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Gerne katholisch Magazin Nr. 5

Date post: 30-Jul-2016
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Themen dieser Ausgabe: "Jesus im Netz" - Was die Kirche im Internet verloren hat "3 Fragen an... Stefan Lesting" - Katholischer Medien- und Strategieberater "Alte Medien" - Über Sensibilität im Umgang mit den neuen Medien "Das Heilige Land" - Schmelztiegel der Religionen "Erwartet" - Geistlicher Impuls über das Heilige Jahr der Barmherzigkeit
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Magazin für einen frohen, bekennenden Glauben Nr. 5 Jesus im Netz Und was die Kirche dort zu suchen hat www.gerne-katholisch.de KATHOLISCH gerne
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Magazin für einen frohen, bekennenden GlaubenNr. 5

Jesus im NetzUnd was die Kirche dortzu suchen hat

www.gerne-katholisch.de

KATHOLISCHgerne

Willkommen

Soll die Kirche im Internet prä-sent sein? Für uns von Gerne katholisch e.V. ist das natürlich keine Frage. Seit Jahren sind wir in diesem Bereich engagiert und versuchen, den Glauben und Glaubenszeugnisse zeitgemäß in der digitalen Welt erfahrbar zu machen.Es gibt aber auch handfeste Ar-gumente, die für ein kirchliches Engagement im Internet spre-chen. Einige Überlegungen dazu finden Sie in unserem Leitartikel von Matthias Alexander Schmidt ab Seite 4.

Die spannenden Eindrücke und Erfahrungen, die eine junge Jour-nalistin und Theologiestudentin im Heiligen Land gemacht hat, können Sie ab Seite 14 verfolgen. Sie berichtet für unser Magazin über die Ausübung des Glaubens in Israel. Wir wünschen Ihnen Gottes Se-gen und viel Freude mit unserem neuesten Magazin!

Kaplan Stefan SalzmannFür den Vorstand von Gerne katholisch e.V.

InhaltJesus im Netz - und die Kirche nicht? 43 Fragen an... Stefan Lesting 9Alte Medien: Sensibilität gefragt 12Das Heilige Land 14Geistlicher Impuls: Erwartet 19schluss.punkt 20

/gernekatholisch

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www.gerne-katholisch.de

blog.gerne-katholisch.de

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ImpressumV.i.S.d.P.: Gerne katholisch e.V.Offenbacher Landstr. 224 60599 Frankfurt / M.

Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben: © Gerne katholisch e.V.

Nachdruck unter Angabe der Quelle „www.gerne-katholisch.de“ gestattet.

Werden Sie Mitglied:Fax: 0355 28925 88 6328Mail: [email protected]: www.gerne-katholisch.de Magazine nachbestellen:[email protected]

Wer sind wir?gerne-katholisch.de wurde 2010 von einer Gruppe Studenten an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt/M gegründet. Wir möch-ten dazu anregen, über den Glau-ben nachzudenken und den Grund für den eigenen Glauben auch ins Wort zu bringen. Seit Mai 2012 sind wir in einem Verein organisiert.Dem Verein ist es ein Anliegen, dass Christenselbst wieder „Leuchttürme” werden, also Be-kenner des Glaubens, damit wir als Kirche wieder neue Strahlkraft entfalten.

Gerne katholisch e.V.Auf unserer letzten Jahreshaupt-versammlung im November 2015 wurde eine Nachbesetzung des Vorstandes notwendig.Michael Raab wurde zum neuen Kassenwart gewählt. Damit be-steht der Vorstand von Gerne ka-tholisch e.V., Frankfurt am Main, nun aus folgenden Personen:Stefan Salzmann (1. Vorsitzen-der, rechts), Matthias Alexander Schmidt (2. Vorsitzender, fehlt lei-der auf dem Bild), Michael Raab (Kassenwart, Mitte), Jorit Thoren Göbel (Schriftführer, links).

