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Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters

Date post: 12-Jun-2015
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42
Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters Tagung „Gesellschaftliche Teilhabe – altersbegrenzt?” Barrieren abbauen Zugänge für Hochaltrige zu Bildung, Kultur und Freizeit ermöglichen Akademie Frankenwarte in Würzburg Dr. Dörte Naumann, Deutsches Zentrum für Altersfragen e.V., Berlin 5. Oktober 2011
Transcript
Page 1: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters

Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im

Kontext des hohen Alters

Tagung „Gesellschaftliche Teilhabe – altersbegrenzt?”

Barrieren abbauen – Zugänge für Hochaltrige zu Bildung, Kultur und

Freizeit ermöglichen

Akademie Frankenwarte in Würzburg

Dr. Dörte Naumann, Deutsches Zentrum für Altersfragen e.V., Berlin

5. Oktober 2011

Page 2: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters

Vorstellungen vom hohen Alter ….

Seite 2

Page 3: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters
Page 4: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters
Page 5: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters

Gesellschaftliche Visionen

vom Zusammenleben der Generationen …

Seite 5

Page 6: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters

Seite 6

Quelle: Forum Gemeinschaftliches Wohnen http://www.fgw-ev.de/

Page 7: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters

Seite 7

DIE ZEIT, 7. April 2011, Nr. 15, S. 18 Illustration Smetek für DIE ZEIT

Page 8: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters

… in jedem Fall hat das (hohe) Alter viele Gesichter!

Seite 8

Teilhabe und Integration als menschliches

Grundbedürfnis

„Man liegt ja im Eiswürfelfach...und wenn ich dann in

Gesellschaft komme, dann schmelze ich, dann bin ich

lustig und vergnügt, aber das zeigt, dass mir einfach was

fehlt.“

Page 9: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters

Übersicht

1. Begriffsklärung und Einordnung des Themas

2. Wandel der Lebenslage und Handlungsspielräume für gesellschaftliche

Integration und Mitwirkung im hohen Alter

3. Qualitative Studie zur gesellschaftlichen Integration und Mitwirkung im

hohen Alter

4. Gesellschaftliche Herausforderungen und Lösungsansätze

Seite 9

Page 10: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters

Gesellschaftlicher Status als

gleichberechtigter Bürger

Berührungspunkte mit

gesellschaftlichen Bereichen

Bürgerschaftliches Engagement

Informelle Unterstützung von Anderen

Informelle Teilhabe in Politik,

Kultur, Freizeit

Gesellschaftliche Integration

Gesellschaftliche Mitwirkung

Gelegenheiten, Angebote und

Ressourcen zu nutzen

Gesellschaft

Individuum

Definition gesellschaftliche Integration und

Mitwirkung

Page 11: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters

Seite 11

Eckdaten zur Lebensphase des hohen Alters

Mehrheit ist gut in familiäre Netzwerke integriert, finanziell abgesichert

und selbständig, aber ….

Hochaltrigkeit als eine Lebensphase mit zunehmender Unsicherheit,

Verletzlichkeit , kritischen Lebensereignissen und biographischen Brüchen

Steigendes Risiko von Mehrfacherkrankungen, Pflegebedürftigkeit, Verlust der

selbständigen Lebensführung, Einschränkungen in Mobilität, Sehen, Hören

Steigende Bedeutung der Person-Umwelt-Passung (z.B. physikalische Barrieren,

Technik) ?

Trotz hoher psychologischen Anpassungsfähigkeit zunehmend fragileres

Selbstbild und Rückgang Wohlbefinden, sozialer Integration, Lebenszufriedenheit

Steigendes Risiko der Verwitwung und Verlust von anderen wichtigen

Bezugspersonen

Page 12: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters

Hochaltrige sind zunehmend wenig im öffentlichen

Raum sichtbar

Rückzug oder Verdrängung?

