+ All Categories
Home > Documents > Geschichte Afrikasby Christoph Marx

Geschichte Afrikasby Christoph Marx

Date post: 21-Jan-2017
Category:
Upload: doannga
View: 213 times
Download: 0 times
Share this document with a friend
4
Geschichte Afrikas by Christoph Marx Africa Spectrum, Vol. 40, No. 1 (2005), pp. 164-166 Published by: Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/Germany Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40175066 . Accessed: 15/06/2014 13:20 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/Germany is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Africa Spectrum. http://www.jstor.org This content downloaded from 195.34.79.223 on Sun, 15 Jun 2014 13:20:03 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions
Transcript
Page 1: Geschichte Afrikasby Christoph Marx

Geschichte Afrikas by Christoph MarxAfrica Spectrum, Vol. 40, No. 1 (2005), pp. 164-166Published by: Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/GermanyStable URL: http://www.jstor.org/stable/40175066 .

Accessed: 15/06/2014 13:20

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at .http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp

.JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range ofcontent in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new formsof scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected].

.

Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/Germany is collaborating with JSTOR to digitize, preserve andextend access to Africa Spectrum.

http://www.jstor.org

This content downloaded from 195.34.79.223 on Sun, 15 Jun 2014 13:20:03 PMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 2: Geschichte Afrikasby Christoph Marx

164 Rezensionen

Marx, Christoph: Geschichte Afrikas. Von 1800 bis zur Gegenwart, Paderborn, 2004, Verlag Ferdinand Schöningh, 391 S., ISBN 3-8252-2566-6

den Versuch unternimmt, die Geschichte Afrikas von 1800 bis zur Ge- genwart auf etwa 370 Seiten nachzuzeichnen, geht ein erhebliches Wagnis

ein. Dem Historiker Christoph Marx, Nachfolger von Dan Diner auf dem Lehr- stuhl für Außereuropäische Geschichte der Universität Duisburg-Essen, gelingt es gut. Der Autor präsentiert ein gut lesbares, einführendes Überblickswerk, welches für eine breitere Leserschaft außerhalb der akademischen Fachwelt gedacht ist

Eingeteilt wird das Buch in drei große Zeiträume, die mit „Expansion" (ca. 1800-1900), „Lebenswelten unter kolonialer Herrschaft" (ca. 1900-1930) und „Brüche und Kontinuitäten" (ab ca. 1930) betitelt werden.

Schon in der Einleitung fällt jedoch auf, dass der Autor - entgegen seiner Absicht - eine ähnliche Dreiteilung vornimmt, wie er sie anderen Autoren vor- wirft Die vorkoloniale, koloniale und nachkoloniale Geschichte Afrikas. Zwar betitelt und datiert Marx seine Abschnitte anders, doch letztendlich ist dies wenig mehr als ein Etikettenschwindel.

Der erste Teil behandelt den Übergang vom „Sklavenhandel zum Waren- handel", „Eroberungen und Reichsbildungen", „Grundzüge afrikanischer Staat- lichkeit im 19. Jahrhundert", „staatliche Reformen", „religiöse Entwicklungen", „Einwanderung und Siedlung", europäische Expansion bis zur „kolonialen Aufteilung Afrikas" und „Kolonialkriegen". Diese Themen unter dem Titel „Expansion" abzuhandeln, ist irreführend, wenn man bedenkt, dass Marx seine Darstellung gerade nicht an Muster anlehnen möchte, die das 19. und 20. Jahr- hundert der Geschichte Afrikas unter dem Vorzeichen der europäischen Beein- flussung sehen. Stattdessen möchte der Autor „die Geschichte Afrikas als die Geschichte der Afrikaner" beschreiben (S. 14).