Mitglied werdenWenn Sie uns in unserer Arbeit unterstützen wollen, einen frohen, bekennenden Glauben zu fördern, freuen wir uns über Sie als neues Mitglied oder über eine Spende.Alle Informationen erhalten Sie auf www.gerne-katholisch.deoder per Mail:[email protected]

Warum durften die Jünger damals Jesus ganz direkt begegnen, mit ihm essen und trinken und ihn an-fassen – und wir können ihm heu-te nur vermittelt begegnen? Es gibt doch diese tiefe Sehnsucht, der Person, die ich liebe, ganz konkret nahe zu sein, sie umar-men, berühren zu können. Für diese Sehnsucht steht der Apo-stel Thomas, dem es eben nicht ausreicht von den anderen zu hören, dass Jesus auferstanden ist, er will ihn wirklich sehen, ihm real begegnen. Diese Sehnsucht spürt Jesus, als er Thomas dann trifft und daher lädt er ihn ein, sei-ne Finger in die Wunden zu legen.

Die Begegnung mit dem Aufer-standenen Jesus geschieht ver-mittelt. Wir nutzen verschiedene Medien, vermittelnde Instanzen, die uns ihm nahebringen sollen: 1. Die uns überlieferten Worte der Heiligen Schrift. Gott kommt

uns durch die Zeugnisse und Er-zählungen entgegen. Trotz aller Komplexität und Widersprüch-lichkeit ist Gott in der Schrift er-fahrbar. 2. Die Sakramente: Jesus selbst, so der Glaube, handelt in den Sakramenten. In der Eucha-ristie, so der Glaube, essen und trinken wir sogar wirklich sein Fleisch und sein Blut. 3. Konkrete Werke der Nächstenliebe. In dem Glauben, dass wir in unserem Nächsten Jesu Angesicht sehen, ihm begegnen können. Das gilt für Freunde und Fremde. Sie sind gleichsam Tabernakel auf zwei Beinen, Christus ist in ihnen ge-genwärtig.Gleichzeitig fühlt sich alles Ver-mittelte doch an wie ein Mangel. Wenn unsere Sinne uns nicht täu-schen, sagen sie uns nicht: Vor mir steht der leibhaftige Chris-tus, sondern: Ein Stück Brot, ein Schluck Wein, ein Mensch wie Du und ich. Es geht uns irgendwie

Jesus im Netz - und die Kirche nicht?von Matthias Alexander Schmidt

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so ähnlich wie den Emmaus-Jün-gern: Gerade, wenn wir Jesus er-kennen, sehen wir ihn schon nicht mehr.Was hat das alles mit Digita-len Medien zu tun? Die Heilige Schrift, die Sakramente und das Antlitz Christi in unseren Mitmen-schen sind vermittelnde Instan-zen. Sie vermitteln eine größere in ihnen liegende Realität. Chris-tus ist ihnen ganz gegenwärtig und doch gibt es noch ein „ma-

gis“, ein mehr, eine unmittelbare Begegnung mit Christus. Darauf hoffen wir ja im Glauben.

Was wir heute in der Digitalen Welt, dem Internet, vor allem den Sozialen Medien erleben, wird von manchen immer noch als

Online ist nicht gleich „virtuell“

„virtuell“ bezeichnet. Was man da sieht, seien virtuelle Freundschaf-ten auf Facebook, es gebe eine oder mehrere virtuelle Identitäten im Netz – im Unterschied zur re-alen Welt, dem, was da draußen im echten Leben geschieht. Was im Internet geschieht, sei nicht die Realität, sondern eben bloß virtuelles Geschehen. Wer On-line-Banking betreibt, wird eines Besseren belehrt. Nicht nur für die Generation der Digital Natives ist das Digitale Teil ihres Alltags. Es ist mehr, denn der Alltag findet dort statt: in Fa-cebook, Snapchat, WhatsApp, Instagram, YouTube. Und viele Nicht-Jugendliche werden zuge-ben müssen: ein Großteil meiner Daten, und damit auch dessen, was mich – zumindest in Zahlen – ausmacht, ist digitalisiert. Mein Leben gibt es digital. Das Digitale ist Teil dieser Welt, dieser Realität.Wie wir sprechen hat einen Ein-fluss darauf, wie wir etwas wahr-nehmen. Wenn man das Digitale als virtuell und damit nicht-real beschreibt, hat das einen Einfluss darauf, wie wir im Netz kommu-nizieren und wie wir die Möglich-

keiten darin nutzen. Medial be-deutet vermittelt. Das, was dort geschieht, ist zumindest teilweise unterschieden von dem, was wir nicht-digital erleben. Medien sind nur vermittelnde Instanzen.

