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Gesellschaftliche Unternehmensverantwortung: eine Illusion?€¦ · Corporate Social Responsibility...

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1 Prof. Dr. Jürgen Volkert Hochschule Pforzheim VORTRAG IM PROGRAMM „UNI DER GENERATIONEN“ GÖPPINGEN, 09. NOVEMBER 2015 Gesellschaftliche Unternehmensverantwortung: eine Illusion?
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Page 1: Gesellschaftliche Unternehmensverantwortung: eine Illusion?€¦ · Corporate Social Responsibility (CSR; EU 2011) „Verantwortung von Unternehmen für ihre Auswirkungen auf die

1

Prof. Dr. Jürgen Volkert

Hochschule Pforzheim VORTRAG IM PROGRAMM „UNI DER GENERATIONEN“

GÖPPINGEN, 09. NOVEMBER 2015

Gesellschaftliche Unternehmensverantwortung:

eine Illusion?

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2

Agenda

1. Gesellschaftliche Verantwortung in der Nationalökonomik

2. Werte & Verantwortung in der Globalisierung

– Fallbeispiel: Bayer CropScience: Kinderarbeitsbekämpfung und

Modelldorfprojekt für eine Saatgutlieferkette in Indien

3. „Unternehmensverantwortung“: Motive multinationaler Unternehmen

4. Allgemeine Wirkungen von Unternehmensstrategien auf Werte &

Nachhaltige Entwicklung

– Zielharmonien, Win-Win-Potenziale & positive Unternehmensbeiträge

– Gefahr strategischer Vernachlässigung von Teilen der

Unternehmensverantwortung & von Nachhaltiger Entwicklung

– Potenzielle Zielkonflikte und strategische Schadensverursachung

5. Grenzen von Unternehmensverantwortung

6. Fazit: neue Realitäten für Unternehmen – und auch für Hochschulen?

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Corporate Social Responsibility (CSR; EU 2011)

„Verantwortung von Unternehmen für ihre Auswirkungen auf die

Gesellschaft.“

Dazu sollten Unternehmen „auf ein Verfahren zurückgreifen können,

mit dem soziale, ökologische und ethische Belange sowie

Menschenrechtsfragen in enger Zusammenarbeit mit den

Stakeholdern in die Betriebsführung und in ihre Kernstrategie

integriert werden.“

Europäische Kommission (2011): MITTEILUNG DER KOMMISSION AN DAS EUROPÄISCHE PARLAMENT, DEN RAT, DEN EUROPÄISCHEN WIRTSCHAFTS- UND SOZIALAUSSCHUSS UND DEN AUSSCHUSS

DER REGIONEN: Eine neue EU-Strategie (2011-14) für die soziale Verantwortung der Unternehmen (CSR), KOM(2011) 681 endgültig, S. 7.

Gesellschaftliche Verantwortung in der Nationalökonomik

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Gesellschaftliche Verantwortung in der Nationalökonomik

Milton Friedman (1970):

„The Social Responsibility of Business is to

Increase its Profits“

„Wirtschaftliche Verantwortung“

(ergänzt durch rechtliche Verantwortung: ‚Legalität‘)

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Die alte Welt der Nationalökonomik

intergenerationelle

Gerechtigkeit intragenerationelle/

soziale Gerechtigkeit Eigeninteresse: Nutzen-

und Gewinnmaximierung Menschenrechte

Politische Ordnung

Staat /

Regierung

Gesellschaftsordnung

Arbeitgeber

Sozialinitiativen

Öffentlichkeit/

Medien

Umweltgruppen

Wirtschaftsordnung

Wettbewerber

Shareholder

Unternehmen

Mitarbeiter

Kunden/

Konsumenten

etc.

