich/ im Auen passiert?

    Wann ist es mir nicht gelungen und was ist dann geschehen? Was kann mich ermutigen, hufiger zu sagen, was mir auf dem Herzen liegt, auch

    wenn es schwer fllt? Wann kann es sinnvoll und ggf. berlebenswichtig sein, nicht aufrichtig zu sein? Wie kann ich mich optimal auf ein angstbesetztes Gesprch vorbereiten? Welche Techniken/ Ressourcen habe ich? Welche mglichen Gesprche knnte ich fhren? Ordne sie der Schwierigkeit nach:

    6.) Nein-Sagen/ - Empfangen Wie geht es mir mit dem Nein-Sagen/ - Empfangen? In welchen Situationen habe ich Schwierigkeiten damit? Wo fllt es mir leicht? Was passiert, wenn ich Nein meine, aber Ja sage? Was macht es schwierig, ein Nein als Geschenk zu sehen? Wie kann ich das Nein zur Sache von dem Nein zur Person trennen? Was wre mein Optimum beim Nein-Sagen/-Empfangen?

    Wie knnte ich da einen Schritt weiterkommen?

    7.) Offene Fragen und Alltagsbezug Was ist noch offen fr mich?

    Was mchte ich noch unbedingt geklrt haben, um zufrieden nach Hause zu gehen? Inwieweit kann ich die GFK in meinem Alltag einsetzen und anwenden?

    Wo genau? Wo sind die Grenzen?

    Wo kann ich sie im Alltag nicht einsetzen? Wie geht es mit mir und der GFK weiter? Meine konkreten Vorhaben:

    Und wer kann mich dabei untersttzen?

  • 22

    Gesprchsleitfaden

    Vor dem Gesprch 1. Selbstklrung vorher Selbstklrungstanz, von einem Dritten Empathie bekommen, andere

    Methoden der Selbstberuhigung/-klrung z.B. EFT 2. Gesprchs-vorbereitung

    Rahmen klren: Ort/ Zeit Was sind die guten Rahmenbedingungen? Erffnungssatz ben, Perspektivenwechsel in die Rolle des Gegenber schlpfen

    3. Gesprchstermin vereinbaren

    Du..., ich wrde gerne mit Dir ber das Thema ... sprechen. Httest du jetzt ne halbe Stunde Zeit?

    Das Gesprch 1. Das Gesprch erffnen Danke, dass Du Dir Zeit genommen hast. Ich mchte gleich in

    medias res gehen Erffnung mit den Vier-Schritten. Ende entweder : Wie geht es dir damit? oder Lsungsbitte + Wie geht es dir damit? ggf. weitere Informationen geben, damit sich das Gegenber auskennt, den Gesprchsanlass versteht

    2. Empathie geben, dem Anderen zuhren

    Du bist ... und brauchst... - auf Gefhle und Bedrfnisse eingehen, solange das Gegenber was zu sagen hat. Bei Schweigen weiter Empathie geben bzw. nachfragen: Liegt Dir zu dem Thema noch etwas auf dem Herzen, was Du loswerden mchtest?

    3. Aufrichtigkeit: Das ausdrcken, was in mir lebendig ist das Gehrte integrieren.

    Ganz die unerfllten Bedrfnisse des Anderen aufnehmen: Einerseits sind mir auch ... wichtig. Andererseits wenn ich ... an denke... (4-Schritte was mir noch fehlt). Knntest du mir bitte wiedergeben, was bei Dir angekommen ist? Gegenber gibt wieder Danke, das war nicht ganz das, was ich gemeint hatte, nochmal gleich oder prziser formulieren, bis die Kernbedrfnisse wiedergegeben wurden!

    4. Tanz zw. Empath. und Aufrichtigkeit

    Nach Gefhl und Intuition, die beiden Positionen in krzeren Zeitabstnden wechseln

    5. Gemeinsam nach Lsungen suchen

    Jetzt haben wir folgende Bedrfnisse ... offen, was knnte eine Lsung sein, die fr uns beide gut passt?

    6. Ggf. Reflexion ber das Gesprch

    Ich bin sehr zufrieden ber den Gesprchsverlauf, dankbar, dass wir einander verstanden haben und eine Lsung gefunden haben, die gut fr uns beide passt. Wie ging es Dir mit dem Gesprch?

    Hilfen fr den Gesprchsverlauf Wie das Gesprch in Gang halten?

    1) Beziehungsbitten stellen: Wie geht es Dir damit? +* Was hast du von dem Verstanden? 2) Wechsel zwischen Empathie und Aufrichtigkeit

    Wann auf die Lsungsebene gehen?

    * Wenn ausreichend Verstndnis fr die jeweils andere Seite * Wenn wenig Zeit ist und das Gegenber ne schnelle Lsung mchte

  • 23

    Grundmuster von Konfliktlsungsstrategien Gerhard Schwarz beschreibt sechs Mglichkeiten, wie Konflikte generell gelst werden knnten. Jedes Modell hat seine Berechtigung sowie bestimmte Vor- und Nachteile. Konfliktlsungsstrategie Erklrung/ Beispiel Vorteile Nachteile Fluch/ Vermeidung/ Rckzug

    Konflikt wird nicht zum Thema: Aus-weichen, Ignorieren, Aufschieben,

    Bequem, kein Verletzungsrisiko, einfach schmerzlos, keine Verlierer

    Konflikt bleibt aufgeschoben und kann verstrt wiederkommen bzw. meldet sich intrapsychisch/somatisch, Ausweichraum notwendig, Verzicht

    Kampf/ Vernichtung

    Gegner wird ver-nichtet: (Ruf)Mord, Kndigung,

    Der Strkere setzt sich durch, klare, endgltige Lsung, eine Seite gewinnt,

    Verletzungsrisiko, der Schwache wir ausgelscht, Ressourcen fr das Gesamte verschwinden, kostet viel Kraft, kann lange dauern

    Unterwerfung/ Unterordnung

    Gegner wird abhn-gig gemacht: Drohungen, Befehle, Bestrafungen

    Keine Verletzung, Ressourcen bleiben erhalten, A kann B fr sich einsetzen (Patronage)

    Gefahr des Widerstandes, der Demotivation, bindet Kontrollenergie, Aufstand im Untergrund, inner Kndigung, Bereitschaft zum Miteinander sinkt

    Delegation

    Dritter entscheidet, z.B. Richter, Chef.

    Emotionsloser als andere Strategien, Ressourcen bleiben erhalten, gemeinsame Verbindlichkeit,

    Einseitigkeit des Richters, externe Lsung, muss von beiden akzeptiert werden, individuelle Identifikation gering

    Kompromiss

    Teileinigung = klein-ster/ grter gemein-samer Nenner

    Teilzufriedenheit, gemeinsame Leistungsfhigkeit und Ressourcen bleiben erhalten

    Fauler Kompromiss, kostet etwas, dauert in der Einigung ggf.,

    Konsens

    Dritte vorher nicht gedachte Lsung wird ausgehandelt

    Kreatives Potential wird aktiviert, haltbare neue Lsung zum Nutzen aller, nachhaltig

    Kostet viel Zeit und Energie, setzt die Bereitschaft auf beiden Seiten voraus

    A B

    B

    A B C

    B A

    A B

    B A

    B A

  • 24

    Die 9 Stufen der Konflikt Eskalation (nach Friedrich Glasl)

    Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3 Stufe 4 Stufe 5 Stufe 6 Stufe 7 Stufe 8 Stufe 9 Win-Win Win-Win Win-Win Win-Lose Win-Lose Win-Lose Lose-Lose Lose-Lose Lose-Lose Verhrtung Debatte Taten Images/

    Koalititionen Gesichts-verlust

    Drohstrategien Begr. Vernich-tungsschlge

    Zersplitterung Gemeinsam in den Abgrund

    * Standpunkte verhrten tw., prallen aufein. * Zeitw. Aus-rutscher u. Verkrampfung * Bewusstsein bestehender Spannungen er-zeugt Krampf * berzeug: d. Gesprch lsbar * noch keine starren Lager oder Parteien * Fairness, komplement. Kommunikat.

