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Geld - der unverstandene Faktor

Date post: 12-Jun-2015
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Ein Referat von Falko Kraft.Geld - der unverstandene Faktor von Falko Kraft steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Keine kommerzielle Nutzung-Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz.
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Page 1: Geld - der unverstandene Faktor
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Einleitung

1. Meine Motivation für das Thema 4

Hauptteil

2. Geschichte des Geldes 6

2.1 Ursprung und Entstehung des Geldes

2.2 Papiergeld

2.3 Geld im Mittelalter: die Brakteaten

3. Das heutige Geldsystem: Kreisläufe, Funktionen,

Zusammenhänge 11

3.1 Die Geldschöpfung

3.1.1 Die Herkunft der Geldscheine

3.1.2 Die Herkunft der Münzen

3.1.3 Die Geldmenge – Mengenaggregate

3.1.3.1 Geld und Guthaben – Wo liegt der Unterschied?

3.2 Die Geldmengensteuerung 13

3.2.1 Die Notenbank und ihre Aufgaben

3.2.2 Die Geldmengensteuerung über Kredite

3.2.3 Die Rolle des Geldumlaufs

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3.3 Die Geschäftsbanken und ihre Aufgaben 16

3.3.1 Die Vermittlung zwischen Sparer und Kreditnehmer und warum sie

so wichtig ist

3.3.2 Giralgeld und Guthabenübertragungen

3.3.3 Der Umschlag von Bargeld

4. Die Inflation 18

4.1 Preisniveau und Inflationsmessung

4.1.1 Kritik an der Warenkorb-Methode

4.2 Ursachen von Inflation

4.2.1 Die Lohn-Preis-Spirale

4.3 Folgen der Inflation

4.3.1 Gewinner der Inflation

4.3.2 Verlierer der Inflation

5. Die Börse 27

5.1 Geschichtlicher Hintergrund

5.2 Börsenarten

5.3 Handel und Spekulation

5.4 Börsenkrach

5.5 Wichtige Börsenplätze

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6. Die Hauptproblematik unseres heutigen Geldsystems 31

6.1 Die Schuldenproblematik

6.1.1 Die Staatsverschuldung

6.1.2 Die Unternehmensverschuldung

6.1.3 Die Privatverschuldung

7. Lösungsansätze 39

7.1 Die Umlaufsicherung

7.1.1 Die praktische Umsetzung

7.1.2 Die Auswirkungen

7.2 Die Regionalwährungen 42

7.2.1 Die Funktionsweise

7.2.2 Praktische Arbeit: Aktuelle Modellprojekte 46

7.2.2.1 Der VolmeTALER

7.2.2.1.1 Interview mit Helmut Reinhardt

7.2.2.2 Das Rheingold

7.2.2.2.1 Interview mit Jost Reinert

8. Fazit 49

9. Quellen 52

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1. Meine Motivation für das Thema

Am Anfang des 11. Schuljahres stand bei mir erst einmal große Ratlosigkeit, was das Thema

der anstehenden Jahresarbeit betraf. Ich hatte einige Ideen, doch keines der Themen

interessierte mich so brennend, dass ich klar hätte entscheiden können, mit welchem ich

mich das kommende dreiviertel Jahr lang beschäftigen wollte.

Als mir das Thema „Geld“ in den Sinn kam, wollte ich vor allen Dingen mehr über die

politischen und wirtschaftlichen Zusammenhänge erfahren. Die Hypothekenkrise in den USA

war damals noch nicht aktuell, verstärkte mein Interesse für das Thema jedoch in der

folgenden Zeit. Mich erstaunte zusehends, wie wenig ich über das Thema wusste. Auch bei

Leuten, denen ich von meiner Arbeit berichtete, löste ich entweder erstaunte Reaktionen

oder auch Kopfschütteln aus. Oft hatte ich den Eindruck, ich redete über etwas sehr

Exotisches.

Bei der weiteren Beschäftigung mit dem Thema „Geld“ fiel mir jedoch immer mehr auf, wie

allgegenwärtig dieses und seine Auswirkungen im Alltag sind.

Nahezu jeder geht mit Geld um, doch kaum einer weiß um die Hintergründe dieses

Tauschmittels.

Um Geldkreisläufe und –systeme besser verstehen zu können, lohnt sich auch ein Blick in

die Vergangenheit: Ausgerechnet im „finsteren“ Mittelalter gab es geistige Lichtblicke beim

Thema „Geld“, die für die Zukunft unseres Geldsystems wichtige Denkanstöße sein können.

Dass ein Umdenken und Suchen nach neuen Lösungen erforderlich ist, zeigen nicht nur die

immer wiederkehrenden Finanzkrisen wie jüngst in den USA. Die problematischen

Auswirkungen machen sich auch im Bereich von Beschäftigung, Löhnen und Preisniveau

bemerkbar. Soziale Spaltung und zunehmende Umweltzerstörung sind nur zwei der Folgen,

die letztendlich auf fatale Fehler in unserem Geldsystem zurückzuführen sind.

Die eingangs erwähnten Zusammenhänge besser zu verstehen und den Versuch einer

partiellen Darstellung ausgewählter Aspekte zu wagen, schien mir schließlich eine gute

Grundlage für die Wahl meines Themas.

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„Wir sollten uns nicht so gebärden, als ob das Erkennen von

volkswirtschaftlichen Zusammenhängen nur den

Gralshütern vorbehalten bliebe, die auf der einen Seite

wissenschaftlich, auf der anderen Seite demagogisch ihre

verhärteten Standpunkte vortragen.

Nein, jeder Bürger unseres Staates muss um die

wirtschaftlichen Zusammenhänge wissen und zu einem

Urteil befähigt sein, denn es handelt sich hier um Fragen

unserer politischen Ordnung, deren Stabilität zu sichern uns

aufgegeben ist.“

Ludwig Erhard, 1962

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2. Geschichte des Geldes

2.1 Ursprung und Entstehung

Die Vorzüge und die Notwendigkeit eines universellen Tauschmittels entdeckte man schon

mehrere tausend Jahre vor unserer Zeit. Ohne ein solches war ein Handel nur dann möglich,

wenn der eine Handelspartner genau das Produkt in ausreichender Menge besaß, welches

die Nachfrage des anderen darstellte. Dies führte schon bald zu Problemen. Das so genannte

Warengeld, Vieh, Felle, Dolche, besondere Steine oder Salz, Steingeld, wie es in Mikronesien

vorkam, Ring- und Schmuckgeld im Süden Asiens sowie Muschelgeld (z.B. Kauri-Muscheln,

die noch Mitte des 20. Jahrhunderts in Afrika, Südasien und auf Südseeinseln als

Zahlungsmittel genutzt wurden) war zunächst der erste Vorläufer unseres heutigen Geldes.

Die Sumerer verwendeten schon um 1000 v. Chr. Gold- und Silberbarren als Zahlungsmittel.

Vorteile der Edelmetalle waren ihre Unverderblichkeit, die einfache und sichere Lagerung

sowie ihr dauerhafter Werterhalt. Die Barren oder Drähte wurden bei Bedarf in die nötigen

Gewichtsanteile zerlegt und dienten so als Währung. Im Alltag erwies sich jedoch auch dies

bald als unpraktisch.

In Lydien, einem antiken Reich im Küstengebiet der heutigen Türkei, entdeckte man um

etwa 700 v. Chr. Die Möglichkeit Münzen zu prägen. Es waren kreisrunde Goldstücke, meist

auf einer Seite mit dem Kopf des machthabenden Herrschers eingeprägt. Im Gegensatz zu

heutigen Geldmünzen hatten diese noch einen realen Gegenwert, während heutige Münzen

von Material und Herstellungskosten nur noch ein Bruchteil ihres Nennwertes kosten.

Aufgrund ihres immer gleichen Aussehens, des gleichen Gewichtes und der leichten

Transportierbarkeit, breitete sich diese praktische Erfindung bald in die umliegenden Länder

aus. Geld musste nun nicht mehr gewogen, sondern konnte einfach abgezählt werden. Dies

erleichterte den Handel erheblich.

2.2 Papiergeld

Im 11. Jahrhundert kam in China erstmals Papiergeld auf. Aus Mangel an Münzen bschrieb

man hier Papierzettel mit einem bestimmten Wert. Sie waren mit der Aufforderung

beschriftet, dass der Herausgeber des Wertpapiers dem Inhaber des selbigen den

vermerkten Gegenwert in Münzen auszahlen solle. Eigentlich waren diese Scheine zunächst

als Münzersatz erfunden worden, sie verbreiteten sich jedoch schon bald als zusätzliches

Zahlungsmittel, welches als Ergänzung zu den Geldmünzen existierte.

In Europa tauchte das erste Papiergeld erst erheblich später auf. 1483 stellte man in Spanien

ebenfalls für den Fall eines Mangels an Münzen Scheine her. Diese wurden mit dem Siegel

des Herausgebers versehen und verpflichteten damit jeden Bürger zur Annahme der Scheine

als Zahlungsmittel. Herausgegeben wurden diese Banknoten freilich nur von Leuten, deren

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Schatzkammer reich gefüllt war mit Münzen, damit diese jederzeit zur Herausgabe des

Gegenwertes der Scheine fähig waren.

Bald nahmen auch Banken Münzen zur sicheren Verwahrung an und gaben dafür die ersten

Banknoten aus. So entstanden die ersten Notenbanken. Diesen Banken wurde eine so

genannte Deckungspflicht auferlegt, die sie verpflichtete, den Gegenwert der ausgegebenen

Banknoten durch entsprechende Bestände an Gold und Silber zu sichern. In den 70er Jahren

des letzten Jahrhunderts wurde diese Deckungspflicht vielerorts aufgehoben, sodass heute

in vielen Ländern die Banken ihre Banknoten nicht mehr decken müssen.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden in vielen Ländern zentrale Notenbanken gebildet.

Hier regelte von nun an eine zentrale Bank, die Zentralbank des Landes die Ausgabe der

Banknoten und reichte diese als Kredite an Geschäftsbanken weiter. So ist es heute immer

noch. In Europa existiert seit 1998 die Europäische Zentralbank (EZB), die die Ausgabe der

Euro-Banknoten verwaltet.

Ebenso wie das Münzgeld ist auch Papiergeld in der Herstellung sehr preiswert, sodass es

ohne hohe Kosten möglich ist, dieses im Übermaß auszugeben. Das hätte jedoch eine

Inflation zur Folge, da die Deckung durch reale Werte immer weniger vorhanden wäre (siehe

Kapitel Inflation)

2.3 Geld im Mittelalter: die Brakteaten

Die Bezeichnung Brakteat ist zunächst eine Ableitung des lateinischen „bractea“ in die

deutsche Sprache. Aus dem Lateinischen übersetzt bedeutet es soviel wie „dünnes Blech“.

Dabei handelt es sich um eine Form der Nachbildung und Neuprägung von Münzen, die vor

allem im Mittelalter ihre Hochzeit hatte, weshalb ich mich hier vor allen Dingen mit diesem

Zeitabschnitt beschäftigen werde. Hinzu kommt eine interessante wirtschaftliche Idee im

Zusammenhang mit den Brakteaten, die sich ebenfalls im Mittelalter entwickelte, auf die ich

weiter unten in diesem Kapitel genauer eingehen werde.

Ihren Ursprung hat die Herstellung von Brakteaten im Schmuck- und Kunsthandwerk.

Gewandspangen, Broschen und Anhänger aus Gold-, Silber- oder Kupferblech getrieben,

wurden bereits vor 400 – 1000 Jahren vor Christus getragen, wie aus Funden hervorgeht. Sie

waren mit Ornamenten, Linienmustern und Runen versehen und hatten teilweise auch die

Funktion von Amuletten und Talismanen.

Aus nachrömischer Zeit fand man solche Schmuckstücke mit Öse am Rand. So konnten diese

runden, flachen Scheiben um den Hals getragen werden. Sie stellten schon damals eine

Nachbildung nicht mehr benutzter Münzen dar. Dazu wurden das Metall über die alten

Münzen geschlagen und ein hervorstehender Abdruck der Münze entstand im Metall.

Bald entdeckte man auch für den Gebrauch der Münzen als Zahlungsmittel diese Methode

als gute Möglichkeit neue Münzen zu produzieren. Vorher angewandte Verfahren, wie der

Stempelschnitt, brachten einen erheblichen Mehraufwand mit sich und so wurde die

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Herstellung von Brakteaten mit dem zu dieser Zeit stark wachsenden Bedarf eines

Zwischentauschmittels allmählich zur gebräuchlichen Methode. So brachte es das

Schmuckstück schließlich zur Geldmünze, die Öse wurde dann weggelassen. Etwa in der

Mitte des zwölften Jahrhunderts wurden erste Brakteaten aus Silberblech in Skandinavien

geprägt.

Die ersten Prägungen von Brakteaten in Deutschland gab es vermutlich unter dem Erzbischof

Hartwig von Magdeburg (1079 – 1102). Der von Barbarossa 1152 eingesetzte Erzbischof

Wichmann brachte die Münzprägung in Magdeburg dann zu voller Blüte. Die Technik

verbreitete sich schnell und da Deutschland zu dieser Zeit in viele unterschiedliche Teilreiche

und Vasallentümer aufgeteilt war, gab es bald eine unüberschaubar große Anzahl

verschiedener Münzen, denn ab dem 11. Jahrhundert war es dem Münzherrn außerdem

erlaubt, die Münzen mit beliebigem Namen, Bild und Gepräge zu versehen. Die Herstellung

der Münzen erfolgte meist durch umherziehende Münzmeister, die den Oberhäuptern von

Städten und Gemeinden ihre Dienste anboten. Daneben gab es auch noch die Prägestätten

des Reiches, welche dem König unterstanden. Wollte jemand anderes Münzen prägen und

tat dies ohne Erlaubnis, so wurde ihm zur Strafe die Hand abgehackt.

Die meisten Brakteaten hatten einen Durchmesser von drei bis fünf maximal Zentimeter.

Aufgrund ihrer vergleichsweise enormen Größe entsprach der Nennwert der Münzen trotz

der Dünne des verwendeten Materials dem wirklichen Wert des Metalls. Um die Geldmenge

besser „dosieren“ zu können, konnten die Brakteaten in mehrere Teile zerschnitten oder

zerbrochen werden. Aus dem dünnen Material ergab sich allerdings auch eine höhere

Abnutzung, was öfter Nachprägungen erforderlich machte.

Doch nicht nur die neuartige, vergleichsweise einfache und günstige Art der Herstellung

sorgte für eine solch rasche Verbreitung der Brakteaten. Hinzu kam eine Idee Wichmanns,

welche die Einführung der Brakteaten für die Münzherren noch lukrativer machte. Er

veranlasste, die Münzen zweimal im Jahr, am vierten Fastensonntag vor Ostern und an

Mariä Himmelfahrt, „verrufen“ zu lassen. Damit wurde die aktuelle Münzwährung für

ungültig erklärt und jeder, der keinen Verlust machen wollte, tauschte sein Geld so schnell

wie möglich gegen die nun gültige neue Währung. Jedoch war der Umtausch mit dem sog.

Abschlag verbunden, d. h. von Erzbischof Wichmann erhielt man für 12 Pfennige der

bisherigen Währung nur neun neue Pfennige. Diese Praxis wurde vermutlich schon im

antiken Rom ausgeübt, nach dessen Untergang „vergaß“ man diese jedoch schon bald

wieder. In der mittelalterlichen Münzverfassung war niedergeschrieben, dass die Einführung

einer neuen Währung nur bei einem Wechsel der Herrschaft, beispielsweise durch den Tod

eines Herrschers, erlaubt sei.