Gewerkschaften

Gesellschaftliche Verantwortung in der Nationalökonomik

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Gesellschaftliche Verantwortung in der Nationalökonomik

Staatliche Rahmenordnung: „systematischer Ort der Moral“

Staat/Regierung:

Kann dieser Verantwortung, gestützt auf ein Gewaltmonopol, z. B.

mit Gesetzen gerecht werden

Kann Gesetze und Politik kompetent (Gutachter für Spezialfragen),

allgemein verbindlich und demokratisch legitimiert regeln

Staat und Regierung verfügen im theoretischen Idealfall über eine:

freie Selbstbestimmung und freie Entscheidung

Fähigkeit, Handlungen und Konsequenzen absichtsvoll

herbeizuführen und zu kontrollieren

Staat kann und soll aus nationalökonomischer Perspektive

umfassende, unbedingte Verantwortung für legitime Prozesse und

Ergebnisse tragen: z.B. Menschenrechtsschutz

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Die alte Welt der Nationalökonomik

intergenerationelle

Gerechtigkeit intragenerationelle/

soziale Gerechtigkeit Eigeninteresse: Nutzen-

und Gewinnmaximierung Menschenrechte

Politische Ordnung

Staat /

Regierung

Gesellschaftsordnung

Arbeitgeber

Sozialinitiativen

Öffentlichkeit/

Medien

Umweltgruppen

Wirtschaftsordnung

Wettbewerber

Shareholder

Unternehmen

Mitarbeiter

Kunden/

Konsumenten

etc.

Gewerkschaften

Gesellschaftliche Verantwortung in der Nationalökonomik

Lobby

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8 Quelle: Accenture & United Nations Global Compact: UN Global Compact-Accenture CEO Study, New (2010)

Werte und Verantwortung in der Globalisierung

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http://www.ucanindia.in/uploads/news/2012/6/1339504762.jpg

http://www.indiawest.com/news/business/image_

f169c7f4-30d4-56cd-b2a9-6de179950058.html?mode=jqm

http://news.bbcimg.co.uk/media/images/

57994000/jpg/_57994530_jex_1295246_

de27-1.jpg

http://www.thehindubusinessline.com/multimedia/

dynamic/00805/child_805523g.jpg http://www.indianet.nl/divers/cottonsm4e.jpg

Fallbeispiel: Bayer CropScience in Indien:

Kinderarbeit in der Saatgutlieferkette

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2000: Ethikkodex des Unternehmens=Null-Kinderarbeits-Politik

UN Global Compact: Selbstverpflichtung zu Mindeststandards bei

Menschenrechten, Arbeits- und Umweltnormen, Umwelt und

Korruptionsbekämpfung

12/2002: Bayer erwirbt Aventis CropScience mit Geschäften in Indien

3/2003: Bayer stellt Kinderarbeit bei Saatgutzulieferanten fest: Awareness

Training der Zulieferer zu Bayers Zero-Child-Labor Policy

4-5/2003: Deutsche Welthungerhilfe, Global March Against Child Labor

und andere Nichtregierungsorganisationen starten Anti-

Kinderarbeitskampagne

12/2003 Bayer gründet die Child Labor Elimination Group (CLEG) mit

Monsanto Indien, Syngenta Indien und lokalen

Nichtregierungsorganisationen

10/2004: Im Auftrag verschiedener NGOs veröffentlicht ein indischer

Aktivist einen Bericht zu Kinderarbeit bei multinationalen

Saatgutkonzernen

Fallbeispiel: Bayer CropScience in Indien:

Kinderarbeit in der Saatgutlieferkette

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10/2004 CBG, German Watch und Global March Against

Child Labor reichen eine Beschwerde bei der OECD-

Kontaktstelle des deutschen

Bundeswirtschaftsministeriums ein

1/2006: Nach einem Monitor-Bericht im ARD

Untersuchungen durch Europäische Kommission,

Europäisches Parlament und Investorengruppen

6/2006: Ethikrat des norwegischen Pensionsfonds,

wesentlicher Aktionär bei Bayer, nimmt eine

systematische Untersuchung auf

1/2007: Bayer Child Care Program Steering Committee in

Hyderabad, Indien: beschließt Anti-Kinderarbeitsstrategie

unabhängig von CLEG

Fallbeispiel: Bayer CropScience in Indien:

Kinderarbeit in der Saatgutlieferkette

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Bayer-interne Umsetzung des Child Care Programms:

– Produktivitätssteigerungsprogramme

– Finanzielle Anreize zum Verzicht auf Kinderarbeit

– Ca. 4 unangekündigte interne und externe Kontrollen jedes Farmers

– Entwicklung besserer Infrastruktur und Curricula in Schulen

2005-2011: Kinderarbeit sinkt von 13,9 % auf 0,03 % der ca. 50.000

Arbeitskräfte auf den Feldern

2009: Bayer = Best Practice im Menschenrechtsbericht der

Bundesregierung

https://d22r54gnmuhwmk.cloudfront.net/pho

tos/9/sx/yo/NQSXYOurBYnJMSL-800x450-

noPad.jpg

Fallbeispiel: Bayer CropScience in Indien:

Kinderarbeit in der Saatgutlieferkette

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Strategische CSR

„Idee, dass CSR in die Firmenstrategie und –handlungen integriert

werden sollte, um der Unternehmung langfristige ökonomische

Vorteile zu verschaffen (Werther/Chandler 2006, p.7).“

Z. B.: Risikomanagement, Zugang zum Kapitalmarkt

Motive der Unternehmensverantwortung

UN Global Compact-Accenture Study on Sustainability 2013: Architects of a Better World, New York:

Befragung von 1.000 Vorstandsvorsitzenden aus 103 Ländern und 27 Branchen

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Entwicklung des Anteils von Unternehmen mit

Ethikkodizes unter den größten 200 Unternehmen

KPMG (2009) : Business Codes of the Global 200.

Motive der Unternehmensverantwortung

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G250 = Top-Unternehmen weltweit, gelistet im Fortune

Global 500 Ranking 2012

Anteil der Unternehmen, die eigene Berichte zur Unternehmens-

verantwortung publizieren, unter den größten 250 Weltkonzernen

Motive der Unternehmensverantwortung

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Fallbeispiel: Bayer CropScience –

ein Modelldorfprojekt im ländlichen Indien

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Bayer Model Village Projekt (seit 2011)

Zielsetzung:

Evaluierung von Maßnahmen, die für Bayer CropScience Business

Cases in der Saatgutproduktion erstens rentabel sind (z. B. durch

Produktivitäts- und Einkommenssteigerungen) UND

eine sozial und ökologisch nachhaltige Dorfentwicklung stärken (Triple

Bottom Line / Win-Win-Strategie)

Externe Evaluierung:

HS Pforzheim (Moczadlo, Strotmann, Volkert)

Fallbeispiel: Bayer CropScience –

ein Modelldorfprojekt im ländlichen Indien

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Table 1: Bayer Modelldorfprojekt quantitative Panelwellen in zwei Modell- und in zwei

Kontrolldörfern

1. Basiserhebung 2011 2. Panelwelle 2014

Zeitraum von Feldphase und Interviews 8/2011 – 9/2011 8/2014 – 10/2014

Zahl individueller Interviews >2,300 >2,400

Zahl von Haushaltsinterviews 995 1,040

Anteil/Zahl der schon 2011 befragten

Haushalte

995 / 100% 940 / 94 %

Modeldorfprojekt: Evaluation

• Basiert auf Haushaltsbefragungen in 2 Modell- & 2 Kontrolldörfern

• Basiserhebung 2011, Zweite (Panel-) Erhebungswelle 2014.

Weitere Untersuchungen:

• Gesundheits-Camps zur Erhebung der Gesundheitssituation

• Lernergebnismessung in Schulen von Modell- und Kontrolldörfern

2013 und 2015 (ebenfalls Panelstudie)

Qualitative Analysen: 18 Fokusgruppen-Diskussionen (FGD) mit mehr

als 200 Teilnehmern sowie Einzel- und Gruppeninterviews etc.

Fallbeispiel: Bayer CropScience –

ein Modelldorfprojekt im ländlichen Indien

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– Methodenmix aus quantitativen und qualitativen Analysen

Konzeptionelle Grundlage

Ansatz der Verwirklichungschancen des Ökonomik-Nobelpreisträgers

Amartya Sen sowie der Vereinten Nationen („Human Development“)

Quantitative Befragung, z. B. 2011:

Repräsentative Basiserhebung 2011: Daten von 5830 Personen

Insgesamt über 600 Variablen zu ökonomischen, sozialen und

ökologischen Aspekten

Pilotstudie 2011 – offene Fragen: welche Verwirklichungschancen sehen

Dorfbewohner für sich persönlich als extrem wichtig für ein gutes Leben?