    * Polarisation im Denken, Fhlen, Wollen * Schwarz-Wei-Malerei * Taktiken: quasi-rational, verbale Gewalt * Reder zur Tribne, ber Dritte, scores gewinnen * zeitliche Subgruppen um Standpukte * Diskrepanz Oberton und Unterton * berlegender gegenber Unterlegender * Interesse an gemeinsam. Verhandlung

    * Reden hilft nichts mehr, also Taten. Strategie der vollendeten Tatsachen * Diskrepanz verbales, non-verbal. Verhalt dominiert * Gefahr: Fehl-interpretation * pessimist. Antizipation: Misstrauen, Beschleunigg * Gruppenhaut, Kohsion, Rollen-Kristal-lisation * Empathie verloren * Gemeinsame Lsung noch mglich

    * Stereotypen, Klischees, Image-Kampagnen, Gerchte: auf Wissen und Knnen * einander in negative Rollen manvrieren u. bekmpfen * Werben um Anhnger, symbiotische Koalitionen * self-fullfillg prophecy durch Perzeptionsfi-xierung *dementierbares Strafverhalten * doppelte Bindungen durch paradoxe Auftrge

    * ffentlich und direkt: Ge-sichtsangriffe! * inszenierte Demaskie-rungsaktion * Demasqu: Enttuschg Aha-Erlebnis rckwirkend * Engel-Teufel als Bild, Doppelgnger * Ausstossen, Verbannen *Isolation, Echo-Hhle, soz. Autismus * Ekel gg. Anderen * Kampf um Ideologie, Werte, Prinzi-pien * Rehabilitierg

    * Drohung und Gegendrohnung * Forderung Sanktion * Glaubwrdig-keit: Proportio-nalitt, Selbst-bindungsaktivi-tten, Stolper-steine * second move * Stress * Beschleunigg * Eskalation durch Ultimata, Scherenwirkg

    * Denken in Dingkatego-rie * keine menschliche Qualitt mehr * begrenzte Vernichtungs-schlge als passende Antwort * Umkehren der Werte ins Gegenteil: rel. kleinerer eig. Schaden = Gewinn

    * Paralysieren u. Deintegrie-ren des feindl. Systems * Abschnren der Exponen-ten vom Hinterland * vitale System Fakoren zerst-ren, dadurch System unsteu-erbar, zerfllt gnzlich

    * kein Weg mehr zurck * totale Konfrontation * Vernichtung zum Preis der Selbstver-nichtung, Lust am Selbst-mord, wenn auch der Feind zugrunde geht!

    Kooperation grer als Konkurrenz

    Kooperation gleichgro wie Konkurrenz

    Kooperation kleiner als Konkurrenz

  • 25

    Hilfreiche Interventionen im Konflikt

    Hier habe ich eine Vielzahl von mglichen Manahmen aufgelistet, die im Konfliktfalle klrend und hilfreich sein knnten: einzelnen Parteien Empathie geben Wahrnehmungen klren was ist wirklich passiert? Unterschiedliche Deutungen/

    Erinnerungen stehen lassen Auf gemeinsame Bedrfnisse hinweisen: partnerschaftlicher Umgang, Respekt,

    Wertschtzung, eine Lsung, die fr alle Beteiligten passt, Frieden... einzelne Aussagen mit Hilfe des 4-Schritte-Modells bersetzen als Mediator zuerst die Kommunikation ber den Mediator laufen lassen, dann mit

    zunehmender Zeit wieder die direkte Kommunikation ermglichen Doppeln, Wiederholen der Aussagen des Anderen in GFK Beziehungsbitten stellen: Wie geht es Ihnen damit? Was haben Sie von dem Gegenber

    verstanden? Impulskontrolle/ Selbstempathie geben, schweigen, wenn etwas weh tat und nach den

    Gefhlen und Bedrfnissen in mir schauen, erst dann ausdrcken zur Seite treten, die Anschuldigungen nicht persnlich nehmen Rollenwechsel: Stell dir mal vor, dir wrde hnliches passieren, wie ginge es dir dann

    Beispiele fr die andere Seite finden, die hnliche Reaktionen nach sich ziehen gewaltfrei unterbrechen mit Empathie oder Aufrichtigkeit: Ich merke, dass meine

    Aufmerksamkeit abnimmt und ich wrde gerne mich wieder mit dir verbinden. Kannst Du mir sagen, was Dir in der Situation sehr am Herzen liegt? In einer deutlichen ICH-Botschaft?

    Metakommunikation: in die Hubschrauberperspektive gehen und ber den Konflikt sprechen

    Stoppen, eine Pause machen, bei krperlichen/ verbalen Angriffen unterbrechen und auseinanderbringen

    Selbstklrung: Was zieht mich in den Konflikt?

    Literaturliste zu Konflikten Benien, Karl: [Gesprche, 2003] Schwierige Gesprche fhren. Modelle fr Beratungs-, Kritik und Konfliktgesprche im Berufsalltag, Reinbeck bei Hamburg: Rororo, 2003 Fisher, Roger/ Ury, William/ Patton, Bruce: [Harvard, 1997] Das Harvard-Konzept. Sachgerecht verhandeln erfolgreich verhandeln, Frankfurt a.M.: Campus, 1997 Glasl, Friedrich: [Konfliktmanagement, 2004] Konfliktmanagement. Ein Handbuch fr Fhrungskrfte, Beraterinnen und Berater, 8. berarb. Aufl., Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben, 2004 Koch, Birgit Theresa: [Konflikt, 2008] Hinter jedem Konflikt steckt ein Traum, der sich entfalten will. Aus der Praxis einer Streitschlichterin, Mnchen: Ksel, 2008 Schulz von Thun, Friedemann/ Rupper, Johannes/ Stratmann, Roswitha: [Fhrungs-krfte, 2000] Miteinander Reden. Kommunikationspsychologie fr Fhrungskrfte, Reinbeck bei Hamburg: Rororo Rowohlt, 2000 Schwarz, Gerhard: [Konfliktmanagement, 1990] Konflikte erkennen, analysieren, lsen, 7. erw. Auflage, Wiesbaden: Gabler, 1990. Thomann, Christopf: [Beruf, 2002] Klrungshilfe. Konflikte im Beruf. Methoden und Modelle klrender Gesprche, Reinbeck bei Hamburg: Rororo Rowohlt, 2002