Das Hinwegsetzen Wichmanns über dieses Verbot sorgte in Deutschland bald für eine zeit

aufblühender Wirtschaft, des Wohlstands und des regen Gemeindelebens, die fast drei

Jahrhunderte andauern sollte. Im 13. und 14. Jahrhundert blühte die Hanse auf, hunderte

neuer Städte entstanden, Kathedralen und Bürgerhäuser von unglaublicher

kunsthandwerklicher Ausfertigung wurden erbaut. Ein Beleg für den großen Reichtum der

Zeit ist auch der Bau des Kölner Doms, dessen Fertigstellung sich über mehr als 100 Jahre

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hinzog. Bei zinsbelastetem Geld wäre eine solche Investition unmöglich gewesen doch das

Geld der damaligen Zeit kannte keine Zinsen. Die Verrufung , der ständige Wertverlust des

Geldes also, sicherte den ständigen Umlauf des Geldes und wirkte auf diese Weise wie ein

Motor für die gesamte Wirtschaft und Gesellschaft. Denn wer wollte schon Geld anhäufen

mit dem er nach der Verrufung einen Verlust machte. Reichtum bestand nun nicht mehr wie

im frühen Mittelalter in der Anhäufung von Geld- oder Goldschätzen, sonder machte sich

vielmehr durch die Kaufkraft eines einzelnen bemerkbar. Geld vermehrte sich nun nicht

mehr aus sich selbst heraus (durch Zinsen), wie es heute wieder der Fall ist, sondern wurde

zum reinen Tausch- und Zahlungsmittel und war den Gütern und Dienstleistungen

gleichgestellt, hatte nicht mehr die werterhaltende Funktion, welche die Hortung so attraktiv

machte. So war auch kein ständiges Wirtschaftswachstum vonnöten um etwa zinsbedingte

Schulden zu tilgen, denn Geld, welches der einzelne nicht mehr der Nachfrage zuführte, da

sein Bedarf gedeckt war, verlieh er zinslos und bekam es auch nach dem Zeitpunkt der

Verrufung in vollem Umfang wieder zurück.

Was Erzbischof Wichmann begonnen hatte breitete sich schnell über das gesamte Reich aus.

In Polen fanden „revocationes“, „innovationes“ oder „mutationes“, wie der Wechsel der

Währung auf lateinisch genannt wurde, viermal im Jahr statt. Bernhard von Anhalt, der sich

selbst „Markgraf von Brandenburg“ nannte, ließ in 32 Jahren an der Macht fast hundertmal

neue Münzen prägen.

In der Gegend von Brandenburg hatte man die Idee Wichmanns noch erweitert. Hier

verteilte man den auf die Münzen zu zahlenden Abschlag auf die Laufzeit der Münze. Im

ersten Quartal des Jahres kamen zwölf Pfennige, im zweiten Quartal bereits 13 Pfennige, im

dritten dann 15 und im vierten Quartal schließlich 16 Pfennige auf einen Schilling bis das

Geld verrufen wurde und der neue Schilling wieder zu 12 Pfennig ausgegeben wurde. Auf

diese Weise wirkte der Abschlag auf die Bürger kleiner, sie mussten nicht alles auf ein Mal

bezahlen.

Natürlich brachte die Praxis der Verrufung oft auch satte Gewinne für den Münzherren ein,

mit denen die Staatskasse gefüllt wurde, oft aber auch ins eigene Säckel wanderten. Doch

auch wenn der Abschlag für die Münzherren auf den ersten Blick sehr ertragreich scheint, so

war dies nicht immer der Fall. So gab es Fälle in denen das durch den Abschlag gewonnene

Edelmetall so ineffizient wiederverwertet wurde, dass am Ende nicht mehr viel an Gewinn

für den Münzherren übrig blieb. Man musste also gute Münzer beschäftigen, damit die

Prägung Erfolg hatte. Solch gute Präger wies wohl auch der Erzbischof von Magdeburg auf,

denn immerhin prägte er nach der Ausprägung „al marco“, die vorschrieb, dass ein Pfund

Pfennige (20 Schilling zu je zwölf Pfennigen) das Gewicht einer Mark besitzen mussten. Auch

kunstgeschichtlich zählen die Prägungen aus Magdeburg und Umgebung, Halle, Erfurt,

Halberstadt und Goslar sowie die Münzen aus den kaiserlichen Münzstätten von Friedrich

Barbarossa zu den wertvolleren. Sie waren reich verziert und technisch hervorragend

ausgeführt. Bis etwa Mitte des 14. Jahrhunderts wurde an diesen Orten geprägt. Bis ins 16.

Jahrhundert hinein prägte man in Niedersachsen Brakteaten, diese waren allerdings meist

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kleiner und von weniger hoher Kunstfertigkeit. In Nürnberg gab es eine weitere Variante im

Zusammenhang mit der Prägung der Brakteaten. Hier prägte man die etwas kleineren

Brakteaten beidseitig, was jedoch meist eine Zerstörung des Münzbildes auf einer Seite mit

sich brachte. Gegebenenfalls handelt es sich hier auch lediglich um Umprägungen, bei denen

man die vorherige Prägung der Münze noch ausmachen konnte. Solche Münzen sind aus den

Prägestätten Nürnberg, Regensburg, Donaueschingen und Ingolstadt bekannt.

Das Verbreitungsgebiet der Brakteaten erstreckte sich in Norddeutschland von der Weser im

Westen bis nach Polen und Schlesien im Osten und reichte im Norden bis an die Nord- und

Ostsee, während sich das Ballungsgebiet auf die Region um Magdeburg, Thüringen, den Harz

und die Marken Brandenburg und Meißen konzentrierte. Ein zweites Verbreitungsgebiet

hatte sein Zentrum in Konstanz sowie in Basel, Bern und St. Gallen in der Schweiz und

erstreckte sich vermutlich auch bis nach Wien. Der Stil der Prägungen unterschied sich hier

deutlich von dem des erstgenannten Verbreitungsgebietes.

Trotz der belebenden Wirkung auf Handel und Gewerbe war man in der Bevölkerung mit

dieser Methode der Geldwirtschaft allgemein unzufrieden. Das lag wohl auch daran, dass

gegen Ende des Brakteatenzeitalters die Münzherren durch willkürliche Verschlechterung

der Metallqualität, höhere Gewinne einzufahren versuchten, was dann im krassen Gegensatz

zum allgemein positiven Effekt der Brakteaten stand. Wo die kulturelle Entwicklung schon

weiter fortgeschritten war genügte für eine reibungslose Geldzirkulation anscheinend schon

die Regelung der „Renovatio monetarum“, im Gebiet der Brakteaten allerdings bedurfte es

wohl der nachhaltigen Erziehung zum richtigen Umgang mit Geld als Tauschmittel.

Vielleicht war es nicht nur die Habgier der Herrschenden, die dafür sorgte, dass die

Brakteaten bei der Bevölkerung in Ungnade fielen, sondern auch die Entdeckung neuer Gold

und Silbervorkommen, welche nun die Herstellung massiver, beidseitig geprägter Münzen

wieder erschwinglicher machten, die das Ende des Zeitalters der Brakteaten einläuteten.

Nach fast 300 Jahren lebte so mit der Abschaffung der Verrufung auch der Zins wieder auf

und Geldverleiher wie die Fugger oder die Welser gelangten zu großem Reichtum, während

ihre Gläubiger immer ärmer wurden. Das Geld, das beispielweise für die Fertigstellung des

Kölner Doms benötigt wurde, verschwand in Schatztruhen und so wurde er nach langer

Unterbrechung der Bautätigkeiten erst im 19. Jahrhundert fertiggestellt. Dem Straßburger

Dom fehlt bis heute eine Spitze.

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3. Das heutige Geldsystem: Kreisläufe, Funktionen, Zusammenhänge

3.1 Die Geldschöpfung

3.1.1 Die Herkunft der Geldscheine

Wie für die Banknotenausgabe ist auch für deren Herstellung die Noten- oder Zentralbank

eines Landes zuständig. In Deutschland ist dies die Deutsche Bundesbank. In den meisten

Ländern ist sie wie in Deutschland im Besitz des Staates, vereinzelt finden sich jedoch auch,

z. B. in der Schweiz, private Notenbanken, an denen Staat in der Regel allerdings große

Anteile hält. Obwohl staatlich ist die Deutsche Bundesbank jedoch nicht der Regierung

unterstellt, sondern eine sog. Einrichtung des öffentlichen Rechts, im Status vergleichbar mit

dem Bundesverfassungsgericht.

Die Herstellung der Banknoten findet in Spezialdruckereien der Bundesbank statt. Obwohl

der Druckvorgang zu Gunsten der Fälschungssicherheit sehr kompliziert ist, liegen die

Herstellungskosten für eine Banknote weit unter ihrem Nennwert. Daraus wird manchmal

abgeleitet, die Notenbank wirtschafte auf diese Weise in die eigene Tasche, indem sie sich

selbst billig Geld druckt, doch das wäre nur dann möglich, wenn die Notenbank ihre Scheine

durch direkten Ankauf von Waren in den Wirtschaftskreislauf einbringen würde. Dies ist

jedoch nicht der Fall. Stattdessen verleiht sie das Geld zu festen Zinssätzen, den sog.

Leitzinsen, an die Geschäftsbanken. Mit dem Erlös aus dem Zinsgeschäft werden der Betrieb

der Druckereien und der aufwendige Verwaltungsapparat der Notenbank finanziert.

Überschüsse werden in Wertbestände wie Gold, Devisen oder Pfandbriefe investiert oder

fließen in die Staatskasse ab.

3.1.2 Die Herkunft der Münzen

Anders als die Banknoten, werden die deutschen Euro-Münzen von der Bundesregierung

ausgegeben. Traditionell liegt das Münzregal, das Recht Münzen zu prägen also, beim

Landesherrn. Die Münzprägestätten stellen die Münzen, ähnlich wie die Notenbank die

Scheine, zu einem Bruchteil ihres Nennwertes her. Das verhindert auch, dass das Metall der

Münzen eingeschmolzen und verkauft wird. Im Unterschied zur Bundesbank profitiert

hiervon jedoch der Staat enorm, da er die Münzen zum Nennwert an die Notenbank

verkauft. Allerdings darf auch in den Münzprägestätten nur produziert werden, wenn eine

Nachfrage seitens der Bundesbank besteht.

3.1.3 Die Geldmenge

In der Fachsprache der Volkswirtschaftslehre gibt es für die Bezeichnung der Geldmenge

mehrere Begriffe. Sowohl Banken als auch Ökonomen verwenden diese jedoch mit etwas

unterschiedlichen Bedeutungen. Zunächst gibt es vier verschiedene Geldmengenbegriffe,

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denen jeweils ein „M“ vorangestellt ist. Für die unterschiedlichen Mengenbegriffe wird das

„M“ von null bis drei nummeriert. M0 steht dabei für die sog. Geldbasis, womit die gesamte

in Umlauf befindliche Bargeldmenge zzgl. der Zentralbankgeldguthaben der Kreditinstitute

gemeint ist. Die folgenden Definitionen M1 bis M3 haben verschiedene Notenbanken jeweils

unterschiedlich formuliert. Die Europäische Zentralbank (EZB) definiert folgendermaßen:

M1: Sichteinlagen (Giralgeld-Guthaben!) der Nicht-MFIs (MFI = Wortschöpfung

der EZB = Monetäres Finanzinstitut) sowie Bargeldumlauf ohne die

Kassenbestände der Kreditinstitute (MFIs)

M2: M1 inklusive Termineinlagen (Giralgeld-Guthaben!) mit bis zu zwei Jahren

Laufzeit und Kündigungsfrist bis zu drei Monaten

M3: M2 inklusive Anteile an Geldmarktfonds, Repoverbindlichkeiten,

Geldmarktpapieren und Bankschuldverschreibungen mit einer Laufzeit bis zu

zwei Jahren.

Die Deutsche Bundesbank folgt in ihrer Definition weitgehend der der EZB, bezieht sich

dabei jedoch nur auf das eigene Währungsgebiet. Die Schweizer Nationalbank SNB definiert

wiederum anders:

M0: Notenbankgeldmenge

M1: Bargeldumlauf und Sichteinlagen

M2: M1 inklusive Spareinlagen in Schweizer Franken

M3: M2 inklusive Termineinlagen in Schweizer Franken

Die US-Notenbank Fed schließt noch einmal andere Faktoren mit ein. Gemeinsam haben alle

Definitionen, dass das jeweils höhere Geldmengenaggregat immer die darunterliegenden

Geldmengenaggregate miteinschließt.

3.1.3.1 Geld und Guthaben – wo liegt der Unterschied?

Das Problematische an den in Kapitel 3.1.3 erklärten Geldmengenaggregaten ist, dass hier

jeweils immer Geld und Guthaben addiert werden, worin jedoch ein fataler Denkfehler

besteht, den ich im Folgenden zu erklären versuche.

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Der gravierendste Unterschied zwischen Geld und Guthaben ist, dass Geld etwas Konkretes,

in Form von Geldscheinen auch anfassbares ist, während ein Guthaben nur eine

„Bestätigung für die Überlassung von Geld … und ein Anspruch auf dessen Rückgabe“

(Helmut Creutz, „Das Geld-Syndrom“, S. 55) ist. Dem Guthaben des einen steht immer die

Schuld eines anderen gegenüber, dem das Geld überlassen wurde. Zahlt man bei der Bank

Geld ein, so wird einem diese Überlassung, das Guthaben, auf dem Konto gutgeschrieben

und man kann sich dieses Guthaben bei Bedarf auszahlen lassen. In der Zeit zwischen

Einzahlung und Abhebung der Geldsumme wird diese jedoch an andere

Wirtschaftsteilnehmer weiterverliehen, schließlich ist dies eine äußerst wichtige Aufgabe der

Geschäftsbanken (wie in Kapitel 3.3 genauer erklärt wird). Das Geld, welches man auf der

Bank einzahlt, wird also keineswegs dem Wirtschaftskreislauf entzogen, sondern wird an

anderer Stelle für die Nachfrage verwendet. Folglich kann man das Guthaben auch kaum zur

Gesamtgeldmenge dazuzählen. Denn Guthaben, also gleichzeitig auch Schulden, können

gigantische Ausmaße erreichen, theoretisch bis ins Unendliche anwachsen, ohne dass sich an

der gesamten Geldmenge in einer Volkswirtschaft etwas ändert. Das kann man an einem

einfachen Beispiel leicht verstehen: Zwei Brüder verdienen in einem Monat jeweils 2 000

Euro. Nun leiht der eine Bruder dem anderen jeden Monat 1 000 Euro, es entsteht also ein

Guthaben-Schulden-Verhältnis. Nach einem Jahr liegen die Schulden des einen Bruders

bereits bei 12 000 Euro, nach 20 Jahren bei 240 000 Euro. Im gleichen Maße steigt natürlich

auch das Guthaben des anderen Bruders. All das ändert jedoch nichts daran, dass die beiden

Brüder jeden Monat zusammen 4 000 Euro verdienen, also zu diesem Wert Leistungen in

den Markt einbringen und zusammen auch 4 000 Euro wieder ausgeben, also zu diesem

Wert Waren oder Leistungen nachfragen.

Das Ganze lässt sich auch auf die gesamte Volkswirtschaft übertragen. Schulden und

Guthaben in einer Volkswirtschaft können ständig steigen, während die gesamte Geldmenge

gleich bleibt, denn die Geldmenge kann allein durch die Notenbank, wenn diese mehr Geld

ausgibt oder welches einzieht, verändert werden (siehe Kapitel 3.2).

Entsprechend fragwürdig ist also die Zusammenfassung von Geld und Guthaben in den

Geldmengenaggregaten M1, M2 und M3, nach denen die Maßnahmen der Europäischen

Zentralbank zur Sicherung der Kaufkraftstabilität des Geldes ausgerichtet sind.

3.2 Die Geldmengensteuerung

3.2.1 Die Notenbank und ihre Aufgaben

Die Notenbank ist eine von der Regierung eines Landes unabhängige Institution. Sie ist meist

in staatlichem Besitz, vereinzelt gibt es auch private Notenbanken (so z. B in der Schweiz). In

Deutschland ist dies die Deutsche Bundesbank. Sie trägt den Status einer „Einrichtung des

Öffentlichen Rechts“, der in etwa mit dem des Verfassungsgerichts zu vergleichen ist.

Dennoch werden die Mitglieder des Direktoriums von der Regierung festgelegt. Für das

Funktionieren einer Notenbank ist deren Unabhängigkeit von großer Bedeutung. Denn leiht

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sich zum Beispiel die Regierung auf einmal eine Menge Geld von der Notenbank, z. B. um

Staatsschulden zu tilgen, verfehlt die Notenbank ihren Zweck, die Kaufkraft des Geldes zu

sichern. Seit der Einführung des Euro in der Europäischen Union (1999) ist die Verwaltung

der Euroreserven Sache der Europäischen Zentralbank (EZB). Die einzelnen Zentralbanken

der EU-Mitgliedsstaaten sind in dem Europäischen System der Zentralbanken (ESZB)

organisiert. Für die übrigen Staaten, die nicht Mitglied der EU sind aber trotzdem den Euro

eingeführt haben, wurde das „Eurosystem“ als eigenes Verwaltungsgremium gegründet. Im

ESZB verfügt jedoch jede einzelne Zentralbank über die jeweiligen Reserven ihres Landes.