Es gibt in der katholischen Medi-enwelt verschiedene Klischees, derer man sich bedient, um zu rechtfertigen, warum man in den Sozialen Medien aktiv ist. Sie klingen so einleuchtend wie sie absurd sind. Es kommt ja nicht darauf an, ob Jesus bei Twitter gewesen wäre, und viele Follower (Leute, die ihm folgen) er gehabt hätte – stets mit dem Verweis auf die so lustige Doppeldeutigkeit des Wortes. Es kommt auch nicht darauf an, ob der Apostel Paulus heute Emails oder WhatsApp be-nutzt hätte. Sondern: Wenn das Digitale Welt ist, dann hat die Kir-che sich dort aufzuhalten. Kirche muss ganz einfach in der Welt sein.

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Das Digitale ist Teil unserer Welt

Die zentrale Frage lautet: Wie kann ich Jesus begegnen? Die mediale Vermittlung des Evange-liums, mit analogen oder digita-len Medien werden dabei immer unzureichend bleiben, weil man Erfahrungen nur selbst machen kann. Man kann sie nicht wei-tergeben. Zeugnis zu geben von dem, was man erlebt hat, darauf kommt es an. Anders ist unser Glaube nicht vorstellbar. Wir glau-ben den unmittelbaren Zeugen der Auferstehung, den Frauen vom Grab.Das Social Web zeigt auf, dass es eine Sehnsucht nach Personen und deren Geschichten gibt. Wa-rum sonst sollten die vielen You-Tube-Blogger und Instagram-Ac-counts so erfolgreich sein von Menschen, die eigentlich nicht mehr tun als ihren Alltag zu prä-sentieren oder mittels ihrer Per-sönlichkeit Phänomene der Zeit-geschichte zu kommentieren?Die Kirche, die Gläubigen haben einen klaren Auftrag, in den So-zialen Medien zu sein, weil dort

Realität ist. Im Internet geschieht Begegnung, Kommunikation. Wir müssen endlich kapieren, dass das Digitale keine Gegenwelt ist. Dort passiert nichts Anderes als im Analogen. Menschen leben im Digitalen. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass Kirche nur ins Ana-loge gehöre. Es gibt zahlreiche Erfolgs-Beispiele dafür, wie Men-schen im Internet gemeinsam be-ten, seelsorglich begleitet werden oder an Exerzitien teilnehmen. Der Papst nutzt Twitter und Ins-tagram. Die Weihnachts- und Os-tergeschichte werden auf Whats-App erzählt. Gerne Katholisch animiert Menschen, ihre Freude am Glauben ins Internet zu tra-gen.

Alles, auch das Digitale, ist Welt. Und Welt ist potenziell immer und

Es gibt keinen Hinweis, dass Kirche nur analog sein soll

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überall Ort der Gottesbegegnung. Das Digitale ist nicht nur kein Sün-denpfuhl. Wenn dort, wie überall sonst auch, gesündigt wird, ob individuell – etwa durch hasser-füllte Beiträge, unfaire Diskussio-nen, überhebliche oder unlautere Selbstdarstellung – oder struktu-rell – durch Datenklau, Überwa-chung und Monopolisierung der Giganten, dann ist Gott auch mit diesen Sündern barmherzig, auch diese Sünder können umkehren, bereuen, es besser machen.Wir haben als Christen den Auf-trag, gegen sündhafte Strukturen vorzugehen. Jeder Getaufte kann und sollte das tun, nicht bloß die

Hauptamtlichen in den Social Media-Redaktionen der Bistümer. Gerade die Laien sind gerufen, das Netz fromm, freundlich und fair zu machen. Wenn ich selbst beginne, im Netz so zu handeln, vergegenwärtige ich Christus mit, entwickle ich offene Augen für Christi Wirken in der Welt. Die ver-mittelte Begegnung mit Christus bleibt dabei, wie jede Vermittlung, trotz allem mangelhaft. Und sie birgt die Hoffnung, Jesus wirklich zu sehen, zu berühren, ihm real zu begegnen. Je besser aber die Vermittlung, desto größer auch die Hoffnung.

Herr du rufst uns, dir mutig nachzufolgen, anderen von dir zu erzählen und Leuchttürme des Glaubens an dich zu werden.

Wir bitten dich, bestärke uns in unserem Wirken am Bau deines Reiches.

Schenke uns deinen Geist, der uns führt, lehrt und eint und lass uns immer wieder zu Mittlern deiner frohen Botschaft werden, die uns mit Hoffnung erfüllt.