– Rückgang außerhäuslicher Mobilität und Aktivitäten

– Verringerung des Spektrums an Aktivitäten

– Rückzug aus formell organisierten Aktivitäten

Seite 12

Page 13: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters

Rückgang gesellschaftlicher Mitwirkung im hohen

Alter: Beispiel Ehrenamt und Bildungsaktivitäten

Seite 13

Anteil der Personen, die sich

ehrenamtlich engagieren,

Bildungsangebote nutzen oder

beide Aktivitäten berichten

0 20 40 60 80 100

Prozent

1996

2002

2008

1996

2002

2008

1996

2002

2008

49 14 3

50 12 3

44 17 4

32 8 4

31 11 5

34 16 5

19 3 3

17 4 3

20 7 5

Nur Bildung

Beide

Nur Ehrenamt

40-5

4Jahre

55-6

9Jahre

70-8

5Jahre

Quelle: Deutscher Alterssurvey

70-85-jähriger berichten

seltener ehrenamtliche

Bildungsaktivitäten und

Ehrenamt

=> Aber steigende Tendenz

Page 14: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters

Erhebliche Unterschiede zwischen den

Bildungsgruppen

Seite 14

Anteil der Personen, die sich

ehrenamtlich engagieren,

Bildungsangebote nutzen oder

beide Aktivitäten berichten, nach

Bildungsgruppen

0 2 0 4 0 6 0 8 0 1 0 0

P r o z e n t

H o h e B i l d u n g

M i t t l e r e B i l d u n g

N i e d r i g e B i l d u n g

H o h e B i l d u n g

M i t t l e r e B i l d u n g

N i e d r i g e B i l d u n g

H o h e B i l d u n g

M i t t l e r e B i l d u n g

N i e d r i g e B i l d u n g

5 3 2 8 4

4 3 1 4 4

1 9 5

5 1 2 6 3

3 1 1 3 5

1 6 7 3

4 1 1 9 5

2 0 6 5

8 2 4

N u r B i l d u n g

B e i d e

N u r E h r e n a m t

7 0

- 8 5

J a

h r e

5 5

- 6 9

J a

h r e

4 0

- 5 4

J a

h r e

Quelle: Deutscher Alterssurvey

Page 15: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters

Erhalt gesellschaftlicher Integration und Mitwirkung

im hohen Alter als gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Erhalt im gesamtgesellschaftlichen Interesse

Integration und Mitwirkung fördert gesundes Altern

Ältere als unverzichtbare gesellschaftliche Ressource

Einfluss des Wohlfahrtstaates

In gut entwickelten Wohlfahrtstaaten leiden weniger Ältere unter

Einsamkeit, sind gesünder und nehmen aktiver an der Gesellschaft teil

Wohlfahrtstaatliche Unterstützung schwächt nicht den familiären

Zusammenhalt, sondern schafft Raum für mehr gemeinsame Aktivitäten

und emotionalen Zuspruch in der Familie

Seite 15

Page 16: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters

Übersicht

1. Einführung und Definitionen

2. Wandel der Handlungsspielräume die gesellschaftliche Integration

und Mitwirkung bis ins hohe Alter zu gestalten

3. Qualitative Studie: Gesellschaftlicher Integration und Mitwirkung im

hohen Alter

4. Gesellschaftliche Herausforderungen und Lösungsansätze

Seite 16

Page 17: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters

Die Menschen werden gesünder…

Seite 17

0

2 0

4 0

6 0

8 0

1 0 0

P r o

z e n t

9 6 0 2 0 8 9 6 0 2 0 8 9 6 0 2 0 8 9 6 0 2 0 8 9 6 0 2 0 8 9 6 0 2 0 8 9 6 0 2 0 8

6 2

3 5

6 7

3 1

6 4

3 5

4 8

4 6

6

5 9

3 7

5

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3

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5 1

8

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9

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2 8

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4 4

4 4

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5 9

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5 3

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2 5

2 6

5 5

1 9

2 6

5 4

2 0

1 5

5 4

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2 1

0 o d e r 1 E r k r a n k u n g 2 b i s 4 E r k r a n k g . 5 o d e r m e h r E r k r a n k g .