  • 26

    Alltagsbezug * Situationen, die mich im Alltag immer wieder aufregen oder nerven. * Situationen, in denen ich mit dem Ausgang des Gesprchs unzufrieden war. * Situationen, in denen ich mich nachher schuldig gefhlt habe. * Situationen aus der Vergangenheit, die mich verletzt haben. * Situationen, in denen ich erfolgreich/ glcklich war. * Situationen, die ich im Nachhinein als Fehler bewertet habe, wo es mir leid getan hat, etwas Bestimmtes getan zu haben. * Situationen, in denen ich mich ber mich selbst gergert habe. * Situationen, in denen es mir schwer fiel ein Nein zu sagen. * Situationen, in denen es mir schwer fiel ein Nein zu hren. * Situationen, in denen ich mit meinem Gegenber innig verbunden war. * Situationen, in denen ich einen groen Schmerz erlebt habe. * Situationen, in denen ich gerne etwas gesagt htte, mich aber nicht getraut habe. * Situationen, in denen ich fr meine persnliche Wahrheit eingestanden bin. * Situationen, in denen ich eine ungeheure Wut/ Traurigkeit/ Freude gesprt habe. * Situationen, in denen ich so sehr Verstndnis und Einfhlung gebraucht htte, aber nicht bekommen habe. * Situationen, in denen ich an einem faden Gesprch beteiligt war und nicht unterbrochen habe. * Situationen, in denen ich mich ber etwas beschwert habe. * Situationen, in denen mein Herz bis zum Hals klopfte. * schwierige Situationen mit meinen Kindern. * schwierige Situationen mit meiner Mutter/ Vater. * schwierige Situation mit meinem Chef/ Lehrer in der Schule. * schwierige Situation mit meinem Partner. * Situationen, in denen mein Gegenber im tiefen Schmerz war. * Situationen, in denen jemand sagt: Das verletzt mich aber, wenn du das tust/ sagst! * Situationen, vor denen ich mich frchte. * stndig wiederkehrende Konflikte in der Partnerschaft/ Familie oder im Beruf oder in mir.

    * Was mir an mir nicht gefllt/ sehr gefllt. * Welche Themen/ Probleme beschftigen mich zur Zeit? Wo brauche ich Klarheit? * Was mir an meiner Partnerschaft/ Arbeit nicht gefllt/ sehr gefllt. * Autorittspersonen, bei denen ich nicht einfhlsam reagieren kann. * Gesprche mit meinen Eltern/ Kindern/ Partnern, die immer wieder im Kreis gehen oder im Streit enden. * Was ist heute/ in dieser Woche Wundervolles/ Schreckliches passiert? * Menschen, die mich beeindrucken/ abschrecken. * Was mir wichtig ist im Leben. * Was mir an meiner Erziehung nicht gefallen hat. * Wofr ich mich engagiere. * Was mich ohnmchtig macht. * Was ist ein schwieriges Gesprch, dem ich schon seit lngerem aus dem Wege gehe? * Mit welcher Reaktion kann ich schwer umgehen? Welche Menschen fordern mich enorm heraus, welchen weiche ich aus? * Jedem, der einen wertvollen Beitrag fr mein Leben geleistet hat. * Jemandem, dem ich vertraue. * Was sind meine Glaubensstze?

  • 27

    Konfliktsituationen (Viele dieser Konfliktsituationen sind entweder meinem persnlichen Alltag oder dem meiner Seminarteilnehmer, aus der Konfliktkiste von Ingrid Holler bernommen oder von mir erfunden)

    Alltag * Im Restaurant. Am Nebentisch sitzt eine Frau, die nach dem Essen gensslich eine Zigarette raucht und in Ihre Richtung ausatmet. Sie strt das und sie mchten rauchfrei essen * Vor der Wurst-/ Brottheke beim Billa bedient die Verkuferin eine Frau, die nach Ihnen gekommen ist. Sie mchten jetzt bedient werden. * Mit einem Bekannten betreten Sie die U-Bahn und Sie mchten sich gerne mit ihm unterhalten. Alle Sitze sind mit jeweils einer oder drei Personen besetzt. * Sie haben beim Niedermeyer eine gnstige TV-Karte fr Ihren Computer gekauft, die aber nicht funktioniert. Nun mchten Sie sie umtauschen. * Sie gehen in eine Gymnastikstunde. Ein Mitturner schwitzt sehr stark, so dass die bungsmatte voll Schwei ist. Die Stunde ist beendet und der Mitturner will die Matte so auf die anderen drauflegen. Ihnen ist das unangenehm. * Ihre Nachbarn spielen am Samstag Abend nach 22 Uhr noch laute Musik. Sie mchten in Ruhe einen Film anschauen. * Ihre Nachbarin kommt aus dem Iran und beherbergt eine Landsmnnin, die hier Asyl beantragt hat. Die Wohnung der Nachbarin ist klein und Sie fahren fr drei Wochen in Urlaub. Die Nachbarin frgt sie, ob Sie ihrer Freundin die Wohnung in Ihrer Urlaubszeit berlassen wrden. * Sie haben auf ihrem Computer eine Vielzahl von kostenlosen Programmen. Sie whlen eins aus und sagen in einem Forum fr Programmierer Danke. * Sie sitzen am Abend in ihrer Wohnung und hren, wie die Nachbarn nebenan laut streiten. Das dauert jetzt schon lnger als eine Viertelstunde. Sie mchten gleich schlafen gehen, trauen sich aber nicht direkt bei den Nachbarn vorbeizuschauen, weil sie nicht in den Streit hineingezogen werden wollen. Geben Sie sich Selbstempathie. * Sie fahren mit dem Rad zum Einkaufen. Es ist schon dunkel, das Geschft schliet bald und sie haben es eilig. Sie vergessen so das Licht mitzunehmen und werden von einem Polizisten verwarnt, mssen 20 Euro Geldstrafe zahlen. Sie rgern sich ber sich und den Polizisten. * Sie kochen gerade eine Fertigsauce. Da schellt das Telefon und eine Freundin braucht dringend etwas Einfhlung. Sie vergessen den Herd, und nachdem Sie mit dem Gesprch fertig sind, ist der ganze Herd und ein Teil der Kche mit dunklen Saucenflecken bedeckt. Sie rgern sich. * Sie gehen zum ersten Mal nach der Geburt Ihres Kindes mit Ihrem Mann aus. Die Patentante kmmert sich um Ihre Tochter, aber sie rufen mehrmals am Abend an, um sich zu erkundigen, wie es ihr geht. Beim 5. Mal reagiert die Patentante wtend: Wenn du kein Vertrauen in mich hast, dann brauche ich es ja nicht zu machen! * Es klingelt an der Wohnungstr und ihre Nachbarin, die sich schon seit einiger Zeit um Sie bemht, mchte mit Ihnen ins Kino gehen. Sie wollen jedoch keinen Kontakt, der ber das Nachbarschaftliche hinausgeht. * Sie treffen Ihren Nachbarn beim Postkasten. Er erzhlt Ihnen, was er neulich in der Krone ber einen Afrikaner gelesen hat. Die sollen nach Hause gehen. Hier gibt es sowieso schon zu viele Auslnder, die uns sterreichern nur die Arbeit wegnehmen oder mit Drogen dealen!