Darum bitten wir dich, der du lebst und herrschst in Ewigkeit. Amen.

Das Gebet unserer Initiative

3 Fragen an...Stefan Lesting

Anfang Mai feierte die re:pu-blica in Berlin ihren zehnten Geburtstag. Die Konferenz hat sich zu einem der wichtigsten Events zu den Themen Internet und Gesellschaft entwickelt. Der katholische Medien- und Strategieberater Stefan Lesting war dabei.

Herr Lesting, was hat Sie in diesem Jahr an der re:publica am meisten fasziniert?

Bei der re:publica herrscht immer eine super kreative Atmosphäre, die zum Weiterdenken anregt. Mir persönlich hilft es im lockeren Gespräch mit den unterschied-

lichsten Menschen neue innova-tive Ideen zu spinnen. Das passt auch ganz gut zu den Vorträgen, die immer wieder das Thema des digitalen Wandels unserer Ge-sellschaft in den Fokus gestellt haben. Wir müssen uns darauf einstellen, dass immer mehr All-tagsgegenstände über das Inter-

Foto: Stefan Lesting

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net miteinander vernetzt werden, so dass sämtliche Lebensberei-che sich radikal in den nächsten fünf bis zehn Jahren verändern. Wir werden hier in der Zukunft viel über digitale Prozessketten sprechen: Wenn der Fitnesstra-cker merkt, dass wir krank wer-den, wird er automatisch einen Arzttermin vorschlagen. Nach der Bestätigung des Termins wird selbstverständlich auch in der Zukunft direkt ein selbstfah-rendes Auto bestellt, das uns zu dem Termin bringt…

Was könnten speziell die Kirchen von dieser Konferenz mitnehmen?

Die Themen auf der Konferenz betreffen Fragestellungen aus unserem Leben und Kirche hat in vielen Bereichen passende Antworten, die nicht mehr neu erfunden werden müssen. Wenn auf der re:publica über Hassre-de im Internet diskutiert wird, so könnte Kirche hier sehr klar Stel-lung beziehen und ein guter An-sprechpartner sein. Dies ist nur ein Beispiel, doch auch bei vielen anderen gesellschaftspolitischen Fragestellungen wie Bildung, Familie oder Globalisierung gibt es eine große Expertise. In der

Zukunft muss die Katholische Kirche sich an Orten wie der re:-publica einmischen, sonst hat sie aus dem gesellschaftspolitischen Gesichtspunkt keine Daseinsbe-rechtigung mehr.Daneben ist es auch wichtig, von anderen zu lernen und so etab-lieren immer mehr Großkonzerne innovative Werkstätten. Das sind Orte, an denen Mitarbeiter ermu-tigt werden über den Tellerrand ihrer Arbeit zu schauen und sich aktiv an der Weiterentwicklung ihrer Organisation zu beteiligen. Ich glaube, dass die Katholische Kirche diese Labore ebenfalls benötigt mit dem Ziel, neue Ide-en zu gewinnen und bestehende Prozesse innovativ weiterzuden-ken.

Warum sind Sie gerne katholisch?

Ich glaube an die Liebe, die Gott uns durch Jesus Christus ge-schenkt hat und ich glaube an die Befähigung, die jeder Christ durch die Sakramente geschenkt bekommt. Dieser Glaube ermu-tigt mich immer wieder, mich mit vollem Herzen in der Katholischen Kirche zu engagieren. Ganz be-sonders wird mir das immer klar,

Foto: re:publica/Jan Michalko C

C BY 2.0

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Diskussion (o.) und Stand (u.) auf der re:publica.Foto: re:publica/Jan Zappner CC BY 2.0

wenn mich Menschen unaufgefor-dert nach meinem Glauben fragen. Dann erzähle ich ihnen gerne über die vielen positiven Erfahrungen, die ich mit Kirche machen dufte; angefangen von den Weltjugend-tagen bis hin zu den unterschied-lichsten Projekten, die ich schon im kirchlichen Rahmen umsetzen durfte.