Laut dem Bundesbankgesetz ist die Deutsche Bundesbank „integraler Bestandteil der EZB“,

d. h. sie wirkt an der Durchführung und Erfüllung der von der EZB gestellten Aufgaben und

Ziele mit, immer bezogen auf den eigenen Einflussbereich, die Bundesrepublik Deutschland.

Die Hauptaufgabe der EZB ist in erster Linie die Sicherung der Preisniveaustabilität, also der

Kaufkraft des Euros. Außerdem soll die Wirtschaftspolitik innerhalb der EU unterstützt

werden, um dauerhaftes Wachstum und ein dauerhaft hohes Beschäftigungsniveau zu

erhalten. Weitere Aufgaben der EZB sind die Abwicklung von Devisengeschäften, die

Versorgung der Wirtschaft mit Geld und die Förderung eines reibungslosen

Zahlungsverkehrs.

3.2.2 Die Geldmengensteuerung über Kredite

Etwa 70 % der in Umlauf befindlichen Bargeldmenge gelangen über Kredite der Notenbank

an die Geschäftsbanken in den Wirtschaftskreislauf. Die Notenbank verleiht dieses Bargeld

zu den sog. Leitzinsen an die Geschäftsbanken, die es ihrerseits an die Wirtschaftsteilnehmer

weitergeben. Zu Krediten bei der Notenbank kommt es jedoch nur, wenn die

Wirtschaftsteilnehmer an den Bankschaltern mehr Geld nachfragen, als in den

Kassenbeständen der Banken vorhanden ist. In diesem Fall kommt es zu einer Ausweitung

der Geldmenge durch die Notenbank. Wird umgekehrt mehr Geld bei den Geschäftsbanken

eingezahlt, als an den Schaltern nachgefragt wird, zahlen die Banken ihre Kredite bei den

Notenbanken so schnell wie möglich zurück, um ihre Zinskosten zu minimieren und die

Bargeldmenge verringert sich wieder. Aus diesem Grund ist es für die Geschäftsbanken auch

von großem Vorteil, wenn die Mehrheit der Zahlungen bargeldlos erfolgt. Hieran ist auch gut

zu erkennen, dass die Bargeldmenge keineswegs durch die Notenbank, auch nicht durch die

Geschäftsbanken, sondern letztendlich allein durch den Marktteilnehmer selber langfristig

beeinflusst werden kann. Die Notenbank kann nur die Leitzinsen bestimmen und hoffen,

dadurch die Liquiditätsvorlieben der Wirtschaftsteilnehmer zu beeinflussen, eine direkte

Einflussnahme auf die Geldmenge ist jedoch nicht möglich.

Page 16: Geld - der unverstandene Faktor

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3.2.3 Die Rolle des Geldumlaufs

Ohne einen verstetigten Geldumlauf ist die effektive Steuerung der Geldmenge äußerst

schwierig bis unmöglich. Bis heute ist der Umlauf des Geldes innerhalb der Volkswirtschaft

nicht gesichert, was die Bemühungen zur Kaufkraftstabilität erheblich erschwert.

Weder die Vergrößerung der Geldmenge noch die Verkleinerung ist durch die Notenbank

wirklich zu leisten. Vergrößert werden kann die Bargeldmenge nur durch eine

Mehrnachfrage seitens der Geschäftsbanken, letztendlich also der Marktteilnehmer. Doch

selbst mit dieser Ausweitung durch das neu herausgegebene Geld ist nicht garantiert, dass

dieses auch nachfragewirksam eingesetzt wird. Ebenso kann das Geld gehortet werden oder

in Spekulationskassen verschwinden. Wird dieser Entzug von Geld aus dem

Wirtschaftskreislauf dann zum Anlass einer erneuten Geldausgabe durch die Notenbank,

kann es schnell zur Inflation kommen. Denn das zurückgehaltene Geld kann durch seinen

„Besitzer“ ja jederzeit wieder in den Markt eingebracht werden ohne dass die Notenbank

darauf Einfluss hat. Und genau hier liegt das Problem: in der heutigen Gesetzgebung ist Geld

das Privateigentum jedes Einzelnen dessen Leistung damit quittiert wurde. Jeder kann es

horten, verbrennen, vernichten, es unbefristet dem Kreislauf entziehen, damit machen was

er will. Die Geschäftsbanken, die das Geld von der Zentralbank geliehen haben, müssen auch

dann noch zahlen, wenn das Geld schon seit Jahren nicht mehr existiert. Das schlägt sich

dann letztendlich auf die Kosten für die Kreditnehmer nieder.

Auch die Verringerung der Geldmenge ist für die Notenbank eine schwierige Aufgabe. Zwar

kann die Notenbank durch den Verkauf von Gold, Devisen und ähnlichem dem Geldkreislauf

Bargeld entziehen, doch müssen sie gleichzeitig immer wieder neues Geld an die Banken

ausgeben, wenn dies vom Marktteilnehmer am Schalter verlangt wird. Tun die Notenbanken

dies nicht, so geraten die Geschäftsbanken schließlich in Liquiditätsengpässe. Aufgrund der

Zahlungsunfähigkeit der Banken kommt es zu panikartigen Abhebungen, da jeder sein

Erspartes in Sicherheit bringen will. Das wiederum hat Bankenpleiten zur Folge, die sich

verheerend auf die gesamte Volkswirtschaft auswirken können.

Page 17: Geld - der unverstandene Faktor

16

3.3 Die Geschäftsbanken und ihre Aufgaben

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen zwei Arten von Banken: den überwiegend

privatwirtschaftlichen Geschäftsbanken und den, meist in staatlichem Besitz befindlichen,

Noten- oder Zentralbanken (auf die ich in Kapitel 3.2 näher eingehe). Die wichtigsten

Aufgaben der ca. 2 700 in Deutschland ansässigen Geschäftsbanken sind die Vermittlung von

Krediten zwischen Sparern und Kreditnehmern, die Abwicklung des bargeldlosen

Zahlungsverkehrs sowie der Umschlag von Bargeld. Ihre Gewinne erschließen sich

hauptsächlich aus dem Zinsgeschäft. Außerdem sind viele Banken Anteilseigner großer

Unternehmen und im Spekulationsgeschäft tätig.

3.3.1 Die Vermittlung zwischen Sparern und Kreditnehmern

Die Vermittlung zwischen Sparern und Kreditnehmern durch die Geschäftsbanken ist für die

Volkswirtschaft von enormer Bedeutung.

Der Sparer, der sein Geld bei der Bank anlegt, zeigt damit, dass er mehr Leistung, durch die

er sein Geld verdient, in den Markt einbringt, als er selber bereit ist Leistungen bzw.

Produkte nachzufragen und somit das Geld wieder in Umlauf zu bringen. Würde der Sparer

sein Geld zu Hause horten, könnte niemand das überschüssige Angebot nachfragen. Es

entstünde eine Nachfragelücke. Da der Sparer sein Geld jedoch zur Bank bringt, die das

erhaltene Bargeld weiterverleiht, passiert dies nicht. Der Kreditnehmer, an den die Bank aus

eigenem Interesse vermittelt, schließt die Nachfragelücke wieder, indem er mit dem

geliehenen Geld Güter oder Leistungen auf dem Markt nachfragt. Auf diese Weise kann das

Geld wesentlich effektiver genutzt werden und dient der gesamten Volkswirtschaft.

3.3.2 Giralgeld und Guthabenübertragungen

Als Giralgeld bezeichnet man auf Girokonten gutgeschriebene Geldbeträge. Ein

Giralgeldverkehr findet dann statt, wenn Überweisungen von Guthaben von einem Konto

auf ein anderes getätigt werden. Anders als oft angenommen werden hierbei nicht nur

Zahlen auf Computern verändert, sondern es findet ein realer Geldwechsel zwischen den

beteiligten Banken statt. Wird ein bestimmter Betrag von einem Konto auf das Konto einer

anderen Bank überwiesen, so nimmt die Empfängerbank die Überweisung nur an, wenn sie

den Betrag in Bargeld oder in Form von Zentralbankgeldguthaben von der anderen Bank

erhalten hat. Das Geld wird so zwar nicht mehr von Hand zu Hand zwischen den beiden

Handelspartnern ausgetauscht, sondern es läuft gewissermaßen über eine

„Zwischenstation“ und wird so dennoch, sozusagen „hinter den Kulissen“, real bewegt.

Page 18: Geld - der unverstandene Faktor

17

Eine Zunahme des bargeldlosen Zahlungsverkehrs hat für die Geschäftsbanken einige

Vorteile. So können sie zum einen ihre zinsbelasteten Schulden bei der Notenbank

zurückzahlen, außerdem erzielen sie durch entsprechende Gebühren für die nun vermehrt

auftretenden Kontobewegungen höhere Gewinne. Da mehr Geld zur Verfügung steht,

können mehr Kredite vergeben werden, wodurch auch die Einnahmen aus dem Zinsgeschäft

steigen. Auch für die Volkswirtschaft besteht ein entscheidender Vorteil: die effektivere

Nutzung des Geldes durch Kredite, wie sie beim Bargeldverkehr nicht möglich ist (näheres

dazu in Kapitel 3.3.1).

3.33 Der Umschlag von Bargeld

Obwohl der Umsatz aus dem Umschlag von Bargeld für die Banken im Vergleich zum Umsatz

aus dem unbaren Zahlungsverkehr relativ gering ist, spielt er trotzdem für die

Volkswirtschaft keine unbedeutende Rolle. Während der bargeldlose Zahlungsverkehr in

erster Linie in Produktion und Handel zum Tragen kommt, ist Bargeld immer noch das

Zahlungsmittel Nummer Eins bei der Endnachfrage. Am anderen Ende der Nachfragekette,

beim Verbraucher nämlich, wird immer noch am liebsten mit Bargeld bezahlt und diese

Bargeldzahlungen sind im Endeffekt die, die nachfolgenden Vorgänge, auch den unbaren

Zahlungsverkehr, ins Rollen bringen.

Page 19: Geld - der unverstandene Faktor

18

4. Die Inflation

Das Wort „Inflation“ kommt aus dem Lateinischen von „inflare“ was soviel wie „sich

aufblähen“ bedeutet. Als Inflation bezeichnet man den Kaufkraftverlust (Wertverlust) des

Geldes innerhalb einer Volkswirtschaft. Mit einer Inflation geht immer die Erhöhung der

gesamten Geldmenge einher. Gab es zuvor ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen der

Geldmenge und der Menge der Waren, so übersteigt nun die Geldmenge die der Waren und

verliert somit an Kaufkraft. Gut erkennen lässt sich das am Beispiel der Deutschen Inflation

1914 – 1923. Für sieben Pfennig erhielt man am 6. Juni 1912 ein Frühstücksei. Am 17.

September 1923 kostete ein Ei 2,1 Mio. Reichsmark. Natürlich war der Wert des Eis nicht

binnen elf Jahren um 2,1 Mio. Reichsmark gestiegen, sondern der Wert des Geldes war

dermaßen ins Bodenlose gestürzt, da der Staat die Geldmenge massiv anhob, um sein

Schuldenproblem zu lösen. Zu dieser Zeit waren etwa 500 Trillionen

(500000000000000000000) Reichsmark im Umlauf. Heute spricht man in solchen Fällen von

einer Hyperinflation. Man unterscheidet außerdem zwischen schleichender Inflation, als

langsamste Inflationsstufe, trabender und galoppierender Inflation. Als leichte Inflation

bezeichnet man einen Wertverlust des Geldes innerhalb eines Jahres von etwa 0 – 5 %, bei

einer schweren Inflation liegt der Verlust bei über 5 % und damit höher als bei anderen

werthaltigen Gütern wie z. B. Immobilien. Das Geld verliert damit seinen großen Vorteil

gegenüber Gütern, die werterhaltende Funktion.

Die Behauptung, eine leichte Inflation stimuliere die Wirtschaft ist inzwischen widerlegt.

„Fünf Prozent Inflation sind mir lieber als fünf Prozent Arbeitslosigkeit“ wie Helmut Schmidt

es einmal sagte, ist ebenfalls eine sehr riskante These. Zwar besteht ein direkter

Zusammenhang zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit, doch eine Studie der Deutschen

Bundesbank belegt, dass Länder mit höherer Inflationsrate auch stets eine höhere

Arbeitslosenquote haben.

Inflation in ihrer heutigen Form ist überhaupt erst möglich seit der Einführung von

Papiergeld. Zu der Zeit, als der Wert von Münzen noch an den Wert des Edelmetalls

gebunden war, aus dem sie hergestellt wurden, gab es schlicht nicht die Gold- oder

Silberkapazitäten, um eine solch große Menge an Münzen zu prägen, dass ein

Ungleichgewicht zwischen angebotener Ware und nachfragendem Geld entstanden wäre.

Page 20: Geld - der unverstandene Faktor

19

4.1 Preisniveau und Inflationsmessung

Zuerst einmal möchte ich hier zwei Begriffe klar unterscheiden, die oft verwechselt werden:

Preisstabilität und Stabilität des Preisniveaus. Oft werden diese beiden Begriffe auch von

Fachleuten synonym verwandt, obwohl sie sich in ihrer Bedeutung grundlegend

unterscheiden. Die Preisstabilität bezeichnet, mikroökonomisch, die Stabilität des

Einzelpreises eines Produkts oder einer Dienstleistung. Makroökonomisch bedeutet es, dass

alle Preise auf dem Markt gleich bleiben. Bei einer allgemeinen Preisstabilität ist zwar auch

die Stabilität des Preisniveaus gegeben, nicht jedoch umgekehrt.

Die Preisniveaustabilität, das erklärte Ziel der Geldmengensteuerung der EZB, meint

hingegen die Stabilität des Durchschnitts aller Preise in einer Volkswirtschaft. Eine

allgemeine Preisstabilität ist gerade nicht gewünscht, damit sich die Preise flexibel den

Veränderungen (von Angebot und Nachfrage) am Markt anpassen können. Auf diese Weise

bleibt der Durchschnitt der Preise gewahrt, da Einzelpreiserhöhungen durch Preissenkungen

an anderer Stelle kompensiert werden. Bei vollkommener Preisniveaustabilität beträgt die

Inflationsrate somit Null.

Für eine exakte Inflationsmessung ist eine Preisbeobachtung aller Güter am Markt

notwendig, da dies jedoch aufgrund des viel zu hohen Aufwandes unrealistisch ist,

beschränkt man sich beim Statistischen Bundesamt auf die Beobachtung eines

repräsentativen Bereiches: die Lebenshaltungskosten. Dazu wird ein sog. Warenkorb

zusammengestellt, der in zwölf Gütergruppen unterteilt ist. Die Gütergruppen sind folgende:

Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke

Alkoholische Getränke, Tabakwaren

Bekleidung und Schuhe

Wohnungsmiete, Wasser, Strom, Gas und andere Brennstoffe

Einrichtungsgegenstände und ähnliches für den Haushalt und deren Instandhaltung

Gesundheitspflege

Verkehr

Nachrichtenübermittlung

Freizeit, Unterhaltung und Kultur

Bildungswesen

Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen

Andere Waren und Dienstleistungen

Die Preise der Güter des Warenkorbs werden für die Berechnung nicht in Euro sondern in

Indexzahlen angegeben. Wie in der folgenden Grafik zu erkennen, haben die verschiedenen

Gütergruppen unterschiedliche Gewichtungen bei der Berechnung des Gesamtindex. Diese

Zuteilung der Gewichtung nennt man Wägungsschema. Im derzeitigen Wägungsschema hat

die Gütergruppe „Wohnung, Wasser, Strom, Gas und andere Brennstoffe“ mit 308 Punkten

das höchste Gewicht, gefolgt von „Verkehr“ und „Freizeit, Unterhaltung und Kultur“. Den

kleinsten Posten stellt das „Bildungswesen“ mit 7,40 Punkten dar.

Page 21: Geld - der unverstandene Faktor

20

Dieses Wägungsschema wird anhand verschiedener Erhebungen erarbeitet. Alle fünf Jahre

finden dazu die sog. Einkommens- und Verbrauchsstichproben (EVS) statt. Dabei werden ca.

