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Getreidepreise: So finden Sie die richtige Basis · Bernd Irps, Marktexperte der LK...

Date post: 11-Aug-2019
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152 top agrar 2/2012 Markt Getreidepreise: So finden Sie die richtige Basis Die Kurse von Terminbörsen werden für die Erzeugerpreise immer wichtiger. Worauf es dabei ankommt, erklärt Bernd Irps, Marktexperte der LK Schleswig-Holstein. D ie politische Diskussion um die Begrenzung des Börsenhandels mit agrarischen Rohstoffen ist die eine Seite der Medaille. Die andere ist die Realität, dass die Börsenkurse längst den Takt für den realen Getreide- und Ölsaatenmarkt vorgeben: Etliche Händler orientieren sich inzwi- schen an den vorderen Notierungen (Börsianer sprechen vom Frontmonat) der Pariser Matif bzw. Euronext, um täg- lich neu ihre aktuellen Einkaufspreise für Weizen, Mais und Raps festzulegen. Die Börsennotierungen dienen zudem vielen Erfassern als Orientierung bei der Festlegung der Preise in ihren Ex-Ernte- oder späteren Lieferkontrakten. Stellenweise werden Landwirten auch Vorkontrakte mit flexibler Preisfixierung angeboten. Diese fußen ebenfalls auf den Kursen von Matif und Co. Und auch einige der Zertifikate, mit denen man sich z. B. als Erzeuger heute frühzeitig einen Preis sichern kann, ste- hen und fallen mit den Matif-Kursen. Dabei ist der Börsenkurs aber nur die halbe Wahrheit. Meistens werden die Kurse „korrigiert“ , um örtlichen Markt- gegebenheiten, spezifischen Qualitäten oder anderen Faktoren, die zu abwei- chenden Kassapreisen führen, Rechnung zu tragen (vgl. Kasten auf Seite 154 un- ten). Um diese Differenz, die so genann- te Basis, wird teils erbittert gefeilscht. Preisabstand ist nicht fix Leider ist diese Basis nicht fix. Meistens gibt es Ab- schläge, manchmal aber auch Aufschläge. Das hat zuletzt das Jahr 2011 eindrucks- voll bewiesen. Phasenweise lagen die Erzeugerpreise bei uns sogar oberhalb der Matif-Notierung – wer sich früh auf die übliche Minus-Korrektur eingelassen hat, hatte später das Nachsehen. Wenn man von der Situation des letz- ten Sommers ausgeht, müssten die Vor- kontraktpreise für Brotweizen ex Ernte 2012 rund 10 €/t über der Matif-Notie- rung liegen. Ausgehend von der Notie- rung vom 4.1.2012 für November 2012 von 191 €/t an der Matif ergäbe sich also ein Ex-Ernte-Erzeugerpreis von 201 €/t frei Ersterfasser. Bei einem solchen Ni- veau würden viele Landwirte schon heu- te zumindest einen Teil ihrer nächsten Weizenernte verkaufen. Daraus wird aber wohl nichts. Der Handel will leider auch in den norddeut- schen Zuschussregionen keine positive Basis beim Weizen bewilligen. Wenn man Glück hat, wird nahezu der Börsen- kurs in Aussicht gestellt. Meistens heißt es aber wie in alten Zeiten „Matif minus 15 €/t“, was 176 €/t ergibt. Das regt die Verkaufsbereitschaft nicht gerade an. In Süddeutschland peilen die Abneh- mer verbreitet sogar noch größere Abzü- ge an. Einige Beobachter begründen das mit der größeren Transportentfernung zu den Export-Seehäfen oder sonstigen nor- malerweise absatzstarken Standorten. Andere Experten sehen darin schlicht und einfach die Folge eines fast über- mächtigen Erfassungshandels. Da dürfe man sich nicht wundern, wenn die Basis bei minus 20 bis minus 30 € pro t liege, heißt es. Stellenweise wird in der Tat sogar noch mehr abgezogen. Kein Wunder, dass Vor- kontrakte derzeit bei Anbauern im Sü- den kaum Gegenliebe finden. Viele Landwirte setzen darauf, dass sich die Börsennotierungen sind interessant. Sie lassen sich aber nicht 1:1 auf den realen Markt übertragen. Fotos: agrar-press Die Markthotline von top agrar liefert Ihnen regelmäßig die aktuellen regionalen Erzeuger- preise und Börsenkurse für Getreide und Raps. Die Adresse lautet www.topagrar.com
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Page 1: Getreidepreise: So finden Sie die richtige Basis · Bernd Irps, Marktexperte der LK Schleswig-Holstein. D ie politische Diskussion um die Begrenzung des Börsenhandels mit agrarischen