Der Mittelteil beschreibt Charakteristiken des Kolonialstaates und seiner Formierung in der Zeit des ersten Weltkrieges. Hinzu kommt ein Versuch der Typologisierung von Kolonien, der allerdings Mischformen nicht zulässt. Im zweiten Abschnitt kommt Marxs übergreifender Ansatz voll zum Tragen. So zieht er die Schlussfolgerung, dass „Kolonialgeschichte nicht die Geschichte einer unbeschränkten Herrschaft der Europäer über machtlose, passive Afrikaner war. Vielmehr pendelte sich in jeder Kolonie, ja in jeder Stadt, in jedem Chiefdom, in jedem Dorf, die Machtbalance anders ein, abhängig von den beteiligten Personen, ihren ökonomischen und kulturellen Ressourcen" (S. 14). Diese reziproken Beziehungen zwischen Europäern und Afrikaner beschreibt Marx anschaulich.

Ähnlich gängiger Beschreibungen Afrikas im postkolonialen Zeitraum, beschreibt der Verfasser im dritten Teil die Phase, in der Anfänge und Ursachen der Dekolonialisierung zu verorten sind, die Krise des Kolonialstaats, Entwick- lungspolitik, verschiedene Wege der Afrikaner hin zur Unabhängigkeit, Einbruch der Wirtschaft, Demokratisierungsbewegungen sowie gesellschaftliche und kulturelle Entwicklungen am Ende des 20. Jahrhunderts. Auch hier gelingt es Marx, seinem Anspruch gerecht zu werden, die afrikanischen Akteure als aktiv

This content downloaded from 195.34.79.223 on Sun, 15 Jun 2014 13:20:03 PMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 3: Geschichte Afrikasby Christoph Marx

Rezensionen 165

handelnde Menschen, die auf veränderte Lebensbedingungen reagieren, zu beschreiben.

Marx blickt auf Afrika als geographische Einheit, wofür gute Gründe

sprechen. Diesen Ansatz verfolgen in der Literatur wenige, meist wird der Konti- nent auf das subsaharische Afrika reduziert. Gleichzeitig ergeben sich mit der

gewählten Perspektive Probleme: Trotz Gemeinsamkeiten, die weite Teile des Kontinents miteinander haben, kann man nur bedingt von Afrika als Einheit

sprechen. Die Größe des Kontinents, die Verschiedenheit der Lebensbedingungen und Bevölkerungen, die unterschiedlichen Formen der politischen Organisation, der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen oder kulturellen Identitäten haben einzelnen Regionen und Gesellschaften in einem langen Prozess ihren

jeweils eigenen Charakter gegeben. Doch Marxs Vorgehen, stets in Erscheinung tretende Grundvarianten, Typologien, strukturgeschichtliche, überindividuelle und lange Perioden durch kurze und knappe Darstellung von Beispielen zu erläutern, ohne dabei unversehens Pauschalurteile und zu einfache Generalisie-

rung zu zeichnen, ist gut gewählt. Ergänzend skizziert der Autor regionale Sonderfälle.

Marx nimmt oft interessante Perspektivwechsel vor, die zwar nicht innova- tiv sind, aber meist durch gängige Klischees von der Öffentlichkeit verdrängt werden: Marx fragt in bezug auf den Kolonialstaat, „ob man nicht statt des

Exports eines europäischen Staatsmodells eine Anpassung des Kolonialstaats an afrikanischen Strukturen" (S. 161) vorfindet. Hier bezieht er sich auf eine starke

Personenorientierung des Kolonialbeamten, die den Regeln personalisierter Beziehungen in afrikanischen Gesellschaften entsprach. Gleichzeitig darf man nicht aus den Augen verlieren, dass die starke persönliche Interaktion in den

Beziehungen zwischen Kolonialbeamten und lokalen Machthabern in Verbindung mit der Methode des „indirect rule", erst jene Zentralisierung politischer Herr- schaft, z.B. der Chiefs, schuf, die heute als Problem der Staatsbildung gesehen wird. Auch die „invention of tradition" und „invention of tribalism" durch die Kolonialherren steht in diesem Zusammenhang, letztere streift Marx erst etwa 100 Seiten später (S. 272). Einen zweiten interessanten Perspektivwechsel nimmt Marx beim Thema Religion und Missionierung vor. Statt von einer Christianisierung Afrikas im frühen 20. Jahrhundert spricht Marx von einer Anreicherung afrikani- scher Religiosität mit christlichen Elementen (S. 210f.).