40 – 50 000 Haushalte aus allen Regionen, Berufen und gesellschaftlichen Schichten

analysiert. Mit in das Wägungsschema fließen auch die Ergebnisse aus den jährlichen

Wirtschaftsrechnungen (Panels) ein. Hierfür bekommen ca. 950 ausgewählte Haushalte ein

„Haushaltsbuch“, in das sie alle ihre Einkommen und Ausgaben notieren. Die laufenden

Preise von Gütern werden in 190 ausgewählten Gemeinden in ganz Deutschland auf

Interviewbasis durch die Statistischen Landesämter und das Statistische Bundesamt

ermittelt. Insgesamt werden im Warenkorb rund 750 Waren und Dienstleistungen erfasst.

Für die Preisermittlung wird aus einer Produktart jeweils ein sog. Preisrepräsentant

festgelegt, dessen Preis als Richtwert gilt. In der Regel ist dies Markenware.

Da sich das Konsumverhalten der Verbraucher jedoch ständig ändert, Innovationen, neue

Produkte auf den Markt kommen, die Qualität einzelner Produkte sich verbessert oder

verschlechtert, muss auch der Warenkorb und sein Wägungsschema diesen Veränderungen

Page 22: Geld - der unverstandene Faktor

21

angepasst werden. Neue Erhebungen werden dazu zwangsläufig notwendig. Im Warenkorb

des Jahres 2000 wurden z. B. folgende Güter aus dem Jahr 1995 ersetzt: statt Disketten

wurden nun brennbare CD-Rohlinge aufgeführt, Druckerpapier ersetzte

Schreibmaschinenpapier und statt PVC-Bodenbelag wurden nun Laminat-Fußboden-Paneele

gelistet. Typisch für moderne Volkswirtschaften ist im Allgemeinen ein Rückgang der

Ausgabenanteile bei den Gruppen „Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke“,

„Alkoholische Getränke, Tabakwaren“ sowie „Kleidung und Schuhe“.

Ein Problem für die Inflationsmessung ergibt sich durch Qualitätsverbesserungen einzelner

Güter und daran geknüpfter Preisanhebungen. Findet eine Qualitätsverbesserung statt, wie

dies in den letzten Jahren vor allem in der Automobilindustrie der Fall war, so wird der

qualitätsbedingte Preisanstieg trotzdem als Inflation gewertet, obwohl es de facto keine ist.

Schätzungsweise könnte man die Inflationsrate so etwa ein bis zwei Prozentpunkte tiefer

ansetzen, was eine Wertung von ein bis zwei Prozent Inflation als Stabilität rechtfertigen

würde. Um dieses Problem zu beheben, versucht man mittels der „hedonischen

Qualitätsbereinigung“ zwischen qualitätsbedingten und reinen Preisveränderungen zu

differenzieren. Dabei werden Güter in ihre einzelnen Qualitätseigenschaften zerlegt, die

dann jeweils einzeln bewertet werden. In den USA und Großbritannien wird diese Methode

bereits seit längerem verwendet.

Auf europäischer Ebene wurde 1997 der sog. „Harmonisierte Verbraucherpreis-Index“

(HVPI) geschaffen, der die Inflationsrate der einzelnen EU-Mitgliedstaaten in Zukunft

untereinander vergleichbar machen soll. Zuvor war dies schwierig, da Warenkörbe,

Wägungsschemata und staatlich regulierte oder subventionierte Preise international oft sehr

differieren. Zur Vereinfachung entwickelte daher Eurostat, das statistische Amt der EU, in

Zusammenarbeit mit den nationalen statistischen Ämtern für jedes EU-Land einen solchen

HVPI-Preisindex. Einige Bereiche wie beispielsweise selbstgenutzter Wohnraum fließen

bisher jedoch noch nicht in den HVPI mit ein, da man sich hier noch nicht auf eine

einheitliche Maßmethode verständigen konnte. Dies ist jedoch zumindest beim deutschen

HVPI angesichts einer Deckungsgleichheit von ca. 90 % zum offiziellen Index nicht sonderlich

relevant.

Die Hauptmessgröße für die Stabilität des gesamten Preisniveaus in der EU und Richtschnur

für die Geldmengensteuerung der EZB stellt der Europäische Verbraucherpreis-Index (EVPI)

dar. Für diesen Durchschnittswert werden die HVPIs der einzelnen EU-Mitgliedstaaten

zusammengerechnet, wobei Deutschland mit einem Anteil von 33 Prozent das größte

Gewicht hat. Bei den Gütergruppen im Wägungsschema steht hier „Nahrungsmittel,

alkoholische Getränke und Tabakwaren“ an erster Stelle (ca. 21 % Gewichtung), gefolgt von

„Verkehr“ und „Wohnung“ (jeweils 16 %), wobei Wasser und Strom inkludiert sind. Für

diesen gesamteuropäischen Preisindex werden allein in Deutschland monatlich 350000

Preise erfasst, in der gesamten EU sind es etwa 1,7 Mio.

Page 23: Geld - der unverstandene Faktor

22

4.1.1 Kritik an der Warenkorb-Methode

Eine, wie ich finde, doch bedenkenswerte Kritik an der Inflationsmessung mittels

Warenkorb, bringt Helmut Creutz, Wirtschaftsanalytiker und Dozent an der Universität

Kassel, hervor. So sind seiner Ansicht nach die Ergebnisse der derzeitigen Inflationsmessung

äußerst fragwürdig, da hier stets Einzelpreise gemessen werden, die jedoch nichts mit

Veränderungen des Gesamtpreisniveaus zu tun hätten. Beispielhaft führt er dafür den

Kartoffelpreis an. Steigt dieser, so kann der Kunde entweder entscheiden, weniger Kartoffeln

zu kaufen, um so mit der gleichen Geldmenge wie vorher auszukommen, oder er kauft

stattdessen von einem anderen Produkt seines Warenkorbs eine kleinere Menge. Auch hier

kommt er mit der gleichen Geldmenge aus. Da bei einem der Produkte des Warenkorbs auf

diese Weise zwangsläufig die Nachfrage sinken muss, sinkt nach den Marktgesetzen auch

der Preis des jeweiligen Produktes. Ein Preisanstieg auf der einen Seite würde also durch

eine Preissenkung auf der anderen Seite kompensiert, was somit keine Auswirkung auf das

Preisniveau hätte. Hier geht Creutz jedoch davon aus, dass vom Verbraucher immer mit der

gesamten ihm zur Verfügung stehenden Geldmenge nachgefragt wird, sodass

Mehrausgaben bei einer Preiserhöhung insgesamt nicht möglich sind. Eine Mehrnachfrage

wäre hier faktisch nur mit einer Ausweitung der Geldmenge und somit einer Schwächung

der Geldkaufkraft möglich. Umgekehrt scheint man bei der Warenkorb-Maßmethode davon

auszugehen, dass für den Verbraucher stets noch finanzieller Spielraum zur Verfügung steht,

der ihm die Mehrnachfrage bei einem Preisanstieg erlaubt, denn im Warenkorb wird immer

mit der gleichen Gütermenge gemessen.

Eine Erhöhung aber beispielsweise des Ölpreises, wie sie sich derzeit ereignet, hat Einfluss

auf die Preise in vielen Bereichen, kommt also einer Erhöhung des Gesamtpreisniveaus

gleich, da heute nahezu in jedem Wirtschaftsbereich Erdöl unverzichtbar ist.

4.2 Ursachen von Inflation

Grund für die Inflation ist immer ein Ungleichgewicht zwischen nachfragender Geldmenge

und sein Gegenwert in Gütern der Volkswirtschaft. Bei Null Prozent Inflation wäre also genau

so viel Geld in Umlauf, wie die Güter in dieser Volkswirtschaft wert sind. Wird die

Geldmenge erhöht oder sinkt die Wirtschaftsleistung, so fragt mehr Geld nach als Güter

vorhanden sind, folglich sinkt die Kaufkraft des Geldes, der Preis steigt. Um die Geldkaufkraft

also bewahren zu können, darf die Menge des umlaufenden Geldes nur im Gleichschritt mit

dem Wirtschaftswachstum angehoben werden (siehe Kapitel 3.2).

In der Volkswirtschaftslehre gibt es einige Theorien, welche die Ursache von Inflation in

Schwankungen von (Güter-) Angebot und Nachfrage sehen. Vor allem die Theorie der sog.

Nachfragesoginflation ist jedoch fragwürdig.

Page 24: Geld - der unverstandene Faktor

23

Bei der Nachfragesoginflation steigt die Nachfrage so rasant, dass die Angebotsseite, sprich

die Wirtschaft, nicht schnell genug mit einem erhöhten Angebot reagieren kann und deshalb

die Preise erhöht, obwohl keinerlei Wertsteigerung der angebotenen Ware stattgefunden

hat. Das Angebot ist lediglich im Verhältnis zur Nachfrage knapper als vorher. Noch tritt

allerdings keine Inflation auf, Grundvoraussetzung dafür ist eine monetäre Alimentierung,

eine Anhebung der Geldmenge.

Praktisch gesehen ist eine so erhöhte Nachfrage jedoch nur über einen sehr kurzen Zeitraum

möglich. Beispielsweise können alle Einkommen zu Beginn eines Monats nachfragewirksam

eingesetzt, also ausgegeben, werden. Nun kann es zu einer vorrübergehenden

Preissteigerung kommen, wenn die Wirtschaft auf die plötzlich erhöhte Nachfrage nicht

vorbereitet ist. Den Rest des Monats ist jedoch kein nachfragewirksames Kapital mehr

vorhanden, sodass sich das Gleichgewicht wieder einpendelt. Eine indirekt durch die

Nachfrager ausgelöste Inflation ist jedoch möglich, wenn Geld über längere Zeit dem

Wirtschaftskreislauf entzogen wird. Hierdurch entsteht eine Nachfragelücke, der Markt wird

also nicht mehr vollständig geräumt. Bringt nun die Zentralbank (denn nur sie ist dazu

befähigt!) zusätzliches Geld in Umlauf, um die Nachfrage zu beleben, kann es zur Inflation

kommen. Dann nämlich, wenn die zurückgehaltenen Geldmengen wieder in Umlauf

gebracht werden. Wann und ob das geschieht, liegt außerhalb des Einflussbereiches der

Zentralbank.

Angebotsseitig tritt die sog. Angebotsdruckinflation (Kosteninflation) auf. Ursache für diese

ist in erster Linie eine Steigerung der Produktionskosten, also z. B erhöhte Lohnnebenkosten,

Energiepreise oder Zinsen, die sich auf den Preis der, von der Wirtschaft angebotenen,

Waren auswirken. Voraussetzung für die Angebotsdruckinflation ist, dass die angebotene

Ware auch gekauft wird, da es sonst keinen erhöhten Geldbedarf gibt. Ist dies jedoch

gegeben und wird eine Ausweitung der Geldmenge veranlasst, kommt es zur Inflation.

Hierbei ist noch zu unterscheiden zwischen der sog. „Cost-Push“- Inflation und der „Profit-

Push“- Inflation. Letztere wird primär durch die Gewinninteressen einzelner Unternehmen

verursacht, während die „Cost-Push“- Inflation auf z. B. erhöhte Rohstoffpreise

zurückzuführen ist.

Grundvoraussetzung für beide Inflationsarten ist jedoch eine Ausweitung der Geldmenge,

die letztendlich nur durch die Zentralbank veranlasst werden kann (siehe Kapitel 3.2).

Page 25: Geld - der unverstandene Faktor

24

4.2.1 Die Lohn-Preis-Spirale

Als Lohn-Preis-Spirale bezeichnet man den Zusammenhang zwischen steigenden Löhnen und

steigenden Preisen. Gewerkschaften und Unternehmer schieben sich dabei gegenseitig die

Schuld zu, wer die Spirale in Gang gesetzt habe. Aufgrund inflationärer Preisentwicklung

verlangen die Gewerkschaften von den Arbeitgebern einen sog. „Inflationsausgleich“. Die

neu ausgehandelten Tarifverträge sind für die Arbeitgeber, aufgrund „gestiegener

Lohnstückkosten“, wiederum Anlass für Preiserhöhungen. Für die Gewerkschaften ist das ein

Grund für eine abermalige Erhöhung der Löhne. Tatsächlich lässt sich empirisch nicht

feststellen, wer die Spirale in Gang gesetzt hat, der Streit darüber bringt also nicht weiter.

Nachweisbar verantwortlich für Preiserhöhungen sind lediglich staatlich administrierte

Preise (Verkehr, Post- und Fernmeldegebühren).

„Grausam, wie der Hase den armen Fuchs hetzt!“

(Zeichnung: Horst Haitzinger/CCC, www.c5.net)

4.3 Folgen der Inflation

Die Folgen der Inflation sind sehr vielschichtig und nie gibt es jemanden, der nur auf der

Gewinnerseite steht. So wie nahezu jeder von uns täglich mit Geld umgeht, so ist auch

nahezu jeder in irgendeiner Weise von der Entwertung dieses Geldes betroffen. Dennoch

trägt die breite Masse der Bevölkerung einen Großteil der Inflationskosten und das ist nicht

der Teil, der über enorme Geldmengen verfügt, sondern in erster Linie die Mittel- und

Unterschicht. Daraus ergibt sich eine verarmte Mittelschicht und einige wenige, welche die

Inflation nicht so hart getroffen hat oder die sogar davon profitiert haben (in erster Linie

wohlhabendere Teile der Bevölkerung), die nun als Gewinner dastehen. Zwischen ihnen und

dem Rest tut sich eine gewaltige Kluft auf, eine soziale Spaltung ist unvermeidlich.

Page 26: Geld - der unverstandene Faktor

25

4.3.1 Gewinner der Inflation

Zweifellos Gewinner der Inflation ist, wer festverzinsliche Kredite aufgenommen hat oder

Eigentümer festverzinslicher Wertpapiere ist. Genauso wie die gesamte Geldkaufkraft sinkt

auch die des Guthabens des Kreditgebers beim Kreditnehmer bis es schließlich nichts mehr

wert ist. Hier gilt das sog. Nominalwertprinzip: 1000 Euro bleiben auch bei Inflation 1000

Euro Schulden, die durch die erhöhte Geldmenge natürlich umso leichter zurückzuzahlen

sind.

Auch Besitzer von Sachwerten bleiben von den Folgen der Inflation weitgehend verschont.

Der Wert von Sachvermögen sinkt bei Weitem nicht so schnell wie der des Geldes bei hoher

Inflation. Deshalb ist zu Zeiten hoher Inflation oft eine „Flucht in Sachwerte“ wie

beispielsweise Immobilien („Betongold“) zu beobachten.

Oft wird auch der Staat als Inflationsgewinner bezeichnet. Dies muss jedoch nicht

zwangsläufig der Fall sein. Auf der einen Seite können wie oben beschrieben Staatschulden

abgebaut werden. Außerdem steigen die Steuereinnahmen in zweierlei Hinsicht:

einkommensabhängige Steuern mit den inflationsbedingt steigenden Löhnen, da bei

höheren Löhnen auch der prozentuale Steueranteil steigt. Zudem steigen proportional auch

die Einnahmen aus der Mehrwertsteuer. Andererseits hat der Staat, gebunden an die

höheren Preise, auch höhere Ausgaben. Der Profit des Staates an der Inflation hängt also in

erster Linie von dem Verhältnis der inflationsbedingten Mehrausgaben zu den

inflationsbedingten Mehreinnahmen ab.

Page 27: Geld - der unverstandene Faktor

26

4.3.2 Verlierer der Inflation

Eindeutige Verlierer der Inflation sind Sparer und Besitzer von Geldvermögen. Die Sparrate

ihrer Geldanlagen liegt in der Regel weit unter der Inflationsrate, sodass sie innerhalb kurzer

Zeit ihr gesamtes Vermögen verlieren. Da diese Sparer einen Großteil der Bevölkerung

ausmachen, sind nach einer Inflation weite Teile der Gesellschaft gänzlich verarmt. Während

Besitzer kleinerer Geldvermögen, also die Masse, besonders hart getroffen werden, können

sich Besitzer größerer Vermögen mit hohen Zinsen gegen den Kaufkraftverlust schützen.