17 Dimensionen von Verwirklichungschancen wurden in einen

standardisierten Fragebogen aufgenommen

Fallbeispiel: Bayer CropScience –

ein Modelldorfprojekt im ländlichen Indien

Page 20: Gesellschaftliche Unternehmensverantwortung: eine Illusion?€¦ · Corporate Social Responsibility (CSR; EU 2011) „Verantwortung von Unternehmen für ihre Auswirkungen auf die

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Bildung

Langes, gesundes Leben

Nahrung

Trinkwasser

Religion

Wohnen

Familienleben

Zeit mit Freunden

Fruchtbare Böden

Politische Beteiligung

Schutz vor Gewalt

Gute Arbeit

Natur

Respekt seitens anderer

Eigene Entscheidungen

Transport/Verkehrsmittel

Einkommen

0%

5%

10%

15%

20%

25%

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45%

No

t th

e r

ea

l fr

ee

do

m t

o a

ch

ieve

Anteil der Personen, die bestimmte Verwirklichungschancen für extrem wichtig halten sowie dazu jeweils subjektiv wahrgenommene Einschränkungen (Modelldorfprojekt, Panel-Welle 2011; N > 2.300

All households Quadrant I:

Hohe Priorität, überdurchschnittliche

Einschränkungen realer Freiheiten

SHD: Subjektiv wichtigste Herausforderungen

Bayer: Initiativen zur Vertrauensbildung?

Quadrant II:

Niedrige Priorität, überdurchschnittliche

Einschränkungen realer Freiheiten

SHD: weniger wichtig oder Anpassung an

Einschränkungen?

Bayer: Unterstützung & Förderung?

SHD: Wirkliches Wohlergehen, Anpassung

oder Fehleinschätzung? Bayer: Sensibilisierung, Info und

Empowerment?

Quadrant IV:

Hohe Priorität, unterdurchschnittliche

Einschränkungen realer Freiheiten

SHD: weniger wichtig oder Anpassung? Bayer: Sensibilisierung, Info und

Empowerment?

Own data and figure; n = 2,308 respondents; wording of well-being dimensions has been abbreviated in the figure

Fallbeispiel: Bayer CropScience –

ein Modelldorfprojekt im ländlichen Indien

Quadrant III:

Niedrige Priorität, überdurchschnittliche

Einschränkungen realer Freiheiten

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Fallbeispiel: Bayer CropScience –

ein Modelldorfprojekt im ländlichen Indien

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3800

4745

2400

3126

0

1000

2000

3000

4000

5000

Median Mean

Income

Expenditures

Mittlere und durchschnittliche Einkommen (blau)

und Ausgaben (rot): Rupien je Haushalt & Monat

26,5

7,6

51,5

17,2

0

10

20

30

40

50

60

Poverty Rate Poverty Gap

Income

Expenditure

Armutsquoten und Armutslücken von Einkommen

(rot) und Ausgaben (blau) < 1,25 $-Grenze in %

56,0

5,4

8,2

30,8

0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0

Sometimes problems to serve debts

Often problems to serve debts

Can always pay for debts

No debts

Anteil der Haushalte mit

Schuldenproblemen:

Alle Abbildungen: eigene

Daten, eigene

Darstellungen;

n = 994 Haushalte

Fallbeispiel: Bayer CropScience –

ein Modelldorfprojekt im ländlichen Indien

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• Bayer CropScience: Initiativen zur finanziellen Stabilisierung

• Mikrofinanzierung: Einführung von Spar- und Kredit-

Selbsthilfegruppen (ROSCAs) für Frauen

• Förderung der Erwerbschancen von Frauen

Fallbeispiel: Bayer CropScience –

ein Modelldorfprojekt im ländlichen Indien

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Fallbeispiel: Bayer CropScience –

ein Modelldorfprojekt im ländlichen Indien

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88 91,7

84,9

0

20

40

60

80

100

Total Boys Girls

Netto-Bildungsbeteiligungsquote der 7-

11- Jährigen im Grundschulbereich in %

70,3 76,9

62,4

0

20

40

60

80

100

Total Men Women

Lese- und Schreibfähigkeit (‚Alphabetenquote‘)

der 15- bis 24-jährigen Frauen und Männern in %

Quelle: Bayer CropScience Model Village Project – Baseline Survey 2011, Eigene Berechnungen.