Markt

Börsennotierungen sind interessant. Sie lassen sich aber nicht 1:1 auf den realen Markt übertragen. Fotos: agrar-press

Getreidepreise: So finden Sie die richtige Basis

Die Kurse von Terminbörsen werden für die Erzeugerpreise immer wichtiger. Worauf es dabei ankommt, erklärt Bernd Irps, Marktexperte der LK Schleswig-Holstein.

Die Markthotline von top agrar liefert Ihnen regelmäßig die aktuellen regionalen Erzeuger-preise und Börsenkurse für Getreide und Raps. Die Adresse lautet www.topagrar.com

Die politische Diskussion um die Begrenzung des Börsenhandels mit agrarischen Rohstoffen ist die

eine Seite der Medaille. Die andere ist die Realität, dass die Börsenkurse längst den Takt für den realen Getreide- und Ölsaatenmarkt vorgeben:• Etliche Händler orientieren sich inzwi-schen an den vorderen Notierungen (Börsianer sprechen vom Frontmonat) der Pariser Matif bzw. Euronext, um täg-lich neu ihre aktuellen Einkaufspreise für Weizen, Mais und Raps festzulegen.• Die Börsennotierungen dienen zudem vielen Erfassern als Orientierung bei der Festlegung der Preise in ihren Ex-Ernte- oder späteren Lieferkontrakten. • Stellenweise werden Landwirten auch Vorkontrakte mit flexibler Preisfixierung angeboten. Diese fußen ebenfalls auf den Kursen von Matif und Co.• Und auch einige der Zertifikate, mit denen man sich z. B. als Erzeuger heute frühzeitig einen Preis sichern kann, ste-hen und fallen mit den Matif-Kursen.

Dabei ist der Börsenkurs aber nur die halbe Wahrheit. Meistens werden die Kurse „korrigiert“ , um örtlichen Markt-gegebenheiten, spezifischen Qualitäten

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oder anderen Faktoren, die zu abwei-chenden Kassapreisen führen, Rechnung zu tragen (vgl. Kasten auf Seite 154 un-ten). Um diese Differenz, die so genann-te Basis, wird teils erbittert gefeilscht.

Preisabstand ist nicht fix.� Leider ist diese Basis nicht fix. Meistens gibt es Ab-schläge, manchmal aber auch Aufschläge. Das hat zuletzt das Jahr 2011 eindrucks-voll bewiesen. Phasenweise lagen die Erzeugerpreise bei uns sogar oberhalb der Matif-Notierung – wer sich früh auf die übliche Minus-Korrektur eingelassen hat, hatte später das Nachsehen.

Wenn man von der Situation des letz-ten Sommers ausgeht, müssten die Vor-kontraktpreise für Brotweizen ex Ernte 2012 rund 10 €/t über der Matif-Notie-rung liegen. Ausgehend von der Notie-rung vom 4.1.2012 für November 2012 von 191 €/t an der Matif ergäbe sich also ein Ex-Ernte-Erzeugerpreis von 201 €/t frei Ersterfasser. Bei einem solchen Ni-veau würden viele Landwirte schon heu-te zumindest einen Teil ihrer nächsten Weizenernte verkaufen.

Daraus wird aber wohl nichts. Der Handel will leider auch in den norddeut-

schen Zuschussregionen keine positive Basis beim Weizen bewilligen. Wenn man Glück hat, wird nahezu der Börsen-kurs in Aussicht gestellt. Meistens heißt es aber wie in alten Zeiten „Matif minus 15 €/t“, was 176 €/t ergibt. Das regt die Verkaufsbereitschaft nicht gerade an.