Manche Schlussfolgerungen des Autors provozieren allerdings Wider-

spruch. So lässt sich Marx im Kapitel über Staatszerfallsprozesse im heutigen Afrika zu der These verleiten, dass es „absurd und kurzfristig ist, Staatszerfall als die allgemeine Entwicklung Afrikas zu prognostizieren, ohne in Rechnung zu stellen, dass Staatszerfall sich dort ereignete, wo staatenlose Gesellschaften kein Interesse an einem Staat hatten" (S. 338). Diese These ist eine falsche Generalisie-

rung. Seine Infragestellung der Vorbildfunktion des europäischen Territorial- und Nationalstaates für Afrika ist legitim. Aber Staatszerfall als mögliches Alternativ der afrikanischen Moderne ins Spiel zu bringen, ist fragwürdig.

This content downloaded from 195.34.79.223 on Sun, 15 Jun 2014 13:20:03 PMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 4: Geschichte Afrikasby Christoph Marx

166 Rezensionen

OOOOAuch vernachlässigt der Autor die lusophonen Länder und beweist teilweise

mangelhaften Kenntnisstand, wenn er etwa behauptet, dass die lusophone Kulturgemeinschaft an „den dünnen Fäden hing, die die Anführer der späteren Befreiungsbewegungen während ihrer Studienzeit in Lissabon geknüpft hatten"

(S. 364). Zudem sind weitere zweifelhafte Interpretationen festzustellen: Die UN-

Militärintervention in Somalia auf 1996 statt 1993 zu datieren und diese zugleich mit der US-Militäraktion Enduring Freedom in Afghanistan zu vergleichen (S. 338f.), ist fragwürdig. Auch sind einige unklare und fehlende Zusammenhänge auffallend: Etwa der zwischen starkem afrikanischen Konformitätsdruck auf Intellektuelle und europäischer kultureller Überheblichkeit (S. 366), oder der zwischen Panafrikanismus und der Artikulation eines ethnischen Bewusstseins in Kenia, die Bildung von Clubs, Vereinigungen, Organisation von Interessengrup- pen, Wählern und Kriegsteilnehmern (S. 230f.). Verzeihlich sind Fehler, die man eher dem Lektor ankreiden könnte, so etwa fehlende Einordnung zahlreicher

Abbildungen. Ungeachtet dessen kann man diesem Buch nur Erfolg wünschen. Es hebt

sich von anderen Gesamtdarstellungen im deutschen Sprachraum positiv ab, da es einen breiteren Zeitraum und Themenkreis betrachtet, teilweise aktuellere Literatur verarbeitet, Entwicklungen bis zum Ende des 20. Jahrhunderts aufnimmt und insgesamt einer afrikanischer Perspektive eher gerecht wird.

Hans-Christian Mahnke, Jahrgang 1978, ist Diplom-Politologe (Studium am Otto-Suhr- Institut, Berlin). Seine Schwerpunkte sind Internationale Beziehungen, Deutsche Außen- und Entwicklungspolitik, NGOs/Hum. Hilfe, Krisenprävention, Kriegsursachenforschung, „Ressourcenfluch" und Staatszerfall. Nach einigen Tätigkeiten als NGO-und Instituts- Mitarbeiter in Miami, Berlin, Hamburg, Sao Tome und Otjiwarongo ist er momentan freier Mitarbeiter beim Institut für Auslandsbeziehungen e.V. (ifa), Projekt zivik, in Berlin.

This content downloaded from 195.34.79.223 on Sun, 15 Jun 2014 13:20:03 PMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions


Recommended