Page 28: Geld - der unverstandene Faktor

27

5. Die Börse

5.1 Geschichtlicher Hintergrund

Die Anfänge der Börse gehen bis ins 14. Jahrhundert zurück. Damals schon trafen sich in der

belgischen Brügge regelmäßig Kaufleute im Gasthof der Patrizierfamilie van de Beurse, um

dort Informationen über den Markt einzuholen und vor allen Dingen um Geschäfte mit

anderen Kaufleuten abzuschließen. Hier vermutet man auch den Ursprung des heutigen

Wortes „Börse“, das von dem Namen der Familie „van de Beurse“ abgeleitet und fortan auch

für neu entstandene Handelsplätze verwendet wurde. Der Name der Familie stammt

ihrerseits von dem lateinischen Wort „bursa“ für „Beutel“ ab, denn das Familienwappen

zieren drei Lederbeutel. Andere wiederum vermuten in dem Wort „Börse“ eine Abänderung

des Namens der Stadt Brügge. Gemeinsam hatten jedenfalls alle Handelsplätze, die fortan

„Börse“ genannt wurden, dass man dorthin nicht seinen Warenbestand mitbrachte, sondern

nur Belege für den Besitz der Ware, heute nennt man sie Aktien, mit denen dann gehandelt

wurde.

Die erste offizielle Börse wurde 1531 in Antwerpen gegründet, ein eigenes Börsengebäude

wurde errichtet. 1540 entstand dann die erste deutsche Börse in Augsburg, kurz darauf,

1553, wurde die Kölner Börse gegründet. Die heute wichtigste deutsche Börse, die

Frankfurter Wertpapierbörse, entstand im Jahre 1585.

5.2 Börsenarten

Die ersten Börsen beschränkten sich auf den Handel von Waren, insbesondere

landwirtschaftlicher Produkte. Später entstanden auch Börsen, die sich auf einzelne

Produkte wie Kaffee, Tee oder Edelmetalle spezialisierten. Einige davon, wie die Teebörse,

bestehen bis heute. Ebenfalls eine frühe Art der Börse war der Handel mit

Schiffsbeteiligungen. Dieser Handel begann in den Niederlanden Anfang des 17.

Jahrhunderts mit der Gründung der Schifffahrtsgesellschaft „Ostindische Kompagnie“. Hier

wurde auf den Erfolg oder Misserfolg riskanter Schiffsexpeditionen spekuliert. Eine der

wichtigsten und bekanntesten Börsenarten heute ist die Wertpapierbörse (auch

Aktienbörse), an welcher der Handel mit Aktien und verzinslichen Wertpapierbörsen

abgewickelt wird. Wird im Allgemeinen von „Börse“ gesprochen, so ist meist diese Börsenart

gemeint. Desweiteren existieren noch Devisenbörsen für den Handel mit Fremdwährungen

und weitere börsenähnlich organisierte Märkte wie beispielsweise Dienstleistungsbörsen.

Page 29: Geld - der unverstandene Faktor

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5.3 Handel und Spekulation

Bei der klassischen Form des Börsenhandels, dem Parketthandel, treffen sich die

Börsenmakler persönlich an der sog. Präsenzbörse und handeln dort ihre oder die Geschäfte

ihrer Kunden aus. An kleineren Börsen wie den deutschen Regionalbörsen ist meist nur

Parketthandel möglich. Der Großteil der Börsengeschäfte wird heute jedoch über

computergestützte Handelssysteme wie XETRA (Deutsche Börse AG) oder NASDAQ (New

York Stock Exchange) abgewickelt, welche die Maklerfunktion übernehmen.

Die Handelszeiten an den Präsenzbörsengehen meist von 09:00 Uhr Ortszeit bis 20:00 Uhr

Ortszeit. XETRA schließt bereits um 17:30 Uhr.

Für den Börsenhandel ist die gleichwertige Beschaffenheit der gehandelten Gegenstände,

der Börsenware, unverzichtbar. Erst so wird eine Vergleichbarkeit der Börsenware ohne ihre

Präsenz möglich.

Während der Aktienbesitz früher noch eine langfristig sichere Geldanlagemöglichkeit war

und die Ausschüttung einer Dividende der größte Anreiz dafür, so ist die Spekulation mit

Aktien heute ungleich beliebter. Früher besaß man oft über Jahre hinweg die gleichen

Aktien, was bei den heutigen Kursschwankungen und drohenden Kursverlusten denkbar

unsicher ist. Sogenannte Spekulanten versuchen heute, unter Billigung höherer Risiken,

kurzfristige Investitionen zu tätigen. „Spekulieren“ entstammt dem lateinischen „speculor“

was soviel bedeutet wie „ich erspähe“. In diesem Sinne versuchen die Spekulanten sich

verändernde Marktsituationen, Kursänderungen etc. im Voraus zu erspähen und daraus

Gewinn zu ziehen. Im Grundprinzip versuchen sie, Aktien, Devisen oder andere Börsenware

so preiswert wie möglich zu erstehen und nach erhoffter Wertsteigerung so teuer wie

möglich wieder zu verkaufen. Die Differenz zwischen Kaufpreis und Verkaufspreis ist ihr

Gewinn, der Spekulationsgewinn. Da jedoch zu einem Handel immer zwei Parteien gehören,

die beide in der Absicht des größtmöglichen Gewinns handeln, kann immer nur einer

gewinnen, während der andere leer ausgeht.

Für Unternehmen ist die Aktienvergabe eine Möglichkeit, Risiken auf die Spekulanten zu

übertragen, welche die Aktien kaufen (Hedging). Sinkt der Aktienkurs des entsprechenden

Unternehmens, so verlieren die Aktionäre ihr Geld, sofern sie nicht vorher verkaufen.

Page 30: Geld - der unverstandene Faktor

29

5.4 Börsenkrach

Hinter Spekulationen und den damit verbundenen Kursverläufen verbergen sich oft auch

psychologische Phänomene. Das lässt sich gut am Tulpen-Boom in den Niederlanden im

Jahre 1734 erkennen. Tulpenzwiebeln waren damals ein Luxusprodukt, nur reiche Leute

konnten sich ein Tulpenbeet leisten. Da jedoch immer mehr Leute zu Wohlstand kamen,

überlegten sich einige Kaufleute, dass daraus auch eine erhöhte Nachfrage nach

Luxusgütern, in diesem Fall Tulpenzwiebeln, resultieren müsste. Sie kauften große Mengen

an Tulpenzwiebeln auf. Schnell verbreitete sich die Nachricht über die ganzen Niederlande

und Hunderttausende taten ihnen nach, in der Hoffnung die Preise würden steigen. Jeder

hoffte schnell reich zu werden, indem er die Tulpenzwiebeln billig kaufte und erheblich

teurer verkaufte. Der Preis der Tulpenzwiebeln stieg enorm und so bekam man auf dem

Höhepunkt der Spekulation für eine Zwiebel der Sorte „Vice-Roy“ 2500 Gulden. Einem

zeitgenössischen Bericht zufolge entsprach dies damals zwei Wagenladungen Roggen, vier

Mastochsen, vier Mastschweinen, zwölf Schafen, vier Fässern Bier, zwei Fässern Wein, 1000

Pfund Käse, einem Bett, einem Silberbecher und einem Anzug. Drei Jahre nach Beginn des

Booms, 1637, verspekulierte sich jedoch einer der Spekulanten: er wurde die Zwiebeln nicht

mehr zu dem von ihm angesetzten Preis los. Panikartig begann er, aus Angst vor weiteren

Verlusten, alle seine Tulpenzwiebeln zum günstigsten Preis loszuschlagen. Auch ihm folgten

wieder Hunderttausende, alle aus Angst, ein Vermögen zu verlieren. Alle wollten nun um

jeden Preis verkaufen, keiner wollte die Tulpenzwiebeln mehr kaufen und so stürzten die

Preise ins Bodenlose. Die Spekulationsblase platzte und ein Vermögen eines Großteils der

Anleger war vernichtet.

Dieses Beispiel ist keineswegs einmalig in der Geschichte. Der wohl berühmteste Fall in der

Geschichte ist der „Black Monday“ – der „Schwarze Montag“ (der irrtümlich oft als

„Schwarzer Freitag“ bezeichnet wird), der 28. Oktober 1929, an dem der Kurs des Dow Jones

Industrial Average an der Wall Street von 298,97 auf 260,64 Punkte fiel. Er war der Auslöser

der Weltwirtschaftskrise, die Millionen von Menschen weltweit in die Armut stürzte.

Angesichts dessen scheint es wohl keine allzu gewagte Hypothese mehr zu sein, dass uns

ohne dieses Ereignis der Aufstieg Hitlers erspart geblieben wäre.

In jüngster Zeit konnte man dasselbe Muster am Platzen der sog. Dotcom-Blase erkennen.

Millionen Anleger spekulierten diesmal auf ein extremes Wachstum junger, aufstrebender

IT- und Internetunternehmen. Als sich auch dies als Fehleinschätzung herausstellte, griff

abermals Panik um sich und Millionen Aktionäre verloren alles, was sie hatten.

Solche und ähnliche Erscheinungen bezeichnet man als Börsenkrach oder auch Börsencrash.

In der Regel wird er von negativen Informationen oder Nachrichten ausgelöst, die zu

panikartigen Verkäufen führen. Ein Krach wird dann als solcher gewertet, wenn die Kurse

innerhalb eines Handelstages um mehr als zehn Prozentpunkte fallen. Oft pflanzt sich ein

Crash auf einer Börse auch an anderen Börsen fort, sodass weltweit gleichzeitig mehrere

Millionen Menschen davon betroffen sind. Besonders brisant wird es, wenn Banken mit

Page 31: Geld - der unverstandene Faktor

30

großen Aktienbeständen bei den Spekulationen mitmischen und aufgrund von Börsencrashs

zahlungsunfähig werden. Auf diese Weise geraten nicht nur Arbeitsplätze in Gefahr, sondern

auch die durchschnittlichen Sparer, die einen Großteil der Bevölkerung ausmachen, werden

um ihr Erspartes betrogen.

5.5 Wichtige Börsenplätze

International von großer Bedeutung sind die Handelsplätze New York City (New York Stock

Exchange, New York Mercantile Exchange, NASDAQ), London (London Stock Exchange,

London Metal Exchange), Tokio (Tokyo Stock Exchange), Frankfurt am Main (Frankfurter

Wertpapierbörse), Hongkong (Hong Kong Stock Exchange), Singapur, Toronto (Toronto Stock

Exchange), Zürich (SWX Swiss Exchange) und Amsterdam/Paris/Lissabon/Brüssel (Euronext).

Wichtigster Börsenplatz in Deutschland ist Frankfurt am Main mit der Frankfurter

Wertpapierbörse (mit den computergestützten Handelssystemen XETRA und EUREX). Rund

98 % des Handels mit deutschen Aktien und 84 % des Handels mit ausländischen Aktien in

Deutschland wurden hier im März 2008 abgewickelt. Die FWB gehört zur Deutsche Börse AG.

Neben Frankfurt am Main gibt es in Deutschland noch sieben weitere Börsenplätze, die sog.

Regionalbörsen. Sie befinden sich in Stuttgart, München, Hamburg, Düsseldorf, Hannover,

Berlin und Bremen.

Page 32: Geld - der unverstandene Faktor

31

6. Die Hauptproblematik unseres heutigen Geldsystems

Die Hauptproblematik unseres heutigen Geldsystems besteht grundsätzlich in der enormen

Überentwicklung der Geldvermögen, die je höher desto schneller, durch gewaltige

Zinsströme wachsen und einem gleich hohen Schuldenberg gegenüberstehen. Unter

Überentwicklung versteht man eine Entwicklung, die schneller als normal, überproportional

verläuft. In dieser Überentwicklung steuert das heutige Geldsystem unweigerlich auf den

Zusammenbruch zu.

In dem Wort „Geldvermögen“ werden Geld und Guthaben zusammengefasst. Gerne werden

die Geldguthaben auch zum Geld dazugezählt und somit auch als Geld bezeichnet, dass dies

jedoch aufgrund der Verschiedenheit beider Faktoren definitiv falsch ist, erklärte ich bereits

in Kapitel 3. Geld selber ist die Voraussetzung, um überhaupt Geldguthaben, also

Kaufkraftüberlassungen, schaffen zu können. Die Überentwicklung von Geldmenge und der

Menge der Geldguthaben ist ebenso unabhängig von einander wie die Auswirkungen dieser

Überentwicklungen. Tritte bei einer Überentwicklung der Geldmenge eine Inflation ein, so

hat eine überproportionale Ausweitung der Geldguthaben allgemeine Überschuldung

zufolge.

Zu statistischen Zwecken werden die gesamten Geldvermögen in drei Sektoren, die

Privathaushalte, die öffentlichen Haushalte (Staat) und die Unternehmen unterteilt.

Wie aus der obige Tabelle ersichtlich, stellen die privaten Haushalte den größten Haushalt

den größten Teil der Geldvermögen und verzeichnen auch das größte Wachstum. Diese

Konzentration in privaten Händen ist grundsätzlich und im Sinne der Demokratie zu

unterstützen (da eine staatliche Übermacht so ausgeschlossen wird), stünden dieser

Konzentration nicht übermäßige Verschulden in Staat und Wirtschaft gegenüber. Zudem

Page 33: Geld - der unverstandene Faktor

32

sind die Verteilungsrealitäten im privaten Sektor überaus extrem, sodass man hier nicht

gerade von einer positiven Entwicklung sprechen kann. Dazu nur ein Beispiel aus den USA:

allein im Jahre 1986 verdoppelte sich die Anzahl der Millionäre fast von 14 auf 26. Von

diesen Super-Reichen hatten bereits damals fünf Prozent mehr Einkommen als 40 % der

restlichen amerikanischen Bevölkerung. Wiederum die Spitze dieser, ein Prozent der

Allerreichsten, hielt ein größeres Vermögen als 90 % der Gesamtbevölkerung in den Händen.

Das ist jetzt über 20 Jahre her und man kann davon ausgehen, dass sich diese Entwicklung

seitdem um ein Vielfaches verstärkt hat. Auch die UNO verkündete schon 1996, dass die 358

reichsten Männer der Welt über mehr Geld verfügen, als die Jahreseinkommen von 45 % der

Weltbevölkerung betragen.

Über die Reichtumsverteilung im privaten Sektor gibt es in Deutschland leider kaum offizielle

Statistiken. Zwar rechnet das Statistische Bundesamt jedes Jahr den durchschnittlichen

Anteil jedes Bürgers am gesamten Privatvermögen aus, 1998 waren das 69 000 DM, doch

gibt auch dies recht wenig Auskunft über die wirkliche Verteilung. Etwas näher an die

Tatsachen kommt man mit einem Blick auf die sog. Einkommens- und

Verbrauchsstichproben (EVS), aus denen das Statistische Bundesamt alle fünf Jahre das

Nettogeldvermögen von 50 000 Haushalten bundesweit errechnet (siehe auch Kapitel 4).

1983 wurde besonders differenziert in 26 Einkommensgruppen unterteilt, daher die

folgende Grafik aus diesem Jahr. Seither verschwinden deutliche Unterschiede zwischen

einzelnen Einkommensgruppen in den Statistiken leicht, da sie oft in größeren Gruppen

zusammengefasst werden.

Wie ersichtlich hatten acht Prozent der Befragten ein sog. „negatives Nettogeldvermögen“,

mit anderen Worten: sie waren überschuldet, in der Spitzengruppe lagen die Außenstände

bei 72 000 DM. Eine Gruppe von fünf Prozent hatte entweder gar kein Vermögen oder ihr

Vermögen glich der Höhe ihrer Schulden, was man als sog. Nullsaldo bezeichnet. Die

restlichen 87 % hatten ein positives Nettogeldvermögen, wobei dieses nur langsam anstieg

und erst bei den letzten zwei bis drei Prozent gewaltig in die Höhe schoss. Teilt man diese

Grafik in der Mitte, so verfügt die linke Hälfte über vier Prozent der gesamten

Nettogeldvermögen, während 96 % auf die rechte Hälfte entfallen. Der Hauptanteil dieser 96

% konzentriert sich jedoch wiederum auf etwa zehn Prozent dieser Hälfte. Was das

Wachstum der privaten Geldvermögen angeht, so verzeichnete man in den 1990er-Jahren

eine durchschnittliche Zunahme der Geldvermögen um 500 Mrd. DM pro Jahr, was einem

Tagesdurchschnitt von 1,37 Mrd. DM (1370 Millionen!) entspricht. Deutsche Banken

schütteten folglich über eine Milliarde DM täglich an Zinsen aus.