In Süddeutschland peilen die Abneh-mer verbreitet sogar noch größere Abzü-ge an. Einige Beobachter begründen das mit der größeren Transportentfernung zu den Export-Seehäfen oder sonstigen nor-malerweise absatzstarken Standorten. Andere Experten sehen darin schlicht und einfach die Folge eines fast über-mächtigen Erfassungshandels. Da dürfe man sich nicht wundern, wenn die Basis bei minus 20 bis minus 30 € pro t liege, heißt es.

Stellenweise wird in der Tat sogar noch mehr abgezogen. Kein Wunder, dass Vor-kontrakte derzeit bei Anbauern im Sü-den kaum Gegenliebe finden. Viele Landwirte setzen darauf, dass sich die

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fracht günstigen Standorten, wie Häfen, ist Basis zum Börsenniveau oft attraktiver im marktfernen Binnenland.

Basis wie Mitte 2011 wieder zu ihren Gunsten verschiebt. Doch ist das über-haupt realistisch?

Auch 2012 positive Basis?� Wahr-scheinlich nicht. Denn für die über den Matif-Kursen liegenden Kassapreise wa-ren weniger die Spekulationen der Hedgefonds verantwortlich, sondern schlicht und einfach das Wetter. Das zeigt der Vergleich der Börsen und der Kassapreise des letzten Jahres (vgl. Über-sicht 1). Die Preiskurven für die Matif (jeweils vorderer Termin) und franko Großhandel Hamburg bzw. auf der Er-zeugerebene beim Streckengeschäft in Schleswig-Holstein verlaufen zwar ten-denziell gleich, aber nicht vollkommen parallel. Abweichungen gab es vor allem im Frühjahr und ab der Ernte:• Schon im April/Mai 2011 waren die Notierungen am Hamburger Großmarkt höher als die der Matif. Und die Erzeu-gerpreise erreichten Börsenniveau. Diese Phase endete etwa Mitte Mai 2011.• Mit Beginn der Ernte drifteten die Preiskurven dann erneut auseinander. Lässt man kurzfristige Ausschläge außer Acht, dann wurden bis zuletzt franko Hamburg höhere Kurse notiert als an der Pariser Terminbörse. Und die Erzeuger-peise brauchen den Vergleich mit der Matif ebenfalls nicht zu scheuen.

Das ist völlig untypisch. Normalerwei-se spekulierte die „aufnehmende Hand“ im Frühjahr eher auf eine reichliche Getreideversorgung aus der neuen Ernte. Und die Kassapreise tendieren deshalb in dieser Phase des Jahres oft eher nachgie-big, was auch bei Vorverträgen negativ zum Tragen kommt. Gleiches gilt für die Erzeugerpreise, wenn der Drusch wirk-lich begonnen hat, also vermehrt „neues“

An dieals

Getreide auf den Markt drängt.Nicht so im Jahr 2011. Ange-

sichts der stellenweise verheeren-den Frühjahrstrockenheit ging nämlich die Angst vor drastischen Ertragseinbußen um. Letzteres galt vor allem für den Raps, aber auch etliche Getreidefelder zeigten Tro-ckenschäden. Gleichzeitig versuch-te z. B. der Exporthandel, sich be-reits Ware für die Saison 2011/12 zu sichern. Die Nachfrage war also durchaus stetig.

Nicht genug Exportweizen.� Als dann später endlich der ersehnte Regen fiel, beruhigte sich der Markt, und die Großhandelskurse sackten wieder auf Matif-Niveau. Doch als es dann auch noch in der Ernte im Norden regnete, zogen die Kassapreise wieder an der Matif vorbei. Es war einfach nicht genug passender Weizen zu bekommen:• Im norddeutschen Raum mit den Exporthäfen Hamburg und Ros-tock war nur wenig Weizen export-fähig. Zwar stimmten die Protein-werte, und auch an den Naturalge-wichten gab es wenig auszusetzen. Die Fallzahlen enttäuschten hingegen auf ganzer Linie. Nur die sehr früh ge-droschenen Partien konnten die gefor-derten 230 sek. der Exporteure halten. Selbst bei den 200 bis 220 sek., die die heimischen Mühlen überwiegend for-dern, gab es stellenweise Probleme.• Zudem mussten etliche Partien ge-trocknet werden, und zwar teils dras-tisch. Dabei gab es im Norden Engpässe in den Trocknungsanlagen. Aus den süd-licheren Bundesländern hätte zwar aus-reichend Weizen zur Verfügung gestan-

den. Dieser wäre wegen der anfallenden Transportkosten aber zu teuer gewesen.