    Arbeit * Sie sind Projektleiter und einer Ihrer Mitarbeiter meldet sich schon zum dritten Mal im Monat am Montag krank. Sie mchten der Sache auf den Grund gehen. * Ihre Abteilung wurde seit dem 01.10. einer anderen neu zugeordnet. Der Abteilungsleiter vergibt Weihnachtsbonifikationen an alle Mitarbeiter, deren Arbeitsverhltnis vor dem 30.09. begonnen hat. Sie gehen leer aus und wollen gerne auch in den Genuss kommen. * Ein Kunde Ihrer Bank kommt zu Ihnen und beschwert sich ber die gefallenen Aktien. Er hat dadurch mehr als 20.000 Euro Buchverlust eingefahren und will das nicht so hinnehmen. * Ein Kunde hat in ihrem Friseurgeschft einen Termin um 16 Uhr. Leider ist eine Friseurin krank geworden und alle anderen bis zum Abend beschftigt. Die Kundin ist sauer und sagt: Ich habe heute Abend was Wichtiges vor. Das geht nicht, Sie mssen dafr sorgen, dass ich meinen neuen Haarschnitt bekomme!

  • 28

    * Ihr Chef hat Sie vor dem Projektteam zusammengestaucht. Sie sind frustriert und bitten ihn um ein Vier-Augen-Gesprch. Als sie ihm Ihre Lage schildern, antwortet er: Ach seien Sie doch keine Mimose. Ein bisschen Kritik muss man in dem Geschft schon vertragen knnen! * Sie arbeiten schon seit mehr als ein Jahr mit Ihrem Kollegen in einem Team zusammen und mchten gerne Danke sagen fr die vielen hilfreichen Momente. * Bei einer Projektbesprechung haben Sie mit dem Graphiker ber die Entwrfe fr die Prsentation gesprochen. Nach drei Wochen liefert er andere Ergebnisse ab, als sie gemeinsam abgemacht haben. Ihm seien noch ein paar Ideen gekommen, die er umsetzen wollte. Als nach einer weiteren Woche noch nicht die gewnschten Graphiken vorliegen, reden Sie mit ihm. (Verstndnis sichern) * Ihr Vorgesetzter mchte, dass Sie im nchsten Monat zwei Wochen in eine andere Stadt fliegen und dort bei der Entwicklung eines neuen Produkts mitarbeiten. Ihnen ist das unangenehm, weil Sie gerne bei Ihrer Familie sind und Ihre Frau Untersttzung mit den beiden Kleinkindern braucht. * Kurz vor Dienstende gibt Ihnen ein Kollege einen neuen Auftrag, der noch heute erledigt werden soll. Das hiee mindestens drei berstunden heute. Sie sind damit nicht einverstanden bzw. wollen das mit ihrer Frau abklren * Sie arbeiten zusammen mit einer Kollegin beim IT-Support eines greren Unternehmens. Sie bekommen mit, wie Ihre Kollegin versucht, bei einem aufgebrachten Kunden ruhig und hflich zu bleiben. Sie kommt kaum zu Wort und sagt, nachdem sie den Hrer aufgelegt hat: Wieso muss ich seine Launen ertragen? Das ist ja unerhrt, was fllt dem denn ein. Beim nchsten Mal lege ich einfach auf, ich muss mir doch nicht alles gefallen lassen, oder? * Sie haben sich mit der rtlichen VHS auf ein Wochenendseminar geeinigt und es schon beworben. Drei Wochen nach dem Abschluss, sagt der Programmverantwortliche ab, weil es schon einen hnlichen Kurs gibt, der AK-gefrdert ist und die Chefin Platz im Programmheft sparen mchte. * Ihr Kollege liefert Ihnen eine Arbeit ab, mit der Sie unzufrieden sind und nicht weiterarbeiten knnen. Sie sprechen mit ihm darber. * Sie sollen eine Arbeit bernehmen, die Ihrer Meinung nach in der geplanten Zeit nicht gut machbar ist. Sie sprechen mit Ihrem Chef darber. * Sie sollen mit einem Kollegen in einem Projektteam zusammenarbeiten, mit dem sie nicht so ganz knnen und schon schlechte Erfahrungen gesammelt haben. Sprechen Sie mit ihrem Chef/ mit diesem Kollegen darber. * Ihr Mitarbeiter hat die letzten drei Monate engagiert an einem Projekt gearbeitet, fr das Sie keine Perspektive sehen und das sie einstellen wollen. Als sie das dem Mitarbeiter sagen, reagiert er wtend: Was soll denn das? Sie knnen das Projekt doch nicht einfach abblasen, nachdem ich so lange dafr gearbeitet habe. Ich glaube nicht, dass Sie wirklich wissen, was Sie tun! * Bei einer Teambesprechung macht ihr Kollege einen Vorschlag, der von allen Beteiligten abgelehnt wird. Daraufhin verschrnkt er seine Arme und sagt nichts mehr. Sie fhlen sich mit der Situation nicht wohl und geben sich selbst Empathie. Nachher sprechen Sie mit ihm.

    Partnerschaft * Sie kommen spt am Abend von der Arbeit nach Hause. Der Partner hat sich und dem Kind schon Essen gemacht. In der Kche steht das dreckige Geschirr herum, und Sie mchten morgen in einer sauberen Kche arbeiten. * Seit zwei Wochen haben Sie nicht mehr miteinander geschlafen. Sie mchten gerne herausbe-kommen, was da los ist. * Sie sitzen in der Straenbahn und schrg gegenber sitzt Ihr Traummann. Sie wissen nicht so ganz, wie sie das Gesprch beginnen sollen und trauen sich nicht. Nach fnf Stationen steigt er aus, und Sie rgern sich ber Ihre Zurckhaltung. * Sie mchten im Sommer nach Kreta fliegen, haben sich schon Prospekte besorgt und schlagen es ihrem Partner begeistert vor. Er/ Sie antwortet: Immer mssen wir dahin fahren, wo du willst. Das reicht mir. Ich mchte auch mal entscheiden, wo es lang geht! * Sie haben eine Frau kennen gelernt, die sehr auf Sie steht. Sie sind sich aber unsicher, weil sie nicht ganz Ihr Typ ist, wollen die Frau aber nicht verletzen. * Sie hatten eine Affre, und Ihre Frau ist misstrauisch geworden. Sie frgt Sie, ob da was mit Ihrer Kollegin luft. * Sie sind mit Ihrem Partner zu dessen bestem Freund eingeladen. Leider finden Sie ihn total unsympathisch und wrden an diesem Abend lieber fr sich sein.