Weitere Infos über Stefan Lesting: www.lesting.org

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Wenn wir am Sonntag nach dem Gottesdienst mit einigen Teilneh-merinnen und Teilnehmern einen Cappuccino im Eiskaffee trinken, wird schnell klar: Wer den aktu-ellen Pfarrbrief nicht gelesen hat, kann kaum mitreden. Dort wer-den die aktuellen Artikel und An-kündigungen rund um die Kirche und den Stadtteil besprochen. Im Herbst 2015 besuchte ich ei-nen Workshop zum Thema Öf-fentlichkeitsarbeit. Dort erklärte uns der junge Referent, dass wir mit den Pfarrbriefen nur einen geringen Teil der Katholiken errei-chen und nicht allein auf dieses Medium setzten sollten. Durch die Art und Weise seiner Darstel-lung hatte ich den Eindruck, dass er uns empfahl, uns bald mög-lichst von diesem Medium zu ver-abschieden. Diese Tendenzen sehe ich aktuell auch in unseren Pfarreien. Durch die Schaffungen von größeren Einheiten für die Seelsorge, ge-

schieht es, dass eigene Pfarrblät-ter zunehmend verschwinden. Entweder werden sie zugunsten einer gemeinsamen Publikation abgeschafft oder verschwinden von der Bildfläche. Das Inter-net, mit all seinen Möglichkeiten, rückt in den Mittelpunkt der Auf-merksamkeit. Für unsere Gemeinden sehe ich diese Entwicklung als zukunfts-weisend. Die Problematik liegt jedoch darin, einen Übergang zu schaffen, der die Gemeindemit-glieder auf diesem Weg mitnimmt und bestimmte Gruppen nicht ausschließt. Bei einem Blick durch die Bankreihen im sonntäglichen Ge-meindegottesdienst wird schnell klar, dass der Altersdurchschnitt recht hoch ist. Neben den weni-gen Familien und Menschen in der Lebensmitte, sind die Teil-nehmerinnen und Teilnehmer Menschen im dritten und vierten Lebensabschnitt. Ihre Medien,

Alte Medien:Sensibilität gefragt

Neue Medien bringen nicht für alle Menschen Vorteile. Marina Thebbe, Pastoralassistentin im Bistum Limburg, über ihre praktischen Erfahrungen.

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die über das Leben in und um die Pfarrei informieren, sind das Pfarrblatt und der Schaukasten. Diese haben nicht nur eine Be-deutung für die Menschen die am Gemeindeleben teilnehmen, auch die Bewohner des örtlichen Altenheims haben im Pfarrblatt eine der wenigen Verbindungen zu ihrer alten Kirchgemeinde. Zudem stehen die älteren Ge-meindemitglieder oft in familiären Verbindungen zu anderen Ge-meindemitgliedern und informie-ren über Angebote. So geschieht es nicht selten, dass Enkelkinder von den Großeltern zu Veranstal-

tungen in der Gemeinde ange-meldet und begleitet werden.Für die Zukunft wünsche ich mir für die Pastoral vor Ort, dass wir den Wert des Neuen schätzen lernen, ohne den Wert des Al-ten aus den Augen zu verlieren. Neue Perspektiven im Bereich der neuen Medien sind eine gute Möglichkeit Glaubensinhalte zu vermitteln und viele Menschen zu erreichen. Es darf jedoch nicht um den Preis des Verlustes ge-schehen. Eine Sensibilität für die-se Zeit des Übergangs ist gefragt.

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Das Heilige

Land

Die Journalistin und Theologiestudentin Isabella Henkenjohann lebt und studiert für einige Monate in Jerusalem. Für unser Magazin be-richtet sie über ihre Erfahrungen.

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Heimat für JudenHoffnung für ChristenHeiligtum für Muslime

Ein Freitagabend in Jerusalem: Die Abendmesse ist gerade zu Ende, als gegenüber ein Muezzin zum Gebet ruft. Ein paar Straßen weiter eilen orthodoxe Juden zur Klagemauer, um dort den Shab-bat zu begrüßen. Ob miteinander, nebeneinander oder gegeneinan-der - das scheint allein im Auge des Betrachters zu liegen. Je öf-ter man dieses Treiben beobach-tet, desto weniger kennt man die Antwort. Jerusalem ist einer der bedeu-tendsten Orte für alle drei Welt-

religionen. Heute stehen in der heiligen Stadt mehr als 1000 Synagogen, mehr als 150 Kir-chen und rund 70 Moscheen; die wichtigsten innerhalb der Alt-stadtmauern, auf nicht mehr als einem Quadratkilometer Fläche. So werden die drei Weltreligio-nen im wahrsten Sinne des Wor-tes zu Nachbarn. An Orten wie dem Abendmahlssaal reibt man sich verwundert die Augen: So erinnert eine Gebetsnische, dem Propheten David gewidmet, noch heute daran, dass der Saal im 16.