Unterm Strich dürfte somit klar sein: Eigentlich führte etwas vollkommen Normales, nämlich das unberechenbare Wetter, zu den untypischen Preiskurven bei Brot- bzw. Exportweizen im Jahr 2011. Und das heißt: Bei normalem Wit-terungsverlauf könnten sich die Notie-rungen im Jahr 2012 durchaus wieder auf einem eher üblichen Abstand zuein-ander einpendeln Die Basis dürfte dann leider eher negativ ausfallen. j

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Jan. Feb. März Apr. Mai. JuliJuni Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.

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Matif-Kurs

B-Weizen Hamburg (Großmarkt)

B-Weizen SH (Streckengeschäft)

2011

Übersicht 1: Zeitweilig lagen die realen Kassapreise bei uns im Jahr 2011 über dem Börsenniveau

Wer geschickt verhandelte, konnte seinen Weizen 2011 für „Matif plus x“ verkaufen. Und das nicht nur in Norddeutschland.

Grafik: Orb

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Markt

Aufgepasst: Dass sich die Basis ändert bzw. ändern kann, sollten Sie auch dann im Hinterkopf haben, wenn Sie Ihre „persönliche Basis“ ausrechnen (siehe Kasten und Übersicht unten). Weil sich die Gegebenheiten permanent ändern, müssen Sie regelmäßig „nachjustieren“.

Raps: Prämie statt Abschlag.� Das gilt auch beim Raps. Hier ist die Basis zurzeit deutlich kleiner als beim Weizen. Die Er-zeugerpreise für Raps haben sich näm-lich in Schleswig-Holstein und in den be-nachbarten nördlichen Bundesländern mittlerweile auf dem Niveau der Matif-

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Notierungen eingependelt. Dies hängt mit dem relativ kleinen Angebot zusam-men. 2011 war Raps Mangelware. Han-del und Ölmühlen waren und sind be-reit, attraktive Preise zu zahlen, um an Inlandsware zu kommen. Importraps ist vielen Verarbeitern wegen hoher Trans-portkosten nach wie vor zu teuer.

Entsprechend gering ist derzeit die Differenz zwischen Börsen- und Kassa-kurs. Das spiegelt sich in Vorkontrakten ex Ernte 2012 wider. Teils werden Prä-mien statt Abschläge besprochen. So wurden Ende Dezember bei einem Ter-minmarkt-Kurs von 396 €/t für den Lie-

fermonat August 2012 Vorkontrakte mit Liefertermin ex Ernte für 400 €/t ange-boten. Anfang Janur 2012 stieg der Ma-tif-Kurs sogar auf über 415 €/t, und ver-einzelt wurden bei Vorkontrakten bis 425 €/t besprochen.

Wer solche Offerten bekommt, sollte nicht lange zögern. Es gibt keine Garan-tie dafür, dass die Basis durchgehend so erzeugerfreundlich bleibt wie zuletzt. Zumindest sollten Sie sich auf Ausschlä-ge nach oben und unten einstellen, auch bei der Basis. Direkt nach dem Jahres-wechsel 2011/12 zogen die Matif-Kurse z. B. an, was am realen Kassamarkt kaum wiederzufinden war – und plötzlich hieß es stellenweise sogar „Matif minus 5 €/t ist der Erzeugerpreis“. Auf „gleich Matif“ oder gar „Matif plus x“ ließ sich der Han-del erst wieder einige Zeit später ein.

Lehren daraus ziehen.� Fakt ist: Die Ba-sis bzw. der Preisabstand zwischen Börse und Kassamarkt ist nicht starr. Sie passt sich den jeweiligen, saisonalen Markt-gegebenheiten an. Weit vor der Ernte, wenn noch nicht klar ist, wie groß sie ausfällt und welche Qualitäten geerntet werden, gilt z. B. meistens eine andere Basis als in der Ernte. Darüber, ob die Differenz dann eher handels- oder eher erzeugerfreundlich ausfällt, kann man je-doch bestenfalls spekulieren.