4 0 - 4 5 4 6 - 5 1 5 2 - 5 7 5 8 - 6 3 6 4 - 6 9 7 0 - 7 5 7 6 - 8 1

Quelle: Deutscher Alterssurvey

Page 18: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters

… aber die körperliche Funktionsfähigkeit unterscheidet

sich deutlich zwischen den Bildungsgruppen

Seite 18

4 0

5 0

6 0

7 0

8 0

9 0

1 0 0

K ö r p

e r l

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S F

- 3 6

4 0 - 5 4 J a h r e 5 5 - 6 9 J a h r e 7 0 - 8 5 J a h r e

9 4 9 2

8 2

9 3

8 6

7 4

8 7 8 1

6 2

N i e d r i g e B i l d u n g

M i t t l e r e B i l d u n g

H o h e B i l d u n g

Quelle: Deutscher Alterssurvey

Page 19: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters

Stabiler und regelmäßiger Kontakt zwischen den

Generationen

Seite 19

Anteil der Personen in Kontakt mit den erwachsenen Kindern außerhalb des

Haushaltes

0

20

40

60

80

100

Pro

zen

t

Mind. wöchentlich Mind. monatlich Seltener

81

127

81

127

78

138

1996

2002

2008

Quelle: Deutscher Alterssurvey

Page 20: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters

Wachsende Wohnentfernungen verändern den Kontakt

zwischen den Generationen

Seite 20

0

20

40

60

80

100

Pro

zent

Gleicher Ort Max. 2 h Weiter weg Gleicher Ort Max. 2 h Weiter weg

45 43

12

4536

20

50

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11

51

31

18

53

36

11

62

27

12

1996

2002

2008

Alte Bundesländer Neue Bundesländer

Wohnentfernung alter Eltern zum nächstwohnenden erwachsenen Kind

außerhalb des Haushalts, nach Region

Quelle: Deutscher Alterssurvey

Page 21: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters

Unterstützung zwischen den Generationen ändert sich

Seite 21 0 5 10 15 20 25 30 35

Prozent

an Eltern

an Kinder

an Enkel

an Verw andte

an Freunde

an Eltern

an Kinder

an Enkel

an Verw andte

an Freunde

4

26

14

6

2

20

7

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9

3

28

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5

3

22

7

7

9

4

31

10

6

1

23

10

11

11

1996

2002

2008

Geld

/S

ach

leis

tun

gen

Instr

um

en

telle

Hilfe

n

Anteil der Personen,

die im Alltag praktische

Unterstützung, Geld-

und Sachgeschenke

erhalten oder geben.

Weniger praktische

Hilfe im Alltag

Quelle: Deutscher Alterssurvey

Page 22: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters

Im höheren Alter leben immer mehr Menschen allein

60 Prozent der Bevölkerung 80 Jahre+

lebt alleine und Lebensstile werden

vielfältiger

Seite 22

Quelle: Engstler, Menning, 2003; Tesch-Römer, 2010

Einsamkeit nimmt bislang im sozialen Wandel

nicht deutlich zu

jede(r) Zehnte leidet stark unter Einsamkeit

80 Prozent der Tageszeit wird allein verbracht

Steigendes Risiko (emotionaler Einsamkeit)

im hohen Alter

In Südeuropa leiden Ältere häufiger unter

Einsamkeit als in Nordeuropa

Page 23: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters

Erledigung alltäglicher Aufgaben im Wohnumfeld

außerhalb von Stadt zunehmend aufwändiger

Seite 23

Anteil von Personen, die zustimmen, genügend Einkaufsmöglichkeiten in ihrem

Wohnumfeld zu haben nimmt seit 1996 besonders im verstädterten und ländlichen

Raum ab

Quelle: Deutscher Alterssurvey

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90

Prozent

ländlich

verstädtert

verdichtet

ländlich

verstädtert

verdichtet

ländlich

verstädtert

verdichtet

trif f t gar nicht zu

trif f t eher nicht zu

trif f t eher zu

trif f t genau zu

20

08

20

02

19

96

Zunehmend schlechte

Infrastruktur im

Wohnumfeld:

Einkaufsmöglichkeiten,

ÖPNV, Ärztedichte werden

im ländlichen und

verstädterten Raum

schlechter

Page 24: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters

Materielle Lage im Alter weitgehend gut

Seite 24

Aktuell relativ geringe Einkommensarmut bei älteren Menschen (65 Jahre+)

Materielle Ungleichheit innerhalb der Bevölkerungsgruppe 65 Jahre und älter

19,5 Prozent der Hochaltrigen von relativer Einkommensarmut betroffen

(Monatseinkommen 50 Prozent unter Durchschnittseinkommen)

Risikogruppe alleinlebende Frauen

Quellen: 4. Altenbericht, 3. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung

Page 25: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters

0

5

10

15

20

Pro

zent

Männer Frauen Männer Frauen

12

8

42

12

9

43

107

1 1

1996

2002

2008

Alte Bundesländer Neue Bundesländer

Einkommensschere geht auseinander ….