Page 34: Geld - der unverstandene Faktor

33

Bei alldem ist es wichtig, zu bedenken, dass es sich nicht um eine Ausweitung der

Geldmenge oder gar um ein Wirtschaftswachstum handelt, das eine solche Ausweitung

solcher Größenordnung erst gerechtfertigt hätte. Vielmehr findet eine ständige

Umschichtung der Geldvermögen von der Arbeit zum Besitz statt, d. h. in dem Umfang, in

dem die Geldvermögen der Geldvermögensbesitzer ständig anwachsen, werden die

Arbeitsleistenden ärmer. Der größte Motor für diese Entwicklung ist der Zins. Aus dieser

Konzentration von Geldvermögen resultiert ein immer weiterer Zwang zur Verschuldung,

denn um diese Geldvermögen wieder nachfragewirksam in die Wirtschaft zurückzuführen,

müssen neue Kredite aufgenommen werden, die durch erneute Zinsen ein weiteres

Wachstum der ohnehin schon überentwickelten Geldvermögen verursacht. Diese

Entwicklung ist im „monetären Teufelskreis“ folgendermaßen dargestellt.

Page 35: Geld - der unverstandene Faktor

34

Diese Zinsen können nur durch Wirtschaftswachstum oder das Aufnehmen neuer Schulden

finanziert werden. Dabei ist die Wirtschaft immerzu dazu verdammt, den stetig wachsenden

Geldvermögen hinterher zu hinken. Wie eingangs dargestellt, droht einer auf diesem Prinzip

basierenden Wirtschaft und Gesellschaft der Zusammenbruch. Und das in dreierlei Hinsicht:

die erklärte Rückschleusung der konzentrierten Geldvermögen in die Nachfrage erfordert

erneute Kredite und führt letztendlich zu Überschuldung. Die damit verbundenen sozialen

Spannungen bergen die Gefahr einer Spaltung und möglicherweise ein Auseinanderbrechen

der Gesellschaft in sich. Notfalls greift hier vorher der Staat durch Schuldenaufnahme ein,

um eine Rezession abzuwenden, wenn die Bereitschaft zur Kreditaufnahme bzw.

Kreditvergabe in Wirtschaft Bevölkerung nicht hoch genug ist. Unterbleibt die auf diese

Weise gewährte Rückschleusung, steuert die Konjunktur auf eine geldmangelbedingte

Rezession oder gar Depression zu, da die Nachfrage einbricht, was mit den damit letztendlich

verbundenen Löhnen, die nun sinken, zu einer nur schwer zu stoppenden Abwärtsspirale

führt. Versucht man hingegen, den dem Geldvermögen gegenüberstehenden Schuldenberg

durch ständiges Wirtschaftswachstum zu kompensieren, drohen irreparable Folgen für die

Umwelt.

Page 36: Geld - der unverstandene Faktor

35

6.1 Die Schuldenproblematik

Die Schulden als Gegenstück zu den rasant gestiegenen Geldvermögensbeständen erlebten

ebenfalls eine enorme Überentwicklung. In den öffentlichen Fokus geriet dies zum ersten

Mal in den 1980er-Jahren, als die Entwicklungsländer ihre Auslandsschulden nicht mehr

begleichen konnten. Doch nicht nur in den Entwicklungsländern, auch in Deutschland wurde

das Problem bald sichtbar. So überstiegen die gesamten öffentlichen Schulden in den

1980er-Jahren die Auslandsschuld aller Länder Lateinamerikas zusammen. Natürlich kann

man Auslandsschuld und Inlandsschuld nicht ohne weiteres vergleichen. Es ist jedoch so,

dass die Auslandsschulden in Entwicklungsländern, aufgrund der geringen Ersparnisse und

des meist nur wenig Bankwesens, ein wesentlich bedeutenderer Faktor sind als die

Inlandsschulden, während es sich bei den Industrienationen in der Regel genau umgekehrt

verhält.

Page 37: Geld - der unverstandene Faktor

36

Am Pro-Kopf-Anteil der Schulden lässt sich der rasante Anstieg gut erkennen:

Jahr 1987 1995

Entwicklungsländer 350 640

Deutschland 36 000 58 000

USA 45 000 90 000 Angaben in U$-Dollar

Genau wie bei den Geldvermögen teilt man auch die Schulden in drei Sektoren ein: die

Schulden der Privathaushalte, die der Unternehmen und die des Staates. Die jeweiligen

Anteile sind in der folgenden Grafik zu erkennen.

Page 38: Geld - der unverstandene Faktor

37

Was passiert, wenn man versucht die Schulden mittels einer gewaltigen

Geldmengenausweitung zu kompensieren, musste man in der Geschichte schon mehrmals

schmerzlich erfahren. So auch in den 1980er-Jahren in der damaligen UdSSR. Aufgrund der

extrem expansiven Geldpolitik der dortigen Notenbank, sank der Wert eines Rubels bis 1992

auf einen Wert von ca. 0,2 U$-Cent.

6.1.1 Die Staatsverschuldung

Wie so vieles in den USA erreichten dort auch die Staatsschulden bisher ungekannte

Ausmaße. Bereits 1981 betrugen sie 925 Mrd. U$-Dollar, allein 200 Mrd. U$-Dollar fielen

jährlich an Zinskosten an. Inzwischen haben sich die Schulden mehr als verzehnfacht, auf

9,56 Billionen (!) U$-Dollar. Umgerechnet auf jeden US-Bürger sind dies etwa 31 400 U$-

Dollar. Bund, Länder und Gemeinden in Deutschland waren 1982 mit ca. 460 Mrd. U$-Dollar

verschuldet. Seitdem haben Sie sich auf 2,34 Billionen U$-Dollar verfünffacht. Auch die

jährlichen Zinskosten von damals umgerechnet etwa 46 Mrd. U$-Dollar dürften sich

mittlerweile um ein Vielfaches gesteigert haben. Mit aktuellen 28 400 U$-Dollar (15 400 €)

nähert sich der Pro-Kopf Anteil an den Schulden schon deutlich dem in den USA. Der

Vorwurf an die Entwicklungsländer, sie würden ihre Schulden durch die Aufnahme neuer

Schulden tilgen, ist in der Hinsicht etwas absurd, dass die meisten Industrienationen schon

damals genau dies taten. So beklagte sich auch der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl in

seiner Regierungserklärung 1982:

„Die Neuverschuldung reicht kaum noch aus, um die jährliche Zinslast zu bezahlen“

Die Folgen sind auch hier nicht nur eingeschränkte Flexibilität in der Haushaltspolitik,

sondern vor allen Dingen auch der Zwang zu immer größerem Wirtschaftswachstum, das

automatisch höhere Steuereinnahmen bringt, welche zur weiteren Schuldentilgung

verwendet werden. Die schwerwiegenden sozialen und vor allem ökologischen Folgen

geraten dabei schnell in den Hintergrund. Staatsschulden sind auch deshalb besonders

folgenschwer, weil bei völliger Zahlungsunfähigkeit des Staates die Gläubiger nur wenig

Gegenwert in Sachwerten erhalten können. Zieht der Staat dann auch noch mit einer

Geldinflationierung die Notbremse, wird er zwar selber seine Schulden los, die Sparer

werden jedoch enteignet.

Page 39: Geld - der unverstandene Faktor

38

6.1.2 Die Unternehmensverschuldung

Im Bereich der Wirtschaft zeigt sich ein ähnliches Schema wie bei der Staatsverschuldung.

Die Schulden steigen um ein vielfaches rasanter, als dass sie durch die Leistung gedeckt

werden könnten. Da dem Wirtschaftswachstum schon allein aus ökologischen Gründen

Grenzen gesetzt sind, wird es wohl kaum gelingen, die Leistung der

Überschuldungsentwicklung anzupassen. Ein „grenzenloses Wachstum“ ist bedingt durch

einen grenzenlosen Verschuldungszwang. So wird man wohl auch in Zukunft noch von einer

„dept economy“, einer auf Verschuldung basierenden Wirtschaft sprechen.

6.2.2 Die Privatverschuldung

Die privaten Schulden, die sog. Konsumentenkredite, sind im Gegensatz zu den

Investitionskrediten der Unternehmen nicht durch Sachwerte wie beispielsweise Immobilien

gedeckt. Ihre Deckung beruht einzig auf dem Einkommen der Kreditnehmer, was auch nicht

weiter problematisch ist, wenn Einkommen in entsprechender Höhe vorhanden sind. Wenn

jedoch unbezahlte Zinsen durch die Aufnahme neuer Schulden durch die Aufnahme neuer

Schulden zu tilgen versucht werden, kann die Situation leicht zum Teufelskreis werden.

Probleme bei der Rückzahlung von Krediten ergeben sich oft durch unerwartete

Einkommenseinbrüche, die ihre Ursache beispielsweise in Arbeitslosigkeit oder Krankheit

haben können. Darüber hinaus vermutet man, dass sich viele Menschen verschulden um

einen drohenden sozialen Abstieg nach außen hin nicht sichtbar nicht sichtbar zu machen.

Bargeldlose Zahlungssysteme erleichtern zudem den Zugang zu Krediten.

Beispielhaft, im Grunde für alle Überschuldungsprobleme, ist folgende fiktive Konstellation:

Am Anfang steht ein Kredit von 10 000 Euro. Da es Rückzahlungsprobleme gibt, wird der

Kredit kurzerhand gekündigt, worauf hohe Verzugszinsen, Bearbeitungsgebühren usw.

anfallen. Für die Tilgung dieser wird ein neuer Kredit aufgenommen. Hier treten ähnliche

Schwierigkeiten wie vormals auf, der Schuldner ist im Teufelskreis der bekannten „Schulden-

Falle“ gefangen. Als nach etlichen Jahren der Kredit von 10 000 Euro schließlich getilgt ist,

übersteigt der restliche Betrag, bestehend in erster Linie aus Zinsen, den eigentlichen

Kreditbetrag um ein vielfaches.

Page 40: Geld - der unverstandene Faktor

39

7. Lösungsansätze

Angesicht der vielfältigen und immer klarer zu Tage tretenden Problematik unseres heutigen

Geldsystems und dessen Folgen, gibt es sicher auch einige Ideen für deren Lösung. Viele

davon setzen jedoch bei den Auswirkungen an, so z. B. den gigantischen und immer

anwachsenden Schulden, ohne die eigentlichen Wurzeln des Problems, den tief in unserem

Geldsystem verankerten Fehlern näher zu kommen, die von vielen gar nicht als solche

erkannt werden, da sie inzwischen zu unserem Alltag gehören. Diese symptomatischen

Behandlungen sind zwar theoretisch möglich, bringen in der Praxis jedoch nur wenig Erfolg

oder sind gar nicht erst umsetzbar. So beispielsweise die Tilgung der bestehenden Schulden

als Lösung für das Schuldenproblem. Um allein die öffentlichen Schulden zu begleichen,

müsste der Staat von jedem Bürger vom Baby bis zum Greis 18 350 Euro einziehen. Das wäre

zwar immer noch billiger, als weiter auf den Schulden sitzen zu bleiben, welche zins- und

zinseszinsbedingt immer weiter ansteigen, in der Praxis jedoch undenkbar. Ähnlich sähe es

aus, wenn alle Arbeitnehmer wöchentlich zehn Überstunden machen würden und den Lohn

dafür an den Staat abzweigen würden. Selbst wenn eine derartige Schuldentilgung

realisierbar wäre, müssten die Gläubiger des Staates die neu hinzugekommene Leistung

auch mit dem zurückerhaltenen Geld nachfragen. Würden die Geldmengen hingegen

wiederum auf Banken angelegt, müssten diese wieder neue Schuldner finden, um

mindestens die neu entstandenen Zinskosten decken zu können. Letztendlich stellt dieser

Vorgang also nur eine Verschiebung des Schuldenbergs dar, der Teufelskreis beginnt von

vorn. Wird das Geld nicht direkt oder über die Banken (beispielsweise wenn diese nicht

ausreichend Kreditnehmer finden) in die Nachfrage zurückgeschleust, müsste notfalls der

Staat durch neue Kreditaufnahme eingreifen, um so eine durch das Kapitalüberangebot

drohende, deflationsbedingte Wirtschaftskrise abzuwenden.

Eine Sondersteuer auf alle Geldvermögen oder –einkommen, bei denen ein Anteil in Höhe

der staatlichen Zins- und Tilgungszahlungen gewissermaßen konfisziert würde, wäre zwar

prinzipiell denkbar, jedoch nicht mit unserem Grundgesetz vereinbar.

Eine weitere theoretische Möglichkeit wäre der Schuldenerlass bei Zahlungsunfähigkeit der

Schuldner. Früher war dies üblich; Gläubiger mussten dann zu Gunsten der Kreditnehmer

auf ihre Ansprüche verzichten. Auf diese Weise gab es eine zwar brutale, aber wirksame

Selbstregulierung, denn das regelmäßige „Verschwinden“ von Schulden verhinderte einen

Anstieg der Schulden in die astronomischen Höhen der heutigen Zeit. Heute ist dies jedoch

allein aufgrund gesetzlicher Bestimmungen nicht mehr möglich. Eine staatlich sanktionierte

Eigentumsgarantie sorgt für ein Bestehen (und indirekt auch für das Anwachsen) von

Schulden bis zu deren Begleichung. In diesem Zusammenhang dürfen auch Geschäftsbanken

nicht auf die Guthaben ihrer Sparer zurückgreifen, wenn sie aufgrund zahlungsunfähiger

Kreditnehmer Verluste machen. Die Banken werden daher vom Gesetzgeber dazu

angehalten, Rückversicherungen mittels in die Zinsmarge eingerechneter Risikoaufschläge zu

Page 41: Geld - der unverstandene Faktor

40

bewerkstelligen. Mit anderen Worten werden hier alle Kreditkunden durch höhere

Zinszahlungen belastet, wenn ihre Bank Verluste macht. Gerechter wäre es an dieser Stelle,

die Kreditgeber, die von den Zinsen oft in hohem Maße profitieren, zur Kasse zu bitten. Etwa

die Hälfte der Verluste müssen jedoch letztendlich die Steuerzahler und damit die

Allgemeinheit übernehmen, da die Verluste von den Banken zu großen Teilen über die

Einkommenssteuern abgesetzt werden können. Im übrigen ist der Staat ohnehin daran

interessiert, eine Insolvenz von Banken zu verhindern. Auch Missmanagement und

Spekulationsverluste können so von den Banken kompensiert werden. Jüngst wurde das

wieder im Rahmen der Hypothekenkrise in den USA deutlich. So wurde die IKB (Abk.?), die

durch Milliardenverluste im amerikanischen Kreditgeschäft vor dem Aus stand, aus dem

Bundeshaushalt und vom Bundesland Nordrhein-Westfalen mit insgesamt sechs Milliarden

€uro (!) bezuschusst. Ebenso geschah dies bei der Sächsischen Landesbank. Die „Zeche“ zahlt

also der Steuerzahler.

Plausibler erscheint mir für die Lösung dieser geldbezogenen Probleme eine grundlegende

Änderung unseres Geldsystems. Sie muss da ansetzen, wo der größte Widerspruch dieses

Systems liegt: in der Doppelfunktion unseres Geldes. Auf der einen Seite ist es als

Tauschmittel und öffentliche Einrichtung für jedermann gedacht. Auf der anderen Seite

schreibt das Gesetz ihm die Funktion der Wertaufbewahrung zu und macht es zum

Privateigentum jeden Geldhalters, der damit umgehen kann wie er will und es auch

zurückhalten oder vernichten kann. Der Geldhalter wird damit auf ungemeine Weise

bevorzugt. Eine langfristige Garantie für eine stabile Geldkaufkraft, die Zinsausschläge

verhindert, kann daher nur eine effektive Umlaufsicherung sein.

7.1 Die Umlaufsicherung

Eine Umlaufsicherung hat in erster Linie die Wirkung, dem Geld die angesprochene

Doppelfunktion zu nehmen und es somit zu einem „neutralen Geld“ (Dieter Suhr) zu

machen, das jedem gleichermaßen dient. Trotzdem verliert es seine Funktion als

„Wertaufbewahrungsmittel“ nicht vollständig, jedoch wird es in seiner Beschaffenheit den

anderen Gütern auf dem Markt gleichgestellt: es verliert mit der Zeit an Wert! Auf diese

Weise wird ein gleichmäßiger Rhythmus zwischen Geldempfang und Geldausgabe gewahrt.