Fallbeispiel: Bayer CropScience –

ein Modelldorfprojekt im ländlichen Indien

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Fallbeispiel: Bayer CropScience –

ein Modelldorfprojekt im ländlichen Indien

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Anteil untergewichtiger Kinder unter

5 Jahren in %

Anteil der mangelernährten Bevölkerung

über 14 Jahren in % (BMI-Variante)

48,6

42,4

45,8

0 20 40 60

Women

Men

Total

53 51 54

73 72 74

0

10

20

30

40

50

60

70

80

Total Girls Boys

Lower Limit

Average at 6 months

Quelle:

Bayer CropScience Model Village Project

Baseline Survey 2011, Eigene Berechnungen

Fallbeispiel: Bayer CropScience –

ein Modelldorfprojekt im ländlichen Indien

Page 28: Gesellschaftliche Unternehmensverantwortung: eine Illusion?€¦ · Corporate Social Responsibility (CSR; EU 2011) „Verantwortung von Unternehmen für ihre Auswirkungen auf die

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Initiativen zur finanziel-

len Stabilisierung • Mikrofinanzierung:

Einführung von Spar- und

Kredit-Selbsthilfegruppen

(ROSCAs) für Frauen

• Förderung der Erwerbs-

chancen von Frauen Human Development:

Wechselwirkungen - Entwicklungskoordinator

- ROSCAs

Gesundheitsinitiativen • Gesundheits-Camps

• Zahngesundheits-Camps

• Trinkwasseraufbereitung

• …

Weitere Initiativen • Angebot von Produkten für

die Landwirtschaft

• Beratung und Angebot von

Produkten gegen

Tierkrankheiten

Bildungsinitiativen • Computergestütztes Lernen

in der Schule

• Förderkurse („Evening

classes“)

• …

Fallbeispiel: Bayer CropScience –

das Modelldorfprojekt im ländlichen Indien

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Modell- und Kontrolldorfbewohner berichten– unabhängig von der

Teilnahme an Bayer-Maßnahmen – und unter sonst gleichen Bedingungen

signifikant häufiger von einem Anstieg ihres Wohlergehens in den Jahren

2011-2014:

Je jünger die Interviewten sind**-***

Je größer ein Haushalt ist**

Wenn Befragte persönlich > 900 Rupien im Monat ausgeben können**

Wenn es sich um Frauen** handelt, (nur für “etwas höheres Wohlergehen”)

• Die Wahrscheinlichkeit, dass Befragte über einen Anstieg ihres

Wohlergehens in den Jahren 2011-2014 berichten, ist signifikant

niedriger:

Unter Dorfbewohnern ohne Land***

Unter Analphabeten***

Für Erwerbslose**

Für ”Unberührbare” (ST)

Fallbeispiel: Bayer CropScience –

das Modelldorfprojekt im ländlichen Indien

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Zentrale Ergebnisse der zweiten quantitativen Erhebung:

Bayer CropScience-Initiativen 2011-2014 in den Modelldörfern haben,

kontrolliert um eine Vielzahl von Indikatoren, das Wohlergehen aus

der Sicht der Bevölkerung in statistisch signifikanter Weise erhöht

– Dies zeigt sich beim Ergebnisvergleich von Modell- und

Kontrolldörfern, aber auch beim Vergleich von Teilnehmern und

Nichtteilnehmern innerhalb der Modelldörfer.

– Weitere erste Ergebnisse deuten an, dass sich auch die objektiven

Lebensbedingungen in den Modelldörfern signifikant stärker

verbessert haben als in den Kontrolldörfern. Beispiels sind stärkere

Einkommensanstiege, deutlicherer Rückgang der Mangelernährung

und teilweise signifikant stärker verbesserte Lernergebnisse in

Schulen

– Mehr Vertrauen in das Unternehmen?