Seite 25

Reichtumsquoten nach Region und Geschlecht.

(Grenze: 200% des arithmetischen Mittels, 2008: 2.920 Euro)

Quelle: Deutscher Alterssurvey

Page 26: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters

0

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20

Pro

zent

Männer Frauen Männer Frauen

67

14 15

56

811

4

8 9 10

1996

2002

2008

Alte Bundesländer Neue Bundesländer

Mehr Einkommensarmut in neuen Ländern

Seite 26

Armutsquoten nach Region und Geschlecht

(Grenze: 50% des arithmetischen Mittels, 2008: 730 Euro)

Quelle: Deutscher Alterssurvey

Page 27: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters

Zwischenfazit: Gesellschaftliche Rahmen-

bedingungen für gutes Altern sind besser geworden

Menschen leben länger und gesünder, die Rahmenbedingungen bis ins hohe Alter

selbständig zu leben sind besser geworden

besserer Wohnstandard, aber Infrastruktur außerhalb der Städte wird schlechter

Familien halten zusammen, leben aber häufiger weiter entfernt voneinander und

unterstützen sich weniger praktisch im Alltag

Lebensstile werden bis ins hohe Alter vielfältig und zunehmend mehr leben allein

Mit Alter steigt Risiko unter (emotionaler) Einsamkeit zu leiden

materielle Lage ist überwiegend gut, aber jede fünfte Person ab 80 Jahre von

relativer Altersarmut betroffen

Page 28: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters

Übersicht

1. Einführung und Definitionen

2. Wandel der Lebenslage und Handlungsspielräume für gesellschaftliche

Integration und Mitwirkung im hohen Alter

3. Qualitative Studie: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im

hohen Alter

4. Gesellschaftliche Herausforderungen und Lösungsansätze

Seite 28

Page 29: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters

Qualitative Fallstudien zur gesellschaftlichen

Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen

Alters

Qualitative Teilstudie des europäischen Projekt zum Gesunden Altern von

alleinlebenden Hochaltrigen (ENABLE-AGE Projekt ), durchgeführt am

Deutschen Zentrum für Alternsforschung an der Universität Heidelberg

(2002-2004)

Quelle: Naumann, 2006; ENABLE-AGE Projekt, Universität Heidelberg

Page 30: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters

Fragestellung

Seite 30

(1) Wie erklären alleinlebende Hochaltrige selbst den Rückgang

gesellschaftlicher Integration und Mitwirkung in ihrem Alltag?

Inwiefern ist diese Entwicklung

eine unvermeidliche Begleiterscheinung des hohen Alters

eine Folge gesellschaftsstruktureller Ausgrenzungsprozesse

(2) Wie gestalten alleinlebende Hochaltrige die „verbleibenden“ Muster

gesellschaftlicher Integration und Mitwirkung?

Verändern sich die Prioritäten, Verhaltensweisen und Bedeutungen

verschiedener Erlebnisse und Verhaltensweisen?

Quelle: Naumann, 2006; ENABLE-AGE Projekt, Universität Heidelberg

Page 31: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters

Teilstichprobe

Wiederholungsbefragung

1. Befragung (318 Personen)

Tiefenstudie n = 40

40 Leitfadeninterviews à 60-120 Minuten (Verschriftlichung der Tonmitschnitte)

Kriteriengesteuerte Fallauswahl anhand Befragungsdaten aus erster Befragung

(Bereitschaft zur Teilnahme an Tiefenstudie, Geschlecht, Alter, Selbständigkeit,

bürgerschaftliches Engagement, Barrierendichte in Wohnumwelt)

