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Geschichten aus dem Viertel

Date post: 28-Mar-2016
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Leseprobe aus dem avant-verlag
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Ich hatte Angst und merkte vom Gin nichts mehr. Aus irgendeinem Grund fand ich die ganze Sache lustig.

Ich dachte, dass, wenn schon alles schlecht ausgehen sollte, damit wenigstens ein Schlussstrich gezogen würde. Und ein Schlussstrich ist ja nicht so schlecht.

Doch irgendwie war der Streifenwagen wieder verschwunden, als wir das Dorf verließen. Cardona hatte wohl irgendetwas richtig gemacht.

Wir wussten allerdings nicht, wo wir waren.

Scheiße.

Vor uns führte ein Feldweg durch eine Orangenplantage. Es roch sehr angenehm, und zum ersten Mal in meinem Leben sah ich alle Sterne am Firmament, als würden sie auf mich herabfallen.

Na klasse, und was jetzt?

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Wir fuhren eine ganze Weile langsam und wortlos weiter. Die Orangenbaumreihen zogen an uns vorbei.

Ramos antwortete nicht. Ich sah ihn an.

Er war blass.

Was ist das für ein Gejaule?

Nicht umschalten, das sind The Stranglers.

Ich finde sie gut.

Du hörst vielleicht

eine Scheiße.

Ich habe keinen Schimmer, wo wir sind. Was nun? Weiterfahren?

Wetten, dass der Weg zu

einem Bauern-hof führt.

Also ... soll ich weiter-

fahren?

Halt das Auto an. Halt an.

Warum soll ich ...?

Halt das Scheißauto an!

Die wer?

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Cardona und ich blieben sitzen und sahen zu, wie sich Ramos entfernte,

den Weg verließ und zwischen den Bäumen verschwand. Kurz darauf hörten wir, wie er sich übergab.

Dann herrschte Stille ...

... und wieder Würgegeräusche.Wir sollten das Auto hierlassen und warten, bis es hell wird. Wir können

im Dorf einen Bus nehmen. Niemand hat uns gesehen.

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Lasst uns abhauen.

Ramos kam schlapper zurück als zuvor.

Ramos legte sich auf den Rücksitz. Sein Gesicht war schweißgebadet. Ich dachte, das müsse bei all seinen Pickeln und Wunden sicher unerträglich brennen.

Kurz darauf schlief er ein.

Ich denke, wir sollten das Auto hier ...

Ich muss etwas trinken. Ob im Dorf etwas geöffnet ist?

Okay. Ich habe vom Auto die Schnauze voll. Ich lege mich ‘ne Weile

hin, und dann fahren wir weiter.

Vielleicht in einer Stunde. Ich denke aber, wir sollten das Auto hierlassen und mit

dem Bus zurückfahren.

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Hmmm... dieser Duft!

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Jetzt ist bestimmt

alles anders.

Dir geht es jetzt sicher besser. Bei deiner Mutter, meine ich.

Cardona umklammerte weiter das Lenkrad und drehte es hin und her. Sein Blick verlor sich auf dem Weg, als würde er fahren.

Dann machte er eine Vollbremsung.

Meine Mutter ist ‘ne Nutte. Das weißt du

sicher.

Ich glaube aber nicht, dass

sie platt auf einem Gehsteig

endet.

Und das reicht mir.

Tut mir leid, dass ich nach deinem Vater gefragt habe.

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