Bei der Basis gilt also im Prinzip das Gleiche wie für den Preis:• Niemand kann mit Gewissheit voraus-sagen, wohin die Reise geht. • Wetterextreme, wie Trockenheit oder ergiebige Regenfälle zum falschen Zeit-punkt, können die Verhältnisse schnell umkehren.• Und wer den Markt nicht regelmäßig beobachtet, gerät bei Verkaufsverhand-lungen ohnehin ins Hintertreffen.

Schnell gelesen• Terminbörsen beeinflussen

zunehmend die Erzeugerprei-se für Getreide- und Raps.

• Der Abstand, die so genannte Basis, zwischen Börse und Kassamarkt ist aber nicht fix.

• Bei normalem Marktverlauf ist die Basis auf der Erzeu-gerstufe meistens negativ, sie kann aber sogar positiv sein.

• Vieles hängt z. B. vom Wetter und von den geernteten Qualitäten ab.

• Deshalb muss die Basis unbedingt immer wieder neu abgeleitet werden.

Matif-Weizen ist anders

Wenn Sie „Ihren Preis“ rechnerisch vom Börsenkurs ableiten wollen, müssen Sie Qualitäts anforderungen und die für die Börse maßgeblichen Erfüllungsorte im Auge haben. Das zeigt folgendes Beispiel anhand eines Mühlenweizen-Kontraktes der Matif.

Matif-Weizen muss aus der EU stammen. Das spezifische Gewicht beträgt 76 kg/hl, die Feuchtigkeit maximal 15 %. Außerdem sind 4 % gebrochene Körner, 2 % Auswuchs und 2 % Besatz zugelassen. Angaben zur Fallzahl und zum Proteinwert sucht man hingegen vergeblich. Dieser Weizen stimmt daher nicht unbedingt mit der Ware überein, die üblicherweise bei uns gehandelt wird. Deutscher B-Weizen hat normaler-weise 12 % Protein und Fallzahlen von 220 bis 230 sek. Das muss bei der Preisableitung berücksichtigt werden, und zwar in Form einer leichten Korrektur nach oben.

Zu einer mehr oder weniger aus-geprägten Korrektur nach unten bei der Ableitung zwingt hingegen der Matif-Erfüllungsort „Hafensilo Rouen“. Dieser Standort ist absatz-stark und hat z. B. beim Export Kostenvorteile gegenüber vielen Handelsplätzen in Deutschland. Der spezifische Saldo für Übersicht 2 ist übrigens geschätzt worden. Grundla-ge waren Preise der letzten Jahre.

Wenn Sie Erzeugerpreise ableiten wollen, müssen Sie aber noch einen Schritt weitergehen. Die Kosten, die normalerweise von der Erfassung bis zum Großhandel anfallen, müssen auch berücksichtigt werden.

Wie diese Kalkulation aussehen kann, sehen Sie unten. Dabei haben wir eine Entfernung von 100 km zum Handelsort Hamburg unterstellt und Lieferung zum Matif-Termin – an-dernfalls würden nämlich zudem Lager- und Finanzierungskosten fällig.

Übersicht 2: So leiten Sie Ihren Preis abJanuar-2012-Kurs der Euronext (Matif) für Mühlenweizen am 4.1.2012

202,75 €

Spezifischer Preisausgleich1) -2,50 €

Landlager Hafenlager

Kosten für Ein-/Auslagerung -4,00 € -4,00 €

Schwund (0,1 %) -0,22 € -0,22 €

Ablauffracht (Beispiel: 100 km zum Verarbeiter)2) -6,00 € -1,00 €

Netto-Handelsspanne -1,50 € -1,50 €

Abgeleiteter Weizen-Erzeugerpreis bei Lieferung im Januar 2012

188,53 € 193,53 €

1) Saldo aus einem Qualitätszuschlag (deutscher B-Weizen hat normalerweise höhe-re Proteinwerte als der an der Pariser Börse gehandelte Weizen) und einem Abschlag, um eventuelle standortbedingte Kostennachteile gegenüber dem Matif-Erfüllungsort Rouen auszugleichen. 2) BLE-Tarif: Landtransport ca. 0,06 €/t/km, Wassertransport ca. 0,01 €/t/km


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