  • 29

    * Sie haben seit drei Jahren eine Fernbeziehung und endlich wird Ihre Freundin mit ihrem Studium fertig. Nun wnschen Sie sich, dass sie zu Ihnen nach Wien zieht, sie aber meint: Wieso denn das? Lass uns doch so weitermachen wie bisher. Ich mchte meine Freunde nicht einfach verlassen und fhle mich wohl hier in Berlin! * Sie leben seit fnf Jahren in einer Partnerschaft und interessieren sich fr eine Frau, die Sie auf einer Ausbildung kennen gelernt haben. Sie wrden gerne mit ihr was anfangen, aber nur mit Wissen Ihrer Partnerin und mchten das ansprechen. * Sie hatten sich mit dem Partner auf einen finanziellen Rahmen fr die neue Couchgarnitur geeinigt. Jetzt sagt er Ihnen, dass er eine Ledergarnitur bestellt hat, die wunderschn sei, allerdings ca. 25% teurer als ausgemacht. * Sie sind schon seit sieben Jahren mit ihrem Partner zusammen und mchten jetzt am Jahrestag fr die schnen Momente Danke sagen. * Sie haben sich schon ein paar Mal mit ihrem Schwarm getroffen und mchten ihr gerne nher kommen und sagen ihr das. Sie entgegnet: Aber das kann man doch nicht planen, entweder es geschieht oder nicht! * Sie sehen einen Mann, der Ihnen sehr gefllt und kommen ins Gesprch. Sie fhlen sich wohl und merken auch eine Resonanz bei ihm. Er sagt: So ich muss jetzt weiter, hat mich gefreut, Sie kennen zu lernen! und macht sich auf. Sie wrden Ihn gerne wieder sehen. * Sie haben acht Stunden auf einem Messestand gestanden, sind erschpft, nehmen ein Bad und mchten gerne von Ihrem Freund massiert werden. Der sitzt gerade bei einer Tftelei und mchte da nicht unterbrochen werden: Nein, Schatz, jetzt geht es wirklich nicht! * Sie haben ein GFK-Seminar besucht und mchten gerne ihre neuen Erfahrungen in der Partnerschaft anwenden. Ihr Freund ist davon gar nicht begeistert: Ach lass mich doch mit diesem Psychokram in Ruhe! * Sie regen sich ber Ihren Chef auf, und statt dass Ihr Freund sie untersttzt, sagt er nur: Ja, da muss man sich halt wehren! Sie werden traurig und wtend und sagen: Du bist sowas von unsensibel! Ich halte das nicht mehr aus! Er zieht sich zurck, surft im Internet und sagt kein Wort mehr.

    Freundschaften/ Familie * Sie sehen wie Ihr Freund jede Woche mehr als 60 Stunden arbeitet und nicht aufhren kann. Sie sind besorgt, zumal sich bei ihm immer wieder der Krper mit Krankheiten meldet. Und sie haben im Hinterkopf, dass sein Vater an einem Herzinfarkt gestorben ist. * Ihre Mutter ruft an und mchte auf Besuch kommen. Das ist Ihnen gar nicht recht, und Sie sagen es ihr auch. Sie antwortet: Naja, ich kann mir den Buckel krumm arbeiten, damit es dir gut geht, aber wenn ich mal was brauche, interessiert es niemanden! * Eine gute Freundin hat ihren Vater bei einem Autounfall verloren und besucht ihre Schwester hier in Wien. Sie knnten sich melden, sind aber hin und her gerissen, weil sie nicht wissen, wie Sie auf den Tod reagieren sollen. Nach einer Woche ruft die Freundin an und fragt, warum Sie sich nicht gemeldet haben. * Ein guter Freund von Ihnen heiratet in Ihrer Heimatstadt und ldt sie dazu ein. Sie fhlen sich diesem Freund nicht so sehr verbunden und mchten nicht extra dafr dorthin reisen und noch Geld fr Unterkunft und Geschenke ausgeben. Wie sagen Sie ab? * Sie sind umgezogen und mehrere Freunde haben mitgeholfen. Jetzt mchten Sie sich bei Ihnen bedanken. * Sie sind Mutter einer siebenjhrigen Tochter und haben jetzt das Grbste hinter sich. Wenn Sie an die letzten Jahre zurckdenken knnen, Sie mehr wertschtzen, was Ihre Mutter fr Sie getan hat. Sie sagen Ihr Danke. * Ein Freund von Ihnen hat seit ein paar Wochen eine Affre neben seiner festen Partnerschaft. Sie sitzen gemeinsam im Cafe, und er sagt zu ihnen: Weit du, das ist total schn mit meiner Geliebten, aber ich halte diese Lgen und Verheimlichen nicht mehr aus. Ich mag meine Frau und will sie nicht hintergehen! * Ihre langjhrige Freundin ist schon seit mehr als einem Jahre arbeitslos und jammert herum: Es ist so schwierig, einen Job zu bekommen. Ich habe schon so viel versucht, aber heutzutage ist einfach nichts mehr drin. Ich bin total verzweifelt und wei nicht mehr, was ich machen soll! * Ein guter Freund von Ihnen zieht nchste Woche um. Er meldet sich kurzfristig bei ihnen: Hi, ich brauch unbedingt deine Hilfe, mir sind zwei Leute fr den Umzug ausgefallen, und ich habe den Wagen bestellt. Kannst du am Samstag den ganzen Tag dabei sein? Sie wollten den Samstag

  • 30

    ausspannen und ein paar wichtige Besorgungen machen. Er sagt: Aber das kannste noch spter machen, das ist nicht so wichtig! * Sie mchten endlich mal mit ihrem Mann ins Theater gehen, und bitten Ihren Vater, auf die Kinder aufzupassen. Sie mchten die Kinder keinem Fremden anvertrauen und sind deshalb auf seine Hilfe angewiesen. Er sagt: Nein. Ich habe schon was anderes vor. * Ein guter Freund kommt zu Ihnen und mchte Sie um etwas Geld bitten. Er braucht das fr ein neues Fahrrad, das er beruflich bentigt. Sie wissen, dass er mit Finanzen nicht wirklich umgehen kann, und schon beim letzten Mal mussten Sie dem Geld mehr als ein Jahr hinterherlaufen. * Sie treffen sich mit einer Freundin zum Plausch. Sie erzhlt von einer neuen Bekanntschaft, die recht schnell zudringlich wurde: Ist immer dasselbe mit den Mnnern. Die wollen nur das eine, und dann lassen sie dich fallen!