Fallbeispiel: Bayer CropScience –

das Modelldorfprojekt im ländlichen Indien

Page 31: Gesellschaftliche Unternehmensverantwortung: eine Illusion?€¦ · Corporate Social Responsibility (CSR; EU 2011) „Verantwortung von Unternehmen für ihre Auswirkungen auf die

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17%

10%

41%

24%

7%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

Multinationale Konzerne allgemein

Völlige Zustimmung

Tendenzielle Zustimmung

Tendenzielle Ablehnung

Völlige Ablehnung

"Weiß nicht" für Konzerne oder"Noch nie von Bayer gehört"

Nur für Modelldörfer – These: „Insgesamt habe ich Vertrauen in Multinationale

Konzerne“. Anteile der Ablehnungen und Zustimmungen zu dieser These in %

Strotmann/Volkert/Moczadlo (2015): Eigene zweite Panel-Welle der Modelldorfevaluation; eigene Daten und Berechnungen. N > 2.400.

Fallbeispiel: Bayer CropScience –

ein Modelldorfprojekt im ländlichen Indien

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17%

38% 10%

1%

41%

2%

24%

35%

7%

24%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

Multinationale Konzerne allgemein Bayer CropScience

Völlige Zustimmung

Tendenzielle Zustimmung

Tendenzielle Ablehnung

Völlige Ablehnung

"Weiß nicht" für Konzerne oder "Nochnie von Bayer gehört"

Nur für Modelldörfer – Thesen: „Insgesamt habe ich Vertrauen in Multinationale

Konzerne“ oder „Insgesamt habe ich Vertrauen in Bayer CropScience“. Anteile der

Ablehnungen und Zustimmungen zu beiden Thesen in %

Fallbeispiel: Bayer CropScience –

ein Modelldorfprojekt im ländlichen Indien

Strotmann/Volkert/Moczadlo (2015): Eigene zweite Panel-Welle der Modelldorfevaluation; eigene Daten und Berechnungen. N > 2.400.

Page 33: Gesellschaftliche Unternehmensverantwortung: eine Illusion?€¦ · Corporate Social Responsibility (CSR; EU 2011) „Verantwortung von Unternehmen für ihre Auswirkungen auf die

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Zielharmonien, „Win-Win-Potenziale“& positive Unternehmensbeiträge:

1. „License to Operate“ durch Vertrauensbildung

2. Erlössteigerungen oder Kosteneinsparungen

3. Risikomanagement

4. Reputation am Kapitalmarkt

5. Reputation am Gütermarkt

6. Reputation am Arbeitsmarkt

• Die sechs Motivationsarten können Anlass zu Unternehmensbeiträgen

für alle Gebiete und Ebenen sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit

sein.

Motive und Wirkungen von Unternehmensverantwortung

Page 34: Gesellschaftliche Unternehmensverantwortung: eine Illusion?€¦ · Corporate Social Responsibility (CSR; EU 2011) „Verantwortung von Unternehmen für ihre Auswirkungen auf die

34

UN Global Compact-Accenture Study on Sustainability 2013: Architects of a Better World, New York:

Befragung von 1.000 Vorstandsvorsitzenden aus 103 Ländern und 27 Branchen

Geringer Einsatz und wenig Effektivität

Allgemeine Wirkungen von Unternehmensverantwortung

Page 35: Gesellschaftliche Unternehmensverantwortung: eine Illusion?€¦ · Corporate Social Responsibility (CSR; EU 2011) „Verantwortung von Unternehmen für ihre Auswirkungen auf die

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Zielindifferenzen: Gefahr der strategischen Vernachlässigung

von Teilen eigener Verantwortung und Nachhaltiger Entwicklung

Entwicklungsökonomischer Handlungsbedarf bei geringem

betriebswirtschaftlichem Nutzen oder prohibitiv hohen Kosten

Mangelnde Anreize der Unternehmen

Gefahr der Vernachlässigung zentraler entwicklungsökonomischer

Bereiche

Allgemeine Wirkungen von Unternehmensverantwortung

Page 36: Gesellschaftliche Unternehmensverantwortung: eine Illusion?€¦ · Corporate Social Responsibility (CSR; EU 2011) „Verantwortung von Unternehmen für ihre Auswirkungen auf die

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Allgemeine Wirkungen von Unternehmensverantwortung

Unbekannte und mangelnde Rentabilität

UN Global Compact-Accenture Study on Sustainability 2013: Architects of a Better World, New York:

Befragung von 1.000 Vorstandsvorsitzenden aus 103 Ländern und 27 Branchen

Page 37: Gesellschaftliche Unternehmensverantwortung: eine Illusion?€¦ · Corporate Social Responsibility (CSR; EU 2011) „Verantwortung von Unternehmen für ihre Auswirkungen auf die

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Potenzielle Zielkonflikte, vor allem zwischen Kerngeschäft von

Industrien einerseits und Werten und Nachhaltige Entwicklung

andererseits:

Unternehmen in allen Branchen: Umweltschutz

Beispiel industrielle Landwirtschaft allgemein - Pestizide:

– jährlich ca. 3 Mio Vergiftungen, 750.000 chronisch Kranke,

355.000 Todesfälle weltweit durch uninformierte, unsachgemäße

Verwendung

– Verlust an Artenvielfalt

– Klimaschutz

– …

Allgemeine Wirkungen von Unternehmensverantwortung

Page 38: Gesellschaftliche Unternehmensverantwortung: eine Illusion?€¦ · Corporate Social Responsibility (CSR; EU 2011) „Verantwortung von Unternehmen für ihre Auswirkungen auf die

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Allgemeine Grenzen von Unternehmensverantwortung

Freiwilligkeit

Glaubwürdigkeit: Greenwashing, Bluewashing…

Unternehmen als politische Akteure

Grenzen der Fähigkeit zur umfassenden Wahrnehmung von

Unternehmensverantwortung im Marktwettbewerb

Unternehmensstrategien & CSR: meist unter der Bedingung

strategischen Nutzens für Wettbewerbsfähigkeit und

langfristigen Unternehmenswert

Umfassender Schutz von Menschenrechten?

Fairness?

Page 39: Gesellschaftliche Unternehmensverantwortung: eine Illusion?€¦ · Corporate Social Responsibility (CSR; EU 2011) „Verantwortung von Unternehmen für ihre Auswirkungen auf die

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Weiterhin unerlässlich: verbindliche Rahmenbedingungen

UN Global Compact-Accenture Study on Sustainability 2013: Architects of a Better World, New York:

Befragung von 1.000 Vorstandsvorsitzenden aus 103 Ländern und 27 Branchen

Grenzen von Unternehmensverantwortung

Aber auch: Gute Regierungsführung

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Die alte Welt der Nationalökonomik

intergenerationelle

Gerechtigkeit intragenerationelle/

soziale Gerechtigkeit Eigeninteresse: Nutzen-

und Gewinnmaximierung Menschenrechte

Politische Ordnung

Staat /

Regierung

Gesellschaftsordnung

Arbeitgeber

Sozialinitiativen

Öffentlichkeit/

Medien

Umweltgruppen

Wirtschaftsordnung

Wettbewerber

Shareholder

Unternehmen

Mitarbeiter

Kunden/

Konsumenten

etc.

Gewerkschaften

Fazit: neue Realitäten für Unternehmen – und auch für

Hochschulen?

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Fazit: neue Realitäten für Unternehmen – und auch für

Hochschulen?

Legitimes, nachhaltiges Handeln, geleitet von allgemein verbindlichen

staatlichen Normen im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen

Ordnungsrahmen

Vorteile staatlicher Normen als Grundlage der Ordnungsethik

– Gewinnmaximierende Unternehmen

handeln legitim und nachhaltig, indem sie Gesetze befolgen

haben dadurch keine Wettbewerbsnachteile

können und sollen sich auf ihre ökonomischen Kernkompetenzen

konzentrieren, nicht auf Ethik & Nachhaltige Entwicklung

Managerinnen und Manager benötigen im Idealfall wenig Kenntnisse

von Werten und Nachhaltiger Entwicklung, die dementsprechend auch

kaum Thema in Lehrbüchern zu sein brauchen

– Business Schools und Lehrende

können sich auf ihr Fach konzentrieren und benötigen ebenfalls keine

weiteren Kenntnisse zu Werten und Nachhaltiger Entwicklung

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Die neue Welt multinationaler Unternehmen in der Globalisierung