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Jahrhundert als Moschee gedient hat. Und unter dem Raum in dem Jesus mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl gefeiert ha-ben soll, verehren die Juden das Grab des Königs David. Es ist die Enge, die das religiöse Leben in der Stadt nicht unbedingt einfa-cher macht.Während die Juden in Kostümen ein rauschendes Fest zur Erin-nerung an die Rettung des jüdi-schen Volkes durch die Königin Esther feierten, fasteten die Ka-tholiken. Purim und Karfreitag, manchmal kann auch das Beten in dieser Stadt unterschiedlicher nicht sein. Dann, wenn zum Bei-spiel der Karfreitag auf Purim und eben nicht in die Nähe des Pes-sach-Festes fällt. Durch das dies-jährige Schaltjahr im jüdischen Kalender verschieben sich die Feste um einen ganzen Monat.

„It is amazing how G-d does everything at the same time. He makes some people smile and some people cry at the same time. Some serve Him by fasting and some serve Him by celebra-ting at the same time.“ - Binyamin, orthodoxer Jude aus JerusalemDiese Gegensätze machen an den Religionsgrenzen nicht Halt. Während die Katholiken auf der einen Seite des Grabes die Os-

termesse feierten, sangen die Kopten auf der anderen Seite ihre Fastenzeit-Liturgie. Ihr Ostern fiel dieses Jahr auf das Wochenen-de vor der katholischen Himmel-fahrt Christi. Wer in diesen Tagen durch die Grabeskirche ging, den beschlich das ungute Gefühl: Der Lautere gewinnt. Im Gegenein-ander der Liturgien gibt es auch ein Miteinander: Nur so bekommt man immerhin die Türen der Gra-beskirche auf. Die vielen „-Einander“ merkt man der Kirche an, die eben keine (einzige) Kirche ist. Dort einen Ort der Stille zu finden, ist nicht leicht, auch wegen vielen der Touristengruppen, die in steter Zeitnot schnell noch durch die Grabeskirche geschleust wer-den. Gleichzeitig ist das Spra-chen-Wirrwarr der beste Spiegel für die Weltkirche. Für die Pilger aus aller Welt, mit ihren Kulturen und Ausdrucksformen, ist dieser Moment einer der wichtigsten auf ihrer Reise.

It is in the churches here, espe-cially in the Holy Sepulcher. It is amazing. People from all over the world, of different nationa-lities, genders, ages, no matter poor or rich, beautiful or not, use hundreds of languages to praise, to pray in the name of One Existence - Jesus. It‘s like

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all of the hatred in the world is magically washed away. Then I was beginning to wonder - who is Him? What is this kind of po-wer in the faith in Him which unites a lot of people who are so different from each other in every way? - Li, Studentin aus China

Es gibt sie hier vielleicht mehr als in jeder anderen Stadt - die-se besonderen Orte, die plötzlich zur Antwort für suchende Men-schen werden. Wie für meine Mitbewohnerin Li aus China. Die Kirchtürme und Kirchräume ha-ben etwas in ihr angestoßen. Sie will sich bald taufen lassen - ihr Vater wird niemals etwas davon erfahren.So sehr die Kirchen und Kirchtür-

me das Stadtbild prägen - wenn die Touristen gehen, bleibt eine kleine christliche Minderheit. Nur 2 Prozent der israelischen Bevölkerung sind Christen, 75 Prozent Juden, 17 Prozent Mus-lime, weitere 6 Prozent verteilen sich auf kleinere Minderheiten. Doch gerade für die Minderheit in der Minderheit, die palästinen-sischen Christen, hat der Glau-be eine besondere Bedeutung. Eine, die sich ohne den israe-lisch-palästinensischen Konflikt nicht denken lässt.