    Leben mit Kindern & Jugendlichen * Ihre Tochter kapselt sich immer mehr von Ihnen ab. Sie sehen, wie sie sich in etwas verrennt und mchten sie vor den negativen Folgen warnen. * Ihr Sohn fttert in dem Streichelzoo die Ziegen. Aber er hlt das Futter mit den Fingern fest, so dass Sie Angst haben, dass ihn die Ziege in die Finger beit. * Ihr Sohn ist mit seinen Freunden auf dem Spielplatz. Es ist Zeit zum Abendessen, und Sie rufen ihn herein. Peter fngt an zu schreien: Immer muss ich am frhesten von allen nach Hause gehen! Das ist so gemein! * Sie machen heute zum Mittagessen eine gesunde Mahlzeit aus dem Bioladen. Ihr Sohn kommt aus der Schule nach Hause, sieht das Essen und sagt: Was ist das fr ein Zeug? Das esse ich nicht. Ich will Spaghetti haben! * Der Zahnarzt Ihres Kindes empfiehlt eine feste Zahnspange fr ihre Tochter, die 13 Jahre alt ist. Sie mchte sie auf keinen Fall tragen. * Ihre 10jhrige Tochter bckt Ihnen zum Muttertag einen Kuchen. Sie wussten nicht, dass sie es schon kann und haben nichts davon bemerkt, weil sie das bei Ihrer Freundin gemacht hatte. Sagen Sie Danke dafr. * Ihre 15jhrige Tochter mchte bei ihrem Freund bernachten und bitte um Ihre Erlaubnis. Sie fhlen sich unwohl und drucksen herum. Die Tochter interpretiert es (bewusst) als Ja und sagt: Danke Papa/Mama. Du bist der/die Beste!. Jetzt mchte Sie aber einschreiten. Alternative: Sie sagen auf die Bitte der Tochter von Anfang an Nein!. Die Tochter reagiert darauf: Warum kannst Du mir nie vertrauen? * Sie hatten mit Ihrem Sohn vereinbart, dass er nicht spter als 23 Uhr nach Hause kommt oder vorher anruft. Jetzt ist kurz nach Mitternacht und er kommt heim: Mum, ich htte gerne angerufen, aber der Akku meines Hndys war leer!. Sie glauben ihm nicht ganz und stellen ihn zur Rede. * Ihr Sohn ist acht Jahre alt und tut sich schwer mit der Schule. Ihre Tochter kommt stolz dazu und berichtet, wie sie die letzte Prfung als Klassenbeste abgeschlossen hat. Ihr Sohn wirft wtend seinen Tornister in die Ecke und verschwindet in sein Zimmer. Sie gehen hinterher und geben ihm Empathie. * Ihr Sohn kommt wie jeden Samstag vom Fuballspielen nach Hause und wirft seine Tasche mit den nassen und dreckigen Sportsachen in die Ecke. Sie regt das total auf, denn sie hatten vereinbart, dass er die Sachen in die Badewanne tut und vorreinigt. Es sind jetzt schon zwei Stunden vergangen und nichts ist geschehen. * Sie haben sich mit Ihrem Sohn gestritten, und Ihnen ist die Hand ausgerutscht. Im Nachhinein fhlen Sie sich schuldig und machen sich Selbstvorwrfe, dass es so weit kommen konnte. * Sie haben mit Ihrem Sohn vereinbart, dass er am Nachmittag nach gemachten Hausaufgaben ins Kino darf. Als die Zeit frs Kino immer nher rckt, er die Hausaufgaben nicht mal zur Hlfte hat, fragt er, ob er trotzdem gehen knne. Sie sagen Nein, und er verzieht sich in sein Zimmer. Auf der Zimmertr steht: Kein Zutritt fr Mtter!. Sie klopfen an der Tr, aber er rhrt sich nicht. * Es kommt eine schwangere Frau in die Straenbahn und mchte sich hinsetzen. Ein Junge steht aber nicht auf. Der Mann neben Ihnen sagt: Das ist ja mal wieder typisch. Die Jugend von heute. Das htte sich frher mal einer trauen sollen! * Es ist 7.30 Uhr, und Sie mchten Ihren Sohn in die Schule bringen. Er sitzt noch am Frhstckstisch im Schlafanzug und mmmelt an seinem Brot herum. Sie packen Ihren Sohn am Arm und schreien: Jetzt aber los, wir haben nicht ewig Zeit! Er schaut erschrocken drein und verschwindet in seinem Zimmer. Sie bedauern, dass Sie so heftig reagiert haben.

  • 31

    Das Vier-Schritte-Modell (ausfhrlich) Gewaltfreie Kommunikation Mitfhlende Kommunikation

    Giraffensprache Sich selbst aufrichtig ausdrcken

    Richte Deine Aufmerksamkeit darauf, Dir bewusst zu machen, was Dich gerade bewegt

    und das klar auszudrcken

    Einfhlend zuhren Richte Deine Aufmerksamkeit darauf, zu erfassen, was den Anderen Menschen in

    seinem Herzen bewegt ERSTER SCHRITT

    Teile eine Wahrnehmung mit, die mglichst jeder der Anwesenden teilen knnte und die Auslser fr Dein Gefhl war

    Teile eine Wahrnehmung mit, von der Du glaubst, dass sie der Auslser dafr war, was den Anderen gerade bewegt

    Wenn ich sehe... Wenn ich hre... Wenn ich wahrnehme... Wenn ich daran denke...

    Wenn Du siehst... Wenn Du hrst... Wenn Du bemerkst... Wenn Du daran denkst...

    Sprich mglichst so wie eine Videokamera es wrde (wenn sie knnte), achte auf innere Ruhe und versuche versteckte Urteile, Bewertungen und Interpretationen loszulassen

    ZWEITER SCHRITT Teile mit, was Du in Bezug auf Deine Wahrnehmung fhlst

    Versuche zu erfassen, was der Andere fhlt und teile Deine Vermutung mit

    fhle ich (mich) ... bin ich ... (+ Gefhlswort)

    fhlst Du (Dich)... bist Du ... (+ Gefhlswort)

    Benutze mglichst reine Gefhlsworte und weniger Worte, die wie Gefhle klingen, aber eher beschreiben, was Du denkst oder was eine andere Person getan hat. Eine Hilfe zur Unterscheidung ist die Frage: Wenn Du denkst ..., wie fhlst Du Dich dann...? Z.B. Ich fhle mich ausgenutzt! Wenn ich denke, ich wurde ausgenutzt, bin ich verrgert/ traurig/ verletzt

    DRITTER SCHRITT Teile als Ursache fr Dein Gefhl Dein Bedrfnis mit, welches in dieser Situation erfllt wurde bzw. nicht erfllt wurde

    Versuche zu erfassen, welches Bedrfnis des Anderen seine Gefhle verursacht hat und teile deine Vermutung mit

    weil ich brauche ... weil mir wichtig ist ... weil ich gerne htte, dass ... weil mir sehr daran liegt, dass...

    weil Du brauchst ...? weil Dir wichtig ist ...? weil Du gerne gehabt httest, dass...? weil Dir am Herzen liegt, dass...?

    Bedrfnisse sind allgemein, abstrakt und ohne konkreten Bezug auf eine Person od. ein bestimmtes Verhalten. Vermeide es, den Anderen fr deine Gefhle oder Dein Verhalten fr die Gefhle des Anderen verantwortlich zu machen, also nicht: ... bin ich sauer, weil Du das und das getan hast! oder ...bist du traurig, weil ich nicht das und das getan habe. Kein Ich oder Du hier.

    VIERTER SCHRITT Sprich eine Bitte aus. Etwas, was die andere Person konkret tun knnte, um dein Bedrfnis zu erfllen

    Versuche zu erfassen, was der andere mchte, dass du jetzt tust und teile deine Vermutung mit

    Und ich htte gerne, dass du... Wre es fr dich in Ordnung, wenn... Wrest du bereit...

    Und du httest gerne, dass ich... ? Und du mchtest, dass ich ...? Und du fragst dich, ob ich bereit bin ...?

    Sei Dir im Klaren ber den Unterschied zwischen einer Bitte und einer Forderung. Eine Bitte lsst dem Empfnger die freie Entscheidung, ob er/sie sie erfllen mchte. Im Wesentlichen gibt es drei Arten von Bitten: Was hast Du verstanden? (Verstanden werden), Wie geht es Dir damit? (Verstehen wollen) und Kannst Du bitte..? (Lsungsbitte) Eine Lsungsbitte enthlt positiv beschriebenes, sichtbares Verhalten (Sagen oder Tun), wie es eine Videokamera sehen wrde.

  • 32

    Missverstndnisse sind die Normalitt

    ber die Schwierigkeit, Wahrnehmungen adquat auszudrcken und einander wirklich zu verstehen.

