+ All Categories
Home > Documents > geht nicht um die Familienehre“ Namensgeber der ......„Esgeht nicht um die Familienehre“...

geht nicht um die Familienehre“ Namensgeber der ......„Esgeht nicht um die Familienehre“...

Date post: 11-Aug-2020
Category:
Upload: others
View: 2 times
Download: 0 times
Share this document with a friend
4
„Es geht nicht um die Familienehre“ Namensgeber der Rademacherstraße zu Besuch mz.web.de Von Emily Mann, 28.04.19, 09:00 Uhr Merseburg „Es geht nicht um die Familienehre“, meint Thomas Rademacher, Urenkel Otto Rademachers. Das Informations- schild, das Fußgängern das Wirken seines Vorfahren näherbringen soll, habe er gespendet, weil man derartiges in Dresden und Hamburg häufig sehe. Der 66-Jährige aus Dresden findet es sinnvoll, wenn man durch Straßenzusatz- schilder ein Stück Stadtgeschichte erfährt. Für die Anbringung sind er und seine Frau extra nach Merseburg gereist, da es für ihn eine Möglichkeit war, mehr über seinen Urgroßvater zu erfahren, den er selbst nicht kennenlernen konnte. Namensursprung der Rademacherstraße Das Erklärschild der Rademacher Straße, die 1932 nach dem Pädagogen und Historiker benannt wurde, ist Teil der Initiative „Aha-Effekt am Straßeneck“ des Merseburger Altstadtvereins. 2013 wurde mit einem Schild an der König- Heinrich-Straße der Anfang gemacht, inzwischen wird der Namensursprung von stattlichen 32 Merseburger Straßen erläutert. Anwesend waren auch dieses Mal der Vorsitzende des Merseburger Altstadtvereins Günter Hannuschka sowie die Verantwortlichen des Projekts Angela Biemann und Uwe Triebel. Vom Leben des neusten Namensgebers berichtete Katja Finger: Otto Rademacher wurde am 13. März 1847 in Calbe an der Saale geboren. Er besuchte die lateinische Hauptschule der Franckeschen Stiftungen in Halle und studierte später dort die Fächer Philosophie, Philologie, Germanistik und Geschichte. Ab 1870 diente er für ein Jahr im Deutsch-Französischen Krieg, bevor man ihn aus gesundheitlichen Gründen entließ. 1871 promovierte Rademacher als Doktor der Philosophie und lehrte Domgymnasium in Merseburg. Der Geschichtsliebhaber Derweilen wohnte er in der Curia St. Sigismundi, der heutigen Domstraße 10. 1892 wurde Rademacher als Oberlehrer, ein Jahr später als Professor ausgezeichnet. Allerdings schied er bereits 1903 aus dem Schuldienst aus. Dies sei auf seine angeschlagene Gesundheit, resultierend aus seiner Zeit im Krieg, zurückzuführen, so Finger. Fortan konzentrierte Rademacher sich auf das Studium der Merseburger Geschichte. In seinen insgesamt 44 Jahren in Merseburg verfasste er „aus seiner tiefen aber nicht blinden Liebe zu dieser Stadt“ über 80 Arbeiten von unterschiedlichem Umfang. „Er war kein Vielschreiber“, sagte Finger, „aber er beschäftigte sich mit unbekannten Aspekten und kam zu überzeugenden Ergebnissen.Auch für bereits dokumentierte Geschichtsquellen habe Rademacher sich eingesetzt. So kümmerte er sich um den Erhalt und die Pflege des Domkapitel- und Stadtarchivs sowie das Ordnen von Dokumenten im Heimatmuseum. Persönlich verband Rademacher mit Merseburg, dass er seine Ehefrau Maria Simon, Tochter des damaligen Kreisphysikus, hier kennengelernt hat. Die beiden bekamen einen Sohn, der später eine Rechtsanwaltspraxis in der Stadt führte. Am 10. Februar 1918 verstarb Otto Rademacher und wurde auf dem Friedhof St. Maximi begraben.(mz) www.merseburger-altstadtverein.de
Transcript
Page 1: geht nicht um die Familienehre“ Namensgeber der ......„Esgeht nicht um die Familienehre“ Namensgeber der Rademacherstraße zu Besuch mz.web.de Von Emily Mann, 28.04.19, 09:00

„Es geht nicht um die Familienehre“

Namensgeber der Rademacherstraße zu Besuchmz.web.de

Von Emily Mann, 28.04.19, 09:00 Uhr

Merseburg

„Es geht nicht um die Familienehre“, meint Thomas Rademacher, Urenkel Otto Rademachers. Das Informations-

schild, das Fußgängern das Wirken seines Vorfahren näherbringen soll, habe er gespendet, weil man derartiges in

Dresden und Hamburg häufig sehe. Der 66-Jährige aus Dresden findet es sinnvoll, wenn man durch Straßenzusatz-

schilder ein Stück Stadtgeschichte erfährt. Für die Anbringung sind er und seine Frau extra nach Merseburg gereist,

da es für ihn eine Möglichkeit war, mehr über seinen Urgroßvater zu erfahren, den er selbst nicht kennenlernen

konnte.