Dafür werden auf die Haltung von Bargeld sog. „Geldhalte-„ oder „Nutzungsgebühren“

erhoben. So wird ein gleichmäßiger Druck ausgeübt, der jeden zum zügigen Einsetzen seiner

Kaufkraft (des Geldes) veranlasst, was damit auch einen gleichmäßigen Umlauf des Geldes

gewährleistet. Bleibt das Geld liegen, werden Gebühren fällig, und diese Gebühren will man

verständlicherweise vermeiden und bringt das Geld in Umlauf. In Umlauf bringen kann man

es jedoch auch durch die Einzahlung auf ein Girokonto, da es ja dort nicht gehortet sondern

anderen Wirtschaftsteilnehmern zur Verfügung gestellt wird. Folglich fallen bei der

Übertragung auf ein Girokonto auch keine Gebühren an. Der so verstetigte Geldumlauf ist

Page 42: Geld - der unverstandene Faktor

41

auch für Geldmengensteuerung (siehe Kap. 3.2) essentiell und vereinfacht sie erheblich im

Gegensatz zu den heutigen Versuchen, über den indirekten Leitzins auf die Geldmenge

Einfluss zu nehmen.

7. 1.1 Die praktische Umsetzung

Die praktische Umsetzung der „Umlaufsicherungsgebühr“ lässt sich freilich nicht wie im

Mittelalter bei den Brakteaten (siehe Kapitel 2), wo das gesamte Geld eingezogen und gegen

Abschlag in neues getauscht wurde, bewerkstelligen, da die hierfür erforderliche Logistik

immense Kosten verursachen würde. Auch ein Klebe- oder Stempelgeld, wie in den 1930er

Jahren in Wörgl in Österreich, würde hohen Aufwand verursachen. Denkbar hingegen ist ein

Einzug von beispielsweise nur einer Notengröße. So könnte man eine Frist setzen, bis zu der

alle Scheine einer Notengröße umgetauscht werden müssen, da sie ansonsten ungültig

würden. Die Scheine könnten dann überall gegen den festgelegten Abschlag in Zahlung

gegeben werden. Über diesen Weg würden sie relativ schnell zu den Banken gelangen, die

dafür neue Scheine der Zentralbank herausgeben würden. Diese Scheine unterscheiden sich

dann zweckmäßigerweise deutlich von den alten Scheinen.

Zu erwägen wäre außerdem ein aufklärender Aufdruck auf den Geldscheinen, wie er Ende

der 80er Jahre bereits von der Katholischen Akademie in Trier vorgeschlagen wurde, der

über die Risiken der Geldzurückhaltung informiert.

7.1.2 Die Auswirkungen

Die Wirksamkeit einer effektiven Umlaufsicherung hat sich mit den Brakteaten (Kapitel 2)

bereits im Mittelalter erwiesen. Die Wirtschaft florierte, großartige Bauwerke entstanden.

Auch ein 1932 im österreichischen Wörgl im Zuge der verheerenden Rezession gestartetes

Projekt erwies sich als toller Erfolg. Der Bürgermeister des Dorfes führte damals

„Arbeitsbestätigungsscheine“ ein, die jeden Monat mit einer Marke zum Preis von 1 % des

Nennwertes des entsprechenden Scheines beklebt werden mussten, um ihren Wert zu

behalten. Die Umlaufsicherungsgebühr in einem Jahr betrug also 12 %. Natürlich gab jeder

lieber das Geld aus, als die Gebühr zu bezahlen, und so liefen die Scheine stetig um und die

Wirtschaft belebte sich. Letztendlich wurde die so entstandene Währung im August 1933

von der österreichischen Nationalbank verboten, die – nachdem auch andere Gemeinden an

den Erfolg von Wörgl anknüpfen wollten – ihr Geldausgabemonopol gefährdet sah.

Der gleichbleibende Druck auf die Geldhaltung erleichtert auch wesentlich die

Geldmengensteuerung der Notenbank. Ist zu viel Geld in Umlauf, kann der Staat durch

Reduzierung seiner Ausgaben und durch Verkauf unverzinster, jederzeit kündbarer

Schuldverschreibungen die Geldmenge verringern. Ist umgekehrt zu wenig Geld in Umlauf,

kann weiteres Geld an den Staat emittiert werden, der dann verpflichtet ist, dieses auch in

Page 43: Geld - der unverstandene Faktor

42

Umlauf zu geben. Da auch die Geschäftsbanken Geldhaltegebühren zu zahlen haben, werden

auch hier keine übermäßigen Reserven angelegt. Die entstehenden Gebühren werden indes

durch die erhobenen Transaktions- und Vermittlungskosten für Überweisungen etc.

finanziert.

Auch auf die Zinsbildung hat die Umlaufsicherung entscheidenden Einfluss. Bei ausgeglichener

Angebots- und Nachfragesituation pendelt der Guthabenzins um Null. Der Kreditzins liegt dann um

die entsprechende Bankmarge darüber. Die drei Anteile des Guthabenzinses, die Liquiditätsprämie,

der Inflationsausgleich und der Knappheitsaufschlag werden weitgehend verschwinden, was den

Null-Zins möglich macht. Während die Liquiditätsprämie durch die Geldhaltegebühr neutralisiert

wird, erübrigt sich auch der Inflationsausgleich, da aufgrund der immer präziser werdenden

Geldmengensteuerung auch die Inflationsrate schwindet. Der Knappheitsaufschlag wird bei

ausgeglichener Marktsituation schließlich auch wegfallen, da die künstliche Verknappung durch die

Geldhaltegebühren verhindert wird. Die gesamte Zins-Treppe verschiebt sich also nach unten (s.

Abb.), nur für langfristige Anlagen gibt es noch positive Zinssätze.

Ein Guthaben-Zins von Null bedeutet jedoch nicht auch gleichzeitig kostenfreie Kredite. Die Banken

verlangen hierfür weiterhin eine Marge, die Vermittlungskosten etc. deckt. Der oft befürchtete Run

auf Kredite bei Null-Zins wird also höchstwahrscheinlich ausbleiben. Sollte er dennoch zu Stande

kommen, steigt der Knappheitsaufschlag in den positiven Bereich, was wiederum einen positiven

Guthaben- und Kreditzins und somit einen Ausgleich zur Folge hat.

Page 44: Geld - der unverstandene Faktor

43

7.2 Die Regionalwährungen

Regionalwährungen sind immer eine Zweitwährung zusätzlich zum bestehenden Geld, bilden

also keine Alternative sondern sind vielmehr als Ergänzung gedacht. Deshalb sind sie eine

Form der sog. Komplementärwährungen, also ergänzend zur Standardwährung.

Die komplementären Regionalwährungen der heutigen Zeit sind keinesfalls eine

Neuerfindung sondern knüpfen im Gegenteil an eine seit Jahrhunderten bestehende Kultur

der dualen Währungssysteme an. Von ca. 800 n. Chr. Bis zum Jahre 1800, also etwa 1000

Jahre gab es in West-Europa bereits solche Währungen. Im Zuge der industriellen Revolution

verschwanden diese jedoch sämtlich von der Bildfläche und wurden weitestgehend von

Zentralmächten zur Sicherung des wirtschaftlichen Einflusses abgeschafft. Dabei war diese

Parallelexistenz keineswegs mit Problemen verbunden. Eine bunte Währungsvielfalt

entstand. Für den Fernhandel nutzte man vom König emittierte Gold- und Silbermünzen wie

den „Kölner Pfennig“ oder den „Bezant“. Für regionalen Güteraustausch wurden vorwiegend

Kupfer- und Billon-Münzen (starke kupferhaltige Silberlegierung) verwendet. Diese wurden,

ähnlich wie auch die Brakteaten (Kap. 2), von den ansässigen Grundbesitzern, Städten,

Bischöfen oder Klöstern ausgegeben. Diese Vielfalt kam vor allem den einzelnen Regionen

zugute und ermöglichte vor allem auch die Trennung der wesentlichen Geldfunktionen –

Wertaufbewahrung und Tauschmittel. Im Laufe der Zeit sah man die

Komplementärwährungen jedoch zunehmend als Konkurrenz an und befand das duale

System als nicht ausreichend homogen. So vermutete man es als hinderlich für Preisbildung

und Güteraustausch, und es geriet zunehmend in Verruf. Diese vermeintlichen Probleme

versuchte man zuerst durch die Einführung des Goldstandards durch die Briten zu lösen; mit

der Einführung des Dollarstandards ging die Vereinheitlichung weiter. Die ersten

Komplementärwährungen, die nicht nach einem Krieg oder infolge einer Wirtschaftskrise

entstanden, waren meist eng begrenzt, mitunter nur lokale Projekte. In den letzten Jahren

jedoch wurden immer mehr solcher Initiativen ins Leben gerufen, so dass sie inzwischen in

vielen Regionen Deutschlands zu finden sind.

Margit Kennedy, Forscherin bei der OECD & UNESCO und Professorin an der Universität

Hannover und Bernard Lietaer, ehemaliger Generalmanager eines der erfolgreichsten

Hedgefonds und heute Professor an der Naropa University in Boulder (Colorado) definieren

eine Komplementärwährung in ihrem Buch „Regionalwährungen“ folgendermaßen:

„Eine Komplementärwährung stellt eine allgemeine Übereinkunft innerhalb einer

Gemeinschaft dar, etwas anderes als das offizielle Zahlungsmittel für den Austausch

von Gütern und Dienstleistungen zu akzeptieren.“ (S. 69)

Page 45: Geld - der unverstandene Faktor

44

Demnach sind auch die „Bonusmeilen“ diverser Fluggesellschaften eine Art der

Komplementärwährung, da sie z. B. auch in der britischen Supermarktkette Sainsbury zum

Einkaufen akzeptiert werden, wie Kennedy und Lietaer weiter ausführen. Einer Studie

zufolge werden außerdem 2/3 der Bonusmeile nicht wieder in Flüge sondern in

anderweitigen Konsum investiert. Außerdem lassen sie sich inzwischen auch über die

Zahlung per Visa-Card der Citibank ohne Erwerb eines Flugtickets verdienen.

Die Regionalwährungen, wie ich sie in diesem Kapitel vorstellen werde, sind eine Unterart

der Komplementärwährung. Zwar existieren sie ebenfalls parallel zum

Standardwährungssystem, sie verfolgen dabei jedoch ganz bestimmte Ziele und haben

bestimmt Eigenschaften (siehe Kapitel „Funktionsweise“), die sie vom Marketinggag der

Fluggesellschaften deutlich unterscheiden. Kurz gesagt sind Regionalwährungen dazu

gedacht, ungenutzte Ressourcen einer Region zur Stillung unbefriedigter Bedürfnisse in

dieser selben Region zu aktivieren. Dabei dehnt sich der Wirkungsbereich auf ca. 10 000 –

1 000 000 Menschen aus, im Unterschied zu Lokalwährungen, die meist eine Teilnehmerzahl

von 1 000 nicht übersteigen.

Kritik am Prinzip der Regionalwährungen kommt unter anderem auch von dem

Wirtschaftsanalytiker Helmut Creutz. Zwar sieht er in der Grundidee positive Aspekte und

schließt eine reine Gewinnmasche der Initiatoren der Regionalwährungen – wie sie von

anderer Seite unterstellt wird – aus, doch sind die Maßnahmen einer Regionalwährung

seiner Meinung nach nicht effektiv genug. Dass das Prinzip im kleinen Ausmaß funktioniert,

zeigen etliche Beispiele wie „das Wunder von Wörgl“ oder in neuerer Zeit der Chiemgauer,

doch lösen diese Projekte nicht die Probleme von übermäßigen Spekulationsblasen,

extremen Vermögensanhäufungen und den ihnen gegenüberstehenden Schuldenbergen

sowie die Zinsknechtschaft. Sie korrigieren das bestehende fehlerhafte System nicht, da sie

es nicht ersetzen und seine Fehler beseitigen. Die Regionalwährungen können die Folgen des

heutigen Geldsystems letztendlich nur punktuell lindern, beseitigen können sie sie nicht.

Dafür haben sie einen bisher verschwindend geringen Anteil an den Kapitalmengen, die

heute täglich kursieren.

7.2.1 Die Funktionsweise

Die Regionalgeld-Initiativen in Deutschland haben das vorrangige Ziel, die Wirtschaft und

Kultur einer Region nachhaltig zu fördern. Um nachvollziehen zu können, wie das gelingen

kann, muss man zuerst die Funktionsweise einer solchen Regionalwährung verstehen.

Die Regionalwährungen benutzen als Währung ausschließlich Scheine, keine Münzen, da

diese zu teuer in der Herstellung wären. Dabei werden in der Regel die Scheine, eigentlich

Page 46: Geld - der unverstandene Faktor

45

Gutscheine, von der Zentrale des jeweiligen Projekts ausgegeben. Im Beispiel des

Chiemgauer, dem Vorzeigeprojekt aus Prien am Chiemsee, werden die Gutscheine verbilligt

an einen zu unterstützenden Verein oder ein Projekt aus der Region ausgegeben. Entspricht

normalerweise eine Chiemgauer dem Wert eines Euros, so kriegt der Verein von der Zentrale

100 Chiemgauer für 97 €. Menschen, die eines der teilnehmenden Projekte unterstützen

wollen, können in dem entsprechenden Verein Mitglied werden, um dort ihre Euros 1 : 1

gegen Chiemgauer umzutauschen. Die Vereine werden dadurch mit drei Prozent Gewinn

unterstützt. Die Kunden können nun bei den teilnehmenden Unternehmen mit den

Chiemgauer-Gutscheinen bezahlen. Diese Unternehmen werden als Gegenleistung für die

Annahme des Regionalgeldes in den Veröffentlichungen der Chiemgauer-Initiative

beworben. Dies können die Unternehmen zudem als Werbungskosten steuerlich geltend

machen. Die Geschäftsleute können die Chiemgauer nun gegen einen Verlust von 5 % bei

der Zentrale in €uro umtauschen. Dies ist vor allem ein Anreiz, die Gutscheine weiter in

Umlauf zu geben, anstatt sie zurückzutauschen. Im Falle eines Umtauschs werden mit der

Marge von 2 %, die sich aus der Differenz zwischen dem Bonus von 3 % an die unterstützten

Vereine und der Umtauschgebühr von 5 % für die Geschäftsleute ergibt, die entstehenden

Unkosten gedeckt. Die Geschäftsleute, sprich Unternehmen, können die Chiemgauer

allerdings auch für eigene Ausgaben oder gar Lohnzahlungen verwenden, was umso

attraktiver wird, je mehr Unternehmen an dem Projekt teilnehmen.

Um Hortungen, Spekulationen und vor allen Dingen Zinsnahme, die Hauptprobleme unserer

heutigen Standardwährung (wie in Kapitel 6 beschrieben) zu verhindern, ist die

Regionalwährung mit einer Umlaufsicherung versehen.

Beim „Chiemgauer“ sind dies 8 % jährlich, die zweimonatlich, wie einst beim „Wunder von

Wörgl“ in Form von aufzuklebenden Marken, die 2 % des Nenn-Wertes des betreffenden

Gutscheines ausmachen, entrichtet werden. In absehbarer Zeit soll dieses System durch ein

elektronisches Verrechnungssystem ersetzt werden, da die Klebemarken aufgrund der

wachsenden Menge an „Chiemgauern“ einen zu hohen Aufwand verursachen würden (siehe

auch Kap. 7.1.). So werden die Gutscheine als Zahlungsmittel von den Teilnehmern immer

gegenüber den Euros bevorzugt, da man einen Wertverlust ja möglichst vermeiden will.

Gleichzeitig besitzt diese Art der Komplementärwährung auf diese Weise eine integrierte

Selbstregulation, die sich an Nachfrage und Angebot ausrichtet. Wie im großen Maßstab in

Kapitel 7.1 beschrieben, wird dadurch garantiert, dass nur so viele „Chiemgauer“ in Umlauf

gelangen, wie sie auch wieder ausgegeben werden können, da ja niemand auf den

Gutscheinen sitzen bleiben will. So pendelt sich die Menge der Gutscheine langfristig au die

der Warenmenge ein. Entsteht ein Boom, also eine erhöhte Nachfrage nach den

Gutscheinen, wird dies trotzdem keine inflationäre Wirkung auf diese haben, da sie ja

entweder in die Nachfrage geleitet werden und somit auch ein Wirtschaftswachstum

erzeugen oder – im unwahrscheinlicheren Fall – liegengelassen und somit nach gewisser Zeit

entwertet werden, wodurch sich die Geldmenge wieder verringert.