  • 33

    Kurzreferat zum ersten Schritt: Wahrnehmung

    Verschiedenes * Subjektivitt der Wahrnehmungen: z.B. Alt hat fr einen 5-Jhrigen eine andere Bedeutung als fr einen 30-Jhrigen. z.B. jeder sieht den Wald anders: Liebesprchen, Frster, Jger, Botaniker, Schwammerlsucher, Jogger, Mrder, Hirschfotograph, Spaziergnger * Sprache der Wahrnehmung sollte mglichst objektiv verifizierbar sein, zumindest intersubjektiv berprfbar. * Alles, was durch die Sinne aufgenommen wird, vor allem durch die Augen und Ohren. Bild einer Videokamera * Focus auf die Gegenwart: Jetzt, hier und so. Versuch, wertfrei wahrzunehmen und es wieder loslassen, wie der Blick eines kleines Kindes/ Babys. Versuch der Achtsamkeit und einer innerlich freien Prsenz * Funktion: Einstieg ins Gesprch, Kontextualisieren sowie ein erstes Einverstndnis sichern (Erinnerst du dich noch an ...) = Ohren ffnen (auch Empathie da hilfreich) * Unterscheidung Wahrnehmung Bewertung/ Interpretation: Auf der Ebene der Wahrnehmung gibt es kein richtig oder falsch, gut oder schlecht. Wir neigen zum Schubladendenken: Piefke, Priester, Manager. Das erfllt einerseits die Bedrfnisse nach Sicherheit, Klarheit und Ordnung, verhindert aber oftmals direkten Kontakt, Verstehen und Nhe. Zuerst packen wir jemanden in eine Schublade, dann reichern wir denjenigen mit typischen Schubladeneigenschaften an, z.B. raffgierige Manager, Schnsel, skrupellos, Nadelstreifen Wichtig ist es, die persnlichen Bewertungen/ Interpretationen als solche kenntlich zu machen, z.B. mit Worten wie: meiner Meinung nach, ich finde/ meine/ bewerte, dass, in meiner Sichtweise... * Unterscheidung moralisches Urteil Werturteil

    Probleme/ Schwierigkeiten: * Es fehlen Worte, die nicht bewertend sind. * Bewertungen sind bekannt/ gewohnt und sprachkonomischer. Die Sprache der halbwegs wertfreien Beschreibungen ist umstndlich und kostet Aufwand * wir nehmen selektiv und teilweise oberflchlich wahr * wir vergessen schnell, nur ein geringer Teil der aufgenommenen Informationen landet im Langzeitgedchtnis * versteckte Hinweise, indirekte Vorwrfe sind oftmals emotional gefrbt, zumindest wenn der Sender selbst noch keine Einfhlung bekommen hat

    Formulierungshilfen * Wenn ich sehe, dass * Wenn ich hre, dass * nachmachen (Du hast ein Gesicht gemacht, das ungefhr so ausschaut.)

    bungen: * drei Minuten hier den Raum wahrnehmen und alles, was hier passiert. * Fragen zum eigenen Behalten/ Wahrnehmen beantworten: - Was hast Du gestern Mittag gegessen?/ Welche Kleidung hatte Dein Partner/ Kollege gestern an? - Mit wem hast Du was gestern besprochen?/ - Wie war das Wetter gestern? * Jemandem ein besonderes Erlebnis erzhlen. Der Zuhrer achtet auf Bewertungen/ Beschreibungen und fragt nach. Was hast Du gesehen? Was hast Du gehrt? Was heit klein? * 2er jemand bekommt eine Postkarte und beschreibt dem anderen die Postkarte. Evtl. Rcken an Rcken, der andere malt. * in den Alltag Sequenzen bewusster Wahrnehmung einbauen

  • 34

    bung: Sind das Wahrnehmungen im Sinne der GFK?

    Lies Dir die Stze durch und entscheide: * Bei welchen Stzen werden Wahrnehmungen ausgedrckt, und bei welchen Stzen ist das nicht der Fall? (Gedanken, Interpretationen, Bewertungen) * Wie knnten die Bewertungen so umformuliert werden, dass sie unverfnglicher und beschreibender wirken, reine Wahrnehmungen werden? Oftmals hilft der Satz: Wenn ich sehe, hre, wahrnehme, dass... oder die Vorstellung, eine Videokamera zu sein/ bzw. als Wissenschaftler objektiv messbare Angaben zu machen * Als Alternative dazu gibt es die Mglichkeit, die Bewertung/ Interpretation als solche deutlich zu machen: Ich finde, dass..., meiner Meinung/ Bewertung nach ....

    Nr. Satz Evtl. bersetzung: Wenn ich sehe/ hre/ wahn. 1 Du bist gestern zu spt

    gekommen.