Aufbau der qualitativen Teilstudie

Zufallsstich-

probe von

alleinlebenden

Hochaltrigen

zwischen 80-89

Jahre im Raum

Heidelberg/

Mannheim

Quelle: Naumann, 2006; ENABLE-AGE Projekt, Universität Heidelberg

Page 32: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters

Einfluss

gesellschaftsstruktureller

Faktoren

Abnehmende

Handlungsspiel-

räume

Physisch

Zeitlich

Räumlich

Sozial

Konzentration

des Alltags in

der näheren

Wohnumwelt

Einfluss von

Begleiterscheinungen des

hohen Alters

Frage 1

Muster gesellschaftlicher

Integration und

Mitwirkung im hohen

Alter

Verlagerung öffentlicher

formeller Muster in die

private informelle Sphäre

Entwicklung von subtilen,

nach innen orientierten

Mustern

Frage 2

Ergebnis: Modell zum Rückgang der gesellschaftlichen

Integration und Mitwirkung im hohen Alter

Quelle: Naumann, 2006

Page 33: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters

Abnehmende Handlungsspielräume

Aktivitäten

Zeitlich

Räumlich

Sozial

Abnehmende

Handlungsspielräume

Manifestation des

hohen Alters

Hohes Alter selbst als Barriere

Funktionelle Einschränkungen

und Verluste als Barriere

Ängste, Unsicherheiten und

Risiken als Barriere

Manifestation

gesellschaftsstruktureller

Faktoren

Finanzielle

Benachteiligung

Inadäquate

Hilfsmittelversorgung

Manifestation des

hohen Alters

Abnehmendes "existentielles"

Zeitbudget

Abnehmendes alltägliches

Zeitbudget

Manifestation

gesellschaftsstruktureller

Faktoren

Zugang und

Bedarfsgerechtigkeit

zu hauswirtschaftlicher Hilfe

Infrastruktur des

Wohnumfeldes

Zugänglichkeit

der Wohnumwelt

Manifestation des

hohen Alters

Mobilitätsrelevante

funktionelle und

sensorische Einbußen

Bevorzugung der

näheren Wohnumwelt

Manifestation

gesellschaftsstruktureller

Faktoren

Zugänglichkeit und

Bedarfsgerechtigkeit

des ÖPNV

Barrieren in der

Wohnumwelt

Inadäquates

technisches Design

von Alltagstechnik

und Hilfsmitteln

Manifestation des

hohen Alters

Verluste von sozialen

Berührungspunkten

Sinkende Optionen für die

Kompensation verlorener

Berührungspunkte

Manifestation

gesellschaftsstruktureller

Faktoren

Gesellschaftlicher

Status Hochaltriger

Gesellschaftsstrukturelle

Optionen

Quelle: Naumann, 2006

Page 34: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters

Fokus:

Abnehmender zeitlicher Handlungsspielraum

Physisch

ZeitlichRäumlich

Sozial

Abnehmende Handlungsspielräume

Manifestation des

hohen Alters

Abnehmendes

"existentielles"

Zeitbudget

Vorbereitung auf den Tod

Verschiebung von Interessen und Prioritäten

Abnehmendes alltägliches Zeitbudget

Steigender Zeit- und Kraftaufwand für die selbständige Lebensführung

Abnehmende KonzentrationSuche von Gegenständen

Abnehmendes Multi-Tasking

Bereitschaft Aufgaben abzugeben

Manifestation

gesellschaftsstruktureller

Faktoren

Zugang und Bedarfsgerechtigkeit zu hauswirtschaftlicher Hilfe

Infrastruktur des Wohnumfeldes

Zugänglichkeit der Wohnumwelt

„aber irgendwie sauber machen muss man und

in Schuss halten und so weiter und so fort, und

wenn ich halt das gemacht habe mal, und dann

werde ich müde. Und dann muss ich wieder

fort, muss meine Lebensmittel einkaufen, die

bringt mir ja keiner und so weiter. Da ist

eigentlich, mein Tag ist auf die Art ausgefüllt.

Und da will ich nicht noch mehr dazu haben,

verstehen sie.“

„das ist alles vorbei und gelebt. Ich schau nur

vorwärts, und bin froh, wenn ich jeden Tag

aufstehen kann und meine Sachen, was ich mir vor

(.). Ich nehme mir jeden Tag was vor, das muß

gemacht werden. Und wenn ich als öfters da liege,

und dann mache ich es auch abends um zehn noch.