„Zehn Maß Schönheit kamen auf die Erde herab. Jerusalem bekam davon neun Maß. Die übrige Welt eins. Zehn Maß Lei-den kamen auf die Erde herab. Jerusalem bekam davon neun

Die Kuppel der Grabeskirche in Jerusalem

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Maß.“ - Babylonischer Talmud, Kiddu-schim

Palmsonntage sind friedliche Protestmärsche, an denen auch Nicht-Christen teilnehmen. Ne-ben Palm- und Olivenbaumzwei-gen tragen die Menschen klei-ne und große palästinensische Flaggen. Ein leiser Schrei. Dann fordert der Patriarch die 15.000 Menschen auf, Zeichen des Frie-dens zu sein: „Heute ist Freitag - aber am Sonntag ist Auferste-hung“ und meint damit nicht nur die Heilige Woche. Für die we-nigen Christen im Gaza-Streifen gab es bereits einen kleinen Sieg an Ostern: Dieses Jahr durften sie fast alle in Jerusalem mitfeiern, wo sie den Gaza-Streifen doch sonst nicht verlassen dürfen.

Auch wenn die christliche Minder-heit von vielen Seiten geschätzt wird, es gibt immer wieder Über-griffe: Hetze, Schmierereien, so-gar Brandanschläge wie in Tab-gha im letzten Sommer. An der Dormitio, der deutschen Bene-diktiner-Abtei in Jerusalem, trotzt man den Schmierereien von jun-gen, radikalen Juden auch wegen anderer kleiner Wunder: Nach den letzten Parolen auf den Mau-ern und Türen der Abtei, kamen Vertreter aus allen Lagern, um sich von der wohl politisch mo-tivierten Tat zu distanzieren. Das einte sogar für einen Moment die ultra-orthodoxe Gemeinschaft mit den liberalen Vertreterin-nen von Women of the Wall. In solchen Momenten kommt der Glaube an den Ort zurück.

In den letzten Wochen und Mo-naten bin ich schon durch einige Pforten der Barmherzigkeit an verschiedenen Orten gegangen. Das ist für mich immer wieder et-was Besonderes, weil es mir Got-tes Barmherzigkeit sehr bewusst macht und sie mich erfahren lässt. Aber vor allem die Pforte des Münsteraner Domes ist mir in Erinnerung geblieben. Sie besteht aus zwei hölzernen Pfosten, das wirkt erst nicht besonders ein-drücklich, aber auf diesen Pfos-ten steht ein kleines Wort: „Er-wartet“. Als ich das gelesen habe, hat mich das tief bewegt. Da ist jemand, der mich erwartet. Nein, es ist nicht irgendjemand, es ist

Geistlicher Impuls

ErwartetGott, der mich erwartet, der auf mich wartet. Er erwartet uns alle und freut sich auf uns. Es ist ein schönes Gefühl, erwartet zu wer-den.Im Gleichnis vom barmherzigen Vater aus dem Lukasevangeli-um hören und erfahren wir etwas Ähnliches. Der Vater empfängt seinen Sohn mit offenen Armen, ja er erwartet ihn und das obwohl dieser seinen Vater so sehr ent-täuscht hat. Die Freude über die Rückkehr des Sohnes lässt seine Enttäuschung vollkommen in den Hintergrund treten. Er läuft sei-nem Sohn entgegen, fällt ihm um den Hals und küsst ihn. Er sieht in ihm einen Menschen, den er liebt, obwohl er ihn enttäuscht hat. Bei-de sind Menschen und beide neh-men sich auch als solche wahr.So empfängt auch Gott uns im-mer wieder mit offenen Armen. Er schaut uns an trotz unserer Feh-ler und Schwächen. Er sieht uns als Mensch an, als sein Abbild, und schenkt uns immer wieder neu seine Liebe, bedingungslos. Solch einer Liebe bedürfen wir, um selbst lieben zu können, uns selbst und andere Menschen.So wünsche ich uns allen, dass auch wir erwartet werden, uns als Menschen ansehen und uns so mit offenen Armen empfangen, wie auch Gott uns immer wieder mit offenen Armen empfängt und erwartet.

von Br. Johannes Roth OFM

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schluss.punkt Dieses MagazinWir erhalten viele positive Rückmeldungen, dass das „Gerne-katholisch-Maga-zin“ in Pfarreien und kirch-lichen Einrichtungen gut angenommen wird. Unser Anliegen ist es, das Positive des Glaubens in den Vordergrund zu stellen und zur Sprache zu brin-gen. Deshalb können Pfarrei-en unser Magazin auch in höheren Auflagen jederzeit kostenlos nachbestellen.Privatpersonen können das Magazin gegen Über-nahme des Portos bestel-len.

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© Jorit Thoren Gøbel für Gerne katholisch e.V.


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