    2 Das ist aber ein kleiner Mensch.

    3 Peter ist ein sehr erfolgreicher Manager.

    4 Marianne hat gestern zu mir gesagt: Christian, Du bist wundervoll!

    5 Wenn Du Deine Augen so weit ffnest (mache es vor), dann...

    6 Lgner!

    7 Du hast mich nicht gegrt, als ich zu Dir Gr Gott sagte

    8 Endlich ist dein Zimmer sauber

    9 Du schreist aber ganz schn herum.

    10 Da hast Du Dich aber ganz schn dumm benommen!

    11 Ich stehe nun schon seit 25 Minuten hier vor der Oper!

    12 Er hat es dem Lehrer gepetzt.

    13 Du hast mich gefragt, ob ich morgen mit Dir ausgehen mchte.

    14 Die rmel Deines roten Pullis hren 3 cm vor deinem Handgelenk auf.

    15 Das Baby hat gestern von 19 Uhr an, zweimal ca. 10 Minuten lang geschriehen.

    16 Ich habe gestern Abend auf RTL Pretty Woman gesehen.

  • 35

    17 Sie ist ein guter Freund. Man kann sich immer auf sie verlassen.

    18 Das ist aber ein schnes Kleid!

    19 Gestern Abend warst Du aber mde.

    20 Ich habe in dieser Woche schon sieben berstunden gemacht.

    21 Deine Stimme klingt ja schrill. Das ist ja kaum auszuhalten.

    22 Mrder!

    23 Er hat einen IQ von 184.

    24 Ich bin jetzt nicht zum Scherzen aufgelegt.

    25 Das gelbe Auto auf der anderen Straenseite, siehst du es?

    26 Stefan ist ein schwieriges Kind!

    27 Meine Beziehung bereitet mir im Moment einige Probleme.

    28 Ihr habt aber ganz schn wild gefeiert, gestern Abend.

    29 Dr. Weber ist ziemlich arrogant!

    30 Die Veranstaltung war ein voller Erfolg.

    31 Du bist total unordentlich!!

    32 Gestern habe ich gesehen, wie Du mehrmals den Telefonhrer genommen hast und kurz danach wieder auflegtest.

    33 Paul zieht sich immer mehr zurck.

    34 Lisl denkt immer nur an sich. Sie ist eine richtige Egoistin!

    35 Gestern habe ich mir einen Fernsehen fr 519 gekauft!

    36 Mir gefllt Deine Frisur.

    37 Mit diesem Bart sieht er aus wie Methusalem!

    38 Du hast mir ca. 5 Sekunden lang in die Augen geschaut.

    39 Mein Drucker funktioniert heute aber gar nicht!

  • 36

    Kurzreferat zum zweiten Schritt: Gefhle

    Verschiedenes * Symbol das Herz * Wandelbar, flchtig, verschwinden, wenn sie ausgedrckt werden. Wenn sie unterdrckt oder weggeschoben werden, kommen sie immer wieder. * alle Gefhle sind gleich wertvoll oder hilfreich, wenn sie als Symptome fr erfllte oder nicht erfllte Bedrfnisse gesehen werden * Ursache der Gefhle sind erfllte/ nicht erfllte Bedrfnisse. Meine Gefhle zeigen sich, wenn meine Bedrfnisse erfllt oder nicht erfllt werden. Gefhle und Bedrfnisse gehren zusammen. Jeder reagiert in der gleichen Situation anders, damit sind Gefhle interne Angelegenheiten. * Andere Menschen oder die konkrete Situation sind nur Auslser von Gefhlen. * evtl. Unterscheidung Primr/ Sekundrgefhle. Primrgefhle sind Freude und Traurigkeit, sie sind natrliche Begleiterscheinungen des Lebens. Sekundrgefhle sind vor allem Angst, rger, Schuld. Sie entstehen hauptschlich im Kopf, d.h. werden von bestimmten Gedanken/ Vorstellungen/ Erinnerungen hervorgerufen. * es gibt se und bittere Gefhle. Die sen wollen wir genieen, die bitteren loswerden. * Unterscheidung zwischen Ich-bin-Gefhlswrtern und Du-machst-mich-Gefhlswrtern/ Pseudogefhlen (Partizip-Perfekt) * Gefhle sind immer da und werden zumindest nonverbal und paralinguistisch (Tonfall, Sprechgeschwindigkeit, Lautstrke) ausgedrckt. Offenes Ansprechen vermindert Missverstndnisse (z.B. kann Unsicherheit leicht als Arroganz aufgefasst werden oder Angst als Ablehnung).

    Probleme * oftmals nur Einteilung in gute/ schlechte Gefhle Liste der Gefhlswrter lernen und mit eigenen Erfahrungen verbinden * drfen oftmals nicht sein, werden unterdrckt, vor allem die Kellerkinder Schuld, Angst, Wut, Traurigkeit, Hass: Das gehrt hier nicht her!, Bleiben Sie doch sachlich!, Ein Junge weint nicht... * Annahme, dass ein Ausdrcken oder Offenlegen von Gefhlen Nachteile mit sich bringt: Die zerreien mich doch in der Luft!. Hier geht es einerseits um das Bedrfnis nach Schutz sowie Angemessenheit. Es ist nicht in jeder Situation angemessen, ber Gefhle zu reden. Da kann es entweder helfen, akzeptiertere Gefhlswrter zu verwenden (statt Du bist ngstlich Du bist vorsichtig), das Gefhlswort wegzulassen (nur auf die Ebene der Bedrfnisse zu gehen) oder sich selbst zu ffnen/ ber das Miteinander zu reden (und Giraffenohren aufzusetzen). Oftmals erleichtert die erste Selbstffnung es auch dem anderen, ber seine/ ihre Gefhle zu reden.

    Formulierungshilfen * Ich bin + [Gefhlswort]

    bungen: * Wenn dich jemand fragt, wie es dir geht, antwortest du hufig mit gut/ schlecht. Was heit das konkret, was fr Gefhlswrter fallen dir dazu ein? * 1er Tagesrckblick: Vom Aufstehen bis jetzt, langsam durchgehen. Was habe ich wann gefhlt? Was war der Auslser? Was habe ich dabei gedacht? Was brauchte ich in dem Moment? * Etwas vorlesen in einer bestimmten Stimmung: Worte mit Gefhlen und die anderen raten * bestimmte Stimmungen/ Gefhle pantomimisch oder in einer Szene darstellen, die Gruppe rt * Gefhl und Situation verbinden: Wann warst du das letzte Mal wtend? Wenn du Wut hrst, an welche Situation erinnerst du dich da? * Liste der Gefhle anschauen: Welche Gefhle kannst Du durch das Wort abrufen, welche berhaupt nicht? Bei welchen sprst Du Widerstand, willst Du nicht fhlen? Austausch 2er/ 3er (erlaubte/ unerlaubte Gefhle). * Brainstorming zum Abwerten von Gefhlen: Ein Junge weint nicht...

  • 37

    Gefhlswrter

    Merkmale von Gefhlen * zeigen an, dass bestimmte Bedrfnisse erfllt oder nicht erfllt sind * sind deutlich im Krper sprbar, knnen von jedem nachvollzogen werden, universell * werden formuliert als: Ich bin [+ GW], seltener als Ich fhle mich... (weil es da die Gefahr gibt, Du-machst-mich-Gefhlswrter zu benutzen)

    Grund-/ Primrgefhle ngstlich frei traurig froh, voller Freude wtend warm, voller Liebe

    Gefhle, die entstehen, wenn bestimmte Bedrfnisse nicht erfllt sind: Traurigkeit: traurig, hilflos, ohnmchtig, einsam, betroffen, schuldig, verzweifelt, schwach, betroffen, schwermtig, bedrckt, unzufrieden Angst: schockiert/ geschockt, erschreckt, panisch, bestrzt, besorgt, skeptisch, vorsichtig, schchtern, peinlich, nervs, irritiert, Angst haben, unsicher, verlegen, schme mich Wut: emprt/ entsetzt, rgerlich, sauer, schlecht gelaunt, unzufrieden, gleichgltig, frustriert, genervt, fassungslos, angespannt, neidisch, voller Hass Sonstige: erschpft/ schlaff, satt, ungeduldig, unruhig, voller Ekel, gestresst, kalt, gelangweilt, verwirrt, trge, gleichgltig, durcheinander, habe keine Lust, hungrig, unwohl, mde

    Gefhle, die entstehen, wenn bestimmte Bedrfnisse erfllt sind: Freude: neugierig, ekstatisch, berschwnglich, dankbar, glcklich, entzckt, aufgeregt, frhlich, voller Freude, gut gelaunt, zufrieden, wohl, froh Zuneigung/ Wrme: berhrt, gerhrt, dankbar, erregt, wohl, geborgen, warm Voller Kraft: begeistert, stolz, motiviert, inspiriert, stark/ kraftvoll, mchtig, unternehmungslustig, mutig, zuversichtlich, habe Lust, hoffnungsvoll, wach Frei: frei, erleichtert, locker, unbekmmert, gelassen, entspannt Sonstige: sicher, satt, locker, berrascht, erstaunt, wach, ruhig

    Abstufungen in der Intensitt der Gefhle Ein bisschen Viel Ein wenig Total Etwas Voller...

    Spekturm zwischen Ich-bin-Gefhlswrtern und Du-hast-mich-Gefhlswrtern Ich-bin-Gefhlswrter Ich bin sauer

    verletzt, niedergeschlagen, enttuscht, deprimiert

    DHM-GW Ich fhle mich betrogen

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    Du-hast-mich-Gefhlswrter (DHM-Gefhle) Def.: Wrter fr Gefhle, die Interpretationen ber das Verhalten des anderen beinhalten: Ich fhle mich .... weil du... gemacht hast. Form: Ich fhle mich [+ Partizip Perfekt/2 eines Verbs] z.B. Ich fhle mich verlassen, missbraucht, angegriffen, betrogen In all den Wrtern steckt der Vorwurf: Der ander


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