Namensursprung der Rademacherstraße

Das Erklärschild der Rademacher Straße, die 1932 nach dem Pädagogen und Historiker benannt wurde, ist Teil der

Initiative „Aha-Effekt am Straßeneck“ des Merseburger Altstadtvereins. 2013 wurde mit einem Schild an der König-

Heinrich-Straße der Anfang gemacht, inzwischen wird der Namensursprung von stattlichen 32 Merseburger Straßen

erläutert. Anwesend waren auch dieses Mal der Vorsitzende des Merseburger Altstadtvereins Günter Hannuschka

sowie die Verantwortlichen des Projekts Angela Biemann und Uwe Triebel.

Vom Leben des neusten Namensgebers berichtete Katja Finger: Otto Rademacher wurde am 13. März 1847 in Calbe

an der Saale geboren. Er besuchte die lateinische Hauptschule der Franckeschen Stiftungen in Halle und studierte

später dort die Fächer Philosophie, Philologie, Germanistik und Geschichte.

Ab 1870 diente er für ein Jahr im Deutsch-Französischen Krieg, bevor man ihn aus gesundheitlichen Gründen

entließ. 1871 promovierte Rademacher als Doktor der Philosophie und lehrte Domgymnasium in Merseburg.

Der Geschichtsliebhaber

Derweilen wohnte er in der Curia St. Sigismundi, der heutigen Domstraße 10. 1892 wurde Rademacher als

Oberlehrer, ein Jahr später als Professor ausgezeichnet. Allerdings schied er bereits 1903 aus dem Schuldienst aus.

Dies sei auf seine angeschlagene Gesundheit, resultierend aus seiner Zeit im Krieg, zurückzuführen, so Finger.

Fortan konzentrierte Rademacher sich auf das Studium der Merseburger Geschichte.

In seinen insgesamt 44 Jahren in Merseburg verfasste er „aus seiner tiefen aber nicht blinden Liebe zu dieser Stadt“

über 80 Arbeiten von unterschiedlichem Umfang. „Er war kein Vielschreiber“, sagte Finger, „aber er beschäftigte

sich mit unbekannten Aspekten und kam zu überzeugenden Ergebnissen.“ Auch für bereits dokumentierte

Geschichtsquellen habe Rademacher sich eingesetzt. So kümmerte er sich um den Erhalt und die Pflege des

Domkapitel- und Stadtarchivs sowie das Ordnen von Dokumenten im Heimatmuseum.

Persönlich verband Rademacher mit Merseburg, dass er seine Ehefrau Maria Simon, Tochter des damaligen

Kreisphysikus, hier kennengelernt hat. Die beiden bekamen einen Sohn, der später eine Rechtsanwaltspraxis in der

Stadt führte. Am 10. Februar 1918 verstarb Otto Rademacher und wurde auf dem Friedhof St. Maximi

begraben.(mz)

www.merseburger-altstadtverein.de

Page 2: geht nicht um die Familienehre“ Namensgeber der ......„Esgeht nicht um die Familienehre“ Namensgeber der Rademacherstraße zu Besuch mz.web.de Von Emily Mann, 28.04.19, 09:00

Foto: Katrin Sieler

Der Urenkel von Otto Rademacher hat das Zusatzschild in Merseburg finanziert.

www.merseburger-altstadtverein.de

Impressionen vom 24. April 2019Fotos: Heinz Biemann

Page 3: geht nicht um die Familienehre“ Namensgeber der ......„Esgeht nicht um die Familienehre“ Namensgeber der Rademacherstraße zu Besuch mz.web.de Von Emily Mann, 28.04.19, 09:00

Impressionen vom 24. April 2019Fotos: Heinz Biemann

Page 4: geht nicht um die Familienehre“ Namensgeber der ......„Esgeht nicht um die Familienehre“ Namensgeber der Rademacherstraße zu Besuch mz.web.de Von Emily Mann, 28.04.19, 09:00

Impressionen vom 24. April 2019

Fotos: Heinz Biemann

Stadtfriedhof St. Maximi Merseburg


Recommended