Denn am anderen morgen kann ich vielleicht nicht

mehr da sein, und dann steht das Geschirr rum, und

dann ist bei mir (.), und bei mir muss aufgeräumt

sein, so wie mein ganzes Leben war.“

Aktivitäten

Quelle: Naumann, 2006

Page 35: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters

Fokus:

Abnehmender sozialer Handlungsspielraum

Aktivitäten

Zeitlich

Räumlich

Sozial

Abnehmende Handlungsspielräume

Manifestation des hohen Alters

Verluste von sozialen Berührungspunkten

Familie

Freundschaften

Bürgerschaftliches Engagement

Beruflicher Kontext

Nachbarschaft

Sinkende Optionen für die Kompensation verlorener Berührungspunkte

Entfremdungsprozesse

Von eigener Altersgruppe

Von jüngerer Generation

Von Organisationen

Von Wohnumfeld

Von gesellschaftlichem Wandel

Barrieren in der sozialen KontaktpflegeMobilität

Kommunikation

Rückzug nach Innen und Exzentrik

Manifestation gesellschaftsstruktureller Faktoren

Gesellschaftlicher Status Hochaltriger

Solidarische Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse

Im Wohnumfeld

In den gesellschaftlichen Unterstützungs- und Versorgungsstrukturen

Diskriminierung und Marginalisierung alter Menschen

Im Alltagskontext

In Massenmedien und Politik

Marginalisierung Pflegebedürftiger

Gesellschaftsstrukturelle Optionen

Soziale Ungleichheit

„aber wenn es nicht mehr kosten würde (…)