Page 47: Geld - der unverstandene Faktor

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7.2.2 Praktische Arbeit: Aktuelle Modellprojekte

In Deutschland existieren zur Zeit 63 Regionalwährungssysteme, 35 davon sind noch im

Aufbau, die anderen 28 Projekte laufen bereits (www.regiogeld.de). Die Projekte

unterscheiden sich in erster Linie dadurch, ob ihre Gutscheine leistungs- oder Euro-gedeckt

sind. Sind die Gutscheine mit Euro gedeckt, muss man die Gutscheine meist 1 : 1 in Euro

bezahlen. Die leistungsgedeckten Gutscheine erhält man kostenlos. Für den praktischen Teil

meiner Arbeit habe ich ein Euro-gedecktes und ein leistungsgedecktes

Regionalwährungsprojekt ausgewählt und genauer angeschaut. Bei beiden Projekten habe

ich schließlich Kontaktpersonen gefunden, die gerne bereit waren, mir einige Frage zu

beantworten. Diese Fragen richtete ich schriftlich per E-mail an die beiden Projekte.

7.2.2.1 Der Volme TALER

Der Volme TALER ist ein Regionalwährungsprojekt in der Region Hagen. Von der Ausgabestelle,

einem Weinhandel in Hagen, werden sowohl Euro-gedeckte VolmeTALER (VTs) als auch die

leistungsgedeckten Gogo-VTs ausgegeben; das System stellt eine Mischform dar. Die Euro-gedeckten

Volme TALER kann man im Verhältnis 1 : 1 gegen Euro umtauschen. Als Unternehmer hat man die

Möglichkeit, kostenlos die leistungsgedeckte Gogo-Edition-Volme TALER zu erhalten. Wie viele

Gogo-VTs ein Unternehmen erhält, hängt von seiner Art, der Art der angebotenen Waren bzw.

Dienstleistungen und der Anzahl der Mitarbeiter ab. Die Gogos sind nicht in Euro umtauschbar und

bleiben Eigentum des VolmeTALER e.V. Alle VolmeTALER unterliegen einer Umlaufsicherungsgebühr,

die über das Aufkleben von Marken auf die Gutscheine erhoben wird.

7.2.2.1.1 Fragen an Helmut Reinhardt, vom Volme TALER e.V.

Als praktischen Anteil kontaktierte ich beim VolmeTALER e. V. Herrn Reinhardt, mit dem ich ein

Email-Interview vereinbarte.

[1] Wie kamen Sie darauf, eine Regionalwährung zu gründen?

Gab es bestimmte Umstände/Missstände, die Sie dazu animiert haben?

Bewusstsein der Menschen auf die Zins-Zins-Problematik richten, Regionalförderung, immer mehr

Geschäftsleerstände in Hagen

[2] Wie wurde und wird Ihr Projekt in der Region aufgenommen?

Welche Schwierigkeiten gab/gibt es?

Zunächst wurde das Projekt gut angenommen, auch von den Medien, stellte sich aber schnell heraus,

dass zwischen "gut finden" und "aktiv mitmachen" eine große Lücke klafft. Manche vermuteten

hinter dem Projekt Geldmacherei, also hoher Gewinn für die Initiatoren oder gar Betrug: "Die

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drucken ihr eigenes Geld, das ist illegal."

[3] Gibt es Unterschiede zwischen Ihrem und anderen Regiogeld-Projekten?

Wenn ja, welche?

Wir sind eine Mischform: es gibt die leistungsgedeckten Gogo-VT und eurogedeckte VTs

[4] Wie viele Unternehmen haben sich Ihrem Projekt angeschlossen?

Welche Art von Unternehmen?

Unternehmen aller Art: Einzelhandel, Dienstleistungen, Supermärkte, Tankstellen, ... querbeet

[5] Wie viele Privatleute benutzen den VolmeTALER als Zahlungsmittel?

Am Anfang vielleicht 200, mit der Zeit immer weniger, da der Umtausch vielen zu aufwändig ist.

[6] Wie viele Menschen soll der VolmeTALER erreichen?

Gibt es eine Wachstumsgrenze?

Möglichst viele. Wachstumsgrenze ist die Region Hagen.

[7] Welche Menschen / Projekte / Vereine werden von Ihrem Projekt konkret unterstützt?

Insgesamt wurden ca. 5000,- VT/Euro an 4 Stellen ausgeschüttet. Theater Hagen, Kinderschutzbund,

Phönix Hagen, Jugendzirkus Quamboni

[8] VolmeTALER ist ein relativ junges Projekt. Würden Sie rückblickend von einer Erfolgsgeschichte

sprechen? Welche Chancen sehen Sie für den VolmeTALER in der Zukunft und gibt es vielleicht

Erweiterungsmöglichkeiten?

Nein, eine Erfolgsgeschichte ist z.B. der Chiemgauer. Der VT hat es nicht geschafft sich

durchzusetzen, obwohl viele Menschen das Projekt gut finden, sind nur wenige bereit sich aktiv dafür

einzusetzen. Eine Chance sehe ich für den VT nur, wenn er von "oben" also der Politik eingeführt und

unterstützt wird ... mal schauen was die Zukunft bringt.

7.2.2.2 Das Rheingold

Das Rheingold-Projekt existiert seit 2006. Wie den Volme TALER habe ich auch dieses Projekt

über das Internet gefunden. Es ist einzig durch die Leistung der Teilnehmer gedeckt und , wie

sich nach dem Interview herausstellte, eigentlich gar kein Regionalgeld. So wird es

mittlerweile auch nicht nur in seiner Ursprungsregion Düsseldorf sondern u. a. auch in Bonn,

Köln und Berlin verwendet. Eine weitere Besonderheit des Projektes ist die künstlerische

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Ausgestaltung der Gutscheine, die jeden Monat ein neues Gesicht haben. „Rheingold“ ist

ebenfalls mit einer Umlaufsicherungsgebühr versehen, die momentan jedoch ausgesetzt ist,

da der Umlauf laut dem Kurator des Projekts, Jost Reinert, bisher auch ohne Gebühr

gewährleistet ist.

7.2.2.2.1 Fragen an Jost Reinert vom Rheingold-Projekt

Als praktischen Anteil kontaktierte ich beim Rheingold e. V. Herrn Reinert, mit dem ich ein Email-

Interview vereinbarte.

[1] Wie kamen Sie darauf, eine Regionalwährung zu gründen? Gab es bestimmte Umstände/Missstände, die Sie dazu animiert haben? Da das alte Geldsystem historisch nachgewiesen immer wieder crashen muss, ist es vielleicht ratsam, vor dem nun überfälligen Crash wenigstens über ein Tauschmittel zu verfügen, das funktioniert. [2] Wie wurde und wird Ihr Projekt in der Region aufgenommen? Welche Schwierigkeiten gab/gibt es? Die Menschen sind seit Jahrhunderten daran gewöhnt, dass ausgerechnet das Tauschmittel monopolisiert ist. Das macht die Vermittlung eines additiven Tauschmittels zum versagenden Euro schwierig. [3] Gibt es Unterschiede zwischen Ihrem und anderen Regiogeld-Projekten? Wenn ja, welche? Rheingold ist weder regional, noch ein Geld. Es ist ein additives Tauschmittel zum Euro. Rheingold ist nicht wie viele Regionalgelder durch Euro gedeckt, sondern durch die Leistung der Teilnehmer. [4] Wie viele Unternehmen haben sich Ihrem Projekt angeschlossen? Welche Art von Unternehmen? Zur Zeit etwas über 750. Hauptsächlich Freiberufler aller Professionen. [5] Wie viele Privatleute benutzen Rheingold als Zahlungsmittel? Das wissen wir nicht. Der Begriff "Privatleute" ist vielleicht irreführend. Wir sind alle "Prosumenten", mit anderen Worten: Wir wechseln ständig die Rolle, mal sind wir Produzenten, dann wieder Konsumenten. [6] Wie viele Menschen soll Rheingold erreichen? Gibt es eine Wachstumsgrenze? Ja, es gibt eine Wachstumsgrenze. Es sollen lediglich ausreichend Tauschmittel auf dem Markt sein.

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[7] Welche Menschen / Projekte / Vereine werden von Ihrem Projekt konkret unterstützt? Jeder Teilnehmer wird durch Rheingold unterstützt. Denn er hat sich ja durch ein additives Tauschmittel liquider gemacht. Macht er sein eigenes Rheingold durch Verwenden (einkaufen gehen) lebendig, schafft er bei anderen Teilnehmern notwendigen Umsatz und schafft sich gleichzeitig Nachfrage nach seinen eigenen Leistungen. [8] Rheingoldregio ist ein relativ junges Projekt. Würden Sie rückblickend von einer Erfolgsgeschichte sprechen? Um rückzublicken, braucht es wohl noch Zeit. Welche Chancen sehen Sie für Rheingold in der Zukunft und gibt es vielleicht Erweiterungsmöglichkeiten? Rheingold wächst beständig um neue Teilnehmer. Erweiterungsmöglichkeiten liegen in der Finanzierung. Bald werden kulturelle Ereignisse durch Rheingold finanziert.

8. Fazit

Angesichts der bereits aufgeführten gewaltigen Problematik unseres Geldsystems ist eine Reform auf

Dauer unabdingbar. Der größte Widerspruch unseres heutigen Geldes, die Doppelfunktion des

eigentlich als neutrales Tauschmittel gedachten Mediums, das jedoch in seiner heutigen Form den

„Geldhalter“ extrem bevorzugt, muss aufgehoben werden.

Lösungsansätze für diese Problematik wurden in den vorangegangenen Kapiteln aufgezeigt. Wenn

auch auf der Theoretischen Ebene in sich schlüssig, zeigen sich allerdings auch hier auf der

praktischen Seite Probleme. Während im relativ überschaubaren Rahmen der Regionalwährungen

eine Umlaufsicherung mittels Klebemarken noch möglich ist, würde dies bei der Ausweitung auf ein

nationales Währungssystem Probleme bereiten. Stark wachsende Regionalwährungen wie der

Chiemgauer setzen auch heute schon auf elektronische Verrechnungssysteme, welche einen

wesentlich geringeren logistischen Aufwand bedeuten.

Das Problem der Regionalwährungen ist ein anderes: Der Gedanke „alles aus der Region, alles für die

Region“ ist heute nicht mehr durchgehend umsetzbar. Bedarf und Nachfrage einer Region gehen

heute wesentlich über das von der Region zu deckende Angebot hinaus. Eine Region kann sich heute

nicht als geschlossener Wirtschaftskreislauf verstehen. Genau deshalb kann eine Regionalwährung

immer nur als Komplementär (-Währung) zur Standardwährung existieren. Solange Regionalwährung

jedoch unabhängig ist von der jeweiligen nationalen Währung, da sie durch diese gedeckt ist, kann

sie zwar in der betreffenden Region einen positiven Effekt auf Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur

haben, die außerhalb ihres Wirkungsfeldes liegenden Wirtschaftskreisläufe bleiben davon jedoch

unberührt. Ähnlich sieht es bei einer durch Leistung gedeckten Regionalwährung aus. Zwar ist sie von

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der Nationalwährung weitgehend unabhängig, stellt jedoch dadurch in gewisser Weise auch eine

Konkurrenz dieser dar. Die leistungsgedeckte Regionalwährung ist keine eigentliche

Komplementärwährung mehr, sie ist vielmehr eine Alternative zur Nationalwährung. Dass sich solch

eine Alternative, gegen die Standardwährung durchsetzt, halte ich jedoch für utopisch. Allenfalls

kann sie sich regional und sektoral begrenzt entwickeln und erhalten. Eine Nation oder gar ein

„Europa der Regionen“ (Litaer, Kennedy), mit komplementären Regionalwährungen, wäre, selbst

wenn es umsetzbar wäre, keine Lösung für die monetären Fehlstrukturen. Die Standardwährung

wäre als Anlagemöglichkeit wie als Zahlungsmittel ungleich attraktiver als die umlaufgesicherte

Komplementärwährung. Die werterhaltende Funktion des Geldes bliebe in der Standardwährung

unverändert erhalten. Dieser Fehler kann nur durch eine allgemeine, in die Standardwährung

implementierte Umlaufsicherung behoben werden.

Nichtsdestotrotz ist das Prinzip der Regionalwährungen ein gutes Beispiel dafür, dass die

Umlaufsicherung im kleinen Maßstab funktioniert. Vernachlässigt man den regionalen Aspekt, so

bleibt das Prinzip der Umlaufsicherung, welches auf die Problematik des gesamten Geldsystems und

somit auf gesamte Wirtschaft und Gesellschaft nur Einfluss haben kann, wenn es für das gesamte

Geld durchgesetzt wird.

Gerade die Durchsetzung der Umlaufsicherung stellt uns jedoch vor ein weiteres Problem. Auf

europäischer Ebene erscheint mir dies unwahrscheinlich bis unmöglich, da eine Einigung auf eine

Umlaufsicherung des Euros von allen Mitgliedsstaaten ratifiziert werden müsste, was bereits bei

anderen Gelegenheiten, wie jüngst bei dem Versuch, eine Einheitliche EU-Verfassung einzuführen,

scheiterte. Globale Finanzkrisen, zunehmende Umweltprobleme und immer größer werdende soziale

Disparitäten drängen jedoch zum Handeln. Nicht nur ein Bewusstsein für die Probleme, sondern auch

ein Bewusstsein für deren Ursache muss entstehen, damit tiefgreifende Änderungen realisierbar

werden. Vielleicht sind die Regionalwährungen ein Weg, die positiven Auswirkungen der

Umlaufsicherung allgemein mehr ins Bewusstsein zu rücken.

„Es gibt ungerechte Strukturen, die wohl nicht aus bösem Willen entstanden sind,

sondern aus mangelnder Kenntnis der Sachverhalte. Eine solche ungerechte

Struktur liegt in unserem herkömmlichen Geld vor. Unser herkömmliches Geld ist

mit einem Systemfehler behaftet, der die freie Marktwirtschaft verfälscht, indem er

den Geldbesitzer gegenüber allen anderen Marktteilnehmern in hohem Maße

privilegiert.“

Peter Knauer SJ, Moraltheologe, in „Gerechtes Geld – gerechte Welt“, 1991

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9. Quellen

1. Creutz , Helmut, Das Geld-Syndrom – Wege zu einer krisenfreien Wirtschaftsordnung,

München 1993, Wirtschaftsverlag Langenmüller

2. Floren, Franz Josef, Wirtschaftspolitik im Zeichen der Globalisierung, Paderborn 2004,

Westermann, Schroedel

3. Kennedy, Margrit, Geld ohne Zinsen und Inflation, Steierberg 1990, Permakultur

Publikationen

4. Kennedy, Margrit und Lietaer, Bernard, Regionalwährungen – Neue Wege zu

nachhaltigem Wohlstand, München 2004, Riemann Verlag

5. Piper, Nikolaus, Geschichte der Wirtschaft, Weinheim 2002, Beltz Verlag

6. Walter, Karl, Das Geld in der Geschichte, Zürich 1999, Conzett bei Ösch

7. Sonstige Quellen:

Artikel aus Wikipedia u. a. zu:

Börse (http://de.wikipedia.org/wiki/Börse)

Spekulation (http://de.wikipedia.org/wiki/Spekulation_(Wirtschaft))

Hauptrefinanzierungsinstrument

(http://de.wikipedia.org/wiki/Hauptrefinanzierungsinstrument)

Deutsche Bundesbank (http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Bundesbank)

Europäisches System der Zentral Banken (http://de.wikipedia.org/wiki/ESZB)

Europäische Zentralbank (http://de.wikipedia.org/wiki/EZB)

Geldmenge (http://de.wikipedia.org/wiki/Geldmenge)

Quantitätstheorie (http://de.wikipedia.org/wiki/Quantitätstheorie)

Inflation (http://de.wikipedia.org/wiki/Inflation)

Deflation (http://de.wikipedia.org/wiki/Deflation)

Zins (http://de.wikipedia.org/wiki/Zins)

Geschichte des Geldes

(http://de.wikipedia.org/wiki/Geld#Geschichte_des_Geldes)

Brakteaten (http://de.wikipedia.org/wiki/Brakteat)

Regiogeld e. V. (http://www.regiogeld.de)

U.S. National Debt Clock (http://www.brillig.com/debt_clock/)


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