Unternehmen

Mitarbeiter

Investmentfonds

Internationale

politische

Organisationen

Rating- Agenturen

Wettbewerber

Kunden/Konsumenten

Regierungen

Öffentlichkeit/Medien

Lobbygruppen

Arbeitgeber

Shareholder

Umweltgruppen

Sozialinitiativen

Gewerkschaften Sozialaktivisten

intergenerationelle

Gerechtigkeit intragenerationelle/

soziale Gerechtigkeit Eigeninteresse: Nutzen-

und Gewinnmaximierung Menschenrechte

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Konsequenzen für multinationale Unternehmen

Haben keine demokratische Legitimation eigenen Handelns

Stehen unter Druck durch Stakeholder mit fraglicher Legitimation

Sind Wettbewerbsverzerrungen ausgesetzt

Können Nachteile durch Nachhaltigkeitsinitiativen erleiden

Müssen Entscheidungen treffen, die über eigene

Kernkompetenzen hinausgehen Effizienz? Effektivität?

Wo verbindliche Normen fehlen, werden Werte wichtiger

Brauchen heute und besonders künftig Mitarbeiter, die über

Managementfragen hinaus grundlegende Kompetenzen in Ethik-

und Nachhaltigkeitsfragen besitzen, um die ethische Legitimität

und Nachhaltigkeit eigener Entscheidungen zu beurteilen

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Hochschulen

Müssen diese neuen Querschnittsthemen mit ihren Lehrenden

kritisch und konstruktiv diskutieren und an die Studierenden

vermitteln

Dies verlangt:

Vermittlung neuer Inhalte und Kompetenzen

Didaktik – Harvard University: can ethics be taught?

Lernerfahrungen durch forschungsbasierte Lernprojekte,

Service Learning etc.

Weiterbildung von Lehrenden

Integration von Studierenden und studentischen Initiativen

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• Hochschule Pforzheim:

– 2008 Unterzeichnung der UN Principles for Responsible

Management Education (PRME) als eine der ersten 100

Hochschulen weltweit

– 2009, 2011 und 2013: PRME-Berichte an die Vereinten Nationen

– 2013: Mitglied der PRME Champions Group

– 2014: Mitgründung des regionalen PRME-Chapters D-A-CH

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• Nationalökonomik verfügt über ein effizientes Grundkonzept, das:

– Verantwortung für Werte, Normen & NE auf Regierungen und den

gesellschaftlichen & wirtschaftlichen Ordnungsrahmen überträgt

– Dies gewährleistet, dass eigeninteressierte gewinnmaximierende

Unternehmen qua Normeinhaltung legitim und nachhaltig handeln

– Globale und nationale Governance-Lücken führen weit von dieser

Grundidee weg und zu neuen Akteuren und Prozessen

– Unternehmen haben dabei Entscheidungen zu treffen, die der

Staat erfüllen sollte

– Für diese neuen Aufgaben wird den Unternehmen eine neue

Verantwortung zugeschrieben

– Hierzu können die Unternehmen positive Beträge leisten, laufen

aber Gefahr im Wettbewerb notwendigerweise eine Reihe von

ethischen Aspekten zu vernachlässigen oder zu beeinträchtigen

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• Je mehr die Normen des Ordnungsrahmens an Bedeutung verlieren,

um so mehr müssen sich Unternehmen kompetent mit Werten

auseinandersetzen

• Jedoch sind Hochschulen nicht in der Lage, umfassende

gesellschaftliche Verantwortung für ihr eigenes Handeln sowie für

Nachhaltige Entwicklung zu übernehmen

• Zielindifferenzen zwischen Unternehmensverantwortung und

strategischen Unternehmenszielen führen zu Vernachlässigungen

sowie Verletzungen gesellschaftlicher Unternehmensverantwortung

• Für Hochschulen sind diese neuen Realitäten höchst relevant:

• Nicht weil diese effizienter wären, sondern weil sie, nicht nur in

internationalen Geschäften eine große Relevanz besitzen

• Wenn die Voraussetzung eines steuernden Ordnungsrahmens

immer häufiger fehlt, müssen sich Ökonomen (BWL und VWL)

Konsequenzen für ihre Disziplin und für ihre Studierenden

analysieren und unterrichten

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Vielen Dank!


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