und keine (.), dass du kein Geld mehr kosten

darfst, nichts mehr kosten darfst, dann wäre

es doch das Beste, wenn die Leute sterben

(…) wenn du noch laufen kannst, oder fort

kannst, oder wenn du (.) (.), dann ist es

vielleicht ein bisschen besser, aber wenn du

sowieso nichts mehr kannst, dann ist es das

Beste, man ist nicht da.“

„aber wir sind (betont) so in der

Minderheit jetzt, und eigentlich sind

die, wo auch über 60 sind, noch nicht

bereit, sich als Alte anschauen zu

lassen. Wissen Sie?“

Quelle: Naumann, 2006

Page 36: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters

Manifestation

gesellschaftlicher

struktureller Faktoren

Abnehmende

Handlungsspiel-

räume

Physisch

Zeitlich

Räumlich

Sozial

Konzentration

des Alltags in

der näheren

Wohnumwelt

Manifestation des hohen

Alters

Frage 1

Muster gesellschaftlicher

Integration und

Mitwirkung im hohen

Alter

Verlagerung öffentlicher

formeller Muster in die

private informelle Sphäre

Entwicklung von subtilen,

nach innen orientierten

Mustern

Frage 2

Ergebnis: Modell zum Rückgang der gesellschaftlichen

Integration und Mitwirkung im hohen Alter

Quelle: Naumann, 2006

Page 37: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters

Gesellschaftliche

Integration

Gesellschaftiche Mitwirkung

Muster gesellschaftlicher Integration und Mitwirkung

Aktiv nach

außen gerichtet

Verbindung zur Gesellschaft

über formelle

Berührungspunkte

Berufliche Kontakte

Bürgerschaftliches Engagement

Dienstleister

Verbindung zur Gesellschaft

über informelle

Berührungspunkte

Familie

Freundschaften

Nachbarschaftliche

Beziehungen

Begegnungen im

Öffentlichen Raum

Subtil nach

Innen gerichtet

Geteilte gesellschaftliche

Normen

Lebendige Atmosphäre

Medienkonsum

Aktiv nach

außen gerichtet

Mitwirkung über

Freizeitaktivitäten

Informelle Freizeitgruppen

Kulturelle Aktivitäten

Seniorenspezifische

Angebote

Inanspruchnahme

des ÖPNV

Mitwirkung über Beiträge

zum Gemeinwesen

Unterstützung

anderer

Weitergabe von

Erfahrungswissen

Spenden

Subtil nach Innen

gerichtetNostalgische Mitwirkung über die Erinnerung

Medienkonsum

Muster gesellschaftlicher Integration

und Mitwirkung

Quelle: Naumann, 2006

Page 38: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters

Gesellschaftliche

Integration

Gesellschaftiche Mitwirkung

Muster gesellschaftlicher Integration und Mitwirkung

Aktiv nach

außen gerichtet

Verbindung zur Gesellschaft

über formelle

Berührungspunkte

Berufliche Kontakte

Bürgerschaftliches Engagement

Dienstleister

Verbindung zur Gesellschaft

über informelle

Berührungspunkte

Familie

Freundschaften

Nachbarschaftliche

Beziehungen

Begegnungen im

Öffentlichen Raum

Subtil nach

Innen gerichtet

Geteilte gesellschaftliche

Normen

Lebendige Atmosphäre

Medienkonsum

Aktiv nach

außen gerichtet

Mitwirkung über

Freizeitaktivitäten

Informelle Freizeitgruppen

Kulturelle Aktivitäten

Seniorenspezifische

Angebote

Inanspruchnahme

des ÖPNV

Mitwirkung über Beiträge

zum Gemeinwesen

Unterstützung

anderer

Weitergabe von

Erfahrungswissen

Spenden

Subtil nach Innen

gerichtetNostalgische Mitwirkung über die Erinnerung

Medienkonsum

P6486 „da bin ich

hergegangen und hab den

gleich angerufen, hab ich

gesagt, hör einmal, sei so

gut und gehe zu F., da

stimmt irgendwas nicht.

Ah, sagt er, ich ziehe mich

gleich an, ich nehme mir

ein Taxi und fahre zu ihr.

Dann hat er sie ins

Krankenhaus gebracht,

sonst würde sie nicht

mehr leben.“

P870 „denn wenn ich allein

heimgehe, ich stürze und mich hebt

kein Mensch auf. Es geht niemand

mehr aus der Straße dahin. Die sind

alle schon weg gezogen und ich bin

da alleine. Da habe ich hier das

Radio eingeschaltet, da hat er es

vorher angesagt, haarscharf, wie

da, wunderbar, ich habe es besser

verstanden wie dort. Der hat es

eigens für die daheim gebliebenen

alten Leute gesendet (…) ich war

ganz begeistert. Da ist das Radio

wirklich was Wunderbares.“

Muster gesellschaftlicher Integration

und Mitwirkung

Quelle: Naumann, 2006

Page 39: Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im Kontext des hohen Alters

Ansatzpunkte für die gesellschaftliche

Unterstützung I Erprobung von Modellen für die kleinräumige Organisation altersgerechter Wohn- und Versorgungsangebote

Professionelles Sozial- und Quartiersmanagement

Beratung und niedrigschwellige Alltagshilfen

Hilfemix und bürgerschaftliches Engagement

Quartiersbasierte Wohn- und Pflegekonzepte

Angebote zur sozialen Integration und Bürgerbeteiligung

Exemplarische Herausforderungen

Regionale Lösungen für den ländlichen, strukturschwachen Raum

(Infrastruktur Wohnumfeld, ÖPNV)

Integration bildungsferner Bevölkerungsgruppen und Migrant/innen

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Fortsetzung der barrierefreien Anpassung des Wohnbestands

Etwa 1 Prozent des Wohnungsbestandes ist altengerecht (BBR, 2010):

bis 2013 weitere ca. 2,7 Mio. altengerechte Wohnungen nötig

Förderprogramme für altengerechtes Bauen

Verbreitung altersgerechter technischer Assistenzsysteme (AAL)

Systematische Umsetzung von Modellprojekten

Unterstützung außerhäuslicher Mobilität

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Ansatzpunkte für die gesellschaftliche

Unterstützung II

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Literaturhinweis

Motel-Klingebiel, A., Wurm, S., Tesch-Römer , C. (Hrsg.) (2010): Altern im

Wandel. Befunde des Deutschen Alterssurveys DEAS. 2010 W.

Kohlhammer GmbH Stuttgart

Naumann, D. (2007). Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im

Kontext des hohen Alters. In Hat Alter(n) noch Zukunft? Prämierte

Arbeiten des BKK Innovationspreises 2006. - Frankfurt am Main: Mabuse-

Verlag.

Naumann, D. (2007): Gesellschaftliche Integration und Mitwirkung im

Kontext des hohen Alters. Dissertation Universität Heidelberg.

URL: www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/6573

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